Kommunalprofil Landkreis

Stand 24.04.2019

Inhaltliche Bearbeitung:

Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V./ Institut für Gerontologie an der TU Dortmund

Anne-Katrin Teichmüller, M.A.

Verena Reuter, M.A.

Melina Schlinge, B.A.

Inhaltsverzeichnis Einführung ...... 3 1 Basisinformationen ...... 5 2 Lage und Geografie ...... 6 3 Ausgangslage ...... 7 3.1 Demografische Entwicklung ...... 7 3.2 Bildung ...... 13 3.3 Arbeit, Wirtschaft und Sozialleistungen ...... 18 3.4 Wohnen...... 26 3.5 Gesundheit und Pflege ...... 28 3.6 Begegnung, Beratung, Selbsthilfe ...... 34 3.7 Partizipation und Engagement ...... 36 3.8 Kultur, Freizeit, Naherholung ...... 39 3.9 Verkehrsanbindung und -infrastruktur ...... 42 3.10 Migration und Integration ...... 44 4 Ausgangslage der kommunalen Demografiepolitik ...... 46 4.1 Arbeitsstrukturen und –formen ...... 46 4.2 Arbeitsschritte ...... 50 5 SWOT-Analyse ...... 51 6 Ausblick ...... 52 7 Literaturverzeichnis ...... 57

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Einführung

Das vorliegende Kommunalprofil ist das Ergebnis des ersten Schritts im Projekt des Bundesmi- nisteriums für Familie, Senioren Frauen und Jugend (BMFSFJ) „Demografiewerkstatt Kommunen“ (DWK). Es soll als Bestandsaufnahme Informationen zur Ausgangssituation und zu bisherigen Pro- zessen und Initiativen in der Kommune bündeln und sie sowohl den Projektbeteiligten und der Zivilgesellschaft in der jeweiligen Kommune als auch interessierten Bürger/-innen und Vertreter/- innen anderer Kommunen zugänglich machen.

Auf Grundlage dieser Beschreibung der Ausgangssituation sollen in einem nächsten Schritt – ge- meinsam mit Beraterinnen und Beratern der Kommunen – prioritäre Handlungsfelder identifiziert und die weiteren Maßnahmen der Kommune zur Konkretisierung und Umsetzung ihrer Demogra- fiestrategie abgeleitet werden (Entwicklung eines Werkstattplanes). In der fünfjährigen Projekt- laufzeit sollen die von den Kommunen individuell festgelegten Maßnahmen umgesetzt, konkrete Projekte angestoßen, vorhandene Initiativen einbezogen sowie politische und administrative Pro- zesse eingeleitet und etabliert werden. Die in der Projektlaufzeit erarbeiteten Handlungsansätze sollen im Rahmen eines methodischen „Werkzeugkoffers“ auch anderen Kommunen zur Verfü- gung gestellt werden.

Das Kommunalprofil wurde von der wissenschaftlichen Begleitung der DWK erstellt. Es basiert zum einen auf Daten und Materialien, welche die Kommune der wissenschaftlichen Begleitung für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat. Zum anderen wurden dafür Aussagen und Einschät- zungen aus Leitfaden-Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Kommune (z.T. nicht nur aus der Kommunalverwaltung), die von der wissenschaftlichen Begleitung im Rahmen der DWK geführt wurden, ausgewertet.

Das Kommunalprofil beinhaltet die folgenden Informationen:

- Statistische Daten und zusammenfassende Einschätzungen der Kommune zu den Berei- chen „demografische Entwicklung“ (Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsprognose, Zu- und Abwanderungen), „Bildung“, „Arbeit, Wirtschaft und Sozialleistungen“, „Wohnen“, „Engagement und Partizipation“, „Gesundheit und Pflege“, „Nahversorgung“, „Mobilität, Verkehrsanbindung und Infrastruktur“ sowie „Kultur & Begegnung, Freizeit“ - Informationen und Einschätzungen der Kommune zu Rahmenbedingungen und Prozessen sowie zur Ausgangslage der kommunalen Demografiepolitik (vorliegende Leitbilder und Handlungsprogramme, vorhandene politische Beschlüsse, bisherige Arbeitsschritte, be- stehende Organisationsstrukturen, Formen der Zusammenarbeit verschiedener Akteure innerhalb und außerhalb der Kommune, Monitoring von Prozessen) - Vorhandene Projekte und Initiativen (u.a. (Modell-) Projekte und Angebote vor Ort), kon- krete bisherige und geplante Maßnahmen

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- SWOT-Analyse (basierend insbesondere auf den Ergebnissen der Leitfaden-Interviews)

Das Projekt „Demografiewerkstatt Kommunen“ (DWK) wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Deutsche Fernsehlotterie unterstützt das Projekt. Wei- tere Partner sind die Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. / Institut für Gerontologie an der TU Dortmund (wissenschaftliche Begleitung) und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity- Chancengleichheit e. V. (Geschäftsstelle DWK). Das Projekt wird von den Kommunalen Spitzen- verbänden begleitet.

Ziel der DWK ist es, die teilnehmenden neun Kommunen „demografiefest“ zu machen, d.h. die Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung einer individuell abgestimmten Demografie- strategie durch die Bereitstellung von Beratungsdienstleistungen zu unterstützen und zu beglei- ten. Maßnahmen zur Einbeziehung und Information der Zivilgesellschaft werden ebenfalls unter- stützt.

Die Prozessabläufe werden durch die wissenschaftliche Begleitung systematisch beschrieben und evaluiert.

www.demografiewerkstatt-kommunen.de

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1 Basisinformationen

 Bundesland:  Art der Kommune: Landkreis  Einwohnerzahl: 160.710 (Stand 31.12.2017)  Fläche: 1.727,3 km²  Bevölkerungsdichte: 92 Einwohner*innen je km2  Gemeindetyp nach BBSR (2015): - 2x Kleinere Mittelstadt ( und ) - 2x Größere Kleinstadt ( und ) - 5x Kleine Kleinstadt (/ , , Dallgow-Döberitz, Schönwalde- Glien und ) - 17x Landgemeinde (, Stadt , Mühlenberge, , Pes- sin, , , , Märkisch Luch, , Stechow-Ferchesar, , Großderschau, , Kleßen-Görne, Stadt und )  Demografietyp nach Bertelsmann Stiftung (2016): - 1 Stadt (Falkensee) ist dem Typ 6 zugeordnet (Stabile Mittelstädte) - 2 Städte (Ketzin/ Havel und Nauen) sind dem Typ 8 zugeordnet (Stark alternde Kommunen) - 2 Städte (Premnitz und Rathenow) sind dem Typ 9 zugeordnet (Stark schrump- fende Kommunen mit Anpassungsdruck)

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2 Lage und Geografie

Abb. 1: Geografische Lage. (Quelle: Eigene Darstellung Geschäftsstelle DWK, basiert auf " location map.svg" von NordNordWest, [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons)

„Der Landkreis Havelland erstreckt sich zwischen der westlichen Stadtgrenze bis an die Landesgrenze zu Sachsen‐Anhalt. Im Norden grenzt der Landkreis Havelland an die Landkreise Ostprignitz‐Ruppin und , im Süden an den Landkreis ‐Mittelmark, das Ober- zentrum und die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam.“ (Föhl/Künzel 2015, S. 5)

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3 Ausgangslage

3.1 Demografische Entwicklung

 Im Landkreis Havelland lebten am 31. Dezember 2017 160.710 Bürger*innen. Davon wa- ren 79.527 männlich (49%) und 81.183 weiblich (51%). (vgl. für Statistik - Brandenburg 2018 sowie Abb. 2)

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Abb. 3: Durchschnittsalter der Bevölkerung des Landkreises Havelland (Quelle: Amt für Statistik Berlin- Brandenburg)

46 45,9 45,7 45,5 45,7 45,6 45,5 45,3 45 45 44,6 44,5

Alter Alter Jahren in 44,2 44 43,8 43,5 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

 Das Durchschnittsalter der havelländischen Bevölkerung ist in den letzten zehn Jahren beinahe kontinuierlich angestiegen und betrug im Jahr 2017 45,9 Jahre (vgl. Abb. 3). Der Landkreis Teltow-Fläming hat das gleiche Durchschnittsalter. Somit sind beide Landkreise die jüngsten im Land Brandenburg (vgl. Landkreis Havelland 2018a).

Abb. 4: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Havelland von 2008 bis 2017 (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg) 162000

160000 160710 159685 158000 158236 155141 156000 154984 154891 155226 155408 154000 153874 152000 153294

150000

148000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

 Nachdem die Gesamteinwohnerzahl des Havellandes im Jahr 2012 gegenüber den Vor- jahren leicht gesunken ist, wächst die Einwohnerzahl seit diesem Zeitpunkt kontinuierlich an. 2017 betrug die Gesamteinwohnerzahl 160.710 (vgl. Abb. 4).  Die Einwohnerzahlen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden lagen im Jahr 2017 zwischen 362 (Landgemeinde Kleßen-Görne) und 43.552 Einwohner*innen (Stadt Falken- see). Die zweitgrößte Stadt (Rathenow) verzeichnete 24.309 Einwohner*innen, gefolgt von Nauen und Brieselang. Weitere 5 (kleine) Kleinstädte hatten im Jahr 2017 zwischen

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5.000 und 10.000 Einwohner*innen, 6 Landgemeinden unter 5.000 Einwohner*innen und 11 Landgemeinden im Havelland weniger als 1.000 Einwohner*innen (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; Gemeindetyp nach BBSR 2015).

Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen im Landkreis Havelland 2008 und 2017 (Quelle: Amt für Statistik Berlin- Brandenburg) 60000 48273 50000 42379 40470 40000 30816 30000 25800 25956 18189 20503 20000 16410 15572 8538 9606 10000 7478 5861 0 0 bis unter 6 6 bis unter 18 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 bis unter 80 Jahre und Jahre Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre 80 Jahre älter

2008 2017

 Die Anzahl der Personen im Alter von 0 bis unter 18 Jahren ist von 2008 bis 2017 leicht gestiegen, während die Zahl der Personen von 18 bis unter 30 Jahren innerhalb dieser Zeitspanne gesunken ist. Die Altersgruppe der 30- bis unter 50- Jährigen hat sich in die- sem Zeitraum ebenfalls verringert, und zwar um 7.803 Personen. Die Altersgruppe der 50- bis unter 65- Jährigen hat sich hingegen deutlich erhöht, und zwar um 11.563 Personen. Die Anzahl der 65- bis unter 80- Jährigen ist nahezu identisch geblieben. Die Anzahl der Hochaltrigen hat zwischen 2008 und 2017 deutlich zugenommen. (vgl. Abb. 5).

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Abb. 6: Prozentuale Veränderung der Entwicklung der Altersgruppen im Landkreis Havelland von 2008 bis 2017 70 (Quelle: Amt für Statistik Berlin- Brandenburg) 64 % 60

50

40 38 %

30

20 14 %

11 % Prozent 10 4 % 1 % 0

-10

-20 -16 %

-30 -24 %

 Zwischen 2008 und 2017 hat sich im Landkreis Havelland der Anteil der Bevölkerung der 50- bis unter 65- Jährigen und der ab 80 Jahren am deutlichsten erhöht. Die Anteile der jüngeren Altersgruppen von 0 bis unter 18 Jahren sind in diesem Zeitraum weniger stark angestiegen. Die Anteile der 18- bis unter 30- Jährigen und der 30 bis unter 50- Jährigen sind in diesem Zeitraum deutlich zurückgegangen (vgl. Abb. 6). Insgesamt ist eine positive Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen (vgl. Abb. 4).  Der Landkreis Havelland hat in den letzten Jahren einen Geburtenzuwachs zu verzeich- nen, von 1.137 Geburten im Jahr 2005 zu 1.262 im Jahr 2017 (vgl. Amt für Statistik Berlin Brandenburg 2019).  Im Landkreis Havelland wurden in den Jahren 2013 bis 2017 jährlich zwischen 33 und 42 Personen eingebürgert. Damit lag der Landkreis im Jahr 2017 im Vergleich zu anderen Verwaltungsbezirken im Land Brandenburg im Mittelfeld. (vgl. Amt für Statistik Berlin- Brandenburg)  Der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit hat im Landkreis Havelland sowohl in absoluten Zahlen als auch als prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung seit 2012 kontinuierlich zugenommen. 2012 lag der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit bei 1,7%. Dieser hat sich bis 2017 mehr als verdoppelt und lag am 31.12.2017 bei 4%, was 6.487 Einwohner*innen entspricht. (vgl. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg)

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Abb. 7: Wanderungen im Havelland insgesamt von 2010 bis 2017 (Quelle: Amt für Statistik Berlin- Brandenburg) 25000

20000

15000 9754

7454

8618

7144

7164

7278 7281

10000 7148

5000

11766

10844

10216

9101

8360 8128

8051 3390 7523 1957 2012 1598 850 1196 0 375 770 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Zuzüge Fortzüge Wanderungssaldo

 In den Jahren 2010 bis 2017 ist im Landkreis Havelland ein ausschließlich positiver Wan- derungssaldo zu verzeichnen, der bis 2015 deutlich angestiegen ist – auf 3.390. Bis 2017 war er rückläufig, bis zuletzt 1.598 im Jahr 2017 (vgl. Abb. 7).  Die Bevölkerungszahlen im Landkreis Havelland weisen eine „enorme Dynamik durch die Metropole Berlin und Potsdam“ auf, d.h. „mittlerweile bis in die entfernten Kreisgebiete“, „bis in die Region Rathenow, teilweise sogar Rhinow hinaus“ (Interview 2018). Einwoh- ner*innen, die vor 10-15 Jahren aus den Dörfern gezogen sind, kehren jetzt in die Kreis- gebiete zurück, um dort Bauland zu erwerben (vgl. Interview 2018). Es gibt einen deutli- chen Zuzug, „der sich dann auch in der sozialen Infrastruktur bemerkbar macht“, dies be- trifft auch die entfernteren Landkreise. „Alles, was man in einer Stunde Fahrtzeit von Ber- lin erreichen kann, ist attraktiv“ (Interview 2018).  Einzelne kreisangehörige Städte sind besonders stark vom Bevölkerungszuzug betroffen, z.B. Falkensee, mit entsprechenden Herausforderungen in der Infrastruktur (vgl. Interview 2018), während kleinere Gemeinden, z.B. Rhinow, eher mit Bevölkerungswegzügen zu kämpfen haben (vgl. Interview 2018).

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Abb. 8: Prognose der Gesamteinwohnerzahlen von 2016 bis 2030 (Quelle: Landesamt für Bauen und Verkehr)

164000 163617 163500 163186 163000 162500 162512 162000 161500 161000 160500 160000 159500 159685 159000 2016 2020 2025 2030

 Das Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) hat im Jahr 2018 eine „Bevölkerungsvoraus- schätzung 2017 bis 2030“ veröffentlicht. Nach dieser Datenbasis nimmt die Bevölkerungs- zahl im Landkreis Havelland im Jahr 2030 im Vergleich zum Jahr 2016 um 1,8 % zu (vgl. Abb. 8).

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3.2 Bildung

Kindertagesbetreuung:

 Aufgrund der prognostizierten zunehmenden Alterung der Bevölkerung wurden im Land Brandenburg Schulen und Kindertageseinrichtungen nicht weiterentwickelt (vgl. Inter- view 2018). In den letzten Jahren hat der Landkreis Havelland jedoch einen deutlichen Geburtenzuwachs zu verzeichnen (13% Zuwachs in der Altersgruppe von 0 bis 21 in den letzten fünf Jahren), so dass zurzeit in den Städten und Gemeinden Schulen und Kinder- tageseinrichtungen fehlen (vgl. Interview 2018).  Angebote fehlen zurzeit im Bereich der Jugendhilfe, insbes. bei Kindertageseinrichtungen und auch im Bereich Hilfe zur Erziehung (vgl. Interview 2018).  Der Landkreis hat die KiTa-Bedarfsplanung gerade aktualisiert (Beschluss des Jugendhil- feausschusses am 20.02.2019). Nach der aktuellen KiTa-Bedarfsplanung, fehlen dem Landkreis Havelland bis zum Jahr 2020 ca. 3.300 KiTa-Plätze (vgl. Interview 2018), wovon sich jedoch ein Großteil bereits in Planung befindet. Bisher wurden zwar weitere Einrich- tungen, auch in den ländlicheren Regionen, geschaffen, der Bedarf wird aber nur schwer zu decken sein (vgl. Interview 2018).

