bulwiengesa

Fortschreibung Einzelhandelskonzept

Hamburg, den 10. November 2020

Vorstand: Ralf-Peter Koschny (Sprecher) Aufsichtsrat: bulwiengesa AG Thomas Voßkamp Bernhard H. Hansen Hauptsitz: Berlin Moorfuhrtweg 13 Sven Carstensen (Vorsitzender) Rechtsform: AG HypoVereinsbank München Member of GCSC e.V. 22301 Hamburg [email protected] Hartmut Bulwien USt-ID: DE 164508347 BIC: HYVEDEMMXXX Tel. +49 40 42 32 22-0 www.bulwiengesa.de (Ehrenvorsitzender) Charlottenburg HRB 95407 B IBAN: DE13700202704410433058 Fax. +49 40 42 32 22-12

© bulwiengesa AG 2013 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

INHALT Einleitung A.1 Untersuchungsanlass und -ziele 3 A.2 Untersuchungsinhalte 5 A.3 Methodik, Datengrundlagen und Arbeitsschritte 8 Markt- und Standortanalyse B.1 Standortrahmendaten 10 B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen 23 B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektiven unter Berücksichtigung der Covid-19-Pandemie 32 B.4 Nachfragevolumen - mittelfristige Vorausschau 37 B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf 40 B.6 Einzelhandelsstrukturen Innenstadt 48 B.7 Evaluierung Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt 53 B.8 Einzelhandelsstrukturen Streulagen Bad Nenndorf 59 B.9 Einzelhandelsstrukturen Gewerbegebiet Nord 60 B.10 Einzelhandelsstrukturen Bückethaler Landwehr 62 B.11 Planungen Bückethaler Landwehr 66 B.12 Nahversorgungsnetz und Nahversorgungsabdeckung 67 B.13 Einzelhandelsstrukturen im übrigen Samtgemeindegebiet 72 B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten 73 B.15 Zentralitätsentwicklung 80 B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial 83 Konzept C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept 96 C.2 Evaluierung Standort- und Zentrenkonzept 102 C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf 104 C.4 Übergeordnete Entwicklungsleitlinien zur Handelsentwicklung in Bad Nenndorf 112 C.5 Empfehlungen zur Sortimentssteuerung 114 C.6 Nahversorgungskonzept 116 C.7 Empfehlungen zur Innenstadtentwicklung 119 C.8 Empfehlungen zur Entwicklung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr 122 C.9 Empfehlungen zur Entwicklung Gewerbegebiet Nord 127

© bulwiengesa AG 2020 Seite 2 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa A 1. Untersuchungsanlass und -ziele █ Die Stadt Bad Nenndorf orientiert ihre Einzelhandelsentwicklung an dem kommunalen "Zielkonzept Einzelhandel 2009 für die Stadt Bad Nenndorf", das mit Beschluss des Rates der Stadt Bad Nenndorf vom 24.06.2009 als Entwicklungsplan der Stadt Bad Nenndorf dient, der Richtlinien für die Entwicklung des Einzelhandels in der Stadt bzw. die wesentlichen Entwicklungsziele im Bereich Einzel- handel beinhaltet. Grundlage hierfür ist der von der bulwiengesa AG 2008 vorlegte Konzeptentwurf "EINZELHANDELSKONZEPT für die Stadt 31542 Bad Nenndorf"). Insofern ruht das Zielkonzept auf der Datenbasis und den Empfehlungen der von der bulwiengsa AG 2008 vorgelegten Ausarbeitung. Nach mehr als 10 Jahren haben sich die Angebots- und Marktrahmenbedingungen deutlich ver- ändert. Hier sind insbesondere die erfolgreichen Ansiedlungen großflächiger neuer Betriebe in der Innenstadt (Rewe, Dänisches Bettenlager und NKD) sowie die Flächenerweiterungen von Betrieben imn Randbereichen (u. a. WEZ an der Rodenberger Allee so- wie Möbel Heinrich und Hammer Heimtex im Fachmarktbereich Bückethaler Landwehr) zu nennen. Neben diesem spürbaren Ange- botsausbau und insbesondere der signifikanten Stärkung des Zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt ist in Bad Nenndorf zu- dem eine positive Einwohnerentwicklung festzustellen. U. a. durch die Ausweisung neuer Wohngebiete ist auch künfitg mit wachsen- den Bevölkerungszahlen zu rechnen, so dass auch das Nachfragepotenzial steigen wird. Zu beachten sind dabei sektoral unter- schiedliche Verläufe im Einzelhandel: Während das Nachfragevolumen für die Nahversorgung kontinuierlich wächst und das beste- hende Versorgungsnetz davon profitieren kann, gerät der stationäre Nonfood-Handel weiterhin stark unter Druck, da der stetig wach- sende Onlinehandel insbesondere im aperiodischen Bedarfsbereich einen außerordentlich hohen Bedeutungs- bzw. Umsatzgewinn erfährt. Dieser Trend wurde durch die Folgen der Covid19-Pandemie noch verschärft. Zudem haben sich auch allgemeine Nachfra- ge- und Konsumtrends gewandelt (u. a. Rückgang der Shoppingtripps, Bedeutungszugewinn von Kopplungsmöglichkeiten). Mit Fortschreibung des LROP 2017 liegt auch ein veränderter raumordnerische Zielrahmen vor. Das "Zielkonzept Einzelhandel 2009" ist als Steuerungsgrundlage v. a. für Vorhaben der Nahversorgung und die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben inso- fern nicht mehr verwendbar.

█ Mit Inkrafttreten des Landes-Raumordnungsprogramms (LROP) 2017, welches in Kap. 2.3 die Regelungen bzw. Zulässigkeit der An- siedlung großflächigen Einzelhandels teilweise neu formulierte und damit erheblich veränderte sowie auch ergänzte Zielsetzungen enthält, sind auch die Inhalte Regionale Raumordnungsprogramme neu zu formulieren. Denn um die neuen Regelungen des LROP 2017 wirksam werden zu lassen, sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen (RROP) künftig flächendeckend u. a. die Zen- tralen Siedlungsgebiete der zentralen Orte zu bestimmen (war auch bisher bereits eine Aufgabe, jedoch noch nicht flächendeckend vorliegend) und mögliche Schwerpunkte der Nahversorgung unterhalb zentraler Orte im ländlichen Raum auszuweisen. Zudem ist wieder das Kongruenzgebot in Kraft gesetzt worden, welches im Grundsatz festlegt, dass sich die Einzelhandelsausstattung einer Gemeinde hinsichtlich Ausstrahlung und Reichweite an einem zugewiesenen zenralörtlichen Verflechtungsraum orienteren soll. U. a. zur Aufnahme der o. g. Festlegungen und zur Anpassung der Entwicklungsziele für großflächigen Einzelhandel befinden aktuell fast alle RROP in Niedersachsen in Überarbeitung - auch das RROP des Landkreises aus dem Jahre 2003.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 3 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa A.1 Untersuchungsanlass und -ziele █ Die grund- bzw. mittelzentrale Versorgungsfunktion der Samtgemeinde Nenndorf schließt neben den Einwohnern der Stadt Bad Nenndorf auch die Einwohner der weiteren Mitgliedsgemeinden Haste, und ein. Auch in diesem Teilraum konnte mit Ansiedlung eines Netto Lebensmitteldiscounters in Hohnhorst/Haste die Nahversorgungssituation in den letzten Jahren deutlich verbessert werden. Die Stadt Bad Nenndorf fungiert als Mittelzentrum, weitere Grundzentren sind im Samtgemeindegebiet nicht ausgewiesen. Ein Besonderheit des Einzelhandels in Bad Nenndorf ist dabei, dass großflächige, fachmarktorientierte Einzelhandels- betriebe im Standortbereich Bückethaler Landwehr seit geraumer Zeit einen z. T. deutlich größeren Versorgungsraum ansprechen, der räumlich über dem vom innerstädtischen Einzelhandel generierten Einzugsgebiet hinausgeht. Als fest etablierte Versorgungsbe- triebe sprechen diese Anbieter (allen voran das Möbelhaus Heinrich) die gesamt Region an.

█ Wie die Einzelhandelsansiedlungen in der Innenstadt der letzten Dekade zeigen, haben die großflächigen Betriebe am Standortbe- reich Bückethaler Landwehr nicht die einzelhändlerischen Entwicklung des Zentralen Versogungsbereiches Innenstadt einge- schränkt oder gar verhindert, obwohl z. T. komplementäre Anbieter an der Bückthaler Landwehr agieren. Dies verdeutlicht sehr ein- dringlich die seit Jahren bestehende Arbeitsteilung zwischen der auch mit den Erfordernissen des Kurbetriebs konfrontierten In- nenstadt und dem verkehrsorientierten Außenstandort im Osten der Stadt, wobei weitere Standorte diese beiden, mit einer je eige- nen einzelhändlerischen Eigenlogik versehenen Hotspots ergänzen. Zielt die Innenstadt von Bad Nenndorf als Zentraler Versor- gungsstandort mit ihren räumlichen einzelhändlerischen Einzelbereichen primär auf die Versorgung der Samtgemeinde und der Kur- gäste ab, bieten die Angebotsstrukturen an der Bücketahler Landwehr Möglichkeiten zur Abwicklung primär Pkw-gestützter Einkäufe (Vorratskauf periodischer Sortimente zum einem, Transport sperriger Güter aus dem Hartwarenbereich zum anderen). Beide Stand- ortbereiche sind für die samtgemeindliche Versorgungsfunktion gleichermaßen bedeutsam und erfüllen zudem gewisse einzelhänd- lerische Zusatzfunktionen (kleinteilige, durchaus auf das Kurgastpublikum abgestimmte Ladenangebote hier, mit großer Sortiments- tiefe versehener und einen weiten Kundenkreis ansprechender Fachmarkteinzelhandel dort). Hinsichtlich ihrer Entwicklung ist zwi- schen den beiden Standorten ein ausgewogenes Wettbewerbsverhältnis zu wahren. Ein möglicher weiterer Ausbau des Fachmarkt- bereiches Bückethaler Landwehr (größere Flächenpotenziale sind im Gegensatz zu Innenstadt hier gegeben) mit neuen Fachmarkt- betrieben, sollte dabei ohne Beeinträchtigung der Innenstadtfunktion erfolgen. Voraussetzung hierfür ist auch eine valide Datenba- sis.

█ Auch stehen weiterhin Erweiterungs- und Verlagerungsvorhaben einzelner Nahversorgungsbetreiber zur Anpassung ihrer Standorte an veränderte Marktbedingungen zur nahen Realisierung an (Aldi) bzw. werden beabsichtigt (Lidl).

© bulwiengesa AG 2020 Seite 4 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa A.2 Untersuchungsinhalte

█ Die genannten Faktoren geben Anlass, das lokale Einzelhandelskonzept sowohl hinsichtlich der Datengrundlage als auch der künfti- gen mindestens mittelfristig geltenden Leitlinien fortzuschreiben. Auf Basis einer Ausschreibung und eines Leistungsangebotes vom 20.11.2019 beauftragte am 02.03.2020 die Stadt Bad Nendorf die bulwiengesa AG, Hamburg, mit der Fortschreibung des Einzelhan- delskonzeptes für die Stadt Bad Nenndorf.

█ Zielsetzung der nachfolgenden Untersuchung ist eine Evaluierung und Fortschreibung des "Zielkonzeptes Einzelhandel", die als Kern eine Fortschreibung und Bewertung der örtlichen Einzelhandels- und Standortstruktur sowie eine Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches in der Stadtmitte nach einschlägigen fachlichen Maßstäben umfasst. Zudem werden die örtlichen Kaufkraft- verflechtungen analysiert und eine Tragfähigkeitsprüfung vorgenommen, so dass künftig ein nachhaltig tragfähiger Verkaufsflächen- rahmen in Bad Nenndorf vorliegt. Ferner wird der örtliche Katalog sogenannter zentrenrelevanter Sortimente überprüft und ggf. an veränderte Bedingungen angepasst. Die Untersuchungsschritte stellen sich wie folgt dar:

• Kurzabriss Makrostandort Stadt Bad Nenndorf: U. a. Lage Raum und zentralörtliche Bedeutung, Siedlungsstruktur und deren Entwicklung (Wohnungsbauentwicklung), gegebenes MIV- und ÖPNV-Verkehrsnetz, Pkw-Dichte, Einwohnerstand, Einwohner- entwicklung, Einwohnerprognose, Kaufkraftniveau im regionalen Vergleich, Daten zum Kurbetrieb und Entwicklung, Beschäfti- gung und regionale Pendlerverflechtungen.

• Neuerhebung und Leistungsbewertung des aktuellen Einzelhandelsbesatzes im gesamten Samtgemeindegebiet und Aufgliede- rung nach Teilräumen insgesamt (ZVB Innenstadt Bad Nenndorf und weitere wesentliche städtische Lagebereiche, wie u. a. Ge- werbegebiet Nord und Fachmarktbereich Bückethaler Landwehr, übrige Gemeinden der Samtgemeinde) insgesamt und den zehn bulwiengesa-Hauptwarengruppen zugeordnet; Qualifizierung und Charakterisierung relevanter Standortbereiche. Berech- nung des Umsatzpotenzials, der Flächenproduktivitäten und der lokalen Marktverteilung. Vergleich mit den Erhebungen aus 2008. Bewertung der Nahversorgungsabdeckung im Samtgemeindegebiet und Erstellung städtebaulicher Kurzprofile für die re- levanten Lagebereiche im Stadtgebiet.

• Evaluierung des 2008 abgegrenzten innerstädtischen zentralen Versorgungsbereiches nebst thematischer Kartierung/Visualisie- rung der jeweiligen Erdgeschossebene nach Nutzungsarten; des Weiteren Prüfung des übrigen Stadtgebietes auf bestehende weitere Standorte mit ausreichender Qualifikation als zentralen Versorgungsbereich.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 5 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa A.2 Untersuchungsinhalte • Analytische Überprüfung des 2008 ermittelten und seinerzeit empirisch evaluierten einzelhandelsrelevanten Einzugsgebietes für Bad Nenndorf. Berechnung des aktuellen und mittelfristig erwartbaren (Trendvorausschau) ladenhandelsrelevanten Nachfrage- volumens in Bad Nenndorf, differenziert nach bulwiengesa-Hauptwarengruppen; Neuberechnung und Bewertung der Einzelhan- delszentralität und der tatsächlich erzielten Kaufkraftbindung nach Marktzonen, differenziert nach Hauptwarengruppen.

• Tragfähigkeitsanalyse nach Hauptwarengruppen für Bad Nenndorf; Ableitung realistischer Zielumsätze anhand von Ziel-Kauf- kraftbindungsquoten im Einzugsgebiet für Bad Nenndorf. Durch Gewichtung des Zielumsatzes mit branchentypischen und wirt- schaftlich auskömmlichen Flächenproduktivitäten wird ein nachhaltig tragfähiger Verkaufsflächenrahmen je Hauptwarengruppe in Bad Nenndorf ermittelt, welcher anhand der prognostizierten Nachfrageentwicklung für einen mittelfristigen Zeitraum (bis ca. 2024) fortgeschrieben wird.

• Evaluierung der bestehenden, auf Bad Nenndorf abgestellten Liste zentrenrelevanter und nicht zentrenrelevanter Sortimente bzw. Vertriebstypen

• Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse vergleichend zur Situation im Jahr 2008; Erstellung eines standortspezifi- schen Stärken-/Schwächen-Profils entlang relevanter Analysefragestellungen und Ableitung konzeptioneller Implikationen für die weitere Einzelhandelsentwicklung in Bad Nenndorf.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 6 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa A.2 Konzeptbausteine

Standort- und Marktanalyse

Rahmenbedingungen: Nachfrageseite: Erhebung, Verortung Analyse u. a. Einwohner, Überprüfung und Analyse Leistungsparameter: Tourismus, Einzugsgebiet Einzelhandels-, Umsatz Demografie, Kaufkraft Standort- Auslastung Raumordnung, Nachfragevolumen und Zentralität Regionale Pendler- Mittelfristprognose Zentrenstruktur Kaufkraftbindung verflechtungen Nachfragevolumen in Bad Nenndorf Tragfähigkeit

Konzeptteil optional auskoppelbar als eigenständige Beschlussvorlage

Verfahrensbegleitung Gremienpräsentationen, ggf. Beteiligungsverfahren

© bulwiengesa AG 2020 Seite 7 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

A.3 Methodik, Datengrundlagen und Arbeitsschritte █ Primärerhebungen vor Ort: • Erfassung des Einzelhandelsbestandes in der Samtgemeinde Nenndorf durch die Gutachter der bulwiengesa AG im März und Juni 2020

█ Externe Daten- und Sekundärquellen: • Flankierend herangezogen werden Datenbanken der bulwiengesa, amtliche Statistiken, Kaufkraftdaten von MB Research zu so- wie einzelhandelsbezogene Kennzahlen von Verbänden, Betreibern und aus Betriebsvergleichen.

• Das fortgeschriebene Landes-Raumordnungsprogramms (LROP) 2017, welches mit seinen in Kap. 2.3 festgelegten Zielen für großflächige Einzelhandelsvorhaben die wesentlichen, gegenwärtig zu beachtenden Leitplanken für ein fortgeschriebenes Ein- zelhandelskonzept enthält.

• Das aus dem Jahre 2003 stammende Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Schaumburg bedarf insofern der Fortschreibung. Bereits im November 2014 wurde die Neuaufstellung beschlossen, an einem Entwurf wird gearbeitet. Als Ressource in der vorliegenden Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes wird das nach wie vor gültige Regionale Raum- ordnungsprogramm aus 2003 deshalb nur insoweit berücksichtigt, wie es derzeit verbindliche Festsetzungen enthält, die mit Sicherheit auch weiterhin Bestand haben werden. Hierbei handelt es sich v. a. um die Ausweisung Bad Nenndorfs als Standort mit der Schwerpunktaufgabe 'Sicherung und Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten sowie mit der besonderen Entwick- lungsaufgabe Fremdenverkehr'.

• Des Weiteren wurden das Wohnraumkonzept 2018 der Samtgemeinde Nenndorf, das Verkehrskonzept 2018 der Stadt Bad Nenndorf sowie die Ausarbeitung Städtebauliche Sanierung Zentrum: Erweiterung – Integriertes städtebauliches Entwicklungs- konzept (ISEK) und vorbereitende Untersuchung (VU) 2018 als Informationsquellen herangezogen.

█ Interpretiert und bewertet werden die Ergebnisse vor dem Hintergrund der Erfahrungen der bulwiengesa AG in ihrer deutschland- und europaweiten Forschungs- und Beratungstätigkeit.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 8 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa A.3 bulwiengesa Warengruppensystematik █ Grundlage für Verkaufsflächenerhebung und Sortimentsgliederung: 10 bulwiengesa-Hauptwarengruppen:

█ Periodischer Bedarf: Nahrungs- und Genussmittel, Körperpflege und Kosmetik, Pharmaziewaren, Medikamente, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Zeitungen/Zeitschriften, Heimtiernahrung

█ Aperiodischer Bedarf, davon:

Modischer Bedarf: Bekleidung inkl. Sportbekleidung (breitensportlich), Schuhe, inkl. Schuhe (breitensportlich), Kurzwaren, Accessoires Elektro/Technik: Haushaltstechnik, Unterhaltungs- u. Kommunikationselektronik, Computer und Zubehör, Tonträger und Foto

Heimwerker/Garten/Freizeit: Bau- u. Heimwerkerbedarf, Gartenartikel, Blumen/Pflanzen, Camping, Fahrräder, Fahrrad- und Kfz-Zubehör, Sportartikel (Hardware) Einrichtungsbedarf: Möbel, Einrichtungsbedarf, Bodenbeläge, Heimtextilien, Lampen u. Leuchten

Bücher

Haushaltswaren: U. a. Glas/Porzellan/Keramik Spielwaren Gesundheitsbedarf: Optik, Hörgeräteakkustik, Sanitätswaren Sonstige Hartwaren: Schreibwaren, Musikalien, Uhren/Schmuck, Edelmetalle, Zooartikel, sonstige Hartwaren

© bulwiengesa AG 2020 Seite 9 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Kurzcharakterisierung Lage, Struktur und Standortbedingungen

Makrostandort - Lage im Raum █ Das niedersächsische Staatsbad Bad Nenndorf und zentralörtliche Hierarchie Garbsen ist als Mittelzentrum ausgewiesen und liegt im Mittelzentrum Wunstorf Landkreis Schaumburg, ca. 25 km Luftlinie ZensusbruchHagenburg 2011 Grundzentrum westlich der Landeshauptstadt Hannover. Bad Kreisgrenze Gemeindegrenzen Nenndorf grenzt östlich unmittelbar an die – Quelle: © OpenStreetMap CC-BY-SA, Region Hannover bzw. an das Mittelzentrum bearbeitet durch bulwiengesa AG Barsinghausen an. Oberzentrum Hannover Niedernwöhren/Meerbeck Standort █ Am nordwestlichen Rand des Deisters zwi- Bad Nenndorf schen Weser und Leine gelegen, ist Bad Nenn- dorf in einer landschaftlich reizvolle Umgebung mit hohem Aufenthaltswert eingebettet. Barsinghausen

Nienstädt █ Mittelzentrum Bad Nenndorf: Einziges nieder- sächsisches Mittelzentrum, das gleichzeitig auch Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde

Rehren ist (SG Nenndorf). Dies hat Auswirkungen auf den Versorgungsauftrag: Übliche Mittelzentren leisten als Einheitsgemeinden in der Nahver-

Bad Münder Springe sorgung eine Versorgung für das eigene Stadt- gebiet. Der sog. grundzentrale Kongruenzraum beschränkt sich insoweit auf die Standortge- meinde. Lediglich die mittelzentrale Versor- █ Überregional ist Bad Nenndorf über die am östlichen Stadtrand verlaufende gungsfunktion für das Gebrauchsgüter-Angebot BAB 2 und Bundesstraßen 65 sowie 442 verkehrlich sehr gut erschlossen. schließt einen Umland-Verflechtungsbereich Über S-Bahn- und Regiobuslinien besteht Anschluss an den Großraum-Ver- ein. Anders Bad Nenndorf: Der grundzentrale kehr Hannover bzw. an einige umliegende Mittelzentren. Ein Bürgerbus ver- Versorgungsauftrag für Güter des Periodischen bindet die einzelnen Ortsteile, jedoch nicht die Mitgliedsgemeinden. Bedarfs schließt die gesamte Samtgemeinde ein und ist insoweit ebenfalls überörtlich.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 10 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Standortbedingungen und Siedlungsstruktur █ Neben der Stadt Bad Nenndorf gehören die nördlich anschließenden Mitgliedsgemeinden Haste, Honhorst und Suthfeld zur Samt- gemeinde Nenndorf (insgesamt 6.305 Einwohner; Stand 31.12.2018). Haste als zweitgrößte Gemeinde (siehe Tabelle) verfügt über zeitgemäße Nahversorgungsanbieter, die vor allem auch auf die südlich von Haste situierten Gemeinden Hohnhorst und Suthfeld re- flektieren. Diese beiden Gemeinden bestehen wiederum aus unterschiedlichen Ortsteilen, so dass insgesamt das Siedlungsgebiet der drei Samtgemeindeorte recht dispers ausfällt. Die Stadt Bad Nernndorf stellt rund 64 % der Samtgemeindeeinwohner (17.449 Einwohner,Zensusbruch Stand 201131.12.2018) und fungiert somit als eindeutiger Zentralort in der Samtgemeinde.

█ Die Stadt Bad Nenndorf besteht aus vier Ortsteilen, wobei die Kernstadt mit Abstand Samtgemeinde Nenndorf – den bevölkerungsreichsten Stadtbereich darstellt. Hier sind – neben einer Vielzahl Einwohner nach Gemeinden und Ortsteilen* von Einzelhandelsbetrieben – in der Innenstadt bzw. an deren Rande die wichtigs- Gemeinde/Ortsteil Einwohner ten Kur- und Gesundheits- sowie öffentliche Einrichtungen lokalisiert. Die drei dörf- MG Bad Nenndorf 11.144 11.144 9.084 lich strukturierten Ortsteile und beliebten Wohnstandorte Horsten, Riepen und Wal- OT Kernort 9.084 212 tringhausen verfügen – mit Ausnahme von Waltringhausen – über keine nennens- OT Horsten 212 OT Riepen 591 591 werten Einzelhandelseinrichtungen. Der autobahnnahe, im Einmündungsbereich OT Waltringhausen 1.257 1.257 der B 442 in die B 65 liegende südliche Abschnitt von Waltringhausen ist Standort MG Haste 2.704 2.704 des Fachmarktbereiches Bückethaler Landwehr, der zugleich das flächengrößte Ge- MG Hohnhorst 2.114 2.114 werbegebiet der Stadt darstellt. Hier sind in sehr guter Lage nach wie vor ausrei- OT Kernort 992 992 chend Flächenpotenziale für weitere Einzelhandelsansiedlungen vorhanden. OT Ohndorf 381 381 OT Rehren 741 741 █ In der Stadt Bad Nenndorf leben 11.144 Einwohner (Stand 31.12.2018), wobei etwa MG Suthfeld 1.487 1.487 über 80 % davon in der Kernstadt wohnen (siehe Tabelle; Basis: Bevölkerungsanga- OT Helsinghausen 447 447 ben der Samtgemende Nenndorf, umbasiert auf Angaben des Landesamtes für Sta- OT Kreuzriehe 515 515 525 tistk Niedersachsen). Auch in Zukunft dürfte die Kernstadt die drei kleineren Ortstei- OT Riehe 525 SG Nenndorf 17.449 17.449 le mitversorgen bzw. fällt das Bevölkerungspotenzial für eine ggf. eigene klassische *Quelle: Samtgemeinde Nenndorf, Melderegisterdaten Nahversorgung dort zu gering aus. (Stichtag 06. Juni 2020) Hauptwohnung nach OT, umgewichtete Einwoh- nerzahlen bzw. -anteile auf Basis Einwohnerzahl Samtgemeinde Nenndorf des Landesamtes für Statistik Niedersachsen, Stand 31.12.2018.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 11 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.1 Standortrahmendaten: Standortbedingungen und Siedlungsstruktur █ Die Kernstadt von Bad Nenndorf wird von den überörtlichen Verkehrsträgern umgangen, was der hier dominierenden Gesundheits- und Kurfunktion entgegenkommt. Mit Hilfe umfangreicher Sanierungsmaßnahmen konnten verschiedene Innenstadtbereiche mit dem zentralen Versorgungsbereich städtebaulich ertüchtigt werden (u. a. Fußgängerzone Hauptstraße, Kurhausstraße und Am Thermalbad). Mit dem noch in Umbau bzw. in der Modernisierung befindlichen ehemaligen Kurhaus dauern die Arbeiten im Sanie- rungsgebiet Stadtzentrum an. Dem Objekt kommt dabei eine wichtige Scharnierfunktion zwischen der Kurhausstraße/Fußgänger- zone HauptstraßeZensusbruch und dem 2011 südlich anschließenden Kurbereich (südliche Abschnitt der Hauptstraße/zentraler Kurpark) zu. Das Sa- nierungsgebiet ist zudem nach Norden (entlang der nördlichen Bahnhofstraße), Osten (nördlicher Bereich der Haster Straße und Süden (rund um den Agnes Miegel Platz) erweitert worden (Ratsbeschluss der Erweiterungssatzung Bad Nenndorf Zentrum vom 23. April 2020). Einzelhändlerisch ist dabei in erster Linie der südliche Teilbereich (Rodenberger Allee) von Bedeutung.

█ Die drei weiteren Ortsteile befinden sich westlich (Horsten und Riepen) bzw. östlich (Waltringhausen) der Kernstadt. Das Haupt- siedlungsgebiet von Waltringhausen befindet sich nördlich der S-Bahn- bzw. Deisterbahnstrecke. Der Süden wir durch besagtes Gewerbegebiet geprägt und stellt sich insgesamt als "störungsfrei" für die Mehrheit der Waltringhausener Einwohner dar. Insge- samt weisen diese Stadtteile dörfliche Siedlungsstrukturen mit dementsprechend städtebaulichem Bild (u. a. landwirtschaftliche Be- triebsstellen neben Resthöfen und Einzelhausbebauung) auf. Durch die geplanten Wohnngsbauvorhaben im Westen der Kernstadt rückt das Siedlungsgebiet der Kernstadt deutlich weiter an den Stadtteil Horsten heran, der langfristig mit der Kernstadt siedlungs- strukturell verschmelzen dürfte. Die Kernstadt von Bad Nenndorf verfügt mit dem Gewerbegebiet Nord (Rotrehre/Gehrenbreite, nördlich der S-Bahn-/Deisterbahn- strecke) über einen größeren Gewerbestandort. Dieser wird gerade erweitert, neue Einzelhandelsnutzungen sollen hier aber aus- geschlossen sein. Im Rahmen der Einzelhandelskonzept-Fortschreibung ist zu untersuchen, in wieweit eine Bestandssicherung möglich ist.

█ Bad Nenndorf verfügt über unterschiedliche Kur- und Gesundheitseinrichtungen, die zunehmend ertüchtigt werden. Als Stadt mit hohem Freizeit- und Wohnwert konnte Bad Nenndorf vor allem seine Funktion als Wohnstandort im Großraum Hannover in den letzten Jahren ausbauen und verzeichnet stetige Bevölkerungsgewinne.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 12 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in Bad Nenndorf im regionalen Vergleich █ Die Bevölkerung Bad Nenndorfs entwickelte sich seit Darstellung in absoluten Zahlen sowie im regionalen Vergleich in Indexform; 2011 kontinuierlich sehr positiv; innerhalb von sieben 2011 = 100; Stand zum 31.12. des Jahres, wenn nicht anders ausgewiesen. Jahren konnte sie um fast +9,8 % zulegen. Damit ran- giert die Stadt noch über der Wachstumsrate der Samt- 11.400 110 11.200 108 gemeinde (+6,1 %) bzw. deutlich über dem Wert des 11.000 10.800 Zensusbruch 2011106 Landkreises, der eine stabile Bevölkerungsentwicklung 10.600 104 aufweist (+0,5 %). Insgesamt zeigt sich, dass sich die 10.400 102 10.200 100 Samtgemeinde bzw. die Stadt Bad Nenndorf in einem 10.000 9.800 98 dynamisch wachsenden Raum befinden und insofern 9.600 96 9.400 vom Wachstum der benachbarten Region Hannover 9.200 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 (Bevölkerungswachstum hier im gleichen Zeitraum rund 9.000 8.800 +4,6 %) profitieren kann. Insofern springen Wachtsums- Bad Nenndorf 8.600 impulse in Städte und Kommunen außerhalb der Region Samtgemeinde Nenndorf 2011 2013 2015 2017 Hannover über, wobei hier auch die Ausweisung von Landkreis Schaumburg weiterem (günstigerem) Wohnbauland eine Rolle spielt. Bad Nenndorf Niedersachsen

Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) 2019

█ Die Bevölkerungszahl ist innerhalb von sieben Jahren um fast 1.000 Personen in der Stadt Bad Nenndorf angestiegen. Dem örtli- chen Einzelhandel steht somit eine deutlich höheres Nachfragepotenzial zur Verfügung und eröffnet vor allem den bestehenden nah- versorgungsorientierten Anbietern stabile bzw. gute Umsatzperspektiven.

█ Bad Nenndorf konnte in den vergangenen Jahren vor allem Wanderungsgewinne in der Bevölkerungsgruppe der Senioren und Hoch- betagten verzeichnen, aber auch junge Familien ziehen Dank der neuen Wohngebiete forciert in die Stadt. Der starke Bezug zur Lan- deshauptstadt Hannover erweist sich hier als Standortvorteil. Nicht nur generativ wird die Zahl der Seniorenhaushalte zunehmen, son- dern auch durch den zunehmenden Zuzug älterer Menschen, nicht zuletzt durch die seniorenfreundliche Ausstattung der Gesundeits- und Kurstadt Bad Nenndorf (u. a. Seniorenwohnanlagen, medizinische Infrastruktur, aber auch "Übersichtlichkeit" der Stadt). Gleich- zeitig werden jedoch auch Baugebiete für Ein- und Mehrfamilienhäuser ausgewiesen, so dass die Entwicklung Bad Nenndorfs zur "Pensionopolis" etwas abgemildert wird.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 13 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Einwohnerentwicklung █ Die hohe Attraktivität Bad Nenndorfs für Senioren spiegelt sich gleichwohl in der Altersstruktur wider. Demnach sind 32,1 % der Stadt Bad Nenndorf – also fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung – den Senioren (65 Jahre und älter) zuzuordnen. Der Anteil der älteren Einwohner liegt damit deutlich über den Werten der Kreistadt Stadthagen (knapp 22.250 Einwohner) und des Landkreises Schaum- burg. Noch deutlicher wird der Unterschied im Vergleich zu Landes- und Bundesanteil dieser Altergruppe. Insofern sollte auch der örtliche Einzelhandel in besonderem Maße den Ansprüchen dieser Bevölkerungsgruppe gerecht werden, angefangen beim barriere- freien Zugang, über das Vorhalten spezieller Sortimente und Gebinde/Verpackungen, großzügiger Ausschilderung bishin zu zusätz- lichen Sitzgelegenheiten auch im Verkaufsfraum und Lieferdiensten.

Einwohner nach Altersstruktur im Vergleich (Anteile) - 2018 Atersgruppen Stadt Bad Nenndorf Stadt Stadthagen Landkreis Schaumburg Niedersachsen Deutschland 0-19 Jahre 16,5 % 18,9 % 17,9 % 18,9 % 18,4 % 20 bis 34 Jahre 13,8 % 16,6 % 15,2 % 17,7 % 18,3 % 35 bis 64 Jahre 37,7 % 39,9 % 42,4 % 41,5 % 41,7 % 65 Jahre und älter 32,1 % 24,6 % 24,5 % 21,9 % 21,5 % Gesamtgemeinde 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN), Einwohner zum Stand 31.12.2018, Rundungsdifferenzen möglich

█ Zu den Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Bad Nenndorf sind knapp 270 zusätzliche Einwohner mit Nebenwohnsitz hinzuzurechnen. Die Samtgemeinde Nenndorf verfügt insgesamt über rund 540 Personen mit Nebenwohnsitz. Insgesamt ist dieser Bevölkerungsteil unter Potenzialaspekten jedoch zu vernachlässigen und wird im Folgenden als externe Kunden in der Umsatzschätzung bzw. bezüg- lich der Umatzrekrutierung (Kaufkraftbindung) berücksichtigt (sogenannte Streuumsätze, neben weiteren Streuumsätzen mit Kur- gästen, (Tages)-Touristen und Einpendlern).

© bulwiengesa AG 2020 Seite 14 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Einwohnerprognose

Einwohnerprognose für die Samtgemeinde Nenndorf im Vergleich █ Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für die Darstellung in absoluten Zahlen sowie im regionalen Vergleich in Indexform; 2018 = 100; Jahre 2023 und 2028 des Landesamtes für Statistik des auf Basis der kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für die Jahre 2023 und 2028 Landes Niedersachsen schreibt die sehr gute Bevölke- für Niedersachsens Gemeinden – Basis 31.12.2018 – rungsentwicklung für die Samtgemeinde Nenndorf ab 20000 110 2018 fort. Auf Basis der Einwohnerzahl zum 31.12.2018 19500 Zensusbruch 2011 108 (17.449 Menschen) steigt die Samtgemeindebevölkerung 19000 106 zum Jahre 2023 (innerhalb fünf Jahren) um rund +4,8 %. In einem Zeitraum von 10 Jahren (also bis 2028) wird 18500 104 102 laut Vorausberechnung die Einwohnerzahl der Samtge- 18000 100 meinde um +9,5 % angestiegen sein. In den gleichen 17500 98 Zeiträumen werden für den Landkreis Schaumburg 17000 96 deutlich niedrigere Steigerungsraten vorausberechnet 16500 94 (+1,4 % bzw. +2,8 %). Insofern wird wieder die Sonder- 16000 92 stellung der Stadt Bad Nenndorf im Landkreis deutlich, 15500 90 wobei Bad Nenndorf den Hauptteil der Bevölkerungszu- 15000 2018 2023 2028 wächse in der Samtgemeinde tragen dürfte. 2018 2023 2028 Samtgemeinde Nenndorf Landkreis Schaumburg Insgesamt sind die bevölkerungs- bzw. potenzialseitigen Samtgemeinde Nenndorf Niedersachsen Rahmenbedingungen für die zukünftige Einzelhandels- entwicklung in der Stadt Bad Nenndorf als sehr günstig zu bewerten. Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) 2019

█ Zur Zeit werden nach Auskunft der Samtgemeindeverwaltung Nenndorf drei Suchräume für weitere Wohnbauflächen in Bad Nenn- dorf diskutiert. Das Wohnungsbaukonzept von 2018 geht bis 2035 je nach Szenario von einem Bedarf zwischen 860 und 1.170 Woh- nungen aus (Ein- und Mehrfamilienhäuser bzw. auch Geschosswohnungsbau, siehe Wohnraumkonzept 2018). Kalkuliert man kon- servativ und ohne gemeindeinterne Umzüge im Schnitt mit ca. 1,8 Personen je Wohneinheit (Personenausstattung pro Hauhalt in Bad Nenndorf 2018) wird sich die Einwohnerzahl bis 2035 zwischen gut 1.550 und 2.100 Personen erhöhen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 15 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.1 Standortrahmendaten: Kaufkraftniveau █ Die Kaufkraftkennziffer in Bad Nenndorf liegt Kaufkraftkennziffer Bad Nenndorf im Vergleich 2019 mit 113,8 Punkten deutlich über dem Bundes- durchschnitt (=100). 120 █ Die örtliche Kaufkraft fällt damit z. T. deutlich 115 stärker als in den Nachbarstädten Barsing- hausen (100,5) und Stadthagen (88,4 Punkte) 110 sowie auch im Landkreis Schaumburg (95,4 Punkte) aus. 105 █ Die städtische Kaufkraft liegt damit sogar 100 noch über dem Niveau der Region Hannover (Kaufkraftkennziffer 102,3) bzw. des Landes 113,8 95 (96,9 Punkte).

