DerTeufel steckt im Tatendrang Eine Untersuchung über l)äusllche Kinderunfälle Seitee 1 a Tiiftler werbfür Köl)fchen

Schlaämite Hinter -;;.,~en Vorhang~ auch die Jugend~ Belfall ~atschen Selte14 Februar 1987-Nr. 1 INHALT SCHULLEBEN Beispiele, die das Betriebski i ma verbessern. 2 RATGEBER Leser fragen- S&W antwortet 6 UNFALLSCHUTZ Was Eitern über die Gefahren in Haus und Hof wissen sollten. 8 WETTBEWERB "Jugend testet" ruft zu einerneuen Runde auf. 13 LITERATUR Welches Lesefutter gibt es für junge Leute hinterdem Eisernen Vorhang? 14 VORBILD Schüler geben Anschauungsunterricht in Geschichte und Heimatkunde. 18

HERAUSGEBER: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus REDAKTION: Dr. Friedrich Arnold (verantwortlich) Salvatorstr. 2, 8000 München 2 Karl Hans Grüneuer ClausKömm Günter Wallner SEKRETARIAT: Ursula Eichenlaub LAYOUT: P. J. Wllhelm DRUCK: F. Bruckmann KG, München, Nymphenburger Straße 86 FOTOS: amw Aus Alltag und Wirtschaft Bayer. Versicherungskammer ClausKranz Kai Mahrholz (Titel) SZ-BIIdarchiv Ullstein-Bilderdienst HeinzWolf ZEICHNUNGEN: Otto Baer G. Bassner Bärbel Neubauer DieseZeit­ schrift erscheint alledrei Mo­ Lernen ist nicht nur eine Sache der Lehrer und des nate. Schul­ (' kinder in Bay­ ~~=- ern bringen Lehrplans. Viel hängt auch vom Betriebsklima in der sie ihren Eltern kostenlos mit nach Hause. Im ZweHelsfalle Schule ab. Wie auf der Wetterkarte ziehen hier manch­ wenden Sie sich an SCHULE & WIR. Salvatorstraße 2, mal Sturmwind und Regenfronten durch. Wenn aber 8000 München 2, Tel. (089) 2186/307. guter Wille, Herz und Phantasie Hand in Hand gehen, Nachdruck mit Quellenangabe gestattet (2 Belegexemplare). dann wird der Schul-Himmel bald wieder heiter. 2 •• ,, J SCHON- ~ · ·

uf einem stillen Land­ übt und aufgefrischt werden, wmER gasthof kehrt alljährlich was vorher im Unterricht ver­ im Sommer junges Le­ säumt, nicht verstanden oder Aben ein . Ein Dutzend inzwischen vergessen wurde. Schüler aus der Großstadt mie­ Der Grund für so viel Ferien­ IM SCHUL­ tet sich das Quartier für drei fleiß: Die 13- bis lSjährigen Wochen "Lernferien". Im Inten­ Schüler schleppen ein Kum­ sivkurs soll während der Ur­ merpaket mit sich. Sie haben laubszeit alles neu erklärt, ge- Bitte umblättern KLIMA 3 Fortsetzung von Seite 3 enn das ren Ferienlehrer helfen mit ihrer das Klassenziel knapp verfehlt, Schulklima Aktion nicht nur den "Sorgen­ dürfen aber vorrücken, wenn kindern", sondern auch sich sie im Herbst eine Nachprüfung stimmt, wird selbst. Sie frischen alten Lern­ schaffen . Doch für dieses mancherlei stoff wieder auf, den sie für die geistige Trainingslager an dem eigene Abschlußprüfung bald abgeschiedenen Ort brauchen möglich. Dann gut brauchen können. sie versierte Übungsleiter. Aber während der drei Wo­ Unter dem Motto "Schüler kommenz. B. chen auf dem Lande wird nicht helfen Schülern" stellen sich auch Kinder nur gebüffelt. Auch die Erho­ leistungsstarke Könner aus den lung kommt zu ihrem Recht mit Oberklassen dafür zur Verfü• aus abgele­ Minigolf, Schwimmen und gung. Selbstverständlich hono­ genen Orten Sommerski. Jeder Tag beginnt rarfrei. Erwünschter Doppelef­ mit einem Waldlauf und endet fekt Die nur ein paar Jahre älte- ins Hallenbad. am Abend in einer fröhlichen Runde beim Hüttenwirt. Man macht Musik, plaudert miteinander und verliert in den drei Wochen klammheimlich spiel Eltern, Lehrer und Kinder die Angst vor der Prüfung. Die gemeinsam gestalten oder er­ Schulleitung berichtet von er­ finden? Wie könnten sie sich staunlichen Erfolgen. Seitdem gegenseitig helfen und mehr es die Lernferien gibt, schaffen Freude schenken? 9 von 11 Kandidaten die Wie­ Hunderte von guten lde · derholungsprüfung im Herbst. und Anregungen wurden ge Dazu kann man wirklich nur funden. So ergab sich eine brei­ gratulieren. . te Palette praktischer Vorschlä• "Lernferien? Noch nie ge­ ge für die bessere Zusammen­ hört", wird jetzt mancher Leser arbeit zwischen Lehrern, Schü• sagen . Ganz richtig. Die vorge­ lern und Eltern . Sie reichten stellte Aktion stammt nämlich vom Flohmarkt bis zum Fami­ nicht aus Bayern. ln Zusam­ lienschwimmkurs, von der Pau­ menarbeit mit dem Bundesmi­ sengestaltung bis zur Schul­ nisterium für Unterricht und patenschaft, von der Haus­ Kunst in Wien hat das Öster• aufgabenhilfe bis zum Heimat­ reichische Fernsehen schon abend. mehr als ein Dutzend solcher Sinn und Zweck all dieser beispielhafter Initiativen zur Aktionen ist es, Schönwetter ins Verbesserung des Schulklimas Schulklima zu . bringen. Aber vorgestellt. Wetter und Klima machen be­ ogar perEisenbahnbrachten Grundlage war eine landes­ kanntlich vor den Landesgren­ weite Umfrage, bei der sich zen nicht halt. Deshalb will Lehrer schon Leben in den Lern­ über 180 Schulen zwischen S&W hier und in der nächsten betrieb. Eine alte Dampflok zog die Viilach und Vorarlberg zu Wort Ausgabe solche Anregungen meldeten. Das große Thema: aus der Alpenrepublik aufgrei­ Schulfamilie in die richtige Richtung. Was läßt sich tun, damit die fen . Warum sollten sie nicht Schulfamilie mehr miteinander auch im Freistaat Schule ma­ ins Gespräch kommt, lernt und chen und Nachahmer finden? arbeitet? Was können zum Bei- Übertragungsfähig wie die frei-

4 as Schul- leben ist leider willigen Lernferien scheint te Schwimmlehrer engagiert. Da kam von Elternseite eine auch der folgende Vorschlag. Viele Dorfkinder sind so mitt­ rettende Idee. Man fand näm• manchmalle­ Er stammt aus der Beispiel­ lerweile echte Wasserratten ge­ lich einen Fachmann, der per sammlung "Miteinander orga­ worden . Und auch manche Video die wunden Verkehrs­ bensgefährlich. nisieren". Mutter hat in späten Jahren punkte bei der Schule ins Visier Darum nahmen in unberührter Natur und dank dieser Aktion noch das nahm. Mit versteckter Kamera fern aller Errungenschaften Schwimmen gelernt. hielt er von einem geparkten Väter und Müt• großstädtischer Zivi I isation Das nächste Beispiel partner­ Fahrzeug aus das Verhalten der ter die Ver­ liegt das Waldbauerndorf B. Ein schaftl icher Zusammenarbeit in Schulkinder und Autofahrer wahres Paradies, wird mancher der Schulfamilie führt uns aus fest. Positive und negative Bei­ kehrserziehung Stadtmensch neidisch denken . der abgelegenen Landwelt in spiele bannte er so auf den ins Visier. Mit Doch wer hier wohnt, muß eine belebte Großstadt. Viele Bildstreifen. auch Nachteile in Kauf neh­ Eltern machten sich hier Sorgen Zur Vorführung des Films versteckter Ka­ men . So beklagten sich lange um den sicheren Schulweg der wurden dann Kinder, Eltern mera sorgten Zeit die Schulkinder des Ortes, Kinder. und Lehrer ins Schulhaus ein­ daß sie weit und breit keine Ge­ Zwei gefährliche Straßen• geladen. Gemeinsam beobach­ sie für mehr Si­ legenheit zum Baden haben . kreuzungen mußten überquert tete man Szene für Szene, Vom richtigen Schwimmenler­ werden. Morgens und mittags stoppte bei besonders wichti­ cherheit ihrer nen ganz zu schweigen . spielten sich hier immer wieder gen Stellen den Film, ließ ihn Kinder auf dem Doch der Elternbeirat suchte beängstigende Szenen ab. Der zurückspulen und wiederholte und fand für sie eine Lösung. Gehsteig wimmelte von Kin­ eine Bildfolge nach der ande­ Schulweg. Mit Kleinbus und Privatauto dern, die in die Straße hinein­ ren. Dabei besprach und er­ werden die Kinder heute ein­ rannten, plötzlich Angst beka­ klärte man alles, was richtig mal in der Woche nachmittags men, wieder kehrt machten, oder falsch gemacht wurde. abgeholt. Auch ihre Mütter um später erneut zu starten. Auf diese Weise erlebten die dürfen einsteigen. Die Extra­ Räder quietschten, Autofahrer Kinder mit eigenen Augen, wie tour führt ins 30 Kilometer schimpften: ein einziges Hup­ und wodurch es immer wieder entfernte Hallenbad der Kreis­ konzert tagaus, tagein. Hier zu kritischen Situationen auf stadt. Dort hat der rührige .mußte etwas geschehen, bevor den Kreuzungen kommt. Kein Elternbeirat für zwei Stunden sich der Unfall sein Opfer Schüler brauchte sich bei der ein Becken gemietet und geprüf- suchte. Bitte umblättern

