Gemeinde Oettersdorf

BEGRÜNDUNG (ENTWURF)

zum Bebauungsplan Allgemeines Wohngebiet „Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung –

Oettersdorf und Hof im März 2020

Erarbeitung der Planzeichnung und Textteile zum Bebauungs- plan durch:

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 1

INHALT Seite

1. EINLEITUNG 3 1.1 Anlass, Erforderlichkeit, Ziele und Zwecke der Planung 3 1.2 Geltungsbereich und Beschreibung des Plangebiets 3 1.3 Übergeordnete Planungen 5 1.4 Verfahren und Verfahrensverlauf 6

2. PLANUNGSBERICHT 10 2.1 Planungskonzept 10 2.2 Festsetzungen zur Bebaubarkeit 15 2.3 Verkehrsflächen 16 2.4 Versorgungsflächen 16 2.5 Flächen mit Geh-, Fahr- und Leitungsrechten 18 2.6 Grünflächen 19 2.7 Natur und Umwelt 19 2.8 Schallschutz 22 2.9 Gestalterische Festsetzungen / Örtliche Bauvorschriften 23 2.10 Kennzeichnungen und Hinweise 23 2.11 Nachrichtliche Übernahmen 24

3. UMWELTBERICHT 25 3.1 Einleitung 25 3.1.1 Ziele und Inhalte des Bebauungsplans 25 3.1.2 Fachliche Grundlagen und Ziele des Umweltschutzes 25

3.2 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen 28 3.2.1 Bestandsaufnahme und Bewertung des derzeitigen Umweltzustandes 28 3.2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung 31 3.2.3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung 34 3.2.4 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich nachteiliger Auswirkungen 34 3.2.5 Anderweitige Planungsmöglichkeiten 36

3.3 Zusätzliche Angaben 36 3.3.1 Methodik 36 3.3.2 Geplante Maßnahmen zur Überwachung (Monitoring) 36 3.3.3 Zusammenfassung 37

4. ZUSAMMENFASSUNG 38 4.1. Auswirkung des Bebauungsplans 38 4.2 Maßnahmen zur Planverwirklichung 38 4.3 Kosten und Finanzierung 38 4.4 Flächenbilanz 39

Anlage 1 Bilanzierung von Bestand und Planung zur Ermittlung des Eingriffs- und Aus- gleichsumfangs

Anlage 2 Lärmtechnisches Gutachten

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 2 1. EINLEITUNG

1.1 Anlass, Erforderlichkeit, Ziele und Zwecke der Planung Um den örtlichen Bedarf an Wohnbauflächen in Oettersdorf zu decken, wird der mit Be- scheid vom 05.07.2012 (Aktenzeichen: 00680-2012-22) genehmigte und seit Bekanntma- chung vom 10.07.2012 rechtskräftige Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner- Seelenbinder-Straße“, erweitert. Bis auf eine Parzelle sind alle Bauflächen des Ursprungsbebauungsplans bebaut. Diese letzte Parzelle ist bereits verkauft und das Vorhaben in Planung. Folglich ist im Baugebiet keine Baufläche mehr verfügbar. Ferner sind weder Leerstände, Brachflächen noch ver- fügbare Baulücken derzeit in Oettersdorf vorhanden.

Wie auch schon im Ursprungsbebauungsplan, wird ein Teil des Bedarfs aus der Notwen- digkeit der Ansiedlung der nach wie vor dringend benötigten Fachkräfte für die in der Nä- he ansässige, überregional agierende Firma gesehen.

Um den Bebauungsplan zu erweitern, sind die nördlichen und südlichen Anschlussstellen des östlich verlaufenden kommunalen Weges geringfügig zu ändern. Die Leitungstrassen des Ursprungsbebauungsplans werden dort zur Erschließung der Erweiterungsflächen aufgenommen und fortgeführt. Eine vollständige Überlagerung des alten Rechts erfolgt nicht.

Ziel des Bebauungsplans ist die Wohnbauflächenentwicklung für den Bau von Einfamili- enhäusern für junge Familien. Durch die gute Infrastruktur in Oettersdorf (Kindergarten, Schule, Nahversorgung, Verwaltungssitz, Gaststätte, Sparkassenfiliale, reges Vereinsle- ben, Arbeitsplatzangebot) ist die Gemeinde gerade für junge Familien interessant. Junge Leute, die hier groß geworden sind, möchten gerne in Oettersdorf bleiben.

Durch diese städtebauliche Planung wird die Lücke zwischen dem bisherigen Baugebiet und der Landstraße geschlossen und die Ortslage in diesem Bereich abgerundet.

Die bauplanungsrechtlichen Festsetzungen des Ursprungsbebauungsplanes haben sich bewährt und werden übernommen. Die Festsetzungen dieser 1. Änderung und Erweiterung sind nur für den Bereich der 1. Änderung und Erweiterung relevant. Die Festsetzungen des Ursprungsplans, sofern sie nicht durch die 1. Änderung überlagert werden, gelten unverändert fort.

1.2 Geltungsbereich und Beschreibung des Plangebiets Der Geltungsbereich des Ursprungsbebauungsplans befindet sich am nördlichen Ortsrand von Oettersdorf, und dieser soll in nordöstlicher Richtung erweitert werden. Die Erweite- rungsfläche ist gänzlich unbebaut und wird als Landwirtschaftsfläche genutzt.

Um den Ursprungsbebauungsplan erweitern zu können, muss der östliche Weg des Ur- sprungsbebauungsplans mit in den Geltungsbereich der Erweiterung einbezogen werden. Die nördlichen und südlichen Anschlussstellen des Weges werden benötigt, um die vor- handenen Erschließungsleitungen des Ursprungsbebauungsplans aufnehmen, fortführen und für die Erschließung der Erweiterung nutzen zu können.

Die geringfügige Erweiterung Richtung Westen erfolgt ausschließlich zur Festsetzung ei- nes Leitungsrechts zur Regenwasserableitung.

Der Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung umfasst folgende Flurstücke der Flur 3 der Gemarkung Oettersdorf:

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 3

Flurstücks- Grundstücksgröße in m² Nutzung Eigentümer nummer gesamt Anteil im GB Flurstück komplett im Geltungsbereich 1246/64 33,25 33,25 Straße Gemeinde Oettersdorf 1256 5.043,74 5.043,74 Grünland Privat 1257/4 7.016,80 7.016,80 Ackerland Privat 1512/2 133,04 133,04 Ackerland Freistaat Thüringen Flurstück teilweise im Geltungsbereich 1246/11 777,13 600,00 Straße Gemeinde Oettersdorf 1246/51 15.744,21 4.541,22 Ackerland Privat 1246/69 2.695,35 57,72 Gartenland Privat 1250/1 5.696,27 171,82 Ackerland Privat 1257/5 3.691,55 150,53 Weg Freistaat Thüringen 1276/6 6.960,09 1.793,67 Straße Gemeinde Oettersdorf

Summe 19.541,79 m²

Der Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung hat eine Größe von rund 1,95 ha. Davon entfallen rund 698 m² auf den Änderungsbereich, und um rund 18.844 m² (1,88 ha) wird der Ursprungsbebauungsplan erweitert. Damit ist der Geltungsbereich der Erweite- rung etwas kleiner als der Ursprungsbebauungsplan mit rund 2,3 ha. Insgesamt hat somit der Geltungsbereich des Bebauungsplans „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ künftig eine Gesamtgröße von 4,18 ha.

Das Gelände ist nahezu eben und wird dreiseitig von Straßen / Wegen umschlossen.

Luftbild mit Geltungsbereich [Quelle: https://www.geoportal-th.de]

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 4 Der Umfang des Erweiterungsbereichs wurde so gewählt, dass er an die vorhandene Be- bauung anschließt, angrenzende Erschließungsstraßen einschließt, die Lücke zwischen Ursprungsbaugebiet und Gewerbegebiet/Landstraße schließt und eine zusätzliche Er- schließungsstraße, die beidseitig bebaut wird, aufnehmen kann.

Der überwiegende Teil des Erweiterungsbereichs wird laut Katasterangaben als Grün- und Ackerland genutzt. Die genaue Nutzungsartenzusammensetzung wird hier ersichtlich:

Nutzungsart Flächengröße Anteil an der Gesamtfläche Straße/Weg 2.651m² 13,6 % Grünflächen/Gartenland 81 m² 0,4 % Grünland 5.031 m² 25,7 % Ackerland 11.779 m² 60,3 % Summe 19.542 m² 100,0 %

Der Geltungsbereich der Erweiterung setzt sich aus kommunalen, landeseigenen und pri- vaten Flächen zusammen. Die Flächen des Freistaates Thüringen nehmen mit 257 m² le- diglich einen kleinen Anteil am Geltungsbereich ein. Es handelt sich dabei um Splitterflä- chen von Wegen und Ackerland im nordwestlichen Randbereich des Geltungsbereichs. Die vorhandenen Straßenflächen sind kommunal. Der überwiegende Teil (mit rund 86 % des Erweiterungsbereichs) sind Privatflächen, welche derzeit - bis auf eine kleine, als Gartenland genutzte, Fläche - landwirtschaftlich genutzt werden.

Umgeben wird der Erweiterungsbereich:

- nördlich von Ackerland, - östlich von der Landstraße mit Radweg und begleitender Bepflanzung, - südlich von der Werner-Seelenbinder-Straße mit Wohnbebauung und - westlich von der Wohnbebauung des Ursprungsbebauungsplans.

1.3 Übergeordnete Planungen Thüringer Landesplanungsgesetz In diesem Gesetz sind die Aufgaben der Landesplanung und die Grundsätze der Raum- ordnung sehr allgemein geregelt. Die Ziele der Raumordnung und Landesplanung sind dem Landesentwicklungsprogramm und dem Regionalen Raumordnungsplan zu entneh- men.

Landesentwicklungsprogramm Thüringen 2025 Gemäß den Grundsätzen des Landesentwicklungsprogramms 2025 soll sich die Sied- lungsentwicklung in Thüringen am Prinzip „Innen- vor Außenentwicklung“ und die Flä- cheninanspruchnahme für Siedlungszwecke am gemeindebezogenen Bedarf orientieren und dem Prinzip „Nachnutzung vor Flächeninanspruchnahme“ folgen. Da weder Bauflächen im Innenbereich noch in vorhandenen Satzungsgebieten verfügbar und auch keine Brachflächen vorhanden sind, die nachgenutzt werden können, bleibt letztendlich nur die Außenentwicklung. Diese wurde allerdings mit der Lage zwischen vor- handener Bebauung und Landstraße bestmöglich und verträglich ausgewählt. Die Gemeinde Oettersdorf besitzt keine zentralörtliche Funktion. Sie ist dem Versor- gungsbereich der Stadt zugeordnet. Somit ist die Flächenentwicklung in Oetters- dorf auf den Eigenbedarf der Gemeinde zu begrenzen.

Regionalplan Der Regionalplan übernimmt die vom Landesplanungsgesetz und Landesentwicklungs- programm gestellten Rahmenbedingungen hinsichtlich der Siedlungs- und Brachflächen-

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 5 entwicklung und präzisiert diese. Der genannten Plangröße von 0,05 ha pro 1.000 Ein- wohner (G 2-5) wurde in den vergangenen Jahren entsprochen. Potential hinsichtlich ei- ner Eigenentwicklung gibt es innerorts derzeit nicht mehr. Diese Entwicklung steht gegen den allgemein Trend anderer Dörfer der VG „“, in denen vor allem größere Vierseitgehöfte zunehmend leer stehen. Grund dieser für Oettersdorf positiven Entwick- lung sind die gute Infrastruktur des Ortes und die Funktion als Hauptort und Verwaltungs- sitz der VG „Seenplatte“. Oettersdorf liegt im Grundversorgungsbereich Schleiz (Mittelzentrum), wie auch die Städ- te und Gemeinden Bucha, Crispendorf, Chursdorf, Dreba, , Eßbach, Görkwitz, Göschitz, , Knau, Löhma, Moßbach, , , Pörmitz, Schöndorf, , und Ziegenrück. Im Übrigen ist der Erweiterungsbereich als „Weißfläche“ in der Raumnutzungskarte dar- gestellt. Nördlich befindet sich in einigem Abstand das Vorbehaltsgebiet „Landwirtschaftliche Bo- dennutzung lb-90 – Schleiz / Oettersdorf / Pörmitz / Löhma / Dittersdorf“.

Flächennutzungsplan Oettersdorf hat keinen rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan.

Landschaftsplan Schleiz Im Landschaftsplan Schleiz vom 19.06.1997 wurde für den Erweiterungsbereich der Be- stand (landwirtschaftliche Nutzung) dargestellt. Entlang der Landstraße L3002 (ehemals B2) sind Pflanzungen vorzusehen, die als Lärmschutz fungieren. Diese Pflanzungen wur- den im Zuge des Landstraßenausbaus umgesetzt und werden durch die Festsetzungen des Bebauungsplans noch verbreitert.

Denkmalschutz und Archäologie Der Erweiterungsbereich hat eine erhebliche archäologische Relevanz, da sich im Umfeld eine bronzezeitliche Siedlungsstelle befindet und auch in der Umgebung bereits archäo- logische Funde und Befunde geborgen wurden. Die Fläche ist vor ihrer Bebauung zu sondieren, um eine entsprechende denkmalpflegerische Zielstellung formulieren zu kön- nen. Für diesen archäologischen Relevanzbereich erfolgt eine nachrichtliche Übernahme in den Bebauungsplan.

Weitere Nutzungsregelungen, beispielsweise seitens Hochwasser- und Trinkwasser- schutz, sind für das Plangebiet derzeit nicht bekannt.

Weitere informelle Planungs- und Entwicklungskonzepte sind nicht bekannt.

1.4 Verfahren und Verfahrensverlauf Der Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ ist seit dem 10.07.12 durch Bekanntmachung rechtskräftig. Da der Geltungsbereich des Ursprungs- bebauungsplans vollständig ausgelastet ist und auch keine Freiflächen in anderen Sat- zungsgebieten sowie innerorts in Form von Baulücken und Leerständen bestehen, wird der Bebauungsplan erweitert.

Gemäß § 8 Abs. 2 Baugesetzbuch (BauGB) sind Bebauungspläne (auch deren Änderung und Erweiterung) aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Die Gemeinde Oetters- dorf verfügt bis dato über keinen wirksamen Flächennutzungsplan. Aus wirtschaftlichen Gründen ist die Gemeinde in absehbarer Zeit auch nicht in der Lage, einen solchen aufzustellen. Somit ist bei der vorliegenden 1. Änderung und Erweiterung von einem vorzeitigen Bebauungsplan gemäß § 8 Abs. 4 BauGB auszugehen. Ein solcher Bebauungsplan kann aufgestellt werden, wenn dringende Gründe es erfordern und wenn

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 6 der Bebauungsplan der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung des Gemeindegebie- tes nicht entgegenstehen wird. Dringende Gründe liegen vor, denn aktuell verfügt die Gemeinde Oettersdorf über keiner- lei freie Bauflächen zur Wohnbebauung. Zum einen bestehen Anfragen von Ortsansässi- gen, die gerne bauen würden und zum anderen besteht ein Bedarf für angeworbene, sich niederlassen wollende Fachkräfte der ortsansässigen Firma HBS Elektrobau GmbH, was sich wiederum auf die Arbeitsplatzsituation auswirkt. Es wäre ein erheblicher Nachteil für die Gemeinde, wenn durch das Fehlen von Wohn- bauflächen junge Familien und vorhandene Fachkräfte abwandern würden.

In vorhandenen Baugebieten sind keine Bauflächen frei, Ergänzungsflächen sind voll- ständig bebaut und die Baulücken in der Wiesenstraße sind nicht verfügbar, da sie von den Eigentümern gärtnerisch bzw. landwirtschaftlich genutzt werden und keinerlei Ver- kaufsbereitschaft besteht. Um den Eigenbedarf abzudecken, bleibt letztendlich nur die Außenentwicklung. Diese wurde allerdings mit der Lage zwischen vorhandener Bebauung und Landstraße bestmöglich und verträglich ausgewählt.

Um ein geeignetes Gebiet zur Wohnbauflächenausweisung zu ermitteln, hat die Gemein- de zwei verschiedene Varianten untersucht. Zum einen die Erweiterung des Wohngebie- tes „Werner-Seelenbinder-Straße“ (Variante 1 im folgenden Übersichtsplan) und zum an- deren die Erweiterung des Wohngebietes „Schleizer Straße“ (Variante 2 im folgenden Übersichtsplan).

Übersichtsplan Variantenuntersuchung [Quelle: Verwaltungsgemeinschaft „Seenplatte]

Nach Abstimmungen mit verschiedenen Fachbereichen des Landratsamtes und den Ver- und Entsorgungsträgern, wurde der Standort an der Werner-Seelenbinder-Straße als Er- weiterung des rechtskräftigen Bebauungsplans „Allgemeines Wohngebiet Werner- Seelenbinder-Straße“ favorisiert. Gründe hierfür waren u.a. die Abrundung der Ortslage sowie freie Kapazitäten der bereits vorhandenen Kläranlage.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 7 Gegen Variante 2 sprachen artenschutzrechtliche Gründe, da es sich bei der Fläche um ein Nahrungshabitat des Weißstorches handelt und erhöhte Erschließungskosten durch eine neu zu errichtende Kläranlage entstünden. Der rechtskräftige Bebauungsplan wird zwar erweitert, aber Ziel und Zweck sowie die städtebauliche Konzeption der Gemeinde, bleiben unberührt. Damit ist die Vorausset- zung, dass der Bebauungsplan der städtebaulichen Entwicklung nicht entgegenstehen darf, erfüllt. Ein Zuwarten auf den Flächennutzungsplan ist aus o.g. Gründen nicht vertretbar, da dies Nachteile für die Entwicklung der Gemeinde bedeuten würde.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Umsetzung des Bebauungsplans und die damit verbundene Schaffung von Wohnbauflächen nicht zu Lasten der Stadt Schleiz er- folgt. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung wurde auch die Stadt Schleiz um Stellung- nahme gebeten. Diese erfolgte mit dem Hinweis, dass keine Beeinträchtigungen gesehen werden.

Das Aufstellungsverfahren zur 1. Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans erfolgt im 2-stufigen Regelverfahren nach BauGB.

Aufstellungsbeschluss Der Aufstellungsbeschluss wurde vom Gemeinderat am 16.09.2019 gefasst. Der Be- schluss wurde ortsüblich bekanntgemacht.

Bestandserhebung / Gutachten Im Frühjahr 2019 wurden Ortsbegehungen gemacht und ein Schallgutachten, bezüglich der Auswirkungen der Landstraße und des angrenzenden Gewerbegebietes auf eine künftige Wohnbebauung, erstellt. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung hat dieses mit ausgelegen und wurde den Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange als Download zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Stellungnahmen zur frühzeitigen Beteiligung wurde das Gutachten an die gesetzlichen Gegebenheiten angepasst und Lärmpegelbereiche festgelegt. Das aktuali- sierte Lärmtechnische Gutachten (Stand: 30.01.2020) wird als Anlage zur Begründung gegeben.

Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung In seiner Sitzung am 16.09.2019 wurde der Vorentwurf des Bebauungsplans zur frühzeiti- gen Öffentlichkeitsbeteiligung bestimmt. Diese erfolgte durch Auslegung des Vorentwurfs einschließlich Begründung im Zeitraum vom 30.09.2019 bis einschließlich 04.11.2019. Parallel dazu wurden die betroffenen Träger öffentlicher Belange frühzeitig beteiligt und zu den Anforderungen an den Umweltbericht befragt.

Ergebnisse der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung Grundsätzlich sind alle eingegangenen Stellungnahmen positiv und äußerten sich befür- wortend. Nachbargemeinden fühlen sich nicht beeinträchtigt. Von Bürgern gingen keine Stellungnahmen und Hinweise ein. Die Standortwahl ist nachvollziehbar. In den Stellungnahmen erfolgten diverse Hinweise, die im weiteren Planverfahren zu be- rücksichtigen waren, u.a:

- Überarbeitung des lärmschutztechnischen Gutachtens, Anpassung an geltende DIN, Festsetzung von Lärmpegelbereichen - Ergänzung von weiteren statistischen Angaben zu Bevölkerungszahlen, Haushaltsgrö- ßen, Gebäudebestand und –leerstand und Baufertigstellungszahlen - Erstellen eines Erschließungskonzeptes zum Nachweis einer geordneten Schmutz- und Regenwasserableitung

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 8 Als Anforderung an die vorzunehmende Umweltprüfung wurden folgende Sachverhalte mitgeteilt:

- Minimierung des Eingriffs, aufgrund Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche - Darlegung immissionsschutzrechtliche Situation und Schutz der Wohnnutzungen - Einbindung des Plangebiets ins Landschaftsbild nach Norden.

