einten Nationen - nicht der Liga für die Vereinten Nationen -, maligen Botschafter, in Menschenrechts- oder in Kulturfragen? im Sinne der Organisation der Vereinten Nationen. In der Be• Florin: Sie haben sich an mich gewandt, ja, natürlich. Denen völkerung der Deutschen Demokratischen Republik sah man, habe ich geantwortet und sie darauf hingewiesen, welche die daß das Interesse an dieser Organisation allgemein nur be• zuständigen Stellen in der DDR sind. schränkt war, denn man setzte keine große Hoffnung darauf, Brecht: Wo lag denn der Schwerpunkt dieser Anfragen? daß diese Organisation irgend etwas in der Welt bewerkstelligt. Florin: Oh, das war wirklich sehr unterschiedlich. Natürlich, Was nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen war, daß man Schwerpunkt war Reisen, das ist völlig klar, aber sonst: in öko• diese Organisation als solche nicht genug kannte. Und natür• nomischen Fragen, Handel. . . lich haben viele Bürger gefragt, wie teuer die Uno für die Bür• ger der DDR ist, und das war eines der schwierigen Probleme. Weyel: Die Zweistaatlichkeit Deutschlands in den Vereinten Brecht: Nun habe ich keinen Ihrer Vorträge damals hören kön• Nationen ist ja nun beendet. Es gibt eine deutsche Vertretung nen, aber als Zeitungsleser hatte ich immer den Eindruck, daß in New York und an den anderen Dienstorten der Vereinten die DDR die Uno sehr kämpferisch für ihre Interessen nutzen Nationen. Was würden Sie der UN-Politik des nunmehr ver• würde. Können Sie sich vorstellen, daß es den damaligen Re• einten Deutschland als besondere Schwerpunkte wünschen? dakteuren darum ging, aus innenpolitischen Gründen bewußt Florin: Ich bin der Auffassung, daß der Schwerpunkt der Bun• den Eindruck einer kämpferischen Außenpolitik der SED zu desrepublik Deutschland im Rahmen der Uno sein sollte, sich vermitteln? dafür einzusetzen, daß die gegenwärtige Charta der Vereinten Florin: Nicht nur der kämpferischen Politik der SED, sondern Nationen, solange sie noch in dieser Form besteht, nach Geist der kämpferischen Tätigkeit der Organisation der Vereinten und Buchstaben überall eingehalten wird; und zweitens sich Nationen. Die Zeitungen haben über Erfolgserlebnisse in der darüber Gedanken zu machen, wie die Uno als Organisation so Uno geschrieben und nicht über das, wo die Position der sozia• verändert werden kann, daß sie eine effiziente Rolle, eine ef• listischen Staaten in der Uno unter den Tisch fiel. Das wurde fektivere Rolle bei der Lösung von internationalen Problemen natürlich nicht. . ., wurde nur, sagen wir, bei bestimmten Din• spielen kann; und drittens würde ich sagen, man soll sich dar• gen, wo es notwendig war, nachrichtenmäßig berichtet, aber über den Kopf zerbrechen, wie die friedlichen Mittel der Uno sonst nicht im einzelnen bewertet. ausgebaut werden können, und nicht, wie man die Gewalttä• Brecht: Haben sich denn DDR-Bürger an Sie gewandt als da• tigkeit erhöht.

UN-Politik: nicht mehr allein der Exekutive überlassen Der neue Unterausschuß 'Vereinte Nationen/Weltweite Organisationen« des Deutschen Bundestages WOLFGANG EHRHART

Die weltpolitischen Umwälzungen Ende der achtziger Jahre de abzubauen und Akzeptanz zu schaffen. Auch in diesem Fall haben das Koordinatensystem der internationalen Politik tief• bedurfte es einiger Jahre beharrlicher Arbeit engagierter Abge• greifend verändert. Davon ist auch die Uno nicht unberührt ordneter, namentlich der Unermüdlichkeit der langjährigen geblieben. Sie hat ihr friedenspolitisches Schattendasein über• sozialdemokratischen Parlamentarierin , bis es winden und eine neue Handlungsfähigkeit gewinnen können, gelang, die Idee eines derartigen Unterausschusses durchzuset• die es ihr erlaubt, mit breiter Zustimmung der Mitgliedstaaten zen. Mit Beginn der laufenden 12.Legislaturperiode des Deut• die in der Charta beschriebenen Aufgaben anzugehen. Die er• schen Bundestages hat der Auswärtige Ausschuß beschlossen, folgreichen UN-Vermittlungen beim sowjetischen Truppenab• einen vierten Unterausschuß (UA) einzusetzen,1 der sich mit zug aus Afghanistan, bei der Lösung der Namibiafrage oder der deutschen UN-Politik und den weltweiten Aktivitäten der beim Waffenstillstand im Ersten Golfkrieg boten erste, frische Internationalen Organisation befaßt. Die Zunahme der politi• Hoffnung erweckende Beispiele dafür. schen Bedeutung der Vereinten Nationen erfordert eine Neuge• Ob die Staatengemeinschaft auch dauerhaft bereit sein wird, staltung der deutschen UN-Politik, die nicht allein der Exeku• der Weltorganisation nach dem Wegfall der bipolaren Ordnung tive überlassen werden darf. Um sicherzustellen, daß das Parla• eine konstitutive Rolle bei der Reorganisation der internatio• ment in verstärktem Maße an der Gestaltung deutscher UN- nalen Beziehungen einzuräumen, wird hauptsächlich von der Politik beteiligt ist, wurde die Forderung des Auswärtigen Aus• wirksamen Unterstützung jedes einzelnen Mitgliedstaates ab• schusses am ö.September 1991 in die Tat umgesetzt. Der Kon• hängen. Dies gilt insbesondere für Staaten, denen auf Grund stituierung des neuen Unterausschusses kommt über die insti• ihres politischen Einflusses und ihrer ökonomischen Stärke tutionelle Ausdifferenzierung hinaus eine Signalwirkung zu. ein besonderes Gewicht zufällt. Zu diesen Ländern gehört Durch sie wird deutlich, daß die deutsche Politik und insbe• zweifellos die Bundesrepublik Deutschland. Mit der Überwin• sondere das deutsche Parlament, die sich mit dem Thema Ver• dung der Blockkonfrontation in Europa und der Teilung einte Nationen in den