5 lbeverwan­ delt: zum Bei­ spiel graue Schulhausgän• ge in bunte Traumstraßen. Und stets wech­ selt mit der Far­ be auch das Klima. Das be­ weist eine Kunstlektion mit Langzeit­ wirkung.

Fortsetzung von Seite 5 Iandschaften grüßen die jungen zurück, Vandalismus wurde an längst vergessene Knüpf- und Vorführung übrigens bloßge• Leute . unserer Schule geradezu ein Häkeltechniken. Andere talen­ stellt fühlen. Das unbestechli­ Wie kommt es zu dieser Far­ Fremdwort." tierte Eitern führen Bauernmale­ che Kameraauge bewies, daß benpracht? Zunächst erarbeiten Selbst wenn sich der Ge­ re i vor und zeigen, wie man auch Erwachsene nicht weniger die Schüler mit ihrem Zeichen­ schmack einmal ändern sollte, Hinterglasbilder herstellt. Ein oft die Verkehrsregeln miß- · lehrer Skizzen. Schwierige Mo­ so ist dies keine große Affäre. · Forstbeamter klärt über Wald­ achten . tive werden aus Büchern foto­ Unsere Freizeitkünstler haben schäden auf, ein Sanitäter bil­ Auf die Filmvorführung folgte grafiert und per Dia an die nämlich mit abwaschbaren Far­ det in Erster Hilfe aus. Teil zwei der Aktion. Begleitet Wand geworfen. Dann zieht ben gearbeitet, die sich leicht Anderswo bieten Elternbeirä• von einem Verkehrspädagogen man die Konturen mit Kohlestift entfernen lassen, um neuen te in der letzten Schulwoche und Polizeibeamten, hielten und Pinsel nC~ch. Die eigentli­ Motiven Platz zu machen. Bildungsfahrten zu Schauspie Leh rer und Schüler einen Orts­ che Malarbeit ist dann ein Ge­ Von gelungenen Schlußakti• und Konzerthäusern, Schlös termin an den gefährlichen meinschaftswerk. onen berichtet das folgende sern , Kunsthallen und Wall­ Kreuzungen . Man übte gemein­ An freien Nachmittagen trifft Beispiel. Zeit: die letzte Schul­ fahrtskirchen an. Aber auch von sam das sichere Überqueren sich die Schulfamilie in den woche vor den Ferien. Da fällt Lehrern gehen viele originelle der Straße. Auch die Eitern wa­ leeren Zimmern. Angeleitet es keinem Lehrer leicht, seine Initiativen aus. Ein Beispiel dafür ren zu diesem Training einge­ von einem Könner aus der El ­ Schützlinge bei der Stange zu ist die Sonderfahrt mit einem al­ laden . ternschaft, greifen Väter und halten. Doch gegen das dro­ ten Dampfzug. Einen unverges­ Vom Schulweg ins Schulhaus Mütter, Lehrer und Schüler ge­ hende Chaos kann man sich et­ senen Tag lang durfte die kleine führt die folgende gelungene meinsam zu Malstock, Farbtopf was einfallen lassen. Schulgemeinde damit über eine Aktion. Wenn Kinder am Mor­ und Palette. Bald präsentieren Wie wär's, wenn aktive Ei­ schon stillgelegte Nebenstrecke gen das Tagewerk lustlos begin­ sich die früher tristen Klassen­ tern dann z. B. als "Aushilfs­ hin- und zurückrumpeln-wie nen, paßt ihre Stimmung oft zur zimmer und Gänge bunt, lustig kräfte" in die Bresche springen? zu Großmutters Zeiten. Ehren­ Farbe des Klassenzimmers. und lebensfroh . Auch das Sie kommen in die Schule, er­ gäste auf dem Oldtimer-Zug wa­ Grau in Grau gibt leider keinen Schulklima schlägt dement­ zählen über ihren Beruf, be­ rendie Eitern . guten Start in den Schulalltag. sprechend auf Schönwetter um. richten von einem spannenden Dieser Reigen gelungener Doch man findet Beispiele da­ Die Schüler fühlen sich wohl in Hobby, von Abenteuern ihrer Beispiele für mehr Miteinander für, daß es auch anders, näm• der Umgebung, die sie selbst Jugend . Weit gereiste Mütter im Schulleben soll im nächsten lich viel freundlicher geht. verschönert haben, und es ent­ und Väter schildern in Wort Heft fortgesetzt werden. S&W Es gibt Klassenzimmer, wo wickelt sich eine gemütliche und Bild ihre Erlebnisse in an­ bittet alle Lehrer und Eitern, die man am Morgen kaum ein mür­ Wohnstuben-Atmosphäre. deren Erdteilen . nachahmenswerte Beispiele für risches Gesicht sieht; denn von Der Direktor bestätigt: "Die Ein Arzt, ein Rechtsanwalt, die Verbesserung des Schulkli­ den Wänden strahlt Südseezau• Stimmung war noch nie so eine Sozialarbeiterin klären mas kennen, ihren Bericht ein­ ber herab, Palmenstrände la­ gelöst wie seit der Malaktion. über Gesundheitsfragen, Pro­ zusenden an die Redaktion den zum Verweilen ein, und Disziplinschwierigkeiten und zeßrecht oder Jugendprobleme SCHULE & WIR in 8000 Mün• geheimnisvolle Dschungel- Spannungen gingen auffällig auf. Fingerfertige Mütter zeigen chen 2, Salvatorstraße 2. e

