NP „Hochharz“; Blockfichtenwald am (Mai 2002)

60 Großschutzgebiete

Nationalpark „Hochharz“ Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ Naturparke „Drömling“ „Dübener Heide/Sachsen-Anhalt“ „Saale-Unstrut-Triasland“

(Stand 1. Januar 2003)

Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende Gebiete, die

1. großräumig und von besonderer Eigenart sind, 2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutz- gebiets erfüllen und 3. sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestör- ten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet.

Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst unge- störten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbe- obachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen.

61 Biosphärenreservate sind rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende und zu entwickelnde Gebiete, die

1. großräumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind, 2. in wesentlichen Teilen ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets, im Übrigen überwiegend eines Landschaftsschutzgebiets erfüllen, 3. vornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch herge- brachte vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der darin historisch gewach- senen Arten- und Biotopvielfalt, einschließlich Wild- und früherer Kulturformen wirt- schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflanzenarten, dienen und 4. beispielhaft der Entwicklung und Erprobung von die Naturgüter besonders schonenden Wirtschaftsweisen dienen.

Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die

1. großräumig sind, 2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind, 3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eig- nen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird, 4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für die Erholung vorgesehen sind, 5. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt dienen und in denen zu die- sem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird, 6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern.

62 flussten Zustand, so die naturnahen Moore, die Nationalpark Hochharz Moor- und Bruchwälder, die naturnahen Quell- Größe: 8 900 ha bereiche und Bäche sowie die Felsen und Regierungsbezirk Magdeburg Blockhalden. Fichtenwälder der hochmontanen Landkreis: Stufe bzw. auch auf Sonderstandorten der tie- Codierung: NP_0001LSA feren Lagen fallen ebenso in diese Kategorie Gesetz: Gesetz v. 06.07.2001 wie die naturnahen Fichten-Buchen-Mischwäl- (GVBl. LSA. - 12(2001)33 v. 03.08.2001, S. 304) der, die Schluchtwälder und die übrigen natur- nahen Laubwälder. Durch die Gebietserweiterung gehören nun Historie der Unterschutzstellung: das gesamte Gebiet zwischen der Ecker, die gleichzeitig die Landesgrenze zu Niedersach- Dem Gesetz von 2001 ging die Verordnung v. sen bildet, und der Ilse sowie die östlichen Il- 12.09.1990 (GBl. d. DDR. SDr. 1469 - Berlin sehänge zum Nationalpark. Eine zusätzliche v. 01.10.1990, S. 1) voraus, die Größe betrug Erweiterungsfläche erstreckt sich östlich des 5 889 ha. Mit dem Gesetz von 2001 wurde Molkenhauses, so dass die Eschwege-Forst- der Nationalpark auf 8 900 ha erweitert. straße von nach die neue Grenze darstellt. Dieses Gebiet ge- Beschreibung: hört mit der Hohen Wand, den Öhrenklippen, dem Jägerkopf, den Weißen Steinen und den s. NSG-Buch S. 40; Ergänzungen: Wolfsklippen noch eindeutig zur Landschafts- einheit des Hochharzes mit zum Teil anmoori- Mit dem Nationalparkprogramm der ehemali- gen Fichtenbeständen, Granitsteinbrüchen gen DDR wurde auch für den Nationalpark und Fichtenforsten. „Hochharz“ durch die Verordnung von 1990 ein Von besonderem Interesse ist die Einbindung rechtlicher Rahmen geschaffen, der die ersten der Buchenwälder, da sie im bisherigen Natio- 12 Jahre Nationalpark-Arbeit begleitete. Aus nalpark nicht enthalten waren. Die Talbereiche Gründen der Rechtssicherheit, möglicher Kon- fliktlösungen und Flächenarrondierungen wur- Maßstab 1: 300 000 de die Verordnung in ein Nationalpark-Gesetz überführt, und am 17.05.2001 vom Landtag beschlossen. Mit In-Kraft-Treten dieses Ge- setzes am 01.09.2001 erfuhr der Nationalpark (NP) eine erhebliche Erweiterung um ca. 3 000 ha. Während bisher lediglich das er- weiterte Brockengebiet als ein Ausschnitt des Hochharzes im Nationalpark geschützt war, sind nun auf knapp 9 000 ha Fläche alle Lebensräume von der kollinen Stufe bis zur subalpinen Brockenkuppe vertreten. Diese Flä- chen schließen nördlich bzw. östlich an den bisher bestehenden Nationalpark an. Das Er- weiterungsgebiet besitzt eine große standörtli- che Vielfalt und besonders im Bereich des nördlichen Harzrandes ein stark bewegtes Relief. Aus dieser Standortvielfalt resultiert eine hohe Diversität unterschiedlichster Le- bensräume. Diese reichen von Schotterflächen des Vorlandes über die Aufrichtungszone, ex- ponierte trockene Rücken, Kuppen und Fels- partien, kühlfeuchte schattige Täler und deren unterschiedlich exponierte Hangstandorte so- wie Plateauflächen bis hinauf zu den höheren Berglagen, wodurch eine Verzahnung unter- schiedlichster Biozönosen einschließlich vielfäl- tiger Waldgesellschaften in enger Abfolge gegeben ist. Manche sind in einem anthropo-

gen nicht oder vergleichsweise wenig beein- Biotop- und Nutzungstypen

63 Blick über das Ilsetal zum Brocken (Juni 2002)

von Ilse und Loddenke werden überwiegend zum Teil mit Fichte gemischt. Zum unteren von naturnahen Mischwäldern mit hohen Bu- Eckertal hin nehmen ebenfalls die Buchenwälder chenwaldanteilen begleitet. Wertvolle Wald- zu, an steileren Hangflanken ergänzt durch die meister-Buchenwälder sind u.a. auf den Schot- Traubeneiche. An der Ecker stocken Pionier- terbänken im Wienberg, Buchberg und im wälder, die zum Teil in Bruchwälder übergehen. Köhlerholz vertreten. Ein trockener Orchideen- Weitere bemerkenswerte Pflanzengesell- Buchenwald an der Nordflanke der Aufrichtung schaften sind die Felsfluren am Rhon- und am Wienberg sowie Traubeneichenwälder zeich- Westerberg und am Ilsestein mit dem Ha- nen sich durch große Naturnähe aus. Beson- bichtskraut-Kiefernwald, dem Preiselbeer- ders im Bereich des nun in den Nationalpark Eichenwald mit der Bärentraube und dem Fär- integrierten NSG „Rohn- und Westerberg“ sind berginster-Eichenwald der Felshänge des Ilse- außerordentlich wertvolle Buchenwälder vor- steins. Das autochthone Vorkommen des Fels- handen. heide-Kiefernwaldes erreicht auf den Granitfel- Im Nordteil der Erweiterungsfläche stocken sen am Südabfall des Westerberges seine relativ monotone Fichtenforste, die zum Rhon- westliche Verbreitungsgrenze. Im unteren Ecker- und Westerberg hin durch recht interessante tal befindet sich eine Schlackenhalde mit einer Bestände der Waldkiefer ergänzt werden. Der- für den typischen Schwermetallflora der zeit schon nationalparkwürdig sind die Berei- Kupfer-Grasnelken-Gesellschaft. che der Haupttäler von Ilse und Ecker mit zahl- Für das frühere einstweilig sichergestellte reichen, insbesondere nach Westen verlaufen- NSG „Eckertal“ konnte das Verfahren zur Un- den Seitentälern. An den Hängen stocken terschutzstellung durch die Einbindung in den mäßig arme Hainsimsen-Rotbuchenwälder, Nationalpark abgebrochen werden.