Durch Erstellung des Erschließungskonzeptes wurde die Erweiterung des Geltungsberei- ches der 1. Änderung und Erweiterung um Teile der Flurstücke 1246/11, 1246/69 und 1250/1 erforderlich.

Öffentliche Auslegung und deren Ergebnisse In der Sitzung des Gemeinderates vom 09.04.2020 soll der Entwurf der 1. Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans zur öffentlichen Auslegung bestimmt werden. Die öf- fentliche Auslegung erfolgte im Zeitraum vom __.__.____ bis einschließlich __.__.____. Ausgelegt wurden die Planzeichnung, die Begründung mit Umweltbericht, das lärmschutz- technische Gutachten sowie die weiteren umweltrelevanten Informationen. Diese Unterla- gen wurden auch auf der Internetseite der VG „Seenplatte“ veröffentlicht. Parallel zur öf- fentlichen Auslegung wurden die betroffenen Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange zur Ergänzung ihrer bisherigen Stellungnahmen aufgefordert.

Abwägungsprozess

Satzungsbeschluss

Der Verfahrensablauf wird im weiteren Verlauf des Verfahrens fortgeschrieben.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 9 2. PLANUNGSBERICHT 2.1 Planungskonzept Das städtebauliche Konzept der 1. Änderung und Erweiterung folgt der Bebauung des Ur- sprungsbebauungsplans und schließt die Lücke zwischen dem vorhandenen Baugebiet und der Landesstraße L3002. Die im Bereich des Ursprungsbebauungsplans erbaute Er- schließungsstraße „Am Büschele“ wird verlängert und kann beidseitig bebaut werden. Zu- sammen mit einer Baureihe entlang der Werner-Seelenbinder-Straße entsteht insgesamt wieder eine dreireihige Bebauung mit Baurechten für 14 Einfamilienhäuser. Zur freien Landschaft und zur Landesstraße L3002 hin erfolgt eine Bepflanzung. Pflanzbindungen innerhalb der Bauflächen sorgen für eine Durchgrünung des Baugebietes.

Beginnend mit einer zulässigen zweigeschossigen Bebauung an der Werner- Seelenbinder-Straße wird diese zur freien Landschaft hin in eine eingeschossige Bebau- ung abgestuft, um einen harmonischen Übergang in diese zu ermöglichen.

Der Zuschnitt des Geltungsbereichs lässt bezüglich der Anordnung der Wohnbauflächen keine anderweitige Planungsmöglichkeit zu. Eine andere Straßenführung würde automa- tisch zu erhöhten Kosten und keiner sinnvollen Ausnutzung der Bauflächen führen.

Bevölkerungsentwicklung seit 2000 Gemäß einer Bevölkerungsvorausberechnung des statistischen Landesamtes Thüringen, die zur Erstellung des Ursprungsbebauungsplanes vorlag, sollte im Jahr 2020 die Ein- wohnerzahl 780 betragen. Tatsächlich wird Zahl mit weiter über 800 wesentlich höher lie- gen, was mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an der guten Infrastruktur und der positiven Entwicklung der Arbeitsplätze in Oettersdorf zu tun hat. 78 Mitgliedsunternehmen der IHK Ostthüringen haben ihren Sitz oder eine Betriebsstätte in Oettersdorf. Laut aktueller Be- völkerungsvorausberechnung soll im Jahr 2035 die Einwohnerzahl bei 779 liegen.

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Bevölkerungsvorausberechnung 2035

Mit Stand vom 30.06.2019 leben in Oettersdorf 855 Einwohner, wovon 426 männlich und 429 weiblich sind [Quelle: Einwohnermeldeamt der VG „Seenplatte“]. Nachdem die Bevölkerung zwischen den Jahren 2000 und 2012 immer weniger wurde, stieg sie seitdem an und scheint sich nun zu stabilisieren.

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Bevölkerung am 31.12. insgesamt

Zum Stichtag 30.06.2019 gliedert sich die Bevölkerung nach Altersgruppen wie folgt: - 0 bis unter 6 69 - 6 bis unter 15 97 - 15 bis unter 65 528 - über 65 161 ______

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Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Bevölkerung nach Altersgruppen

Mit Stand vom 30.06.2019 beträgt der Altersdurchschnitt in Oettersdorf 44 Jahre. Damit ist Oettersdorf das „jüngste“ Dorf in der VG Seenplatte [Quelle: Einwohnermeldeamt der VG „Seenplatte“].

Im Zeitraum der letzten 4 Jahre (30.06.2015 – 29.06.2019) beläuft sich die Zahl der Ge- burten auf 39 und die Zahl der Verstorbenen auf 25, was einen Saldo von 14 ergibt [Quelle: Einwohnermeldeamt der VG „Seenplatte“].

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Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Lebendgeborene und Gestorbene

Im Zeitraum der letzten 4 Jahre (30.06.2015 – 29.06.2019) belaufen sich die Zuzüge auf 122 und die Wegzüge auf 121, was einen Überschuss von 1 ergibt [Quelle: Einwohnermelde- amt der VG „Seenplatte“].

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Wanderungen

Zum Stichtag 13.08.2019 existieren in Oettersdorf insgesamt 397 Haushalte. Von den 397 Haushalten sind 49 mit einem Kind, 38 mit zwei Kindern, 7 mit drei Kindern und 2 mit vier Kindern. [Quelle: Einwohnermeldeamt der VG „Seenplatte“].

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Zensus 2011: Haushaltsgrößen

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 12 Im Folgenden wird die Entwicklung der Wohnfläche insgesamt und bezogen auf Wohnung und Einwohner dargestellt.

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Wohnfläche insgesamt

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Wohnfläche je Wohnung

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Wohnfläche je Einwohner

Generell nimmt die Wohnfläche zu, die Wohnungen werden größer und pro Einwohner wird mehr Wohnfläche genutzt.

In den letzten 10 Jahren wurden 17 Wohngebäude mit insgesamt 18 WE fertiggestellt.

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Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Baufertigstellungen neuer Wohngebäude und Wohnungen in Wohngebäuden nach Zahl der Wohnungen

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Baufertigstellungen neuer Wohngebäude und Wohnungen in Wohngebäuden nach Zahl der Wohnungen

Quelle: https://www.statistik.thueringen.de, Baufertigstellungen neuer Wohngebäude und Wohnungen in Wohngebäuden nach Zahl der Wohnungen

16 Wohngebäude wurden in den letzten 10 Jahren als Einfamilienhäuser errichtet. Ledig- lich ein Zweifamilienhaus entstand in den letzten 10 Jahren. Das in den letzten Jahren keine Baufertigstellungen zu verzeichnen waren, liegt an fehlenden Bauflächen.

Alternative Planungsmöglichkeiten in der Ortslage Oettersdorf wurden untersucht. Der al- ternative Standort (Erweiterung des Wohngebietes „Schleizer Straße“) scheidet aus. Gründe hierfür wurden bereits im Punkt 1.4 der Begründung erläutert. Das letzte freie Baugrundstück im Ursprungsbebauungsplan ist verkauft und wird zeitnah bebaut. Weitere verfügbare Baulücken und Leerstände sind in Oettersdorf aktuell nicht vorhanden. Damit wurden sämtliche anderweitigen Planungsmöglichkeiten geprüft.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 14 Ferner wurden in den letzten Jahren leerfallende Anwesen binnen kürzester Zeit wieder einer Nutzung zugeführt [Quelle: Bauamt der VG „Seenplatte“].

Dies und die vorher aufgezeigte Bevölkerungsentwicklung, rechtfertigt die Ausweisung der Erweiterungsflächen im dargestellten Umfang als „Einfamilienhäuser“.

Sollte die Einwohnerzahl tatsächlich auf 779 Einwohner laut Bevölkerungsvorausberech- nung für 2035 absinken, rechtfertigt die Zunahme der Wohnfläche pro Haushalt sowie die Reduzierung der im Haushalt lebenden Personen die Ausweisung der geplanten Bauflä- chen. Leerfallende Objekte waren in der Vergangenheit nie ein Problem in Oettersdorf; diese wurden nicht nur durch Zuzüge revitalisiert, sondern auch zum Großteil aus den ei- genen Reihen der Oettersdorfer.

2.2 Festsetzungen zur Bebaubarkeit Die Art der baulichen Nutzung wurde als „Allgemeines Wohngebiet“ festgesetzt. Es soll überwiegend dem Wohnen dienen, aber auch die der Versorgung des Gebietes dienen- den Läden, Schank- und Speisewirtschaften sowie nicht störende Handwerksbetriebe, Betriebe des Beherbergungsgewerbes, Räume für freie Berufe und sonstige nicht stören- de Gewerbe nicht ausschließen. Alle weiteren nach § 4 Abs. 2 Nr. 3 und Abs. 3 Nr. 3 bis 5 BauGB zulässigen und aus- nahmsweise zulässigen Nutzungen sind ausgeschlossen. Sie werden ausgeschlossen, weil das Gebiet für diese Nutzungen zu klein erscheint bzw. derartige Nutzungen in Oet- tersdorf bereits vorhanden sind und weitere Vorhalteflächen diesbezüglich nicht benötigt werden.

Die Grundflächenzahl wird gemäß § 17 Abs. 1 BauNVO mit 0,35 als Höchstmaß festge- setzt. Damit wird die laut BauNVO für ein „Allgemeines Wohngebiet“ maximal zulässige Grundflächenzahl von 0,4 unterschritten und entspricht somit den Grundsätzen des spar- samen Umgangs mit Grund und Boden und der Minimierung des Versiegelungsgrades. Aufgrund der relativ großen geplanten Grundstücksgröße von überwiegend ca. 1.000 m² genügt auch die reduzierte Grundflächenzahl einer ansprechenden Bebauungsmöglich- keit für Haupt- und Nebennutzungen sowie Nebenanlagen.

In WA1 ist eine zweigeschossige Bebauung möglich. In WA2 hingegen nur eine Einge- schossige. Die Festsetzung der Geschossigkeit greift die des Ursprungsbebauungsplans auf. Die Bebauung soll zur freien Landschaft hin abfallen.

In WA2 wird der Bau eines Kellers ausgeschlossen, auch wenn er so geplant und errichtet wird, dass er gemäß Bauordnung nicht als Vollgeschoss zählt. Da die nordwestlich des Geltungsbereichs liegende Zisterne und der Teich u.a. mittels Grund- und Sickerwasser der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen gespeist wird, soll eine mögliche Barrierewirkung durch Keller ausgeschlossen werden. Damit ist die neu zu errichtende Erschließungsstraße, samt Leitungsnetz zur Ver- und Entsorgung der Bau- flächen, die letzte unterirdische Barriere. Die Erschließungsstraße orientiert sich am Ver- lauf der vorhandenen Abwasserdruckleitung, wo ohnehin bereits ein Eingriff in das Bo- dengefüge erfolgt ist. Der Zulauf zu Teich und Zisterne funktioniert derzeit einwandfrei.

Die Grundflächenzahl, die Geschossflächenzahl und die Zahl der Vollgeschosse sind je- weils als Höchstmaß festgesetzt.

In beiden Baugebieten wird die offene Bauweise festgesetzt. Eine geschlossene Bauwei- se ist grundsätzlich untersagt. Es sollen die Gebäude mit seitlichem Grenzabstand als Einzelhäuser errichtet werden. Um eine möglichst lockere Bebauung zu erzielen, dürfen in

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 15 beiden Baugebieten nur Einzelhäuser errichtet werden. Diese Bauweise ist in der Umge- bung des Baugebiets vorhanden.

Aus den möglichen Instrumentarien zur Festsetzung der überbaubaren Grundstücksfläche wurde die Baugrenze gewählt. Ein Vortreten von Gebäudeteilen in geringfügigem Ausmaß ist zugelassen. Die Baufelder sind zwischen 5,00 m und 5,50 m von der Straße abgerückt und 15 m tief. Im Bereich der neuen Erschließungsstraße sind die Baufenster 5,50 m von der Verkehrsfläche abgerückt, um vor dem jeweiligen Baukörper das Parkieren von Pkw zu ermöglichen und um zusätzlich noch einen Freihaltebereich beidseitig von je 0,50 m entlang der Erschließungsstraße vorhalten zu können.

Aufgrund der vorgeschlagenen Parzellierung entstehen längliche Baufelder, die überwie- gend eine dem Straßenverlauf folgende Ausrichtung des Baukörpers favorisieren.

Nebenanlagen im Sinne des § 14 Abs. 1 und 2 BauGB sind auch außerhalb der überbau- baren Grundstücksfläche möglich. Eine Eingrenzung oder ein Ausschluss von bestimmten untergeordneten Nebenanlagen erfolgt nicht.

Stellplätze und Garagen sind im Allgemeinen Wohngebiet zulässig und dürfen auch au- ßerhalb der überbaubaren Grundstücksfläche errichtet werden.

2.3 Verkehrsflächen Die verkehrstechnische Erschließung des Geltungsbereiches erfolgt über die Werner- Seelenbinder-Straße und den Gemeindeweg (Flurstück 1246/11) sowie über eine neu zu errichtende Erschließungsstraße in Verlängerung der Gemeindestraße „Am Büschele“. Diese neue Erschließungsstraße ist grundhaft auszubauen und am Ende dieser eine Wendemöglichkeit vorzusehen. Die Werner-Seelenbinder-Straße sowie der Gemeindeweg (Flurstück 1246/11), sind kommunale Flächen und werden als öffentliche Verkehrsfläche festgesetzt. Diese bleiben in ihrem jetzigen Bestand (bzgl. Lage, Breite) unverändert. Beim Gemeindeweg (Flurstück 1246/11) wird die Oberflächenbefestigung zur besseren Befahrbarkeit, Beräumung im Winter, Regenwasserfassung und Staubminderung, in Asphalt ausgeführt.

Die parallel zur Werner-Seelenbinder-Straße verlaufende neue Erschließungsstraße wird als öffentliche Verkehrsfläche (5,50 m breit) festgesetzt. Diese Verkehrsfläche wird als Mischverkehrsfläche ausgebildet und beinhaltet den Wohnweg sowie schmale Rand- und Bankettbereiche, um auch beispielsweise die Straßenbeleuchtung im öffentlichen Raum installieren zu können. Nach Fertigstellung wird diese Verkehrsfläche an die Gemeinde übertragen. Ein entsprechender Erschließungsvertrag wird zwischen Gemeinde und Er- schließungsträger geschlossen und wird - sobald vorhanden - als Anlage zum Bebau- ungsplan genommen.

Flächen für ruhenden Verkehr werden nicht festgesetzt. Stellflächen für Fahrzeuge sind von den jeweiligen Bauwilligen innerhalb des Baugebietes vorzusehen.

Der Anschluss des Allgemeinen Wohngebietes an den ÖPNV ist gewährleistet. Entspre- chende Haltestellen befinden sich angemessener Entfernung an der Werner- Seelenbinder-Straße.

2.4 Versorgungsflächen Zur Ver- und Entsorgung des Geltungsbereichs der 1. Änderung und Erweiterung werden im Wesentlichen die Leitungstrassen des Ursprungsbebauungsplans genutzt, diese auf- genommen und entsprechend erweitert/verlängert.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 16 Wasser Die Trinkwasserversorgung der Bauflächen entlang der neuen Erschließungsstraße (ver- längerte Straße „Am Büschele“) ist durch Verlängerung der Trinkwasserleitung in der Straße „Am Büschele“ (Anbindepunkt vor Flurstücknummer 1246/78) zu realisieren. Am Ende der neuen Stichleitung ist ein Unterflurhydrant zu errichten. Beim Bau der Trinkwasserleitung ist die vorhandene Hausanschlussleitung in Richtung Flurstück 1246/15 mit anzubinden. Der Abschnitt im Flurstück 1246/11, zwischen Werner- Seelenbinder-Straße und „Am Büschele“ wird dann außer Betrieb genommen. Die parallel zur Werner-Seelenbinder-Straße, innerhalb der künftigen Bauflächen, verlau- fende Trinkwasserleitung ist an den nordwestlichen Straßenrand der Werner- Seelenbinder-Straße umzuverlegen. Die Trinkwasseranlage ist vom Erschließungsträger nach den geltenden Normen und Richtlinien zu errichten. Die ausführende Firma muss eine DVGW-Zulassung nachweisen. Zwischen dem Versorgungs- und Erschließungsträger ist ein entsprechender Erschlie- ßungsvertrag abzuschließen. Der Ausbau der Trinkwasserversorgung ist vom Erschlie- ßungsträger durchzuführen und im Anschluss nach Abnahme an den zuständigen Ver- sorgungsträger zu übergeben.

Schmutzwasser und Regenwasser Die abwasserseitige Erschließung des Geltungsbereichs der 1. Änderung und Erweite- rung erfolgt im Trennsystem. Die Ableitung des Schmutzwassers erfolgt mittels eines neu zu errichtenden Schmutz- wasserkanals mit Anbindung an das vorhandene System. Der Anbindepunkt für die 2 Baufelder (10 geplante Parzellen) entlang der Verlängerung der Straße „Am Büschele“ liegt am nordöstlichen Straßenausbauende im Flurstück 1246/11. Für die Bauflächen ent- lang der Werner-Seelenbinder-Straße befindet sich der Endschacht im Bereich von Flur- stück 1246/78. Die für das betreffende Einzugsgebiet maßgebende Kläranlage hat eine Ausbaugröße von 300 EW. Derzeit ist noch eine Reserve von ca. 140 EW vorhanden, so dass die Auf- nahme des Schmutzwassers aus den geplanten Bauflächen (14 Parzellen, 4 x 14 = 56 EW) möglich ist. Im Zuge der Baumaßnahme ist die vorhandene Schmutzwasserdruckleitung aus dem Gewerbegebiet mittels Energieumwandlungsbauwerk an den neuen Schmutzwasserfrei- spiegelkanal in der Straße „Am Büschele“ anzubinden. Die zwischen Umbindepunkt und Schacht im Flurstück 1246/11 verbleibende Abwasserdruckleitung wird stillgelegt.

Die Auslastung des vorhandenen Regenwasserkanalnetzes im Ursprungsbebauungsplan wurde überprüft. Im Ergebnis der Überprüfung der hydraulischen Kapazität musste fest- gestellt werden, dass die vorhandene Regenwasser-Kanalisation durch die vorhandene Bebauung voll ausgelastet ist und somit der Anschluss des neuen Baugebietes nicht mög- lich ist. Aus diesem Grund wird ein neuer Regenwasserkanal in nördlicher Richtung, entlang des landwirtschaftlichen Weges und dann weiter unterhalb der Böschung des Baugebietes des Ursprungsbebauungsplans, festgesetzt. Dieser neue Kanal wird dem Schacht im Be- reich der Grundstücksgrenze 1246/61 und 1250/1 zugeführt. Von diesem Schacht geht eine Leitung (DN 400) in Richtung (verrohrter) Schlangenbach ab. Die Dimension der vor- handenen Regenwasserleitung DN 400 wird als hydraulisch ausreichend eingeschätzt. Diesbezüglich wurde der Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung um den Ver- lauf dieser Leitungstrasse vergrößert.

Die Schmutz- und Regenwasseranlagen sind vom Erschließungsträger nach den gelten- den Normen und Richtlinien zu errichten. Die ausführende Firma muss eine Eignungsprü- fung nach „RAL-Gütezeichen Kanalbau“, mindestens Ak 3, nachweisen. Zwischen dem Entsorgungs- und Erschließungsträger ist ein entsprechender Erschlie- ßungsvertrag abzuschließen. Der Ausbau der abwassertechnischen Erschließung ist vom ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 17 Erschließungsträger durchzuführen und im Anschluss nach Abnahme an den zuständigen Entsorgungsträger zu übergeben.

Löschwasser Die Löschwasserbereitstellung erfolgt über einen Hydranten (ca. 27 m³/h über 2 h) aus der vorhandenen Trinkwasserleitung in der Werner-Seelenbinder-Straße sowie über eine Grundwasserzisterne (Fassungsvermögen 35 m³) und einen Teich (Fassungsvermögen 140 m³). Die Zisterne und der Teich befinden sich auf dem Flurstück 1246/10, innerhalb eines 300 m Radius zum Geltungsbereich. Beide Entnahmequellen sind über eine Zufahrt erreichbar. Zisterne und Teich befinden sich im Eigentum der „Oettersdorfer Landwirtschaftliche AG“. Zwischen Gemeinde und dem Eigentümer wurde im Rahmen des Ursprungsbebauungs- plans eine Vereinbarung geschlossen, die der Gemeinde gestattet, im Brandfall innerhalb des Wohngebietes, Wasser aus der Zisterne und dem Teich als Löschwasser zu entneh- men.

