Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft – Brandenburg“

erstellt im Auftrag des Fördervereins Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg e.V.

Stand: Juli 2015 Ein Projekt vom Förderverein Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg e.V.

Verfasserin: Asta von Oppen, Regionalentwicklung, Prozessmanagement und Moderation, Elbholz 2, 29471 Gartow email: [email protected]

erstellt im Zeitraum vom 1.10.2014 bis 31.07. 2015

Fotos: Angelika Blank, Anke Brandes, Joschlk (2), Silke Last, Asta von Oppen, Archiv BR Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Layout: Angelika Blank

gefördert vom Land Brandenburg im Rahmen von LEADER

unterstützt vom:

2 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ Gliederung / Inhaltsverzeichnis

1. Auftrag/ Fragestellung 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen 6.1 2. Die Obstbestände 6.2 Amt Neuhaus 6.3 Werder-Havelland 2.1 Historische Rückblicke auf die Entwicklung der Obstregion 2.1.1 Pomologisch-kulturhistorische Aspekte zur Machbarkeitsstudie 7. Analyse von Verwertungs, - Verarbeitungs- 2.1.2 Die Ära Möhring 2.1.3 Die Lage im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und Vermarktungsmöglichkeiten 7.1 Defizite + Erschwernisse 2.2 Drei Regionen im Fokus 7.1.1 Mangelnde Pflege der Bestände 2.2.1 Übersichtskarte 7.1.2 Veränderung der Rahmenbedingungen 2.2.2 Rund um Rühstädt und Bad Wilsnack 7.1.3 Verschiedene Unwegsamkeiten 2.2.3 Gandow, Boberow, Jagel 2.2.4 Lenzer Wische 7.2 Chancen und Potenziale

2.3 Übersicht der Einzelbestände 8. Handlungsempfehlungen 2.4 Die beliebtesten Obstsorten 8.1 Voraussetzungen 3. Bereits bestehende Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungswege 8.2 Naturlandschaft erlebbar machen 3.1 Mostereien, Mobile Saftpresse 8.3 Identifikationen 3.2 Hofläden und andere Verkaufsstellen 8.3.1 Die Äpfel und Birnen 3.3 Gastronomie + Tagungshäuser 8.3.2 Walnuss und Birne - Botschafter der Region? 3.4 Märkte 8.3.3 Der Trend in den Großstädten

4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit 8.4 Vermarktung 4.1 Auswertung der Fragebögen 8.4.1 Zusammenschlüsse in Vermarktungsverbünden 4.1.1 Altersstruktur der Bestände 8.4.2 Gastronomie 4.1.2 Anregungen und Wünsche 8.4.3 Verkaufsförderung und Vermarktungsideen

4.2 Akteursinterviews 9. Zusammenfassung und Ausblick 4.3 Fazit 10. Adressen

5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen 5.1 Vorträge 5.2 Diskussionen und Ergebnisse 5.2.1 Die Bestände - was ist zu tun? 5.2.2 Naturschutz 5.2.3 Verwertung und Vermarktung

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 3 1. Auftrag / Fragestellung

Die Studie untersucht, wie der wirtschaftliche Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung und Welche Rolle spielen die Streuobstbestände mit Nutzen von Streuobst in der Region durch bewussten Zerstörung der Streuobstbestän- ihrer Artenvielfalt im Bewusstsein der Menschen Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung de ist bundesweit seit einiger Zeit eine Rück- hier und was könnte dafür getan werden, die- den langfristigen Erhalt der Streuobstbestände besinnung zu beobachten. Gilt die Beob- sen Teil der Kulturlandschaft auch im Sinne des sichern und regionale Wertschöpfung im Bio- achtung, dass das Interesse der Menschen Naturschutzes intensiver erlebbar zu machen? sphärenreservat erhöhen kann. an den regionale Obst und Obstprodukten wieder gestiegen ist auch für die Prignitz ? Die Chancen dieser Region zu würdigen und Wieviele Bestände gibt es in der Region? Wel- Handlungsempfehlungen zu geben ist ein Anlie- che Obstsorten sind besonders vertreten? Wie Und wenn ja, für welche Gruppen trifft das zu gen dieser Studie. ist ihr Pflegezustand? Was müsste in diesem und wie könnten sie gezielt erreicht werden? Bereich geschehen, um den langfristigen Erhalt Wie könnten neue Gruppen, z.B. junge Leute, zu sichern? Welche Ansätze für Verwertung und erfolgreich einbezogen werden? Wie kann Vermarktung gibt es bereits? eine Wechselwirkung zwischen Stadt und Land entwickelt werden? Worin liegen die Stärken der Region in diesem Bereich und wo sind sie angesiedelt? Welche guten Beispiele aus anderen Regio- Wie könnten sie ausgebaut werden? nen könnten als Vorbild dienen? Welche Produkte liegen im Trend? Welche Kooperationspartner könnten für die Besteht Aussicht auf Schaffung neuer Ar- bessere Verwertung und Vermarktung gewon- beitsplätze oder Möglichkeiten im Bereich nen werden? des Nebenerwerbs?

4 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 1. Auftrag / Fragestellung

Die Studie stützt sich auf die sogenannte Im Rahmen dieser Studie wurden zwei Ver- „Aktivierende Befragung“ der Besitzer von anstaltungen durchgeführt, bei denen gute Beständen und Akteuren in der Region. Diese Beispiele aus anderen Regionen ausführlich Methode zielt darauf, im Gespräch gemeinsam vorgestellt und diskutiert wurden. Ideen für die Zukunft zu entwickeln, an deren Umsetzung die Befragten sich gegebenenfalls Darüber hinaus wurden andere vergleichba- aktiv beteiligen würden. re Ansätze in Deutschland beleuchtet und auf ihre Übertragbarkeit überprüft. Die Übersicht über die Bestände baut auf Kartierungen der Biosphärenreservatsverwal- Die Ergebnisse der verschiedenen Baustei- tung Flusslandschaft-Elbe-Brandenburg aus ne wurden in Handlungsempfehlungen (> 8) dem Jahr 2000 und Erfassungen im Rahmen zusammengefasst. des Projektes „Straße der alten Obstsorten“ von 2006 auf. Der Pomologe Reinhard Heller bereiste daran anknüpfend im Herbst 2014 die Region und erfasste soweit wie möglich zu- sätzliche Standorte.