6 Viele Eltern haben Schulprobleme. S & W möchte helfen . Mit amtlicl

kung als ausreichende wissen, daß ihn ei ngesammelten Notfall Entschuldigung aner­ der Sprößling Alle oder Wertsachen nicht Mein Michael mußte kannt, dann bleibt die nicht tadellos im Schließfach mitten in einer Schulaufgabe unbenotet beherrscht. Ich des Bademeisters keiner untergebracht, Lateinschulaufgabe und der Schüler erhält bitte um Veröf• Gestern las unser sondern nur auf das Handtuch wer­ einen Nachtermin. fentlichung Deutschlehrer eine fen, weil er eine Ihrer Stellung­ dem Tis c h in sei­ langwe ilige Kurz­ nem Büro h i nter­ Migräne mit Augen­ nahme, da dieses geschichte vor. ••••••••••••••• Problem manchen legt. · Dort ging es flimmern und star­ Als es in der Klas~ ke Kopfschmerzen Eltern ein Dorn aber an diesem Tag se laut wurde, zu wie in einem bekam. Obwohl der 0 mein im Auge sein dürf• brac h er ab und Hausarzt die Er­ te. Taubenschlag, da ga b uns statt auch noch eine an­ krankung am näch• Papa Walter K. - M. dessen ein schwe­ sten Tag bestätig• dere Klasse und Die Tochter eines res Diktat . Am Bundeswehrso ldaten te, wurde seine Ende der Stunde Bekannten schaffte Das Schulrecht kennt kei­ beim Schwimmen Arbeit normal be­ er die den Übertritt ins ne Bestimmung, die es all­ sammelt~ waren . Wer muß nun notet. Natürlich Gymnasium nur gemein verbietet, daß Arbeiten von fünf sehr schlecht, wie für den Verlust durch den Probe­ Lehrer ihre eigenen Kin­ Schülern ein und geradestehen? sich denken läßt. unterricht . Dem der unterrichten und be­ sagte, daß sie be­ Einen Nachhelter­ Sohn des Klassen ­ noten. Um eine Gleichbe­ notet werden . Annette L. - loJ . min bekam Michael lehrers blieb handlung der Schüler zu Darf er das ? nicht. Der Lehrer diese Prozedur erklärte, das gehe gewährleisten, sollte diese Emil R. -F . Kommen Wertgegenstän• erspart, da er Situation jedoch wenn ir­ de ohne Verschulden des nicht, sonst könn• hervorragende No­ ten sich nämlich gend möglich ·vermieden in den Schulordnungen ist Kindes während des Un­ ten im Übertritts• werden. Aber nicht immer genau festgelegt, welche terrichts abhanden, so ist auch andere Schü• zeugnis hatte. Es ler mit einer nur läßt sich der Einsatz eines schriftlichen Arbeiten be­ zu prüfen, ob ein Scha­ ist doch klar, Lehrers in der Klasse sei­ notet werden. Zu diesen densersatzanspruch gegen vorgeschützten daß Schüler, die Krankheit aus den nes eigenen Kindes umge­ Leistungsnachweisen zäh­ den Freistaat Bayern be­ von ihren Eltern steht. Ihn machen die Ei­ Leistungsproben unterrichtet wer ­ hen. Dieser Fall kann et­ len an Vo lksschulen die abmelden und auf den, Inhalt und wa an einer kleinen Dorf­ Probearbeiten, an ande­ tern schriftlich bei der einen günstigeren Zeitpunkt jeder schule auftreten . Auch ren Schularten Stegreifauf­ Schulleitung geltend. Die­ Nachtermin speku ­ Pr obearbeit schon wenn der Vater als einzi­ gaben, Kurzarbeiten und se setzt sich dann mit der lieren. Stimmt vorher kennen . ger Lehrer der Schule ein Schulaufgaben. Um wel­ zuständigen Bezirksfi­ das? Das wären ja Ra­ bestimmtes Fach unter­ che Form der Arbeit es nanzdirektion in Verbin­ Walter H. - 0. beneltern, die richtet, z. B. evangelische sich auch handelt: Die dung. Nach Klärung der einen Stoff prü ­ Religionslehre, ist eine Schüler müssen stets von Sach- und Rechtslage Um Mißbrauch auszu­ fen, von dem sie solche Lage denkbar. vornherein wissen, ob sie wird den Eitern von dort schließen, können ge­ eine bloße Übungsaufga• mitgeteilt, ob Schadenser­ sundheitliche Gründe, die ••••••••••••••••••••••••••••••• be schreiben oder einen satz ge leistet wird oder einer gerechten Leistungs­ Leistungsnachweis, der nicht. Fällt der Bescheid beurteilung im Wege ste­ benotet wird . negativ aus oder geht e r hen, nachträglich nicht Leistungsnachweise in den Eltern ni cht innerhalb t anerkannt werden. Das schriftl icher Form dürfen von zwei Monaten zu, bestimmt § 77 Abs. 2 der a uch nur von der ganzen dann besteht die Möglich• Gymnasialschulordnung Klasse verlangt werden. Es keit, die Forderung bei (GSO). Er bezieht sich ist ni cht zulässig, sie nur Gericht einzuklagen. zwar auf die Abiturprü• von einzelnen Schülern fung, gilt aber gemäߧ 49 schreiben zu lassen oder Abs. 5 GSO auch für son­ für die Notenbildung her­ stige schriftliche Lei­ anzuziehen. Einzige Aus­ ••••••••••••••• stungsnachweise. nahme: Nachholarbeiten Schreiben Sie an: Erkrankt ein Schüler aber von Schülern, die den re­ Redaktion währendeiner Prüfung, so gulären Termin versäumt SCHULE&WIR hat er den Lehrer sofort haben. Salvatorstr. 2 darauf hinzuweisen. Im 8000 München 2 Zweifelsfall kann die ••••••••••••••• Jede Anfrage Schule zum unverzügli• mit vollständi­ chen Arztbesuch auffor­ ger Absender­ dern und ein Attest verlan­ Bade­ angabe wird gen. Bei offensichtlichen beantwortet. Erkrankungen, wie z. B. freuden S& W behan­ Ohnmacht, Krämpfen, Beim Schwimmunter­ delt Ihre Zu­ Allergieanfällen, Erbre­ richt im Hallenbad schrift ver­ chen usw., bedarf es kei­ wurde meiner Toch ­ traulich. Bei ner solchen Bescheini­ ter die Armbanduhr der Veröffent• gung, da sie auch für me­ ge s tohlen. Die lichung wer­ dizinische Laien feststell­ Sportlehrerin hat ­ den Name bar sind. Wird die Erkran- te nämlich die und Ad resse geändert.

7 chauplatz Küche. Die sechsjährige Sandra will sich selbst eine Tasse Kakao einschenken. Sie Sgreift nach dem dampfenden Topf auf der Herdplatte. Dabei schwappt der heiße Inhalt über und verbrüht die rechte Hand des Kindes. Schauplatz Wohnzimmer. Udo, zwei Jahre alt, erkundet seine Umwelt. Mit Mutters Stricknadel rückt er einer Steck­ dose zu Leibe. Fatale Folge: ein Stromschlag. Udos Verbren­ nungen müssen operativ ver­ sorgt werden. Schauplatz Hofeinfahrt Der neunjährige Florian will das Garagendach besteigen. Dabei verliert er den Halt und stürzt zwei Meter tief auf den har­ ten Beton. Schwere Gehirner­ schütterung und gebrochener Unterarm lautet der ärztl iche Befund . Wer bei dem Wort Unfall nur an die Gefahren der Straße denkt, der übersieht die hohe Zahl junger Menschen, die in Gärten, Treppenhäusern, Kü• chen und Wohnzimmern zu Schaden kommen . Bundesweit sind dies täglich mehr als tau­ send . Laut amtlicher Statistik ver­ unglückten 1985 auf Deutsch­ lands Straßen 43 625 Kinder, davon 460 tödlich. Durch Kinderspiel häusliche Unfälle aber haben mitder gleichzeitig annähernd 500000 Sp•nnung junge Men­ schen unter 15 Jahren Schaden ge­ nommen. 277 davon verloren ihr Leben . Kinder stür• zen auf Treppen und über Teppiche, von Wik­ keltischen, Bäumen und Balko­ nen. Sie verbrühen sich Arme, Brust und Beine, zerquetschen sich an Kinder leben gefähr• Türen, Garagentoren und Ma­ lich. Mehr als tau­ send pro Tag verun­ schinen die Finger. Sie treten glücken gerade auf Grasrechen und in rostige dort, wo man sie für Nägel, schneiden sich mit Mes­ besonders sicher sern und Scheren, verbrennen und geborgen hält: sich durch Stichflammen und in den eigenen vier Starkstrom, schlucken Fremd­ Wänden. körper und ätzende Säuren, er­ trinken in Badewannen, erstik­ ken in Kühlschränken, unter Federbetten . Weiter auf Seite 10

