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2oo Jahre Ortsteil Nado rst (Norden, Süderneuland II, Ostfriesland)

1818 – 2018

Jubiläumsausgabe mit geschichtlichem Hintergrund des Ortes Nadörst

Wappen der Stadt Norden

Wappen von Süderneuland II

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Inhaltsverzeichnis:

 Seite 1: Deckblatt (Wappen der Stadt Norden: Das Wappen zeigt auf einem blauen Schild drei goldene sechsstrahlige Sporenräder. Das Oberwappen zeigt eine Laubkrone auf dem Schild und als Schildhalter die bemäntelte Figur des heiligen Andreas vor dem Schrägkreuz stehend und den Schild haltend. Wappen Süderneuland II: In Blau ein silberner Wellenpfahl, der im Schildhaupt von zwei goldenen, sechsstrahlenden Sporenrädern begleitet und darunter von zwei goldenen Brücken gekreuzt wird).

 Seite 2: Inhaltsverzeichnis

 Seite 3: Entstehung der Namen Süderneuland und Nadörst, Wasserschöpfmühlen im Leegeland, Straßenabzweig von Georgsheil nach Norden, Schule von 1848

 Seite 4: Schule von 1951, Bahnbau und Bahnhof Nadörst

 Seite 5: Kriegsgefangenenlager, Luftschutzbunker, Flakstellung, Einmannbunker, Berumerfehnkanal

 Seite 6: Verlaat, Addingaster Tief, Bäckerei Meyer, Alter Straßenverlauf nach Halbemond, Gasthof Waldblick, Tankstelle, Moorriege im Nadörster Wald

 Seite 7: Kolk, Postbotin, Fahrradgeschäft, Schmiede, Lebensmittelgeschäft, Autowerkstatt, Mercedes Niederlassung, Lackfabrik, Pomologie, Udo Focken Deich

 Seite 8: Wurzeldeich, Quellenangabe

 Seite 9 – 18: Bilder von Nadörst

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Eine erste urkundliche Erwähnung des Namens Süderneuland (Suher Newland, Suhder Nijeland) ist für das Jahr 1645 belegt und bezeichnete damals die Gebiete zweier Süderneulande. Die heutige Schreibweise findet nachweislich 1871 Verwendung. Gemeint ist mit der Bezeichnung ein südlich der Stadt Norden gelegenes Neuland, das durch eine Poldereindeichung im 16. Jahrhundert von der Leybucht abgetrennt worden war.

Nadörst wurde 1818 als „Nadörst“ erstmals amtlich erwähnt (Quelle: Remmers S. 157). Seit 1823 ist die heutige Schreibung belegt. Der Siedlungsname rührt wohl von den Marktbesuchern Nordens her, die hier ihren Nachdurst stillten. An der Kreuzung Bundesstraße/Nadörsterstraße steht seit alters her ein Gasthof, ehemals mit Poststelle. Ostfries.-nd. Nadörst „Nachdurst“ wird als „Name verschiedener in der Nähe von Ortschaften gelegener Wirtshäuser“ genannt. Der 1848 aus einzelnen Häusern bestehende, 4 Wohngebäude beinhaltende und 26 Personen beherbergende Ort liegt direkt an der B. 72 gut 3 km südöstlich von Norden und knapp 4 km westlich von Halbemond.

Es gibt eine historische Karte die der niederländische Artillerieoffizier Willem Camp (get. 4.12.1761 - gest. 7.4.1855) aus dem Jahre 1806 herausbrachte, die den ehemaligen Standort einer ostfriesischen Wasserschöpfmühle, bei Nadörst, zeigt. Die große, massiv gebaute Schöpfmühle hat einst südwestlich von Nadörst und westlich der heutigen Bundesstraße und Bahnlinie, in unmittelbarer Nähe des Addingaster Tiefs, gestanden. Im tief gelegenen Land (Leegeland) zwischen der heutigen Bundesstraße und Wurzeldeicher Straße, werden weitere Schöpfmühlen vermutet – allerdings der kleineren Art.

Um das Jahr 1840 gab es in Ostfriesland nur eine einzige Pflasterstraße von nach Leer. Da nicht nur das Hannöversche Königshaus die Insel als Urlaubsort entdeckt hatte, begann man mit der Errichtung der Chaussee von Emden nach Aurich und mit dem Abzweig nach Norden. Bis zu diesem Zeitpunkt musste nach jeder Durchfahrt des Königspaares der ungepflasterte Weg neu hergerichtet werden .

