Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für franzö-

sischsprachige Angelegenheiten des zwei-

sprachigen Amtsbezirks Biel auf den Ver- waltungskreis Biel/Bienne

Staatskanzlei

2017.STA.214 / 474770

Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung ...... 1 2. Ausgangslage ...... 1 2.1 Verfassungsrevision vom 2006 ...... 1 2.2 Französischsprachige Minderheit im Verwaltungskreis Biel/Bienne ...... 2 2.3 Status quo plus ...... 2 3. Grundzüge der Neuregelung ...... 2 4. Erlassform ...... 3 5. Rechtsvergleich ...... 4 6. Umsetzung, geplante Evaluation des Vollzugs ...... 4 7. Erläuterungen zu den Artikeln ...... 4 7.1 Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne ...... 4 7.2 Indirekte Änderungen der Sonderstatutsverordnung ...... 9 8. Verhältnis zu den Richtlinien der Regierungspolitik (Rechtsetzungsprogramm) und anderen wichtigen Planungen...... 9 9. Finanzielle Auswirkungen ...... 10 9.1 Auswirkungen für die 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises ..... 10 9.2 Auswirkungen für den Kanton ...... 10 10. Personelle und organisatorische Auswirkungen...... 10 11. Auswirkungen auf die Gemeinden ...... 10 12. Auswirkungen auf die Volkswirtschaft ...... 11 13. Ergebnis der Vernehmlassung ...... 11

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Vortrag der Staatskanzlei an den Regierungsrat zur Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne

1. Zusammenfassung

Es wird vorgeschlagen, den bisherigen Wirkungskreis des Rats für französischsprachige An- gelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (RFB) auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne zu erweitern. Die Anzahl RFB-Mitglieder wird von 15 auf 18 erhöht und somit die Mitgliedschaft den Stimmberechtigten aus den 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwal- tungskreises Biel/Bienne ermöglicht. Die Benennung des Rats wird angepasst, um dem erwei- terten Wirkungskreis Rechnung zu tragen. Vor allem die französischsprachige Bevölkerung dieser Gemeinden wird so näher am kanto- nalen und regionalen politischen Leben teilnehmen können. Die Stimmberechtigten der 17 deutschsprachigen Gemeinden werden sich neu in den RFB wählen lassen können. Die französischsprachige Bevölkerung dieser Gemeinden wird so auch stärker von Staatsbei- trägen und Bundeshilfen an mehrsprachige Kantone profitieren können. Die geplante Erweiterung des Wirkungskreises des RFB ist für die Gemeinden kostenneutral. Die Autonomie der Gemeinden ist gewährleistet. Die deutschsprachigen Gemeinden bleiben einsprachig, namentlich in Bezug auf ihre Verwaltung und ihr Schulsystem. Die Gemeinden können dem RFB Aufgaben übertragen. Nur in diesem Fall müssen sie sich finanziell an den Betriebskosten des RFB beteiligen. Die Erweiterung des Wirkungskreises des RFB erfordert im Prinzip eine Revision des Sonder- statutsgesetzes. Dazu käme es jedoch erst in einem zweiten Schritt. Um die Errichtung des neuen Systems im Hinblick auf die Kantonswahlen vom Frühjahr 2018 zu garantieren, sollen die nötigen Rechtsgrundlagen in einem ersten Schritt vom Regierungs- rat in der vorliegenden Versuchsverordnung erlassen werden. Auf diese Weise kann evaluiert werden, ob sich das neue System bewährt.

2. Ausgangslage

2.1 Verfassungsrevision vom 2006 1

Der Grosse Rat hat auf der Grundlage der Kantonsverfassung vom 6. Juni 1993 (KV) 2 das Gesetz vom 13. September 2004 über das Sonderstatut des Berner Juras und über die fran- zösischsprachige Minderheit des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (Sonderstatutsgesetz, SStG) 3 verabschiedet. Seit der Verfassungsrevision von 2006 sind Deutsch und Französisch die Amtssprachen im Verwaltungskreis Biel/Bienne (Art. 6 Abs. 2 Bst. b KV). Die Amtssprachen der 19 Gemeinden des neuen Verwaltungskreises blieben unverändert (17 deutschsprachige und zwei zweispra- chige Gemeinden). Der frühere zweisprachige Amtsbezirk Biel (mit den beiden zweisprachigen Gemeinden Biel und Leubringen) wurde mit der Verfassungsänderung von 2006 durch einen Verwaltungskreis

1 Verfassungsänderung vom 24. September 2006, in Kraft getreten am 1. Januar 2010 (BAG 09-083). 2 BSG 101.1 3 BSG 102.1 2017.STA.214 / 474770

2 mit 19 Gemeinden ersetzt und existiert faktisch nicht mehr, wird im Sonderstatutsgesetz aber nach wie vor erwähnt, da er dem Wirkungskreis des RFB entspricht.

