Robert BARAVALLE, Ferdinand Maierhofer, Ein Grazer

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Robert BARAVALLE, Ferdinand Maierhofer, Ein Grazer Blätter für Heimatkunde 40 (1966) rerdinand Maicrhofer, ein Oraler Volksschauspieter Von Robert Baravalle Als Ferdinand Maierhofer am 29. September 1959 sein vierzigjähriges Burgtheaterjubiläum feiern konnte, nahm ganz Österreich an diesem Festtag teil. Kaum ein Jahr später ist er an einem strahlenden Pfingst- sonntag (5. Juli 1960) in seinem schönen Heim am Schreiberweg in Wien, fast 80 Jahre alt, gestorben. Er gehört in die Reihe jener bedeu­ tenden Bühnenkünstler, die in Graz geboren wurden und sich auf der Grazer Bühne zu der hervorragenden Leistung herangebildet haben, die ihnen einen Ehrenplatz in der Theatergeschichte sichert. Die Ahnen Ferdinand Maierhofers gaben für den Volksschauspieler und Komiker gerade die rechte Mischung: Tiroler und Weststeirer. Der Großvater Johann Wilhelm Baptist Maierhofer war Uhrmacher in Lan- genwang. Sein Sohn Ferdinand machte seinen Präsenzdienst beim Feld­ artillerieregiment Nr. 13 und den Landwehrdienst beim Landwehrschüt­ zenbataillon Leoben als Unter- und Oberkanonier und Vormeister und erhielt am 31. Dezember 1880 seinen Abschied.1 Schon am 4. Mai 1878 wurde er als Ausbilfsaufseher in der Landes­ zwangsarbeitsanstalt Messendorf mit einem Gehalt von 20 fl. monatlich, 20 Prozent Teuerungszulage, täglich 70 dkg Brot, freier Wohnung, Be­ heizung und Beleuchtung sowie beigestellter Montur auf Grund des Er­ lasses des Landesausschusses vom 3. April 1878 angestellt.2 Wenig später wurde er in die Karlau als Aufseher überstellt, wo sein Sohn Ferdinand im Haus Herrgottwiesgasse 14 geboren wurde.3 Die Eltern waren nicht verheiratet, darum trug er auch offiziell den Namen nach seiner Mutter „Seiner", nannte sich aber fast immer Maierhofer nach dem Vater. Erst 1 Landwelirabschied, Original. 2 Originaldekret. Original-Taufschein. Im Taufschein und in der Matrik ist irrtümlich Haus Nr. 4 eingetragen. 74 75 im Jahre 1927 bewilligte der Wiener Magistrat ihm und seiner Frau Vera • s u -S. -Q V Ü C <—3 <,— \0 . Stepanoff, geb. Aronskaja, die Umänderung des Namens von Seiner in B LO 4 r. ^ H . Maierhofer. ! r &D h* N rt ! 1-' In seinem Heimatschein, ausgestellt von der Heimatgemeinde seiner _= t—i 7 fc*i- 1 Mutter, Kothvogl bei Stainz, wird er als Buchbinder bezeichnet und er; \6 t/3 j—i in 0 r-H 4 trägt den Namen „Seiner-Maierhofer", wie er sich auch unterschrieb. s T-i N > a § Seine Mutter wird in ihrem Heimatschein als „Kindsmagd" bezeichnet. H 7 tfa B O -L Die mütterlichen Ahnen lassen sich aus den Originaltaufscheinen nicht U bL ;| .9 °^ PBH O C a Ü •g «-» b£ unbedingt sicher feststellen. Nach dem Taufschein ist sie die Tochter des ' ' ja> rx j B '« c Franz Seiner und der Cäcilia Karl, geb. 1852, nach dem Totenschein vom cn < Q 25. Dezember 1942 vom Standesamt Stainz wäre sie die Tochter eines x v Johann Seiner, der aber nach den Taufscheinen ihr Bruder war. Außer­ s cj O £ O <N dem wurde ihr Geburtsjahr mit 1850 angegeben, was nicht stimmen — <*-* > cn 4> CT) > M N kann. Der Stainzer Standesbeamte scheint für seinen Posten nicht geeig­ bß co 3 . CO 0 D. net gewesen zu sein. J5 O co g in •^ a « Dem Vater war von der