64 Geologisch liegt das Erweiterungsgebiet lungszone“ auf dem touristisch stark bean- überwiegend im Granitgebiet des Brockens. Es spruchten Berg; auch, um den naturschutz- treten aber auch Eckergneis, Acker-Bruchberg- fachlichen Anforderungen dieses hochsensi- Quarzite, Grauwacke und Hornfelse auf. Das blen Bereiches Rechnung zu tragen. Gebirge steigt zwischen den Flüssen nach Sü- Besonders zu empfehlen ist ein Besuch im den hin steil an, dadurch hat insbesondere die neu renovierten Brockenhaus. Seit Juni 2000 Ilse ein starkes Gefälle. erwarten die neugestalteten Ausstellungsräu- Zahlreiche Quertäler erstrecken sich von me an 365 Tagen im Jahr von 9.30 bis 17.00 Uhr der Hochfläche zur Ecker und sind scharf ein- ihre Besucher. In der Mitteletage wird vorge- geschnitten. Die konvex gewölbten Talböden stellt, warum der Bergfichtenwald im Brocken- deuten auf periglaziäre Abflussprozesse hin. gebiet Urwaldcharakter besitzt und welche Zu den bestimmenden Bodenformen zählen Pflanzen- und Tierarten die Moore, Bergbäche Braunerden, Moorstaugleye und Block-Ranker. und schroffen Klippen besiedeln. Besondere Kost- Die starke Blockbestreuung und die enge Ver- barkeiten dieser Lebensräume, wie Brocken- zahnung von Klippenpartien und kleinflächigen anemone und Alpenmilchlattich, Ringdrossel, Moorbereichen kennzeichnen den Charakter Sperlingskauz und Alpen-Smaragdlibelle, sind des Hochharzes. ausgestellt. Klimatisch liegt das Erweiterungsgebiet Über den Hexenkult, berühmte Brockenbe- deutlich im Regenschatten des Brockens. Die sucher und die jahrzehntelange militärische Niederschläge erreichen nur 800 mm, die Tem- Nutzung der Brockenkuppe wird sowohl im peratur steigt deutlich an. Erd- als auch im Kuppelgeschoss der so Gemeinsam mit dem Nationalpark „Harz“ in genannten „Brockenmoschee“ informiert; u. a. Niedersachsen schützen nun beide National- sind ein Originalsegment der Brockenmauer parke eine Fläche, die vom Südharz- bis zum und Abhöranlagen und -antennen interessante Nordharzrand reicht und 24 700 ha umfasst. Als Ausstellungsobjekte einer Zeit, die auch der Kernzonen im sachsen-anhaltinischen Bereich Naturausstattung der Brockenkuppe arg zuge- konnten die Buchen- und Eichenwälder sowie setzt hat. An Tagen mit guter Fernsicht bietet die Pionier- und Bruchwälder und einige Klip- das gläserne Treppenhaus oder die Aus- pengebiete ausgewiesen werden. Das betrifft sichtsterrasse auf dem Brockenhaus rund um das unmittelbare Eckertal, das Köhlerholz, die die Kunststoffkuppel einen unvergesslichen ehemaligen NSG „Rhon- und Westerberg“, Blick weit ins Land. „Kienberg“ und das Gebiet um die Scharfen- stein-Klippe. In großen Teilen des Erweiterungs- Literaturergänzung: 38, 463, 1266, 1406, gebietes, insbesondere an den Eckerhängen 1485, 1522, 1532, 1538, 1553, 1659, 2313, und auf der Hochfläche, bedarf es einer meh- 2314, 2315, 2316, 2317, 2327, 2767, 2837, rere Jahrzehnte währenden Stabilisierung der 2919, 2958, 3083, 1277, 1324, 1344, 1345, Fichtenbestände und einer allmählichen, ge- 1360, 1405, 1429, 1434, 1452, 1489, 1512, zielten Ablösung durch die Buche und durch 1513, 1514, 1595, 1628, 1629, 1630, 1649, Pionierholzarten sowie durch den Voranbau 1655, 1708, 1711, 1712, 1721, 1798, 1826, von Buche, Bergahorn, Esche und Linde. 1864, 1965, 1966, 1967, 1968, 1969, 1970, Eine interessante Sukzession wird sich in den 1971, 1972, 1973, 1978, 1979, 1989, 1990, älteren Windwurfflächen am Jägerkopf und 1991, 1993, 1994, 1995, 1996, 2017, 2018, den Weißen Steinen vollziehen, ebenso in den 2045, 2078, 2178, 2179, 2183, 2188, 2189, aufgelassenen Steinbrüchen, in denen sich be- 2217, 2221, 2222, 2233, 2279, 2296, 2299, reits jetzt eine abwechslungsreiche Pionier- 2331, 2363, 2442, 2515, 2531, 2547, 2578, vegetation ausbreitet. 2580, 2581, 2582, 2583, 2584, 2586, 2593, Der Nationalpark ist in verschiedene Zonen 2618, 2625, 2639, 2643, 2662, 2672, 2673, gegliedert, um den unterschiedlichen Schutz- 2674, 2697, 2707, 2711, 2744, 2771, 2782, ansprüchen gerecht zu werden. Der Brocken 2783, 2801, 2802, 2803, 2804, 2805, 2806, wird auch als „Berg der Deutschen“ aufgrund 2808, 2809, 2810, 2850, 2851, 2860, 2872, seiner besonderen Lage und Bedeutung in den 2873, 2949, 2951, 2953, 2974, 2994, 3016, 1990er Jahren bezeichnet und ist als höchster 3017, 3018, 3019, 3020, 3021, 3022, 3023, Harzgipfel schon seit jeher ein Anziehungs- 3024, 3025, 3026, 3027, 3028, 3029, 3030, punkt für zahlreiche Besucher. 3031, 3032, 3033, 3034, 3035, 3036, 3037, Der Brockengipfel wird durch eine spezielle 3038, 3039, 3041, 3042, 3043, 3045, 3046, Verordnung geschützt, die so genannte 3048, 3082, 3089, 3104, 3105, 3113, 3114, Brockenkuppen-Verordnung. Sie regelt insbe- 3130 sondere die Nutzung der „Bildungs- und Erho-

65 Biosphärenreservat besitz an das Land übertragen. Die Bundesländer Schleswig-Holstein, Nieder- Mittlere Elbe sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom- Größe: 43 000 ha mern und Sachsen-Anhalt beantragten gemein- Regierungsbezirk: Dessau sam im Frühjahr 1997 bei der UNESCO die Kreisfreie Stadt: Dessau Anerkennung der Flusslandschaft Elbe als Bios- Landkreise: Anhalt-Zerbst, phärenreservat auf einer Fläche von 375 000 ha. Bitterfeld, Mit der Urkunde v. 15.12.1997 bestätigte die Köthen, UNESCO das Vorhaben, so dass jetzt der Elbe- Regierungsbezirk: Magdeburg lauf und angrenzende Bereiche von der säch- Landkreise: , sischen Grenze bei Pretzsch in Sachsen-Anhalt Schönebeck bis Geesthacht in Schleswig-Holstein auf einer Codierung: BR_0001LSA Länge von ca. 400 Stromkilometern der insge- Verordnung: VO v. 12.09.1990 (GBl. samt 1091 km langen Elbe entsprechend den d. DDR. SDr. 1474 - Berlin v. 01.10.1990, S. Kriterien des „Man and Biosphere“-Program- 3) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA. mes der UNESCO erhalten bzw. entwickelt wer- - 8(1997)1 v. 02.01.1997, S. 2 - Rechtsberei- den. Mit dieser Ausdehnung gehört das Bios- nigungsgesetz) phärenreservat „Flußlandschaft Elbe“ zu den größten in Europa. Zur Zeit läuft das Verfahren zur Verordnung Im Biosphärenreservat liegen die NSG „Cras- des Biosphärenreservats „Flusslandschaft Mitt- sensee“, „Diebziger Busch“, „Dornburger Mo- lere Elbe“ nach Landesrecht mit einer erhebli- saik“, „Krägen-Riß“, „Möster Birken“, „Neolith- chen Flächenerweiterung auf ca. 121 500 ha. In Teich“, „Saalberghau“, „Sarenbruch“, „Schönitzer diesen Erweiterungsflächen wurden im Jahr See“, „Steckby-Lödderitzer Forst“, „Steinhorste“, 2002 insgesamt ca. 340 ha für Naturschutz- „Taubequellen“, „Untere Mulde“, „Wulfener zwecke nach dem EALG aus Bundesbesitz an Bruchwiesen“ sowie das LSG „Mittlere Elbe“. das Land übertragen.