2.2 Französischsprachige Minderheit im Verwaltungskreis Biel/Bienne

Gemäss den Statistiken, welche die Gemeinden 2014 dem Regierungsstatthalteramt Biel übermittelt haben, gibt es in allen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne franzö- sischsprachige Minderheiten. Je nach Gemeinde betrug ihr Anteil 2014 zwischen zwei (Lengnau) und 44 Prozent (Leubringen); in Brügg waren es 13 und in 21 Prozent. Der Verwaltungskreis Biel/Bienne zählte insgesamt über 27 000 Romands, dies entspricht 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung im Verwaltungskreis. Derzeit besteht die Zuständigkeit des RFB darin, die Interessen der französischsprachigen Bevölkerung von Biel und Leubringen zu schützen. Die politische Mitwirkung des RFB, bei- spielsweise im Kulturbereich, endet an den früheren Amtsbezirksgrenzen: Welsche Kunst- schaffende in Twann-Tüscherz oder Nidau profitieren nicht davon. Romands können in den RFB gewählt werden solange sie in Biel wohnen, sobald sie aber in Port oder Nidau leben, ist dies nicht mehr möglich.

2.3 Status quo plus

Die Regierung beauftragte die Staatskanzlei mit Beschluss vom 11. Februar 2015 4, die Mög- lichkeit eines erweiterten Wirkungskreises des RFB zu prüfen. Mit der Umsetzung der vorliegenden Verordnung wird dieser Teil des Status quo plus abge- schlossen.

3. Grundzüge der Neuregelung

Der Rat für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (RFB) wird umbenannt in «Rat für französischsprachige Angelegenheiten des Verwaltungs- kreises Biel/Bienne». Die Abkürzung RFB wird beibehalten. Um der Erweiterung des Wirkungskreises des RFB um 17 neue Gemeinden Rechnung zu tragen, wird die Mitgliederzahl des RFB von 15 auf 18 erhöht. 13 Sitze sind den Einwohner- gemeinden Biel und Leubringen vorbehalten. Die Gemeinde Biel tritt zwei ihrer bisherigen Sitze zugunsten der deutschsprachigen Gemeinden ab. Leubringen behält die bisherigen zwei Sitze. Das Sonderstatutsgesetz überlässt es den Gemeinden, die Art der Wahl festzulegen und in den Gemeindereglementen zu verankern. Der Wahlmodus in Biel und Leubringen bleibt un- verändert. Der Verein .biel/bienne wird das Wahlverfahren für die Vertreterinnen und Vertreter der 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises festlegen und die Wahl vor- nehmen. Das Wahlverfahren, das in einem Reglement zu beschliessen sein wird, muss ge- währleisten, dass die Vertretung der deutschsprachigen Gemeinden im RFB ausgewogen ist. Die derzeitigen Kompetenzen des RFB bleiben unverändert. Nur die politische Mitwirkung im Kulturbereich wird leicht ausgebaut. So wird der RFB neu auch bei Kulturbeitragsgesuchen von Romands (Einzelpersonen, Vereinigungen usw.) aus den 17 deutschsprachigen Gemein- den des Verwaltungskreises Biel/Bienne konsultiert. Beitragsdossiers des Lotteriefonds hängen selten mit der Kultur oder der Sprache zusammen. Das für die zweisprachigen Gemeinden geltende System hat sich bewährt und funktioniert gut, wobei der RFB nur bei Lotteriefondsgeschäften konsultiert wird, die einen direkten Bezug zur Sprache haben. Es kann somit analog auf die französischsprachigen Dossiers angewen-

4 RRB Nr. 128 vom 11. Februar 2015

2017.STA.214 / 474770 3 det werden, die aus den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises stammen (wobei es sich nur um seltene Einzelfälle handeln dürfte). Ziel und Zweck ist es, die Unterstützung durch Kantonsbeiträge auch den französischsprachi- gen Personen, Vereinigungen usw. in den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungs- bezirks zukommen zu lassen und es ihnen zu ermöglichen, aktiver am politischen Leben im Kanton und in der Region teilzunehmen.