Grundschulen:

 Im Landkreis Havelland besteht in jedem Amt, jeder Stadt bzw. jeder Gemeinde mindes- tens an einem Standort das Angebot einer Grundschule in öffentlicher Trägerschaft, so dass die Schulwege der jüngeren Schüler*innen bei Besuch der nächstgelegenen Grund- schule nicht zu lang sind (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.25). „Die ggf. für das Erreichen der nächstgelegenen Grundschule notwendige Beförderung wird grundsätzlich über den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis Havelland sichergestellt.“ (ebd.)  „Neun der 27 Grundschulen in öffentlicher Trägerschaft sind Verlässliche Halbtagsgrund- schulen, zwei bieten den Ganztag in offener Form an. An einer Schule im Landkreis Ha- velland besteht die Möglichkeit, den Schulbesuch über die flexible Eingangsphase zu be- ginnen und zwei der Schulen sind anerkannte Kleine Grundschulen.“ (Landkreis Havelland 2017a, S.24)  Es gibt kreisweit eine Grundschule in freier Trägerschaft. Sie befindet sich in Nauen und ist Teil des Leonardo Da Vinci Campus. (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.25)  Die Schülerzahlen in den Grundschulen öffentlicher Trägerschaft werden sich im Land- kreis nach der aktuellen Prognose bis zum Ende des Planungszeitraumes sehr positiv ent- wickeln (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.24). „Vor drei Jahren ging noch eine Diskussion durch […] die Kreisstadt […]: Welche von den drei Grundschulen wird geschlossen? Heute diskutiert man: Welche der drei Grundschulen baut man als erstes aus?“ (Interview 2018)

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 „Insgesamt wird für den Planungszeitraum vom aktuellen Schuljahr 2016/17 bis zum Schuljahr 2021/22 von einer Gesamtsteigerung um ca. 17 % ausgegangen.“ (Landkreis Havelland 2017a, S.24).  Ein Pilotprojekt mit dem Titel „Inklusive Grundschule“ wurde im Landkreis Havelland durchgeführt. Die Schulen sind, sofern sie dies beantragt haben, zu Schulen mit gemein- samen Lernen geworden. Nähere Informationen sowie eine Karte mit allen Standorten findet sich unter: http://www.inklusion-brandenburg.de/gemeinsam-lernen.html

Weiterführende allgemeinbildende Schulen:

 Die Schüler*innen der Jahrgangsstufen 7 bis 13 werden zurzeit an 8 Oberschulen, 2 Ge- samtschulen und 5 Gymnasien in öffentlicher Trägerschaft und an einer Gesamtschule sowie einem Gymnasium in freier Trägerschaft beschult. Die Klassen sind maximal 6-zü- gig. (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.60)  Die Angebote zum Erreichen der verschiedenen Abschlüsse in den Sekundarstufen I und II werden nicht ausschließlich (wie vom Landesentwicklungsplan vorgeschlagen) in den Mittelzentren vorgehalten (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.60). „Es gibt auch in ver- schiedenen Grundzentren Oberschulen, in denen die Abschlüsse erreicht oder vorbereitet werden können. Durch die freie Schulwahl ab der Jahrgangsstufe 7 werden auf Entschei- dung der Eltern, aber auch aufgrund der Aufnahmeentscheidung der Schulleitungen, die sich nicht nur nach dem Wohnort, sondern auch nach der Leistungsfähigkeit und der Nei- gung der Schüler richtet, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegende Schul- wege erforderlich. Die notwendige Beförderung wird grundsätzlich über den ÖPNV inner- halb des Landkreises und auch über die Kreisgrenze hinaus sichergestellt.“ (ebd.)  In 7 der 8 Oberschulen in öffentlicher Trägerschaft sowie in den beiden Gesamtschulen in öffentlicher Trägerschaft und in einem der Gymnasien in öffentlicher Trägerschaft fin- det der Unterricht in Ganztagsform statt (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.60).  Für die Jahrgangsstufe 7 wird innerhalb des Planungszeitraumes (nach einem vorüberge- henden Absinken der Schüler*innenzahlen in den Schuljahren 2017/18 bis 2019/20) ein mittelfristig dauerhafter Anstieg der Schüler*innenzahlen in den weiterführenden allge- mein bildenden Schulen prognostiziert (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.61).  Im Landkreis wird das Projekt „komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ seit 2009 jährlich mit der Jahrgangsstufe 7 der Ober-, Gesamt- und Förderschulen, seit 2018 auch der Gymnasien durchgeführt. Das Projekt dient dem Beginn der Berufsorientierung in der Sekundarstufe 1 und umfasst auch die Lebensplanung. Es wird von einem großen Koope- rationskreis unterstützt. Weitere Informationen unter: https://www.havelland.de/arbeit- leben/bildung/berufsorientierung/komm-auf-tour/

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Berufsbildende Schulen:

 Das Oberstufenzentrum Havelland ist die berufliche Schule in öffentlicher Trägerschaft des Landkreises. „Das Oberstufenzentrum Havelland ist mit Standorten in Friesack, Rathenow und Nauen in der gesamten geografischen Ausdehnung des Landkreises prä- sent. Es bietet eine Vielzahl verschiedener schulischer Abschluss- und beruflicher Ausbil- dungsmöglichkeiten.“ (Landkreis Havelland 2017a, S. 93)  Seit der letzten Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung gab es einige Veränderun- gen des Ausbildungsangebotes, die sich eng am Fachkräftebedarf im Landkreis Havelland orientieren. Am Standort Nauen wurde die Ausbildung für die Fachkräfte für Lagerlogistik eingerichtet, ebenso wurde am beruflichen Gymnasium und an der Fachoberschule, beide am Standort Nauen, der Schwerpunkt Soziales neu aufgenommen. Schließlich wurde zum Schuljahr 2015/16 am Standort Friesack mit der Ausbildung von Sozialassistenten begon- nen, dieser soziale Bereich wurde im Schuljahr 2016/17 um die Ausbildung zum Erzieher erweitert.“ (Landkreis Havelland 2017a, S. 93)  Gemeinsam mit der Havelland Kliniken Unternehmensgruppe betreibt der Landkreis Ha- velland die Ausbildungszentrum Gesundheit und Pflege Havelland GmbH (AGP). Die AGP ist eine staatlich anerkannte Ausbildungsstätte für Berufe des Gesundheitswesens und der Pflege sowie für Fort- und Weiterbildungen in diesem Bereich.

Förderschulen:

 Sofern die Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf Lernen oder sonderpä- dagogischem Förderbedarf geistige Entwicklung nicht im gemeinsamen Unterricht be- schult werden können, besteht für sie die Möglichkeit, im Landkreis eine der drei Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen bzw. eine der beiden Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu besuchen. Alle diese Schulen sind im Landkreis räumlich so gelegen, dass alle Schüler*innen, die eine Förderschule besuchen, diese mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. mit dem Schü- lerspezialverkehr erreichen können. Träger dieser fünf Förderschulen ist der Landkreis Havelland. (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.100f.).  Der Anteil an Schüler*innen mit festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarfen ist im Landkreis in den Schuljahren 2013/14 bis 2016/17 kontinuierlich angestiegen.1 Dieser Anstieg ist deutlich im Bereich der weiterführenden allgemein bildenden Schulen erkenn- bar. (vgl. Landkreis Havelland 2017a, S.98).

1 „Ursache hierfür kann die Tatsache sein, dass mit Einführung der Pilotschulen im Grundschulbereich zum Schul- jahr 2012/13 in diesen, jedoch auch in allen anderen Grundschulen zunehmend keine Feststellungsverfahren für die sonderpädagogischen Förderschwerpunkte Lernen – emotionale und soziale Entwicklung – Sprache mehr durchgeführt worden sind. Beim Übergang in die Jahrgangsstufe 7 werden dann für diese Schüler Feststellungs- verfahren durchgeführt, was den Anstieg verursachen könnte.“ (Landkreis Havelland 2017a, S.98)

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 „Unter Hinzurechnung auch der Schüler, die bereits in Förderschulen beschult werden, lag der Anteil an Schülern mit festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarfen in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 in den Schuljahren 2013/14 bis 2016/17 bei durchschnittlich ca. 5,1%, dies unterscheidet sich im östlichen Havelland (ca. 4,3 %) und im westlichen Havel- land (ca. 7,2 %). In den Jahrgangsstufen 7 bis 13 ist dieser Anteil in den Schuljahren 2013/14 bis 2016/17 etwas höher, er liegt kreisweit bei durchschnittlich ca. 6,0 % und ist auch hier zwischen dem östlichen Havelland (ca. 4,9 %) und dem westlichen Havelland (ca. 9,0 %) unterschiedlich.“ (Landkreis Havelland 2017a, S.98)  „Bei Fortschreibung dieser durchschnittlichen prozentualen Anteile wird analog dem An- stieg der Gesamtschülerzahlen auch der Anteil der Schüler mit Förderbedarfen steigen. Zum Ende des Planungszeitraumes würden dann in den drei Schulen mit dem sonderpä- dagogischen Förderschwerpunkt Lernen 229 Plätze erforderlich sein (Schülerzahl im Schuljahr 2016/17 191).“ (Landkreis Havelland 2017a, S.98)  „In den beiden Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist erkennbar, dass der Anteil der Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, der in den Förderschulen beschult wird, in den Schuljahren 2013/14 bis 2016/17 konsequent jähr- lich gestiegen ist, im Primarbereich von ca. 0,3 % auf ca. 0,6 % und im Sekundarbereich von ca. 1,0 % auf ca. 1,1 %. Bei Fortschreibung der Schüleranteile des Schuljahres 2016/17 werden in den beiden Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung dann 133 Plätze benötigt, womit die Kapazitätsgrenze von maximal 140 Schülern dann fast erreicht ist.“ (Landkreis Havelland 2017a, S.98)

Tab. 1: Anzahl, Art, Trägerschaft und Schülerzahl der allgemeinbildenden Schulen im Havelland (Amtliche Schulstatistik 2017/2018)

Schulart Träger Anzahl Schüler*innen im Schuljahr 2017/18 Grundschulen öffentlich 27 8.184 frei 1 336 Oberschulen öffentlich 8 1.983 Gesamtschulen öffentlich 2 1.746 frei 1 208 Gymnasien öffentlich 5 3.477 frei 1 392 Förderschulen öffentlich 5 318 Berufliche Schulen öffentlich 1 (mit 3 Standorten) 1.691 frei 1 193 Insgesamt öffentlich 48 17.399 frei 4 1.129

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Abb. 9: Schulabgänger*innen nach Abschlussart im Havelland von 2013/2014 bis 2016/2017 (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg)

1.800 1.608 1.800 1.519 1.579 1.600 1.600 1.400 1.290 1.400 1.200 617 723 750 1.200 1.000 525 1.000 800 800 600 606 600 482 581 571 400 400 200 184 199 196 194 200 0 99 97 79 93 0 2013/2014 2014/2015 2015/2016 2016/2017

ohne Berufsbildungsreife Berufsbildungsreife Fachoberschulreife Hochschulreife Absolventen gesamt

 Zunächst lässt sich feststellen, dass die Gesamtzahl der Absolvent*innen im Havelland seit 2013 kontinuierlich gestiegen ist. Die Anteile der Absolvent*innen ohne Abschluss, mit Berufsbildungsreife und Fachoberschulreife an allen Absolvent*innen insgesamt ha- ben sich im Vergleich des Schuljahres 2013/14 zu 2016/17 verringert. Der Anteil der Ab- solvent*innen mit Hochschulreife hingegen ist im Vergleich des Schuljahres 2013/14 zu 2016/17 gestiegen. Allerdings handelt es sich weder um konstant ansteigende noch um konstant fallende Trends. Alle unterliegen in den Jahren 2014/15 und 2015/16 Schwan- kungen. (vgl. Abb. 9)

 In der Volkshochschule mit Regionalstellen in Falkensee und Rathenow wurden im Jahr 2017 584 Kurse durchgeführt, an denen insgesamt 6.294 Personen teilnahmen. 74 Schü- ler*innen partizipierten an dem Kurs auf dem Zweiten Bildungsweg (DVV-Statistik).

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3.3 Arbeit, Wirtschaft und Sozialleistungen

 Im Landkreis Havelland besitzen Personalgewinnungsprozesse durch Qualifikation im Personenkreis der SGB II Bezieher einen hohen Stellenwert bei der Unterstützung bei der Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung. Ein Bereich mit großem Perso- nalbedarf stellt der gesamte Bereich der Pflege dar. Hier wird im Rahmen von Projekten die Qualifizierung als Pflegehelfer vorangetrieben. Hierdurch soll eine Basis für Arbeitge- ber geschaffen werden, die es Ihnen ermöglicht im Rahmen der innerbetrieblichen Qua- lifizierung die Bedarfe weiterzuentwickeln. Der Schwerpunkt im Osthavelland liegt im Be- reich des Güterverkehrs sowie der Logistik. In dem Güterverkehrszentrum Wustermark und dem Gewerbegebiet Brieselang haben sich überwiegend Firmen mit dem Profil Logistik und Transport angesiedelt. Auch die Berufsausbildung findet verstärkt in diesen Bereichen statt, was dazu geführt hat, dass der Landkreis Havelland die Berufsausbildung für diesen Bereich am Oberstufenzentrum (OSZ) Standort Nauen erweitert hat. Im Westhavelland dominieren die Bereiche Optik, Chemie und z.T. Maschinenbau. Der Arbeitsmarkt im Land- kreis ist geprägt durch ein mittleres, eher unteres Lohnniveau. Erste Ansätze zur Ausdif- ferenzierung des Vergütungsgefüges durch hochwertige Arbeitsplätze sind eingeleitet bisher allerdings noch ohne Wirkung. (vgl. Landkreis Havelland 2018a)

Beschäftigung

 „Die Erwerbstätigenquote beschreibt den Anteil der Erwerbstätigen einer Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe. Erwerbstätige Personen sind alle Perso- nen, die in der Berichtswoche mindestens eine Stunde gegen Entgelt gearbeitet haben. Dazu zählen außerdem Personen, die z. B. aufgrund von Krankheit, Mutterschutz oder El- ternzeit vorübergehend nicht gearbeitet haben.“ (Bundesagentur für Arbeit)  Die Erwerbstätigenquote des Landkreises Havelland insgesamt lag 2011 bei 38% und er- reichte in der Zeit bis 2017 ihren Höhepunkt in den Jahren 2013 und 2014 mit jeweils 40%. Im Jahr 2017 lag die Erwerbstätigenquote bei 39%. Die Schwankungen insgesamt in der Erwerbsquote sind gering. (vgl. Abb. 10)

Abb. 10: Erwerbstätigenquote im Landkreis Havelland von 2011 bis 2017 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 42 40 % 40 % 40 39 % 39 % 38 % 38 % 38 %

38 Prozentl 36 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

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 Die Erwerbstätigenquoten der Männer und Frauen veränderten sich in den Jahren 2011 bis 2017 nur um maximal 2 Prozentpunkte. Die Erwerbsquote der Männer bewegte sich dabei zwischen 20% und 21% und die der Frauen zwischen 18% und 19% (vgl. Bunde- sagentur für Arbeit; zitiert nach Landkreis Havelland 2015).  Auch die Erwerbstätigenquoten der Personen mit deutscher und ausländischer Staatsan- gehörigkeit veränderten sich in dieser Zeitspanne nur minimal. Während die Erwerbstäti- genquote der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit zwischen 36% und 39% schwankt, variiert die Quote der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zwi- schen 1% und 2%. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Abb. 11: Erwerbsquoten nach unterschiedlichen Altersgruppen von 2011 bis 2017 in Prozent (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 80 67 67 70 65 66 60 48 49 50 50 40 41 41 40 30 24 23 24 25 18 18 17 17 20 11 11 11 10 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Unter 25 Jahren 25 bis 49 Jahren 50 bis 64 Jahren

 Interessant sind die Veränderungen der Erwerbstätigenquote der verschiedenen Alters- gruppen. Die Erwerbsquote der unter 25- Jährigen ist seit 2011 gesunken. Während 2011 noch 18% aller unter- 25- Jährigen arbeiteten, waren es 2017 nur noch 11%. Die Erwerbs- tätigenquote der 25- bis 49- Jährigen hingegen hat sich von 2011 (48%) bis 2017 (67%) deutlich erhöht. Die Erwerbstätigenquote der 50- bis 64- Jährigen war 2012 und 2013 mit jeweils 41% am höchsten. 2017 arbeiteten jedoch nur 25% aller Personen in dieser Al- tersgruppe. (vgl. Abb. 11)