Wegen der Laufzeit dieser Studie über ledig- lich eine einzige Vegetationsperiode hinweg konnten die übrigen Bestände nur zahlenmäßig erfasst werden.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5 2. Die Obstbestände

2.1 Historische Rückblicke auf die Entwicklung der Obstregion

2.1.1 Pomologisch-kulturhistorische Aspekte zur Machbarkeitsstudie Reinhard Heller/Pomologe

Um das Jahr 1800 wurden die Berliner menhang mit der Marktbelieferung Berlins. genannt werden. Das Perleberger Obst- Obstmärkte mit Früchten aus der Prignitz, Die begehrte, weil schon im August reifen- und Gemüseanbaugebiet galt als eines der der , der Stadt Werder, der Lausitz de Frucht, die traditionell aus Böhmen kam, wichtigsten in der Mark Brandenburg. In und Böhmen beschickt. Die edelsten Sorten wurde erfolgreich in das eigene Sortiment Konservenfabriken und Baumschulen fanden kamen aus Prignitz und Altmark. Dazu zählte der geschäftstüchtigen Prignitzer Obstbau- zahlreiche Menschen Beschäftigung. bereits die Sorte ‚Prinzenapfel‘, die in der ern übernommen. Prignitz bis heute unter der Bezeichnung Eine echte Lokalsorte der Prignitz (d.h. in der „Berliner“ verbreitet und bekannt ist. Von der Unterelbe (Altes Land bei Hamburg) Prignitz entstanden und nur hier und in der kommt das charakteristische Sortiment an näheren Umgebung verbreitet) ist die ‚Lenze- Mit der enormen Ausweitung des Wer- Apfelsorten, z.B. der ‚Altländer Pfannkuchen- ner Burgbirne‘. derschen Obstanbaugebietes wurden die apfel‘. Sie gedeihen in Elbnähe in der Lenze- Noch vor etwa 100 Jahren war sie in Prignitz, übrigen Obstlieferanten, so auch die Prignitz, ner Wische am besten. Wendland und Altmark bekannt. Seit langem allmählich von den Berliner Märkten ver- Die Lenzener Wische ist Verbreitungsgebiet gibt es keinen Standortnachweis dieser Sorte drängt. einer lokalen Apfelsorte mit der Bezeich- mehr. Ein vor einigen Jahren unternommener nung ‚Napoleon‘ mit nur noch wenigen alten öffentlicher Suchaufruf erbrachte keine neuen Eine Tafelbirnensorte, die in der Prignitz auch Baumexemplaren. Es ist ungeklärt, wie die Hinweise. heute noch erstaunlich häufig auftritt und Sorte zu dem Namen kam und wann sie die man hier nicht vermutet, ist die ‚Solaner- entstand. 1913 ergab eine Obstbaumzählung für die birne‘. Ihre Heimat ist Solan bei Trebnitz in Kreise West- und Ostprignitz einen Bestand Nordböhmen, heute Tschechien. Die im- Aus dem Gebiet Mitteldeutschlands stam- von jeweils 300-400.000 Obstbäumen. Damit posanten eichenstarken Bäume bleiben bis men die Apfelsorten ‚Adersleber Kalvill‘ und wurde im gesamtdeutschen Vergleich ein ins hohe Alter gesund. Sehr wahrscheinlich ‚Nathusius Taubenapfel‘, die um 1930 als mittlerer Platz eingenommen. steht ihr Anbau in der Prignitz im Zusam- besonders häufig im Perleberger Umfeld

6 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2. Die Obstbestände

Zusammenfassung: Pflegeschnitte zu erhalten und touristisch zu erschließen. Ihr hoher kulturhistorischer und Aus pomologischer Sicht ist das derzeitige ökologischer Stellenwert wird leider allzu oft Obstsortiment in der Prignitz in Gärten sowie verkannt. Dabei prägen sie das individuelle entlang der Straßen und Wege außerordent- „Gesicht“ der Landschaft entscheidend mit lich vielfältig, was sich aus geschichtlichen und erhöhen ihren Erlebnis- und Erholungs- Entwicklungen herleitet. wert.

Obwohl in den vergangenen 25 Jahren sehr Die an mehreren Stellen und unter ver- viele neue Bäume gepflanzt wurden, sind es schiedenen Blickwinkeln angelegten Obst- gerade einige der oben genannten „Charak- sortenschausammlungen sind ebenfalls tersorten“, die überwiegend als abgängiger als Bausteine in ein touristisches Konzept Altbestand vorhanden sind. Hier wäre es einzubinden. Pomologe Reinhard Heller außerordentlich wichtig und wünschenswert, Agrar-Diplomingenieur, Mitglied im Pomolo- wenn bei Neupflanzungen diese Sorten Be- Reinhard Heller genverein rücksichtigung finden würden. Reinhard Heller hat sich seit Jahrzehnten auf Die Prignitz verfügt noch über eine große alte Obstsorten spezialisiert. Mittlerweile ist er Anzahl von imposanten Uraltbäumen, die in einer der führenden Experten für die Obstsor- anderen Landschaften längst verschwunden ten in Norddeutschland. sind. Es sollte das Ziel sein, diese Bäume solange wie möglich durch fachgerechte

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 7 2. Die Obstbestände

2.1 Historische Rückblicke auf die Entwicklung einer Obstregion

2.1.2 Die Ära Möhring

Nach der Wende entwickelte sich ein Netz- wiederum in der Region um Älterwerden der Akteure sind werk von Akteuren, denen der Erhalt und die Rühstädt eine wichtige Rolle in den zurückliegenden Jahren Förderung der alten Obstsorten ein wichtiges in Bezug auf das Thema die- wichtige Pflegemaßnahmen an Anliegen ihrer Arbeit wurde. ser Studie spielte. diesen Beständen unterblieben, die dringend nachgeholt werden Die zentrale Person in diesem Kreis war Horst Beeinflusst wurden diese müssen! Möhring, vor der Wende Chef der LPG Lenzer Akteure von den beiden Wische. Nach der Wende wurde er Geschäfts- Pomologen Eckhard Brandt Für die meisten Akteure der Ära führer der GWL (Gesellschaft zur Wirtschafts- und Dr. Werner Schuricht, Möhring waren der Naturschutz führung, Qualifizierung und Beschäftigung deren Anliegen besonders und insbesondere der Erhalt der mbH Lenzen) und der Landschaftspflegege- der Erhalt der alten Sorten ist. Artenvielfalt immer ein wichtiges Anliegen. In sellschaft. diesem Zusammenhang sind z.B. die Pflan- Diese sogenannte Ära Möhring ist für die zungen von Wildobst in der Gemarkung Wust- Außer ihm spielten einige Personen eine Analyse der Region deshalb so wichtig, weil row als vorbildlich zu erwähnen. wichtige Rolle, die im Rahmen dieser Studie in dieser Zeit in der Region weit über 1000 in den sogenannten Akteursinterviews (> 4.2) Bäume gepflanzt wurden, die zum großen Teil Foto: Horst Möhring (im weißen Hemd) mit Minister- ausführlich befragt wurden. bei entsprechender Pflege jetzt in die Ertrags- präsident Matthias Platzeck (rechts daneben) und dem damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin (3. von phase kommen könnten. links) beim Spatenstich für die Deichrückverlegung bei Der Einfluss von Horst Möhring und seinen Lenzen im Jahre 2002. Mitstreitern reichte in das gesamte Erfas- Durch verschiedene Umstände wie das sungsgebiet dieser Studie hinein, u.a. durch Auslaufen von Fördermaßnahmen, Neuaus- den früh verstorbenen Frank Neuschulz, der richtung in der Arbeitsmarktpolitik und das