Historie der Unterschutzstellung: Beschreibung und Kartendarstellung:

Am 24.11.1979 bestätigte der Internationale s. NSG-Buch S. 42/43 und LSG-Buch ab S. 282 Koordinierungsausschuss des MAB-Program- sowie im Ergänzungsband ab S. 363 mes der UNESCO die Ernennung des 3 128 ha großen NSG „Steckby-Lödderitzer Forst“ zum Literaturergänzung: 1, 10, 19, 46, 88, 107, Biosphärenreservat „Steckby-Loedderitz 210, 218, 226, 330, 350, 366, 367, 391, 393, Forest“, festgeschrieben in der Urkunde vom 395, 397, 398, 425, 437, 453, 455, 463, 501, 10.01.1980. Umfangreiche NSG-Neuverord- 591, 607, 765, 766, 788, 841, 844, 847, 853, nungen und -Erweiterungen in den folgenden 877, 878, 902, 974, 1029, 1214, 1243, 1248, Jahren vergrößerten das bisherige Biosphären- 1255, 1262, 1265, 1269, 1286, 1287, 1300, reservat (BR) auf 17 500 ha; die Bestätigung 1301, 1329, 1339, 1340, 1341, 1343, 1359, für dieses wesentlich veränderte zweiteilige 1367, 1369, 1381, 1409, 1410, 1445, 1447, Cluster-Reservat erfolgte am 29.01.1988 als 1454, 1461, 1464, 1465, 1466, 1467, 1468, „Middle Elbe Biosphere Reserve“. 1473, 1474, 1475, 1476, 1493, 1500, 1501, Die Arbeit am „Nationalparkprogramm“ der 1502, 1503, 1504, 1505, 1506, 1510, 1511, ehemaligen DDR seit Januar 1990 führte auch 1521, 1527, 1528, 1531, 1535, 1539, 1540, für dieses BR zur Verordnung über die Festset- 1541, 1547, 1549, 1554, 1555, 1560, 1598, zung von Naturschutzgebieten und einem Land- 1599, 1600, 1601, 1602, 1621, 1637, 1663, schaftsschutzgebiet von zentraler Bedeutung 1681, 1688, 1692, 1708, 1714, 1723, 1732, als Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ vom 1733, 1744, 1752, 1756, 1758, 1765, 1775, 12.09.1990 und zur Ausdehnung auf 43 000 ha. 1776, 1778, 1779, 1815, 1816, 1817, 1819, Die so genannte „Artikel-VO“ v. 16.12.1999, 1823, 1826, 1858, 1859, 1872, 1873, 1894, die mit Änderungs-Verordnung v. 01.12.2000 bis 1902, 1903, 1928, 1930, 1977, 2042, 2064, zum 01.07.2005 ihre Gültigkeit behält, regelt 2065, 2066, 2076, 2081, 2082, 2092, 2094, spezielle landwirtschaftliche Nutzungen im Bios- 2124, 2127, 2137, 2138, 2139, 2168, 2198, phärenreservat. 2247, 2256, 2260, 2264, 2276, 2291, 2297, Im Jahre 2002 wurden im Biosphärenreservat 2301, 2326, 2328, 2335, 2347, 2348, 2349, „Mittlere Elbe“ insgesamt ca. 1 400 ha für Na- 2350, 2351, 2356, 2376, 2392, 2427, 2428, turschutzzwecke nach dem EALG aus Bundes- 2454, 2476, 2477, 2478, 2479, 2480, 2485,

66 2486, 2487, 2492, 2493, 2494, 2495, 2497, auf Grund der Vielzahl der Gewässerläufe ge- 2499, 2500, 2501, 2506, 2508, 2509, 2513, rechnet. Bemerkenswert ist die Neuansiedlung 2518, 2519, 2530, 2535, 2537, 2545, 2550, des Seeadlers, etwa 50 km vom geschlosse- 2552, 2576, 2605, 2606, 2607, 2638, 2648, nen Verbreitungsgebiet im Elbetal entfernt. 2655, 2669, 2670, 2698, 2714, 2730, 2734, Von 1992–2003 wurde im Drömling ein Na- 2749, 2772, 2779, 2822, 2849, 2862, 2865, turschutzgroßprojekt „Drömling/Sachsen-An- 2866, 2867, 2956, 2957, 2966, 2991, 2998, halt“ des Bundes, des Landes Sachsen-Anhalt, 3000, 3001, 3015, 3076, 3084, 3101, 3113, des Altmarkkreises Salzwedel und des Ohre- 3123, 3140 kreises durchgeführt. Träger dieses Naturschutz- großprojektes ist der „Zweckverband Natur- schutzprojekt Drömling/Sachsen-Anhalt“, ge- Naturpark Drömling gründet am 06.11.1991 durch die damaligen Landkreise Gardelegen, Haldensleben und Größe: 27 820,60 ha Klötze sowie die Umweltstiftung WWF Deutsch- Regierungsbezirk: Magdeburg land. Bereits im selben Jahr wurde vom Ver- Landkreise: , band der Antrag gestellt, das Naturschutzpro- Ohrekreis jekt in das Förderprogramm der Bundesrepu- Codierung: NUP0001LSA blik Deutschland „Zur Errichtung und Siche- Verordnung: VO v. 12.09.1990 (GBl. rung schutzwürdiger Teile von Natur und d. DDR. SDr. 1478 - Berlin v. 01.10.1990, S. Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer 3) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA. Bedeutung - Naturschutzgroßprojekte“ aufzu- - 8(1997)1 v. 02.01.1997, S. 2 - Rechtsberei- nehmen. Dies erfolgte bereits am 07.07.1992 nigungsgesetz) mit der Bestätigung durch den Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit. Ziel des Projektes ist die Erhaltung, Ent- Im Naturpark liegen die NSG „Bekassinenwie- wicklung und Erweiterung des Lebensraumes se“, „Böckwitz-Jahrstedter Drömling“, „Breiten- für bestandsbedrohte und vom Aussterben roder-Oebisfelder Drömling“, „Jeggauer Moor“, bedrohte Tier- und Pflanzenarten des Feucht- „Nördlicher Drömling“, „Stauberg“ und „Südli- grünlandes. Dabei kommt dem noch großflä- cher Drömling“ sowie das LSG „Drömling“. chig vorhandenen Moorkörper im Drömling eine Schlüsselposition zu. Die durchschnittli- Historie der Unterschutzstellung: chen Moormächtigkeiten betragen heute nur noch 0,2 bis 0,4 m. Würde der Torfabbau und Mit dem Nationalparkprogramm der ehemali- die Umwandlung der Niedermoore in Anmoore gen DDR wurde auch durch die Verordnung v. weiter fortschreiten, so wäre spätestens in 12.09.1990 über die Festsetzung von Natur- 50–80 Jahren der größte Teil des Drömlings in schutzgebieten und einem Landschaftsschutz- eine Sandniederung mit wenigen Moorinseln gebiet von zentraler Bedeutung der Naturpark umgewandelt. Die Erhaltung des Moorkörpers „Drömling“ in der Größe von 25 706 ha ausge- ist somit die wichtigste und dringendste Auf- wiesen. Mit dem Pflege- und Entwicklungsplan gabe. Notwendig sind dafür die Stabilisierung Drömling, vom MRLU am 25.08.1997 in Kraft des Wasserhaushaltes im Gebiet und die Aus- gesetzt, wurde die Größe auf 27 820,60 ha hagerung des Feuchtgrünlandes. Dies dient korrigiert. auch der Verbesserung der Wasserqualität. Die so genannte „Artikel-VO“ v. 16.12.1999, Aufgrund der gesamtstaatlich repräsentati- die mit Änderungs-Verordnung v. 01.12.2000 ven Bedeutung des Drömlings wird die Umset- bis zum 01.07.2005 ihre Gültigkeit behält, re- zung des Naturschutzgroßprojektes von der gelt spezielle landwirtschaftliche Nutzungen im Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch Naturpark. das Bundesamt für Naturschutz (BfN), mit er- heblichen finanziellen Mitteln gefördert. Vom Beschreibung und Kartendarstellung: Gesamtvolumen tragen der Bund 73,94 %, das Land Sachsen-Anhalt 15,64 % und der Zweck- s. NSG-Buch S. 44/45 und LSG-Buch ab S. 109 verband als Projektträger 10,42 %. sowie im Ergänzungsband ab S. 317; Ergänzun- Entsprechend den Vereinbarungen mit dem gen: BfN dient die Projektförderung v. a. dem Grund- erwerb und der Durchführung biotopverbes- Die Zahl der Biberreviere hat sich seit der Wie- sernder Maßnahmen. Das Land Sachsen- derbesiedlung 1994 bis zum Jahr 2002 auf 25 Anhalt hat sich in diesem Zusammenhang ver- entwickelt; mit einer weiteren Zunahme wird pflichtet, Maßnahmen zur Stabilisierung und

