MINISTERIUM FÜR SOZIALES, ARBEIT, GESUNDHEIT UND DEMOGRAFIE

Wohnen im inklusiven Sozialraum

Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen aus der zweiten Regionalkonferenz der InitiativeSozialraumInklusiv (ISI)

Mainz, September 2019 2

Inhalt

Einleitung Wege verbinden! 3 Grußwort: Inklusiver Sozialraum in den Kommunen – 4 wo stehen wir in Rheinland-Pfalz? Wohnen, wo und wie ich will? 8

Impulse 1. Inklusiver Sozialraum – Chance und Herausforderung 12 2. Kommune Inklusiv – Wohnen und Leben im inklusiven Sozialraum 17

Plenum Statusreport: Inklusiver Sozialraum 20

Forum 1 Gute Beispiele: 26 Wohnen als Baustein in inklusiven Planungsprozessen Forum 2 Strategie-Workshop: Loslegen – aber wie? 30 Forum 3 Denkfabrik: Mehrwert für Kommunen durch inklusive Sozialräume 34

Plenum Quo vadis inklusiver Sozialraum: Wie wollen wir eigentlich leben? 38

Impressum 42 3

Einleitung

Wege verbinden!

Liebe Leserinnen und liebe Leser, sehr geehrte Konferenzteilnehmerinnen und Konferenzteilnehmer,

am 23. September 2019 haben wir in zur zweiten von sechs Regionalkonferenzen der InitiativeSozialraumInklusiv (ISI) zum Thema „Wohnen im inklusiven Sozialraum“ eingeladen und möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich für die engagierte Teilnahme aller Besucherinnen und Besucher bedanken! Wir wissen, Wege verbinden. Im Laufe der Veranstaltung haben wir unterschiedliche Wege hin zu einem inklusiven Sozialraum kennengelernt. Wir hegen die Hoffnung, dass durch den regen Austausch und die Diskussionen im Plenum sowie in den Foren Verbindungen zwischen den Akteurinnen und Akteuren entstanden sind, die bereichern und im besten Fall neue Ideen und Pläne hervorbringen. Warum eignet sich Rheinland-Pfalz besonders gut als Ausrichter dieser Konferenz? Im bundesweiten Vergleich gibt es in Rheinland-Pfalz die meisten kommunalen Aktionspläne zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Inklusives Wohnen bedeutet, dass alle Menschen je nach Lebenssituation selbstbestimmt entscheiden können, wo und wie sie leben wollen. Bei der Konferenz wurde deutlich, dass nur gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen ein inklusiver Sozialraum gestaltet werden kann.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Dr. Volker Sieger Leiter Bundesfachstelle Barrierefreiheit

Matthias Rösch Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen Rheinland-Pfalz 4

Dr. Alexander Wilhelm, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz

Grußwort Inklusiver Sozialraum in den Kommunen – wo stehen wir in Rheinland-Pfalz? Staatssekretär Dr. Alexander Wilhelm

Sehr geehrte Damen und Herren, am 26. März und Inklusion von Menschen mit 2009 trat die UN-Behindertenrechtskonvention Behinderungen, gerade auch beim Wohnen. (UN-BRK) in Deutschland in Kraft. Kernstück Ich darf Ihnen sagen, Rheinland-Pfalz der Konvention ist ihre konsequente trägt den inklusiven Gedanken in sich und Ausrichtung auf den Abbau von Barrieren in war immer bereit, eine Vorreiterrolle zu allen Lebensbereichen und besonders der übernehmen. Blick auf die Autonomie, Selbstbestimmung 5

Landesaktionsplan zur Umsetzung der Umsetzung ihrer Aktionspläne befasst sind UN-Behindertenrechtskonvention und von uns unterstützt werden. Teilhabe verwirklichen, Gleichstellung durchsetzen Ich möchte unseren bundesweit ersten und Selbstbestimmung ermöglichen sind Landesaktionsplan zur Umsetzung der seit Jahren wichtige Ziele der rheinland- UN-BRK aus 2010 erwähnen sowie pfälzischen Politik für und mit Menschen dessen aktuell laufende Fortschreibung, mit Behinderungen. Aus diesem Grund die ebenfalls die erste in Deutschland ist unterstützt Rheinland-Pfalz die mit dem und in 2020 abgeschlossen sein wird. Bundesteilhabegesetz beabsichtigten Der Landesaktionsplan ist Leitlinie und Zielsetzungen, gerade auch im Bereich Steuerungselement für die Umsetzung der Wohnen. Wir sind aber auch der Auffassung, UN-BRK in unserem Land. Er definiert zehn dass der Prozess von Inklusion und Teilhabe Handlungsfelder – von der Bildung über nicht von heute auf morgen umgesetzt Arbeit, Gesundheit, Mobilität und natürlich werden kann. Es ist aber richtig und wichtig, dem Wohnen – und damit ganz spezifische dass Menschen mit Behinderungen, die in Ziele, die sich die Landesregierung gesetzt besonderen Wohnformen leben, auch dort hat. Er ist auch ein Vorbild für die vielen als Mieterin und Mieter anerkannt werden. kommunalen Aktionspläne. Aber die dafür notwendige Umstellung löst Ängste und Sorgen aus. Auch bedeutet sie „Das Ministerium unterstützt alle, die sich für die Menschen mit Behinderungen und ihre auf den Weg zu einer inklusiven Kommune Angehörigen bzw. Betreuerinnen und Betreuer machen“ einen Verwaltungsmehraufwand. Dies kann ich gut nachvollziehen und nehme das ernst. Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Rheinland-Pfalz hat deshalb im Rahmen Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz einer sogenannten Umsetzungsvereinbarung (MSAGD) unterstützt unter Federführung Regeln geschaffen, die es ermöglichen, des Landesbeauftragten ideell und finanziell innerhalb von drei Jahren diese Umstellung alle, die sich auf den Weg zu einer inklusiven vorzunehmen. Inklusion bedeutet, dass jeder Kommune machen. Mittlerweile gibt es Mensch dazu gehört. Es ist daher unser Ziel, mehr als 30 Kommunen, die bereits mit der dass alte und junge Menschen, reiche und ˃˃

Einblick ins Plenum Rund 180 Gäste kamen zur Veranstaltung in Mainz. 6 arme, Menschen mit Unterstützungsbedarf Gesundheitsförderung (LZG). Sie berät beim und ohne gemeinsam in den Quartieren Aufbau neuer Wohnformen und hat schon und Dörfern leben können. Rheinland- zahlreiche Projekte bei der Umsetzung Pfalz unterstützt deswegen mit einer begleitet. Reihe von Maßnahmen die Verbesserung der Wohnsituation von Menschen mit „Wir brauchen zukünftig mehr Unterstützungsbedarf und den Ausbau der barrierefreie Wohnungen“ Barrierefreiheit. Dazu zählt auch der Aufbau neuer sozialraumorientierter Wohnformen, wie Mit einer Arbeitsgemeinschaft zusammen mit Wohn-Pflege-Gemeinschaften, barrierefreie den kommunalen Wohnungsunternehmen Quartiersmodelle oder gemeinschaftliche im Land haben wir Quartiersprojekte nach Wohnprojekte. dem Bielefelder Modell vorangebracht. Hier zeigt sich, dass gerade Menschen mit Rheinland-Pfalz übernimmt eine Behinderungen in diesen Modellen passenden bundesweite Vorreiterrolle Wohnraum finden und durch die 24-Stunden- Anwesenheit eines Sozialdienstes auch Bereits lange vor Inkrafttreten des die nötige Versorgung. Wohnprojekte, die Bundesteilhabegesetzes haben wir uns inklusiven Wohnraum vorsehen, können im Land gemeinsam mit den Trägern darüber hinaus eine Anschubförderung bis auf den Weg gemacht und Anfang 2005 zu 10.000 Euro für Unterstützungsleistungen die „Zielvereinbarung Wohnen“ zur z. B. im Bereich Planung und Entwicklung Stärkung gemeindenaher Wohn- und erhalten. Für eine sozialräumliche Unterstützungsformen für Menschen Entwicklung der Wohnangebote ist aber auch mit Behinderungen abgeschlossen mit das Thema bauliche Barrierefreiheit von dem Ziel, ihnen eine den individuellen großer Wichtigkeit, denn wir brauchen künftig Wünschen entsprechende Wohnform mehr barrierefreie Wohnungen. Deshalb anbieten zu können. Die Vereinbarung fördert das Land seit über zehn Jahren die hat auch dazu geführt, dass Rheinland- Landesberatungsstelle Barrierefrei Bauen Pfalz durch das persönliche Budget „Hilfe und Wohnen bei der Verbraucherzentrale nach Maß“ eine bundesweite Vorreiterrolle (VZ) mit insgesamt 13 Beratungsstellen. übernommen hat. Durch die zukünftig in Sie sehen: Rheinland-Pfalz unterstützt Rheinland-Pfalz einheitliche Zuständigkeit intensiv die Verbesserung der Wohnsituation für alle Leistungen und Leistungsformen für von Menschen mit Behinderungen und erwachsene Menschen mit Behinderungen die nächsten Schritte stehen bereits und die damit einhergehenden gleichen an: Mit der geplanten Novellierung des Regelungen zur zukünftigen Finanzierung Landesbehindertengleichstellungsgesetzes der Fachleistung wird dieser Prozess deutlich wird das Ziel verfolgt, die gleichberechtigte gestärkt. Darüber hinaus investieren wir in Teilhabe von Menschen mit Behinderungen die Entwicklung neuer Wohnmodelle und am Leben in der Gesellschaft zu unterstützen Kommunen, Initiativen und gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Wohnungsgesellschaften, die sozialräumlich Lebensführung zu ermöglichen. Dieses orientierte Wohnmodelle umsetzen wollen, Gesetz wird auch zu einer zukünftig noch mit zahlreichen Maßnahmen: Ein Beispiel ist stärker am Sozialraum ausgerichteten die von uns finanzierte Landesberatungsstelle inklusiven Politik beitragen. Wir wollen in neues Wohnen bei der Landeszentrale für Rheinland-Pfalz in Zukunft deutlich mehr 7

Im Foyer konnten die Gäste ihre Vorstellung von einem inklusiven Sozialraum auf Leinwände schreiben. inklusiven Wohnraum. Die Modelle, die wir jetzt schon umgesetzt haben, sind dabei Steckbrief und Vision unsere Vorbilder für ein flächendeckendes Angebot an ambulanten und inklusiven Dr. Alexander Wilhelm Wohnmöglichkeiten. Dies muss vor dem Organisation: Ministerium für Soziales, Hintergrund des demografischen Wandels Arbeit, Gesundheit und Demografie auch ganz allgemeines Interesse sein. Auch Funktion: Staatssekretär deshalb wollen wir vor Ort gemeinsam mit den Arbeitsschwerpunkt(e): Soziales, Arbeit, Akteurinnen und Akteuren und Menschen mit Gesundheit und Demografie Behinderungen entscheiden, welcher Weg Website: www.msagd.rlp.de der richtige ist, und auf dieser Basis die dafür notwendigen Umsetzungsschritte vereinbaren. „Einen inklusiven Sozialraum zu schaffen, Ich bin mir sicher, dass die dafür geschaffenen ein Lebensumfeld, welches allen Menschen, Rahmenbedingungen dies unterstützen. ob mit oder ohne Behinderungen offensteht, ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung, an der wir fortlaufend arbeiten müssen. Bezogen auf das Thema Wohnen ist es daher erklärtes Ziel in Rheinland-Pfalz, dass alte und junge, reiche und arme, Menschen mit Unterstützungsbedarf und ohne, gemeinsam in den Quartieren und Dörfern leben können, damit sie lange ein Zuhause für sie sind.“ 8

Einführung in das Thema: Wohnen, wo und wie ich will? Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit

