Stand Der Forschungen Im Raum Karlstadt Durch Die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Karlstadt
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Stand der Forschungen im Raum Karlstadt durch die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Karlstadt Auffindung Vor allem durch planmäßige Begehungen der AAK in verschiedensten topographischen Situationen hat sich die Zahl der bekannten untertägigen Bodendenkmäler (Jungsteinzeit bis Spätmittelalter) zwischen 1975 und 20011 von 53 auf 337 Fundplätze um mehr als das sechsfache gesteigert. Hinzu kommen noch rund 60 Fundplätze der Alt- und Mittelsteinzeit und zahlreiche bislang undatierte Fundstellen. Durch die Aktivitäten der AAK konnten bei den Feldbegehungen und Aufschlussüberwachungen auch bedeutende angeackerte oder angeschnittene Befunde entdeckt und durch Notgrabungen gesichert werden. So fanden auf 32 mitunter mehrmals auch durch Grabungen erforschten Fundplätzen die entsprechenden Untersuchungen nach 1980 statt. Zwischen 1985 und 2001 wurden auf 16 Fundplätzen solche Befunde von Mitgliedern der AAK dokumentiert. Daneben wurden Grabungen in sechs Fundplätzen durch Prospektionen der AAK initiiert und zusammen mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) durchgeführt. Zudem wurde ein zufällig aufgedeckter Fundplatz gemeinsam gegraben und 1994 eine kleine Sondage innerhalb des castellum Karlburg im Auftrag des BLfD von der AAK durchgeführt. An einigen Fundplätzen fanden auch mehrmals entsprechende Untersuchungen statt. So wurden innerhalb der Altstadt von Karlstadt seit 1984 sieben umfangreichere und etliche kleinere Aktionen von der AAK durchgeführt. Zudem wurde hier 1993/94 vom BLfD und 1996/97 an zwei Punkten in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg gegraben. In der villa Karlburg sind mit einem Areal innerhalb des Altortes und drei größeren südlich und nördlich davon seit 1990 rund 1 ha der Siedlungsfläche vom BLfD, teilweise in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der AAK und ehrenamtlichen Helfern mit Unterstützung der Stadt Karlstadt ergraben worden. Zudem wurden hier sechs weitere Aufschlüsse von der AAK beobachtet und teilweise dokumentiert sowie zwei Sondageschnitte vom BLfD bauvorgreifend durchgeführt. Herauszuheben sind auch die teilweise Ergrabung des merowingerzeitlichen Reihengräberfeldes bei Eußenheim 1994/95 mit 100 Gräbern und die 1997 stattgefundene Grabung im Rest der mehrperiodigen Siedlungsstelle am "Sändlein" bei Karlstadt unter Regie des BLfD. Zudem wurden zwischen 1988 und 2002 jährlich zur Getreidereife Luftbildflüge von jeweils 4 - 5 Stunden, d.h. meist zwei Flüge pro Jahr im Untersuchungsraum durchgeführt, wobei insgesamt rund 1100 Aufnahmen zustande kamen2. Fundverbleib und Ausstellungen Die von der AAK geborgenen Fundstücke befinden sich im Besitz des Historischen Vereins Karlstadt bzw. des Stadtgeschichte-Museums3. Bedeutsame Objekte wurden in die Dauerausstellung des Museums eingegliedert und werden wie alle Funde bei Bedarf auch 1 Stand der Materialaufnahme der Dissertation von R. Obst, Die Besiedlungsgeschichte am nordwestlichen Maindreieck vom Neolithikum bis zum Ende des Mittelalters. Würzburger Arbeiten zur Prähistorischen Archäologie 4 (Rahden/Westf. 2012). 2 Geflogen wurde meist mit einem zweisitzigen Motorsegler des Luftsportclubs Karlstadt vom vereinseigenen Segelflugplatz aus. Der Historische Verein Karlstadt übernahm die Flug- und Fotokosten. 3 Wurden Aktionen im Auftrag des BLfD durchgeführt, so wurde der Besitzanspruch der AAK an den Freistaat Bayern abgetreten. immer für Ortsjubiläen oder dgl. in der Region4 oder überregionale Ausstellungen5 sowie zur wissenschaftlichen Bearbeitung ausgeliehen. Die große Menge an nicht musealen Funden wurde gewaschen, sortiert und in Fundtüten im von der Stadt Karlstadt bereitgestellten Depot des Historischen Vereins Karlstadt aufbewahrt. Dort lagern sie unter der vom BLfD vergebenen Inventarnummer. Forschungen und Veröffentlichungen Bei der Erforschung der vor- und frühgeschichtlichen Landschaft im Raum um Karlstadt sind insbesondere die Altsteinzeit und die mittelalterliche Siedlungsgeschichte Schwerpunkte in der Arbeit der AAK. 4 Eigene Ausstellungen konnten ausgerichtet werden in: Arnstein-Binsfeld 1988, Karlstadt 1992, Zellingen 1993, Karlstadt-Mühlbach 1994, Lohr 1995, Karlstadt 1998 und 2002, Karlstadt-Karlburg 1991 und 2002, Arnstein-Altbessingen 2004. 2014 wurden im Kirchenburgmuseum Aschfeld die Gade „Fundgrube“ mit Aschfelder Fundstücken von der Steinzeit bis zum Mittelalter eröffnet. 5 J. Lenssen/L. Wamser (Hrsg.), 1250 Jahre Bistum Würzburg. Archäologisch-historische Zeugnisse der Frühzeit. Begleitband zur Ausstellung im Marmelsteiner Kabinett vom 29. Mai bis 26. Juli 1992 (Würzburg 1992). Das Reich der Salier. 1024-1125. Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz vom 23. März bis 21. Juli 1992 in Speyer (Sigmaringen 1992) Kat. Nr. V1, B12; V1, B25; V2, A18; V2, A29. H. Dannheimer/R. Gebhard (Hrsg.), Das keltische Jahrtausend. Begleitband zur Ausstellung vom 19. Mai - 1. November in Rosenheim. Ausstellungskatalog der Prähistorischen Staatssammlung 23 (München 1993), Kat. Nr. 435c. M. Brandt (Hrsg.), Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen. Katalog der Ausstellung Hildesheim 1993 (Mainz 1993) Kat. Nr. V50. A. Wieczorek/e.a. (Hrsg), Die Franken. Wegbereiter Europas. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 8. September 1996 bis 6. Januar 1997 in Mannheim Berlin und Paris (Mainz 1996), Kat. Nr. VII.5.14. Ch. Stiegemann/M. Wemhoff (Hrsg.), 799 - Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Große und Papst Leo III. in Paderborn 1/2. Katalog der Ausstellung Paderborn 1999 (Mainz 1999), Kat. Nr. III.42; VI.145; VI.147; VII.25. I. Ericsson (Hrsg.), AusGrabungen. Schicht für Schicht ins Mittelalter. Begleitheft zur Ausstellung des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Historischen Museum Bamberg, 26. Juli bis 27. September 1998 (Bamberg 1998). L. Wamser/G. Zahlhaas (Hrsg.), Rom und Byzanz - Archäologische Kostbarkeiten aus Bayern. Katalog zur Ausstelung der Prähistorischen Staatssammlung München vom 20. Oktober 1998 bis 14. Februar 1999 (München 1998) Kat. Nr. 246. C. Bertelli (Hrsg.), Il futuro dei Longobardi. l'Italia e la costruzione dell'Europa di Carlo Magno. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 18. Juni bis 19. November 2000 in Brescia, Monastero di Santa Giulia (Milano 2000). E. Brockhoff/J. Kirmeier/B. Schneidmüller/St. Weinfurter (Hrsg.), Kaiser Heinrich II. 1002- 1024. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung vom 9. Juli bis 20. Oktober 2002 in Bamberg. Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 44 (Augsburg 2002) Kat. Nr. 22 b; 22 d. W. Jahn/J. Schumann/E. Brockhoff (Hrsg.), Edel und frei. Franken im Mittelalter. Katalog zur Landesausstellung 2004. Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 47/04 (Augsburg 2004) Kat. Nr. 32a. 3000 Jahre Würzburg. Kelten und Franken am Main. Sonderausstellung des Mainfränkischen Museums Würzburg vom 24.11.2004-17.4.2005 (ohne Katalog). N. Börste/G. Eggenstein/E. Zahn-Biemüller/H. Zöller, Eine Welt in Bewegung - Unterwegs zu Zentren des frühen Mittelalters. Begleitbuch der Gemeinschaftsausstellung vom 26.4.- 20.7.2008 in Paderborn und vom 12.8.-16.11.2008 in Würzburg (München/Berlin 2008). So konnten in den letzten Jahren zahlreiche Fundplätze mit Werkzeugen aus der Zeit der Neandertaler entdeckt werden. Die Freilandstationen im Raum um Karlstadt gehören seitdem zu den fundreichsten Gebieten der mittleren Altsteinzeit in Süddeutschland. Die mittelalterliche Siedlungsgeschichte konnte durch einen „frühmittelalterlichen Wüstungshorizont“ bereichert werden, den die historische Landesforschung hier bislang nicht für möglich hielt. Es wurde archäologischem Wege nachgewiesen, dass immerhin ein Zehntel aller in karolingischer Zeit bestehenden Siedlungen spätestens im frühen 10. Jh. aufgelassen worden ist. Die Vermehrung der archäologischen Quellen schlug sich in Fundberichten des Historischen Vereins Karlstadt sowie in zahlreichen wissenschaftlichen Projekten, Werken und Veröffentlichungen nieder, wobei der villa und dem castellum Karlburg zahlreiche Untersuchungen gewidmet wurden und werden (s. Literaturliste). Hervorzuheben sind umfangreiche Arbeiten wie die Magisterarbeit von Ralf Obst über die Lesefunde zweier benachbarter frühgeschichtlicher Siedlungsstellen bei Zellingen, die Magisterarbeit von Günther Mündl über frühmittelalterliche Befunde vom "Sändlein" bei Karlstadt sowie die Habilitationsschrift von Dr. Peter Ettel über die umfangreichen archäologischen Forschungen in der villa und dem castellum Karlburg. Insbesondere in Karlburg wurden die Forschungen durch ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Schwerpunktprogramm 1630: „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ Andreas Wunschel: Studien zu den Binnenhäfen im fränkisch-deutschen Reich als Knotenpunkte europäischer Kommunikationsnetzwerke), koordiniert vom Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Universität Jena, weiter vorangebracht. Erste Ergebnisse wurden bereits publiziert (s. Literaturliste). Die Aufarbeitung der Besiedlungsgeschichte von der Jungsteinzeit bis zum Ende des Mittelalters (471 Fundplätze; ca. 300.000 Funde) im Raum um Karlstadt (knapp 500 km2) im Rahmen der Doktorarbeit von Ralf Obst (Die Besiedlungsgeschichte am nordwestlichen Maindreieck vom Neolithikum bis zum Ende des Mittelalters) erfolgte an der Universität Würzburg (2006). In dieser umfassenden siedlungsarchäologischen Studie werden Untersuchungen zur vor- und frühgeschichtlichen und mittelalterlichen