Jahrbuch 2016/2017 an Die Routine Der Kolloquien Und Der Essen, Für Mich Auch Der Wochenendflüge Und -Fahrten Zwischen Berlin Und München Gewöhnte Ich Mich Schnell
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Wissenschaftskolleg zu Berlin INSTITUTE FOR ADVANCED STUDY JAHRBUCH 2016/ 2017 HERAUSGEGEBEN VON LUCA GIULIANI MIT BERICHTEN UND BEITRÄGEN VON Thomas Ackermann u Sinan Antoon u Scott Barrett u Asef Bayat Steven R. Beissinger u Andrea F. Bohlman u Frédéric Brenner Rogers Brubaker u Tine Destrooper u Shaheen Dill-Riaz El Hadji Ibrahima Diop u David Dyzenhaus u Jennifer H. Fewell Adrián Gorelik u Menaka Guruswamy u William V. Harris u Carey Harrison Myles W. Jackson u Helena Jambor u Michael Jennions u Cornelia Jöchner Ferenc Jordán u Peter M. Kappeler u Elias Khoury u Barbara Kowalzig Michael Lambek u Lena Lavinas u Avishai Margalit u Maria Mavroudi Michael Moxter u Jihwan Myung u Vivek Nityananda u Mary O’Sullivan Gianna Pomata u Alberto Posadas u Juha Saarikangas u Emily Sena Sa’diyya Shaikh u Guy G. Stroumsa u Tamás Székely u Giacomo Todeschini Katharina Volk u Julia Voss u Hubert Wolf Wissenschaftskolleg zu Berlin INSTITUTE FOR ADVANCED STUDY JAHRBUCH 2016/ 2017 © 2018 by Wissenschaftskolleg zu Berlin – Institute for Advanced Study Berlin – Redaktion: Angelika Leuchter Satz und Druck: Buch- und Offsetdruckerei H. Heenemann, Berlin Printed in Germany 2018 Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz ISBN 978-3-934045-24-8 Copyrights Portraitfotos: Marc Boilleau, S. 139 Frédéric Brenner: S. 66, S. 185, S. 191 Annette Hornischer, American Academy: S. 94 Ken Jones: S. 135 Katholische Nachrichtenagentur: S. 217 Angelika Leuchter, Wissenschaftskolleg: S. 36, S. 61, S. 70, S. 75, S. 114, S. 125, S. 144, S. 153, S. 179, S. 195, S. 199, S. 209, S. 212 Maurice Weiss: S. 23, S. 43, S. 80, S. 147, S. 164 Copyright Abbildung: VG Bild-Kunst, Bonn 2017: Raoul Dufy. Cérès au bord de la mer, 1928. S. 132 INHALTSVERZEICHNIS 11 . VORWORT DES HERAUSGEBERS ARBEITSBERICHTE 16 . BLUMEN FÜR DAS WIKO THOMAS ACKERMANN 20 . AT HOME IN BERLIN SINAN ANTOON 23 . A SEMESTER IN BERLIN SCOTT BARRETT 27 . ONE FINE YEAR ASEF BAYAT 31 . A LEFT-BRAIN, RIGHT-BRAIN YEAR OF REDISCOVERY STEVEN R. BEISSINGER 36 . BOUNTY ANDREA F. BOHLMAN 40 . MY DREAM YEAR AT WIKO FRÉDÉRIC BRENNER 43 . “… AND YOUR SABBATICAL IS THROUGH” ROGERS BRUBAKER 47 . EMBRACING IDLE TIME TINE DESTROOPER inhaltsverzeichnis 5 55 . ENDLICH NUR LESEN, SCHREIBEN UND TRÄUMEN … SHAHEEN DILL-RIAZ 61 . MEINE ZWEI AUFENTHALTE AM WISSENSCHAFTSKOLLEG, EINER UNIVERSITÄT OHNE STUDENTEN EL HADJI IBRAHIMA DIOP 66 . A WORK IN REGRESS (AND WHY THAT’S A GOOD THING) DAVID DYZENHAUS 70 . ANTS AND INTELLECTUALS JENNIFER H. FEWELL 75 . A YEAR WITHOUT WRITING ADRIÁN GORELIK 80 . SEEING DIFFERENTLY M ENAK A GURUSWA M Y 84 . BIG PUZZLES, TENTATIVE ANSWERS WILLIAM V. HARRIS 88 . REPORT CAREY HARRISON 94 . WORKING IN CONCERT: A CULTURAL HISTORY OF SCIENCE AND MUSIC FROM THE 18TH TO THE 20TH CENTURY MYLES W. JACKSON 99 . RIBONUCLEIC ACID BIOLOGY AND IMAGES HELENA JAMBOR 104 . TEN MONTHS PASSED – FOUR HOURS LATER, THIS MICHAEL JENNIONS 6 Wissenschaftskolleg zu Berlin jahrbuch 2016/ 2017 110 . „JA, MACH NUR EINEN PLAN …“ CORNELIA JÖCHNER 114 . LAKESIDE INSPIRATION FERENC