Wohnen im inklusiven Sozialraum hört sich im als früher. Partnerschaften finden sich, ersten Moment trivial an. Selbstverständlich zerbrechen und entstehen unter anderen benötigt jeder Mensch eine Wohnung, die im Vorzeichen und Rahmenbedingungen neu. besten Fall auf seine oder ihre Bedürfnisse Gestern ohne, heute mit Kindern. Patchwork zugeschnitten ist. Und selbstverständlich ist kein Einzelfall. Auch pflegebedürftige gehört hierzu auch ein barrierefreies Angehörige werden bei steigendem Wohnumfeld, welches das tägliche Leben Durchschnittsalter irgendwann fast zum einfach und angenehm macht. Schaut Normalfall für jeden Menschen, auch für man sich allerdings den Artikel 19 der UN- Menschen mit Behinderungen. Folglich Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), der stellen all diese Irrungen und Wirrungen des sich auf die unabhängige Lebensführung Lebens nichts Besonderes dar. Sie erfordern und die Einbeziehung in die Gemeinschaft von jedem Menschen, je nach Situation, bezieht, genau an, wird man leicht feststellen, von Zeit zu Zeit zu entscheiden, wo der dass Wohnen im inklusiven Sozialraum eine Lebensmittelpunkt sein soll und in welcher viel, viel größere Dimension aufweist. In dem familiären oder sonstigen Konstellation das Artikel wird Menschen mit Behinderungen eigene Leben stattfinden soll. Damit bin ich das Recht zugestanden, gleichberechtigt thematisch sehr nahe am Artikel 19 der UN- ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu BRK. Ich entscheide oder muss mich für einen entscheiden, wo und mit wem sie leben Aufenthaltsort entscheiden und dafür, wo und möchten. Im Kern geht es hier gar nicht um mit wem ich leben will. Der einzige Haken Wohnen. Es geht um Leben. Meine Wohnung, dabei: Für Menschen mit Behinderungen also die eigenen, im besten Fall auf meine funktioniert das in aller Regel nicht – und Bedürfnisse ausgerichteten vier Wände, schon gar nicht reibungslos. stellt lediglich den zeitlich befristeten, weil meiner aktuellen Lebens- und Arbeitssituation „Maßstab für tatsächliche Inklusion entsprechenden Fixpunkt dar. Lebensentwürfe ist das ganze Leben“ und -situationen ändern sich jedoch. Erwerbsbiografien, die nicht vom ersten bis Für die meisten Menschen mit Behinderungen zum letzten Arbeitstag vorhersehbar sind, stellt es schon einen großen Fortschritt dar, werden in unserer Gesellschaft zur Regel. wenn ihre Bedarfe und Bedürfnisse an einem Soziale Beziehungen verändern sich schneller definierten Wohnort, in einer zur Verfügung ˃˃ 9

Dr. Volker Sieger Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit 10

stehenden Wohnung und unter Beachtung vorhandener oder notwendiger Versorgungs- und Dienstleistungsstrukturen angemessen berücksichtigt werden. Dies allein ist schon eine große Herausforderung. Dem Artikel 19 „Wenn Vielfalt das Ziel ist, dann ist der Behindertenrechtskonvention ist damit Teilhabe der Weg dahin“ aber bei weitem noch nicht Genüge getan. Inklusion im Sinne der Konvention bezieht sich nicht allein auf eine konkrete Lebenssituation Wenn die InitiativeSozialraumInklusiv an einem konkreten Ort. Maßstab für also nur werben kann, dann braucht es tatsächliche Inklusion ist das ganze Leben, Akteurinnen und Akteure, die die Intention in wechselnden Kontexten, zumeist an der Initiative aufgreifen. Ansonsten würde unterschiedlichen Orten. sie ins Leere laufen. Diese Akteurinnen und Akteure sind Sie. Sie sind diejenigen, die „Inklusion bedeutet für alle Menschen, von auf lokaler und regionaler Ebene Strukturen Beginn an mittendrin dabei zu sein“ schaffen und Menschen befähigen können. Sie sind diejenigen, die es Menschen mit Warum betone ich das? Keineswegs, um all Behinderungen ermöglichen können, ihren die lokalen und regionalen Anstrengungen für Aufenthaltsort frei zu wählen. Wohnen, wo die Schaffung eines inklusiven Sozialraums und wie ich will. Auf der Basis eines hoffentlich klein zu reden. Mir geht es vielmehr um ein gemeinsamen Verständnisses von Inklusion gemeinsames Verständnis von Inklusion. können Maßnahmen geplant und realisiert Inklusion bedeutet für alle Menschen, mit und werden, die es Menschen ungeachtet ihrer ohne Behinderung, von Beginn an mittendrin Einschränkungen ermöglichen, ihr Leben dabei zu sein, heute hier, morgen dort. selbstbestimmt zu gestalten, ihre sozialen Dafür wirbt die InitiativeSozialraumInklusiv Beziehungen ohne Barrieren zu pflegen und (ISI) in unterschiedlichen Regionen, zu der Gesellschaft den Charakter zu verleihen, unterschiedlichen Themen. Als bundesweite den sie dringend benötigt – den vielfältigen. Initiative kann sie keine Strukturen aufbauen, Wenn sich dieser Gedanke vor Ort durchsetzt, um Menschen mit Behinderungen ein haben wir bereits viel gewonnen. Dann stellt selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. sich auch nicht mehr die Frage: Lohnen sich Sie kann allerdings werben. Werben für eine die Anstrengungen? Ist es den Aufwand wert? Gesellschaft, in der allen alles möglich ist, in Verursacht es nicht zu hohe Kosten? Gibt es der anders sein nicht zum Teilhaberisiko wird, nicht andere Lösungen? Wenn Vielfalt das Ziel in der Vielfalt nicht zum Problem, sondern ist, dann ist Teilhabe der Weg dahin. zur Lösung gehört. Nicht ohne Grund hat der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen seine Amtszeit unter das Motto „Demokratie braucht Inklusion“ gestellt. 11

„Wohnen in einem inklusiven Sozialraum ist Steckbrief und Vision keine statische Angelegenheit. Im Kern geht Dr. Volker Sieger es nicht um Wohnen, sondern um Leben. Meine Wohnung, also die eigenen, im besten Fall auf meine Bedürfnisse ausgerichteten Organisation: Bundesfachstelle Barrierefreiheit vier Wände, stellt lediglich den zeitlich Leiter Funktion: befristeten, weil meiner aktuellen Lebens- und Arbeitsschwerpunkt(e): Barrierefreiheit Arbeitssituation entsprechenden Fixpunkt dar. Website: Lebensentwürfe ändern sich jedoch. Inklusiv www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de ist eine Gesellschaft erst dann, wenn ich problemlos dort wohnen und leben kann, wo es mich gerade hin verschlägt.“ 12

Impulse

1. Inklusiver Sozialraum – Chance und Herausforderung

Die Sozialraumorientierung greift die Deutsche Verein in seinen sozialpolitische Leitidee der UN- Eckpunkten den Begriff inklusiver Behindertenrechtskonvention auf, Sozialraum definiert: nämlich Exklusion zu verhindern und Inklusion zu stärken. Insofern zwingt „Inklusive Sozialräume sind die Inklusionsdebatte Politik, gleichermaßen individuelle Verwaltung und Träger von Lebensräume und strategische Einrichtungen und Diensten dazu, Handlungsräume mit einer sich mit sozialräumlichen inklusiven Zielrichtung. Diese Handlungsansätzen inklusive Zielrichtung zeichnet sich auseinanderzusetzen. Der Deutsche dadurch aus, dass das Verein versteht „Sozialraum“ als selbstbestimmte und Leitbegriff für die kommunale Politik gemeinschaftliche Leben aller und Verwaltung. Im Jahr 2011 hat der Menschen ermöglicht werden soll.“

Uwe Hellwig Wissenschaftlicher Referent im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. 13

Wichtig für die Arbeit im Sozialraum ist es, die Steckbrief und Vision Handelnden vor Ort zu beteiligen. Für die Akteurinnen und Akteure muss ein Nutzen Uwe Hellwig erkennbar sein. Das Denken in Leistungsketten könnte hilfreich sein. Die Organisation: Deutscher Verein für Handelnden müssen sich als Glied einer Kette öffentliche und private Fürsorge e.V. wiederfinden und die Beziehung zu vorherigen Funktion: Wissenschaftlicher Referent oder folgenden „Kettengliedern“ muss Arbeitsschwerpunkt(e): Sozialplanung erkennbar sein. Dann ist das ein Lernprozess und Sozialberichterstattung, Wohnen und und das fertige Konzept ein „Masterplan“, mit demografischer/sozialer Wandel dem sich wirklich etwas bewegen lässt. Das Website: www.deutscher-verein.de gilt insbesondere für soziale Aufgaben und soziale Dienstleistungen. Dafür gibt es keinen „Meine Wünsche für einen inklusiven Markt wie für Kleidung oder für Sozialraum sind, dass alle Menschen im Computerspiele. Soziale Aufgaben, soziale Sozialraum ohne Barrieren miteinander Einrichtungen und Dienstleistungen müssen kommunizieren und leben können. Dabei ist geplant werden, damit das stattfindet, was der es egal ob dies junge oder alte Menschen, Deutsche Verein zum grundsätzlichen Ziel Menschen mit Behinderung, Menschen mit sozialräumlichen Handelns erklärt hat: nämlich Migrationshintergrund oder Flüchtlinge sind. die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure. Teilhabechancen für alle sowie ein inklusiver Je besser es gelingt, sie im Sozialraum an der Sozialraum sind eine Bereicherung für alle. Ausarbeitung eines Entwicklungs- und Die Schaffung inklusiver Sozialräume ist Handlungskonzepts zu beteiligen und ihre aber auch als Aufforderung an uns alle zu Interessen aufzunehmen, desto mehr und verstehen. Ein inklusiver Sozialraum für alle.“ intensiver werden sie an der Umsetzung fachlichen Ansatzes der Mittelbedarf für die mitwirken können. Trotzdem bleibt immer ein Hilfen sogar kurzfristig ansteigen kann. Spannungsfeld zwischen der regelhaften, formal denkenden und handelnden Verwaltung Warum brauchen wir inklusive und den spontan und emotional agierenden Sozialräume? Menschen vor Ort. Zur Finanzierung: Der Deutsche Verein hat vorgeschlagen, dass Sie alle kennen Kommunen, in denen eine Kommunen sozialräumliches Handeln zunehmende soziale Entmischung mit grundlegend und dauerhaft regeln. Der Aufbau Herausbildung oder Verfestigung von verlässlicher Netzwerke kostet Zeit und Problemquartieren besteht. Der Personalanteile. Fortbildungen zur demografische und soziale Wandel hat zur Anwendung der Methoden sozialräumlichen Folge, dass lange verfolgte Integrationswege Arbeitens sind für alle Akteurinnen und an Bedeutung verlieren. Die Bindung an Akteure unabdingbar. Ich sage deshalb ganz gesellschaftlich relevante Institutionen nimmt deutlich: Sozialraumorientierung ist kein ab. Bisherige Versorgungs- und Sparschwein, sondern ein fachlicher Ansatz, Dienstleistungskonzepte in der Alten-, Jugend- dem entsprechende Ressourcen beigestellt und Behindertenhilfe stoßen zunehmend an werden müssen. Bisherige Erfahrungen haben ihre Grenzen. Das familiäre gezeigt, dass insbesondere in den ersten Unterstützungspotenzial verringert sich und Jahren der Einführung eines solchen zeitgleich erhöht sich die Nachfrage nach ˃˃ 14 professioneller Unterstützung. Die Teilhabe Um dies aufzubrechen, brauchen wir starke, von Menschen an der Gesellschaft beginnt handlungsfähige und kreative Kommunen, die dort, wo sie wohnen, nämlich im Sozialraum. die wachsende gesellschaftliche Vielfalt nicht nur verwalten, sondern im Sinne eines „Inklusion ist ein kritischer Einwand lebendigen und inklusiven Zusammenlebens gegen bestehende Realitäten“ im Sozialraum gestalten. Oft sind es kleinschrittige und kreative Überlegungen und Im Kern geht es um Wechselwirkungen Lösungen, die zum Teil ohne oder mit nur zwischen individuellen Beeinträchtigungen geringem finanziellem Aufwand umgesetzt sowie einstellungs- und umweltbedingten werden können. Wenn wir den Barrieren. Dabei muss der Begriff des gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken „inklusiven Gemeinwesens“ als Ideal und nicht wollen, müssen wir die Kommunen und als Programm verstanden werden. So örtlichen Gemeinschaften stärken. Dazu zählt gesehen ist Inklusion ein kritischer Einwand auch, alle Bürgerinnen und Bürger mit ihren gegen bestehende Realitäten. Jede öffentliche Potenzialen und ihrem Engagement Verwaltungseinheit und jede Organisation hat einzubeziehen. Die Teilhabe von Menschen den Auftrag, Inklusion im Rahmen ihrer mit Behinderungen ist ein weiteres wichtiges Zuständigkeit umzusetzen. Dabei reicht es Thema, wenn es um gesellschaftlichen nicht aus, öffentliche Einrichtungen barrierefrei Zusammenhalt geht. Mit dem zu gestalten. Entscheidend ist die Bundesteilhabegesetz ist ein wesentlicher Wechselwirkung auf lokaler Ebene. Inklusive sozialpolitischer Reformprozess und Angebote des öffentlichen Raums und des Paradigmenwechsel vollzogen worden. Ziel ist Sozialen vermindern Doppelarbeit, schaffen es, Menschen mit Behinderungen eine Synergien und steigern damit die Effizienz der Teilhabe in allen Bereichen für eine Angebote. In inklusiven Lebensräumen sind selbstbestimmte Lebensführung zu nicht alle, aber einige spezialisierte Angebote ermöglichen. Die aktuelle Herausforderung entbehrlich. Die Zusammenführung besteht nun darin, die komplexen unterschiedlicher Leistungsbereiche und die Neuregelungen bestmöglich in die Praxis fachübergreifende Bearbeitung sozialer umzusetzen. Im Fokus stehen dabei Themen Problemlagen können Leistungserbringung wie die Trennung der Fachleistungen von aus einer Hand und integrierte Beratung Leistungen der Existenzsicherung im Bereich erleichtern. Ich warne nochmals davor, bei der der Wohnformen, die Teilhabe am Einführung inklusiver Angebote allzu Arbeitsleben und die Ausgestaltung der neuen reflexartig auf die knappen kommunalen Leistungen zur Sozialen Teilhabe. Kassen zu verweisen. Schließlich sind auch die volkswirtschaftlichen Kosten von Was wollen wir mit inklusiven Sondersystemen ziemlich hoch. Die Sozialräumen erreichen? derzeitigen segregierenden Leistungssysteme stehen konträr zum Inklusionsgedanken. Ziel inklusiver Sozialräume ist es, durch individuelle Unterstützungsleistungen und „Wir brauchen starke Kommunen, die die generelle Maßnahmen Teilhabe zu gesellschaftliche Vielfalt im Sozialraum ermöglichen und Inklusion voranzubringen. gestalten“ Letztere entlasten die Unterstützungssysteme und können helfen, einen inklusiven Sozialraum auf- und auszubauen. Gelangt 15