Abfall Zuständige entsorgungspflichtige Körperschaft ist der Zweckverband Abfallwirtschaft Saa- le-Orla. Restmüll wird im 14-tägigen Abstand und im 4-wöchentlichen Turnus („Gelber Sack“ - Verpackungen mit Grünem Punkt) an der Haustür abgeholt. Die Zu- und Abfahrt ist im Gebiet über die festgesetzten Straßenverkehrsflächen möglich. Eine notwendige Wendemöglichkeit ist vorgesehen.

Elektrizität Stromleitungen liegen an der Nordseite der Werner-Seelenbinder-Straße (auf Höhe Haus- Nr. 31) und in der Straße „Am Büschele“ (auf Höhe des Flurstücks 1246/11) an. Die jewei- ligen Endstücke werden aufgenommen und im nördlichen Bankettbereich der Werner- Seelenbinder-Straße sowie in der neu zu errichtenden Erschließungsstraße weitergeführt. Der Ausbau der Stromversorgung ist vom Erschließungsträger durchzuführen und im An- schluss nach Abnahme an den zuständigen Versorgungsträger zu übergeben.

Gas und Wärme Der Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung wird an die zentrale Gasversor- gung angeschlossen. Gasleitungen liegen an der Nordseite der Werner-Seelenbinder- Straße (auf Höhe Haus-Nr. 31) und in der Straße „Am Büschele“ (auf Höhe des Flurstücks 1246/11) an. Die jeweiligen Endstücke werden aufgenommen und im nördlichen Bankett- bereich der Werner-Seelenbinder-Straße sowie in der neu zu errichtenden Erschlie- ßungsstraße weitergeführt. Der Ausbau der Gasversorgung ist vom Erschließungsträger durchzuführen und im Anschluss nach Abnahme an den zuständigen Versorgungsträger zu übergeben.

Telekommunikation Fernmeldeleitungen liegen an der Nordseite der Werner-Seelenbinder-Straße (auf Höhe Haus-Nr. 31) und in der Straße „Am Büschele“ (auf Höhe des Flurstücks 1246/11) an. Die jeweiligen Endstücke werden aufgenommen und im nördlichen Bankettbereich der Wer- ner-Seelenbinder-Straße sowie in der neu zu errichtenden Erschließungsstraße weiterge- führt. Der Ausbau der Telekommunikationsleitungen ist vom Erschließungsträger durchzu- führen und im Anschluss nach Abnahme an den zuständigen Versorgungsträger zu über- geben.

2.5 Flächen mit Geh-, Fahr- und Leitungsrechten Aufgrund der durch den Geltungsbereich verlaufenden Abwasserdruckleitung wird ein Lei- tungsrecht (L1) zugunsten des Entsorgungsträgers festgesetzt. Dieses erstreckt sich von der öffentlichen Grünfläche im Osten über die Baufläche bis zur Straßenverkehrsfläche.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 18 Da diese Fläche weder bebaut noch bepflanzt werden soll, wurde sie als private Grünflä- che festgesetzt und trennt die Parzellen 9 und 14. Die Abwasserdruckleitung umzuverle- gen, wäre zu aufwändig.

Da die im Ursprungsbebauungsplan vorhandene Regenwasserkanalisation die Nieder- schlagswässer nicht aufnehmen kann, ist ein neuer Regenwasserkanal herzustellen. Da die Kanaltrasse teilweise über private Flächen verläuft, wird ein weiteres Leistungsrecht (L2) zugunsten des Entsorgungsträgers festgesetzt.

2.6 Grünflächen Im Geltungsbereich werden öffentliche und private Grünflächen festgesetzt.

Die öffentlichen Grünflächen befinden sich entlang der östlichen Geltungsbereichsgrenze. Zum einen wird dort die schon vorhandene Gehölzpflanzung um rund 13 m entlang des Radwegs verbreitert (M2). Diese Bepflanzung erfüllt eine Schutzfunktion gegenüber den Emissionen von Landesstraße und Gewerbegebiet. Zum anderen wird der kleine Bereich, Anbindepunkt des Geh-/Radwegs an die Werner-Seelenbinder-Straße, als öffentliche Grünfläche (Rasenfläche) festgesetzt. Bepflanzungen sind hier nicht möglich, da sich hier der Umbindepunkt der umzuverlegenden Trinkwasserleitung befindet.

Die private Grünfläche wird entlang der nördlichen Geltungsbereichsgrenze mit 5 m Breite festgesetzt. Sie dient der Eingrünung des Gebietes und schafft einen harmonischen Übergang von Bebauung zur Landschaft.

Zur Umsetzung der grünordnerischen Maßnahmen wird eine Vereinbarung zwischen dem Erschließungsträger und der Gemeinde geschlossen.

2.7 Natur und Umwelt Allgemeines Der Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung wird, bis auf die Straße/Weg ent- lang der südlichen und westlichen Geltungsbereichsgrenze, als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Im Geltungsbereich sind keinerlei Schutzgebiete nach Naturschutzrecht vorhanden. Ausgehend von der nordwestlichen Geltungsbereichsgrenze befinden sich in einem Ab- stand von ca. 250 m das Flächennaturdenkmal „Enzianwiese“ und von ca. 450 m das EG- Vogelschutzgebiet „Plothener Teiche“. Auf beide hat das geplante Wohngebiet und die damit verbundenen Baumaßnahmen, aufgrund des Abstandes, keinen schädlichen Ein- fluss. Auch die im Nordwesten naheliegende Feuchtwiese mit Feldgehölzen und Stillge- wässer, einzustufen nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz, hat einen ausreichenden Ab- stand zu den künftigen Bauflächen, so dass eine nachhaltige Beeinträchtigung ausge- schlossen werden kann. Weitere geschützte Teile von Natur und Landschaft sind in einem Untersuchungsraum von 1 km nicht anzutreffen. Luft- und Geruchsbelastungen sind im Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung nicht zu erwarten und gehen von diesem auch nicht aus. Altlasten und Bodenverunreinigungen können im Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung nicht ausgeschlossen werden, da laut Thüringer Altlasteninformationssystem die Fläche als Altlastenverdachtsfläche mit Kennziffer 15256 geführt wird. Sie gründet sich auf die langjährige Nutzung des Geländes zu gewerblichen Zwecken der Massentier- haltung. Im Ergebnis einer Relevanzprüfung wurde 2008 der Altlastenverdacht durch die TLUG ausgeräumt und die Fläche mit dem Status „gelöscht“ versehen. Dennoch ist es möglich, dass im Zuge der Umsetzung des B-Planes bei Tiefbaumaßnahmen der Auf- schluss umweltrelevanter Bodenkontaminationen nicht ausgeschlossen werden kann. Ma- terialien, welche organoleptisch feststellbare Verunreinigungen aufweisen, sind einer

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 19 fachgerechten Entsorgung zuzuführen, und der Fachdienst Wasserwirtschaft im Landrat- samt des Saale-Orla-Kreises ist über den Fund zu benachrichtigen.

Eingriffsbeschreibung Der Geltungsbereich hat eine Größe von 19.542 m². Durch die Festsetzung von Wohnbauflächen und der dafür notwendigen Erschließungs- straße, werden 16.638 m² Ackerland dauerhaft in Anspruch genommen und 172 m² nach Verlegung des Regenwasserkanals wieder als Ackerland genutzt. 2.651 m² des Geltungsbereichs entfallen auf die Straßenverkehrsfläche, die als solche be- reits vorhanden ist. Die Eingriffsfläche umfasst somit 16.638 m².

Bilanzierung Um den durch die Festsetzung von Wohnbau- und Verkehrsflächen verursachten Eingriff in Natur und Landschaft zu ermitteln, werden der Bestand und die Planung im Bereich der festgesetzten Wohnbaufläche und der neuen Erschließungsstraße bilanziert und gegen- übergestellt. Siehe hierzu die Bilanzierungstabelle (Anlage 1 zur Begründung). Die Bilan- zierung wir hier im Folgenden nur erläutert und zusammengefasst.

Vor Eingriff werden mit den dort vorherrschenden Bestandsbiotoptypen Wertpunkte in Höhe von 338.630 errechnet. Mit den auf diesen Flächen festgesetzten Zielbiotopypen (Wohnbaufläche versiegelt und unversiegelte Gartenfläche ohne Festsetzung) werden 279.026 Wertpunkte erreicht. Hin- zu kommen noch 60.760 Wertpunkte für die öffentlichen und privaten Grünflächen mit Festsetzungen von Pflanzmaßnahmen. Insgesamt werden so 343.226 Wertpunkte er- reicht.

Bestandswert (338.630 Wertpunkte) – Zielwert (343.226 Wertpunkte) = + 4.596 Wertpunkte

Fazit: Damit kann der Eingriff innerhalb des Geltungsbereichs ausgeglichen werden. Ex- terne grünordnerische/landschaftspflegerische Maßnahmen sind nicht erforderlich.

Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Land- schaft sowie Pflanzbindungen

Maßnahme M1 – Pflanzfläche in privater Grünfläche Hier soll eine ca. 5 m breite Baum-/Strauchhecke (573 m²) angelegt werden. Durch eine dichte Bepflanzung mit Bäumen (Wuchshöhe 6-8 m) und Sträuchern wird Baufläche ein- gegrünt und ein harmonischer Übergang in die Landschaft erzielt. Es sind ausschließlich einheimische Laubgehölze zu verwenden. Diese sind vom jeweiligen Grundstückseigen- tümer dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und bei Wegfall zu ersetzen. Pflanzdichte: 1 Pflanze/m²; Baumanteil: ca. 10%

Maßnahme M2 – Pflanzfläche in öffentlicher Grünfläche Hier soll eine rund 13 m breite Baum-/Strauchhecke (829 m²) angelegt werden. Durch ei- ne dichte Bepflanzung mit Bäumen (Wuchshöhe 6-8 m) und Sträuchern wird das Bauge- biet zur Landesstraße hin abgeschirmt und die schon vorhandene Bepflanzung entlang des Radwegs verbreitert. Dadurch wird ein zusätzlicher Staub-/Lärmschutz geschaffen. Es sind ausschließlich einheimische Laubgehölze zu verwenden. Diese sind vom jeweili- gen Grundstückseigentümer dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und bei Wegfall zu erset- zen. Pflanzdichte: 1 Pflanze/m²; Baumanteil: ca. 10%

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 20 Maßnahme M3 – Einzelbäume in Baugebiet WA1 und WA2 In WA1 und WA2 werden insgesamt 16 Einzelbäume festgesetzt. Hierfür sind einheimi- sche Laubbäume oder Obstbäume zu verwenden. Diese sind vom jeweiligen Grundstück- seigentümer dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und bei Wegfall zu ersetzen. Geringfügige Standortabweichungen von den zeichnerisch festgesetzten Standorten sind zulässig. Die- se sind vom jeweiligen Grundstückseigentümer dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und bei Wegfall zu ersetzen.

Die Umsetzung der Pflanzgebote sowie die Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft, haben im Zuge der Erschließung der Wohnbau- flächen zu erfolgen. Sie sind spätestens in der auf die Fertigstellung der Erschließungs- maßnahmen folgenden Pflanzperiode fertigzustellen.

Minderungsmaßnahmen, derzeit nicht quantifizierbar: Für Zuwegungen, private Zufahrten, Stellplätze etc. sind wasserdurchlässige Befestigun- gen zu verwenden.

Für die Pflanzmaßnahmen sind folgende Pflanzenarten zu verwenden:

Bäume: Acer platanoides - Feldahorn Carpinus betulus - Hainbuche Pyrus pyraster - Wildbirne Malus sylvestris - Wildapfel Sorbus aucuparia - Eberesche

Obstbäume: Malus domestica - Gartenapfel Prunus cerasus - Sauerkirsche Prunus domestica - Zwetschge Prunus spec. - Süßkirsche Pyrus communis - Kulturbirne Cydonia - Quitte in Sorten

Sträucher: Berberis vulgaris - Berberitze Corylus avellana - Haselnuss Crataegus monogyna - Eingriffl. Weißdorn Ligustrum vulgare - Liguster Lonicera xylosteum - Gem. Heckenkirsche Prunus spinosa - Schlehe Ribes alpinum - Bergjohannisbeere Rhamnus cathartica - Kreuzdorn Rosa canina - Hundsrose Sambucus nigra - Schwarzer Holunder Viburnum lantana - Wolliger Schneeball Viburnum opulus - Gewöhnlicher Schneeball

Rank- und Klettergehölze: Clematis vitalba - Waldrebe Hedera helix - Efeu Lonicera - Jelängerjelieber Parthenocissus quinquefolia - Wilder Wein Polygonum aubertii - Schling-Knöterich Rosa - Kletterrosen ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 21

Die Pflanzen der Pflanzenliste sind als Leitarten zu verstehen und dürfen mit max. 20 % anderer einheimischer Laubgehölze ergänzt werden.

Für die Bepflanzungen werden folgende Mindestanforderungen an die Pflanzenqualität festgesetzt:

Laubbäume in flächiger Pflanzung: - Heister, mindestens 2 x verschult, Höhe 60-100 cm. Laubbäume als Einzelbaum: - Hochstamm, mindestens 3 x verschult, StU 14-16 Obstbaum: - Hochstamm Sträucher: - mindestens 2 x verschult, Höhe 40 - 60 cm

Die zu pflanzenden Gehölze sind zu pflegen, zu schützen, fachgerecht zu unterhalten und bei Abgang zu ersetzen. Zur Verwendung kommende Pflanzen und Materialien müssen den jeweiligen Qualitätsnormen nach DIN 18916 entsprechen. Pflanzungen haben fach- gerecht zu erfolgen.

2.8 Schallschutz Wegen der unmittelbaren Lage des Baugebietes an der Landesstraße und der Nähe zum Gewerbegebiet wurde ein lärmschutztechnisches Gutachten von der Graner Ingenieure GmbH aus Leipzig erstellt. Mittels Gutachten wird die immissionsschutzrechtliche Situati- on dargestellt und Festlegungen getroffen, die auf den Schutz der künftigen Wohnbebau- ung eingehen.

Mittels Schallpegelmessung und Schallausbreitungsberechnung wurde festgestellt, dass in Teilen des Plangebietes die Orientierungswerte nach DIN 18005 im Tag- und Nacht- zeitraum (55/45 dB(A)) für Allgemeines Wohngebiet überschritten werden. Schallschutz- Maßnahmen sind demnach erforderlich. Da aktive Maßnahmen aus schallschutztechnischer Sicht den Vorrang haben sollten, wurde zuerst geprüft, ob eine Schallschutzwand an der östlichen Grenze des Plangebie- tes die gewünschte Wirkung einer effektiven Pegelabsenkung hätte. Es wurde eine übli- che Höhe von 3 m für die Schallschutzwand angesetzt.

In einer Rasterhöhe von 6 m (Obergeschoss oder Dachgeschoss der geplanten Einfamili- enhäuser) hat die Schallschutzwand kaum einen Einfluss, da der Schall über die Wand hinweg strahlt. In 1,80 m Höhe (Erdgeschoss, Balkone oder Terrassen) ist in der Nähe der Schallschutzwand ein merklicher Effekt zu erkennen, da hier die Abschirmwirkung am effektivsten ist. Je weiter man sich von der Wand entfernt, umso mehr wird der Schall wieder nach unten gebeugt. In der Mitte des Plangebietes hat man nur noch eine (kaum wahrnehmbare) Pegelminderung von 1 bis 2 dB und an der Westgrenze kaum noch einen Effekt. Von der Schallschutzwand würden also nur Außenbereiche oder Fenster im Erd- geschoss von Gebäuden an der östlichen B-Plangrenze maßgeblich profitieren. Der tech- nische und finanzielle Aufwand für den Bau einer Schallschutzwand erscheint im Ver- gleich zum relativ geringen Nutzen aus gutachterlicher Sicht zu hoch. Auf aktive Schallschutzmaßnahmen, wie die Errichtung einer Schallschutzwand oder ei- nes Erdwalles, kann verzichtet werden. Im Gutachten wird deshalb empfohlen, generell nur passive Schallschutzmaßnahmen durchzuführen.

Durch die Überschreitungen der Orientierungswerte nach DIN 18005 in Teilbereichen des Plangebietes sind an den am meisten betroffenen Gebäuden passive Schallschutzmaß- nahmen erforderlich, d.h. durch eine ausreichende Schalldämmung der Außenbauteile – insbesondere der Fenster – sind hinreichend niedrige Innenpegel in den Räumen zu ge- währleisten. Hierzu wurden Lärmpegelbereiche festgelegt, die maßgeblichen Außenlärm-

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 22 pegel zugeordnet und in der Planzeichnung entsprechend festgesetzt. So wird sicherge- stellt, dass gesunde Wohnverhältnisse im Baugebiet gewahrt bzw. diese durch die Um- setzung von Schallschutzmaßnahmen am Gebäude erreicht werden.

Ausführliche Angaben, Ausbreitungskurven und rechtliche Grundlagen sind dem lärm- technischen Gutachten zu entnehmen. Das Gutachten wird als Anlage zur Begründung beigefügt.

Im Plangebiet sollen nur Wärmepumpenanlagen zulässig sein, die unter Berücksichtigung der zulässigen Nutzung an den Wohnhäusern der Nachbargrundstücke den jeweiligen zu- lässigen Baugebietsspezifischen Immissionsrichtwert für Allgemeine Wohngebiete der Nr. 6.1 TA Lärm für die Nachtzeit um mindestens 10 dB(A) unterschreiten. Da der Einsatz von Luft-Wasser-Wärmepumpen im Bereich des privaten Wohnungsbaus in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat, häufen sich auch die Beschwer- den über Lärmbelästigungen durch Wärmepumpen. Die Geräusche bzw. der Schallleis- tungspegel der Wärmepumpen können, je nach Modell, Werte zwischen 45 dB(A) und 80 dB(A) erreichen. Dabei entsteht dieser Lärm vor allem durch die Verdichter und das Kühl- luftgebläse. Um bereits im Vorfeld Spannungen zwischen Nachbarn zu vermeiden und um den Bauherren einen Hinweis auf die einzuhaltenden Lärmwerte zu geben, wird eine im- missionsschutzrechtliche Festsetzung für Wärmepumpen aufgenommen. Damit ist auch eine leichtere Kontrolle der Einhaltung der zulässigen Immissionsrichtwerte und damit des Vollzugs möglich. Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI) geht davon aus, dass der betrachtete Immissionsort (nachbarliches Wohngebäude) nicht im Einwirkungsbereich der Anlage (Wärmepumpenanlage) liegt, wenn ihr Beurteilungspegel 10 dB oder mehr unter dem Immissionsrichtwert liegt.

2.9 Gestalterische Festsetzungen / Örtliche Bauvorschriften Gestaltung des Daches Im Geltungsbereich sind an Wohngebäuden nur geneigte Dächer - als Sattel-, Walm- oder Pultdach – mit Dachneigungen zwischen 10° und 45° zulässig. An Nebenanlagen sind außerdem noch Flachdächer zulässig. Eindeckungen aus reflektierenden Materialien sind an Wohngebäuden und Nebenanlagen nicht zulässig. Reflektierende Dacheindeckungen sind deshalb nicht erlaubt, weil diese Eigenschaft die Natürlichkeit des Landschaftsbildes zu stark beeinträchtigen würde.

Einfriedungen Einfriedungen sind generell zulässig. Hierfür zulässige Materialien sind: Lattenzäune aus Holz oder Metall (Gitter oder Streben), berankte/begrünte Zäune oder einheimische Laub- gehölzhecken. Einfriedungen dürfen maximal eine Höhe von 1,30 m haben. Die gestalterischen Festsetzungen orientieren sich an den Festsetzungen des Ursprungs- bebauungsplans und übernehmen diese.

2.10 Kennzeichnungen und Hinweise Bodenaushub Nicht verunreinigter Bodenaushub ist möglichst im Bereich des Geltungsbereiches einer geeigneten Wiederverwertung zuzuführen.