Kaufkraftkennziffer Die Wohnbevölkerung von Bad Nenndorf ist 102,3 90 100,5 grundsätzlich sehr kaufkraftstark, auf die sich 95,4 96,9 der örtliche Einzelhandel in Hinblick auf die 85 Sortimentsaussteuerung ausrichten sollte. 88,4 Gleichwohl ist zu bedenken, dass eher die äl- 80 teren Generationen zur kaufkräftigen Kunden- Bad Stadthagen Barsing- Landkreis Region Nieder- gruppe gehören und nicht die jungen Famili- Nenndorf hausen Schaum- Hannover sachsen en, die in jüngster Zeit Bad Nenndorf als burg Wohnstandort gewählt haben. Insofern beste- hen für beide Kundengruppen unterschiedli- che Bedürfnisse und Ansprüche an Einzelhan- Quelle: lt. MB-Research, Nürnberg, Kaufkraftindex BRD= 100 delsbetriebe.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 16 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: PKW-Dichte █ Bestand von privat zugelassenen Personen- Private Personenkraftwagen 2019 im Vergleich kraftwagen (Pkw) liegt in Bad Nenndorf pro 1.000 Einwohnern bei 549 Pkw, rangiert inso- 600 fern in etwa auf Barsinghausener Niveau . 580 560 540 █ Im Vergleich zum benachbarten Stadthagen 520 mit 505 Pkw pro 1.000 Einwohnern liegt in Bad Nenndorf eine deutlich höhere Pkw-Dich- 500 596 480 te vor. 549 545 460 505 440 █ Gegenüber dem Landkreis Schaumburg mit 420 596 zugelassenen Pkw pro 1.000 Einwohnern Pkw-Dichte/1.000 Einwohner Pkw-Dichte/1.000 400 weist Bad Nenndorf – wie auch im Jahr Bad Nenndorf Stadthagen Barsinghausen LK Schaumburg 2008 – eine deutlich unterdurchschnittliche Pkw-Dichte auf.

Quelle: Kraftfahrt Bundesamt, Fahrzeugzulassungen (FZ), Stichtag 01.01.2019

© bulwiengesa AG 2020 Seite 17 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Beschäftigung und regionale Pendlerverflechtungen

Kennzahlen Beschäftigung und Pendlerverflechtungen Bad Nenndorf Stadthagen █ Zum Stand vom 30.6.2019 weist die Stadt Bad Nenndorf 3.028 sozialversicherungs- 2016 2017 2018 2019 pflichtig beschäftigte Personen am Arbeitsort auf; 2008 waren es lediglich 2.357 Personen. SVP-Beschäftigte am Arbeitsort 2.851 2.962 3.050 3.028 Im Betrachtungszeitraum 2016 bis 2018 ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen SVP-Beschäftigte am Wohnort 3.506 3.639 3.780 3.923 Beschäftigten am Arbeitsort Stadt Bad Nenn- dorf angestiegen und war 2019 allerdings leicht rückläufig. Gleichwohl konnte zwischen Einwohner (zum 01.01.) 10.649 10.840 10.968 11.144 2016 und 2019 immerhin ein Beschäftigten- zuwachs von rd. 6,2 % registriert werden. Arbeitsplatzquote (Beschäftigte am 26,8 % 27,3 % 27,8 % 27,2 % Arbeitsort/Einwohner) █ Die Arbeitsplatzquote rangiert mit 27,2 % auf Arbeitsplatzzentralität einem für ländliche Kommune typischen Ni- (Beschäftigte am Arbeitsort/ 81,3 81,4 80,7 77,2 veau und erweist sich im Zeitvergleich als Beschäft. am Wohnort x 100) sehr stabil. Einpendler 2.150 2.233 2.280 2.260 █ Die Arbeitsplatzzentralität (Beschäftigte am Arbeitsort/Beschäftigte am Wohnort x 100) ist Auspendler 2.805 2.910 3.010 3.155 in den letzten zwei Jahren rückläufig.

█ Aktuell befindet sich das GE Gehrenbreite Auspendlerquote 80,0 % 80,0 % 79,6 % 80,4 % (Auspendler/Beschäftigte am Wohnort) Nord und Süd in der Vermarktung; 250 zu- sätzliche Arbeitsplätze für Handwerk und mit- Pendlersaldo -655 -677 -730 -895 telständische Betriebe werden dort erwartet.

Quellen: Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN), Agentur für Arbeit (jeweils zum 30.06.)

© bulwiengesa AG 2020 Seite 18 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Beschäftigung und regionale Pendlerverflechtungen

Pendlerverflechtungen (SVP-Beschäftigte) Bad Nenndorf 2019 █ Die Pendlerstatistik der Bundesagentur für Arbeit gibt die Quell- bzw. Zielgebiete der Einpendler an den Ar- Einpendler Auspendler Wohnort/Arbeitsort Saldo beitsort bzw. der Auspendler an und ist zum Daten- aus nach stand 2019 verfügbar. Bad Nenndorf weist derzeit ein Rodenberg, Stadt 188 139 49 Pendlerdefizit von 895 Personen auf; im Jahre 2007 Stadthagen, Stadt 131 182 -51 lag der negative Pendlersaldo bei 377 Menschen (2.260 Einpendler, 3.155 Auspendler). Wesentlicher , Flecken 95 58 37 Zielort für Auspendler ist die Landeshauptstadt Hanno- Suthfeld 77 12 65 ver (weit an der Spitze mit 1.083 Auspendlern, 2007 waren es knapp 800 Auspendler). Mit großem Abstand 76 11 65 folgen die Städte Barsinghausen, Stadthagen, Haste 46 30 16 Wunstorf und Rodenberg. 62 26 36 sonstige Landkreis █ Ausgeprägte Einzelhandelsbeziehungen im Hannove- Schaumburg 546 204 342 raner Raum sind daher zu unterstellen, insbesondere Hannover, Stadt 111 1.083 -972 was die aperiodischen Sortimentseinkäufe angehen. Barsinghausen 220 308 -88 █ Die Einpendler der Stadt Bad Nenndorf stammen in Wunstorf, Stadt 135 160 -25 erster Linie aus dem ländlichen Umland, wobei die sonstige Region Hannover 195 405 -210 Nachbarstädte Barsinghausen (gleichwohl mit negati- vem Saldo) und Rodenberg (positiver Saldo) als füh- sonstige Niedersachsen 222 209 13 rende Herkunftsorte zu nennen sind. Ansonsten emp- Nordrhein-Westfalen 86 135 -49 fängt Bad Nenndorf vorzugsweise Pendler aus dem (übrigen) Landkreis Schaumburg (insgesamt positiver sonstige Deutschland 70 193 -123 Saldo), was die Bedeutung Bad Nenndorfs für den Ein-/Auspendler gesamt 2.260 3.155 -895 Landkreis Schaumburg als Arbeitsplatzstandort hier klar verdeutlicht. Quelle: Agentur für Arbeit, Stand 30.06.2019, SVP-Beschäftigte: d. h. ohne geringfügig Beschäftigte, Beamte und Selbstständige

© bulwiengesa AG 2020 Seite 19 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Tourismusentwicklung

Touristische Kennzahlen für Bad Nenndorf Jahr Angebot Übernachtungen Rechn. Ankünfte durchschn. Betriebe Hotel Hotel Gasthof Pension Reha- Ferien- Camping- Betten max. Auslas- Aufenthalts- garni Klinik haus, platz tung dauer Ferien- wohnung abs. ∆ zum abs. ∆ abs. abs. ∆ abs. abs. abs. abs. abs. abs. abs. abs. abs. Vorjahr z. Vorjahr z. Vorjahr 2010 1.538 230.655 41,1 % 43.314 5,3 19 10 1 1 5 2 0 0 2011 1.533 -0,3 % 240.641 4,3 % 43,0 % 44.049 1,7 % 5,5 20 10 1 1 5 2 1 0 2012 1.410 -8,0 % 252.728 5,0 % 49,1 % 46.250 5,0 % 5,5 20 10 1 1 5 2 1 0 2013 1.308 -7,2 % 248.441 -1,7 % 52,0 % 49.420 6,9 % 5,0 19 10 1 1 5 2 0 0 2014 1.237 -5,4 % 245.083 -1,4 % 54,3 % 47.267 -4,4 % 5,2 19 10 1 1 5 2 0 0 2015 1.292 4,4 % 242.694 -1,0 % 51,5 % 45.795 -3,1 % 5,3 19 10 1 1 5 2 0 0 2016 1.311 1,5 % 245.297 1,1 % 51,3 % 46.943 2,5 % 5,2 20 11 1 1 4 2 0 1 2017 1.303 -0,6 % 244.431 -0,4 % 51,4 % 48.066 2,4 % 5,1 19 11 1 1 3 2 0 1 2018 1.333 2,3 % 264.709 8,3 % 54,4 % 59.675 24,2 % 4,4 19 11 1 1 3 2 0 1 2019 1.289 -3,3 % 262.214 -0,9 % 55,7 % 59.991 0,5 % 4,4 17 11 1 0 3 2 0 0 Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN), Veränderungen zum Vorjahr gemäß Berechnungen bulwiengesa, Rundungsdifferenzen möglich.

█ Insgesamt hat sich seit 2010 die Anzahl der Beherbergungsbetriebe von ehemals 19 auf 17 Betriebe in 2019 etwas reduziert, wobei der Wohnmobilstellplatz mit 14 Plätzen (hier Rubrik "Campingplatz") 2019 gesperrt war und 2020 wieder eröffnet hat. Insofern kann die Anzahl der vom Landesamt für Statistik erfassten Beherbergungsbetriebe als stabil gesehen werden. Hingegen verlief Entwick- lung der Bettenanzahl stark rückläufig, von 1.538 in 2010 auf 1.289 in 2019, was einem Rückgang von rund -16 % entspricht. Nach aktuellen Angaben der Kur- und Tourismusgesellschaft Staatsbad Nenndorf mbh (diese werden z. T. nicht in der offiziellen Sta- tistik des Landesamtes erfasst) dürfte für 2020 von einer Gesamtbettenkapazität von 1.363 auszugehen sein. Davon entfallen 481 Betten (rund 35 % des Bettenbestandes) auf die beiden Kliniken, 699 befinden sich in den Hotels/Hotelpensionen (gut 51 %), weitere 88 werden über reguläre Pensionen zur Verfügung gestellt und 21 Betten werden von Privatmietern angeboten. In Ferien- wohnungen und -apartments sind 74 Betten zu finden.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 20 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.1 Standortrahmendaten: Tourismusentwicklung █ Die Übernachtungszahlen stiegen im Zeitruam von 2010 bis 2019 um fast 14 %. Insbesondere im Jahre 2018 wurde ein ausgewöhn- licher Anstieg der Übernachtungen registriert, wobei nach Rücksprache mit der Kur- und Tourismusgesellschaft kein eindeutiger Grund identifiziert werden konnte. Positiv hat sich daher auch (bei leichten Schwankungen) die Auslastungsquote entwickelt, die auf 55,7 % in 2019 angestiegen ist. Bezüglich der Aufenthaltsdauer ist jedoch ein leichter Rückgang ab 2018 festzustellen. Laut Auskunft der Kur- und Tourismusgesellschaft dürfte rund ein Drittel der Übernachtungen auf Messebesucher in der Landes- hauptstadt Hannover zurückzuführen sein, was durchaus die schwankenden Übernachtungszahlen miterklären dürfte bzw. eine ge- wisse Abhängigkeit vom Veranstaltungsportfolio der Deutsche Messe AG offenbart.

█ Noch positiver entwickelte sich die Zahl der Gästankünfte, für die ein Anstieg zwischen 2010 und 2019 um fast 39 % verzeichnet wurde. Auch diesbezüglich konnten keine eindeutigen Gründe seitens der Kur- und Tourismusgesellschaft genannt werden.

█ Zur Anzahl der Tagesgäste liegen keine Daten vor.

█ Insgesamt zeigt sich, dass trotz einer verminderten durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Gäste eine positive Dynamik im Fre- mendverkehr festzustellen ist. Aufgrund der räumlichen Verzahnung zwischen Kur- und Gesundheitseinrichtungen mit den übrigen Innenstadtnutzungen dürfte auch der innerstädtische Einzelhandel (wie auch Gastronomie und einige einzelhandelsnahe Dienstleis- tungen) vom Gästeaufkommen profitieren, was sich auch in der Angebotsstruktur des innerörtlichen Einzelhandels vereinzelt durch- aus zeigt. Aufgrund des sehr hohen Anteils von Klinik- sowie Hotel- und Pensionsgästen (in Anlehnung an die Bettenausstattung) am Gesamtgästeaufkommen, sind – nicht zuletzt über die Beherbergungseinrichtungen erfolgende Versorgung mit Lebensmitteln bzw. aufgrund fehlender Möglichkeiten für die Zubereitung von Speisen – vor allem die aperiodischen Angebote für diese Gäste eher von Interesse (insbesondere Bekleidung, Mode sowie Persönlicher Bedarf) und weniger Sortimente des periodischen Bedarfsbereiches (u. a. Lebensmittel).

© bulwiengesa AG 2020 Seite 21 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.1 Standortrahmendaten: Tourismusentwicklung

█ Die räumliche Verzahnung der Einzelhandelsnutzungen mit den Übernachtungs-, Kur- und Gesundheitseinrichtungen sollte dabei durch die Kooperation zwischen Einzelhandel sowie Tourismus- und Kurbetrieben unterstützt werden. So dürften die meisten Kurgäste kaum Kenntnise über die gesamte Einzelhandelsausstattung der Stadt Bad Nenndorf verfügen. In- sofern kommt der gästespezifischen Information über das örtliche Angebotsspektrum eine wichtige Rolle zu. Sie sollten schon in den Kliniken und Hotels mit entsprechenden Materialen versorgt werden (u. a. Einkaufsführer, ggf. Hinweis auf Einkaufs-Apps etc., Aus- bau einzelhandelsbezogener Rabattangebote/Vergünstigungen im Zusammenhang mit Gästeticket und Gutscheinheft).

█ Nicht zu letzt sollte das "touristische Personal" (in erster Linie in der Tourist-Information), aber auch Servicekräfte an Rezeptionen und Servicedesks der beiden Kliniken und Hotels, Kenntnisse über das örtliche Einzelhandelsangebot verfügen bzw. bestenfalls auch wissen, welche Einzelhandelsnutzungen seitens der Kurgäste/Touristen bevorzugt werden, so dass eventuelle Angebotsdefizite offenbart werden. Insbesondere Kurgäste haben aufgrund des gegebenen Kuranwendungsplans wenig Zeit für einen Einkaufs- bummel als Urlaubsgäste. Insofern dürften hier gezielte Informationen hilfreich und willkommen sein.

█ In der Bad Nenndorfer Innenstadt tragen überregionale Gäste lt. Kundenbefragung im Rahmen des Vorgängerkonzeptes 2006 etwa 10 % zum Gesamtbesucheraufkommen bei, davon entfallen rd. 5 % auf Kurgäste. Allerdings ist diese Besuchergruppe bisher über- wiegend nicht zum Einkaufen in die Innenstadt gekommen, sondern geht dort mehrheitlich bummeln und besucht den Kurpark oder Kureinrichtungen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 22 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen Abgrenzung des Einzugsgebietes

█ Grundlage der derzeitigen Abgrenzung und Zonierung ist das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2008 der bulwiengesa, das für die Stadt Bad Nenndorf erarbeitet wurde. Die seinerzeitige Abgrenzung erfolgte auf Grundlage einer empirischen Herkunftserhe- bung bzw. Kundenbefragung. Zensusbruch 2011 █ Zu beachten: Abweichend vom gegebenen Einzugsgebiet des Bad Nenndorfer Einzelhandels generiert das Einrichtungshaus Möbel Heinrich aufgrund seiner Vertriebsform, Verkaufsflächengröße und seiner Sortimente (langlebige Konsumgüter) einen we- sentlich weitläufigeren Einzugsbereich (u. a. Großteil Region Hannover). Insofern stellt es nach wie vor einen Sonderfall dar, der kein geeigneter Maßstab für die Einzugsgebietsbestimmung ist. Hieraus re- sultierende Umsatzanteile (Kopplungseinkäufe durch nicht im Einzugsgebiet ansässige Kunden) werden in der weiteren Analyse durch externe Kaufkraftzuflüsse berücksichtigt.

█ Derzeit liegen keine Hinweise auf eine Änderung oder Anpassung des Gesamteinzugsgebietes vor. In Bad Nenndorf hat sich seit 2008 kein zusätzlicher Einzelhandelsbetrieb angesiedelt, dessen anzunehmende betriebstypische Ausstrahlung über die in 2008 definierte räumliche Abgrenzung des Einzugsgebietes der Stadt hinausgeht. Wie weiter unten ge- zeigt wird, ist die Anzahl der Einzelhandelsbetriebe in Bad Nenndorf sogar rückläufing, wobei mit dem Standortwechsel des Fach- marktes Deister Bike in das benachbarte Stadthagen ein attraktiver Anbieter in Bad Nenndorf entfiel. Wie weiter unten erläutert, verfügt der Einzelhandel in Bad Nenndorf gegenüber 2008 heute zwar über eine deutlich größere Ver- kaufsfläche, diese Flächenzunahme ist jedoch vornehmlich der Verkaufsflächenerweiterug von Möbel Heinrich geschuldet. Nach Auskunft von Möbel Heinrich hat die Verkaufsflächenerweiterung jedoch nicht zu einer Ausdehnung des Möbelhaus-Einzugsgebie- tes geführt. Vielmehr diente die Erweiterungsmaßnahme der Stabilisierung der Marktlage. Das Einzugsgebiet von Möbel Heinrich dürfte von daher – wie auch das der Stadt Bad Nenndorf insgesamt als stabil zu sehen sein.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 23 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen Zonale Gliederung des Einzugsgebietes

█ Die Einzugsgebietsgliederung nach Gemeinden basiert vor allem auf der angenommene Marktdurchdringung:

Zone 1 MG Stadt Bad Nenndorf mit fast 11.150 Eomwohner Zensusbruch 2011 Zone 2a MG Haste, MG Hohnhorst und MG Suthfled, nördliches Umland mit den übrigen drei Mitgliedsgemein- den der Samtgemeinde Nenndorf mit gut 6.300 Einwohner ∑ Zonen 1 und 2a Samtgemeinde Nenndorf mit insgesamt rund 17.450 Einwohner

Zone 2b Apelern, , Heuerßen, Lauenau, Lindhorst und Rodenberg, westliches/südliches Umland, zusammen rund 19.830 Einwohner Zone 2c Barsinghausen mit den Ortsteilen Bantorf, Groß Munzel, Hohenbostel, Holtensen, Landringhausen, Wichtringhausen, Winninghausen sowie Wunstorf-Kolenfeld, östliches Umland mit insgesamt rund 8.940 Einwohnern

Insgesamt umfasst das Bad Nenndorfer Einzugsgebiet rund 46.220 Einwohner.

Zur räumlichen Ausdehnung und Zonierung des Bad Nenndorfer Einzelhandels siehe folgende Abbildung.

█ Die Bad Nenndorfer Innenstadt strahlt dabei kaum über die Samtgemeinde hinaus aus. Den Sonderfaktor Kurbetrieb ausgenom- men, hat sie die Substanz und Reichweite eines Grundzentrums. Mittelzentrale Ausstrahlung erzielt Bad Nenndorf vorwiegend über den Lagebereich Bückethaler Landwehr und dort auch nur in überwiegend "nicht zentrenrelevanten" Kernsortimenten. Dieser Befund ist durch die innerstädtische Kundenherkunftsermittlung und Kundenbefragung im Vorgänger-EHK 2006 empirisch belegt und dürfte auch nach zwischenzeitlicher Stärkung der Innenstadt v. a. durch die Neuaufstellung Rewe Bestand haben, denn zusätzliche mittelzentral ausstrahlende Ankernutzungen sind dort weder hinzugekommen, noch zu erwarten.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 24 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 Wollershausen bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen

Einzugsgebiet Bad Nenndorf

Zone 1 MG Bad Nenndorf 11.144 EW

Zone 2a 6.305 EW MG Haste, MG Hohnhorst, MG Suthfeld

Samtgemeinde Nenndorf insgesamt 17.449 EW

Zone 2b Apelern, Beckedprf, Heuerßen, 19.828 EW Lauenau, Lindhorst, Rodenberg

Zone 2c Barsinghausen mit den Ortsteilen Bantorf, Groß Munzel, Hohenbostel, 8.941 EW Holtensen, Landringhausen, Wichtringhausen, Winninghausen sowie Wunstorf-Kolenfeld

Insgesamt 46.218 EW

Bad Nenndorf

Einzugsgebiet Elmshorn Zone 1 47.907 EW N Zone 2 25.993 EW Zone 3 83.183 EW

N gesamt 157.083 EW

© bulwiengesa AG 2020 Seite 25 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen █ Grundlegende Definition/Entwicklung der Verbrauchsausgaben (Pro-Kopf-Ausgaben) nach Warengruppem und Vertriebswegen (zu- nächst Datenstand Ende 2019 vor der Covid19-Pandemie) Die Umsatzentwicklung des Einzelhandels spiegelt, da es sich um ein Inlandsmodell1 handelt, weitgehend auch die Entwicklung der Pro-Kopf-Ausgaben privater und in Deutschland ansässiger Haushalte wider. Eine geringfügige Abweichung ergibt sich durch die zwischenzeitliche Einwohnerentwicklung. Bei zunehmenden Einwohnern steigen die Pro-Kopf-Ausgaben insoweit etwas schwächer an als der gesamte Einzelhandelsumsatz.

Eine besondere Wachstumsdynamik erfuhren in den vergangenen Jahren Ausgaben für Periodischen Bedarf (Lebensmittel, Gesund- heits- und Körperpflege, Pharmazieprodukte) sowie für Elektroartikel und Consumer Electronics. Letztere wurden v. a. dadurch stimuliert, dass die Digitalisierung und Technisierung immer weitere Bereiche des Alltags erfasst – vom E-Reader an Stelle des ge- druckten Buches über hochwertige Haushaltsgeräte (z. B. Espresso-Maschinen), Artikel zur Gesundheits- und Körperpflege (z. B. Fitness-Tracker), Sicherheits- und Überwachungstechnik (Diebstahlsicherung/Einbruchsprävention) bis hin zum Smart Home (digital vernetzter Haushalt).

In den einzelnen Teilsegmenten dieses Bereiches vollzogen sich dabei in wechselnden Produktzyklen durchaus unterschiedliche Entwicklungen. Bild-, Ton- und Datenträger sind z. B. anhaltend auf dem Rückzug, ebenso Desktop-PCs und klassische Unterhal- tungselektronik sowie digitale Kameras.

Der Bereich Mode ist trotz leicht zunehmender Gesamtumsätze durch Marktsättigungstendenzen und fallende Preise gekennzeich- net. Letzteres sowohl durch das Vordringen preisaggressiver und niedrigpreisiger Vertriebsformen für sog. "Fast Fashion" (z. B. Primark) als auch immer virulenter durchgeführter Rabattaktionen sowie die Etablierung von Off-Price-Einrichtungen wie Factory- und Designer-Outlet-Centern. Dabei nimmt die Zahl der abgesetzten Artikel stärker zu als die Umsatzerlöse.

Die Segmente Heimwerken/Garten/Freizeit sowie Sportartikel und Zweirad erfuhren insgesamt ein solides Wachstum; dabei im Gar- tenbereich saisonal unterbrochen.

1 Inlandsmodell: Der im Bundesgebiet getätigte Einzelhandelsumsatz wird durch die Bevölkerung geteilt und in Pro-Kopf-Ausgaben umgerechnet. Damit bein- halten diese Pro-Kopf-Ausgaben auch gewerbliche Umsätze im Einzelhandel, Käufe von nicht gewerblichen Organisationen (Kirchen, Vereine, Verbände) sowie von nicht in Deutschland gemeldeten Personen (z. B. Touristen). Nicht enthalten sind Umsätze, die deutsche Haushalte bei internationalen Distanz- Handelsunternehmen tätigen und nach Deutschland liefern lassen oder auf Auslandsreisen im stationären Handel vor Ort tätigen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 26 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen Das Einrichtungssegment profitiert mit seinen angeschlossenen Fachsortimenten weiterhin vom Cocooning-Trend, anhaltender Haushaltsteilung sowie einer forcierten Bautätigkeit, verliert jedoch aktuell erhebliche Marktanteile an den Distanzhandel.

Unter den übrigen Hartwaren und den Gütern des persönlichen Bedarfs verläuft die Entwicklung differenzierter, wenngleich zuletzt insgesamt noch positiv. Insbesondere der Buchmarkt stagnierte zwischenzeitlich – print on demand und Hörbücher als streaming setzen den Buchhandel unter Druck.

Vor der Covid19-Pandemie variierten die Marktanteile des gesamten Distanzhandels je nach Warengruppe stark und bewegten sich zwischen noch <2 % im Lebensmittelhandel bis zu Größenordnungen bis um 30 % in den Bereichen Mode, Consumer Electronics sowie auch in manchen Hartwarenbranchen (v. a. Bücher, Haushaltswaren, Spielwaren). In einigen Warengruppen, v. a. bei Consu- mer Electronics, absorbiert der Distanz- bzw. Online-Handel künftig voraussichtlich das gesamte Wachstumspotenzial. In allen übri- gen Warengruppen wird das Wachstumspotenzial für den Ladenhandel merklich reduziert.

In Warengruppen mit noch relativ geringen Marktanteilen des Online-Handels – allen voran dem Lebensmittelhandel – besteht noch Nachholbedarf – vor allem auch im Vergleich zum europäischen Ausland, wo wie in Frankreich und England auch im Lebensmittel- handel teilweise bereits Marktanteile des Online-Handels von rund 10 % überschritten werden. Allerdings sind im Lebensmittelver- sand hohe Handling- und Logistik- kosten zu bewältigen, die bei den in Deutschland typischerweise preissensibel agierenden Ver- brauchern voraussichtlich schwer durchsetzbar sind. Grundsätzlich gilt in der Branche bisher die Devise, dass der Online-Handel mit Lebensmitteln kaum wirtschaftlich zu betreiben sei.

Insgesamt jedoch gewinnen onlinebasierte Lieferdienste im Lebensmittelhandel vor allem in den Großstadtregionen an Marktantei- len. Haushaltsbefragungen u. a. der bulwiengesa AG signalisieren, dass kundenseitig offensichtlich ein hohes Interesse an einer Nutzung besteht, wenn derartige Dienste flächendeckend und zu auskömmlichen Preisen zur Verfügung stünden.

In der Gesamtschau entwickelt sich der Einzelhandel vornehmlich im Online-Segment weiterhin sehr dynamisch. Nur sehr abge- schwächt und nicht in jeder Branche kann auch der stationäre Handel zumindest kurz- bis mittelfristig noch zulegen. Was die mittelfristige Prognoseperiode in der Folge der Covid-19-Pandemie angeht, siehe hierzu das nächste Kapitel "B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektiven unter Berücksichtugung der Covid-19Pandemie".

© bulwiengesa AG 2020 Seite 27 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen █ Berechnung des Nachfragevolumens im Einzugsgebiet Das Nachfragevolumen wird als "ladenhandelsrelevantes" Nachfragevolumen berechnet, d. h. Marktanteile des Distanz- und Online- Handels wurden aus dem Nachfragevolumen bereits exkludiert. Es steht insoweit vollständig dem stationären Ladenhandel zur Ver- fügung. Es wird aus der Multiplikation der für die vier Zonen des Einzugsgebiet ermittelten Pro-Kopf-Ausgaben mit der Einwohner- zahl der jeweiligen Zone des Einzugsgebietes berechnet.

Die bundesdurchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauchsausgaben werden von der bulwiengesa AG jährlich neu berechnet und mittels lo- kalem Kaufkraftindex (Emittent: MB-Research) und unter Heranziehung warengruppenspezifischer Einkommenselastizitäten an das örtliche Niveau angepasst. Die Gewichtung des Kaufkraftindex' mit einem Elastizitätskoeffizienten trägt dem Umstand Rechnung, dass sich Einkommensunterschiede nicht gleichermaßen auf die Ausgaben aller Verwendungsarten übertragen. Insbesondere Aus- gaben für den täglichen Bedarf reagieren unterproportional auf Einkommensunterschiede. Die Einkommenselastizität für Güter des Periodischen Bedarfs liegt derzeit entsprechend bei ca. 0,40. Im Gegensatz dazu reagieren hochwertige und langlebige Gebrauchs- güter überproportional (d. h. elastisch) auf Einkommensänderungen. Bei Nonfoods liegt die Einkommenselastizität daher überwie- gend in einer Bandbreite von 1,00 bis 2,00. Daten zum Einzugsgebiet Bad Nenndorf Einzelhandel insgesamt Nebenstehende Tabelle zeigt die Berechnung des Nachfragevo- Einwohner, Verbrauchsausgaben und Ausgabenvolumina p. a. 2018/2019 lumens im Einzugsgebiet beispielhaft für die ladenhandelsrele- Einwohner KKZ Verbr.- Ausg.- Ver- Ausgaben* Volumen** teilung vanten Gesamtausgaben. Zone Gebiet Die Einkommenselastizität bewegt sich hierfür als Synthese al- 31.12.2018 (BRD=100) Euro/Ew. Tsd. Euro. % ler warengruppenspezifischer Einzelwerte derzeit bei ca. 0,92. 1 Zone 1 11.144 113,8 7.574 84.408 26,7 2 Zone 2a 6.305 101,3 6.801 42.883 13,6

Insgesamt beläuft sich das Nachfragevolumen im Einzugsgebiet 3 Zone 2b 19.828 95,8 6.461 128.115 40,5 gegenwärtig auf rund 316 Mio. Euro p. a. 4 Zone 2c 8.941 100,9 6.777 60.590 19,2 Die nachfolgende Tabelle weist das Nachfragevolumen nach EZG Alle Einzugsgebietszonen 46.218 6.837 315.995 100,0 Zonen des Einzugsgebietes und den untersuchungsrelevante Ø Verbrauchsausgaben BRD 6.721 €/Ew. p. a. Elastizität: 0,92 Quelle: Berechnungen bulwiengesa, Kaufkraftkennziffer (KKZ) MB-Research, Nürnberg Warengruppen aus. *Anpassung an das Kaufkraftniveau gewichtet mit warengruppenspezifischer Ausgabenelastizität ** Rundungsdiffrenzen zur folgenden Tabelle, letzte Zeile, sind möglich.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 28 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen

Aktuelles Nachfragevolumina im Einzugsgebiet nach Hauptwarengruppen (Ladenhandel, vor Covid-19-Pandemie) Deutschland Basisjahr 2018/19 Einzugsgebiet Zone 1 Zone 2a Samtgemeinde Zone 2b Zone 2c ZoneZone 5 6 EZG Bad Nenndorf Haste, Nenndorf Apelern, Beckedorf, Barsinghausen Gesamt Hohnhorst, (Zone 1 und Heuerßen, Lauenau, mit Ortsteilen: Bantorf, Suthfeld Zone 2a) Lindhorst, Rodenberg Groß Munzel, Hohenbostel, Holtensen, Landring- hausen, Wichtring- hausen, Winning- hausen sowie Wunstorf-Kolenfeld Einwohner 11.144 6.305 17.449 19.828 8.941 46.218

Kaufkraft-Index (D = 100) 113,8 101,3 109,3 95,8 100,9 101,9 Hauptwarengruppe Nachfragevolumen 2019 Tsd. Euro p. a. % A Periodischer Bedarf gesamt 44.544 24.008 68.552 73.847 33.990REF! 176.389 55,8 B Aperiodischer Bedarf gesamt 39.879 18.875 58.754 54.260 26.601 139.615 44,2 davon Modischer Bedarf 10.135 4.795 14.930 13.779 6.757 35.466 Elektro/Technik 5.840 2.733 8.573 7.803 3.849 20.225 6,4 Heimwerker/Garten/Sport 8.950 4.343 13.293 12.662 6.127 32.082 10,2 Einrichtungsbedarf 7.944 3.684 11.628 10.466 5.188 27.282 8,6 Bücher 920 443 1.363 1.287 625 3.275 1,0 Haushaltswaren 1.351 632 1.983 1.803 890 4.676 1,5 Spielwaren 483 220 703 618 309 1.630 0,5 1.540 767 2.269 1.084 1,8 Gesundheitsbedarf 2.307 5.660 Sonstige Hartwaren 2.716 1.258 3.974 3.573 1.772 9.319 2,9 C Stationärer Ladenhandel Gesamt 84.423 42.883 127.306 128.107 60.591REF! 316.004 100,0

Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach, Rundungsdifferenzen möglich

© bulwiengesa AG 2020 Seite 29 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen █ Aktuell zählt das definierte Einzugsgebiet insgesamt knapp 46.220 Personen, 2008 belief sich die Zahl der im Einzugsgebiet woh- nenden Personen auf rund 46.500. Einer sehr positiven Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Bad Nenndorf (Zone 1) stehen eher rückläufige Einwohnerzahlen im wei- teren Umland (Zonen 2a-2c) gegenüber. Insofern spricht der Bad Nenndorfer Einzelhandel in etwa potenzialseitig das gleiche Klien- tel an, wie in 2008. Der Anteil der Samtgemeinde Bad Nenndorf an der Gesamt-Einwohnerzahl im Einzugsgebiet liegt gegenwärtig bei 37,8 %.

█ Das Gesamtnachfragevolumen (ohne Touristen oder Einpendler; vor Pandemie) beträgt derzeit rd. 316 Mio. Euro. Im Jahre 2008 be- trug das Nachfragevolumen rund 248,7 Mio. Euro. Insofern kann hier eine Steigerung (nominal) um rund 27 % festgestellt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich die allgemeinen Pro-Kopf-Verbraucherausgaben sehr unterschiedlich über die Jahre ent- wickelt haben. So beträgt die Steigerung der Verbrauchsausgaben im periodischen Bedarfsbereich zwischen 2009 und 2019 +30 %, im Sortimentsbereich Modischer Bedarf ist im gleichen Zeitraum lediglich ein Zuwachs von rd. +18 % festzustellen.

█ Das Nachfragevolumen der Einzugsgebietszone 1 beträgt für den gesamten Einzelhandel knapp gut 84,4 Mio. Euro (siehe vorste- hende Tabelle). Insofern ist gut ein Viertel des Nachfragevolumens in der Stadt Bad Nenndorf verortet. Das lokale Nachfragevolu- men ist daher nach wie vor ausgesprochen begrenzt. Von daher ist ein umfassendes und einem mittelzentralen Versorgungsauftrag adäquates Angebotsspektrum auch derzeit nur unter erfolgreicher Ansprache des Umland-Einzugsgebietes tragfähig. Knapp 14 % des Nachfragevolumens entfallen auf die Zone 2a, also auf die übrigen Gemeinden des Samtgemeinde Bad Nenndorf. Insgesamt entfallen auf de Samtgemeinde gut 40 % des im Einzugsgebiet lokalisierten Nachfragevolumens. Für die weitläufige Ein- zugsgebietszone 2b errechnet sich ein Nachfragevolumen von gut 139,5 Mio. Euro. In der Zone 2c sind knapp 65,8 Mio. Euro lokali- siert. Damit befindet sich deutlich über die Hälfte des vorhandenen Nachfragevolumens außerhalb der Samtgemeinde Nenndorf.

█ Was das Naheinzugsgebiet (Zone 1) sowie auch große Teile der Zone 2a angeht, sind aus diesem Bereich naturgemäß die inten- sivsten Kundenbindungen (Stammkunden) zu erwarten. Bezüglich der sehr heterogen strukturierten Ferneinzugsgebiete 2b und 2c ist festzustellen, dass die Bad Nenndorfer Einzelhandels- anbieter auch hier auf einen gewissen Zuspruch reflektieren können, wobei die Einzelhandelsstrukturen in diesen Bereichen z. T. dicht ausfallen – vor allem im Periodischen Bedarf – , aber auch durchaus Angebotslücken aufweisen. Dabei dürften sich die in der Zone 2b befindlichen Gemeinden in erster Linie auf ihre jeweiligen Hauptorte der jeweiligen Samtgemeinde orientieren.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 30 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.2 Einzugsgebiet, Marktzonen und Nachfragevolumen █ Die in Zone 2c befindlichen dörflich geprägten Stadtteile von Barsinghausen und Wunstorf orientieren sich durchaus auch auf die An- gebotsstrukturen in den jeweiligen Kernstädten Barsinghausen und Wunstorf, wobei die Einzelhandelsanbieter im städtischen Au- ßenbereich und auch in den Stadtzentren lokalisiert sind.

█ Bezüglich der Aufschlüsselung des Nachfragevolumens nach Hauptwarengruppen entfallen fast 56 % (= rd. 176,4 Mio. Euro p. a.) auf den Periodischen Bedarf und rd. 44 % (= rd. 139,6 Mio. Euro p.a.) auf den Aperiodischen Bedarf. Das Nachfragevolumen im Seg- ment Modischer Bedarf ist mit rd. 35,5 Mio. Euro p. a. am höchsten.

█ Das Gros der Kunden im Einrichtungshaus Heinrich sind Zielkunden aus der übrigen Region außerhalb des abgegrenzten Einzugs- gebietes; sie sind somit den externen Streukunden zuzuordnen.