Ein Teilnehmer nimmt durch seine Wortmeldung aktiv am Gespräch teil.

eine Person im Rollstuhl selbstständig sowohl barrierefreies Wohnen und Wohnumfeld, zum Bahnhof als auch in den Zug, braucht er Tourismus, Gastgewerbe, Zugang zu keine zusätzliche Unterstützung. Schülerinnen Einrichtungen der gesundheitsbezogenen und Schüler, die zum Unterricht gelangen und Versorgung, Sport- und Begegnungsstätten, dem Unterricht mit ihren unterschiedlichen ÖPNV sowie der Zugang zu kulturellen Voraussetzungen folgen können, benötigen Angeboten und Veranstaltungen. Die keine gesonderte Begleitung oder Hilfe auf Umsetzung der Barrierefreiheit braucht geteilte Kosten der Jugend- oder Eingliederungshilfe. Ziele und gemeinsame Anstrengungen von Also Abbau von Hürden als Grundauftrag im Akteurinnen und Akteuren aus Politik und besten Sinne. Teilhabechancen für alle sowie Verwaltung, Zivilgesellschaft und inklusive Sozialräume sind eine Bereicherung Privatwirtschaft. Bund, Länder und für alle. Nicht der Rollstuhl, der Kinderwagen, Kommunen, aber auch die der Rollator oder die Gehstöcke sind Barrieren Sozialversicherungsträger stehen in der und halten Menschen davon ab, am Verantwortung, die entsprechenden gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es Rahmenbedingungen und Ressourcen zur sind fehlende oder desolate Aufzüge und Verfügung zu stellen. Es reicht nicht aus, von Rolltreppen, hohe Gehwegkanten, schlechte den Kommunen die Umsetzung inklusiver Wegeführungen, Arztpraxen ohne Aufzug oder Strukturen und Prozesse zu fordern. Die Aufzüge, die so eng sind, dass kein Rollstuhl Implementierung der erforderlichen inklusiven mit Begleitung reinpasst. Strukturen braucht Zeit. Wer Inklusion will, der muss letztlich auch Geld in die Hand nehmen. Was sind die Voraussetzungen inklusiver Für die Kommunen bedeutet dies, das weitere Sozialräume? Vorgehen bewusst abzuwägen. Fehlentwicklungen gilt es zu vermeiden, denn Barrierefreiheit ist ein wesentliches Merkmal Reparaturarbeiten zum Aufholen missglückter und zugleich Voraussetzung inklusiver Inklusion sind aufwendig und kostspielig. Die Sozialräume. Entsprechend müssen die Durchsetzung vermeintlicher oder Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen tatsächlicher individualisierter ausgerichtet werden. Dies umfasst u.a. Rechtsansprüche Einzelner auf Grundlage der ˃˃ 16

UN-Behindertenrechtskonvention ist riskant für bedeutet die Umsetzung in mehrfacher den Einzelnen, wenn die Durchsetzung seiner Hinsicht, Unterschiedliches Ansprüche nicht begleitet wird von zusammenzubringen, Verbindungen zu ausreichender individueller Unterstützung schaffen und herkömmliche Grenzen zu (Assistenz) und die kulturellen und überwinden. Integrative und inklusive strukturellen Voraussetzungen nicht gegeben Strategien erfordern das Zusammenwirken sind. Am deutlichsten zeigt sich das in der unterschiedlicher kommunaler Ebenen, schulischen Bildung. Die Entscheidung einer Fachlichkeiten, Ämter und Zuständigkeiten, Kommune, die Idee der Inklusion aufzugreifen horizontal und vertikal. Ich bin davon und umzusetzen, ist von vielen überzeugt, dass letztlich nur ein unterschiedlichen Bedingungen abhängig. ressortübergreifendes Konzept Erfolg haben Dazu gehört u.a. die Bewertung, wie wird. Wir müssen endlich aufhören, in aufwändig und konflikthaft der getrennten Kategorien zu denken. Wir müssen Veränderungsprozess gestaltet werden soll. unser versäultes System überwinden. Die Schließlich gehen mit institutionellen Kommunen müssen die Federführung für eine Veränderungsprozessen auch sogenannte integrierte Planung wahrnehmen. Inklusion „Übergangskosten“ einher. Befürchtungen vor muss als eine übergreifende Machtverlust, erhöhtem Arbeitsaufwand, Planungsorientierung in allen kommunalen erhöhte Unsicherheit, der Wegfall bestehender Planungsbereichen verankert werden. bzw. der Aufbau von neuen Routinen können Sämtliche Methoden und Prozesse – und das dazu führen, dass die Beharrungskräfte gilt ebenso für die Leistungen und Infrastruktur erstarken. der Kommunen – müssen auf inklusionsfördernde und -hemmende Aspekte „Wenn Inklusion als Querschnittsaufgabe überprüft werden. Für eine solche Prüfung begriffen wird, bedeutet das, herkömmliche empfiehlt der Deutsche Verein den von der Grenzen zu überwinden“ Montag Stiftung und dem Deutschen Verein herausgegebenen „Kommunalen Index für Geklärt werden muss auch die Frage, wie sich Inklusion“, der mit einem umfangreichen die Entwicklung von inklusiven Strukturen zu Fragenkatalog praxisnah Hilfestellungen gibt. anderen kommunalen Aufgaben verhält. Der Erfolg der Inklusionsprozesse hängt sehr stark Kommunale Sozialpolitik und ihre Umsetzung davon ab, welche Interessengruppen eine ist eine wichtige, wenn nicht derzeit sogar die Bereitschaft für strukturelle Veränderungen wichtigste kommunale Zukunftsaufgabe. Ein zeigen und sich dafür einsetzen. Inklusion als inklusiver Sozialraum erfordert einen Prozess hat Einfluss auf die Kommunen und gesellschaftlichen Wandel – nicht nur in den wirkt kulturbildend auf das Miteinander. Die Kommunen. Ein solcher Wandel hin zur Angebote der Akteurinnen und Akteure sind Inklusion ist nicht einfach und geht nicht von nicht allein fachspezifisch zu verstehen und zu heute auf morgen. Ein möglichst breit organisieren, sondern als Teil eines getragenes, gemeinsames Verständnis von sozialräumlichen Angebotsnetzes. Dem integrierten Sozialräumen eröffnet die Chance, Planungsauftrag zur Entwicklung eines Sozialraumorientierung als Instrument zur inklusiven Gemeinwesens steht effektiven Entwicklung der sozialen möglicherweise die Segregation vor Ort und in Infrastruktur, zur Qualitätssteigerung, zur den Organisationen entgegen. Wenn Inklusion Verwirklichung von Inklusion und zur als Querschnittsaufgabe begriffen wird, effizienten Bewirtschaftung von Ressourcen 17 zu nutzen. Ist die Forderung nach Inklusion Solidarität wird gelebt. Insofern ist Inklusion ein Gewinn? Der Inklusionsgedanke beinhaltet ein Gewinn! Unter dem Strich ist die Schaffung ein Gesellschaftskonzept, das die Vielfalt im inklusiver Sozialräume als Aufforderung an Zusammenleben als Vision propagiert. Das uns alle zu verstehen. Wir – die Handelnden impliziert die Frage: des Sozialen – sind in der Verantwortung, in unseren jeweiligen Arbeitsbereichen einen In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Beitrag dazu zu leisten, dass gleichberechtige 1. An Inklusion kommt keiner vorbei, denn die Teilhabechancen geschaffen werden. Das UN-Behindertenrechtskonvention gilt weltweit. können wir nur gemeinsam im 2. Inklusion kann nur gelingen, wenn jede Zusammenwirken von Kommunen, staatlichen Kommune und jedes Mitglied der Gesellschaft Institutionen, freier Wohlfahrt und der vielen mitwirkt. zivilgesellschaftlich engagierten Bürgerinnen und Bürger. Gelingt Inklusion, wird die Gesellschaft im Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Ergebnis durch ihre Vielfalt bereichert. Es dass Inklusion ein Gewinn für alle wird! besteht weniger Anpassungsdruck und