67 Optimierung des Gebietswasserhaushaltes um- begründet, Hauptaugenmerk wurde auf die zusetzen. Schwerpunkte der bisherigen Projek- Umwandlung naturferner Waldbestände aus tumsetzung lagen v. a. in der Extensivierung der Hybridpappel und Fichte in drömlingstypische Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, Mischwälder gelegt. der Biotopanlage und der Renaturierung. Die Renaturierung umfasst u. a. auch den Der Erwerb von bisher in privatem Eigentum Rück- bzw. Umbau von ehemaligen Melkstän- befindlichen Flächen ist eine wesentliche Grund- den und nicht mehr genutzten Gebäuden im lage aller weiteren Tätigkeiten des Projektträ- Projektgebiet. Altbauten konnten bisher in drei gers. Erst auf Eigentumsflächen ist es effizient Fällen zu Fledermaus-Winterquartieren umge- möglich, die landwirtschaftliche Bewirtschaf- staltet werden. Anbei gelegene ehemalige Hof- tung den Projektzielen entsprechend zu steu- und Gartenflächen wurden zur Anlage von ern und die notwendigen biotoplenkenden Streuobstwiesen genutzt. Maßnahmen umzusetzen. Zurzeit stehen etwa Weiterführende Aufgaben bestehen in der 3 500 ha im Eigentum des Zweckverbandes. Durchführung von Flurneuordnungen, Agrar- Von diesen Eigentumsflächen des Projektträ- strukturellen Entwicklungsplanungen und von Ef- gers sind die landwirtschaftlich nutzbaren zu fizienzkontrollen zur Ermittlung des Projekterfol- 100 % verpachtet. Gegenwärtig werden die ges. Schwerpunkt der nächsten Jahre ist die Flächen von 77 Betrieben bewirtschaftet. Mitarbeit in mehreren vorgesehenen Flurneuord- Grundsätzliche Ziele sind: Ackerflächen in nungsverfahren; es wird im Hinblick auf die für Grünland umzuwandeln, die Anwendung von eine Wasserstandsanhebung erforderlichen Ge- Bioziden und Düngemitteln auszuschließen nehmigungsverfahren eine Arrondierung von sowie bestimmte extensive Nutzungsformen zu Zweckverbandsflächen angestrebt. Die Stabilisie- etablieren. Dies wird entweder über entspre- rung der Grundwasserstände bedeutet die nach- chende Regelungen im Rahmen der Pacht- haltige ökologische Sicherung des bisher erreich- verträge oder über die Teilnahme des Pächters ten Projektstandes. Der Pflege- und Entwick- am Vertragsnaturschutzprogramm des Landes lungsplan von 1996 soll aktualisiert werden. Darü- Sachsen-Anhalt umgesetzt. ber hinaus ist die Erarbeitung eines Konzeptes Seit 1992 wurden 740 ha Ackerland wieder zur Sicherstellung der laufenden Pflege der ange- in Grünland umgewandelt. Auf etwa 5 100 ha legten Biotope eine zwingende Notwendigkeit. wurde über Verpflichtungen im Rahmen des Im Jahr 2002 wurden im Naturpark „Dröm- staatlichen Vertragsnaturschutzes die Nichtan- ling“ insgesamt ca. 170 ha für Naturschutz- wendung von Bioziden und Düngemitteln ver- zwecke nach dem EALG aus Bundesbesitz an einbart. Gleichzeitig gelten auf diesen Flächen das Land übertragen. Regelungen zu Nutzungsterminen und Bewirt- schaftungsformen, welche dem Wiesenbrüter- Literaturergänzung: 22c, 186, 222, 545, schutz dienen sollen. 696a, 743, 847, 974, 1178, 1233, 1234, 1235, Bis zum Jahre 2002 wurden 70 Feuchtbioto- 1239, 1249, 1256, 1257, 1258, 1271, 1276, pe neu angelegt, insbesondere Wiesensenken, 1278, 1303, 1309, 1310, 1311, 1312, 1313, Kleingewässer und Grabentaschen. Als beson- 1314, 1315, 1316, 1317, 1318, 1319, 1320, ders effektiv haben sich flache Senken erwie- 1331, 1332, 1333, 1336, 1337, 1366, 1368, sen, die im extensiv bewirtschafteten Grünland 1382, 1383, 1384, 1385, 1386, 1387, 1389, liegen. 1390, 1393, 1394, 1395, 1396, 1397, 1400, Wiesenbrüter finden in den künstlich geschaf- 1401, 1402, 1403, 1412, 1438, 1439, 1457, fenen Biotopen weichen, stocherfähigen Boden 1459, 1479, 1480, 1488, 1493, 1525, 1526, zur Nahrungssuche. Darüber hinaus entwickelt 1530, 1562, 1567, 1572, 1573, 1589, 1591, sich in den Senken eine nur lückige Pflanzen- 1592, 1593, 1638, 1683, 1684, 1718, 1719, decke, die den Küken der Wiesenbrüter die 1740, 1759, 1765, 1783, 1785, 1792, 1826, Fortbewegung und Nahrungsaufnahme ermög- 1860, 1875, 1876, 1893, 1895, 1931, 1945, licht. Untersuchungen in zahlreichen Grünland- 1946, 1947, 1948, 1949, 1950, 1951, 1952, gebieten Deutschlands haben gezeigt, dass 1954, 1957, 1958, 1961, 1976, 1981, 1983, Wiesenbrüterpopulationen infolge hoher Kü- 1988, 2007, 2008, 2009, 2019, 2024, 2028, kensterblichkeit beim Fehlen solcher Struktur- 2036, 2054, 2056, 2057, 2058, 2059, 2071, elemente zum Aussterben verurteilt sind. Posi- 2094, 2095, 2097, 2098, 2099, 2100, 2101, tive Auswirkungen hat die Neuanlage der Flut- 2102, 2103, 2104, 2105, 2106, 2107, 2109, rasen auch auf die Flora und die wirbellosen 2110, 2111, 2112, 2118, 2121, 2122, 2123, Faunenelemente. 2140, 2141, 2142, 2146, 2174, 2177, 2202, In den letzten Jahren wurden auch Gehölz- 2203, 2204, 2205, 2206, 2207, 2210, 2229, pflanzungen vorgenommen und Wald neu 2235, 2236, 2237, 2238, 2239, 2244, 2265,

68 2266, 2272, 2282, 2283, 2284, 2286, 2287, umgesetzt werden. Nach der politischen 2291, 2295, 2299, 2320, 2332, 2381, 2420, Wende schlugen erstmals die Umweltminister 2444, 2446, 2451, 2452, 2453, 2481, 2483, Sachsens und Sachsen-Anhalts in der Erklä- 2503, 2510, 2529, 2563, 2564, 2565, 2566, rung vom 11.10.1992 die Wandlung des LSG 2567, 2568, 2569, 2570, 2571, 2598, 2616, in einen Naturpark vor. Dies geschah auf Anre- 2626, 2675, 2679, 2699, 2700, 2709, 2712, gung des 1990 gegründeten, ab 1992 länder- 2713, 2742, 2745, 2746, 2753, 2754, 2755, übergreifend arbeitenden Vereines „Dübener 2756, 2757, 2758, 2759, 2776, 2785, 2789, Heide“ e. V. im Vorgriff auf die rechtliche 2813, 2821, 2824, 2825, 2827, 2829, 2835, Umsetzung gemäß der Anforderungen nach 2878, 2879, 2886, 2888, 2889, 2890, 2891, den Naturschutzgesetzen der Länder Sachsen 2893, 2894, 2895, 2906, 2909, 2911, 2912, und Sachsen-Anhalt. In den Folgejahren galt 2913, 2914, 2920, 2922, 2960, 2986, 2988, es, die naturschutzfachlichen Grundlagen der 2990, 3002, 3003, 3004, 3006, 3007, 3008, Naturparkausweisung einschließlich seiner 3009, 3010, 3011, 3060, 3061, 3062, 3063, Zonierung zu erarbeiten und umfangreich vor 3069, 3071, 3074, 3077, 3078, 3079, 3080, Ort zu diskutieren. Der Einbeziehung in den 3085, 3088, 3106, 3111, 3121, 3129, 3132, Naturpark liegen i.d.R. Gemeinderatsbeschlüs- 3139, 3143 se der betroffenen Kommunen zugrunde. Mit Fördermitteln des Ministeriums für Um- welt und Naturschutz wurde für den sachsen- anhaltinischen Teil die Planungsgrundlage für Naturpark Dübener Heide/ das Naturparkkonzept bis zum Jahresende Sachsen-Anhalt 1994 erstellt. Der Verein „Dübener Heide“ e. V. als künftiger Größe: 42 750 ha Träger des Naturparkes führte mit Landratsäm- Regierungsbezirk: Dessau tern und Bürgermeistern der Landkreise Witten- Landkreise: Bitterfeld, Wittenberg berg und Bitterfeld am 28./29.11.2000 Informa- Codierung: NUP0003LSA tionsveranstaltungen zum Stand der Verord- Verordnung: VO v. 20.06.2002 nung und zur Abgrenzung durch. In den Jahren (GVBl. LSA. - 13(2002)34 v. 01.07.2002, 2001/2002 folgte das formelle Ausweisungsver- S. 282) fahren gemäß § 26 NatSchG LSA durch das Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft Im Naturpark liegen die NSG „Jösigk“, „Lausi- und Umwelt. Die Verordnung vom Juni 2002 trat ger Teiche und Ausreißer-Teich“, „Mark Naun- mit Wirkung v. 01.01.2003 in Kraft. dorf“, „Schlauch Burgkemnitz“, „Thielenhaide“ Auf der sächsischen Seite erfolgte die Unter- und „Tiefkippe Schlaitz“ sowie die LSG „Dübe- schutzstellung als Naturpark „Dübener Heide“ ner Heide“ und „Muldeaue Pouch-Schwemsal“. bereits mit Verordnung v. 01.12.2000.