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Abb. 12: Unversorgte Bewerber*innen im Vergleich zu gemeldeten unbesetzten Ausbildungsplätzen von 2011 bis 2017 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 134 138 131 150 116 101 112 100 87 44 50 28 22 22 23 8 19 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

unversorgte Bewerber*innen gemeldete unbesetzte Berufsausbildungsstellen

 Bereits im Jahr 2011 gab es im Landkreis Havelland deutlich mehr gemeldete unbesetzte Berufsausbildungsstellen als unversorgte Bewerber*innen. Im Jahr 2017 standen 112 un- besetzte Ausbildungsplätze 44 unversorgten Bewerber*innen gegenüber. (vgl. Abb. 12)

Abb. 13: Unbesetzte Arbeitstellen im Havelland (Stichtag: jeweils zum 31.05.) (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

1.600 1.558 1.400 1.409 1.200 1.202 1.000 800 845 600 750 618 670 400 200 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

 Die Zahl der unbesetzten Arbeitsstellen hat sich im Landkreis Havelland von 2012 bis 2018 insgesamt mehr als verdoppelt. Bis auf einen leichten Rückgang der unbesetzten Stellen zwischen 2016 und 2017 (-207 unbesetzte Stellen) ist die Zahl durchgängig ge- stiegen, am deutlichsten zwischen den Jahren 2015 und 2016 (+564 unbesetzte Stellen). (vgl. Abb. 13)  Förderprogramm „Havelland-Kombi“: „Durch dieses Förderprogramm werden nach § 16e SGB II [alte Fassung bis 2018] langzeitarbeitslosen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit besonderen Defiziten, die auf absehbare Zeit ohne Unterstützung keinen Arbeitsplatz finden können, längerfristige bzw. dauerhafte Perspektiven zur Teilnahme am Erwerbsle- ben eröffnet. Der Landkreis Havelland hat mit dem aufgelegten Förderprogramm "Havel-

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land-Kombi" im Jahr 2015 71 erwerbsfähige Leistungsberechtigte in ein Beschäftigungs- verhältnis integriert; davon 46 Personen aus dem westlichen und 25 Personen aus dem östlichen Havelland.“ (Landkreis Havelland 2017b, S. 31)  Umsetzung der SGB II Neufassung §§16 i und e (Teilhabechancengesetz): Der Landkreis hat mit der Neufassung ab dem 01.01.2019 die Umsetzung begonnen. Grundsätzlich ist im Landkreis Havelland entschieden, für die Fallgestaltung nach § 16i SGB II den Passiv-Aktiv-Transfer in jedem Fall zur Anwendung zu bringen. Dies folgt dem grundsätzlichen Konzeptgedanken Transferleistungen in engem Zusammenhang mit der Finanzierung von Beschäftigung einzusetzen.  100-Stellen-Programm: „Der Landkreis schafft mit diesem Programm seit dem Jahr 2008 geförderte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für 12 Monate. Die geschaffenen Arbeitsplätze werden so ausgewählt, dass vorrangig Arbeitslose aus dem Rechtskreis des SGB II mit Vermittlungshemmnissen zum Einsatz kommen. Bis 2015 konnten insgesamt 654 Teilnehmende von diesem Programm profitieren. Dabei sind insgesamt 316 Frauen und Männer im Alter von über 50 Jahren gefördert worden. Teilnehmende, die nach Be- endigung des geförderten Beschäftigungsverhältnisses wieder arbeitslos werden, haben bei Vorliegen der übrigen Voraussetzungen Anspruch auf Arbeitslosengeld (ALG I).“ (Land- kreis Havelland 2017b, S. 31f.) Das 100 Stellen Programm läuft seit 01.07.2018 unter der Bezeichnung „Stärkung von Vereinen und gemeinnützigen Trägern im Landkreis Havel- land.“

Wirtschaft

 „Im Landkreis Havelland wurde im Jahr 2014 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von ca. 2,85 Mrd. € generiert. Dies entspricht ca. 4,6 % der Wirtschaftsleistung des Landes Brandenburg (62,37 Mrd. €). Ausgehend vom Jahr 2010 lässt sich für den Landkreis ein Wachstum von ca. 20,7 % konstatieren, die Wirtschaftsleistung des Landes Brandenburg ist im gleichen Zeitraum um ca. 11,3 % gewachsen. In Bezug auf die Höhe des BIP pro Erwerbstätigen ist festzustellen, dass der Landkreis Havelland mit einem BIP von ca. 47.125 € je Erwerbstä- tigen im Landesvergleich (57.665 €) noch unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Bei Betrachtung der Entwicklung des BIP je Erwerbstätigen wird deutlich, dass das Wachstum im Landkreis Havelland mit 14,7 % (ausgehend vom Jahr 2010) besser ausfällt als das Wachstum im Land Brandenburg insgesamt (11,3%). Das geringe Niveau resultiert aus dem vergleichsweise hohen Anteil geringfügig Beschäftigter im Landkreis Havelland. Im Vergleich mit den Nachbarlandkreisen bzw. kreisfreien Städten kann festgehalten werden, dass der Landkreis Havelland im Bereich der Entwicklung des BIP ab dem Jahr 2010 eher positiv abschneidet, wobei jedoch auch das Ausgangsniveau geringer ist. Die Rückgänge der Jahre 2008/2009 resultieren aus der Finanz- und Wirtschaftskrise.“ (Landkreis Havel- land 2017b, S. 18)

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 Der Dienstleistungssektor hat im Landkreis Havelland (Stand 2014) „mit 70,1 % (1,80 Mrd. €) den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung des Landkreises […]. Dem Dienstleis- tungssektor folgt das produzierende Gewerbe mit 27,7 % (0,71 Mrd. €) sowie der Sektor Land- und Forstwirtschaft/Fischerei mit 2,2 % (56,3 Mio. €). Im Landesvergleich stellt sich heraus, dass der Primärsektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) sowie der Sekun- därsektor (produzierendes Gewerbe) im Landkreis Havelland stärker ausgeprägt sind, wo- hingegen der Dienstleistungssektor etwas schwächer abschneidet“ (ebd., S. 18f).  „Im Jahr 2014 existierten im Landkreis Havelland insgesamt 6.458 Betriebe. Der Großteil dieser Betriebe (5.800 bzw. 89,81 %) hatte unter zehn sozialversicherungspflichtig Be- schäftigte. Im Durchschnitt wurden 5,9 Mitarbeiter je Betrieb beschäftigt. Dies deutet auf die traditionelle Prägung des Havellandes durch klein- und mittelständische Unterneh- men hin (Land Brandenburg: 6,36 Mitarbeiter je Betrieb).“ (ebd., S. 20)

Abb. 14: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Havelland 2017 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Dienstleistungs bereich 69% Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 3%

Produzierendes Gewerbe 28% Erwerbstätige insgesamt: 43.542

 Der größte Teil der Beschäftigten (69%) sind im Dienstleistungsbereich tätig. Ein weiteres knappes Drittel (28%) sind im produzierenden Gewerbe und nur 3% in der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei tätig (vgl. Abb. 14).

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Abb. 15: Berufspendler im Havelland von 2011 bis 2017 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 33.005 33.486 34.494 35000 30.838 30.536 31.308 31.872 30000 25000 20000 13647 13805 14175 14187 15000 11595 12502 12775 10000 5000 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Einpendler Auspendler

 Insgesamt gab es im Landkreis Havelland von 2011 bis 2017 mehr Aus- als Einpendler*in- nen. Die Anzahl der Pendler*innen (sowohl Ein- als auch Auspendler*innen) hat sich in diesem Zeitraum zudem insgesamt erhöht. Anhand dessen zeigt sich, dass im Havelland in den letzten Jahren die Tendenz zur berufsbedingten Mobilität zugenommen hat. (vgl. Abb. 15)

Abb. 16: Pendlersaldo des Havellandes (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 -17500

-18000 -18034 -18500 -18225 -18533 -19000

-19500 -19243 -19200 -19311 -20000

-20500 -20307

 Der Pendlersaldo im Landkreis Havelland ist seit 2011 deutlich im negativen Bereich, un- terliegt dabei jedoch einigen Schwankungen. Im Jahr 2017 sind insgesamt 20.307 Perso- nen mehr aus- als eingependelt. Dieser Auspendlerüberschuss lässt sich vor allem durch die Nähe zu den Metropolregionen Berlin und Potsdam erklären, die attraktive Arbeits- plätze bieten. (vgl. Abb. 16)  Seit 1997 vergibt der Landkreis Havelland mit Unterstützung der Mittelbrandenburgi- schen Sparkasse in Potsdam jährlich Wirtschaftsförderpreise in 5 Kategorien und seit 2011 auch einen Jugendförderpreis. (vgl. Landkreis Havelland 2018c)

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Sozialleistungen

 Ende 2017 (Stichtag 31.12.2017) bezogen insgesamt 605 Personen ab 65 Jahre im Land- kreis Havelland Grundsicherung im Alter oder Hilfe zur Pflege. Davon waren ca. 51% weib- lich und 49% männlich. (Quelle: PROSOZ, OPEN/Controlling)  Im Mai 2018 erhielten 7.560 Personen im Havelland Arbeitslosengeld II. Darunter fallen fast genauso viele Frauen (49%) wie Männer (51%). Die meisten Empfänger*innen gehören der Altersgruppe von 25 bis 49 Jahren (49%) an, gefolgt von den 50- bis 64- Jährigen (36%). Die jungen Erwachsenen unter 25 Jahren (15%) beziehen am seltensten Arbeitslo- sengeld II. 14 Prozent der ALG II-Empfänger*innen sind ausländischer Staatsangehörig- keit. (vgl. Landkreis Havelland 2015) Abb. 17: SGB II- Quote im Landkreis Havelland von 2005 bis 2018 (Monatszahlen aus Juni) (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 19,0

17,0 16,5 15,7 15,6 15,0 14,5 13,3 12,8 13,0 12,0 11,7 11,5 10,9 11,0 9,9 9,4 8,8 9,0 7,7

7,0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

 „Zur Berechnung der SGB II-Quote werden die Leistungsberechtigten […] zur Bevölkerung im Alter von 0 Jahren bis zur Regelaltersgrenze ins Verhältnis gesetzt.“ (Bundesagentur für Arbeit). Die Abbildung zeigt die SGB II-Quote im Landkreis Havelland von 2005 bis 2018. Die SGB II-Quote im Havelland hat sich seit 2005 insgesamt mehr als halbiert (Quote von 7,7 im Jahr 2018). Bis auf einen leichten Anstieg der Quote von 15,7 auf 16,5 zwischen den Jahren 2005 und 2006 nimmt die Quote kontinuierlich ab (vgl. Abb. 17).

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Abb. 18: Arbeitslose im Landkreis Havelland von 2008 bis 2017 (Jahreszahlen für die Rechtskreise SGB II und SGB III) (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 10.000 9.723 9.500 9.182 9.000 8.500 8.101 7.680 7.815 8.000 7.486 7.500 7.217 7.000 6.557 6.500 6.290 6.000 5.457 5.500 5.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

 Seit 2008 ist die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Havelland bis auf das Jahr 2013 (+329 Personen gegenüber dem Vorjahr) um ca. 44% gesunken. Im Jahr 2017 waren im Landkreis Havelland insgesamt 5.457 Personen arbeitslos gemeldet, davon 1.841 im Rechtskreis des SGB III und 3.615 im Rechtskreis des SGB II (vgl. Abb. 18).  „Langzeitleistungsbezieher (LZB) sind erwerbsfähige Leistungsberechtigte (eLb), die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate hilfebedürftig waren (§ 6 Abs. 1 RVO zu § 48a SGB II).“ (Jobcenter Landkreis Havelland 2018, S.13) In der folgenden Tabelle sind die LZB im Landkreis Havelland im Mai 2018 in absoluten Zahlen abgebildet.

Tab. 2: Langzeitleistungsbezieher*innen im Landkreis Havelland im Mai 2018 (Quelle: Fachverfahren Open Prosoz; zitiert nach Landkreis Havelland 2015) gesamt 5.362 davon Männer 2666 Frauen 2696 davon unter 25 Jahren 476 25 bis 49 Jahren 2.556 50 bis 64 Jahren 2.330 davon Deutsche 4.828 Nichtdeutsche 534

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3.4 Wohnen

 „Fast die Hälfte der Bevölkerung des Landkreises Havelland wohnt in den im Landesent- wicklungsplan Berlin-Brandenburg festgelegten Mittelzentren Rathenow, Nauen und Fal- kensee. In diesen Mittelzentren findet sich ein breit gefächertes Angebot an Wohnraum. Für die Gewährung der Kosten von Unterkunft und Heizung folgt der Landkreis der pflich- tigen Aufgabe alle zwei Jahre im Rahmen einer Mietstrukturanalyse die Entwicklung des Wohnungsmarktes umfänglich zu untersuchen und abzubilden. An die zentralen städti- schen Bereiche mit einer vorwiegenden Mehrfamilienhausbebauung schließen sich aus- gedehnte alte und neue Einfamilienhaussiedlungen an. Das Wohnen zeichnet sich hier durch günstige Wegebeziehungen zwischen Wohnung und Einkaufsstätten sowie Einrich- tungen der sozialen Infrastruktur aus.“ (Landkreis Havelland 2013, S. 42f.)  Aufgrund des großen Bevölkerungszuzugs in den letzten Jahren gibt es z.B. in Nauen zur- zeit kaum noch freien Wohnraum (vgl. Interview 2018). Entlang der Bahnstationen ziehen immer mehr Menschen auch in kleinere Ortschaften, bspw. Paulinenaue (vgl. Interview 2018).  „Im Landkreis Havelland gibt es groben Schätzungen nach rund 2.570 weitgehend barri- erefreie Wohneinheiten, die jedoch nicht ausschließlich von Senioren/-innen bewohnt werden.“ (Landkreis Havelland 2018b, S. 28) (vgl. Tab. 3). „Neben älteren Menschen sind es vor allem auch Menschen mit Behinderung, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Be- einträchtigungen auf barrierefreie Wohnungen angewiesen sind, um weitestgehend ei- genständig und selbstbestimmt leben zu können.“ (Landkreis Havelland 2018a)

Tab. 3: Schätzung des Bestandes an altersgerechtem Wohnraum im Landkreis Havelland im Jahr 2015 (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Ergebnisse des Mikrozensus im Land Brandenburg 2015; zitiert nach Landkreis Havelland 2018b, S. 28)

Ergebnisse und Annahmen aus der Be- Übertragung der Ergebnisse und Annah- standsanalyse des Wohnatlas men auf den LK-HVL in den Bezugszeit- raum 2015

5 % bereits existierende weitgehend barri- etwa 19.000 Seniorenhaushalte insgesamt erefreie Wohneinheiten in Seniorenhaus-  950 weitgehend barrierefreie Wohnein- halten heiten

3% bereits existierende weitgehend barrie- rund 54.000 Privathaushalte exklusive Se- refreie Wohneinheiten in Haushalten, die niorenhaushalte nicht von Senioreninnen und Senioren be-  1.620 weitgehend barrierefreie wohnt werden Wohneinheiten in übrigen Haushalten

Insgesamt insgesamt etwa 2.570 weitgehend barrie- refreie Wohneinheiten im LK-HVL

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Tab. 4: Schätzung des Bedarfes an altersgerechtem Wohnraum im Landkreis Havelland (zitiert nach Landkreis Havelland 2018b, S. 29)

Kriterien der Bedarfsanalyse des Wohnatlas Übertragung der Kriterien des Wohnatlas auf den LK-HVL

Aktueller Bedarf Aktueller Bedarf

22,6 % der Seniorenhaushalte haben auf- etwa 19.000 Seniorenhaushalte grund von Mobilitätseinschränkungen der  in ca. 22,6 % dieser Haushalte wohnen Bewohner*innen Bedarf an weitgehend bar- Senioreninnen und Senioren mit Mobilitäts- rierefreien Gegebenheiten einschränkungen  4.294 weitgehend barrierefreie Wohneinheiten

Versorgungslücke Versorgungslücke

Bedarf bereinigt um 5% weitgehend barrie- Bedarf an 4.294 weitegehend barrierefreie refreie Wohneinheiten bei Seniorenhaus- Wohneinheiten abzüglich Bestand von halten und 3 % weitgehend barrierefreie 2.570 weitgehend barrierefreien Wohnein- Wohneinheiten, die nicht von Seniorenin- heiten  1.724 barrierefreien Wohnein- nen und Senioren bewohnt werden heiten

