Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für franzö- sischsprachige Angelegenheiten des zwei- sprachigen Amtsbezirks Biel auf den Ver- waltungskreis Biel/Bienne Staatskanzlei 2017.STA.214 / 474770 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung ........................................................................................................... 1 2. Ausgangslage ................................................................................................................... 1 2.1 Verfassungsrevision vom 2006 .................................................................................... 1 2.2 Französischsprachige Minderheit im Verwaltungskreis Biel/Bienne .............................. 2 2.3 Status quo plus ............................................................................................................ 2 3. Grundzüge der Neuregelung ............................................................................................ 2 4. Erlassform ........................................................................................................................ 3 5. Rechtsvergleich ................................................................................................................ 4 6. Umsetzung, geplante Evaluation des Vollzugs ................................................................. 4 7. Erläuterungen zu den Artikeln ........................................................................................... 4 7.1 Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne ............................................................................................... 4 7.2 Indirekte Änderungen der Sonderstatutsverordnung .................................................... 9 8. Verhältnis zu den Richtlinien der Regierungspolitik (Rechtsetzungsprogramm) und anderen wichtigen Planungen........................................................................................... 9 9. Finanzielle Auswirkungen ............................................................................................... 10 9.1 Auswirkungen für die 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises ..... 10 9.2 Auswirkungen für den Kanton Bern ............................................................................ 10 10. Personelle und organisatorische Auswirkungen.............................................................. 10 11. Auswirkungen auf die Gemeinden .................................................................................. 10 12. Auswirkungen auf die Volkswirtschaft ............................................................................. 11 13. Ergebnis der Vernehmlassung ........................................................................................ 11 2017.STA.214 / 474770 1 Vortrag der Staatskanzlei an den Regierungsrat zur Versuchsverordnung über die Erweiterung des Wirkungskreises des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne 1. Zusammenfassung Es wird vorgeschlagen, den bisherigen Wirkungskreis des Rats für französischsprachige An- gelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (RFB) auf den Verwaltungskreis Biel/Bienne zu erweitern. Die Anzahl RFB-Mitglieder wird von 15 auf 18 erhöht und somit die Mitgliedschaft den Stimmberechtigten aus den 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwal- tungskreises Biel/Bienne ermöglicht. Die Benennung des Rats wird angepasst, um dem erwei- terten Wirkungskreis Rechnung zu tragen. Vor allem die französischsprachige Bevölkerung dieser Gemeinden wird so näher am kanto- nalen und regionalen politischen Leben teilnehmen können. Die Stimmberechtigten der 17 deutschsprachigen Gemeinden werden sich neu in den RFB wählen lassen können. Die französischsprachige Bevölkerung dieser Gemeinden wird so auch stärker von Staatsbei- trägen und Bundeshilfen an mehrsprachige Kantone profitieren können. Die geplante Erweiterung des Wirkungskreises des RFB ist für die Gemeinden kostenneutral. Die Autonomie der Gemeinden ist gewährleistet. Die deutschsprachigen Gemeinden bleiben einsprachig, namentlich in Bezug auf ihre Verwaltung und ihr Schulsystem. Die Gemeinden können dem RFB Aufgaben übertragen. Nur in diesem Fall müssen sie sich finanziell an den Betriebskosten des RFB beteiligen. Die Erweiterung des Wirkungskreises des RFB erfordert im Prinzip eine Revision des Sonder- statutsgesetzes. Dazu käme es jedoch erst in einem zweiten Schritt. Um die Errichtung des neuen Systems im Hinblick auf die Kantonswahlen vom Frühjahr 2018 zu garantieren, sollen die nötigen Rechtsgrundlagen in einem ersten Schritt vom Regierungs- rat in der vorliegenden Versuchsverordnung erlassen werden. Auf diese Weise kann evaluiert werden, ob sich das neue System bewährt. 