8 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2. Die Obstbestände

2.1.3 Die Lage im Biosphärenreservat

Das Biosphärenreservat - Weltkultur an Neben den Störchen, die eine der Hauptattrak- Stellenwert, z.B. als Jagdgebiet für Fleder- wilden Ufern tionen für Touristen sind, kommen auch Säuge- mäuse. Streuobstwiesen haben die höchste tiere, wie Fischotter und ganz speziell der Biber, biologische Vielfalt aller Lebensräume West-, „Das Ende 1997 von der UNESCO an- an der Elbe und ihren Nebenflüssen noch in Mittel- und Nordeuropas. erkannte, länderübergreifende Biosphä- erfreulich hoher Anzahl vor. renreservat „Flusslandschaft Elbe" ist mit Im Rahmen ihrer Arbeit hat sich die Biosphä- ca. 342.848 ha das größte im Binnenland Laubfrösche und Rotbauchunken treten hier renreservatsverwaltung immer wieder um die gelegene Biosphärenreservat in Deutsch- noch sehr zahlreich auf. In den Wintermonaten Obstbestände gekümmert. land. Es repräsentiert eine der letzten wird das Gebiet von tausenden Gänsen, Schwä- naturnahen Stromlandschaften Mitteleu- nen und Kranichen, die hier auf dem Durchzug Ein großer und sich zunehmender Beliebtheit ropas. rasten oder überwintern, geprägt. erfreuender Obstbaumverkauf wird jährlich or- ganisiert. Bildungs- und Beratungskurse zum Hervorgegangen ist es aus dem ersten Die Liste der seltenen Pflanzen, die im Bio- Thema Streuobst werden ebenfalls regelmäßig deutschen UNESCO-Biosphärenreservat sphärenreservat noch heimisch sind, ist sehr angeboten. „Steckby-Lödderitzer Forst". Es erstreckt lang. Beispielhaft seien hier Gottesgnadenkraut, sich über einen ca. 400 Kilometer langen Karthäuser-Nelke und Feldmannstreu genannt.“ Die Kapazitäten der Biosphärenreservatsver- Stromabschnitt der Mittelelbe. (www.biosphaerenreservat-flusslandschaft-elbe. waltung reichen allerdings nicht aus, um den brandenburg.de) Pflegerückstand der Bestände aufzuarbeiten. Typische Fluss- und Auenstrukturen sowie entsprechende naturnahe Lebensräume In der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt des sind zahlreich erhalten, eingebettet in eine Biosphärenreservates haben die Streuobstbe- jahrhundertealte Kulturlandschaft. stände als lichte Baumlandschaften einen hohen

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 9 2.2 Drei Regionen im Fokus

2.2.1 Übersichtskarte Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Brandenburg

Schleswig- Sargleben Garlin ReetzReetzReetzHolstein Mecklenburg-Vorpommern Heiddorf Deibow Zapel Strehlen Lauenburg Neu Kaliß Liepe Postlin Ausbau E Deibower Hof Seetz lb Krinitz Blüthen e Dömitz Dargardt Biosphärenreservat Mecklenburg- Vorpommern Grittel Mellen Karstädt Flusslandschaft Elbe- Steesow Klockow Steinberg Brandenburg Kaliß Holdseelen Semlin Waterloo Gulow Naturpark Verklas Rambow Niedersachsen Görnitz Boberow Mecklenburgisches Wittenberge Zuggelrade Gross Glövzin Schmölen Elbetal Stavenow Havelberg DÖMITZ Bochin Wüsten Mankmuß Kaltenhof Buchholz Gramzow Klein Nausdorf Mesekow Schmölen Moor Premslin Schönfeld Biosphärenreservat Polz Groß Berlin Alt Eldenburg Eldenburg Neu Premslin Buchholz Flusslandschaft Elbe Rudow Birkholz Nebelin Siedlung Groß Linde Gaarz 5 Klein Linde Leuengarten an der Bahn Neu Potsdam See Rohlsdorf Breetz er Lübzow Rohlsdorf Seedorf w z Klein Luggendorf o t Quitzow Baarz ud i Laaslich R Ferbitz n Gottschow Baekern k Perlhof Brandenburg 2.2.4 c ö Brandenburg L Platenhof Spiegelhagen189 Guhlsdorf 195 Henningshof LENZEN E lb Mödlich Gadow Dergenthin e Simonshagen Besandten Sükow Wittenberg Gandow 2.2.3 Sachsen-Anhalt Lenzersilge Rosenhagen Groß Gottschow Grippel Lanz Wootz Pretzetze Vietze PERLEBERG Dessau Reckenthin 2.2.2 = Rund um Rühstädt Klein Wustrow Düpow Laase Wootz Bernheide Burghagen Karlshorst Tüchen Waldsiedlung Brünkendorf S c h Krampfer Löcknitz m 107 und Bad Wilsnack Meetschow Pevestorf a Kleinow ld i Schilde em Jagel e Kleinower Elb n Ziegelei Restorf e Lütkenwisch Bentwisch Neu Gorleben Motrich Hoppenrade Quarnstedt Cumlosen Ünze Kleinow Rambow Gedelitz Garz Schnackenburg Ponitz Dünsche Laasche Holtorf Wentdorf Lindenberg Weisen 5 Kapern Groß Niedersachsen 493 tz Gartow eni Werzin Klein tep Welle Marleben Gummern Müggendorf Hermannshof S Groß Klautze Nienwalde Breese Welle 2.2.3 = Gandow, Boberow, Rucksmoor Groß Breese Klein Wanzer WITTENBERGE Viesecke Neu Liepe Trebel Schrepkow Aulosen Grube Jagel Kuhblank Kletzke Vasenthin Bömenzien NP Garsedow Sigrön Uckermärkische Wanzer

TobringenBR Flusslandschaft RheinsbergNP Seen NLP Wahrenberg K K K

Elbe-BrandenburgNemitz BR K 107

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NP e Zernikow Prezelle NP Barnim Klein Lüben Deutsch Pollitz Losenrade West- Lanze Bernau Prezelle Wirl Hinzdorf Groß Breese havelland NP Märkische Gollensdorf Steinfelde Groß Lüben Plattenburg BERLIN Schweiz Geestgottberg K 2.2.4 = Lenzer Wische a rt Potsdam Scharpenhufe ha BAD WILSNACK Groß Leppin NP ne NP NP Dahme- Werder Heideseen Beuster Hoher Nuthe- NPLomitzL it 189 Fläming Nieplitz Schlaubetal Bälow BR Scharpenlohe Groß Garz Groß Holzhausen Schweskau Spreewald Esack Unterkamps Simander NP Ostorf Großschutzgebiete Niederlausitzer Krüden in Brandenburg Wegenitz Landrücken Haverland Rühstädt 2.2.2Legde Stölkenplan NPSchletau Harpe Jeggel Voßhof Roddan NLP = Nationalpark Niederlausitzer Ziemendorf Oberkamps Vielbaum BR = BiosphärenreservatBockleben HeidelandschaftSchmarsau Gnevsdorf Glöwen NPTrabuhn = Naturpark Großwitzeetze Zießau Sachsen-Anhalt Wilhelminenhof Schönberg-Deich Klein Holzhausen Lennewitz Lindenberg Nienfelde Abbendorf Neuhof Kriwitz Prezier Quitzöbel Grenze Biosphärenreservat Schrampe Arendsee Genzien Leppin Flusslandschaft Elbe-Brandenburg Zehren Tannenkrug Naturschutzgebiet (NSG) Kaulitz 190 Herzfelde Neukirchen einschließlich NSG im Verfahren Kolonie ARENDSEE werben Wald Höwisch Losse SEEHAUSEN Schönberg Gestien Nitzow Grünland/Acker Schallun Neu Goldbeck Kladen Neulingen Priemern Drüsedau Falkenberg Besucherzentrum des Biosphärenreservats Lichterfelde Werben Binde Kraatz Gehrhof Engelshof Wendemark Information Wander- Parishof und Radwege Toppel Zühlen Gagel Bretsch Behrend Ferchlipp Naturwachtstation Fähre Thielbeer Roggenhof Dewitz Dequede Rathsleben Polkern Dobbrun Blankensee 0 5 km Heiligenfelde Behrendorf N Lückstedt HAVELBERG Sanne Kerkuhn Rethhausen

