125 Jahre DiakonissenMutterhaus und seine Gemeinschaften in

1 Diako bewegt sich wieder Psalm 23 andacht herzliche einladung zu den 2. Gesundheitstagen 2016 Der herr ist mein hirte, mir wird nichts mangeln.

ageslosung vom 01.Juli 1891 helfen für und für. ls Anna von Eichel die Diakonissenhaus- Doch dafür braucht es auch Menschen, die auf t aStiftung gründete, stellte sie den 23. Gottes Weisung und auf seine Leitung hören. Siehe, das ist unser Gott, auf den wir harren, Psalm als Leitvers der Arbeit an den kranken und er wird uns helfen. Jes.25,9 Kindern und alten Menschen voran. So gehörte von Beginn an das Gebet und das Ein feste Burg ist unser Gott,- ein gute Wehr Dieser Psalm vom Guten Hirten sollte die Wort Gottes in den Dienst und die Gemein- und Waffen,- er hilft uns frei aus aller Not- die Schwestern in der Arbeit stärken, Mut geben schaft der Schwesternschaft und auch später uns je hat betroffen. und weiterführen in die Zukunft. Denn all diese in die Mitarbeiterschaft. Bis heute ist es ein Worte kommen darin vor. Wie oft wünschen wichtiger Halt im Mutterhaus und auch in den Wir hoffen auf den lebendigen Gott, welcher ist wir uns jemanden, der uns im Leben und im einzelnen sozialen Diensten. der Heiland aller Menschen, sonderlich aber Dienst begleitet. der Gläubigen. 1.Tim. 4,10 In der Beziehung zu dem Guten Hirten se- Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild und Da heißt es in Psalm 23: es wird uns an nichts hen wir aber nicht nur zurück und nicht nur mein Panier,- der kann mir Kräfte geben- und mangeln – nicht an Essen, nicht an Trinken auf das, was uns gerade beschäftigt, sondern helfen für und für. und auch nicht an Fröhlichkeit und Energie. auch immer nach vorne. Das, was wir heute Heiland aller Menschen, sonderlich aber der Doch erfahren wir dies so? Damals vor 125 tun, wird die Zukunft von morgen prägen. Da Gläubigen. 1.Tim. 4,10 Jahren wie auch heute kennen wir Situatio- wo wir uns heute engagieren, anderen zur Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild und nen, in denen wir an unsere Grenzen stoßen. Seite stehen und Neues beginnen, bauen wir mein Panier,- der kann mir Kräfte geben- und Einige unserer Diakonissen erzählen, wie es Beziehungen für die Zukunft aus. helfen für und für. im Krieg und danach war. Wie sie hungrig in Da wo wir heute Gottes Segen ausstreuen, den Dienst gingen, dankbar waren, wenn es kann morgen neues Leben wachsen. Heiland aller Menschen, sonderlich aber der eine Scheibe Brot zusätzlich gab. Oder wie zu Gläubigen. 1.Tim. 4,10 Zeiten der DDR vieles unerreichbar schien. So heißt es in einem Kanon zum Guten Hirten: Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild und Sie konnten nicht sagen „mir wird nichts man- Mein Guter Hirt ist Jesu, mein Panier,- der kann mir Kräfte geben- und geln“, denn dieser Mangel war handgreiflich. er macht mich froh und frei. helfen für und für. Heute sieht dieser anders aus, aber auch wir Auf allen meinen Wegen kennen ihn – den Mangel an Zeit, an Energie, ist immer er dabei. Heiland aller Menschen, sonderlich aber der den Mangel an Hoffnung und Vertrauen un- Immer – Immer – Immer ist er dabei. Gläubigen. 1.Tim. 4,10 tereinander. Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild und Essen haben wir genug, aber seelische und Dass der Gute Hirte immer dabei ist, heute mein Panier,- der kann mir Kräfte geben- und geistliche Stärkung brauchen wir heute ver- und morgen, dies wünsche ich unserer Ge- helfen für und für. mehrt. meinschaft im Mutterhaus und auch unserer ganzen Diakonissenhaus-Stiftung. Heiland aller Menschen, sonderlich aber der „Der HERR ist mein Hirte“- wir dürfen uns ihm Gläubigen. 1.Tim. 4,10 anvertrauen. Denn er weiß, was wir brauchen. Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild und ihre oberin sr. annegret Bachmann mein Panier,- der kann mir Kräfte geben- und Der Hirte möchte unseren Weg mit uns gehen, 01. Juli 1891 helfen für und für. uns begleiten auf ebenen Wegen und auch durch finstere Zeiten. Gründung des evangelisch-LutherischenHeiland Diakonissenmutterhausesaller Menschen, sonderlich aber für thüringender in eisenach Gläubigen. 1.Tim. 4,10 In der Rückschau auf die Geschichte unseres Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild und Mutterhauses und des Werkes können wir Tageslosung vom 01.Juli 1891 mein Panier,- der kann mir Kräfte geben- und entdecken, wie Gott da war und auch manche helfen für und für. Dinge bewegt hat. Siehe, das ist unser Gott, auf den wir harren, und er wird uns helfen. Jes.25,9 Ein feste Burg ist unser Gott,- ein gute WehrHeiland und aller Waffen,- Menschen, er hilft sonderlichuns frei aus aber aller derNot- die uns je hat betroffen. Das Werk hat sich immer wieder verändert. Gläubigen. 1.Tim. 4,10 Durch fünf Staatsformen und nach mehreren Wir hoffen auf den lebendigen Gott, welcherGewiß ist er der ist Heiland mein Leben,-aller Menschen, mein Schild sonderlich und aber der Gläubigen. 1.Tim. 4,10 kleinen und zwei großen Kriegen war es Gott, Gewiß er ist mein Leben,- mein Schild undmein mein Panier,- Panier,- der derkann kann mir mirKräfte Kräfte geben- geben- und und helfen für und für. der immer wieder gelenkt hat.

2 3 Der Grundstein an Gottes Werk anna von eichel – Der Grundstein an Gottes Werk eine Frau, die nach Gottes Willen fragt

amilie Eichel wirkte im 19. Jahrhundert „Luthers liebe Stadt“ zu holen. Von ihrer Ver- diese eingeweiht werden. Am Ende ihres Le- ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du Fsehr segensreich in Eisenach. wandten Elisabeth von Bernstorff, Diakonisse bens erlebte Anna von Eichel Gottes Gegen- bist mein!“ Ihren zweiten großen Wunsch, ein Als Besitzer der Kammgarnspinnerei nahmen des Henrietten Stiftes Hannover, ließ sie sich wart in der Erfüllung ihres Lebenswerkes. Mutterhaus für Thüringen zu gründen, hat sie sie sich ihrer Arbeiter an, sorgten für eine beraten. Am 07. November 1884 verstarb sie in Eise- nicht mehr erlebt. Aber sie hatte den Grund- Kinderbetreuung und stifteten das Eisenacher Doch war es gar nicht so einfach, Schwestern nach und wurde bestattet unter dem Spruch: stein gelegt, dass andere an Gottes Werk wei- Theater. Aufgrund ihres sozialen Engagements aus anderen Mutterhäusern zu bekommen. „Fürchte dich nicht! Denn ich habe dich erlöst; terbauen konnten. wurde sie in den Adelsstand erhoben. Denn auch wenn das Diakonissenwesen sich Anna von Eichel lernte von Kind an, auch die in dieser Zeit schnell verbreitete und vielen Nöte anderer Menschen wahrzunehmen. junge Frauen eintraten, gab es doch für die viele Arbeit an Armen und Kranken nie genug Sie kam am 22. Mai 1822 als zweite Tochter Schwestern. von Carl Eichel und Amelie, geborene von und zu Egloffstein, auf die Welt. Anna von Eichel erhielt bei der Bitte um Diako- nissen von vielen Mutterhäusern eine Absage, Anna von Eichel hatte ein Hüftleiden und auch bis endlich doch das Henrietten Stift in Hanno- später immer wieder Zeiten von Krankheit und ver zustimmte. Belastung. Auch wenn einige Kavaliere bei ihr vorsprachen, lehnte sie es doch ab zu heira- So wurde am 01. Juli 1972 die Diakonissen- ten. Durch ihre Erkrankung hatte sie das Ge- haus-Stiftung gegründet. Zwei Diakonissen fühl, es ginge nur um ihr Geld. aus Hannover, besagte Schwester Elisabeth von Bernstorff und Schwester Monika Diet- Als Kind wurde sie für einige Zeit auf das richsen, taten hier ihren Dienst an. In dem klei- Mädchenpensionat der Herrnhuter Anstalt nen Haus am Ackerhof versorgten sie kranke zu Montmirail in die Schweiz geschickt. Dort Kinder und Sieche. Doch ging es nicht nur um entdeckte sie für sich persönlich den Glauben die leibliche Versorgung, auch im Geistlichen an Jesus Christus. Dieses Vertrauen zu Gott spürten die Schwestern eine große Not. prägte ihr ganzes späteres Leben. Thüringen setzte sich zusammen aus vielen Doch unverheiratet und im Gehen einge- kleinen Fürstentümern und damit auch Kir- schränkt hatte sie oft das Gefühl, nicht ge- chenherren. Die Thüringer Landeskirche gab braucht zu werden. Sie suchte nach einer es damals noch nicht. Hier in Eisenach erleb- Erfüllung in ihrem Leben. ten die Diakonissen aus Hannover eine sehr Ein großer Wunsch oder eine Vision Anna von liberale Gemeinde. Es war für sie so erschüt- Eichel hieß: ternd, dass sie nicht lange bleiben wollten. Gleichzeitig bildete sich um die Schwestern „ich möchte Gott ein haus bauen“. ein Bibelkreis von suchenden Christen.