 Im Landkreis Havelland bestand 2015 ein geschätzter Bedarf von 4.294 weitgehend bar- rierefreie Wohneinheiten und eine geschätzte Versorgungslücke in Höhe von 1.724 barri- erefreien Wohneinheiten (vgl. Tab. 4). Der Pflegebedarfsplan weist darauf hin, „dass der aufgezeigte Bestand auch weitgehend barrierefreien Wohnraum berücksichtigt, der nicht von Senioren/-innen bewohnt wird. Bliebe dieser Wohnraum unberücksichtigt, würde die dargestellte Versorgungslücke deutlich größer ausfallen und 3.344 Wohneinheiten um- fassen.“ (Landkreis Havelland 2018b, S. 29).  Daraus lässt sich ableiten, dass insgesamt zu wenig barrierefreier Wohnraum für Se- nior*innen und Menschen mit Behinderung zur Verfügung steht und diese aufgrund des- sen in erheblichem Maße auf externe Hilfe angewiesen sind und ihren Alltag nicht selbst- bestimmt und eigenständig gestalten können. In extremen Fällen erfolgt ein Rückgriff auf ambulante oder stationäre Wohneinrichtungen, die ebenfalls stark ausgelastet sind. Durch die steigenden Zahlen der Senior*innen und Menschen mit Behinderung ist daher mit ei- ner Vergrößerung der Versorgungslücken in sämtlichen barrierefreien Wohnformen zu rechnen. (vgl. Landkreis Havelland 2018a)

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3.5 Gesundheit und Pflege

 Der Landkreis Havelland hat regemäßig auf freiwilliger Basis einen Pflegebedarfsplan herausgegeben (vgl. Interview 2018).  Wohnraum für betreutes und/ oder gemeinschaftliches Wohnen für ältere Bürger*innen: Bestand: „Dem erfassten Bestand nach stehen im Landkreis Havelland insgesamt 711 Wohneinheiten für betreutes und/oder gemeinschaftliches Wohnen zur Verfügung. Die beste Versorgungsquote ist im Sozialraum HVL-Zentral gegeben. Hier kommen auf eine Wohneinheit sieben ab 80-jährige Bürger/-innen.“ (Landkreis Havelland 2018b, S. 30) Bedarf: „Unter Berücksichtigung der gesetzten Rahmenbedingungen besteht im Landkreis Havelland bis zum Jahr 2030 ein zusätzlicher Bedarf an mindestens 554 Wohneinheiten für betreutes und/oder gemeinschaftliches Wohnen im Alter. Aktuell sind dem Fachamt Planungen […] 14 weitere Wohnprojekte für betreutes und/oder gemeinschaftliches Woh- nen im Alter bekannt, über welche in der näheren Zukunft etwa 150 weitere Wohneinhei- ten entstehen werden.2“ (Landkreis Havelland 2018b, S. 32)  Pflegeeinrichtungen: „Im Durchschnitt steht für sieben Personen im Alter ab 80 Jahren ein Pflegeheimplatz im Landkreis Havelland zur Verfügung. Die Auslastung der Einrichtungen ist sehr hoch. Die Quote liegt bei durchschnittlich 97 Prozent. Eine Auslastung von 100 Prozent ist aufgrund der Fallkonstellationen und Fluktuation realistisch nicht möglich. Fast alle Einrichtungen führen Wartelisten. Der stationäre Versorgungsbedarf wird aktuell als höher eingeschätzt, als es die Angebotsstruktur zulässt.“ (Landkreis Havelland 2018b, S. 35)

Abb. 19: Pflegebedürftige im Landkreis Havelland (Quelle: MASGF 2017, S. 8) (Pflegestatistik des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg und Berechnungen des MASGF; eigene Darstellung in Prozent) 2005 2007 2009 2011 2013 2015 7000 6383 7000 5607 6000 4915 6000 4626 4485 5000 4124 37% 5000 36% 4000 32% 35% 4000 32% 32% 3000 3000 2000 64% 63% 2000 68% 68% 68% 65% 1000 1000 0 0 2005 2007 2009 2011 2013 2015

weiblich männlich gesamt

2 Entsprechende Wohnprojekte sind unter anderem für die Gemeinde Brieselang, die Stadt Falkensee, das , die Stadt Ketzin/Havel, das und die Stadt Nauen geplant (ebd.).

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 Anteil der Pflegebedürftigen: Insgesamt ist die Anzahl der Pflegebedürftigen im Landkreis Havelland von 2005 bis 2015 von 4.124 auf 6.383 Personen angestiegen, wobei es 2015 mehr weibliche als männliche Pflegebedürftige gab (vgl. Abb. 19). „Mit einem Anteil von Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung von 4 Prozent im Jahr 2015 liegt der Landkreis Havelland nur knapp unter dem Landesdurchschnitt von 4,5 Pro- zent und nur knapp über dem Bundesdurchschnitt von 3,5 Prozent. Das Risiko der Pflege- bedürftigkeit nimmt mit dem 70sten Lebensjahr deutlich zu und steigt in den höheren Altersgruppen dynamisch an. Im Landkreis Havelland liegt der Anteil pflegebedürftiger Menschen etwa im Landesdurchschnitt. Allein der Anteil der Hochbetagten von 90+ Jah- ren ist im Vergleich zum Land um gut 6 Prozentpunkte höher.“ (MASGF 2017, S. 9).  Ambulante und stationäre Versorgung: „Im Landkreis Havelland haben ambulante Sach- leistungen eine im Vergleich mit dem Land Brandenburg überdurchschnittlich hohe Be- deutung bei der pflegerischen Versorgung.“ (MASGF 2017, S. 11). 63 Prozent der Personen mit Pflegestufe 3 und 77 Prozent der 80- bis 90-Jährigen sowie 70 Prozent der über 90- Jährigen werden ambulant versorgt (vgl. MASGF 2017, S. 15). „Der Anteil der Pflegegeld- empfängerinnen und Pflegegeldempfänger sowie stationär Versorgten liegt im Landkreis hingegen klar unter dem Landesdurchschnitt und dem Bundeswert.“ (MASGF 2017, S. 11).  Angebote der Tagespflege, der Verhinderungs- und Kurzzeitpflege müssen den Bedarfen entsprechend ausgebaut werden (vgl. Interview 2018). Neben geeigneten Maßnahmen zur Prävention von Pflegebedürftigkeit sind auch andere Lösungskonzepte wie Wohnge- meinschaften und Mehrgenerationenprojekte auf- und auszubauen, um die Teilhabe der älteren Menschen solange wie möglich zu erhalten.  Der Landkreis betreibt einen kommunalen Pflegestützpunkt (PSP) mit Beratungsstellen an den Standorten Falkensee, Nauen und Rathenow (vgl. Interview 2018). Darüber hinaus werden im Bedarfsfall aufsuchende Beratungen angeboten. Der Pflegestützpunkt Havel- land ist etablierte Anlaufstelle für Ratsuchende zum Thema Pflege. Zwischen dem III. Quartal 2017 und dem III. Quartal 2018 wurden insgesamt 1.222 Informationen/Aus- künfte durch den PSP gegeben sowie 1.755 Beratungen. (Quelle: internes Erfassungssys- tem des Landkreises Havelland)  Altersstruktur der Beschäftigten: „Trotz relativ ausgewogener Altersstrukturen der Be- schäftigten in den ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen im Landkreis Ha- velland bestehen auch in Bezug auf die Beschäftigten demografische Herausforderungen. Die Altersstruktur der Beschäftigten in den ambulanten Diensten und stationären Einrich- tungen liegt im Landkreis Havelland im Landesdurchschnitt. Entsprechend ist die Branche auch im Landkreis durch einen relevanten Anteil älterer Beschäftigter geprägt. Gut 65 Prozent der Beschäftigten in den Diensten und Einrichtungen im Landkreis Havelland sind über 40 Jahre alt, knapp 39 sind über 50 Jahre.“ (MASGF 2017, S. 35)

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 Projektion der Entwicklungen: „Die Anzahl der Pflegebedürftigen wird im Landkreis Ha- velland aufgrund des demografischen Wandels in allen Versorgungsformen weiter zuneh- men […]. Insgesamt ist unter Status-quo-Bedingungen eine Zunahme der Pflegebedürfti- gen von 5.600 im Jahr 2013 auf fast 10.600 im Jahr 2040 zu erwarten […], was einem relativen Wachstum von 89 Prozent entspricht. Die Entwicklung im Landkreis Havelland wird etwas dynamischer als im Landesdurchschnitt verlaufen. Im Land Brandenburg nimmt die Anzahl der Pflegebedürftigen laut Projektion zwischen 2013 und 2040 um fast 69 Prozent zu und wird bis zum Jahr 2040 auf etwa 174.000 steigen […]. Die relative Bedeutung der verschiedenen Versorgungsformen entspricht im Landkreis Havelland weitgehend den Verhältnissen des Landes.“ (MASGF 2017, S. 39). „Der demografische Wandel wird außerdem zu einem weiteren Anstieg der Anzahl an demenziell Erkrankten führen. Entsprechend der Projektion wird es im Jahr 2040 etwa 5.800 Menschen mit De- menz im Landkreis Havelland geben. Bezogen auf das Jahr 2013 entspricht das einer Zu- nahme von fast 107 Prozent.“ (MASGF 2017, S. 41).  Menschen mit Behinderung: Das Landesamt für Soziales und Versorgung des Landes Bran- denburg veröffentlicht jedes Jahr eine Statistik der behinderten und schwerbehinderten Menschen. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der Menschen mit Behinderung im Land- kreis Havelland gestiegen. Während 2016 noch 26.695 Menschen als behindert oder schwerbehindert anerkannt wurden, waren es 2018 28.443 Menschen (vgl. Landesamt für Soziales und Versorgung des Landes Brandenburg). In der Statistik werden nur Menschen mit einer Behinderung ab einem Grad von 30 erfasst. Der tatsächliche Anteil der Menschen mit Behinderung liegt demnach höher.  „Für die Betreuung und Pflege von Menschen mit Behinderung stehen […] zahlreiche sta- tionäre und ambulante Dienstleister zur Verfügung, wie z.B. Mobile Fach- und Pflege- kräfte, Einkaufsbegleiter und eigens ausgerichtete Fahrdienste. Mit den jährlich steigen- den Betroffenenzahlen von Menschen mit Behinderung steigt auch das Bedarfsaufkom- men von Dienstleistungen, die vor allem im Bereich der mobilen Pflege und Betreuung tätig sind. Wie der aktuelle Pflegebedarfsplan aufzeigt, ist hier jedoch jetzt bereits eine erhebliche Versorgungslücke erkennbar, welche mit steigenden Fallzahlen und zuneh- menden Personalmangel zukunftsorientiert immer größer werden dürfte.“ (Landkreis Ha- velland 2018a)  Der Landkreis fördert präventive Maßnahmen zur Gesundheit aller Bürgerinnen und Bür- ger über 50 Jahren (vgl. Interview 2018).  Im Landkreis Havelland gibt es eine Fachstelle für "Altern und Pflege im Quartier", die Fachstelle wurde vom Land eingesetzt (vgl. Interview 2018).  Die stationäre Krankenhausversorgung erfolgt durch die Havelland Kliniken GmbH. Die Unternehmensgruppe, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Landkreises, un- terhält zwei Krankenhäuser der Regelversorgung in den Mittelzentren Nauen und

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Rathenow. Die Kliniken bieten mit insgesamt 482 vollstationären Planbetten (2017) um- gerechnet auf 322 Einwohner ein Krankenhausbett. Hinzu kommen 60 teilstationäre Plätze in den drei Tageskliniken in Nauen, Rathenow und Falkensee. Medizinische Spe- zialangebote (Spezialdisziplinen wie Augenheilkunde, HNO-Heilkunde, Neurologie, Neu- rochirurgie, Herzchirurgie usw.) müssen außerhalb des Landkreises in Brandenburg an der Havel, Potsdam und Berlin in Anspruch genommen werden (vgl. Landkreis Havelland 2018a).  In der Wohn- und Pflegegesellschaft der Havelland Kliniken GmbH werden in den drei Tageskliniken der Städte Nauen, Falkensee und Rathenow insgesamt 60 tagesklinische Plätze vorgehalten. Die Wohn- und Pflegegesellschaft ist eine Tochtergesellschaft der Klinik und betreibt Pflegeeinrichtungen sowie z.T. Betreutes Wohnen (vgl. Interview 2018).  Die Bevölkerung im Landkreis Havelland wird hausärztlich durch 101 Fachärzte für Allge- meinmedizin, überwiegend hausärztlich tätige Internisten, Praktische Ärztinnen und Ärzte in Zweigpraxen versorgt. Während das Mittelzentrum Falkensee im kreisweiten Vergleich medizinisch gut versorgt ist, sind die hohen Einwohnerzahlen pro Hausarzt in Ketzin/Ha- vel und Schönwalde-Glien auffällig. Durch die räumliche Nähe zu Potsdam und Nauen bzw. Falkensee und Berlin ist von kompensatorischen Effekten auszugehen. Dennoch wird die Situation insbesondere in der Gemeinde Schönwalde-Glien kritisch gesehen. Angesichts der demografischen Entwicklungen in der Bevölkerung und auch bei der täti- gen Ärzteschaft ist in den kommenden Jahren mit einem steigenden Bedarf ambulanter medizinischer Versorgung bei gleichzeitigem Verlust von Arztpraxen zu rechnen. Insbe- sondere in den Ämtern Nennhausen und Friesack werden die Entwicklungen mit Sorge gesehen. Die hausärztliche Versorgung ist auch im Amt Rhinow sicher nicht zukunftsfest, wenn die Altersstruktur der dortigen Ärzte und Zweigpraxen, die keinen vollen Arztsitz darstellen, berücksichtigt werden. Die vorhandenen Praxen können der großen Nachfrage nur schwer entsprechen. Ein Generationswechsel steht auch bei den Medizinern in Prem- nitz an. Rechtzeitige Nachfolgeregelungen sind dringlich (vgl. Landkreis Havelland 2018a).  Die kinderärztliche Versorgung ist in der Stadt Falkensee und im westlichen Havelland als gut, in der Stadt Nauen mit einem Kinderarzt als nicht ausreichend und mit Blick auf die Zukunft als unsicher zu beurteilen. Aktuell bestehen im Landkreis Havelland seitens der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg keine Niederlassungsmöglichkeiten für Fachärzte der Kinder- und Jugendmedizin (vgl. ebd.).  Wenngleich acht Augenärztinnen und -ärzte und fünf Hautarztpraxen im Landkreis zur Verfügung stehen, müssen Patientinnen und Patienten derzeit mit Wartezeiten von einem Jahr und länger bei Haut-, Augen- und HNO-Ärztinnen/Ärzten rechnen. Viele Mediziner*in- nen nehmen keine neuen Patientinnen und Patienten auf. Auch bei diesen Facharztdis- ziplinen bestehen derzeit aus KV-Sicht keine regulären Niederlassungsmöglichkeiten.