10 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.2 Drei Regionen im Fokus

2.2.2 Rund um Rühstädt und Bad Wilsnack

Diese Region mit ihren zahlreichen Obstalleen gehen, sorgt ihr Hüter, Gerhard Neubohm, Vermarktung von Obst- und Obstprodukten und Streuobstbestände bietet eindrucksvolle rechtzeitig für Nachwuchs…so dass regio- der interessanteste Ort. Über den Bahnhof Erlebnisse. Die Birnenbestände von Abbendorf naltypische, schädlingsresistente und frost- gut von Hamburg und Berlin aus zu erreichen sind legendär. Ehemals belieferte die Region harte Sorten weiter gedeihen.“ (Auszug aus: erfreut sich der Ort einer zunehmenden Besu- sämtliche umliegende Dörfer. „Zum Obstein- Elisabeth von Falkenhausen, Die Prignitz cherzahl. kauf fährt man nach Abbendorf,“ war ein gän- entdecken, 3. Aufl. 2003) giger Satz jener Zeit. Eine kleine Gruppe von Aktiven hat sich um Die Reisen dieser inzwischen 92 Jahre alten die Pflege und den Anbau alter Obstsorten Alte Obstbäume in Abbendorf und Gnevsdorf Autorin liegen viele Jahre zurück und reichen gekümmert (> 4.1.1) und mit Themen rund um bis in die Zeit als Gerhard Neubohn sich das Pilgern den Bogen von der Religion zu den „Wenn Sie im Herbst, von einem an der Dorf- noch um die Bäume kümmerte. Er war eine alten Obstsorten geschlagen: Obstbäume mit straße in Abbendorf wachsenden Bäume eine weitere Leitfigur im Bemühen, Bestände zu kirchlichen Namen und der Pilgersaft liegen im Birne fallen sehen, nutzen Sie die Chance, he- pflegen und alte Sorten nachzupflanzen. Trend. Auch hier ist, wie in Rühstädt, dringen- ben Sie sie auf und beißen hinein: Die Solaner- Heute reichen die Ressourcen der jetzigen der Unterstützungsbedarf bei der Pflege der Birne, saftig und wohlschmeckend! Ein Blick in Akteure nicht mehr aus, um sich entspre- Bestände gefragt. die Gärten zeigt, dass hier viel hochstämmige, chend um die Bäume zu kümmern. (> 4.2) alte Obstbäume wachsen…Vielleicht bekom- Der Bahnhof von Bad Wilsnack ist der Leucht- men Sie einen echten Gravensteiner Apfel über Da Rühstädt als Storchendorf einer der am turm im Zusammenhang mit der Aufgabenstel- den Gartenzaun gereicht? meisten besuchte Orte in der Region ist, lung dieser Studie. Hier wurde in den letzten besteht hier dringend Handlungsbedarf. Die Jahren ein vorbildliches Konzept umgesetzt. Auch andere Apfelsorten gedeihen hier: Prin- Obstbäume könnten ähnlich wie – oder mit – Der Verkauf von regionalen Produkten, Gastro- zenäpfel – wegen ihrer Form auch Hasenköp- den Störchen vermarket werden. nomie sowie Touristeninformation unter einem fe genannt – weißfleischiger Kaiser Wilhelm, Ein Ausflug von Rühstädt mit dem Rad nach Dach in einem Bahnhof, der von den Kurgäs- Goldrenette von Blenheim, Schöner von Bad Wilsnack über Gnevsdorf, Abbendorf, ten genutzt wird, in einem liebevoll restaurier- Boskoop, Wintergoldparmäne und würziger Legde/Quitzöbel führt durch attraktive Obstal- ten Gebäude – das sind Voraussetzungen um Berlepsch. Birnen wie Clapps Liebling oder leen, wobei Gnevsdorf mit den unzähligen die Wertschöpfungskette anzukurbeln (> 3). Winterlonchen, sowie Hauszwetschgen und Birnen im Dorf einen Höhepunkt darstellt. Ein andere Pflaumensorten kommen dazu. Abstecher in Abbendorf zum Ortsteil Haver- land ist lohnend. Von 77 im Biosphärenreservat vorkommenden Apfelsorten wachsen 36 in Abbendorf! Da auch Bad Wilsnack mit seiner berühmten Wunder- gut gepflegte Obstbäume schließlich dahin- blutkirche und seinen Kurkliniken ist für die

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 11 2.2 Drei Regionen im Fokus

2.2.3 Gandow, Boberow, Jagel

In der Gegend um Boberow befinden sich zahlreiche sehr attraktive Allee- und Straßen- begleitbäume aus DDR-Zeiten.

In dieser Region östlich von Lenzen gibt es einige nennenswerte Bestände, die in dem Zusammenhang zu sehen sind, dass hier dem Obstanbau verbundene Personen wie Sieges- mund Mackel wohnen und die Landschafts- pflegegesellschaft über zahlreiche Ländereien verfügt.

Der Pflanzgarten der Landschaftspflegege- sellschaft lag bei Wustrow. Dort wurden in der Ära Möhring die Pflanzen gezogen oder darauf hin, dass in diesem elbnahen Dorf Im Hinblick auf Verwertung und Vermarktung beherbergt. Insbesondere fällt die Vielzahl der auch schon vor dem Krieg Obstanbau betrie- ist in diesem Bereich nur die Moorscheune in Bäume in und um das nahe gelegene Jagel ben wurde. Boberow zu nennen, die sich mit ihren jungen auf. Die Anzahl der Obstbäume in diesem Besitzern gerne vermehrt um Veranstaltungen Dorf ist um ein Vielfaches höher als die Anzahl Nach der Wende wurden hier in großem Stil zu diesem Thema bemühen würde. Im An- der Einwohner. Birnen gepflanzt, die jetzt wegen mangelnder gebot für ihre Gäste wird das saisonale Obst Pflege in einem sehr schlechten Zustand sind. verwendet. Der alte Baumbestand in diesem Ort weist

12 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.2 Drei Regionen im Fokus