zurückliegenden Jahren »eher geschäfts• Deutschlands ist für die deutsche Außenpolitik eine konzep• mäßig und lustlos«2 befaßten, der Weltorganisation in der tionelle Neubestimmung unabweisbar geworden, die unter an• internationalen Politik eine gewachsene Bedeutung zuerken• derem Fragen nach Art, Umfang, Interesse und Ziel des deut• nen und daß sie willens sind, an ihren Aufgaben, die sich auf schen Beitrags zu den Vereinten Nationen verbindlich beant• die Friedenssicherung, die friedliche Str itbeilegung, die Förde• worten muß. rang der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des Nord-Süd- Dieser Aufgabe muß sich nicht nur die Regierang, sondern Ausgleichs sowie auf den Schutz der Menschenrechte und der auch das Parlament stellen. Um dafür die Voraussetzung zu Umwelt beziehen, aktiv teilzunehmen. schaffen, hat der Deutsche erstmals einen Unter• Bisher haben die Fachausschüsse des Deutschen Bundestages ausschuß 'Vereinte Nationen/Weltweite Organisationen' ein• Programme und Aktivitäten der Vereinten Nationen allein un• gerichtet. Erfahrungsgemäß beanspruchen institutionelle Ver• ter ressortspezifischen Aspekten behandelt. Das ist auf das in änderungen Zeit und sorgfältige Vorbereitung, um Widerstän• der Ö.Legislaturperiode eingeführte Organisationsprinzip für

132 Vereinte Nationen 4/1993 die Einteilung der Ausschüsse zurüchzuführen. Danach steht, ten ihrer Fraktionen bestimmt. Die im Deutschen Bundestag von wenigen Ausnahmen abgesehen, jedem Bundesministeri• nicht in Fraktionsstärke vertretenen Parteien Bündnis 90/Grü- um ein Fachausschuß des Parlaments gegenüber. Strukturell ne und PDS/LL sind zwar berechtigt, einen Vertreter ihrer gilt dies auf Grund seiner Anbindung an den Auswärtigen Aus• Gruppe in den Unterausschuß zu entsenden, machen aber we• schuß auch für den Unterausschuß Uno. Inhaltlich sind jedoch gen mangelnder Personalstärke davon keinen Gebrauch. Aus seine parlamentarischen Beratungen ressortübergreifend aus• diesem Grunde besteht der Unterausschuß aus insgesamt 13 gerichtet und können im Prinzip sämtliche Bereiche der Ver• ordentlichen Mitgliedern.5 einten Nationen oder anderer globaler Organisationen, die zur Das Arbeitsprogramm des UA Uno ist durch eine doppelper• UN-Familie gehören, erfassen. Sein Arbeitsprogramm ist weni• spektivische, gleichsam nach innen wie nach außen gerichtete ger sektoral, sondern durch Querschnittsaufgaben bestimmt. Aufgabe bestimmt. Nach innen soll er die aktuelle Politik der Dadurch wird er in die Lage versetzt, verschiedene themati• Bundesregierung kritisch begleiten und deren Aktivitäten, so• sche Stränge, die durch die Ausschüsse aus fachlichen Grün• weit sie mit den UN in Verbindung stehen, parlamentarisch den aufgesplittert werden, zu bündeln und in den Zusammen• kontrollieren. Einem engen Kreis sachkundiger Abgeordneter hang des UN-Systems zu rücken. Folgerichtig wurde hier dar• dürfte dies wirksamer gelingen als dem personell stark besetz• auf Wert gelegt, daß, anders als in Unterausschüssen üblich, ten Auswärtigen Ausschuß, der sich den auswärtigen Angele• die Mitglieder aus unterschiedlichen Ausschüssen (Auswärti• genheiten in ihrer vollen Breite zu widmen hat und nicht ger Ausschuß, Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, sämtliche Tagesordnungspunkte in der nötigen Detailliertheit Verteidigungsausschuß) stammen. und der wünschenswerten Tiefe behandeln kann. Ferner kann Wie beim Auswärtigen Ausschuß liegt die Hauptaufgabe des der neue Unterausschuß zu einer engeren Verknüpfung parla• Unterausschusses nicht in der Beratung von Gesetzentwürfen, mentarischer Arbeit mit den Tätigkeiten der Nichtregierungs• sondern in der parlamentarischen Kontrolle der Außen- und organisationen in Deutschland beitragen, indem er ihre Vertre• UN-Politik der Bundesregierung. Unterscheidet man genauer ter und Experten zu Sitzungen einlädt, Anhörungen veranstal• zwischen Rechtskontrolle (Einhaltung der vorgegebenen tet oder auf andere Weise einen Informationsaustausch zu ei• Rechtsnormen durch das Regierungshandeln), Effizienzkon• nem besonderen Problembereich herstellt. trolle (ökonomischer Einsatz zieladäquater und wirksamer Nach außen soll der Unterausschuß wirksam werden, indem Mittel) und politischer Richtungskontrolle (Überprüfung des er parlamentarische Kontakte zu den UN und ihren Sonderor• Regierungshandelns mit den deklarierten eigenen Zielsetzun• ganisationen aufbaut und unterhält und an internationalen gen),3 so erstreckt sich die Tätigkeit des Auswärtigen Aus• parlamentarischen Initiativen mitwirkt, die die Stärkung der schusses und seiner Unterausschüsse im wesentlichen auf die Weltorganisation zum Ziel haben. Dazu gehört auch der An• beiden letzten Kontrollarten. Das von der Geschäftsordnung schluß und die verstärkte Beteiligung der deutschen Politik an des Deutschen Bundestages vorgesehene Recht der Ausschüsse die internationale UN-Reform-Diskussion. zur Selbstbefassung mit Fragen ihres Geschäftsbereichs unab• hängig von Vorlagen des Plenums ermöglicht dem Unteraus• schuß einen größeren Spielraum bei der Auswahl seiner Bera• Die bisherigen Arbeitsschwerpunkte tungsgegenstände. Allerdings ist damit ein Initiativrecht (im Sinne der Vorlage eines Gesetzentwurfs oder eines Entschlie• Nach dem Beschluß, daß der Unterausschuß jede zweite Sit• ßungsantrags) des Unterausschusses nicht verbunden. zungswoche tagen wird, ging es zum Arbeitsauftakt zunächst einmal darum, die Parlamentarier mit der Struktur, den Insti• tutionen und Funktionen der Vereinten Nationen näher ver• Formale und programmatische Aspekte traut zu machen. Ferner begann das Gremium mit einer Be• standsaufnahme der aktuellen UN-Politik der Bundesregie• Die konstituierende Sitzung des Unterausschusses >Vereinte rung. Nationen/Weltweite Organisationen' fand am 9.September In den bisher abgehaltenen 19 Sitzungen wurde ein weitgefä• 1991 statt. Zum Vorsitzenden des Gremiums wurde der sach- chertes Arbeitsprogramm absolviert. Im Vordergrund der Aus• sen-anhaltinische SPD-Abgeordnete gewählt. schußsitzungen standen die aktuellen Krisenherde, in denen Ferner wurden die Abgeordneten Christian Ruck (CDU/CSU), die UN friedenspolitisch engagiert sind. In der Regel werden Günter Verheugen4 (SPD) und Martin Grüner (FDP) zu Obleu• die entsprechenden Tagesordnungspunkte von einem Bericht