Eine einklassige Schule Nadörst ist seit 1848 – Ecke Nadörster Bundesstraße und Bahnhofsweg – bekannt. Die Lehrer Christian Wilhelm Gossel *16.06.1860 +22.03.1940, Lehrer Groß und Lehrer Schmidt haben unteranderem in Nadörst unterrichtet. Um 1900 gab es noch strenge Winter und somit gefroren auch die

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Kanäle in Ostfriesland zu und Lehrer Gossel ging mit seinen Schülern auf dem Berumerfehnkanal „schöfeln“ und das immer an dem Geburtstag von Kaiser Wilhelm II am 27.01. eines jeden Jahres, später wurde das Gebäude ein Schrottplatz (Paul Schmidt) und heute wird es privat genutzt. 1951 wurde im Hintergrund – Bahnhofsweg 6 – die neue Schule im typischen Stil der damaligen Zeit gebaut, hier unterrichtete Lehrer Adam. Der Schulhof war in Richtung Süden zu finden und bei Schulabschluß musste jeder Schüler einen Baum pflanzen, noch heute sind Laub- und Obstbäume wie Buchen, Äpfel und Kirschen zu finden. Ende der 1960-er Jahre wurde sie geschlossen und befindet sich in Privatbesitz. Die Schüler wechselten zur Schule am Wurzeldeich.

1867 – 1871 herrschte der Norddeutsche Bund, die Amtssprache war Deutsch und die Hauptstadt hieß Berlin. Es war ein Königreich – König von Preußen Wilhelm I, der dazugehörige Kanzler war Fürst Otto von Bismarck, es gab keine Einheitswährung.

1871 – 1918 regierte das Deutsche Kaiserreich, die Amtssprache war Deutsch und die Hauptstadt hieß Berlin, es war immer noch ein Königreich – König von Preußen Wilhelm I, Friedrich III, Wilhelm II, es gab mehrere Reichkanzler und die Währung war Mark ( 1 Mark = 100 Pfennig).

Auch der Bahnbau schritt voran, denn ursprünglich wurde die am 15.06.1883 eröffnete Bahnstrecke von Emden (als Verlängerung der Hannoverschen Westbahn) über Norden, Esens und Wittmund als Ostfriesische Küstenbahn bezeichnet.

Am 15.06.1892 kam die Strecke Norden – Norddeich hinzu, die 1895 auf die Mole verlängert wurde. Der Bau des heutigen Hauptbahnhofs erfolgte 1885. Am 1. August 1906 legte die Bahngesellschaft die als Nebenbahn entlang der Landstraße (östlich der B.72) trassierte Strecke von Emden nach Norden still und eröffnete zeitgleich eine 1,1 km kürzere Neubaustrecke westlich der alten Trasse, die nun als Hauptbahn ausgeführt wurde. Nadörst hatte damals einen eigenen Bahnhof, die Straße „Bahnhofsweg“ deutet darauf hin und das Wohnhaus des Bahnwärters steht heute noch und wird privat genutzt (Leegemoorweg 1), beim Betreten des Bahnsteiges wurde eine Bahnsteigkarte benötigt und diese war kostenpflichtig. Es gab einen Warteraum der 1. Klasse

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innerhalb des Bahnhofes und der Warteraum der 2. Klasse, befand sich draußen in einem ausgedienten Waggon.

Der Personenverkehr zwischen Norden und Esens wurde am 29.05.1983 eingestellt. Zwischen Norden und wird die Strecke seit 1987 touristisch durch die Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland befahren.

1918 – 1933 regierte die Reichsregierung der Weimarer Republik.

1933 – 1945 regierte die Reichsregierung des Nationalsozialismus.

Ein Kriegsgefangenenlager befand sich im Süderneulander Ortsteil Nadörst. In der Holzbaracke waren bis zu 44 französische Kriegsgefangene untergebracht. Gesichert ist, dass zeitweise auch Niederländer hier inhaftiert wurden.

Nadörst besaß auch einen Luftschutzbunker der über mehrere Räume verfügte, hier wohnte und arbeitete, Alfred Pichottka, als Schneider. Der Bunker wurde dann um 1960/1970 mit einem Bagger und einer Eisenkugel abgerissen, diese Maßnahme soll eine Woche gedauert haben. Nördlich der Nadörster Straße auf einer Landwirtschaftlich genutzten Fläche, etwa in Höhe Hausnummer 7, wurden bei Pflügarbeiten 2017, Betonfragmente entdeckt. Zeitzeugen erinnern sich daran dass es sich hierbei um eine aus Kriegszeiten bestehende Flakstellung handeln könnte. Östlich der heute bestehenden Bahntrasse, Hausnummer 22 auf einer Weide, gab es von Kriegszeiten her einen Einmannbunker, dieser kleine Bunker wurde bereits zu Kriegszeiten von englischen Soldaten gesprengt und in den 1980/1990 Jahren abgebrochen und entfernt.