2.2.4 Lenzer Wische

Die Lenzer Wische (Wische = niederdeutsch Elberadweges gelegen, ist ein Besucher- angelegt. Die 17 zum Teil sehr attraktiven für Wiese) ist ein wenig besiedeltes von magnet. Burg Lenzen - das Besucher- und Obstbäume stehen jetzt in vollem Ertrag und Grünland geprägtes Gebiet im Nordwesten Tagungszentrum im Herzen des Biosphä- werden von dem kleinen Café dort für die Brandenburgs. Sie umfasst die Gemeinde renreservates Flusslandschaft Elbe-Bran- Herstellung von Obstkuchen genutzt. Lenzerwische und den südlich der Löcknitz denburg, erhebt sich malerisch über die gelegenen Teil der Stadt Lenzen (Elbe). brandenburgische Elbtalaue. Faszinierende Eine Ausweitung des Programms der jetzt Naturerlebnisse, Ruhe und Flussidylle sind dort verantwortlichen Firma „Freizeitmanu- Die direkt am Deich gelegenen Marschhu- die Markenzeichen dieser Region am be- faktur“ könnte Themen zum Obst aufgreifen- fendörfer wurden nach dem 30jährigen Krieg liebtesten Fernradweg Deutschlands, dem und die Vermarktung von Obstprodukten an mit niederländischer Unterstützung wieder Elberadweg. ihre Kunden befördern. aufgebaut. Mit ihren großen zum Deich gele- genen Hallenhäusern mit großem Walmdach Das Besucherzentrum mit verschiedenen Unweit von diesem großen Garten liegt die sind sie seit der Wende aufwändig restau- Dauerausstellungen und wechselnden eindrucksvollste Streuobstwiese im Unter- riert. Häufig sind sie von alten Obstbestän- Sonderausstellungen gewährt interessante suchungsraum. Es ist die – auch in der Ära den umgeben. Einblicke in die Natur- und Kulturgeschichte Möhring angelegte – sogenannte Mus- der Elbtalaue.“ (www.burg-lenzen.de) terstreuobstwiese mit insgesamt ca. 200 Der hier auf dem Deich gelegene Rad- und Im Burgpark gibt es 40 verschiedene Obst- Bäumen. Wanderweg bietet einen wunderbaren Blick bäume. Das Besucherzentrum würde sich auf diese Dörfer mit den Obstbäumen und zum Verkauf heimischer Obstprodukte Ziel war es, die Vielfalt von Birne, Apfel und zahlreichen Storchennestern. Es ist einer der anbieten. Pflaume vorzustellen. Da die Früchte alle attraktivsten Abschnitte des Elberadweges. zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif sind, Außerdem eignet sich das Tagungszentrum müssen dies zukünftige Programme berück- In den letzten Jahren sind in diesem Bereich für die Durchführung von Bildungs- und Be- sichtigen. viele Gasthöfe entstanden, deren Betreiber ratungsangeboten. Die Wiederbelebung der zum Teil das Interesse der Touristen an regi- Apfeltage wäre wünschenswert. Kontakte zu „Äpfel und Konsorten“ (> 5.1) onalen Produkten schon erkannt haben. Hier sind aufgenommen worden. Eine Zusam- besteht ein vielversprechender Ansatzpunkt, In Lenzen hatte auch die Landschaftspfle- menarbeit mit dieser Gruppe und eine das Obst und Obstprodukte aus den Gärten gegesellschaft mit dem Vorsitzenden Horst Nutzung der Früchte von Ostmost (> 5.1) ist direkt zu vermarkten. (> 4.3) Möring ihren Sitz. (> 2.1.2) Ein großer Lehr- geplant. garten wurde in den 90er Jahren im Rah- „Die Stadt Lenzen mit ihrer Burg, unweit des men einer Arbeitsbeschaffungmaßnahme

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 13 2.3 Übersicht der Einzelbestände

Erläuterungen und Einführung

Im Folgenden sind die wichtigsten Einzelbestände der Region in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Die Übersicht erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Sie gibt einen Eindruck davon, wie die groß die Bestände sind und wie sich die Verteilung auf die verschiedenen Sorten darstellt.

Die aktuellen Ansprechpersonen und Adressen sind - soweit sie recherchierbar waren - aufgelistet, so dass zukünftig daran angeknüpft werden kann.

Diese Zusammenstellung kann der Biosphärenreservatsverwaltung, seinem Förderverein und Anderen in Zukunft als Grundlage für weitere Projekte und Maßnahmen dienen und sollte in Abstimmung mit allen Akteuren aus der Region ständig ergänzt werden.

Die Walnussbäume sind bisher nur ansatzweise erfasst.

* Kartierung aus dem Jahr 2000 der Biosphärenreservatsverwaltung Flusslandschaft-Elbe-Brandenburg ** Erfassung 2006 im Rahmen des Projektes „Straße der alten Obstsorten“

*** Erfassung Reinhard Heller im Rahmen der vorliegenden Studie 2014

14 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Abbendorf 1 / Gemeinde Rühstädt Kontakt/ Eigentümer: Gemeinde Rühstädt Bestand: Eindrucksvolle, Dorfbild prägende Allee in der Dorfstraße; über 50 Bäume, zum Teil sehr alt. Sorten: Überwiegend Solaner Birnen; einige Apfelbäume, zwei davon Altländer Pfannkuchen

19322 Abbendorf 2 + 3 / Gemeinde Rühstädt Kontakt/ Eigentümer: Gemeinde Rühstädt Bestand: Streuobstwiesen im Dorf Sorten: alter Bestand Birnen: Solaner, Köstliche von Charneux, Poiteau, Boscs Flaschenbirne (?), Clapps Liebling - Äpfel: Goldparmäne, Gelber Belle fleur; * Nachpflanzung neben neuem Feuerwehrgebäude: schwach wachsende Bäume, u.a.Golden Delicius

19322 Abbendorf 4 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt/ Eigentümer: Otto Blum, Dorfstraße Bestand: Große Streuobstwiesen am Ortseingang, von Gnevstorf kom- mend; alter Bestand, Rinderbeweidung; Obst geht nach Havelberg in die Mosterei, nur für Eigenbedarf Sorten: Kaiser Wilhelm, Calville, Boskoop

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 15 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Abbendorf 5 / Gemeinde Rühstädt Kontakt/ Eigentümer: Familie Steege Bestand: Große Streuobstwiese am Ortseingang, alter Bestand Sorten: u.a. Altländer Pfannkuchen (Foto)

19322 Abbendorf 6 / Gemeinde Rühstädt (Pfarrgarten) Kontakt/ Eigentümer: Gabriele Krause, Im Zuckerwinkel 1 Bestand: Ehemaliger Pfarrgarten mit Äpfeln, Birnen und Kirschen Sorten: Ontario und Carola **

19322 Abbendorf / Haverland // Gemeinde Rühstädt Kontakt/ Eigentümer: Frank Schlünz, Imkerei

Bestand: Große Streuobstwiesen mit ca. 50 Bäumen, drohende Überalterung

Schauschleudern und Führungen mit Voranmeldung, Honigverkauf, Bewirtschaftung mit Schwarzkopfschafen, Teiche, Ferienwohnungen, Schautafeln

16 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Baarz 1 / Gemeinde Lenzerwische

Kontakt/ Eigentümer: Familie Gädke, 29451 Dannenberg, Theodor-Körnerstraße 21

Bestand: Alter Bestand mit ca. 15 Nachpflanzungen

Sorten: seltene lokale Apfelsorte Napoleon + andere alte Sorten

Obst zum Saften nach Karmitz / Wendland

19309 Baarz 2 / Gemeinde Lenzerwische

Kontakt: ungeklärt

Bestand: Drei weitere Bestände am Elberadweg mit alten Beständen, rechts der Straße von Lenzen kommend

19336 Bad Wilsnack 1

Eigentümer: Stadt Bad Wilsnack Kontakt: Jochen Purps, Pilgerverein Bestand: Pilgerweg Bestand an der Karthane am Stadtweg, entlang der Kleingartenkolonie: 54 Äpfel und Quitten Sorten: Danziger Kantapfel, Holsteiner Cox, Goldparmäne, Gewürzluiken, Roter Boskoop, Gravensteiner, Martini, Roter Kardinal, Kaiser Wilhelm Quitten: Birnenquitte Kranja, Apfelquitte Wudora, Portugiesische Birnen- quitte