Von der vierten an die dritte Stelle der Bei• tragszahler der Vereinten Nationen ist Deutschland vorgerückt. Zwar ist der Anteil von 8,93 vH gemäß dem für die Jahre 1992 bis 1994 geltenden Beitragsschlüssel für den regulären Haushalt der UN (siehe VN 1/1992 S.20f.) gleich geblieben, doch hat die Auflö• sung der Sowjetunion diese Änderung in der Rangfolge mit sich gebracht. Die Nachfolge• staaten der UdSSR werden nunmehr separat veranlagt, wie dies für Belarus und Ukraine schon früher der Fall war; für Ukraine hat sich dabei eine Erhöhung des Anteils gegen• über der Ende 1991 beschlossenen Beitrags• skala ergeben. Die nebenstehende Grafik gibt die Anteile (in Prozent) wieder, die die Hauptbeitragszahler zum UN-Haushalt zu entrichten haben; zur Zahlungsmoral ent• hält sie keine Aussage.

Vereinte Nationen 4/1993 133 der Bundesregierung eingeleitet, an den sich eine vertiefende tern besteht. So ließ sich der UA vom damaligen Parlamentari• Befragung des Vertreters des Auswärtigen Amtes oder anderer schen Staatssekretär auf seiner 3. Sitzung Ministerien und eine Aussprache unter den Mitgliedern des über den Stand der Vorbereitungen der Umweltkonferenz in Unterausschusses anschließt. Dazu gehörten der Konflikt im Rio (UNCED) unterrichten. Ferner setzten sich die Abgeordne• ehemaligen Jugoslawien und die Rolle der UNPROFOR, die ten mit der Achten Konferenz der Vereinten Nationen für Han• UNAktionen in Kambodscha (UNTAC) und Somalia (UN- del und Entwicklung (UNCTAD) in Cartagena auseinander OSOM I und II) sowie die Vorbereitungen der Referenden in und erörterten Verbesserangsmöglichkeiten des Nord-Süd- Westsahara (MINURSO) und in Eritrea (UNOVER). Dialogs durch eine Reform der UNCTAD-Strukturen. Für die Besondere Aufmerksamkeit verlangen naturgemäß diejenigen Weltmenschenrechtskonferenz 1993 hatte sich die Bundesre• Friedensmissionen, an denen Deutschland finanziell, perso• gierung 1991 als Gastgeber diplomatisch stark gemacht und in nell oder mittlerweile sogar mit militärischen Einheiten betei• der UN-Generalversammlung Berlin als Tagungsort durchset• ligt ist. Deshalb wurde die im Verteidigungsministerium ein• zen können. Der plötzliche Rückzug der Bundesrepublik aus gerichtete -Arbeitsgruppe Vereinte Nationen- zur Berichter• der Rolle des Gastgebers für die Konferenz stieß bei den Parla• stattung und Befragung eingeladen, denn die Bundeswehr hat mentariern allseits auf Unverständnis. Die Exekutive unter• schon vor einer endgültigen Entscheidung über die kontrover• richtete die Parlamentarier, nachdem sie ihre Entscheidung sen verfassungsrechtlichen Fragen ihres Einsatzes außerhalb schon getroffen hatte; letztlich wurde das Parlament vor voll• des NATO-Gebiets die Planungen für die Beteiligung an UN- endete Tatsachen gestellt. Missionen in Angriff genommen. Die gegenwärtig laufenden Die parlamentarische Arbeit des UA Uno erstreckt sich auch Beteiligungen von Bundeswehrangehörigen wurden von der auf die Herstellung und Pflege außenpolitischer Kontakte, die Bundesregierung als »humanitäre Einsätze« deklariert, die vom für seine Mitglieder wertvoll und nützlich sind. Deshalb hat er Grundgesetz nicht verboten sind. Das galt zunächst für die sich vorgenommen, jedes Jahr einmal an den UN-Sitz nach UNTAC in Kambodscha, an der die Deutschen neben ihrem fi• New York zu reisen, um außer mit den Angehörigen der deut• nanziellen Beitrag mit dem Aufbau und der Unterhaltung ei• schen Ständigen Vertretung auch mit UN-Botschaftern anderer nes Lazaretts beteiligt sind. Ähnliches gilt für den Versuch ei• Länder und mit hochrangigen Bediensteten des UN-Sekreta• ner Befriedung Somalias. Der Umstand, daß Deutschland zum riats ins Gespräch zu kommen. Gleich beim ersten Besuch im ersten Mal mit militärischen Einheiten beteiligt ist, hat zu Februar 1992 kam ein Meinungsaustausch mit dem neuen Ge• heftigen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Op• neralsekretär Boutros Boutros-Ghali zustande. Für die deut• position darüber geführt, ob es sich noch um einen humanitä• schen Parlamentarier eröffnen die Reisen nach New York die ren Einsatz handelt oder nicht. Der Krieg im ehemaligen Jugo• Gelegenheit, Informationen aus erster Hand zu bekommen slawien erforderte eine Debatte über die humanitäre und di• und die eigenen Vorstellungen über die UN auf ihre Akzeptanz plomatische Rolle Deutschlands, nicht zuletzt als einflußrei• hin zu überprüfen. So mußte beispielsweise der Vorschlag, eine ches Mitglied der EG, in diesem Konflikt. Aktuelle und schwe• ständige deutsche Beteiligung im Sicherheitsrat durch einen re Krisen wie im ehemaligen Jugoslawien pflegen allerdings in EG-Sitz zu sichern, als unrealistisch zurückgenommen wer• der Regel vom Auswärtigen Ausschuß eingehend behandelt zu den. Trotz