Kontinuität Und Veränderung Bei Raoul Auernheimer
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ACTA UNIVERSITATIS UPSALIENSIS Studia Germanistica Upsaliensia 54 „In Wien kann man zwar nicht leben, aber anders wo kann man nicht l e b e n“ Kontinuität und Veränderung bei Raoul Auernheimer von LENNART WEISS Dissertation presented at Uppsala University to be publicly examined in Ihresalen, Språk- vetenskapligt centrum, Thunbergsv. 3H, Uppsala, Saturday, January 30, 2010 at 10:15 for the degree of Doctor of Philosophy. The examination will be conducted in German. Abstract Weiss, L. 2010. In Wien kann man zwar nicht leben, aber anders wo kann man nicht l e b e n. Kontinuität und Veränderung bei Raoul Auernheimer. Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Germanistica Upsaliensia 54. 293 pp. Uppsala. ISBN 978-91-554-7659-5. This thesis deals with the nowadays largely unknown Austrian author Raoul Auernheimer (1876-1948). It is an attempt at a presentation of his life and work, the main part dealing with four of his works, the play Talent (1900), the long story Laurenz Hallers Praterfahrt (1913), the novel Das Kapital (1923) and the autobiographical report Die Zeit im Lager (1939). My purpose is to investigate to what extent his works reflect time, Auernheimers life and the city of Vienna. An introductory chapter on life and work deals with the most important events in his life. It is clear, that he was one of the major personalities in the field of culture in Vienna before and after World War I and an outstanding intellectual who stood for democratic values. When he was 61 the Nazis forced him to leave Austria, after first having put him into the concentration camp Dachau for five months. He was then in exile in the USA where, in spite of a heart condition, he lived on for nine more years. A section on secondary literature and an almost complete catalogue of his works show their versatility, scope and scale. In this context, his significant role as a drama critic, journalist and essayist becomes evident. The city of Vienna is a central theme in the four works I examined and each date of origin (1900, 1913, 1923, 1939) is significant for the work itself. Work and date indicate radical changes in his literary production and constitute a step in the direction of becoming a person who thinks politically. However these changes meant very little to his literary style, which shows continuity. In his works he basically remains a Feuilletonist and playwright. More and more Auernheimer shows his solidarity with the vulnerable groups of society. This is conveyed indirectly, virtually through ‘participating observation‘. By each time de- scribing conditions accurately and exactly, he criticizes current deficiencies. Concerning language it is apparent, that irony is important to his style. Since he views his world critically, he uses it to make social conditions clear. The style of the Feuilleton, in which linguistic brilliance and harmony of text are important components, is characteristic of this author. It is the style of the journalist and critic. Keywords: Raoul Auernheimer, continuity, change, life, work, journalist, critic, Talent, Laurenz Hallers Praterfahrt, Das Kapital, Die Zeit im Lager, time influence, social condi- tions, participating observation, criticism of current deficiencies, city of Vienna, style of the Feuilleton, irony Lennart Weiss, Department of Modern Languages, Box 636, Uppsala University, SE-751 26 Uppsala, Sweden © Lennart Weiss 2009 ISSN 0585-5160 ISBN 978-91-554-7659-5 urn:nbn:se:uu:diva-110097 (http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:uu:diva-110097) Printed in Sweden by Edita Västra Aros, Västerås 2009 Meinem Vater Inhaltsverzeichnis Einleitung Vorbemerkungen 9 Ziel der Arbeit und Vorgehensweise 10 Gliederung der Arbeit 12 Zur Quellenlage 12 Corpus der Arbeit 14 Zum Stand der Forschung Nachschlagewerke und allgemeine literaturgeschichtliche Darstellungen 15 Exilforschung 18 Sonstiges 20 Raoul Auernheimer und sein Werk Lebensstationen 25 Auernheimers Werk 45 „Wien schwamm in Talent wie Venedig im Wasser“ - Talent Eine Komödie in drei Akten 78 Zu Text und Inhalt 78 Zum Künstlerbegriff in Auernheimers Zeitkritik 80 Strukturen und Elemente der Komödie 90 Abschließende Bemerkungen 97 „Es kann nicht jeder im Fiaker fahren“ - Laurenz Hallers Praterfahrt Erzählung aus dem vergangenen Wien 100 Die Personen 101 Die Handlung 104 Die soziale Schichtung 106 Die Bedeutung von Praterfahrt und Fiaker 109 Die Reaktion auf Laurenz´ ‚Reichtum’ und die unabwendbare Katastrophe 114 Signale und Vorausdeutungen 117 Zur Struktur des Textes 123 Zeit und Ort 125 Abschließende Bemerkungen 129 „Küss die Hand, Genossin!