Kärntner Jahrbuch Für Politik 20062006
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Kärntner Jahrbuch für Politik 20062006 Herausgegeben von Karl Anderwald Peter Filzmaier Karl Hren KÄRNTNER JAHRBUCH FÜR POLITIK – 2006 Kärntner Jahrbuch für Politik 20062006 Herausgegeben von Karl Anderwald Peter Filzmaier Karl Hren Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft Die Herausgabe dieses Buches unterstützten: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur STRABAG STADTGEMEINDE FELDKIRCHEN ISBN 9: 3-85391-257-5 ISBN 13: 978-3-85391-257-7 Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Klagenfurt – 2006 © der Texte bei den Autoren Gesamtherstellung: Kärntner Druckerei, Klagenfurt Inhalt Vorwort der Herausgeber . 7 PETER FILZMAIER Die Nationalratswahl 2006 in Kärnten . 9 UWE SOMMERSGUTER Einfluss der Politik auf die Medien im Wahljahr 2006 . 29 KATHRIN STAINER-HÄMMERLE Für ein zweisprachiges Kärnten: Der Ortstafelstreit . 36 HEINZ DIETER POHL Namenkundliche Bemerkungen zum Kärntner Ortstafelkonflikt . 57 KARL ANDERWALD Die Fachhochschule im Visier der Politik . 70 GOTTFRIED HABER Wirtschaftsförderung und Landesgesellschaften in Kärnten . 85 VINZENZ JOBST Mittler zum sozialen Frieden – Zur Wiedererrichtung der Arbeiterkammer Kärnten . 96 SCHWERPUNKTTHEMA KÄRNTEN UND EUROPA MICHAEL JUNGWIRTH Wie Kärnten in Brüssel wahrgenommen wird . 123 JOHANNES MAIER Die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union – Nutznießer Kärnten . 126 PETER HAJEK Die Einstellung der Kärntner zur EU . 137 WOLFGANG PLATZER Kärntner Lobbying in Brüssel . 147 KARL HREN Europäische „Territoriale Kooperation 2007 – 2013“ am Beispiel Österreich- Slowenien . 156 KLAUS WEYERSTRASS/REINHARD NECK Slowenien vor dem Eintritt in die Eurozone: Eine makroökonomische Analyse . 170 5 SCHWERPUNKTTHEMA SOZIAL- UND GESUNDHEITSPOLITIK IN KÄRNTEN HERBERT JANIG Akademisierung und Professionalisierung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe . 191 BRINGFRIEDE SCHEU/OTGER AUTRATA: Gestaltung des Sozialen und die soziale Kommunalpolitik . 207 HOLGER PENZ/OLIVIA KADA/HERBERT JANIG: Capacity Building auf lokaler Ebene: Gesundheitsförderung in den ländlichen Gemeinden Kärntens . 222 FRANZISKA CECON Public Private Partnership als Erfolgsmodell auch für das Sozialwesen? . 244 CHRONOLOGIE . 281 DIE AUTOREN . 308 6 Vorwort der Herausgeber Die Aufarbeitung der Nationalratswahl vom 1. Oktober 2006 in einem bereits im Dezember präsentierten „Kärntner Jahrbuch für Politik 2006“ stellte heuer eine besondere Herausforderung dar. Kärnten war auch dies- mal anders. Darüber hinaus versteht sich die Publikation wiederum als Plattform für die Auseinandersetzung mit Landesthemen aus den unterschiedlichen Politikfeldern. Dass die „causa prima“ der Kärntner Landespolitik – die Diskussion um die zweisprachigen Ortstafeln – abermals Niederschlag fand, kam wenig überraschend. Einer Tradition folgend gibt es „Schwerpunktthemen“. Wir haben uns dies- mal gleich für zwei Themenkreise entschieden: Im Zeitalter der Globali- sierung der Erweiterung der EU wird zum einen das Verhältnis „Kärnten– Europa“ beleuchtet. Von den einzelnen Autoren werden insbesondere die Einstellung zur Europäischen Union und die Effizienz von EU-Program- men hinterfragt. Mit