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B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektive unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie █ Seit März 2020 nahm die Covid-19 Pandemie und der damit verbundene Shutdown für viele Einzelhandels- sowie Gastronomie- und Dienstleistungsnutzungen sowie anhaltende Bewegungs- und Kontakteinschränkungen eruptiv Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen. Während anfänglich die Nahversorgung durch einsetzende Vorratskäufe profitierte, verlagerte sich dieser Benefit ab Mitte März zusehends auf Mehrumsätze durch Effekte wie sprunghaft gestiegenes Home Office und Home Schooling, geschlossene Gastronomieeinrichtungen und unterbundene oder aufgeschobene Reisetätigkeiten, die allesamt die Lebensmittel-Nahversorgung begünstigen. Auch entfallende externe Verpflegung am Arbeitsplatz und in der Schule führten zu erhöhten Umsätzen des Lebensmittelhandels. Vor allem Drogeriemärkte und Apotheken profitierten stark von der gestiegenen Nachfrage nach Hygieneprodukten sowie Gesichts- schutzmasken. Da die Menschen gezwungenermaßen häuslicher wurden, Sport- und Fitnesseinrichtungen geschlossen werden mussten und die Mobilität sich weg vom Öffentlichen Verkehr zu anderen Verkehrsarten verlagerte, konnten im Windschatten dieser Entwicklung auch Bau- und Heimwerkermärkte (die zudem regional als "systemrelevante" Anbieter nicht von Schließungen betroffen waren), Gartenmärkte sowie der ohnehin wachsende Markt für Fahrräder und Zubehör ebenfalls Umsatzsteigerungen verzeichnen. Der stationäre Umsatz für Modischen und Persönlichen Bedarf hingegen kam zeitweise sogar fast zum Erliegen. Umsätze wander- ten verstärkt in den Onlinehandel ab. In einigen, vornehmlich größeren Städten führten Initiativen wie "support your local dealer" zu gegenläufigen Trends: Dort konnten sogar Nonfood-Anbieter in verdichteten Stadtteillagen profitieren oder erlitten nur mäßige Um- satzeinbußen. Besonders stark von Umsatz- und Frequenzrückgängen betroffen wurden die A-Lagen der Metropolen, in denen sich üblicherweise sehr viele auswärtige Besucher aufhalten, sowie in regionalen Shoppingcentern. Inwieweit ländliche Innenstädte in Mitleidenschaft gezogen werden, bleibt noch abzuwarten, denn derzeit spricht vieles dafür, dass Standorte mit lokaler Versorgungs- funktion sich als vergleichsweise robust erweisen könnten – zumal zahlreiche, sonst auspendelnde Berufstätige nunmehr im Home Office vor Ort bleiben.

█ Mit der Eindämmung der Covid-19 Pandemie und damit einhergehenden Lockerungen der Beschränkungen wird das wirtschaftliche Leben in Deutschland und anderen europäischen Ländern seit Mai 2020 wieder agiler. Seit spätestens Juni sind auch Einzelhan- delsgeschäfte landesweit wieder uneingeschränkt geöffnet. Weiterhin strenge Regelungen bzw. eine Verlängerung der Shutdown- Phase sind in der Gastronomie sowie im Bereich Tourismus, Hotellerie und Veranstaltungs-/Eventmanagement bis weit in die zweite Jahreshälfte zu erwarten.

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B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektive unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie █ Weltwirtschaftlich ist das Bild allerdings gespalten, da vor allem in Süd- und Nordamerika die Pandemie stark voranschreitet und erste Lockerungen erneut zurückgenommen werden mussten. Unter anderem deshalb liegt ein Vorkrisenniveau auch im export- orientierten Deutschland noch in weiter Zukunft. Kurzarbeit konnte einen starken Einbruch auf dem Arbeitsmarkt wie in 2008/2009 erneut verhindern (die Arbeitslosenzahl wird voraussichtlich deutlich unterhalb 3,0 Mio. verbleiben), gleichwohl haben viele Bevöl- kerungsgruppen mit empfindlichen, teilweise substanziellen Einkommensverlusten zu kämpfen. Für 2020 rechnen wir mit einem allgemeinen Rückgang des Privaten Konsums um -5 bis -6 %. Auch der „soziale Konsum“ dürfte weit über die reine zeitliche Dauer der Phase des Shutdowns in Mitleidenschaft gezogen werden. „Social Distancing“ hinterlässt hier eine signifikante Verhaltensänderung, die auch in den kommenden Quartalen noch zu spüren sein wird.

█ Für 2021 wird allgemein mit einer einsetzenden Erholung gerechnet und ein Wirtschaftswachstum von +4 bis +5 % erwartet. Das Niveau des realen Bruttoinlandproduktes vor der Krise wird erst Ende 2021 bzw. Anfang 2022 erreicht werden. Der Private Konsum könnte um +6 % bis +7 % sogar stärker als die Wirtschaftsleistung zulegen, dies wird insbesondere davon abhängen, ob die Pande- mie auch weltweit wirksam überwunden werden kann und ob die Krise auch im jeweils eigenen persönlichen Umfeld als bewältigt gilt.

█ Zahlreiche Handelsbetriebe werden den derzeitigen Einbruch nicht überstehen, vor allem jene, die sich in ohnehin schwierigen oder gar latent rezessiven Marktumfeldern (z. B. Modehandel und Warenhäuser) bewegen. Die Zahl der Insolvenzen und Schutzschirm- verfahren bewegt sich bisher dank staatlicher Unterstützungsgelder noch in einem mäßigen Rahmen, umfasst jedoch bereits nam- hafte Filialisten (z. B. Galeria Karstadt Kaufhof, Esprit, Schuh Kay, Appelrath-Cüpper, Sinn, Bonita, Reserved, Colloseum) und dürfte nach Auslaufen staatlicher Soforthilfen und Mietnachlässen durch die Vermieter zunehmen, wenn das alte Umsatzniveau nicht wie- der erreicht wird, und danach sieht es derzeit in diesen Branchen durchaus aus. Im Fachhandel ist zu erwarten, dass ohnehin kurz- bis mittelfristig geplante altersbedingte Schließungen vorgezogen werden, mithin der Rückgang aktiver Einzelhandelsbetriebe sich aktuell beschleunigt.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 33 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektive unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie █ Ein aktueller Vergleich durchschnittlicher Tagesfrequenzen in den A-Lagen von Mittelstädten (50.000 bis <100.000 Einwohner), Großstädten (100.000 bis <500.000 Einwohner) und Metropolen (ab 500.000 Einwohnern1) von Juni 2019 bis Juni 2020 zeigt, dass im Juni überwiegend bereits 75 - 80 % der früheren Frequenz in den Hauptgeschäftslagen wieder erreicht werden konnten. Ten- denziell erholen sich die Zentren kleinerer Großstädte dabei schneller als die der großen Metropolen: Dort fehlen weiterhin hohe An- teile internationaler Fernkunden. Soweit aus Panelmeldungen (z. B. Textilwitschaft) ablesbar, verhält sich die Umsatzentwicklung näherungsweise proportional zur Frequenzentwicklung, d. h. das Vorjahresniveau wird ebenfalls verbreitet noch um rd. -20 % ver- fehlt. Die temporäre Mehrwertsteuerabsenkung ab 1.7.2020 wird nach allgemeiner Auffassung nur geringfügig stimulierende Effekte hervorrufen.

█ Für den Zeitraum 2019 - 2020 hochgerechnet schätzen wir vorläufig folgende Umsatzentwicklungen im Stationären Handel (ca.):

Umsatzentwicklung im Stationären Handel 2019 - 2020 Periodischer Bedarf +4 % bis +5 % Modischer Bedarf -20 % bis -10 % Elektro/Technik -10 % bis -5 % DIY/Garten/Freizeit +2% bis +5 % Einrichtungsbedarf -5 % bis 0 % Hartwaren/Persönlicher Bedarf -15 % bis -10 % Ladenhandel gesamt -2 % bis -1 %

In der Mittelfristbetrachtung ergibt sich derzeit von 2019 - 2025 ein erwartetes Umsatzwachstum für den gesamten Ladenhandel von nur +5 %, wobei wie nachfolgende Übersicht verdeutlicht, dass nicht alle Warengruppen gleichermaßen daran teilhaben werden. Unter dem Strich trägt vor allem erneut die Nahversorgung das künftige Nachfragewachstum für den Stationären Handel. In einigen besonders von der Corona-Krise betroffenen Nonfood-Warengruppen werden Marktanteile beschleunigt und dauerhaft an den Distanz-/Onlinehandel abgegeben. Das Ausgabenniveau im Stationären Handel im Jahr 2019 dürfte v. a. in den Waren- gruppen Mode/Schuhe, Elektro/Technik und Persönlicher Bedarf nicht mehr erreicht werden. Ausgaben für Möbel/Einrichtungsbedarf im Stationären Handel dürften ihr Niveau halten bzw. wieder erreichen können. Die Handelsbranchen Heimwerken/Garten/Sport/ Freizeit haben auch stationär durchaus eine leichte Wachstumsperspektive.

1 Basis: Kontinuierliche Zählergebnisse der Fa. hystreet.com; Kleinstädte sind in der Stichprobe noch nicht enthalten.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 34 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektive unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie

Mittelfrist-Entwicklung der Pro-Kopf-Verbrauchsausgaben nach Warengruppen und Vertriebswegen 2019 Prognose 2020 ∆ 2019 - 2020 Prognose 2025 ∆ 2020 - 2025 ∆ 2019 - 2025 Hauptwarengruppe EuroAnteil p.Euro a. p. a. AnteilVeränderungEuro p.Euro a. p. a. Anteil Euro p. a. Veränderung Euro p. a. Anteil Euro p. a. Veränderung Euro p. a. Veränderung Periodischer Bedarf 3.872 4.050 178 5 % 4.333 283 7 % 461 12 % ... darin für Ladenhandel 3.800 3.967 167 4 % 4.203 236 6 % 403 11 % ... darin für Distanzhandel 72 2 % 83 2 % 11 15 % 130 3 % 47 57 % 58 81 % Modischer Bedarf 978 860 -118 -12 % 950 90 10 % -28 -3 % ... darin für Ladenhandel 745 636 -109 -15 % 660 24 4 % -85 -11 % ... darin für Distanzhandel 233 24 % 224 26 % -9 -4 % 290 31 % 66 30 % 57 24 % Elektro/Technik 655 640 -15 -2 % 700 60 9 % 45 7 % ... darin für Ladenhandel 424 384 -40 -9 % 403 19 5 % -22 -5 % ... darin für Distanzhandel 231 35 % 256 40 % 25 11 % 298 43 % 42 16 % 67 29 % DIY/Garten/Freizeit 744 775 31 4 % 840 65 8 % 96 13 % ... darin für Ladenhandel 677 698 21 3 % 735 38 5 % 58 9 % ... darin für Distanzhandel 67 9 % 78 10 % 10 14 % 105 13 % 28 35 % 38 57 % Möbel/Einrichtungsbedarf 636 630 -6 -1 % 660 30 5 % 24 4 % ... darin für Ladenhandel 571 554 -17 -3 % 571 17 3 % -0 -0 % ... darin für Distanzhandel 65 10 % 76 12 % 11 16 % 89 14 % 14 18 % 24 37 % Hartwaren/Persönl. Bedarf 651 600 -51 -8 % 680 80 13 % 29 4 % ... darin für Ladenhandel 516 456 -60 -12 % 500 44 10 % -16 -3 % ... darin für Distanzhandel 135 21 % 144 24 % 9 7 % 180 27 % 36 25 % 45 33 % Einzelhandel gesamt 7.536 7.555 19 0 % 8.163 608 8 % 627 8 % ... darin für Ladenhandel 6.733 6.695 -38 -1 % 7.071 376 6 % 338 5 % ... darin für Distanzhandel 803 11 % 860 11 % 57 7 % 1.092 13 % 232 27 % 289 36 % Quellen: EHi, bevh, Berechnungen bulwiengesa AG; für 2019 vorläufige Werte. Berechnungsstand: Juni 2020

© bulwiengesa AG 2020 Seite 35 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.3 Exkurs: Mittelfristige Handelsperspektive unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie █ Das erhöhte Ausgabenwachstum für Güter des Periodischen Bedarfs in 2020 ist zumindest in Teilen ein Einmaleffekt und normali- siert sich durch die allmähliche erneute Inanspruchnahme der Gastronomie und der Wiederaufnahme von Auslandsreisen. Diese Korrekturen können in 2021/2022 u. U. sogar zu einem vorübergehenden Aussetzen des Wachtstumsfades der Nahversorgung füh- ren, der mittelfristig (d. h. bis zum Jahr 2025) jedoch grundsätzlich Bestand haben dürfte.

█ Im Zeitraum 2020 - 2025 erwarten wir im Ladenhandel insgesamt eine Erholung um etwa +5 bis +6 %, weiterhin getragen von der Nahversorgung und Teilkompensationen der vorherigen Umsatzabgaben im Nonfood-Handel. Der Distanzhandel dürfte im gleichen Zeitraum um ca. +25 bis +30 % zulegen können.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 36 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B. 4 Nachfragevolumen – mittelfristige Vorausschau

Einwohnerentwicklung im Einzugsgebiet

█ Ein Baustein zur Berechnung der mittelftistigen Entwicklung des im Einzugsgebiet lokalisierten Nachfragevolumens ist die kleinräu- mige Bevölkerungsvorausberechnung für die Jahre 2023 und 2028 des Landesamtes für Statistik des Landes Niedersachsen. Diese liegen für Samt- und Einheitsgemeinden vor. Insofern wird für die Zonen 1 (Stadt Bad Nenndorf) und 2a (Gemeinden Haste, Hohn- horst und Suthfeld) die Bevölkerungsvorausschätzung, die für die Samtgemeinde Nenndorf erarbeitet wurde, herangezogen. Zwi- schen 2018 und 2023 soll die Bevölkerung demnach hier um knapp + 4,8 % ansteigen. Um die Bevölkerungsentwicklung in der Samtgemeinde möglichst feinkörnig abzubilden, wird in Bezug auf die Trends der Bevölke- rungsentwicklung in der Vergangenheit für Bad Nenndorf und die Gemeinden Haste, Hohnhorst und Suthfeld unterstellt, dass die Bevölkerungsgewinne der Samtgemeinde auch in Zukunft hauptsächlich der Stadt Bad Nenndorf zuzuschreiben sind. Von daher unterstellen wir für Zone 1 (Stadt Bad Nenndorf) ein Bevölkerungsgewinn von rund 7,3 %, während in Zone 2a (Haste, Hohnhorst und Suthfeld) von einer eher stabilen Bevölkerungsentwicklung auszugehen ist.

Für die Zone 2b werden für den betrachteten Zeitraum die entsprechende Bevölkerungsvorausberechnungen der Samtgemeiden Rodenberg und Lindhorst herangezogen und auf die jeweiligen Mitgliedsgemeinden umgelegt, auch wenn es diesbezüglich örtliche Varianzen geben dürfte. Insgesamt ist in Zone 2b ein Bevölkerunganstieg von knapp + 3 % anzusetzen. Bezüglich der Zone 2c dient als Grundlage der Einwohnerberechnung die Bevölkerungsvorausberechnung der in der Region Han- nover liegenden Städte Barsinghausen und Wunstorf. Insgesamt dürfte in dieser Zone von einem Bevölkerungszuwachs von rund 2,7 % auszugehen sein.

█ Insgesamt dürfte sich das perspektivische Einwohnerpotenzial im Einzugsgebiet bis 2023 von 46.218 um fast 3,6 % auf 47.881 Ein- wohner erhöhen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 37 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.4 Nachfragevolumen – mittelfristige Vorausschau

Entwicklung der Verbrauchausgaben und Kaufkraft

█ Bei der Entwicklung des ladeneinzelhandelsrelevanten-Kaufkraft-Index (Bundesgebiet = 100) wird von einem konstanten Kaufkraft- niveau für das gesamte Einzugsgebiet ausgegangen, auch was die Einzelhandelselastizität angeht.

█ Ein wesentlicher Punkt der mittelfristigen Vorausschau ist ferner die zukünftige Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Ver- brauchsausgaben unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie und ihren Folgen in Deutschland bis zum Jahr 2025 bzw. für das Jahr 2024. Diese Werte beruhen auf Berechnungen der bulwiengesa AG unter Beachtung der unterschiedlichen Betroffenheiten im Einzelhandel durch die Corona-Krise. Anhand dieser prospektiven Berechnungen können zukünftige Pro-Kopf-Verbrauchsausgaben im stationären Ladenhandel ermittelt werden. Diese Verbrauchsausgaben sind aus der volkswirtschafltichen Prognose zur Entwick- lung des privaten Konsums deutscher Haushalte abgeleitet und werden um (zunehmende) Marktanteile des Onlinehandels bereinigt (siehe auch Kapitel B.3 Exkurs Mittelfristige Handelsperspektiven unter Berücksichtigung der Covid-19 Pandemie).

█ Für das Jahr 2024 wurde für den stationären Einzelhandel in Deutschland ein jährlicher einzelhandelsrelevanter Pro-Kopf-Ver- brauchausgabebetrag von 7.193 Euro p. a. ermittelt (2019: 6.721 Euro p. a.), der somit um rund 7 % über dem Niveau des Jahres 2019 rangiert. Dabei ist zu beachten, dass sich die Entwicklung des Pro-Kopf-Verbraucherausgaben der einzelnen Sortimente stark variiert: • Periodischer Bedarf und Heimwerker/Garten/Sport +8 bis fast 10 % • Elektro/Technik, Einrichtungsbedarf und Sonstige Hartwaren: +4 und knapp 5 % • Modischer Bedarf knapp -2 %

█ Somit ermittelt sich in der mittelfristigen Vorausschau für das Jahr 2024 ein Nachfragevolumen für den Stationären Einzelhandel im Einzugsgebiet von knapp 350,8 Mio. Euro ( + 11 % gegenüber 2019), wobei der Nachfragezuwachs in erster Linie aus den antizi- pierten Bevölkerungsgewinnen der Stadt Bad Nendord und der Steigerung der Verbrauchsausgaben im Periodischen Bedarf resul- tiert.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 38 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.4 Nachfragevolumen – mittelfristige Vorausschau

Nachfragevolumina im Einzugsgebiet nach Hauptwarengruppen (Ladenhandel, unter Berücksichtigung der Covid-19-Pandemie) Version 17.07.2019 Deutschland Basisjahr 2024 Einzugsgebiet

Zone 1 Zone 2a Samtgemeinde Zone 2b Zone 2c ZoneZone 5 6 EZG Bad Nenndorf Haste, Nenndorf Apelern, Beckedorf, Barsinghausen mit Gesamt Hohnhorst, Suth- (Zonen 1 und Heuerßen, Lauenau, Ortsteilen: Bantorf, Groß Munzel, feld Zone 2a) Lindhorst, Rodenberg Hohenbostel, Holtensen, Landring- hausen, Wichtring- hausen, Winning- hausen sowie Wunstorf-Kolenfeld

Einwohner (Vorausschätzung 31.12.2023) 11.962 6.320 18.282 20.415 9.184 47.881

Kaufkraft-Index (D = 100) 113,8 101,3 109,3 95,8 100,9 101,9

Hauptwarengruppe Nachfragevolumen 2024 Tsd. Euro p. a. %

A Periodischer Bedarf gesamt 52.509 26.428 78.937 83.500 38.343REF! 200.780 57,2

B Aperiodischer Bedarf gesamt 44.452 19.576 64.028 57.673 28.264REF! 149.965 42,8

davon

Modischer Bedarf 10.660 4.710 15.370 13.901 6.801REF! 36.072

Elektro/Technik 6.491 2.836 9.327 8.319 4.094REF! 21.740 6,2

Heimwerker/Garten/Sport 10.373 4.701 15.074 14.077 6.795REF! 35.946 10,2

Einrichtungsbedarf 8.900 3.855 12.755 11.247 5.562REF! 29.564 8,4 0 0 0,0 Sonstige Hartwaren/Persönl. Bedarf 8.028 3.474 11.502 10.129 5.012REF! 26.643 7,6

C Stationärer Ladenhandel Gesamt 96.961 46.004 142.965 141.173 66.607REF! 350.745 100,0

Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach, Rundungsdiffrenzen möglich

© bulwiengesa AG 2020 Folie 39 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsentwicklung in Bad Nenndorf

█ Die Einzelhandelserhebung aus dem Vorgängerkonzept 2008 wurde seinerzeit ebenfalls von der bulwiengesa AG durchgeführt. Im Zuge der im März und Juni 2020 erfolgten Erhebung in der Stadt Bad Nenndorf wurden folgende Marktdaten erfasst:

• 71 stationäre Verkaufsstellen des Einzelhandels (2008: 99 aktive Verkaufsstellen) • Gesamt-Verkaufsfläche von ca. 69.940 qm (2008: 57.000 qm) • Geschätzter Umsatz von 141,3 Mio. Euro (2008: 110 Mio. Euro)

Dies entspricht

• einer VKF-Dichte von knapp 6,3 qm je Einwohner (2008: 5,5 qm je Einwohner) • einem Pro-Kopf-Umsatz von etwa 12.680 Euro p. a. (2008: 10.577 Euro p. a.)

Flächenausstattung und Pro-Kopf-Umsatz sind für mittelzentrale Verhältnisse deutlich überdurchschnittlich. In der mit rund 11.144 Einwohnern recht kleinen Stadt Bad Nenndorf schlägt nach wie vor der Sonderfaktor Möbel Heinrich (gegenüber 2008 nun sogar deutlich flächengrößer) auf die städtischen Kennzahlen durch und mindert damit eine Interpretation.

█ Insofern konnte vor allem durch verschiedene, je Betriebstyp z.T. recht flächengroße Betriebserweiterungen (u. a. Möbel Heinrich, WEZ) und Neuansiedlungen bzw. Übernahmen, die u. a. auch mit Verkaufsflächenerweiterungen einhergingen (u. a. Rewe, Hammer Heimtex, Dänisches Bettenlager) der Verkaufsflächenbestand sehr deutlich ausgebaut werden (im Vergleich zu 2008: +22,7 %; no- minales Umsatzplus 2019 gegenüber 2008: fast 29 %). In den vergangenen Jahren wurden jedoch auch vereinzelt Kleinflächen in Innenstadt- und Streulagen aufgegeben bzw. wurden umgenutzt (vornehmlich Dienstleister).

Auch der Gesamtumsatz in Bad Nenndorf fällt heute höher als 2008 aus. Dies resultiert teilweise aus dem erhöhten Nachfragevolu- men und damit einhergehend auch Leistungssteigerungen im Bestand, teilweise auch Neuansiedlungen bzw. Betreiberwechseln von Fachmärkten. Insofern ist die Flächen-, Umsatz- und Leistungssteigerung in Bad Nenndorf auf den zwischenzeitlichen Ausbau sowohl des Lagebereiches Innenstadt (Flächenplus: 18 %) sowie der Fachmarktlage Bückethaler Landwehr (Flächenplus: 24 %) zurückzuführen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 40 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf █ Im Vergleich zu 2008 ergeben sich folgende wesentliche Veränderungen:

Stadt Bad Nenndorf: Verkaufsflächen- und Umsatzvergleich 2008 und 2019/20, Nachfragevolumen und Zentralitätsmaße Umsatz Verkaufsfläche Flächenproduktivität Nachfrage 2019 Zentralitätsmaß Bad Nenndorf Mio. Euro qm Euro/qm VKF Tsd. Euro p. a. Warengruppe 2008 2019 ∆ 08-19 2008 2020 ∆ 08-20 2008 2020 2019 2019 Periodischer Bedarf 40,5 54,0 13,5 9.230 10.310 1.080 4.391 5.233 44.544 121 Aperiodischer Bedarf 69,4 87,3 17,9 47.770 59.630 11.860 1.453 1.464 39.879 219 davon Modischer Bedarf 5,5 4,7 -0,8 2.850 1.980 -870 1.937 2.380 10.135 47 Elektro/Technik 1,6 1,6 0,0 320 565 245 4.969 2.737 5.840 26 Heimwerker/Garten/Freizeit 16,4 11,9 -4,5 12.270 9.350 -2.920 1.339 1.274 8.950 133 Einrichtungsbedarf 37,9 58,6 20,7 28.350 42.815 14.465 1.338 1.369 7.944 738 Hartwaren 8,0 10,5 2,5 3.980 4.920 940 2.013 2.126 7.010 149 davon Bücher 0,6 200 3.189 920 70 Haushaltswaren 5,5 3.430 1.596 1.351 405 Spielwaren 1,0 460 2.129 483 201 Gesundheitsbedarf 1,9 280 6.929 1.540 126 Sonstige Hartwaren 1,4 550 2.602 2.716 53 Gesamt 109,9 141,3 31,4 57.000 69.940 12.940 1.930 2.020 84.423 167 Quelle: Erhebung bulwiengesa; Rechengang Zentralitätsmaß = Umsatz/Nachfrage x 100 - Rundungsdifferenzen möglich -

Im Periodischen Bedarf hat sich die Verkaufsfläche per Saldo um rd. 1.080 qm erhöht, wobei der Anstieg der Verkaufsfläche vor allem auf deutli- che Verkaufsflächenerweiterungen bzw. -neuansiedlungen zurückzuführen ist. An dieser Stelle sei die Rewe-Neuetablierung in der Innenstadt (1.480 qm VKF), die Erweiterung WEZ in Streulage um rund 400 qm sowie der Flächenausbau des E-Centers im Bereich Bückethaler Landwehr um rund 500 qm VKF genannt. Aber auch der kleinere Anbieter Bio- und Naturkostladen Gänseblümchen (in Streulage an der Erlengrundstraße) konnte sich nach Umzug um rund 210 qm erweitern (ehemaliger Getränkemarkt von WEZ), so dass der Bioboom auch im Lebensmitteleinzel- handel seine Spuren im örtlichen Angebot zeigt. Der ehemalige Schlecker-Drogeriemarkt in der Innenstadt wird seit 2012 vom Bekleidunganbiete NKD (rund 330 qm VKF) genutzt, der damit das Modeangebot (wenn auch genrebezogen auf niedrigem Niveau) in der Innenstadt deutlich gefestigt hat. Das großflächige Ladenlokal des ehe- maligen City Frischemarktes in der Innenstadt wird seit 2015 von Dänisches Bettenlager genutzt (mit 1.350 qm statt ursprünglich 1.110 qm). Zu- dem ging das Trink-Paradies im Gewerbegebiet Nord (rund 240 qm VKF) vom Markt. Insgesamt ermittelt sich für den Periodischen Bedarf ein Umsatz von 54 Mio. Euro, der deutlich über dem ermittelten Umsatz von 2008 liegt (rund 40,5 Mio. Euro). Gleichzeitig ist die Raumleistung (Umsatz pro qm Verkaufsfläche) auf 5.233 Euro/qm Verkaufsfläche deutlich angestiegen (Flächenproduktivität 2008: 4.391Euro/qm).

© bulwiengesa AG 2020 Seite 41 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf █ Veränderungen im Aperiodischen Bedarf: Im Aperiodischen Bedarf ermittelt sich in 2020 eine Verkaufsfläche von rd. 59.630 qm, die sehr deutlich über dem Wert von 2008 ran- giert (per Saldo ca. +11.860 qm VKF bzw. +25 %). Dieser Anstieg wird vor allem durch die Verkaufsflächenerweiterung von Möbel Heinrich mit fast 10.000 qm VKF sowie die Ansiedlung von Dänisches Bettenlager in der Innenstadt mit 1.350 qm VKF induziert. Ferner wurde Mögrossa nun mit einer 1.000 qm größeren VKF erhoben. Zudem ging 2017 Hammer Heimtex an der Bückethaler Landwehr an den Markt (ehemals Heineking bzw. Flair) und reaktivierte weitere am Standort einzelhändlerisch bis dato nicht genutz- te 1.000 qm. Außerdem kam es mit Hammer Heimtex auch zu einer sortimenstbezogenen Umnutzung aus dem Segment Heimwer- ker/Garten/Freizeit in den Sortimentsbereich Einrichtungsbedarf. Dies ist auch ein Grund für die nun geringere Fläche im Sortiment Heimwerker/Garten/Freizeit, hier ist zudem auch der Abgang von Deisterbike am Standortbereich Bückethaler Landwehr und eine etwas geringere diesbezügliche Fläche des dortigen Hellweg-Baumarktes spürbar. Mit dem derzeit durchgeführten Refurbishment des Kurhauses (ehemals rund fünf Ladeneinheiten, darunter auch Modeanbieter) und aufgrund von Abgängen insbesondere inhabergeführten Textilanbieter in der Innenstadt (u. a. Schließung Wegener Mode oder Castel Boutique) bzw. der geringeren Verkaufsfläche für BabyOne an der Bückethaler Landwehr ist die Verkaufsflächenausstattung im Modi- schen Bedarf im Vergleich zu 2008 um fast ein Drittel abgeschmolzen. Der Hartwaren- und der Elektro/Technik-Bereich verzeichnen Flächengewinne, was nicht zuletzt in der Verkaufsflächenerweiterung von Möbel Heinrich und in gewisser Weise auch der Ansied- lung von Dänisches Bettenlager begründet liegt, wie selbstredend auch die außerordentliche Zunahme der Einrichtungsbedarfsfläche um rund 51 % gegenüber 2008. Der Umsatz im Aperiodischen Bedarf wurde auf 87,3 Mio. Euro geschätzt und liegt damit rund 26 % über dem Wert von 2008 (rund 69,4 Mio. Euro). Die damit korrespondierende Raumleistung liegt derzeit bei rd. 1.464 Euro/qm VKF und damit leicht über dem Wert von 2008 (1.453 Euro/qm VKF) und wird grundsätzlich von der Raumleistung im Segment Möbel/Einrichtung bestimmt.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 42 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf █ In der Gesamtschau hat sich Bad Nenndorf seit 2008 infolge von Neuansiedlungen und Betriebserweiterungen positiv entwickelt, auch wenn das modische Angebot nicht zuletzt durch den stark zunehmenden Onlinehandel schrumpfte.

Der Vergleich der Handelsentwicklung verdeutlicht, dass die Verkaufsflächenzunahme mit der Nachfrageentwicklung korrespon- dierte:

Nachfragevolumen im Einzugsgebiet: +27 % Verkaufsfläche in Bad Nenndorf: +23 % Umsatz in Bad Nenndorf: +29 %

Diesbezüglich ist jedoch zu beachten, dass nur eine eingeschränkte Vergleichbarkeit der Werte auf Grund methodischer Brüche in den Zeitreihen vorliegt und nur Tendenzaussage zulässig sind!

© bulwiengesa AG 2020 Seite 43 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf

Einzelhandelslagen Bad Nenndorf und jeweilige aktive Verkaufsfläche Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt rd. 6.200 qm Streulagen rd. 2.3001.4801.350 qm qm Gerwerbegebiet Nord rd. 1.800 qm Bückethaler Landwehr rd. 59.700 qm Kartengrundlage:WERT! 35.2501.5004.5004.0001.0008.110870 qm © OpenStreetMap-Mitwirkende, bearbeitet durch bulwiengesa

Gewerbegebiet Nord

Streulagen

Sreulagen

Bückethaler Landwehr

Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt

Streulagen

N

Seite 44 © bulwiengesa AG 2020 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf █ Bereits im Einzelhandelskonzept 2008 wurde der damals in Bad Nenndorf erhobene Einzelhandel in Standortcluster und Lage- bereiche gegliedert. Diese räumliche Gliederung hat grundsätzlich weiterhin Bestand.

Insofern ist zwischen folgenden Einzelhandelslagebereichen zu differenzieren:

– Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt: • Räumlich eng verzahnt mit den dort ansässigen Kur- und Touristikeinrichtungen • Wurde über großflächige Neuansiedlungen von Innenstadtmagneten deutlich und nachhaltig gestärkt

– Streulagen • vorzugsweise fast ausschließlich in der übrigen Kernstadt von Bad Nenndorf existent • straßenbegleitend, nur teilweise zusammenhängend

– Gewerbegebiet Nord: • In übrige Gewerbenutzungen eingebetteter Einzelhandelsstandort, der sich vorzugsweise an Pkw-Kunden richtet und über eine vergleichsweise geringe flächenseitige Ausstattung verfügt • Erfuhr in den vergangenen Jahren ein Verkaufsflächenabbau bzw. eine Aufgabe eines Teilbereiches (Bereich Rotrehre).

– Fachmarktstandort Bückethaler Landwehr: • Großformatige Fachmarktangebote, die in den vergangenen Jahren rein flächenseitig deutlich ausgebaut wurden

█ Insgesamt hat sich insofern keine grundlegende Veränderung in der Gesamtstruktur der lokalen Einzelhandelslagen seit 2008 erge- ben. Weder wurden Standortbereiche entwickelt, noch waren etablierte Standortbereiche abgängig.

Im Folgenden werden Verkaufsflächenausstattung und Umsatzschätzungen der einzelnen Lagebereiche und deren lokale Markt- stellung dargestellt. Des Weiteren wird eine städtebauliche Kurzeinschätzung vorgenommen bzw. die wesentlichen Veränderungen aufgezeigt.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 45 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf

Lagebereiche in Bad Nenndorf █ Während Innenstadt und Streulagen anno 2008 bei durchschnittli- chen Ladengrößen von 70 - 100 qm noch ausgesprochen kleinteilig Lagebereiche Absolute Flächen-/ Durchschnittl. Kennzahl marktanteil % Flächengröße organisiert waren, ist aufgrund der Flächenzuwächse im großflächi- qm VKF gen Angebot bei gleichzeitigem Rückgang der Ladenanzahl in diesen Innenstadt Bad Nenndorf Standortbereichen eine diesbezügliche durchschnittliche Ladengröße Anzahl aktiver Ladeneinheiten 37 52,1 zwischen knapp 130 qm und 170 qm feststellbar. Auch im Gewerbe- Aktive Verkaufsfläche in qm 6.210 8,9 168 gebiet Nord stieg die durchschnittliche Verkaufsfläche von rund Umsatz in Mio p.a. 23,9 16,9 380 qm auf fast 450 qm an. Die mittlere Flächengröße an der Streulagen Bad Nenndorf Bückethaler Landwehr rangiert derzeit bei fast 5.000 qm (2008: rund Anzahl aktiver Ladeneinheiten 18 25,4 3.400 qm). Aktive Verkaufsfläche in qm 2.270 3,2 126 █ Insgesamt entfallen auf die Lage Bückthaler Landwehr gut 85 % der Umsatz in Mio p.a. 10,0 7,1 städtischen Verkaufsfläche (2008 fast 84 %) und – wie in 2008 – Gewerbegebiet Nord rund 71 % des Umsatzpotenzials in Bad Nenndorf. Anzahl aktiver Ladeneinheiten 4 5,6 Auf die Innenstadt entfallen dagegen – wie 2008 – nur ca. 9 % der Aktive Verkaufsfläche in qm 1.790 2,6 448 aktiven Verkaufsfläche und lediglich knapp 17 % des Umsatzpoten- Umsatz in Mio p.a. 6,9 4,9 zials. Bückethaler Landwehr Insofern besteht bezüglich Verkaufsfläche und Umsatz auch heute Anzahl aktiver Ladeneinheiten 12 16,9 nahezu das gleiche "Verhältnis" zwischen Innenstadt und Bücketha- Aktive Verkaufsfläche in qm 59.670 85,3 4.973 ler Landwehr. Dabei fällt auch derzeit der lokale Marktanteil der Bad Umsatz in Mio p.a. 100,6 71,1 Nenndorfer Innenstadt nach wie vor außergewöhnlich gering aus. Bad Nenndorf gesamt █ Insgesamt haben sich beide Standortbereiche – der Zielsetzung der Anzahl aktiver Ladeneinheiten 71 100 städtischen Ansiedlungspolitik entsprechend – synergetisch und ar- Aktive Verkaufsfläche in qm 69.940 100 985 beitsteilig entwickelt. Umsatz in Mio p.a. 141,4 100 Quelle: Erhebung bulwiengesa - Rundungsdifferenzen möglich

© bulwiengesa AG 2020 Seite 46 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.5 Einzelhandelsanalyse: Einzelhandelsstrukturen in Bad Nenndorf

5

10 Großflächiger Einzelhandel 2020 12 9 Bestand ca. VKF 2 11 6 1 8 1 Rewe Hünecke 1.480 qm 3 7 2 Dänisches Bettenlager 1.350 qm A B 3 Penny Discounter 780 qm Zentraler Versorgungsbereich 4 WEZ 1.400 qm Innenstadt 13 5 Lidl Discounter 870 qm 6 E-Center 3.700 qm 7 Aldi Discounter 870 qm 8 Möbel Heinrich 35.250 qm

9 BabyOne 1.500 qm 4 10 Mögrossa 4.500 qm 11 Hammer Heimtex 4.000 qm 12 Fliesen-Discount 1.000 qm 13 Hellweg Baumarkt 8.110 qm Planungen A Aldi Discounter neu ca. 1.270 qm sowie u. a. Fachmarkt 800 qm B Getränkemarkt 900 qm sowie u. a. ggf. Zoomarkt 680 qm Zweiradmarkt 500 qm Heimtextilmarkt 520 qm N Kartengrundlage: © OpenStreetMap-Mitwirkende, bearbeitet durch bulwiengesa

Seite 47 © bulwiengesa AG 2020 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.6 Einzelhandelsstrukturen Innenstadt Bad Nenndorf

█ Die Stadt Bad Nenndorf wurde 2008 aufgrund des seinerzeit erstellten Integrierten städtischen Entwicklungs‐/Wachstumskonzeptes (ISEK, 2007) und der Vorbereitenden Untersuchung (VU, 2008) in das Städtebauförderungsprogramm aufgenommen. Ziel der Sa- nierungsmaßnahmen war und ist u. a. die Aufrechterhaltung und Förderung eines kleinteiligen Mixes von Wirtschafts-, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie insbesondere die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben in der Innenstadt. Lt. Angaben der Samtgemeinde Nenndorf sind bis dato nahezu alle Sanierungsmaßnahmen umgesetzt worden, so dass zahlreiche festgestellte städtebauliche Mängel beseitigt werden konnten. Einige Maßnahmen befinden sich noch in der Ausführung und weitere sind projektiert und sollen in weiteren Verfahren realisiert werden. Die in den letzten Jahren durchgeführte Innenstadtsanierung führte zu einer Aufwertung des Straßen- und Wegeraumes. Insbeson- dere die Baumaßnahmen in der Kurhausstraße ergaben eine bessere, zu mindest optische Verknüpfung der beiden Lagebereiche Hauptstraße (Fußgängerzone) und nördlicher Abschnitt Kurhausstraße/Am Themalbad (u. a. mit Rewe).

