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BerlinBulletin Aktuelles aus Regierung und Parlament

Konstituierung des 18. Deutschen Bundestages

beibehalten werden solle. Dennoch bestehe bleibt Präsident des Bedarf, die unterschiedlichen Fraktionsstärken, Bundestages wenn sie deutlich voneinander abweichen, im

Der hat Prof. Dr. Norbert Lammert Präsidium annähernd abzubilden. Daher sollten (CDU/CSU) in seiner ersten, konstituierenden Union und SPD je zwei Vizepräsidenten erhal- Sitzung der neuen Wahlperiode am Dienstag, ten. 22. Oktober 2013, mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. Lammert konnte in geheimer Wahl Gesprächsbereitschaft bei 591 von 625 abgegebenen Stimmen bei 26 Ge- Minderheitenrechten genstimmen und acht Enthaltungen auf sich Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der vereinigen. Zu Stellvertretern Lammert wählte CDU/CSU, Michael Grosse-Bröme, begründete der Bundestag (CDU/CSU), Johan- den Antrag mit den vielfältigen Aufgaben des nes Singhammer (CDU/CSU), Parlaments und dem Interesse an einem „star- (SPD), (SPD), (Die Linke) ken Präsidium“. Auch der Erste Parlamentari- und (Bündnis 90/Die Grünen). sche Geschäftsführer der SPD, Thomas Opper-

mann, hielt ein siebenköpfiges Präsidium nicht Siebenköpfiges Präsidium für unangemessen groß für ein Parlament mit

631 Abgeordneten. Gegen das Votum der Oppositionsfraktionen

Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen beschloss Oppermann sicherte der Opposition Gesprächs- der Bundestag auf Antrag von CDU/CSU und bereitschaft bei Minderheitenrechten zu, wenn SPD (18/2), dass die stärkste Fraktion sowie die es etwa um öffentliche Anhörungen, die Einset- nächstgrößere Fraktion je zwei Stellvertreter des zung von Untersuchungsausschüssen oder um Präsidenten, jede weitere Fraktion je einen Stell- Redezeiten im Plenum gehe: „Wir werden einen vertreter stellen. Konsens bekommen.“ Grosse-Brömer nannte

Kritik an dieser Regelung „falsch und kleinlich“. Begründet wurde der Antrag damit, dass die

1994 in die Geschäftsordnung des Bundestages Opposition gegen erweitertes Präsidium aufgenommene so genannte Grundmandats-