4. Erlassform

Diese Verordnung ist die Folge eines nicht veröffentlichten Berichts, der durch den RFB, den Bernjurassischen Rat (BJR), 14 Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne (, Biel/Bienne, Brügg, Leubringen, , Lengnau, Nidau, , , Port, , , , Twann-Tüscherz) und den Regierungsrat 5 verabschiedet wurde. Sutz-Lattrigen und haben dem Bericht ihre Zustimmung verweigert, und die Ge- meinden , und Mörigen haben sich nicht dazu geäussert. Die Erweiterung des Wirkungskreises des RFB bedingt eine Teilrevision des Sonderstatuts- gesetzes. Diese wird jedoch erst in einem zweiten Schritt eingeleitet und nur, wenn sich der Versuch, der mit dieser Versuchsverordnung im Sinne von Artikel 44 des Gesetzes vom 20. Juni 1995 über die Organisation des Regierungsrates und der Verwaltung (Organisations- gesetz, OrG) 6 vom Regierungsrat beschlossen wird, bewährt hat. Die Kantonsverfassung verlangt, dass «alle grundlegenden und wichtigen Rechtssätze des kantonalen Rechts () in der Form des Gesetzes zu erlassen» sind. Letztere umfassen in jedem Fall alle Bestimmungen, für welche die KV ausdrücklich die Form des Gesetzes vor- sieht, sei es in Artikel 69 Absatz 4 oder in einer anderen Bestimmung. 7 Zu den wichtigen Krite- rien gehören namentlich eine sehr grosse Anzahl Adressaten, besonders starke finanzielle Auswirkungen sowie grosse politische Bedeutung. 8 Im vorliegenden Fall sind die Bestimmungen, die den RFB als kantonales Regionalorgan ein- setzen, jene, die seine Kompetenzen in den Bereichen Kultur, Sport und Bildung festlegen, sowie jene, die seine politische Mitwirkung definieren, als grundlegende Rechtssätze zu er- achten, die zwingend in der Form eines Gesetzes zu erlassen sind. Die Bestimmungen der vorliegenden Verordnung aber betreffen vor allem die Zahl der RFB-Mitglieder sowie deren Wahlmodus. Sie betreffen somit die Organisation des RFB. Die beantragten Änderungen ha- ben zudem weder eine sehr grosse Anzahl an Adressaten noch besonders starke finanzielle Auswirkungen noch grosse politische Bedeutung. Das Legalitätsprinzip wird mit der Verab- schiedung dieser Verordnung somit nicht verletzt. Artikel 44 OrG (in Kraft seit dem 1. Januar 1996) wurde mit der Einführung des Gesetzes vom 26. März 2003 über die Steuerung von Finanzen und Leistungen (FLG) 9 per 1. Januar 2004 totalrevidiert. Dabei wurden namentlich die Voraussetzungen ausgebaut. Es soll eine neue Form der Verwaltungstätigkeit getestet werden, da der RFB ein kantonales Regionalorgan ist. Dieser Versuch ist Teil der Reform im Zusammenhang mit der Anpassung der kantonalen Gesetzgebung im Zuge der Verfassungsrevision von 2006. Controlling und Evaluation sind in der vorliegenden Verordnung vorgesehen, deren Gültigkeitsdauer auf fünf Jahre begrenzt ist, da fünf Jahre für eine zuverlässige Beurteilung ausreichen sollten. Die Ge- setzesbestimmungen, die für die Dauer des Versuchs ausgesetzt werden, sind in der vorlie- genden Vorlage schliesslich ausführlich aufgeführt. Somit sind alle Voraussetzungen gemäss Artikel 44 Absatz 1 Buchstaben a bis d erfüllt.

5 RRB Nr. 785 vom 29. Juni 2016 6 BSG 152.01 7 KÄLIN /B OLZ (Hrsg.), Handbuch des bernischen Verfassungsrechts, 1994, S. 129. 8 Idem, S. 142 f. 9 BSG 620.0

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5. Rechtsvergleich

Der Regierungsrat hat bisher drei Versuchsverordnungen erlassen. Zwei dieser Versuchsver- ordnungen (vom 3. November 199910 bzw. 29. August 2001 11 ) betreffen das Bonus- und Ma- lussystem bei der wirkungsorientierten Verwaltungsführung, eine (vom 25. Mai 2005 12 ) die Selbstdeklaration bei der Baukontrolle. Die beiden ersten wurden in Anwendung der ursprünglichen Version von Artikel 44 OrG erlas- sen. Ihre Gültigkeitsdauer hat das gesetzliche Maximum gemäss OrG nicht überschritten. Sie umfassen zwischen sechs und zwölf Artikel.

6. Umsetzung, geplante Evaluation des Vollzugs

Der Versuch startet mit der Vorbereitung der nächsten RFB-Wahlen im Frühjahr 2018. Sollte sich der Versuch bewähren, werden die vorliegenden Änderungen gegebenenfalls an- gepasst und bereinigt, bevor sie im Hinblick auf die Wahlen vom Frühjahr 2022 mit einer Än- derung im Sonderstatutsgesetz verankert werden.

7. Erläuterungen zu den Artikeln

7.1 Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französisch- sprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungs- kreis Biel/Bienne

Artikel 1 Diese Vorlage betrifft nur den RFB, nicht den BJR. Die eingeleiteten Änderungen betreffen zudem nur den Wirkungskreis des RFB. Das bedeu- tet, dass der Anwendungsbereich der heutigen (unveränderten) Zuständigkeiten des RFB nur erweitert wird. Die vorliegende Versuchsverordnung führt zu keiner Änderung des Sonderstatutsgesetzes. Sie führt einzig und allein provisorische Sonderregeln ein, die den Vollzug einiger SStG-Artikel aussetzen. Die Erarbeitung von zweckdienlichen Gesetzesbestimmungen bedingt, dass die künftigen Folgen bekannt sind oder zumindest zuverlässig beurteilt werden können: Das heute geltende System passt zu einem aus zwei zweisprachigen Gemeinden bestehenden Perimeter. Die von der Erweiterung des Wirkungskreises des RFB betroffenen Gemeinden sind zahlreich und allesamt deutschsprachig. Zudem sind Wahlen durch ein privatrechtliches Organ, das öffentliche Aufgaben ausübt, zu- mindest unüblich. Die dritte Unbekannte ist das Interesse seitens der französischsprachigen Bevölkerung dieser deutschsprachigen Gemeinden an einer Wahl in den RFB sowie an einer aktiven Mitwirkung am regionalen politischen Leben. Und schliesslich wird es darum gehen zu beurteilen, welchen Einfluss die Erweiterung des Wirkungskreises haben wird auf - die Tätigkeiten des RFB und die Ausübung der ihm übertragenen Kompetenzen - die Tätigkeiten und Finanzströme der betroffenen Ämter und Direktionen sowie auf die von diesen befolgte diesbezügliche Praxis

