60 NP „Hochharz“; Blockfichtenwald Am Brocken (Mai 2002)
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NP „Hochharz“; Blockfichtenwald am Brocken (Mai 2002) 60 Großschutzgebiete Nationalpark „Hochharz“ Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ Naturparke „Drömling“ „Dübener Heide/Sachsen-Anhalt“ „Saale-Unstrut-Triasland“ (Stand 1. Januar 2003) Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende Gebiete, die 1. großräumig und von besonderer Eigenart sind, 2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutz- gebiets erfüllen und 3. sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestör- ten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet. Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst unge- störten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbe- obachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. 61 Biosphärenreservate sind rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende und zu entwickelnde Gebiete, die 1. großräumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind, 2. in wesentlichen Teilen ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets, im Übrigen überwiegend eines Landschaftsschutzgebiets erfüllen, 3. vornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch herge- brachte vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der darin historisch gewach- senen Arten- und Biotopvielfalt, einschließlich Wild- und früherer Kulturformen wirt- schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflanzenarten, dienen und 4. beispielhaft der Entwicklung und Erprobung von die Naturgüter besonders schonenden Wirtschaftsweisen dienen. Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die 1. großräumig sind, 2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind, 3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eig- nen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird, 4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für die Erholung vorgesehen sind, 5. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt dienen und in denen zu die- sem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird, 6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern. 62 flussten Zustand, so die naturnahen Moore, die Nationalpark Hochharz Moor- und Bruchwälder, die naturnahen Quell- Größe: 8 900 ha bereiche und Bäche sowie die Felsen und Regierungsbezirk Magdeburg Blockhalden. Fichtenwälder der hochmontanen Landkreis: Wernigerode Stufe bzw. auch auf Sonderstandorten der tie- Codierung: NP_0001LSA feren Lagen fallen ebenso in diese Kategorie Gesetz: Gesetz v. 06.07.2001 wie die naturnahen Fichten-Buchen-Mischwäl- (GVBl. LSA. - 12(2001)33 v. 03.08.2001, S. 304) der, die Schluchtwälder und die übrigen natur- nahen Laubwälder. Durch die Gebietserweiterung gehören nun Historie der Unterschutzstellung: das gesamte Gebiet zwischen der Ecker, die gleichzeitig die Landesgrenze zu Niedersach- Dem Gesetz von 2001 ging die Verordnung v. sen bildet, und der Ilse sowie die östlichen Il- 12.09.1990 (GBl. d. DDR. SDr. 1469 - Berlin sehänge zum Nationalpark. Eine zusätzliche v. 01.10.1990, S. 1) voraus, die Größe betrug Erweiterungsfläche erstreckt sich östlich des 5 889 ha. Mit dem Gesetz von 2001 wurde Molkenhauses, so dass die Eschwege-Forst- der Nationalpark auf 8 900 ha erweitert. straße von Drei Annen Hohne nach Ilsenburg die neue Grenze darstellt. Dieses Gebiet ge- Beschreibung: hört mit der Hohen Wand, den Öhrenklippen, dem Jägerkopf, den Weißen Steinen und den s. NSG-Buch S. 40; Ergänzungen: Wolfsklippen noch eindeutig zur Landschafts- einheit des Hochharzes mit zum Teil anmoori- Mit dem Nationalparkprogramm der ehemali- gen Fichtenbeständen, Granitsteinbrüchen gen DDR wurde auch für den Nationalpark und Fichtenforsten. „Hochharz“ durch die Verordnung von 1990 ein Von besonderem Interesse ist die Einbindung rechtlicher Rahmen geschaffen, der die ersten der Buchenwälder, da sie im bisherigen Natio- 12 Jahre Nationalpark-Arbeit begleitete. Aus nalpark nicht enthalten waren. Die Talbereiche Gründen der Rechtssicherheit, möglicher Kon- fliktlösungen und Flächenarrondierungen wur- Maßstab 1: 300 000 de die Verordnung in ein Nationalpark-Gesetz überführt, und am 17.05.2001 vom Landtag beschlossen. Mit In-Kraft-Treten dieses Ge- setzes am 01.09.2001 erfuhr der Nationalpark (NP) eine erhebliche Erweiterung um ca. 3 000 ha. Während bisher lediglich das er- weiterte Brockengebiet als ein Ausschnitt des Hochharzes im Nationalpark geschützt war, sind nun auf knapp 9 000 ha Fläche alle Lebensräume von der kollinen Stufe bis zur