Bei diesem Traum hatte sie immer eine Kirche Durch eine Stiftung Anna von Eichels und ihres vor Augen. Bruders konnte ein eigener Prediger angestellt Doch Gott führte sie einen anderen Weg. werden. Als die Schlacht um 1866 Innerhalb der Kirchgemeinden Eisenachs war wütete, kamen viele Verwundete auch in die die Stiftsgemeinde der Diakonissenhaus-Stif- Stadt Eisenach. tung weniger anerkannt. Einen festen Platz für Gottesdienste hatte sie nicht. So kam es doch Anna von Eichel wurde bewusst, dass es bis noch dazu, dass sich der Traum Anna von dahin nur katholische Schwestern aus Fulda Eichels verwirklichte. Sie baute für die Stifts- und Würzburg zur Versorgung der Kranken gemeinde im alten Klostergelände eine eigene gab. So entschloss sie sich, Diakonissen in kleine Kapelle. Am 18. Februar 1884 konnte

4 5 1891 – 1916 Was ist ein Diakonissen-Mutterhaus? unser Mutterhaus wird gegründet 1891 – 1916 Früher und heute eröffnet am 1. Juli 1891

iese Frage wird uns immer wieder bei Füh- haus-Stiftung in Verbindung mit dem Mutter- ls Anna von Eichel die Diakonissenhaus- Zur gleichen Zeit gründete in Großher- Drungen gestellt. haus konnte neue Arbeitsfelder erschließen astiftung gründete, wurden zwei Diakonis- zogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach und Stationen im Thüringer Wald aufbauen. sen aus Hannover nach Eisenach gesandt. Im eine Schwesternschaft und ließ für diese 1886 Was sind die Aufgaben eines Mutterhauses Das Mutterhaus blieb aber immer der zentrale Laufe der nächsten Jahre kamen noch einige ein Mutterhaus bauen. Die Großherzogin lehn- und warum braucht es dies überhaupt? Ort für alle Schwestern. In Alter und Krankheit Schwestern aus Hannover dazu, um die Arbeit te ein eigenständiges Mutterhaus in Eisenach ist das Mutterhaus wieder die Heimat. an den Armen und Kranken zu gewährleisten. ab. Ein Mutterhaus ist meist der Gründungsort ei- Doch blieben sie immer Diakonissen aus Han- ner Gemeinschaft. An diesem Ort hat die Ge- Heute ist das Diakonissenmutterhaus neben nover. Ihre Heimat war das Henriettenstift. Auch gab es innerhalb des Verwaltungsrates meinschaft ihre Heimat. Hier wurden Frauen der Heimat der älteren Diakonissen auch der der Diakonissenhaus-Stiftung Anfragen, ob ausgebildet in dem Dienst der Diakonie und in zentrale geistliche Ort der Gemeinschaften. In den ersten Jahren gab es auch immer wie- eine Erweiterung des Werkes durch ein Mut- die Gemeinschaft aufgenommen. Diakonische Schwestern und Brüder werden der junge Frauen, die ihre Berufung als Diako- terhaus für Thüringen der Arbeit in Eisenach eingeladen zu diakonischen und geistlichen nisse sahen. Doch war es ihnen nicht möglich, schaden könnte oder damit alles zerfiele. Früher entsandte man die Diakonissen in ver- Angeboten. In den verschiedenen Treffen wird in Eisenach bzw. in Thüringen Diakonisse zu schiedene Arbeitsgebiete. Die Diakonissen- Gemeinschaft gelebt und weitergeführt. werden. Zur Ausbildung und zur Einsegnung Das Henrietten Stift in Hannover indessen, gingen sie nach Hannover. Von dort wurden teilte mit, dass es seine Diakonissen bald aus sie dann ausgesandt in ihren Dienst. Viele Eisenach abziehen würde, da in Hannover ein kamen nicht zurück nach Eisenach. Krankenhaus zu besetzen war.

Es war für Anna von Eichel schmerzlich zu In diesem Für und Wider gelang es dem Ver- sehen, wie die Thüringer Mädchen abwander- waltungsrat dennoch am 06. Oktober 1890 ten, um an anderen Orten als Diakonissen zu ein Mutterhaus für Thüringen an der Ev.- arbeiten. Anna von Eichel wollte deshalb ein Luth.-Diakonissenhaus-Stiftung in Eisenach eigenes Mutterhaus für Thüringen. Und dies zu gründen. am liebsten in Eisenach. Dieses Evangelisch- lutherische Diakonissen- Der Stiftsprediger Pastor Schubart warb in der Mutterhaus für Thüringen wurde am 01. Juli Thüringer Konferenz für Innere Mission 1884 1891 eröffnet und Diakonisse Marie Struwe in : als erste Oberin eingeführt. » „Die Diakonisse, die in Thüringen arbeiten soll, muß die Thüringer Art und Unart wohl ver- stehen, und das vermag am besten ein unartig gewesenes und artig gewordenes Thüringer Kind. Wir wollen und brauchen ein eigenes Mutter- haus in Thüringen, dass die Töchter Thürin- gens für Thüringische Gemeinden gut thürin- gisch ausbildet, wo die dienstwilligen Töchter an den Ufern der Saale und Werra und all ihren Nebenflüßchen sich sammeln und verei- nen, um im dürren Thüringer Land ein rechtes Jesusbrünnlein zu werden, wie jenes auf dem Hörselberg, von dem die Sage weiß.“ – Er berichtete, dass 33 Diakonissen außer- thüringischer Mutterhäuser in unserem Lande Dienst tun, 21 aus , 6 aus Frankfurt, 6 aus Hannover. Der Vortrag zündete. Fast ein- stimmig wurde beschlossen die Gründung ei- nes Diakonissen- Mutterhauses für Thüringen zu erstreben.«

6 7 1891 – 1916 Die sachen, Zeitungsmeldung Gemeindestation 1891 – 1916 welche eine Probeschwester mitzubringen hat, sind folgende: vom 23.12.1915: eine Diakonisse erzählt:

4 dunkle Arbeitskleider 3 Paar Schuhe oder Stiefel as evangelisch- lutherische Diakonissen- 917 übernahm ich in Masserberg die Ge- 1 schwarz wollenes Sonntagskleid 1 Regenschirm Dmutterhaus für Thüringen in Eisenach 1meindearbeit und die Kinderschule. 80 1 schwarz wollenes Umschlagtuch oder Kleiderbürste blickt auf eine Jahresarbeit zurück, die sich auf Kinder im Alter von 1-6 Jahren. Ich hatte eine desgl. Umhang Kämme die verschiedensten Staaten Thüringens und Gehilfin. Die Kinder kamen im Sommer früh 6 4 blaue Latzschürzen Zahnbürste das Etappengebiet erstreckte. Die Schwes- Uhr bis abends 19 Uhr. Wenn die Frauen im 1 Dutzend Hemden 1 Nähkasten mit Zubehör ternzahl beträgt 143. Davon sind 90 Diako- Feld oder Wald arbeiten, brachten sie mir auch 1 Dutzend weiße Taschentücher 1 Bibel nissen, 30 Novizen und 13 Probeschwestern. die Säuglinge. 1 /2 Dutzend weiße Nachtmützen 1 Neues Testament Im Mutterhaus selbst arbeiten 12 Diakonissen, Einmal wöchentlich war Jungfrauenverein 6 einfache Kragen 1 Gesangbuch 8 Novizen und 13 Probeschwestern. Im letzten (28-30 Jungfrauen), einmal Frauenhilfe (70 4 bunte Nachtjacken 1 Katechismus Jahr traten 12 Probeschwestern ein und 2 Di- Frauen). Einmal sammelte ich wöchentlich die 3 dunkle Unterröcke akonissen, 2 Novizen und 5 Probeschwestern Konfirmandinnen um mich. Sonntags hielt ich 8-12 Paar dunkle Strümpfe Alle Wäschestücke sind deutlich zu zeichnen. aus. den Kindergottesdienst, manchmal auch Le- Das Mutterhaus hat die Pflege in 41 Gemein- segottesdienst. Sonntag abends kamen regel- aus der Gründungsfestschrift den, 6 Krankenhäusern, 1 Kinderhospital, 1 mäßig 10-15 Frauen, die nicht im Gottesdienst vom 1. Juli 1891 Krippe, 1 Waisenhaus, 2 Krüppelanstalten, sein konnten, zu mir. Ich las ihnen die mitste- 1 Altersheim, 1 Kinderschule, 1 Kinderbe- nographierte Predigt. War der Pfarrer abwe- wahranstalt, 1 Kinderheim und 1 Seminar mit send, und es musste ein Neugeborenes not- Kinderschule. Vier Stationen sind wegen der getauft werden, habe ich es getauft, notfalls Kriegspflege unbesetzt. auch beerdigt. Nach dem 1. Weltkrieg galt es, Im Mutterhaus, wie auch in der Gemeindepfle- den Handarbeitsunterricht in der Grundschule ge und bei den Bahnhofsarbeiten des Roten und mehrere Unterrichtsfächer in der Berufs- Kreuzes leisteten Johanniterschwestern Hel- schule zu übernehmen. ferdienste. Im Kriegsdienst sind 16 Schwes- tern tätig. Sie arbeiten in den Lazaretten in (aus dem Buch „Wir wollen es fröhlich Tilsit und Lodz. wagen“ von Wolfgang höser zum 75. erschienen am 23.12. 2015 in der thü- Jubiläum des Diakonissen-Mutterhau- ringer allgemeine ses eisenach)