10 BAG 99-097 11 BAG 01-061 12 BAG 05-060

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Aus all diesen Gründen sind die Folgen der künftigen Reglementierung nicht absehbar, und es ist daher sinnvoll, den Weg einer Versuchsverordnung zu gehen. Die Wirkungen der ge- planten Erweiterung des Wirkungskreises des RFB können so in der Praxis getestet und ge- würdigt werden. Dieses Vorgehen erlaubt es auch, im Hinblick auf die Änderung des Sonderstatutsgesetzes Anpassungen und Bereinigungen vorzunehmen, sollte sich der Versuch bewähren.

Artikel 2 Mit der Versuchsverordnung kommt es zu folgenden Anpassungen: - neue Benennung - Erhöhung der Anzahl Sitze - Garantie o einer bestimmten Anzahl Sitze für die Gemeinden Biel und Leubringen o einer angemessenen Verteilung der Sitze unter den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne - Festlegung des Wahlmodus für die RFB-Mitglieder, welche die 17 deutschsprachigen Ge- meinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne vertreten - Erweiterung der politischen Mitwirkung des RFB auf Kantonsebene auf alle Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne - Erweiterung der Möglichkeit, kommunale Aufgaben gegen eine finanzielle Beteiligung an den Betriebskosten an den RFB zu delegieren, auf alle Gemeinden des Verwaltungskrei- ses Biel/Bienne - gegebenenfalls Erweiterung der Vertriebs des RFB-Tätigkeitsberichts an alle Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne, die dem RFB kommunale Aufgaben übertragen ha- ben Folgende Artikel des Sonderstatutsgesetzes sind somit bis zur Aufhebung dieser Versuchs- verordnung und unter Vorbehalt einer allfälligen Verlängerung, die der Grosse Rat auf Antrag des Regierungsrates genehmigen kann (Art. 44 Abs. 5 OrG), nicht mehr anwendbar: - Artikel 34 - Artikel 42 Absatz 2 - Artikel 44 - Artikel 46 Absatz 1 - Artikel 47

Artikel 3 Der Name des seit 2006 bestehenden Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel wird an das neue Geltungsgebiet angepasst und wie folgt geändert: «Rat für französischsprachige Angelegenheiten des Verwaltungskreises Biel/Bienne». Der obsolete Amtsbezirksbegriff verschwindet.

Andere Namensvarianten wurden während der Vorbereitungsarbeiten fallengelassen, bei- spielsweise Rat für französischsprachige Angelegenheiten (ohne geografische Präzisierung), Rat für französischsprachige Angelegenheiten Biel und Region, Rat für französischsprachige Angelegenheiten Biel/Bienne. Auf jeden Fall muss der Namensbestandteil «Rat für franzö- sischsprachige Angelegenheiten» beibehalten werden, da er das Ergebnis politischer Überle- gungen während der Realisierungsphase des Sonderstatuts von 2000 bis 2004 ist. Er wider- spiegelt den Willen, nicht zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu schaffen, die durch

2017.STA.214 / 474770 6 ihre Sprache getrennt sind, sondern eine einzige Bevölkerungsgruppe, in der es zwei Amts- sprachen gibt. Die Abkürzung RFB, die häufiger verwendet wird als der volle Name, bleibt unverändert. Der vollständige Name des RFB kommt in folgenden Gesetzen, Verordnungen oder Regle- menten vor: - Sonderstatutsgesetz - Lotteriegesetz vom 4. Mai 1993 (LotG) 13 - Sonderstatutsverordnung - Verordnung vom 26. Juni 1996 über das Vernehmlassungs- und Mitberichtsverfahren (VMV) 14 - Verordnung vom 18. Oktober 1995 über die Organisation und die Aufgaben der Staats- kanzlei (Organisationsverordnung STA, OrV STA) 15 - Kantonale Kulturförderungsverordnung vom 13. November 2013 (KKFV) 16 - Geschäftsordnung des Bernjurassischen Rats (GO BJR) vom 27. September 2006 17 - Geschäftsordnung des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (GO RFB) vom 31. August 2006 18 - Gemeinsames Reglement des Bernjurassischen Rats und des Rats für französischspra- chige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (R BJR-RFB) vom 28. März 2007 19 und - Geschäftsordnung der Deputation des Berner Juras und Welschbiels vom 2. März 1999 20 Es wird in der vorliegenden Verordnung darauf verzichtet, den Vollzug der kantonalen Geset- zesbestimmungen auszusetzen, die ausschliesslich wegen der neuen Benennung des RFB geändert werden müssen. Auch auf indirekte Änderungen kantonaler Verordnungen, um dem neuen Namen des RFB Rechnung zu tragen, wird verzichtet. Kantonale Reglemente werden ebenfalls nicht ange- passt. Sobald die vorliegende Verordnung in Kraft sein wird, gilt der neue Name somit für sämtliche Bestimmungen der kantonalen Gesetzgebung, auch dann, wenn diese nicht in Artikel 1 Ab- satz 3 der vorliegenden Versuchsverordnung aufgeführt sind. Um auf diese Anpassung hinzuweisen, die ohne Erlassänderung erfolgt, wird in allen oben aufgeführten Erlassen auf diese Versuchsverordnung verwiesen.