einiger Vorbehalte vor allem von britischer, franzö• werden, so daß der Unterausschuß bei der Behandlung brisan• sischer und chinesischer Seite klang schon im Februar 1992 ter Friedensmissionen nur in zweiter Linie zum Zuge kommt. durch, daß eine ständige Mitgliedschaft Deutschlands wahr• Der UA Uno hat sich auch weniger spektakulären UN-Unter• scheinlicher sei. nehmungen wie der deutschen Beteiligung an der mit Irak be• Im Oktober desselben Jahres reiste eine Delegation des UA faßten Sonderkommission der Vereinten Nationen (UN• Uno nach Genf, um die dort angesiedelten UN-Spezialorgane SCOM), die für die Überwachung der Abrüstung des Landes UNCTAD und UNHCR, die Sonderorganisation ILO, das dem zuständig ist, gewidmet. Dazu informierte das deutsche Mit• Sekretariat zugehörige Menschenrechtszentrum sowie die Ver• glied der UNSCOM, Peter von Butler, die Abgeordneten über bindungsstelle des in Nairobi ansässigen UNEP kennenzuler• den Stand der Abrüstung und der Waffenvernichtung in Irak. nen; Kontakte wurden auch zum GATT, einer autonomen Or• Eine wichtige Aufgabe nimmt das Gremium bei der Kontrolle ganisation innerhalb des Verbandes der Vereinten Nationen, der Finanzausgaben, die aus dem Bundeshaushalt für UN-Bei• sowie zum Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ge• träge und zur Unterstützung von Programmen und Aktivitäten knüpft. Wegen der miserablen Ausstattung des Menschen• der Weltorganisation aufgebracht werden, wahr. Zwar ist für rechtszentrums, das sich nicht zuletzt durch die Reisen des die Budgetkontrolle der Haushaltsausschuß zuständig; dieser Sonderbeauftragten Tadeusz Mazowiecki im ehemaligen Jugo• ist aber aus Kapazitätsgründen nicht in der Lage, mehrere tau• slawien und die Interventionen zugunsten der Kriegsgefange• send Einzelposten einzeln zu überprüfen. Hier kann der UA nen Verdienste erworben hatte, regte der UA Uno in einen Uno im Hinblick auf die UN-bezogenen Aufwendungen Hilfe• Brief an den Außenminister an, eine Erhöhung des vergleichs• stellung leisten. Hinzu kommt, daß Deutschland auf Grund weise niedrigen deutschen Beitrags zu prüfen. Inzwischen seines ökonomischen Gewichts nach den USA und Japan mit wurde der freiwillige deutsche Beitrag des Haushaltsjahres 8,93 vH an dritter Stelle der Beitragszahler bei den Pflichtbei• 1992 verdreifacht.6 trägen steht. Auf dieser Grundlage berechnen sich für die Bun• Der Erweiterung der internationalen Kontakte diente die Teil• desrepublik auch die Beiträge für die Friedensmissionen, unab• nahme des UA-Vorsitzenden Brecht an der Anfang 1992 in To• hängig davon, ob sie mit zivilem oder militärischem Personal kyo abgehaltenen Weltparlamentarierkonferenz, auf der sich an der jeweiligen Aktion beteiligt ist. Die parlamentarische Abgeordnete aus zahlreichen Ländern trafen, um Ideen und Kontrolle umfaßt auch die freiwilligen finanziellen Zuwen• Initiativen zur Stärkung der Vereinten Nationen zusammenzu• dungen an die UN. Bei der ersten Überprüfung stellten die tragen und voranzubringen. Im Mai 1993 reiste eine Dele• Ausschußmitglieder fest, daß sie seit zehn Jahren nur sehr ge• gation nach Schweden, um sich über die Ausbildung der Blau• ringe Steigerungsraten aufweisen und übten daran Kritik. Be• helm-Soldaten in Almnäs bei Stockholm zu informieren und anstandungen oder Anregungen für Änderungen werden dem mit Vertretern des Schwedischen Reichsiages und der Ministe• Haushaltsausschuß mitgeteilt. rien des Auswärtigen und der Verteidigung über das skandina• Die Befassung mit den großen internationalen Konferenzen vische Modell der Friedenssicherung zu sprechen. der Vereinten Nationen gehört zum Aufgabenspektrum des Die Kooperation zwischen dem UA Uno und den deutschen UA Uno. Wenn es möglich ist, werden sie schon in ihrer Vorbe• Nichtregierungsorganisationen, die mit den Aktivitäten der reitungsphase auf die Tagesordnung des UA gesetzt, um dem Weltorganisation verbunden sind, herzustellen, ist ein weite• Parlament Mitsprache- und Mitwirkungsrechte zu sichern, so• res Desiderat. So stellte sich im Juni 1992 auf der 9.Sitzung des fern die deutsche Delegation nicht nur aus Regierungsvertre• UA die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen

134 Vereinte Nationen 4/1993 (DGVN) den Abgeordneten vor.7 Ihre Vertreter erläuterten die Öffentlichkeitsarbeit der Organisation und nahmen zu den Die persönliche Meinung Themen Reform, Gesamtkoordination und Finanzierung der Vereinten Nationen sowie zu den Blauhelm-Einsätzen Stel• lung. Zwischen ihr und dem UA findet ein ständiger Informationsaustausch statt. Andere Organisationen werden eingeladen, wenn ein Tagesordnungspunkt ansteht, zu dem sie Der Deutschen Uno als Sachverständige oder Interessengruppe etwas beitragen können. Beispielsweise war bei der Berichterstattung des Be• Seit wir Deutschen ständig und überall unsere neue weltpoliti• auftragten der Bundesregierung über die diesjährige Tagung der sche Verantwortung entdecken, scheinen wir auch in den UN vollkommen out of area geraten zu sein. Ein neuer Fuwi teuto- Menschenrechtskommission in Genf zusätzlich ein Vertreter nicus hat uns ergriffen. Er kommt diesmal nicht in schim• von Amnesty International zugegen. mernder oder brauner Wehr daher, sondern im Kleid des be• waffneten Samariters. Wir wollen nicht herrschen, sondern Die Reform der Vereinten Nationen helfen, helfen, helfen. Da wir uns dafür unser Wunsch-Instru• ment, eine voll bewaffnete Technische-Hilfswerk-Rotkreuz- Einer der herausragenden Arbeitsschwerpunkte des Unteraus• Heilsarmee, bisher nicht haben