2. Kommune Inklusiv – Wohnen und Leben im inklusiven Sozialraum

Gracia Schade hat die Modellkommune aus rund 129 Sozialräumen in ganz „Kommune Inklusiv Verbandsgemeinde Deutschland für die Initiative Kommune Nieder-Olm“ aus Rheinland-Pfalz Inklusiv beworben. Das Besondere an vorgestellt, die in der Nähe der der Ausschreibung: Inklusion sollte in Landeshauptstadt Mainz liegt. Diese der Konzeption nicht nur Menschen mit Region gestaltet gemeinsam mit der Behinderung berücksichtigen, sondern Aktion Mensch das Thema Inklusion und auch andere Zielgruppen. Die Aktion wurde bereits als „Ort der Vielfalt“ vom Mensch hat in einem Verfahren schließlich Bundesministerium für Familie, Senioren, fünf modellhafte inklusive Sozialräume Frauen und Jugend ausgezeichnet. ausgewählt. Diese haben das Ziel, Lebens- und Arbeitsumfelder inklusiv zu gestalten. Die Initiative Kommune Inklusiv ist Dabei werden sie von der Aktion Mensch eine Initiative der Aktion Mensch zur unterstützt. Neben der Verbandsgemeinde bundesweiten Förderung der lokalen Nieder-Olm in Rheinland-Pfalz werden Inklusionsnetzwerke mit Handelnden auch Schwäbisch-Gmünd, , aus Vereinen, Verbänden, Selbsthilfe, Schneverdingen und Rostock gefördert. Unternehmen und der kommunalen Verwaltung. 2016 haben sich Netzwerke, Was macht die Verbandsgemeinde Organisationen und politisch Verantwortliche Nieder-Olm besonders? ˃˃ 18

Wesentlich für einen erfolgreichen • ein taktiles Leitsystem und Inklusionsprozess ist, dass sich alle Bodenindikatoren im Rathaus Verantwortlichen der Stadt, Gemeinde zur Orientierung für blinde und oder des Kreises vernetzen. Denn nur sehbehinderte Menschen indem ansässige Vereine, Verbände, • Praktikumsplätze in der Unternehmen und die kommunale Verwaltung Verbandsgemeinde-Verwaltung für gemeinsame Ziele vertreten, können sie ihren Menschen mit Behinderung Sozialraum im Sinne der Inklusion nachhaltig • Informations- und Schulungsangebote weiterentwickeln. In einem vertrauensvollen für Erzieherinnen und Erzieher Umgang miteinander, im Gespräch mit der • die Barrierefreiheit bei Wahlen Aktion Mensch und der Kommune, dem • ein Gebärdensprachkurs für Mitarbeitende Verbandsbürgermeister Ralph Spiegler und einigen weiteren Netzwerkpartnerinnen und „Von unserer Erfahrung sollen Kommunen -partnern hat die Verbandsgemeinde gezeigt, im ganzen Land profitieren“ dass sie zusammen ein starkes, kompetentes Netzwerk sind, das von Anfang an die Die wichtigste Grundlage ist, die enge Unterstützung des Verbandsbürgermeisters Zusammenarbeit mit der Kommune, denn hatte. Zudem ist auch das Konstrukt der die Gestaltung inklusiver Sozialräume geht Verbandsgemeinde interessant gewesen, nur Hand in Hand mit ihr und weiteren denn Nieder-Olm besteht aus acht Beteiligten. Die Verbandsgemeinde wird Ortsgemeinden. weiterhin im Prozess durch Experten begleitet. Die Aktion Mensch unterstützt die einzelnen Welche Maßnahmen hat Nieder-Olm Modellkommunen nicht nur finanziell, sondern bisher umgesetzt? auch durch Fortbildungen, beim Aufbau eines Prozessmanagements oder durch Im Jahr 2011 hat Nieder-Olm als erste Austauschtreffen der Modellkommunen. Verbandsgemeinde in Rheinland-Pfalz Jährlich finden fünf Koordinatorentreffen einen eigenen Aktionsplan im Sinne der mit den Modellregionen statt, um einander UN-Behindertenrechtskonvention erstellt, austauschen und voneinander lernen zu der kontinuierlich umgesetzt wird. Die können. Zudem wird das Projekt durch die Basis des heutigen Netzwerkes ist die Goethe-Universität in Frankfurt am Main Zusammenarbeit von Einwohnerinnen und wissenschaftlich begleitet und auch evaluiert, Einwohnern mit Behinderung, die in der denn von dem Erfahrungsschatz sollen Verbandsgemeinde Nieder-Olm leben, mit später Kommunen im ganzen Land profitieren Vertreterinnen und Vertreter verschiedener können. Institutionen, Gruppierungen und politischer Parteien. Auf Initiative dieses Arbeitskreises Handlungsfelder und Zielgruppen hat es in allen Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Begehungen gegeben, Zielgruppen sind Menschen mit Behinderung, um zu prüfen, welche Barrieren bestehen, Menschen mit Fluchterfahrung sowie und wie sie beseitigt werden können. Menschen im höheren Alter (60 plus). Unter Inzwischen sind schon viele Maßnahmen dem Motto: „Alle sind wichtig – für ein gutes wie beispielsweise Bürgersteigabsenkungen Miteinander“ plant die Verbandsgemeinde, die oder Blindenleitsysteme umgesetzt worden. Handlungsfelder Arbeit, Gesundheit, Bildung Beispiele weiterer umgesetzter Maßnahmen sind: (Erwachsenenbildung) und Freizeit inklusiver 19

Gracia Schade Netzwerkkoordination Kommune Inklusiv Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen, Mainz e.V.

zu gestalten. Im Handlungsfeld „Arbeit“ geht es primär um die Arbeitsmarktintegration von Steckbrief und Vision Menschen mit Behinderung und geflüchteten Menschen. Das Themenfeld Gesundheit Gracia Schade betrifft alle drei Zielgruppen. Materialien zur Gesundheitsprävention wurden bereits in Organisation: Zentrum für selbstbestimmtes einfache Sprache übertragen. Zudem sollen Leben behinderter Menschen, Mainz e.V. zukünftig Fachleute im Gesundheitswesen Funktion: Netzwerkkoordination Kommune geschult werden. Bildungsangebote Inklusiv VG Nieder-Olm stehen bereits Menschen mit kognitiven Arbeitsschwerpunkt(e): Inklusion Einschränkungen zur Verfügung. Geplant sind vor Ort umsetzen, Vernetzung fördern, weitere Bildungsangebote für Seniorinnen Zielgruppen gewinnen und zur Partizipation und Senioren. Das Freizeitthema betrifft motivieren, Austausch mit der Kommune, alle drei Zielgruppen. Vor allem müssen Weiterentwicklung der Projekte Freizeitanbieterinnen und Freizeitanbieter für Website: vg-kino.de das Thema Inklusion sensibilisiert werden „In der Verbandsgemeinde Nieder-Olm „Wohnen ist kein ist ein gleichberechtigtes Miteinander eigenes Handlungsfeld“ unabhängig von Alter, Behinderung, Herkunft, sexueller Identität, Religion, oder anderer Das Thema „Wohnen“ ist kein eigenes Merkmale selbstverständlich. Inklusion Handlungsfeld in dem Projekt. Dennoch betrifft demnach nicht nur Menschen mit hat die Sozialraumorientierung Einfluss Behinderung, sondern alle Menschen, die auf das Thema „Wohnen“. Deshalb Teilhabebeschränkungen haben. Das können steht die Verbandsgemeinde für auch Alleinerziehende, Familien oder sozial entsprechende Themen wie Mobilität, benachteiligte Menschen sein. Inklusion Infrastruktur, Arbeit, Gesundheit und muss für alle Lebensbereiche gelten, nicht Freizeit zur Verfügung. Dazu zählt auch nur in Kita und Schule.“ die gemeinsame Planung mit Akteurinnen und Akteuren inklusiver Wohnprojekte. 20

Von links: Joachim Speicher, Torsten Einstmann, Dr. Heike Kaster-Meurer, Plenum Eva Maria Keßler Statusreport: Inklusiver Sozialraum 21

Moderator: Ist Nieder-Olm ein Best- Moderator: Ist in Inklusion Practice-Beispiel für Inklusion geworden? eine Querschnittsaufgabe, trotz der Problematik der unterschiedlichen Speicher: Wenn es um den Bereich der Zuständigkeiten? Strukturplanung und die kommunale Verantwortung geht, ganz sicher. Inklusion ist Dr. Kaster-Meurer: Federführend für die über die UN-Konvention entstanden. Doch Lösung dieser Aufgabe muss die Verwaltung was heißt das schon? Ist ein Mensch, der einer Kommune sein. Es geht nicht nur um nach einem Schlaganfall seitlich gelähmt ist, Menschen mit Behinderung, sondern auch um nicht auch jemand, der nach deutschem die Frage: Wie können junge Menschen, Sozialrecht ein Pflegebedürftiger ist? Dennoch Familien und Seniorinnen und Senioren sowie haben wir für diesen Fall andere geflüchtete Menschen miteinander in einem Pflegestrukturplanungssysteme, die dafür Quartier leben? Das ist die Herausforderung zuständig sind, wie ihr oder sein Sozialraum für uns als Kommune, weil es keine Struktur aussehen soll. Die Konvention sagt nicht, dass gibt. Wenn wir Inklusion für bestimmte wir noch mal innerhalb des deutschen Quartiere definieren wollen, stoßen wir an Sozialrechts trennen. Nieder-Olm ist ein Grenzen. Im Jahr 2014 haben wir es wunderbares Beispiel dafür, dass wir mit der gemeinsam mit den Franziskanerbrüdern, der zielgruppenübergreifenden Inklusion den Verwaltung und der Aktion Mensch geschafft, richtigen Weg gewählt haben. ein Quartiersmanagement in einem ausgewählten Quartier aufzubauen. Was Moderator: Sind die verschiedenen passierte? Das Programm ist nach drei Jahren Paragrafen in den Sozialgesetzbüchern ausgelaufen und für die Beantragung einer eher hinderlich für diese Verlängerung fehlten uns 12.000 Euro. Diese Querschnittsaufgabe? dreijährigen Förderperioden führen zu keinem Ergebnis. Wir müssen Strukturen etablieren, Einstmann: Zumindest nicht förderlich. Dieser die auf Dauerhaftigkeit ausgelegt sind. Die Umstand ist historisch gewachsen und es gibt Verstetigung von Institutionen, die personelle Versuche, diesen aufzubrechen. Ein Stichwort Ausstattung sowie die Bündelung der ist das persönliche Budget oder die Kompetenzen könnte eine Lösung sein. Regelungen im Bundesteilhabegesetz, die versuchen, über die einzelnen Moderator: Wie kann ein Projekt verstetigt Sozialversicherungszweige hinaus die werden? Schnittstellen zu verbinden. Damit wird es leichter, Leistungen für Betroffene oder Keßler: Das ist die zentrale Frage. Dazu Betreuerinnen und Betreuer zu beantragen. braucht man eine Person, die sich zuständig Das sind dennoch unterschiedliche fühlt und die Verantwortung für das Projekt Sozialversicherungszweige, die übernimmt. Wir sehen zu oft, dass irgendein unterschiedlich finanziert sind. So kann man Mitarbeiter aus einer beliebigen Verwaltung auch Inklusion gestalten. Nieder-Olm zeigt auf diese Arbeit mitmacht. Es fehlt oft ein klares Basis dessen, was eine Kommune in der Anforderungsprofil. Die Verankerung dieser sozialen Gesetzgebung vorfindet und leisten Stelle und die Einführung gewisser kann. Berichtsstrukturen für Entscheidungsträger ist notwendig. ˃˃ 22

Moderator: Gibt es bereits Ansätze für diese Problemlagen, damit ein Sozialraum über lange Zeit wachsen kann?

