25 Schesaplana-Lagant
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25 Schesaplana-Lagant Blick auf den Brandner Gletscher und die Schesaplana (2965 m ü. A.) Mit 2965 m ü. A. ist die Schesaplana der höchste (Obkircher 2007) Berg des Rätikons. Der Brandner Gletscher gilt als der letzte Gletscher dieses Gebirges. Remoteness Übersicht (= engl. Abgeschiedenheit) Gesamtfläche 73% Weißzonentyp: Vorwiegend Kernzone 81% Gemeinde(n): Brand, Vandans Fläche: 11,7 km² Erschließungsgrad: 7,0 % Anteil unerschlossene Mittlere Meereshöhe 2116 (1182 – 2965) m ü. A. Konnektivität Fläche Gebirgsgruppe: Rätikon 68% 74% Geologische Einheit: Nördliche Kalkalpen Alp-/ Waldflächen: 95 ha (8,1 %) / 80 ha (6,8 %) 97% Anteil Biotope und c+73+fx+0+0+0+0+0Schutzgebiete 74+97+68+81 206 | 25 Schesaplana-Lagant 25.01 Gebietsbeschreibung Lage Das Gebiet Schesaplana-Lagant liegt im hinteren Hochgebirgsfauna und -flora mit teilweise selte- Brandnertal, einem Seitental des Walgaus und ge- nen Arten kennzeichnet diesen Lebensraum (Beiser hört damit der Rätikongruppe an. Südlich der Ort- & Staudinger 2009). schaft Brand befinden sich die Alpgebiete Sonnen- und Schattenlagant. Das Schattenlagant liegt im sogenannten Seetal, das bis zum breiten Talkessel Landschaftskammern und Infrastrukturen des Lünersees hinauf führt. Das Sonnenlagant bil- det einen kesselförmigen Talschluss mit markanten Die Weißzone Schesaplana-Lagant hat eine Fläche Berggräten zu beiden Seiten. Die Landschaftskam- von 11,7 km² und besteht aus vier Landschaftskam- mer Sonnenlagant ist durch eine markante Talstu- mern bzw. Teilen davon. Die Kernzone besteht aus fe von der darüber liegenden Mulde des Brandner den Geländekammern Sonnenlagant und Brand- Gletschers getrennt, die heute nur mehr von Res- ner Gletscher. Mottakopf und Schattenlagant bil- ten des Gletschers eingenommen wird. Die vorlie- den Pufferzonen. Der Anteil der Kernzonen liegt bei gende Weißzone umfasst die Landschaftskammern über 80%, deren Erschließungsgrad beträgt 8,7%. Sonnenlagant, der nordexponierte Hang des See- Die unteren Lagant Alpen sind mit Fahrwegen er- tals (Schattenlagant), den nordostexponierten Hang schlossen. Außerdem sind im Bereich der Alpen des Mottakopfes (2176 m ü. A.) und die Mulde des mehrere Forstwege vorhanden. Die Mannheimer Brandner Gletschers. Vom tiefsten Punkt (1182 m ü. Hütte liegt nördlich des Brandner Gletschers. Die A.) am Talboden unterhalb der Sonnenlagant Alpe Versorgung der Hütte erfolgt über eine Materialseil- bis zur Schesaplana (2965 m ü. A.) erstreckt sich das bahn von der Oberzalim Hütte. Gebiet über eine Höhe von fast 1800 m. Zum Süden hin bildet die Wasserscheide vom See- kopf (2698 m ü. A.) zur Schesaplana die Grenze Geologie zur Weißzone Lünersee. Im Nordwesten liegen die Weißzonen Zalim-Brüggele und Nenzinger Him- Verschiedene Gesteine der nördlichen Kalkalpen mel. Auf der schweizerischen Seite führt ein Fahr- bilden das anstehende Gestein: Hauptdolomit, Kös- weg bis nah an den Hauptkamm. Im Osten wird das sen-Formation, Oberrähtkalke und Rhäto-Lias-Kalke, Gebiet durch die Straße zur Talstation der Lüner- Kreideschiefer, Fleckenmergel, Aptychenschichten seebahn begrenzt. Die ursprüngliche Landschaft und Raibler Schichten. Die Schesaplana selbst liegt ist durch Bergwälder, alpine Rasen, Schuttfluren, in der Kössen-Formation und besteht aus dunkel- Felsen und Gletschereis geprägt. Eine vielfältige grauem Mergel- und Kalkstein. Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%] Brandner Gletscher Kernzone Mannheimer Hütte, Materialseilbahn Sonnenlagant Kernzone Untere Sonnenlagant Alpe, Nähe zur Schatten- lagant Alpe, Straße durchs Seetal, Forst- und Güterwege im Bereich der Alpen 9,4 8,7 Mottakopf Pufferzone Schattenlagant Pufferzone 2,3 - Beschreibungseinheit 11,7 7,0 25 Schesaplana-Lagant | Gebietsbeschreibung | 207 Die Schuttkegel an der Nordseite des Seekopfs sind die größten Vorar- Der stark verschmutzte Brandner Gletscher hat in den letzten 40 lbergs (Marte 2015) Jahren mehr als die Hälfte seiner Fläche eingebüßt (Obkircher 2007) Der Hauptdolomit steht um den Seekopf teilwei- se fast senkrecht an und ist hier besonders verwit- Klima terungsanfällig. Die über weite Strecken fehlende Vegetationsdecke deutet auf eine hohe Schuttpro- Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung duktion hin. Über das Holozän hinweg bildete sich [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee- so auf der linken Seite des Seetals der größte Schutt- deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzo- kegel Vorarlbergs (Graaf et al. 1988). ne Schesaplana-Lagant. Die Skalen beziehen sich auf die Minima bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Der Brandner Gletscher ist in den vergangenen Datengrundlage: Klimaperiode 1961 – 90 (Werner Jahrzehnten von einem besonders starken Eiszer- & Auer 2002). fall betroffen. Der nur schwach abfallende Plate- augletscher hat aufgrund seiner Topographie be- sonders stark auf den Temperaturanstieg der letzten Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C Jahrzehnte reagiert. Dass die Gletscherzunge des 379+77+544=0,6° C Brandner Gletschers bis gegen Sonnenlagant hin- ab reichte liegt allerdings schon lange zurück. Von Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m² hier soll einst das Eis mit Fuhrwerkskarren in die 555+445=1121 kWh/m² Brauerei Bludenz transportiert worden sein (Flaig Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm 1996). In den letzten 45 Jahren verlor der Gletscher über die Hälfte seiner Eisfläche und maß 2012 nur 48+952=1522 mm noch knapp einen Quadratkilometer (Galos 2014, Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen Grohs 1987). 608+392=35 Wochen 208 | 25 Schesaplana-Lagant | Gebietsbeschreibung Tier- und Pflanzenwelt Hochgebirgslebensräume mit großen, teils verglet- Fichtenwälder und sogar Lärchenwälder über der scherten Gifpelregionen, mächtigen Schuttfluren, Schattalagant Alpe sind Lebensräume für zahlreiche alpinen Matten und steilen Bergwäldern, prägen Tierarten. In den obersten Lagen sind überdies weit- diese Weißzone. Das Großraumbiotop Schesaplanas- flächige Latschenkrummholzbestände ausgebildet. tock erstreckt sich fast zur Gänze über die Weißzo- Die Lärche ist im Brandnertal häufig dem subalpi- ne. Verschiedenste Lebensräume von der montanen nen Fichtenwald beigemischt. Die Zirbenwaldres- bis zur nivalen Stufe fördern eine große Artenviel- te auf der Schattalagant Alpe deuten ebenfalls auf falt. So dürften