basteln können, muß die Bun• schusses ist die Reform der Vereinten Nationen. Auch wenn deswehr aushelfen. In Somalia zum Beispiel mit humanitärer sich die Weltorganisation seit ihrem Bestehen einem perma• Hilfsbereitschaft als Teil der dortigen UN-Verbände, die unter nenten Erneuerungsprozeß stellen muß, um den neuen politi• Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen militärischen schen Gegebenheiten und Anforderungen zu genügen, so ist Zwang ausüben und im somalischen Bürgerkrieg Kriegspartei doch gegenwärtig die Frage einer Reorganisation der UN eines geworden sind. der wichtigsten Themen in der Diskussion über eine Neuord• Hauptsache, unsere Partners in Leadership schauen uns nicht nung der internationalen Beziehungen. Der UA Uno hat An• scheel an oder halten uns gar für Drückeberger. Hauptsache, schluß an diese Diskussion auf zwei Wegen gesucht. alle Welt sieht, daß wir gute Uno-Pflicht-Erfüller sind. Gele• • Erstens haben die Abgeordneten der Opposition und der gentlich geht's auch flexibler, vor allem wenn ohne Bundes• Koalition jeweils eigene Reformanträge erarbeitet und im Aus• wehr. Bei der globalen Finanzierung der UN sind wir immer• schuß zur Diskussion gestellt. Die Arbeitsgruppe Uno der hin auf Platz drei vorgerückt (allerdings auch auf Platz drei SPD-Fraktion hatte unter Leitung Günter Verheugens schon beim Waffenexport). Bei der Entwicklungshilfe wiederum sind frühzeitig die Initiative ergriffen und nach etwa einem Jahr der deutsche Steigerungsraten nicht zu vermelden. UN-Men• Vorbereitung einen Entschließungsantrag zur Reform der Ver• schenrechtskonferenz nach Berlin? Nein danke, kommt zu teuer. Überlassen wir lieber den Österreichern. Mal so, mal so, einten Nationen in den Bundestag eingebracht.8 Die erste Bera• meistens so. tung des Antrags fand am 23.Januar 1992 statt.9 In der einstün• Wir könn(t)en auch anders. Uns etwa dafür einsetzen, daß we• digen Debatte zeigte sich, daß keine der Parteien die Möglich• niger à la Golfkrieg und Balkankonflikt durch eigenwillige keit und Notwendigkeit einer UN-Reform in Frage stellt. Strit• Großmächte, NATO und EG unter dem Dach oder im Rahmen tig wurde dagegen die Durchsetzbarkeit einzelner Reformvor• der Uno und mit dem Sicherheitsrat als Beschaffer von Resolu• stellungen des SPD-Antrags beurteilt. Die Redner der Koali• tionen, sondern mehr durch die Uno selbst gehandelt wird. tionsfraktionen bezweifelten besonders diejenigen Vorschläge, Daß Autorität und Funktion des Generalsekretärs nicht weiter die eine Änderung der Charta einschließen wie zum Beispiel gemindert werden. Daß im Sinne seiner Agenda für den Frie• eine veränderte Zusammensetzung des Sicherheitsrats oder den die die UN stärkenden Teile der Charta verwirklicht und die Abschaffung des Vetorechts und kritisierten die sozialde• fortentwickelt werden. Wir könnten unsere eigene Beteiligung mokratische Haltung, Bundeswehrsoldaten nur für Blauhelm- an militärischen Einsätzen der Vereinten Nationen von einer Missionen, nicht aber für Kampfeinsätze den UN zu unterstel• buchstabengetreuen Verwirklichung des Artikels 43 der Char• len. Die SPD-Abgeordneten hoben dagegen die Priorität und ta abhängig machen. Wir könnten gegen einen quicken, selek• Wirksamkeit der friedlichen Konfliktlösung hervor und forder• tiven und zum guten Teil von innenpolitischen Fluktuationen ten in Übereinstimmung mit dem FDP-Redner, daß bei einer in den USA abhängigen militärischen Interventionismus, der anderen Zusammensetzung des Sicherheitsrats nicht nur die der Uno mehr schadet als nützt, Stellung nehmen. Wir könn• Mitgliedschaft Deutschlands anzustreben sei, sondern auch ei• ten eine gegen Waffenproduktion und -export gerichtete Poli• ne angemessene Repräsentanz der Staaten der Dritten Welt. tik betreiben und damit auf ein Ende des ständig neuen Circu- Unstrittig waren zwischen Koalition und Opposition die For• lus vitiosus hinwirken: Intervention mit Waffenlieferungen derungen nach einer Stärkung des Generalsekretärs, nach effi• verschärft Konflikte, macht sie inhuman, führt (so man will) zienterer Gestaltung des UN-Sekretariats und der Gesamtor• zu bewaffneter, nun als humanitär deklarierter Intervention. ganisation, nach dem Ausbau der entwicklungs- und umwelt• Wir können dies und manches mehr. Aber es geht uns offenbar weniger um Politik und UN, sondern mehr darum, mittels der politischen Institutionen der UN und nach der Einstufung von UN endlich wieder in unserer vollen Größe erkannt und aner• gravierenden Menschenrechtsverletzungen als Friedensgefähr• kannt zu werden. Willi Zwo läßt grüßen. Und ein paar andere dung. Übereinstimmung bestand auch darin, daß die Reform grüßen klammheimlich mit. Unsere mittlerweile ungebrem• der Uno nur schrittweise und punktuell zu realisieren ist und ste Forderung «nach einem ständigen Sitz im Sicherheitsrat daß sie von der von PDS/LL und Bündnis 90 angemahnten De• markiert das endgültige Ende unserer Nachkriegs-Verschämt- mokratisierung nicht abhängig gemacht werden darf, weil dies heit. Begeisterungsstürme sind bisher jedoch weder bei unse• auch das Vorhandensein demokratischer Strukturen in den ren Partners in Leadership noch bei den übrigen 183 UN-Mit• Mitgliedsländern erfordere. Insgesamt konnten die einzelnen gliedstaaten auszumachen. Die seit Juli vorliegenden Antwor• Reformvorschläge in der Debatte nur kursorisch zur Sprache ten auf eine Umfrage des Generalsekretärs bei den UN-Mit• kommen; die Detailarbeit muß in den Ausschüssen geleistet gliedern zu einer Reform der Vereinten Nationen zeigen viel• werden. mehr, daß auch in diesem Falle alles seinen gewohnten und Ein halbes Jahr später legte dann auch die Koalition ihre Anträ• schwerfälligen Uno-Gang gehen wird. Vielleicht sollten wir die dadurch verfügbare Zeit doch nutzen, um ein wenig mehr ge vor.10 Wie so oft, wurden die Streitpunkte im Ausschuß in tatsächliche UN-Politik zu entwickeln. Ginge auch ohne einer sachlichen Atmosphäre ausgetragen. Trotz einer Reihe Großmachtanspruch. von Berührungspunkten zwischen Koalition und Opposition und trotz eines zustandegekommenen Vermittlungspapiers zum entwicklungspolitischen Teil der Anträge blieben vor al• lem die Aussichten für eine Änderung der UN-Charta, der Hans Arnold •

