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PANORAMA

Stasi „Ruth“)gespitzelt hatte, war den Gauck-Archivaren ein Ver- merk der Abteilung XX/7 vom August 1980 aufgefallen. In Zuverlässiger Genosse dem Papier verweisen die Geheimdienstler auf die „inoffiziel- leZusammenarbeit mitdemEhemann“undberichten vonder Die PDS nutzt die jetzt aufgetauchten Hinweise auf eine Einstellung „des IM-Vorganges“ bei der Hauptverwaltung IM-Tätigkeit ihres Parteivorsitzenden Lothar Bisky für eine Aufklärung, weil es dort für Lothar Bisky „keine operative Kampagne gegen die Gauck-Behörde. So versucht die Par- Perspektive“ mehr gebe. Bei den Recherchen stießen die tei den Eindruck zu erwecken, als habe die Berliner Behör- Gauck-Mitarbeiter auf eine „Einschätzung der Person Dr. de die belastenden Unterlagen veröffentlicht, um die Ge- Bisky“, in der es heißt, der Medienwissenschaftler habe sich spräche mit der SPD zu torpedieren. „in der langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit“ als Anfang vorletzter Woche hatte die Gauck-Behörde dem „zuverlässiger und einsatzbereiter Genosse“ erwiesen. PDS-Bundesvorstand „persönlich/vertraulich“ acht Seiten „Ich war zu keinem Zeitpunkt IM“, beteuert der PDS-Vorsit- aus -Akten zugesandt, die Bisky betreffen – dazu war zende und verweist darauf, daß er offizielle Stasi-Kontakte als das Amt nach dem Stasi-Unterlagen-Gesetz verpflichtet. Rektor der Filmhochschule in Babelsberg in den Jahren 1986 Bisky machte die Unterlagen dann selber öffentlich. bis 1989 stets zugegeben habe. Doch diese Kontakte hatte ihm Bei der Lektüre der Stasi-Akte von Biskys Ehefrau Almuth, die Behörde nie zur Last gelegt, die jetzt gefundenen Papiere die jahrelang als Inoffizielle Mitarbeiterin (Deckname betreffen die Zeit vor 1980.

FDP Spione Rücktritt bei Lauschangriff Ersatz für Erna Mehr als zehn Jahre nach der Flucht des Spitzenagenten Hansjoachim Tiedge in die DDR will das Bundes- amt für Verfassungsschutz (BfV) wie- der einmal Geld von ihrem ehemali- gen Mitarbeiter einklagen – exakt 214 825,67 Mark. Der Schaden sei entstanden, rechnet das BfV vor, weil der Dienst nach Tiedges Überlaufen 1985 unter anderem zwei konspirative Büros (Decknamen „Erna“, „Jum- bo“) aufgeben, etliche Kennzeichen an „operativ genutzten Kraftfahrzeu- gen“ wechseln und mehr als hundert Telefonnummern ändern mußte. Bis- lang hatte der Verfassungsschutz das Vierfache der Summe geltend ge- macht, in zwei Instanzen aber verlo- ren, weil er den Schaden nicht detail- liert genug schildern wollte. Der heute 58jährige Tiedge, damals zuständig für F. HELLER / ARGUM Leutheusser-Schnarrenberger Bundesjustizministerin Sabine Leut- drei entscheidenden Landtagswahlen heusser-Schnarrenberger (FDP) wird im März, eine Signalwirkung: eine Art ihren sofortigen Rücktritt erklären, Aufruf an die Linksliberalen, sich bei wenn die laufende Mitgliederbefra- den Grünen eine neue Heimat zu su- gung ein Votum für den großen chen. Aber die Justizministerin ließ Lauschangriff ergibt. Das ließ die Poli- sich nicht umstimmen: „Ich höre dann

tikerin gegenüber der Parteispitze er- auf“, erklärte sie vor Freunden, „wie K. MEHNER kennen. Das Ergebnis der Umfrage stehe ich sonst da?“ Tiedge wird am Donnerstag nächster Woche Weitere Turbulenzen stehen der FDP veröffentlicht. Leutheusser-Schnarren- ins Haus: Parteifreunde drängen Ger- die westdeutsche Spionageabwehr, berger betrachtet es als eine Rich- hardt, auch den Fraktionsvorsitz zu lebt im Moskauer Exil. Vom Jahr 2002 tungsentscheidung, falls die Partei ihre übernehmen: Er müsse mit größerem an steht ihm, allen Strafvorwürfen zum bisherige Ablehnung aufgibt. Der Par- politischen Gewicht in der Öffentlich- Trotz, eine Rente zu. Die neuerliche teivorsitzende und keit auftreten. Der bisherige Frakti- Klage ist der letzte Versuch, Tiedges auch Amtsvorgänger Klaus Kinkel ver- onschef soll zukünftige Ansprüche gegen den Bund suchten, die Ministerin von ihrem Plan dann Wirtschaftsminister Günter Rex- aufrechnen zu können – falls das BfV abzubringen. Sie fürchten, kurz vor rodt ablösen. diesmal siegt.

18 49/1995