Artikel 4 Das Sonderstatutsgesetz legt die Höchstzahl und die Herkunft der RFB-Mitglieder sowie die jeweilige Anzahl Sitze für die zweisprachigen Einwohnergemeinden Biel und Leubringen fest. Der Rat besteht zwingend aus Delegierten mit Wohnsitz in einer der Gemeinden des Verwal- tungskreises Biel/Bienne. Die sprachliche Zusammensetzung des RFB wird im Gesetz nicht definiert. Es ist aber klar, dass er sich nicht aus einer französischsprachigen Minderheit zusammensetzen sollte, da

13 BSG 935.52 14 BSG 152.025 15 BSG 152.211 16 BSG 423.411.1 17 BSG 102.111.1 18 BSG 102.111.2 19 BSG 102.111.3 20 BSG 151.212

2017.STA.214 / 474770 7 sein Auftrag darin besteht, die besonderen Befugnisse auszuüben, die der welschen Minder- heit des Verwaltungskreises übertragen werden. Es ist aber wichtig, den Gemeinden in Bezug auf diese Frage den grösstmöglichen Handlungsspielraum zu lassen. Die Mehrheit der Mitglieder stammt aus den beiden zweisprachigen Gemeinden Biel und Leubringen. Diesen beiden Gemeinden sind 13 Sitze vorbehalten. Den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises stehen somit höchstens fünf Sitze zu. Stellen sich weni- ger als fünf Kandidatinnen oder Kandidaten zur Wahl, können die vakanten Sitze nicht nach- träglich den Gemeinden Biel und Leubringen zugeteilt werden. In diesem Fall tagt der RFB (für die Dauer der Legislatur) mit einer Mitgliederzahl, die unter der in der Verordnung vorge- sehenen Höchstzahl liegt. Wechselt ein Mitglied nach der Wahl seinen Wohnort innerhalb des Verwaltungskreises Biel/Bienne, hat dies keinen Einfluss auf seine Eigenschaft als RFB- Mitglied. Die Vertretung der deutschsprachigen Gemeinden muss ausgewogen sein. Die Gewählten aus den deutschsprachigen Gemeinden müssen aus mindestens drei verschiedenen Ge- meinden stammen. Damit soll verhindert werden, dass eine Gemeinde alle Sitze vereinnahmt. Bei vielen Kandidaturen hat aber jede Gemeinde die Möglichkeit, bis zu drei Mitglieder in den RFB wählen zu lassen.

Artikel 5 Der Wahlmodus für die RFB-Mitglieder aus den Gemeinden Biel und Leubringen bleibt unver- ändert. Die Mitglieder aus den 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne müssen durch ein und dieselbe Behörde, nach demselben Wahlmodus sowie unter denselben Wählbarkeitsvorschriften gewählt werden. Der Verein seeland.biel/bienne hat den Auftrag, diese Elemente in einem Reglement festzulegen. Organisation und Durchführung der Wahlen werden dem Verein seeland.biel/bienne übertra- gen. Dieser Verein ist ein privatrechtliches Organ und besteht aus den Gemeindepräsidentin- nen und Gemeindepräsidenten sowie aus gewählten Politikerinnen und Politikern der Ge- meinden. Er erfüllt öffentliche Aufgaben, namentlich solche, die anderswo im Kanton einer Regionalkonferenz übertragen sind. Der Verein ist in der Region, in der eine Regionalkonfe- renz nicht erwünscht ist, gut verankert und akzeptiert. Gemäss Vereinsstatuten (Art. 3) hat der Verein folgende Aufgaben: «seeland.biel/bienne initiiert, koordiniert, unterstützt oder erfüllt öffentliche Aufgaben, die für das Gebiet der gesamten Region und für einzelne Teilräume von Bedeutung sind». 21 Das Reglement, das der Verein seeland.biel/bienne für die Wahl der fünf Mitglieder aus den deutschsprachigen Gemeinden zu erlassen hat, wird in Zusammenarbeit mit den betreffenden Gemeinden, der Staatskanzlei und dem RFB erarbeitet.