Einstmann: Zuerst einmal muss die Kommune oder das Land feststellen, ob ein Projekt Potenzial hat. Dann muss die Kommune entscheiden, ob dieses Projekt mit eigenen Mitteln fortgeführt werden Das Publikum diskutiert angeregt mit (rechts kann. Das ist ein im Bild: Moderator Jörn Straehler-Pohl) politischer Aushandlungsprozess, der in der Kommune machen kann, was er möchte. Mit der getroffen werden muss. Der Bund kann nur sozialräumlichen Inklusion vollziehen wir einen eine Anschubfinanzierung geben. ennW wir Paradigmenwechsel. Doch ein beispielsweise die Strukturen der Paradigmenwechsel hat etwas mit Einstellung InitiativeSozialraumInklusiv (ISI) betrachten, und Kulturwandel zu tun. Wie vollzieht man können wir auf Dauer etwas bewirken, denn diesen? Wird er vollstreckt oder die Politik erkennt diese Netzwerke und gemeinschaftlich vollzogen? Die Inklusion ist Strukturen. 2018/2019 wurde die Kommission ein Menschenrecht. Dieses Verständnis ist in Gleichwertige Lebensverhältnisse gegründet. der Gesellschaft nicht angekommen. Ein wesentlicher Punkt ist das Thema Barrierefreiheit neben der „Kümmererstruktur“. Moderator: Spüren Sie Synergie- bzw. Diese zwei Punkte wurden in einem Einspareffekte? Maßnahmenkatalog aufgenommen. In einem parlamentarischen Verfahren geht es jetzt Dr. Kaster-Meuer: Wir können nicht erfassen, darum, Mittel für „Kümmererstrukturen“ im was funktioniert. Insofern sind Synergie- bzw. Bereich des Ehrenamts zu generieren. Einspareffekte nicht der Gradmesser. Der Gradmesser ist ein anderer: Wenn Menschen Speicher: Wir müssen die sozialräumliche sagen, ich fühle mich wohl, dort wo ich wohne, Orientierung, die Inklusion, aus dem Bereich und ich empfinde meine Stadt als lebenswert. der Freiwilligkeit in den Bereich der Gesetze Das ist inzwischen eine riesige integrieren. Paragraph 132 SGB IX gibt einem Herausforderung. Teile der Gesellschaft fühlen Träger der Eingliederungshilfe die Möglichkeit, sich abgehängt. Auch das Bewusstsein, dass mit einem beliebigen Träger einer Einrichtung ich mich auch einbringen muss, wenn ich in unabhängig von Regelungen eine Vergütung einer Gemeinschaft lebe, ist eine bzw. eine Leistung auszuhandeln, mit der er Herausforderung geworden. Das verändert 23 sich durch viele Faktoren und ist etwas, Einstmann: Ich stimme zu! Es muss auf worum wir uns kommunalpolitisch auch immer politischer Ebene jemanden geben, der für wieder bemühen. Die Finanzierung unserer das Thema brennt. Ein weiterer Kommunen steht unter Aufsicht der Aufsichts- Gelingensfaktor ist die politische Teilhabe von und Dienstleistungsdirektion ADD. Es würde Menschen mit Behinderungen. Wenn Sie so uns einen riesigen Schub geben, wenn es wollen, auch ein Appell an alle, in kommunale eine gesetzliche Verpflichtung wäre, Inklusion Gremien einzutreten und sich zu engagieren. umzusetzen. Wenn dort die Belange von Menschen mit Behinderungen präsent sind, wird man am Keßler: Synergieeffekte sind schwierig zu Ende für diese Personengruppe auch etwas messen. Einzelfallbezogen glaube ich aber, tun können – nicht nur im Sozialausschuss. dass auf diesem Gebiet etwas passiert. Zu Die Kommunen müssen mehr Möglichkeiten uns in den Sportverein kommt ein Mensch mit anbieten. Natürlich ist auch dort die Frage der einer wesentlichen Behinderung, der in einem Barrierefreiheit zentral. Es muss auf beiden Wohnheim etwas außerhalb lebt. Der Seiten die Bereitschaft dazu da sein, Nahverkehr ist rudimentär ausgebaut. Wenn Menschen mit Behinderungen den Weg in die er das Sportangebot wahrnehmen wollte, Parlamente zu ermöglichen und dieses musste er einen Fahrdienst beauftragen. Doch Ehrenamt auszuüben. seit einigen Jahren hat unsere Stadt den Rufbus, so dass diese Person nun auch ohne Moderator: Ist in Sachen Inklusion bereits persönliche Assistenz am Sportangebot eine kleine Revolution im Gange? teilnehmen kann. Das sind Effekte, die man aber nicht messen kann. Speicher: Vorbereitungen finden statt. Wir haben schon erste Generationen, die in

Moderator: Was sind Gelingensfaktoren? inklusive Kitas und Schulen gingen und für die am Ende nur der inklusive Weg infrage kam. Keßler: Rheinland-Pfalz hat in den letzten Dennoch fremdeln wir zu sehr in der zwei Jahren fünf Kommunen unterstützt und Begegnung.In einer Schule in Schweden, die Gelder zur Erstellung kommunaler ich mal besucht habe, waren die nicht Aktionspläne zur Verfügung gestellt. Im behinderten Schülerinnen und Schüler in den Vorfeld wurden sich Gedanken um praktischen Teilen des Sozialkundeunterrichts Gelingensfaktoren gemacht, weil man einen an der Körperpflege ihrer behinderten Erfolg erzielen wollte. Eine zentrale Mitschülerinnen und Mitschüler beteiligt. Das Voraussetzung war die Unterstützung der Thema war politische Haltung und Kultur auch Hausspitze der Projektkommune. In diesem in Bezug auf die Inklusion. Ich habe mich Fall waren es die Verbandsbürgermeister, die schließlich gefragt, warum hier niemand nach ein Interesse daran hatten, das Projekt dem besten Sozialkundeabitur in Deutschland voranzubringen. Es braucht jemanden auf fragt? politischer Seite. Dadurch wird eine größere Nachhaltigkeit ermöglicht.

„Ohne die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen geht es nicht“ (Torsten Einstmann) 24 Steckbriefe und Visionen

Joachim Speicher

Organisation: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Rheinland-Pfalz Funktion: Abteilungsleiter Soziales und Demografie Arbeitsschwerpunkt(e): Soziales, Demografische Entwicklung Website: www.msagd.rlp.de

„Leben, wo ich hingehöre. Behinderung, Pflegebedürftigkeit oder Erkrankung verhindern nicht meine Entscheidung, an welchem Ort ich mein Leben verbringen möchte.“

Dr. Heike Kaster-Meurer

Organisation: Stadtverwaltung Bad Kreuznach Funktion: Oberbürgermeisterin Arbeitsschwerpunkt(e): Digitalisierung, Wohnen, Umwelt, Mobilität, Integration Website: Bad-Kreuznach.de

„Ich wünsche mir eine Stadt, in der jede/r sein Leben individuell und selbstbestimmt in jeder Lebensphase nach den eigenen Vorstellungen gestalten kann - egal ob Kind oder Senior/in ob mit oder ohne Einschränkungen, ob Migrant/in oder nicht – in einem gesellschaftlichen Klima der Offenheit, des Respekts, der Wertschätzung und der Erkenntnis, dass Zusammenleben eben nur gemeinsam funktioniert.“ 25

Torsten Einstmann

Organisation: Bundesministerium für Arbeit und Soziales Funktion: Referatsleiter Arbeitsschwerpunkt(e): Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention Website: www.bmas.bund.de

Eva Maria Keßler

Organisation: transfer - Unternehmen für soziale Innovation Funktion: Referentin für Eingliederungshilfe und Pflege Arbeitsschwerpunkt(e): Beratung, Entwicklung, Fortbildungen Website: www.transfer-net.de

„Keine Vision, sondern Artikel 9 der UN-BRK-Zugänglichkeit (1) (…) treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen mit dem Ziel, für Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln, Information und Kommunikation, einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen, sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit in städtischen und ländlichen Gebieten offen stehen oder für sie bereitgestellt werden, zu gewährleisten.“ 26

Forum 1 Gute Beispiele: Wohnen als Baustein in inklusiven Planungsprozessen

Überblick zu Aktionsplänen und anderen Zusammenfassung/Methodik: Planungsinstrumenten für die Entwicklung In Forum 1 hat die Moderatorin Eva Maria inklusiver Sozialräume – von Barrierefreiheit Keßler in einem Impuls einen Überblick über Versorgungsstrukturen bis zu Planung über Planungsprozesse für die Entwicklung im Dialog inklusiver Sozialräume gegeben. Anschließend zeigtee Kerstin Fischer-Friedhoff anhand des Inklusionsplans der Stadt Herne, was Impulse: ein Aktionsplan in der Praxis bewirken Inklusive Planungsprozesse – kann. Anschließend fand ein „Planspiel“ ein Überblick zum Thema Beteiligung statt. Ziel des Eva Maria Keßler, transfer - Spiels war es, Handlungsempfehlungen der Unternehmen für soziale Innovation unterschiedlichen Interessengruppen an die (fiktive) Bürgermeisterin zu formulieren, um Inklusionsplan der Stadt Herne den Beschluss einer inklusiven Kommune im Kerstin Fischer-Friedhoff, Inklusionsbeauftragte Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention der Stadt Herne umzusetzen. Für das Planspiel teilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Moderation: in Gruppen auf, um das Fallbeispiel aus Eva Maria Keßler, transfer - Sicht der unterschiedlichen Interessen zu Unternehmen für soziale Innovation diskutieren. Als Ergebnis stellten sie die zentralen Handlungsempfehlungen an die Bürgermeisterin im Plenum zur Diskussion. 27 Impuls 1/2: Inklusive Planungsprozesse – Impuls 2/2: ein Überblick Inklusionsplan der Stadt Herne (Eva Maria Keßler): (Kerstin Fischer-Friedhoff):

Als Folgeprojekt aus „Unser Dorf für Der Beschluss des Rates der Stadt alle“ und um die Verabschiedung neuer Herne zur Erarbeitung eines städtischen Aktionspläne zur Umsetzung der UN-BRK zu Inklusionsplans erfolgte im Jahr 2014, der realisieren, wurde 2017 das Projekt „Unsere Beschluss des Rates zur Umsetzung dessen Kommune für alle“ ins Leben gerufen. zwei Jahre später. Die Hauptforderung Zielsetzung war es, fünf Kommunen bei der war die Einrichtung einer städtischen Erstellung eines kommunalen Aktionsplans Koordinierungsstelle mit drei Mitarbeitenden zu unterstützen. Eine weitere Zielsetzung zur Umsetzung des Inklusionsplans. Diese war es, entsprechende Qualitätskriterien im Fachbereich Soziales angesiedelte Stelle für das Gelingen eines Aktionsplans zu nahm im April 2017 ihre Tätigkeit auf. Im definieren. Aus 13 Bewerbungen wurden fünf Inklusionsplan wurden Ziele und sieben Verbandsgemeinden ausgewählt und bei der Handlungsfelder (Arbeit und Beschäftigung; Erstellung berücksichtigt. Die Phasen der Wohnen und Nahversorgung; Alter, Pflege Aktionsplanentwicklung waren im Grunde bei und Gesundheit; Kultur, Freizeit und allen Verbandsgemeinden gleich. In jeder Sport; Mobilität; Öffentlichkeitsarbeit und Gemeinde wurde eine Steuerungsgruppe Sensibilisierung; Inklusive Verwaltung) etabliert, in unterschiedlicher festgelegt. In den einzelnen Handlungsfeldern Zusammensetzung, abhängig von Anliegen wurden innerhalb von zwei Jahren viele und Zielsetzung. Es gab einen Strategie- Ziele und Maßnahmen umgesetzt. ˃˃ Workshop, in dem Handlungsfelder und Stakeholder definiert wurden, und einen Steckbrief und Vision öffentlichen Beteiligungs-Workshop – das Herzstück zur Entwicklung des Aktionsplans. Kerstin

Als erfolgsversprechende Merkmale für die Fischer-Friedhoff Aktionspläne stellten sich u.a. die Sprache, Organisation: die Anbindung innerhalb der Verwaltung, die Stadt Herne Einrichtung eines Behindertenbeauftragten Funktion: Städtische oder eines Behindertenbeirats sowie die Inklusionsbeauftragte Einbindung der Ergänzenden unabhängigen Arbeitsschwerpunkt(e): Teilhabeberatung heraus. Die Kürze der Inklusion, Altenhilfe, Zeit erforderte ein sehr strukturiertes Schwerbehinderten Vorgehen bis zur Abnahme, Beratung angelegenheiten und Beschlussfassung des Aktionsplans Website: in den politischen Gremien. Diese kurze https://www.herne.de/ Projektlaufzeit wurde vor dem Hintergrund Stadt-und-Leben/Menschen-mit-Behinderung/ der Starthilfe begründet: „Wir wollten einen Anfang machen in einem überschaubaren „In einem inklusiven Sozialraum wird niemand Zeitraum mit einem überschaubaren ausgeschlossen. Alle können gleichberechtigt Ressourceneinsatz.“ Ergebnis sind und selbstbestimmt teilhaben. Ein entscheidender fünf verabschiedete Aktionspläne im Faktor ist dabei, ein barrierefreies Umfeld sowie Süden von Rheinland-Pfalz und weitere gegenseitige Unterstützung und Verständnis. Ich Verbandsgemeinden, die bereits ihr Interesse würde mir wünschen, dass die Inklusion in der bekundet haben. Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit wird.“ 28

Was wurde in den einzelnen Handlungsfeldern erreicht?

