Feldgeschworenen-Vereinigung Unterer Der Vorsitzende Günter Lambertus

Johannesberg Mömbris

Alzenau a. Main Karlstein

„Historische Grenzsteine“ aus dem Unteren Kahlgrund

Der Feldgeschworenen-Vereinigung Unterer Kahlgrund gehören folgende Gemeinden (Städte) oder Ortsteile an:

Stadt Alzenau mit den Stadtteilen, Markt Mömbris mit den Ortsteilen, Johannesberg mit den Ortsteilen Rückersbach und Breunsberg, Karlstein und Kahl (M).

An die Teilung des Freigerichts erinnern uns heute noch wertvolle Grenzsteine an der bayerisch - hessischen Landesgrenze. Sie tragen die Jahreszahl 1748 mit den Initialen CM (Cur-Mainz) und HH (Hessen- ) und später KB (Königreich Bayern), KP (Königreich Preußen) mit

1 der Jahreszahl 1870. Sie sind die letzten Zeugen eines geschichtlichen Vorganges, der zwischen 1736 und 1748 stattfand.

Am Anfang des 7. / 8. Jahrhundert wurden die ersten Grenzziehungen durch „Fränkische Beamten“ durchgeführt. Man orientierte sich an Bachläufen, Hecken, Schluchten und Grenzbäume. Ab dem 16. Jahrhundert benutzte man Grenzsteine, nicht wie heute aus Granit, sondern meistens große Sandsteine. Heute bezeichnen wir sie als „Historische Grenzsteine“, und zwar zu Recht. Ein „Historischer Grenzstein“ kann anhand der Inschriften die Geschichte der letzten 300 Jahre näherbringen.

Historische Grenzsteine stellen unwiederbringliche Werte im Heimat- und Geschichtsverständnis der Menschen dar. Sie verdeutlichen die Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und vermitteln zwischen Tradition und Fortschritt. Durch Veränderungen in der Landschaft und durch fortschreitende Technisierung, aber auch durch private Sammlerleidenschaft sind die historischen Grenzsteine jedoch stark gefährdet. Es ist daher aus geschichtlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen geboten, diese steinernen Zeugen der Vergangenheit besonders zu schützen.

Grenzstein-Schema

Der historische Grenzstein besteht gewöhnlich aus einem fachgerecht behauenen und einem unbehauenen Teil. Im behauenen Teil sind die Initialen und Wappen zu finden, wobei die Gestalt des Kopfes flach, spitz oder gewölbt sein kann. Schon seltener sind sattelartige Ausschliffe auf dem Kopfe, die wohl den Gebrauch als Schleifstein für Äxte, Sensen und Messer erkennen lassen. Der Kopf kann eine eingekerbte Weisung tragen, die den Winkel auf die nachfolgenden Grenzsteine angibt. Das Vermessungswesen kennt hierfür den Fachausdruck „Richtungs- anzeiger“.

Bei Grenzsteinen unterscheidet man:

 Staatsgrenzsteine (Hoheitssteine, Z.B. Deutschland-Österreich). Beide tragen das Wappen des jeweiligen Landes.

 Landesgrenzsteine (Hoheitssteine, Z.B. Bayern-Hessen) befinden sich an den Grenzen eines Landes.

2  Gemarkungsgrenzsteine heißen auch Mark-, Bann- oder Malsteine. Ihr Zweck ist, die Grenzen einer Ortsgemarkung festzulegen. Dreimärker mit der Beschriftung z.b. D (Dettingen), H (Hörstein), K (); hier laufen drei Gemarkungsgrenzen zusammen.

 Gütergrenzsteine sind Grenzsteine an den einzelnen Grundstücken oder Parzellen, also an Äckern, Wiesen, Gärten, Weinbergen usw. Sie heißen auch Rainsteine, Feldsteine, Eigentumssteine usw.

 Grenzsteine verschiedener Art sind Grenzsteine, welche weder ein Land, eine Ortsgemarkung noch Grundstücke begrenzen, sondern, oft ohne Rücksicht auf Gemarkungsgrenzen, ein bestimmtes Gelände oder Gewässer für irgend einen Nutzungszweck, wie Viehweide, Jagd, Fischfang abgrenzen, (Z.B. Wüstung Brischoß, hier ließen Welzheimer, Kahler und Hörsteiner ihr Vieh auf einzelne Parzellen weiden). Besondere Jagdgrenzsteine hatte auch Z.B. der Graf von Schönborn (SB).

 Eisenbahngrenzsteine z.B. Königlich Bayerische Eisenbahn, an der Strecke – Kahl (M).

 Geleitsteine, sie zeigten an, wie weit das Geleitrecht eines Landesherrn an den Landstrassen reichte.