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Nach Aussage des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen in Brandenburg be- steht für das Havelland eine Überversorgung. Teilweise überlange Wartezeiten bestätigen dem Patientinnen und Patienten dies nicht. Es gibt erste Signale der Bereitschaft einer Neubewertung des Bedarfs im ländlichen Raum im Flächenland Brandenburg seitens der Kassenärztlichen Vereinigung (vgl. ebd.).  Die Versorgungslage bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen zeich- net sich durch das Fehlen eines/einer Kinder- und Jugendpsychiaters/ -psychiaterin im gesamten Landkreis sowie lange Wartezeiten bei Kinder- und Jugendpsychologinnen/- psychologen von ca. einem Jahr in Nauen und Brieselang aus. Im Raum Rathenow ist die Versorgunglage diesbezüglich nur wenig besser (vgl. ebd.).  Vier von 24 ärztlichen und psychologischen Psychotherapeutinnen/-therapeuten prakti- zieren in Rathenow. Das östliche Havelland ist mit Psychotherapeutinnen/ -therapeuten besser ausgestattet als das westliche Havelland. Die sechs nicht ärztlichen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen/ -therapeuten in Falkensee, Brieselang, Nauen und Rathenow können nicht alle zu behandelnden Kinder und Jugendlichen dort übernehmen. Kinder und Jugendliche mit Therapiebedarf im westlichen Havelland sind unterversorgt (vgl. ebd.).  Bis 2025 werden Kassenärztinnen/ -ärzte, die wegen Erreichen des Rentenalters ausschei- den, aufgrund des sich abzeichnenden Ärztemangels nur teilweise Praxisnachfolger*innen finden. Insbesondere im westlichen Kreisgebiet sieht das Gesundheitsamt die bedarfsge- rechte Versorgung der Bevölkerung gefährdet. Bestimmte Facharztdisziplinen werden mittelfristig in der Fläche nur im Sinne von Kooperationen ausreichend vertreten sein (vgl. ebd.).  Die zahnärztliche Versorgung in den Städten Rathenow, Premnitz, Nauen und Falkensee ist überdurchschnittlich gut und kompensiert die geringe Zahnarztdichte in Nennhausen, Rhinow und Friesack. In diesen Ämtern, in denen jeweils nur ein Zahnarzt/ eine Zahnärztin praktiziert, wäre ansonsten eine Unterversorgung festzustellen. Ähnliche Kompensations- effekte sind in den Gemeinden Brieselang, Schönwalde-Glien und Wustermark durch ihre Nähe zu Falkensee, Dallgow-Döberitz und Berlin wirksam. Derzeit entlastet der zahnärzt- liche Dienst des Gesundheitsamtes in der Versorgung von Kindern- und Jugendlichen in der Diagnostik und Prophylaxe. Die personelle Situation führt auch hier dazu, dass man dem zunehmenden Bedarf und der zunehmenden Anzahl von Kindertagesstätten und Schulen schon jetzt nicht mehr gerecht wird (vgl. ebd.).  Die regionale Gesundheitskonferenz Havelland (RGK) wurde 2013 gegründet und ist die erste ihrer Art im Land Brandenburg. Als Koordinations- und Kommunikationsplattform berät sie über Fragen der Gesundheitsförderung, der Prävention und der gesundheitli- chen und medizinischen Versorgung auf regionaler Ebene. Sie ermöglicht regionalen Ak- teurinnen und Akteuren und Entscheidungsträger*innen einen direkten Austausch zu ak- tuellen Entwicklungen und Ereignissen und ermöglicht kurze Entscheidungswege. Sie

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entwickelt bedarfsorientierte Lösungen, stimmt gemeinsame Empfehlungen ab und be- gleitet vor Ort deren Umsetzung. Die Gesundheitskonferenz findet unter der Leitung des Landrates statt und setzt sich aus regionalen Vertreter*innen der medizinischen Versor- gung, Kosten- und Leistungsträgern sowie Vertreter*innen von Verbänden und Vereinen zusammen. Die Geschäftsstelle der regionalen Gesundheitskonferenz ist im Gesund- heitsamt des Landkreis Havelland angesiedelt (vgl. ebd.).  Im Rahmen themenspezifischer Arbeitsgruppen wurden Projekte, Maßnahmen und Vor- haben koordiniert und gemeinsam entwickelt. Schwerpunkte bilden derzeit die Themen- komplexe „medizinische Versorgung im ländlichen Raum“ und „Gesundheitsförderung im Landkreis Havelland“. Neben einer Vielzahl von Projekten wurde bspw. ein Förderpro- gramm für Hausärzte im Landkreis Havelland entwickelt. Als freiwillige Maßnahme be- steht die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung von Mediziner*innen bei der Über- nahme einer Hausarztpraxis bzw. deren Neugründung. Damit nimmt sich der Landkreis der Herausforderung an und ergreift durch die Chance, die medizinische Versorgung dort, wo sich Mängel abzeichnen, zu verbessern (vgl. ebd.).  Im Rahmen der regionalen Gesundheitskonferenz ist der Landkreis Havelland außerdem bestrebt, gemeinsam mit lokalen Partnern und Krankenversicherungen, eine Präventions- strategie zu erarbeiten. Ziel ist es, spezifische lokale Präventions- und Gesundheitsziele zu formulieren (vgl. Interview 2018), um diese im weiteren Vorgehen durch geeignete Maßnahmen im Rahmen einer Gesamtstrategie umzusetzen und zu verfolgen (vgl. ebd.).  Ein wichtiges Thema der Prävention wird das (Wieder)erlangen der eigenen Kapazität und „Ermächtigung“ der Hilfeempfänger*innen sein. Hilfe ist erfolgreich, wenn sie als Hilfe zur Selbsthilfe den Hilfeempfänger*innen befähigt ein unabhängiges Leben zu führen (vgl. ebd.).  Das Arbeitsforum Altenhilfe sowie die Pflegefachtage gewährleisten einen relativ engen Abstimmungskontakt zwischen Pflegewirtschaft und Pflegekassen (vgl. Interview 2018).  Der Landkreis hat ein Projekt mit Gesundheitsdienstleistern initiiert, bei dem sich ein Teil der kommunalen Kreishandwerksbetriebe im Hinblick auf altersgerechte Umgestaltung von Wohnraum fortgebildet hat und zertifiziert wurde (vgl. Interview 2018).  In den kreisangehörigen Städten und Gemeinden wurden niedrigschwellige Anlaufstellen für Gesundheitsinformationen geschaffen. Diese können z.B. für Informationen zum Thema Patientenverfügung oder zur Information über die Aufgaben eines Pflegestütz- punktes genutzt werden (vgl. ebd.).

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3.6 Begegnung, Beratung, Selbsthilfe

 Im Landkreis Havelland gibt es zwei Mehrgenerationenhäuser, die beide auch für Roll- stuhlfahrer*innen zugänglich sind: das Mehrgenerationenhaus Falkensee und das Fami- lien- und Generationenzentrum Nauen. Das Angebot des Familien- und Generationenzent- rums Nauen ist mit dem eines Mehrgenerationenhauses vergleichbar, erhält jedoch keine Bundesförderung. (vgl. Landkreis Havelland 2018a).  Insgesamt gibt es im Landkreis Havelland 46 Jugendeinrichtungen, die mehrheitlich in der Hand freier Träger (76%) liegen (vgl. Landkreis Havelland 2017c, S. 32).  Seit 2011 findet jährlich die interkulturelle Woche statt. Während dieser Zeit werden ver- schiedenste Veranstaltungen im Kreisgebiet angeboten, die Menschen mit deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit und Zugewanderte zusammenbringen sollen. Darunter fallen beispielsweise gemeinsame Kochevents, Bastelnachmittage oder musikalische Ak- tivitäten. (vgl. Landkreis Havelland 2018c).  Im Landkreis Havelland gibt es eine Vielzahl an Treffpunkten, die unterschiedlich organi- siert und aufgestellt sind. Im Folgenden werden ausgewählte Beispiele genannt. o In der Stadt Falkensee gibt es ein Familiencafé, das sehr erfolgreich ist. Das Café fungiert als Treffpunkt mit Versorgungsfunktion und befindet sich in einem Wohn- gebiet, das sozialer Brennpunkt ist und in dem viele ältere Menschen leben. Das Familiencafé ist in Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugesellschaft, der Stadt und dem ASB als Träger des Cafés entstanden. Vor dem Café befindet sich ein Outdoor-Bewegungs-Park und innerhalb des Café findet eine Vielzahl verschie- denster Veranstaltungen statt. Für wenig Geld ist ein Kaffee oder Imbiss zu erwer- ben. (vgl. Interview 2018). o „In Rathenow hält der Lebens-, Alters- und Behindertenverband für Groß und Klein verschiedene Angebote der Freizeit- und Kulturbereiche vor und bietet mit seinen unterschiedlichen Angeboten die Möglichkeit der gemeinsamen Begegnung.“ (Landkreis Havelland 2018a) o „Außerdem existieren im Landkreis Havelland einige Selbsthilfegruppen und In- teressensgemeinschaften. Diese führen zusammen Projekte durch, initiieren wö- chentlich Plaudercafès (z.B. Behindertenverband Osthavelland e.V.) und haben zahlreiche kleinere und größere Veranstaltungen.“ (Landkreis Havelland 2018a) o „Zur stärkeren Vernetzung der einzelnen engagierten Akteure wurde außerdem 2018 seitens der Integrations- und Migrationsbeauftragten das „Forum für Men- schen mit Behinderung“ gegründet. Diese Plattform soll zum gemeinsamen Aus- tausch der Selbsthilfe-, Begegnungs- und Beratungsstellen dienen, Betroffene jeglicher Beeinträchtigung die Möglichkeit zum Informationsaustausch geben und als Bedarfserfassungsinstrument für die Beauftragte fungieren. Eine starke Ver- netzung und Kooperation mit den Senior*innenbeiräten ist hierbei zentraler An- knüpfungspunkt der gemeinsamen Selbsthilfe.“ (Landkreis Havelland 2018a)

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o „Fest etabliert hat sich auch das Sport- und Spielfest unter dem Motto „Sport für ALLE“. Früher als Tag der Menschen mit Behinderung bekannt, soll es zunehmend und sukzessiv ausgebaut werden zu einer offenen Veranstaltung mit sportlichen und spaßigen Elementen für jedermann, unabhängig von Einschränkungen oder Barrieren. Hierzu wird seit 2017 gezielt die Kooperation und Beteiligung von Kin- der- und Jugendeinrichtungen ins Auge gefasst, ebenso wie zu den Interessens- vertretungen für Senioren*innen, Mehrgenerationenhäusern und interkulturellen Begegnungsstätten.“ (Landkreis Havelland 2018a)

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3.7 Partizipation und Engagement

 „Durch den Landkreis Havelland erfolgt bereits seit Jahren eine Anerkennung von Verei- nen und Initiativen des bürgerschaftlichen Engagements durch eine finanzielle, aber auch moralische und fachliche Unterstützung. Gleichzeitig ist der Landkreis z.B. durch Organi- sation öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen wie z. B. der jährliche Ehrenamtsemp- fang des LK HVL bestrebt, das Ehrenamt bzw. seine Akteure und ihre Leistungen stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen.“ (Landkreis Havelland 2013, S. 40)  Im Havelland wurde im Jahr 2009 eine Engagementquote (Anteil engagierter Bürger*in- nen) zwischen 30% und 40% festgestellt. Im von der Prognos AG und der AMB Generali Holding AG im Jahr 2009 erstellten Engagementatlas3 wurde der Landkreis in die mittlere von insgesamt fünf Engagementgruppen eingeteilt. Diese Gruppe mit dem Titel „durch- schnittliche Engagementquote“ ist mit 133 zutreffenden Fällen aller untersuchten Land- kreise und Städte die größte (vgl. Prognos AG & AMB Generali Holding AG 2009, S. 47).  Im Landkreis Havelland gibt es insgesamt einen Kreisseniorenbeirat und zehn regionale Seniorenvertretungen. Der Kreisseniorenbeirat ist im §18 der Hauptsatzung des Landkrei- ses Havelland verankert. Er setzt sich aus Vertreter*innen der regionalen Seniorenbeiräte zusammen. Regionale Seniorenbeiräte gibt es aktuelle in folgenden Kommunen: Rathenow, Premnitz, Nauen, Ketzin/Havel, Wustermark, Dallgow-Döberitz, Brieselang, Falkensee, Schönwalde-Glien und Milower Land. (vgl. Landkreis Havelland 2018a).  Agentur für Bürgerschaftliches Engagement: o Die Agentur für bürgerschaftliches Engagement berät, begleitet und unterstützt ehrenamtlich Engagierte. Es gibt bereits eine Vielzahl an Projekten, die von der Agentur entwickelt wurden und die unterschiedlichste Engagementbereiche ab- decken wie z.B. Patenschaften für Geflüchtete, Alltagsbegleitung oder Besuchs- dienste im häuslichen oder stationären Bereich, Schuldnerbegleitungen, Familien- lots*innen, Lernpatenschaften für Schüler*innen, Hilfe im Tierschutz Rathenow o- der im Lesecafé und Generationentreff. Darüber hinaus hilft die Agentur Bür- ger*innen bei der Weiterentwicklung und Umsetzung eigener Ideen. Als Ehren- amtliche und als Zielgruppen werden alle Altersgruppen angesprochen. (vgl. Agentur für Bürgerschaftliches Engagement 2018) o „Träger der Agentur für Bürgerschaftliches Engagement Havelland ist die Wohn- und Pflegezentrum Havelland GmbH, eine Gesellschaft der Havelland Kliniken Unternehmensgruppe. Weitere Förderer und Unterstützer sind das Bundesminis- terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Land Brandenburg und der

3 Der Engagementatlas (2009) ist eine empirische Bestandserhebung ehrenamtlicher Tätigkeiten, welche das freiwillige Engagement der Bürgerinnen und Bürger in allen Kreisen und kreisfreien Städten Deutsch- lands misst. Dafür wurden mehr als 44.000 Menschen im Alter ab 16 Jahren befragt (vgl. Prognos AG & AMB Generali Holding AG 2009, S. 3).

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Landkreis Havelland.“ (Agentur für Bürgerschaftliches Engagement 2018). Die per- sonelle Ausstattung des Kompetenzzentrums mit 2-3 Stellen unterstützte die her- vorragende und mehrmals auf Landes- und Bundesebene ausgezeichnete Arbeit des Kompetenzzentrums. Nach dem Weggang der ehemaligen Leiterin wurde die Personaldecke auf eine Stelle reduziert (vgl. Landkreis Havelland 2018a). o „Die Arbeit der Agentur läuft aktuell lediglich noch über eine hauptamtliche Ko- ordinatorin, die vorrangig im westlichen Havelland aktiv ist und mit Ihrer Arbeit in dieser Region bereits voll ausgelastet ist. Im östlichen Havelland kann aus Ka- pazitätsgründen aktuell nur eine eingeschränkte Koordination erfolgen.“ (ebd.) o Allerdings läuft der Arbeitsvertrag der Koordinatorin 2019 aus. Eine Nachbeset- zung ist nicht geplant. Die Agentur für bürgerschaftliches Engagement soll abge- wickelt werden. Damit laufen die vielen ehrenamtlichen Initiativen und Netzwerke im LK HVL Gefahr, im Sande zu verlaufen, was ein schwerer Rückschlag für das ehrenamtliche Engagement und sein Wirken ist. o Zukünftig soll eine neue Struktur für die Unterstützung des Ehrenamtes im LK HVL aufgebaut werden. Wie diese genau aussieht, wo sie angebunden sein wird und wann sie in Kraft tritt, ist noch nicht abschließend entschieden. Sollte sich der Prozess länger hinziehen, ist das eine weitere Gefahr für das Wirken und Fortbe- stehen von Netzwerken und derzeit noch aktiven engagierten Ehrenamtlichen.  Die Stadt Falkensee hat eine Teilhabeplanung durchgeführt, die sich ausdrücklich an alle Menschen, d.h. nicht nur Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Behinderung, rich- tet (vgl. Interview 2018).  Die Stadt Falkensee verfügt über einen eigenen Sachbearbeiter für die Bürgerbeteiligung und führt eine Vielzahl verschiedener Workshop-Formate durch, sowohl offene als auch geschlossene Formate (vgl. Interview 2018). Mit den geschlossenen Formaten (Einladung über die Einwohnermelderegister) können gezielt und erfolgreich bestimmte Zielgruppen, z.B. jüngere Menschen, Männer oder Frauen, Bürgerinnen und Bürger bestimmter Wohn- lagen, adressiert werden (vgl. Interview 2018).  Seit 2010 werden Themen und Aufgaben bürgerschaftlichen Engagements im Masterplan der Agentur für bürgerschaftliches Engagement Havelland erfasst und kontinuierlich fort- geschrieben.  „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) Rathenow – Nauen – Westhavelland: Seit 2013 ist der LK HVL Mitglied des Begleitausschusses der Partnerschaft für Demokratie Westha- velland, der die Projekte auswählt, die durch die PfD gefördert werden. Es besteht im Rahmen des Innovationsbündnisses Havelland eine enge Kooperation mit der PfD. Ziel ist es, partizipative Prozesse zu unterstützen.  Der Landkreis Havelland hat im Jahr 2011 einen Zukunftskongress zum Thema Demogra- fie mit Bürgerbeteiligung durchgeführt (vgl. Interview 2018).