8 9 1891 – 1916 schwestern im ersten Weltkrieg Bericht über meine kriegsarbeit 1891 – 1916 aufgaben und opfer in schwerer Zeit vom nov. 1914 bis okt. 1918

ach der feierlichen Eröffnung des „Evang.- wurde. 16 Eisenacher Diakonissen mussten m November 1914 wurde ich mit neun Flensburger Diakonissen zusammen Ruhr- nLuth. Diakonissen-Mutterhaus für Thürin- in Lazaretten Dienst tun. Als gut ausgebildete iSchwestern des Eisenacher Diakonissen- kranke bis 09.12.1917. Mit Schwester Elisa- gen“ im Jahr 1892 erlebte der Hausvorstand Krankenschwestern wurden ihnen von Frank- hauses nach Straßburg gerufen, wo wir einer beth Seiler musste ich für drei Wochen Nacht- zusammen mit den Schwestern die Freude reich über Belgien, Luxemburg, Polen , Russ- Kriegslazarettabteilung zur Verfügung gestellt dienst in einer anderen Schule übernehmen, einer Blütezeit. Nach 22 Jahren waren 140 land und Ukraine in vielerlei Lazaretten und wurden, die schon vor uns ins Feld gerückt da der leitende Arzt ausdrücklich Diakonissen Diakonissen auf 16 Arbeitsfeldern Thüringens Krankenhäusern verantwortungsvolle Aufga- war. Erst am 31.12.1914 trafen wir in Lodz bei für den schweren und verantwortungsreichen im Einsatz. Da kam ein harter Schlag, der Ers- ben übertragen. der Abteilung ein. 124 war die Abteilung, bei Posten haben wollte. Zur Zeit arbeiteten dort te Weltkrieg. Natürlich mussten auch die deut- der ich vier Jahre lang Dienste aller Art leistete. nur Rote-Kreuz-Schwestern, denen dieses na- schen Mutterhäuser und Schwesternschaften Aus den vielen Berichten über ihren Kriegs- türlich nicht gerade angenehm war. Nach die- ihren Beitrag für das Vaterland leisten. Schon einsatz haben wir den Bericht der Schwester Am 01.01.1915 begann unsere Arbeit in der ser Zeit übernahm ich im Seuchenlazarett zu im Jahr 1914 wurden einige der Diakonissen Luise Hauck hier mit abgedruckt, weil er einen Mädchenschule bei Verwundeten und Kran- Riga das Laboratorium, wo ich bis März 1918 einberufen. Ihre Einsätze verteilten sich auf Eindruck vermittelt von dem, was die Schwes- ken. Die Arbeit im Lazarett war so eingeteilt, arbeitete. Die Hälfte der Kriegslazarettabteilung ganz Europa. Nicht nur unter den Soldaten tern durchgestanden haben, wie oft sie die dass auf einer Station Schwestern eines Mut- wurde nach der Ukraine abkommandiert, und waren Opfer zu beklagen, das Eisenacher Dia- Einsatzstelle wechseln mussten und wie groß terhauses arbeiten konnten. Mit Schwestern darunter waren wir fünf Eisenacher Schwes- konissenmutterhaus betrauerte schon im Jahr und schwer die Verantwortung war, die man des Hamburger, Wiesbadener und Flens- tern. Erst am 21.04.1918 kamen wir hier an 1915 Schwester Lina Herrmann, die sich bei ihnen aufgebürdet hatte. Wie gut, dass sie ihre burger Diakonissenhauses haben wir bis und durch die schwierigen Verhältnisse hier der Pflege von Ruhrkranken im Seuchenla- Mitschwestern in der Heimat als treue Beterin- Mai 1915 dort gearbeitet. Am 09.05.1915 konnten wir erst am 01.06.1918 mit dem Ein- zarett in Lodz infiziert hatte und heimgerufen nen hinter sich stehend wussten. verließen wir Lodz und kamen nach Ragnitt, richten eines Malarialazarettes beginnen, fünf wo wir nach achttägiger Arbeit nach Tilsit Rote-Kreuz-Schwestern und wir, fünf Eisena- sr. helga schöller abkommandiert wurden. In Tilsit arbeiteten cher Schwestern, wurden dazu bestimmt. Bis wir mit Wittener Diakonissen zusammen in zu meiner Abberufung am 01.10.1918 arbei- der Infanteriekaserne. Im Juli 1915 wurde tete ich im Laboratorium des Malarialazaretts ich nach der Bürgerhalle geschickt, um dort unter Leitung des Herrn Prof. Borckardt. Mit ein Lazarett für 300 leicht Verwundete zu einem vierwöchigen Urlaub wurde ich entlas- übernehmen. Nach einigen Tagen kamen 2 sen. In den vorhergehenden drei Jahren hatte Rote-Kreuz-Schwestern dazu, mit denen ich ich dreimal je dreiwöchigen Urlaub. bis 11.09.1915 zusammenarbeitete. Abends spät kam der Befehl, dass am 12.09.1915 ronneburg, den 09.03.1919, in aller Frühe das Gepäck an der Bahn sein sr. Luise hauck müsse für den Transport nach Schanlen, das uns zwei Jahre lang aufnahm. Sieben Eise- nacher Schwestern übernahmen die kleinere Abteilung für Verwundete und dann später das Seuchenlazarett. Die Verwundetenstation löste sich auf, und da ich dadurch ohne Arbeit war, half ich im Laboratorium, wo ich in Herrn Dr. Zeller einen tüchtigen Lehrmeister fand. Ne- ben dieser Arbeit, die meine Zeit nicht ganz ausfüllte, übernahm ich dann noch den Provi- ant des Lazarettes. Ein Garten in der Nähe des Lazaretts, der von Schwestern und Kranken bebaut wurde, leistete uns manches Gute für die Küche. Am 13.09.1917 kamen wir nach Riga, wo wir eine Schule für ein Ruhrlazarett einrichteten. Aber schon am dritten Tage musste ich wegen einer fieberhaften Erkran- kung vier Wochen zu Bette liegen. Nachdem pflegte ich mit Wiesbadener, Hamburger und

10 11 1917 – 1942 stiftgemeinde textilkunst im kirchenraum 1917 – 1942 geistliche seelsorge und erbauung durch Gottes Wort Paramentenarbeit in thüringen

um Leben einer Diakonisse gehört nicht die Anerkennung und Gleichberechtigung extilien zum liturgischen Gebrauch werden 1979 schlossen sich die fünf auf DDR-Gebiet Znur ein sozialer Auftrag, sondern zu aller- durch seine Amtskollegen kämpfen. Da sie die tals „Paramente“ bezeichnet. angesiedelten Werkstätten zur „Arbeitsge- erst die gute geistliche Seelsorge und Erbau- Nikolaikirche nicht benutzen konnten gingen Der Begriff kommt aus dem Lateinischen „pa- meinschaft für Paramentik“ zusammen, um ung durch Gottes Wort. Als 1872 Diakonissen sie drei Sonntage im Monat in die Annenkir- rare mensa“ und bedeutet: in kirchlicher Trägerschaft Paramentikerinnen aus Hannover kamen, fanden sie hier eine che. Es änderte sich erst mit dem Einzug in „den Tisch des Herrn bereiten“. auszubilden. sehr liberale evangelische Kirche vor. Mit Hilfe das ehemalige Benediktinerkloster. Die Sakra- des Madelunger Pfarrers Kromacher wurden mente und Amtshandlungen durften nur nach 1895 wurde in Rudolstadt der Thüringer Para- Seit 1991 gehört die Werkstatt wieder zur Bibelstunden eingeführt. Es entstand eine klei- genauer Rücksprache gehalten werden. Im mentenverein gegründet. deutschlandweiten „Marienberger Vereinigung ne Gemeinde. Sie wurde auch das Eisenacher Dritten Reich gehörten die Nikolaigemeinde für evangelische Paramentik e.V.“ „Geistliche Mysterium“ genannt. Auch wurde zu den Deutschen Christen und die Stiftsge- 1926 übernahm das Evang.- Luth. Diakonis- nicht gern gesehen, dass Diakonissen Schul- meinde des Mutterhauses zur Bekennenden sen-Mutterhaus die Arbeit und gründete eine 1996 wurde zur Unterstützung der Eisenacher kindern eine christliche Unterweisung gaben. Kirche. Dies machte die Arbeit der Diakonis- Paramentenwerkstatt. Paramentenwerkstatt der „Förderverein Para- So war es wichtig für die Schwestern und sen in den Gemeindestationen und in Eisenach Unter der ersten Leiterin Elisabeth Coester mentenarbeit in Thüringen am Diakonissen- „Gläubigen“, eine anerkannte seelsorgerliche nicht einfach. Erst nach dem Krieg konnten die (Glasmalerin) wurden die Paramente in ver- mutterhaus Eisenach e.V.“ gegründet. Versorgung zu gewährleisten. Anna von Eichel beiden Gemeinden langsam zusammen wach- schiedenen Sticktechniken angefertigt. kämpfte für das Privileg eines eigenständigen sen. Seit 1997 ist die Stiftgemeinde mit der 2006 übernahmen Gabriele Backhaus und Patronats. Dieses wurde ihr 1874 zugesagt. Nikolaigemeinde verschmolzen. Pfr. Reinhard 1958 wurde Schwester Brigitte Baller die Maria Reise die Eisenacher Paramentenwerk- Doch sollte der Stiftsprediger noch lange um Kiehne war der letzte Stiftspfarrer. Werkstattleitung übertragen. statt. Betriebswirtschaftlich selbständig, arbei- Neben gestickten Paramenten wurden nun ten die beiden Paramentikerinnen weiter im auch Paramente in der Gobelinweberei am Eisenacher Mutterhaus. So blieb der Dienst für Hochwebstuhl aus handgesponnener und Kirchgemeinden und dieses seltene Handwerk selbst gefärbter Wolle hergestellt. in Thüringen erhalten.