 Zehntstein, auch er sollte hier erwähnt werden. Man könnte ihn zwar zu den Gütersteinen rechnen, weil sie gewöhnlich an der Stelle der Parzellensteine an Grundstücken, Äckern und Weinbergen standen. Ihr Zweck war aber gleichzeitig der, die Belastung eines Grundstückes durch einen Zehnten anzudeuten.

 Alte Meilensteine befinden sich noch in Form von Obelisken, Steinpfeilern und runden Säulen auf einigen Landstrassen.

3 Abkürzungen und ihre Bedeutung:

HH = Herrschaft Hanau (Hessen-Hanau) CM = Churfürstenthum Mainz GF = Großherzogtum FP = Fürst Primas (als Primas wird der erste Bischof des Reiches bezeichnet) GH = Großherzogtum Hessen KP = Königreich Preussen KB = Königreich Bayern KH = Kurfürstentum Hessen PA = Stift Peter und Alexander CvD = Graf von Dalberg SB = Graf Schönborn

K = Kahl RB = Reichenbach HB = Hüttenberg H = Hörstein D = Dörnsteinbach HS = Hauenstein H = Hohl KK = Königshofen H = Hemsbach D = Dettingen K = Kälberau DB = Daxberg R = Rückersbach PM = Mömbris A = Albstadt G = Großwelzheim W = Wasserlos BB = Breunsberg A = Alzenau SB = Schimborn MB = Michelbach N = Niedersteinbach

KW = Kahler Wald W = Waitz ZG = Zeche Gustav KBW = Königlicher Bayerischer Wald StW = Staatswald

DEKUMAT = agri de Cumates – zehntpflichtiges Land – Z = Zehnt

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Aufgestellt sind z.Z.

1 Landesgrenzsteine (Bayern – Hessen) mit den Wappen Mainzer Rad, Hanauer Sparren, Hessischen Löwen und der Jahreszahl 1870.

2 Gemarkungsgrenzsteine mit der jeweiligen Ortsbezeichnung.

3 Dreimärker mit der Bezeichnung H (Hörstein, D (Dettingen) und R (Rückersbach).

4 Gütergrenzsteine mit der Bezeichnung „ZG“ (Zeche Gustav), SB (Graf von Schönborn), PA (Stift Peter und Alexander). Grenzstein mit Bischofstab (Z.B. Abtei ). Wappengrenzstein von Prinz Ludwig Eugen von 1764 (Wasserlos). Wappengrenzstein der Herren von Buchenau von 1701 (Kälberau)

Grenzstein mit der Bezeichnung „St“ und der Jahreszahl 1830. Dieser Stein wurde am Glockenzehnt gefunden. Die Bedeutung „St“ ist die Abkürzung eines Familiennamens.

Grenzstein mit der Bezeichnung „K“ (Kahler Wald, Vorderseite) und „W“ (Waitz-Wald, Rückseite).

Grenzstein mit der Bezeichnung CvD (Carl von Dalberg).

Grenzstein mit einer Jahreszahl.

5 Eisenbahngrenzstein mit der Bezeichnung „KBE“ (Königlich Bayerische Eisenbahn) aus dem Jahre 1854.

6 Vermessungspunkt T P steht für Trigometrischer Punkt, ein Vermessungspunkt, der durch das Vermessungsamt mit größter Genauigkeit gesetzt werden muß.

7 Meilenstein (Der Meilenstein stand in der Alzenauerstrasse,er gab die Kilometerentfernung von Kahl nach Alzenau an). Der Meilenstein ist kein Grenzstein.

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Fränkischer Rechen

Der Begriff „Rechen“ ist etwa seit dem 15. Jahrhundert allgemein geläufig; aus Sicht des Wappenwesens gesehen, handelt es sich aber um drei aufsteigende weiße beziehungsweise silberne Spitzen auf rotem Grund. Die Benennung der Farbfolge ist heraldisch üblicherweise so festgelegt, daß die obere Farbe rot vor der unteren Farbe weiß bzw. Silber genannt wird. Gemäß den Wappenbestimmungen mußte jedes Wappen „einmalig“ sein und wenigstens einmal Gold (gelb) oder Silber (weiß) enthalten. Seine Einmaligkeit stellte das Würzburger Domkapitel in einem Wappen mit drei silbernen Spitzen auf rotem Grund dar. So hob es sich von den bisherigen kirchlichen Wappen ab. Mit drei Spitzen wurde die Gotteszahl schlechthin, die im Dogma der Dreieinigkeit ihre Bestätigung findet, berücksichtigt. Die Zahl „drei“ war auch bereits in der frühchristlichen Phase das Symbol der Vollkommenheit mit ANFANG – MITTE – ENDE.