Vereinte Nationen 4/1993 135 deutsche Beitrag bei friedenserzwingenden Maßnahmen sowie die Zinslast über den Beitragsschlüssel auf alle Mitgliedstaa• die mögliche Einschränkung des Vetorechts der Ständigen ten verteilt werde, obwohl nur einige wenige Staaten für das Fi• Mitglieder des Sicherheitsrats zwischen den Bundestagsfrak• nanzierungsproblem hauptverantwortlich seien. Im Bereich tionen kontrovers. Der Versuch beider Seiten, vor dem Hinter• der Menschenrechte kommt es nach Ansicht der Sachverstän• grund vieler Gemeinsamkeiten die strittigen Punkte zu einem digen darauf an, weniger neue Normen als vielmehr deren Kompromiß zu vermitteln, führte zu erfolgversprechenden Durchsetzung und Einhaltung zu verbessern. Fortschritte auf Verhandlungen. Am Ende jedoch zog es die Koalitionsseite vor, diesem Gebiet seien nicht zu übersehen. So führe insbesonde• den Antrag der SPD-Opposition abzulehnen und die eigenen re die Entsendung von Missionen zur Tatsachenermittlung zu Anträge mit der Mehrheit im Ausschuß zu verabschieden. Die einer schnellen und unbürokratischen Hilfe. Ein weiterer Weg, abschließende Lesung und Abstimmung über die Anträge zur den Menschenrechten Geltung zu verschaffen, eröffne sich, Reform der Vereinten Nationen im Plenum ist für Ende Sep• wenn regionale Zusammenschlüsse von Staaten deren Einhal• tember geplant. tung beobachten und sanktionieren. • Zweitens hielt der Unterausschuß in seiner 13.Sitzung am Auch um eine kritische Beurteilung der UN-Politik der Bun• 9. November 1992 eine öffentliche Anhörung zum Thema Re• desregierung wurden die Sachverständigen gebeten. Sie schlu• form der Vereinten Nationen ab. Zuvor war ein umfangreicher gen eine aktivere und eigenständige Politik zur Durchsetzung Fragenkatalog erarbeitet und an die sechs Sachverständigen ge• des Menschenrechtsschutzes vor, verlangten ein eigenes, akti• richtet worden. Dies waren Botschafter a.D. Hans Arnold, Mi• ves Profil der Bundesregierung im wirtschaftlichen und sozia• chael Finger vom Verband deutscher Bediensteter bei interna• len Bereich der Vereinten Nationen, das sich nicht auf eine Be• tionalen Organisationen sowie die Wissenschaftler Klaus vorzugung der Weltbankgrappe und des IMF beschränkt, for• Dicke, Klaus Hüfner, Christian Tomuschat und Rüdiger Wolf• derten eine Stärkung des Generalsekretärs und mahnten eine rum. Der Fragenkatalog umfaßte das aktuelle Themenspek• intensivere Befassung mit Problemen des UN-Haushalts und trum der internationalen Reformdiskussion. Dazu gehörten der UN-Administration an; schließlich wurde auch eine effi• - die Verbesserung der Arbeitsfähigkeit der Vereinten Nationen, zientere Koordinierung der UN-Politik auf nationaler Ebene - die Überwindung der Finanzkrise der Weltorganisation, zwischen den Ressorts, zwischen Regierung und Parlament so• - die Zusammensetzung und die Handlungsfähigkeit des Sicherheits• wie eine noch engere Abstimmung im EG-Rahmen angeregt. rats, - die Sicherung und Erhaltung des Friedens, Die Ergebnisse dieser Anhörung11 dienen dem Unterausschuß - die verbesserte Durchsetzung der Menschenrechte, als Anregung und Leitfaden seiner weiteren Arbeit. - Umwelt und Entwicklung sowie der Nord-Süd-Konflikt, - die Katastrophenhilfe, - die Verbrechensbekämpfung, Eine erste Bilanz - die regionalen Bündnisse und - die UN-Politik der Bundesregierung. Die Einrichtung des Unterausschusses -Vereinte Nationen/ Einig waren sich alle Experten darin, daß die wachsende Zahl Weltweite Organisation« muß als stärkere Hinwendung der der Aufgabenbereiche der Vereinten Nationen und deren deutschen Politik auf die Uno und ihre weltumspannenden schwierige Finanzlage tiefgreifende Reformen dringend erfor• Aktivitäten gewertet werden. Nur so ist es auf parlamentari• dern. Eine Erneuerung der Zusammensetzung des Sicherheits• scher Ebene möglich, daß die bisherige Aufsplitterang in den rats, die eine Erhöhung der Zahl der Ständigen Mitglieder zur Ausschüssen aufgehoben und eine Bündelung im Hinblick auf Folge hätte, wurde unterschiedlich bewertet. Einer der Sach• das UN-System möglich ist. Generell erhöhen sich durch die verständigen erkannte darin die Gefahr einer Beeinträchtigung Einrichtung dieses Unterausschusses die Informations-, Kon• der Handlungs- und Entschlußfähigkeit des Rates, ein anderer troll- und Mitwirkungsmöglichkeiten des Parlaments. sah hingegen in einer schrittweisen Erhöhung der Zahl der Dies war allerdings auch dringend notwendig. In den Aus• ständigen Sitze kein grundsätzliches Problem. schußsitzungen machen die Abgeordneten die Erfahrung, daß Auch die Frage einer ständigen Mitgliedschaft Deutschlands die Exekutive ihnen gegenüber einen enormen Informations- wurde unterschiedlich beurteilt. So wurde der Bundesregie• vorsprang besitzt und daß sich für sie ihre jahrelange Erfah• rung empfohlen, einen ständigen Sitz anzustreben, zugleich