1. Arbeit und Beschäftigung: werden besondere Wohnangebote für Es wurden Praktikumsplätze für Schülerinnen Seniorinnen und Senioren („Wohnen und Schüler sowie Studentinnen und PLUS“). Geplant ist die Einrichtung einer Studenten mit Behinderung (auch geistiger Koordinierungsstelle „Barrierefreies Wohnen.“ Behinderung) in der gesamten städtischen Verwaltung etabliert. Weitere acht 3. Alter, Pflege und Gesundheit: Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung Es wurden u.a. halbjährliche städtische wurden durch die Einrichtung der inklusiven Gesundheitskonferenzen sowie jährliche Kantine im Technischen Rathaus der Stadt Fachtagungen („Free as a bird“) etabliert, Herne geschaffen sowie ein neuer Arbeitsplatz die sich an Mädchen und Frauen mit für eine blinde Mitarbeiterin nach dem Job- Behinderungen richten. Ein jährlicher Carving-Prinzip (im Fachbereich Soziales der Demenztag, der sich schwerpunktmäßig Stadt Herne). an die pflegenden Angehörigen richtet, kam hinzu. Speziell für Seniorinnen und 2. Wohnen und Nahversorgung: Senioren werden regelmäßig Schulungen Sämtliche Angebote des ambulant betreuten im Umgang mit Rollatoren angeboten, Wohnens und des stationär betreuten und die Bereitstellung einer Senioren- und Wohnens werden auf der Internetseite der Gesundheits-App ist geplant. Stadt Herne gebündelt veröffentlicht. Auch Menschen mit geistiger Einschränkung können 4. Kultur, Freizeit und Sport: das Angebot bedienen. Ebenso veröffentlicht Es gibt einen Stadtplan für inklusive Sportangebote, inklusive Kulturveranstaltungen werden im Veranstaltungskalender entsprechend gekennzeichnet und verschiedene Kultur- und Bildungsangebote finanziert (z.B. Theateraufführungen in Gebärdensprache sowie VHS-Kurse und Museumsführungen in Leichter Sprache).

5. Inklusive Verwaltung: In den einzelnen Fachbereichen der Stadt Herne wurden Inklusions-Ansprechpersonen ernannt, und der jährliche Azubi-Inklusionstag wurde z.B. mit sieben verschiedenen Selbsterfahrungs-Stationen etabliert. Städtische Dienstgebäude wurden auf Barrierefreiheit untersucht.

Sibylle Lacheta von der Bundesfachstelle Barrierefreiheit in Berlin 29

Kerstin Fischer-Friedhoff schreibt die Handlungsempfehlungen ihrer Gruppe auf ein Post-it. Handlungsempfehlungen an die Bürgermeisterin der Kommune:

1. Handlungsempfehlungen der 3. Handlungsempfehlungen der kommunalen Vertreterinnen und Vertretern: Gewerbetreibenden: „Inklusion kann nur als von oben initiierte „Gewerbetreibende in das Thema Querschnittsaufgabe gelingen.“ ‚Inklusion‘ einbeziehen! Es darf aber nichts Damit sind alle gleichermaßen einbezogen und kosten.“ informiert. Dafür braucht es entsprechende Dem Wunsch der Gewerbetreibenden nach Ressourcen und eine offene Haltung der Information und dem Interesse am Thema Kommune für die Sache. steht die Sorge möglicher Mehrkosten gegenüber. Der Wunsch ist, Mehrkosten über 2. Handlungsempfehlungen der die Kommunen aufzufangen. Vertreterinnen und Vertreter von Menschen mit Behinderung: 4. Handlungsempfehlungen der „Inklusion muss Chefsache sein.“ interessierten Bürgerinnen und Bürger: Inklusion muss im Bewusstsein aller „Informationsvermittlung und Menschen verankert sein. Dafür braucht Bereitstellung von Informationen an es Öffentlichkeitsarbeit und Unterstützung interessierte Bürgerinnen und Bürger“ von öffentlicher Seite und Partizipation. Hier sind die Vorteile für das Thema Entsprechende Zielvereinbarungen sind auf Inklusion herauszuarbeiten, mit dem Ziel, Nachhaltigkeit zu prüfen. eine lebendige Beteiligung zu erreichen. 30

Die Teilnehmenden Forum 2 des Forums im Expertengespräch. Strategie-Workshop: Loslegen – aber wie?

Praktische Informationen zum inklusiven Zusammenfassung/Methodik: Planen, Bauen und Wohnen – von Bedarfen Nach den zwei Impulsvorträgen hat sich über barrierefreie Umsetzung bis hin zu die Gruppe der Teilnehmenden in zwei Fördermöglichkeiten Hälften geteilt, um mit den Experten Tischgespräche zu führen. Das Tischgespräch um David Lyle ergänzte Matthias Rösch, der Impulse: Landesbeauftragte für die Belange behinderter P300 Kaiserslautern Menschen Rheinland-Pfalz. Am Tischgespräch David Lyle, Geschäftsführender Vorstand der um Dieter Lang nahm auch Jürgen Bösche, Lebenshilfe Westpfalz e.V. Mitarbeiter bei Bethesda Landau, teil. Im Anschluss wurden die Ergebnisse sowie die Inklusive Wohnprojekte Bethesda Landau daraus entwickelten Handlungsempfehlungen Dieter Lang, Geschäftsführer Bethesda Landau der jeweils anderen Gruppenhälfte im Plenum vorgestellt und zu gemeinsamen Handlungsempfehlungen zusammengeführt. Moderation: Anne Wening, Fachbereichsleiterin Bauen, Öffentlicher Raum und Mobilität bei der Bundesfachstelle Barrierefreiheit 31

Impuls 1/2: Wie kann das Quartiersmanagement Das Projekt P300 Kaiserslautern nachhaltig funktionieren und angelegt (David Lyle): werden, wenn die Fördermittel für Quartiere auf drei bis fünf Jahre begrenzt „Es ging nicht nur um das Thema Wohnen, sind? sondern um die Frage, was braucht ein „Wir haben versucht, die Stelle der Mensch zum Leben?“ Quartiersmanagerin von Anfang an (David Lyle) nachhaltig zu finanzieren. Das wiederum funktioniert nur bei einer möglichst Vor zehn Jahren gab es ein zentrumnahes optimalen Bebauung des Gebiets: Gebiet, 120.000 Quadratmeter groß, das von barrierefrei ja, aber kostengünstig. Wenn der Stadt Kaiserslautern neu erschlossen man gut plant, kann man einiges an Geld werden sollte. Die Lebenshilfe e.V. hatte sich sparen. Zudem versuchen wir, aus den an die Kommune gewandt und ein Netzwerk Mieterträgen Reserven zu generieren, mit den Investoren aufgebaut mit dem Ziel, damit die Stelle über einen längeren dieses Gebiet inklusiv zu gestalten. Nach Zeitraum finanziert werden kann“, einer professionellen Sozialraumanalyse und sagte David Lyle von Lebenshilfe e.V. einer Bedarfsermittlung wurde gemeinsam mit der Stadt und den Investoren das Projekt Ein Teilprojekt ist die „inklusive Wohngruppe“, P300 (Pariser Straße 300) definiert. Aus der in der bis zu sechs Personen wohnen Sozialraumanalyse hat die Lebenshilfe e.V. können. Die Wohnfläche pro Person beträgt ein Raumprogramm erstellt und einzelne 33 Quadratmeter plus 17 Quadratmeter für Projekte sowie Projektteams definiert. Aus den die gemeinschaftliche Nutzung. Wer hier einzelnen Projekten wurden Realisierungs- einzieht, ist nicht festgelegt. Parallel zum und Finanzierungspläne erstellt. Zudem Bau wird die Konzeption der Wohnfläche mit wurde ein Architekt angestellt und eine den Personen besprochen, die einziehen eigene Förderabteilung gegründet, damit die werden. Fördertechnisch ist die Wohngruppe Lebenshilfe dieses Projekt realisieren konnte. deshalb eine schwierige Angelegenheit, weil die konkrete Festlegung, in welches Schwerpunkt: Inklusives Wohnen Zimmer der Rollstuhlfahrer einzieht, ausbleibt. Welche Strategien gab es, um Probleme zu Danach würden sich die unterschiedlichen lösen? Förderpakete richten. Die Lebenshilfe e.V. hat Das inklusive Projekt wurde in sieben Jahren deshalb Folgendes geplant: geplant und befindet sich derzeit in der Realisierungsphase. Gemeinsam mit der „Wir haben alle Appartements Stadt Kaiserslautern wurde ein Konzept zur rollstuhlgerecht gebaut. Zudem wurde in Umsetzung erarbeitet, das möglichst universal jedes Appartement eine Sanitärzelle mit und damit auf andere inklusive Bauprojekte Pflegehubbadewanne integriert, die auch übertragbar ist. Das inklusive Wohnprojekt ist für Schwerstpflegebedürftige geeignet ist. als Quartier angelegt, in dem künftig auch ein Anschließend werden wir die Finanzierung Quartiersmanagement realisiert werden soll. mit der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz) nachverhandeln müssen. Anders bekommen wir das nicht geregelt.“ (David Lyle) 32