klausel auch in der neuen, 18. Wahlperiode Das sahen Dr. und Britta Haßelmann,

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Erste Parlamentarische Geschäftsführerinnen Bundesrat für den Vermittlungsausschuss nach der Linksfraktion und von Bündnis 90/Die Grü- Artikel 77 des Grundgesetzes, die Geschäfts- nen anders. Diese Geste habe ein „Geschmäck- ordnung für den Gemeinsamen Ausschuss, die le“ und werde nicht als vertrauensbildende Geschäftsordnung für das Verfahren nach Arti- Maßnahme wahrgenommen, sagte Sitte. Die kel 115d des Grundgesetzes (dringliche Geset- Aufgaben der Opposition würden mit weniger zesvorlagen) und die Richtlinien zur Überprü- Abgeordneten gewaltiger. Das Bundesverfas- fung auf eine Tätigkeit oder politische Verant- sungsgericht habe mehrfach die herausgehobe- wortung für das Ministerium für Staatssicher- ne Stellung der Opposition betont. heit/Amt für Nationale Sicherheit der ehemali- gen DDR für die neue Wahlperiode übernom- Britta Haßelmann bemängelte, dass die Vergrö- men werden. ßerung des Präsidiums nicht sachlich begründet werde, sondern mit dem Wunsch der SPD nach Der alte und neue Bundestagspräsident wies „Augenhöhe“ mit der CDU/CSU. Das Signal, darauf hin, dass im Bundestag mit 230 neuen das nach außen gegeben werde, sei: Eine Große Mitgliedern weniger Männer und mehr Frauen, Koalition wird teuer. mehr jüngere und weniger ältere Abgeordnete sitzen als in der letzten und in früheren Wahlpe- Grüne pochen auf Oppositionsrechte rioden. Auch habe es noch nie so viele Abge- ordnete mit einem Einwanderungshintergrund Der Bundestag soll nach dem Willen der Frakti- gegeben. on Bündnis 90/Die Grünen für den Fall einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD ankün- Parlamentarische Hausaufgaben digen, „die Minderheitenrechte der Oppositi- onsfraktionen im Hinblick auf diese außerge- Lammert hob hervor, dass mit der konstituie- wöhnliche Konstellation anzupassen und zu renden Sitzung auch die Amtszeit der Bundes- stärken“. In einem Antrag (18/4) schreibt die regierung ende. Die dann im Amt befindliche Grünen-Fraktion, es sei eine „unverzichtbare geschäftsführende Bundesregierung bedürfe Funktionsvoraussetzung für das Demokratie- nicht weniger der parlamentarischen Kontrolle prinzip“, dass die parlamentarische Minderheit als eine gewählte. Der Bundestag werde seine über effektive Rechte im Parlament und zur Arbeit nicht erst nach Abschluss der Koalitions- Kontrolle der Regierungspolitik verfügt. Die ge- verhandlungen aufnehmen. genwärtigen Regelungen gewährleisteten diese Funktionsvoraussetzungen „nicht hinreichend, Als „parlamentarische Hausaufgaben“ nannte wenn eine Bundesregierung von einer Koaliti- Lammert, dass geklärt werden müsse, ob Ände- onsmehrheit aus den Fraktionen von CDU/CSU rungen in der Geschäftsordnung oder in Geset- und SPD unterstützt werden würde“. zen nötig und möglich seien, um die Rechte der Opposition zu wahren. Die Minderheit müsse Geschäftsordnungen übernommen wissen, dass die Mehrheit entscheide, was gel- te. Die Mehrheit müsse akzeptieren, dass die Einstimmig bei Enthaltung einiger Abgeordneter Minderheit bis dahin ihre Vorschläge und Alter- der Linksfraktion beschloss der Bundestag auf nativen zur Geltung bringen können müsse. Alle Antrag von Union und SPD (18/1), dass die Ge- Fraktionen haben sich grundsätzlich dazu bereit schäftsordnung des Bundestages, die Gemein- erklärt. same Geschäftsordnung von Bundestag und

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Zweifelhafter Drucksachenrekord und Wählern gibt. Die „offene Rede“ sei mög- lich und manchmal sogar nötig. Ferner machte der Bundestagspräsident auf die notwendige neue Balance zwischen Zahl und Dank an ausgeschiedene Abgeordnete Umfang der Beratungsgegenstände und der zur Verfügung stehenden Zeit aufmerksam. Mit fast Zu Beginn hatte Lammert seinem Amtsvorgän- 15.000 Drucksachen sei in den vergangenen ger Dr. h.c. (SPD) gedankt, vier Jahren ein „zweifelhafter Rekord“ von par- der lamentarischen Initiativen aufgestellt worden, darunter 900 Gesetzesvorhaben, von denen 553 verabschiedet worden seien. 15 Jahre im Präsidium des Bundestages vertre- ten war und als ehemaliges Mitglied der frei Das Parlament werde nicht daran vorbeikom- gewählten Volkskammer den Aufbruch der men, so Lammert weiter, entweder die Zahl der neuen Länder in die Demokratie fast ein Viertel- Sitzungswochen zu erhöhen oder den Ehrgeiz in jahrhundert lang begleitet habe. Der frühere der Produktion von Papieren stärker zu diszipli- Vizepräsident Dr. (FDP) nieren. Auch seien Parlamente keine Instrumen- gehörte dem Bundestag 33 Jahr lang an, davon te zur Beschleunigung, sondern zur Legitimie- 15 Jahre dem Präsidium. Stellvertretend für alle rung von Entscheidungen, was Sorgfalt und ausgeschiedenen Abgeordneten dankte Lam- Gründlichkeit voraussetze. Die gewöhnlich mert (CDU/CSU), der als Abge- mittwochs stattfindenden Regierungsbefragun- ordneter drei Fachausschüsse geleitet hatte und gen und Fragestunden seien beides keine zuletzt Vizepräsident des Bundestages war. „Glanzstücke des Parlaments“, so der Präsident Lammert erinnerte schließlich daran, dass das weiter. Beide sollten in „lebendigerer Weise“ Parlament keine Versammlung von Helden und neu geregelt werden. Heiligen, sondern von Volksvertretern sei, nicht besser und nicht schlechter als andere. Volksver- „Wahlrecht erneut in den Blick nehmen“ treter eben.

