Der Wiener Vorstadt-Dramatiker Friedrich Kaiser

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Der Wiener Vorstadt-Dramatiker Friedrich Kaiser DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Der Wiener Vorstadt-Dramatiker Friedrich Kaiser: Ein zu Unrecht vergessener Zeitgenosse Nestroys? Ausgewählte Stückanalysen und ein Einblick in seine autobiographischen Schriften Verfasserin Julia Kertelits angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2013 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 332 Studienrichtung lt. Studienblatt: Deutsche Philologie Betreuer: Ao. Prof. Mag. Dr. Johann Sonnleitner Danksagung Mein Dank gilt meinem Vater, der mir mein Studium ermöglicht und mich immer tatkräftig unterstützt hat. Außerdem bedanke ich mich herzlich bei meiner Schwester Brigitte und bei meinen Freunden, besonders bei Magdalena, Christian und Sabine für ihr Interesse, ihr aufmerksames Zuhören, Ermunterungen in schwierigen Phasen und bereitwillige Hilfe bei Korrekturarbeiten. Herrn Prof. Sonnleitner möchte ich für zahlreiche Anregungen und Hilfestellungen, für seine Geduld und konstruktive Kritik während des Studiums und bei der Betreuung dieser Arbeit danken. Inhaltsverzeichnis: TEIL 1 ……………………………………………………………………...……………1 I. Einleitung ………………………….………………..……………………………..….1 1.1.Einführung……………..………………………………………………………….…1 1.2. Biographie..................................................................................................................2 1.3. Forschungsstand zu Friedrich Kaiser…………………………………………..…...7 II. Produktionsbedingungen ……………………………………………………...……9 2.1. Die Wiener Vorstadtbühnen als „Geschäftstheater“: sozio-ökonomische Rahmenbedingungen der Produktion……………………..………..9 2.2. Terminologie, Volksstück vs. Posse: Die Theaterdebatte der 1840er Jahre…….………………………………………...…...12 III. Kaiser und die „Volksbühne“ …………………………………...……………….15 3.1. Seine Lebens- und Charakterbilder in Konkurrenz zu Nestroys Possen ……….....15 3.2. Aufführungsgeschichte………………...…………………………………………..18 3.3. Kaiser und die Kritik: Die Rezeption seiner Stücke in den zeitgenössischen Journalen....................................22 3.4. Exkurs: Die (Auto-)Biographischen Schriften ……..……………………………..33 TEIL 2 ….........................................................................................................................44 I. Einleitung ……………………………………………………...………………..…...44 II. Ausgewählte Stückanalysen ……………………………………………...…….….47 2.1. Wer wird Amtmann? oder: Des Vaters Grab……………………...………………47 2.1.1. Inhalt………………...……………………………………………………...……47 2.1.2. Polemik gegen das System oder harmlose Komödie? Zwei unterschiedliche Lesarten von „Wer wird Amtmann“?.........................................48 2.1.3. Zeitgenössische Rezeption…………..…………………………………………..55 2.2. Der Schneider als Naturdichter, oder: Der Herr Vetter aus Steiermark…...………60 2.2.1. Inhalt………………...…………………………………………………….……..60 2.2.2. „Das ist so erlogen, als wann’s druckt wär’!“ Journalistik und Buchhandel im Visier von Kaisers Satire……………………..……...61 2.2.3. Zeitgenössische Rezeption……………...……………………………………….67 2.3. Stadt und Land, oder: Der Viehhändler aus Oberösterreich…………..…………...69 2.3.1. Inhalt………………………………………………………………………..…....69 2.3.2. Exkurs: Wichte Stationen der Gestaltung des Stadt-Land-Gegensatzes in der Wiener Vorstadtkomödie…………………………………………………….....70 2.3.3. Stadt und Land bei Kaiser ………………………………..……………………..74 2.3.4. Zeitgenössische Rezeption………………………………………..……………..81 2.4. Mönch und Soldat……………………………………….…………………….…..83 2.4.1. Inhalt…………………………………………………………………..………...83 2.4.2. Antiklerikalismus: Kaiser als Vorläufer von Ludwig Anzengruber……...……...84 2.4.3. Zeitgenössische Rezeption……………..………………………………………..93 2.4.4. „Ein merkwürdiges Aktenstück“: Das Aufführungsverbot von „Mönch und Soldat“……………………………………..95 III. Forschungsdesiderata ……………………………...……………………………..99 IV. Schlussbemerkung …………………………………...………………….............100 Literaturverzeichnis………………………………………………………...…………102 ANHANG 1 ………………………………………………………...……...…………111 1. Transkription der Autobiographischen Skizze (1863)……………………...………111 1.1. Formales………………………………..………………………………………...111 1.2. Diakritische Zeichen…………………………………...…………………………111 1.3. Transkription……………………………………………..…………………...….112 1.4. Kommentar…………………………………………………………………...…..143 ANHANG 2 ……………………………………………………..……………………150 1. Übersichts-Tabelle zu den Aufführungszahlen von Kaisers Stücken im Zeitraum von 1835-1874……………………………………………………………………………..150 1.2. Ergänzungen zur Übersichtstabelle………………………………………………153 Lebenslauf…………………………………………………...………………………..157 Abstract…………………………………………………………..