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 In der Stadt Nauen wurden verschiedene Formate zur Jugendbeteiligung ausprobiert, z.B. im Zusammenhang mit der Einrichtung eines Skater-Parks sowie Befragungen an Schulen (vgl. Interview 2018).  „Auch Menschen mit Behinderung sollen als Experten in eigener Sache dienen und wer- den in Kooperation mit der Integrations- und Migrationsbeauftragten des Landkreises Ha- velland insbesondere in den Bereichen bauliche und digitale Barrierefreiheit befragt und in die Prozesse mit einbezogen. Hierfür fungieren je nach Themensetzung der Beirat in Falkensee, sowie vor allem auch der Behindertenverband Osthavelland e.V. in Nauen und die beiden Bezirksverbände des Blinden- und Sehbehindertenverbandes im West- und Osthavelland.“ (Landkreis Havelland 2018a)

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3.8 Kultur, Freizeit, Naherholung

Kultur

 „Im Jahr 2017 hat der Landkreis Havelland erstmals am Europäischen Filmfestival der Ge- nerationen teilgenommen. Wie kein anderes Festival trägt dieses Filmfestival zum Dialog der Generationen bei, da im Anschluss an jede Filmvorführung Publikumsgespräche mit ausgewählten Fachleuten aus Alternsforschung, Seniorenarbeit und Demografie-Projek- ten stattfinden. So wird das Filmthema vertieft und das Bewusstsein über den demogra- fischen Wandel und über das eigene, gelingende Altern gefördert.“ (Landkreis Havelland 2018c). Auch 2018 nahm der Landkreis Havelland – dieses Mal mit allen Kommunen und dezentralen Veranstaltungen, z.B. in Gemeindehäusern – am Filmfestival teil (im Jahr 2017 wurde die Veranstaltung an zwei zentralen Standorten durchgeführt). Im Jahr 2018 konnten rund 40 Filmvorstellungen angeboten werden. Das Filmfestival wird u.a. vom Kulturhaus und vom Seniorenbeirat begleitet und viele Bürgerinnen und Bürger engagie- ren sich sehr. (vgl. Interview 2018).  Kulturverwaltungsstruktur: „Die kulturelle Infrastruktur des Landkreises Havelland wird auf Landkreisebene und in den Mittelzentren von Kulturverwaltungen betreut. In den Ge- meinden wird diese Aufgabe von anderen Sachbereichen mit übernommen. Auf allen Ebe- nen sind eindeutige Ansprechpartner für kulturelle Angelegenheiten ausgewiesen. Der Landkreis übernimmt dabei Kulturaufgaben überörtlichen Charakters und wirkt ausglei- chend und ergänzend zu den Kommunen.“ (Föhl et al. 2015, S.16)  Kulturpolitische Schwerpunktsetzung: „Das Land Brandenburg priorisiert in der fortge- schriebenen »Kulturpolitischen Strategie 2012« die Schwerpunkte Kulturelle Bildung, Re- gionale Identität und Kulturtourismus. Der Landkreis Havelland folgt dieser Schwerpunkt- setzung: Er unterstützt Musik- und Kunstvermittlung unter anderem im Rahmen der land- kreiseigenen Musik-, Kunst- und Volkshochschule, fördert im Fall der Einrichtung »Mu- seum und Galerie Falkensee« die Vermittlung von regionaler Zeitgeschichte als Kultur- erbe und das Schloss Ribbeck als kulturtouristischen Knotenpunkt.“ (Föhl et al. 2015, S.16)

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Tab. 5: Direkte Formen der Kulturförderung des Landkreises Havelland (Quelle: Föhl et al. 2015, S. 22) Direkte Trägerschaft Institutionelle Förderung Projektförderung (inkl. Personalkostenzuschuss) Musik-, Kunst- und Volks-  Schloss Ribbeck GmbH  Projektvorhaben von Ver- hochschule Havelland, d.h.:  Kulturzentrum Rathenow einen, Initiativen, Ge-  Musik- und Kunstschule GmbH meinden, Ämtern und  Volkshochschule  Zuwendung zur Teilzeit- Städten gemäß Kultur-  Kreisbibliothek inkl. stelle: Museum und Gale- förderrichtlinien Bildstelle rie Falkensee  Märkische Ausstellungs-  An Stadt Falkensee: Cam- und Freizeitzentrum pushalle GmbH (MAFZ)  An Stadt Nauen: Perso-  Finanzausgleichsgesetz: nalkostenzuschuss Kul- u.a. Havelländische Mu- turverwaltung und Gale- sikfestspiele, Galmer rie am Blauen Haus Hofkultur, Ribbecker Sommernacht und Schlossfestspiele Rib- beck  100-Stellen-Programm: Schaffung sozialversiche- rungspflichtiger Arbeits- plätze u.a. in kulturellen Einrichtungen, Vereinen und Verbänden  Kulturstiftung Havelland: Mal- und Fotowettbe- werbe für Kinder und Ju- gendliche

 Der Landkreis Havelland hat im Jahr 2015 einen Sportentwicklungsplan (vgl. Bader et al. 2015) und einen Kulturentwicklungsplan (vgl. Föhl et al. 2015) erstellt.  Unterschiede innerhalb des Landkreises: „Der Landkreis Havelland ist vor die Aufgabe ge- stellt, als metropolennaher Raum auf unterschiedliche Entwicklungen bei den Einwoh- nerzahlen, den Einkommensverhältnissen und den Bildungsabschlüssen zu reagieren. Diese Gegensätze erfordern unterschiedliche kulturpolitische Herangehensweisen inner- halb des Landkreises. Dabei sollte insbesondere die kulturelle Infrastruktur, der Kultur- tourismus und eine aktiv mitwirkende Kulturarbeit Beachtung finden. Während im metro- polenferneren Raum des Landkreises zur Bewältigung des demografischen Wandels vor allem eine kulturelle Grundversorgung gewährleistet werden muss, sind für den metro- polennahen Raum – insbesondere auch wegen seiner Nähe zu Berlin – besondere bzw. ergänzende Vor-Ort-Angebote für spezifische Zielgruppen (insb. Kinder und Jugendliche) zu ermöglichen. So wird es im westlichen Havelland von elementarer Bedeutung sein, die kulturelle Grundversorgung vor allem in Form des Kulturzentrums Rathenow aufrecht zu

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erhalten. Im östlichen Havelland könnte der Schwerpunkt in der Ergänzung des Berliner Kulturangebots für weniger mobile Bewohner liegen sowie auf aktivierenden Ansätzen, die die dortige große Engagementbereitschaft stärken und würdigen.“ (Landkreis Havel- land 2018a)  „Für den Natur- und Kulturtourismus bieten sich aufgrund der guten Verkehrsanbindung an die Hauptstadt zahlreiche attraktive Möglichkeiten, insbesondere auch Tagesausflüg- ler zur Teilnahme an kulturellen Aktivitäten im Landkreis zu gewinnen. Zur landkreisüber- greifenden Weiterentwicklung der kulturtouristischen Potenziale ist die weitergehende Vernetzung und Koordinierung der kulturellen Akteure untereinander sowie der kulturel- len mit den touristischen Akteuren unabdingbar. Eine wichtige Funktion wird hierbei dem Schloss Ribbeck beigemessen, das durch den Bekanntheitsgrad des Gedichtes von Theo- dor Fontane überregional die Aufmerksamkeit auf sich zieht.“ (Landkreis Havelland 2018a)

Tourismus

 Naturlandschaft: „Im Landkreis Havelland liegen folgende Schutzgebiete nach Natur- schutzrecht: 5 Europäische Vogelschutzgebiete, 40 Gebiete von gemeinschaftlicher Be- deutung, 26 festgesetzte Naturschutzgebiete, 5 Landschaftsschutzgebiete und 1 Natur- park“ (Landkreis Havelland 2017b, S. 74)  Baudenkmale: „Es gibt ca. 500 gesetzlich geschützte Baudenkmale im Landkreis Havel- land. “ (Landkreis Havelland 2017b, S. 77)  Das Havelland lädt außerdem zum Wandern und Radfahren ein. Der 98 km umfassende Havelland-Radweg ist beispielsweise an überregionale Randwanderwege angeschlossen und bietet die Möglichkeit die havelländische Naturlandschaft unmittelbar zu erleben. (Landkreis Havelland 2013, S. 46)  2018 wurde das überregionale Kooperationsprojekt Fontane(rad)route vorgestellt. „Die „Fontaneroute“ soll eine kultur-touristische (Rad)Route mit Stelen/ Tafeln zu Fontanes Schilderungen und digitalen Elementen, die die Landeshauptstadt Potsdam mit der Fon- tane-Geburtsstadt Neuruppin verbinden soll.“ (LAG Havelland 2018)

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3.9 Verkehrsanbindung und -infrastruktur

 „Der Landkreis Havelland ist durch Straßen, Schienen und Wasserstraßen erschlossen, wodurch eine überregionale Verkehrsanbindung besteht.4 Die Erreichbarkeit der Mittel- zentren ist sowohl über das Straßen- als auch über das Schienennetz möglich. Bei Nut- zung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wird die Erreichbarkeit der Mittelzen- tren durch die Orte ihres Mittelbereichs derzeit mit einem maximalen Zeitaufwand von 60 Minuten ermöglicht und soll auch zukünftig entsprechend gewährleistet werden.“ (Föhl/Künzel 2015, S. 9)  Autobahnen, Bundes-, Landes‐ und Kreisstraßen „Der Landkreis Havelland ist im Nordosten von der A 24, im Süden von der A 2 umgeben. Ein unmittelbarer Anschluss an diese Autobahnen besteht bislang nicht. Direkt durch das Kreisgebiet verläuft die A 10, die den östlichen Teil des Landkreises und somit die beiden Mittelzentren Falkensee und Nauen über die B 5 an das Autobahnnetz anbindet. Der An- schluss an die A 10 gewährt zudem Anbindung an die A 2 in Richtung Hannover und die A 24 in Richtung Rostock/ . […] Der Landkreis Havelland ist Träger von 28 Kreis- straßen mit einer Länge von 160,7 Kilometern und a. 12,2 Kilometer straßenbegleitenden Radwegen, deren Erweiterung aus Gründen der Verkehrssicherheit und zum Zwecke der Tourismusförderung angestrebt wird.“ (Föhl/Künzel 2015, S. 10)  Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) „Der ÖPNV umfasst den Schienenpersonennahverkehr (Aufgabenträger ist das Land Bran- denburg) und den öffentlichen Straßenpersonenverkehr (Aufgabenträger ist der Land- kreis). Das Schienennetz betreffend erstrecken sich durch das Kreisgebiet zum einen die auf Berlin zulaufenden Radialverbindungen Hamburg- Wittenberge- Nauen- Falkensee- Berlin und Hannover- - Rathenow- Berlin, zum anderen die Relationen Rathenow- Brandenburg, Wustermark- Potsdam und Hennigsdorf- Falkensee- Berlin. […] Im Bereich des Öffentlichen Straßenpersonenverkehrs wird das Gebiet des Landkreises durch 35 Re- gionalbuslinien, 8 Stadtbuslinien und 2 Bürgerbus- Linien (Dallgow- Döberitz und Briese- lang) bedient.5 Die Regional- und Stadtbuslinien haben sowohl eine Zubringerfunktion zum Schienenpersonennahverkehr als auch eine Erschließungsfunktion der Kreisfläche. Als Verknüpfungspunkte von Schienenpersonennahverkehr und Öffentlichem Straßenper- sonenverkehr fungieren die Bahnhöfe in Nauen, Dallgow- Döberitz, Falkensee, Wuster- mark, Friesack, Elstal, Rathenow und – in eingeschränkter Weise – Premnitz. Die Erreich- barkeit der Wohn- und Arbeitsstätten in der Haupt- und Nebenverkehrszeit ist gesichert,

4 Im Bereich des Güterverkehrszentrums (GVZ), einem bedeutenden verkehrspolitischen Standort in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg, vereinen sich die drei Verkehrsarten zu einem Knotenpunkt. 5 45 Linien werden durch das Unternehmen Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH, 4 Linien von kreisfremden Unternehmen bedient.

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die Erreichbarkeit der kulturellen Infrastruktur mit den Mitteln des Öffentlichen Perso- nennahverkehrs ist angesichts der Existenz von ländlichem und verstädtertem Raum im Landkreis differenziert zu betrachten. Während die Erreichbarkeit des Kulturangebots der Mittelzentren durch den ÖPNV gewährleistet ist, sind beispielsweise die zahlreichen, sich auf der gesamten Fläche des Landkreises verteilenden Künstlerhöfe und Galerien oftmals nur an Wochentagen bzw. im Rahmen des Individualverkehrs erreichbar. Auch das Schloss Ribbeck ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln teils eingeschränkt zu erreichen; insbeson- dere in den Abendstunden können entsprechende Angebote nicht vorgehalten werden. Anzumerken ist, dass die Mittelzentren eine gute öffentliche Anbindung an Berlin bieten. Dies ist einerseits für das Nutzungsverhalten gegenüber Kulturangeboten in Berlin von Seiten der Einwohner des Landkreises (insbesondere der Städte Falkensee und Nauen) relevant. Andererseits spielt es auch eine Rolle für den Kulturtourismus im Landkreis.“ (Föhl/Künzel 2015, S. 10f. und Aktualisierung der Zahlen durch Landkreis Havelland 2018)  Der ÖPNV ist entlang der Pendlerstrecken des SPNV auf der Hamburger Bahn und der Lehrter Bahn überlastet (vgl. Interview 2018).  Der Landkreis Havelland hat unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2017 ein Mobilitätskonzept für Falkensee und das Umland umgesetzt und ein Konzept für das weitere Havelland im Dezember 2018 im Kreistag beschlossen. Die Umsetzung erfolgt in Prioritäten entsprechend dem zur Verfügung stehenden Personal. Dadurch soll der ÖPNV im gesamten Landkreis deutlich ausgeweitet werden und Angebote auch an Wochenen- den und Abendstunden und für die ländlichen Gemeinden ausgebaut werden. (vgl. Land- kreis Havelland 2018a).

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3.10 Migration und Integration

 Aktuell sind 7.797 ausländische Mitbürger*innen im Landkreis gemeldet (Stand 01/2019). Die Zahl entspricht einem Anteil von ca. 5% der Einwohner*innen im Landkreis Havelland. Von den 7.797 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind insgesamt 4.414 männlichen und 3.379 weiblichen Geschlechts. Dies entspricht einer Verteilung von 57% zu 43%. Bei 0,1% der Personen ist das Geschlecht unbekannt.  Von den 7.797 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind 3.328 Menschen EU- Bürger*innen (43%) (Stand 01/2019). Gemessen an der Einwohnerzahl des Landkreises beträgt der Anteil der EU-Bürger*innen an der Bevölkerung rund 2%. Ebenso wie bei der Gesamtverteilung der Ausländer*innen ist auch bei der Gruppe der EU- Bürger*innen ein größerer Männer-Anteil festzustellen: Von den 3.328 Personen sind 1.970 männlichen und 1.357 weiblichen Geschlechts. Dies entspricht einer Verteilung von 59% zu 41% (vgl. Landkreis Havelland 2018a).  Eine weitere größere Gruppe innerhalb der ausländischen Mitbürger*innen sind Asylbe- werber*innen. Im Landkreis Havelland leben rechnerisch zum aktuellen Zeitpunkt (Stand 01/2019) 764 Asylbewerber*innen. Diese Zahl entsteht aus dem Zusammenspiel von der- zeit 257 Personen mit dem Status „Duldung“ und 507 Personen mit einer „Aufenthaltsge- stattung“ (Stand 01/2019 aus dem Ausländerzentralregister). Bei dem Personenkreis sind Kinder jedoch nicht erfasst und tauchen in der Statistik nicht eigenständig auf, da sie bei den Eltern eingetragen sind. Zuzüglich der Kinder ist davon auszugehen, dass derzeit schätzungsweise ca. 1.000 sogenannte Asylbewerber*innen im Landkreis Havelland leben (vgl. Landkreis Havelland 2018a).  Die Zahl der anerkannten Flüchtlinge liegt im Landkreis Havelland bei insgesamt 1.246 Personen. Hinzu kommen nach §26 Abs. 3 Satz 1 AufenthG (Asyl/GFK nach 3 Jahren) 7 Personen (vgl. ebd.).  Die Entwicklung von Migration und Integration im Landkreis ist maßgeblich durch das Verfahren des Landes Brandenburg auf der Grundlage der einschlägigen Rechtsnorm ge- regelt. Zu verzeichnen ist dabei nach wie vor ein erheblicher Übertritt von Asylberechtig- ten in den Leistungsbezug nach dem SGB II. Für die Dauer des in der Regel mehrjährigen Aufenthalts sind diese Leistungsberechtigten in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt und je nach Alter selbstverständlich in das Bildungssystem hinsichtlich ihrer Integration zu unterstützen. Dieser Prozess gestaltet sich zunehmend komplexer. Er erfordert eine einzelfallbezogene und in fast allen Fällen eine auf lange Sicht orientierte Herangehensweise durch die zuständigen SGB II Behörden (Jobcenter) (vgl. ebd.).  Bildung ist ein wesentlicher Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das Er- lernen der deutschen Sprache ist die Grundlage für eine Integration in die Gesellschaft. Durch den Bildungskoordinator des Landkreises findet eine enge Abstimmung der Bil- dungsangebote für Asylsuchende mit Bleibeperspektive, anerkannte Flüchtlinge, aber

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auch für zugewanderte Fachkräfte und deren Familien aus der EU oder Drittstaaten statt (vgl. ebd.).  Angebote zur Integration sind für alle Menschen mit Migrationshintergrund auf vielfäl- tigste Weise und je nach Rechtskreis zugänglich und nutzbar. Sowohl ehrenamtliche als auch hauptamtliche Stellen sind mit dem Thema „Migration und Integration“ beschäftigt. Die Angebote reichen von Beratungsstellen für Themen des täglichen Lebens, über Be- gegnungsstätten, Sport- und Freizeitgruppen, Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung, Förderunterricht, Freizeitprojekte bis hin zu zahlreichen verschiedenen Sprachkursen. Angebote für und teilweise von Menschen mit Migrationshintergrund sind je nach Res- sourcen und Bedarfen vor Ort im Sozialraum des ganzen Landkreises vertreten, haupt- sächlich aber im Raum Rathenow, Nauen und Falkensee (vgl. ebd.).  Inzwischen haben sich ein gemeinnütziger Verein als Zusammenschluss von Interessens- gruppen und zum Erhalt der Traditionen und Kultur (z.B. vietnamesischer Verein, deutsch- französische Gemeinschaft, Begegnungsstätte der Spätaussiedler*innen, Muslimischer Kulturverein) etabliert (vgl. ebd.).  Im Zuge der ansteigenden Flüchtlingszahlen seit dem Jahr 2015 rückte das Thema „Mig- ration und Integration“ im Landkreis Havelland wieder stärker in den Fokus. Es war auf- grund der Lage im Berliner Umland jedoch auch vorher bereits Teil der Arbeit des Land- kreises (vgl. ebd.).