Erdaufschlüsse Bohrungen, Grundwassermessstellen und geophysikalische Messungen sowie größere Baugruben, sind dem TLUBN (Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Natur- schutz) gemäß Lagerstättengesetz 14 Tage vor Baubeginn anzuzeigen.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 23 Bodendenkmale Es ist nicht auszuschließen, dass bei Bodeneingriffen Bodendenkmale entdeckt werden. Für diesen Fall wird im Bebauungsplan ein entsprechender Hinweis auf die Melde- und Sicherungspflicht aufgenommen: „Bei Bodeneingriffen im gesamten Plangebiet können Bodendenkmale (kultur- und/oder naturgeschichtliche Bodenfunde) entdeckt werden. Die Entdeckung dieser Funde ist der Unteren Denkmalbehörde und/oder dem Landesamt für Archäologie unverzüglich anzuzeigen und die Entdeckungsstätte mindestens drei Werk- tage in unverändertem Zustand zu erhalten, falls diese nicht vorher von den Denkmalbe- hörden freigegeben wird.“

Bodenverunreinigungen Durch die Vornutzung des Gebietes zu gewerblichen Zwecken der Massentierhaltung kann bei Tiefbauarbeiten nicht ausgeschlossen werden, dass auf organoleptische Boden- verunreinigungen gestoßen wird. Diese sind dem Fachdienst Wasserwirtschaft im Land- ratsamt des Saale-Orla-Kreises zu melden und fachgerecht zu entsorgen.

2.11 Nachrichtliche Übernahmen Der gesamte Geltungsbereich der Erweiterung des Bebauungsplans liegt in einer archäo- logischen Relevanzzone (hier: Umfeld einer bronzezeitlichen Siedlungsstelle). Daher muss zwischen Bauherrn und dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäo- logie, Fachbereich Archäologische Denkmalpflege, eine denkmalpflegerische Zielstellung erarbeitet und eine bauvorgreifende archäologische Untersuchung durchgeführt werden.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 24 3. UMWELTBERICHT 3.1 Einleitung Für die Belange des Umweltschutzes wird im Bauleitplanverfahren eine Umweltprüfung durchgeführt, in der

- die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt und - die ermittelten erheblichen Umweltauswirkungen in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden (§ 2 Abs. 4 und § 2a Nr. 2 BauGB sowie Anlage 1 zum BauGB).

Dazu wird die folgende Vorgehensweise festgelegt:

- Einschätzung aufgrund einer überschlägigen Prüfung, auf welche Umweltbelange der Bauleitplan voraussichtlich erhebliche Auswirkungen haben kann und die in der Ab- wägung zu berücksichtigen sind. - Festlegung, in welchem Umfang und Detaillierungsgrad die Ermittlung der Umweltbe- lange für diesen Bauleitplan für die Abwägung erforderlich ist (auf der Grundlage der vorangegangenen Einschätzung). - Ermittlung der Umweltbelange in dem festgelegten Umfang und Detaillierungsgrad. - Beschreibung und Bewertung der ermittelten erheblichen Umweltauswirkungen im Umweltbericht. - Ergänzung der Ermittlungen und des Umweltberichtes, soweit im Ergebnis der Betei- ligungen zum Entwurf erforderlich.

3.1.1 Ziele und Inhalte des Bebauungsplans Wichtigstes Ziel der 1. Änderung und Erweiterung des Bebauungsplanes ist die Schaffung der erforderlichen planungsrechtlichen Voraussetzungen zur Erweiterung des vorhande- nen und vollständig bebauten „Allgemeinen Wohngebietes“ für die Errichtung von weite- ren 14 Einfamilienhäusern. Es sollen attraktive Baugrundstücke zur Ansiedlung von drin- gend benötigten Fachkräften für ortsansässige Betriebe geschaffen werden. Durch Ein- grünung sollen die Bauflächen ins Landschaftsbild eingebunden und die Ortseingangssi- tuation gestaltet werden. Dabei werden die Belange von Natur und Landschaft, die Fest- setzung der notwendigen Ver- und Entsorgungsanlagen sowie die Sicherung der Ver- kehrsführung berücksichtigt. Weitere Ziele und Zwecke der Planung können der Begründung zum Bebauungsplan ent- nommen werden.

Die umweltrelevanten Inhalte des Bebauungsplans sind:

- Festsetzung eines allgemeinen Wohngebiets mit einer Gesamtgröße von 14.309 m² - Festsetzung der Grundflächenzahl von 0,35 - Festsetzung einer zusätzlichen Straßenverkehrsfläche von 852 m² - Festsetzung von Schall- und Lärmschutzmaßnahmen zum Schutz der neu geplanten Wohnnutzungen - Festsetzung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwick- lung von Boden, Natur und Landschaft

3.1.2 Fachliche Grundlagen und Ziele des Umweltschutzes Fachgesetze

Das BNatSchG (Bundesnaturschutzgesetz) definiert die wesentlichen Zielsetzungen und Grundsätze für den Schutz, die Pflege und die Entwicklung von Natur und Landschaft wie folgt: ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 25 „Natur- und Landschaft sind aufgrund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, dass 1. die biologische Vielfalt, 2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes einschl. der Regenerati- onsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie 3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Land- schaft auf Dauer gesichert sind. Der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwick- lung und, soweit erforderlich, die Wiederherstellung von Natur und Landschaft (all- gemeiner Grundsatz).“ Die Eingriffsregelung gemäß §14 ff BNatSchG ist mit der Aufstellung jedes Bauleitplanes abzuarbeiten; dabei ist das Verhältnis zum Baurecht über §18 BNatSchG geregelt.

Durch die Planung werden keine Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechts berührt. Der Entzug von landwirtschaftlicher Nutzfläche wird durch entsprechende Ausgleichs- maßnahmen innerhalb des Geltungsbereichs ausgeglichen. Durch die Festsetzung ver- schiedener Pflanzmaßnahmen werden die biologische Vielfalt und der Erholungswert von Natur und Landschaft gesichert. Die Planung ist mit dem Naturschutzrecht vereinbar. Dauerhafte Eingriffe werden ausgeglichen.

Das BauGB (Baugesetzbuch) gibt vor, eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme durch Wiedernutzbarmachung und Nachverdichtung zu vermeiden. Die Bodenversiegelung soll auf das notwendige Maß begrenzt werden. Nachverdichtungen im Ursprungsbebauungsplan sind nicht möglich; ebenso wie Nach- verdichtungen innerorts. Brachflächen, die wieder nutzbar gemacht werden könnten, sind in Oettersdorf nicht vorhanden. Es wurden zwei Außenbereichsstandorte vor Beginn der Aufstellung der 1. Änderung und Erweiterung geprüft, und nach Abwägung aller Vor- und Nachteile diese B-Plan-Erweiterung favorisiert. Um die Bodenversiegelung zu minimieren, wurde die laut § 17 Abs. 1 BauNVO für allgemeine Wohngebiete maximal zulässige Obergrenze (GRZ = 0,4) nicht ausgeschöpft, sondern auf 0,35 begrenzt.

Eingriffe in Natur und Landschaft sind gemäß § 1a Abs. 3 BauGB zu vermeiden bzw. zu kompensieren. Die Eingriffsregelung wurde abgearbeitet. Die Erfordernisse des Klima- schutzes werden durch die Festsetzung von Baum- und Strauchpflanzungen berücksich- tigt.

Folgende Zielstellungen ergeben sich aus den Zielen des BBodSchG, des BImSchG, des WHG sowie des ThürNatG: - Sicherung bzw. Wiederherstellung der Funktionen des Bodens, Abwehr von schäd- lichen Bodenveränderungen, Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Bo- den - Vermeidung bzw. Verminderung schädlicher Umwelteinwirkungen durch Emissionen in Luft, Wasser und Boden - sparsame Verwendung des Wassers, Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Wasser- haushaltes, Vermeidung einer Erhöhung und Beschleunigung des Wasserabflusses - Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft im besiedelten und un- besiedelten Bereich, nachhaltige Sicherung von Funktions- und Regenerationsfä- higkeit, der Pflanzen- und Tierwelt sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft.

Ergänzende Vorschriften, die im Rahmen der Umweltprüfung herangezogen wurden, sind: DIN 18005 (Schallschutz im Städtebau), DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau), TA Lärm, TA Luft, Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV).

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 26 Fachplanungen

Planungsrelevante Fachpläne liegen mit dem Landesentwicklungsprogramm und dem Regionalplan Ostthüringen vor. Nördlich des Geltungsbereichs befindet sich in einigem Abstand das Vorbehaltsgebiet „Landwirtschaftliche Bodennutzung lb-90 – Schleiz / Oet- tersdorf / Pörmitz / Löhma / Dittersdorf“. Der Geltungsbereich der 1. Änderung und Erwei- terung des Bebauungsplans nimmt diese Flächen nicht in Anspruch. Einer nachhaltigen Entwicklung der Landbewirtschaftung steht der Bebauungsplan folglich nicht entgegen.

Oettersdorf verfügt über keinen rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan. Die 1. Ände- rung und Erweiterung des Bebauungsplans erfolgt als vorgezogener Bebauungsplan.

Die Gemarkung Oettersdorf ist im Landschaftsplan „Schleiz“ aus dem Jahre 1997 enthal- ten. Die vorherrschende Landschaftsstruktur wird mit Grünland beschrieben, welches als Frischgrünland zu entwickeln und zu pflegen ist. Entlang der Landstraße L3002 (ehemals Bundesstraße B2) ist eine Immissions- und Lärmschutzpflanzung herzustellen. Letztere wurde im Zuge des Landstraßenausbaus und Errichtung des begleitenden Geh-/Radwegs bereits angelegt. In der 1. Änderung und Erweiterung wird durch Festsetzung von Pflanz- maßnahmen eine Verbreiterung dieser Pflanzung vorgenommen. Die Festsetzung des Wohngebiets geht allerdings zu Lasten des laut Landschaftsplan zu entwickelnden Frischgrünlandes. Durch Aufwertung eines Teils der nicht bebaubaren Flächen mittels Bepflanzung, kann der Verlust ausgeglichen werden.

Schutzgebiete und Schutzobjekte gemäß BNatSchG

In der näheren Umgebung befinden sich das EG-Vogelschutzgebiet SPA Nr. 39 „Plothe- ner Teiche“ (ca. 450 nordwestlich des Geltungsbereichs) sowie zwei Flächennaturdenk- male (FND „Enzianwiese“ 250 m und FND „Wiese“ 580 m entfernt).

580 m

250 m

450 m

Schutzgebietskarte [Quelle: TLUBN - http://antares.thueringen.de]

EG-Vogelschutzgebiet SPA Nr. 39 „Plothener Teiche“

Flächennaturdenkmal (FND) ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 27

Aufgrund der geplanten Nutzung im Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung und dem Abstand zu den jeweiligen Schutzgebieten, ist das Vorhaben als schutzgebiets- verträglich zu beurteilen.

Gesetzlich geschützte Biotope sowie weitere großflächige Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechts, sind im Geltungsbereich und der näheren Umgebung nicht vorhanden. Der Naturpark „Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale“ beginnt ca. 1,3 km nördlich des Geltungsbereichs.

Trinkwasserschutzgebiete sind im Geltungsbereich und der näheren Umgebung ebenfalls nicht vorhanden.

3.2 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen 3.2.1 Bestandsaufnahme und Bewertung des derzeitigen Umweltzustandes Boden/Fläche Das Plangebiet besteht aus einer bislang unbebauten Fläche am Siedlungsrand. Versie- gelt sind bisher nur die Fahrbahn der Gemeindestraße „Werner-Seelenbinder-Straße“ und teilversiegelt der vorhandene kommunale Weg zwischen dem Ursprungsbebauungsplan und der Erweiterung. Der Geltungsbereich gehört zur Bodenregion der Berg- und Hügelländer mit einem hohen Anteil an Magmatiten und Metamorphiten. Der geologische Untergrund besteht im südli- chen Geltungsbereich aus Siltschiefer (sapropelitisch, sandig gebändert) und im nördli- chen aus Grus (sandig bis siltig, zum Teil schuttführend bis blockführend) sowie Silt (san- dig, tonig, grusig). Aus diesem hat sich eine Braunerde aus Lehm- und Lössfließerde so- wie Schiefer- und Diabasverwitterung, gebildet. Es handelt sich um Boden mit einer geringen Ertragsfähigkeit (Ackerzahl 30-40, Grund- landzahl 30-40, landwirtschaftliche Vergleichszahl 30-40), der durch die ackerbauliche Nutzung überprägt ist. Für den Geltungsbereich ist die im Thüringer Altlasteninformationssystem (THALIS) re- gistrierte Altlastenverdachtsfläche 15256 bodenschutzrechtlich relevant (Status: gelöscht, aufgrund einer Relevanzprüfung 2008 durch die TLUG). Bei Tiefbaumaßnahmen können dennoch organoleptische Verunreinigungen auftreten, die fachgerecht zu entsorgen sind. Weitere Angaben wurden im Punkt 2.7 „Natur und Umwelt“ vorgenommen.

Wasser Der Planbereich gehört zum Hydrogeologischen Teilraum „Ostthüringischer-fränkischer- vogtländischer Synklinalbereich“. Innerhalb dieses Teilraumes sind niedrig metamorphe paläozoische Sedimente vertreten, wobei es sich um gering bis sehr gering durchlässige sedimentäre Einheiten (Grauwacken, Konglomerate, Tonschiefer) handelt. Der relativ ein- heitliche und einförmige Schichtenaufbau schlägt sich auch in den hydrogeologischen Er- gebnissen von Brunnen nieder. Fast durchweg sind sehr geringe Brunnenergiebigkeiten belegt. Selbst die unmittelbare Nähe von großen Störungszonen wirkt sich in diesem Ge- steinskomplex hydrogeologisch nur untergeordnet zuflussfördernd aus. Lediglich einige wenige Brunnen können ein positives Ergebnis aufweisen. Hier ist dann die Grundwasser- führung eindeutig an Kluft- und Störungszonen gebunden. Bei Bohrteufen bis zu 90 m wurden hier spezifische Ergiebigkeiten von 0,1 bis 0,85 l/sm erreicht. Im Teilraum liegen keine mächtigeren bindigen Deckschichten vor; die Grundwasservorkommen sind daher generell als sehr verschmutzungsempfindlich zu bewerten. Insgesamt ist der Teilraum wasserwirtschaftlich nur von lokaler Bedeutung. Die Durchlässigkeit des Bodens wird mit einem kf-Wert von >10E-9 bis 1E-5 m/s als gering bis sehr gering eingestuft. Die Sicker- wasserverweilzeit reicht von wenigen Tagen bis zu einem Jahr. Die Grundwasserneubil-

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 28 dung ist mit 50 - 75 mm/Jahr sehr gering. Der Grundwasserflurabstand liegt zwischen 8 und 13 m. Innerhalb des Plangebiets befinden sich keine Oberflächengewässer. Der nordöstlich des Geltungsbereichs gelegene Teich und die Zisterne beziehen ihr Wasser vermutlich aus den umliegenden Acker- und Grünflächen. Wasserschutzgebiete sind im Plangebiet und dessen Umgebung nicht vorhanden.

Klima / Luft Der Geltungsbereich gehört zum Klimabereich „Erzgebirge, Thüringer und Bayerischer Wald“. Das Klima ist bezogen auf ganz Thüringen durch die Hochlagen verhältnismäßig kühl und im Allgemeinen feucht. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 7,5 - 8°C. Der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 750 – 800 mm/Jahr. Die mittlere jährliche Verdunstung be- trägt 500 – 650 mm/Jahr. Die überwiegend vorherrschende Windrichtung in freien Lagen ist Südsüdwest. Das Plangebiet hat ein Freilandklima. Die landwirtschaftlichen Flächen dienen der Kaltluftproduktion. Innerhalb des Geltungsbereichs befinden sich derzeit keine Emissionsquellen für Schadstoffe. Von der angrenzenden Landstraße ist mit verkehrsbe- dingten Schadstoffeinträgen zu rechnen, die aber aufgrund der straßenbegleitenden Be- pflanzung als gering eingestuft werden können.

Pflanzen/Tiere Im Geltungsbereich sind folgende Biotoptypen vorhanden: Ackerland/Grünland, Straßen- verkehrsfläche und Gartenland sowie Feldgehölzhecken entlang der Landstraße L3002.

Blick von Norden

Blick von Süden Feldgehölzhecke

Blick von Osten ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 29 Die Ackerfläche/Grünland wird intensiv genutzt. Die Nutzung erfolgt bis an die Ränder des Schlags, Ackerrandstreifen sind nicht ausgebildet. Das Gartenland gehört zu einer bebau- ten Eigenheimparzelle des Ursprungsbebauungsplans und wird als Rasen- und Pflanzflä- che genutzt. Hier soll ein Teil des Regenwasserkanals verlegt werden. Die Feldgehölz- hecke im Randbereich des Geltungsbereichs, entlang der Landstraße, ist noch relativ jung und hat bislang nur eine geringe Bedeutung als Lebensraum und Brutplatz für Vögel. Gefährdete oder besonders geschützte Pflanzenarten sind nicht bekannt. Faunistische Erhebungen liegen für den Geltungsbereich nicht vor. Es wird vermutet, dass die landwirtschaftlichen Flächen als Nahrungsraum und Rastflä- che von Vögeln genutzt wird. Ein Brutvorkommen gefährdeter Feldvögel ist aufgrund der Nähe zur Siedlung, Landstraße und Gewerbegebiet wenig wahrscheinlich. Aller Voraus- sicht nach hat das Plangebiet eine Bedeutung für ungefährdete europäische Vogelarten, die das Plangebiet vor allem als Nahrungsgebiet nutzen. In der Feldgehölzhecke ist mit dem Vorkommmen von Baum-, Hecken- und Gebüschbrütern sowie in den Randberei- chen mit Bodenbrütern zu rechnen. Die Artenvielfalt dürfte aber, aufgrund der angrenzen- den Landstraße, dem Gewerbegebiet sowie der landwirtschaftlichen Nutzung, eher gering sein.

Landschaft Oettersdorf gehört zum Naturraum „Ostthüringer Schiefergebirge – Vogtland“. Dabei han- delt es sich um eine überwiegend ackerbaulich genutzte, hügelige Hochfläche. In die Landwirtschaftsflächen sind meist kleinere Forstflächen (überwiegend Fichte) eingelagert. Dieser Naturraum erstreckt sich zum größten Teil auf Höhen zwischen 400 und 550 m ü. NHN, teilweise auch bis über 650 m ü. NHN.

Luftbild [Quelle: http://www.geoproxy.geoportal-th.de]

Während der Geltungsbereich eher ausgeräumt wirkt, ist nordwestlich der Erweiterung ei- ne sehr abwechslungsreiche Landschaft (Einzelanwesen, Teich, Wäldchen, Feldgehölze) vorhanden. Es ist wichtig, dass die neuen Wohnbauflächen eingegrünt werden und der neue Ortsrand gestaltet wird.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 30 Biologische Vielfalt Im Allgemeinen wird unter dem Begriff „Biologische Vielfalt“ die Vielfalt der Lebensräume, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt verstanden. Demnach weist die landwirtschaft- liche Nutzfläche im Plangebiet eine geringe biologische Vielfalt auf.

Mensch Das Plangebiet besteht überwiegend aus landwirtschaftlich genutzter Fläche sowie Ver- kehrsfläche. Im Gebiet besteht eine Vorbelastung durch Verkehrslärm. Unmittelbar an- grenzend verläuft die Landstraße L3002 mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrs- stärke von 6.900 Kfz/24 Stunden. Möglich ist auch eine Belastung durch Gewerbelärm, sobald das östlich gelegene Gewer- begebiet vollständig bebaut ist. In Teilen des Plangebiets werden die Orientierungswerte nach DIN 18005 im Tag- und Nachtzeitraum (55/45 dB(A)) für allgemeine Wohngebiete überschritten. Es sind Schall- schutzmaßnahmen erforderlich, um die Anforderungen an „gesundes Wohnen“ zu erfül- len. Die Lärmeinwirkungen auf das Plangebiet können im lärmtechnischen Gutachten in der Anlage zur Begründung ausführlich nachgelesen werden. Die landwirtschaftliche Nutzfläche hat keine besondere Bedeutung als Erholungsraum für den Menschen.

Kultur- und Sachgüter Der Erweiterungsbereich hat eine erhebliche archäologische Relevanz, da sich im Umfeld eine bronzezeitliche Siedlungsstelle befindet und auch in der Umgebung bereits archäo- logische Funde und Befunde geborgen wurden. Die Fläche ist vor ihrer Bebauung zu sondieren, um eine entsprechende denkmalpflegerische Zielstellung formulieren zu kön- nen. Baudenkmale sind im Plangebiet oder seiner näheren Umgebung nicht vorhanden. Histo- rische Ortssilhouetten sind von der Planung nicht betroffen.

Wechselwirkungen Die Wirkungen auf die einzelnen Schutzgüter können sich aufgrund der bestehenden Wechselwirkungen innerhalb und zwischen den Schutzgütern gegenseitig verstärken, bzw. es können Beeinträchtigungen aufgrund von Wirkungsverlagerungen entstehen. Be- einträchtigungen infolge der Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern sind in erster Linie innerhalb des Boden-/Wasserhaushaltes zu erwarten. Die Versiegelung von Böden und der damit einhergehende Verlust der Bodenfunktion, wirken sich auf die Bodenwas- serverhältnisse und Grundwasserneubildungsrate aus.

