Die Familie Angehrn Von Muolen
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Die Familie Angehrn von Muolen Autor(en): Staerkle, Paul Objekttyp: Article Zeitschrift: Jahrbuch / Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung = Annuaire / Société suisse d'études généalogiques Band (Jahr): - (1982) PDF erstellt am: 24.09.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-697650 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Ger bedeutet in der althochdeutschen Sprache den Wurfspeer der Germanen. In Eigennamen, wie Gerhard, Gertrud, kehrt dieses Stammwort wieder. Im abgeleiteten Sinne bedeutet ein Ger oder Geren ein Grundstück, das lanzen- oder speerförmig ausläuft. So treffen wir die Ortsbezeichnung Geren in die- ser oder einer nach ihr variierten Form auch in manchen Ge- meinden der Ostschweiz, wie Waldkirch, Häggenschwil, Gossau USW. Ein solches Geren gab es seit alter Zeit auch in dem Ge- rieht Hagenwil im Thurgau. Aus dem Zinsurbar der Kirche Hagenwil von 1519 (G3 - M5) entnehmen wir folgende Stelle: "... Hans Fluck, der Keller, git jerlichen ain viertel ker- nen von sinem garten, genannt Gyssübel, stosst an den andern garten, genannt Gyssübel und an den Geren". Da die Familie Angehrn aus diesen Gegenden stammt und in der unmittelbaren Nähe dieses Geren begütert war, liegt es nahe, an die Ab- leitung dieses Geschlechtsnamens von jenem Grundstück zu denken, obwohl wir hiefür keinen urkundlichen Beweis bieten können. Dass das althochdeutsche Ger schon im Mittelalter in der Um- gebung von Hagenwil die Namen der Grundstücke und der Ge- schlechter bestimmte, beweist ferner die uralte, schon früher sehr zahlreich auftretende Sippe der Germann. Der Steuer- rodel zur Zeit der Burgunderkriege 1474 - 1477 (Stiftsarchiv St. Gallen, Rubr. 42, Fase. 32) weist beispielsweise in der Gemeinde Muolen gegen 20 Männer aus diesem Geschlecht auf. Germann ist nach meiner Auffassung nichts anderes als eine andere Form für Angehrn und bezeichnet den Mann "Am Geren", wenn wir nicht Germann mit der ursprünglichen Bedeutung des Ger oder Geren in Beziehung bringen wollen: Mann mit dem Speer. Das Geren scheint auch im Wappen des Fürstabtes Beda Angehrn von St. Gallen (1767 - 1796) angedeutet zu sein. Das Geschlecht der "Am Geren" hat sich auch anderswo ange- siedelt, so in Altnau am Bodensee. Im Restanzenbuch des Konstanzer Steuerrodels von 1447 wird berichtet, dass des "Wiss Germanns hus ist Uolis am geren von Altnow". Als 1 20 Niedergelassener ist er mit einigen Steuern rückständig. Im Jahre 1449 treffen wir in der Steuerrubrik "Wiss" der nämli- chen Stadt einen Hans am geren. Noch anno 1497 begegnet uns das Geschlecht in Altnau, wo Heinrich am geren mit vielen anderen wegen eines Frevels vor den Abt zur Verantwortung gezogen wird (Acta Thurgovia, tom. 1829, pag. 338). Anno 1470 wird Hans am Geren neben 13 anderen Leuten von Altnau für zehn Jahre Bürger der Stadt Wil (Stadtarchiv Wil, Stadt- buch 1/350 pag. 146). Obwohl die Ortsbezeichnung sich in der Ostschweiz sehr oft vorfindet, hat sich, soweit ich fest- stellen konnte, nirgends anderswo die Entwicklung eines Ge- schlechts daran geknüpft als in der Umgebung von Muolen und Hagenwil; das Familiennamenbuch der Schweiz verzeichnet die Verbürgerung der Angehrn vor 1800 lediglich in Muolen und in Räuchlisberg-Hagenwil. Die Schreibweise des Familiennamens hat denn auch einige Jahrhunderte hindurch den Ursprung des Geschlechts nicht verleugnet. Die Angehörigen der Familien schreiben sich im 15. bis 17. Jahrhundert: Am Ger, am Geren, am Geeren, am Gehren, auch am Gera, im Anklang an die damalige Aussprache. Die Eliminierung des E-Vokals in der Endsilbe "Am Gern" fin- det sich schon früher. Die Kirchenbücher des 17. Jahrhunderts nennen die Glieder der Familie oft Angerer. Die Präposition "an" hat sich also bereits mit dem Hauptwort Geren verbunden. Doch schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts wird das Schluss- R wieder fallen gelassen. Die Schreibweise lautet nun Angern, Angeren, Angehrn. Das eingeschobene H behauptet sich