Das Sanierungsgebiet wurde erst jüngst nach Norden (entlang der nördlichen Bahnhofstraße), Osten (nördlicher Bereich der Haster Straße und Süden (rund um den Agnes-Miegel-Platz) erweitert. Diese Bereiche befinden sich - wie auch Teile des bisherigen Sanie- rungsgebietes - außerhalb des Zenralen Versorgungsbereiches in seiner Abgrenzung von 2008.

█ Im Fokus der weiteren Innenstadtsanierung stehen nach Angaben der Samtgemeinde Nenndorf u. a. folgende Aufgaben:

• Stärkung von Markt-, Kultur- und Bildungseinrichtungen • Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben • Stärkung der Aufenthaltsqualität im Stadtgebiet • Funktionsverbesserung und Stabilisierung des Stadtkerns • Verbeserung des Anschlusses des DB-Haltepunktes/Bahnhofes an den Stadtkern • Aufwertung des Kur- und Lanschaftsparks • Aufwertung der touristsichen Bedeutung

Insbesondere mit der Verminderung der Kfz-Frequenzen in der Innenstadt soll vor allem die Charakteristik und das Alleinstellungs- merkmal der Innenstadt als zentralen Bereich des Kurortbetriebes hervorgehoben und gefördert werden.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 48 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.6 Einzelhandelsstrukturen Innenstadt Bad Nenndorf █ Für die Innenstadt gemäß ZVB-Abgrenzung aus dem Jahr 2008 ermitteln sich aktuell folgende Kenndaten (siehe Tabelle auf der fol- genden Seite)

Erfasst wurden 6.215 qm VKF (fast 9 % der Gesamtverkaufsfläche Bad Nenndorfs), Flächenzunahme gegenüber 2008: +18 %

Der auf dieser Verkaufsfläche erzielte Umsatz beträgt fast 24 Mio. Euro, was einem Anteil von fast 17 % des Umsatzes in der Ge- samtstadt entspricht. Ca. 3.000 qm VKF in der Innenstadt entfallen auf den Periodischen Bedarf (rd. 48 % der Innenstadtfläche) mit einem Umsatz von gut 15 Mio. Euro (= 63 % des Innenstadtumsatzes). Insofern besteht nach wie vor die für ein Mittelzentrum unge- wöhnlich hohe Bedeutung des Periodischen Bedarfsbereiches in der Innenstadt, zeigt aber auch anno 2020 die fehlende Einkaufs- historie der Innenstadt plakativ auf. Gleichwohl hat mit Ansiedlung von Dänisches Bettenlager das aperiodische Sortiment flächen- seitig mit fast 800 qm gegenüber 2008 deutlich zugelegt, wenn auch nicht in einem innenstadttypischen Hauptsortiment. Das modische Sortiment in der Innenstadt nimmt mit ca. 1.100 qm VKF (56 % des gesamtstädtischen Modeangebotes) nur rund 18 % der Verkaufsfläche in der Innenstadt ein (2008: knapp 28 %). Zugelegt hat insbesondere das Sortiment Einrichtungsbedarf (Hauptsortiment Dänisches Bettenlager), das mit fast 20 % rein flä- chenseitig die zweitwichtigste Angebotskategorie abbildet. Bezüglich der kleinteiligen Strukturen ist in der Innenstadt betriebsseitig nur ein sehr geringer Filialistenbesatz zu finden. Hauptsäch- lich agieren dort auf kleineren Verkaufsflächen inhabergeführte Betriebe. Gleichwohl stellen bundesweit agierende Filialisten (neben Rewe und Dänisches Bettenlager, Penny, Rossmann, NKD, Ernsting's family und Parfümerie Aurel) wichtige Magnetbetriebe dar.

Insgesamt 8 Objekte (ohne Kurhaus) in der Innenstadt weisen zum Erhebungszeitpunkt Ladenleerstandsflächen auf. Die beiden prominentesten Leerstände befinden sich in der Bahnhofstraße (ehemaliger Postfiliale, etwas "aus dem Dreh" gelegen) und an der Hauptstraße (ehemalige Kurapotheke; spätestens mit Wiedereröffnung des vis-à-vis gelegenen Kurhauses dürften sich grundsätz- lich auch hier neue Vermietungschancen ergeben).

Den Geschäftsbesatz im ZVB Innenstadt prägen neben Einzelhandel in den Erdgeschosszonen auch 12 reine Gastronomie-, Im- biss- und Hotelbetriebe (ohne Backshops und Konditoreien) sowie 27 einzelhandelsnahe und sonstige Dienstleister (u. a. Friseure, Bank/Sparkasse, Reisebüro, Kosmetik/Nagelstudio und sonstige). Das gastronomische Angebot fällt qualitativ eher mäßig aus, be- kannte Filialisten fehlen; einige fokussieren sich auf Dienstleistungen für Kur- bzw. Gesundheitseinrichtungen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 49 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.6 Einzelhandelsstrukturen Innenstadt Bad Nenndorf

Innenstadt Bad Nenndorf: Verkaufsflächen- und Umsatzvergleich 2008 und 2019/20

Umsatz Verkaufsfläche Flächenproduktivität Warengruppe Mio. Euro qm Euro/qm VKF 2008 2019 ∆ 08-19 2008 2020 ∆ 08-20 2008 2020 Periodischer Bedarf 11,9 15,2 3,3 2.800 2.990 190 4.258 5.080 Aperiodischer Bedarf 6,8 8,7 1,9 2.450 3.220 770 2.776 2.699 davon 0,0 Modischer Bedarf 3,5 2,8 -0,7 1.450 1.110 -340 2.400 2.506 Elektro/Technik 0,3 0,6 0,3 50 100 50 5.200 6.340 Heimwerker/Garten/Freizeit 0,4 0,3 -0,1 150 70 -80 2.333 3.925 Einrichtungsbedarf 0,0 1,5 1,5 0 1.230 1.230 0 1.180 Hartwaren 2,6 3,6 1,0 800 710 -90 3.300 5.019 davon Bücher 0,5 110 4.265 Haushaltswaren 0,5 200 2.430 Spielwaren 0,1 25 5.420 Gesundheitsbedarf 1,6 240 6.867 Sonstige Hartwaren 0,8 135 5.903 Gesamt 18,7 23,9 5,2 5.250 6.210 960 3.553 3.841 Quelle: Erhebung bulwiengesa

█ Auch derzeit ist als tradierte "A-Lage" der mit Geschäftsnutzungen bestückte Südteil der Hauptstraße zwischen der Horster Straße und dem Übergang in den Kurpark zu klassifizieren. Gleichwohl ist in diesem baulich zusammenhängenden Bereich der Geschäfts- besatz nicht durchgängig bzw. lösen sich Einzelhandelsnutzungen, Dienstleistungen und Gastronomiebetriebe in den Erdgeschos- sen ab. Zudem sind in fünf Objekten (ohne Kurhaus) Leerstandsflächen zu finden, während 2008 nahezu eine Vollvermietung aller Erdgeschossflächen vorherrschte. Die tiefer gelegenen, nach Nordwesten abfallenden Bereiche weisen nach wie vor einen Nebenlagencharakter auf, nicht zuletzt weil die dort lokalisierten kleinteiligen Nutzungen in der Kurhausstraße lediglich nördlich und damit einhüftig angeordnet sind. Dies gilt zwar auch für die kleinen Anbieter im östlich anschließenden Straßenverlauf Am Thermalbad, ihnen gegenüber ist jedoch der neue Rewe als flächengrößter Anbieter in der Innenstadt nebst Parkplatz situiert, so dass die dort platzierten Nutzungsstrukturen vom Rewe-Kundenaufkommen profitieren können. Des Weiteren schließt sich weiter östlich (dazwischen Wohnhaus) mittelbar der Anbei- ter Dänisches Bettanlager an (ehemals City Frischemarkt), wobei aufgrund der topographischen Unterschiede und dem nicht gege- benen direkten Anschluss an Rewe die Kopplungskäufe mäßig ausfallen dürften.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 50 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.6 Einzelhandelsstrukturen Innenstadt Bad Nenndorf █ Nach wie vor ist – nicht zuletzt topographisch bedingt – die Verknüpfung der Geschäftsbereiche zu verbessern. Zwar wurde im Zuge der getätigten Sanierungsmaßnahmen das Fußwegesystem attraktiver gestaltet, gleichwohl wäre eine Ausschilderung der Wegefüh- rung zwischen Ober- und Unterstadt insbesondere für die ortsfremden Kurgäste und Touristen hilfreich.

█ Der innerstädtische Einzelhandel ist abgesehen von Rewe, Dänisches Bettanlager, Penny, Rossmann und NKD kleinteilig struktu- riert. Mit Rewe konnte ein leistungsstarker Magnetmieter gewonnen werden, der zusätzliche Impulse für die Innenstadt generiert. Mit Dänisches Bettenlager agiert zwar nun ein Ankerbetrieb im Nonfood-Segment in der Innenstadt, aufgrund der solitären Lage dürften aber nur bedingt Synergien von diesem Betrieb ausgehen. Gleichwohl ist die Ansiedlung als Erfolg zu sehen und stellt insgesamt einen hohen Gewinn für die Innenstadt dar.

Im Hinblick auf die Adresse ist der Magnetbetrieb Penny (Hauptstraße) der oberen Lage zuzurechnen, er agiert jedoch auf dem tiefer gelegenen Bereich und kann daher (trotz unmittelbar benachbartem Fahrstuhl) nur bedingt Passantenfrequenz in der Hauptstraße erzeugen.

Mit NKD konnte ein preissensibler Textilanbieter für die ehem. Schlecker-Fläche in der Hauptstraße gewonnen werden. Gleichwohl hat das Modeangebot mit einem Verkaufsflächenrückgang von 340 qm insgesamt „Ferdern lassen müssen“, was u. a. auch dem zu- nehmenden Onlinehandel in diesem Sortimentsbereich bzw. dem derzeitigen Umbau des Kurhauses geschuldet ist.

█ Mit Neubespielung der Erdgeschosszone des im Umbau bzw. in Renovierung befindlichen Kurhauses stünden gleichwohl morderne, barrierefreie Ladenflächen zu Verfügung, so dass im Modebereich durchaus wieder zugelegt werden kann. Nach Informationen des Gebäudemanagements der Samtgemeinde Nenndorf (Stand: Ende September 2020) sind bereits mehrere Ladeneinheiten vermie- tet: Der Diashop (Heil- und Hilfsmittel für Diabetiker/Diabetesbedarf) wird rund 130 qm Mietfläche im Obergeschoss einnehmen, das zudem u. a. drei Arztpraxen und eine Tanzschule beherbergen wird. Der Diashop agiert derzeit im sog. Kolonadengebäude an der Kurhausstraße. Die dann dort frei werdende Fläche wird künftig möglichst von Anbietern aus dem Mode- oder Geschenkartikelsorti- ment belegt. Im Erdgeschoss des Kurhauses ist eine Einheit mit rund 150 qm von einem Damenoberbekleidungsanbieter (ergänzt durch Dekoartikel) angemietet worden. Eine ca. 220 qm Fläche ist an einen Bäcker mit Außengastronomie vermietet. Ferner bezieht der Gastronomieanbieter Bona (mediterrane Küche) im Erdgeschoss eine Mieteinheit, so dass auch das insgesamt übersichtliche Gastronomieangebot in der Innenstadt aufgewertet wird. Zudem ist eine Mieteinheit von rund 450 qm zu belegen, wobei diese ggf. in zwei Einheiten aufgeteilt wird. Die Eröffnung des Kurhauses ist im Juli 2021 geplant.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 51 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.6 Einzelhandelsstrukturen Innenstadt Bad Nenndorf █ Ein gewisser Anteil der Fachgeschäfte in der Innenstadt richtet sich nach wir vor insbesondere an Kurgäste und Touristen. In diesem Zusammenhang sind einige Modeanbieter (exemplarisch: Alex & Jo, Regina Mode, Rolofs moda epiu, Schuhhaus Malow, Mode & Mehr) bzw. Spezialgeschäfte (Unik-Art, Diashop, Seifenkunst Claußen) neben den klassischen Anbietern aus dem Bereich Gesund- heits- und Sanitätsbedarf, Akustik und Optik, zu nennen.

█ In den letzten Jahren konnten innerstädtische Entwicklungsflächen bzw. -bereiche in Gänze erfolgreich bespielt werden konnten. Mit Rewe erfolgte eine passende und behutsame Entwicklung des Grundstücks Am Themalbad/Kurhausstraße/Kampstraße. Gleichzeitig konnte die Altimmobilie des City Frischemarktes am Straßenzug Am Thermalbad mit dem Anbieter Dänisches Bettenlager belegt werden. Insofern konnte sich der Innenstadthandel gegenüber den übrigen Einzelhandelslagen in Bad Nenndorf sehr gut behaupten. Gleichwohl existieren in den innenstadtrelevanten Sortimenten wie Mode, aber auch Elektro/Technik oder Spielwaren deutliche Defi- zite. Durch Neuvermietungen im Erdgeschoss des umgebauten und erneuerten Kurhauses können diese Angebotslücken durchaus reduziert werden.

█ Für Betreiber, die bestimmte Einzelhandelssortimente (u. a. täglicher Kleinbedarf, Devotionalien, Waren, die für den Ort kennzeich- nend sind) führen, besteht im gesamten Kurbereich der Stadt Bad Nenndorf (Innenstadt) die Möglichkeit, zwischen dem 15. Dezem- ber und 31. Oktober eines Jahres bis zu acht Stunden täglich öffnen dürfen. Nach unseren Recherchen bei den Großbetrieben nutzt lediglich Rewe Hünecke in der Kurhausstraße diese Sonderregel und öffnet sonntags zwischen 11:00 und 17:00 Uhr. Für Betriebe außerhalb der Innenstadt besteht diese Möglichkeit nicht.

█ Größere innerstädtische Potenzialflächen bestehen für den Einzelhandel nicht; diesbezügliche Flächenreserven sind aufgebraucht. Selbst mittelgroße Einzelhandelsbetriebe finden keine geeigneten Projektflächen in der Innenstadt. Die bestehenden Ladenleerstän- de in der Innnenstadt bieten gleichwohl kleinteiligen Anbietern Ansiedlungschancen, wobei nicht alle leeren Ladenlokale als zeitge- mäß (u. a. barrrierefrei, funktionaler Zuschnitt) zu bezeichnen sind und von daher nur bedingt wieder vermietet werden können.

█ Die Innenstadt von Bad Nenndorf kommt insofern für neue mittelgroße und große (> 800 qm VKF) Einzelhandelsbetriebe als Ansied- lungsstandort derzeit nicht mehr in Frage. Eine weitere Etablierung von mittel- bis großflächigen Einzelhandelsbetrieben in der In- nenstadt hätte auch eine grundsätzlich nicht erwünschte Zunahme des Kfz-Verkehrs in der Innenstadt zur Folge. Eine Entwicklung, welche die aktuellen Sanierungsziele (siehe weiter oben) direkt konterkarieren dürfte. Bezüglich Ansiedlungsbegehren aus dem Ein- zelhandel müssen von daher andere etablierte Einzelhandelsstandorte in den Focus genommen werden.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 52 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.7 Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt, Grundlagen █ Zentrale Versorgungsbereiche - Begriffsdefinition/Charakteristik – BVerwG (Az 4C 7.07/11. Oktober 2007)

"Zentrale Versorgungsbereiche sind räumlich abgrenzbare Bereiche einer Gemeinde, denen auf Grund vorhandener Einzel- handelsnutzungen eine Versorgungsfunktion über den unmittelbaren Nahbereich hinaus zukommt. Sie können sich sowohl aus planerischen Festlegungen als auch aus den tatsächlichen Verhältnissen ergeben."

█ Standortvoraussetzungen

– Ein verbindlicher Kriterienkatalog ist nicht verfügbar, daher bestehen grudsätzlich Gewichtungs- und Auslegungsspielräume. Wichtig ist eine stringente Systematik innerhalb der Standortgemeinde, so denn unterschiedliche zentrale Versorgungsberei- che festgelegt werden sollen.

– Ausschlaggebend ist im Endeffekt eine städtebauliche (siedlungsstrukturelle) Integration • idealerweise gewachsene Zentrumslagen

– Grundlegendes Kennzeichen: Breites Handels- und Dienstleistungsangebot mit ausreichender "Masse" • Richtwert Mindest-VKF > 1.000 qm , ca. 10 Verkaufsstellen • bei kleineren und Sub-Zentren Schwerpunkt Deckung der Nahversorgung; mindestens ein zukunftsfähiger Lebensmittel- markt enthalten, nahbereichsübergreifende Versorgungsfunktion, vgl. hierzu OVG NRW 15. Februar 2012 (Az 10 D 32/ 11.NE)

– Weiteres Kennzeichen: Verkehrliche Erschließung fließender/ruhender Verkehr (Stellplatzausstattung) gelöst.

– Auch sollte eine der Versorgungsfunktion angemessene ÖPNV-Anbindung (bei Nahversorgungszentren auf Grund der gerin- gen Reichweite ggf. vernachlässigbar) gegeben sein

– Geeignetes Baurecht: MK, MI, SO-Gebiete, Urbane Gebiete

© bulwiengesa AG 2020 Seite 53 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.7 Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt, Grundlagen █ Zentrale Versorgungsbereiche - Abgrenzungskriterien

– Art der Nutzungsstruktur (Einzelhandelsdichte, Multifunktionalität, Dichte publikumswirksamer Erdgeschossnutzungen)

– Bebauungsstruktur; baulicher Zusammenhang der Ladennutzungen; einzelne Unterbrechungen bzw. anders genutzte Grundstücke sind möglich, unterschiedlich strenge Maßstäbe Stadt/ländliche Orte

– Verkehrliche Erschließung innerhalb des Zentrums: Kundenstellplätze sind Bestandteil des Zentrums

– Gestaltung von Raum und Infrastruktur

– Potenzielle Barrieren und Zäsuren wie Bahntrassen usw.

█ Faktische zentrale Versorgungsbereiche vs. planerische Festsetzung

– Die Ausweisung und Abbgrenzung eines zentralen Versorgungsbereiches ist eine gerichtlich überprüfbare Tatsachenfest- stellung und entzieht sich somit weitgehend politischem Kalkül!

– Ausnahme: Die Vorab-Festlegung künftiger (geplanter) Zentrumsflächen; die Erweiterung bestehender Zentren ist eine politische Entscheidung.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 54 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.7 Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt

█ Folgend wird der zentrale Versorgungsbereich Innenstadt hinsichtlich seiner Nutzungsstruktur in der Erdgeschosszone der Bebau- ung und räumlichen Ausdehnung evaluiert. Die räumliche Umschließung des zentralen Versorgungsbereiches (siehe Kartendarstellung auf der nächsten Seite) wird wie folgt definiert (relevante Straßenabschnitte schließen beide Straßenseiten ein, soweit nicht anders beschrieben):

• Fußgängerzone Hauptstraße von der Ausfädelung aus dem Hauptverkehrsträger Hauptstraße/Horster Straße südwärts bis zur Kurhausstraße inkl. Kurhaus, nach Westen bis zum Gebäude des ehemaligen Wincklerbad

• Etwa von dort: Bahnhofstraße nordwärts bis zur ehemaligen Post einschließend

• Straße Am Thermalbad in voller Länge bis zur Einmündung in die Horster Straße

• Südseite der Horster Straße bis zur Ausfädelung Fußgängerzone Hauptstraße

© bulwiengesa AG 2020 Seite 55 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.7 Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt, Erdgeschossnutzungen

ZVB Innenstadt

Rewe

Umbau/Refurbish- ment Kurhaus

ZVB Innenstadt und Streulagen Relevante Erdgeschossnutzungen

Gewerbe öffentliche und soziale Einrichtungen Dienstleistungen/Büro Gastronomie/Hotel Einzelhandel Leestand WEZ N Klinik/Wellnesseinrichtungen Ärzte Zentraler Versorgungsbereich (ZVB)

Quelle: openstreetmap, bearbeitet durch bulwiengesa

© © bulwiengesa AG 2020 Folie 56 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.7 Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt

█ Gegenüber 2008 hat sich die Dichte des Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsangebotes im 2008 abgegrenzten Bereich grundsätzlich nicht geändert. Gleichwohl ergaben sich innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt Nutzungsänderun- gen. So wurden einige Einzelhandelsnutzungen durch Dienstleistungen ersetzt und sind zum Erhebungszeitpunkt acht Leerstands- flächen (inklusive ehem. Postagentur, ohne Kurhaus) festzustelllen, was einer Leerstandsquote (in Bezug auf die Einzelhandelsver- kaufsfläche) von gut 6 % entspricht.

█ Ein verdichteter und zusammenhängender Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz ist nach wie vor an der als Fußgängerzone ausgebildeten Hauptstraße zu finden. Des Weiteren weisen die im zentalen Versorgungsbereiches lokalisierten Straßen (bzw. deren relevante Abschnitte) Am Thermalbad, nördliche Kurhausstraße und Bahnhofstraße typische Innenstadtnutzungen auf, gleichwohl nicht durchgehend bzw. nicht als geschlossenes Nutzungsband. Die nördliche Kurhausstraße verfügt zudem nur über einen einhüf- tigen Geschäftsbesatz auf der Nordseite. Die südliche Kurhausstraße fungiert neben der Kampstraße als Verbindung zwischen Un- terstadt (bzw. Rewe) und Oberstadt mit der Fußgängerzone Hauptstraße.

█ Da keine weiteren, möglicherweise seit 2008 neu etablierten relevanten Nutzungen an den zentralen Versorgungsbereich von au- ßen „andocken“ oder gar mögliche Entwicklungsflächen unmittelbar außerhalb am zentralen Versorgungsbereich lokalisiert sind, se- hen wir gegenüber der Abgrenzung von 2008 keine räumliche Ausdehnung bzw. keine Erweiterung des zentralen Versorgungsbe- reiches Innenstadt als gerechtfertigt an. Eine engere Führung der räumlichen Abgrenzung bzw. ein Einschrumpfen ist allerdings auch nicht gerechtfertigt. Vielmehr kommt es nach wie vor auf die Verbindung der einzelnen Teilbereiche an, wobei die topographi- schen Niveauunterschiede zwischen der erhöht verlaufenden Hauptstraße und der Kurhausstraße eine natürliche Hürde bleiben.

█ Die Lagebereiche werden durch Dienstleistungen, Ärzte, Gastronomie, Hotels und Kureinrichtungen ergänzt, so dass nach wie vor eine starke Verschränkung der Kur- bzw. Tourismusnutzungen mit Einzelhandels- und Dienstleistungsfunktionen besteht. Mit der Landgrafen-Therme, dem in Umbau befindlichen Kurhaus, der Wandelhalle und der Tourist-Information sind wichtige Einrichtungen des örtlichen Kur- und Touristikwesens Bestandteile des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt.

█ Größere zusammenhängende Potenzialflächen, die bspw. auch von mittel- bis großflächgen Märkten belegt werden könnten, ste- hen nicht zur Verfügung. Insofern ergeben sich weitere Entwicklungen nur aus Verdichtung oder Umnutzung im Bestand. Die Etab- lierung neuer mittelgroßer und großflächiger Einzelhandelsbetriebe im zentralen Versorgungsbereich Innenstadt ist gegenwärtig mit kleineren Ausnahmen im restrukturierten Kurhaus nicht absehbar.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 57 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.7 Evaluierung des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt

█ Wie vorstehend ausgeführt, verharrt der zentrale Versorgungsbereich bezüglich seiner räumlichen Ausdehnung auf der derzeitigen Ausdehnung und wird somit in seinem räumlichen Umfang fortgeschrieben bzw. in seiner gegebenen räumlichen Abgrenzung be- stätigt.

█ Einziger zentraler Versorgungsbereich im Sinne der § 11.3 BauNVO und § 34.3 BauGB bleibt die Innenstadt, die Ausweisung wei- terer zentraler Versorgungsbereiche wird nicht gesehen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 58 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.8 Einzelhandelsstrukturen Streulagen Bad Nenndorf Streulagen Bad Nenndorf: Verkaufsflächen- und Umsatz 2019/20 Umsatz Verkaufsfläche Flächenproduktivität Warengruppe Umsatz Mio. Euro Mio. Euro Verkaufsfläche (qm) (qm) (Euro/qm VKF) 2019 2020 2020 Periodischer Bedarf 8,5 1.800 4.722 Aperiodischer Bedarf 1,5 470 3.130 davon Modischer Bedarf 0,4 185 2.238 Elektro/Technik 0,0 0 0 Heimwerker/Garten/Freizeit 0,4 120 3.500 Einrichtungsbedarf 0,1 30 2.500 Hartwaren 0,6 135 4.163 davon Bücher 0,0 0 0 Haushaltswaren 0,2 90 2.667 Spielwaren 0,0 0 0 Gesundheitsbedarf 0,3 40 7.300 Sonstige Hartwaren 0,0 5 5.900 Gesamt 10,0 2.270 4.384 Quelle: Erhebung bulwiengesa

█ Im östlichen Verlauf der Hauptstraße, im südlichen Abschnitt der Bahnhofstraße sowie in der Rodenberger Allee nördlich und südlich des Rathauses zeigen sich im Hauptort Bad Nenndorf gruppenweise siedlungsintegrierte Nutzungsverdichtungen, wobei neben eini- gen kleinteiligen Einzelhandelsanbietern auch Dienstleister und wenige Gastronomiebetriebe das Bild bestimmen. In den übrigen Bad Nenndorfer Ortsteilen ist kein nennenswertes Einzelhandelsangebot lokalisiert. Als gewisse "Hotspots" sind der nördliche und mittlere Teil der Rodenberger Allee zu sehen, wobei der mittlere Abschnitt durch den größten Betrieb in Streulage, der mit der Edeka-Gruppe verbundene WEZ-Markt, geprägt wird. Aufgrund der Erweiterung von rund 1.000 qm VKF (inkl. Getränemarkt) auf rund 1.400 qm VKF und der Verlagerung des Naturkostladens Gänseblümchen in den vormals von WEZ genutzten Getränkemarkt konnte der Standortbereich den neuen Herausforderungen (u. a. Rewe-Ansiedlung und Erweiterung E-Center) sehr gut begegnen. Entsprechend dominant stellt sich der periodische Bedarfsbereich mit einem Verkaufsflächenanteil von fast 80 % dar. Per Saldo wurd ein Flächenzuwachs von knapp 16 % registriert. Von Bedeutung ist vor allem der WEZ-Markt (vereinnahmt fast zwei Drittel der Verkaufsfläche), der als bedeutender Lebensmittelmarkt im südlichen Stadtgebiet vornehmlich das lokale Publikum versorgt. Konkrete Einzelhandelsplanungen in Streulagen bestehen nicht, gleichwohl bestehen erste Überlegungen zu möglichen Nahversor- gungsstandorten im Umfeld der zur Entwicklung anstehenden Wohngebieten im westlichen Kernort.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 59 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.9 Einzelhandelsstrukturen Gewerbegebiet Nord Gewerbegebiet Bad Nenndorf: Verkaufsflächen- und Umsatz 2019/20

Umsatz Verkaufsfläche Flächenproduktivität Warengruppe Umsatz Mio. Euro Mio. Euro Verkaufsfläche (qm) (qm) (Euro/qm VKF)

2019 2020 2020 Periodischer Bedarf 5,6 1.310 4.292 Aperiodischer Bedarf 1,2 480 2.569 davon Modischer Bedarf 0,6 310 2.071 Elektro/Technik 0,0 0 0 Heimwerker/Garten/Freizeit 0,1 20 6.300 Einrichtungsbedarf 0,0 20 1.500 Hartwaren 0,4 130 3.346 davon Bücher 0,0 0 0 Haushaltswaren 0,3 80 3.613 Spielwaren 0,1 40 3.125 Gesundheitsbedarf 0,0 0 0 Sonstige Hartwaren 0,0 10 2.100 Gesamt 6,9 1.790 3.830 Quelle: Erhebung bulwiengesa █ Mit Abgang des Getränkemarktes Trink-Paradies verfügt der stadtstrukturell recht exponiert nordöstlich der Kernstadt gelegene und in einem Ge- werbegebiet eingebetteten Bereich an der Gehrenbreite über lediglich vier kleinere Fachmärkte, wobei Lidl als Magnetbetrieb fungiert, von dem insbesondere die beiden Getränkemärkte profitieren. Kik agiert hier im Standortverbund mit Lidl und Getränkemarkt Hol' Ab und stellt aufgrund des geringen Modeangebotes in der Gesamtstadt einen wichtigen Textilanbieter dar. Insofern sichern Kik und NKD in der Innenstadt die textile Grundversorgung. Per Saldo ist im Gewerbegebiet Nord ein Flächenabgang von fast 6 % festzustellen (-110 qm), so dass der seit Jahren beobachtbare bzw. ange- strebte Trend der Verkaufsflächenschrumpfung anhält. Der ehem. Einzelhandelsstandort an der Rotrehere (ehemals Getränkemarkt bzw. NP- Discount) mit einer nicht mehr marktfähigen Immobilie soll einzelhändlerisch nicht mehr aktiviert werden. Laut Auskunft der Samtgemeinde Nenndorf schließen die Bebauungspläne 97 Nördlich Gehrenbreite und 92, 1. Änderung Südlich Gehrenbreite Einzelhandelsnutzungen aus. Der Standortbereich Gewerbegebiet Nord ist zwar recht gut anfahrbar, er liegt jedoch nicht direkt an einem Hauptverkehrsträger. Von daher ist diese Lage unter Einzelhandelsaspekten nicht optimal. Eindeutiger Angebotsschwerpunkt liegt im Periodischen Bedarf, wobei die Reichweite des diesbezüglichen Angebotes lokal begrenzt ist, gleichwohl lagebedingt auch auf die übrigen drei Gemeinden der Samtgemeinden reflektiert. Lidl als Ankerbetrieb sorgt hier für Frequenzen, benötigt jedoch für sein Vertriebskonzept eine größere Verkaufsfläche und beabsichtigt eine Erweite- rung oder Standortverlagerung. Bisher gelang keine Verständigung auf einen Alternativstandort.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 60 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.9 Einzelhandelsstrukturen Gewerbegebiet Nord

Erdgeschossnutzungen Einzelhandel

Kartengrundlage:FreizeitGastronomieÄrzteÖffentlicheKFZ-DienstleistungenLeerstand / Therapeutische / Kultur Einrichtungen / Hotel / Sportstätten Einrichtungen © OpenStreetMap-Mitwirkende

Ex-NP/Trink Paradies KiK (jetzt teilweise gewerbliche Nutzung) Lidl

Getränkemarkt Lenz

Getränkemarkt "Hol' Ab!"

N

Seite 61 © bulwiengesa AG 2020 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.10 Einzelhandelsstrukturen Bückethaler Landwehr Bückethaler Landwehr: Verkaufsflächen- und Umsatz 2019/20

Umsatz Verkaufsfläche Flächenproduktivität Warengruppe Umsatz Mio. Euro Mio. Euro Verkaufsfläche (qm) (qm) (Euro/qm VKF)

2019 2020 2020 Periodischer Bedarf 24,7 4.220 5.851 Aperiodischer Bedarf 75,9 55.450 1.368 davon Modischer Bedarf 0,9 380 2.337 Elektro/Technik 0,9 465 1.963 Heimwerker/Garten/Freizeit 11,1 9.145 1.214 Einrichtungsbedarf 57,1 41.530 1.374 Hartwaren 5,9 3.930 1.501 davon Bücher 0,2 90 1.744 Haushaltswaren 4,4 3.050 1.456 Spielwaren 0,7 390 1.815 Gesundheitsbedarf 0,0 0 0 Sonstige Hartwaren 0,6 400 1.480 Gesamt 100,6 59.670 1.685 Quelle: Erhebung bulwiengesa

█ Der im Stadtteil Waltringhausen gelegene Fachmarktbereich Bückethaler Landwehr befindet sich zwischen dem Siedlungsgebiet des südlichen Waltringhausen und der Autobahn 2.

Der Standort profitiert von seiner direkten Anbindung an die B 65/B 442 sowie der benachbarten Anschlussstelle Bad Nenndorf an die BAB 2. Aufgrund der sehr guten Erreichbarkeit haben sich hier vor allem weit ausstrahlende und damit verkehrsinduzierende Ein- zelhandelsbetriebe angesiedelt. Insofern sind in erster Linie nach wie vor großflächige Anbieter mit unterschiedlichen Fachmarkt- flächengrößen zu finden. Der teilweise an das lokale Busnetz angeschlossene Komplex kann in vier miteinander verknüpfte Fach- marktbereiche differenziert werden und stellt insofern keine zusammenhängende Fachmarktagglomeration dar.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 62 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.10 Einzelhandelsstrukturen Bückethaler Landwehr █ Größter Bereich ist der Baukörper des Möbelhauses Heinrich (Auf dem Wachtlande). Mit der Erweiterung von Möbelhaus Heinrich um fast 10.000 qm VKF und dem nun mit einer 1.000 qm größeren VKF erhobenen zu Heinrich gehörigen Möbelmarkt Migrossa so- wie dem nun rund 300 qm größeren Spezialanbieter BabyOne (wie Mögrossa im Gebäude mit eigener Erschließung) hat der Teilbe- reich Heinrich insgesamt um rund 11.300 qm VKF zugenommen und verfügt über eine Gesamtverkaufsfläche von 41.250 qm sowie einem östlich und südlich vorlagerten großzügigen Parkplatz.

█ Unmittelbar westlich benachbart agiert Hammer (ebenfalls Auf dem Wachtlande) der mit seiner Ansiedlung im Jahr 2013 eine Fläche von rund 1.000 qm VKF reaktivierte. Ferner agiert hier Fliesen-Discount. Insgesamt umfasst der Bereich Hammer/Fliesendiscount rund 5.000 qm VKF.

█ Östlich des Möbelhauses Heinrich befinden sich am Standortbereich Piepmühle zwei bedeutende Anbieter aus dem Periodischen Bedarf: E-Center mit 3.700 qm VKF im Norden und Aldi mit rund 870 qm VK im südlichen Abschnitt. Zwischen beiden Märkten ist ein größerer Pkw-Stellplatz lokalisiert, der sich in erster Linie zum E-Center und deren Konzessionäre (Blumen, Backshop und Kiosk) orientiert. Das E-Center wurde in den letzten Jahren um rund 500 qm VKF erweitert und stellt nun mit rund 3.700 qm VKF den mit Abstand flächengrößten Betrieb der Nahversorgung in Bad Nenndorf dar. Aldi agiert in einem separaten Objekt zusammen mit TEDi (rund 650 qm VKF) Fitnessstudio Easyfitness. Aldi kann sich auf der Ver- kaufsfläche nicht betreiberadäquat präsentieren. Von daher strebt Aldi eine Verlagerung an, möchte aber den Bereich Bückethaler Landwehr nicht verlassen. Im südlichen Abschnitt des Aldi/TEDi/Fitnessstudio-Komplexes befindet sich zudem der größte Verkaufsflächenleerstand (etwa 400 qm VKF) der Stadt Bad Nenndorf. Hier bestand bis 2018 der Fahrradfachmarkt Deister Bike, der nun in Stadthagen seinen Standort gefunden hat. Im Bereich Aldi/TEDi bestehen zudem weitere Parkplatzkapazitäten.

█ Als vierter Bereich schließ sich südlich Hellweg Baumarkt an den Bereich Piepmühle an. Der Baumarkt orientiert sich Richtung Land- wehrstraße (B 442) und dreht insofern den übrigen Teilen des Areals den Rücken zu. Die An- und Abfahrt erfolgt jedoch über die zentrale Erschließungsachse Bückethaler Straße. Als einziger echter Baumarkt neben einigen Spezialanbietern in der Samtgemein- de kann Hellweg eine recht hohe Abschöpfungsleistung dort erzielen und agiert auf rund 8.110 qm gewichteter VKF.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 63 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.10 Einzelhandelsstrukturen Bückethaler Landwehr █ Eindeutiger Angebotschwerpunkt der aktiven Verkaufsfläche von 59.670 qm (gut 85 % der städtischen Gesamtverkaufsfläche) ist mit mit 41.530 qm der Einrichtungsbedarf. Damit stellt Bad Nenndorf in der Region einen der wichtigsten und kompetentesten Standorte rund um das Thema Möbel, Einrichten sowie Haus- und Heimtextilien dar.

Ferner nimmt der Angebotsbereich Heimwerker/Garten/Freizeit mit gut 9.100 qm eine wichtige Rolle ein, wobei der Abgang von Deister Bike im Freizeitbereich eine erhebliche Lücke hinterließ.

Das nahversorgungsorientierte Segment vereint über 4.200 qm VKF auf sich (fast 41 % der städtischen Flächenausstattung) und übernimmt somit eine wichtige Magnetfunktion.