subalpinen Brockenkuppe vertreten. Diese Flä- chen schließen nördlich bzw. östlich an den bisher bestehenden Nationalpark an. Das Er- weiterungsgebiet besitzt eine große standörtli- che Vielfalt und besonders im Bereich des nördlichen Harzrandes ein stark bewegtes Relief. Aus dieser Standortvielfalt resultiert eine hohe Diversität unterschiedlichster Le- bensräume. Diese reichen von Schotterflächen des Vorlandes über die Aufrichtungszone, ex- ponierte trockene Rücken, Kuppen und Fels- partien, kühlfeuchte schattige Täler und deren unterschiedlich exponierte Hangstandorte so- wie Plateauflächen bis hinauf zu den höheren Berglagen, wodurch eine Verzahnung unter- schiedlichster Biozönosen einschließlich vielfäl- tiger Waldgesellschaften in enger Abfolge gegeben ist. Manche sind in einem anthropo- gen nicht oder vergleichsweise wenig beein- Biotop- und Nutzungstypen 63 Blick über das Ilsetal zum Brocken (Juni 2002) von Ilse und Loddenke werden überwiegend zum Teil mit Fichte gemischt. Zum unteren von naturnahen Mischwäldern mit hohen Bu- Eckertal hin nehmen ebenfalls die Buchenwälder chenwaldanteilen begleitet. Wertvolle Wald- zu, an steileren Hangflanken ergänzt durch die meister-Buchenwälder sind u.a. auf den Schot- Traubeneiche. An der Ecker stocken Pionier- terbänken im Wienberg, Buchberg und im wälder, die zum Teil in Bruchwälder übergehen. Köhlerholz vertreten. Ein trockener Orchideen- Weitere bemerkenswerte Pflanzengesell- Buchenwald an der Nordflanke der Aufrichtung schaften sind die Felsfluren am Rhon- und am Wienberg sowie Traubeneichenwälder zeich- Westerberg und am Ilsestein mit dem Ha- nen sich durch große Naturnähe aus. Beson- bichtskraut-Kiefernwald, dem Preiselbeer- ders im Bereich des nun in den Nationalpark Eichenwald mit der Bärentraube und dem Fär- integrierten NSG „Rohn- und Westerberg“ sind berginster-Eichenwald der Felshänge des Ilse- außerordentlich wertvolle Buchenwälder vor- steins. Das autochthone Vorkommen des Fels- handen. heide-Kiefernwaldes erreicht auf den Granitfel- Im Nordteil der Erweiterungsfläche stocken sen am Südabfall des Westerberges seine relativ monotone Fichtenforste, die zum Rhon- westliche Verbreitungsgrenze. Im unteren Ecker- und Westerberg hin durch recht interessante tal befindet sich eine Schlackenhalde mit einer Bestände der Waldkiefer ergänzt werden. Der- für den Harz typischen Schwermetallflora der zeit schon nationalparkwürdig sind die Berei- Kupfer-Grasnelken-Gesellschaft. che der Haupttäler von Ilse und Ecker mit zahl- Für das frühere einstweilig sichergestellte reichen, insbesondere nach Westen verlaufen- NSG „Eckertal“ konnte das Verfahren zur Un- den Seitentälern. An den Hängen stocken terschutzstellung durch die Einbindung in den mäßig arme Hainsimsen-Rotbuchenwälder, Nationalpark abgebrochen werden. 64 Geologisch liegt das Erweiterungsgebiet lungszone“ auf dem touristisch stark bean- überwiegend im Granitgebiet des Brockens. Es spruchten Berg; auch, um den naturschutz- treten aber auch Eckergneis, Acker-Bruchberg- fachlichen Anforderungen dieses hochsensi- Quarzite, Grauwacke und Hornfelse auf. Das blen Bereiches Rechnung zu tragen. Gebirge steigt zwischen den Flüssen nach Sü- Besonders zu empfehlen ist ein Besuch im den hin steil an, dadurch hat insbesondere die neu renovierten Brockenhaus. Seit Juni 2000 Ilse ein starkes Gefälle. erwarten die neugestalteten Ausstellungsräu- Zahlreiche Quertäler erstrecken sich von me an 365 Tagen im Jahr von 9.30 bis 17.00 Uhr der Hochfläche zur Ecker und sind scharf ein- ihre Besucher. In der Mitteletage wird vorge- geschnitten. Die konvex gewölbten Talböden stellt, warum der Bergfichtenwald im Brocken- deuten auf periglaziäre Abflussprozesse hin. gebiet Urwaldcharakter besitzt und welche Zu den bestimmenden Bodenformen zählen Pflanzen- und Tierarten die Moore, Bergbäche Braunerden, Moorstaugleye und Block-Ranker. und schroffen Klippen besiedeln. Besondere Kost- Die starke Blockbestreuung und die enge Ver- barkeiten dieser Lebensräume, wie Brocken- zahnung von Klippenpartien und kleinflächigen anemone und Alpenmilchlattich, Ringdrossel, Moorbereichen kennzeichnen den Charakter Sperlingskauz und Alpen-Smaragdlibelle, sind des Hochharzes. ausgestellt. Klimatisch liegt das Erweiterungsgebiet Über den Hexenkult, berühmte Brockenbe- deutlich im Regenschatten des Brockens. Die sucher und die jahrzehntelange militärische Niederschläge erreichen nur 800 mm, die Tem- Nutzung der Brockenkuppe wird sowohl im peratur steigt deutlich an. Erd- als auch im Kuppelgeschoss der so Gemeinsam mit dem Nationalpark „Harz“ in genannten