3.2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung Boden/Fläche Für die Erweiterung des vorhandenen Wohngebiets wird eine bislang unbebaute Fläche am Siedlungsrand beansprucht. Durch die vorgesehene Bebauung mit Einfamilienhäu- sern mit einer GRZ von 0,35 wird der Boden dauerhaft versiegelt werden. Hinzu kommt die Versiegelung durch Straßenflächen. In der Summe werden 5.860 m² Fläche neu ver- siegelt. Damit erfolgt der Verlust aller ökologischen Bodenfunktionen in diesen Bereichen. Während der Bauphase wird Boden bewegt und umgeschichtet. Durch die Verlegung des Regenwasserkanals in der Fläche für Landwirtschaft erfolgen ebenfalls Beeinträchtigun- gen in die Bodenstruktur. Dies ist gemäß der naturschutzrechtlichen Eingriffsregel als er- hebliche Beeinträchtigung anzusehen. Im Rahmen der Möglichkeiten werden befestigte Flächen, wie Stellflächen, Zugänge und Terrassen, versickerungsfähig erstellt, was aber die Funktion des Oberbodens nicht voll- ständig wiederherstellen kann. Weitere Maßnahmen zur Kompensation sind vorgesehen.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 31 Sollten organoleptische Verunreinigungen (bis 2008 wurde die Fläche als Altlastenver- dachtsfläche geführt) bei Baumaßnahmen vorgefunden werden, so werden diese besei- tigt. Dies stellt einen wertvollen Beitrag zum Bodenschutz dar.

Wasser Durch Flächeninanspruchnahme für Versiegelung und Bebauung und den damit verbun- denen Eingriffen in das Bodengefüge, wird auch auf den Bodenwasserhaushalt Einfluss genommen. Der überbaute Bereich trägt zu einer Verringerung der Grundwasserneubil- dungsrate und zu einer Erhöhung der Verdunstungsrate bei. Erwartet wird eine erhöhte Ableitung des Oberflächenwassers aufgrund der Oberflächenversiegelung. Zugänge, Stellplätze und Terrassen in den Bauflächen, werden wasserdurchlässig befestigt. Somit bleibt vor Ort zumindest ein kleinräumiger Wasserkreislauf erhalten. Erhebliche Beein- trächtigungen für das Schutzgut Wasser sind nicht zu erwarten. Sollten organoleptische Verunreinigungen (bis 2008 wurde die Fläche als Altlastenver- dachtsfläche geführt) bei Baumaßnahmen vorgefunden werden, so werden diese besei- tigt. Dies stellt einen wertvollen Beitrag zum Grundwasserschutz dar. Das Regenwasser von versiegelten Flächen wird abgeleitet und einer Vorflut zugeführt. Anfallende Schmutzwässer werden an die vorhandene Kläranlage angebunden.

Klima / Luft Die Umwandlung einer Ackerfläche in ein locker bebautes Einfamilienhausgebiet hat kei- ne erheblichen Auswirkungen für das Lokalklima. Kleinklimatisch kommt es durch Versie- gelung von landwirtschaftlichen Flächen zu Beeinträchtigungen des Kleinklimas, die durch die Festsetzung von Baum- und Strauchpflanzungen im Bereich der Bauflächen vermin- dert werden. Durch die vorgesehenen Baum- und Strauchpflanzungen können auch die Folgen des Klimawandels abgemildert werden. Durch die Entstehung von Anliegerverkehr erfolgt eine geringfügige zusätzliche Belastung mit Luftschadstoffen, die, aufgrund der gu- ten Durchlüftung und der Lage am Ortsrand, nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes Luft führen dürften. Kaltluftleitbahnen sind nicht betroffen. Während der Bau- phase kann es zu Emissionen von Abgasen und Staub von Baumaterialien, Bodenbewe- gungen und Baumaschinen kommen. Das Wohngebiet wird an die turnusmäßige Ab- fallentsorgung des zuständigen Entsorgungsträgers angeschlossen. Das Gebiet wird an die Gasversorgung angeschlossen. Der Einsatz von Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und anderen erneuerbaren Energien wird nicht ausgeschlossen.

Pflanzen/Tiere Mit der Ausweisung des Wohngebiets wird die landwirtschaftliche Fläche in versiegelte Flächen sowie Garten- und Grünflächen, umgewandelt. Diese Flächeninanspruchnahme führt zum Lebensraumverlust für Pflanzen und Tiere (Verlust von 16.638 m² landwirt- schaftlicher Nutzfläche). Gemäß der naturschutzfachlichen Eingriffsregel sind damit er- hebliche Beeinträchtigungen verbunden, die durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden, die komplett innerhalb des Plangebiets erfolgen. Nach Umsetzung der Aus- gleichsmaßnahmen verbleiben keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut. Durch die Anpflanzung von weiteren Gehölzen entstehen weitere Lebensräume.

Landschaft Mit der Umwandlung der landwirtschaftlichen Fläche in ein bebautes Gebiet, geht ein Stück überprägter Kulturlandschaft verloren. Durch die vorgesehenen Begrünungsmaß- nahmen, insbesondere die Ortsrandeingrünung, erfolgt eine landschaftsgerechte Neu- und Ortsrandgestaltung. Durch die zur freien Landschaft hin abflachende Bebauung wer- den Blickbeziehungen nicht wesentlich beeinträchtigt.

Biologische Vielfalt Infolge der Versiegelung in den Wohnbauflächen sowie den Straßenverkehrsflächen, wird sich dort die biologische Vielfalt verringern. Durch die Gehölzpflanzungen am Gebietsrand ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 32 ergeben sich neue Möglichkeiten zur Ansiedlung von anderen Arten und deren Vernet- zung in der Landschaft.

Natura 2000 In ca. 450 m Entfernung beginnt das EG-Vogelschutzgebiet „Plothener Teiche“. Von ei- nem Wohngebiet werden keine Beeinträchtigungen und Folgewirkungen auf das Schutz- gebiet erwartet.

Mensch Auswirkungen auf die Gesundheit können durch Lärmemissionen und Luftschadstoffe verursacht werden. Durch den vom neuen Wohngebiet verursachten Anliegerverkehr ist eine geringfügige Zunahme der Luftschadstoffe zu erwarten, die aufgrund der guten Durchlüftung des Plangebiets als unerheblich einzustufen ist. Eine Vorbelastung durch Verkehrs- und Gewerbelärm besteht insbesondere durch die angrenzende Landstraße und das Gewerbegebiet. Das nächstgelegene Baufeld befindet sich in einem Abstand von ca. 35 m vom befestigten Fahrbahnrand der Landstraße bzw. ca. 50 m vom Gewerbegebiet. Entsprechende Schall- und Lärmschutzmaßnahmen wer- den vorgesehen, um die Wohnnutzungen zu schützen. Der zwischen Baugebiet und Landstraße/Gewerbegebiet liegende Pflanzstreifen wird durch eine weitere Pflanzfläche (M2) verbreitert. Damit wird der Verkehrslärm zusätzlich abgeschirmt. Die Umwandlung der Ackerfläche in ein Wohngebiet hat keine Auswirkun- gen auf die Erholung, da das Gebiet keine entsprechende Bedeutung hat. Der Entzug von 16.638 m² landwirtschaftlicher Nutzfläche stellt keine erhebliche nachteili- ge Auswirkung für den betroffenen landwirtschaftlichen Betrieb dar, welcher die Fläche bislang bewirtschaftet hat.

Kultur- und Sachgüter Da im Vorfeld der Bebauung eine Sondierung des Plangebiets als archäologischer Rele- vanzbereich vorgenommen wird, kann sichergestellt werden, dass etwaig vorhandene Kultur- und Sachgüter nicht zerstört werden. Baudenkmale oder historische Ortssilhouet- ten sind nicht betroffen.

Wechselwirkungen Die direkten Auswirkungen des Vorhabens können Prozesse auslösen, die zu zeitlich und ggf. auch räumlich versetzt auftretenden indirekten Auswirkungen führen (Wirkungsket- ten) können. Innerhalb der Schutzgüter wurden mögliche Wirkungsketten bereits darge- stellt. Darüber hinaus sind durch die Entwicklung des Wohngebiets keine Wechselwirkun- gen zu erwarten.

Art und Menge der erzeugten Abfälle Die von den künftigen Bewohnern verursachten Abfälle entsprechen den üblichen Men- gen für Einfamilienhausgebiete. Sie werden durch den Zweckverband Abfallwirtschaft Saale-Orla entsorgt.

Risiken durch Unfälle oder Katastrophen Durch die Entwicklung eines Wohngebiets sind keine besonderen Risiken zu erwarten.

Kumulierung mit den Auswirkungen anderer Vorhaben Vorhaben in benachbarten Plangebieten sind derzeit nicht vorgesehen; eine Kumulierung mit deren Auswirkungen auf die Umwelt ist deshalb nicht zu erwarten.

Eingriffsregelung Die Abarbeitung der Eingriffsregelung erfolgte in der Anlage 1 zur Begründung sowie im 2.7 der Begründung.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 33 3.2.3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchfüh- rung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung ist auf den Erweiterungsflächen eine Fortsetzung der derzeitigen landwirtschaftlichen Nutzung, mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Umweltzustand, zu erwarten. Wesentliche Änderungen der aus den Nutzungen resultie- renden Umweltbeeinträchtigungen sind für die betreffenden Flächen nicht zu erwarten. Die unversiegelten Flächen würden weiterhin die Speicher-, Regler- und Filterfunktionen für Boden und Wasser sowie Lebensraumfunktion übernehmen. Ebenso würden sie wei- terhin ihre Funktion als landwirtschaftliche Produktionsflächen erfüllen. Ferner hätte bei Nichtdurchführung der Planung die Gemeinde keinerlei Bauflächenange- bot, um die aktuelle Nachfrage an Bauland für Einfamilienhäuser abzudecken. Vor dem Hintergrund der zunehmend größer werdenden Herausforderungen beim Finden und Hal- ten von Fachkräften im Ländlichen Raum, ist dies ein achtenswerter Standortvorteil der in Oettersdorf ansässigen Unternehmen.

3.2.4 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich nachteiliger Auswirkungen Folgende Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der ermittelten nachteiligen Auswirkungen wurden berücksichtigt bzw. sind vorgesehen:

Tiere und Pflanzen - Im Plangebiet werden verschiedene Pflanzmaßnahmen (flächige Gehölze sowie Einzelbäume) vorgenommen. - Im Übergang zur freien Landschaft sind Pflanzmaßnahmen entlang der nördlichen Plangrenze vorzunehmen. - Verwendung von gebietsheimischem Pflanzenmaterial (siehe Pflanzenliste), um das Risiko der Verfälschung der heimischen Pflanzen- und Tierwelt zu minimieren und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegen zu wirken. - Meldepflicht bei Fund besonders geschützter Arten während der Baufeldfreima- chung und anschließenden Bauarbeiten. - Die laut BauNVO zulässige Obergrenze der Grundflächenzahl für Allgemeine Wohngebiete von 0,4 wird nicht ausgereizt, sondern mit 0,35 festgesetzt.

Boden - Nachteilige Auswirkungen entstehen durch dauerhafte Versiegelung bei Umsetzung des Vorhabens. Maßnahmen zur Minderung sind durch Vorgaben zur Durchlässig- keit von Oberflächenbefestigungen geregelt. - Die laut BauNVO zulässige Obergrenze der Grundflächenzahl für allgemeine Wohngebiete von 0,4 wird nicht ausgereizt, sondern mit 0,35 festgesetzt. - Beim Bau ist darauf zu achten, dass bodenverunreinigende Stoffe, wie Treibstoff und Schmiermittel, nicht in den Boden gelangen. - Einsatz von bodenschonenden Bauverfahren. - Abgetragener Oberboden wird wiederverwendet. - Kürzeste Straßenerschließungsvariante wurde gewählt. - Etwaig vorhandene organoleptische Verunreinigungen werden bei Auffinden ent- sorgt.

Wasser - Nachteilige Auswirkungen entstehen durch dauerhafte Versiegelung bei Umsetzung des Vorhabens. Maßnahmen zur Minderung sind Vorgaben zur Durchlässigkeit von Oberflächenbefestigungen.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 34 - Anfallendes Niederschlagswasser wird, zum Erhalt des natürlichen Wasserkreislau- fes zumindest von den Zugängen, Stellflächen und Terrassen vor Ort, mittels was- serdurchlässiger Befestigung dem Grundwasser zugeführt. - Die laut BauNVO zulässige Obergrenze der Grundflächenzahl für Allgemeine Wohngebiete von 0,4 wird nicht ausgereizt, sondern mit 0,35 festgesetzt. - Es wurde ein Erschließungskonzept erstellt und mit den zuständigen Ver- und Ent- sorgungsträgern abgestimmt. - Das Baugebiet wird an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen. - Beim Bau ist darauf zu achten, dass bodenverunreinigende Stoffe, wie Treibstoff und Schmiermittel, nicht in das Grundwasser gelangen. - Einhaltung technischer und gesetzlicher Vorgaben zum Gewässer- und Grundwas- serschutz. - Etwaig vorhandene organoleptische Verunreinigungen werden bei Auffinden ent- sorgt. - Ausschluss der Errichtung von Kellern im WA2, zur Vermeidung von unterirdischen Barrieren in Bezug auf Funktionsfähigkeit der naheliegenden Zisterne.

Klima und Luft - Ungünstige mikroklimatische Auswirkungen werden durch Reduzierung des Versie- gelungsgrades bei Zugängen, Stellflächen und Terrassen gemindert. - Allgemeiner Schutz des Klimas und der Lufthygiene durch Einhaltung der gesetzli- chen und technischen Vorgaben. - Verwendung schadstoffarmer Heizmaterialien (hier: Gas). Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen sind ebenfalls zulässig. - Die laut BauNVO zulässige Obergrenze der Grundflächenzahl für Allgemeine Wohngebiete von 0,4 wird nicht ausgereizt, sondern mit 0,35 festgesetzt. - Durchgrünung des Plangebiets. - Sichtbare Staubemissionen während der Baumaßnahmen sind durch das Befeuch- ten trockener Böden zu mindern.

Landschafts- und Ortsbild - Im Plangebiet werden verschiedene Pflanzmaßnahmen (flächige Gehölze sowie Einzelbäume) vorgenommen. - Das Landschaftsbild ist trotz grünordnerischer Festlegungen verändert. Durch die Vorgaben zur Bepflanzung wird zumindest eine Einbindung der Wohnfläche in die Landschaft angestrebt. - Durch das Vorhaben entsteht eine größere Nutzungsvielfalt (Gebäude, Bäume, Sträucher, Gartenflächen), was das Landschaftsbild abwechslungsreicher erschei- nen lässt.

Biologische Vielfalt - Im Plangebiet werden verschiedene Pflanzmaßnahmen (flächige Gehölze sowie Einzelbäume) vorgenommen. - Verwendung von gebietsheimischem Pflanzenmaterial (siehe Pflanzenliste) und Saatgut, um das Risiko der Verfälschung der heimischen Pflanzen- und Tierwelt zu minimieren und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegen zu wirken. - Die Vorgaben zur Begrünung und zur Pflege sind ein Beitrag zur Erhaltung der Ar- ten- und Biotopvielfalt.

Mensch - Einhaltung von Schutzabständen zur Landstraße. - Festsetzung von Schall- und Lärmschutzmaßnahmen zum Schutz der Wohnnutzun- gen. - Allgemeiner Schutz des Klimas und der Lufthygiene sowie Schutz vor Lärm, Gerü- chen und Staub durch Einhaltung der gesetzlichen und technischen Vorgaben. ______

Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 35

Kultur- und Sachgüter - Sondierung des Plangebietes aufgrund der Einordnung als archäologisches Rele- vanzgebiet vor Baubeginn.

Mit den vorgenannten Maßnahmen kann der durch den Bebauungsplan entstehende Ein- griff vollständig im Plangebiet ausgeglichen werden. Externe Ausgleichsmaßnahmen sind nicht erforderlich.

3.2.5 Anderweitige Planungsmöglichkeiten Neben dem Standort an der Werner-Seelenbinder-Straße, als Erweiterung des rechtskräf- tigen Bebauungsplans, wurde ein weiterer Standort vor Einleitung des Erweiterungsver- fahrens auf Eignung untersucht. Jedoch schied der Alternativstandort „Erweiterung des Wohngebietes Schleizer Straße“ aus artenschutzrechtlichen Gründen (Nahrungshabitat des Weißstorches) und erhöhte Erschließungskosten, durch eine neu zu errichtende Klär- anlage, aus.

3.3 Zusätzliche Angaben 3.3.1 Methodik Zur Ermittlung eventuell nachteiliger Umweltauswirkungen wurden eine Bestandsaufnah- me anhand vorliegender Daten und örtlicher Erhebungen sowie eine entsprechende Be- wertung des Bestandes, durchgeführt. Eine Bilanzierung (siehe Anlage 1 zur Begründung) wurde erstellt. Die Ergebnisse wurden mit einer Analyse potentieller Konflikte abgeglichen und daraus entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung nachteiliger Umweltauswirkungen abgeleitet. Durch den Bebauungsplan wurden Umweltauswirkungen festgestellt, die einen entsprechenden Ausgleich dieser Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Da der Ausgleich vollständig im Plangebiet erbracht werden kann, waren keine externen Maßnahmen festzusetzen. Erschwerend kam hinzu, dass der Landschaftsplan aus dem Jahr 1997 und damit veraltet ist. Für das Plangebiet lagen keine aktuellen faunistischen Erhebungen vor.

3.3.2 Geplante Maßnahmen zur Überwachung (Monitoring) „Monitoring“ sind geplante Maßnahmen zur Überwachung möglicher erheblicher Auswir- kungen des Bebauungsplans auf die Umwelt. Das Monitoring liegt in der Verantwortung der Gemeinde Oettersdorf. Die Gemeinde überwacht nach § 4c BauGB die Umweltaus- wirkungen, die aufgrund der Durchführung des Bauleitplanes eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und um in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergreifen. Sie nutzt dabei die im Umweltbe- richt angegebenen Überwachungsmaßnahmen und die Informationen der Behörden. Da- zu wurde auch eine frühzeitige Trägerbeteiligung durchgeführt und ausgewertet. Für die Erhebung von Überwachungsdaten können Fachbehörden hinzugezogen bzw. bestehende Überwachungssysteme der Fachbehörden genutzt werden.

Folgende Monitoring-Maßnahmen sind durchzuführen:

- Die grünordnerischen Festsetzungen sind hinsichtlich ihrer Ausführung und ihrer nachhaltigen Wirkung zu kontrollieren. Die ausgeführten Pflanzungen sind dauerhaft zu pflegen; abgängige Gehölze sind zu ersetzen. - Meldung, Sicherung und Behandlung ggf. auftretender archäologischer Funde. - Zufallsfunde, wie Altlasten und sonstige Bodenverunreinigungen, sind anzuzeigen.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 36 - Überwachung der Einhaltung der Festsetzungen der verbindlichen Bauleitplanung, u.a. die Einhaltung der Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung des Eingriffs. - Die Einhaltung der gestalterischen Festsetzungen ist zu kontrollieren. - Überwachung der Einhaltung der Immissionswerte und Vorkehrungen zum Schutz gegen Umwelteinwirkungen (AVV Baulärm, DIN 18005, TA Lärm, TA Luft).

3.3.3 Zusammenfassung Nach einer kurzen Beschreibung der Inhalte und Ziele des Bebauungsplans, werden die einschlägigen Ziele des Umweltschutzes und der Fachpläne dargelegt. Der Umweltbericht beschreibt den Bestand, die Empfindlichkeit und die Vorbelastung der Schutzgüter sowie des Menschen und die Kultur- und Sachgüter im Geltungsbereich. Es wird dargestellt, wie der Umweltzustand sich bei Durchführung und Nichtdurchführung der Planung entwickelt.

Bei der Umsetzung der Planung können Flächeninanspruchnahmen, Versiegelung sowie Veränderung des Orts- und Landschaftsbildes nicht vermieden werden. Einige der aufge- führten schutzgutbezogenen Auswirkungen können durch entsprechende Maßnahmen gemindert werden. Andere Auswirkungen, insbesondere Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Neuversiegelungen, werden durch Ausgleichsmaßnahmen innerhalb und au- ßerhalb des Geltungsbereichs kompensiert. Natura2000 Gebiete sind von der Planung nicht betroffen.

Schädliche Einflüsse des Verkehrslärms der Landstraße auf die zu schützende Wohnnut- zung kann mittels Schall- und Lärmschutzmaßnahmen verhindert werden.

