Schreckliche Stille Ne Seite Habe Ihre Position Aufgegeben
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Deutschland streiten. Doch kaum gingen sie auseinan- der, begann der Kleinkrieg von neuem. UNION Die CSU ließ verbreiten, die CDU sei von ihrer Kopfpauschale abgerückt. CDU- Generalsekretär Laurenz Meyer sagte, kei- Schreckliche Stille ne Seite habe ihre Position aufgegeben. Es geht darum, wer nach einer Einigung den In der Not springen Angela Merkel nur Frauen und Ostdeutsche Sieg reklamieren darf. Dabei ist weiter un- klar, ob es eine Einigung geben wird. zur Seite. Aber im Streit mit der CSU Beide Seiten trugen ihre Positionen vor über die Gesundheitspolitik gibt es einen Hoffnungsschimmer. und stellten fest: Sie passen nicht zusam- men. Ein eigenes, durchgerechnetes Modell hatte die CSU nicht. Die Bayern können warten. Angela Merkel braucht eine Eini- gung dringender als Edmund Stoiber. Sei- ne Umfragewerte sind stabil. CSU-Verhandlungschef Horst Seehofer versuchte zu erklären, wie die CSU sich eine Lösung vorstellt: Es ist eine kompli- zierte Konstruktion mit einer Prämie, ei- nem Fonds für den Arbeitgeberanteil, ei- nem Generationenfonds und einem ein- kommensabhängigen Beitrag. Selbst in der CSU-Spitze verstanden es nicht alle. CDU-Generalsekretär Meyer stellte das CDU-Modell vor: die gleiche Prämie für alle, einen Sozialausgleich über Steuern. Wie der finanziert werden soll, ist offen. Denkbar sei, den Spitzensteuersatz auf 38 statt wie geplant auf 36 Prozent abzusen- ken, erläuterte die CDU-Seite. Er könnte auch schon bei einem geringeren Einkom- men greifen. Festlegen wollte man sich nicht. Immerhin: Am Ende einigte man sich im Grundsatz auf ein Prämienmodell. „Die Kasse erhält für jeden Versicherten unab- hängig von Alter, Geschlecht und Gesund- MARC-STEFFEN UNGER MARC-STEFFEN heitszustand einen einheitlichen Beitrag, CDU-Vorsitzende Merkel*: Die Königin der Außenseiter die Prämie“, heißt es in einem Papier, dem beide Seiten zustimmten. Diese „entspricht m Freitagabend war Angela Mer- Merkel wirkte fast, als müsste man Mit- der durchschnittlichen Ausgabe der Kassen kel endlich unter Freunden. Sie leid mit ihr haben. Etwas Schlimmeres kann pro Versicherten“. Das klingt nach den Astand im Berliner Congress Center es für einen Spitzenpolitiker nicht geben. Vorstellungen der CDU. am Alexanderplatz, und gekommen wa- Doch dann blitzte ein schwacher Funken Gleichzeitig vereinbarten beide Seiten, ren CDU-Mitglieder aus Berlin, wo die Hoffnung auf. Im Streit um die Gesund- dass die Versicherten gemäß ihrem Ein- christdemokratische Parteichefin lebt, aus heitspolitik näherten sich CDU und CSU kommen belastet werden sollen. Das, Brandenburg, wo sie aufgewachsen ist, und ein kleines Stück an. glaubt die CSU, entspricht ihrer Forderung. aus Mecklenburg-Vorpommern, wo sie Am Freitag trafen sich Unterhändler der Der Regierungsberater Bert Rürup soll dem Landesverband angehört. Es saßen Parteien im Konrad-Adenauer-Haus. Sie nun rechnen, wie beide Vorstellungen zu- vor allem Ostdeutsche in der Kuppelhalle, versprachen, sich künftig nur um Inhalte zu sammengebracht werden können. Er ist die aussah, wie man sich zu Sputnik-Zeiten ein Mann der SPD. Die das Innere von Mondsiedlungen