Buchdruckerei Gutenberg ein Zeugnis ohne M > 0.2*0 iü-S.s i g Datum ausgestellt worden, daß er vom 23. August 1874 bis 20. Februar :cd i-1 v 3 b o M H 1875, also während seiner Militärdienstzeit, zur vollsten Zufriedenheit ja VC o ja fc H r; es \o ^ gearbeitet habe und auf seine eigene Bitte entlassen worden sei. Er . -es H ja *** J jä2_§ « h ts scheint schon bald nach 1880 den Beruf als Gefangenenaufseher wieder — "_ ~ CO M . r "7 aufgegeben zu haben. Als er am 15. August 1894 in jungen Jahren starb, SS irsH.2 »CO • rt - J- ft CO GN JS o tu >• r—I sandte der Fach- und Unterstützungsverein der Buchdruckergehilfen in 1H CO 1/5 3 »j C8 Graz der Witwe ein Beileidsschreiben.7 2 CO ••O co 3 — vo p5 1-' s Auch der junge Maierhofer ergriff das Buchdruckerhandwerk, ohne ^ ja ü * seiI .^ I 3 ^J='S = darin Besonderes zu leisten. Als Vormund war der Bruder der Mutter, SO ^ " _i> CQ Jü & fl CO Johann Seiner, begütert in St. Stefan ob Stainz, bestellt worden. Dieses (N . •S c-' j *n S-3« h "5 — 3 13 0) rr, CO Gut erbte Ferdinand Maierhofer, verkaufte es aber im Jahre 1943 nach u —. 3 dem Tode seiner Mutter. In den Jahren 1941 und 1942 hat er wiederholt >. » o t- K CO X seine Mutter in Stainz besucht und dort auch Vortragsabende gehalten. ho J3 3. •o Schon früh zog es ihn zur Bühne. Er las Dramen unter der Schulbank, P3^ •M - ° -8 H 3 s. •SS » h und sein Lehrer sagte zu seiner Mutter: „Der Ferdl kommt entweder an i1 rtc H 13 13 8 >-» -3 H * « JJ5 - •€•* - den Galgen oder er wird ein großer Schauspieler." C S"S - *£ bC 3 C\ t/D c B Im Jahre 1898 gelang es ihm, den damals am Grazer Theater wirken­ « s = s «2 JS'S? — cj co 9 s* Ü den Heldenspieler Julius Grevenberg für sich zu interessieren. Maier­ n •.—S ctL 2 "53 «W5 r rj hofer sprach ihm vor, doch erklärte Grevenberg, daß er mit seinem stei- ^ S « ^ r-1 J ! rischen Dialekt für die Bühne nicht geeignet sei. Vierzehn Tage besuchte 'S " IO — • " -_ TI — 4 Originaldekret der Gemeinde Wien v. 4. Februar 1927, ZI. 1, Abt 50'H, 1030/ r--r -* 3/1927. CS 5 Original-Heimatschein und Taufscheine. Die Originaldokumente wurden mir von "8 i = - CM co CO ja Frau Gisela Maierhofer gütigst zur Verfügung gestellt. Original-Totenschein vom IM >. 3 r/3 CO Standesamt Stainz ohne Nummer oder jede andere Bezeichnung, welche die Eintra­ s 49 |gd H O gung in der Sterbematrik nachweisen würde. 6 8 1= i.2 S Originalzeugnis der Firma Gutenberg. Z 7 I 3 — 0H ° Originalschreiben v. 16. 8. 1894. ja n CO 5 *^~ 8 n O Da i CO a-B-fl Johann Seiner wurde mit Bescheid des Bezirksgerichtes Graz v. 1. 9. 1894, ZI. 36.663, u , u CO M zum Vormund bestellt. Originaldekret. Schriftliche Bemerkungen in den im Stadt- E '^ ^^ cd 09 museum Graz-Eggenberg erliegenden Nachrichten in 9 Schubern, Schuber 2, 5, 6. (•5 "fa Innsb nnsbr s raufb 9 Julius Grevenberg, geb. 1853, 1898/99 erster Held in Graz, Grazer Theaterdirektor ja ü 1911—1923, gest. Graz 4. 11. 