8 St11rtin die Krt~nken­ sttltion? Warnungen werden schnell vergessen, wenn das Abenteuer lockt. Nicht nur harmlose Narben, sondern auch lebenslanges Leid sind dann oft die Folge. Fortsetzung von Seite 8 Der Großteil der häuslichen Kinderunfälle verläuft glimpf­ lich, hinterläßt nur Schram­ men, blaue Flecken, eine Lük• ke in den Schneidezähnen. Doch etwa jedes zwanzigste Unfallkind braucht stationäre Behandlung. Viele Verletzun­ gen hinterlassen Spuren fürs ganze Leben: von der harmlo­ sen Narbe über verstümmelte Gliedmaßen bis hin zur Quer­ schnittslähmung. Wer die erschreckenden häuslichen Kinderunfälle ein­ dämmen will, der muß zuerst die Gefahren kennen und wis­ sen, woher sie stammen. Damit beschäftigt sich seit Jahren Dr. Gerhard Köhler, Rektor einer Sonderschule im unterfränki• schen Karlstadt am . Seine Ergebnisse hat er niedergelegt in einer umfangreichen wissen­ schaftlichen Studie*. Sie stützt sich auf die Unfall­ geschichte von rund 200 jun­ gen Patienten, die in der Uni­ Bil11nzder versitäts-Klinik Würzburg sta­ Blessuren­ tionär behandelt werden muß• Teil/ ten . Kinder aus Mietwohnun­ Wenn daheim Un­ gen waren ebenso darunter wie fälle passieren, hilft solche aus Einfamilienhäusern nicht immer die und von Bauernhöfen . Köhler Hausapotheke. Viele forschte in den Krankenberich­ Kinder. müssen dann ten, befragte die Eltern der Pa­ sogar in stationäre tienten. So ließen sich typische Behandlung. Das Merkmale zum Unfallgesche­ Schaubild unten zeigt, welche Kör• hen herauskristallisieren. perteile bei 276 Ver­ Auffällig ist zunächst, daß letzungen wie oft zwei von drei verunglückten betroffen waren. Kindern Buben sind . Mit zu­ Merke: Der Kinder­ nehmendem Alter erhöht sich unfall zielt in Rich­ ihr Unfallrisiko gegenüber den tung Kopf. Mädchen auf rund 75 Prozent. durch Küchenarbeit abgelenkt Das heißt: Bei den über Zehn­ und beobachtet die kindlichen jährigen kommt auf drei verun­ Umtriebe nicht. Gegen 16 Uhr glückte Buben nur ein Mäd• klettert die Unfallstatistik auf chen. ihren Gipfelpunkt. Nun sc · ~a Die Verteilung der Hausun­ Hals gen vor allem Stürze zu Bu ;.? fälle auf die einzelnen Alters­ Schulter die sich beim Spiel in Haus und gruppen zeigt, daß Kleinkinder 24 .--~ Brustkorb Garten ereignen.· am meisten gefährdet sind. Die Den berüchtigten schwarzen Hälfte der jungen Unfallpatien­ 29 Oberarm Freitag gibt es bei Hausunfällen ten ist nicht älter als vier Jahre. Ellenbogen nicht. Weit auffälliger sind die Den Sechs- bis Neunjährigen Wirbelsäule Dienstage und Samstage. Be­ stößt vergleichsweise wenig zu. .------1 Bauch sonders gefahrenträchtige Mo­ Danach häufen sich wieder die '-----1 Unterarm nate sind April und Oktober. Verletzungen. Der oft regennasse, rutschige Betrachtet man das Unfallge­ Boden in Garten und Hof treibt schehen über den Tag hinweg, in dieser Jahreszeit die Unfall­ so lassen sich drei >>Stoßzeiten« rate hoch. ausmachen (Schaubild S. 12). Wie das Schaubild aufS. 11 Die erste liegt in den Morgen­ zeigt, ereignet sich jeder dritte stunden . Viele der jungen Un­ Kinderunfall draußen, in Gar­ glücksraben verbrühen sich Knie ten und Hof, Garage, Stall, während der Frühstückszeit mit Scheune und Maschinenschup­ heißen Getränken. Der nächste Unterschenkel pen. Zwei Drittel spielen sich Spitzenwert wird gegen elf Uhr im Hausinnern ab, also in Kü• erreicht. Besonders Kleinkinder chen, Wohnräumen, Kellern-, kommen nun zu Schaden. Der Treppenhäusern und auf Dach­ wichtigste Grund: Mutter ist Sprunggelenk böden. Von den Unfallkindern der •} G. Köhler, Der häusliche Klnderunfall, Fuß 1985 by Deutscher Lloyd, München. Würzburger Uni-Klinik, die

10 Köhler untersuchte, kam weit von Bäumen, Mauern und Ge­ über die Hälfte durch einen ländern, verlieren das Gleich­ Sturz zu Schaden. Köhler konn­ gewicht auf Rollschuhen und te · feststellen, daß alle Alters- beim Skateboardfahren. uppen hier gleichermaßen Sogenannte »thermische« efährdet sind . Bei den Babys Verletzungen stehen als Unfall­ stehen die Stürze vom Wickel­ ursache an einer bemerkens­ tisch im Vordergrund. Typi­ werten zweiten Stelle. Sehr scher Ablauf: Die Mutter ist häufig ist dabei das Verbrühen. kurzfristig abgelenkt oder sucht ln ihrem Erkundungsdrang zie­ eine frische Windel. Während• hen besonders die Ein- bis Drei­ dessen strampelt sich das Kind jährigen nur allzugern Kannen in seinem natürlichen Bewe­ und Töpfe mit kochendem ln­ gungsdrang von der Ablage. halt von Herd oder Tisch . An­ Wenn die Kleinen ab dem dere Kinder holen sich schwere zweiten Lebensjahr richtig lau­ Verbrennungen, weil sie mit fen können, nimmt das Sturzge­ der glühenden Kochplatte oder schehen vielfältigere Formen dem heißen Bügeleisen in Kon­ an. Gefahrenort ist nun vor al­ Bil11nzder takt kommen . Den Größeren lem die Treppe. Viele Kinder Blessuren­ schließlich droht die Gefahr, fallen auch gegen Heizkörper, Teil// wenn sie Spiritus ins Grill­ vom Mülleimer, Bettkasten feuer gießen oder mit Feuer­ oder Stuhl. Sie rutschen auf Eine halbe Million werkskörpern hantieren. glatten Böden aus oder kippen Kinder kommt jährlich bei uns im Andere typische Beispiele von einer Fensterbank, auf die Elternhaus zu Scha­ aus dem Würzburger Patienten­ sie geklettert sind . Im Kinder­ den. Der Unfallteufel kreis: Viele Kinder mußten we­ garten- und Schulalter führen lauert vor allem in gen Schnittverletzungen behan­ Spielen, Laufen und Toben zu Garten, Hof und delt werden. Meistens waren es den meisten Stürzen. Jetzt fal­ Küche. Buben, die in Scherben traten len die Kinder beim Klettern Bitte umblättern