“ -Das Kapital Roman aus der jüngsten Vergangenheit 132 Ort und Zeit der Handlung 134 Die Handlung 137 Die Personen der Handlung 139 Marks als Idealist 145 Zeitbezogenheit und dargestellte Zeit 148 Schichten der Gesellschaft 153 Hierarchie und Berufsportraits im Establishment 156 Revoluzzer und Prekariat 162 Juden 166 Frauen 169 Textstruktur und Textelemente 173 Wirkung der Ironie und ihre Objekte 182 Abschließende Bemerkungen 190 „Nothing but truth. Es ist schlimm genug“ - Die Zeit im Lager Von Roman Unterholzer 193 Text und Inhalt 195 Der „Prominententransport“ 202 Das Konzentrationslager Dachau 1938 206 Häftlingsalltag 213 Verhaltensweisen im Lager 225 Individuen im Kollektiv 236 Besondere Ereignisse und Beobachtungen 243 Erzählhaltung und Kontrastwirkungen 252 Der Autor und die ‚Wahrheit‘ 257 Abschließende Bemerkungen 262 „Bis an mein Lebensende an Wien gebunden“ – Schluss 267 Zusammenfassung 268 Schlussbemerkungen und Ausblick 275 Zeittafel 278 Dank 281 Literaturverzeichnis Primärliteratur 282 Sekundärliteratur 284 Nachschlagewerke 291 Internetseiten 292 Sonstiges 293 Einleitung Vorbemerkungen Die schriftstellerische Laufbahn des österreichischen Autors Raoul Auern- heimer (1876-1948) unterscheidet sich von der bekannterer Kollegen. Im Gegensatz zu Berufsgenossen, deren Ruf nach ihrem Tod gewachsen ist, ist er heute fast gänzlich vergessen. Wer heute überhaupt auf seinen Namen stößt, tut es meistens dann, wenn von der Zeitung Die Neue Freie Presse oder von österreichischen Theaterkritikern der Vor- und Zwischenkriegszeit die Rede ist. Möglicherweise ist er heute noch für diejenigen ein Begriff, die sich für den journalistischen Stil in Die Neue Freie Presse interessieren oder in den Antiquariaten Wiens Viennensia suchen. Nichtsdestoweniger war er während der ersten Jahrzehnte des zwanzigs- ten Jahrhunderts ein bekannter Mann in Wien, ein populärer Schriftsteller, dessen Bücher teilweise viele Auflagen erlebten, und vor allem ein etablier- ter Journalist und Kritiker. Als erster Präsident des österreichischen P.E.N.- Clubs spielte er eine große Rolle im literarischen Leben Wiens und hatte in dieser Funktion internationale Kontakte. Seine Feuilletons und Kritiken für Die Neue Freie Presse erschienen re- gelmäßig, schätzungsweise dreimal pro Monat, und begannen meistens auf der ersten Seite. Dies brachte mit sich, dass sein Name dem Leserpublikum wohl vertraut war. Bis 1933 blieb er in der Redaktion und schrieb zahlreiche Artikel.1 Insgesamt wurden zweiunddreißig seiner Theaterstücke zwischen den Jahren 1900 und 1931 veröffentlicht, darunter neun abendfüllende Stücke.2 Diese sowie einige seiner kürzeren Stücke sind, mit Ausnahme der Erstver- sion des Stücks Die verbündeten Mächte, das in der Zeit des Wiener Kon- gresses spielt, aufgeführt worden. Nicht wenige seiner Komödien waren Erfolge, und insgesamt sieben der Stücke wurden im Burgtheater, dem be- rühmtesten Theater in Wien, und in dem dazugehörigen Akademietheater gespielt, wo sie zwischen 1908 und 1935 insgesamt 139 Aufführungen er- lebten.3 (Ratislav 1955:192-257) Seine Komödien wurden nicht nur in Öster- 1 827 seiner Feuilletons, vor allem aus der Neuen Freien Presse, werden im Nachlass in Ri- verside, Kalifornien als Kopien aufbewahrt. (Daviau 1974:229) 2 Talent (1900); Die große Leidenschaft (1905); Der gute König (1907); Die glücklichste Zeit (1909); Das Paar nach der Mode (1913); Die verbündeten Mächte (1915); Casanova in Wien (1924); Die Feuerglocke (1929); Gewitter auf dem Rigi (1931). 3 Die Stücke sind: (die jeweilige Jahresangabe betrifft die Premieren der Inszenierungen) Die glücklichste Zeit und Der Unverschämte 1909 [das letztere Stück in der Sammlung Die Da- me mit der Maske erschienen]; Das Paar nach der Mode 1913 und 1928; Der gute König 1923 und 1927; An der Wiege des Burgtheaters 1926; Die Feuerglocke 1930; Die große Leidenschaft 1935. reich, sondern auch in Deutschland und in der Schweiz sowie einige von ihnen in Übersetzung außerhalb des deutschen Sprachraums, unter anderem in England und in den USA, gespielt. Zwischen 1901 und 1932 wurden mehr als achtzig kurze Erzählungen in Sammlungen veröffentlicht; einige dieser Texte sind übersetzt worden, so ins Ungarische und ins Englische. Vier längere Erzählungen4 und drei Ro- mane5 erschienen vor der Zeit des Exils, von denen zwei ins Französische übersetzt wurden.6 Seine Autobiografie Das Wirtshaus zur verlorenen Zeit (1948) sowie die Biografien über Franz Grillparzer und Metternich entstan- den in den USA.7 Das letztere Werk wurde zuerst in englischer Übersetzung veröffentlicht und war ein Erfolg.8 Einige Essays von Auernheimer wurden auch in Buchform veröffentlicht.9 Die Anzahl seiner Publikationen zeigt also, dass Raoul Auernheimer sowohl als Bühnenautor und Schriftsteller als auch als Journalist erfolgreich war. Ziel der Arbeit und Vorgehensweise Da bisher wenig über Raoul Auernheimer geschrieben wurde und dies hauptsächlich über seine Situation als Schriftsteller im Exil werden in dieser