Es wird grundsätzlich davon ausgegangenen, dass durch Umsetzung der bauordnungs- rechtlichen, schallschutztechnischen, grünordnerischen und gestalterischen Festsetzun- gen, bis auf kurzzeitige Einschränkungen während der Maßnahmenumsetzung, keinerlei nachteilige Auswirkungen auf Mensch, Natur und Landschaft sowie die sonstigen Schutz- güter zu befürchten sind.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 37 4. ZUSAMMENFASSUNG

4.1. Auswirkung des Bebauungsplans Für die Festsetzung der Wohnbaufläche und der dafür notwendigen Erschließungsstraße wird Ackerland in Anspruch genommen. Diese Fläche geht der landwirtschaftlichen Bo- dennutzung dauerhaft verloren.

4.2 Maßnahmen zur Planverwirklichung Bodenordnung Die im Geltungsbereich liegenden Flurstücke 1256 und 1257/4 sowie Teile von Flurstück 1246/51, werden vom Erschließungsträger erworben und verschmolzen. Nachdem die Er- schließung vorgenommen wurde, muss der Bereich vermessen und parzelliert werden.

Die Leitungsrechte für die Abwasserdruckleitung (L1) sowie den Regenwasserkanal (L2) zugunsten der Entsorgungsträger sind in das Baulastenverzeichnis einzutragen.

Ver- und Entsorgung Das Erschließungskonzept wurde vom Ingenieurbüro Heller in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Junghans erstellt und mit den Ver- und Entsorgungsträgern abgestimmt. Alle Erschließungsmedien liegen in der Werner-Seelenbinder-Straße (Höhe Hausnummer 31) und in der Straße „Am Büschele“ (Höhe Hausnummer 10) an und müssen von dort aus in den Geltungsbereich der 1. Änderung und Erweiterung geführt und verteilt werden.

Grünordnung Es wurden öffentliche und private Grünflächen festgesetzt, auf denen die entsprechenden Pflanzmaßnahmen auszuführen sind. Diese sind dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und bei Wegfall zu ersetzen. Innerhalb der Bauflächen wurden Pflanzgebote für Einzelbäume und eine Baumreihe festgesetzt. Diese sind ebenfalls dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und bei Wegfall zu er- setzen.

Archäologie Vor Baubeginn ist eine Sondierung des archäologischen Relevanzbereiches vorzuneh- men.

4.3 Kosten und Finanzierung Die Kosten der Umsetzung des Bebauungsplans, samt Erschließung, archäologischer Sondierung und grünordnerischer Maßnahmen, übernimmt der Erschließungsträger. Die entsprechenden städtebaulichen Vereinbarungen werden zwischen Gemeinde und Er- schließungsträger noch vor Satzungsbeschluss geschlossen.

Die Höhe der Erschließungskosten wird nach Vorlage der Kostenschätzung ergänzt.

Der dauerhafte Erhalt der Bepflanzungen auf den privaten Grünflächen wird auf die späte- ren Grundstückseigentümer übertragen und im Kaufvertrag entsprechend verankert.

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 38 4.4 Flächenbilanz

Flächenart Fläche in m² Anteil in % Wohnbaufläche 14.309 73,2 davon überbaubar bei GRZ 0,35 5.008 nicht überbaubar, Gartenfläche 9.301 Verkehrsfläche 3.503 17,9 Öffentliche Grünflächen 852 4,4 Private Grünflächen 706 3,6 Fläche für Landwirtschaft 172 0,9 Gesamt 19.542 100,0

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 39 ANLAGEN

1 Bilanzierung von Bestand und Planung zur Ermittlung des Eingriffs- und Aus- gleichsumfangs

2 Lärmtechnisches Gutachten zur 1. Änderung und Erweiterung des B-Plans Allge- meines Wohngebiet „Werner-Seelenbinder-Straße“ in 07907 Oettersdorf, Thürin- gen; Graner Ingenieure GmbH, Leipzig; 31.01.2020

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Seite 40 Anlage 1 – Bilanzierung von Bestand/Planung zur Ermittlung des Eingriffs-/Ausgleichsumfangs im Bereich der 1. Änderung/Erweiterung

Fläche Bedeutungs- Fläche Bedeutungs- Bestandsbiotoptyp Wertpunkte Zielbiotoptyp Wertpunkte Bilanz in m² stufe in m² stufe Ackerland 16.810 20 336.200 Ackerland 172 20 3.440 -332.760

Wohnbaufläche 0 0 0 Wohnbaufläche 14.309 davon versiegelt bei GRZ 0,35 5.008 0 0 0 unversiegelt (Garten) bei GRZ 0,35 9.301 30 279.026 279.026

Grünflächen 81 30 2.430 Grünflächen 1.558 Teile der Flurstücke davon 1246/69 und 1257/5) Öffentliches Grün - Fläche M2 829 40 33.160 33.160 Privates Grün - Fläche M1 573 40 22.920 22.920 Privates Grün - Grünstreifen L1 75 30 2.250 2.250 Gartenland (Flurstück 1246/69) 58 30 1.740 1.740 Begleitgrün (Flurstück 1257/5) 23 30 690 690

Straßen, Geh-/Radweg 2.651 0 0 Erschließungsstraße 3.503 0 0 0

Summen 19.542 338.630 Summen 19.542 343.226 4.596

Hier wurden die öffentlichen und privaten Grünflächen sowie deren Bepflanzungen innerhalb des Geltungsbereichs bilanziert (+ 4.596 Wertpunkte).

Der Eingriff kann innerhalb des Geltungsbereichs ausgeglichen werden. Weitere Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Bo- den, Natur und Landschaft außerhalb des Geltungsbereichs, sind nicht notwendig.

Erstellt durch:

Stand: 30.03.2020

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Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße“ – 1. Änderung und Erweiterung Begründung (Stand: 30.03.2020) - ENTWURF Anlage 1 / Seite 1

LÄRMTECHNISCHES GUTACHTEN 1. Änderung und Erweiterung des B-Plans Allgemeines Wohngebiet „Werner-Seelenbinder-Straße“ in 07907 Oettersdorf, Thüringen

31. Januar 2020 | Index A LÄRMTECHNISCHES GUTACHTEN

Projekt: B-Plan „Werner-Seelenbinder-Straße“ in Oettersdorf | Index A Projektnummer: 1152

LÄRMTECHNISCHES GUTACHTEN

Projekt 1. Änderung und Erweiterung des B-Plans Allgemeines Wohngebiet „Werner-Seelenbinder-Straße“ 07907 Oettersdorf, Thüringen

Auftraggeber Karsten und Kevin Drews Immobilien GbR Löhmaer Weg 31, 07907 Schleiz

Planer SIGMA PLAN Interdisziplinäre Bauplanung Weimar GmbH Regionalbüro Hof/Bayern Heiligengrabstraße 12, 95028 Hof

Bearbeiter Dr. rer. nat. Mathias Krumbiegel Graner Ingenieure GmbH Waldstraße 86, 04105 Leipzig Tel. 0341-962 8422 e-mail [email protected]

Projektnummer 1152

Datum 31. Januar 2020

Index A Änderungen gemäß Abstimmungen mit dem Thüringer Landesverwaltungsamt

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INHALTSVERZEICHNIS

1. AUFGABENSTELLUNG 4

2. QUELLENVERZEICHNIS 4

3. ÜBERGEBENE UNTERLAGEN 6

4. BESCHREIBUNG DER SITUATION 6

5. SOFTWARE, BERECHNUNGSVERFAHREN 8

6. VERKEHRSLÄRM 9

6.1 RECHTLICHE GRUNDLAGEN 9

6.2 LÄRMEMISSIONEN DURCH DIE LANDESSTRASSE L3002 11

6.3 LÄRMEINWIRKUNG AUF DAS PLANGEBIET 13

6.4 SCHALLSCHUTZMASSNAHM EN 14

6.4.1 AKTIVE SCHALLSCHUTZMASSNAHMEN 14

6.4.2 PASSIVE SCHALLSCHUTZMAßNAHMEN / MASSGEBLICHE AUßENLÄRMPEGEL UND LÄRMPEGELBEREICHE 16

6.4.3 FENSTERUNABHÄNGIGE LÜFTUNGSEINRICHTUNGEN 19

6.4.4 AUSSENWOHNBEREICHE 21

6.4.5 ZUSÄTZLICHE HINWEISE FÜR PLANER DER WOHNGEBÄUDE 22

7. GEWERBLICHER LÄRM 22

7.1 RECHTLICHE GRUNDLAGEN 22

7.2 GEWERBLICHE LÄRMEINWIRKUNGEN AUF DAS PLANGEBIET 24

7.2.1 BERECHNUNG MIT ORIENTIERUNGSWERTEN FÜR GEWERBLICHE EMISSIONEN 24

7.2.2 ÜBERSCHLÄGIGE BERECHNUNG NACH TA LÄRM FÜR DIE BENACHBARTEN GEWERBE IM IST-ZUSTAND 26

8. TEXTLICHE FESTSETZUNGEN IM B-PLAN 30

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1. AUFGABENSTELLUNG

In Oettersdorf wird eine 1. Änderung und Erweiterung des rechtskräftigen Bebauungsplans Allge- meines Wohngebiet „Werner-Seelenbinder-Straße“ geplant.

Im Rahmen dieses Berichtes werden die zu erwartenden Lärmeinwirkungen auf das Plangebiet untersucht. In erster Linie ist das Plangebiet von Verkehrslärm der anliegenden Landesstraße L3002 betroffen. Betrachtet werden aber auch Emissionen vom angrenzenden Gewerbegebiet. Vom Plangebiet selber sind keine maßgeblichen Lärmemissionen in Richtung der angrenzenden Gebiete zu erwarten.

Basierend auf den Ergebnissen der Schallausbreitungsrechnungen werden passive Schallschutz- maßnahmen vorgeschlagen, um gesundheitsverträgliche Wohnverhältnisse zu gewährleisten.

Es erfolgt eine Zuarbeit für textliche Festsetzungen bezüglich des Schallschutzes im B-Plan.

2. QUELLENVERZEICHNIS

[1] 16. BImSchV: Sechzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Verkehrslärmschutzverordnung – 16. BImSchV) vom 12. Juni 1990, zuletzt geändert am 18. Dezember 2014

[2] Berliner Leitfaden: Lärmschutz in der verbindlichen Bauleitplanung 2017, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Mai 2017

[3] Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG), 1990

[4] DIN 18005-1, Schallschutz im Städtebau - Teil1: Grundlagen und Hinweise für die Planung, 2002

[5] DIN 18005, Beiblatt 1 zu Teil 1, Schallschutz im Städtebau, Berechnungsverfahren - Schall- technische Orientierungswerte für die städtebauliche Planung, 1987

[6] DIN 4109-1:2016-07, Schallschutz im Hochbau - Teil 1: Mindestanforderungen

[7] DIN 4109-1:2018-01, Schallschutz im Hochbau - Teil 1: Mindestanforderungen

[8] DIN 4109-2:2016-07, Schallschutz im Hochbau - Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfül- lung der Anforderungen

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[9] DIN 4109-2:2018-01, Schallschutz im Hochbau - Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfül- lung der Anforderungen

[10] DIN 4109-2/A1:2017-01, Schallschutz im Hochbau - Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen; Änderung A1 – Entwurf

[11] DIN 45691, Geräuschkontingentierung, 2006

[12] DIN ISO 9613-2, Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien, Teil 2: Allgemeines Berechnungsverfahren, 1999

[13] Kötter, J.: Flächenbezogene Schall-Leistungspegel und Bauleitplanung, Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, 2000

[14] Parkplatzlärmstudie – Empfehlungen zur Berechnung von Schallemissionen aus Parkplät- zen, Autohöfen und Omnibusbahnhöfen sowie von Parkhäusern und Tiefgaragen (Bayeri- sche Parkplatzlärmstudie), 7. überarbeitete Auflage, Bayerisches Amt für Umweltschutz, 2007

[15] RLS 90, Richtlinie für den Lärmschutz an Straßen, 1990

[16] TA Lärm, Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz – Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, 1998

[17] Technischer Bericht zur Untersuchung der Lkw- und Ladegeräusche auf Betriebsgeländen von Frachtzentren, Auslieferungslagern und Speditionen, Hessisches Landesamt für Um- welt, 1995

[18] Technischer Bericht zur Untersuchung der Geräuschemissionen durch Lastkraftwagen auf Betriebsgeländen von Frachtzentren, Auslieferungslagern, Speditionen und Verbraucher- märkten sowie weiterer typischer Geräusche insbesondere von Verbrauchermärkten, Hessi- sches Landesamt für Umwelt und Geologie, 2005

[19] VBUI, Vorläufige Berechnungsmethode für den Umgebungslärm durch Industrie und Gewer- be, Mai 2006

[20] VDI 2571, Schallabstrahlung von Industriebauten, 1976

[21] VDI 2714, Schallausbreitung im Freien, 1988

[22] VDI 2719, Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen, 1987

[23] VDI 2720, Blatt 1, Schallschutz durch Abschirmung im Freien, 1997

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3. ÜBERGEBENE UNTERLAGEN

SIGMA PLAN, Hof:

- Vorentwurf - Bebauungsplan „Allgemeines Wohngebiet Werner-Seelenbinder-Straße" - 1. Ände- rung und Erweiterung, Gemeinde Oettersdorf, 16.09.2019

Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr (TLBV), Referat 44, Region Ost:

- Angaben zu Verkehrszahlen der Landesstraße L3002

Thüringer Landesverwaltungsamt, Referat 310, Städtebau, Bauleitplanung, Städtebauförderung:

- Abstimmung zur Verfahrensweise bei der Erstellung des lärmtechnischen Gutachtens

4. BESCHREIBUNG DER SITUATION

Die Gemeinde Oettersdorf plant die Erweiterung des B-Plangebietes „Werner-Seelenbinder- Straße“, die ebenfalls als Allgemeines Wohngebiet eingestuft wird (Bilder 1 und 2). Das Plange- biet1 soll in Einzelgrundstücke parzelliert werden, auf denen Einfamilienhäuser errichtet werden. Die Erschließung des Gebietes wird von der Werner-Seelenbinder-Straße aus erfolgen.

Südlich und westlich des Plangebietes liegen Wohngebäude, im Osten grenzt ein Gewerbegebiet (B-Plan 01, 1. und 2. Bauabschnitt) an. Der 1. Bauabschnitt des Gewerbegebietes ist bereits voll- ständig bebaut, auf dem 2. Bauabschnitt wurden erst 2 Gewerbeeinheiten errichtet. Eine weitere, schrittweise Bebauung ist aber wahrscheinlich. Die vorhandenen Gewerbeeinheiten werden nachts nicht genutzt. Aber auch am Tag gibt es keine kritischen gewerblichen Lärmeinwirkungen auf das Plangebiet. Eine zukünftige Bebauung des 2. Bauabschnittes könnte das aber ändern. Es liegt keine Emissionskontingentierung für das Gewerbegebiet vor. Rechtlich gelten damit für neu zu errichtendes Gewerbe (und prinzipiell auch für den Bestand) die Immissionsrichtwerte nach TA Lärm unter Berücksichtigung der Vorbelastung durch benachbartes Gewerbe. Die Immissions- richtwerte gelten in Bezug auf die „heranrückende Bebauung“ des neuen Plangebietes. Das be- deutet, dass die Anforderungen an den Schallschutz für zukünftiges Gewerbe (und auch das be- reits bestehende) strenger werden. Ob das eine unzulässige Beeinträchtigung des Gewerbes dar-

1 Im Folgenden wird abkürzend mit Plangebiet die Erweiterung des B-Plangebietes „Werner-Seelenbinder- Straße“ bezeichnet.

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stellt, die nicht mit dem gegenseitigen Rücksichtnahmegebot zu vereinbaren wäre, ist in diesem Gutachten zu klären.

BILD 1:

Lageplan mit der Erweiterung des B-Plangebietes „Werner- Seelenbinder- Straße“

BILD 2:

Lageplan mit Erweiterung des B-Plans „Werner- Seelenbinder- Straße“ und der Umgebung

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Im Gegensatz zu dem Gewerbe, das momentan kaum störend ist, gehen von der direkt an das Plangebiet angrenzenden Landestraße L3002 merkliche Lärmentwicklungen aus. Die Straße weist einen relativ hohen PKW- und LKW-Verkehr auf. Im Rahmen des Gutachtens ist zu untersuchen, ob - im Hinblick auf den Schallschutz - gesunde Lebensverhältnisse in dem geplanten Wohngebiet gegeben sind oder Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Grundlage der Beurteilung bildet die DIN 18005 (Städtebaulicher Schallschutz), die aber nur orientierende Vorgaben macht. In einem Abwägungsprozess sind die konkreten Maßnahmen zum Schallschutz (aktiver oder passiver Schallschutz, Vorgaben für Grundrisslösungen usw.) zu erarbeiten.

Die Werner-Seelenbinder-Straße ist eine durch Anwohnerverkehr relativ wenig befahrene Straße. Lärmeinwirkungen auf das Plangebiet liegen definitiv (ohne dass weitere Nachweise erforderlich wären) unterhalb der Orientierungswerte der DIN 18005 (s.a. Kap. 6.1 für rechtliche Grundlagen) und sind unproblematisch.

Prinzipiell ist bei einer B-Planung auch zu klären, ob von dem neuen Plangebiet unzulässige Lärm- immissionen in den angrenzenden Gebieten zu erwarten ist. Definitionsgemäß ist in Allgemeinem Wohngebiet die Errichtung von Gewerbe nicht möglich, so dass es keine gewerblichen Lärmemis- sionen bzw. Immissionen in der Nachbarschaft geben wird. Der Fahrverkehr innerhalb des Plange- bietes (Zufahrten zu den Grundstücken) ist so gering, dass das eigene und die angrenzenden Wohngebiete dadurch nicht betroffen sind. Wiederum kann man ohne weiteren Nachweis mit Si- cherheit davon ausgehen, dass die Orientierungswerte der DIN 18005 eingehalten werden. Eine weitere Betrachtung von Lärmemissionen vom Plangebiet bzw. die daraus resultierenden Immissi- onen in der Umgebung erfolgt deshalb in diesem Gutachten nicht.

5. SOFTWARE, BERECHNUNGSVERFAHREN

Die Prognoserechnungen wurden mit dem Programm IMMI (Version 2018 Plus, WÖLFEL Soft- ware, Höchberg) durchgeführt. Dazu wird ein 3-dimensionales Modell mit dem Gelände, der Be- bauung und den Emittenten erstellt. Die Berechnungen der Emissionen, der Schallausbreitung und der Immissionen erfolgt nach den gültigen Rechenvorschriften (DIN ISO 9613-2, RLS90…), die in dem Programm implementiert sind. Die Beurteilung erfolgt entweder nach DIN 18005, 16. BImSchV oder TA Lärm. Für Berechnung der Lärmkarten wird mit einfacher Reflexion gerech- net, bei Immissionspunkten mit 2 Reflexionen.

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6. VERKEHRSLÄRM 6.1 RECHTLICHE GRUNDLAGEN

In der städtebaulichen Planung werden zur Beurteilung von Verkehrslärm in Abhängigkeit von der Gebietseinstufung die Orientierungswerte nach Beiblatt 1 zur DIN 18005, Teil 1 heran gezogen (s. Tabelle 1 mit Orientierungswerten für Allgemeines Wohngebiet2). Die Orientierungswerte bezie- hen sich primär auf die Beurteilungspegel an den Fassaden schutzbedürftiger Gebäude und dem Wohnen zugeordneter Aufenthaltsbereiche. Die Beurteilungspegel werden bei Verkehrslärm nach der RLS90 berechnet.

Es handelt sich bei den Orientierungswerten nicht um Grenzwerte, die strikt einzuhalten sind (und in der Realität oft auch nicht eingehalten werden können). Eine Überschreitung indiziert jedoch, dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Situation zu verbessern und gesun- de Wohnverhältnisse zu gewährleisten. Als Maßnahmen, die in B-Plänen festgelegt werden kön- nen, kommen z.B. in Betracht:

- aktive Schallschutzmaßnahmen (Schallschutzwände, Schallschutzwälle)

- Vergrößerung der Entfernung zwischen Immissionsorten und Lärmquellen (meistens wenig praktikabel, da die Abstände i.Allg. zu groß würden und das B-Plangebiet nicht mehr sinnvoll ausgenutzt werden kann)

- geeignete Grundrisslösungen der zu errichtenden Wohngebäude (z.B. Anordnung besonders schutzbedürftiger Räume auf der lärmabgewandten Seite)

- schallschutztechnisch günstige Anordnung oder Gestaltung von Baukörpern (bei Einfamilien- haussiedlungen kaum möglich)

- passive Schallschutzmaßnahmen am Gebäude (Einbau von Schallschutzfenstern, hinreichen- der Schallschutz aller anderen Außenbauteile)

Die konkrete Maßnahme muss in einem Abwägungsprozess festgelegt werden, wobei die Höhe der Überschreitung der Orientierungswerte, der finanzielle Aufwand im Verhältnis zum Nutzen, städtebauliche Gesichtspunkte usw. bei der Entscheidung eine Rolle spielen.