Schließlich regte Lammert auch an, das in die- Alterspräsident begrüßt Gäste sem Jahr geänderte Wahlrecht noch einmal in den Blick zu nehmen. Ganze vier Überhang- Eröffnet hatte die Sitzung der CDU- mandate hätten zu 29 Ausgleichsmandaten Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Heinz Riesen- geführt. Es lasse sich ahnen, welche Größen- huber, mit 77 Jahren der älteste Abgeordnete ordnung das Parlament bei einem knapperen und damit bereits zum zweiten Mal Alterspräsi- Wahlausgang hätte annehmen können. Lam- dent. Er hieß Bundespräsident , mert riet dazu, noch vor der nächsten Bundes- den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, tagswahl einen sorgfältigen Blick auf die Rege- Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, Altbundespräsident lungen zu werfen. Prof. Dr. Horst Köhler, die früheren Bundes- tagspräsidenten Dr. h.c. Wolfgang Thierse, der Sollte es große Mehrheiten geben, so der Präsi- an diesem Tag seinen 70. Geburstag feierte, dent, werde die Urteilsbildung im Parlament und Prof. Dr. Rita Süssmuth auf der Tribüne des noch wichtiger als bei knappen Mehrheiten. Ein Plenarsaals willkommen. Parlament müsse die Auffassungen zum Aus- ruck bringen, die es unter den Abgeordneten Riesenhuber erinnerte an die FDP-Abgeor-

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dneten, die dem neuen Bundestag nicht mehr sident auf den Zusammenhalt Europas ein. Da- angehören und dankte den ausgeschiedenen für gebe es keinen Masterplan. Die EU müsse Abgeordneten, die „uns verbunden bleiben“, aus Prinzipien wie dem, dass Hilfe nur wirksam für ihre Arbeit. Dabei ging er auch auf das Aus- werde, wenn jeder Staat aus eigener Kraft seine scheiden der FDP ein, die seit Gründung der Zukunft gestalte, neu erfunden werden. Bundesrepublik die deutsche Politik in „libera- lem Geist“ mitgestaltet habe. „Stillstand darf nicht sein“