JORDÁN 119 . THE WIKO DNA PETER M. KAPPELER 125 . WRITING ELIAS KHOURY 126 . DOES NATURE MAKE A RATIONAL CHOICE? BARBARA KOWALZIG 135 . A LA RECHERCHE … DU TEMPS MICHAEL LAMBEK 139 . SOUVENIRS D’UNE FRANCO-BRÉSILIENNE AU WISSENSCHAFTSKOLLEG LENA LAVINAS 144 . PRECIOUS MEETINGS IN THE GRUNEWALD COCOON AVISHAI MARGALIT 147 . BERLIN WITH CHILDREN MARIA MAVROUDI 153 . RÜCKBLICKE MICHAEL MOXTER 157 . TIME AND ME IN BERLIN JIHWAN MYUNG inhaltsverzeichnis 7 160 . ALONE TOGETHER VIVEK NITYANANDA 164 . TÍR NA NÓG – THE LAND OF ETERNAL YOUTH MARY O’SULLIVAN 170 . DEVOIRS DES VACANCES GIANNA POMATA 175 . LABYRINTHS IN THE KOLLEG ALBERTO POSADAS 179 . ESCAPE TO SHANGRI-LA JUHA SAARIKANGAS 185 . LOSING MY RELIGION EMILY SENA 191 . CONVERSATIONS, CRITIQUE AND CONVIVIALITY SA’DIYYA SHAIKH 195 . THE DISCRETE CHARM OF INTELLECTUAL SUBVERSION GUY G. STROUMSA 199 ��������� THE SIGNIFICANCE OF ADULT SEX RATIOS: FROM POPULATIONS TO PHYLOGENIES TAMÁS SZÉKELY 205 ��������� A CHARMED LIFE GIACOMO TODESCHINI 209 . SOCIETAS STUDIORUM KATHARINA VOLK 8 Wissenschaftskolleg zu Berlin jahrbuch 2016/ 2017 212 . DIE EVOLUTION DER KUNST JULIA VOSS 217 . VATIKANISCHE PLÄNE UND BERLINER FREIHEITEN HUBERT WOLF inhaltsverzeichnis 9 10 Wissenschaftskolleg zu Berlin jahrbuch 2016/ 2017 VORWORT DES HERAUSGEBERS Jeden Herbst kommen etwa drei Dutzend Fellows an das Wissenschaftskolleg, allein, mit Partnerin oder Partner, mit Kindern oder ohne. Die ganze Gruppe ist, was Alter, Sprache, Herkunft und fachliche Zugehörigkeit betrifft, bunt gemischt. Dazu kommt, dass die Fellows einander kaum kennen: Bis auf seltene Ausnahmen sind sie einander noch nie begegnet. „At this point,“ so überlegt eine Verhaltensbiologin, „they have not yet built a community, and it remains an open question how this collection of individuals will coalesce, what form this community will take.“ (71: Jennifer Fewell). Im Lauf einiger Monate ist der Prozess in aller Regel abgeschlossen; es bildet sich eine intensiv interagie- rende Gemeinschaft mit einer Gruppenphysiognomie, die ebenso unverwechselbar wie unvorhersehbar ausfällt: Sie trägt jedes Jahr andere Züge. Über die Jahre konstant ist aller dings eine gewisse Tendenz zur euphorischen Selbsteinschätzung: „As Fellows no doubt say at the end of every year, ours was the best group ever, the best of all possible cohorts.“ (138: Michael Lambek). Begünstigt wird diese Gemeinschaftsbildung durch das Fehlen von Konkurrenz- kämpfen und Rivalität (man vergleiche Carey Harrisons melancholische Betrachtung zur „inherent dividedness of academic life“, 89). Begünstigt wurde Vergemeinschaftung gerade in diesem Jahr aber auch durch einen externen Faktor: „Wir waren Fellows im Jahr der Trump-Wahl, in der ein gemeinsames Entsetzen den Zusammenhang des Wissen schaftskosmos’ gegen eine verkommene Außenwelt stiftete.