Artikel 6 Die Kompetenzen des RFB, die sich aus seiner politischen Mitwirkung auf Kantonsebene er- geben, bleiben unverändert. Allein der Geltungsbereich dieser Kompetenzen wird auf die 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne erweitert. Die Erweiterung auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne gilt nur für den RFB und somit nur für die Bestimmungen des Sonderstatutsgesetzes, die ihn betreffen. Sie gilt hingegen nicht für die anderen Bestimmungen des Sonderstatutsgesetzes, die sich auf den «zweisprachigen Amts- bezirk Biel» beziehen, also beispielsweise jene über den BJR und die Konferenz der Gemein- depräsidentinnen und Gemeindepräsidenten des Berner Juras und des zweisprachigen Amts- bezirks Biel. Was Artikel 32 Absatz 2 von Kapitel 3 über den BJR betrifft, der gemäss Artikel 46 Absatz 3 sinngemäss für den RFB gilt, so muss bei einer sinngemässen Übertragung auf den RFB «zu

21 Statuten abrufbar unter: http://www.seeland-biel- bienne.ch/images/Pdf/statuten_dez_2016_inkl_anhang.pdf (letzter Zugriff am 27.12.2016).

2017.STA.214 / 474770 8 einem Gegenstand, der für den Berner Jura von allgemeinem Interesse ist» durch «zu einem Gegenstand, der für den Verwaltungskreis Biel/Bienne von allgemeinem Interesse ist» (und nicht für den zweisprachigen Amtsbezirk Biel) ersetzt werden.

Artikel 7 Diese Bestimmung erweitert den Geltungsbereich der Rechtsgrundlage für eine allfällige Insti- tutionalisierung der französischsprachigen Vertretung auf Gemeindeebene von den bisher zweisprachigen Gemeinden Biel und Leubringen auf die 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne. Sie werden frei entscheiden können, ob sie aus dem RFB ein Organ der politischen Mitwirkung für die französischsprachige Bevölkerung des Ver- waltungskreises gegenüber ihren Behörden machen wollen.

Artikel 8 Sollte eine deutschsprachige Gemeinde des Verwaltungskreises Biel/Bienne beschliessen, aus dem RFB ein Organ der politischen Mitwirkung der im Verwaltungskreis lebenden Ro- mands gegenüber ihren Behörden zu machen (vgl. Art. 7), wird sie die Kosten tragen müssen, die auf Grund der politischen Mitwirkung des RFB anfallen. Demnach werden sich nicht nur die Gemeinden Biel und Leubringen, sondern auch alle deutschsprachigen Gemeinden, die nach dem Inkrafttreten dieser Versuchsverordnung von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, an den Betriebskosten des RFB beteiligen.

Artikel 9 Mit der Erweiterung des Wirkungskreises des RFB erhalten sämtliche Gemeinden des Verwal- tungskreises Biel/Bienne die Möglichkeit, den RFB mit Aufgaben zu betrauen (vgl. Art. 7). Es liegt somit auf der Hand, dass der Tätigkeitsbericht des RFB nicht nur den Gemeinden Biel und Leubringen, die ihm bereits Aufgaben zugewiesen haben, vorgelegt wird, sondern auch an die deutschsprachigen Gemeinden, die nach dem Inkrafttreten dieser Verordnung eben- falls von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

Artikel 10 Das Interesse der Romands in den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne, sich in den Rat wählen zu lassen, sowie die Art, wie die Vertreterinnen und Ver- treter dieser Gemeinden über den Verein seeland.biel/bienne gewählt werden, werden nach den RFB-Wahlen im Herbst 2018 Gegenstand eines Evaluationsberichts der Staatskanzlei an den Regierungsrat sein.

Artikel 11 Der Einfluss der Wirkungskreiserweiterung auf die tägliche Arbeit und den Betrieb des RFB, auf die Behandlung der Beitragsgesuche und auf die Beitragsgewährung im Sinne von Arti- kel 6 Buchstabe b und c sowie auf die von den betroffenen Ämtern und Direktionen diesbe- züglich begründete Praxis und die interne Verlagerung ihrer Finanzströme werden nach Ab- lauf der halben Amtszeit der RFB-Mitglieder (d. h. nach zwei Jahren) Gegenstand eines Cont- rollingberichts der Staatskanzlei an den Regierungsrat sein. Sobald der zweite Bericht vorliegen wird, wird der Regierungsrat entscheiden, ob er die Arbei- ten zur Änderung des Sonderstatutsgesetzes einleiten will oder nicht. Ziel ist es, die RFB- Wahlen vom Herbst 2022 auf der Grundlage des geänderten Sonderstatutsgesetzes durchzu- führen, sofern sich der Versuch bewährt hat.

Artikel 12 Das Inkrafttreten dieser Verordnung wird dergestalt festgelegt, dass die RFB-Wahlen im Früh- jahr 2018 nach dem neuen System vorbereitet werden können. Im Prinzip dient diese Verordnung einem einmaligen Gebrauch für die Wahlen vom Frühjahr 2018. Aus offensichtlich praktischen Gründen und unter Vorbehalt einer allfälligen Verlänge-

2017.STA.214 / 474770 9 rung der Geltungsdauer durch den Grossen Rat auf Antrag des Regierungsrates erfolgt die Aufhebung der Verordnung per 31. Juli 2022 automatisch.