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- j Fortsetzung von Seite 11 von Erwachsenen. Die bloße oder mit einer Flasche in der Anwesenheit der Eitern allein Hand stürzten. Andere verletz­ schützt also nicht immer vor ten sich beim Holzhacken und Schaden. Ihre Aufgabe muß es Schnitzen oder rannten gegen sein, den Kindern die Gefahr Glastüren. Ein Bub trat auf den noch bewußter zu machen und Rechen. Der hochschnellende sie konsequent davor zu be­ Stil schlug ihm eine Platzwun­ wahren. de am Kopf und brachte ihn mit Verbote allein genügen hier­ einer Gehirnerschütterung ins bei selbstverständlich nicht. Der Krankenhaus. Sechs von 200 Grund: Kinder sind keine Er­ / Kindern wurden von Hunden wachsenen. Sie lassen sich nicht gebissen, die sie geneckt, er­ durch bloße Worte vor den Ge­ schreckt oder beim Fressen ge­ fahren der Umgebung schützen. stört hatten. Jejüngersiesind, umsoweniger Zu grausamen Unfällen begreifen sie die Warnungen der kommt es, wenn Kinderhände Eitern. in Futter- und Häckselmaschi• Ihr natürlicher Eroberungs­ nen geraten oder in Vaters und Erkenntnisdrang, ihre legiti­ Werkstatt mit einer Elektrofräse me Neugier und Abenteuerlust Bekanntschaft machen. Ernst­ sind dafür viel zu stark. Der bun­ hafte Folgen zieht immer wie­ te Kochtopf auf dem Herd ist für der auch das Verschlucken von sie genauso unwiderstehlich wie abgebrochenen Gabelzinken die giftgrüne Spiritusflasche. und Nähnadeln nach sich. Auch bei älteren Kindern si Schließlich weist Köhler auf die Mahnungen und Verbote der vielen Vergiftungen bei Klein­ tern schnell vergessen, wenn ein kindern hin, verursacht durch Baum oder das Garagendach ungesichert aufbewahrte Medi­ zum Klettern reizt. kamente oder Putz- und Pflan­ Selbst die beste Erziehung zenschutzmitteL schafft also noch kein unfallsi­ Vielfältig wie die Unfälle cheres Kind. Man muß versu­ sind auch die Körperschäden, chen, die Umwelt "kindersi­ die sich daraus ergeben. Am cher" zu machen. Der berühm• meisten wird der Kopf in Mitlei­ te Spruch "Messer, Gabel, denschaft gezogen (Schaubild Schere, Licht sind für kleine S. 10). Bei den von Köhler un­ Kinder nicht" wendet sich nicht tersuchten Kindern stand mit nur an die Kleinen, sondern über dreißig Prozent Anteil die will vor allem von den Großen Gehirnerschütterung an erster beherzigt sein. Sie müssen die Stelle. Danach folgen Kno­ typischen Gefahrenstellen in chenbrüche und Verbrühun• Haus, Hof und Garten erken­ gen. Den vierten Platz nehmen nen und entschärfen. Nur da­ die Weichteilverletzungen ein, durch wird sich die erschrek­ also Platz-, Stich- und Schnitt­ kend hohe Unfallrate zurück• wunden, Quetschungen und drängen lassen. Tierbisse. Es gibt viele Broschüren, Zeit­ Wer nun glaubt, Kinderunfäl• schriften oder Fernsehspots, die le passieren meist dann, wenn über Schutzmaßnahmen aufkl ­ Buben und Mädchen alleine ren. Abgesperrte Arzneischrän • sind, der irrt. Weit über die ke, Geräteschuppen und Werk­ Hälfte des jungen Patienten­ stätten gehören ebenso dazu wie kreises der Würzburger Uni­ rutschfeste Treppen und Teppi­ Klinik verunglückte im Beisein che oder gesicherte Steckdosen, Geländer und Balkone. Sämtliche Einzelmaßnahmen aufzuführen, würde hier zu weit führen. Dr. Köhler hat in seiner Studie alles, was er aus der Re­ konstruktion der typischen Hausunfälle an praktischen Tips 12% 12 Bil11nz der Blessuren­ für die Sicherheit ermitteln 10 konnte, zusammengestellt. Teil/li Acht Seiten umfaßt seine 8 Der häusliche Kin­ "Checkliste", die die Eitern un­ derunfall hat drei bedingt kennen sollten. SCHU­ 6 ,.Stoßzeiten". Die er­ LE & WIR hält sie in einem Son­ ste liegt beim Früh• derdruck für interessierte Leser 4 stück, die nächste gegen 11 Uhr, wenn bereit. Wer den Service nutzen 2 die Mütter das Mit­ möchte, bestellt sein Frei­ tagessen kochen. exemplar bei der Redaktion Den Gipfel erklimmt SCHULE & WIR, in 8000 Mün• 123456 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 11 18 19 20 21 22 23 24 Uhr die Unfallkurve von chen 2, Salvatorstraße 2. Post­ '------' 14 bis 16 Uhr. karte genügt. e

12 Antworten auf seine Fragen er­ Postzustellung, der Bahnbe­ hält: Welchen Glättegrad hat trieb usw. Ob Versicherung das Papier? Wie ist es mit der oder Versandhaus, Busunter­ Reißfestigkeit bestellt? Wie nehmen, Badeanstalt oder lm­ groß sind Weißgehalt und bißstube: Überall können junge Lichtdurchlässigkeit? Weil das Leute testen, was ihnen für ihr ohne Theorie nicht geht, darum Geld geboten wird. läuft neben der praktischen Bei der Themengruppe "Ver­ Testarbeit ein intensives Studi­ braucherprobleme" gingen um von Fachbüchern. Jungtester zuletzt der Frage Nach einem Vierteljahr hat nach, ob und wie sich das neue Themas auf neun Schreibma­ Umweltbewußtsein auf den schinenseiten seinen Ergebnis­ Kauf bestimmter Produkte aus­ bericht fertig. Er schickt ihn an wirkt. Andere prüften, ob sich die Stiftung Warentest als Bei­ Verbraucher markentreu ver­ trag für den Bundeswettbewerb halten, und wie Käufer die Son­ "Jugend testet". Der Lohn ließ derangebote nützten. Originell nicht lange auf sich warten. war auch der Test mit den Kum­ ..homas belegte unter mehr mer-Briefkästen der Jugendzeit­ I als 1000 Teilnehmern in sei­ schriften. ner Altersgruppe den zweiten rür die besten Arbeiten ver­ Platz. Dafür erhielt er als Preis rgibt die Stiftung Warentest 750 bare Mark und weitere 400 viele wertvolle Preise: Sechs­ DM als Sonderprämie des mal DM 1000, sechsmal DM bayerischen Wirtschaftsmini­ 750 und sechsmal DM 500 steriums. sind zu gewinnen. Dazu winkt Thomas Weichenberger testete Alle zwei Jahre ruft die Berli­ eine Fahrt nach Berlin. ln Bay­ Wettbewerb die Qualität von Schulheften. ner Stiftung Warentest bundes­ ern stehen darüber hinaus für weit zum Wettbewerb "Jugend besonders gelungene Arbeiten testet" auf. Bis heute haben dar­ Sonderpreise des Staatsministe­ an schon mehr als 2500 junge riums für Wirtschaft und Ver­ PRÄMIEN Leute teilgenommen. Im Jahre kehr bereit. Wenn diese bayeri­ 1987 ist es wieder soweit. Auf schen Sonderpreise ver I iehen den Prüfstand kommen Waren werden, gibt es immer auch aller Art, Dienstleistungen und ein interessantes Rahmenpro­ FIJR allgemeine Verbraucherfragen. gramm. 1979 schaute man sich Bei den Waren soll ihre Qua­ z. B. gemeinsam das Landes­ lität untersucht werden. Ob es für Maß und Gewicht in sich uin Fruchtsäfte, Flecken­ München an, 1985 die Bayer. DIEBESTEN wasser oder Fahrradschläuche, Münzprägeanstalt Turnschuhe oder den Tintentod l.ler kann nun mitmachen handelt- die Auswahl der Pro­ ••bei diesem Wettbewerb? PRUFER dukte ist den jungen Leuten Aufgerufen sind alle jungen Leu­ selbst überlassen. Auch werden te von 14 bis 20 Jahren. Die Un­ Alle zwei Jahre gibt uch mit einem Mißgeschick keine finanziell oder technisch tersuchungsberichte nimmt die es den bundeswei­ A kann man sein Glück ma­ aufwendigen Prüfmethoden Stiftung Warentest abernicht nur chen. Das zeigt diese Ge­ verlangt. Um so mehr kommt von Einzelpersonen entgegen. ten Wettbewerb schichte. Sie beginnt an einem es auf viel Phantasie an. Auch ein Freundeskreis oder "Jugend testet". Nachmittag im Januar 1985. eim Wettbewerb 1985, an ganze Schulklassen können ge­ Mitmachen können Der 16jährige Thomas Wei­ Bdem auch Thomas teil­ meinsam ans Werk gehen. junge Leute zwi­ chenberger, Gymnasiast in ln­ nahm, wurden z. B. Backpul­ Der Testbericht muß mit der schen 14 und 20. golstadt, brütet über einem Auf­ ver-Marken untersucht und ver­ Maschine getippt sein und darf satz. Während seine Gedanken glicheo. Gibt es Qualitätsunter• nicht mehr als 10 Schreibma­ Sie sollen prüfen, in die Ferne schweifen, passiert schiede zwischen der Sorte zu schinenseiten umfassen (ohne was die Waren wirk­ die Panne: Aus dem Füller 9 Pfennig und der Sorte zu 20 Tabel len und Zeichnungen). lich wert sind. tropft ihm ein Tintenklecks ins Pfennig? Ist der Preisunter­ Wer mitmachen möchte, mel­ Heft! Entsetzt sieht Thomas, schied gerechtfertigt? Ein ande­ det sich bis spätestens 28. Fe­ wie sich der ungebetene Gast rer Teilnehmer prüfte die Halte­ bruar 1987 bei der hier immer breiter macht. kraft von Allesklebern. ln Bay­ Stiftung Warentest "Schreibpapier ist doch kein reuth testete man den Dienstlei­ "Jugend testet" Löschpapier!" schimpft The­ stungsservice der Banken. Der Lützowplatz 11-13, mas. Von Stund' an beginnt er, Schüler Herbert Ackermann 1 000 Berlin 30, sich Gedanken zu machen über aus Bad Berneck bekam dafür (Tel. 030/2631-241). den Stoff, aus dem die Schul­ einen Bundespreis und eine Zu­ hefte sind. ln zahlreichen Ver­ satzprämie des bayerischen Hier gibt es kostenlos die Un­ suchen geht er der Frage nach, Wirtschaftsministeriums. terlagen für die Teilnahme. Bis ob das Papier hält, was sein ntersuchen lassen sich nach zum 31. Mai 1987 müssen Preis verspricht. Uäiesem Muster die verschie­ dann die Arbeiten eingereicht Dutzende von Tests denkt er densten Dienstleistungsbran­ sein. S&W drückt allen bayeri­ sich dafür aus und tüftelt so lan­ chen, z. B. Reisebüros, Tank­ schen Teilnehmern schon heu- ge an ihnen herum, bis er klare stellen, Anwaltskanzleien, die te kräftig den Daumen. • e \'\>.'< ~e,s ~ ~(('9~\>.~e ~'(e:s\e'< ""' ~e Leuchte, roter Stern, weit hinaus ... Auf der Fabrik, vor unserem Haus, leuchtet ein Stern weit hinaus. Den roten Stern, den kenne ich gut. Er bedeutet Frieden, Freundschaft und Mut. Die rote Farbe, sie ist mir bekannt. Das heißt: Bei uns leiten die Arbeiter und Bauern das Land. Sowjetsoldat, du trugst den Stern. Du hast uns befreit, wir haben dich gern. Kinderlachen in jedem Haus. Leuchte, roter Stern, weit hinaus.