“ (155: Michael Moxter). Das Entsetzen hatte nicht zuletzt einen ganz unmittelbaren Anlass. Im Januar war Mohsen Kadivar angereist, ein in den USA lehrender iranischer Reformtheologe; eigentlich sollte er bis zum Ende des akademischen Jahres bleiben – aber kurz nach seiner Ankunft unter zeichnete Trump einen (ersten) Erlass zum Einreiseverbot für Bürger aus vorwort des herausgebers 11 sieben muslimischen Ländern; an der Spitze der Liste stand der Iran, und Kadivar war iranischer Staatsbürger. Zwar hatte er vor seiner Auswanderung aus dem Iran dort als Oppositioneller eine prominente Rolle gespielt und einige Jahre im Gefängnis verbracht; auch verfügte er inzwischen über eine gültige Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in den USA. Dennoch war vollkommen unklar, ob das Einreiseverbot nicht auch ihn daran hindern würde, nach Ablauf seiner Fellowship wieder in die USA zurückzukehren. Als das Einreiseverbot von einem Gericht vorübergehend wieder außer Kraft gesetzt wurde, entschloss sich Kadivar dazu, der Empfehlung seiner Universität zu folgen und sofort wieder zurückzureisen. Dazu noch einmal Michael Moxter: „So verlor ich meinen Nach- barn auf der anderen Seite des Flurs, die Gespräche über Freiheitsbegriff und Gottes- gedanken, über Religion und Fundamentalismus […] konterkariert durch ein Politisches, das sich über Freund- und Feindunterscheidungen konstituiert und darum ein solches in Wahrheit nicht ist. Das simulierte Politische schränkt die Freiheit der Forschung ein, ersetzt bald darauf den wissenschaftlichen Diskurs duch irrlichternde Macht: Was Fakten sind, bestimmt der Souverän.“ (155). Ein Politikwissenschaftler und Soziologe setzt den Akzent zum selben Thema etwas anders: „The year was indeed intellectually disruptive, and for this disruption, for wich Wiko and Donald Trump share responsabilities, I am profoundly grateful.“ (44: Rogers Brubaker). Wenn Rogers die Trump-Wahl hier als „intellectually disruptive“ bezeichnet, so bezieht sich der spaltende Effekt nicht auf den Zusammenhalt unter den Fellows ( unter denen man vergeblich, was kaum überrascht, nach Trump-Sympathisanten gesucht hätte), sondern auf die produktive Störung eigener Denkgewohnheiten und Routinen. Als Reaktion darauf hat Rogers seinem Forschungsprojekt denn auch eine ganz neue Richtung gegeben, sich der Verwendung des Populismus-Begriffs zugewendet und analytische Kategorien zu dessen Klärung zu erarbeiten versucht. Das ist kein Einzelfall. Eindrücklich beschreibt Tine Destrooper die Erfahrung, die auch sie, vom politischen Umbruch in den USA ganz abgesehen, mit der Auflösung ein- gefahrener Routinen gemacht hat: „The absence of institutional demands, teaching, meetings […] initially left me restless. ‚Busy‘ had become my natural state of being. […] Yet, at Wiko, ‚keeping myself busy‘ also came to mean something altogether unique: I granted myself entire mornings of unstructured time. […] I purposefully created idle time, time for distractions, time to be surprised. […] Just like I had not foreseen that idling would be what I would come to prioritize during the one year when I could finally ‚get some work done‘, I had not foreseen that being disturbed and being connected would 12 Wissenschaftskolleg zu Berlin jahrbuch 2016/ 2017 become two of the things I most appreciated about Wiko, because, after all, disturbing one’s thinking process and creating connections is what Wiko has all been about.“ (48f.). Die Erfahrung einer produktiven Störung zieht sich wie ein roter Faden durch viele der Berichte dieses Jahres. Jeder Fellow ist zunächst selbstverständlich darauf aus, sein Projekt zu einem erfolgreichen Ende zu führen.