Von Bedeutung ist auch das vielfältige Sortiment Hauhaltswaren, das mit über 3.000 qm im Bereich Bücktehaler Landwehr vertreten ist und vorzugsweise von Möbel Heinrich und im geringerem Umfang auch von TEDi angeboten wird.

Der Bereich Elektro/Technik wird mit etwa 470 qm nur ausschnitthaft (vor allem große und kleine Hausgräte bei Heinrich) präsentiert.

Der Modische Bedarf ist lediglich mit rund 380 qm an der Bückthaler Lnadwehr vertreten, wobei der Großteil auf das Spezialsorti- ment von BabyOne entfällt, ebenso wie das Gros der Spielwarenfläche von 390 qm. Im Segment Sonstige Hartwaren prägt wieder- um BabyOne mit Spezialartikeln wie Kinderwagen/Buggys das Bild.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 64 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.10 Einzelhandelsstrukturen Bückethaler Landwehr

Erdgeschossnutzungen Einzelhandel Freizeit / Kultur / Sportstätten inkl. Bank, Post, Fahrschulen GastronomieÄrzteÖffentlicheFreizeitKFZ-Dienstleistungen / Therapeutische / Kultur Einrichtungen / Hotel / Sportstätten Einrichtungeninkl. Imbiss,soz./kirchl./Bildungseinrircht.Fitness,Service Hotel, Spielsalons Eiscafe Leerstand

Kartengrundlage: © OpenStreetMap-Mitwirkende Mögrossa

BabyOne Fliesen Discount

Projektentwicklung Hammer Fachmarkt Aldi-Markt Möbel Heinrich E-Center, inkl. Konzessionäre

Backshop/ Antritt Easyfitness Bistro

Aldi TEDi Fachmarkt Leerstand Ex-Deister Bike Aldi neu IMO Waschstraße

Hellweg Baumarkt, inkl. Rentas Mietgeräte

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Folie 65 © bulwiengesa AG 2020 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.11 Planungen Bückethaler Landwehr

█ Aldi an der Piepmühle hat gegenüber der Stadt Bad Nenndorf Re- strukturierungsbedarf angezeigt. Aldi zieht derzeit in Erwägung, sich auf dem Areal Bückethaler Landwehr – am westlichen Qua- dranten des südlichen bzw. zentralen Kreisverkehrs – neu aufzu- stellen. Das Projektgrundstück könnte zudem auch weitere Fachmärkte/ Einzelhandelsbetriebe aufnehmen. Am 19. Februar 2020 wurde vom Verwaltungsausschuss der Aufstellungsbeschluss zur 10. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 49 „Bückethaler Land- wehr“ gefasst.

█ Im Falle der Verlagerung von Aldi an den neuen Standort stellt sich die Frage der Nachnutzung der Altfläche und der freigezogenen Deister Bike-Fläche am Bereich Piepmühle. Diesbezüglich hat der Verwaltungsausschuss des Samtgemeinderates Nenndorf am 19.02.2020 den Aufstellungsbeschluss zur 11. Änderung des Be- bauungsplanes Nr. 49 „Bückethaler Landwehr“ gefasst. Ziel war auch, die bisherigen Nutzungen an der Piepmühle zu sichern bzw. festzuschreiben. Laut vorliegenden Antrag soll die SO 3 Fläche neu aufgeteilt werden. Demnach sollen Einzelhandelsbetriebe mit typi- schen Randsortimenten mit einer Verkaufsfläche von zusammen höch-stens 6.000 qm dort möglich sein. Nach Abgang von Aldi sollen keine Lebensmitteldiscounteran der Piepmühle mehr angesiedelt werden.

Quelle: ALDI GmbH & Co. Kommanditgesellschaft,

© bulwiengesa AG 2020 Seite 66 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.12 Nahversorgungsnetz und Nahversorgungsabdeckung

Bad Nenndorf: Nahversorgungs- und Zentrennetz 2020

Lebensmittelmärkte: ca. VKF 1 Lidl 870 qm (Verlagerungsabsicht) 2 Rewe Hünecke 1.480 qm 3 Penny 780 qm 4 WEZ 1.400 qm 5 E-Center 3.700 qm 6 Aldi (konkrete 870 qm 1 Verlagerungsabsicht) 101189 ZVB Innenstadt

K 52 Fußläufiger 700-m-Radius Super- und Verbrauchermärkte Discounter Einwohnerdichte 5 © OpenStreetMap-Mitwirkende9.000-18.0001.000-2.0002.000-3.0003.000-5.0005.000-9.000>18.000<1.000 EW/qkm 2 3 bearbeitet durch bulwiengesa AG K 47 6 ZVB Innenstadt

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© bulwiengesa AG 2020 Seite 67 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.12 Nahversorgungsnetz und Nahversorgungsabdeckung

Aktuelles Nahversorgungsnetz in Bad Nenndorf Nr. Anbieter Typ Straße ca. VKF Standort Siedlungsstrukturelle Ca. Einwohner ÖV- Bemerkungen Karte (qm) Lageklassifikation Nahbereich Anbindung 700 Meter 1 Lidl DISC Gehrenbreite 6 870 Gewerbegebiet dezentral 2.380 objektnahe Bushalte- Gut 1.800 Menschen des 700-m-Nahberei- Nord stelle (Bürgerbus) ches gehören auch zum Nahbereich von 700 m entfernt vom Rewe bzw. gut 2.000 Menschen in der S-Bahnhof 700-m-Zone (Nahbereich) von Penny; möchte Betrieb verlagern; unzureichende ÖV-Anbindung

2 Rewe Hünecke SM Kurhausstraße 4 1.480 Kernstadt integriert (ZVB) 4.500 Bushaltestelle (u. a. Innenstadt Hauptgeschäftszentrum Bürger- und Regiobus) am Objektgrundstück

3 Penny DISC Hauptstraße 20 780 Kernstadt integriert (ZVB) 4.100 300 m Bürger- und Innenstadt Hauptgeschäftszentrum Regiobus

4 WEZ SM Rodenberger 1.400 Kernstadt dezentral 4.100 190 m Bügerbus Gewisse Einzugsüberschneidungen mit Allee 26 Innenstadtanbietern; Ergänzungsstandort

5 E-Center VM Piepmühle 11 3.700 Bückethaler dezentral 900 350 m Bügerbus knapp ausreichende ÖV-Anbindung Landwehr

6 Aldi DISC Piepmühle 5 870 Bückethaler dezentral 900 350 m Bürgerbus knapp ausreichende ÖV-Anbindung - Landwehr beabsichtigt 150 m westlich neuen Standort zu entwickeln und Betrieb zu verlagern

█ Die Zahl der Nahversorgungsanbieter hat sich in der Stadt Bad Nenndorf gegenüber 2008 nicht geändert. Gleichwohl ersetzt in der Innenstadt nun Rewe Hünecke auf vergrößerter Verkaufsfläche den ehemaligen City Frischemarkt. Die ehemaligen Plus-Fläche wird seit 2009 von Penny bespielt. Verkaufsflächenerweiterungen erfolgten vornehmlich für WEZ und E-Center.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 68 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.12 Nahversorgungsnetz und Nahversorgungsabdeckung █ Die innerstädtischen Nahversorger Rewe und Penny, ergänzt durch Rossmann und kleinteilige Anbieter, agieren wie WEZ und Bio- markt an der Rodenberger Allee in siedlungsstrukturell voll integrierten Lagen und fokussieren gleichermaßen auf fußläufige und Pkw-orientierte Kunden.

█ Aufgrund der weitaus größeren Verkaufsflächenausstattung und Bandbreite der Anbieter im Periodischen Bedarf im ZVB Innenstadt (u. a. auch mit Penny und Drogerie Rossmann) ordnet sich der WEZ-Standort rein quantitativ funktional der Innenenstadt deutlich unter. Der WEZ-Standort mit seinen rund 85 Pkw-Einstellplätzen entlastet etwas die Innenstadt bezüglich des Kfz-Aufkommens. Der Ergänzungsstandort kann Pkw-orientierte Kunden binden und trägt so zur Verkehrsreduktion in der Innenstadt bei, was der Kur- und Tourismusfunktionen der Innenstadt Rechnung trägt.

Fehlende Potenzialflächen bzw. eingeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten machen einen weiteren räumlichen Ausbau des WEZ- Supermarktes kaum möglich. Insofern dürfte dieser Standortbereich mittel- bis langfristig in seiner Gestalt stabil bleiben und weiter- hin als Ergänzungsstandort des ZVB Innenstadt fungieren.

█ Die in teilintegrierten Lagen befindlichen Anbieter E-Center und Aldi an der Bückethaler Landwehr stehen in erster Linie für Pkw-ge- stützte Vorratseinkäufe ("Kofferraumeinkauf") zur Verfügung und entziehen der Innenstadt erhöhte Verkehrsfrequenzen, eine Aufga- be, die laut Innenstadtsanierungszielen zukünftig verstärkt forciert werden soll. Gleichwohl übernehmen E-Center und Aldi auch Nah- versorgungsfunktionen für die angrenzenden Bad Nenndorfer Siedlungsbereiche (u. a. Ortsteil Waltringhausen) und die umliegenden Ortschaften und Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Nenndorf.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 69 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.12 Nahversorgungsnetz und Nahversorgungsabdeckung █ Im Zuge der Verkaufsflächenerweiterungen der Nahversorger in Bad Nenndorf erfolgte zumeist auch eine Modernisierung der Objek- te (insb. WEZ und E-Center). Vor allem konnten sich in den letzten Jahren insofern nur Super- und Verbrauchermärkte modern und marktgerecht aufstellen, während Lidl und Aldi aufgrund der zu geringen Verkaufsflächen bzw. objekt- und standortseitigen Bedin- gungen ihre modernen bzw. aktuellen Ladenkonzepte nicht umsetzen können. Wie weiter oben bereits angeführt, streben beide An- bieter daher – wie im Jahr 2008 bereits artikuliert – eine Standortverlagerung an. Dabei sind die Verlagerungspläne von Aldi bereits weit fortgeschritten, ein Alternativstandort am Stadortbereich Bückethaler Landwehr unweit es Bestandsobjektes ist gefunden, gleich- wohl noch nicht B-Plan-bezogen festgesetzt bzw. baurechtlich genehmigt. Für Lidl steht entweder die Definition eines Ersatzstandor- tes oder eine Erweiterung am vorhandenen Standort, die vom Unternehmen allerdings nicht favorisiert würde, bislang aus.

█ Die innerstädtischen Lebensmittelmärkte und WEZ verfügen über voll umfassende fußläufige Versorgungsbereiche. Selbst Lidl im Gewerbegebiet Nord sowie E-Center/Aldi erfassen teilweise noch Siedlungsbereiche in potenziell fußläufiger bzw. Fahrrad-Distanz, wenngleich sie konzeptionell und standortseitig in erster Linie auf den Pkw-Einkauf ausgerichtet sind (siehe vorstehende Karte mit fußläufigen 700-m-Radien um die Lebensmittelmärkte). Der veraltete Lidl konkurriert dabei auch fußläufig mit den Märkten in der Innenstadt (siehe hierzu vorstehende Tabelle, Spalte Be- merkungen). Im Falle einer weiträumigen Standortverlagerung von Lidl könnte ein Großteil des bestehenden Lidl-Nahpublikums von Penny und Rewe, sprich über die Innenstadtanbieter insofern aufgefangen bzw. versorgt werden. In der Folge würden diese beiden Innenstadtbetriebe sogar noch durch zusätzliche bzw. intensivere Einkaufsbeziehungen aus dem Norden der Kernstadt gestärkt wer- den. Von der Innenstadt zur Bückethaler Landwehr besteht keine Nahbereichsüberlappung, auch wenn Aldi seinen neuen Potenzial- Standort bezogen hätte. Allerdings ist für Lidl bisher kein geeigneter neuer Standort gefunden. Eine weitere Konzentration von Le- bensmitelmärkten im Bereich der Bückthaler Landwehr ist zur Vermeidung einer weiteren Clusterstärkung und somit mittelbar auch zum Innenstadtschutz politisch bereits seit Jahren nicht gewollt.

█ Bezüglich ÖPNV-Anschluss ist der ZVB Innenstadt am besten erreichbar. Hier hält nicht nur werktags bis zu 12 x der Bürgerbus, auch Regiobusse frequentieren regelmäßig den Kernort bzw. die Innenstadt. Das WEZ kann auf die Haltestelle Rathaus/Bürgerbüro reflektieren, auch hier hält der Bürgerbus bis zu 12 x täglich (von 09:25 bis 17:13 Uhr). Die Bereiche Gewerbegebiet Nord und Bückethaler Landwehr werden lediglich 6 x werktags vom Bürgerbus bedient (Haltestelle Gehrenbreite von 09:48 bis 16:48 Uhr und Bückethaler Straße (Möbel Heinrich) zwischen 09:40 und 16:40 Uhr). Diese ÖPNV-Anbindung ist als knapp ausreichend zu bewer- ten. Mit Einstellung der Buslinie 533 ist zudem eine ÖPNV-Anbindung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr an das östliche Umland weggebrochen. Von daher ist der Bürgerbus die einzige Busverbindung an der Bücketahler Landwehr.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 70 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.12 Nahversorgungsnetz und Nahversorgungsabdeckung █ In der Gesamtschau ist die Netzabdeckung im Kernsiedlungsbereich als befriedigend einzuschätzen. So liegen die westlichen Neu- baugebiete, etwas westlich bzw. rund um die Achse An der Feuerwehr/Horster Feld knapp außerhalb der fußläufigen Reichweite zu einem Nahversorgungsbetrieb. Mit der Ausweisung und Entwicklung weiterer Wohnungsneubaugebiete im weiteren Westen (siehe Abbildung Seite 16) in Richtung OT Horsten dürfte sich die Nahversorgungssituation gleichwohl deutlich verschlechtern und die künf- tigen Einwohner könnten die bestehenden Nahversorgungsbetriebe nicht fußläufig erreichen. Derzeit stellt die Stadt Bad Nenndorf ein städtebauliches Konzept zur Ausweitung der Wohnbauflächen Richtung Westen auf. Erste vage Überlegungen sehen u. a. die Etablierung eines Nahversorgungsbetriebes mit bis zu 1.200 qm VKF in diesem Stadtbereich vor, wobei unterschiedliche Standorte diskutiert wurden. Wo und in welcher Dimensionierung ein Nahversorger im westlichen Kernstadtgebiet ermöglicht werden soll, hängt von politischen Entscheidungen zur Wohnbauflächenentwicklung ab.

█ Die Nahversorgungsqualität ist derzeit insgesamt gut. Die siedlungsstrukturell integrierten Supermärkte stellen sich aufgrund Neu- etablierung (Rewe) bzw. Erweiterung/Umbau (WEZ) modern und leistungsstark dar und werden durch Penny, Rossmann und einen Bioladen ergänzt. An der Bückethaler Landwehr wird die Nahversorgung durch das E-Center und Aldi gewährleistet. Insofern stellen die Supermärkte bzw. der Vollsortimenter mit einer starken qualitativen Ausprägung und hohen Artikelanzahlen die Grundlage der örtlichen Nahversorgung. Lidl im Gewerbegebiet Nord muss ohne leistungsstarken Kopplungspartner auskommen bzw. kann nur ge- ringe Synergieeffekte nutzen, stellt aber im Lebensmitteldiscounterbereich eine wichtige Alternative dar; gleichwohl ist ein Abgang dieses Anbieters nicht auszuschließen. Insgesamt spiegelt diese Nahversorgungsstruktur teils auch die Bevölkerungsschichten von Bad Nenndorf wider. So favorisieren ins- besondere ältere bzw. vermögendere Einwohner eher eine wohnungsnahe Versorgung mit hoher Qualität, so dass in Bad Nenndorf die entsprechenden Supermärkte heute ein stärkeres Gewicht haben als in Gemeinden mit einem höheren Anteil an Familienhaus- halten, die eher discountorientiert einkaufen. Insofern ist im Umkehrschluss aufgrund der forcierten Wohnungsbaumaßnahmen mit einer zunehmenden Anzahl von Mehrpersoh- nenhaushalten bzw. Familien auch Qualität und Struktur des Lebensmitteldiscounter-Netzes im Fokus zu behalten, das auch ein Faktor der Wohnqualität darstellt. Zudem sollte die ausgewogene Funktionsteilung in der Nahversorgung zwischen Innen- und Au- ßenbereich bei der weiteren Steuerung des Nahversorgungsnetzes berücksichtigt werden.

█ Derzeit stehen jedem Einwohner in Bad Nenndorf rund 0,92 qm VKF im Periodischen Bedarf zur Verfügung. Trotz der in den letzten Jahren erfolgten umfangreichen Verkaufsflächenzuwächse durch Erweiterung von Bestandsbetrieben bzw. Betriebsersetzung (Zu- wachs um fast 1.100 qm bzw. fast 12 % gegenüber 2008, siehe Tabelle Seite 51) konnte die Verkaufsflächenausstattung pro Kopf aufgrund des Einwohnerzuwachses nur leicht zulegen (2008: rund 0,9 VKF Periodischer Bedarf pro Kopf).

© bulwiengesa AG 2020 Seite 71 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.13 Einzelhandelsstrukturen im übrigen Samtgemeindegebiet

Gemeinde Haste: Verkaufsflächen und Umsatz █ Die unmittelbar nördlich an Bad Nenndorf angrenzenden Mit- gliedsgemeinden Hohnhorst und Suthfeld verfügen lediglich über Umsatz Verkaufsfläche Flächen- einige kleinteilige Anbieter (Backshop, Hofläden), größere Nah- Warengruppe produktivität Mio. Euro qm Euro/qm VKF versorgungsanbieter sind nicht vorhanden. Die diesbezügliche 2019 2020 Nahversorgung übernehmen u. a. Lidl im Gewerbegebiet Nord Periodischer Bedarf 7,6 1.650 4.606 sowie die Anbieter in der nördlichen Mitgliedsgemeinde Haste. Aperiodischer Bedarf 0,4 110 Ferner ist auf das ca. 7.500 qm VKF umfassende Möbelhaus davon Dohmeyer in der Mitgliedsgemeinde Suthfeld, Ortsteil Riehe, hin- Modischer Bedarf zuweisen. Elektro/Technik Heimwerker/Garten/Freizeit 0,2 75 2.667 █ In der bevölkerungsgrößten der – neben der Stadt Bad Nenn- Einrichtungsbedarf dorf – drei bestehenden Mitgliedsgemeinden Haste sind entlang Hartwaren 0,2 35 davon der durch den Ortskern führenden Hauptstraße (B 442) verstreut Bücher einige Anbieter des Lebensmittelhandwerks (Bäcker, Fleischwer) Haushaltswaren 0,15 30 5.000 und Kleinbetriebe zu finden (Apotheke, Sanitärtechnik, Tankstel- Spielwaren lenshop und Blumenladen). Im westlichen Ortsteil Wilhelmsdorf Gesundheitsbedarf befindet sich sehr introvertierter Lage die Bäckerei Drotschmann. Sonstige Hartwaren 0,0 5 5.600 Gesamt 8,0 1.760 4.533 Quelle: Erhebung bulwiengesa █ Größter Anbieter in Hohnhorst/Haste ist Netto (rund 800 qm VKF, zuzüglich Backshop Hanisch, Eröffnung 2013; adressiert in der Gemeinde Haste, liegt am Übergangsbereich der Gemeindegebiete Hohnhorst und Haste). Als verkehrlich sehr gut anfahrbarer Standort am Einmün- dungsbereich der L 449 in die B 442 nimmt Netto auch Versorgungsfunktionen für die Mitgliedsgemeinden Haste, Hohnhost und Suthfeld so- wie für den Wunstorfer Ortsteil Idensen im Nordwesten wahr. Insofern wird heute prozentual weniger Kaufkraft im Periodischen Bedarf aus die- sen drei Mitgliedsgemeinden (Zone 2a des Einzugsgebietes) in Bad Nenndorf gebunden. Ferner agiert im nördlichen Teil des Ortskerns Haste auf der westlichen Seite der Hauptstraße (B 442) ein NP Discount auf rund 730 qm VKF. Der in die Jahre gekommene Markt verfügt lediglich über gut 30 und nicht optimal angeordnete Pkw-Stellplätze (zum Vergleich: Netto in Hohnhorst rd. 90 Pkw-Stellplätze). Edeka Minden-Hanno- ver als Betreiber kann insofern am bestehenden Standort nicht die derzeitige von NP verfolgte Ladenkonzeption realisieren und möchte in Haste an einem Alternativstandort eine neue Immobilie etablieren, in dessen Zuge die Verkaufsfläche um rund 500 qm vergrößert werden soll. Von daher dürfte das künftige Objekt großflächig (>799 qm) ausfallen und somit raumordnerisch zu begründen sein. Mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 1.650 qm (fast 94 % der Gemeindeverkaufsfläche) dominiert der Periodische Bedarf den Einzelhandel von Haste.

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B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten – Methodik – █ Nachfolgend wird anhand einer Modellrechnung die aktuelle Situation des Einzelhandels der Stadt Bad Nenndorf bezüglich Kauf- kraftabschöpfung und Umsatzzusammensetzung und -rekrutierung dargestellt.

Die Darstellung der Kaufkraftströme gegliedert in sechs Hauptwarengruppen vermittelt Kenntnisse nach dem 'Woher' bzw. 'Wohin' der einzelhandelsrelevanten Nachfrage. Sie gibt einen Überblick über Stärke und Zielrichtung der Kaufkraftströme. Die Abschöp- fungsleistungen des Einzelhandels von Bad Nenndorf und die Kaufkraftströme korrespondieren mit dem Einkaufsverhalten der Ver- braucher. Sie sind damit zugleich eine direkte Folge der Angebotsstruktur in Bad Nenndorf und der – größtenteils in der Region Hannover situieren – umliegenden Konkurrenzzentren sowie deren Erreichbarkeit. Die Darstellung der Abschöpfungsquoten für Bad Nenndorf (siehe nachstehende Tabelle) verdeutlicht, in welcher Höhe die Einzelhandelsbetriebe von Bad Nenndorf das im Einzugs- gebiet vorhandene Nachfragevolumen abschöpfen und somit in Bad Nenndorf binden können. Anhand dieser Werte wird verdeutlicht, welche besonderen Angebotsschwächen und vermeintliche Angebotslücken vorliegen, aber auch welche Segmente in Bad Nenndorf gut ausgebaut sind.

Da keine empirischen Daten zur Kundenherkunft bzw. Befragungsergebnisse einer Kundenbefragung 2020 bzw. auch keine Daten zur Kundenherkunft der einschlägigen Großbetriebe (Auswertung der Kundenkarten) zur Verfügung stehen, beruht die vorliegende Kaufkraftstrom-Modellrechnung auf den Erkenntnissen der vergangenen Studien bzw. wurde vor dem Hintergrund der zwischenzeit- lich eingetretenen Veränderungen (u. a. in der Angebots- bzw. Wettbewerbsstruktur im Einzugsgebiet) pausibilisiert und angepasst.

Die Übersicht auf der folgenden Seite erklärt die räumliche Herkunft des städtischen Umsatzes für jede Hauptwarengruppe und weist die Kaufkraftbindung in den einzelnen Marktzonen des Einzugsgebietes aus.

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B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten

Aktuelle Kaufkraftbindung und Umsatzzusammensetzung des Ladeneinzelhandels in Bad Nenndorf (Modellrechnung, vor Covid-19-Pandemie)

Einzugsgebiet Einzugs- Streukunden Streukun- Sonstige Umsatz gebiet aus den Ext. Zuflüsse aktuell SG Nenndorf gesamt Barsing- aus durch außer- hausen Stadthagen halb des EZG (Zone 1 und wohnende Warengruppe Zone 1 Zone 2a Zone 2a) Zone 2b Zone 2c Kunden Periodischer 44,5 24,0 68,5 73,8 34,0 Bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 176,3 Mio. € Kaufkraftbindung 81,0 % 20,0 % 59,6 % 7,3 % 7,6 % 27,7 % Umsatzpotenzial p. a. 36,0 Mio. € 4,8 Mio. € 40,8 Mio. € 5,4 Mio. € 2,6 Mio. € 48,8 Mio. € 1,8 Mio. € 0,6 Mio. € 2,8 Mio. € 54,0 Mio. € Modischer 10,1 4,8 14,9 13,8 6,8 Bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 35,5 Mio. € Kaufkraftbindung 25,0 % 7,0 % 19,2 % 2,8 % 2,3 % 9,6 % Umsatzpotenzial p. a. 2,5 Mio. € 0,3 Mio € 2,9 Mio € 0,4 Mio € 0,2 Mio € 3,4 Mio. € 0,1 Mio. € 0,1 Mio. € 1,1 Mio. € 4,7 Mio. € Elektro/ 5,8 2,7 8,6 7,8 3,8 Technik Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 20,2 Mio. € Kaufkraftbindung 14,0 % 4,0 % 10,8 % 1,5 % 1,5 % 5,4 % Umsatzpotenzial p. a. 0,8 Mio € 0,1 Mio € 0,9 Mio € 0,1 Mio € 0,1 Mio € 1,1 Mio. € 0,1 Mio. € 0,1 Mio. € 0,3 Mio. € 1,6 Mio. € Heimwerker/ 9,0 4,3 13,3 12,7 6,1 Garten/Sport Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 32,1 Mio. € Kaufkraftbindung 60,0 % 21,0 % 47,3 % 11,0 % 9,0 % 25,6 % Umsatzpotenzial p. a. 5,4 Mio. € 0,9 Mio € 6,3 Mio € 1,4 Mio. € 0,6 Mio € 8,2 Mio. € 0,8 Mio. € 0,3 Mio. € 2,6 Mio. € 11,9 Mio. € Einrichtungs- 7,9 3,7 11,6 10,5 5,2 bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 27,3 Mio. € Kaufkraftbindung 60,0 % 44,0 % 54,9 % 49,0 % 49,0 % 51,5 % Umsatzpotenzial p. a. 4,8 Mio. € 1,6 Mio. € 6,4 Mio. € 5,1 Mio. € 2,5 Mio. € 14,1 Mio. € 4,7 Mio. € 3,1 Mio. € 36,8 Mio. € 58,6 Mio. € Hartwaren 7,0 3,3 10,3 9,6 4,7 insgesamt Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 24,6 Mio. € Kaufkraftbindung 58,0 % 21,0 % 46,1 % 14,0 % 13,0 % 27,3 % Umsatzpotenzial p. a. 4,1 Mio. € 0,7 Mio € 4,8 Mio € 1,3 Mio. € 0,6 Mio € 6,7 Mio. € 0,5 Mio. € 0,3 Mio. € 3,0 Mio. € 10,5 Mio. € Alle Waren- 84,4 42,9 127,3 128,1 60,6 gruppen Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 315,9 Mio. € Kaufkraftbindung 63,5 % 19,8 % 48,8 % 10,7 % 10,7 % 26,1 % Umsatzpotenzial p. a. 53,6 Mio. € 8,5 Mio. € 62,1 Mio. € 13,7 Mio. € 6,5 Mio. € 82,3 Mio. € 8,0 Mio. € 4,4 Mio. € 46,6 Mio. € 141,3 Mio. € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich –

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B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten

█ Über alle Warengruppen hinweg stellt sich die Rekrutierung bzw. Zusammensetzung des Einzelhandelsumsatzes in Bad Nenndorf nach Einzugsgebietszonen gegenwärtig wie folgt dar:

Umsatzanteile bzw. -zusammensetzung nach Einzugsgebietszonen

Umsatz Umsatzanteil Umsatzanteil 2008 Zone Mio. Euro p. a. % Mio. Euro p.

1 53,5 37,9 34,6

2a 8,5 6,0 7,6

2b 13,7 9,7 12,1

2c 6,5 4,6 6,5

EZG 82,2 58,0 60,8 101189 Externe Zuflüsse 59,1 41,8 39,2

█ Wurde im Jahr 2008 ein Anteil von 34,6 % des Gesamtumsatzes mit Bad Nenndorfer Einwohnern erzielt, liegt dieser Anteil aktuell bei 37,9 % (53,5 Mio. Euro im Jahr). Demnach ist der Umsatzbeitrag auswärtiger Kunden generell etwas zurückgegangen.

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B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten

█ Insgesamt ermittelt sich im Einzugsgebiet für den dominierenden Angebotssektor Periodischer Bedarf eine Kaufkraftbindung von fast 28 % und entspricht in etwa damit der in 2008 erzielten respektablen Abschöpfungsleistung. Gleichwohl ging in Bad Nenndorf (Zone 1) die Abschöpfungquote leicht zurück (von 83 % auf 81 %) und in der nun wettbewerblich besser aufgestellten Zone 2a (üb- riges Samtgemeindegebiet) sank die Abschöpfung von 24,5 % auf 20 %.

█ Die Bindungsquoten in den Segmenten Modischer Bedarf und Elektro/Technik fallen gegenüber 2008 geringer aus, so dass hier sehr hohe Kaufkraftverluste festzustellen sind. In beiden Angebotssektoren kann das im Einzugsgebiet gegebene Kaufkraftpotenzial mangels größerer und qualifizierterer Anbieter nicht in dem Maße gebunden werden, wie es für ein größeres Mittelzenrum üblich ist. In beiden Branchen fehlt in Bad Nenndorf ein breit aufgestelltes Angebot. Größere Textilanbieter agieren im preisgünstigen Genre als Art Grundversorger, ergänzt durch die gehobenere innerstädtische "Boutique-Szene". Bundesweit agierende kur- und touristenorttypische Anbieter (wie u.a. camel active oder Taifun Damenmode) ha- ben sich bis dato nicht in Bad Nenndorf noch nicht angesiedelt. Mit der laufenden Neuvermietung des Kurhauses bieten sich hier Ansiedlungsmöglichkeiten auf modernen und zeitgemäßen Verkaufsflächen, eine grundlegende Erhöhung der Kaukrfatbindung kön- ne sie nicht bewirken.

█ Stark rückläufig ist die Kaukraftbindung im Sektor Heimwerker/Garten/Sport; hier sank die Bindungsquote auf fast 26 % von ehe- mals fast 43 %, was u. a. auf den Abgang von Deister Bike und auf das abweichende Sortiment des Hammer Heimtextilmarkets zu- rückzuführen ist. Vor allem wird hier auch die Angebotslücke im Segment Sport deutlich. Darüber hinaus sind geringe Streuabflüsse zu Bau- und Heimwerkermärkten zu den umliegenden Mittelzentren Stadthagen, Wunstorf und Barsinghausen zu unterstellen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 76 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten

█ Vor allem im Einrichtungsbedarf ist von einer höheren Bindungsquote im Einzugsgebiet (51,5 % gegenüber 41,5 % 2008) auszu- gehen. Das Angebot wurde mit Ansiedlung von Dänisches Bettenlager und des leistungsstarken Hammer Heimtexmarktes in Bad Nenndorf passend zum klassischen Möbelhaus Heinrich und Möbeldiscounter Mögrossa ergänzt, so dass im Einrichtungs- bedarf unterschiedliche Genres vertreten sind. Von daher dürfte die Abschöpfung in diesem Segment vor dem Hintergrund zahlrei- cher großflächiger Einrichtungshäuser im Großraum Hannover (wie Möbel Hesse und Teppich Kibek in Garbsen, Porta Möbel in Laatzen, Porta, Möbel Boss und Möbel Höffner Isernhagen-Altwarmbüchen) kaum noch steigerbar sein.

█ Damit einher geht auch eine höhere Bindungsquote für Hartwaren (27,3 % gegenüber 23,7 % 2008), die vor allem auch über die entsprechenden Randsortimente der (neuen) Einrichtungsanbieter erzielt werden (Haushaltswaren, Glas, Porzellena, Keramik). Gleichwohl zeigen sich im Gesamtangebot dieses breiten Segments deutliche Lücken (u. a. Zoofachmarkt, Spielwaren- und Büro- artikelanbieter). Von daher sind hohe Abflüsse nach Hannover und Stadthagen einzukalkulieren.

█ Zusätzlich werden Kaufkraftzuflüsse durch Streukunden aus Barsinghausen und Stadthagen sowie Übernachtungsgäste bzw. sonstige Zuflüsse, u. a. über Tagestouristen, Nutzer der Kur- und Freizeiteinrichtungen generiert. Hierbei stützen wir uns auf die 2008 angesetzten Kennzahlen unter Berücksichtigung der zwischenzeitlich eingetretenen Angebotsveränderungen. Externe Zuflüsse spielen in den Segmenten Heimwerker/Garten/Freizeit mit zusammen rund 3,7 Mio. Euro p. a. (Anteil am Gesamt- umsatz in Bad Nenndorf: ca. 31 %), Modischer Bedarf mit etwa knapp 1,3 Mio. Euro (Umsatzanteil fast 28 %), Hartwaren mit ca. 3,8 Mio. Euro (ca. 36 % Umsatzanteil) sowie – bedingt hauptsächlich durch Möbel Heinrich und Hammer Heimtex – im Einrich- tungsbedarf mit rund 44,6 Mio Euro p. a. (Anteil in Bad Nenndorf: ca. 76 %) eine bedeutende Rolle.

█ Insgesamt gehen die Gutachter von einer relativ konstanten Abschöpfungsqutoe des gesamten Bad Nenndorfer Einzelhandels im Einzugsgebiet mit derzeit etwa 26,1% (2008: 26,9 %) aus.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 77 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten █ Die Abschöpfungsleistung nach Warengruppen und Zonen differenzieren. Aus der Zone 1 (Stadt Bad Nenndorf) werden 63,5 % der dort lokalisierten Kaufkraft vom Bad Nenndorfer Einzelhandel abgeschöpft (2008: 66,7 %). Eine befriedigende Kaufkraftbindung er- reicht Bad Nenndorf in Zone 1 gegenwärtig lediglich in der Warengruppe Periodischer Bedarf (Bindungsquote ca. 81 %; 2008: 83 %). Hier dürfte sich die lokale Kaufkraftbindung nahe der Sättigungsgrenze bewegen. Für den Periodischen Bedarf sind gewisse Abflüsse nach Rodenberg (u. a. zu Netto, derzeit nicht aktiv in Bad Nenndorf) und Stadthagen (Kaufland SB-Warenhaus) zu unterstellen. Übrige Abflüsse streuen im Zusammenhang mit dem gegenüber 2008 nun höheren Auspendleranteil über die gesamte Region.

█ Aus der Zone 2a (übrige Samtgemeinde Nenndorf) werden 19,8 % (2008: 24,3 %) der dort lokalisierten Kaufkraft gebunden. In Zone 2a ist das nahversorgungsrelevante Angebot (Netto-Ansiedlung) ausgebaut worden, so dass die Kaukraftbindung des Bad Nenndorfer Einzelhandels im Periodischen Bedarf mit 20 % Abschöpfungsleistung (2008: 24,5 %) niedriger ausfällt. Die Spannweite bewegt sich dabei zwischen 4 % (Elektro/Technik) und ca. 44 % (Einrichtungsbedarf), wobei zu beachten ist, dass im Einrichtungs- bedarf – trotz einer höheren Kaufkraftabschöpfung – die Kaufkraftbindung etwas niedriger als im übrigen Umland ausfällt, da mit Möbel Dohmeyer in Zone 2a ein kleineres Einrichtungshaus in Solitärlage vertreten ist und auch dort Anbieter in der Region Hanno- ver (siehe weiter oben) eine etwas höhere Bedeutung haben.

█ Aus der Zone 2b (süd-/westliches Umland) werden 10,7 % (2008: 12,5 %) abgeschöpft. Innerhalb der Zone 2b, die das südwestli- che Umland beschreibt, ist vornehmlich die Gemeinde Rodenberg verstärkt auf Bad Nenndorf ausgerichtet. Insbesondere durch die Schließung von Aldi in Rodenberg dürfte der Bereich Bückethaler Landstraße verstärkt im Focus stehen (gleichwohl dürfte der relativ neue Netto in Rodenberg auch für Einwohner des südlichen Bad Nenndorfer Stadtgebietes interessant sein). In Richtung Stadtha- gen und Lauenau fällt die Marktdurchdringung dagegen deutlich ab. Mit Rodenberg, Lauenau sowie Lindhorst agieren in Zone 2b kleinere Versorgungszentren mit recht umfassender Nahversorgung, die sich z. T. durch Standortverlagerungen und Verkaufsflä- chenerweiterungen künftig zeitgerecht aufstellen werden.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 78 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa B.14 Umsatzzusammensetzung und Kaufkraftbindungsquoten █ Ebenfalls 10,7 % (2008: 14,2 %) des im östlichen Umland (Zone 2c ) situierten Nachfragevolumens schöpft der Einzelhandel in Bad Nenndorf ab. Die Ortschaften im östlichen Einzugsgebiet verfügen zwar derzeit – abgesehen von der Wunstorfer Ortschaft Kolen- feld (Edeka) – über keine nennenswerte Eigenversorgung, gleichwohl orientieren sich die hier befindlichen Ortschaften – bis Bantorf und Wichtringhausen – bezüglich der Nahversorgung primär auf Barsinghausen bzw. Wunstorf.

█ Wie die nach den einzelnen Einzugsgebietszonen differenzierte Kaufkraftstrom-Modellrechnung verdeutlich, ist die Ausstrahlung in das Umland recht asymmetrisch, bedingt durch die unterschiedliche Eigenversorgung der Umlandgemeinden, die Lage des Stand- ortes Bückethaler Landwehr am östlichen Stadtrand, den Verlauf von Verkehrsträgern sowie letztlich auch dem Umland-Wettbe- werb.