2 hier und auch im restlichen Bericht wird nur Bezug auf normative oder rechtliche Anforderungen für Allge- meines Wohngebiet genommen

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Tabelle 1: Orientierungswerte nach DIN 18005 für Verkehrslärm

Gebietseinstufung Tag (6:00 bis 22:00 Uhr) Nacht (22:00 bis 6:00 Uhr)

Allgemeines Wohngebiet WA 55 dB(A) 45 dB(A)

Nach allgemeiner Rechtsprechung wird ab Pegeln von 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts die Grenze zur Gesundheitsgefährdung überschritten. In diesem Fall sind besondere Maßnahmen zu treffen oder es ist auf eine Bebauung zu verzichten.

Tabelle 2: Schwelle zur Gesundheitsgefährdung nach allgemeiner Rechtsprechung

Gebietseinstufung Tag (6:00 bis 22:00 Uhr) Nacht (22:00 bis 6:00 Uhr)

alle Wohngebiete 70 dB(A) 60 dB(A)

In dem Wohnen unmittelbar zugeordneten Außenwohnbereichen (Terrassen, Balkone, Loggien), die nach bestimmungsgemäßer Nutzung zum längeren Aufenthalt gedacht sind, sollten tagsüber bestimmte Pegelgrenzen nicht überschritten werden, um eine angemessene Aufenthaltsqualität zu gewährleisten. Für den Nachtzeitraum kann jedoch kein erhöhter Schutzanspruch geltend gemacht werden.

Im Berliner Leitfaden zum Lärmschutz in der verbindlichen Bauleitplanung von 2017 [2] wird ein Beurteilungspegel von 65 dB(A) als oberer Grenzwert angegeben. An Gebäudeseiten, wo dieser Pegel überschritten wird, sollten keine Außenwohnbereiche angeordnet werden.

Tabelle 3

Grenzwert für die Zulässigkeit von Außenwohnbereichen (Terrassen, Balkone, Loggien)

Beurteilungspegel Tag < 65 dB(A)

Für Grünflächen an Wohngebäuden werden üblicherweise keine Festsetzungen in B-Plänen auf- gestellt.

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Bei passiven Schallschutzmaßnahmen - wie dem Einbau von Schallschutzfenstern - ist eine Schutzwirkung im Raum nur gegeben, wenn die Fenster geschlossen sind. Am Tag kann der hygi- enisch erforderliche Luftwechsel durch zeitweilige natürliche Fensterlüftung gewährleistet werden, ohne dass das Schallschutzziel an hinreichend niedrige Innenpegel maßgeblich verletzt wird. In Schlafräumen nachts ist das aus naheliegenden Gründen nicht möglich. Bei zu hohen Außenpe- geln ist eine fensterunabhängige Lüftungseinrichtung (fensterintegrierte Lüfter, Wandlüfter o.ä.) erforderlich.

In B-Plänen wird als Schwellenwert üblicherweise ein Beurteilungspegel von 50 dB(A) nachts fest- gesetzt, oberhalb dem der Einbau von fensterunabhängigen Lüftungseinrichtungen in zum Schla- fen genutzten Räumen (Schlafräume, Kinderzimmer, evt. Gästezimmer und ähnliche Räume) ver- bindlich ist. Dabei wird Bezug auf Hinweise in der VDI 2719, Abschnitt 10.2 genommen und davon ausgegangen, dass unterhalb 50 dB(A) bei angekippten Fenstern hinreichend niedrige Innenpegel im Raum auftreten.

Tabelle 4

Schwellenwert für den Einbau von fensterunabhängigen Lüftungseinrichtungen in Räumen, die zum Schlafen genutzt werden

Beurteilungspegel Nacht > 50 dB(A)

6.2 LÄRMEMISSIONEN DURCH DIE LANDESSTRASSE L3002

Wie in Kapitel 4 begründet, wird nur die Lärmbelastung durch die relativ stark befahrene Landes- straße L3002 untersucht. Der Verkehr auf allen anderen Straßen innerhalb und außerhalb des Plangebietes ist irrelevant.

Die Ermittlung der Lärmemission geschieht nach der RLS90 (Richtlinie für den Lärmschutz an Straßen), wobei die Verkehrsbelastung DTV (durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke), der LKW- Anteil, Höchstgeschwindigkeiten, Straßenbreiten- und Oberflächen sowie die Steigung eingehen.

Angaben zur Verkehrsbelastung wurden vom Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr (TLBV) bereitgestellt. Aktuelle Verkehrszählungen liegen nicht vor. Unter Beachtung bekannter angren-

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zender Abschnitte kann jedoch näherungsweise von einer DTV von 6.000 Kfz/24h bei 10 % Schwerverkehr ausgegangen werden.

Prognosen für die zukünftige Verkehrsentwicklung gibt es nicht, in dem vorliegenden Bericht wird jedoch eine jährliche Steigerung von ca. 1 % zum Ansatz gebracht Bei einem Prognosehorizont von 15 Jahren ergibt das insgesamt eine Steigerung von ca. 15 % (DTV erhöht sich auf 6.900 KFZ/24h). Die L3002 ist eine Landes-/Kreisstraße. Nach RLS90 erfolgt die für diese Straßengat- tung gültige Aufschlüsselung in stündlichen Verkehrsstärken M für den Tag und die Nacht. Die Eingangsdaten für die Schallausbreitungsrechnung sind in Tabelle 5 zusammengefasst.

Tabelle 5: Eingangsdaten für die Berechnung der Emission durch Straßenverkehr (nach RLS90)

p v Straße DTV M Tag M Nacht L L Tag/Nacht Tag/Nacht Stg Stro

KFZ/24 h KFZ/h KFZ/h % km/h dB dB

Landesstraße L3002 außerhalb der Ort- 6.900 414 55,2 10 100 0 0 schaft*

Landesstraße L3002 innerhalb der Ort- 6.900 414 55,2 10 60 0 0 schaft*

* nördlich bzw. südlich des Ortseingangsschildes in Bild 2, Seite 8

Hierin bedeuten:

DTV durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke

M maßgebliche stündliche Verkehrsstärke p LKW-Anteil v zulässige Höchstgeschwindigkeit

LStg Korrektur für Steigung (keine Steigung)

LStro Korrektur für Steigung (nicht geriffelter Gußasphalt)

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6.3 LÄRMEINWIRKUNG AUF DAS PLANGEBIET

Die Schallausbreitungsrechnungen nach DIN18005 und RLS90 sind in den Bildern 3 und 4 darge- stellt. Die Beurteilungspegel variieren kaum mit der Höhe, so dass Darstellungen für verschiedene Höhen nicht erforderlich sind.

In Teilen des Plangebietes werden die Orientierungswerte nach DIN 18005 im Tag- und Nachtzeit- raum (55/45 dB(A)) für Allgemeines Wohngebiet überschritten. Schallschutz-Maßnahmen sind demnach erforderlich.

BILD 3:

Beurteilungspegel Tag in 6 m Höhe

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BILD 4:

Beurteilungspegel Nacht in 6 m Höhe

Fazit

Die Orientierungswerte der DIN 18005 für Verkehrslärm werden im Plangebiet teilweise überschrit- ten, Maßnahmen zur Verbesserung des Schallschutzes sind erforderlich.

6.4 SCHALLSCHUTZMASSNAHMEN 6.4.1 AKTIVE SCHALLSCHUTZMASSNAHMEN

Da aktive Maßnahmen aus schallschutztechnischer Sicht den Vorrang haben sollten, wurde zuerst geprüft, ob eine Schallschutzwand an der östlichen Grenze des Plangebietes die gewünschte Wir- kung einer effektiven Pegelabsenkung hätte. Es wurde eine übliche Höhe von 3 m für die Schall- schutzwand angesetzt.

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BILD 5:

Lärmraster Tag in 6 m Höhe

mit Schall- schutzwand

BILD 6:

Lärmraster Tag in 1,80 m Höhe

mit Schall- schutzwand

In einer Rasterhöhe von 6 m (1. Obergeschoß oder Dachgeschoss der geplanten Einfamilienhäu- ser) hat die Schallschutzwand kaum einen Einfluss (Vergleich Bild 5 mit Bild 3, Kap. 6.3), da der Schall über die Wand hinweg strahlt. In 1,80 m Höhe (Erdgeschoß, Balkone oder Terrassen) ist in der Nähe der Schallschutzwand ein merklicher Effekt zu erkennen, da hier die Abschirmwirkung

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am effektivsten ist. Je weiter man sich von der Wand entfernt, umso mehr wird der Schall wieder nach unten gebeugt. In der Mitte des Plangebietes hat man nur noch eine (kaum wahrnehmbare) Pegelminderung von 1 bis 2 dB und an der Westgrenze kaum noch einen Effekt. Von der Schall- schutzwand würden also nur Außenbereiche oder Fenster im Erdgeschoss von Gebäuden an der östlichen B-Plangrenze maßgeblich profitieren. Der technische und finanzielle Aufwand für den Bau einer Schallschutzwand erscheint im Vergleich zum relativ geringen Nutzen aus gutachterli- cher Sicht zu hoch. Es wird deshalb empfohlen, auf eine Lärmschutzwand zu verzichten und gene- rell nur passive Schallschutzmaßnahmen durchzuführen.

Fazit

Auf aktive Schallschutzmaßnahmen, wie die Errichtung einer Schallschutzwand oder eines Erdwal- les, kann verzichtet werden.

6.4.2 PASSIVE SCHALLSCHUTZMAßNAHMEN / MASSGEBLICHE AUßENLÄRMPEGEL UND LÄRMPEGELBEREICHE

Durch die Überschreitungen der Orientierungswerte nach DIN 18005 in Teilbereichen des Plange- bietes sind an den am meisten betroffenen Gebäuden passive Schallschutzmaßnahmen erforder- lich, d.h. durch eine ausreichende Schalldämmung der Außenbauteile – insbesondere der Fenster – sind hinreichend niedrige Innenpegel in den Räumen zu gewährleisten.

Passive Schallschutzmaßnahmen werden nach DIN 41093 (Schallschutz im Hochbau) dimensio- niert. Die erforderlichen Schalldämmwerte von Fenstern und anderen Außenbauteilen sind nach der in Thüringen bauaufsichtlich eingeführten DIN 4109-1:2016-07 von 2016 in Verbindung mit der DIN 4109-2:2016-07 aus den maßgeblichen Außenlärmpegeln und den jeweils zuzuordnenden

Lärmpegelbereichen bzw. erforderlichen gesamten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges zu bestimmen. Die maßgeblichen Außenlärmpegel sind aus den Beurteilungspegeln für Verkehrslärm

3 die DIN 4109 ist im Landesbaurecht verankert und hat somit Gesetzescharakter

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nach der 16. BImSchV in Verbindung mit der RLS90 und aus den Beurteilungspegeln anderer Lärmarten - sofern sie einen relevanten Beitrag liefern - zu berechnen4.

Die aktuelle DIN 4109-1:2018-01 und DIN 4109-2:2018-01 aus dem Jahr 2018 sind in Thüringen noch nicht bauaufsichtlich eingeführt und nach Vorgaben des Thüringer Landesverwaltungsamtes hier nicht zu anzuwenden.

Der maßgebliche Außenlärmpegel La wird aus dem Beurteilungspegel Tag (16. BImSchV) zuzüg- lich 3 dB(A) gebildet, sofern es sich um Aufenthaltsräume handelt, die nicht zum Schlafen genutzt werden (Küchen, Wohnräume ohne Schlafgelegenheit usw.).

Für Räume, die zum Schlafen genutzt werden (Schlafzimmer, Kinderzimmer, Gästezimmer, Wohn- zimmer mit Schlafgelegenheit usw.) wird folgende Fallunterscheidung vorgenommen:

- Ist der Beurteilungspegel Tag um mehr als 10 dB höher als der Beurteilungspegel Nacht, wird

der maßgebliche Außenlärmpegel La aus dem Beurteilungspegel Tag zuzüglich 3 dB(A) gebil- det.

- Ist der Beurteilungspegel Tag um weniger als 10 dB höher als der Beurteilungspegel Nacht,

wird der maßgebliche Außenlärmpegel La aus dem Beurteilungspegel Nacht zuzüglich 3 dB(A) und einem weiteren Zuschlag von 10 dB(A) gebildet.

Die Maßgeblichen Außenlärmpegel und Lärmpegelbereiche nach DIN 4109-1:2016-07 sind in Bild 7 dargestellt. Die Berechnung erfolgte in 6 m Höhe. Wie in Kap. 6.3 bereits ausgeführt, schwanken die Beurteilungspegel (und damit auch die maßgeblichen Außenlärmpegel) nur gering- fügig mit der Höhe. Im Erdgeschoß sind die Pegel ca. 1 dB geringer, oberhalb 6 m steigen die Pe- gel nicht mehr an. Getrennte Ausweisungen von Maßgeblichen Außenlärmpegeln und Lärmpegel- bereichen in verschiedenen Höhen sind deshalb nicht erforderlich.

Auch unterscheiden sich die maßgeblichen Außenlärmpegel nur geringfügig (ca. 1 bis maximal 2 dB) für die beiden Raumgruppen (Schlafräume bzw. Aufenthaltsräume, die nicht zum Schlafen genutzt werden). Eine Fallunterscheidung wird nicht vorgenommen. Es werden lediglich die gering- fügig höheren Maßgeblichen Außenlärmpegel für Schlafräume als Grundlage für die Dimensionie- rung des Schallschutzes aller Aufenthaltsräume ausgewiesen. Die Dimensionierung des Schall-

4 Der an den geplanten Gebäuden anliegende gewerbliche Lärm ist durch die Immissionsrichtwerte nach TA Lärm begrenzt und liegt deutlich unter der vorherrschenden, hohen Verkehrsbelastung. Für die Ermittlung des Maßgeblichen Außenlärmpegels ist er somit nicht relevant und wird in diesem Zusammenhang nicht weiter betrachtet.

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schutzes gegenüber Außenlärm ist dann etwas konservativer und spätere Umnutzungen der Räu- me sind unkritisch. Die Wahrnehmungsschwelle und die Rechengenauigkeit liegen ohnehin im Bereich von 1 bis 2 dB(A).

Die Planer für die Einfamilienhäuser im Plangebiet müssen die Lärmpegelbereiche Bild 7 entneh- men und die erforderlichen gesamten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges gemäß DIN 4109-

1:2016-07 zuordnen (s. Tabelle 6). R’w,ges bezieht sich auf die gesamte Außenfläche des jeweiligen schutzbedürftigen Raumes. Für den Nachweis der Einzelbauteile der Außenflächen (z.B. Fenster) ist das Rechenverfahren der DIN 4109-2:2016-07, Abschnitt 4.4.1 anzuwenden.

Auf der lärmabgewandten Seite der Gebäude kann der Maßgeblichen Außenlärmpegel um 5 dB verringert werden, bzw. der entsprechend niedrigere Lärmpegelbereich gewählt werden.

Da in Bild 7 ebenfalls die Maßgeblichen Außenlärmpegel dargestellt sind, kann von den Planern auch die aktuellere DIN 4109 von 2018 zur Dimensionierung der Schallschutzmaßnahmen ver- wendet werden, sofern sich das Landesbaurecht in Thüringen ändert oder entsprechende Abstim- mungen mit den Zulassungsbehörden im Rahmen der Einzelgenehmigungsverfahren stattfinden.

Bild 7:

Maßgebliche Au- ßenlärmpegel und Lärmpegelberei- che nach DIN 4109-1:2016-07

(blaue Linien: Baugrenzen)

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Tabelle 6: Zuordnung von Maßgeblichen Außenlärmpegeln zu Lärmpegelbereichen bzw. erfor- derlichen gesamten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges (nach Tab. 7 in DIN 4109-1:2016-07)

für Aufenthaltsräume in Lärmpegelbereich Maßgeblicher Außenlärmpegel R’w,ges Wohnungen

dB(A) dB

II 56 bis 60 30

III 61 bis 65 35

IV 66 bis 70 40

Fazit

Im Rahmen der Baugenehmigungen der Wohngebäude sind schalltechnische Nachweise nach DIN 4109-2:2016-07, Abschnitt 4.4.1 für die Schalldämmung der Außenbauteile zu führen. In Teil- bereichen des Plangebietes sind Schallschutzfenster einzubauen.

6.4.3 FENSTERUNABHÄNGIGE LÜFTUNGSEINRICHTUNGEN

In Bild 8 ist der Schwellenwert (50 dB(A) nachts) für eine fensterunabhängige Lüftung in Räumen, die zum Schlafen genutzt werden, als hellblaue Linie dargestellt. Betroffen sind nur Gebäude auf den östlichsten Bebauungsflächen des Plangebietes. Falls die Schlafräume auf der lärmabgewand- ten Seite angeordnet werden, kann der Beurteilungspegel um 5 dB abgemindert werden, so dass in diesem Fall keine fensterunabhängige Lüftung erforderlich ist.

Auf die fensterunabhängige Lüftung kann auch bei verschiedenen Ausrichtungen der Fenster in einem Raum verzichtet werden, wenn mindestens ein Fenster an der lärmabgewandten Seite des Gebäudes liegt und zur erforderlichen Lüftung verwendet werden kann.

Fensterunabhängige Lüftungseinrichtungen werden in Wohngebäuden i.Allg als fensterintegrierte Lüfter oder Wandlüfter ausgebildet. Die erforderliche Schalldämmung der Fenster bzw. die Ge- samtschalldämmung der Außenbauteile darf dadurch nicht herabgesetzt werden. Zum Einsatz

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müssen entsprechend dimensionierte Schalldämm-Lüfter kommen, die über eine ausreichenden

Norm-Schallpegeldifferenz Dn,e,w verfügen.

Bild 8:

Beurteilungspe- gel Nacht mit Schwellenwert (hellblaue Linie) für den Einbau von fensterunab- hängigen Lüftern in Räumen, die zum Schlafen genutzt werden

(blaue Linien: Baugrenzen)

Fazit

Im östlichsten Bereich des Plangebietes (mit Beurteilungspegeln über 50 dB(A) nachts) sind fens- terunabhängige Lüftungseinrichtungen in Räumen, die zum Schlafen genutzt werden einzubauen, sofern sich die Räume bzw. mindestens 1 zur Lüftung geeignetes Fenster nicht auf der lärmabge- wandten Seite befinden.

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6.4.4 AUSSENWOHNBEREICHE

In Bild 9 sind die Grenzen für die Zulässigkeit von dem Wohnen unmittelbar zugeordneter Außen- wohnbereiche (Terrassen, Balkone, Loggien) eingetragen (hellblaue Linien, Grenzwert 65 dB(A) tags). Innerhalb der Baugrenzen liegen die Pegel generell unter 65 dB(A), so dass es keine Ein- schränkungen für die Anordnung von Außenwohnbereichen gibt.

Bild 9:

Beurteilungspe- gel Tag mit Grenzwert (hell- blaue Linie) für die zulässige Anordnung von Terrassen, Bal- konen, Loggien

(blaue Linien: Baugrenzen)

Fazit

In Bezug auf die Anordnung wohnlich genutzter Außenbereiche (Terrassen, Balkone, Loggien) gibt es keine Einschränkungen.

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6.4.5 ZUSÄTZLICHE HINWEISE FÜR PLANER DER WOHNGEBÄUDE

Da die zukünftige Bebauung nicht bekannt ist, wurden die Berechnungen unter freier Schallaus- breitung (ohne evt. Abschirmungen durch andere Gebäude) berechnet. Die ausgewiesenen Pegel repräsentieren damit die schalltechnisch ungünstigste Situation und sind geringfügig höher als bei dem Vorhandensein einer Bebauung. Auch ist die pauschale Abminderung von 5 dB auf der Ge- bäudeseite, die der L3002 abgewandt ist, eher konservativ. Bei konkreten Bauvorhaben steht es den Planern frei, die Lärmausbreitungsrechnung unter Beachtung der aktuellen Gebäudekubatur und der restlichen Bebauung im Plangebiet durchzuführen, um wirtschaftlichere Dimensionierun- gen der Schallschutzmaßnahmen zu ermöglichen. Allerdings sind bei der geplanten lockeren Be- bauung mit Einfamilienhäusern und den üblichen Gebäudegrundrissen keine stark abweichenden Ergebnisse zu erwarten.