rung im Umgang mit dem System der Vereinten Nationen ge• aber eingeschränkt, daß ein Vetorecht auf Grund der »Mittel• rade jetzt bei der wachsenden Bedeutung der Weltorganisation machtsstellung« der Bundesrepublik (Verzicht auf ABC-Waf- voll auszahlt. Es ist offenkundig, daß das Parlament mit der fen, ungeklärte verfassungsrechtliche Lage) nicht in Frage Einrichtung des Unterausschusses der Administration hinter• komme. Deutschland solle eine Mitgliedschaft mit Vetorecht herhinkt, die sich schon seit Jahrzenten mit UN-Angelegen• erst bei durchgreifenden Reformen im Bereich des Sicherheits• heiten systematisch befaßt hat. Schon deshalb ist es unver- rats anstreben. Unterschiedlich wurde auch die Funktion des Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC) beurteilt. Wünschens• wert sei eine klarere Aufgabenverteilung und ein größeres ei• 1 Drei andere Unterausschüsse wurden schon früher eingerichtet, es sind dies genständiges Gewicht gegenüber den Sonderorganisationen. der UA für Abrüstung und Rüstungskontrolle, der UA für Menschenrechte Eine Straffung der Organisation sei notwendig, indem man die und Humanitäre Hilfe und der UA für Auswärtige Kulturpolitik. 2 Wilfried Skupnik, Uno: notwendig, nützlich und ziemlich unbeachtet. Die Anzahl der Unter- und Nebenorgane verringere. Dagegen plä• Vereinten Nationen als Thema des 8.Deutschen Bundestages, VN 4/1980 dierte ein anderer Sachverständiger für die Abschaffung des S.131. Siehe zur letzten großen UN-Debatte im Bundestag vor der Einrich• ECOSOC mit der Begründung, daß er als Anlaufstelle für die tung des UA Uno den Bericht von Kerstin Jung in VN 4/1989 S.126f. 3 Cf. Norbert Gehrig, Parlament-Regierung-Opposition, München 1969, S.5ff. Sonderorganisationen seine Funktion verloren habe. Hinsicht• 4 Wegen seiner Wahl zum Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Bundes• lich der Finanzsituation der UN wurde die Verbesserung der tagsfraktion hatte Günter Verheugen die Punktionen des Obmanns der SPD- Abgeordneten im UA sowie des Sprechers der Arbeitsgruppe Uno der Zahlungsmoral der großen Mitgliedstaaten herausgestrichen. Fraktion im März 1993 an den Abgeordneten Gert Weisskirchen abgegeben. Zwar verfüge die Uno über entsprechende Sanktionsmaßnah• 5 Gegenwärtig sind folgende Abgeordnete ordentliche Mitglieder des Aus• men, sie müßten allerdings auch angewendet werden. In Frage schusses: für die CDU/CSU , Erich G. Fritz, Christian Ruck, Helmut Sauer (Salzgitter), Andreas Schmidt (Mülheim) und Herbert komme der Entzug des Stimmrechts bereits nach einjährigem Werner (Ulm); für die SPD Eberhard Brecht, Kail-Heinz Klejdzinski, Dieter Zahlungsverzug (statt wie bisher nach zwei Jahren). Ferner Schloten, Margitta Terborg und Gert Weisskirchen; für die FDP Martin Grü• ner und Bruno Menzel. sollten für nicht rechtzeitig eingegangene Beitragsleistungen 6 Cf. Bundeshaushaltsplan 1994, Einzelplan 05, Bundestags-Drucksache (BT- Zinsen erhoben sowie ein Fonds zur Sicherung und Bewahrung Drs.) 5500, S.39. 7 Die DGVN wurde vertreten durch die Vorsitzende Helga Timm sowie durch des Weltfriedens errichtet werden. Klaus Hüfner, Günther Unser und Volker Weyel. Der Vorschlag des Generalsekretärs, kommerzielle Kredite auf• 8 Cf. BT-Drs. 12/1719. 9 Cf. BT-Plenarprotokoll 12/73, S.6138ff. zunehmen, stieß auf heftige Kritik. Dies könne lediglich eine 10 Cf. BT-Drs. 12/3702 und 12/3703. überbrückende Maßnahme darstellen. Problematisch sei, daß 11 Cf. Wortprotokoll der 13.Sitzung des UA.

136 Vereinte Nationen 4/1993 ständlich, daß sich der Auswärtige Ausschuß nicht entschlie• Fachkompetenz erarbeiten können. Ihr Einfluß auf die UN-Po• ßen konnte, dem UA Uno ein eigenes Sekretariat zuzugeste• litik ihrer Fraktionen und Parteien hat damit aber nicht spür• hen wie zuvor schon den Unterausschüssen für Abrüstung und bar zugenommen. Bei den öffentlichkeitswirksamen Debatten Rüstungskontrolle sowie für Menschenrechte und Humanitä• über strittige UN-Themen konnten die Mitglieder des UA nur re Hilfe. bedingt hervortreten. Die Fraktionen pflegen die Rednerlisten In der Gründungsphase gab es einen starken Andrang der Ab• in erster Linie nach der Fraktionshierarchie zusammenzustel• geordneten, Mitglied des neuen Unterausschusses zu werden. len. Dies wiegt aber weniger schwer, wenn man bedenkt, daß Nach zwei Jahren parlamentarischer Praxis läßt sich allerdings die Arbeit der Mitglieder des UA sich nicht an publikums• beobachten, daß das anfängliche Engagement bei einigen Ab• wirksamen und spektakulären Auftritten bemißt. Es gibt denn geordneten nachgelassen hat. Die eine oder andere parlamen• auch Fragestellungen und Probleme der UN, die für publizisti• tarische Einrichtung mußte in der Anfangsphase eigens auf die sche Paukenschläge wenig geeignet sind. Die bedeutsamen Existenz des neuen Unterausschusses aufmerksam gemacht Themen des UA Uno sind in der >Agenda für den Frieden- des werden. So versäumte es etwa das Präsidium des Deutschen UN-Generalsekretärs, den Anträgen der Bundestagsfraktionen Bundestages, auch Mitglieder des UA Uno als Angehörige der zur Reform der Vereinten Nationen und im Protokoll der An• deutschen Delegation zur UNCED in Rio einzuladen. hörung zur Uno-Reform bereits vorgegeben. Sie liefern einen Zweifellos haben sich die aktiven Abgeordneten des UA in den anspruchsvollen Orientierungsrahmen für die künftige Arbeit beiden Jahren in die komplexe Materie des Systems und der des seit nunmehr zwei Jahren bestehenden Unterausschus• Politik der Vereinten Nationen vertiefen und eine respektable ses.