Insgesamt zeigt sich, dass die z. T. hohe Einzelhandelszentralität (siehe folgendes Kapitel) nicht über deutliche Angebotsdefizite hinwegtäuschen sollte. Im Bad Nenndorfer Nonfood-Angebot bestehen nach wie vor deutliche Defizite, auch bezüglich zentrenrele- vanter Sortimente. Eine wesentliche Ursache liegt in der niedrigen Einwohnerzahl von Stadt und innerörtlichem Einzugsgebiet, das nur knapp mittelzentralen Maßstäben entspricht.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 79 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.15 Zentralitätsentwicklung Bad Nenndorf █ Die Handelszentralität einer Stadt oder Gemeinde Einzelhandelszentralität nach Hauptwarengruppen wird aus der Gegenüberstellung der in der Gemeinde Vergleich 2008 /2019 erzielten Einzelhandelsumsätze mit dem Nachfrage- volumen dieser Gemeinde ermittelt. Neben dem Ge- samtwert kann die Einzelhandelszentralität auch sor- 138 Periodischer Bedarf 121 timentsspezifisch ausgewiesen werden. Anhand der Gegenüberstellung des Einzelhandelsumsatzes mit 80 Modischer Bedarf dem Nachfragevolumen kann abgeleitet werden, ob 47 eine Gemeinde insgesamt oder in einzelnen Bran- 37 chen per saldo Kaufkraftzuflüsse oder Kaufkraftab- Elektro/Technik 26 flüsse verzeichnet. Eine Handelszentralität von über 264 100 % heißt, dass die Zuflüsse die Abflüsse überstei- DIY/Garten/Freizeit 133 gen und es damit insgesamt zu einem saldierten Kaufkraftzufluss kommt. Demgegenüber sagt eine 718 Einrichtungsbedarf 738 Einzelhandelszentralität von unter 100 % aus, dass Kaufkraft aus der Gemeinde zu Konkurrenzstandor- 161 Hartwaren/Persönlicher Bedarf ten abfließt. 149

193 █ Das einzelhandelsrelevante Nachfragevolumen in Einzelhandel gesamt 167 der Stadt Bad Nenndorf beträgt rund 84,4 Mio. Euro, während sich das Umsatzvolumen des ortsansässi- 0 100 200 300 400 500 600 700 800 gen Einzelhandels auf fast 141,3 Mio. Euro beläuft. Zentralität in % Damit errechnet sich eine sortimentsübergreifende Zentralitätskennziffer von 167 (vgl. Tabelle auf Seite 2008 2019 51). Für die Stadt Bad Nenndorf ergibt sich ins- gesamt dementsprechend ein Kaufkraftzufluss per Saldo von knapp 60 Mio. Euro p. a.

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B.15 Zentralitätsentwicklung Bad Nenndorf █ Der Bad Nenndorfer Zentralitätswert von 167 verdeutlicht die nach wie vor bestehende regionale Bedeutung der Stadt als zentraler Versorgungsstandort im periodischen Bedarfsbereich (Stadt Bad Nenndorf: Grundzentrale Versorgungsauftrag für Güter des periodi- schen Bedarfs in der gesamten Samtgemeinde) sowie im aperiodischen Sektor, wobei im aperiodischen Angebotsbereich eine seit Jahren bestehende, z. T. weit über das Samtgemeindegebiet hinausstrahlende bzw. in das nahe Umland ausstrahlende Kaufkraftbin- dung durch die Anbieter an der Bückethaler Landwehr induziert wird. V. a. das Einrichtungshaus Heinrich erzielt eine traditionell ge- wachsene hohe und weit in das Umland ausstrahlende Kaufkraftbindung.

█ Eine positive Zentralität (121) besteht nach wie vor im periodischen Bedarfsbereich, auch wenn die Zenralitätziffer anno 2019 nomi- nal etwas geringer ausfällt als in 2008, was u. a. an dem neuen Anbieter Netto in der Gemeinde Haste begründet liegt. Gleichwohl übernimmt die Stadt Bad Nenndorf in bewährter Weise die Nahversorgungsfunktionen für das gesamte Samtgemeindegebiet (Zone 1 und 2a) sowie für das übrige Umland (insbesondere Zone 2c).

█ Im aperiodischen Bedarfsbereich erreicht der Bad Nenndorfer Einzelhandel einen Zentralitätswert von 219, was u. a. auf die sehr hohe Zentralität im Möbel- und Einrichtungsbedarf (Zentralität von 738) zurückzuführen ist und im Jahr 2019 sogar noch höher als in 2008 ausfällt.

█ Nach wie vor negative Zentralitäten sind für den modischen Bedarfsbereich (47) und vor allem für die Sparte Elektro/Technik (26) festzustellen. Hier bestehen, wie z. T. bereits ausgeführt, erhebliche Angebotsschwächen. Diebezüglich ist jedoch auch zu beachten, dass zentralitätsrelevanter Warengruppen wie Mode laut Vorgängerkonzept und nicht zuletzt aufgrund der Vorgaben der Raumord- nung (Integrationsgebot) nur im zentralen Versorgungsbereich Innenstadt angesiedelt werden können. Deren Tragfähigkiet ist jedoch begrenzt. Insofern dürfte eine Zentralitätssteigerung im Modebereich grundsätzlich limitiert sein. Auch liegt im modischen Bedarf mit BabyOne nach wie vor noch Sonderfall vor, so dass die Zentralität für den klassischen Modebereich eigentlich noch geringer ausfällt. Gleichwohl könnte sich mit der anstehenden Erdgeschossneuvermietung des Kurhauses die Lage etwas verbessern. Anderseits steht der Modebereich aufgrund der wachsenden Onlineanteils unter starkem Druck, so dass konventielle Formate (standardisierte Filialisten) als neue Anbieter sich als sehr anfällig erweisen dürften. Vielmehr eröffnen sich hier eher Chancen für Franchisekonzepte, die ihren Betreibern gewisse Gestaltungsspielräume gewähren bzw. für Konzepte, die sich flexibel auf die Kundenklientel bezüglich Altersstruktur und Herkunft (junge Familien und Senioren, einheimisches Klientel und {Kur-} Gäste) einstellen können.

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B.15 Zentralitätsentwicklung Bad Nenndorf █ Im Segment Elekto/Technik besteht ein gewisses Angebot im Bereich Haus- und Küchengeräte bei Möbel Heinrich ("weiße Ware"), das übrige Elektro/Technik Sortiment wird in Bad Nenndorf nur punktuell oder gar nicht angeboten. Kaufkraftabflüsse dürften vor al- lem nach Barsinghausen und Rodenberg (u. a. Euronics), Stadthagen (u. a. Media Markt und Expert) sowie zu weiteren unterschied- lichen Standorten in der Region Hannover bestehen.

█ Das Segment Heimwerker/Garten/Freizeit hat nominal deutlich an Zentralität gegenüber 2008 verloren, bewegt sich jedoch mit einer Zentralitätsziffer von 133 dank Hellweg Bau- und Heimwerkermarkt (+Gartencenter) und Fliesendiscount in einem befriedigenden Bereich. Der Rückgang der Zentralität ist auf den Abgang von Deister Bike und die abweichende Angebotsstruktur von Hammer Heimtexmarktes gegenüber dem Vorgängeranbieter Fair zurückzuführen. Insofern zeigt sich angebotsseitig im Fahrradfachhandel eine deutliche Lücke. Aufgrund der nach wie vor hohen Reichweite des Standortes Bückethaler Landwehr bzw. des Einrichtungshau- ses Heinrich (Kopplungseffekte) genieren Hellweg und Fliesendiscount erhebliche Umsatzanteile über externe Zuflüsse.

█ Auch das Segment Hartwaren und Persönlicher Bedarf konnte mit einer Zentralitätsziffer von 149 nach wie vor deutliche Zuflüsse verbuchen (wenn auch nicht in der Höhe von 2008, da die Raumleistungen im Hartwarenbereich z. T. stagnieren), wobei die Zentrali- tät nach Einzelwarengruppen sehr differenziert ausfällt und zu beachten ist, dass dieses Segment in erster Linie vom Einrichtungs- haus Heinrich und dessen Fachsortimente Haushaltswaren/Glas/Porzellan/Keramik geprägt wird (Zentralität: 405), während Bücher (Zentralität 70) und Sonstige Hartwaren (Zentralität 53; u. a. Musikalien, Schreibwaren, Bürobedarf, Schmuck, Uhren, Edelmetalle Zoobedarf, Haustiere und weitere sonstige Gebrauchsgüter) deutliche Kaufkraftverluste aufweisen. Die Zentralität der Warengruppe Gesundheitsbedarf zeigt mit 126 zwar Kaufkraftzuflüsse, dürfte aber aufgrund der Altersstruktur und der Kurfunktion der Stadt Bad Nenndorf noch "Luft nach oben“ haben. Auch muss die gute Zentralitätsziffer im Angebotssektor Spielwaren von 201 relativiert wer- den, da diese Spezialangebote für Säuglinge und Kleinkinder vom Fachmarkt BabyOne bestimmt wird. Klassisches Spielzeug wird ansonsten nur als schmales Randsortiment anderer Anbieter geführt.

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B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Methodik

█ Nachstehend erfolgt eine überschlägige Berechnung in Bad Nenndorf tragfähiger Verkaufsflächen je Warengruppe. Die Berechnung erfolgt über eine Zielumsatzermittlung, wobei je Einzugsgebietszone und je Warengruppe eine Ziel-Kaufkraftbin- dung (aufbauend auf Ist-Kaufkraftbindung, wie vorstehend aufgeführt) eingeschätzt wird. Dies erfolgt zum einen auf Basis des aktuellen Nachfragevolumens je Warengrupe und Einzugebietszone sowie zum anderen auch als mittelfristige Trendvorausschau auf Grundlage der jüngsten Einwohnervorausschätzungen sowie einer Prognose der bulwien- gesa AG zur mittelfristigen Entwicklung ladeneinzelhandelesrelevanter Pro-Kopf-Ausgaben, so dass ein perspektivisches Nachfra- gevolumen vorliegt (siehe auch vorstehendes Kapitel B.3 Exkurs) Zusätzlich werden die (auch perspektivischen) Kaufkraftzuflüsse durch Übernachtungs- und Kurgäste sowie sonstige Zuflüsse durch u. a. Tagestouristen sowie durch außerhalb des Einzugsgebietes wohnende Kunden in der Berechnung berücksichtigt (ag- gregierte Darstellung). Der Zielumsatz wird unter der Maßgabe leistungsfähiger Betriebe über realistische Kaufkraftbindungsquoten im gesamten Einzugs- gebiet ermittelt. Die Ziel-Kaufkraftbindung wird aus umfangreichen Erfahrungswerten (erreichte Kaufkraftbindung in vergleichbaren ländlichen Mittelzentren) unter Berücksichtigung der zurückzulegenden Distanzen und des umgebenden regionalen Wettbewerbs abgeleitet.

█ In einem weiteren Step werden diese Zielumsätze (aktuell und perspektivisch) durch die derzeit in Bad Nenndorf erzielten Flächen- produktivitäten und einen leicht ermäßigten, zusätzlichen Wettbewerb berücksichtigenden Wert dividiert. Hieraus errechnet sich an- hand des gegebenen bzw. zukünftigen Nachfragepotenzial im Einzugsgebiet eine wirtschaftlich zu betreibende Verkaufsflächen- bandbreite. Diese Potenzialberechnung gilt für Standorte und Betriebsformen, deren Reichweite an das absatzwirtschaftliche Einzugsgebiet Bad Nenndorfs gebunden sind. Die Tragfähigkeit darüber hinaus bzw. regional ausstrahlender Betriebsformen wie z. B. das Einrich- tungshaus Möbel Heinrich kann darüber nicht bzw. nur eingeschränkt bestimmt werden.

█ Die Berechnung dient der Orientierung für eine Verkaufsflächensteuerung, die an der gegenwärtigen und mittelfristig absehbaren Tragfähigkeit für Branchen und Betriebsformen innerhalb des gegebenen Einzugsgebietes ausgerichtet ist. Ein Überschreiten ist entweder mit einer unterdurchschnittlichen Wirtschaftlichkeit des Vorhabens oder erhöhten Verdrängungseffekten verbunden, ferner könnte es einem Vorhaben auch gelingen, signifikant über das vorhandene Einzugsgebiet hinaus auszustrahlen. Ein Überschreiten des berechneten Flächenrahmens birgt daher zwar auch ein erhöhtes Verdrängungsrisiko, kann jedoch nicht per se als städtebau- lich oder raumordnerisch "unverträglich" gewertet werden.

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B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Periodischer Bedarf Tragfähigkeitsermittlung für Bad Nenndorf (Modellrechnung) – Periodischer Bedarf Einzugsgebietszonen Einzugs- Sonstige Perspektiv. Umsatz gebiet Ext. Zuflüsse Zielumsatz aktuell gesamt durch Einwoh- gesamt SG Nenndorf ner außerhalb Zone 1 Zone 2a Zone 2b Zone 2c des EZG, Sonst. 2024 (Zone 1 und Besucher/ Zone 2a) Tagestouristen/ Kurgäste Berechnung 2019/2020 Periodischer Bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 44,5 24,0 68,5 73,8 34,0 176,3 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 81,0 % 20,0 % 59,6 % 9,0 % 10,0 % 28,9 % Umsatzpotenzial p. a. 36,0 Mio. € 4,8 Mio € 40,8 Mio € 6,6 Mio. € 3,4 Mio € 50,9 Mio. € 5,2 Mio. € 56,1 Mio. € 54,0 Mio. € Prognoseberechnung mittelfristig - 2024 Periodischer Bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 52,5 26,4 78,9 83,5 38,3 200,7 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 81,0 % 20,0 % 60,6 % 9,0 % 10,0 % 29,5 % Umsatzpotenzial p. a. 42,5 Mio. € 5,3 Mio. € 47,8 Mio. € 7,5 Mio. € 3,8 Mio. € 59,2 Mio. € 5,7 Mio. € 64,9 Mio. € 54,0 Mio. € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich –

█ Im Periodischen Bedarf fällt die Kaufkraftbindung bereits heute recht hoch aus. Dies ist u. a. dem Umstand geschuldet, dass die Stadt Bad Nenndorf einen Nahversorgungsauftrag für das vollständige Samtgemeindegebiet wahrnimmt. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund hoher Auspendlerzahlen dürften sich Spielräume nach oben in Grenzen halten, wobei der Anbieterkreis gewisse Poten- ziale über Angebotsmodernisierungen nutzen sollte, auch um Kundenanteile nicht an andere Standorte zu verlieren. Für die Ein- zugsgebietszone 1 haben wir die bestehende KKB von 81 % eingestellt. In der durch die Ansiedlung von Netto angebotsseitig bes- ser aufgestellten Zone 2a unterstellen wir eine Kaufkraftbindnung von nach wie vor 20 %. Für die Zone 2b setzen wir eine KKB von 9 % und für Zone 2c von 10 % ein. Insgesamt ermittelt sich für das gesamte Einzugsgebiet eine Ziel-Kaufkraftbindung von rd. 28,9 % bzw. rd. 29,5 % (aktuell 27,7 %).

█ Hinzu kommen Zuflüsse durch Übernachtungs- und Kurgäste bzw. von Kunden, die ihren Wohnsitz außerhalb des Einzugsgebietes haben, die – konservativ betrachtet – konstant bei 5,2 Mio. Euro gehalten werden. Gleichwohl wurde in der perspektivischen Be- trachtung ein Zuschlag von rund 10 % unterstellt. Insgesamt könnte in der Stadt Bad Nenndorf im Periodischen Bedarf ein Zielum- satz von 56,1 Mio. Euro bzw. perspektivisch bis 2024 von rd. 64,9 Mio. Euro Euro p. a. realisiert werden.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 84 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Periodischer Bedarf Ableitung rechnerisch tragfähiger Flächenpotenziale in Bad Nenndorf – Periodischer Bedarf Derzeit und Mittelfristprognose bis 2024 Umsatz Flächenproduktivität Rechnerisch Vorhandene Rechnerische tragfähige Verkaufsfläche Verkaufsfläche Verkaufsflächenreserve Niveau Niveau 95 % 100 % ca. von ca. bis ca. min. ca. max. Mio. Euro p. a. Euro/qm VKF Euro/qm VKF qm qm qm qm qm Derzeit Periodischer Bedarf 56,1 4.971 5.233 10.720 11.285 10.312 408 973 Mittelfristig bis 2024 Periodischer Bedarf 64,9 4.971 5.233 12.402 13.055 10.312 2.090 2.743 Quelle: Berechnungen bulwiengesa AG

█ Berechnung der tragfähigen Verkaufsfläche: Zielumsatz/Flächenproduktivität = Verkaufsfläche. Es erfolgt dabei eine Spannbreitenbildung durch Beibehaltung der aktuellen Flächenproduktivität sowie einer Absenkung auf 95 % z. B. durch antizipierte, unvermeindliche Verdrängungseffekte.

█ Die Berechnungen stellen keine Bedarfsermittlung dar, sondern verstehen sich als Indikation für eine nachhaltig tragfähige Verkaufs- flächenausstattung. Dementsprechend ermittelt sich für die Stadt Bad Nenndorf eine rechnerische Flächenreserve für den Periodi- schen Bedarf von rd. 400 qm bis knapp 1.000 qm VKF derzeit bzw. wäre mittelfristig bis 2024 ein Verkaufsflächenrahmen von etwa 2.100 bis gut 2.700 qm VKF rechnerisch tragfähig.

█ Dieser könnte genutzt werden, um zum einen bspw. Aldi, Penny oder Lidl zukunftsfähig aufzustellen und zum anderen einen weite- ren Getränkemarkt in Bad Nenndorf anzusiedeln. Auch ist rein rechnerisch ein weiterer Nahversorgungsanbieter, z. B. im westlichen Stadtgebiet (neue Wohnungsbaugebiete) denkbar. Zudem wäre ein größerer Drogeriemarkt Rossmann (etwa 600 bis 800 qm) grundsätzlich ableitbar, wobei die Rossmann-Bestandsimmobilie an der Hauptstraße baulich-strukturell deutliche Grenzen setzt.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 85 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Modischer Bedarf Tragfähigkeitsermittlung für Bad Nenndorf (Modellrechnung) – Modischer Bedarf Einzugsgebietszonen Einzugs- Sonstige Perspektiv. Umsatz gebiet Ext. Zuflüsse Zielumsatz aktuell gesamt durch Einwoh- gesamt ner außerhalb Zone 1 Zone 2a SG Nenndorf Zone 2b Zone 2c des EZG, Sonst. 2024 (Zone 1 und Besucher/ Zone 2a) Tagestouristen/ Kurgäste Berechnung 2019/2020 Modischer Bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 10,1 4,8 14,9 13,8 6,8 35,5 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 40,0 % 25,0 % 35,2 % 10,0 % 10,0 % 20,6 % Umsatzpotenzial p. a. 4,1 Mio. € 1,2 Mio € 5,3 Mio € 1,4 Mio. € 0,7 Mio € 7,3 Mio. € 1,3 Mio. € 8,6 Mio. € 4,7 Mio. € Prognoseberechnung mittelfristig - 2024 Modischer Bedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 10,7 4,7 15,4 13,9 6,8 36,1 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 40,0 % 25,0 % 35,4 % 10,0 % 10,0 % 20,8 % Umsatzpotenzial p. a. 4,3 Mio. € 1,2 Mio. € 5,5 Mio. € 1,4 Mio. € 0,7 Mio € 7,5 Mio. € 1,3 Mio. € 8,8 Mio. € 4,7 Mio. € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich –

█ Die derzeitige Kaufkraftbindung im gesamten Einzugsgebiet beträgt ca. 9,6 %, was für ein Mittelzentrum ein ausgesprochen niedri- ger Wert ist. Für die Stadt Bad Nenndorf (Zone 1) unterstellen wir bei vorsichtiger Betrachtung eine mögliche Abschöpfungsleistung von bis 40 % des diesbezüglichen Nachfragevolumens; dieser Wert wird auch von leistungsstarken Grundzentren erzielt. Für die Zone 2a setzen wir 25 % an und für die Zonen 2b und 2c unterstellen wir (unter dem Gebot der Vorsicht) eine Kaufkraftbin- dung von jeweils 10 %.

█ Hinzu kommen Zuflüsse von außerhalb des Einzugsgebietes, u. a. durch Käufe von Übernachtungs- und Kurgästen sowie von Kun- den, die ihren Wohnsitz außerhalb des Einzugsgebietes haben, insgesamt jeweils von rund 1,3 Mio. Euro, auch in der mittelfristigen Betrachtung.

█ Unter Ansatz dieser Bindungsquoten ergibt sich eine Umsatzreserve von überschlägig rund 3,9 - 4,1 Mio. Euro p. a.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 86 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Modischer Bedarf Ableitung rechnerisch tragfähiger Flächenpotenziale in Bad Nenndorf – Modischer Bedarf Derzeit und Mittelfristprognose bis 2024 Umsatz Flächenproduktivität Rechnerisch Vorhandene Rechnerische tragfähige Verkaufsfläche Verkaufsfläche Verkaufsflächenreserve Niveau Niveau 95 % 100 % ca. von ca. bis ca. min. ca. max. Mio. Euro p. a. Euro/qm VKF Euro/qm VKF qm qm qm qm qm Derzeit Modischer Bedarf 8,6 2.261 2.380 3.613 3.804 1.980 1.633 1.824 Mittelfristig bis 2024 Modischer Bedarf 8,8 2.261 2.380 3.697 3.892 1.980 1.717 1.912 Quelle: Berechnungen bulwiengesa AG █ In der Bad Nenndorfer Innenstadt fehlt im Modebereich nach wie vor ein zugkräftige Ankerbetrieb, etwa in Form eines historisch gewachsenen lokalen "Platzhirsches" (z. B. ein größeres inhabergeführtes Modehaus, wie sie durchaus in Mittelzentren der Größe Bad Nenndorfs zu finden sind). Vielmehr muss der kleinteilig strukturierte Modehandel in seiner Gesamtheit eine gewisse Attraktivität entwickeln, wobei hier ein Spagat zwischen (Grund-)Versorgung der Wohnbevölkerung und Ansprache des (mehrheitlich) weiblichen und älteren Kur- und Touristenpublikums zu leisten wäre. Mit der noch vermietbaren Fläche des neuen Kurhauses (rund 830 qm Mietfläche, was in etwa eine Verkaufsfläche zwischen rd. 700 und rd. 660 qm entspricht) könnte ein Teil der Flächenreserven absorbiert werden. Die übrigen Flächenreserven (bis zu rund 1.370 qm) dürften kaum von einem Einzelanbieter "bespielt" werden, da in der Innenstadt von Bad Nenndorf derzeit weder eine entsprechende Immobilie noch ein ausreichend großes Projektgrundstück zur Verfügung steht.

█ Zu beachten ist ferner, dass in Bad Nenndorf ein Sportbekleidungsanbieter als Einzelbetrieb fehlt. Diesbezüglich sehen wir allerdings keinen Betrieb in Fachmarktgröße, sondern einen Anbieter in Form eines Shopformates wie z. B. der Filialist "Wind" (agiert vorzugsweise in Küstenregionen) oder eines Fachhändlers, der sich z. B. der Sportfachhandelsgruppe Sport 2000 angeschlossen hat, deren Mitglieder auch auf kleineren Ladeneinheiten agieren.

█ Zu dem wäre auch eine Verbreiterung des bestehenden Angebotes (u. a. im Sektor Schuhe/Sportschuhe, Breitensportbekleidung) vorstellbar. Hier- zu wären im zentralen Versorgungsbereich Innenstadt gewisse Flächenreserven erforderlich, die jedoch nicht existieren. Von daher kann die In- nenstadt nur bedingt zur Verkaufsflächenausweitung in diesem Angebotsbereich beitragen. Anders stellt sich die Situation in der Bückthaler Land- wehr dar: Diese verfügt zwar über Reserveflächen, die Lage ist aber nicht ausreichend integriert.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 87 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Elektro/Technik

Tragfähigkeitsermittlung für Bad Nenndorf (Modellrechnung) – Elektro/Technik Einzugsgebietszonen Einzugs- Sonstige Perspektiv. Umsatz gebiet Ext. Zuflüsse Zielumsatz aktuell gesamt durch Einwoh- gesamt ner außerhalb Zone 1 Zone 2a SG Nenndorf Zone 2b Zone 2c des EZG, Sonst. 2024 (Zone 1 und Besucher/ Zone 2a) Tagestouristen/ Kurgäste Berechnung 2019/2020 Elektro/Technik Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 5,8 2,7 8,6 7,8 3,8 20,2 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 33,0 % 20,0 % 28,9 % 5,0 % 7,5 % 15,6 % Umsatzpotenzial p. a. 1,9 Mio. € 0,5 Mio € 2,5 Mio € 0,4 Mio € 0,3 Mio € 3,2 Mio. € 0,5 Mio. € 3,7 Mio € 1,6 Mio. € Prognoseberechnung mittelfristig - 2024 Elektro/Technik Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 6,5 2,8 9,3 8,3 4,1 21,7 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 33,0 % 20,0 % 29,1 % 5,0 % 7,5 % 15,8 % Umsatzpotenzial p. a. 2,1 Mio € 0,6 Mio € 2,7 Mio € 0,4 Mio € 0,3 Mio € 3,4 Mio € 0,6 Mio € 4,0 Mio € 1,6 Mio € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich –

█ Im Bereich Elektro/Technik beträgt die gesamte Kaufkraftbindung lediglich 5,4%, was eine sehr niedrige Abschöpfung für ein Mittel- zentrum darstellt. Das Fehlen eines diesbezüglchen Fachanbieters zeigt sich hier sehr deutlich. Für die Stadt Bad Nenndorf (Zone 1) unterstellen wir, dass – unter dem Gebot der Vorsicht – grundsätzlich ein Drittel des örtlichen Nachfragevolumens im Angebotsbereich Elektro/Technik gebunden werden kann; für die Zone 2a setzen wir 15 % an und für die Zonen 2b und 2c unterstellen wir eine Kaufkraftbindung von 5 % bzw. 7,5 % (unter dem Gebot der Vorsicht).

█ Hinzu kommen Zuflüsse von außerhalb des Einzugsgebietes; perspektivisch bewegen sich um rund 0,6 Mio. Euro bzw. bleiben kon- stant bei 0,5 Mio. Euro (derzeitige Betrachtung).

█ Unter Ansatz dieser Bindungsquoten ergibt sich eine Umsatzreserve von überschlägig 2,1 - 2,4 Mio. Euro p. a.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 88 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Elektro/Technik Ableitung rechnerisch tragfähiger Flächenpotenziale in Bad Nenndorf – Elektro/Technik Derzeit und Mittelfristprognose bis 2024 Umsatz Flächenproduktivität Rechnerisch Vorhandene Rechnerische tragfähige Verkaufsfläche Verkaufsfläche Verkaufsflächenreserve Niveau Niveau 95 % 100 % ca. von ca. bis ca. min. ca. max. Mio. Euro p. a. Euro/qm VKF Euro/qm VKF qm qm qm qm qm Derzeit Elektro/Technik 3,7 2.600 2.737 1.352 1.423 565 787 858 Mittelfristig bis 2024 Elektro/Technik 4,0 2.600 2.737 1.461 1.538 565 896 973 Quelle: Berechnungen bulwiengesa AG

█ Bezüglich der Ansiedlung eines Elekrofachmarktes, dessen Ansiedlung in Bad Nenndorf bisher nicht möglich war, ist bei einer angenommenen, deutlich höher ausfallenden Brutto-Raumleistung vom 4.200 Euro (eine elekrofachmarktbezogene Flächen- leistung ist höher anzusetzen als die durch Randsortimente und Kleinbetriebe geprägte Durchschnittsraumleistung der Stadt Bad Nenndorf) und einem zusätzlichen Umsatzpotenzial zwischen rund 2,1 und 2,4 Mio Euro p. a. ein Fachmarkt zwischen rund 450 und 600 qm durchaus rein rechnerisch denkbar (übliche Objektgröße laut HypZert1: ab 500 qm).

Damit käme man z. B. den Standortanforderungen des überschauberen Anbieterkreises (an erster Stelle expert und Euronics) schon nahe (bei einer Ansiedlung an der Bückethaler Landwehr), gleichwohl zeigen sich mit der Notwendigkeit eines Einzugs- gebietes von mindestens 70.000 Menschen (expert Bening) potenzialseitig trotz der guten Verkehrsanbindung deutliche Gren- zen. Der Anbieter MediaMarkt/Saturn bzw. dessen Mehrheitseigner Coconomy streben derzeit eine Neuausrichtung des Unter- nehmens an, wobei hier die Zeichen auf Filialschließungen stehen und keine Neueröffnungen zu erwarten sind.

█ Ferner bieten sich für Bestandsunternehmen in Bad Nenndorf grundsätzlich Chancen, ihre diesbezüglichen Randsortimente in einem gewissen Rahmen weiter auszubauen.

1 HypZert GmbH (Hrsg.) 2019: Studie Bewertung von Einzelhandelsimmobilien - HypZert Fachgruppe Einzelhandel, Stand Oktober 2019, Berlin.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 89 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Heimwerken/Garten/Sport

Tragfähigkeitsermittlung für Bad Nenndorf (Modellrechnung) – Heimwerken/Garten/Sport Einzugsgebietszonen Einzugs- Sonstige Perspektiv. Umsatz gebiet Ext. Zuflüsse Zielumsatz aktuell gesamt durch Einwoh- gesamt ner außerhalb Zone 1 Zone 2a Zone 1 +2a Zone 2b Zone 2c des EZG, Sonst. 2024 SG Nenndorf Besucher/ Tagestouristen/ Kurgäste Berechnung 2019/2020 Heimw./Garten/Sport Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 9,0 4,3 13,3 12,7 6,1 32,1 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 80,0 % 30,0 % 63,7 % 20,0 % 20,0 % 38,1 % Umsatzpotenzial p. a. 7,2 Mio. € 1,3 Mio € 8,5 Mio € 2,5 Mio € 1,2 Mio € 12,2 Mio. € 4,2 Mio. € 16,4 Mio € 11,9 Mio. € Prognoseberechnung mittelfristig - 2024 Heimw./Garten/Sport Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 10,4 4,7 15,1 14,1 6,8 36,0 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 80,0 % 30,0 % 64,4 % 20,0 % 20,0 % 38,6 % Umsatzpotenzial p. a. 8,3 Mio € 1,4 Mio € 9,7 Mio € 2,8 Mio € 1,4 Mio € 13,9 Mio € 4,4 Mio € 18,3 Mio € 11,9 Mio € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich – █ Für das heterogene Angebotsfeld Heimwerker/Garten/Sport beträgt die Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet derzeit knapp 26 %. Für die Stadt Bad Nenndorf (Zone 1) unterstellen wir nicht zuletzt aufgrund des möglichen Agierens eines Anbieters aus dem Be- reich Sport und Freizeit eine Zielkaufkraftbindung von 80 %, für die Zone 2a ca. 30 % und für die Zonen 2b und 2c unterstellen wir eine Kaufkraftbindung von jeweils 20 %. Insgesamt ergibt sich eine Kaufkraftbindung für das gesamte Einzusgebiet von gut 38 %. Vor allem in dem sehr heterogenen Anbieterbereich Freizeit- und Sport (u.a. Fahrradhandel) dürfften sich Potenziale eröffnen.

█ Dazu kämen Zuflüsse von außerhalb des Einzugsgebietes, vornehmlich durch Kunden von außerhalb (Effekt, der sich vor allem an der Bückethaler Landwehr zeigt), weniger über Übernachtungs- und Kurgäste, insgesamt rund 4,2 Mio. Euro; perspektivisch rund 4,4 Mio. Euro (etwa +20 % gegenüber dem aktuellen Anteil).

█ Unter Ansatz dieser Bindungsquoten ergibt sich ein Umsatzspielraum in einer Bandbreite zwischen rund 4,5 Mio. Euro und 6,4 Mio.Euro p. a.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 90 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Heimw./Garten/Sport Ableitung rechnerisch tragfähiger Flächenpotenziale in Bad Nenndorf – Heimwerken/Garten/Sport Derzeit und Mittelfristprognose bis 2024 Umsatz Flächenproduktivität Rechnerisch Vorhandene Rechnerische tragfähige Verkaufsfläche Verkaufsfläche Verkaufsflächenreserve Niveau Niveau 95 % 100 % ca. von ca. bis ca. min. ca. max. Mio. Euro p. a. Euro/qm VKF Euro/qm VKF qm qm qm qm qm Derzeit Heimwerker/Garten/Sport 16,4 1.210 1.274 12.873 13.550 9.352 3.521 4.198 Mittelfristig bis 2024 Heimwerker/Garten/Sport 18,3 1.210 1.274 14.364 15.120 9.352 5.012 5.768 Quelle: Berechnungen bulwiengesa AG █ Grundsätzlich wären die marktseitigen Voraussetzungen für den Betrieb eines vollsortierten Zweiradmarktes in Bad Nenndorf nach wie vor gegeben, so dass Chancen bestehen, diese Angebotslücke zu füllen. Für eine Wiederansiedlung eines Fahrrad- fachmarktes mit einer Verkaufsfläche zwischen rd. 800 qm - 1.200 qm an der Bückthaler Landwehr besteht ein ausreichendes Potenzial. So dürfte unter Annahme einer höheren als hier aufgeführten Flächenleistung in einer Bandbreite von 1.900 Euro/ qm und 2.300 Euro/qm VKF ein Umsatzpotenzial zwischen etwa 1,52 Mio. Euro und 2,76 Mio. Euro nur von diesem Anbieter erzielbar sein. Gleichwohl müsste die u. a. nach Stadthagen und Barsinghausen abfließende diesbezügliche Nachfrage wieder in gewissem Umfang nach Bad Nenndorf zurückgeholt werden.

█ In Frage kämen auch Sport- und Baumarktspezialanbieter, wobei mit Krämer Mega Store in Barsinghausen an der B 65 bzw. BAB 2 z. B. bereits ein sehr leistungsstarker Reit- und Pferdesport-Fachmarkt in Nachbarschaft der Bückethaler Landwehr ver- treten ist und insofern der Kreis möglicher Betriebe eingeschränkt ist. Gleichwohl wäre eine Abrundung des Angebotes im Sek- tor Heimwerker/Garten denkbar. Bezüglich des Betriebstyps Baumarkt ist dieses Sortiment mit Hellweg gut aufgestellt, so dass hier Spezialanbieter wie Gartencenter oder Pflanzenmarkt sowie Anbieter von Kfz-Zubehör o. ä. in Betracht kämen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 91 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Einrichtungsbedarf

Tragfähigkeitsermittlung für Bad Nenndorf (Modellrechnung) – Einrichtungsbedarf Einzugsgebietszonen Einzugs- Sonstige Perspektiv. Umsatz gebiet Ext. Zuflüsse Zielumsatz aktuell gesamt durch Einwoh- gesamt ner außerhalb Zone 1 Zone 2a Zone 1 +2a Zone 2b Zone 2c des EZG, Sonst. 2024 SG Nenndorf Besucher/ Tagestouristen/ Kurgäste Berechnung 2019/2020 Einrichtungsbedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 7,9 3,7 11,6 10,5 5,2 27,3 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 60,0 % 44,0 % 54,9 % 49,0 % 49,0 % 51,5 % Umsatzpotenzial p. a. 4,8 Mio. € 1,6 Mio € 6,4 Mio € 5,1 Mio € 2,5 Mio € 14,1 Mio. € 44,5 Mio. € 58,6 Mio € 58,6 Mio. € Prognoseberechnung mittelfristig - 2024 Einrichtungsbedarf Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 8,9 3,9 12,8 11,2 5,6 29,6 Mio. € Ziel-Kaufkraftbindung 60,0 % 44,0 % 55,1 % 49,0 % 49,0 % 51,6 % Umsatzpotenzial p. a. 5,3 Mio € 1,7 Mio € 7,1 Mio € 5,5 Mio € 2,7 Mio € 15,3 Mio € 44,6 Mio € 59,9 Mio € 58,6 Mio € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich –

█ Schon heute wird begünstigt durch den Sondereffekt Fa. Möbel Heinrich 51,5 % eine ausgewöhnlich hohe Abschöpfung im Ein- zugsgebiet unterstellt, so dass potenzielle Kaufkraft- steigerungen – wenn überhaupt – nur in Einzelwarengruppen bedingt vorstell- bar sind.

█ Externe Zuflüsse sind hier als Steuerungsvariable nicht aussagekräftig, da sie weitgehend durch die regionale Ausstrahlung der Fa. Heinrich bereits in der Ausgangslage erzielt werden und eine auf Bad Nenndorf und sein engeres Umland beschränkte Marktanalyse keinerlei seriöse Aussagen darüber treffen kann, inwieweit regional noch eine höhere Kaufkraftbindung als bisher durchgesetzt wer- den könnte. Die leichte Steigerung des Zuflusses folgt daher lediglich der angenommenen Steigerung der Pro-Kopf-Ausgaben.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 92 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Einrichtungsbedarf Ableitung rechnerisch tragfähiger Flächenpotenziale in Bad Nenndorf – Einrichtungsbedarf Derzeit und Mittelfristprognose bis 2024 Umsatz Flächenproduktivität Rechnerisch Vorhandene Rechnerische tragfähige Verkaufsfläche Verkaufsfläche Verkaufsflächenreserve Niveau Niveau 95 % 100 % ca. von ca. bis ca. min. ca. max. Mio. Euro p. a. Euro/qm VKF Euro/qm VKF qm qm qm qm qm Derzeit Einrichtungsbedarf 58,6 0 1.369 42.805 0 42.815 0 0 Mittelfristig bis 2024 Einrichtungsbedarf 59,9 1.301 1.369 43.755 46.057 42.815 940 3.242 Quelle: Berechnungen bulwiengesa AG

█ Grundsäzlich ist die Hauptwarengruppe Einrichtungsbedarf mit den Sortimenten Möbel, Küchen, Gartenmöbel, Leuchten, Heimtextilien inklusive Bettwaren, Bodenbeläge und Teppiche durch das in den letzten Jahren ergänzte (Hammer Heimtex und Dänisches Bettanlager) bzw. im Bestand erweiterte Angebot (Möbel Heinrich und Mögrossa) nur noch marginal abzurunden. Zusätzliche Umsätze wären eher durch eine noch intensivere Marktdurchdringung der bestehenden Betriebe diese Sortiments- bereiches in Bad Nendorf absorbiert. Rein rechnerisch ergeben sich mittelfristig Verkaufsflächenreserven durch zusätzliche Nachfage über Einwohnerzuwächse. Hier sind nur sehr einige wenige Arrondierungen (Küchenstudio, Boxspringbettenfachgeschäft etc.) vorstellbar.