Von 1945 bis 1949 gab es eine Übergangslösung.

1949 Bundesrepublik Deutschland, bis heute.

1794 ließ die Norder Fehngesellschaft durch Oldenburger Arbeiter den Berumerfehnkanal bauen, er verbindet Berumerfehn mit Norden und ist etwa 14 km lang. 1796/1797 wurde bereits der erste Torf verschifft. Bis Ende 1930 erfolgte so der Transport auf Torfkähnen , die getreidelt wurden. Nach Norden wurde Torf verschifft und nach Berumerfehn Dünger für die Felder (Seeschlick, Kleierde, Dung, Abfälle), Nadörst hatte auch einen Anlandeplatz, der mit Pferd und Wagen bedient wurde, heute Fahrradbrücke zum Treidelpadd in den

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Nadörster Wald, die Erste und Zweite Moorriege, im Nadörster Wald, ist eine um 1850 gegründete Siedlung.

Als Transportweg ist der Kanal heute ohne Bedeutung, er dient zur Entwässerung. Seit den 1970er Jahren fließt der Berumerfehnkanal (östl. Arm) bei Nadörst in das Addinggaster Tief. Benannt wurde das Tief nach der Familie Tirlinck Addinga (1434) aus Norden und ihrem „höhergelegenem Ackerland“ (Gaste).

Die Höhenregulierung des Wassers erfolgt, östlich der heutigen Bundesstraße, durch ein „Verlaat“.

Der Eigentümer des „Verlaates“ war damals die Norder Fehngesellschaft und das Gebäude wurde an Schleusenwärter verpachtet. Die Familien wohnten und arbeiteten hier, es soll auch ein Dampfbetriebenes Maschinenhaus gegeben haben um die Schleusentore zu öffnen und zu schließen und um Wasser zurück zu pumpen. Das Maschinenhaus wurde abgerissen und die Schleusentore wurden 1967 zurückgebaut, genannt wurden die Familien Dardemann, Buck und Seeberg dann wurde das Wohnhaus privat genutzt. Währenddessen sich die Schleusenkammer, mit dem Torfkahn darin, füllte wurde die Zeit genutzt um Neuigkeiten auszutauschen oder das eine oder andere Getränk zu sich zu nehmen.

Das Addinggaster Tief unterquert in Nadörst heute die Bundesstraße und der alte Straßenverlauf nach Halbmond ist noch sehr gut zu erkennen am Haus, Nadörster Straße 2, entlang dieses Wohngebäudes. Hier stand noch ein Haus der Familie Rosenboom, es wurde mit dem Ausbau des Kanales abgerissen.

Das Gebäude Nadörster Straße 2 war um 1900 eine Bäckerei, Kolonialwaren von Jakob und Herta Meyer, später hieß es „Gaststätte Nadörst“ und war eine Bäckerei mit Gastraum, betrieben bis ca. 1974 von Frieda und Volkmar Müller.

Das Gasthaus „Waldblick“ wurde ca. 1850 erbaut und war von je her ein Gasthof mit Poststelle, hier arbeitete die Postbotin Jantje Seeba. Sie hatte dort einen Schreibtisch und fuhr mit ihrem Fahrrad, zum Teil mühselig – da nicht alle Straßen befestigt waren - Sommer wie Winter von Haus zu Haus, um die Post zu verteilen. Die Poststelle wurde bis ca. 1974 betrieben. Das Gasthaus „Waldblick“ hatte in früheren Jahren mehrere Betreiber, genannt wurden

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Familien Büscher, de Vries, Olk, Fischer, Höncher und ab 1951 bis heute Familie Stern. Damals wurden Übernachtungen angeboten und im Stallbebäude konnten Pferde untergestellt und versorgt werden. Familie Höncher hatte im Garten 4 – 6 Lauben mit Tischen und Stühlen, Schaukel und Karussells für die Kinder, da viele aus Emden kamen um hier Naherholung zu genießen, Emden war in den Kriegsjahren ausgebomdt. Vor der Gaststätte soll es noch eine Tankstelle gegeben haben mit einer Tanksäule der Firma Gapoline, der kleine Tank, nicht mehr wie 1000 l, befindet sich noch im Erdreich und wurde im Rahmen der Bundesstraßensanierung 2014 wiederentdeckt. Nicht weit entfernt gab es noch einen Dorp (kleines Wasserloch).