Universalismus, Regionalismus, Kapitel VIII: Die KSZE und die Vereinten Nationen

PETER SCHLOTTER Mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation haben sich fast politik unter der Hauptverantwortlichkeit des Sicherheitsrats. sämtliche Parameter der bisherigen Weltpolitik verändert. Ge• Er bewegt sich damit in dem von der UN-Charta abgesteckten genwärtig ist noch völlig offen, nach welchen Strukturen die Rahmen, betont aber viel stärker den bisher vernachlässigten Neuordnung des internationalen Systems erfolgen wird. Ob• regionalen Ansatz zur Friedenssicherung. wohl alle ökonomischen, ökologischen und sicherheitspoliti• Nahezu zeitgleich haben die in Helsinki versammelten Staats• schen Trends (Sieg der Marktwirtschaft, weltweite Umwelt• und Regierungschefs die Konferenz über Sicherheit und Zu• probleme, Ende der sicherheitspolitischen Bipolarität) von ih• sammenarbeit in Europa (KSZE) zu einer regionalen Abma• rer Problemlogik her einer globalen Bearbeitung bedürfen, fin• chung im Sinne von Kapitel VIII der Charta der Vereinten Na• den wir in der Realität eine widersprüchliche Entwicklung tionen erklärt und sie zu einer internationalen Institution wei• zwischen Universalisierung und Regionalisierung. Während terentwickelt, die über permanente Institutionen sowie Me• sich einerseits — symptomatisch an dem Aufgabenzuwachs der chanismen der Konfliktprävention und Konflikteindämmung UN in allen Bereichen zu beobachten - zumindest Anzeichen verfügt. Die KSZE kann auch andere europäische Institutionen dafür zeigen, globale Probleme auch global anzugehen, ver• wie die EG, die NATO, die WEU oder die Gemeinschaft Unab• zeichnen wir andererseits Fragmentierungstendenzen, tiefgrei• hängiger Staaten (GUS) ersuchen, ihr Ressourcen zur Verfü• fende Krisen in Integrationsprozessen (wie zum Beispiel in der gung zu stellen und sie bei der Durchführung friedenserhalten• Europäischen Gemeinschaft) und eine Orientierung auf Regio• der Aktivitäten zu unterstützen.2 Ein halbes Jahr später be• nen, wenn nicht auf die Nation und den Nationalismus. schlossen die Außenminister der KSZE-Staaten, die Vereinten Nationen über alle Aktivitäten zu informieren, die mit Kon• 1. Regionalorganisationen im Aufwind fliktprävention und Friedenserhaltung zu tun haben, und re• gelmäßig einen Vertreter des Generalsekretärs zu den Treffen Im Juni 1992 hat UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali der Außenminister und des Ausschusses Hoher Beamter ein• in seiner »Agenda für den Frieden- eine Liste von Empfehlun• zuladen. Auch sind Bemühungen im Gange, der KSZE den Be• gen vorgelegt, wie die Möglichkeiten der Vereinten Nationen obachterstatus bei den Vereinten Nationen zu geben.3 Die UN zu vorbeugender Diplomatie, zur Friedensschaffung und zur hatten bereits vorher, am 28.Oktober 1992, in der Generalver• Friedenssicherung verbessert und effizienter gestaltet werden sammlung die Resolution 47/10 verabschiedet,-4 in ihr wird die können. Er schlug vor, vorhandene Regionalorganisationen zu Erklärung der KSZE-Mitgliedstaaten vom Juli des gleichen Jah• stärken beziehungsweise neue einzurichten und diese in eine res »mit Genugtuung« zur Kenntnis genommen und damit ei• Arbeitsteilung mit den Vereinten Nationen einzubeziehen. ne förmliche Beziehung zwischen der Weltorganisation und Dem Sicherheitsrat obliege zwar die Hauptverantwortung für dieser 'regionalen Abmachung- hergestellt. die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicher• heit, doch 2. Regionalismus versus Universalismus »könnten regionale Maßnahmen im Sinne einer Dezentralisierung, Delegierung und Zusammenarbeit bei den Bemühungen der Vereinten Die Konzepte des Universalismus und des Regionalismus wa• Nationen nicht nur die Belastung des Sicherheitsrats mindern, son• dern auch zu einem stärkeren Gefühl der Partizipation, des Konsenses ren bereits bei den Verhandlungen über die Charta der Verein• und der Demokratisierung in den internationalen Beziehungen beitra• ten Nationen während des Zweiten Weltkriegs konkurrierende gen.--1 Modelle für eine neue Weltordnung. Während Großbritannien, Boutros-Ghali sieht die Notwendigkeit einer Regionalisierung aber auch und vor allem die Staaten Lateinamerikas sich dar• auch deshalb, weil die Vereinten Nationen angesichts immen• unter eine Vielzahl regionaler Vereinbarungen vorstellten, ser zusätzlicher Aufgaben vor ernsthaften finanziellen Schwie• wandte die neue Weltführungsmacht USA dagegen ein, dies rigkeiten und vor Personalengpässen stehen. Sein Vorschlag würde zu einer Wiederauflage der Politik des Mächtegleichge• enthält demzufolge die Dezentralisierung der UN-Sicherheits- wichts ('balance of power-) führen, und plädierte für einen uni-

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