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 17 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19336 Bad Wilsnack 2

Eigentümer: Stadt Bad Wilsnack Kontakt: Jochen Purps, Pilgerverein Bestand: Streuobstwiese an der Karthane (Altbestand und ca. 30 Neupflanzun- gen), gepflanzt mit Förderung der Allianz Sorten: Kaiser Wilhlem, Natusius Taubenapfel, Prinz Albrecht von Preußen, Goldrenette von Blenheim, Boskoop, Landsberger Renette, Roter Eiser- apfel, Grahams Jubiläumsapfel, Quitten Mangelnde Pflege

19336 Bad Wilsnack 3

Eigentümer: Stadt Bad Wilsnack Kontakt: Jochen Purps, Pilgerverein

Bestand: Anschließend an Bad Wilsnack 2 ein privater Obstgarten mit altem Bestand

19336 Bad Wilsnack 4

Eigentümer: Stadt Bad Wilsnack Kontakt: Jochen Purps, Pilgerverein Bestand: Morgenweg, Obstwiese, 26 Apfelbäume 5 bis 50 Jahre alt; Pflege er- folgt durch die Anwohner

Sorten: Baumann Renette, Goldparmäne, Weißer Wintercalvill, Landsberger Re nette, Ontario, Freiherr von Berlepsch, Alberstedter Jungfernapfel, Berner, Rosenapfel, Cox Orange, Apfel von Croncel, Rheinischer Bohnapfel **

18 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Bälow 1 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt: Dirk Glaeser, Agrarproduktivgenossenschaft eG Abbendorf (APG) (Eigentümer: Bernd Genrich, Rühstädt) Bestand: Kleine Wiese in der Feldmark mit mehreren auffallend großen Bäumen; von Bälow kommend Richtung Rühstädt nach der Brücke rechts abbie gen.

Sorten: Äpfel und Birnen

19322 Bälow 2 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt: Gemeinde Rühstädt Bestand: Ortsmitte, Spielplatz mit Apfel- und Birnbäumen; Altbestand Ortsrand Bälow; Altbestand am Friedhof

Sorten: erfasst 2006: Schöner von Herrnhuth, Kaiser Wilhelm, Gute Luise**

19322 Bälow 3 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt: Familie Wilfried Koberling

Bestand: Streuobstwiese hinter der alten Ziegelei ; ca. 20 Bäume, 80% überaltert Beweidung mit Rindern

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 19 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Breese / Gemeinde Breese

Kontakt: Bürgermeister Werner Steiner, Lüchstraße 9 Bestand: Weisener Weg (Weg Groß Breese nach Weisen) sehr alter, schlecht ge pflegter Bestand

Sorten: Obstallee: 17 Pflaumen und 11 Süßkirschen,

19322 Groß Breese / Gemeinde Breese

Kontakt: Silke Last, Groß Breese, Groß Breeser Allee 33 a Bestand: zahlreiche Walnussbäume in den Gärten an den Häusern des Straßen- dorfs

19357 Boberow 1 / Gemeinde Karstädt

Kontakt/ Eigentümer: Gemeinde

Bestand: Boberow in Richtung Lanz, Feldweg, sehr alter Bestand bis zu 120 Jah- re alte Bäume***, ehem. Pflaumenallee, viele Sämlinge

Sorten: Div. Plaumen, Holunder, u.a. Küchenapfel, Roter Eiserapfel, Kaiser Wil- helm, Prinzenapfel

20 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19357 Boberow 2 / Gemeinde Karstädt

Kontakt: Famile Ebert Bestand: Mellener Weg 3

Sorten: Obstwiese mit 12 Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume

Veranstaltungsort für Konzerte und als Spielwiese. Ferienwohnungen. „Moorscheune“ mit Café und großem Saal

19357 Boberow 3 / Gemeinde Karstädt

Kontakt: Hellfried Schreiber Bestand: Dorfstraße 34 + 36, sehr alter Bestand ca. 40 Bäume, Überalterung

Sorten: vorwiegend Äpfel, 4 Birnen, 8 Kirschen und ca. 10 Pflaumen

19357 Boberow 4 (Mankmuß) / Gemeinde Karstädt

Kontakt: Gemeinde Karstädt Bestand: Birnenallee, sehr schöner Bestand, 133 numerierte Bäume in gutem Zu- stand. Hauptsächlich: Köstliche von Charneux als Ertragsbaum (Bürger- meisterbirne), Poiteau (als Bestäubersorte), vereinzelt Boscs Flaschen- birne, Gräfin von Paris, Gellerts Butterbirne ***

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 21 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Breetz / Gemeinde Lenzerwische

Kontakt: Familie Oppenhäuser Bestand: Alter Bestand von 4 Bäumen und Nachpflanzungen von 10 alten Sorten

Ferienhäuser- und Wohnungen

19322 Cumlosen / Gemeinde Cumlosen

Kontakt: Bürgermeister Pohle Bestand: Neuanpflanzungen an Wegen und Straßen sowie einzelnen Plätzen im Dorf

Sorten: James Grieve, Kaiser Wilhelm, Goldparmäne, Elstar, Clapps Liebling, Gute Luise, Williams Christ, Gellerts Butterbirne, Zwetschge, Rote Me- ckenheimer, Hedelfinger Riesenkirsche, Schwarze Knorpelkirsche, Schauenburger Knorpelkische **

19309 Eldenburg / Stadt Lenzen

Kontakt: Paul Eschen, Dorfverein Eldenburg Bestand: Insgesamt ca. 170 Obstbäume: Wegrandbepflanzung, Schlosspark, Allee Seedorf - Eldenburg, sehr schöner Altbestand von. ca. 30 Bäumen Sorten: Süßkirschen, Sauerkirschen, Birnen, Pflaumen und Äpfel Kaiser Wil- helm, Altländer Pfannkuchen, Gloster, Games Grieve, Jonathan und Jonah Gold. Neuerer Bestand (15/20 Jahre): Prinz Albrecht von Preu- ßen, Süßkirschen, Sauerkirschen, Birnen, Kaiser Wilhelm, Gloster, Jona- than und Jonah Gold ***

22 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Ferbitz 1 / Gemeinde Lanz Heimatmuseum, Bienenhaltung

Kontakt: Jörg Steglich, Landschaftspflegegesellschaft, Lenzen Bestand: 3 Streuobstbestände mit altem Bestand und zahlreichen Nachpflanzun- gen, im Ort/Ringstraße, an der Scheune, Professor-Ernst-Wiese

Sorten: Rheinischer Bohnapfel (sehr schönes Exemplar)

19309 Ferbitz 2 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Jörg Steglich, Landschaftspflegegesellschaft, Lenzen Bestand: Wegrandbepflanzung südlich Ferbitz in Richtung Wald; 30 Obstbäume unterschiedlichen Alters; sehr schlechter Pflegezustand

Sorten: Äpfel, Birnen, Pflaumen

19309 Gandow / Gemeinde Lenzen

Kontakt: Flächen-Agentur Potsdam Jochen Purps siehe Bad Wilsnack Bestand: 20 Bäume, Ausgleichspflanzungen unter 10 Jahre alt

Schafsbeweidung

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 23 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Garsedow / Stadt Wittenberge