nun hartnäckig und lässt sich nicht mehr wegdrängen, obwohl es sich nicht auf das Stammwort Ger oder Geren stützen kann; denn letztere kannten den Konsonanten H nie. Der Volksdia- lekt, der dem geschlossenen E zwischen zwei Konsonanten gerne ein H in der betonten Silbe beimischt, hat auch hier den Sieg davon getragen. Die offizielle Schreibweise, wie sie heutzutage die Zivil- Standsämter Amriswil und Muolen als amtliche Organe in bindender Weise zum Ausdruck bringen, lautet Angehrn. Diese Bezeichnung ist immerhin der Schreibweise Angehr vor- zuziehen, da die Unterdrückung des Endkonsonanten N gegen die Tradition verstösst. Laut Beschluss des St. Gallischen Regierungsrates vom 25. Juni 1921 ist die richtige Schreib- art mit "Angehrn" oberbehördlich festgelegt worden. II Der Stammvater und seine ersten Nachkommen Im Spitalarchiv der Stadt St. Gallen (Vadiana, Trucke 29, Nr. 7) findet sich folgende Urkunde. Es handelt sich um ein Urteil betreffend das Wegrecht durch den Hof Bregensdorf in der Gemeinde Muolen, das einen Streit zwischen Haini Mar- schalk zu Kadelshusen (Karlshusen) und Haini Scher, dem 121 Pächter des Spitalhofes zu Bregensdorf, entscheidet. Das Datum weist uns 500 Jahre zurück: "1431, zinstag in der o?terwuchen". Aus dieser Urkunde werden wir erstmals mit einem Angehrn bekannt, und zwar wohnt dieser auf dem Hof Huob in der Gemeinde Muolen. Hans am Gern, ab der Huob, tritt als Bürge Haini Marschalks zu Karlshusen auf und scheint damals schon im Mannesalter gestanden zu haben. Wir dürfen somit sein Geburtsdatum in das 14. Jahrhundert, wohl zwischen 1380 und 1390, hinaufrücken.Die von Muolen und Hagenwil gebürtigen Zweige des Geschlechtes der Angehrn müssen in erster Linie aus Muolen stammen. In diesem Gericht kommt kein anderer Stammsitz in Frage als Hueb. Dieser Hof grenzt nördlich an Hagenwil, östlich an den Kelnhof Muolen, südlich an Blasenberg und Holzbifang, westlich an die st. gallisch-thurgauische Grenze. Welches waren die Nachkommen dieses Stammvaters Hans am Gern? Diese Frage bringt uns in Beziehung mit dem Verzeichnis je- ner Gotteshausleute von Muolen, die anno 1459 dem Pfleger des Klosters und nachmaligen Abt Ulrich Rösch (1463 - 1491) geschworen haben (Stiftsarchiv St. Gallen, A 92, pag. loff.). Unter diesen treffen wir Haintz am Gern. Wir werden nicht weit fehlgehen, wenn wir ihn als Nachkommen des 1431 beur- kündeten Hans am Gern ab der Huob bezeichnen. Haintz dürfte uns die Verbindung mit einem Stammhalter vermitteln, der uns 1494 im Lehenbuch von Hagenwil (Stiftsarchiv St. Gallen LA 63) entgegentritt: Hans am Geren, genannt Rümeli. Das Lehen- buch stellt uns zudem erstmals die Stammutter vor: Anna Knecht von Almensberg. Hans am Geren - so lautet der Eintrag - hat empfangen als ein Trager Anna Knechtin, Hansen Knecht von Almensberg ehelicher Tochter, seiner Hausfrau, auch Hansen Knechten, genannten Hansen Knecht gen. Stähelin ehe- liehen Sohnes, ihre Teile und Güter zu Almensberg, in des Spitals von St. Gallen Gut gelegen, so sie von ihrem Vater selig ererbt; stosst an Steinebrunn und Olmishusen. Es han- delt sich hier um eine Lehenurkunde aus der Regierungszeit des Abts Gotthard Giel von St. Gallen (1491 - 1504). Die Familie der Stammutter Anna Knecht hat, wie die des Stammvaters, zwei Namen; denn sie führte, wie die meisten der damaligen Geschlechter, einen Beinamen: Stähelin. Oft vermochte sich der Zuname oder Spitzname im Laufe der Jahr- hunderte zu behaupten. Oft wechselte der Spitzname. Nicht selten pflanzte sich das Geschlecht unter zwei verschiedenen Namen fort, indem der eine Sohn den Hauptnamen, der andere aber den Spitznamen führte. So nannte sich beispielsweise die Familie Eberle von Wittenbach-Häggenschwil in der Stadt St. Gallen Sailer, in der ländlichen Umgebung aber Eberle. Von den Kindern der Stammeltern Hans am Geren und Anna Knecht begegnen uns zuerst Martin und Gretha am Geren. Im Jahre 1 22 1503 empfängt laut Lehenbuch Martin am Geren als Trager sei- ner Mutter ihren Teil des Gutes zu Almensberg und als Trager seiner Schwester Margaretha