"Politisch' Lied"-schon

14 ie Geschichte beginnt im Winter beim Schlitt­ schuhlaufen. Unsanft Dprallt die 14jährige Ka­ trin mit dem wenig älteren Frank zusammen. Sie stürzt und verletzt sich am Kn ie. Der Junge bringt das Mädchen zum Arzt und anschließend nach Hause. Der Funke springt über, es entwickelt sich eine Liebesge­ schichte. Sie heißt "Das Mäd• chen und der Junge". Erschie­ nen ist das Buch 1981 in Ost­ berlin. Es erzählt, wie sich zwei junge Menschen zuerst finden, dann aber wieder verlieren . Weshalb scheitert ihre Bezie­ hung? Waren etwa Eitern oder Leh­ rer mit der Liebe nicht einver­ standen? Keineswegs! Auch Untreue, Eifersucht und alle sonst bekannten Störenfriede scheiden aus. Woran also zer­ bricht das junge Glück? Ant­ wort: am falschen Bewußtsein! Das ist ein hierzulande unbe- kannter Liebestöter. Aber um so ., verderblicher treibt er offenbar hinter dem Eisernen Vorhang sein Unwesen. Der Nährbo- den, auf dem er dort im "real existierenden Sozialismus" ge- deiht, ist der Klassengegensatz nach Kar! Marx. Das geht so: Katrins Eltern sind Arbeiter in einfachen Le­ bensumständen. Frank dagegen stammt aus gutbürgerlichen Kreisen. Mit seinen Eltern lebt er in einer Villa, umgeben von gehobenen Konsumgütern. Der Grund des Wohlstands: Franks Vater leitet eine Fabrik. Weil die beiden Liebesleute unterschiedlicher Abstammung sind, muß sich bei ihnen nach Karl Marx von klein auf auch ein konträres Bewußtsein her­ ausbilden. Katrin denkt auto­ matisch "richtig", weil sie ein Kind der Arbeiterklasse ist. Frank dagegen liegt falsch, weil er als Bürgerspraß lauter ver­ quere Ansichten in seinem Kopf entwickelt. Das stört die Ein- tracht, zerstört zuletzt die Liebe der beiden. Beweise für Franks "falsches" Bewußtsein: Er kann nicht ein­ sehen, warum seine Freundin wie ihre Mutter Fabrikarbeiterin werden sollte. Ein andermal lobt Katrin die Vielfalt des Bü- Bitte umblättern

15 Eine Leidion über Jugend-Lite"".,r hinter Ma Fortsetzung von Seite 15 von Katrin und Frank bemühen nerzahl der "DDR" ist das vorbildlichem Einsatz für kom­ cher-Angebots in der "DDR", sich Hunderte weiterer Titel, durchaus respektabel. Und die­ munistische Ideen dienen der Frank aber nörgelt daran diesen politischen Vorgaben se Bücher finden auch Abneh­ Parteidoktrin. herum. gerecht zu werden . Hierüber mer. Die Rangfolge der belieb­ Da ist z. B. "Teddy", ein Die Störungen durch falsches wachen Gutachter und Zenso­ testen Freizeitbeschäftigungen Buch über Ernst Thälmann, den Bewußtsein erreichen ein kriti­ ren der Sozialistischen Einheits­ verzeichnet in der "DDR" das ehemaligen Führer der Kom­ sches Stadium, als Katrin ihre partei Deutschlands (SED). Sie Lesen schon auf Platz vier. munistischen Partei Deutsch­ sozial istische "Jugendweihe" verteilen die Themen und kon­ 17000 Leihbibliotheken befrie­ lands (KPD) . "Wolodja" erzählt feiert. Auch Frank ist dazu ein­ trollieren die fertigen Manu­ digen dort die Nachfrage. von Lenins Gefangenschaft in geladen . Doch in diesem Kreis skripte. Aber nicht nur Liebesge­ einem sibirischen Straflager der fühlt er sich bezeichnenderwei­ Dabei entwickeln sie wahren schichten wie die von Katrin Zarenzeit Neben solchen He­ se gar nicht wohl. Bienenfleiß. Rund 800 neue Ti­ und Frank füllen die Regale. roen werden der Jugend auch Am Ende der Geschichte ver­ tel dürfen jedes Jahr erschei­ Auch Lebensbeschreibungen weniger bekannte Vorbilder sucht er das Mädchen von einer nen. Gemessen an der Einwoh- von Männern und Frauen · mit präsentiert. Der Band "Die Schulfahrt nach Prag abzuwer­ Tochter bin ich" handelt z. B. ben . Statt dessen macht er ihm vom Schicksal einer deutschen eine private Reise an die Ostsee Kommunistin, die sich im 2. schmackhaft. Katrin aber weiß, Weltkrieg französischen Wi was sich für ein Arbeiterkind Standskämpfern anschloß. gehört und wählt "klassenbe­ Wie überall auf der Weit in- · wußt" die Fahrt mit den Schul­ teressiert sich auch die Jugend kameraden . Frank und seine der "DDR" für das Sachbuch. bürgerliche Lebenseinstellung Greift sie dabei zu dem Band sind abgeblitzt. ,Auf dem Flügelpferd durch die So ist das Mädchen für den Zeiten", dann findet sie dort ein Arbeiter- und Bauernstaat ge­ Kapitel über den biblischen rettet. Der falsch gepolte Bür­ Moses. Es verliert aber kein gerspraß hat es nicht geschafft, Wort über die Weltreligion, die seine Freundin aus dem Kollek­ er im göttlichen Auftrag stiftete. tiv herauszubrechen. Die Mo­ Der Held wird umfrisiert zum ral von der Geschieht: Arbeiter­ revolutionären Arbeiterführer, kind, laß dich nie ein mit feiner der sein Volk vom Joch der Leute Nachwuchs. Eine Ver­ ägyptischen Ausbeuter befreit. söhnung, ein Ausgleich zwi­ Das Kapitel "Bei den India­ schen den Klassen kann und nern vor 6000 Jahren" geht darf nicht stattfinden. Selbst die nach gleichem Schema vor: Liebe muß hier kapitul ieren, es Eine Priesterkaste benützt den gibt kein Happy-End in solchen "faulen Zauber" Religion zur Affären. Versklavung der armseligen Verwundert hört man da, Unterschicht. was der "DDR"-Außenminister Besonders reich sortiert ist vor der UNO in New York sag­ das "DDR"-Jugendbuch bf . te : "Literatur für die jungen Le­ Thema Heimat. Ein vielstim ser unseres Landes ist nicht ger Lobgesang auf den Fort­ denkbar ohne tiefen Humanis­ schritt im eigenen Land tönt uns mus." Die Geschichte von Ka­ da entgegen . Die "Hiddensee­ trin und Frank kann er damit Sehfahrt" entführt die Leser nicht gemeint haben. Sie zeigt zum Beispiel an den Ostsee­ nämlich keinen tiefen Huma­ strand. Staunend vernehmen nismus, sondern wie man tiefe sie, daß die Küstenfischer frü• Gräben aufreißt zwischen jun­ her kapitalistischen Großhänd• gen Menschen und ihre Liebe lern ausgeliefert waren. Dank einer barbarischen Parteidok­ Kommunismus sind sie aber da­ trin opfert. Vom Klassenfeind von befreit und arbeiten jetzt zum Rassenfeind ist da nur ein unter staatlicher Regie für eine Schritt. "FPG", eine Fischereiproduk­ Weit besser als der "DDR"­ tionsgenossenschaft. An die Außenminister definiert das Stelle des kapitalistischen Auf­ "Kuratorium sozialistische Kin ­ käufers ist also der sozialisti­ derliteratur", was "DDR"-Ju­ sche. getreten. Werin das kein gendbücher eigentlich wollen: Fortschritt ist! "Die Kinder und Jugendlichen Das Buch "Sieben Wunder sollen durch wirkungsvolle und für Jim" strickt am gleichen Mu­ erlebnisstarke Literaturwerke ster. Eine Woche lang läßt es befähigt werden, ihre Klassen­ einen naiven Besucher aus dem pflicht als junge Sozialisten zu Westen kreuz und quer durch erfüllen." Wie die Geschichte die "DDR" reisen . Von Berlin