Gabriele Backhaus und Maria reise

12 13 1917 – 1942 kinderschwestern Das Mutterhaus Diakonische schwestern- und Bruderschaft 1917 – 1942 eisenacher kinderschwesternschaft neubau des Mutterhauses es ist spannend zu erleben, wie Gott uns führt!

ie Gemeinschaft der früheren Schülerin- alter von Eichel lebte in Eisenach im al- as Entstehen einer zweiten Schwestern- werther Verband deutscher Mutterhäuser e.V.“ Dnen [des Kindergärtnerinnen- Seminars] Wten Benediktinerinnen Kloster neben der Dschaft, neben der Diakonissenschwes- vereinigt. Die Oberin in der Geschäftsstelle des trug schon seit Pastor Bauers Zeit als Abzei- Nikolaikirche. Als er plötzlich starb, konnte die ternschaft, hat mehrere Wurzeln – je nach den Verbandes, Schwester Auguste Mohrmann, chen eine Brosche mit der Lutherrose und Diakonissenhaus-Stiftung das Gebäude erwer- örtlichen Gegebenheiten und der politischen hatte diesen mutigen Schritt getan – und er dem Wort Mark.10,14. […] Aus diesem Kreis ben. Der Platz im kleinen Hospital am Ackerhof und gesellschaftlichen Situation des jeweili- gelang! erwuchs 1930 als eine Hilfsschwesternschaft reichte schon lange nicht mehr für die Versor- gen Landes. Es begann schon während des 1. Zunächst waren die Verbandsschwestern des Diakonissen-Mutterhauses die „Eisena- gung der kranken Kinder, alten Menschen und Weltkrieges, vor allem aber bald danach. (gleich zum Verband gehörig) in ihrer Orga- cher Kinderschwesternschaft. […] auch für die gewachsene Stiftsgemeinde. nisation nahe an den Diakonissen: Sie hatten Eine hellblaue Tracht mit Haube wurde bereit- So konnte in dem alten Kloster neben dem Diakonissen verschiedener Mutterhäuser ihre Tracht immer zu tragen, sie gründeten gestellt. Mit 30 Kinderschwestern konnten wir Wohnraum für die Diakonissen, eine Kranken- waren im Lazaretteinsatz gewesen und hat- keine eigene Familie und sie erhielten alle das beginnen, nach und nach stieg die Zahl auf station, eine Siechenstation und ein schöner ten Johanniter-Schwestern kennengelernt, gleiche Gehalt, das nicht sehr groß war, aber 55 an. Später bleiben die Kinderschwestern Betsaal eingerichtet werden. Mit dem Bau des die nur zu gezielten, zeitlich begrenzten Ein- sie konnten die Kranken- und Rentenversiche- als lose Gesinnungsgemeinschaft auch noch Krankenhauses 1895 wurde in dem soge- sätzen gerufen wurden, also nicht auf lange rung bezahlen. zusammen, als keine Stationsverträge mehr nannten Mutterhaus mehr Raum geschaffen oder Lebenszeit gebunden waren. Dazu war Das änderte sich noch einmal, nachdem der abgeschlossen werden konnten und die soge- für die Betreuung von alten Menschen, aber die Krankenpflege damals ein Frauenberuf, in Krieg und die Naziherrschaft zu Ende gegan- nannte NSV die kirchlichen Kindergärten uns auch für die Ausbildung der Diakonissen. dem man in gewisser Selbständigkeit sein Le- gen waren. Heute spielt die Tracht fast keine nahm“ (Baum an der Quelle, 1952, Hermann Rektor Pfr. Scriba entschloss sich, für die Dia- ben führen konnte. Im Land Thüringen, das es Rolle mehr, wohl aber die Brosche, die die Scriba, S.71) konissenhaus-Stiftung weitere Gebäude in der erst seit 1920 gab, hatte der Beruf mit Ausbil- Schwester mit der Einsegnung erhält. Viele Nikolaistraße zu erwerben. Auf diesem Areal dung und Examen im Eisenacher Mutterhaus Schwestern haben heute eine eigene Familie. Leider erfolgte, nachdem 1950 auch das Ka- baute er bis 1934 das neue Mutterhaus mit 1924 die staatliche Anerkennung bekommen. techetinnensemiar geschlossen wurde, kein dem Wohnbereich der Schwestern, der Schule Es gab bis in die 30er Jahre hinein bei uns Die Zugehörigkeit zum Mutterhaus war selbst- großer Zuwachs in die Gemeinschaft. So wur- und dem Internat, der Küche und einem neuen Schwestern, die ihre Ausbildung zur Kranken- verständlich, aber der Grad der Zugehörigkeit de den verbleibenden Kinderschwestern das Betsaal auf. Dabei hatte er eine klare Vision schwester im Diakonissenhaus erfolgreich ab- hing eng mit der staatlichen Entwicklung der Angebot gemacht den Lebensweg als Diako- vom Leben in diesem Haus, die bis heute die solviert hatten, aber nicht Diakonisse werden DDR zusammen, wo wieder die Tracht ins nische Schwester oder Diakonisse weiter zu Atmosphäre im Haus prägt. wollten, doch gerne hier arbeiteten. Spiel kam. Es gab Zeiten stärkeren Zuwachses gehen. Einige nahmen dieses Angebot an und Dann hatte Gott eine Lösung parat, mit der kei- in die Schwesternschaft, die größeren Schutz bereicherten durch ihr Leben und ihren Dienst ner gerechnet hatte: Hitler mit seinem Macht- bot, und es gab „magere Zeiten“. das Leben im Mutterhaus. Wir wollen ein Haus bauen, in dem Menschen anspruch wollte alle Krankenpflegerinnen, wohnen, ohne dass es eine Anstalt wird. die nicht ordensmäßig gebunden waren, in Es ist spannend zu erleben, wie Gott uns führt! Wir wollen ein Haus bauen, in dem Menschen der „Braunen Schwesternschaft“ zusammen- beten können, ohne dass es eine Kirche wird. führen. Dem kamen die Mutterhäuser zuvor. Wir wollen ein Haus bauen, in dem Menschen Am 1. März 1939 wurden diese Schwestern lernen können, ohne dass es eine Schule ist. zur „Verbandsschwesternschaft im Kaisers- sr. Brigitte Baller

14 15 1943 – 1968 kriegserlebnis in arnstadt anna- Luisen stift Bad 1943 – 1968 ... es war verboten, Behinderte in Luftschutzkellern zu schützen in den Zeiten des Dritten reiches

err Direktor Pfr. Andreas Müller schreibt in Gewiss kennen Sie die Umstände dieser tra- n den Zeiten des Dritten Reiches unterlag der 1945. Die andere Diakonisse wurde 1945 aus heinem Brief: gischen Geschichte. Die Behinderten wurden iHausvorstand der Diakonissenhaus-Stiftung der Schwesternschaft ausgeschlossen und damals in einem Luftschutzkeller geschützt, immer wieder den Anforderungen und auch 1950 in Gera vor Gericht gestellt. „Alle Diakonissen, die in unserer Klinik Dienst die Mitarbeiter (gemeinsam mit Schwester Anfeindungen des Regimes. Die Mutterhaus- Über Jahrzehnte hinweg wurde dies als Ab- taten, wurden aus Eisenach entsandt. Oft kann Ranft fanden noch zwei weitere den Tod), gemeinschaft gehörte zur Bekennenden Kir- schluss der Vergangenheit gesehen. ich zum Beispiel an Schwester Gertrud Ranft hielten nach außen hin den Schein aufrecht, che. Aus deren christlichen Werten heraus 1993 schrieb unsere Diakonische Schwester erinnern, die vor 110 Jahren gemeinsam mit als würde im Haus normal weiter gearbeitet, sollte Menschen geholfen werden. Hanna Eberhard eine Hausarbeit zum Thema Emil-Petri hier in Arnstadt die Arbeit im Heim trotz der Bombenangriffe. Der Grund dafür Aber in die Herzen der Diakonissen konnten „Entwicklung in der Evangelischen Kirche in aufbaute, ihr Leben hier verbrachte und letzt- war, dass es verboten war, Behinderte in den auch Oberin und Rektor nicht schauen. Thüringen und im Evangelisch- Lutherischen lich ihr Leben sogar 1945 für die Behinderten Luftschutzkellern zu schützen.“ So kam es auch durch zwei Diakonissen un- Diakonissen- Mutterhaus in Eisenach in den unserer Stiftung einsetzte, als sie durch einen serer Diakonissenhaus-Stiftung in ihrer Arbeit Jahren 1933- 1945“ Bombenangriff in Arnstadt ums Leben kam. in Bad Blankenburg zu unmenschlichen Be- Durch diese Arbeit wurde die Vergangenheit handlungen. in der Schwesterngemeinschaft noch einmal In der Betreuung von Kindern und Jugendli- wach. Viele der damals lebenden Schwestern chen mit geistiger und körperlicher Behinde- kannten die Schuld nicht, die auf dem Mutter- rung ließen sie es gewollt zur Verwahrlosung haus lastet. In einem Gottesdienst wurde der und zur Unterernährung kommen, bis die Kin- verstorbenen Kinder gedacht und um Verge- der starben. Der Hausvorstand des Mutterhau- bung für die Gemeinschaft gebeten. Zum 100. ses konnte nur schwer Einfluss auf die Arbeit Jahrestag des Anna-Luisen-Stiftes wurde ein der beiden Schwestern nehmen. Der dortige Gedenkstein in Bad Blankenburg aufgestellt. Stiftungsrat schützte sie und ihre Tätigkeit für Wir bedauern es von ganzem Herzen, dass die- das Euthanasieprogramm der Nazis. ses Leid nicht verhindert werden konnte und Heute können wir nur schwer verstehen und beugen uns unter dieser Schuld. Heute und beurteilen, was damals geschehen ist. zukünftig sehen wir uns in der Verantwortung, Die ältere der beiden Schwestern starb noch wacher gegen Unrecht und Hass vorzugehen.