=> Die Berechnung erfolgt für das gegenwärtige mittelzentrale Einzugsgebiet und eignet sich nicht für darüber hinaus reichende Sondereffekte, z. B. das regionale Einzugsgebiet der Fa. Möbel Heinrich. Sie enthält daher keine Aussage zu möglichen Erwei- terungsperspektiven im großformatigen Einrichtungshandel an der Bückethaler Landwehr - dies ist nur durch eine weiträumige regionale Marktanalyse beantwortbar. Generell gilt die Wettbewerbslage für großformatige Wohnkauf- und Einrichtungshäuser in der Region Hannover mit rd. 380.000 qm VKF auf 1,16 Mio. Einwohner (0,33 qm/Einwohner) als angespannt (belegt durch eigene Marktanalysen, zusammenfassend dargestellt auch HAZ 27.11.2015).

© bulwiengesa AG 2020 Seite 93 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Sonst. Hartwaren/Pers. Bedarf Tragfähigkeitsermittlung für Bad Nenndorf (Modellrechnung) – Sonstige Hartwaren/Persönlicher Bedarf Einzugsgebietszonen Einzugs- Sonstige Perspektiv. Umsatz gebiet Ext. Zuflüsse Zielumsatz aktuell gesamt durch Einwoh- gesamt ner außerhalb Zone 1 Zone 2a Zone 1 +2a Zone 2b Zone 2c des EZG, Sonst. 2024 SG Nenndorf Besucher/ Tagestouristen/ Kurgäste Berechnung 2019/2020 Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 7,0 3,3 10,3 9,6 4,7 24,6 Mio. € Sonst. Hartwaren/ Persönl. Bedarf Ziel-Kaufkraftbindung 67,0 % 25,0 % 53,5 % 18,0 % 15,0 % 32,4 % Umsatzpotenzial p. a. 4,7 Mio. € 0,8 Mio € 5,5 Mio € 1,7 Mio € 0,7 Mio € 7,9 Mio. € 4,1 Mio. € 12,0 Mio € 10,5 Mio. € Prognoseberechnung mittelfristig - 2024 Nachfragevolumen p. a. in Mio. Euro 8,0 3,5 11,5 10,1 5,0 26,6 Mio. € Sonst. Hartwaren/ Persönl. Bedarf Ziel-Kaufkraftbindung 67,0 % 25,0 % 54,2 % 18,0 % 15,0 % 33,1 % Umsatzpotenzial p. a. 5,4 Mio € 0,9 Mio € 6,2 Mio € 1,8 Mio € 0,8 Mio € 8,8 Mio € 4,4 Mio € 13,2 Mio € 10,5 Mio € Quelle: Berechnung bulwiengesa; Kaufkraftkennziffer MB Reserach – Rundungsdifferenzen möglich –

█ Für das sehr vielfältige Angebotsfeld Sonstige Hartware/Persönlicher Bedarf (u.a. Bücher, Glas/Porzellan/Keramik, Spielwaren, Op- tik, Hörgeräteakkustik, Sanitätswaren, Schreibwaren, Uhren/Schmuck und Zoobedarf) beträgt die Kaufkraftbindung (KKB) im gesam- te Einzugsgebiet aktuell gut 27 %. Für die Stadt Bad Nenndorf (Zone 1) unterstellen wir eine mögliche Zielkaufkraftbindung von 67 %, da in dieser sehr unterschiedli- chen Hauptwarengrupe vor allem Bestandsbetriebe ihr Sortiment ausbauen bzw. auch moderner präsentieren können (u.a. Spiel- zeug, Sanitätswaren, Zoobedarf), für die Zone 2a wird eine KKB von 25 % angesetzt und für die Zonen 2b und 2c unterstellen wir eine KKB von 18 % und 15 %. Insgesamt ergibt sich dann eine KKB für das gesamte Einzusgebiet von rund einem Drittel.

█ Dazu kämen Zuflüsse von Außerhalb des Einzugsgebietes (Übernachtungs- und Kurgäst, Kunden von Außerhalb), insgesamt rund 4,1 Mio. Euro; perspektivisch etwa 4,4 Mio. Euro (rund +15 % gegenüber dem aktuellen Anteil).

█ Unter Ansatz dieser Bindungsquoten ergibt sich ein Umsatzspielraum zwischen rund 1,5 Mio. Euro und 2,7 Mio. Euro p. a.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 94 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

B.16 Tragfähigkeitsermittlung und Entwicklungspotenzial – Sonst. Hartwaren/Pers. Bedarf Ableitung rechnerisch tragfähiger Flächenpotenziale in Bad Nenndorf – Sonstige Hartwaren/Persönlicher Bedarf Derzeit und Mittelfristprognose bis 2024 Umsatz Flächenproduktivität Rechnerisch Vorhandene Rechnerische tragfähige Verkaufsfläche Verkaufsfläche Verkaufsflächenreserve Niveau Niveau 95 % 100 % ca. von ca. bis ca. min. ca. max. Mio. Euro p. a. Euro/qm VKF Euro/qm VKF qm qm qm qm qm Derzeit Sonst. Hartwaren/Pers. Bedarf 12,0 2.021 2.127 5.642 5.939 4.916 726 1.023 Mittelfristig bis 2024 Sonst. Hartwaren/Pers. Bedarf 13,2 2.030 2.137 6.177 6.502 4.916 1.261 1.586 Quelle: Berechnungen bulwiengesa AG

█ Als sehr heterogen strukturierte Hauptwarengruppen muss an dieser Stelle detailliert auf die einzelnen Sortimente reflektiert werden. So dürften im Angebotssektor Glas, Porzellan, Keramik sowie Haushaltswaren aufgrund der sehr guten Ausstattung kaum noch wei- tere größere Verkaufsflächen zu etablieren sein. Hingegen dürfte eine Verdichtung des innerstädtischen Angebotes im Zuge eine Standortoptimierung eine Anhebung der lokalen Kaufkraftbindung rechtfertigen. Bezüglich des zusätzliche Umsatzpotenzials zwischen rund 1,5 - 2,7 Mio. Euro wären diesbezüglich z. B. ein Ausbau des Bücheran- gebotes oder zusätzliche Anbieter/Geschäftsausbau im Gesundheitsbereich (u. a. insbesondere Attraktivierung des Sanitäts- bzw. Rehatechnikangebotes) sowie der Ausbau der Sortimente für Schreib- und Spielwarenwaren sowie Geschenkartikel (auch in Kombi- nation denkbar) zu favorisieren, so dass vor allem das innerstädtische Angebot arrondiert bzw. optimiert werden kann.

█ Ferner dürfe ein Fachmarkt für Zoobedarf (zzgl. Verbrauchsgüter wie z. B. Tierfutter, die zum periodischen Bedarfsbereich zählen) über das zusätzliche Umsatzpotenzial am Markt agieren können. Aufgrund der erforderlichen Verkaufsflächengröße (zwischen 500 und 2.000 qm, bei einer deutlich niedrigeren Flächenproduktivität als der hier aufgeführten) und der oft sperrigen Güter in die- sem Sortiment wäre der Standort Bückthaler Landwehr grundsätzlich geeignet.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 95 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa

C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept █ Allgemeiner rechtlicher Stellenwert eines kommunalen Einzelhandelskonzeptes

• Informelle Grundlage der Bauleitplanung – § 1 (6 Nr. 11) Baugesetzbuch (BauGB): Berücksichtigung städtebaulicher Konzepte – Städtebauliche Begründung für FNP/Bebauungspläne

• Grundlage für – Prüfung gemäß § 34.3 BauGB (Zentrenschutz) – Prüfung gemäß § 11.3 Baunutzungsveroednung (BauNVO; Vermutungsregel großflächiger Einzelhandel) – Abstimmungsgebot § 2 (2) BauGB: Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche – § 9 (2a) BauGB: Vereinfachter Bebauungsplan, Zentrenschutz

• Rechtsbegriffe werden mit Leben erfüllt: => Zentren- bzw. nahversorgungsrelevante Sortimente => Räumliche Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche

• Berücksichtigung regionaler Zielvorgaben, hier: LROP Niedersachsen 2017, RROP LK Schaumburg 2003, Neuaufstellung wird zur Zeit erarbeitet

• Verbindlichkeit: Beschlussfassung durch Rat der Stadt erforderlich

© bulwiengesa AG 2020 Seite 96 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa

C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept █ "Großflächige" Einzelhandelsentwicklungen unterliegen den Zielen des LROP 2017.

█ "Großflächig" sind solitäre Lebensmittelmärkte ab 800 qm VKF und Maßnahmen an Standorten, die bereits großflächig sind. Auch Neuansiedlungen/Flächenumnutzungen z. B. für kleinere Fachmärkte an der großflächigen Agglomera-tion Bückethaler Landwehr sind "großflächig" im Sinne des LROP. Als Einzelhandelsgroßprojekte gelten Einkaufszentren und großflächige Einzelhandelsbetriebegemäß § 11 Abs. 3 Nrn. 1 bis 3 der Baunutzungsverordnung einschließlich Hersteller-Direktverkaufszentren.

Als Einzelhandelsgroßprojekte gelten auch mehrere selbstständige, gegebenenfalls jeweils für sich nicht großflächige Einzel- handelsbetriebe, die räumlich konzentriert angesiedelt sind oder angesiedelt werden sollen und von denen in ihrer Gesamt- betrachtung raumbedeutsame Auswirkungen wie von einem Einzelhandelsgroßprojekt ausgehen oder ausgehen können (Agglomerationen).

█ Zentralitätsgebot: Für Bad Nenndorf gegenwärtig noch nicht bestimmbar, das zentrale Siedlungsgebiet (ZSG) des zentralen Ortes ist im RROP für den Landkreis Schaumburg bisher nicht ausgewiesen; die konkrete Ausweisung folgt mit Neuaufstellung des RROP. Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind nur innerhalb des zentralen Siedlungsgebietes des jeweiligen Zentralen Ortes zulässig.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 97 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa

C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept █ Integrationsgebot Neue Einzelhandelsgroßprojekte, deren Kernsortimente zentrenrelevant sind, sind nur innerhalb der städtebaulich integrier- ten Lagen zulässig. Diese Flächen müssen in das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs eingebunden sein.

Auszug aus der Begründung des LROP:

Städtebaulich integrierte Lagen stehen im engen räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit den zentralen Versor- gungsbereichen im Sinne des § 2 Abs.2 und § 9 Abs. 2a BauGB. Sie verfügen über ein vielfältiges und dichtes Angebot an Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen, haben einen wesent- lichen fußläufigen Einzugsbereich und sind gut in das ÖPNV-Netz eingebunden.

Großflächige Lebensmittelmärkte sind stets auch "zentrenrelevant" und werden vom Integrationsgebot grundsätzlich an Stand- orte innerhalb zentraler Versorgungsbereiche oder in einen engen räumlichen Zusammenhang (max. ca. 300 Meter) dazu ver- wiesen und müssen zudem eine funktionale Verknüpfung mit dem zentralen Versorgungsbereich aufweisen, dürfen also nicht durch städtebauliche Barrieren davon getrennt sein.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 98 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa

C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept

█ Integrationsgebot - Ausnahmen (1): ZVB kann nicht die zentrale Nahversorgung aufnehmen

Auszug aus der Begründung zum LROP: Neue Einzelhandelsgroßprojekte, deren Sortimente zu mindestens 90 vom Hundert periodische Sortimente sind, sind auf der Grundlage eines städtebaulichen Konzeptes ausnahmsweise auch außerhalb der städtebaulich integrierten Lagen innerhalb des zentralen Siedlungsgebietes des Zentralen Ortes im räumlichen Zusammenhang mit Wohnbebauung zulässig, wenn eine Ansiedlung in den städtebaulich integrierten Lagen aus städtebaulichen oder siedlungsstrukturellen Gründen, insbesonde- re zum Erhalt gewachsener baulicher Strukturen, der Rücksichtnahme auf ein historisch wertvolles Ortsbild oder aus verkehr- lichen Gründen nicht möglich ist; Satz 2 bleibt unberührt. (...)

Die Innenstadt von Bad Nenndorf ist mit dem Kurbereich eng verflochten, verkehrsberuhigt und nach Umsetzung des vormali- gen Supermarktes zum Standort Thermalbad flächenseitig ausgereizt. Sie ist als Standort für weitere verkehrsinduzierende Großflächen mit überörtlicher Versorgungsfunktion wenig geeignet und wird in dieser Hinsicht durch den zwischenzeitlich etablierten Lagebereich Bückethaler Landwehr arbeitsteilig ergänzt. Insbesondere für Pkw-orientierte Kunden aus den übrigen drei Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde und auch aus Bad Nenndorf stellt die Bückethaler Landwehr im periodischen Angebotssektor einen bedeutsamen, die Innenstadt entlastenden bzw. das übrige Nahversorgungsnetz adäquat ergänzenden Versorgungsstandort dar. Insofern ist eine Schwerpunktbildung im Nahversorgungssektor an der Bückethaler Landwehr notwendiger Bestandteil des hier vorgelegten Konzeptes bzw. Teil einer bewährten und funktionierenden Gesamtstrategie, die eine Arbeitsteilung zwischen der Innenstadt, Bückethaler Landwehr, Ge- werbegebiet Nord sowie der siedlungsstrukturell integrierten Nahversorgung vorsieht. Insofern ist die Etablierung von Betrieben mit "nahversorgungsrelevantem" Sortiment außerhalb der Innenstadt voll und ganz konzeptadäquat.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 99 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa

C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept █ Integrationsgebot - Ausnahmen (2): Nicht "raumbedeutsame" Lebensmittelmärkte dürfen in ausreichend siedlungsstrukturell in- tegrierten Lagen außerhalb städtebaulich integrierter Lagen angesiedelt werden.

Auszug aus der Arbeitshilfe zum LROP (Kap. 2.7.1)

Die nicht-raumbedeutsame Nahversorgung umfasst Betriebe mit periodischen Kernsortimenten, die entweder − nicht großflächig sind oder − der „wohnortbezogenen Nahversorgung“ dienen. (...)

Zwingend einzuhaltende Voraussetzungen dieser Betriebe sind, dass ihr Sortiment zu mindestens 90 % aus periodischen Sortimenten (das sind insb. Lebensmittel und Drogeriewaren) besteht und mehr als 50 % ihres Umsatzes von Kunden aus einem fußläufigen Einzugsbereich stammen. (...)

Bei der Umsatzprognose ist zu berücksichtigen, dass typischerweise in Bezug auf diejenigen Kunden, die aus dem fußläu- figen Einzugsbereich stammen, eine maximale Kaufkraftbindung von 40 - 50% erreicht werden kann.

Diese Regel findet Anwendung für alle weiteren neu zu etablierenden dezentralen Nahversorgungsstandorte im Stadtgebiet von Bad Nenndorf.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 100 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa

C.1 Raumordnerischer Rahmen kommunales Einzelhandelskonzept █ Quartiersbezogene Lebensmittel-Nahversorger unterliegen, soweit sie als "nicht raumbedeutsam" gelten können, auch als Großflächen nicht dem Integrationsgebot und sind somit bei ausreichender Mantelbevölkerung auch außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche entwickelbar. Als "nicht raumbedeutsam" gelten Lebensmittelmärkte, deren Dimensionierung aus einer (fiktiven) rechnerischen Zielum- satzermittlung aus einem "fußläufigen" Nahbereich abgeleitet werden kann. "Fußläufig" = 10 Minuten Gehisochrone oder maximal 1.000 Meter nicht durch Barrieren gehemmte Distanz um den Standort.

█ Rechnerische Verkaufsflächenableitung für einen "nicht raumbedeutsamen" Lebensmittelmarkt:

1. Bestimmung des fußläufigen Nahbereiches

2. Ermittlung der Einwohnerzahl im fußläufigen Nahbereich

3. Einwohnerzahl im Nahbereich x Pro-Kopf-Ausgaben für Nahversorgung = Nachfragevolumen für Nahversorgung im fußläufigen Nahbereich

4. Zulässiger (fiktiver) Zielumsatz: Nachfragevolumen im Nahbereich x Kaufkraftbindung max. 40 - 50 % * Zusätzlich dürfen begrenzte Umsätze mit entfernter wohnenden Kunden getätigt werden** Lokaler Umsatz + Umsatz mit entfernteren Kunden + Umsatz für Randsortimente (max. 10 % Flächenanteil)

5. Zulässige Dimensionierung: Zielumsatz / Flächenproduktivität*** = Dimensionierung in qm VKF

* Kaufkraftbindung 40 - 50 % als Range vorgegeben, wird realiter selten erreicht ** Umsatz mit Kunden außerhalb des Nahbereiches zulässig; Nahbereichskunden müssen jedoch >50 % beitragen *** Ressource für Flächenproduktivitäten (Umsatz je qm VKF): Betriebsvergleiche, Brancheninformationsdienste

© bulwiengesa AG 2020 Seite 101 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

C. 2 Evaluierung Standort- und Zenrenkonzept

█ Ausgehend vom aktuellen Einzelhandelskonzept 2008/Zielkonzept Einzelhandel 2009 besteht in Bad Nenndorf derzeit verbindlich festgestellt ein zentraler Versorgungsbereich (Innenstadt). Weitere Neben- oder Nahversorgungszentren mit "ZVB"-Qualifikation bestehen nicht.

█ Gewisse Ansätze in Richtung eines zentralen Versorgungsbereiches ("Nahversorgungszentrum") zeigen sich gleichwohl an der Ro- denberger Allee rund um den Nahversorger WEZ. Zwar sind im Umfeld weitere Einzelhandelsanbeter vertreten (Bäcker Hünerberg und Bioladen Gänseblümen), diese sind jedoch vom nördlich situierten WEZ durch die Rodenberger Allee getrennt. Insofern stellt die Rodenberger Allee hier ein deutliche Barriere dar, die somit einen räumlich kompakten Zentrumsbereich nicht zu- lässt. Auch sind nur vereinzelt weitere zentrumsbildende bzw. publikumswirksame Einrichtungen (Frisör, Sparkassen-Geldautomat) im Umfeld situiert. Von daher ist nur eine geringe Dichte an Einzelhandels- und Dienstleistungsanbietern hier zu finden. Insofern ist der WEZ-Standort für eine Ausweisung als faktischer zentraler Versorgungsbereich nicht hinreichend qualifiziert.

█ Dem Lagebereich Bückethaler Landwehr fehlt eine ausreichende Wohnortnähe zur Kernstadt, eine für seine Versorgungsfunktion angemessene ÖV-Anbindung auch in das Umland und hinreichend arrondierende Versorgungseinrichtungen über den Einzelhan- dels hinaus für eine Qualifikation als zentraler Versorgungsbereich. Ferner sind die städtebaulich-gestalterische Qualität des Lage- bereiches mit seinen ausschließlich als reine Zweckbauten errichteten Fachmärkten sowie die fußläufigen Vernetzungen der dorti- gen Handelseinrichtungen für Ansprüche eines zentralen Versorgungsbereiches nicht ausreichend. Aus gleichen Gründen kommt das GE Nord nicht für einen ZVB in Betracht, dort fehlt es zudem mit nur wenigen Handelsbetrieben an der erforderlichen Angebotsmasse.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 102 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

C. 2 Evaluierung Standort- und Zentrenkonzeptenstadt █ Insgesamt wird insofern das Standort- und Zentrenkonzept aus dem EHK 2008 bestätigt bzw. somit fortgeschrieben:

• HAUPTZENTRUM INNENSTADT Hauptlage FGZ Hauptstraße/Am Thermalbad (Rewe) Zentraler Versorgungsbereich (ZVB) Nebenlagen Kurhausstraße/Am Thermalbad, Kampstraße, Bahn- hofstraße. Geeignet für nahversorgungs- und zentrenrelevante Kernsortimente.

• NAHVERSORGUNGSSTANDORTE Solitäre Lebensmittelmärkte und Lebensmittel-Verbundstandorte in ausreichend integrierten Stadtteillagen. Geeignet für nahversorgungsrelevante Kernsortimente.

• SONDER- UND ERGÄNZUNGSSTANORTE Lagebereich Bückethaler Landwehr für nahversorgungsrelevante Sortimente einer städtebaulich integrierten Lage gem. Ausnahmetatbestand vom Integrationsgebot gleichgestellt. Geeignet für nahversorgungs- und nicht zentrenrelevante Kernsorti- mente

GE Nord Grundsätzlich geeignet für nicht zentrenrelevante Kernsortimente. Eingeschränkt geeignet nahversorgungsrelevante Kernsortimente.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 103 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf █ Zentrenrelevante Sortimente in Bad Nenndorf

• Zentrenrelevante Sortimente sind grundsätzlich anhand der örtlichen Gegebenheiten zu bestimmen.

• Raumordnungsprogramme (auch das LROP 2017) und ggf. auch Regionale Einzelhandelskonzepte enthalten verbreitet Sorti- mentskataloge mit Orientierungscharakter. Zuweilen werden "Mindestsortimente" vorgegeben, welche um weitere Sortimente ergänzt, jedoch nicht reduziert werden dürfen. Die Gestaltungsfreiheit der Kommunen wird ggf. dadurch eingeschränkt, eben- so können Konflikte entstehen, wenn vorgegebene zentrenrelevante Sortimente nicht den örtlichen Gegebenheiten entspre- chen. Sortimentskataloge sind daher stets an den örtlichen Verhältnissen auszurichten.

• Zentrenrelevante Sortimente sind in Bad Nenndorf im Rahmen des EHK 2008 örtlich abgeleitet bzw. bestimmt und anschlie- ßend im Zielkonzept Einzelhandel 2009 aufgenommen worden.

• Die vorliegende Fortschreibung des Einzelhandelskonzept nimmt eine erneute fachliche und örtlich abgeleitete Sortimentsbe- stimmung vor und evaluiert die Vorgängerlisten.

• Es ist dabei durchaus möglich, dass in Bad Nenndorf Sortimente als nicht zentrenrelevant klassifiziert werden, die in Nach- barzentren auf Grund anderer örtlicher Gegebenheiten und Zielsetzungen als zentrenrelevant bestimmt sind. Dies ist zu- nächst kein Widerspruch, verpflichtet die Stadt Bad Nenndorf jedoch bei Ansiedlungen oder Erweiterungsvorhaben mit derarti- gen Sortimenten zu besonderer Rücksichtnahme auf die Nachbarzentren und auch zur vertieften Auswirkungsprüfung im Rahmen des Beeinträchtigungsverbotes.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 104 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf

█ Zentrenrelevante Sortimente

Für die Definition als zentrenrelevantes Sortiment sind folgende Kriterien zu beachten: • Zentrenrelevante Sortimente leisten einen spürbaren Beitrag zur Frequentierung zentraler Versorgungsbereiche und/oder prägen das dortige Angebot.

• Die Innenstadt ist innerhalb der Gesamtstadt regelmäßig der marktführende Standortbereich für diese Sortimente.

• Diese Sortimente werden kundenseitig regelmäßig in der Innenstadt erwartet.

• Diese Sortimente benötigen i. d. R keine unmittelbar zugeordneten Stellplätze bzw. die angebotenen Waren können auch ohne Pkw transportiert werden. Ausnahme auf Grund der Einkaufsmengen: Lebensmittel.

• Es besteht ein erhöhtes Kopplungspotenzial untereinander (Einkäufe werden miteinander verknüpft).

• Breite Kundenansprache; das Sortiment wendet sich nicht nur an wenige "Special Interest"- Kunden, Ausnahmen wären in Bad Nenndorf gesundheits- und kurbezogene Einzelsortimente.

• Die Belastbarkeit durch ein innenstadttypisches Mietniveau ist üblicherweise gewährleistet.

• Nicht alle Sortimente erfüllen alle aufgeführten Merkmale gleichermaßen. Bei einer Einstufung als zentrenrelevantes Sortiment sollte jedoch eine Mehrzahl der Merkmale zutreffen.

Zur Schließung von Sortimentslücken in der Innenstadt kann in begründeten Fällen auch ein Sortiment als zentrenrelevant klassifiziert werden, das dort nicht oder nur ungenügend vertreten ist. Allerdings sollte für dieses Sortiment eine realistische An- siedlungschance im Falle einer derartigen Einstufung bestehen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 105 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf

█ Nahversorgungsrelevante Sortimente

Für die Definition als nahversorgungsrelevantes Sortiment sind folgende Kriterien zu beachten:

• Sind als Bestandteil des flächendeckenden wohnortnahen Versorgungsnetzes mit Verbrauchsgütern des täglichen und kurzfristigen Bedarfs prägend für Ergänzungsstandorte/Subzentren sowie regelmäßig auch in ausreichend integrierten Stadtteil-Streulagen anzutreffen.

• Nahversorgungsrelevante Sortimente sind auch zentrenrelevant.

• Nahversorgungsrelevante Sortimente sind im LROP 2017 als Gegenstand von Ausnahmetatbeständen zum Intergra- tionsgebot gesondert berücksichtigt.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 106 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa

C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf

█ Nicht zentrenrelevante Sortimente

Für die Definition als nicht zentrenrelevantes Sortiment sind folgende Kriterien zu berücksichtigen:

• Das Sortiment bzw. der Betriebstyp weist einen extensiven Flächenbedarf auf, gekoppelt mit geringem Umsatzflächener- trag und niedriger Mietbelastbarkeit. Allenfalls in Ausnahmefälle (exklusives Angebotsgenre), in eigenen Immobilien oder in Randlage in Innenstädten tragfähig.

• Großformatige und sperrige Waren erfordern den Pkw zum Abtransport, was eine direkte Stellplatzzuordnung bzw. auch ein gewisses, raumfassendes Stellplatzangebot erfordert.

• Das Sortiment ist in der Innenstadt und/oder Subzentren weder marktführend, noch standortprägend vertreten.

• Das Sortiment leistet keinen nennenswerten Beitrag zur Innenstadtfrequentierung.

• Das Sortiment wird kundenseitig an zentralen Standorten nicht erwartet.

• Waren/Artikel zeigen geringe Verbundeffekte/Synergien mit zentrenrelevanten Sortimenten.

• Das Sortiment bedient einen eingeschränkten "Special Interest" Kundenkreis.

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C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf, Prüfergebnis

█ Prüfung der faktischen Zentrenrelevanz: Verkaufsflächenanteile der Innenstadt - nach relevanten Warengruppen

Verkaufsflächenanteile des ZVB Innenstadt █ Wie weiter oben bereits ausgeführt, weist Bad Nenndorf hinsichtlich der räumlichen Sorti- Aktive Verkaufsfläche in Bad Nenndorf mentsverteilung in den einzelnen Einzelhan- Gesamt davon ZVB Innenstadt delslagen einige Besonderheiten auf, die sich aus der Historie der Einzelhandelsentwicklung Warengruppe qm qm in v. H. ergeben. Periodischer Bedarf 10.312 2.990 29 █ Angebotsschwerpunkte sind in der Innenstadt Modischer Bedarf 1.980 1.105 56 in den Segmenten Gesundheitsbedarf, Modi- scher Bedarf und Bücher festzustellen. Das Elektro/Technik 565 100 18 Gros der Verkaufsfläche der Sortimentsgruppe Haushaltswaren/GPK (marktführend: Möbel Heimwerker/Garten/Freizeit 9.352 70 1 Heinrich) und Spielwaren (BabyOne führende Einrichtungsbedarf 42.815 1.230 3 Rolle) ist hingegen außerhalb der Innenstadt lokalisiert. Bücher 203 115 57 █ Das Sortiment Elektro/Technik spielt in der In- Haushaltswaren 3.427 205 6 nenstadt eine nachgeordnete Rolle, wobei das entsprechende Angebot außerhalb der In- Spielwaren 455 25 5 nenstadt als Randsortiment zu finden ist. Gesundheitsbedarf 280 240 86 █ Dänisches Bettenlager trägt zwar bedeutend Sonstige Hartwaren 551 135 25 zur Verkaufsflächenausstattung der Innenstadt bei, ist jedoch gesamtstädtisch im Einrich- Ladenhandel gesamt 69.940 6.215 9 tungsbedarf als "Leichtgewicht" zu sehen.

© bulwiengesa AG 2020 Seite 108 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 bulwiengesa C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf, Prüfergebnis Implikationen für Bad Nenndorf Im Folgenden wird auf Warengruppen/Sortimente gesondert eingegangen, die üblicherweise bzw. anderenorts als zentrenrelevant klassi- fiziert werden (Haushaltswaren/GPK und Elektro/Technik), nicht aber in Bad Nenndorf. Zudem wird kurz das zentrenrelevanten Sortiment Spielwaren kommentiert, das in Bad Nenndorf zwar zentrenrelevant, aber im zentralen Versorgungsbereich Innnenstadt nur in geringen Maße vertreten ist.

█ Der Sortimentsbereich Haushaltswaren/GPK ist bisher in Bad Nenndorf ohnehin nicht als zentrenrelevant ausgewiesen und nimmt mit einem Flächenanteil von lediglich gut 3 % in der Innenstadt eine nachrangige, nicht strukturprägende Funktion ein. Insofern ist diese – andersorts oft als zentrenrelevant ausgewiesene – Warengruppe auch zukünftig weiterhin als nicht zentrenrelevant zu se- hen. Von daher dürfte auch in Zukunft der örtliche Wettbewerb vornehmlich im Außenbereich stattfinden, wobei sich geeignete klein- teilige Betreiber auch in der Innenstadt ansiedeln können.

█ Das Sortiment Elektro/Technik bleibt nicht zentrenrelevant. Alle relevanten Anbieter, die dieses Sortiment ausschließlich als Rand- sortiment führen, aber das Flächengros dieses ohnehin in Bad Nenndorf schwach vertretenen Sortimentes bilden, agieren außerhalb der Innenstadt. Lediglich Spezialisten (Computer- und Handyläden) sind in der Innenstadt vertreten, spielen aber mit einem Flächen- anteil von 1,6 % rein verkaufsflächenseitig eine untergeordnete Rolle. Die Potenzialanalyse verdeutlichte, dass hier nach wie vor grundsätzlich deutliche Ansiedlungspotenziale bestehen, wobei mittelgroße und großflächige Anbieter vornehmlich aufgrund der Flä- chenverfügbarkeit außerhalb der Innenstadt anzusiedeln wären.

█ Das üblicherweise zentrenrelevante Sortiment Spielwaren ist überwiegend außerhalb der Innenstadt von Bad Nenndorf zu finden (hier ausschlaggebend: Spezialanbieter BabyOne). Dieses klassische Innenstadtsortiment spielt in der Innenstadt von Bad Nenndorf insofern keine prägende Rolle. Von daher könnte es deshalb aus der Zentrenrelevanz ausnahmsweise exkludiert werden. Verfolgt die Stadt gleichwohl die langfristige Zielsetzung einer Wiederansiedlung/eines Ausbaus dieses Sortimentes in der Innenstadt, was dort lediglich als Randsortiment, aber nicht als Kernsortiment eines Einzelbetriebes zu finden ist, kann sie dieses Sortiment weiterhin als zentrenrelevant klassifizieren und lässt es damit als Kernsortiment im Zusammenhang großflächiger Standorte (z. B. als Fach- markt) außerhalb der Innenstadt nicht zu, gleichwohl aber als Randsortiment. Die Sortimentsliste unterstellt zunächst diese städte- bauliche Absicht. Ein geeigneter Anbieter käme zudem mit der Verkaufsfläche eines marktüblichen Fachgeschäftes mit ca. 100 - 300 qm aus.

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█ Die im Einzelhandelskonzept 2008 bzw. im Zielkonzept 2009 unter nahversorgungsrelevant (und somit zentrenrelevant) erfolgte betriebstypenbezogene Ausweisung der Mehrsortimenter "größerer Drogeriemarkt (ab ca. 400 qm VKF)" und "Kauf- und Waren- häuser (ab ca. 400 qm VKF)" und des Fachmarktes "Getränkemarkt" ist zu streichen. Die aktuelle Sortimentsliste der LROP-Begündung (als „Muster-Liste" zusehen) kennt keine Betriebtypen-Ausweisung, sondern ausschließlich Sortimente. Von daher wäre bezüglich der nun nicht mehr statthaften Ausweisung "Getränkemarkt" als nicht zen- trenrelevant die Sortimentsbeschreibung "Getränke als Kernsortiment eines Einzelbetriebes" zu setzen. Was Drogeriemärkte angeht, sollte diese Versorgungsmöglichkeit in der Innenstadt nicht zuletzt angesichts der dort bestehen- den Kur- und Gesundheitseinrichtungen erhalten bzw. grundsätzlich der Innenstadt vorbehalten bleiben. Der Betriebstyp "Kauf- und Warenhaus" dürfte in einer Stadt in der Größe von Bad Nenndorf kaum zu etablieren sein, wobei die- ses Einzelhandelsformat ohnhin eine eingeschränkte Zukunftsfähigkeit besitzt.

█ Die bisherige Sortimentsliste aus dem Zielkonzept Einzelhandel 2009 wird gleichwohl im Großen und Ganzen weitgehend be- stätigt.

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C.3 Evaluierung Sortimentsliste Bad Nenndorf, aktualisierte Sortimentsliste

Zentrenrelevante Sortimente (abschließend) Nicht zentrenrelevante Sortimente (beispielhaft) darin nahversorgungsrelevante Sortimente Zulässiger Standort als Kernsortiment, Zulässige Standorte, wenn großflächig: Typische Standorte als Kernsortiment: wenn großflächig: ZVB Innenstadt. Nahversorgungsstandorte im übrigen Dezentral, bevorzugt Bückethaler Landwehr ZVB Innenstadt Kernstadtgebiet unter Vorlage der Ansiedlungsvorausset- zungen als nicht raumbedeutsamer Lebensmittelmakt. Standortbereiche Bückethaler Landwehr und Gewerbe- gebiet-Nord unter Anwendung der Ausnahmeregelung vom Integrationsgebot zulässig. Modischer Bedarf (Bekleidung/Schuhe/Handarbeiten/ Lebensmittel Getränke, als Kernsortiment eines Einzelbetriebes Kurzwaren, Breitensportbekleidung und -schuhe) (Nahrungs- und Genussmitte, inkl. Reformwaren) Lederwaren Pharmaziewaren Zoobedarf Geschenkartikel Schnittblumen Unterhaltungselektronik/Elektro-Groß- und Kleingetränke/ Haustechnik Bücher Drogeriewaren (ink. Kosmetik, Parfumerieartikel) Foto/Video Schreibwaren Zeitungen, Zeitschriten Caravan- und Campingartikel Spielwaren/Bastelartikel Kfz-Teile und -zubehör Uhren/Schmuck Sportartikel (Hardware und spezielle Funktionskleidung) Optik, Hörgeräteakustik, Sanitätsbedarf Kfz-Teile und Zubehör Fahrräder und Zubehör Bau- und Heimwerkerbedarf (z. B. Bauelemente, Baustoffe, Eisenwaren, Installations- material, Farben, Lacke, Hölzer, Werkzeuge) Gartenbedarf (Pflanzen, Pflanzgefäße, Erden/Dünger, Gartengeräte) Sanitärbedarf/Bäder Rolläden und Markisen Öfen und Kamine Möbel inkl. Küchen-, Garten- und Badmöbel Bodenbeläge/Fliesen/Teppiche Leuchten Heimtextilien Öfen,Haushaltswaren/Glas/Porzellan/Keramik Kamine (GPK)

© bulwiengesa AG 2020 Seite 111 P1908-5823 – Fortschreibung Einzelhandelskonzept Bad Nenndorf – 10. November 2020 – bulwiengesa C.4 Übergeordnete Entwicklungsleitlinien zur Handelsentwicklung Aus den vorstehenden Ausführungen lassen sich zusammenfassend folgende Implikationen für die Stadt Bad Nenndorf ableiten:

█ Das LROP gibt einen Zielrahmen vor, den ein lokales Einzelhandelskonzept nicht durchbrechen kann und soll. Insofern sind in- kompatible Empfehlungen/Entwicklungen zu vermeiden.

█ Zentrenrelevante Sortimente werden im Einzelhandelskonzept bestimmt. Sie sind auf einen engen Kern in Bad Nenndorf redu- ziert, da die Innenstadt vergleichsweise wenig Substanz und kaum Entwicklungsmöglichkeiten aufweist. Dieses wurde bereits im Vorgängerkonzept verfolgt, dessen Sortimentskatalog bestätigt wird.

█ Großflächen-Vorhaben in Bad Nenndorf, die zentrenrelevante Kernsortimente aufweisen sind nur im ZVB Innenstadt zulässig.

█ Großflächen-Vorhaben in Bad Nenndorf mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten sind zusätzlich zum ZVB Innenstadt auch

• als "nicht raumbedeutsame" Lebensmittelmärkte in ausreichend siedlungsstrukturell integrierten Stadtteillagen

sowie

• als Ausnahme vom Intergrationsgebot (Ausnahmetatbestand) auch an anderen etablierten Einzelhandelstandorten zulässig, da der zentrale Versorgungsbereich Innenstadt nicht vollständig die zentrale Nahversorgung (auch mit Blick auf die Mit- gliedsgemeinden) aufnehmen kann bzw. die Innenstadt über keine ausreichend großen Flächenreserven verfügt. Insofern sind vor allem bezüglich der pkw-gestützten Nahversorgung für Kunden aus der Samtgemeinde Nenndorf die Standorte Bückethaler Landwehr und Gewerbegebiet Nord von Relevanz.