16 uer Und Stllcheldr11ht bis Bautzen, von Leuna bis Ro­ flucht. Dann schlägt er sich gewährt auch der Band "Stol­ westdeutschen U nternehmerfa­ stock, vom Harz bis zum Elb­ über Osterreich und die CSSR perschritte" von M irjam Press­ milie und damit ein Paradebei­ sandsteingebirge wird er dabei in die "DDR" durch. "Der Weg Ier. Erstmals erschienen ist das spiel für kapitalistische Unkul­ mit dem Staunen nicht mehr über die Grenze" heißt dieses Buch in einem westdeutschen tur. Der Vater vernachlässigt in fertig. 1985 erschienene Buch . Es en­ Verlag. Warum hat es den­ seiner Profitgier die Familie. Wo immer er Station macht, det mit einer Hymne auf die noch, als Lizenzausgabe, Auf­ Dafür richtet die alleingelasse­ überall ergießt sich ein Füllhorn große Freiheit hinter dem Eiser­ nahme gefunden in das Jugend­ ne Mutter den ganzen Ehrgeiz von Segnungen und Errungen­ nen Vorhang. Erst im gelqbten buchprogramm der "DDR"? auf ihre Kinder. Die beiden äl• schaften über die Bewohner. Land "DDR" kann Viktor das Offenbar deshalb, weil dieser teren halten dem Karrieredruck Die Biographie eines Mannes, wahre Leben beginnen. Es ist West-Import alle Erwartungen stand, das Nesthäkchen aber der sich dank SED vom Schlos­ ein Leben ohne Angst, inmitten und Wünsche der kommunisti­ zerbricht daran und nimmt sich ser zum Bauleiter hochgearbei­ "wirklicher Zivilisation", wie es schen Zensoren erfüllt. zuletzt das Leben . tet hat, entlockt ihm den Jubel­ wörtlich heißt. Einen düsteren Der Band bietet die traurige So ein Problembuch mag ruf: "Sie haben ungeheuer viel · Blick in die Weit des Westens Innenansicht einer kaputten überall sein Publikum finden. ln aus Ihrem Leben gemacht. Ihr den Jugendbibliotheken der Lebenslauf erscheint mir w ie "DDR" dagegen hat es einen be­ ein Wunder ... " sonderen Stellenwert. Ahnungs­ n solchen Beispielen er­ losen jungen Leuten bestätigt es nt der Besucher ]im, in das politische Propagandabild welch menschenfeindlichen vom "Wilden Westen" und sei­ Verhältnissen man in seiner ner maroden Gesellschaft. Und Heimat im Westen lebt. Von ausschließlich deshalb dürfen, einer Visite an der Berliner ja sollen sie es lesen . Mauer und am Todesstreifen Im Hinblick auf rein literari­ der Zonengrenze lesen wir lei­ sche Qualitäten ist der Band der nichts in diesem Buch . "Stolperschritte" übrigens be­ Einen ähn lichen "Lehrgang" merkenswert. Auch viele ande­ wie ]im, allerdings mit umge­ re in der "DDR" erschienene kehrten Vorzeichen, muß der Jugendbücher halten sprachlich 15jährige Veit absolvieren . Ihm ein respektables Niveau. Dane­ begegnen wir in dem Band ben fällt auf, wie psychologisch "Große Jungen weinen nicht". gesch ickt die Erzähler vorge­ Veit ist ein Kind der "DDR", hen. Wirkungsvoll kleiden sie wird aber von seiner ehrgeizi­ die politische Beiladung in ab­ gen Mutter in den Westen ge­ wechslungsreiche Handlun­ schickt, um dort eine bürgerli• gen, in Abenteuer, Spannung che Karriere zu machen. Die und Rührung. bundesdeutsche Wirklichkeit Nur selten erscheint die erweist sich dann - wir ahnen Staatspropaganda zu dick auf­ es- als Wolfsgesellschaft. getragen oder grobschlächtig. Der junge aus der " DDR" Gern versteckt man die politi­ ,.,- ' n sich darin nicht zurecht- sche Botschaft zwischen den Cien. Unterschwelliger Fa­ Zeilen. Um so tiefer sitzt dann schismus, rüder Antikommu­ natürlich die geistige Infektion nismus, Mißtrauen gegen den bei den naiven jungen Lesern. aus dem Ostblock übergelaufe• Es wäre falsch anzunehmen, nen )wan" und die rauhen Sit­ Mein Soldat steht Tag und Nacht die "DDR"-Jugendlektüre be­ ten am Arbeitsmarkt vergällen für den Frieden auf der Wacht. stehe nur aus politischer Ten­ ihm das Leben. Der Karriere­ Doch diesen Frieden zu beschützen denzliteratur. Man weiß dort traum platzt und läßt den jun­ sehr genau, daß jeder Einheits­ gen als Hilfsarbeiter zurück. heißt auch für mich, brei zu Abwehr und Überdruß Falsch beraten und ein Tor al­ die Zeit gut nützen. führt. Darum streut man in das so, wer aus der "DDR" in den Als Pionier, das ist doch klar, Lesefutter für die jungen Leute Westen wechseln möchte. auch immer wieder Geschich­ Den richtigen Weg nach hab ich Manöver jedes Jahr. ten ohne Klassenkampf und Meinung der "DDR"-Jugend­ Es korrum zu mir auch mein Soldat ideologischen Zeigefinger. buchautoren wählt dagegen und hilft mir dann Dafür, daß auch diese Pro­ Viktor. Er ist als amerikanischer mit Rat und Tat. dukte bei der Jugend kein Un­ Soldat in Westdeutschland sta­ heil anrichten und keine welt­ tioniert. Weil er den Vorgesetz­ Mit Karte, Kompaß umzugehn anschaulichen Fehlzündungen ten seine Zugehörigkeit zur ist auch für mich noch ein Problem. auslösen, sorgt dann die lük• kommunistischen Partei der Mein Soldat, der das schon kann, kenlose sonstige Indoktrina­ USA verschwiegen hat, muß er hat viel Geduld tion. Vom Kindergarten bis zu nun ein Verfahren vor dem Mi­ und spornt mich an. den Betriebskampfgruppen ver­ litärgerichtshof befürchten. bürgen sich dafür die Kader der Der drohenden Verurteilung Wenn mein Soldat Manöver hat, SED, der Sozialistischen "Ein­ entzieht er sich durch Fahnen- hilft Mischa ihm aus Leningrad. heiz"-Partei Deutschlands. e Gemeinsam sie dem Frieden dienen, drum lieb ich sie und lern von ihnen. 17 18 . ~ a1n.. 1/!~ ist ~erbst. Morgenn~bel JJIJI ~hegt uber dem we1tge- H ~~~~~dg~~e~~fn~e~~~du;;:~~~ frä~kischen Städ~chen Ma~kt- ~'II heJdenfeld aus fuhrt uns eme ARBilr sc~~~:n~~~ß~t~~~~ä~~ht es aus dem Flußtal hoch zur Gäu• .,.- fläche. Ein Dorf zieht vorbei: Stallungen, dunkle Scheunen, HEIM~ entlaubte Obstgärten. "Kar­ bach" lesen wir am Ortsschild. Wenig später lichtet sich das Grau, und in der plötzlich UNDf durchbrechenden Sonne steigt ruhig und waldgrün vor uns der Markige Sprüche Mühlberg auf. An seiner Flanke erkennen wir jetzt auch das über Umweltschutz Ziel der Fahrt. und Denkmalpflege Es ist ein Stück Feldmark, ein sind heute in aller baumbestandenes Geviert, gut Munde. Aber Worte drei Tagwerk groß. Mannshohe Mauern schneiden es hart aus allein genügen nicht. der Landschaft. Wortlos treten Darum schritt eine wir durch das eiserne Tor. Schulgemeinde zur Unter den hohen Bäumen Tat. Schon zehn reiht sich Grab an Grab. Fahles Jahre lang kümmern Herbstgras welkt um die Monu­ mente. Der Gedenkstein am sich junge Leute aus Eingang gibt Auskunft über den um abgeschiedenen Ort: Wir ste­ einen alten Juden­ hen in einem der vielen aufge­ friedhof .• Vergange­ lassenen jüdischen Friedhöfe nes soll nicht ver­ Frankens. Gut ein Jahrhundert lang, gessen sein", sagen von 1819 bis 1938, wurde das sie. Gräberfeld angelegt. Insgesamt sind es mehr als 200 Grabstätten mit über 300 Toten . Es waren Kaufleute, Händler und kleine Gewerbetreibende, die hier die letzte Ruhe fanden. Sie stammten alle aus den umliegenden Gemeinden, aus und , aus Erlenbach, Marktheidenfeld, Homburg, Karbach usw. Dort lebten Juden und Nichtjuden viele Generationen lang Tür an Tür. Wie sind sie miteinander ausgekommen? Alte Urkunden berichten, daß man Spannungen, Streit und Konflikte, wie es sie stets gibt, friedlich ausgetragen hat. Erst in Hitlers lOOOjährigem Reich sollte es anders werden. Hetze, Verfolgung, Deporta­ tion und Vernichtung machten nun dem Miteinander ein Ende. jäh brechen im Oktober 1938 die Grablegungen ab. Die Mo­ numente beginnen zu ver­ fallen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging die Anlage in die Obhut der jüdischen Kul­ tusgemeinde Würzburg über. Aber dem von ihr beauftragten Friedhofswärter gelang es nicht, dem Wildwuchs von Bäumen und Gestrüpp Herr zu Bitte umblättern