Mainzer Rad

6 Das Mainzer Rad ist ein sechsspeichiges Rad, das in Wappen silbrig auf rotem Grund dargestellt wird. Das Rad ist aber auch in Steinmetzarbeiten (beispielsweise Grenzsteine) und ähnlichen Arbeiten zu finden. Die Stadt Mainz führt das Rad doppelt mit einem Kreuz verbunden im Wappen. Damit sollte sich das Wappen von dem des Mainzer Kurstaates unterscheiden, welcher ein einzelnes silbernes Rad auf rotem Grund führte. Die Entstehung des Mainzer Rades ist bisher nicht geklärt. Eine Überlieferung beruft sich auf den Bischof Willigis, der 975 zum Erzbischof von Mainz gewählt wurde und angeblich der Sohn eines Wagners gewesen sein soll, was allerdings nach wissenschaftlicher Forschung nicht haltbar ist. Wappen gab es nämlich erst seit dem 12. Jahrhundert. Die spätmittelalterliche Überlieferung ist durch die Deutschen Sagen der Brüder Grimm populär geworden. Andere Theorien sehen in dem Rad das Christusmonogramm XP (Chi-Ro), das Feldzeichen Kaiser Konstantins und das Zeichen des Mogon, eines keltischen Sonnengottes oder des Mithras eines römischen Sonnengottes.

Krummstab

Wappen der Abtei Seligenstadt

In der Wappenkunde findet der Krummstab in zweierlei Weise Verwendung:

Der Stab kann auf dem Wappenschild selbst als gemeine Figur verwendet werden; hier bezeichnet er dann oft den (ehemaligen) Herrschaftsbereich eines Bischofs oder Prälaten, Z.B. ein Hochstift.

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Hessischer Löwe

Im Gesetz über die Hoheitszeichen des Landes Hessen vom 4. August 1948 heißt es im Paragraph 1: „Das Landeswappen zeigt im blauen Schilde einen neunmal silbernen und rot geteilten steigenden Löwen mit goldenen Krallen“. Der Löwe ist das häufigste Wappenbild überhaupt. Wie nun hat er den Weg in das Wappen gefunden?

Hessen ist bis 1247 nur der westliche Teil der Landgrafschaft Thüringen und tatsächlich ist der hessische Löwe der der Landgrafen von Thüringen. Er wird nach dem Aussterben der Thüringer Landgrafen von beiden Landgrafschaften, Thüringen und Hessen – sicher als Zeichen des Anspruchs auf die ganze ungeteilte alte Landgrafschaft – weitergeführt. Landgraf Ludwig III. von Thüringen führt 1182 auf seinem Reiterspiegel zum erstenmal einen Löwen im Schild, der wohl von Anfang an rotweiß gestreift war. Diese rot-weiße Streifung ist wahrscheinlich mainzischen Ursprungs, denn die Landgrafen von Thüringen waren Erzmarschälle des Erzbischofs von Mainz. Seit der Trennung von Thüringen bleibt der rot-weiße Löwe im blauen Schild Hessens Wappenbild. Dabei ist die Zahl der Teilungen nebensächlich; er kommt von drei- bis elfmal geteilt vor, und erst im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Zahl der Teilungen festgelegt. Im Zeichen dieses hessischen Löwen geht nun die hessische Geschichte vor sich: vom landgräflichen Wappen wird er zum Landeswappen. Beide Hessen führen ihn nach der unglückseligen Landesteilung von 1568 weiter, die sie im Dreißigjährigen Krieg auf die verschiedenen Seiten führen sollte – ein Bruderkrieg unter Fahnen mit dem hessischen Löwen. Hessen-Darmstadt gab seinem Löwen 1808 ein Schwert in die Pranke, der kurhessische Löwe führte nach der Annexion (gewaltsame Aneignung) von 1866 nur noch ein Schattendasein im großen preußischen Wappen. Der Volksstaat Hessen nahm 1920 den hessischen Löwen ohne Krone und Schwert als Staatswappen an, ebenso 1946 das neue Land Hessen.

8 Hanauer Sparren (im Wappen von Hanau enthalten)

Wappen Prinz Ludwig Eugen von Württemberg

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Erwarb im Jahre 1767 die alte Burg in Wasserlos, ließ die Burg abreißen und baute anschließend das Schloß. Die Geweihstangen befinden sich heute noch im Wappen von Württemberg.

Wappen von Buchenau

Der „Sittich“ auf dem Grenzstein von 1701 ist das Wappen von Buchenau.

Durch Einheirat kamen die Herren von Buchenau im Jahre 1339 in den Besitz von Hüttelngesäß (bei Niedersteinbach). Um 1446 erwarb Wiegand von Buchenau den Ort Kälberau (zu Lehen von Hanau). Um 1830 werden die von Buchenau letztmals erwähnt. Letzter Standort des Grenzsteines war am Rannenburgring in Kälberau.

Über die Geschichte des „Unteren Kahlgrundes“ empfehlen wir die Chroniken der einzelnen Orte und die Heimatjahrbücher „Unser Kahlgrund“.

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