Gegenüber des Gasthofes hat es im Jahre 1950/1960 eine kleine Schmiede, Autowerkstatt gegeben und ein Fahrradgeschäft von Hinrich Tönjes, innerhalb dieses Gebäudes war noch ein Lebensmittelgeschäft der Familie Brethorst untergebracht. Die Familie von Brethorst war ungefähr 10 Jahre in Nadörst und kam aus . Direkt an der B. 72, Ecke Bahnhofsweg gab es noch ein Mehrfamilienhaus - auch Bummert - genannt, dort wohnten drei Familien, das Gebäude steht nicht mehr, dort befinden sich jetzt Parkplätze. Um das Jahr 1959 wurde die Autowerkstatt von Familie Georg Beninga betrieben, hauptsächlich Autos der Marken DKW, BMW und später wurde es eine Mercedes Niederlassung.

Seit 2018 befindet sich die Gebäudereinigungsfirma - GMG - in dem Gebäude.

An der Bundesstraße Hausnummer 116, war in früheren Jahren eine sogenannte „Lackfabrik“, vorne ist das Wohnhaus und im hinteren Bereich waren eine Art Baracken aus Holz zu finden, dort wurden Farben und Lacke verarbeitet.

Die Pomologie in Nadörst wurde in früheren Jahren vom Gärtnermeister Steinbock betrieben, Pomologie bedeutet Obstkunde, er züchtete dort Orchideen und Obstbäume, später war es Wohnsitz der Familie, von Teefabrikant Onno Behrends und wird jetzt weiter privat genutzt.

Der älteste Deich, auch Udo Focken Deich oder Alter Deich genannt, wurde von Udo von Norden, Sohn des Häuptlings Focko Ukena, 1425 gezogen. Der Alte Deich ging von Norden über das Leegemoor, an Nadörst vorbei bis zum

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Kreuzweg, der nach dem „halben Mond“ führte und dann nach und und war „seit undenklichen Jahren eine öffentliche Landstrasse“. Südlich der Wurzeldeicher Straße ist der Alte Deich noch heute im Landschaftsbild wahrzunehmen. Der südliche Teil des Deiches bis Nadörst heißt heute Leegmoorweg. Einst war der Alte Deich ein alter Postweg. Teilweise bildete er die Grenze zwischen den beiden Gemeinweiden Altenbürgerland und Leegemoor.

3 – 4 km westlich von Nadörst entfernt wurde um das Jahr 1559 der Wurzeldeich (Kartoffeldeich) angelegt, dieser Deich wurde um die Wende 18./19. Jh. zu einem Schlafdeich.

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Süderneuland II in die Stadt Norden eingegliedert.

Quellenangaben:

Zeitzeugen

Wikipedia => Süderneuland I, Süderneuland II, Georgsheil

Staatsarchiv Aurich

Arend Remmers (Von Aaltukerei und Zwischenmooren – die Siedlungsnamen zwischen und Jade, Schuster)

Stadt Norden, Süderneuland I und Süderneuland II

Flecken

Ostfriesische Landschaft Aurich, Flurnamensammlung

MKO, Norden

Ostfriesischer Kurier vom 09.01.2010

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(Nadörst, Foto 2017)

(Nadörst, um 1900?, links –heute Gasthof Waldblick, rechts die alte Schule)

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(Luftbild der Alten Schule Nadörst)

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(Alte Schule Nadörst, Foto von 1908 mit Nadörster Kinder und Lehrer Gossel)

(Beschreibung s. S. 12)

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( Seite 11 unteres Bild: Grußkarte aus Nadörst, um 1900?, oben links Nadörster Straße 2, oben rechts die heutige Bundesstraße – Richtung Marienhafe, unten links Bahnhofsweg 2, unten rechts wurde abgrissen, unten hinten Bahnhofsweg 1)

(Richtfest der Schule Nadörst 1951) (Schule Nadörst)

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(Schule Nadörst, Innenansicht)

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(Schule Wurzeldeich)

(Landkarte von 1881, die Küstenbahn ist als „projektiert“ eingezeichnet, MKO)

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(Bild vom Moortief – Berumerfehnkanal Richtung Norden, hinten der Wasserturm vom damaligen Bahnhof Norden)

(Klappbrücke in Nadörst)

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(Foto oben von 2017 und Foto unten ca. 1900 zeigt das gleiche Gebäude und den alten Straßenverlauf nach Halbemond, Nadörster Straße 2)

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(Gast- und Schenkwirtschaft von Cornelius Olk)

(Gasthof Waldblick, Foto 2017. Bilder oben und unten zeigen ein und dasselbe Gebäude)

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(Luftaufnahme von Nadörst, ca. 1980)

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