16 17 1943 – 1968 unser Luftschutzkeller Das internat 1943 – 1968 ... im kindergärtnerinnenseminar in der altstadtstraße es war geregelt, wann das Licht am abend gelöscht werden musste

m 11. September 1944 war vormittags Am nächsten Tage, als wieder Alarm war, ha- m Mädchen aus Thüringen zu Diakonissen Das Leben im Mutterhaus war genau geregelt aAlarm wie so oft. Ich wollte garnicht he- ben wir unsere Katakombenwände bemalt: uausbilden zu können, brauchte man für sie und das wurde für manches Thüringer Mädel runter, die neue Gemeindehelferin, Fräulein „Siehe ich bin bei euch alle Tage!“ Matth.20,28 Unterkunft im Mutterhaus. Die angehenden zur Herausforderung. Kraft, war bei mir; ich ging nur, um Stunde zu „Der Herr ist treu, der wird euch stärken und Diakonissen wohnten mit den ausgebildeten Es war geregelt, wann das Licht am Abend halten. Da haben wir dann wie noch oft vor- bewahren vor dem Argen.“ 2.Thess.3,3 Diakonissen im gleichen Gebäude. Im Mut- gelöscht werden musste, wie lange man aus- her und nachher, drunten im Keller gearbeitet. „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen“ terhaus fand der theoretische Unterricht statt gehen durfte, wie oft sie nach Hause fahren Naturkunde war dran, wir sprachen vom Blu- Hebr. 13,5 und der praktische Teil in dem dafür errich- durften und an welchen Sonntagen man un- menpflücken und Kränzewinden. Plötzlich war „Herr bleibe bei uns.“ teten Krankenhaus. Die Schwestern wurden bedingt im Mutterhaus sein musste. der Angriff da, die Flieger tosten und die erste „Fürchte Dich nicht, Ich bin`s.“ so schon mit den Ordnungen und Pflichten als Auch die Freizeit war von einigen Reglemen- Bombe in unserer Nähe fiel. Wir warfen uns Wir haben am 13. September den zweiten spätere Diakonissen vertraut gemacht. tierungen betroffen. auf den Boden, aber unsere Herzen wurden schweren Angriff erlebt, z.T. im Mutterhaus- Die staatliche Anerkennung der Krankenpfle- Dies lockerte sich aber nach und nach. Jedoch still und getrost, als wir Psalmen beteten und keller. geschule 1924 brachte eine neue Herausfor- eine Grundordnung und eine vorgegebene Liedverse sangen. Auch die wenigen Kinder, […] derung. Es meldeten sich junge Mädchen aus Struktur sollten eingehalten werden. die mit im Keller waren, hielten sich still und ganz Thüringen an, um die Krankenpflege zu Werden ehemalige Schülerinnen nach ihrer zeigten keine Furcht. Aber als wir dann wohl Das alles ist nun aber nicht etwa Heldentum. erlernen, sie brauchten eine andere Form des Zeit im Internat gefragt, sagen fast alle, dass 15 Bombentrichter in unserem Stadtteil sa- Wir wollen uns nicht verhehlen, dass das kal- Wohnens im Mutterhaus. sie die Zeit im Internat auf keinen Fall missen hen, drüben über der Hörsel die eingestürzten te Grauen uns im Nacken sitzt, wenn die Ge- Es entstand das Internat mit ca. 80 Plätzen. möchten. Häuser, die ihre Bewohner begraben hatten, schwader über uns hinwegbrausen, dass un- Hier wohnten die Schülerinnen während der Ich auch nicht. als wir zwei große Trichter nur wenige Schritt sere Herzen hämmern zum Zerspringen, dass Schul- und Arbeitstage. In sogenannten „Äm- von unserem Haus fanden, die unseren Garten wir zittern am ganzen Körper. tern“ lernten die Mädchen auch, sich an Ord- zerstört hatten, da begriffen wir, wie wunder- nung und Disziplin im Alltag zu gewöhnen. sr. Christine schulze-schrön bar Gottes Engel uns beschützt hatten. Das aus dem tagebuch einer schülerin des Mutterhaus war schwer betroffen. seminars für kindergärtnerinnen

18 19 1943 – 1968 heitere und leise töne Diakonissen nicht mehr allein 1969 – 1994 singen befreit und macht locker – außerdem macht es spaß neue Form der Gemeinschaft in den Mutterhäusern

in Unterrichtsfach auf das besonders viel Wenn der mehrstimmige Chorgesang erklang, ls in den dreißiger Jahren die Verbands- Schutzraum innerhalb der DDR. Leider musste eWert gelegt wurde, war das Chorsingen. war es still auf den Stationen. Auch die nötigen aschwesternschaft entstand, ahnte noch damals eine Schwester die Gemeinschaft ver- Einstimmig, mehrstimmig oder als Kanon er- Verrichtungen wurden leise getan. niemand wie wichtig diese neue Form der lassen, wenn sie in eine staatliche Einrichtung tönte der Gesang durch das Mutterhaus. An dieses Singen im Krankenhaus erinnern Gemeinschaft in den Mutterhäusern werden wechselte. Um den Kontakt auch weiter zu er- Zu vielen Gelegenheiten fand der Chor Einsatz: sich die Patienten zum Teil heute noch. Viele könnte. möglichen, richtete Rektor Pfr. Höser die lose Zu Gottesdiensten, Festen, für Patienten und ehemalige Schülerinnen haben dieses Singen Gemeinschaft der Ringschwestern ein. an Geburtstagen von Schwestern, Mitarbeitern als schöne Erinnerung in ihrem Gedächtnis So schrieb Rektor Pfr. Scriba noch 1951: und Patienten. behalten. „Wir haben eine kleine Zahl dieser Schwestern Dreimal im Jahr rief Rektor Pfr. Höser die Singen befreit und macht locker. Außerdem Ein besonderes Ereignis waren die Weih- als Mitarbeiterinnen unter uns; sie sind uns Diakonissen und Diakonischen Schwestern macht es Spaß. nachtsfeiern im Krankenhaus. Auch hier durfte als Einzelpersönlichkeiten wert geworden und zum Bibelkurs zusammen, neben dem Bibel- Durch die wöchentlichen Chorstunden ent- der Chor nicht fehlen. ziehen mit uns am selben Strang, so dass wir studium ging es auch immer um ein medizi- stand ein Chor, der sich hören lassen konnte, Mächtig tönte unser Anfangschoral „Hoch tut sie heute nicht mehr missen möchten, auch nisches Thema. Einer dieser Bibelkurse wurde mit jungen und auch älteren Stimmen. euch auf ihr Tore der Welt“ durch das ganze etlichen eine selbständige Arbeit im Werk für die Familien geöffnet. Während die Diako- Einen festen Platz im Tagesablauf hatte, von Haus. übertragen konnten. Aber während andere nischen Schwestern tagten, hatten die Kinder den Patienten schon freudig erwartet, das Noch heute erzeugt dieses Lied einen leisen Mutterhäuser ihre Verbandsschwesternschaft ein fröhliches Programm mit Basteln und Spie- Abendsingen im Krankenhaus. Nach dem Schauer, wenn es die Schwestern und Brüder so förderten, dass sie neben der tragenden len bei Schw. Emmi Wuhler. Abendessen sammelten sich die Schülerinnen zur Adventszeit singen. Diakonissenschar eine zweite Schwestern- und auch Vollschwestern im Treppenhaus. schaft bildete, konnten wir uns bei der Klein- Einige der Diakonischen Schwestern konn- Die Türen der Patienten wurden geöffnet, da- Danke Herr, für die Musik! heit unseres Werkes nicht dazu entschließen, ten noch vor der Wende zu Fortbildungen in mit auch die, die bettlägerig waren, mithören sie zu wesentlicher Bedeutung anwachsen zu die Bundesrepublik und ins nahe westliche konnten. Während des Singens sah man an lassen.“ Ausland fahren. Immer mehr wuchsen die den Zimmertüren die Köpfe von Patienten auf- Gemeinschaften der Diakonissen und Diako- tauchen, manche sangen auch mit. sr. Christine schulze- schrön Der nachfolgende Rektor Pfr. Höser entschied nischen Schwestern zusammen. dies anders. Vielleicht sah er damals schon, dass neue Gemeinschaftsformen gefragt wer- Unter dem nächsten Rektor Pfr. Wolter wur- den. Vielleicht wollte er auch neue Verbindun- de die Diakonische Schwesternschaft auch gen an das Mutterhaus schaffen. Wir wissen für Brüder geöffnet. 1984 konnten die ersten es nicht. Doch machte er es zu einer seiner Brüder eingesegnet werden. Hauptaufgaben, die Diakonische Schwestern- schaft- wie sie ab der DDR-Zeit hieß- im eige- Heute können wir uns unser Mutterhaus und nen Mutterhaus zu fördern. unsere Gemeinschaft nicht mehr vorstellen ohne die gewachsene Verbindung. Ob Dia- So war jede Krankenpflegeschülerin automa- konissen oder Diakonische Schwestern und tisch Anwärterin in die Gemeinschaft. Nach der Brüder, alle prägen jetzt das Leben der Ge- Ausbildung konnte sie sich entscheiden, ob sie meinschaft. Wir alle dürfen zu Zeugen werden ganz austrat oder weiter dem Mutterhaus treu für Gottes Auftrag der Liebe. Wir dürfen von- blieb. Immer mehr wurden die Diakonischen einander lernen und miteinander weitergehen. Schwestern auch in die Leitung der Arbeits- bereiche mit hineingenommen- verschiedene Gemeindestationen, das Internat, Stationslei- tungen und später auch Oberschwestern.