█ Vorhandene Lebensmittelmärkte genießen Bestandsschutz.

█ Nicht zentrenrelevante Kernsortimente können außerhalb der Innenstadt angesiedelt werden. Da Flächenpotenziale verfügbar sind, ist der Bereich Bückethaler Landwehr als Standort zu empfehlen.

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C.4 Übergeordnete Entwicklungsleitlinien zur Handelsentwicklung █ Oberziel: Sicherung und Ausbau der Versorgungsfunktion Bad Nenndorf als Mittelzentrum

Teilzeile:

➞ Sicherung und Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit

➞ Sicherung und Stärkung der Innenstadt als Zentrum, wobei hier insbesondere Rücksicht auf die innenstadtprägende Funktion als "Kur-, Tourismus- und Gesundheitsstandort" zu nehmen ist, die – neben der Versorgungsrolle – eine besondere ökonomische Bedeu- tung für das Zentrum bzw. die Gesamtstadt besitzt. Insbesondere steht hier – zur Stärkung der innerörtlichen Erholungsfunktion – die Reduzierung der Verkehrsfrequenzen im Fokus, was u. a. auch ein städtebauliches Sanierungsziel darstellt. Insofern widerspräche die Etablierung von weiteren verkehrsinduzierenden und somit großflächigen Einzelhandelsformaten in der Innenstadt den Sanierungszie- len.

➞ Sicherung der Arbeitsteilung Innenstadt ↔ Fachmarktlage Bückethaler Landwehr. Hier hat die vorstehend Analyse gezeigt, dass die nun seit Jahren andauernde Arbeitsteilung nach wie vor gelungen ist und auch aktu- ell die "Kräfteverhaltnisse" als ausgewogen zu bezeichnen sind. Beide Standortbereiche konnten sich flächennseitig adäquat weiterent- wickeln, ohne das die Entwicklung im jeweligen anderen Standort eingeschränkt wurde.

➞ Von daher wird sich auch zukünftig der Einzelhandel in Bad Nenndorf mit den Standortbereichen Innenstadt und Bückethaler Landwehr im Sinne von großflächigen Clusterbildungen über zwei Standorte mit einer nachvollziehbaren Arbeitsteilung verfügen.

➞ Innenstadt und Fachmarktlage Bückethaler Landwehr übernehmen gemeinsam die mittelzentrale Versorgung, wobei die Ausstrahlung einiger Angebotsstrukturen an der Bückethaler Landwehr über den mittelzentralen Versorgungsbereich bzw. das hier ermittelte Ein- zugsgebiet deutlich hinausgeht.

➞ Bestandsbetriebe im Gerwerbegebiet Nord sollten sich standortsichernd weiterentwickeln dürfen.

➞ Sicherung und Weiterentwicklung des wohnortnahen Nahversorgungsnetzes in der Kernstadt und in den westlich Ortsteilen, vor allem vor dem Hintergrund der Ausweisung neuer Wohnungsbaugebiete bzw. anzunehmenden Bevölkerungszuzüge.

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C.5 Empfehlungen zur Sortimentssteuerung █ Empfehlungen für zentrenrelevante Kernsortimente (ohne nahversorgungsrelevante Sortimente, siehe Nahversorgungskonzept)

➞ Neuansiedlungen von Betrieben mit zentrenrelevantem Kernsortiment sollen großflächig oder als Bestandteil großflächiger Agglomerationen nur innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt oder in Ausnahmen in dessen Nachbarschaft zugelassen werden. Nachbarschaftlich heißt, dass ein Standort eines großflächige Einzelhandelsbetriebes mit zentrenrelevan- ten Kernsortimenten sich an den zentralen Versorgungsbereich Innenstadt räumlich "anschmiegen" kann, wenn er sich ihm räumlich wie funktional (sprich arbeitsteilig) unterordnet bzw. diesen ergänzt. Zu beachten ist, dass der großflächige Einzelhandelsbetrieb nicht in Konkurrenz zum zentralen Versorgungsbereich tritt. Der großflächige Betrieb soll eine räumlich-funktionelle Einheit mit den Innenstadtangebotsstrukturen bilden. Als Kompensation möglicher Gefahren des großflächigen citynahen Einzelhandelsbetriebes, wie antizipierte Umsatzverluste bei Innenstadt- geschäften, kann ein attraktives Parkplatzmanagement für den individuellen Verkehr seitens des neuen großflächigen Betriebes geleistet werden. Insofern kann sich der neue großflächiger Wettbewerber dem zentralen Versorgungsbereich Innenstadt räum- lich „eng“ nähern.

➞ Zu prüfen ist ggf. im Einzelfall, ob eine flächenneutrale Verlagerung bereits ansässiger und außerhalb der Innenstadt gelegener zentrenrelevanter Betriebe an einen anderen Fachmarktstandort außerhalb der Innenstadt mitgetragen werden kann, wenn im Gegenzug der freigezogene Standort für eine derartige Nachnutzung ausreichend zuverlässig aufgegeben wird und dies per saldo nicht zu einer Verkaufsflächenausweitung im jeweiligen Fachmarktbereich führt, sondern der Substitution einer vorhande- nen Handelsnutzung bzw. der Abwendung von Leerstandsbildungen dient.

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C.5 Empfehlungen zur Sortimentssteuerung █ Empfehlungen für nicht zentrenrelevante Kernsortimente

➞ Zulässig sind für großflächige Vorhaben gem. LROP 2017 Standorte im baulich zusammenhängenden Zentralen Siedlungsbe- reich (Konzentrationsgebot; das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Schaumburg 2003 weist keine Zentralen Siedlungsbereiche aus, Näheres weiter unten). Geeignet sind hierfür verkehrsorientierte und ausstrahlungsstarke Standorte ohne hohe gestalterische Ansprüche sowie mit niedrigem Konfliktpotenzial hinsichtlich Erschließung und Anlieferung. Vorgesehen ist hierfür vornehmlich der Standortbereich Bückethaler Landwehr. Das Gewerbegebiet Nord soll für Handelsein- richtungen nicht mehr weiterentwickelt werden, insofern zeichnet sich für die dort derzeit noch aktiven Betriebe (die gleichwohl in Summe mehrheitlich zentrenrelevante Sortimente aufweisen) ein erhöhtes Risiko des Marktaustritts ab bzw. dürfte Interesse nach einer Standortverlagerung bestehen.

➞ Bei ggf. größeren Entwicklungsmaßnahmen sollen die Tragfähigkeitsspielräume in Bad Nenndorf berücksichtigt werden, die für die nicht zentrenrelevanten Sortimente bestehen (siehe weiter oben). Daher ist im Vorwege eine vertiefte Begutachtung empfohlen, ferner sollen nach Möglichkeit keine zusätzlichen Standorte eröff- net, sondern ggf. ansiedlungswillige Betriebe zur Konsolidierung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr dorthin gelenkt werden.

➞ Laut Landesraumordnungsprogramm 2017 (Integrationsgebot) wären zentrenrelevante Sortimente im Rahmen neuer Einzel- handelsgroßprojekte mit nicht zentrenrelevanten Kernsortimenten außerhalb städtebaulich integrierter Lagen bzw. an verkehr- lich gut erreichbaren Standorten innerhalb eines zentralen Siedlungsgebietes als Randsortiment zulässig, wenn die Verkaufs- fläche für zentrenrelevante Sortimente nicht mehr als 10 % der Gesamtverkaufsfläche (höchstens 800 qm) umfasst.

➞ Auch großflächige Ansiedlungsvorhaben mit nicht zentrenrelevanten Kernsortimenten sind auf Kongruenzgebot und Beein- trächtgungsverbot zu prüfen.

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C.6 Nahversorgungskonzept █ Im Kontext der Weiterentwicklung der Nahversorgungsstruktur der Stadt Bad Nenndorf sind folgende Oberziele zu beachten:

➞ Sicherung und Weiterentwicklung eines soweit als möglich flächendeckenden, vielfältigen und wettbewerbsfähigen Nahversor- gungsnetzes im Stadtgebiet.

➞ Ggf. zukünftige Erweiterung des Nahversorgungsnetzes in das westlichen Kernstadtgebiet über Ansiedlung eines qualifizierten Lebensmittelmarktes zur Sicherung der Nahversorgung in den neuen Siedlungsbereichen/Wohngebieten (quartiersbezogener Lebensmittel-Nahversorger mit einer Verkaufsflächengröße, die sich je nach Größe des Nahbereiches bzw. des Einwohnerpo- tenzials ergeben dürfte, siehe auch die nächsten Absätze).

➞ Erfüllung des Versorgungsauftrages auch für das übrige Samtgemeindegebiet mit den Gemeinden Haste, Hohnhorst und Suth- feld, vor allem ergänzend zu den dort situierten Strukturen durch Drogeriemarkt, Biomarkt, Hartdiscounter und Spezialanbieter.

➞ Ein übermäßiger Flächenausbau, eine deutliche Verschärfung des Wettbewerbs bzw. eine Etablierung an neuen peripheren Standorten bergen dabei das Risiko einer Wettbewerbsverdrängung. Insofern ist ein behutsamer Ausbau angezeigt, durch den die Gesamttragfähigkiet des Marktes nicht überstrapaziert wird.

➞ Bewahrung der hohen Nahversorgungsqualität bei gleichzeitiger Gewährleistung eines vielfältigen Angebots- und Betriebs- mixes unterschiedlicher nahversorgungsrelevanter Angebotsformate, so dass auch den sozial- und altersstruktuellen Rahmen- bedingungen bzw. Ansprüchen der Wohnbevölkerung Rechnung getragen wird.

█ Bezüglich der Neuetablierung von Betrieben der Nahversorgung ist zu beachten, dass Lebensmittelmärkte der Ortsteilversorgung Verkaufsflächenansprüche vermehrt artikulieren, die größer als 800 qm ausfallen und daher als großflächige Planungen zu sehen sind. Dies gilt auch für projektierte Verkaufsflächenerweiterungen. Auch diesbzüglich werden in der Regel nach erfolgter Verkaufs- flächenerweiterung Objektdimensionen erreicht, die als großflächig im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO bzw. des LROP Niedersach- sen 2017 zu etikettieren sind. So werden für Lebensmittel-Discounter heute Verkaufsflächen zwischen ca. 1.000 - 1.400 qm in An- satz gebracht. In Ausnahmefällen werden im ländlichen Raum ggf. noch 800 qm mit Erweiterungsoption bis ca. 1.000 qm betreiber- seitig als ausreichend angesehen. Neue Filialkonzepte umfassen u. a. breitere Gänge bzw. Durchgänge, niedrigere Regale/bessere Erreichbarkeit der Waren für bewegungseingeschränkte Kunden, eine übersichtlichere Warenpräsentation sowie verbesserte logisti- sche Abläufe innerhalb des Marktes. Für Lebensmittel-Vollsortimenter werden Verkaufsflächen zwischen ca. 1.200 - ca. 2.500 qm aufgerufen. Etwa bis 2.000 qm benötigt ein Regelversorger im dicht besiedelten Bereich. Darüber hinaus sind Märkte mit größeren Verkaufsflächen mit dann tendenziell stadtteilübergreifender oder auch ortsübergreifender Versorgungsfunktion denkbar.

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C.6 Nahversorgungskonzept █ Insofern dürften Neuplanungen, Standortverlagerungen sowie Verkaufsflächenerweiterungen von Nahversorgungsbetrieben, auch dann, wenn sie als kleinere Ladenfläche in einem engen räumlich-funktionalen Zusammenhang mit Großflächen stehen oder ggf. selbst in Summe die Großflächigkeit erreichen (großflächige Agglomeration) meistenfalls den Regelungen des Kap. 2.3 LROP unter- worfen sein, es sei denn, sie erfüllen die Voraussetzungen als "nicht raumbedeutsame Lebensmittelmärkte". Diese nicht raumbe- deutsamen Lebensmittelmärkte unterliegen nicht den Zielen des Landesraumordnungsprogramms für großflächige Einzelhandels- vorhaben. Auch kann der Ausnahmetatbestand zur Anwendung kommen, wenn eine Ansiedlung in der Innenstadt aus besonderen (im LROP hervorgehobenen) städtebaulichen Gründen nicht möglich ist und wenn dies in einem "städtebaulichen Konzept“ der Ge- meinde – hierzu zählt in der Regel auch ein Einzelhandelskonzept – festgestellt ist.

█ Die Ausweitung der Wohnbauflächen im westlichen Kerngebiet ist geplant, weitere Wohngebiete sollen hier entwickelt werden. Hier können sich mit den neuen Einwohnern auch neue Nahversorgungsoptionen eröffnen. Bezüglich der Dimensionierung eines neuen Nahversorgers ist grundsätzlich zu unterstellen, dass das neue Ansiedlungsvorhaben – ein geeigneter Mikrostandort vorausge- setzt – als ein „nicht raumbedeutsamer“ Lebensmittelmarkt zu entwickeln wäre. Gem. Arbeitshilfe zum LROP Kap. 2.7.1 ist die zu- lässige Verkaufsflächendimensionierung des künftig unter Umständen großflächigen Lebensmittelmarktes aus dem Nachfragevolu- men für nahversorgungsrelevante Sortimente in seinem fußläufigen Nahbereich abzuleiten. Die Arbeitshilfe gibt hierfür ein Procede- re vor, siehe hierzu auch Seite 102.

█ Bezüglich möglicher Verkaufsflächenerweiterungen und ggf. auch damit zusammenhängend etwaigen Standortverlagerungen dürf- ten insbesondere die drei in Bad Nenndorf etablierten Lebensmitteldiscounter Aldi, Lidl und Penny betroffen sein. Aldi hat diesbezüg- lich die Planungen zur Standortverlagerungen im Standortbereich Bückethaler Landwehr vorangetrieben. Lidl möchte sich neu auf- stellen und ggf. den Standort Gewerbegebiet Nord verlassen. Die Bückethaler Landwehr käme raumordnerisch als Ergänzungsstandort der grundzentralen Versorgung grundsätzlich in Betracht; allerdings soll dort künftig wie auch in der Vergangenheit im Sinne des Innenstadtschutzes kein zusätzlicher Lebensmittelmarkt an- gesiedelt und somit das vorhandene Nahversorgungscluster nicht durch weitere profilbildende Ankerbetriebe verstärkt werden. Hier erhalten städtebauliche Zielsetzungen der Stadt Bad Nenndort insoweit Priorität. Eine derartige Beschlusslage wird in Bad Nenndorf bereits seit Jahren verfolgt und als Leitlinie in die Konzeptfortschreibung übernommen.

█ Eine Erweiterung des Lidl-Discountmarktes käme daher entweder am bestehenden Standort in Betracht oder ein dezentraler Aus- weichstandort ist nach Vorgaben des LROP für sog. "nicht raumbedeutsame" Nahversorger an einer sowohl ausreichend siedlungs- integrierten, als auch verkehrlich geeigneten Lage bevorzugt in Fühlung zu den westlichen Wohngebieten noch zu finden.

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C.6 Nahversorgungskonzept █ Drogeriemärkte

Drogeriemärkte sind Bestandteil der Nahversorgung und entfalten auch in Dimensionierungen <800 qm VKF eine hohe Zentralität. Der Betriebstyp zählt zu den wichtigen Frequenzbringern und Ankerbetrieben in ländlichen Innenstädten, kann dort jedoch auf Grund knapper Verkaufsflächenressourcen zuweilen nicht immer marktgerecht entwickelt werden. Aus Rücksichtnahme auf den Standorterhalt des Rossmann-Drogeriemarktes in der Innenstadt von Bad Nenndorf, der insbesondere vor dem Hintergrund der innerstädtischen Kur- und Gesundheitsfunktionen in der Innenstadt einen wichtigen Magnetbetrieb darstellt, sollen Drogeriemärkte außerhalb der Innenstadt nicht angesiedelt werden.

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C.7 Empfehlungen zur Innenstadtentwicklung █ Ausgangslage

In den vergangenen Jahrzehnten haben die Innenstädte inbes. kleinerer Mittelzentren kontinuierlich an Bedeutung verloren. Wie be- reits ausgeführt, gilt dies nicht für Bad Nenndorf. Gleichwohl besteht das Risiko, dass u. a. durch eine zunehmende Mobilität der Wohnbevölkerung als Folge die Innenstadt von Bad Nenndorf gegenüber den attraktiveren Innenstädten von Hannover bzw. be- nachbarter größerere Mittelzentren oder verkehrsorientierten Standorten im Großraum Hannover in ihrer Bedeutung zurückfällt. In letzter Zeit verschärft die durch den zunehmenden Onlinehandel induzierte teilweise schwache Nachfrage im stationären Einzel- handel zudem den innerörtlichen Wettbewerbsdruck, vornehmlich innerstädtischer Bekleidungs- und Sportartikelanbieter.

Die Nachfrage nach Ladenlokalen in Innenstadtlagen ist in erster Linie durch filialisierende Einzelhandelsunternehmen getrieben, wobei in erster Linie hochfrequentierte "Top-City-Lagen" leistungsstarker Innenstädte im Focus liegen. Hier sind vor allem Groß- und Mittelstädte von Interesse, die über ein ausreichend großes Einzugsgebiet und damit über eine hohe Zentralität verfügen. In der Konsquenz haben es Innenstadtlagen von Kleinstädten schwer, hier adäquat mitzuhalten.

Als Reaktion auf die negativen Entwicklungen in Innenstädten hat die Stadt mit Einrichtung eines Citymanagements eine eigene Strategie gewählt. Das von der CIMA 2017 erstellte Citymanagement-Konzept stellt in Ergänzung zu den in der Innenstadt umge- setzten bzw. anstehenden Sanierungsmaßnahmen den maßnahmenbezogenen Handlungsrahmen dar. Seit 2020 hat die Kur- und Tourismusgesellschaft das Citymanagement übernommen.

Gegenüber anderen Mittelzentren nimmt sich der Einzelhandel in der Bad Nenndorfer Innenstadt zudem auch traditionel zurück. Inso- fern muss der Innenstadteinzelhandel nicht nur auf die genannten Veränderungen reagieren, sondern steht nach wie vor auch vor der Herausforderung, sich mit medizinischen, Freizeit- und Wellnesseinrichtungen sowie Hotel- und Gastronomiebetrieben zu verzahnen.

Aufgrund der in den letzten Jahren erfolgten Entwicklungen ist zudem die Verfügbarkeit größerer Entwicklungsflächen in der Innenstadt erschöpft. Mittelgroße bzw. großflächige Ansiedlungen auf neuen Arealen sind nicht möglich, lediglich Entwicklungen im Bestand. Von daher sind der Ansiedlung neuer mittelgroßer bis großflächiger Einzelhandelsbetriebe in der Innendtstadt deutliche Grenzen gesetzt. Auch für die Ankerbetriebe, vor allem Rossmann und Penny, bestehen nur eingeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten.

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C.7 Empfehlungen zur Innenstadtentwicklung █ Nahversorgung

Zusammen mit kleinteiligen Anbietern, Penny und Drogerie Rossmann sichert Rewe ein interssante Angebotsrepertoire im Nahver- sorgungssegment in der Innenstadt, so dass ein sehr guter Versorgungsgrad besteht. Ergänzungen wären hier lediglich bei kleinteili- gen Anbietern vorstellbar. Diesbezüglich wäre die im Citymanagement-Konzept genannte Angebotserweiterung von gesunden/ regi- onalen Lebensmittel weiterzuverfolgen, auch um die Themen Gesundheit und Wellness wieder aufzugreifen. Insofern würde im periodischen Bedarfsbereich ein Reformhaus das Angebot adäquat abrunden.

█ Modischer Bedarf

Vor allem sollte das derzeit reduzierte Modeangebot ausgebaut werden. Gleichwohl wäre eine Ansiedlung entsprechender Anbieter mit kleinteiligen Angebotsformaten denkbar. Für mittelgroße oder großflächige Anbieter fehlen derzeit geeignete Immobilien bzw. freie Verkaufsflächen. Auch die bestehenden Leerstandsflächen sind in der derzeitigen Ausbauform oder aufgrund der geringen Flä- chengröße nur bedingt für moderne Modeformate geeignet, wobei inhabergeführte Konzepte auch auf kleineren Flächen funktionie- ren. Ihnen kann es dabei aufgrund der örtlichen Marktkenntnisse durchaus gelingen, die Balance zwischen Bedürfnissen der Wohn- bevölkerung einerseits und den Ansprüchen des Kur- und Tourismuspublikums andererseits gerecht zu werden. Dabei ist zu beach- ten, dass das Shoppen insbesondere von Mode zunehmend als Freizeitaktivität an Bedeutung gewinnt. Als Aktivität im Rahmen des Reha- oder Urlaubsaufenthaltes spielt das Einkaufen ein gewisse Rolle, steht dann aber im Zusammenhang mit einem anderen, übergeordneten Besuchsanlass (Kur- bzw. Rehaaufenthalt, Kurzurlaub, Messebesuch oder geschäftlicher Aufenthalt in der Region Hannover). Insbesondere sollte in Bezug auf das Modesegment die Mietflächenverfügbarkeit des im Refurbishment befindlichen Kurhauses ge- nutzt werden. Ob hier allerdings Anbieter, die in größeren Kur- bzw. Touristenstädten als Filialisten zu finden sind, anmieten würden, ist fraglich, da diese Betriebe Auslastungen benötigen, die deutlich über der Raumleistung des Modebereichs in der Innenstadt von 2.500 Euro/qm VKF liegen. Insofern dürften hier in erster Linie regionale/lokale Einzelhändler als Mieter in Betracht kommen. Hier bieten sich vor allem Formate an, die neben klassischer Bekleidung auch ein Basisangebot an Sportbekleidung/-Schuhe anbieten, da das Sportsegment bisher nur in geringem Maße in Bad Nenndorf abgebildet wird.

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C.7 Empfehlungen zur Innenstadtentwicklung █ Sonstige Hartwaren

Mit dem Markteintritt von Dänisches Bettenlager ging eine Angebotserweiterung im Segment Sonstige Hartwaren einher. Dennoch bestehen in dieser sehr heterogenen Sortimensgruppe noch Angebotslücken bzw. – wie die Potenzialanalyse belegt – noch Entwick- lungspotenziale. Insbesondere im Sanitäts- bzw. Rehatechnikbereich könnte ein etwas "frischeres" Angebot den Innenstadtbesatz abrunden und das Thema Gesundheit einzelhändlerisch aufgreifen und vertiefen. Auch das Segment Spielzeug ist grundsätzlich ausbaufähig, vornehmlich als Randsortiment, da kleinteilige Betreiber, die Spielzeig als Kernsortiment führen, kaum zu finden sein werden.

█ Leerstände

Bezüglich der Wiederbelegung der acht innerstädtsichen Leerstände schwinden die Chancen aufgrund der Strukturwandels im Ein- zelhandel stetig. Auch dürften bei dem einen oder anderen Ladenleerstand Investitionen notwendig sein, z. B. um eine notwendige Barrierefreiheit herzustellen bzw. die Verkaufsfläche neu zu ordnen. Zudem benötigen Zusammenlegungen von kleinen Verkaufsflä- chen wirtschaftlicher zu betreibenden Einheiten finanzieller Vorleistungen. Zu prüfen wäre auch, ob eine leer gefallene Ladenflächen für andere gewerbliche Nutzungen (u. a. aus dem Bereich der medizini- schen/pflegerischen Dienstleistungen) oder für kulturelle oder soziale Zwecke zu aktivieren ist. Des Weiteren können Zwischennutzungen, u. a. für kulturelle oder Ausstellungszwecke oder ggf. als sog. Pop-up-Stores für tempo- räre/saisonale Sonderverkäufe, in Erwägung gezogen werden.

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C.8 Empfehlungen zur Entwicklung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr █ Ausgangslage

Insgesamt übernimmt der Standortbereich Bückthaler Landwehr eine Doppelfunktion:

➞ Erweiterte Nahversorgung als ergänzende und (verkehrliche) Entlastung der Innenstadt von Bad Nenndorf durch Angebotsfor- men Verbrauchermarkt und Lebensmittel-Discounter, die sich an ein Pkw-gestützes Einkaufspublikum richten und somit auch die Nahversorgung für benachbarte Ortschaften ohne nennenswerte Eigenversorgung übernehmen, deren Einwohner die pe- riodische Bedarfsdeckung ohnehin per Pkw erledigen müssen. Diese Funktion wird durch die vorhandenen Lebensmittelmärk- te übernommen. Eine weitere Clusterung profilbildender Lebensmittelmärkte durch Neuansiedlungen sollte im Sinne des In- nenstadtschutzes in der Vergangenheit nicht erfolgen und soll auch zukünftig vermieden werden.

➞ Regionalbedeutsamer Fachmarktstandort für großflächige Angebotsformen vornehmlich aus dem nicht zentrenrelevanten Hartwarenbereich bzw. Schwerpunktbereich für großflächige Vertriebsformen.

█ Empfehlungen

Wie bereits an anderen Stellen angeführt, funktioniert die Arbeitsteilung zwischen Bückthaler Landwehr und Innenstadt und war Leitlinie der räumlichen Einzelhandelsstrukturierung in Bad Nenndorf. An dieser Funktionstrennung muss vor dem Hintergrund der städtebauli- chen Situation in der Innenstadt festgehalten werden.

Insgesamt lassen sich folgende übergreifende Zielsetzungen für den Standortbereich festhalten:

➞ Stärkung und Sicherung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr für mittelzentrale Versorgungsfunktionen der Stadt Bad Nenndorf, ergänzend zur Innenstadt durch Nutzung von Ansiedlungsoptionen neuer möglicher Anbieter (u. a. Fahrradmarkt, Zoofachmarkt, Getränkemarkt).

➞ Sukzessive Konzentration von Betrieben mit nicht zentrenrelevanten Kernsortimenten an diesen Standort zu Lasten des Ge- werbegebietes Nord

➞ Keine Ansiedlung weiterer Lebensmittel- oder auch Drogeriemärkte

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C.8 Empfehlungen zur Entwicklung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr ➞ Zentrenrelevante und nahversorgungsrelevante Betriebe an der Bückethaler Landwehr genießen Bestandsschutz. Nahversor- gugnsrelevante Betriebe können sich marktgerecht weiterentwickeln.

➞ Umstrukturierung zentrenrelevanter Sortimente und zentrenrelevante Flächenerweiterungen zum Zweck der Standortsicherung können vorbehaltlich einer auswirkungsanalytischen Prüfung ggf. toleriert werden.

➞ Prüfung von flächenneutraler Verlagerung eines Betriebes mit zentrenrelevanten Kernsortimenten aus dem Gewerbegebiet Nord in den Bereich Bückethaler Landwehr, wenn der Bestandsstandort im Gewerbegebiet Nord für diese Nutzung ausreichend zuverlässig aufgegeben würde. Eine Auswirkungsprüfung (da Leistungssteigerung unterstellt werden müsste) ist empfohlen. Abklärung, ob ein derartiger Tausch raumordnerisch vertretbar ist.

➞ Verbesserung der ÖV-Anbindung in Bezug auf Reichweite und Taktung der Busverbindungen. Vor allem wäre eine Netz-Einbe- ziehung der übrigen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Nenndorf von Vorteil.

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C.8 Empfehlungen zur Entwicklung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr █ Geplante Aldi-Standortverlagerung

Die Firma Aldi-Nord plant zur langfristigen Sicherung ihre Engagements in der Stadt Bad Nenndorf den derzeitigen Standort an der Piep- mühle aufzugeben, um auf das Grundstück in Ecklage Bückethaler Straße/Auf dem Wachtlande (Standort "Bokeloh“) zu verlagern. Der Neubau soll eine Verkaufsfläche von rd. 1.270 qm VKF umfassen und somit rd. 400 qm größer ausfallen als das heute bespielte Verkaufsflächenkontingent in einer mehrstöckigen Publikumsimmobilie. Ferner ist seitens des Projektentwicklers geplant, eine bis zu 800 qm VKF umfassende Fachmarktimmobilie (möglicher Nutzer nicht definiert) + einen rd. 200 qm großen Backshop zu errichten. Des Weiteren ist eine weitere Fachmarkteinheit für nicht zentrenrelevante Kernsortimente vorgesehen. Das Vorhabengrundstück ist nicht überplant, ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel soll eingerichtet werden.

Grundsätzlich ist eine moderne Aufstellung des Aldi-Marktes in Bad Nenndorf zu begrüßen, zumal in umliegenden Gemeinden und Städ- ten Aldi und auch andere Lebensmittelanbieter bereits Standorte ertüchtigt haben bzw. dieses planen.

Bezüglich der Standortverlagerung bzw. Ansiedlung der neuen Betreibe sind folgende städtebauliche und raumordnerischen Kriterien zu beachten:

• Die Aldi-Verlagerungsmaßnahme ist mit der Zielverkaufsfläche von 1.270 qm sowie auch die Ansiedlung benachbarter weiterer Ver- kaufsflächen (auch wenn nicht großflächig) als "großflächig" im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO und damit auch im Sinne des LROP Niedersachsen 2017 zu sehen. Auch für sich genommen gelten kleinflächige Ladenflächen als großflächig, wenn sie in einem engen räumlich-funktionalen Zusammenhang mit Großflächen stehen oder ggf. auch selbst in der Summe die Großflächigkeit erreichen und wenn dadurch raumordnerische Auswirkungen wie in § 11 Abs. 3 BauNVO beschrieben, ausgehen können. In diesem Falle gel- ten sie als großflächige "Agglomeration" oder als Bestandteil einer solchen und unterliegen ebenfalls den in Kap. 2.3 des LROP auf- geführten Regelungen.

• Tatsache ist, dass die Zielsetzungen des Kap. 2.3 Großflächiger Einzelhandel im LROP 2017 für eine Bauleitplanung zur Errichtung eines großflächigen Discountmarktes auf dem Vorhabengrundstück einschlägig sind und schließen auch etwaige arrondierende Fachmärkte und andere zentrenrelevante Einzelhandelsnutzungen ein.

• Von einer möglichen atypischen Fallgestaltung (Ausräumung der Vermutungsregel oder Lebensmittelmarkt für eine überwiegend fußläufige Nahversorgung) kann im Lagebereich der Bückethaler Landwehr auf Grund seines hohen Umsatzgewichts und der von dort ausgehenden Reichweite und Strahlkraft nicht ausgegangen werden

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C.8 Empfehlungen zur Entwicklung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr Folgende raumordnerische Vorgaben sind zu beachten:

█ Konzentrationsgebot (Kap. 2.3 Ziff. 04)

Großflächige Einzelhandelsvorhaben sind nur im Zentralen Siedlungsgebiet eines zentralen Ortes zulässig. Zentrale Siedlungsgebiete werden im jeweiligen RROP festgelegt. Wie vorstehend bereits ausgeführt, ist eine Festlegung der Zentralen Siedlungsgebiete im RROP des LK Schaumburg aus 2003 nicht enthalten. Dies wäre in der laufenden Fortschreibung seitens des Landkreises Schaumburg zu er- gänzen. Hinsichtlich des gesamten Standortbereiches Bückethaler Landwehr muss die Stadt Bad Nenndorf im Rahmen der Beteiligung darauf hinwirken, dass die gesamte Bückethaler Landwehr Teil des zentralen Siedlungsgebietes der Stadt Bad Nenndorf wird. Da der Lagebe- reich explizit die Funktion eines Standortes für großflächige Einzelhandelsbetriebe als Bestandteil und Träger der mittelzentralen Versor- gungsfunktion übernimmt, sollte die Ausweisung als Zentrales Siedlungsgebiet nicht infrage gestellt werden.

█ Integrationsgebot (Kap. 2.3 Ziff. 05)

Ausnahmeregelung zum Integrationsgebot: Das Integrationsgebot verweist großflächige Einzelhandelsvorhaben mit zentrenrelevanten (und somit stets auch nahversorgungsrele- vanten) Kernsortimenten grundsätzlich in "städtebaulich integrierte“ Lagen, welche entweder als Bestandteil eines zentralen Versor- gungsbereiches oder zumindest in einem "engen räumlichen und funktionalen Zusammenhang" dazu stehend operationalisiert werden Wie weiter oben dargelegt, eröffnete das LROP 2017 für Anbieter des Periodischen Bedarfs (somit auch für Lebensmitteldiscounter) al- lerdings einen Ausnahmetatbestand, wenn eine Ansiedlung im jeweiligen ZVB aus besonderen (im LROP hervorgehobenen) städtebauli- chen Gründen nicht möglich ist (siehe Innenstadt-Sanierungsziele der Stadt Bad Nenndorf) und wenn dies in einem "städtebaulichen Konzept“ der Gemeinde – hierzu zählt in der Regel auch ein Einzelhandelskonzept – festgestellt ist. Eine derartige Aussage trifft das vor- liegende Gutachten (siehe Kapitel zur Innenstadt). Diese Ausnahme gilt jedoch nur für Lebensmittelmärkte.

Prämisse für die Etablierung eines neuen Nahversorgungsstandortes ist gleichwohl eine Einbindung in das ÖV-Netz der Gemeinde.

Näheres wäre in einem gesonderten Gutachten zu prüfen und darzustellen.

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C.8 Empfehlungen zur Entwicklung des Standortbereiches Bückethaler Landwehr █ Beeinträchtigungsverbot Erarbeitung eines Nachweises, im Regelfall durch eine vorhabenbezogene gutachterliche Überprüfung in Form eines Einzelgutach- tens.

█ Kongruenzgebot Für das Verlagerungs- bzw. Neuansiedlungsvorhaben der Nahversorgungsbetriebe ist der zugeordnete Verflechtungsraum mit der Samtgemeinde Nenndorf bereits vorgegeben.

█ Bezüglich der Nachnutzung der Aldi-Bestandsfläche im Falle einer Aldi-Verlagerung soll eine Lebensmitteldiscounternutzung mit Hil- fe der geplanten 11. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 49 "Bückethaler Landwehr" ausgeschlossen werden. Zudem sollen mit der B-Plan-Änderung die bestehenden oder ehemaligen vor Ort aktiven zentrenrelevanten und nicht zentrenrelevanten Einzelhandels- nutzungen an der Bückethaler Landwehr/Piepmühle gesichert und die Ansiedlung weiterer, nicht zentrenrelevanter kleinteiliger Fach- märkten ermöglicht werden.

Die projektierte Standortverlagerung des Lebensmitteldiscounters Aldi innerhalb des Standortbereiches Bückethaler Landwehr mit gleichzeitiger Verkaufsflächenerweiterung und arrondierender Ansiedlung eines Backshop sowie eines Fachmarktes mit nicht zen- trenrelevantem Kernsortiment unterhalb der Großflächigkeit ist grundsätzlich zu begrüßen und dürfte LROP-konform sein. Näheres sollte jedoch in einem gesonderten Gutachten untersucht werden, in dem Beeinträchtigungsverbot sowie das Kongruenz- gebot geprüft werden.

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C.9 Empfehlungen zur Entwicklung Gewerbegebiet Nord Das Gewerbegebiet Nord erhält allein durch den dort agierenden Lidl-Discountmarkt, der auch als Anker für einzelne umgebende Märkte (Getränke, Textildiscount) dient, ein gewisses Gewicht als Einzelhandelsstandort. Durch die räumlich-verkehrliche Hinwendung zu den umgebenden Mitgliedsgemeinden ist es wie die Bückethaler Landwehr Bestandteil der überörtlichen grundzentralen Versorgungsfunk- tion Bad Nenndorfs. Dadurch fällt es ebenso unter den Ausnahmetatbestand zum Integrationsgebot. Großflächige Entwicklungen für nahversorgungsrelevante Sortimente sind dort also prinzipiell möglich, sollen jedoch nur vorgenommen werden, wenn sie dem Standort- erhalt des vorhandenen Lidl-Discountmarktes dienen. Ein weiterer Angebotsausbau ist dort weiterhin nicht intendiert. Lidl als einer von drei Lebensmitteldiscountern in Bad Nendorf leistet ein wichtigen Beitrag zur Nahversorgung im gesamten Samtgemeindegebiet, insbe- sondere auch für die drei nördlich von Bad Nenndorf gelegenen Mitgliedsgemeinden.

Wie für Aldi an der Bückethaler Landwehr, so besteht auch für Lidl im Gewerbegebiet Nord der Wunsch nach einer Verkaufsflächen- erweiterung auf die aktuellen Unternehmensstandards, d. h. auf ca. 1.200 - knapp 1.500 qm VKF. Soweit die Fa. Lidl dies am Standort umsetzen wollte, wäre dies konzeptkonform möglich und durch eine Auswirkungsanalyse abzusichern.

Alternativen wären ein Umzug (unter Aufgabe des Standortes im GE Nord für eine Lebensmittelmarkt-Nachnutzung) in einen geeigne- ten, d. h. sowohl ausreichend verkehrsbezogenen als auch siedlungsorientierten Standort im zentralen Ort (d. h. im Kernstadtbereich). Die Dimensionierung wäre in diesem Falle jedoch im Rahmen eines nicht raumbedeutsamen Nahversorgers zu begrenzen. Es hängt also von einer ausreichenden Einwohnerzahl im fußläufig erschlossenen Nahbereich ab, ob Lidl an einem anderen Ausweichstandort im Stadtgebiet seine System-Verkaufsfläche realisieren könnte. Infrage käme primär das westliche Stadtgebiet.

Bei Beibehaltung der Nahversorgungsfunktion wäre auch im GE Nord eine Ausdehnung der bisher auf den örtlichen Bürgerbus be- schränkten ÖV-Anbindung auf die übrigen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde zu empfehlen.

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