Kontakt: Betriebshof Wittenberge Bestand: Garsedow in Richtung Fuchsberg/ Hinzdorf, drei sehr alte Bäume und ca. 65 Nachpflanzungen

Sorten: jeweils 20 Äpfel, Birnen und Kirschen, ca. 3 Jahre alte Pflanzung

19322 Gnevsdorf 1 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt: Gemeinde Rühstädt Bestand: Sehr attraktive und weit bekannte Birnenallee mit mehr als 50 Bäumen im Ort

Sorten: Vorwiegend Solaner, Köstliche von Charneux, Bürgermeister, Williams Chris, Poiteau, Boscs Flaschenbirne, Confe- rence Birne, Gute Luise (?), Triumph de Vienne (?) * und ***

19322 Gnevsdorf 2 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt: Gemeinde Rühstädt

Bestand: Zahlreiche private Gärten mit wertvollen Obstbaum-Beständen

24 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Gnevsdorf 3 / Gemeinde Rühstädt

Kontakt: Gemeinde Rühstädt Bestand: Gnevsdorfer Holzweg, ca. 10 Jahre alte Neuanpflanzung, 31 Bäume

Sorten: Apfel, Birne abwechselnd

Schlechter Zustand, zu eng gepflanzt

19339 Groß Leppin / Gemeinde Plattenburg

Kontakt: Gemeinde Plattenburg, Ortsteil Kletzke, Dorfstraße 52 Bestand: Sehr alte Allee in Richtung Zernikow, ca. 20 Bäume

Sorten: Birnen, Pflaumen, Äpfel und eine Walnuss; Boscs Flaschenbirne, Ber- gamotte Birne (sehr selten), Harberts Renette, zwei Kaiser Wilhelm

Schlechter Zustand***

19339 Groß Leppin 2 / Gemeinde Plattenburg

Kontakt: Besitzverhältnisse unklar Bestand: Zwei große Streuobstwiesen, überwiegend Apfelbäume 1.Neuanpflanzungen (ca. 10 Jahre alt), 2. Neuanpflanzung (15 Jahre alt) wenig gepflegt

Schlechter Pflegezustand (Schafsbeweidung)

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 25 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Jagel 1 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Landschaftspflegegesellschaft Lenzen Eigentümer Andreas Ebel, Bestand: hinter der Brücke rechts, 90 Bäume, vorwiegend 10 – 15 Jahre alt, einige wenige alte Bäume,

Sorten: Äpfel, Birne, Pflaume

Schlechter Pflegezustand

19309 Jagel 2 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Landschaftspflegegesellschaft Lenzen Bestand: Allee zum Elbdeich (ca. 15 Jahre alt)

Sorten: Birnen ca. 50 Bäume, ca. 20 Jahre alt

Schlechter Pflegezustand

19309 Jagel 3 / Gemeinde Lanz

Eigentümer/ Kontakt: Gemeinde Lanz

Bestand: Walnussbäume im Ortseingang und über 50 Birnen in der Ortsmitte; ca. 25 Jahre alt; schlechter Pflegezustand

26 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Jagel 4 / Gemeinde Lanz

Kontakt: K.-L. Freese

Bestand: Mittelhorst 2, eine eng angelegte Apfel „Plantage“ mit 45 Obstbäumen und ein alter Obstgarten

19309 Jagel 5 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Günter Han Bestand: Mittelhorst 1, Streuobstwiese mit altem Bestand

Sorten: 12 Apfelbäume, 2 Birnen und ein Walnussbaum

19309 Jagel 6 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Gemeinde Lanz Bestand: Eindrucksvolle Pflaumenallee mit über 100 Bäumen; dazwischen auch einige Apfelbäume

Sorten: Wangenheim und Hauszwetschge

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 27 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Kietz / Gemeinde Wootz

Kontakt: Café Kietz, Familie Tietz

Bestand: Attraktive Streuobstwiese mit Nachpflanzungen

Kaffeegarten unter einem großen Walnussbaum

19309 Lanz 1

Kontakt: Landschaftspflegegesellschaft Lenzen Bestand: Dorfrandlage östl. Lanz, Neuanpflanzung ca. 15 bis 20 Jahre alt auf 0,5 ha 40 Bäume

Streuobstwiese in sehr schlechtem Zustand

19309 Leuengarten / Gemeinde Lenzen

Kontakt: Gemeinde Lanz Bestand: Nördl. Rudower See, Wegrandbestand; wenig Altbestand und ungepflegte Nachpflanzung

Sorten: Birnen, Pflaumen und Äpfel, Schöner von Herrnhuth sowie Goldparmäne

28 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19336 Legde 1 / Gemeinde Legde/Quitzöbel

Kontakt: Gemeinde Legde/Quitzöbel Bestand: Von Legde in Richtung Abbendorf - eindrucksvolle Obstallee mit über 100 Bäumen (gepflanzt vermutlich nach 1945), Sorten: Im ersten Drittel ausschließlich Hauszwetschgen (von Legde nach Ab- bendorf kommend) dann abwechselnd Kaiser Wilhelm, Altmärker Pfann- kuchenapfel, Ontario, ein Exemplar Croncel (Südost-Seite), ein Exemplar Landsberger Renette (Südost-Seite), viermal unbestimmte Sorte (Nordwest-Seite evtl. Horneburger Pfannkuchenapfel) **

19336 Legde 2 / Gemeinde Legde/Quitzöbel

Kontakt: Peter van Bürk Bestand: Dorfstraße 2, Ehemaliger Pfarrgarten Streuobstwiese mit altem Bestand und einigen Nachpflanzungen

Schafsbeweidung mit Heidschnucken

19336 Lennewitz / Gemeinde Legde/Quitzöbel

Kontakt: Anneliese Schulz Bestand: Gegenüber Kirche attraktive Hofanlage mit imposantem Walnussbaum

Sorten: Große Solaner Birne vor dem Haus, 1910 vom Großvater gepflanzt

Ferienwohnung

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 29 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Lenzen 1

Kontakt: Landschaftspflegegesellschaft Lenzen Bestand: Musterstreuobstwiese, Ausbau, ca. 200 Bäume unterschiedlicher Sor- ten, ca. 25 Jahre alt Sorten: Gravensteiner, Boskoop, Rosenapfel, Goldparmäne, Ontario, James Grieve, Bohnapfel, Kaiser Wilhelm, Clapps Liebling, Gute Luise, Williams Christ, Köstliche von Charneux, Pflaumen, Kirschen

Zahlreiche Veredlungvsersuche, u.a. Herzvaterapfel

19309 Lenzen 2

Kontakt: BUND Niedersachsen, Trägerverbund Burg Lenzen e.V. Burgstraße 3, 19309 Lenzen (Elbe) Leiterin Besucherzentrum Susanne Gerstner Bestand: Burgpark mit ca. 70 Obstbäumen, davon 30 unter 10 Jahren

Sorten: Birnenquitten, Williams Christ, Boskoop, Köstliche von Charneux, Gravensteiner, Ontario, Rheinischer Bohnapfel, Baumanns Renette, Klar- apfel, Süßkirschen **

19309 Lenzen 3

Kontakt: Landschaftspflegegesellschaft Lenzen Ansprechpartner: Familie Seifert (Pächter) Bestand: Ausbau 1; sehr attraktive Streuobstwiese (angelegt als Teil des Natur- lehrgartens) mit ca. 20 Obstbäumen, Pflanzplan beim Pächter einsehbar

Auf dem Gelände befindet sich ein Kiosk, in dem die „Faden11 Freizeitmanufaktur“ regionale Lebensmittel anbietet und einen Spielgarten betreibt.