1927, sehr beliebte Künstlerpersönlichkeit. ^ 7(i 77 Im Dezember 1939 hatte er sich mit Frau Gisela Kantner vermählt und er nun täglich das Theater, dann sprach er ausgezeichnet Hochdeutsch. schuf sich am Schreiberweg im XIX. Wiener Bezirk ein trauliches Heim Grevenberg meinte, ein Liebhaber würde er nicht werden, aber ein aus­ mit herrlicher Fernsicht über Wien und die Ebenen im Osten. Diese Jahre gezeichneter Komiker.10 waren nur durch die amerikanische Besatzungsmacht gestört, welche die Im Jahre 1900 fand er sein erstes Engagement am Sommertheater in Villa beschlagnahmte, das Ehepaar in ein Gartenhaus verwies und so Prag, wo er auch den Karl in den „Räubern" spielte, und kam im Herbst hauste, daß nach ihrem Abzug Maierhofer Haus und Garten fast von des gleichen Jahres an das Stadttheater in Steyr. Hier spielte er so ziem­ Grund auf neu herrichten lassen mußte. Lange mußte er um eine sehr lich alle jugendlichen Rollen und fand bei Publikum und Kritik große bescheidene Entschädigung kämpfen.13 Anerkennung. Nur sein Direktor ärgerte sich, wenn nicht er, sondern Maierhofer gelobt wurde, daß er ihn mit Stockschlägen traktierte.10 Der Im privaten Leben war Maierhofer eine außerordentlich liebenswerte Kritiker der Steyrer Wochenzeitung sagte ihm eine große künstlerische Persönlichkeit. Er war mit gesundem Humor begabt, freimütig, ein gro­ Laufbahn voraus. Nach einem Jahr verließ der Künstler Steyr, wirkte ßer Naturfreund, ein begeisterter Jäger, der häufig im Kainachtal zur 1901 bis 1902 am Stadttheater in Leitmeritz und in den Sommern 1901 Jagd weilte, ein ausgezeichneter Gesellschafter und guter Freund. In bis 1907 an den Kurtheatern in Franzensbad und Teplitz. Im Winter Graz, wo viele Jugendfreunde lebten, war er nur der „Ferdl". war er von 1902 bis 1907 am Landestheater in Laibach engagiert. In In dem geschilderten Rahmen lief auch sein künstlerisches Leben ab. Franzensbad lernte er seine erste Frau,Ver a Stepanoff, geb.Aronskaja , aus Bis zu seinem Grazer Engagement finden sich kaum Kritiken über ihn, Poltawa, kennen, die sich in den hübschen, großen Schauspieler verliebte. die sich erhalten hätten. Auch während seines Engagements im Josef­ Sie brachte ihm über 4 Millionen Rubel mit, doch fand die Eheschließung städter Theater nahm die Wiener Kritik kaum von ihm Notiz. Er war erst im Jahre 1914 statt, nachdem seine Braut ihrer russischen Herkunft öfters Partner von Hansi Niese, die sich aber nicht mit ihm verstand wegen im August 1914 kurze Zeit unter Spionageverdacht verfolgt und seine Entlassung durchsetzte. Sicher wurde er aber auch von Jarno wurde. Dieser Verdacht wurde mit einem Schreiben des Militärkomman­ nicht nach seinen Fähigkeiten beschäftigt, so daß er das Josefstädter dos in Graz vom 12. August 1914 völlig entkräftet.11 Im Anfang war das Theater, in dem er infolge des zumeist aus französischen Sittenstücken Zusammenleben recht glücklich. Sie kavifte in Neudorf bei Liebenau das gebildeten Spielplans keinen Wirkungskreis fand, gerne verließ, um Haus Nr. 36. Später, anscheinend wegen des Umsturzes in Rußland, um- sich in der Provinz einen besseren Wirkungskreis zu suchen. Die beste düsterte sich ihr Gemüt. Maierhofer hielt mit unsäglichem Opfermut bei Provinzbühne in Österreich war aber Graz, wo er seine bezwingende Art der kranken Frau aus, bis er gezwungen war, sie in einer Heilanstalt in als Komiker und Volksschauspieler am besten entwickeln konnte. Be­ Inzersdorf bei Wien unterzubringen, wo sie nach langem Leiden 1934 sonders unter Grevenberg hatte die Grazer Bühne nach dem Niedergang starb.
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