Schutzziel: Kurzcharakteristik:

Erhaltung und Wiederherstellung der für den Der Naturpark „Dübener Heide/Sachsen-An- Naturraum typischen Vielfalt, Eigenart und halt“ deckt sich weitgehend mit dem LSG „Dü- Schönheit als Grundlage für die Erholung des bener Heide“; s. S. 318, und dem LSG „Mulde- Menschen und zur Sicherung und Verbesse- aue Pouch-Schwemsal“, s. S. 367. rung der ökologischen und wirtschaftlichen Der Naturpark ist Teil des mit etwa 1 000 km2 Lebensgrundlage der Bevölkerung; Entwick- größten zusammenhängenden Waldgebietes lung zu einem Naturpark, in dem eine bei- der mitteldeutschen Tiefebene. spielhafte Regionalentwicklung sowie eine Die Dübener Heide ist wegen ihres Wald- nachhaltige, schonende Nutzung der natür- reichtums, ihrer landschaftlichen Vielfalt und lichen Ressourcen, Landschaftspflege und kulturellen Anziehungspunkte ein traditionelles Schutz von Ökosystemen gewährleistet werden. Wochenend- und Naherholungsgebiet für den Großraum Halle-Leipzig-Bitterfeld. Der nörd- Historie der Unterschutzstellung: liche und südliche Bereich des Naturparkes „Dübener Heide/Sachsen-Anhalt“ ist durch Die Idee zur Einrichtung eines länderüber- eine aufgelockerte Wald-Acker-Landschaft ge- greifenden „Naturschutzparkes“ existierte be- kennzeichnet, während den zentralen Bereich reits im Nationalparkprogramm der ehemaligen eine geschlossene Waldlandschaft bedeckt. DDR, konnte aber durch den engen Zeitplan Dominierende Baumart ist die Kiefer, nachdem zwischen Januar und September 1990 nicht im Zuge einer in den letzten Jahrhunderten in-

69 tensivierten Forstwirtschaft die potenziell na- aus seinen Naturschönheiten, sondern wesent- türlichen Waldgesellschaften in der Dübener lich auch aus dem Erhalt seiner kulturhistori- Heide stark zurückgedrängt wurden. schen Stätten und dem Angebot an touristi- Charakteristisch für den niederschlagsrei- schen und kulturellen Veranstaltungen. Das cheren zentralen und südlichen Teil der Dübe- Rosenfest in Schleesen, die Sonnwendfeier ner Heide wären Hainsimsen-Buchenwälder am Bergwitzsee, das Parkfest in Radis und das und Waldmeister-Buchenwälder. Randlich um- Turmfest in Uthausen bezeugen beispielhaft schließen Standorte der Linden-Traubeneichen- die zahlreichen Aktivitäten. Hainbuchen-Wälder den Kern der Dübener Zu den sehenswerten Denkmälern des Na- Heide. Bei Staunässeeinfluss kann sich die turparkes „Dübener Heide/Sachsen-Anhalt“ Stieleiche in die natürlichen Waldgesellschaf- zählen neben Burgen, Schlössern und Her- ten einbringen. In Tälern und Niederungen tre- renhäusern auch zahlreiche kulturhistorisch ten auch Eichenwälder im Komplex mit Stielei- wertvolle Kirchen, Kapellen und Rathäuser. chen-Hainbuchenwäldern auf. Anmoorstandor- Das Wasserschloss Reinharz, das Schloss te werden von Erlen-Eschen-Wäldern und Nie- Pretzsch, die Herrenhäuser Radis, Burgkemm- dermoorstandorte von Erlenbrüchen verschie- nitz, Pouch und Schköna sowie die Dorfkir- dener Ausprägung eingenommen. Reste die- chen von Schwemsal, Jüdenberg und Burgkem- ser ehemals verbreiteten natürlichen Waldbe- nitz seien hier stellvertretend genannt. Viele stockung werden in Naturschutzgebieten erhal- der Burgen, Schlösser und Herrenhäuser be- ten und gepflegt. Sie tragen ganz wesentlich sitzen noch alte Parkanlagen, die eine eigene zum ökologischen und Erholungswert dieser Anziehungskraft auf Besucher ausüben. Hinzu Landschaft bei. kommen kleinere Museen, wie das Museum Die Vielfalt an Lebensraumangeboten im Na- alter Buchdruckmaschinen in Kemberg und das turpark „Dübener Heide/Sachsen-Anhalt“ be- Landschaftsmuseum in Bad Düben (Sachsen) dingt eine mannigfaltige Pflanzen- und Tierwelt. sowie handwerkliche Schaubetriebe, z. B. die Die Attraktivität des Naturparkes „Dübener Schautöpfereien Radis und Lubast und die Heide/Sachsen-Anhalt“ ergibt sich nicht nur Köhlerei Eisenhammer, die zu Besichtigungen

Maßstab 1: 300 000 Biotop- und Nutzungstypen

70 Südufer des Bergwitzsees (September 1992) einladen. Historische Stadtzentren, wie das von und Surfen sind dort ebenso möglich wie auf Bad Schmiedeberg mit seiner mittelalterlichen dem Muldestausee, wo Seerundfahrten ange- Stadtbefestigung, der spätgotischen Stadtkirche, boten werden. Am Muldestausee lohnt sich dem Renaissance-Rathaus und seinen Kuran- außerdem ein Besuch des „Hauses am See“ lagen, alte Dorfkerne und erschlossene Boden- mit einer interessanten Ausstellung zur Flora denkmale ergänzen das Angebot an attraktiven und Fauna des Gebietes. Sehenswürdigkeiten. Das Gebiet des Naturparkes wird in drei Zo- Naturverbundene Erholungsmöglichkeiten nen gegliedert. bietet vor allem das ausgedehnte Netz von Die Zone I umfasst alle Naturschutzgebiete. markierten Wanderwegen. Größere Wanderun- Sie dient den Zielen des Naturschutzes entspre- gen zu Fuß oder mit dem Rad können auf län- chend der Schutzzielbestimmungen der jewei- geren Routen wie dem Lutherweg oder dem ligen Schutzgebietsverordnungen. Heidekammweg unternommen werden. Zahl- In den Naturschutzgebieten besitzen die Be- reiche Wanderwege gehen von Kemberg, Bad lange des Naturschutzes Vorrang vor einer Schmiedeberg, Gräfenhainichen oder Bad Dü- touristischen Erschließung. Ihre Einbeziehung ben aus. Rundwanderwege um den Bergwitz- in das Wanderwegenetz der Dübener Heide see und den Muldestausee bieten besondere muss unter Vermeidung von Störfaktoren durch Erlebnisse. In Bergwitz kann der Naturlehrgar- eine behutsame Linienführung und Sensibili- ten besucht werden. Es stehen in vielen Orten sierung der Wanderer durch Informationstafeln auch Kremser zur Verfügung, zahlreiche Pfer- und Naturlehrpfade erfolgen. dehöfe bieten ihre Dienste an. Die Zone II umfasst die Landschaftsschutz- Selbst für die Ausübung des Wassersports gebiete. Sie dient den Zielen der landschafts- bestehen im Naturpark „Dübener Heide/Sach- bezogenen Erholung unter dem Aspekt eines sen-Anhalt“ zahlreiche Möglichkeiten; viele Ge- naturverträglichen Tourismus entsprechend wässer sind zum Schwimmen geeignet. Am der Schutzzielbestimmungen der Verordnun- Bergwitzsee besteht eine Tauchschule; Segeln gen.