Komplexe Herausforderungen Die deutsche Wissenschaft sei besser geworden, der Innovationswettbewerb sei aber nur zu ge- Riesenhuber zeichnete ein Bild der Gegenwart winnen, wenn man schneller und besser sei als Deutschlands in "unübersichtlicher Zeit": andere. Mit Blick auf die Aufgabenverteilung im Deutschland sei stark in der Gemeinschaft Eu- Grundgesetz auf diesem Gebiet richtete sich ropas mit mehr Arbeitsplätzen als je zuvor und Riesenhuber an die Ländervertreter auf der einer innovationsstarken Industrie auf den Bundesratsbank mit der Bemerkung, er sehe Weltmärkten. Er nannte die Tarifpartnerschaft, hier „zukunftsweisenden Gesprächen“ entge- die Wissenschaft, die Qualitätspresse, den gen. Rechtsstaat, die „tüchtige“ Verwaltung und die repräsentative Demokratie, „vielfältig wie das Riesenhuber rief dazu auf, die Legislaturperiode deutsche Volk“. mit „Tatkraft und Zuversicht2 zu beginnen: „Stillstand darf nicht sein.“ Für Deutschland Als „komplexe Herausforderungen“ skizzierte und die Zukunftskraft des Landes könne es nur der Alterspräsident den demografischen Wan- gut sein, wenn die Abgeordneten fraktions- del, den es als Chance zu begreifen gelte. Die übergreifend „auch ein Bier miteinander trin- „Chance zum Aufstieg“ als Merkmal der sozia- ken“. Er rief dazu auf, daran zu arbeiten, dass lend Marktwirtschaft, müsse ermöglicht wer- Deutschland ein guter Ort sei, um zu leben, zu den. Riesenhuber warb für lebenslanges Lernen, arbeiten und Kinder großzuziehen. Aufstieg, Durchlässigkeit, Vereinbarkeit von Fa- milie und Beruf und lebendige Wahlfreiheit. Klaus-Peter Willsch erneut Männer und Frauen sollten gleiche Chancen zum Vorsitzenden der haben, das zu verwirklichen, was sie können. Parlamentsgruppe Luft- und Raum- fahrt gewählt Riesenprojekt Energiewende Der hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Die Energiewende bezeichnete Riesenhuber als Klaus-Peter Willsch wurde in seiner Funktion als „Riesenprojekt“. Der kurzfristige Ausstieg aus Vorsitzender der Parlamentsgruppe Luft- und der Kentechnik, der mittelfristige aus Kohle und Raumfahrt des Deutschen Bundestages (PGLR) Öl seien entschieden. Wenn es gelinge, das auch für den 18. Deutschen Bundestag bestä- „Reich der erneuerbaren Energien“ bei erträgli- tigt. Die anwesenden Mitglieder der PGLR wähl- chen Kosten zu errichten, sei dies eine einzigar- ten Willsch einstimmig erneut zum Vorsitzenden tige Chance für deutsche Unternehmen auf den der größten fraktionsübergreifenden Gruppe Weltmärkten. des Parlaments.

Als weitere Herausforderung ging der Altersprä- „Die kommenden vier Jahre sind wichtige Jahre

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für die Luft- und Raumfahrt. Daher freue ich 2008 erneut den größten Anteil an den Pro- mich, dass meine Arbeit aus der letzten Legisla- grammzeichnungen für die kommenden Jahre turperiode bestätigt wurde“, freut sich der Ho- übernommen. hensteiner, der der Gruppe seit 2009 vorsitzt. „Im kommenden Jahr stehen mit der ILA, dem Monopolkommission rügt EEG- ISS-Flug des deutschen ESA-Astronauten Ale- Umlage xander Gerst und der ESA-Ministerratskonferenz wichtige Meilensteine im Luft- und Raumfahrt- Die Auswirkungen des Erneuerbare Energien- kalender. Umso wichtiger, dass der Deutsche Gesetzes (EEG) haben zu erheblichen Problemen Bundestag im Luft- und Raumfahrtbereich stark auf den Energiemärkten geführt. „Der Wettbe- vertreten ist.“ werb auf den Energiemärkten ist in Zeiten der Energiewende erheblich in Bedrängnis gera- Die PGLR feiert im Jahr 2014 ihr 30jähriges Be- ten“, heißt es in dem von der Bundesregierung stehen und ist somit 20 Jahre jünger als die als Unterrichtung (17/14742) vorgelegten Son- ESA. „Da wäre es doch ein schönes Signal, dergutachten der Monopolkommission gemäß wenn auch Deutschland im Jahr 2014 mal wie- § 62 Absatz 1 des Energiewirtschaftsgesetzes. der die Weichen für einen deutschen ESA- Anlass für die Kritik ist vor allem der Anstieg der Generaldirektor stellen würde. Schließlich ist von den Stromkunden zu zahlenden EEG- Deutschland im Gesamtpersonaltableau unter- Umlage. Diese betrug im Jahr 2000 noch 0,2 repräsentiert“, erklärte Klaus-Peter Willsch, der Cent je Kilowattstunde und ist bis zum Jahr die Entwicklung der ESA seit Jahren begleitet. 2013 auf 5,27 Cent gestiegen. Insgesamt wer- den die Stromkunden in diesem Jahr mit 20 „Wir müssen in Deutschland mehr junge Leute Milliarden Euro durch die EEG-Umlage belastet. dazu motivieren, sich bei der ESA zu bewerben. Vor 13 Jahren betrug die Umlage eine Milliarde Obwohl Deutschland der größte Beitragszahler Euro. Problematisch für die Wettbewerbsent- der ESA ist, sind wir im Personalkörper unterre- wicklung seien besonders Bereiche, „die im Zu- präsentiert“, so der hessische Abgeordnete. ge der Energiewendende und der massiven För- derung der erneuerbaren Energien geschaffen Willsch führte weiter aus, dass die ESA für und ausgebaut wurden“. Die Politik solle stärker Deutschland und gerade auch für den Deut- auf Wettbewerb, den Preismechanismus und schen Bundestag die wichtigste Institution der marktliche Anreize setzen. europäischen Raumfahrt darstellt: „Wir beken- nen uns ganz klar zur ESA. Mit dem Prinzip des „Die wesentlichen Probleme und Ineffizienzen "Geo-Return", dem Rückfluss der durch die des EEG-Fördersystems liegen insbesondere in Mitgliedstaaten geleisteten Beiträge in Form von der fehlenden Zielgenauigkeit hinsichtlich des Aufträgen an die heimische Industrie, sichern gesamten Förderumfangs und EE-Anlagenzu- wir nicht nur Arbeitsplätze in Deutschland, son- baus, der massiven Überförderung und der allo- dern fördern gleichzeitig auch die Hochtechno- kativen Ineffizienzen aufgrund der fehlenden logieforschung und unsere Wissenschaft. Nur Technologieneutralität“, schreibt die Monopol- die ESA kann dies bieten, wir brauchen keine kommission. Die Kommission nimmt auch Be- weitere Agentur bei der EU.“ Bei der ESA- zug auf Äußerungen im Wahlkampf vor der Ratstagung auf Ministerebene am 20./21. No- Bundestagswahl, in denen Befreiungen der In- vember 2012 hat Deutschland mit einem Ge- dustrie von den Netzentgelten als ein Grund für samtvolumen von rund 2,6 Mrd. Euro nach den starken Anstieg der EEG-Umlage genannt