einbezogen ist auch der Blick über die Karawanken zum Nachbarstaat Slowenien. Dem zweiten Schwerpunktthema „Sozial- und Gesundheitspolitik in Kärnten“ dienten als Grundlage vor allem Referate eines am 14. Dezem- ber 2006 in Feldkirchen abgehaltenen Symposiums der Fachhochschule Technikum Kärnten. Auch damit sind wir aktuell geblieben. Herzlicher Dank gilt den Sponsoren und Beziehern. Ebenso bedanken wir uns bei den Autoren für die unentgeltliche Bereitstellung der Beiträge und bei der Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft für die gute Zusammen- arbeit. Karl Anderwald Peter Filzmaier Klagenfurt, im Dezember 2006 Karl Hren 7 Peter Filzmaier Die Nationalratswahl 2006 in Kärnten Für die Wahl der 183 Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat ist das Bundesgebiet in neun Landeswahlkreise und diese wiederum sind in insgesamt 43 Regionalwahlkreise eingeteilt. Kärnten verfügt über vier Regionalwahlkreise: Klagenfurt, Villach, Kärnten-West und Kärnten-Ost. Zu den sich daraus ergebenden Mandaten (im Regionalwahlkreis, im Lan- deswahlkreis und im Bund) gibt es je ein Ermittlungsverfahren. Zugangs- beschränkung für die Erlangung eines Mandats im Nationalrat ist für jede wahlwerbende Partei die Überschreitung einer Vier-Prozent-Klausel oder das Erreichen eines Direktmandats mit einer bestimmten Stimmenzahl in einem Regionalwahlkreis. Für kleinere Parteien ist es naturgemäß schwie- riger, die nötigen Stimmen für ein Direktmandat in den relativ bevölke- rungsarmen Wahlkreisen aufzubringen. 2006 war das insofern von zentra- ler Bedeutung, als das 2005 gegründete Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) mit Jörg Haider als Gründungsobmann nicht nur für das Erreichen der Vier-Prozent-Klausel überdurchschnittlich viele Stimmen aus Kärnten benötigte, sondern zugleich ein Grundmandat in Kärnten anstrebte. Grundsätzlich gibt es pro Wahlkreis meist drei bis vier, im Extremfall ein (Wahlkreis Osttirol) bzw. acht (Wahlkreis Hausruckviertel) Direktmandate. Verteilt werden diese mittels einer für jeweils das ganze Bundesland gülti- gen Wahlzahl – berechnet nach der Formel der Zahl der gültigen Stimmen im Bundesland, dividiert durch die Zahl der zu vergebenden Mandate pro Land. In den Kärntner Regionalwahlkreisen gab es dreimal drei (in Kla- genfurt, Villach und Kärnten-West) sowie einmal vier Direktmandate (in Kärnten-Ost) zu vergeben. Daher ergaben sich aus mathematischen Grün- den die besten Chancen für das BZÖ in Kärnten-Ost, obwohl gleichzeitig in Kärnten-West und sogar in Villach aufgrund der ÖVP-Schwäche Chan- cen gegeben waren. Im 2006 vom BZÖ ins Visier genommenen Wahlkreis Kärnten-Ost hatten 2002 der damaligen FPÖ 3693 Stimmen auf das Direkt- mandat gefehlt. Zur Kandidatur für eine Nationalratswahl bedarf es der Einbringung (zumindest) eines Wahlvorschlags. Wahlvorschläge bedürfen der Unter- schrift von drei Abgeordneten zum Nationalrat. Andernfalls müssen ihnen Unterstützungserklärungen in folgendem Ausmaß beigegeben sein: Bur- genland und Vorarlberg je 100, Kärnten, Salzburg und Tirol je 200, Ober- österreich und Steiermark je 400 sowie Wien und Niederösterreich je 500. Für eine bundesweite Kandidatur sind demnach 2600 Unterstützungser- klärungen erforderlich. 