71 Die Zone III umfasst die nicht als NSG oder LSG ausgewiesenen Bereiche und dient der Naturpark Saale-Unstrut- Schaffung einer geeigneten Infrastruktur für die Triasland Entwicklung des Fremdenverkehrs sowie der sonstigen, den Zielen des Naturparks nicht Größe: 71 167 ha zuwiderlaufenden, wirtschaftlichen und struk- Regierungsbezirk: Halle turellen Entwicklung. Landkreise: , Die Aufgaben zur Entwicklung des Naturpar- Weißenfels kes werden sowohl im Rahmen der gesetzlich Codierung: NUP0002LSA geregelten Zuständigkeiten durch die Oberen Verordnung: VO v. 02.02.2000 (GVBl. und Unteren Naturschutzbehörden als auch LSA. - 11(2000)6 v. 10.02.2000, S. 134) darüber hinaus im Rahmen der Trägerschaft wahrgenommen. Träger des Naturparkes „Dü- Im Naturpark liegen die NSG „Forst Bibra“, bener Heide/Sachsen-Anhalt“ ist der Verein „Göttersitz“, „Halbberge bei “, „Hirsch- „Dübener Heide“ e. V. in Tornau. rodaer Graben“, „Neue Göhle“, „Saaleaue bei Goseck“, „Saale-Ilm-Platten bei Bad Kösen“, Literatur: 112, 144, 158, 241, 280, 281, 279, „Tote Täler“, „Trockenrasenflächen bei Kars- 282, 284, 285, 286, 287, 288, 289, 314, 339, dorf“, „Wendelstein“ sowie die LSG „Leineweh- 340, 341, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 498, tal“, „Finne-Triasland“, „Saale“, „Unstrut-Trias- 499, 503, 505, 567, 568, 569, 570, 571, 580, 600, 601, 641, 643, 644, 645, 646, 677, 889, Maßstab 1: 300 000 935, 1035, 1064, 1067, 1120, 1189, 1218, 1220, 1224, 1252, 1260, 1287, 1290, 1296, 1297, 1321, 1322, 1338, 1347, 1379, 1421, 1447, 1455, 1518, 1571, 1603, 1606, 1607, 1611, 1614, 1615, 1616, 1617, 1618, 1619, 1620, 1632, 1633, 1634, 1666, 1681, 1708, 1810, 1811, 1812, 1824, 1825, 1834, 1837, 1838, 1840, 1863, 1905, 1905a, 1907, 1911, 1999, 2025, 2026, 2031, 2061, 2088, 2090, 2094, 2136, 2148, 2160, 2161, 2163, 2164, 2200, 2345, 2369, 2388, 2438, 2441, 2506, 2520, 2552, 2600, 2613, 2622, 2623, 2653, 2773, 2816, 2855, 2952, 3090, 3096, 3097, 3098, 3099, 3100, 3107

72 land“; teilweise die NSG „Schmoner Busch, Historie der Unterschutzstellung: Spielberger Höhe und Elsloch“ und „Steinklö- be“ sowie das LSG „“. Der Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ wurde bereits 1990 im so genannten Nationalparkpro- gramm der DDR als „Naturschutzpark“ konzi- Schutzziel: piert, fand allerdings wegen der zu kurzen Vor- bereitungszeit für die Verordnung keine rechtli- Erhaltung und Wiederherstellung der für den che Festsetzung. Naturraum der Schichtstufenlandschaften an Am 19.12.1991 gründeten u. a. 29 Bürger- mittlerer Saale und unterer Unstrut typischen meister des Landkreises Nebra unter dem Vor- Vielfalt, Eigenart und Schönheit einer histori- sitz des Landrates den Verein „Naturpark Un- schen Kulturlandschaft als Grundlage für die strut-Triasland“. Bereits zur 1. Naturschutzkon- Erholung des Menschen; Erhalt und Förderung ferenz des Landes Sachsen-Anhalt im Novem- der kulturhistorischen Werte und Traditionen ber 1992 wurde das Konzept des Naturparkes sowie der typischen Landnutzungsformen wie vorgestellt. z. B. den Terrassenweinbau; schutzzonenspe- Am 23.01.1993 entschloss sich der Förder- zifische Erschließung des Naturparkes für den verein zur Erweiterung auf das „Saale-Unstrut- Fremdenverkehr, verbunden mit gezielter Öf- Triasland“ und zur Öffnung für alle Anlieger- fentlichkeitsarbeit. kreise; am 10.06.1993 gab der Kreistag von Biotop- und Nutzungstypen

73 Blick von Zscheiplitz nach Freiburg (August 2003)

Naumburg seine Zustimmung zur Naturparkpla- Saale sowie der mittleren Saale von der Lan- nung. desgrenze im Süden über Bad Kösen, Naum- Das formelle Verfahren lt. § 26 NatSchG LSA burg bis Weißenfels. Im Westen erreicht der zur Ausweisung des Naturparkes wurde am Naturpark die Finne und die Schrecke. Die 02.12.1997 auf einer Bürgerversammlung in nördliche Grenze schließt Teile des Ziegelro- Zscheiplitz durch die Umweltministerin H. Hei- daer Forstes und den südlichen Rand der decke eröffnet. Die nach neuem Recht verord- Querfurter Platte von Nebra über Laucha und neten Landschafts- und Naturschutzgebiete Freyburg bis Weißenfels ein. Der östliche Be- bildeten die Grundlage für die Zonierung des reich wird durch das Wethautal geprägt. Naturparkes. Am 18.09.1999 verkündete die Der Naturpark liegt mit seinem Ostteil inner- Umweltministerin I. Häusler den Naturpark auf halb der Landschaftseinheiten der Ilm-Saale- der regionalen Naturschutzkonferenz, im Feb- Muschelkalkplatte und des Halle-Naumburger ruar 2000 folgte die Verordnung des Natur- Saaletals sowie mit seinem Westteil innerhalb parks „Saale-Unstrut-Triasland“ im Burgenland- der Landschaftseinheit des Helme-Unstrut- kreis und im Landkreis Weißenfels durch die Buntsandsteinlandes. Im Südwesten werden Oberste Naturschutzbehörde. Gebiete des Keuperbeckens bei Eckartsberga erfasst. Die Muschelkalk- und Buntsandstein- Kurzcharakteristik: platten mit ihren mächtigen Lössauflagen be- stimmen flächig die Landschaft. Insbesondere Der Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ erfasst aber wird diese durch die Täler von Unstrut, die Muschelkalk- und Buntsandstein-Schicht- Saale und unterbrochen. Im härteren stufenlandschaften an der unteren Unstrut zwi- Buntsandstein sind diese Täler teilweise eng, schen Memleben und der Mündung in die weiten sich aber in den Muschelkalklandschaf-