vorgestellt Union wirkt derzeit ziem- hat – versponnen futuristisch. lich hilflos. Merkel wirkte fröhlich. Sie sagte, sie freue Es war eine erste sich, bei Freunden sein zu können. Sie hat Annäherung, mehr nicht, ja nicht so viele. Das hat die vorige Woche aber auch nicht weniger. so deutlich gezeigt wie noch keine andere. Merkel hat jetzt ein wenig Sie war in Bedrängnis, weil ihr bester Luft, um Zustimmung für Wirtschaftsexperte Friedrich Merz von sei- sich selbst zu organisieren. nen Ämtern zurückgetreten war. Das ande- Hessens Ministerpräsi- re Schwergewicht ihrer Fraktion, Wolfgang dent Roland Koch saß vori- Schäuble, weigerte sich, dessen Nachfolger gen Dienstag in Ljubljana zu werden. Und Teile der Parteiführung beim slowenischen Außen- stritten darüber, ob es eine westdeutsche minister Ivo Vajgl. „Was ist Intrige gegen Merkel gebe oder nicht. eigentlich in der CDU los?“, wollte Vajgl wissen. Koch * Mit CSU-Landesgruppenchef Michael Glos am vorigen / DDP BRANDT MARCUS sagte: „Ich bin froh, dass ich Dienstag in Berlin. Merkel-Kontrahenten Merz, Schäuble: Schwerer Verlust im Ausland bin.“ Was hätte 34 der spiegel 44/2004 Deutschland er auch sagen sollen? Dass er Angela Mer- kel unterstützt? Das glaubt ihm niemand. Deutlicher als durch sein Schweigen hätte er kaum demonstrieren können, wie er zu Der Junge und der Müllbaron Merkel steht. Aber nicht nur Koch, auch der nordrhein-westfälische CDU-Chef Jür- Ronald Pofalla war in den Achtzigern ein aufstrebender, gen Rüttgers oder der saarländische Minis- aber mittelloser CDU-Jungstar. Doch er hatte einen Gönner. terpräsident Peter Müller blieben stumm. Für die Vorsitzende war es eine schreck- n seiner Heimat im kleinen Ort menarbeit habe in „der politischen Un- liche Stille. Die Ministerpräsidenten und Weeze am Niederrhein galt Ronald terstützung des Aufbaus“ und „der Er- Landeschefs aus dem Westen arbeiten IPofalla, der nun den scheidenden weiterung unseres Betriebes“ bestan- nicht aktiv an ihrem Sturz, aber sie stützen CDU-Wirtschaftsexperten Friedrich den. Schönmackers’ Firmenkonglome- sie nicht, wenn es schwierig wird. Das ha- Merz beerben soll, schon sehr früh als rat ist seitdem kräftig expandiert. ben sie ihr vorige Woche klar gemacht. Politiker mit Zukunft. Als 16-Jähriger Das „vertrauensvolle Verhältnis“ Und Merkel hat die Botschaft verstanden. war er 1975 in die CDU eingetreten, (Schönmackers) reichte weit ins Private. Ein paar Führungskräfte der Union haben vier Jahre später führte der Blond- Auf Pofallas Polterabend 1989 feierte der gesprochen, aber das waren die falschen, schopf bereits die CDU-Fraktion im Firmenchef kräftig mit. Gegenüber der und sie haben das Falsche gesagt. Ostdeut- Gemeinderat an. Steuerfahndung gab Pofallas inzwischen sche wie der thüringische Ministerpräsident Seine Parteioberen machten sich geschiedene Ehefrau zu Protokoll, dass Dieter Althaus oder der Landeschef von bald Gedanken, wie der aufstrebende die beiden Männer „lau- junge Mann am besten zu fördern sei. fenden Kontakt“ hatten Er kam aus kleinen Verhältnissen, die und des öfteren „einen Familie gehörte nicht zu den Begüter- getrunken“ hätten. ten: Pofallas Vater arbeitete in einer Kein Wunder also, Holzfabrik, seine Mutter starb früh an