2006 kandidierten bundesweit sieben Listen: Öster- 9 reichische Volkspartei (ÖVP), Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), Die Grünen – Die Grüne Alternative (GRÜNE), Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), Liste Dr. Martin – für Demokratie, Kontrolle, Gerechtigkeit (MATIN) und Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ). Hinzu kamen – als Parteien bzw. Listen, die ledig- lich in einzelnen Wahlkreisen für eine Kandidatur erforderliche Unter- schriften vorlegten – die Liste Stark (STARK) und „Sicher – Absolut – Unab- hängig, Franz Radinger (SAU)“ in Kärnten sowie die Initiative 2000 (IVE) im Burgenland, die Sozialistische LinksPartei, Liste gegen Kapitalismus und Rassismus (SLP) in Wien, und „EU-Austritt – Neutrales Freies Öster- reich (NFÖ)“ in Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Wien. Einen heftigen Diskurs um den Listenplatz und die namentliche Bezeich- nung gab es zwischen der FPÖ und dem 2005 vom Kärntner Landes- hauptmann Jörg Haider mit ehemaligen FPÖ-Ministern und -Abgeordne- ten gegründeten BZÖ. Letztlich wurde seitens der Bundeswahlbehörde der FPÖ gemäß dem Wahlergebnis von 2002 der dritte Listenplatz zugespro- chen, während das BZÖ auf dem Stimmzettel weiter hinten rangierte. Durch eine gerichtliche Verfügung wurde dem BZÖ die Verwendung der Bezeichnung „Die Freiheitlichen“ in Werbemitteln untersagt. Seitens der Landesorganisation in Kärnten, die sich als eigenständige Partei verstand, wurde das nicht befolgt. Auch erfolgte im Heimatland Jörg Haiders eine Kandidatur als „Liste Jörg Haider – Die Freiheitlichen in Kärnten – BZÖ“ mit entsprechender Stimmzettelbezeichnung. Die Bundeswahlbehörde, gegen deren Entscheidung kein ordentliches Rechtsmittel möglich ist, akzeptierte das. Doch ergaben sich durch den denkmöglichen Rechts- standpunkt der Unzulässigkeit einer Parteiliste mit bundesweit nicht glei- cher Bezeichnung Diskussionen über eine (nachträgliche) Wahlanfechtung beim Verfassungsgerichtshof. 1. Öffentliche Meinung im Vorfeld der Nationalratswahl Im Wahlkampf erschien auf nationaler Ebene nach den öffentlich zugäng- lichen Daten aus Meinungsumfragen die ÖVP als Favorit bzw. wurde das von den Medien lange Zeit so kommuniziert und galt als Mehrheitsmei- nung. Eine genauere Betrachtung der Daten und ihres Signifikanzniveaus zeigte jedoch, dass der schwarz-rote Kampf an der Spitze trotz ÖVP- Führung in den Umfragen nicht erst am Schluss noch offen war. Das grün- blaue Rennen um den dritten Platz galt noch weniger als vorhersagbar. Ebenso unklar blieb, ob das BZÖ und/oder Hans-Peter Martin den Sprung ins Parlament schaffen würden. Demnach handelte es sich um eine sehr offene Wahl, die insofern einmalig war, dass erstmals in der Zweiten Repu- blik sieben Parteien bundesweit antraten und, obwohl ein Parlament mit sechs Parteien stets unwahrscheinlich war, fast alle – lediglich für die KPÖ 10 gab es keine reelle Chance – über eine zumindest argumentierbare Mög- lichkeit verfügten, in den Nationalrat einzuziehen. Regional für Kärnten – siehe Tabelle 1 – waren nach den Meinungsumfra- gen im Lauf des Wahljahres 2006 ebenfalls die schwankenden Werte für die ÖVP am stärksten auffallend. Wiederholt, sowohl vor Sommerbeginn als auch knapp vor Ende des Sommers, wurde