74 ten erheblich auf. Die Steilhänge des unteren Anschaulich präsentiert ein Geologischer Muschelkalks prägen dort die Täler. Lehrpfad „Unsere Umwelt vor 250 Millionen Die klassische schüsselförmige Anordnung Jahren“, der sechs geologische Aufschlüsse der Triasschichten ist im Gebiet des Naturpar- vom Zechstein über den Buntsandstein bis in kes nur noch eingeschränkt zu finden. Ursache den Muschelkalk vorstellt, die geologische dafür ist die tektonische Hebung des Kyffhäu- Entstehung der Landschaften im Naturpark. sers und des Harzes, die dazu führte, dass jün- Auf Rundwanderwegen bei Wangen und Ne- gere Schichten in der Nähe der beiden Gebir- bra, als Teile des geologischen Lehrpfades, ge bis auf den Buntsandstein abgetragen wur- sind an beiden steilen Unstruthängen die Über- den. Damit liegen heute regionalgeologische gänge des Unteren zum Mittleren Buntsand- Einheiten unterschiedlichen Alters nebenein- stein in eindrucksvollen ehemaligen Steinbrü- ander. Die weite, eingesenkte Unstrutniede- chen aufgeschlossen. rung westlich vom Wendelstein, der aus Zech- Klimatisch ist das Gebiet stark begünstigt. Es stein mit dem am Südhang ausstreichenden weist warme und trockene Sommer und rela- Werra-Anhydrit besteht, wird von der Auslau- tiv milde Winter auf. Für die Höhenlagen sind gung der Zechsteinsalze, die unter dem Bunt- Jahresmitteltemperaturen zwischen 8,0°C und sandstein liegen, verursacht. Die Talweitung 8,5°C und Julimittelwerte zwischen 17,5°C bis der Unstrut zwischen Nebra und Laucha geht 18,0°C charakteristisch. Die Talungen erwär- auf die Auslaugung von Buntsandsteingipsen men sich auf 8,5°C bis 9,0°C bei einem Juli- zurück. Während des Eiszeitalters wurden mittel von 18,0°C. Die Erwärmung der Täler mächtige Lössschichten vor allem zwischen wird durch die Reflexion der hellen Muschel- Querfurt, Freyburg und Weißenfels abgelagert. kalkhänge gefördert. Auch die durchschnitt- Die vorgegebene geologische Situation wird lichen jährlichen Niederschläge differieren auf durch die Erosion der Fließgewässer, insbe- den Höhen mit 500 bis 550 mm gegenüber den sondere durch die Saale mit Wethau sowie die Talungen mit nur 500 mm. Unstrut mit Biberbach und Hasselbach, model- Die Böden zeigen im Gebiet des Naturpar- liert. Bemerkenswert sind weiterhin die Trocken- kes ebenfalls unterschiedliche Eigenschaften. täler, beispielsweise die Disse bei Wetzendorf Auf den Plateaus wurden mächtige Lössde- oder die Toten Täler südlich Balgstädt. cken abgelagert. Aus ihnen entwickelten sich Als charakteristische Großformen der Trias- die fruchtbaren Schwarzerden. Unter Wald und Schichtstufenlandschaft gelten die Steilhänge bei höheren Niederschlägen haben sich auch und Platten. Bedeutende Platten sind die löss- Fahlerden gebildet. Auf den steilen Muschel- bedeckte Querfurter Muschelkalkplatte, das kalkhängen treten Rendzinen u. a. Kalkschutt- -Bibraer Muschelkalkplateau und böden auf. Auf den Ausläufern der Schrecke das Ziegelrodaer Buntsandsteinplateau. Die und der Ziegelrodaer Buntsandsteinplatte sind markanten Schichtstufen am Westrand der Braunerden bis Ranker aus schutthaltigem Querfurter Platte von Querfurt bis Freyburg, Sandlöss ausgebildet. Die Auen werden von am Bibra-Plößnitzer Stufenhang und im Saale- Auelehm ausgekleidet, den die Flüsse aus tal von Großheringen bis Naumburg werden ihren Herkunftsgebieten herantransportiert ha- von hartem Wellenkalk (unterem Muschelkalk) ben. Er bildet die Grundlage für die Entstehung gebildet. Die Schichtstufe des Ziegelrodaer fruchtbarer Ackerböden. Forstes, insbesondere zwischen Wangen und Die natürlichen Waldformationen im Natur- Nebra durch Altsteinbrüche in ihrer Wirkung park bestanden auf den Buntsandsteinpla- verstärkt, wird von hartem mittlerem Bunt- teaus aus Hainsimsen-Eichen-Buchenwald. Von sandstein gebildet. Zwischen Naumburg und der Querfurter Platte greift auf die niederschlags- der Schönburg gibt es durch die Ausräumung armen Gebiete der Waldlabkraut-Trauben- der weichen Schichten des Oberen Buntsand- eichen-Hainbuchenwald über. Für die Muschel- steins eine weite ausgedehnte Talaue, wäh- kalkstandorte ist Waldgersten-Rotbuchenwald, rend sich zwischen Leißling und Weißenfels Waldmeister-Rotbuchenwald und Linden-Bu- das Tal wieder verengt und der Mittlere Bunt- chenwald mit Übergang zum Waldlabkraut- sandstein steile Hänge bildet. Als markantes Traubeneichen-Hainbuchenwald charakteris- weißes Felsband bildet der Chirotherien-Sand- tisch. Sehr kleinflächig sind in den Auen Reste stein, das jüngste Schichtglied des Mittleren der Hart- und Weichholzaue erhalten. In den Buntsandsteins, zwischen Goseck und Mark- westlichen Bereichen stockten Erlen-Bruch- werben auf der nördlichen Talseite die obere und Erlen-Eschenwälder. Diese wurden in den Hangkante des Saaletales. Das namensge- östlich gelegenen, stark mit Auelehm bedeck- bende Fossil „Chirotherium barthi“ wurde 1902 ten Auen von Eschen-Ulmenwäldern abgelöst. in Markwerben gefunden. Diese ursprünglich nahezu vollständige Wald-

75 Muschelkalkhänge bei Saaleck (November 1992)

76 bedeckung wurde durch die menschliche Nut- Waldbaumläufer, Misteldrossel, Kernbeißer, zung zurückgedrängt. Sommergoldhähnchen und Hohltaube. Charak- Sowohl die ebenen Plateaulagen als auch teristische Vögel der xerothermen Vegetations- die Tallagen werden heute durch landwirt- komplexe sind Sperber- und Dorngrasmücke, schaftliche Nutzung bestimmt, wobei der Wendehals, Grünspecht, Feldschwirl, Braun- Ackerbau überwiegt. Auf den Steilhängen der kehlchen, Grauammer und Neuntöter. Die durch Täler befinden sich in südlichen Expositionen Winter- und Frühjahrshochwässer überfluteten oft Weinberge. Es treten als extensive Nut- Unstrut- und Saaleauen bieten für Wintergäste zungsformen auch Streuobstwiesen und durch und Durchzügler günstige Rastbedingungen. Schafhutung entstandene Trockenrasen auf. Die struktur- und artenreichen Lebensräume Die Landschaft ist heute sehr waldarm. Nur im bieten auch einer großen Vielfalt von Insekten Bereich der Finne, der Schrecke und des Zie- gute Existenzbedingungen. Aus der Fülle der gelrodaer Forstes stocken großflächige Hain- Arten sei hier nur auf den Pillendreher, die simsen-Eichen-Buchen-Wälder. In den übrigen Zinnoberrote Röhrenspinne und die Rotflügelige Gebieten ist Wald in der Regel auf steilere Tal- Ödlandschrecke sowie die Bergzikade verwie- randlagen begrenzt. Auf den südexponierten sen. Die trockenwarmen Lagen des Unstrutge- Steilstufen des Muschelkalks und Buntsand- bietes zeichnen sich durch eine zahlenmäßig steins befinden sich teilweise artenreiche starke Gruppe südlich und südöstlich verbrei- xerotherme Wälder. teter Arten aus, deren interessanteste Vertreter Den besonderen naturschutzfachlichen Wert der Segelfalter, der Spieß- oder Große Eichen- des Naturpark-Territoriums begründen ganz bock und der Hirschkäfer sowie der Puppen- wesentlich die an südexponierten Steilstufen räuber und die verschiedenen Arten der Roten des Muschelkalks und des Buntsandsteins ver- Waldameise sind. breiteten xerothermen Vegetationskomplexe. Bemerkenswert sind weiterhin die im Natur- Diese setzen sich aus Niederwäldern und park vorkommenden Kriechtiere und Lurche, Buschwäldern an naturnahen Waldgrenz- so Schlingnatter, Bergmolch und Laubfrosch. standorten, aus wärmeliebenden Gebüschen, Alle im Naturpark vorkommenden Fledermaus- Staudensäumen, Magerrasen, Trockenrasen arten wie Großer Abendsegler, Kleine Hufei- und Felsfluren zusammen. Die Bestände sind sennase und Braunes Langohr, gehören zu überaus reich an Orchideen. So können Frauen- den stark gefährdeten oder vom Aussterben schuh, Purpur- und Helm-Knabenkraut, Blas- bedrohten Arten. Dem Erhalt ihrer Quartiere und ses Knabenkraut, Große Händelwurz sowie die Nahrungsgebiete wird daher vom Naturparkver- verschiedenen Waldvöglein-, Sitter- und Rag- ein besondere Aufmerksamkeit geschenkt. wurzarten gefunden werden. Weitere bemer- Seit 350 000 Jahren kann die Anwesenheit kenswerte Pflanzenarten sind Graues Sonnen- des Menschen im Gebiet des Naturparkes be- röschen, Deutscher Alant, Zottige Fahnenwi- legt werden. Eine intensive Besiedlung und ein cke, Zwerg-Steppenkresse, Badener Rispen- weitreichender Landesausbau vollzogen sich, gras, Pracht-Federgras, Frühlings-Adonisrös- getragen von den Klöstern und Burgen, vom 8. chen, Graue Skabiose sowie der Speierling als bis 11. Jh. Nach dem Zerfall des Karolingerrei- gefährdete Baumart. ches, dessen stabile Ostgrenze lange Zeit hin- Auf den niederschlagsreicheren Buntsand- durch die Saale gebildet hatte, wurde die Ge- steinplateaus fehlen die wärmeliebenden Ele- gend an der Unstrut von den sächsischen mente; es treten dafür Gebirgsarten auf. Herzögen beherrscht. Aus ihnen gingen im 11. Auf Muschelkalk kommt in den xerothermen und 12. Jh. die sächsisch-deutschen Ottonen Vegetationskomplexen eine sehr bemerkens- hervor. HEINRICH I. und vor allem OTTO I. ver- werte Pilzflora vor. Als Relikt der postglazialen legten das Zentrum des Heiligen Römischen Wärmezeit wird der Rotporige Feuerschwamm Reiches deutscher Nation vom Rhein in das eingeschätzt. Ebenfalls südlich verbreitet ist Gebiet von Weser und Elbe. In der Kaiserpfalz der Violettgrüne Klumpfuß. Auch der Satans- Memleben an der Unstrut verstarben König pilz ist an solche Standorte gebunden. HEINRICH I. und sein Sohn OTTO I. Im Saale-Un- Die Tierwelt ist im Naturpark entsprechend strut-Raum entstand das Bistum Naumburg/ der vielgestaltigen Lebensraumangebote reich Zeitz. Zu den ältesten Orten im Gebiet zählen entwickelt. In den altholzreichen, naturnahen Bad Bibra und Balgstädt, die bereits im Jahr Wäldern kommt eine Vielzahl von Vogelarten 786 beurkundet wurden. vor. Hervorgehoben seien nur Waldkauz und Vom späten 11. Jh bis Mitte des 13. Jh. ge- Waldohreule, Rotmilan, Schwarzmilan, Habicht hörte das Gebiet des heutigen Naturparkes und Wespenbussard, Klein-, Mittel-, Grau- und den Thüringer Landgrafen. Anschließend fielen Schwarzspecht, Pirol, Kleiber, Garten- und große Teile den Wettinern zu und von 1656