dass sich Pofalla, als seine Krebs. Von dieser Seite hatten der agi- Ehe 1996 in die Brüche le Junge, sein Bruder und seine Zwil- ging, wieder an seinen al- lingsschwester nicht viel zu erwarten. ten Freund wandte. Er Also wurde ein Sponsor für das brauchte 150 000 Mark. Jungtalent gesucht. Die Wahl fiel auf Von einem „starken fi- Bernhard Josef Schönmackers, einen nanziellen Druck auf hoch gewachsener Geschäftsmann, der Grund der bevorstehen- noch heute im Kreis Kleve Entsor- den Scheidung“ habe gungs- und Umweltfirmen betreibt. Auf sein einstiger Schützling grünen Lastern prangt sein Motto: damals gesprochen, erin- „Heute für morgen sorgen“. nert sich Schönmackers. Er sei vom damaligen Gemeinde- Pofalla, der zu dieser direktor Wienen „um eine Förderung Zeit bereits für die re- beziehungsweise Unterstützung des nommierte Anwaltskanz- Studiums des Herrn Pofalla gebeten“ lei Holthoff-Pförtner ar- worden, gab der Müllbaron im Som- beitete – prominentester mer 2000 zu Protokoll. Damals hatte Kunde Altkanzler Hel- die Essener Steuerfahndung gegen Ro- mut Kohl – und seit sechs LAURENCE CHAPERON nald Pofalla – der war mittlerweile Be- Jahren im Bundestag saß, Merz-Nachfolger Meister, Pofalla: Aufstrebendes Jungtalent zirksvorsitzender der CDU Nieder- wollte das Geld in bar. rhein – wegen Steuerhinterziehung er- Die Art der Auszahlung überraschte Mecklenburg-Vorpommern, Eckhardt Reh- mittelt. Das Verfahren wurde aber im seinen Gönner, er wäre davon ausge- berg, spekulierten über eine Intrige gegen gleichen Jahr eingestellt. gangen, „dass solche Geldbewegungen Merkel. Sie bestätigten damit öffentlich, wie Der CDU-Youngster bekam prompt von Konto zu Konto zu erfolgen haben“. umstritten Merkel in der Parteiführung ist. einen „Beratervertrag“, der nach Der Unternehmer entsprach dem In der Bundestagsfraktion meldete sich Schönmackers’ Erinnerung zwei oder Wunsch. Bis zu seiner Vernehmung im vorigen Dienstag die ostdeutsche Abge- drei Jahre lief und dem Studenten in Sommer 2000 hat Schönmackers, laut ordnete Vera Lengsfeld zu Wort. Sie den achtziger Jahren monatlich zwi- Aussage bei der Steuerfahndung, Po- attackierte die Gegner Merkels und sprach schen 1200 und 1300 Mark einbrachte. falla „regelmäßig“ auf die Rückzahlung vom „menschlich miesesten Verhalten, das „Sinn und Zweck unserer Zusam- angesprochen, dieser habe „jedes Mal ich seit 1990 erlebt habe“. Unterstützung menarbeit“, so der Geschäftsmann, weiterhin den Wunsch geäußert, diese kam auch von der rheinland-pfälzischen „war es grundsätzlich, Herrn Pofalla Rückzahlung zu verschieben“. Ob das Abgeordneten Julia Klöckner: „Merkel soll für sein Jurastudium eine gewisse fi- Darlehen inzwischen getilgt wurde, ist auf einer Ebene demontiert werden, die nanzielle Basis zu geben.“ Dessen nicht bekannt. nichts mit Politik zu tun hat, sondern mit Hauptaufgabe seien „politische Kon- Pofalla möchte sich zu den Vorgän- der Tatsache, dass sie Frau ist.“ takte“ gewesen und die Bearbeitung gen nicht äußern. Sein Bundestagsbüro Frauen und Ostdeutsche, in der politi- von Fragen des Miet- und Arbeits- teilte mit, dass er vor seiner Wahl zum schen Welt sind das immer noch Außen- rechts. Fraktionsvize am Dienstag nichts sa- seiter. Merkel wirkte vergangene