Impuls 2/2: Inklusive Wohnprojekte Bethesda Landau Ein weiteres Beispiel inklusiver Wohnprojekte: (Dieter Lang): Bethesda Landau: Inklusive Auf dem weitläufigen Gelände Bethesda Wohngemeinschaft (IWG) Landau befinden sich 24 seniorengerechte Wohnungen, 175 Pflegeplätze für Seniorinnen Es gibt insgesamt acht Wohnsituationen, und Senioren und 178 Wohnplätze für in denen vier Menschen ohne Behinderung Menschen mit Behinderung. Die eigenständige kaltmietfrei wohnen können. Sie zahlen hauswirtschaftliche Verpflegung ist lediglich Umlagen, aber keine Miete für den gewährleistet. Wohnraum. Die Studentinnen und Studenten haben keinen Mietvertrag (juristisch nicht „Wir wollten Teilhabe unabhängig vom möglich), sondern „eine ehrenamtliche Unterstützungsbedarf realisieren“, Beschäftigung mit Gegenwert des sagt Dieter Lang, Geschäftsführer Bethesda Wohnens.“ Landau. Ziel war es, die Sonderwelten Das war ein juristischer Kompromiss, um eine aufzulösen und Menschen mit Behinderung solche Wohnsituationen zu schaffen. Bei der dort wohnen zu lassen, wo die anderen Suche nach geeigneten Personen wurde eine leben (Dezentralisierung). Umgekehrt dürfen Anzeige im Netz geschaltet. Nach 72 Stunden die Menschen aber auch in der Einrichtung waren so viele Bewerbungen eingegangen, bleiben, wenn sie das wollen. Um diese dass sie wieder herausgenommen wurde. Die Bedürfnisse und Wünsche bezüglich des inklusive Wohngemeinschaft (IWG) regelt, Wohnens herauszufinden, hat Bethesda wer einziehen darf. Die IWG ist geeignet für Landau die Zusammenarbeit mit der Menschen im mittleren Unterstützungsbereich Universität -Landau initiiert, die die und nur für Menschen, die sich in einer personenzentrierte und zukunftsorientierte Notsituation selbst retten können. Das Lebenslagenanalyse entwickelt hat. Wir Projekt soll Menschen mit Beeinträchtigung haben alle Personen, die dort leben, den Auszug von Zuhause ermöglichen. befragt, wie sie gern leben möchten – auch Idealerweise ist das Leben in der IWG ein Personen mit hohem Unterstützungsbedarf. Übergang zum selbstständigen Wohnen. Im Ergebnis zeigte sich, dass das Thema Eine Fachbegleitung gibt es durch offene selbstbestimmtes Wohnen ein wichtiges Dienste. Diese kreisen unbemerkt um die Element war. Anschließend hat Bethesda IWG und managen Konflikte innerhalb der Landau das mit der Universität initiierte Projekt IWG. In der IWG gibt es für jede Person einen Inklusives Wohnen weiterentwickelt, auch Teilhabeplan, der in Abstimmungsgesprächen indem sie gemeinsam mit den Investoren erstellt wird. Eine Fluktuation gibt es und Architekten einen Kompromiss für erfahrungsgemäß alle zwei bis drei Jahre, den Bau der ersten Wohngemeinschaft dann gehen immer zwei bis drei Studierende gefunden hat. Konzipiert wurde der Bau auf einmal. Hinsichtlich der Bauausführung so, dass diese Wohnungen rückbaubar in (Bethesda hat eigene Architekten) gab es eine kleine Appartements sind. Sollte es zu einer Steuerungsgruppe, in der sich Menschen mit Kündigung vor der Zeit (20 Jahre) kommen, Beeinträchtigung durchgesetzt haben: beteiligt sich Bethesda Landau an den Rückbaukosten. 33

„Wir müssen da wohnen, nicht der Architekt“

Für dieses Projekt gibt es eine eigene Vergütungsvereinbarung und eine eigene Leistungs-beschreibung mit den örtlichen kommunalen Trägern. Es ist eine Einordnung nach Paragraf 5 des Landesgesetzes über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) Steckbrief und Vision: David Lyle vorgenommen worden. Aus Gründen des Brandschutzes dürfen dort nur Menschen Organisation: wohnen, die in der Lage sind, eigenständig Lebenshilfe Westpfalz e.V. diese Wohnsituation zu verlassen, weil wir Funktion: Geschäftsführender Vorstand keinen zweiten Rettungsweg haben (altes Arbeitsschwerpunkt(e): Gebäude). Vertretung des Vereins sowie Geschäftsführung der Gesellschaften Handlungsempfehlungen Website: www.lebenshilfe-westpfalz.de aus beiden Tischgesprächen zusammengefasst: „Ein inklusiver Sozialraum ist nur davon wirklich inklusiv, wenn alle Menschen ob alt, 1. Gestaltung von Inklusion ist als jung, beeinträchtigt oder nicht, in positiver Auftrag zu verstehen, der auf allen Ebenen weise gesellschaftlich zusammenleben und umzusetzen ist. sich gegenseitig stützen.“

2. Finanzierung und Ordnungsrecht sind im Sinne der Inklusion anzupassen. Hier bedarf es mehr Flexibilität.

3. Der politische Wille ist konsequent umzusetzen. Konkret braucht es für die Umsetzenden einheitliche Verankerungen der Inklusion und des barrierefreien Bauens im Baugesetzbuch, in Bebauungsplänen und in Steckbrief und Vision: Dieter Lang Landesbauordnungen. Organisation: Diakonissen Bethesda Landau 4. Vernetzung und Unterstützung Funktion: Geschäftsführer verstetigen. Arbeitsschwerpunkt(e): Sozialraumorientierung, Quartiersentwicklung, 5. Nutzerinnen und Nutzer von inklusiven Wohnkonzepte Wohnprojekten sind gleichberechtigt Website: www.diakonissen.de einzubeziehen. „Die Verwirklichung eines inklusiven Sozialraums bedarf es einer abgestimmten und verbindlichen Strategie aller. Weil Teilhabe nicht vom Himmel fällt!“ 34

Simone Miesner von der Forum 3 Bundesfachstelle Barrierefreiheit Denkfabrik: Mehrwert für Kommunen durch inklusive Sozialräume

Austausch über Perspektiven für Kommunen Zusammenfassung/Methodik: – vom sozialen und gesellschaftlichen Das Forum 3 nutzte als Methode das Format Zusammenhalt über demografische einer Zukunftswerkstatt. Die Teilnehmenden Entwicklung bis hin zu Innovation und durchliefen hierbei drei Phasen. In der Attraktivität vorbereitenden Phase gab es Raum für Wünsche, Erwartungen und Assoziationen Impulse: an eine inklusive Kommune, bevor in Inklusive Wohnprojekte in Rheinland-Pfalz – der darauffolgenden Realitätsphase die was bringen sie den Kommunen? Referierenden schildern, wie es in der Praxis Joachim Speicher, Leiter der Abteilung „Soziales aussieht. Joachim Speicher aus Rheinland- und Demografie“ im Ministerium für Soziales, Pfalz berichtete, welche Vorteile inklusive Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Wohnprojekte den Kommunen bieten. In Rheinland-Pfalz einem zweiten Impuls stellte Gracia Schade die Frage, ob die „Kommune Inklusiv Kommune Inklusiv Verbandsgemeinde Verbandsgemeinde Nieder-Olm“ ein Modell Nieder-Olm – ein Modell mit Zukunft für den mit Zukunft für den inklusiven Sozialraum sein inklusiven Sozialraum? könnte. Im nächsten Schritt begeben sich alle Gracia Schade, Projektleiterin der „Kommune Teilnehmenden mit der Verwirklichungsphase Inklusiv Verbandsgemeinde Nieder-Olm“ auf den Weg in die Zukunft. Uwe Hellwig erklärte die Perspektive des Deutschen Moderation: Vereins, wie der inklusive Sozialraum in der Uwe Hellwig, Wissenschaftlicher Referent im Zukunft aussehen könnte. Anschließend Deutschen Verein für öffentliche und private diskutierte das Plenum die Frage: Wie kann Fürsorge e.V. eine inklusive Kommune umgesetzt werden? 35

Impuls 1/2: Inklusive Wohnprojekte in Rheinland-Pfalz – was bringen sie den Kommunen? (Joachim Speicher)

„Alle Bürgerinnen und Bürger profitieren von Inklusion“ (Joachim Speicher)

Joachim Speicher betonte die Wichtigkeit professioneller Konzepte und entsprechender Strukturen, die per Gesetz vorgeschrieben und von den Kommunen umgesetzt werden Wie die Umsetzung von Inklusion in einer müssen. Per Gesetz löste das Neunte Kommune aussehen kann, zeigte Gracia Sozialgesetzbuch vor 18 Jahren das alte Schade anhand von Beispielen aus ihrer Bild von Bürgerinnen und Bürgern, die sich Praxis. Ihre Vision sei das selbstverständliche um Menschen mit Behinderung kümmern, und gleichberechtigte Miteinander. Sie ab, und etablierte das Verständnis, möchte nicht nur Maßnahmen für einzelne dass alle Menschen Bürgerinnen und Zielgruppen anbieten, sondern erreichen, Bürger sind. Das wurde durch die UN- dass Menschen jeden Alters, Menschen mit Behindertenrechtskonvention bekräftigt. Migrationshintergrund und Geflüchtete ohne D.h. wir sprechen über die Umsetzung von Einschränkungen am gesellschaftlichen Bürgerrechten. Um inklusive Wohnformen Leben teilhaben. Das Projekt ist auf einen zu schaffen, wäre eine entsprechende Förderhorizont von fünf Jahren angelegt, und Infrastruktur notwendig. Dabei müsste das es wurde ein Büro mit drei Arbeitsplätzen Land die Kommune in die Lage versetzen, eingerichtet. In den Räumlichkeiten finden dies unterstützen zu können. Genauso regelmäßig ein Bildungstreff für Menschen essentiell ist, Haltungen bei den Menschen zu mit kognitiven Einschränkungen und offene entwickeln. Wer gemeinschaftlich lebt, muss Sprechstunden statt. Lesen und Rechnen etwas hergeben. Das kann Zeit oder auch werden gemeinsam geübt, und jeder kann Materielles sein. Wie forcieren wir diesen sich bei schwer verständlichen Schreiben Wandel hin zu mehr Gemeinschaftsgeist? oder Beipackzetteln von Medikamenten Joachim Speicher sieht eine Möglichkeit in helfen lassen. Offenheit und regelmäßige der politischen Bildung. Das Land hat die Begegnungen sind zentrale Bausteine des Verantwortung, dieses in der Bildungspolitik Projekts. Erfolge lassen sich an kleinen, sowie gemeinsam mit den Kommunen in der aber wichtigen Schritten messen: Menschen, Erwachsenenbildung zu verankern. die die offene Sprechstunde oder die Lernwerkstatt nutzen, gewinnen neue Kontakte. Sie lernen neue Handlungsweisen Impuls 2/2: und bekommen mehr Selbstbewusstsein. Im Kommune Inklusiv Verbandsgemeinde Idealfall werden sie selbst aktiv und bringen Nieder-Olm – ein Modell mit Zukunft für sich bei gemeinsamen Projekten ein. Gracia den inklusiven Sozialraum? Schade betonte, wie wichtig Kooperationen (Gracia Schade) mit Vereinen, Partnern, Institutionen und Ehrenamtlichen für das Gelingen sind. ˃˃ 36

Die Umsetzung von Inklusion braucht Energie Die sieben Thesen für einen und Durchhaltevermögen - nicht zuletzt inklusiven Sozialraum deshalb, weil mit Hilfe von Zeitungen und (Deutscher Verein): andere Medien eine regelmäßige Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit erreicht werden 1. Barrierefreiheit durch die Beseitigung muss. Genauso wichtig ist für sie Flexibilität baulicher und technischer Hindernisse und eine Prise Gelassenheit. Etwas zu tun herstellen. und das Ziel „nur“ zu 80 Prozent erreichen, ist ein Erfolg und auf jeden Fall besser als 2. Inklusion im Sozialraum erfordert einen Nichts. Auch die Mitwirkung der Betroffenen gesellschaftlichen Wandel: „Jede und ist wichtig, da andere Menschen Hindernisse jeder muss der Gemeinschaft ein Stück oft nicht bemerken. Als positives Beispiel Individualität zurückgeben.“ wurde die Aufklärungskampagne „30 Tage – 30 Barrieren“ vorgestellt. Pro Tag gab es 3. Unter Federführung der Kommune müssen einen Facebook-Post mit dem Hinweis auf die Akteure gebündelt und koordiniert werden. eine Barriere, die relativ einfach abzustellen Im Sinne der Sache ist ein gemeinsames ist. Geplant ist, am Ende des Jahres wieder zu Leitbild zu entwickeln. posten, und zwar dieses Mal unter dem Motto „30 Tage – 30 Lösungen“. 4. Inklusion ist als Querschnittsaufgabe zu verstehen. Das bedeutet in der Umsetzung: Prüfung von Prozessen in der Verwaltung, aber auch in anderen Bereichen auf inklusionsfördernde und -behindernde Aspekte, ressortübergreifendes Denken und übergreifendes Lernen in Verbundformen. Ein Teilnehmer meldet Noch ein Schritt weiter hieße optimalerweise sich im Forum zu Wort. die Einrichtung eines „One-Stop-Shops“ als zentrale Beratungsstelle für Inklusion. Durchgänge sind auch zwischen den Förderprogrammen zu schaffen, um der Versäulung entgegen zu wirken.