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wurden. Dies wird von der Kommission als sechs Veranstaltungen im Oktober zudem zum falsch bezeichnet. Die Ausnahmeregelungen bei Netzausbaubedarf und möglichen Umweltaus- der EEG-Umlage und den Netzentgelten hätten wirkungen informiert und sich den Fragen der keine unmittelbare Wirkung auf die effiziente Öffentlichkeit, von Behörden und Verbänden Ausgestaltung der Energiewende und die Höhe gestellt. der mit ihr verbundenen Kosten. „Die Mono- polkommission bedauert, dass die Debatte um Der Netzausbaubedarf bei den Übertragungs- die Ausnahmeregelungen derzeit oftmals dazu netzen wird in einem jährlich stattfindenden, genutzt wird, den Gedanken einer Senkung der mehrstufigen Verfahren ermittelt. Bei allen Ver- Kosten der Energiewende durch die Frage der fahrensschritten, von der Erstellung des Szena- Verteilung der Kosten zu überlagern.“ riorahmens bis hin zur Durchführung der Plan- feststellungsverfahren, ist gesetzlich eine früh- Als Ersatz für die EEG-Finanzierung empfiehlt zeitige und umfassende Öffentlichkeitsbeteili- die Monopolkommission die Einführung eines gung vorgesehen. Quotenmodells nach schwedischem Vorbild. Das Quotenmodell werde in Schweden seit Weitere Informationen: Entwürfe der Netzent- zehn Jahren erfolgreich praktiziert. Ziel sei eine wicklungspläne 2013 und des Umweltberichtes Steigerung der Produktion erneuerbarer Ener- unter: www.netzausbau.de. gien bei gleichzeitiger Kosteneffizienz. Beim schwedischen Modell wird der Einspeisepreis für DLR unterstützt deutsche Delegation erneuerbare Energien nicht vorher festgelegt, bei Europäischer Internationaler sondern die Menge der erneuerbaren Energien. Weltraumkonferenz (EIWK) zum Als eine weitere Reformoption bezeichnet die Monopolkommission die Weiterentwicklung der Thema „Raumfahrt und Nachwuchs“ Marktprämie. So könnte die Zahlung der Vergü- in Brüssel tung bei negativen Börsenpreisen ausgesetzt werden. Damit würden die Nachfrager entlas- Von Sonntag, 13. Oktober 2012, bis Dienstag, tet. „Überdies könnte auf diese Weise für die 15. Oktober 2013, trafen sich Parlamentarier EE-Anlagenbetreiber ein Anreiz für eine besser nationaler Parlamente, die sich mit Raumfahrt an die Nachfrage orientierte Produktion gesetzt beschäftigen, unter belgischer Präsidentschaft werden“, empfiehlt die Kommission. zur Jahrestagung der Europäischen Interparla- mentarischen Weltraumkonferenz (EIWK) im Bürger können sich bei Netzausbau- belgischen Senat in Brüssel.