7.2 Indirekte Änderungen der Sonderstatutsverordnung

Die Erweiterung des Wirkungskreises des RFB zieht eine indirekte Änderung von Artikel 5 Absatz 1 und 3, Artikel 16 Absatz 2 sowie Artikel 20 Absatz 1 bis 3 der Sonderstatutsverord- nung nach sich: - In Artikel 5 Absatz 1 geht es um die Pflicht derjenigen Gemeinden, die dem RFB Aufgaben übertragen, die Staatskanzlei darüber zu informieren. «Die Einwohnergemeinde Biel bzw. die Einwohnergemeinde Leubringen informiert die Staatskanzlei, wenn sie die Absicht hat» muss ersetzt werden durch «Die Einwohnerge- meinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne informieren die Staatskanzlei, wenn sie die Absicht haben». - Artikel 5 Absatz 2 bezieht sich auf kommunale Aufgaben, die die Gemeinden dem RFB übertragen können, und verweist auf Artikel 47 SStG, dessen Anwendung durch die vorlie- gende Versuchsverordnung ausgesetzt wird. «Art. 47 SStG» wird ersetzt durch «Artikel 7 der Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachi- gen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne». - Artikel 5 Absatz 3 bezieht sich auf den Gemeindebeitrag, den eine Gemeinde des Verwal- tungskreises Biel/Bienne bezahlen muss, wenn sie dem RFB Aufgaben überträgt, und ver- weist auf Artikel 44 SStG, dessen Anwendung mit der vorliegenden Versuchsverordnung ausgesetzt wird. «im Sinne von Artikel 44 SStG» wird gestrichen [und im französischen Text wird «Conseil des affaires francophones du district bilingue de Bienne» ersetzt durch «CAF»]. - Artikel 16 Absatz 2 wird ergänzt, um auszuschliessen, dass RFB-Mitglieder aus anderen Gemeinden als Biel und Leubringen in Delegationen Einsitz nehmen, die den RFB bei Ge- schäften im Zusammenhang mit interkantonalen Beziehungen vertreten. - Artikel 20 Absatz 1 bis 3 verweist auf Artikel 46 SStG, dessen Anwendung mit der vorlie- genden Versuchsverordnung ausgesetzt wird. «Artikel 46 Absatz 1 SStG» wird zweimal ersetzt (Randtitel und Abs. 1) durch «Artikel 6 Absatz 1 der Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Ver- waltungskreis Biel/Bienne», «Artikel 46 Absatz 1 Buchstabe b SStG» (Abs. 2) wird ersetzt durch «Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe b der Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne» und «Artikel 46 Absatz 1 Buchstabe d SStG» (Abs. 3) wird ersetzt durch «Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe d der Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne».

8. Verhältnis zu den Richtlinien der Regierungspolitik (Rechtsetzungsprogramm) und anderen wichtigen Planungen

Der Status quo plus wird in den Richtlinien der Regierungspolitik 2015-2018 (S. 6) unter dem Kapitel Aussenbeziehungen des Regierungsrates als eines der Leuchtturmdossiers erwähnt.

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9. Finanzielle Auswirkungen

9.1 Auswirkungen für die 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises

Die Vorlage bringt keine zusätzlichen Kosten für die Gemeinden, da der RFB ein kantonales Organ ist. Die Betriebskosten des RFB (Gehälter, Sitzungsgelder, Infrastruktur und Material) gehen zulasten des Kantons. Dem RFB können von den Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne Aufgaben zuge- wiesen werden. Nur in diesem Fall werden sie eingeladen, sich an den Betriebskosten des RFB zu beteiligen. Die Vorlage hat finanzielle Auswirkungen für den Verein seeland.biel/bienne. Die Wahl der Vertretungen der 17 deutschsprachigen Gemeinden ist eine zusätzliche punktuelle Aufgabe, die bereits Teil seiner heutigen Aufgaben ist. Um Mehrkosten zu vermeiden, muss die Wahl im Rahmen einer ordentlichen Vereinsversammlung erfolgen. Die Bestimmung der Art der Wahl für die Vertretungen der 17 deutschsprachigen Gemeinden sowie das Verfassen des entsprechenden Reglements werden einige Stunden Arbeit in Anspruch nehmen. Diese Arbei- ten sollten im Rahmen des aktuellen Personalbestands des Vereins erledigt werden können. Der Kanton wird eine einmalige Pauschale für die Erarbeitung des Reglements sowie alle vier Jahre eine finanzielle Beteiligung in Form einer Pauschale ausrichten. Diese Beträge belaufen sich auf einige tausend Franken und werden dem Voranschlag der Staatskanzlei belastet. Die Modalitäten der Ausrichtung dieser Beträge wird Gegenstand von Gesprächen und einer schriftlichen Vereinbarung zwischen der Staatskanzlei und dem Verein seeland.biel/bienne sein.