im Gebiet 400 bis 500 verschiedene die ehemals subalpine Lärchen-Zirbenwaldgesell- Blütenpflanzen vorkommen, wovon vermutlich schaft im Brandnertal. Im Bereich der Schattalag- rund fünf bis zehn Prozent geschützt sind. Rotwild, ant Alpe dürften die Lärchen auf den heute gero- Gams, Steinadler und Schneehuhn bilden mit wei- deten Almflächen dominierend gewesen sein. Der teren Arten die typische Hochgebirgstierwelt. Alte Wald wurde und wird heute noch durch die Wald- Flurnamen wie „Bärawängle“ oder „Luxfalla“ zeu- weide mitgeprägt. Neben den Wäldern bestimmen gen vom ehemaligen Vorkommen dieser Großsäu- Zwergstrauchheiden, insbesondere im Bereich der ger im Brandnertal. Von mancher Gliederfüßerart Lagant Alpen, Blaugrashalden, Polsterseggenrasen ist bekannt, dass der Schesaplanastock ihr wäh- und Nacktriedfluren die Vegetation. Die Weißzo- rend der Eiszeit als Rückzugsraum diente (Beiser ne Schesaplana-Lagant grenzt an den geschützten & Staudinger 2009). In den tieferen Lagen prä- Landschaftsteil Rellstal und Lünerseegebiet und ist gen unterschiedliche Waldgesellschaften das Bild: auch aufgrund der vielfältigen Geologie besonders Ahorn-Buchenwälder, Buchen-Tannen-Fichtenwäl- schützenswert (Staudinger 2009). der, Tannen-Fichtenwälder, subalpine Buntreitgras- Blick zum kesselförmigen Talschluss der Landschaftskammer Sonnen- lagant (UMG 2014) 25 Schesaplana-Lagant | Gebietsbeschreibung | 209 25.02 Nutzungsbeschreibung Landwirtschaft Forstwirtschaft Bis in die 1960er Jahre wurden die Lagant Alpen in- Knapp 30 % der Gebietsfläche der hier beschrie- tensiv bewirtschaftet. Erst in den Folgejahrzenten benen Weißzone liegt unterhalb 1800 m ü. A. Die setzte eine deutliche Nutzungsextensivierung ein Waldfläche beträgt allerdings nur 80 ha (6,8 %). (Grabherr 1988). Das Gebäude der oberen Schatten- Aufgrund der Nutzungsextensivierung in der Al- lagant Alpe ist bereits verfallen. pwirtschaft kann an vielen Stellen der ehemaligen Heute beträgt der Anteil der landwirtschaftlichen Weiden eine Verbuschung beobachtet werden. Der- Nutzfläche (Förderfläche laut AMA 2013) in der zeit nehmen Latschenkiefer 85 ha ein. Waldbestän- Weißzone Schesaplana-Lagant noch 95 ha. Das sind de mit wirtschaftlichem Potential befinden sich am 8,1 % der Gesamtfläche. Osthang des Mottakopfs. Diese werden bereits durch einen Fahrweg erschlossen. Schattenlagant Alpe mit Blick zum Mottakopf (rechts) (UMG 2005) 210 | 25 Schesaplana-Lagant | Nutzungsbeschreibung Jagd Die Jagdreviere Brand I und II in der Wildregion mit acht Plätzen) als Ausgangspunkt für Touren auf Brandnertal teilen sich das hier beschriebene Ge- die Schesaplana (2965 m ü. A.). Der Gipfel ist von biet. Das Jagdrevier Brand II erstreckt sich an der der Hütte in weniger als zwei Stunden zu besteigen. orographisch rechten Talseite des Brandnertals vom 2006 wurde jedoch die direkte Überquerung des Stachelhof im Norden bis zum Saulakopf im Sü- Brandner Gletschers gesperrt, der neue Weg führt den und schließt auch den Großteil der Gelände- über die Schafköpfe und ist unbedingt einzuhalten. kammern Sonnen- und Schattenlagant mit ein. Das Die Schesaplana ist jedoch nicht das einzige berg- Jagdrevier Brand I umfasst die linke Talseite ober- steigerische Ziel. Der Panüeler