5. Zivilgesellschaft: Bürgerschaftliches Engagement ist inklusiv zu gestalten, um soziale Probleme bewältigen zu können. Zivilgesellschaftliche Organisationen und deren Zielgruppen sollten beteiligt werden und mitverantwortlich sein.

6. Die Kompetenz aller Akteure ist im Sinne eines riesigen Bildungsprogramms zu schulen.

7. Örtliche Teilhabeplanung ist zu initiieren. Die integrierte Sozialplanung ist im Sinne von „SGB meets Baugesetzbuch“ zu stärken. 37

Blick ins Forum mit den Schriftdolmetscherinnen im Vordergrund.

Handlungsempfehlungen aus der Zukunftswerkstatt zusammengefasst:

1. Kommunen müssen befähigt werden. 6. Es müssen interdisziplinäre Bündnisse geschaffen werden. 2. Wir müssen uns gewiss sein, dass es bei Inklusion um die Umsetzung von 7. 80 von 100 Prozent sind auch ein guter Bürgerrechten geht. Start. Es gibt bereits Gesetze und kreative Lösungen und man kann immer etwas tun. 3. Wir brauchen Strukturen, d.h. auch stärkere rechtliche Regelungen. 8. Menschen müssen befähigt werden durch Bildung oder Erlebnisse, Inklusion in 4. Wie kann man Inklusion ganzheitlicher ihren Kommunen zu gestalten. sehen? Hierfür ist die Definition von Inklusion zu diskutieren.

5. Wir brauchen übergreifende Bündnisse, auch über die Bündnisse von Menschen mit Behinderung hinaus. 38

Von links: Joachim Speicher, Dr. Volker Sieger, Matthias Rösch, Plenum Eva Maria Keßler Quo vadis inklusiver Sozialraum: Wie wollen wir eigentlich leben? 39

Moderator: Machen die Ergebnisse bzw. Schwierigkeiten stoßen. Das ist für die Handlungsempfehlungen der Foren Mut? Inklusion nicht förderlich. Keßler: Es gibt andere Fragen am Rösch: Inklusion ist ein Thema, bei dem Anfang eines neuen Prozesses als die man Mut und Ausdauer braucht, um komplizierte Gesetzeslage. Es geht um inklusive Wohnprojekte zu gestalten. Wir alltägliche Fragen, wie beispielsweise: Sind brauchen die Mutmacher-Projekte wie die Ausschusssitzungen des Stadtrates in Kaiserslautern oder Nieder-Olm. Die barrierefrei zugänglich? Können Menschen Frage ist, wie bekommen wir Inklusion mit Behinderungen in die Entscheidung bundesweit umgesetzt? Hier wurde bereits einbezogen werden? Diese Fragen sind das Baugesetzbuch angesprochen. Jeder wichtig, um daraus Ideen ableiten und Stadtrat, der einen Bebauungsplan aufstellt, entwickeln zu können. Die Stadt Herne hat sollte sich Gedanken darüber machen, sich in ihrem Inklusionsplan die inklusive wie inklusiv das eigentlich ist, was er Verwaltung vorgenommen und speziell die dort baut. Auch private Anbieter wie die Nabelschau auf ihre Verwaltungsprozesse Weinstube an der Ecke, das Café oder und Verwaltungsstrukturen gerichtet. die Arztpraxis sollten zur Barrierefreiheit Jetzt hat die Verwaltung innovative Ideen verpflichtet werden. Seit Jahrzehnten realisiert, wie den „Azubitag“, wo alle kämpfen wir dafür, hier eine Gesetzeslage Azubis sich mit dem Thema Inklusion wie in den umliegenden Ländern zu auseinandersetzen können. Dort gibt es haben. Der entscheidende Schritt dazu in jeder Abteilung jemanden, der sich dem fehlt auf Bundesebene. Das Allgemeine Thema Inklusion annimmt. Wenn dann Gleichbehandlungsgesetz umzusetzen, die Inklusionsbeauftragte beispielsweise würde für die Lebenswirklichkeit von zum Bauleiter sagt, dass die Anträge für Menschen mit Behinderungen eine Menge den Neubau die barrierefreien Kriterien bedeuten. nicht erfüllen würden, dann antwortet das Baudezernat: „Dann können wir das Projekt Moderator: Begleitet Sie die komplizierte so nicht umsetzen.“ Rechtslage im Berufsalltag, wenn Sie Inklusion umsetzen wollen? Moderator: Wie stark kommt das, was wir diskutieren, im Mainstream an? Speicher: Im SGB IX hatten wir ein Klagerecht für Verbände, das deshalb ins Dr. Sieger: Ein hohes Diskussionsniveau Gesetzbuch geschrieben wurde, weil der ist dort, wo Inklusion gelebt wird. In Gesetzgeber damals schon wusste, dass dem Moment, in dem man sich auf das Gesetz so kompliziert ist, es können den Weg macht, sieht man schon die sich nicht alle daran halten. Ebenso sagt einzelnen Facetten deutlich und entdeckt, der §132, wenn es euch zu kompliziert dass Inklusion mehr bedeutet als drei wird, dann könnt ihr es auch einfacher Maßnahmen. Menschen mit Behinderungen machen. Es ist schwierig, eine Person zu haben die gleichen Rechte wie alle anderen. finden, die daran glaubt, dass man Inklusion Das ist nicht einfach zu gestalten. In einfacher gestalten könnte. Es ist eines der Herne sieht man auf sehr hohem Niveau, größten Probleme bei inklusiven Projekten, was sich in nur drei Jahren mit einem dass wir in der Gesetzgebung auf viele Maßnahmenplan entwickeln kann. Gelebte ˃˃ 40

Partizipation muss ernst genommen werden. den Einzelhandel im Dorf etablieren. Das ist Menschen mit Behinderungen müssen in die keine teure Angelegenheit. Die Frage ist: Wie Prozesse eingebunden werden, sonst erleidet bekommen wir das hin? Natürlich müssen wir das meiste Schiffbruch. die Menschen mit Behinderungen im Fokus haben, aber der Grundgedanke, Inklusion Moderator: „Verwaltung und Politik laufen leben und sterben, wo ich hingehöre, davon durch ein Fortbildungsprogramm in partizipiert die gesamte Bevölkerung. Das Sachen Inklusion“, sagt Uwe Hellwig vom Thema Inklusion kann ich heutzutage vor dem Deutschen Verein für öffentliche und private Hintergrund des demografischen Wandels Fürsorge. Unterschreiben Sie diesen Satz? anders transportieren als vor zehn Jahren. Das ist die Chance für den ländlichen Bereich. Rösch: Inklusion ist immer ein Prozess, der viel mit guten Beispielen, aber auch Rösch: Inklusion ist aber nicht nur dort mit Kreativität zusammenhängt. Es kommt möglich, wo es günstig ist, also im ländlichen auf die richtige Grundhaltung an. Erst dann Raum. Inklusiver Sozialraum hängt nämlich stellt sich die Frage: Wie kann ich Gesetze auch mit den Themen Arbeit, Mobilität, und Förderungen so nutzen und kreativ Gesundheit und Freizeit zusammen. Eine zusammenbringen, dass das Ziel, ein Stadt bietet hier sicherlich mehr Vorteile für inklusives Projekt zu fördern, auch umgesetzt Menschen mit Behinderungen. Hier liegt es werden kann? Bei unserem Landesaktionsplan aber in der Verantwortung der Kommunen, haben wir für jedes Handlungsfeld eine soziale Wohnraumförderung zu entwickeln und Vision entwickelt. Aus dieser Haltung heraus kommunale Wohnungsbaugesellschaften zu sollten die Maßnahmen Richtung Inklusion haben, die das auch inklusiv umsetzen und entwickelt werden. Hier ist Kreativität gefragt, die Mobilität sicherstellen. Nieder-Olm liegt im weil Gesetze und Förderprogramme nicht Speckgürtel von Mainz. Diese Region hat eine unbedingt inklusiv sind. Außerdem muss man super Wirtschaftslage. Den Menschen dort die Trennungen, die man in Behörden oft geht es finanziell gut. Kommunen im Umland, hat, überwinden. Dazu gehört eine Menge denen es gut geht, müssen darauf achten, dass Kreativität und Energie, auch auf Landesebene. soziale Aufgaben gerade im Wohnungsbau umgesetzt werden. Sozial geförderter Moderator: Welche Wohnmöglichkeiten Wohnungsbau muss auch im Umland gelten. müssen im ländlichen Bereich geschaffen werden? Abschließend bedankte sich der Moderator im Namen der Veranstalter bei den Speicher: Im Bereich der Pflege sagen 70 Gästen für ihre rege Teilnahme und die Prozent der Menschen, dass sie gerne zu interessanten Diskussionsbeiträge. Hause bleiben möchten. Das ist die Chance für die Inklusion. Wenn wir ein inklusives * CAP ist ein deutsches Handelsunternehmen, Wohnprojekt im Dorf fördern, in das Menschen in dessen Märkten Menschen mit und mit Behinderungen, aber auch junge Familien ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten. und pflegebedürftige Menschen einziehen Der Name CAP leitet sich vom Wort können, dann ist Inklusion im Mainstream Handicap ab, der englischen Bezeichnung angekommen. Solche Wohnmöglichkeiten für Benachteiligung. CAP-Märkte sind müssen im dörflichen Bereich geschaffen Lebensmittelmärkte. werden. Zudem müssen wir dann auch CAP-Märkte*, inklusive Arbeitsplätze und 41

Steckbrief und Vision

Matthias Rösch

Organisation: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie

Funktion: Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen Rheinland-Pfalz

Website: www.inklusion.rlp.de

„Menschen mit und ohne Behinderungen leben gleichberechtigt und selbstbestimmt in ihrer Stadt und Gemeinde. Ihr Wohnen, ihre Arbeit, die Gestaltung ihrer Freizeit können Menschen mit Behinderung barrierefrei, entsprechend ihrer Wünsche wie jede und jeder andere auch ermöglichen. Unterstützung wird dort erbracht, wo die Menschen mit Behinderungen sind, entsprechend ihrer Bedarfe. Ungeachtet von Behinderung, Herkunft, Sprache, Geschlecht, Alter und sexuellen Idendität gehen die Menschen respektvoll und wertschätzend miteinander um und gestalten ihr Gemeinwesen.“ 42

Impressum

Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See Pieperstraße 14-28, 44789 Bochum Kontakt: Bundesfachstelle Barrierefreiheit Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See Wilhelmstraße 139, 10963 Berlin Tel. 030 2593678-0, Fax 030 2593678-700 E-Mail: [email protected] www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Wilhelmstr. 49, 10117 Berlin Tel. 030 185270, Fax 030 18527-1830 E-Mail: [email protected] www.bmas.de

Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz (MSAGD) Bauhofstraße 9, 55116 Mainz Tel. 06131 16-2027, Fax 06131 16-2452 E-Mail: [email protected] www.msagd.rlp.de

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Stand: Februar 2020