7. GEWERBLICHER LÄRM 7.1 RECHTLICHE GRUNDLAGEN

Nach DIN 18005 gibt es die in Tabelle 7 aufgelisteten Orientierungswerte für Beurteilungspegel durch gewerbliche Lärmeinwirkung an schutzbedürftigen Gebäuden in Allgemeinem Wohngebiet.

Tabelle 7: Orientierungswerte nach DIN 18005 für Gewerbelärm

Gebietseinstufung Tag (6:00 bis 22:00 Uhr) Nacht (22:00 bis 6:00 Uhr)

Allgemeines Wohngebiet WA 55 dB(A) 40 dB(A)

Wie bei Verkehrslärm sind die Orientierungswerte der DIN 18005 nicht verbindlich und dürfen ge- gebenenfalls auch überschritten werden. Streng genommen gilt der Orientierungscharakter aber nur für grobe städtebauliche Planungen, bei denen noch kein Gewerbe vorhanden ist oder keine verlässlichen Emissionsdaten von vorhandenem Gewerbe verfügbar sind bzw. deren Ermittlung zu aufwändig ist. Dann wird üblicherweise mit allgemeinen Emissionskennwerten (z.B. Flächenschall-

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leistungspegeln für gewerbliche Flächen) und anderen Abschätzungen gearbeitet. Eine städtebau- liche Planung darf aber nicht die TA Lärm aushebeln, die für konkrete Lärmsituationen (später oder auch schon im Bestand) verbindliche Immissionsrichtwerte (s. Tabelle 8) vorgibt, die für jedes Ein- zelgewerbe unter Beachtung der Vorbelastung durch die anderen Gewerbe in der Umgebung gel- ten. Eine B-Planung darf also nicht so erfolgen, dass die Gewerbe keine Chance haben, bei einer zweckgemäßen Nutzung (entsprechend der Vorgaben des eigenen B-Plans) die Anforderungen der TA Lärm zu erfüllen. Wenn z.B. ein Wohngebiet an ein Gewerbegebiet heranrückt (wie im vor- liegenden Fall) entsteht ein schwierig zu lösender Immissionskonflikt, wenn dann allein schon durch das Heranrücken die Immissionsrichtwerte der TA Lärm an den neuen Wohngebäuden überschritten werden. Aber auch in Bezug auf noch in Zukunft evt. entstehendes Gewerbe oder eventuelle Umnutzungen des Bestandsgewerbes dürfen aus der Erstellung des neuen Wohngebie- tes keine unzumutbaren Forderungen an das Gewerbe in einem früher aufgestellten B-Plan ent- stehen.

Tabelle 8: Immissionsrichtwerte nach TA Lärm5

lauteste Nachtstunde Gebietseinstufung Tag (6:00 bis 22:00 Uhr) (zwischen 22:00 und 6:00 Uhr)

Allgemeines Wohngebiet WA 55 dB(A) 40 dB(A)

Im Gegensatz zum Verkehrslärm können Immissionskonflikte durch heran rückende Bebauung nicht durch passive Schallschutzmaßnahmen gelöst werden. Aktive Maßnahmen sind – ähnlich wie bei Verkehrslärm – nicht hinreichend wirksam. Entweder sind Maßnahmen zum „architektonischen 6 Selbstschutz“ zu ergreifen oder die Abstände zum Gewerbegebiet zu erhöhen. Beides ist prak- tisch schwierig umzusetzen.

5 Die Beurteilung unterscheidet sich von der DIN 18005 oder 16. BImSchV. Im Nachtzeitraum wird nur die lauteste Stunde betrachtet. Außerdem gibt es gegebenenfalls verschiedene Zuschläge, z.B. für Ruhezei- ten am Tag.

6 unter architektonischem Selbstschutz versteht man, dass Fenster als Festverglasung ausgebildet werden (mit mechanischen Lüftungseinrichtungen in den Räumen) und somit dort keine Immissionspunkte nach TA Lärm (mit den entsprechenden Anforderungen an zulässige Beurteilungspegel) gesetzt werden müs- sen

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7.2 GEWERBLICHE LÄRMEINWIRKUNGEN AUF DAS PLANGEBIET 7.2.1 BERECHNUNG MIT ORIENTIERUNGSWERTEN FÜR GEWERBLICHE EMISSIONEN

Für das Gewerbe im Gewerbegebiet östlich des Plangebietes gibt es keine Schallimmissionsprog- nosen, Angaben zu Schallemissionen oder genauere Betriebsbeschreibungen. Auch wurden im B- Plan dieses Gewerbegebietes keine Emissionskontingente festgesetzt. In Ermangelung genauer Angaben wird deshalb mit den in Tabelle 9 angegebenen Orientierungswerten für Flächenschall- leistungspegel gewerblicher Flächen gerechnet (VBUI [16], Kötter 2000 [10]).

Tabelle 9: Orientierungswerte für flächenbezogene Schallleistungspegel von Flächen in Gewerbegebieten

Tag Nacht

60 dB(A)/m2 45 dB(A)/m2

In Bild 10 und 11 sind die Schallausbreitungsrechnungen für den Tag- und Nachtzeitraum unter diesen Emissionsansätzen dargestellt. Die Orientierungswerte nach DIN 18005 werden fast im gesamten Plangebiet eingehalten. Nur an der östlichen Grenze gibt es in einem schmalen Bereich – in dem vorrausichtlich ohnehin keine Gebäude errichtet werden - geringfügige Überschreitungen.

BILD 10:

Beurteilungspegel Tag in 5 m Höhe

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BILD 11:

Beurteilungspegel Nacht in 5 m Höhe

Die angesetzten, orientierenden Flächenschallleistungspegel sind empirisch ermittelte Durch- schnittswerte, die sich i.Allg. bei zweckbestimmter Nutzung von Gewerbeflächen in Gewerbegebie- ten ergeben. Im Einzelnen können die Werte nach oben oder unten abweichen.

Der direkt angrenzende 2. Bauabschnitt des Gewerbegebietes (B-Plan 01) ist noch fast völlig un- bebaut. Für das sich in der Zukunft ansiedelnde Gewerbe (oder auch evt. Betriebserweiterungen der 2 Bestandsbetriebe) liegt keine Einschränkung vor, wenn deren flächenbezogene Schallleis- tungspegel die orientierenden Werte von 60 dB tags bzw. 45 nachts als eine Art „Pseudokontin- gente“ mehr oder weniger ausschöpfen können. Eine zukünftige Ansiedlung von Gewerbe wird also durch die heran rückende Bebauung nicht behindert. Vorrausetzung ist, dass die beiden Be- standsbetriebe die eigenen Pseudokontingente nicht maßgeblich überschreiten, da sich ansonsten die zulässigen Pseudokontingente der zukünftigen Gewerbe unzulässig verringern würden. In einer Überschlagsrechnung in Kap. 7.2.2 konnte das aber ausgeschlossen werden.

Die zukünftigen Gewerbe müssen allerdings sicherstellen, dass durch deren Betrieb die Immissi- onsrichtwerte der TA Lärm an den neuen Wohngebäuden im Plangebiet – unter Berücksichtigung der Vorbelastung der benachbarten Gewerbe – eingehalten werden. Alternativ kann auch das 6-dB- bzw. Irrelevanzkriterium nach TA Lärm, Abschnitt 3.2.1 angewandt werden. Ein Nachweis mit Pseudokontingenten auf der jeweiligen Grundstücksfläche - wie in diesem Gutachten weiter unten durchgeführt – ist (selbstverständlich) im Rahmen der Baugenehmigungsverfahren nicht zulässig. Auch wenn kein Nachweis der schallimmissionstechnischen Zulässigkeit im Rahmen der

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Baugenehmigung geführt wird, sind die Betriebe gesetzlich zur Einhaltung der Anforderungen der TA Lärm verpflichtet. Auch eine erteilte Baugenehmigung (ohne Vorlage einer Schallimmissions- prognose oder ähnlicher Nachweise) befreit sie davon nicht.

Was den 1. Bauabschnitt des Gewerbegebietes betrifft, ist auch dort nicht mit einer Überschreitung der Pseudokontingente von 60/45 dB(A) durch die realen Emissionen der Bestandsbetriebe zu rechnen. Für das am nächsten gelegene NISSAN-Autohaus wird das ebenfalls weiter unten über- schlägig nachgewiesen. Falls jedoch von den anderen gewerblichen Bestands-Einrichtungen im 1. Bauabschnitt bereits zu hohe Emissionen (in Bezug auf die Erweiterung des Plangebietes aus- gehen würden (was eine Vorortbegehung allerdings nicht ansatzweise ergab), wären unzulässige Überschreitungen der Immissionsrichtwerte schon an den Bestands-Wohngebäuden im Süden sehr wahrscheinlich. Es würde also nicht erst ein Immissionskonflikt durch die heran rückende Bebauung auftreten, sondern bereits jetzt eine unzulässige Lärmeinwirkung stattfinden. Aber wie bereits erwähnt, gibt es dafür keinerlei stichhaltige Anhaltspunkte.

7.2.2 ÜBERSCHLÄGIGE BERECHNUNG NACH TA LÄRM FÜR DIE BENACHBARTEN GEWERBE IM IST-ZUSTAND

Im diesem Kapitel werden überschlägige Schallausbreitungsrechnungen nach TA Lärm für die 3 gewerblichen Einrichtungen durchgeführt, die dem Plangebiet am nächsten kommen (s. Bild 12). Dabei werden die realen Emissionen abgeschätzt und die daraus resultierenden Beurteilungspegel im Plangebiet mit denen der Pseudokontingente verglichen. Aufgrund der relativ geringen Entfer- nung stellen Lärmentwicklungen von nahen Grundstücken die kritischsten Emittenten mit den höchsten anteiligen Beurteilungspegeln an den Immissionspunkten im Plangebiet dar. Eine Über- schreitung der Pseudokontingente von 60/45 dB(A)/m2 Tag/Nacht verringert die zulässigen Pseu- dokontingente aller weiter entfernen Gewerbe signifikant. Umgekehrt haben Abweichungen der Flächenschallleistungen weiter entfernter Gewerbe von den Pseudokontingenten nur einen gerin- gen Einfluss auf die schalltechnische Gesamtsituation. Eine genauere Betrachtung für weiter ent- ferntes Gewerbe kann aus diesem Grund entfallen.

Auf dem Bauabschnitt 2 des Gewerbegebiets gibt es bisher nur 2 gewerbliche Flächen (Bild 12):

- eine Lager- und Ausstellungsfläche eines Steinmetzbetriebs (Produktion findet nicht statt)

- eine Verkaufs- und Lagerhalle mit Bürotrakt für einen Fachhandel für Werkzeuge (keine Pro- duktion)

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Im Bauabschnitt 1 gibt es ein NISSAN-Autohaus in relativer Nähe des Plangebietes. Alle 3 Betrie- be arbeiten nur am Tag, nachts gibt es keine Emissionen.

Da keine Angaben zu Schallemissionen oder Betriebsbeschreibungen vorliegen, wurden übliche und wahrscheinliche Emissionsansätze von vergleichbaren gewerblichen Objekten gewählt. Dabei wurden folgenden Emissionen berücksichtigt:

- Parkplätze und deren Zufahrten (Mitarbeiter, Kunden)

- Lieferfahrten von LKW auf dem Gelände

- Geräusche von Be- und Entladeprozessen

- Emissionen aus der Autowerkstatt des NISSAN-Autohauses bei geöffneten Toren

- Entladungen von PKW von einem Autotransporter auf dem Gelände des NISSAN-Autohauses

Die Berechnungen der Emissionen erfolgten nach der Bayerischen Parkplatzlärmrichtlinie, RLS90 und den Technischen Berichten für LKW-Verkehr, Verladegeräusche usw. des Hessischen Lan- desamtes für Umwelt [14, 15] unter gängigen Annahmen für die Häufigkeiten der Einzelprozesse.

BILD 12:

bestehende ge- werbliche Ein- richtungen in der Nähe des Plan- gebietes mit Emittenten

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Die Schallausbreitungsrechnung und Beurteilung wurde unter den oben dargestellten Emissions- ansätzen nach TA Lärm durchgeführt. Die Beurteilungspegel wurden für 2 Immissionspunkte am östlichen Rande des Plangebietes in 5 m Höhe berechnet, wo sich zukünftig Wohngebäude befin- den könnten (Bild 12). Parallel erfolgte die Rechnung mit Pseudokontingenten (60 dB(A)/m2 tags und 45 dB(A)/m2 nachts) für Emissionsflächen in 2 m Höhe auf den Grundstücksflächen der jewei- ligen Gewerbe.

Die Ergebnisse waren eindeutig (Tabellen 10 bis 12): für den Immissionspunkt 1 liegen die Beurtei- lungspegel aus den Emissionen der Pseudokontingente um ca. 3,5 bis 5 dB(A) (je nach betrachte- tem Gewerbe) über denen der Rechnung mit den angenommenen realen Emissionen. Am Immis- sionspunkt 2 waren die Emissionen der Pseudokontingente sogar um 4,5 bis 8 dB(A) höher. Damit ist nachgewiesen, dass der Ansatz der Orientierungswerte für die gewerblichen Emissionen nach Kap. 7.2.1 nicht bereits durch zu hohe Emissionen im Ist-Zustand unzulässig ist. Die Einhaltung der Pseudokontingente durch die weiter entfernten Gewerbe ist weniger kritisch, wie bereits weiter oben beschreiben wurde. Nach Ausführungen in Kap. 7.2.1, können außerdem die entfernten Ge- werbeeinrichtungen im 1. Bauabschnitt des Gewerbegebietes die Pseudokontingente schon des- halb nicht überschreiten, weil es ansonsten sehr wahrscheinlich zur Nichteinhaltung der Immissi- onsrichtwerte nach TA Lärm in den südlich gelegenen Wohngebäuden kommen würde. Die Be- weiskette ist insofern nicht ganz stringent, als dass ungünstige Richtcharakteristiken der Bestands- gewerbe vorwiegend in Richtung des Plangebietes vorliegen könnten, was allerdings mehr als unwahrscheinlich ist. Allerdings erhöhen sich im Gegenzug schon deren theoretisch möglichen Flächenpegel über die angenommen Pseudokontingente hinaus, da das näher gelegene NISSAN- Autohaus sein Pseudokontingent nicht ansatzweise ausschöpft. Gleiches trifft auch für den 2. Bau- abschnitt des Gewerbegebietes zu: die Unterschreitung der Pseudokontingente der Bestandsbe- triebe ermöglicht nicht nur die Ausschöpfung der Pseudokontingente durch die Flächenschallleis- tung zukünftiger Betriebe, sondern deren Überschreitung. Zukünftiges Gewerbe wird als in keiner Weise behindert.

Tabelle 10: Beurteilungspegel Tag, NISSAN-Autohaus

Pseudokontingent Immissionspunkt 2 reale Emissionen (Flächenschallleistungspegel 60 dB(A)/m )

dB(A) dB(A)

IP 1 44,7 39,9

IP 2 44,6 36,4

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Tabelle 11: Beurteilungspegel Tag, Verkaufs- und Lagerhalle mit Bürotrakt (Fachhandel für Werkzeuge

Pseudokontingent Immissionspunkt reale Emissionen (Flächenschallleistungspegel 60 dB(A)/m2)

dB(A) dB(A)

IP 1 47,5 43,8

IP 2 43,6 39,1

Tabelle 12: Beurteilungspegel Tag, Lager- und Ausstellungsfläche Steinmetzbetrieb

Pseudokontingent Immissionspunkt reale Emissionen (Flächenschallleistungspegel 60 dB(A)/m2)

dB(A) dB(A)

IP 1 48,4 44,6

IP 2 43,1 38,5

Der Nachweis, dass die heran rückende Wohnbebauung keinen Lärmkonflikt mit den Gewerben im Bestand erzeugt und auch genügend Entwicklungspotenzial für zukünftiges Gewerbe besteht, ist - soweit es unter den mangelnden Informationen zur schalltechnischen Situation im Ist-Zustand möglich ist – mit hinreichender Genauigkeit erbracht.

Davon abgesehen erfüllen die untersuchten 3 Gewerbe das Irrelevanzkriterium nach TA Lärm, Abschnitt 3.2.2 (die Beurteilungspegel liegen um mehr als 6 dB(A) unter den Immissionsrichtwerten nach TA Lärm), so dass die nächst gelegenen Gewerbe die Anforderungen der TA Lärm erfüllen, ohne die jetzigen oder zukünftigen Vorbelastungen aus der Umgebung betrachten zu müssen.

Fazit

Durch die an das Gewerbe heran rückende Wohnbebauung wird kein Lärmkonflikt ausgelöst. Es sind keine – ohnehin schwierig umsetzbaren - Maßnahmen, wie z.B. architektonischer Selbst- schutz oder eine Abstandserhöhung erforderlich.

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8. TEXTLICHE FESTSETZUNGEN IM B-PLAN

In Bezug auf den Schallschutz wird die nachfolgende textliche Festsetzung im Bebauungsplan vorgeschlagen.

§ x Passiver Schallschutz

a) Innerhalb der im Bild gekennzeichneten Lärmpegelbereiche sind die erforderlichen gesam-

ten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges gemäß Tabelle 7 der DIN 4109-1:2016-07 zu reali-

sieren (s. Tabelle). Die bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges beziehen sich auf die gesamte Außenfläche des schutzbedürftigen Raumes. Für den Nachweis der Einzelbauteile der Außenflä- chen (z.B. Fenster) ist das Rechenverfahren der DIN 4109-2:2016-07, Abschnitt 4.4.1 anzuwen- den.

Auf der lärmabgewandten Seite eines Gebäudes kann der Maßgebliche Außenlärmpegel ohne weiteren Nachweis um 5 dB abgemindert werden, bzw. der entsprechend niedrigere Lärmpegelbe- reich gewählt werden.

Lärmpegelbereiche nach DIN 4109

(blaue Linien: Bau- grenzen)

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Zuordnung von Maßgeblichen Außenlärmpegeln zu Lärmpegelbereichen bzw. erforderlichen ge- samten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges (nach Tab. 7 in DIN 4109-1:2016-07)

für Aufenthaltsräume in Lärmpegelbereich Maßgeblicher Außenlärmpegel R’w,ges Wohnungen

dB(A) dB

II 56 bis 60 30

III 61 bis 65 35

IV 66 bis 70 40

b) Räume in Gebäuden am östlichen Rand des Plangebietes, die zum Schlafen genutzt wer- den (Schlafzimmer, Kinderzimmer u.ä. Räume) müssen mit einer fensterunabhängigen Lüftung versehen werden (z.B. fensterintegrierte Schalldämmlüfter oder Wandlüfter), sofern der Schwel- lenwert des Beurteilungspegels Nacht von 50 dB(A) an der Fassade, an die der Raum grenzt, überschritten wird (s. Bild). Eine fensterunabhängige Lüftung muss so ausgeführt werden, dass die Anforderungen an den Schallschutz der Außenbauteile nach a) eingehalten werden.

Auf die fensterunabhängige Lüftung kann (auch bei Beurteilungspegeln Nacht über 50 dB(A) im nachfolgenden Bild) verzichtet werden, wenn der Schlafraum an einer lärmabgewandten Fassade angeordnet wird bzw. mindestens ein Fenster an der lärmabgewandten Fassade liegt und zur er- forderlichen Lüftung verwendet werden kann.

GranerIngenieure GmbH Seite 31 / 32 LÄRMTECHNISCHES GUTACHTEN

Projekt: B-Plan „Werner-Seelenbinder-Straße“ in Oettersdorf | Index A Projektnummer: 1152

Beurteilungspe- gel Nacht mit Schwellenwert (hellblaue Linie) für den Einbau von fensterunab- hängigen Lüftern in Räumen, die zum Schlafen genutzt werden

(blaue Linien: Baugrenzen)

c) Von den Festsetzungen der vorhergehenden Punkte kann abgewichen werden, sofern im Rahmen des Baugenehmigungsverfahren prüfbar nachgewiesen wird, dass sich durch die Eigen- abschirmung der Baukörper bzw. die Abschirmung vorgelagerter Gebäude der maßgebliche Au- ßenlärmpegel verringert. Je nach vorliegendem Lärmpegelbereich sind dann die in der Tabelle in a) aufgeführten gesamten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R’w,ges für die weitere Dimensionie- rung des Schallschutzes der einzelnen Außenbauteile zugrunde zu legen.

Die aufgeführten Normen sind beim Beuth Verlag Berlin zu beziehen.

Leipzig, 31. Januar 2020 Dr. Mathias Krumbiegel Geschäftsführer

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