Vom Aufstand Der Phrasen Hinter Der Totalen Verneinung Läßt Sich Keine Hoffnung Finden
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Heute auf Seite 3: Wer führt Deutschland geistig? wlx& JDffpnu0mblatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 32 — Folge 17 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertriebsstück Gebühr bezahlt 25. April 1981 Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C5524CX Innere Lage: Vom Aufstand der Phrasen Hinter der totalen Verneinung läßt sich keine Hoffnung finden Was waren das im Vergleich zu der verbissenen setzer, unter denen den sogenannten Instandbeset- Wut, welche die Straßenschlachten von heute aus• zern bereits unbesehen edle Motive zugebilligt zeichnet, für „gute alte Zeiten", als vor einem Dut• werden, obwohl der Wohnungsmangel ihnen oft zend Jahren die rebellierenden Studenten, reihen• nur Anlaß ist zur gewalttätigen Ausschreitung. weise untergefaßt und unbewaffnet, die Ketten un• bewaffneter Polizisten durchbrachen. Auch damals Wo immer sich ein Protest regte, ereiferten sich wurden Steine geworfen. Das war im Gegensatz zu Politiker, Parteien und Verbände, die neuen Parolen heute aber eher die Ausnahme. Vor allem war die aufzugreifen. Die Sucht zu gefallen, Stimmen zu ge• „Gewalt gegen Sachen" noch nicht zur obligaten winnen, fortschrittlich zu gelten, ließ sie hecheln Gewalt gegen Polizisten geworden, bis hin zum ver• wie Jagdhunde. Seit gar die Umweltschützer und suchten Mord bei der letzten großen Demonstration sonstigen Grünen bei Landtags- und Kommunal• in Brokdorf. 1968 — das war ein beinahe fröhlicher wahlen einige Sitze erringen konnten, überschlagen Aufbruch; „Paradise now", die Parole von damals, -sie sich, auf diesen Zug aufzuspringen. Die Parteien ließ die ideelle Herkunft von den „Blumenkindern" erstellen Ökologie-Programme, eine Partei hat sich erkennen; die Welt sollte wohnlicher werden. An gar schon zur Umweltpartei erklärt. Nun ist der die Stelle dieser Bewegung ist ein blinder Aktionis• Umweltschutz zweifellos nötig, er ist im allgemei• mus getreten, der nicht mehr vom Wunsch nach nen bei den zuständigen Ressorts im Bund und in Verbesserung getragen wird, sondern nur noch von den Ländern auch in guten Händen, zumal vernünf• dem Willen zur Verweigerung und Zerstörung. Was tige Grüne nicht nur nicht müde werden, auf Miß• hat sich in diesem Jahrzehnt verändert? stände hinzuweisen, sondern auch Gehör finden. Was aber die Parteien anstellen, ist Übereifer, ist Liebedienerei, die eine kritische Jugend nur zur Bezeichnend ist das Wort „Aussteiger", das 1968 Verachtung reizen kann und eben zum Aussteigen. noch nicht in aller Munde war. Auch damals rich• tete sich die Auflehnung gegen die bestehenden 1968 — nach einem beispiellosen Wiederaufbau, Wo bleibt die Freizügigkeit des Wanderns? Foto Ullstein Formen der Gesellschaft; die Veränderung sollte bei dem freilich das Menschliche zu kurz kam — jedoch innerhalb dieser Gesellschaft vollzogen wurde gegen die fetten Bäuche protestiert, 1980 ge• werden, wie der von vielen jungen Menschen be• gen die Phrasen, die nun auf die Phrasendrescher folgte Aufruf zum „Marsch durch die Institutionen" zurückschlagen. Etwas weniger an oft nur geheu• Honeckers zynische Alternative beweist. Heute setzt man sich ab, kehrt man der Ge• cheltem Verständnis, etwas weniger an unwürdiger sellschaft endgültig den Rücken. Gewiß, die Zahl Atemlosigkeit und statt dessen einige Richtlinien VON Dr. ALOIS MERTES MdB der Gewalttäter ist relativ klein, die Zahl der Aus• und unumstößliche Grenzen — ein großer Teil der steiger dagegen beträchtlich. Und es ist nicht mehr Heranwachsenden wäre wahrscheinlich dankbar Ein Kernsatz in Honeckers Rede vor dem X. die unwiderruflichen wirtschaftlichen und po• die unbürgerliche Lebensform, die die ältere Gene• dafür gewesen. Die zweite bösere Jugendrebellion Parteitag der SED bestätigt eine in den Jahren litischen Konzessionen Bonns — unter ande• ration schockiert, sondern die totale Verneinung, ist nicht zuletzt ein Ausdruck der Richtungslosig- der Entspannungsbegeisterung mißachtete rem die gleichberechtigte Mitgliedschaft bei• hinter der sich kein Ziel erkennen und auf die sich keit und des Abscheus. Walter Beck Warnung der CDU/CSU: Ost-Berlin kassiere der Teile Deutschlands in den Vereinten Na• keine Hoffnung gründen läßt. Das Rätselraten, was tionen —, erbringe seinerseits aber nur wider• diesen Wandel bewirkt hat, wird noch lange anhal• rufliche Leistungen, zum Beispiel im Bereich ten. Doch es läßt sich immerhin schon sagen, daß zumindest ein Teil der Ursachen stärker als 1968 im der Besuchsmöglichkeiten, die künftig jeder• Verhalten der älteren Generation beschlossen liegt. KSZE-Konferenz: zeit zurückgenommen und dann als Erpres• sungshebel für neue Forderungen des Ostens Wurde nicht alles getan, die bald als berechtigt mißbraucht werden können. Dieser Kernsatz