Dort wo Stellen durch Diakonissen nicht mehr nachbesetzt werden konnten, suchte man in den Reihen der Diakonischen Schwestern nach geeigneten Kandidatinnen. Die Anbin- dung zum Mutterhaus sicherte nicht nur eine Arbeitsstelle, es gab auch einen gewissen

20 21 1969 – 1994 Persönlich erlebte Ökumene Dankbar für unterstützung aus dem Westen 1969 – 1994 Gemeinschaft über alles trennende hinweg Beispiele für hilfen aus unserem Partner- Mutterhaus vor der Wende

ir durften sie erleben, auch in unserem uns Schweres, spürten aber keinen Hass, son- ei allen Besuchen Mindener Gäste wur- eingeführt werden durfte. WLand. Es gab sie trotz der Schwierigkeit dern gegenseitige Vergebung. Bden kleinere Gegenstände mitgenommen, 1983 reisten Herr Hanke und Herr Huneke hin, mit den Grenzen nach Ost und West. Hier in Dann schlossen sich in den nächsten Jahren die dringend nötig waren: Briefumschläge, um zu sehen, was dringend gebraucht würde. Eisenach erfuhren wir sie besonders im Ne- Tagungen mit Beteiligung weiterer Gemein- Schreibpapier, Matritzen, kleine Geräte für die Briefumschläge, Papier, Matritzen, Farbbänder ben- und Miteinander unseres Diakonissen- schaften in anderen Orten an, z. B. in Oppeln, Hausmeister oder für den Hausbedarf. mitgenommen hauses und des katholischen Krankenhauses in Groß Stein, auch in Alexanderdorf bei den 121 m Zugluft-Dicht-Leisten für Fenster von St. Elisabeth und seinen Schwestern. Benediktinerinnen. Größere Beispiele: Herrn Hanke geschickt. Es mag sein, dass uns hier in Eisenach die Wir erlebten geistliche Gemeinschaft und viel 1974 für den Kauf eines Trabanten für eine 1985 Kochgruppe für Großküche bestellt Grenznähe zur Bundesrepublik und der „klei- Verständnis untereinander, auch im Umgang beinleidende Schwester in Eisenberg gab Sa- 1.500,00 DM. ne Grenzverkehr“ besonders zur Hilfe kamen. mit verschiedenen Ritualen und Gottesdienst- lem 5.220,00 DM. Es wurden geliefert: Kochgruppe, Küchenma- So erlebten wir Gemeinschaft über alles Tren- formen, erlebten miteinander Ausflüge und Mai 1977 Farbtöpfe für Innen- und Außen- schine, Regalwagen, Fliesen und Ersatzteile. nende hinweg mit Schwestern und Brüdern wachsendes Vertrauen. Wir Deutschen erfuh- anstrich. Beim Besuch von Verwaltungsleiter 1987 Sicherheitsschlösser erbeten wegen aus anderen Mutterhäusern, Klöstern und ren auch, wie schwer es oft war, in anderen Tiemann und Betriebstechniker Hanke wurde Diebstahl von Kassettenrekordern, Gasum- Kommunitäten und denken besonders an das Staaten des Ostblocks als Christen zu leben um einen fahrbaren Heizkörper mit Elektroan- lauferhitzer für 1.775,00 DM. Ersatzteile für Mutterhaus in Kassel, an Imshausen und die und ihren Lebensbedingungen, schluss für die Therapieräume gebeten. Heizung. Brüder von Taizé. Wichtig für uns war auch, Die Tagungen hatten immer ein Gesamtthema, Februar 1979 wurden für den Ausbau des Januar/Februar 1988 Dachziegel erbeten: dass Bruder Johannes Lütticken OSB aus Vorträge gehalten von Theologen oder Fach- Dachgeschosses als Internat 10 Waschbe- 17.000 Biberschwänze, 500 Firstgratziegel, , gemeinsam mit Pater Christopher Lowe leuten im Bezug auf Themen des Glaubens cken mit Zubehör erbeten; im Juli 1979 für 20 Entlüftungsziegel. Anlieferung mit werks- CR aus London, das Anliegen hatte, den Ge- oder aktuellen Fragestellungen in unseren den Ausbau von zwei Physiotherapieräumen eigenen Kranfahrzeugen. Stadtdirektor und meinschaften Brücken zwischen Ost und West Gemeinschaften. Würde ich sie alle aufzählen, im Keller 100 qm Spaltklinker für abwaschba- Bürgermeister von Minden sorgten für Hilfe. zu bauen. Es kam zu gemeinsamen Tagun- reichte das Papier nicht. re Wände. Nonnenweier war beteiligt. März 1988 drei elektrische Schreibmaschinen gen, der politischen Situation entsprechend, Immer kehrte ich reich beschenkt mit vielen Oktober 1980 dankt Pfr. Wolter für den Or- eingetroffen. zunächst in Polen. Die Franziskanerinnen in neuen Eindrücken nach Hause zurück und gelmotor. September 1989 Aufschnittmaschine für Kü- LASKI bei Warschau boten den deutschen bin dankbar, dass wir über die Konfessionen November 1980 wurden 20.000,00 DM für che eingetroffen. Gemeinschaften Gastfreundschaft, aber auch hinweg in Christus verbunden in unseren Ge- eine Siemenstelefonanlage zur Verfügung ge- 01.03.1990 nach der Wende als Geschenk unvergessenes Erleben. meinschaften Ökumene leben dürfen. stellt. ein PKW-Kombi, von den Eisenacher Haus- Im Hinblick auf die Erlebnisse unter der deut- 1981 und 1982 Bitte um einen Hoyerlifter. meistern genannt „Rudi“. schen Besatzung erfuhren wir vieles, auch für sr. erika Jungmann Auf Bitten der Handwerker besorgte Herr Han- Zum 100-jährigen Jubiläum ein roter Opel- ke ein kombiniertes Säge-Fräse-Hobel-Tisch- Personenwagen. Alles hat uns in dieser oft gerät für 3.000,00 DM. schwierigen Zeit sehr geholfen, und wir sind In einem Genex-Katalog fand man alles, was noch heute sehr dankbar dafür.

22 23 1969 – 1994 erinnerungen an den „kleinen Grenzverkehr“ Die Zeit der Wende 1969 – 1994 zwischen den Mutterhäusern in kassel und eisenach von sr. Margot strippel (81 Jahre) Manchmal kam es mir vor, als ginge ich durch die tage im nebel