……………………157 TEIL 1 I. Einleitung 1.1. Einführung Knapp 140 Jahre nach seinem Tod ist der Wiener Theaterdichter Friedrich Kaiser (1814-1874) beinahe gänzlich in Vergessenheit geraten. Einzig ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof und eine Gasse im 16. Wiener Gemeindebezirk erinnern heute an den Dichter, der zu seinen Lebzeiten einer der populärsten und meistgespielten Autoren der Wiener Vorstadtbühnen war. Kaisers Tätigkeit als Theaterdichter erstreckt sich über einen Zeitraum von beinahe vier Jahrzehnten (1835-1874), besonders in den vierziger und fünfziger Jahren dominierten seine Stücke gemeinsam mit denen seines großen Rivalen Johann Nestroy die Spiel- pläne der Wiener Vorstadttheater. Im Gegensatz zu Nestroys Possen, die sich bis heute auf dem Repertoire erhalten konnten, ist Kaisers Werk gänzlich von den Spielplänen verschwunden. Auch in der gängigen Literaturgeschichtsschreibung bleibt Kaisers Produktion beinahe vollständig unberücksichtigt. Ziel dieser Arbeit ist es, einen ersten Überblick über Kaisers umfangreiches Œuvre zu geben, indem sowohl seine autobiographischen Schriften als auch seine dramatische Produktion näher beleuchtet werden. 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Neben der Analyse der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen, unter denen Kaiser seine Stücke für die privat geführten Vorstadtbühnen produzierte, wird im ersten Teil der Arbeit versucht, über die Auswertung von Aufführungszahlen und zeitgenössischer Rezensionen, eine Rezeptionsgeschichte für Kaisers Werk zu rekonstruieren. 1 Kaisers (auto-)biographische Schriften werden in einem Exkurs vorgestellt, um einen Eindruck seiner erzähltechnischen Vorgehensweise als (Selbst-)Biograph zu vermitteln, und um über die in diesen Schriften stellenweise eingestreuten theatertheoretischen Ausführungen Kaisers, seine wirkungsästhetischen Ansichten und seine Stellung zur „Volksbühne“ herauszuarbeiten. Im Anhang der Arbeit wird die Transkription von Kaisers handschriftlicher „Autobiographischen Skizze“ erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, da dieses interessante Dokument als einziges unter den (auto-)biographischen Texten Kaisers noch nicht im Druck vorliegt. Im zweiten Teil dieser Arbeit werden vier Stücke Kaisers, darunter zwei Possen und je ein Lebens- und ein Charakterbild, einer Textanalyse unterzogen. Aufgabe dieses Kapitels ist es, einerseits die Besonderheiten der verschiedenen Genres, andererseits die Eigenheiten von Kaisers Werk im Vergleich mit den Produktionen seines bekannteren Zeitgenossen Nestroy sowie mit denen des ihm nachfolgenden Ludwig Anzengruber sichtbar zu machen. Durch die Auseinandersetzung mit Kaisers Werk entsteht ein vollständigeres und vielseitigeres Bild einer Epoche, deren dramatische Produktion zumeist nur an den Arbeiten Nestroys und Anzengrubers ge- messen wird. Mit der Begründung der Lebens- und Charakterbilder etablierte Kaiser ein Genre, welches den Anforderungen der zeitgenössischen Theaterkritik nach einem ernsten, moralischen und erbaulichen Volksstück entgegenkam und gleichzeitig für Abwechslung auf dem Spielplan sorgte, indem dem Publikum eine Alternative zu den satirischen Possen Nestroys geboten wurde. Durch diese Abgrenzung gewinnt Kaiser als Autor ein selbstständiges Profil, gleich- zeitig bereitet er mit diesem Übergangsgenre, welches als Mischung von Posse und Rührstück konzipiert ist, den Entwicklungsweg von der Lokalposse der vierziger Jahre zum ernsteren Volksstück der siebziger Jahre vor. 1.2.Biographie 1 Friedrich Kaiser wurde am 3. April 1814 in Biberach an der Riß als Sohn des k. k. Leutnants Joseph Franz Kaiser und dessen Frau Franziska Kaiser (geb. Grelz) geboren. 1 Vgl. Benay, Jeanne (Hrsg.): Briefe von und an Friedrich Kaiser (1814-1874). Mitgeteilt, eingeleitet und kommentiert von Jeanne Benay, mit einem Geleitwort von Jürgen Hein. Bern u.a.: Lang 1989, Vorwort S. VII-XXIX, und Kaiser , Friedrich : Unter fünfzehn Theater-Direktoren. Bunte Bilder aus der Wiener Bühnenwelt. Wien: Waldheim 1870, Nachwort: S. 287-299. 2 Kaisers Familie stammt eigentlich aus Bayern, war aber schon seit über einer Generation in Wien ansässig. Kaisers Familie befand sich zum Zeitpunkt seiner Geburt in Biberach, da sie dort auf der Rückreise von einem Feldzug gegen Napoleon Station machten. Bald danach kehrte die Familie nach Wien zurück, wo Kaiser zuerst das Akademische Gymnasium besuchte, und anschließend die ersten zwei philosophischen Jahrgänge an der Universität absolvierte. Kaiser, der ursprünglich eine geistliche Laufbahn in Erwägung zog, nahm stattdessen 1833 eine Stelle als Registratur-Praktikant im k. k. Hofkriegsrat an, welche er bis 1838 bekleidete.
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