erkannten Mißstände der Wohlstandsgesellschaft Madrid beschäftigt sich mit Ostpreußen lautet: „Wer die NATO-Hochrüstung voran• zu beseitigen ? Es wurde — jedoch zu oft in falscher treibt, wer mit neuen Atomraketen das militä• oder übertriebener Form. Die Reformwelle ließ risch-strategische Gleichgewicht in Europa nichts aus und der flimmernde Supermarkt stili• Dr. Hennig bringt Königsberger Gebiet auf die Tagesordnung sierte jeden Ismus hoch und lieferte ihn allabend• antastet, der schafft Tatbestände, die gegen Bonn — Die Delegationen aus den 35 Unter• der Formel zu veranlassen, daß weitere Gebiete für die weitere Normalisierung der Beziehungen lich per Bildschirm preiswert in jedes Haus. Jede zeichnerstaaten der Schlußakte von Helsinki haben den Tourismus geöffnet werden sollten. Hieran ist zwischen den beiden deutschen Staaten wir• Minderheit und jede Randgruppe wurde hof f iert. Es ihre Beratungen in Madrid eine Woche vor Ostern die Sowjetunion jetzt in Madrid erinnert worden. ist zum Beispiel selbstverständlich, daß eine Be• unterbrochen und werden die Verhandlungen am 5. Die deutsche Delegation hat ferner am 16. Dezem• ken und Erreichtes gefährden." nachteiligung der Frau am Arbeitsplatz nicht mehr Mai mit einer Plenarsitzung wiederaufnehmen. ber 1980 im Arbeitsorgan „F" alle Teilnehmerstaa• Das heißt im Klartext: Wenn Bonn dem in unsere Zeit gehört. Ob sich Politiker um die „De• Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann noch keine ten aufgefordert, die Brüsseler IPU-Resolution weit• NATO-Doppelbeschluß treu bleibt, gefährdet gradierung der Frau zum Lustobjekt" und ähnlichen endgültige Bilanz gezogen werden. Wesentliche gestreut zu veröffentlichen. In der Europäischen es die „Früchte der Entspannung" der 70er Unsinn zu kümmern haben, steht aber auf einem Fortschritte bei der Abfassung des Schlußdoku• Gemeinschaft hatte die Bundesregierung in der Ar• anderen Blatt. Oder die Homosexuellen — sie leben ments sind noch nicht erzielt worden. Für alle Ost• beitsgruppe KSZE bereits im August 1980 an alle Jahre. Honecker stellt Bonn zynisch vor die Al• unter uns und dürfen wegen ihrer Veranlagung preußen ist es aber wichtig zu wissen, daß ihre Be• Partner eine gleichlautende Aufforderung mit dem ternative: Bündnistreue gegenüber Washing• nicht verfolgt werden. Man muß sie tolerieren, aber lange dort bereits angesprochen worden sind. Hinweis gerichtet, daß der IPU-Beschluß in der Bun• ton oder Fortsetzung der innerdeutschen man soll keinen Kult mit ihnen treiben, wie das ihre desrepublik Deutschland in den Bundestagsdruck• menschlichen Erleichterungen. Protagonisten tun. Oder seit neuestem die Hausbe- Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Ottfried Hennig MdB, hat in einer Sitzung des sachen bereits veröffentlicht wurde und auch in der Auswärtigen Bundestagsausschusses, dem er an• Zeitschrift Europa-Archiv seinen Niederschlag ge• Mit dieser erpresserischen Alternative ver• gehört, den Vertreter des Auswärtigen Amtes bei funden hat. bindet Honecker seine seit Gera 1980 oft wie• der KSZE-Konferenz in Madrid, Botschafter Kastl, Botschafter Kastl hat Dr. Hennig verbindlich zu• derholten juristischen Aggressionen gegen daraufhin angesprochen, in welcher Weise die gesagt, in der Schlußphase der Madrider Konferenz, den Modus-vivendi-Charakter der Ostver• Bundesregierung ihre in der Fragestunde vom 26. die am 5. Mai wieder beginnt, und in der die konkre• träge: Ginge es nach Ost-Berlin, muß Bonn ten Texte für ein Schlußdokument fixiert werden, November 1980 gegebene Zusage eingehalten präventives Wohlverhalten beweisen, indem habe, den Punkt der Einreisemöglichkeiten in das die IPU-Entschließung von Brüssel noch einmal ins Gespräch zu bringen. Hierüber werde gerade mit es in der Frage der Staatsangehörigkeit, der in• nördliche Ostpreußen auf der Madrider Konferenz nerdeutschen Grenze, der Ständigen Vertre• zur Sprache zu bringen. In einer ausführlichen Ant• den europäischen und anderen westlichen Freun• wort an unseren Sprecher hat der Leiter der KSZE- den diskutiert. Dr. Hennig hält dieses bisherige Er• tungen und der Erfassungsstelle Salzgitter die Delegation der Bundesrepublik Deutschland jetzt gebnis der Konferenz in Madrid für einen kleinen östlichen Endgültigkeitsforderungen erfüllt. klargestellt, daß die Bundesregierung dieser Zusage Schritt in die richtige Richtung. Dem „Ostpreußen• in der Zwischenzeit bereits nachgekommen ist. blatt" gegenüber versicherte er, er werde sich auch Ost-Berlin verfälscht die innerdeutschen in Zukunft mit allem Nachdruck für Einreisemög• Beziehungen und die Deutschlandfrage zu ei• Schon am 28. November 1980 hat die Bundesre• lichkeiten in das nördliche Ostpreußen einsetzen, nem Erpressungshebel gegen Bonns Außen-, gierung im Arbeitsorgan „H" der Konferenz, das die in das südliche Ostpreußen bereits seit langem Sicherheits- und Deutschlandpolitik.