77 Saaleaue bei Goseck (Mai 1996)

bis 1746 unterstand es den Herzögen von Nebra, das Glockenmuseum in Laucha, die Sachsen-Weißenfels. Im Jahre 1815 wurde Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg und die das gesamte Gebiet preußisch und gehörte Burgen Schönburg, Saaleck, Rudelsburg und zur preußischen Provinz Sachsen. Eckartsburg. U. a. in den Orten Nebra, Bad Als markanteste Zeugen gehören zu dieser Bibra, Steinbach, Plößnitz und Bucha finden geschichtsträchtigen Kulturlandschaft Burgen sich historische Dorfkirchen, Parks und Guts- und Schlösser. Vom einfachen ländlichen Adels- häuser. Am Wegesrand sind beeindruckende sitz bis hin zum fürstlichen Residenzschloss Zeugen ländlicher Kultur, Lehmstampfbauten, kann der Interessierte an Saale und Unstrut Fachwerk- und Buntsandsteinhäuser, Pforten vieles finden. Deutsche Könige sowie Vertreter und Eingänge mit Sitznischen, historische Was- des hohen weltlichen und geistlichen Adels ser- und Windmühlen und Zeugen des traditio- lebten hier und entwickelten zu allen Zeiten nellen Handwerkes zu erleben. standesgemäße Wohn- und Hofkultur. Hervor- Die historische Kulturlandschaft des Natur- hebenswert sind überragende Zeugnisse der parkes „Saale-Unstrut-Triasland“ wird in hervor- Romanik, wie die Neuenburg, die Burg Quer- ragender Weise durch die zum Weinanbau ge- furt, die Klosterruine Memleben mit Resten der nutzten Hänge geprägt. Diese Nutzung blickt ottonischen Kaiserpfalz und die Ägidienkurie auf eine über 1000jährige Geschichte im Naumburg; Zeugnisse der Gotik, z. B. in All- Gebiet zurück. Typisch ist der Terrassen-Hack- stedt, Burgheßler und Querfurt; sowie des weinbau, der z.T. extensiv ausgeführt wird Barock, wie die Schlösser Weißenfels und und sehr arbeitsaufwändig ist. Neben den Burgscheidungen; Zeugnisse des Klassizis- Trockenmauern prägen die Weinberghäuser mus im Gutshaus Großjena und des Neoba- diese Weinberge. Als ein besonders schönes rock in Marienthal. Beispiel für einen feingliedrig strukturierten und Besondere Sehenswürdigkeiten sind außer- kulturhistorisch wertvollen Weinberg ist der dem die Burgruine Wendelstein, die histori- Freyburger Schweigenberg zu nennen. Weitere schen Stadtkerne von Freyburg, Laucha und bekannte Weinberge sind der Edelacker bei

78 Freyburg, die Steigraer Hahnenberge, das die verschiedensten Feste besuchen. Sie stel- Dorndorfer Rappental und der Blütengrund an len immer wieder besondere Anziehungspunk- der Unstrut oder der Göttersitz, der Köppelberg, te dar. Neben zahlreichen Märkten sind dies die Saalhäuser und der Dechantenberg an der z. B. Burgfeste in Querfurt, auf dem Wendel- Saale. Mit dem Herzoglichen Weinberg bei stein und der Neuenburg sowie das Winzerfest Freyburg verfügt das Gebiet über eine sehens- in Freyburg und das Kirschfest in Naumburg. werte Schauanlage. Das Gebiet des Naturparkes „Saale-Unstrut- Der traditionelle Weinbau fördert aufgrund Triasland“ ist in drei Zonen gegliedert. seiner kleinteiligen Struktur die Artenvielfalt im Die Aufgaben zur Entwicklung des Naturpar- Gebiet des Naturparkes und prägt sehr stark kes werden im Rahmen der gesetzlich geregel- dessen Landschaftsbild. Damit sichert er ganz ten Zuständigkeiten durch die Unteren und wesentlich die touristische Basis des Naturpar- Oberen Naturschutzbehörden und darüber kes. hinaus auch im Rahmen der Trägerschaft Ähnlich traditionsreich wie der Weinbau und wahrgenommen. Träger des Naturparkes gleichzeitig zum Erhalt der Kulturlandschaft im „Saale-Unstrut-Triasland“ ist der Verein „Natur- Naturpark unverzichtbar sind die Schafhutung park Saale-Unstrut-Triasland“ e. V. in Nebra. auf Trockenrasenflächen, der Obstanbau auf Steuobstwiesen und die traditionelle Nutzung Literatur: 295, 550, 974, 1168, 1236, 1280, der Nieder- und Buschwälder; leider alles rück- 1292, 1293, 1375, 1407, 1564, 1605, 1639, läufige extensive Wirtschaftsformen. 1640, 1654, 1667, 1681, 1693, 1694, 1741, Für den Besucher des Naturparkes „Saale- 1800, 1804, 1805, 1806, 1807, 1808, 1809, Unstrut-Triasland“ und Touristen verbinden sich 1882, 1883, 1896, 1915, 1932, 2011, 2030, in besonderem Maße Natur und Geschichte, 2039, 2040, 2085, 2153, 2154, 2193, 2228, Baudenkmale und Landschaft, Wein und 2231, 2232, 2245, 2329, 2340, 2433, 2482, Gastronomie. Wandern und Sport sind umfän- 2488, 2490, 2496, 2498, 2502, 2504, 2587, glich möglich. Viele hundert Kilometer ausges- 2588, 2589, 2590, 2609, 2615, 2637, 2643, childerte Wanderwege laden zu Fuß und per 2704a, 2852, 2853, 2859, 2869, 2870, 2904, Fahrrad zu Exkursionen ein. Die großen Wald- 2916, 2923, 2924, 2936, 2965, 2976, 3103, gebiete, z. B. der Ziegelrodaer Forst und die Finne, sind hier ebenso erschlossen wie Wein- baugebiete und die Umgebung traditionsrei- cher Erholungsorte. Es werden thematische Ausflüge zu den Naturschönheiten angeboten wie z. B. Orchideenwanderungen, aber auch zum Kennenlernen von Burgen, Schlössern u. a. kulturhistorischen Denkmalen oder zum Er- leben besonderer landschaftlicher Ausblicke. Reit- und Fahrtouristik ist weit verbreitet mög- lich. An den Hängen des Unstruttales wird Segelflug und Drachenflug ausgeübt. Auf Un- strut und Saale lohnen sich Bootstouren. Der Naturpark ist außerdem bestrebt, insbe- sondere in seinen Kurorten einen naturfreund- lichen Tourismus zu fördern. In Bad Kösen ent- wickelte sich aufgrund der Entdeckung von Salzquellen im 17. Jh. ein bedeutender und weithin bekannter Kur- und Badebetrieb, der sich heute als modernes Therapiezentrum an- bietet. Eindrucksvolle technische Zeugnisse früherer Salzproduktion und des Kurbetriebes sind erhalten und tragen viel zum Flair der Kurstadt bei. Auch Bad Bibra knüpft heute als Kneippkurort an seine Kurtradition an. In zahlreichen gepflegten Gaststätten, von rustikalen Bauernstuben bis hin zum an- spruchsvollen Hotel, findet der Gast im Natur- park „Saale-Unstrut-Triasland“ landestypische Angebote. Über das ganze Jahr verteilt kann er

79