19 EINE•• SCHULER­ AKTION MIT TRADITION

Jäh brach 1938 die Grablegung hier ab. Dem ehrwürdigen Platz drohte der Untergang.

jungen Leute zu Pickel und zwei Lehrern und dem Gast aus Weinbauern . Viel zuviel davon . Schaufel, gruben die Wurzel­ der S&W-Redaktion, in aller ist schon kaputtgegangen. Da­ stöcke aus und machten die Frühe von Marktheidenfeld her­ gegen möchte ich was tun , ge­ Schon zehn Jahre Wege wieder begehbar. Ande­ aufgekommen zum alten Kar­ gen den Verfall und das Ver­ lang pflegen junge re Helfer lichteten die Gras­ bacher judenfriedhof. gessen. " Leute aus dem main­ wildnis und rodeten das Un­ Es ist kein leichtes Stück Ar­ Sich erinnern, Vergangenes fränkischen Markt­ kraut. Eine dritte Schar beit, die Gräber und Wege von bewahren, Zeugnisse sichern, heidenfeld einen schrubbte den Moosbelag von dem Herbstlaub freizumachen. ihren Sinn und ihre Bedeutung alten Judenfriedhof. den Grabsteinen. Unter fach­ Paarweise tragen die Schüler im Bewußtsein aufheben : Das Freiwillig. ln der männischer Anleitung wurden mit Abfallkörben die Blätterber• klingt immer wieder aus den Freizeit. sogar umgestürzte Monumente ge hinaus. Dann treten Sicheln, Schülerworten. Mit ihnen ver­ wieder hochgewuchtet und auf Gras- und Baumscheren in Ak­ bindet sich aber noch ein ande­ ihren Sockeln befestigt. So ent­ tion. Stunden sind seit der An ­ res Motiv. riß man in mühseliger Arbeit kunft vergangen, schon hat der Diese jungen Leute wollen ein altehrwürdiges Zeugn is Tag den Mittagspunkt über• nicht draußen stehen vor der fränkischer Kultur- und Heimat­ schritten. Tür und "Null Bock" zur Schau geschichte der Vergangenheit. Warum haben sich diese jun­ tragen . Sie wissen , wohin sie Aber dieses erste Großreine• gen Menschen bereiterklärt, die gehören, und sagen ja zu ihrem machen am Ende der siebziger warme, trockene Stube mit Leben in der Heimat, in den ­ Fortsetzung von Seite 19 Jahre war nur der An fang . Hätte dem feuchten, morgenkalten milien, in der Schule. Sie wi:;-J • werden . Dem ehrwürdigen man die Begräbn isstätte an­ und ungemütlichen Ort zu ver­ sen, daß viel zu tun ist, worum Platz drohte der Untergang. schließend wieder sich selbst tauschen? Diese Frage macht sich sonst niemand kümmern ln dieser Lage ergreift ein überlassen, wäre sie über kurz etwas befangen, löst Unsicher­ kann. Und das packen sie an. Lehrer des Balthasar-Neumann­ oder lang in die alte Wildnis heit aus . Kein Schüler hat eine Sie sind keine Miesmacher, Gymnasiums die Initiative. Sein zurückgesunken . Patentantwort parat. sondern Mitmacher. Name: Dr. Leonhard Scherg, Darum wurde die erste Ak­ Aber dann hält doch ein Auf der nächtlichen Heim­ damals Oberstudienrat und zu­ tion in den folgenden Jahren zu Mädchen inne bei der Arbeit, fahrt, irgendwo zwischen gleich ehrenamtlicher Heimat­ einer festen Einrichtung weiter­ streift sich das Haar aus der Marktheidenfeld und Mün• pfleger. Ihm gel ingt es, Gymna­ entwickelt. Aus dem Schulle­ Stirn. Nachdenklich geht ihr chen, tastet der Scheinwerfer siasten für eine freiwillige Ret­ ben des Balthasar-Neumann­ Blick über die Grabreihen, es über die Sprühschrift an einer tungsaktion zu begeistern . Gymnasiums ist sie heute nicht lösen sich die Worte. Zögernd, Autobahnbrücke. " No future"­ Gründlich geplant und vorbe­ mehr wegzudenken. Jahr für redlich, ohne Pathos. keine Zukunft - springt für ein reitet, läuft sie im Sommer Jahr trifft sich nun, meist im "Das da gehört doch zu un­ paar Sekunden ins Auge. Da 1977 an. An unterrichtsfreien Herbst, wenn die Tage desTo­ serer Heimat", sagt die 17jähri• gehen die Gedanken zurück zu Tagen sammelten sich nun Ar­ tengedenkens näherrücken, ge. Ein Schüler in der Nähe der fleißigen Schülerschar im beitstrupps aus Lehrern und eine Schar Schüler, um ge­ nickt, nimmt den Faden auf: alten Judenfriedhof. junge Schülern an dem abgelegenen meinsam mit ihren Lehrern die )eh finde, der Friedhof ist ein Menschen schenkten seinen Ort. freiwillige Friedhofspflege fort­ Dokument und ein Denkmal. Toten aus freien Stücken einen Mit Säge, Axt und Baum­ zusetzen. Menschen haben ihn angelegt, Tag. Sie spüren: Sinn und Inhalt scheren rückte man zuerst dem Auch heute, an diesem Okto­ die einmal hier wohnten, wo kommen nicht von allein ins Gesträuch und dem Schwach­ bertag des Jah res 1986, ist es wir jetzt leben. Er erzählt Ge­ Leben . Zukunft läßt sich auch holz zu Leibe, das zwischen w ieder soweit. 15 Gymnasia­ schichte, er ist ein Stück Kultur nicht durch infantile Sprüche den Monumenten hochge­ sten aus der 10. und 11. Jahr­ wie eine Barockkirche oder die und Parolen meistern. Zukunft wachsen war. Dann griffen die gangsstute sind, begleitet von alten Fachwerkhäuser der hat, wer etwas für sie tut.

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