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4 Ausgangslage der kommunalen Demografiepolitik

4.1 Arbeitsstrukturen und –formen

Abb. 20: Organisation der Demografiearbeit im Landkreis Havelland (eigene Darstellung FfG)

Demografie-Referent*in = Stabsstelle beim Landrat  Kümmert sich um Fragen des demografischen Wandels im Landkreis Havelland  Koordiniert das Demografie-Forum  Arbeitet mit der Helga-Breuninger-Stiftung zum Aufbau des Innovationsbündnisses Ha- velland zusammen  Koordiniert und leitet den Arbeitskreis Demografie in der Kreisverwaltung  Leitet das Projekt Demografiewerkstatt Kommunen im Landkreis Havelland  Weitere Aufgaben: Netzwerkbildung, Projektentwicklung, -umsetzung und -begleitung, Strategieentwicklung im Bereich Demografie, Öffentlichkeitsarbeit, Unterstützung der Ak- teure bei der Erstellung von Projektskizzen

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Arbeitskreis Demografie  Interner Arbeitskreis der Kreisverwaltung zu demografischen Fragen  Die Dezernent*innen der betroffenen Fachressorts entsenden einen Mitarbeitenden, der/die am Arbeitskreis teilnimmt  Die Organisation erfolgt durch die Demografie-Referentin  Erstes Treffen: Herbst 2018, geplanter Turnus: alle 2 Monate  Ziele: Austausch zu demografischen Fragen und Treffen von Zielvereinbarungen  Unterstützt durch seine Fachkenntnisse das Demografie-Forum

Demografie-Projekt  Laufzeit 2010 – 2017  Zusammenarbeit mit und Förderung durch Robert-Bosch-Stiftung  Verfahren: Im Landkreis Havelland wurden Modellregionen und Modellgemeinden iden- tifiziert, die repräsentativ für den Landkreis stehen sollten. In den Kommunen wurden verschiedene Projekte entwickelt, erprobt und z.T. auf andere Kommunen übertragen.  Projektpartner: Stadt Rathenow, Stadt Nauen, Stadt Falkensee, Amt Rhinow, , Amt Nennhausen, Havelland-Kliniken Unternehmensgruppe  Ein besonderer Fokus lag auf der Gruppe der älteren Bürgerinnen und Bürger.  Es wurden ca. 50 Projekte in den drei Handlungsfeldern Mobilität, Wohnen und Wohnum- gebung sowie Gesundheit und Pflege durchgeführt.  Finanzierung durch Förderung der Robert-Bosch-Stiftung, eigener Haushaltsmittel und Beteiligung der kreisangehörigen Kommunen  Organisation durch Lenkungsausschuss, darunter liegenden, themenbezogenen Arbeits- gruppen und einer beim Landkreis angesiedelten Geschäftsstelle

Demografie-Forum  Seit 2018 Nachfolger des Demografieprojektes  Einbezug aller kreisangehörigen Kommunen (Bürgermeister / Amtsdirektoren) und weite- rer Teilnehmer*innen (z.B. Havelland-Kliniken als 100 prozentige Tochter des Landkrei- ses)  Ziel: Behandlung gemeindeübergreifender Themen und Entwicklung einer Strategie im Bereich Demografie

Demografie-Fonds  Regelung bis 2017: jede kreisangehörige Kommune zahlt finanzielle Mittel in den Fonds und kann davon in gleicher Höhe Projekte finanzieren und umsetzen. Die Grundlage für die Bildung des Demografie-Fonds bildete die gemeinsame Vereinbarung aller Projekt- partner zum Demografie-Projekt über die Projektlaufzeit.

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 Regelung ab 2017: der Fonds wird aus finanziellen Mitteln der kreisangehörigen Kommu- nen nach Einwohnerzahl gespeist, d.h. die einwohnerreichste Kommune zahlt den größ- ten Betrag. Diese Gelder werden nicht mehr 1:1 in Projekte für die jeweilige Kommune umgesetzt, die Projektanträge müssen vielmehr über die jeweilige Kommune hinausge- hen, also einen stärkeren Fokus auf den gesamten Kreis haben.

Innovationsbündnis Havelland  Der Aufbau erfolgt in Zusammenarbeit mit der Helga-Breuninger-Stiftung.  Geplante Organisationsform: Stiftung  Trisektorale Kooperation aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik zur ge- meinsamen Entwicklung von Lösungen für die Zukunft des Landkreises Havelland.  Die Initiative ist stark auf Bürgerbeteiligung und -mitwirkung ausgerichtet.

Kreisübergreifende Kooperationen  Es bestehen Kreispartnerschaften mit , Rendsburg-Eckernförde und Siegen-Witt- genstein. (vgl. Landkreis Havelland 2018c)  Im Jahr 2018 fanden erste Gespräche mit Vertreter*innen der Stadt Brandenburg an der Havel sowie des Landkreises Potsdam-Mittelmark statt, in denen Möglichkeiten einer frei- willigen interkommunalen Kooperation erörtert wurden. Im Ergebnis dieser Gespräche wurden Themen mit den Schwerpunkten „Innere Verwaltung“, „Sozial- und Gesundheits- verwaltung“ sowie „Sonderordnungsbehörden“ festgelegt, in denen konkrete Formen der Zusammenarbeit abgestimmt werden sollen (vgl. Landkreis Havelland 2018a)  Ziel der interkommunalen Kooperation ist es, eine Modellregion für die Zukunft der kom- munalen Kooperation aufzubauen und damit für die Bürgerinnen und Bürger ein vielfäl- tiges Leistungsangebot mit möglichst kurzen Wegen in einer effizienten Verwaltungsor- ganisation vorzuhalten, mehr Digitalisierung der Verwaltungsaufgaben und einen Abbau der Bürokratie zu realisieren. So ist z.B. eine enge Zusammenarbeit der jeweiligen KFZ- Zulassungsstellen vorgesehen, damit die Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem Wohnort jeweils im Landkreis Havelland, der Stadt Brandenburg oder dem Landkreis Pots- dam- Mittelmark ihre Kraftfahrzeuge zulassen können. Zwischenzeitlich beteiligt sich auch die Stadt Potsdam an dem Projekt (vgl. ebd.).  Diese Aktivitäten erfolgten bewusst parallel zu der Arbeit der Arbeitsgruppe „In Koopera- tion – gemeinsam stark“ unter der Leitung der Innenstaatssekretärin Frau Lange, die sich mit den Möglichkeiten und dem rechtlichen Rahmen freiwilliger interkommunaler Koope- rationen befasst, um von Anfang an örtliche Gegebenheiten und Besonderheiten zu be- rücksichtigen. Die nächsten Abstimmungsgespräche zu diesem Thema finden Ende Feb- ruar 2019 zwischen den beteiligten Landräten und Oberbürgermeistern statt (vgl. ebd.).

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 Der Landkreis Havelland ist Mitglied beim Kommunalen Nachbarschaftsforum Berlin- Brandenburg. Dies ist ein Austauschforum auf Verwaltungsebene zwischen den Kommu- nen des Berliner Umlandes mit den angrenzenden Berliner Bezirken.  Im Projekt „Demografiewerkstatt Kommunen“ besteht ein Austausch mit den beteiligten Kommunen.

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4.2 Arbeitsschritte

 2010: Initiierung des Demografie-Projektes  2010 – 2017: Umsetzung von ca. 50 Projekten in Modellkommunen und -regionen des Landkreises zu den Handlungsfeldern Gesundheit und Pflege, Wohnen und Wohnumfeld sowie Mobilität (Gesamtwert 2,5 Mio. Euro)  2018 Gründung des Demografie-Forums (Mitglieder sind alle Kommunen des Landkreises Havelland sowie weitere Partner, wie die Havellandkliniken als 100%ige Tochtergesell- schaft des Kreises)  2018: Beschluss am Projekt „Demografiewerkstatt Kommunen“ mitzuwirken  2018: Gründung des Arbeitskreises Demografie als interner Arbeitskreis der Verwaltung zu demografischen Fragen  2018: Aufbau des Innovationsbündnisses Havelland (IB HVL) in Kooperation mit der Helga Breuninger Stiftung  2018: Durchführung von 3 trisektoralen (unter Mitwirkung von Personen aus Zivilgesell- schaft, Politik und Wirtschaft) Zukunftskonferenzen im Rahmen des Innovationsbündnis- ses Havelland mit dem Ziel, Themen zu identifizieren, an denen das Bündnis arbeiten kann, um das Leben im LK HVL attraktiv zu halten und zu gestalten  2018: Kooperation mit der LAG HVL und der PfD Westhavelland, um gemeinsame Projekte im Rahmen des IB HVL zu entwickeln und umzusetzen  2019: Initiierung und Moderation von Arbeitsgruppen, die beginnen, die identifizierten Themen des IB HVL aktiv zu bearbeiten und Projekte umzusetzen. Folgende Zukunftsthe- men wurden identifiziert:

Abb. 21: Zielsetzung im Innovationsbündnis Havelland (Quelle: Landkreis Havelland 2018a)

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5 SWOT-Analyse

Die SWOT-Analyse setzt sich im Wesentlichen aus Einschätzungen der Interviewpartnerinnen und -partner zusammen, die im Rahmen der Leitfaden-Interviews der wissenschaftlichen Begleitung der DWK mit Vertreterinnen und Vertretern des Landkreises Havelland von Juli bis Oktober 2018 gewonnen wurden.

Stärken Schwächen  Landrat als Treiber und Unterstützer demo-  Fehlendes Gesamtkonzept für demografiepoliti- grafiepolitischer Aktivitäten sche Aktivitäten  Geschaffene Organisationsstrukturen für die  Hausinterne Zusammenarbeit zwischen Fachde- Bearbeitung des Themas (Demografiereferen- zernaten kann intensiviert werden tin, Demografie-Forum)  Fehlende sektorenübergreifende Zusammenar-  Gesicherte Finanzierungsgrundlage für Demo- beit grafiearbeit (Demografie-Fonds)  Bisher wenig erfolgte Bürgerbeteiligung  Intrakommunale Zusammenarbeit im Kreis  Viele kleine Projekte, die ausprobiert und wie- durch Demografie-Forum der eingestellt werden (fehlendes Personal o-  Innovationsbündnis Havelland: Trisektorale der fehlende Finanzen), statt Nachhaltigkeit der Kooperation zwischen Kommune, Wirtschaft Aktivitäten und Zivilgesellschaft  Relativ stabile finanzielle Situation  Geografische Lage: Nähe zu Berlin und Pots- dam; Ländliche Region umgeben von Natur Chancen Risiken  Netzwerke aus verschiedenen Projekten und  Sehr heterogene kreisangehörige Kommunen, Initiativen (z.B. LEADER-Arbeitsgemeinschaft), für die eine demografiepolitische Gesamtstrate- gut vernetzte Akteure (z.B. im Bereich Ge- gie formuliert werden muss sundheit)  Wachsende Bevölkerungszahlen, aber deutli-  Zusammenarbeit mit externen Partnern (Ro- cher Rückgang der 18- bis unter 50- Jährigen  bert-Bosch-Stiftung, Helga-Breuninger-Stif- fehlende Infrastruktur (Schulen, Kindergärten, tung, DWK-Projekt) ÖPNV, Wohnraum)  Kürzlich gegründeter Arbeitskreis Demografie  Fehlende Industriearbeitsplätze; Fachkräfte- kann wichtigen Beitrag zur ressortübergrei- mangel (Ärzte, Ingenieure, u.a.) fenden Zusammenarbeit leisten  Stärkere Unterstützung durch das Land bei de-  Bevölkerungszuzug durch die Städte Berlin mografiepolitischen Aktivitäten wünschenswert und Potsdam („Alles, was man in einer Stunde (z.B. Abbau bürokratischer Hürden im Landes- Fahrtzeit von Berlin erreichen kann, ist attrak- entwicklungsplan, finanzielle Hilfen) tiv“); Ansiedlung wird durch den Kreis auch im  In kreisangehörigen Kommunen keine perso- ländlichen Raum gefördert nellen Ressourcen für Demografiearbeit, auf  Geburtenzuwachs in den letzten Jahren Landkreisebene Aufstockung der Stelle wün-  Einbezug der Wirtschaft (ist beteiligt, jedoch schenswert stärkere Eigeninitiative wünschenswert)  Fehlender zentraler Bericht zur demografischen  Interkommunale Kooperation hat begonnen Entwicklung, in dem alle relevanten Themen- (Ausbau mit Partnerlandkreisen Siegen-Witt- bereiche und Entwicklungen aufgeführt sind genstein, Spandau und Rendsburg-Eckern-  Geschaffene Sonderstrukturen zur Demografie- förde wünschenswert) arbeit ermöglichen regelmäßigen Austausch,  Kreiseigene Wohn- und Pflegegesellschaft er- Regelstrukturen dürfen aber nicht vernachläs- möglicht Einfluss auf Versorgungssicherheit sigt werden in der Pflege

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6 Ausblick

„Wir möchten erreichen, dass wir im Havelland einen guten Mix zwischen Jung und Alt bekom- men. Ältere Mitbürger sollen nach Möglichkeit so lange wie möglich in ihren vier Wänden bleiben und sich in ihrem Dorf, ihrer Umgebung weiterhin wohl fühlen können. Für junge Leute wollen wir attraktiv sein. Sie tragen zur Belebung und zur Stabilisierung der Strukturen hier bei uns im Havelland bei“ (Interview 2018).

Dazu werden im Havelland für verschiedenen Handlungsfelder Ziele formuliert, welche im Fol- genden aufgeführt sind:

Demografieberichterstattung  Die einzelnen Fachbereiche geben in regelmäßigen Abständen themenspezifische Be- richte heraus (z.B. Gesundheits-, Pflegeberichterstattung).  Einen zentralen Bericht zur demografischen Entwicklung, in welchem alle relevanten The- menbereiche und Entwicklungen aufgeführt sind, gibt es nicht.  Dieser würde helfen, Personen für das Thema zu sensibilisieren und zu einer erfolgreichen fachübergreifenden Zusammenarbeit beitragen (vgl. Interview 2018).

Demografische Gesamtstrategie  Im Landkreis Havelland wurden bereits zahlreiche Projekte zum demografischen Wandel durchgeführt. Diese stehen alle nebeneinander und sind bisher nicht in ein Gesamtkon- zept eingeflossen.  Ein Hauptziel besteht aus diesem Grund darin, im Demografie-Forum eine Gesamtstrate- gie festzulegen, welche Ziele und Maßnahmen für die Entwicklung des Havellandes in den kommenden Jahren umfasst. So können die Einzelmaßnahmen eingeordnet werden und alle Beteiligten gemeinsam an der Erreichung der Ziele arbeiten. Darüber hinaus ist es möglich, die eingeleiteten Schritte in regelmäßigen Abständen zu evaluieren, das Vor- gehen zu reflektieren und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.  Damit wird ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige Wirkung der Aktivitäten unternom- men (vgl. Interview 2018).