2. Ausgangslage 2.1 Verfassungsrevision vom 2006 1 Der Grosse Rat hat auf der Grundlage der Kantonsverfassung vom 6. Juni 1993 (KV) 2 das Gesetz vom 13. September 2004 über das Sonderstatut des Berner Juras und über die fran- zösischsprachige Minderheit des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (Sonderstatutsgesetz, SStG) 3 verabschiedet. Seit der Verfassungsrevision von 2006 sind Deutsch und Französisch die Amtssprachen im Verwaltungskreis Biel/Bienne (Art. 6 Abs. 2 Bst. b KV). Die Amtssprachen der 19 Gemeinden des neuen Verwaltungskreises blieben unverändert (17 deutschsprachige und zwei zweispra- chige Gemeinden). Der frühere zweisprachige Amtsbezirk Biel (mit den beiden zweisprachigen Gemeinden Biel und Leubringen) wurde mit der Verfassungsänderung von 2006 durch einen Verwaltungskreis 1 Verfassungsänderung vom 24. September 2006, in Kraft getreten am 1. Januar 2010 (BAG 09-083). 2 BSG 101.1 3 BSG 102.1 2017.STA.214 / 474770 2 mit 19 Gemeinden ersetzt und existiert faktisch nicht mehr, wird im Sonderstatutsgesetz aber nach wie vor erwähnt, da er dem Wirkungskreis des RFB entspricht. 2.2 Französischsprachige Minderheit im Verwaltungskreis Biel/Bienne Gemäss den Statistiken, welche die Gemeinden 2014 dem Regierungsstatthalteramt Biel übermittelt haben, gibt es in allen Gemeinden des Verwaltungskreises Biel/Bienne franzö- sischsprachige Minderheiten. Je nach Gemeinde betrug ihr Anteil 2014 zwischen zwei (Lengnau) und 44 Prozent (Leubringen); in Brügg waren es 13 und in Nidau 21 Prozent. Der Verwaltungskreis Biel/Bienne zählte insgesamt über 27 000 Romands, dies entspricht 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung im Verwaltungskreis. Derzeit besteht die Zuständigkeit des RFB darin, die Interessen der französischsprachigen Bevölkerung von Biel und Leubringen zu schützen. Die politische Mitwirkung des RFB, bei- spielsweise im Kulturbereich, endet an den früheren Amtsbezirksgrenzen: Welsche Kunst- schaffende in Twann-Tüscherz oder Nidau profitieren nicht davon. Romands können in den RFB gewählt werden solange sie in Biel wohnen, sobald sie aber in Port oder Nidau leben, ist dies nicht mehr möglich. 2.3 Status quo plus Die Regierung beauftragte die Staatskanzlei mit Beschluss vom 11. Februar 2015 4, die Mög- lichkeit eines erweiterten Wirkungskreises des RFB zu prüfen. Mit der Umsetzung der vorliegenden Verordnung wird dieser Teil des Status quo plus abge- schlossen. 3. Grundzüge der Neuregelung Der Rat für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel (RFB) wird umbenannt in «Rat für französischsprachige Angelegenheiten des Verwaltungs- kreises Biel/Bienne». Die Abkürzung RFB wird beibehalten. Um der Erweiterung des Wirkungskreises des RFB um 17 neue Gemeinden Rechnung zu tragen, wird die Mitgliederzahl des RFB von 15 auf 18 erhöht. 13 Sitze sind den Einwohner- gemeinden Biel und Leubringen vorbehalten. Die Gemeinde Biel tritt zwei ihrer bisherigen Sitze zugunsten der deutschsprachigen Gemeinden ab. Leubringen behält die bisherigen zwei Sitze. Das Sonderstatutsgesetz überlässt es den Gemeinden, die Art der Wahl festzulegen und in den Gemeindereglementen zu verankern. Der Wahlmodus in Biel und Leubringen bleibt un- verändert. Der Verein seeland.biel/bienne wird das Wahlverfahren für die Vertreterinnen und Vertreter der 17 deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises festlegen und die Wahl vor- nehmen. Das Wahlverfahren, das in einem Reglement zu beschliessen sein wird, muss ge- währleisten, dass die Vertretung der deutschsprachigen Gemeinden im RFB ausgewogen ist. Die derzeitigen Kompetenzen des RFB bleiben unverändert. Nur die politische Mitwirkung im Kulturbereich wird leicht ausgebaut. So wird der RFB neu auch bei Kulturbeitragsgesuchen von Romands (Einzelpersonen, Vereinigungen usw.) aus den 17 deutschsprachigen Gemein- den des Verwaltungskreises Biel/Bienne konsultiert. Beitragsdossiers des Lotteriefonds hängen selten mit der Kultur oder der Sprache zusammen. Das für die zweisprachigen Gemeinden geltende System hat sich bewährt und funktioniert gut, wobei der RFB nur bei Lotteriefondsgeschäften konsultiert wird, die einen direkten Bezug zur Sprache haben. Es kann somit analog auf die französischsprachigen Dossiers angewen- 4 RRB Nr. 128 vom 11. Februar 2015 2017.STA.214 / 474770 3 det werden, die aus den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungskreises stammen (wobei es sich nur um seltene Einzelfälle handeln dürfte). Ziel und Zweck ist es, die Unterstützung durch Kantonsbeiträge auch den französischsprachi- gen Personen, Vereinigungen usw. in den deutschsprachigen Gemeinden des Verwaltungs- bezirks zukommen zu lassen und es ihnen zu ermöglichen, aktiver
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