planung beteiligen Die EIWK wurde im Jahre 1999 als permanentes

Forum des interparlamentarischen Austauschs Derzeit läuft bei der Bundesnetzagentur das eingerichtet. Seit Annahme der neuen Charta Konsultationsverfahren zu den Entwürfen der im Jahre 2011, formen die drei aufeinander fol- Netzentwicklungspläne 2013 und zum Entwurf genden Präsidentschaften ein Trio. Deutschland des Umweltberichts. Es geht dabei um die bis hatte 2011 die Präsidentschaft inne und hat zum Jahr 2023 erforderlichen Netzausbaumaß- zum Ende 2012 die Trio-Präsidentschaft abge- nahmen. Bürgerinnen und Bürger, Verbände geben. Das Trio bildeten während der diesjähri- und sonstige Interessierte können sich noch bis gen Jahrestagung Polen, Belgien, und Frank- zum 8. November zu den Entwürfen äußern. reich. Die Bundesnetzagentur hat auf bundesweit

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in ihrer Eröffnungsrede. In diesem Zusammen- hang stellte der erste Gewinner des ESA Nach- haltigkeitspreises, Maxime Puteaux, sein Projekt Mars4Earth vor. Dieses zeigt die positiven Effek- te von Marsexploration auf Nachhaltigkeit auf der Erde.

Bei der diesjährigen Jahrestagung mit dem Thema „Raumfahrt und Nachwuchs“ wurde Deutschland durch den Vorsitzenden der Parla- mentsgruppe für Luft- und Raumfahrt Klaus- Peter Willsch MdB repräsentiert. Die deutsche Delegation wurde inhaltlich und organisatorisch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raum- Virginie Hager, Absolventin des GTP, während der Paneldiskussion der Young Professionals aus den EIWK Mitgliedsstaaten (Foto: DLR) fahrt (DLR) unterstützt. Am Vormittag des ersten Konferenztages disku- tierten elf Young Professionals aus den elf EIWK Mitgliedstaaten die Perspektiven für Nachwuchs in der Raumfahrtbranche. „Wir müssen wieder Träume kreieren“, so Viginie Hager, Absolventin des German Trainee Programme und nun Mit- arbeiterin von ESA-ESTEC, während der Diskus- sion.

Delegationsleiter MdB Klaus-Peter Willsch während des ersten Konfe- renztages (Foto: DLR)

Unter dem Motto „Let us face together new challenges and let us expand Space borders.“ Gruppenfoto der diesjährigen EISC Teilnehmer (Foto: Guy Goossens) bildeten Themen wie Raumfahrt und Bildung und Perspektiven und Projekte für Young Pro- Die Diskussion wurde durch ein Panel abgerun- fessionals und Studenten den Mittelpunkt der det, in dem sich Industrievertretern mit dem Diskussionen der diesjährigen Jahrestagung. Thema Nachwuchsgewinnung befassten. „Neue Möglichkeiten für Young Professionals Grundsätzlich sei es schwierig, geeignete Kan- zu schaffen, liegt allen am Herzen.“, so Sabine didaten zu finden, so die Teilnehmer. Mittels de Bethune, Präsidentin des Belgischen Senats, Praktika könnten Kandidaten bereits ihre Fähig-