rstmals haben meine Mitschwestern und Hauben nähen können sowie kleine Präsente m Sommer 1989 verstärkte sich in der Unsere Kapelle war Lagerraum und Um- eich unter Leitung unserer Oberin Luise wie Strumpfhosen, Schokolade und Kaffee. iBevölkerung und auch unter den Mitarbei- schlagplatz. Das Kasseler Mutterhaus half uns Schäfer und unseres Vorstehers Glockzin Die Begegnungen mit den Eisenacher Schwes- tenden unserer Stiftung der Zug, über den mit geistlichen Diensten aus. So bewältigten 1976 das Mutterhaus in Eisenach besucht. tern, die für uns immer sehr befruchtend wa- Westen die Freiheit zu gewinnen. Besonders wir einen Tag um den anderen, denn das Le- An den Empfang dort, der mich sehr bewegt ren, kosteten uns aber auch viel Nerven. Allein als Ende August die Schulferien zu Ende gin- ben im Alltag ging ja weiter mit der täglichen hat, kann ich mich noch gut erinnern. Er war die Kontrollen an der Grenzstation waren oft gen, kamen täglich solche Meldungen bei Arbeit, den nötigen Besprechungen, dem Un- herzlich und von großer Gastfreundschaft ge- Schikane und Demütigung. Aber wir wurden der Hausleitung an. Es betraf auch leitende terricht. Der neue Verwaltungsleiter, den wir prägt, ohne Frage, aber ich sehe auch noch mit der Zeit gewiefter. So sind wir öfter, „ge- Mitarbeitende, Ärzte – und schließlich unsere ab 01.01.1990 einstellen konnten, hatte nicht das Düstere und Karge vor mir und rieche die tarnt“ als Touristen mit dem Ziel, die Wart- damalige Verwaltungsleiterin. Über dem allen gleich in dieser Situation das Handtuch ge- schwere Luft, die vom Heizen mit Braunkohle burg zu besichtigen, nach Eisenach gefahren, kam Weihnachten heran. Drei Tage vor Heilig- worfen, sondern arbeitete sich allmählich ein durchzogen war. Damals dachte ich: Wieso haben uns dann aber „in geheimer Mission“ abend erreichte uns früh nach der Morgenan- – eins der vielen Wunder, die wir in dieser Zeit diese krassen Unterschiede zwischen Ost und Richtung Mutterhaus abgesetzt, um unsere dacht die Nachricht, dass unser Rektor, Pfarrer erlebten. Manchmal kam es mir vor, als ginge West? Wir sind doch eine Gemeinschaft von Mitbringsel sicher und unbeobachtet abgeben Wolter, zusammengebrochen und bewusstlos ich durch die Tage im Nebel, ohne sichtbaren Schwestern, die alle „Ja“ zum Dienst für Gott zu können. war. Lange Zeit war die Ursache unklar, bis Weg und die Füße im Morast, der das Gehen gesagt haben. Am 18. Mai 2016 hat die Kasseler Schwes- wir wussten, dass ein Hirnaneurysma Ursache erschwerte. Und dann war das Bild aus dem Der sich weiter entwickelnde Kontakt durch ternschaft das Mutterhaus in Eisenach erneut war. Wir waren lange Zeit ohne Rektor, aber 23. Psalm da: „Dein Stecken und Stab trösten Besuche vor Ort ließ uns von Mal zu Mal deut- besucht. Für mich war das ein beeindrucken- wir hatten gute Berater im Verwaltungsrat, mich.“ und die starke Fürbitte der Schwestern licher spüren, wie viele Dinge des Alltags, die des Wiedersehen nach vielen Jahren. Obwohl bei der Kommunalgemeinde und vor allem und vieler, vieler Menschen und Freunde. Ganz für uns ganz gewöhnlich waren, in Eisenach die Lebensbedingungen in den beiden deut- Freunde im Westen. Hessen half uns: Hephata allmählich normalisierte sich unser Leben. Die von den Schwestern benötigt wurden. Das schen Staaten so unterschiedlich waren, die in Treisa und die Orthopädische Klinik in Hes- Währungsreform und die Staateneinheit wa- waren einerseits beispielsweise Arbeitsmittel Schwestern in Eisenach haben wir nie als „2. sisch-Lichtenau. Diese hatte schon eine Part- ren dann folgerichtig zu bewältigen – Gott sei für den Krankenhausbetrieb wie Fieberther- Klasse“ gesehen. Wir haben uns immer ge- nerschaft mit dem Marienstift Arnstadt. Fast Dank! mometer oder Verbandssachen, Kopierer und genseitig Kraft und Mut geschenkt. Wir ihnen täglich rollten LKW´s an mit medizinischen Farbpatronen für das Mutterhausbüro oder damals zu einer Zeit, als sie nur wenig zum Hilfsmitteln, wie Einmalspritzen, dem immer Zahnpasta, Seife, Schuhcreme und Schnür- Leben und Arbeiten hatten, und sie uns heute raren Zellstoff und vieles mehr, bestimmt für senkel für den täglichen Gebrauch. In Kassel mit ihrem lebendigen Optimismus wiederum in weitere kirchliche Pflegeeinrichtungen in Thü- habe ich ganz gezielt meine Kolleginnen von einer für uns schwierigen Zeit, in der wir im ringen bis Altenburg, Eisenberg u.a.. sr. Brigitte Baller den Krankenstationen und aus dem Nähbüro Kasseler Mutterhaus vor einer ungewissen Zu- angesprochen und um finanzielle Hilfe gebe- kunft stehen. ten. Von den Spenden haben wir dann Stof- fe für die Schwestern gekauft, damit sie ihre aufgezeichnet von Grit Finauer Fotos: Helmut Schmidt, Herleshausen

Foto: Helmut Schmidt, Herleshausen

24 25 1969 – 1994 Der Dienst als arzt in der DDr abschied vom Diakonissenkankenhaus 1995 – 2016 Meine berufliche alternative im Diakonissenkrankenhaus „Wechselne Pfade, schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte Dich nicht“

eine Ausbildung zum Arzt für Innere kommenslied begrüßt. Sie empfingen mich eit der Anerkennung von Anna von Eichels andere Seelsorger besuchten die Patienten. MMedizin hatte ich am Kreiskrankenhaus mit einer Wärme und Herzlichkeit, die mir viele s„Diakonissenhaus“ am Ackerhof pfleg- Die Patientenweihnachtsfeiern bleiben für alle, Eisenach absolviert. Da meine Tätigkeit, auch Jahre bei der täglichen Arbeit ein Begleiter war ten wir kranke Menschen, auch im Haus am die sie erlebt haben, unvergessen. Auch das später als Facharzt, neben den originären ärzt- und bis heute unvergessen geblieben ist. Karlsplatz war Platz für 30 Patienten. Zur Freu- fröhliche Leben und der Einsatz der Kranken- lichen zunehmend von aufgezwungenen ideo- de der Schwestern konnte im Jahr 1896 das pflegeschülerinnen und -schüler bleiben un- logischen Aufgaben ausgefüllt wurde, suchte Besonders in Grenzsituation, die in unserem „Diakonissenkrankenhaus“ eingeweiht wer- vergessen. ich eine berufliche Alternative. Diese fand ich Beruf nicht selten vorkommen, verlieh dieser den. Wie haben wir Schwestern und alle Mit- Natürlich bewegte uns die bange Frage: Wie im hiesigen Diakonissenkrankenhaus. Geist zusätzlich Kraft und half in der Entschei- arbeitenden das Haus ins Herz geschlossen. wird der Umzug gehen? Das Einarbeiten un- dungsfindung. Beide Kriege hat es relativ gut überstanden. ter neuen Bedingungen im St. Georg Klini- Dort war eine Station zu besetzen, nachdem Bei Luftangriffen gab es leichte Schäden an kum warf mancherlei Fragen auf. Besonders die Gesellschafter des evangelischen Diako- Strukturelle Veränderungen am Arbeitsplatz, den Gebäuden. Menschen kamen, Gott sei hilfreich erlebten die Schwestern und Mit- nissenkrankenhauses und des benachbarten wie auch eine fast fundamentale Neuaus- Dank, nicht zu schaden. arbeitenden die sehr freundliche Aufnahme katholischen St. Elisabeth-Krankenhauses richtung in der Dienstleistungsbranche Ge- Nach der Wende wusste erst niemand, wo- durch ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem eine gemeinsame internistische Abteilung ge- sundheitswesen haben es später nicht leicht hin der Weg führen wird. 1994 erfolgte ein ehemaligen Wartburgklinikum. Zwischen den gründet hatten. gemacht, diese Art des Miteinanders zu be- Zusammenschluss zum „Christlichen Kran- leitenden Pflegepersonen entwickelte sich ein Es entstand damit ein einzigartiges ökumeni- wahren. kenhaus Eisenach“ (kath. und evang. Träger- Vertrauensverhältnis, das den Alltag und das sches Modell in der ehemaligen DDR, für das schaft), aber bald schon wies die wirtschaft- Zusammenfinden nach dem Abschied vom auch in der alten Bundesrepublik kein Vorbild Dankbar denke ich heute, nachdem ich mei- liche und gesundheitspolitische Situation Diakonissenkrankenhaus sehr erleichterte. existierte. ne Berufstätigkeit beendet habe, an jene Zeit andere Wege. So erfolgte im Jahr 2002 der Heute sehen wir mit dankbarem Herzen auf zurück. Zusammenschluss mit dem kommunal ge- die vergangenen Jahre zurück. Die heimge- Was würde mich im neuen Umfeld erwarten, führten Wartburgklinikum. Das neue, jetzt gangenen Diakonissen haben der Zusage besonders welche Menschen? kirchlich geführte „St. Georg Klinikum“ in der unsres Gottes vertraut. Das Leitwort unserer Mühlhäuser Straße, nahm den Betrieb auf. Stifterin Anna v. Eichel war auch ihr Wort: „Er An meinem ersten Arbeitstag am 01.11.1985 Für die Diakonissen bedeutete dies den führet mich auf rechter Straße“ war auch für wurde ich von den Schwestern Steffi Arnold, Auszug aus dem traditionsreichen Gebäude sie Trost und Hilfe. Margarete Schendel, Beate Potschien und An- in der Schillerstraße. Das tat weh. Manche drea Orthey mit einer Kerze und einem Will- Dr. erhard klopfleisch Schwester hatte Jahrzehnte hier gelebt und Heute dürfen wir uns freuen. Das „St. Georg gearbeitet. Jetzt stand unser Diakonissen- Klinikum“ hat den Auftrag der Pflege über- krankenhaus leer. Wie gerne erinnern wir uns nommen und in unserem alten „Diakonissen- an das Arbeiten und Leben in den vertrauten krankenhaus“ blüht junges, fröhliches Leben Wänden. Wie hilfreich und schön war der ge- auf. Auch hier dürfen wir erfahren: samte christliche Rahmen. Am Abend sang der Schwesternchor mit den Schülerinnen auf Wechselnde Pfade, Schatten und Licht; alles der Treppe das Abendlied für die Kranken. ist Gnade, fürchte dich nicht. An den Sonntagen wurde ein Gottesdienst im Haus gefeiert und Frau Pastorin Jäger und sr. helga schöller