Zielgruppen  Bisher standen bei den demografiepolitischen Aktivitäten (Demografieprojekt vgl. Kapitel 4.1) vor allen Dingen die Älteren Menschen im Fokus. Diese sind auch weiterhin von gro- ßer Bedeutung.  Gleichzeitig soll der Blick auch auf junge Menschen und Familien gerichtet werden. „Diese Zielgruppe wurde in der Vergangenheit überhaupt nicht gesehen unter dem Thema "De- mografischen Wandel" (Interview 2018).  Aufgrund der Diversität des Landkreises (vgl. Kapitel 2) müssen zudem Lösungen für den städtischen Raum und die ländlichen Gebiete erarbeitet werden. Die Dörfer sollen auch

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für junge Menschen und Familien wieder an Attraktivität gewinnen. Im städtischen Raum sollen Menschen aller Generationen die Möglichkeit bekommen, sich in die Gestaltung ihrer Stadt einzubringen und den Zusammenhalt zu stärken. Die Stadt Falkensee arbeitet derzeit z.B. stark daran, die Jugendarbeit und die Jugendpartizipation auf- und auszubauen (vgl. Interview 2018).

Kooperation  Verwaltungsinterne Zusammenarbeit: Derzeit wird im Havelland der Arbeitskreis Demo- grafie etabliert (vgl. Kapitel 4.1). Dieser leistet einen Beitrag zu einem fachübergreifenden Austausch und ermöglicht Kooperationen. Die Demografie-Referentin dient dabei als Or- ganisatorin und Koordinatorin der Aktivitäten. Die geschaffenen Sonderstrukturen ermög- lichen einen Austausch, der in dieser Regelmäßigkeit und Geplantheit sonst nicht statt- finden würde. Dennoch ist es wichtig auch die Regelstrukturen nicht zu vernachlässigen, da hier die tägliche Zusammenarbeit funktionieren muss. Die Verwaltungsspitze (Landrat, Dezernenten, Beigeordnete, Kreistag) kann einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbil- dung und gelebten Zusammenarbeit leisten (vgl. Interview 2018).  Kreisinterne Zusammenarbeit: Es gibt im Kreis bereits einige Kooperationen und Netz- werke. Das Netzwerk der Akteure sollte aber noch weiter ausgebaut werden (vgl. Interview 2018). Es empfiehlt sich eine Stakeholder-Analyse, um ggf. weitere relevante Akteure für Demografiearbeit zu identifizieren.  Interkommunale Zusammenarbeit über den Kreis hinaus: Es bestehen Kontakte und Ko- operationen v.a. mit benachbarten Kreisen (vgl. Kapitel 4.1). Da alle Kommunen vom de- mografischen Wandel betroffen sind und diesen gestalten müssen, kann ein Austausch zu Lösungsmöglichkeiten die Arbeit vorantreiben und Ressourcen sparen (vgl. Interview 2018).

Öffentlichkeitsarbeit  „Wir haben gemerkt, dass es ganz schön schwer ist, sich neben all den Aktivitäten, die Verwaltung ohnehin in diesem Segment macht, noch mal abzuheben und der Bevölkerung deutlich zu machen: „Hier passiert noch mehr. Hier ist eine Kommune unterwegs“ (Inter- view 2018).  Ein gemeinsames Label, ein Logo oder ein Slogan, mit welchem die Zusammengehörigkeit der Aktivitäten aufgezeigt werden kann und das einen Wiedererkennungswert hat, kann dazu beitragen das Engagement für die Öffentlichkeit sichtbarer zu machen.

Bürgerbeteiligung  Bei Aktivitäten des Landkreises stand das Thema Bürgerbeteiligung, mit Ausnahme der Erarbeitung der beiden ÖPNV-Konzepte, bisher weniger im Fokus. Es wurde die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist Bürger*innen für eine Beteiligung zu gewinnen.

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 Ziel des Landkreises ist es, mit neuen Ideen und Methoden Interesse und Neugier in der Öffentlichkeit zu erzeugen, Bürger*innen dafür zu gewinnen sich einzubringen und dafür entsprechende Formate zu schaffen (vgl. Interview 2018).  Die Stadt Falkensee verfügt bereits über zahlreiche Erfahrungen im Bereich der Bürger- beteiligung. Es wurde für diesen Themenbereich eine eigene Sachbearbeiterin eingesetzt. Im kommenden Jahr soll hier die Teilhabeplanung verstetigt werden. Es ist geplant, eine Arbeitsgruppe einzurichten, an welcher der Seniorenbeirat, der Beirat für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung der Stadt Falkensee, das Jugendforum und weitere Gruppen teilnehmen und sich über die jeweiligen Bedarfe austauschen. Dies fördert zudem das Verständnis über die Bedarfe untereinander (vgl. Interview 2018).  Wichtig ist, im Vorfeld eines Beteiligungsverfahrens die Ziele, welche mit dem Einbezug der Bürger*innen verfolgt werden, genau zu definieren. Gleichzeitig sollte ein Nutzen für die Bürger*innen erkennbar werden. Es muss allen Beteiligten verdeutlicht werden, was erreicht werden kann und wo die Grenzen sind (vgl. Interview 2018).  In Bezug auf die Erreichbarkeit wurden bisher gute Erfahrungen damit gemacht alle Be- völkerungsgruppen durch eine repräsentative Zufallsauswahl mit persönlichem Anschrei- ben einzuladen. Gleichzeitig muss bei der Terminierung einer Veranstaltung darauf ge- achtet werden, dass alle Gruppen auch die Möglichkeit zur Teilnahme bekommen (z.B. Beachtung von ÖPNV-Zeiten, Arbeitszeiten etc.). Durch die Nutzung von zentralen Orten in einem Quartier (z.B. Dorfhäuser, Mehrgenerationenhäuser) kann die Beteiligung eben- falls erhöht werden (vgl. Interview 2018).

Gesundheit und Pflege  Das Thema Pflege und Gesundheit spielt bei einer älter werdenden Bevölkerung eine wichtige Rolle. In einem Landkreis besteht die Herausforderung vor allem darin die Ver- sorgung sowohl in den kleineren Gemeinden, als auch in den größeren Städten sicherzu- stellen (vgl. Interview 2018). Dabei stellt sich immer die Frage: „Was muss eher zentral im Rahmen der Mittelzentren als Versorgungsangebot abgebildet sein und wie schafft man es auch dezentrale Anker für die Dörfer auszulegen? Außerdem ist es wichtig Transparenz zu schaffen für das Vorhandene und die Schnittstellen müssen funktionieren, unnötige Konkurrenzen sollten also vermieden werden. Das kann eine wichtige Aufgabe im Demo- grafie-Forum werden, hier für mehr Kenntnisse und eine bessere Verteilung zu sorgen“ (Interview 2018).  Gemeinsam mit den Kassen sollen ab 2019 einzelne Präventions- und Gesundheitsziele formuliert werden. Dies folgt der Empfehlung der DKVs, mit den Kommunen zusammen- zuarbeiten (vgl. Interview 2018).  Im Rahmen der Gesundheitskonferenz ist die Etablierung eines Weiterbildungsnetzwerkes "Allgemeinmedizin" geplant (vgl. Interview 2018).

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 Bestehende Angebote zertifizierter Handwerksbetriebe im Bereich altersgerechter Woh- numbau sollen stärker publik gemacht werden, damit diese häufiger in Anspruch genom- men werden (vgl. Interviews 2018).  Es soll einen Dialog mit den Kassen zur Entwicklung und stärkeren Fokussierung alterna- tiver Modelle (z.B. Gemeindeschwester) geben (vgl. Interview 2018).

Mobilität  „Ein Autobahnanschluss des Raumes Rathenow/ Premnitz, dem westlichen Teil des Land- kreises, an die A 2 bei Wollin wurde verworfen. Jedoch wird ein Anschluss von Rathenow/ Premnitz an das Autobahnnetz über die B 188 an die voraussichtlich im Jahr 2020 fertig- gestellte Verlängerung der A 14 zwischen Schwerin und Magdeburg geschaffen. Zudem strebt der Landkreis Havelland eine Anbindung der Märkischen Ausstellungs- und Frei- zeitzentrum GmbH (MAFZ) an die A 10 an sowie eine verbesserte Anbindung des Kreisge- biets an die A 24 durch Schließung der Lücke zwischen dem Kreisverkehr B188/B 5 und der L17. Weiterhin wird der Bau einer Ortsumfahrung Falkensee Ost/ West im Rahmen des Landesstraßenbedarfsplans 2010 – 2024 in einem Planfeststellungsverfahren erwo- gen und könnte laut Straßenverkehrsprognose die Innenstadt Falkensees zukünftig um ca. 11.000 Kfz/ Werktag entlasten.“ (Föhl/Künzel 2015, S. 10)  Eine Erweiterung der Schieneninfrastruktur zwischen Nauen und Berlin-Spandau sowie Rathenow und Berlin-Spandau wird angestrebt. (vgl. Föhl/Künzel 2015, S. 10 & Landkreis Havelland 2018a)  Für den Erhalt der Bahnverbindung Wustermark – Potsdam setzt sich der Landkreis Ha- velland gemeinsam mit der Gemeinde Wustermark, der ansässigen Wirtschaft, den Verei- nen und den Bürgern sowie der Bürgerinitiative „nicht ohne Wustermark“ ein.

Wohnen  „Wir haben eine enorme Dynamik durch die Metropole Berlin und Potsdam. Das wirkt sich mittlerweile bis in die entfernten Kreisgebiete aus. […] Alles, was man in einer Stunde Fahrtzeit von Berlin, erreichen kann, ist attraktiv für die Leute“ (Interview 2018).  Bei Bauvorhaben sollte im Landkreis noch stärker die Demografietauglichkeit berücksich- tigt werden (z.B. Barrierearme Zugänge, Einfamilienhäuser, bei denen später die Möglich- keit besteht, eine Wohnung zu vermieten. „Man sollte quasi in vielen Lebensbereichen mitberücksichtigen, dass das Leben einer Veränderung unterliegt“ (Interview 2018).  Es muss eine Möglichkeit geschaffen werden, um in den ländlich geprägten Gemeinden Bauland zu generieren. (vgl. Landkreis Havelland 2018a)

Wirtschaft  „In bestimmten Bereichen fehlen Fachkräfte, z.B. Ärzte, medizinisches Pflegepersonal, In- genieure, Kraftfahrer, Logistiker etc.“ (Interview 2018 und Havelland 2018a).  Ziel ist es weiterhin attraktive Arbeitsplätze vorzuhalten, aber auch neue zu schaffen und Fachkräfte anzuwerben (vgl. Interview 2018).

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 „Dazu wollen wir die Potenziale, die unser Landkreis hat, um hier gut zu leben und zu arbeiten, zusammen mit den Bürgern herausarbeiten und dann natürlich auch kundtun“ (Interview 2018).  In dem neu gegründeten Innovationsbündnis kommen u.a. kommunale Vertreter*innen mit der Wirtschaft zusammen, um sich gemeinsam eine Strategie zu überlegen, wie z.B. junge Menschen für eine Ausbildung in den ortsansässigen Betrieben gewonnen werden können. Wichtig ist, dass dabei "[…] alle an einem Strang ziehen und nicht jeder für sich alleine an einem kleinen Schnürchen“ (Interview 2018).

Nahversorgung  Ziel ist die Einrichtung eines Einkaufsbegleitservices (vgl. Interview 2018).

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7 Literaturverzeichnis

Agentur für Bürgerschaftliches Engagement (2018): Internetauftritt der Agentur für Bürgerschaftliches Engagement. Online unter: https://www.ehrenamt-im-havelland.de/ [letzter Zugriff am 20.11.2018]

Bader, Florian; Barsuhn, Michael; Bottin, Roy; Brennenstuhl, Chris; Kaufmann, Christian; Kolb, Natalie; Maurer, Nadine; Meschke, Mathias; Rode, Jürgen, Selbiger, Tanja & Wittek, Flo- rian (2015): Sportentwicklungsplan des Landkreises Havelland. Universität Potsdam. On- line unter: https://www.inspo-sportentwicklungsplanung.de/wp-content/uplo- ads/2016/01/Sportentwicklungsplan-Landkreis-Havelland_2015.pdf

(BBSR) Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2015). Referenz Gemeinden und Ge- meindeverbände, Stadt- und Gemeindetyp, Stand 31.12.2015, Übersicht Stadt- und Ge- meindetyp. Online unter: https://www.bbr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raum- abgrenzungen/StadtGemeindetyp/download-ref-sgtyp.xlsx?__blob=publication- File&v=10

Bertelsmann Stiftung (2016). Demographietypen. Online unter: http://www.wegweiser-kom- mune.de/demographietypen. Föhl, P. S. & Künzel, A. (2015). Kulturentwicklungsplanung Landkreis Havelland. Strukturana- lyse. Berlin, Netzwerk Kulturberatung. Online unter: https://www.havelland.de/filead- min/dateien/tourismus_kultur/diverses/Kulturentwicklungsplanung/Strukturana- lyse_KEP_HVL_final.pdf

Föhl, P. S.; Künzel, A. & Tavernier, M. (2015). Kulturentwicklungsplanung Landkreis Havelland. Abschlussbericht. Berlin, Netzwerk Kulturberatung. Online unter: https://www.havelland.de/fileadmin/dateien/tourismus_kultur/diverses/Kulturentwicklu ngsplanung/KEP-Abschlussbericht_KEP_HVL_final__3_.pdf

Interviews (2018). Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurden von der wissenschaftlichen Be- gleitung der DWK Leitfaden-Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Kom- mune durchgeführt. Die Aussagen sind in anonymisierter Form dargestellt.

Jobcenter Landkreis Havelland (2018): Kreisbericht zur Grundsicherung SGB II. II. Quartal 2018. Online unter: http://www.jobcenter- havelland.de/common/library/dbt/sections/_uploaded/Kreisbericht_II_Quartal_2018.pdf

Landkreis Havelland (2018a). Thematische Kurzzusammenfassungen einzelner Handlungsbereiche im Rahmen des Projektes Demografiewerkstatt Kommunen.

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Landkreis Havelland (2018b): Pflegebedarfsplan. Havelländische Lebensräume – lebendig, generationengerecht, gemeinnützig. Analysen und Handlungsempfehlungen bis 2030/2032. Online unter: https://www.havelland.de/fileadmin/dateien/amt50/diverses/PFLEGEBEDARFSPLAN.pdf

Landkreis Havelland (2018c): Internetauftritt des Landkreises Havelland. Online unter: https://www.havelland.de/ [letzter Zugrifft am 22.11.2018]

Landkreis Havelland (2017a): Schulentwicklungsplanung 2017/2018 bis 2021/2022. Online unter: https://www.havelland.de/fileadmin/dateien/amt40/formulare40_2/Schulentwicklungspl anung_2017-2018_bis_2021-2022_Stand_Mai_2017.pdf

Landkreis Havelland (2017b): Landkreis – Überblick. Daten und Fakten 2017. Online unter: https://www.havelland.de/fileadmin/dateien/amt80/Sonstiges/Kreisentwicklung/Landkr eis-UEberblick_2017-final.pdf

Landkreis Havelland (2017c): Jugendförderplan. Ziele und Maßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit in den Jahren 2017 und 2018. Online unter: https://www.havelland.de/fileadmin/dateien/amt51/Ausschreibungen/Jugendfoerderplae ne/Jugendfoerderplan_2017.2018.pdf

Landkreis Havelland (2013): Strategien und Handlungsempfehlungen zur Entwicklung des Landkreises Havelland bis 2020. Online unter: https://www.havelland.de/fileadmin/dateien/amt80/Sonstiges/Kreisentwicklung/Strapa_ 2020_Fortschreibung_2014-01-30-xx.pdf

Landkreis Havelland (2015): Zwischenauswertungen Demografieprojekt. Nach Abschluss der ersten Phase des Projektes (2010-2013) erfolgte auf Initiative der Robert-Bosch-Stiftung, die Förderer der ersten Phase war, Evaluation des Projektes durch das Institut IGES.

Lokale Aktionsgruppe Havelland e.V. (LAG Havelland) (2018): Internetauftritt der LAG Havelland. Online unter: https://www.lag-havelland.de/

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF) (2017): Daten und Fakten zur Pflege im Landkreis Havelland. Analyse der Pflegestatistik 2015. 2. Aufl. Online unter: https://masgf.brandenburg.de/media_fast/4055/Daten-und-Fakten-zur- Pflege-im-Landkreis-Havelland_2017.pdf

Prognos AG & AMB Generali Holding AG (2009): Engagementatlas 09. Daten. Hintergründe. Volkswirtschaftlicher Nutzen.

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