BerlinBulletin 17/2013 │ 23. Oktober 2013 Seite 8 keiten unter Beweis stellen. Das eigentlich Österreich haben ihren Beitrittswunsch bekun- „training“ würde jedoch „on the job“ passie- det. ren. Man habe die Erfahrung gemacht, dass man Expertise am besten im eigenen Haus ver- Weitere Informationen: EISC Resolution 2013; mitteln kann, so die Industrievertreter weiter. EISC Programm 2013; EIWK-Webseite; EIWK- Peter Hulsroj, Direktor des European Space Po- Workshop 2013; Europäische Parlamentarier licy Institute (ESPI) in Wien, sprach in seinem geben Startschuss zu Nachhaltigkeitsaward; Schlußwort von einem „mismatch“. Einerseits GTP; Space Generation Advisory Council hätten die Young Professionals ihre Schwierig- (SGAC); www.senate.be. keiten vom Berufseinstieg in der Raumfahrt- branche geschildert, welche wiederum im Kon- Telegramm trast mit den Erfahrungen der Industrie stünden. ··· Bündnis 90/ Die Grünen wählen neue Par- Am zweiten und abschließenden Konferenztag teispitze: Cem Özdemir, Simone Peter und Mi- verabschiedeten die anwesenden Vollmitglieder chael Kellner (Berliner Morgenpost, Der Tages- der EIWK die 15. Resolution. Diese greift die bei spiegel, Die Zeit)··· der Jahrestagung diskutierten Themen wie Nachwuchsförderung, insbesondere weiblicher UVorschau auf die nächsten Nachwuchskräfte, und Raumfahrt und Bildung Wochen auf. Die EIWK spricht sich zudem für eine enge- re Zusammenarbeit mit dem Space Generation ··· Das Berliner Forum Zukunft lädt zu seiner Advisory Council (SGAC) aus, einer NGO, die nächsten Sitzung am 7. November mit dem Titel Studenten und Young Professionals der Raum- "Europas Zugang zum Weltraum: Welches fahrt gegenüber den Vereinten Nationen, europäische Trägersystem für die Raumfahrt Raumfahrtagenturen, Industrie und Akademia von Morgen?" ··· Die für die 46. KW an- repräsentiert. Die EIWK fordert u.a. die Universi- gekündigte Sitzungswoche findet nicht statt. ··· täten der Mitgliedsländer auf, Projekte zu Klein- und Leichtsatelliten, sogenannten „cube sats“, ins Leben zu rufen. Die EIWK beschloss des Wei- teren, den Nachhaltigkeitspreis fortzuführen und eine Working Group zum Thema „EISC Internship Programmes“ einzurichten.

Die Mitgliedsstaaten Luxemburg und Tschechien haben dieses Jahr aufgrund der zeitgleich statt- findenden Wahlen nicht teilgenommen. Im kommenden Jahr wird Frankreich die Präsident- schaft übernehmen, 2015 voraussichtlich Spani- en. Die unter der französischen Präsidentschaft stattfindende Jahrestagung 2014 wird sich vo- raussichtlich mit dem Thema Raumfahrt und Wirtschaft beschäftigen und im Herbst in Paris stattfinden. Es ist ein Workshop im April in Tou- louse geplant. Sowohl Griechenland als auch

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V.i.S.d.P.: Bernhard Fuhrmann Leiter Politik- und Wirtschaftsbeziehungen Vorstandsbeauftrager Linder Höhe 51147 Köln Tel.: +49 (0) 2203 601 Fax.: +49 (0) 2203 601 4053 Email: [email protected] Internet: www.dlr.de/pw

Inhalte und Redaktion: Nina-Louisa Remuß Politik- und Wirtschaftsbeziehungen Büro Berlin- Markgrafenstr. 37 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 67 05 5 478 Fax.: +49 (0) 30 67 05 5 475 Email: [email protected] Internet: www.dlr.de/pw

Quellennachweis: Eigene Texte über Veranstaltungen, Aktivitäten etc., Verwendung von freizugänglichen Quellen (s.u. auch Links im Text). Detailnachweis auf Anfrage.