9.2 Auswirkungen für den Kanton Bern

Die voraussichtlichen finanziellen Auswirkungen für den Kanton sind minim: rund 5000 bis 6000 Franken jährlich, vorwiegend bedingt durch eine leichte Erhöhung des Sitzungsgelder- budgets (drei zusätzliche Mitglieder im Plenum bei grundsätzlich acht Plenarsitzungen pro Jahr, Sitzungsgeld bei 200 Franken), sofern bei jeder Sitzung alle Mitglieder anwesend sind. Es ist nicht vorgesehen, die Ausschüsse zu vergrössern oder neue Ausschüsse zu schaffen. Die Porto- und Materialbeschaffungskosten bleiben gleich. Die meisten Kontakte des Sekreta- riats mit den RFB-Mitgliedern erfolgt über E-Mail und über das Intranet. Ein Postversand an die Mitglieder kommt sehr selten vor. Das zur Verfügung stehende Budget für die Beiträge aus dem Lotteriefonds und aus dem Amt für Kultur bleibt unverändert. Für das Personal des Amts für Kultur, das für die administrative Behandlung und die Evaluati- on der für den RFB bestimmten Beitragsdossiers zuständig ist, wird es zu einer Mehrbelas- tung kommen. Die Grössenordnung wird sich aus der in Artikel 10 Absatz 1 Buchstabe d vor- gesehenen Evaluation ergeben.

10. Personelle und organisatorische Auswirkungen

Die Räumlichkeiten sowie der Personalbestand des RFB ändern sich nicht.

11. Auswirkungen auf die Gemeinden

Die Gemeinde Biel ist betroffen, da sie im RFB zwei Sitze verliert. Auch die 17 deutschspra- chigen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne sind betroffen: Aegerten, Bellmund, Brügg, Ipsach, Lengnau, Ligerz, Meinisberg, Mörigen, Nidau, Orpund, Pieterlen, Port, Saf- nern, Scheuren, Schwadernau, Sutz-Lattrigen und Twann-Tüscherz. Die Gemeindeautonomie wird durch die Vorlage, die an der Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden nichts ändert, nicht tangiert.

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Die Stimmberechtigten aus den 17 deutschsprachigen Gemeinden werden sich der Wahl in den RFB stellen können. Dadurch wird es ihnen ermöglicht, an der kantonalen und regionalen Politik teilzunehmen, an Projekten mitzuwirken, neue Partner zu treffen, zur Zuweisung kultu- reller Beiträge und von Subventionen gemäss eidgenössischem Sprachengesetz an mehr- sprachige Kantone beizutragen. Die französischsprachige Bevölkerung wird sich ausserdem für Beratungen und Informationen an den RFB wenden können. Die Kulturschaffenden und das kulturelle Leben französischer Sprache aus dem gesamten Verwaltungskreis werden in den Genuss der Unterstützung durch den RFB kommen, wenn es um die Vergabe von Beiträgen geht, die auf der Grundlage kantonaler Kriterien zur Unterstüt- zung der Kultur im zweisprachigen Raum ausgerichtet werden. Letztere werden aktualisiert, um der Erweiterung des Wirkungskreises des RFB Rechnung zu tragen. Die amtliche Zweisprachigkeit auf Verwaltungskreisebene wird besser anerkannt und tätigt Folgen, wobei die Einsprachigkeit der 17 deutschsprachigen Gemeinden gewahrt wird: Sie alle bleiben deutschsprachig, sowohl was ihre Verwaltungen als auch ihr Schulwesen betrifft.

12. Auswirkungen auf die Volkswirtschaft

Die Vorlage hat keine direkten Auswirkungen auf die Wirtschaft.

13. Ergebnis der Vernehmlassung

Der RFB, die Bieler Juradelegation, acht von 19 Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne (Biel/Bienne, Twann-Tüscherz, Leubringen, Ligerz, Ipsach, Pieterlen, Safnern und Schwadernau), der Verein seeland.biel/bienne sowie der BJR haben dem Versuchsverord- nungsentwurf zugestimmt. Die anderen elf Gemeinden haben auf eine Stellungnahme ver- zichtet. Der RFB, die Bieler Juradelegation und die Einwohnergemeinden Biel und Leubringen haben betont, dass es nach der Verabschiedung dieser Versuchsverordnung durch den Regierungs- rat für die Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne wichtig sei, eine Kommunikation vorzusehen. Die Staatskanzlei hat ein vom Staatsschreiber unterzeichnetes Schreiben vorbe- reitet, in dem diese Gemeinden über die mit der Versuchsverordnung einhergehenden Ände- rungen informiert werden. Dieses Schreiben wird nach der Verabschiedung der Versuchsver- ordnung abgeschickt. Der Verein seeland.biel/bienne hat um Präzisierungen in Bezug auf den Vollzug der Ver- suchsverordnung gebeten. Er hat diese mit einem durch den Staatsschreiber unterzeichneten Schreiben der Staatskanzlei erhalten.

Bern, [Datum] Der Staatsschreiber:

Christoph Auer

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