Operationssaal Diakonissenkranken- haus – historische Fotografie

26 27 1995 – 2016 neubelebung des Mutterhauses unsere Gemeinschaft 1995 – 2016 Gemeinschaft erfahren im gemeinsamen auftrag und mit dem segen Die Brüder- und schwesternschaft Johannes Falk eisenach

nser Mutterhaus war und ist ein lebendi- auch da entsteht Neues. Als sich 2010 unser ie Brüder- und Schwesternschaft Johan- Seit 2010 steht diese nun in unserem Büro im uges Zentrum unserer Gemeinschaft und Werk vergrößerte, wurde die Werkandacht am Dnes Falk war bis 2008 unselbständiges Diakonissen-Mutterhaus. Wir sind unter dem des Werkes. Es ist Heimat unserer Gemein- Mittwoch zu einer zentralen Andacht, an der Werk der Evangelischen Kirche Thüringen mit Dach der Evangelisch-Lutherischen Diakonis- schaft, schafft Verbindung zur Kirchgemeinde Mitarbeitende aus den verschiedenen Arbeits- Sitz in Falkhaus und Falkhof in Eisenach. senhaus-Stiftung herzlich und mit offenen Ar- und zum öffentlichen Leben der Stadt. 2012 feldern der Diako-Unternehmensgruppe sich men aufgenommen worden. bekamen wir die Eisenacher Auszeichnung nicht nur vorstellen, sondern ihre Gedanken Unsere Gemeinschaft von in Eisenach ausge- als „Ort der Vielfalt“. und Hoffnungen mit Gottes Wort und Gebet bildeten Diakoninnen und Diakonen hat sich Hier finden wir als Gemeinschaft peu a peu verbinden. 1956 gegründet und hat bis 1990, mit der eine neue Heimat. Die zentrale Stellung des Mutterhauses ist Gründung der Diakonischen Fachschule, die zwar auch eine Entscheidung von Vorstand Wichtig ist auch der Wochensegen freitags später zum Diakonischen Bildungsinstitut Jo- In gemeinsamen Veranstaltungen lernen sich und Geschäftsführung, lässt sich aber doch auf der Diele, wo wir mit all den damals neu hannes Falk wurde, die Diakonen- Ausbildung unsere Geschwister und die diakonische nur mit den Menschen verwirklichen, die sich eingezogenen Verwaltungsmitarbeitenden ein verantwortet. Schwestern- und Bruderschaft und die Stif- dafür bereit halten. Das sind die Schwestern Stück Gemeinschaft erfahren im gemeinsa- Auch heute gestalten wir sie als Organisatoren tung kennen, die Gemeinschaften vertreten und Mitarbeitende in unserem Haus, die die men Auftrag und mit dem Segen, den wir zu- und Dozenten aktiv mit. sich gegenseitig in den Leitungsgremien. geistliche Atmosphäre des Hauses mittragen, sammen sprechen oder mit dem Bibelspruch, Auch im Verwaltungsrat der Stiftung wurden es offen halten und einander persönlich wahr- den man sich für ein persönliches Ereignis Da im Jahre 2008 die Trägerschaft der Lan- wir mit Sitz und Stimme begrüßt. nehmen und wertschätzen. ziehen kann. deskirche wegfiel, hatte die Gemeinschaft, die ca. 200 Geschwistern geistliche Heimat ist, Wir kommen an. So bietet es Raum für viele Selbsthilfegruppen, So kann man sagen: zwischen mehreren Zukunfts- Alternativen zu Schön, willkommen zu sein. für Pilger und Gäste, Seminare und Begegnun- entscheiden. gen, Einkehrtage und Feiern, Seelsorgege- Wir sind ein „lebendiges Mutterhaus“, weil wir Zunächst wurde mit dem Auszug aus dem Br. hanno roth spräche und Sitzungen. einen lebendigen Herrn haben. Falk- Haus 2009 unser Altarkreuz sowie das geweihte Abendmahl- Geschirr in unsere Aber die Basis für dies alles bleiben die Ge- „Bundeslade“ verpackt und zog provisorisch betszeiten, das Innehalten und Hören auf ins Diakonische Bildungsinstitut Johannes Gottes Wort. Das geschieht in regelmäßiger Falk. Form in unseren Tagzeiten-Andachten. Aber sr. Gabriele Phieler

28 29 1995 – 2016 ein junges unternehmen mit langer tradition Zusammenführung der Gemeinschaften 1995 – 2016 entstehung der Diako Westthüringen und Diako thüringen nach dem Weg zu fragen, den Gott uns führen wil

ir sind ein junges Unternehmen mit lan- Die Umfirmierung der Diako Westthüringen n allen Veränderungen der letzten Jahrzehn- mit Fahrdienst und Fürbitte. In den letzten Wger Tradition … zum 01. Januar 2016 zur Diako Thüringen ite war es uns wichtig, nach dem Weg zu fra- Jahren kam dazu, dass wir die jeweiligen Tref- gem. GmbH ist ein weiterer Schritt auf diesem gen, den Gott uns führen will. fen der Diakonissen und der Diakonischen So steht es im Leitbild der 2010 gegründeten Weg, der das immer stärkere Zusammen- Schwestern- und Bruderschaft auch für ein- Diako Westthüringen und ihrer Tochtergesell- wachsen der Diako-Bereiche in West- und Eine Zeit lang fehlten uns Orientierung und ander öffneten. schaften. Die Zusammenführung der Diakonis- Ostthüringen zum Ziel hat. Mut für die Zukunft. Inzwischen ist das an- senhaus-Stiftung Eisenach mit ihrer langjähri- ders und darüber sind wir froh und dankbar. Wir wollen jetzt gemeinsam für eine diakoni- gen Geschichte und der 1990 entstandenen Bei all dem wissen wir uns eingebunden in die Dabei haben wir uns auch leiten lassen von sche Gemeinschaft in unserem Unternehmen Diakonie-Verbund Eisenach gem. GmbH war weltweite Familie des Kaiserswerther Verban- dem Bild, das Menschen ganz „von Außen“ da sein und auch dafür werben. ein wichtiger Schritt zur Zukunftssicherung des. Auch die Taube mit dem Ölzweig in unse- von uns haben und aus der Mitarbeiterschaft: unserer diakonischen Arbeit in verschiedenen rem Logo macht dies deutlich. das zeigte uns, dass sie unsere Gemeinschaf- Außerdem wünschen wir uns, dass sich unse- Regionen Thüringens. ten schon lange als eine einzige Gemeinschaft re Lebensgemeinschaft im Mutterhaus weiter Der Liedvers von Klaus Peter Hertzsch in un- des Mutterhauses gesehen haben, Diakonis- festigt und sich zukunftsoffen gestaltet mit Die vielfältigen Arbeitsfelder in der Kinder- und serem Leitbild begleitet uns auf unserem Weg sen und Diakonische Schwestern und Brüder all denen, die geistliches Leben erfahren und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe für Men- und macht uns Mut, den zukünftigen Heraus- gehören zum Mutterhauses unter dem Dach stärken möchten. schen mit Behinderungen, Seniorenhilfe und forderungen und allem Kommenden getrost der Diakonissenhaus-Stiftung. Am 2. Juli 2016 feiern wir diese Zusammen- Beratungsarbeit fanden dabei ihren Platz in entgegenzusehen: führung in einem großen Festgottesdienst. fachbezogenen Gesellschaften der Diako Un- Konkret begannen wir 2009 einen Weg, auf ternehmensgruppe unter dem Dach der Dia- Vertraut den neuen Wegen und wandert in der dem wir uns die gemeinsame Verantwortung Unsere Hoffnung für eine stärkende Gemein- konissenhaus-Stiftung. Zeit. Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde für das geistliche Leben im Mutterhaus und schaft richtet sich aber auch auf das neu seid. den diakonischen Auftrag bewusst machten. gegründete „Nikolaizentrum“, wo sich Mutter- Im Blick auf unsere traditionellen Wurzeln, die Der uns in frühen Zeiten das Leben einge- Dabei erkannten wir deutlich, dass wir da- haus, Nikolaikirche und Kirchenkreis gemein- immer auch davon geprägt waren, Herausfor- haucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns für unsere Kräfte unbedingt bündeln müssen. sam für einen geistlich- diakonischen Auftrag derungen der jeweiligen Zeit zu erkennen und will und braucht. Das erstaunliche war ja, dass wir schon vieles einsetzen wollen. Wir hoffen und beten für die darauf zu reagieren, wollen auch wir immer gemeinsam hatten, wie den Schwesternrat, gnädige und sichere Führung unseres Herrn. wieder zuversichtlich nach vorn sehen und die den Schwesternchor oder manche Geburts- nötigen Schritte tun. Br. Michael Lein tagsfeier und die gegenseitige Unterstützung sr. Gabriele Phieler

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Evangelisch-Lutherische Diakonissenhaus-Stiftung Karlsplatz 27-31, 99817 Eisenach Telefon: 03691 260-230 Fax: 03691 260-309