30 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Lenzen 4

Kontakt: Hof Rademacher / Anne Wißling, Horst Möhring Bestand: Ausbau 2, Lenzen Streuobstwiese mit ca. 25 Bäumen

Sorten: 10 ältere Bäume u.a. Boskoop und Cox Orange, 15 Nachpflanzungen

Ferienwohnungen, Schafsbeweidung

19309 Lenzen 5

Kontakt/ Eigentümer: Landschaftspflegegesellschaft Lenzen, Stadt Lenzen

Bestand: Am Chausseehaus, große Streuobstwiese mit 40 älteren Bäumen; an der Kreisstraße 195 von Lenzen in Richtung Mödlich

Sorten: Solaner Birne und viele unbekannte Sorten ***

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 31 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Lütjenheide / Stadt Wittenberge

Kontakt: Herr Theek, Dorfstraße 1 Bestand: Große attraktive Streuobstwiese mit 34 Bäumen direkt an der Dorfstraße

Schafbeweidung

19322 Lütjenheide 3 / Stadt Wittenberge

Kontakt: Architekt Herr Dubai (ehemalier Eigentümer: Theek) Bestand: Dorfstraße 2; Obstwiese mit Pferden, sehr alte Bäume

---- foto rein, was passt - ohne ortsbezug ---- ggfls. luetkenwisch, privater garten

32 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Lütkenwisch 1 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Andreas Ebel Bestand: Elbstraße 1: Streuobstwiesen, einige alte Bäume und Nachpflanzung 2005; Elbstraße 8: sehr alter Bestand in der Dorfmitte, Sorten: Elbstraße 1: Gravensteiner, Carola, Williams Christ und Gellerts Butterbirnen; Elbstraße 8: Alte Birnbäume, Klarapfel, Zwetschgen und Mirabellen

19309 Lütkenwisch 2 / Gemeinde Lanz

Kontakt: Hugo Han, Hermann-Löns-Straße, 29439 Lüchow Bestand: Elbstraße 6, Streuobstwiese mit altem Bestand: 12 Bäume, 2 auffallende Birnbäume,

Sorten: einer davon ein Zweisortenbaum, Boskoop, Golden Delicius und ein „Berliner“ (Hasenkopf)

19309 Mödlich 1 / Gemeinde Lenzerwische

Kontakt/ Eigentümer: Andreas Haas, Lenzenerstr.13 Bestand: Streuobstwiese am Elbdeich, ältere Bäume

Sorten: Kaiser Wilhelm, Ontario, Geheimrat Breuhahn, Altländer Pfannkuchen, 4 Nachpflanzungen Goldparmäne, Berlepsch, Altländer Pfannkuchen

Bienen und Moorschnucken; Gartenlokal am Elbdeich; kleine Lohnmosterei; Hydropresse, die die Umgebung bedient (ca. 8000 l pro Jahr)

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 33 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Mödlich 2

Kontakt: Familie Keck, Lenznerstraße 19 Bestand: Streuobstwiese mit 13 Bäumen, zwei extrem hohe alte Birnen

Sorten: Birnen sollten bestimmt werden

19309 Mödlich 3

Kontakt: Kontakt über Harald Pester (> 10) Bestand: Alter, gepflegter Bestand; 1927 angelegt mit Nachpflanzungen aus der DDR-Zeit (20 Bäume) Sorten: Landsberger Renette, Klarapfel, Gloster, Hermes, Ingrid Marie, Altländer Pfannkuchen, Elektra, Cox Orange, Roter Boskoop, Grüner Boskoop, Jakob Lebel, Herzvaterapfel, Hosteiner Cox, Berliner (Hasenkopf), Ontario, Gravensteiner

19322 Rühstädt 1

Kontakt/ Eigentümer: NABU Brandenburg, Martina Grade, Sachbearbeiterin Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe - Brandenburg Neuhausstraße 9, 19322 Rühstädt Bestand: Streuobstwiese hinter dem Besucherzentrum

Regelmäßiger Obstbaumverkauf im Herbst; Aktionstage zu Themen rund um den Naturschutz und den Erhalt der alten Obstsorten; Mitveranstalter Apfelmarkt Wittenberge

34 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Rühstädt 2

Kontakt: Gemeinde Rühstädt Bestand: Weit über 100 Bäume im Dorf verteilt, hauptsächlich entlang der Stra- ßen

Sorten: 80% Birnen, 20 % Äpfel

Schlecht gepflegt

19322 Rühstädt 3

Kontakt/ Eigentümerin: Gemeinde Rühstädt

Bestand: Allee am Fohlenstallweg, Wirtschaftsweg südl. vom Dorf, 32 Bäume, Äpfel und Birnen, ca. 10 Jahre alt, ungepflegt

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 35 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Seedorf 1 / Stadt Lenzen

Kontakt: Wilhelm Busse, Seedorf Bestand: Löcknitzerstr. 12, Streuobstwiese mit sehr alten Bäumen

Sorten: Klarapfel, Jakob Lebel, Kaiser Wilhelm, Cox Orange

Liefern zu Voelkel

19309 Seedorf 2 / Stadt Lenzen

Kontakt: Paul Eschen? Bestand: Einreihige Allee südöstl. Seedorf, 37 Bäume, ca. 10 – 15 Jahre alt Sorten: Süßkirschen, James Grieve, Jonathan, Gloster, Pflaumen, Jonah Gored, Altländer Pfannkuchen, Goldparmäne und diverse nicht zu bestimmen- de Äpfel, Walnuss

überwiegend sehr schlechter Zustand ***

36 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19339 Storbeckshof / Gemeinde Plattenburg

Kontakt: Daniela Dörfel

Bestand: Storbeckshof 16, Bauerngarten mit 14 alten und nachgepflanzten Bäumen

19309 Unbesandten / Gemeinde Lenzerwische

Kontakt: Thilo Franke, Lenzerwische 21 Bestand: 2 Streuobstwiesen, attraktiver alter Bestand mit 10 Bäumen, davon ein Zwei- und ein Dreisortenbaum, Neuanpflanzung mit 23 Bäumen

Ehemals Hof von Siegfried Mertens

19309 Unbesandten / Gemeinde Lenzerwische

Kontakt: Margot und Wolfgang Pauli, Inhaberin: Margot Pauli Bestand: Bauernhaus Pauli, Am Elbdeich 4, Streuobstwiesen mit 154 Bäumen; Musterwiese mit DDR-Sorten, Pflaumenallee mit ca. 220 Bäumen Sorten: Ontario, Purpurroter Cosinot, Gravensteiner, Boskoop, Kaiser Wilhlem, Schöner von Herrnhuth, Seestermüher Zitronenapfel

Schafshaltung, Mitglied im Bio-Streuobstverein, liefern zu Voelkel, verkaufen den Saft und Obst an ihre Gäste, Ferienwohnungen

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 37 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19322 Weisen

Kontakt: Gemeinde Weisen, Bürgermeister Leue Bestand: Obstbäume am Naturerlebnispunkt am Sportplatz und eingezäunte Baumallee am Weisener Berg

Sorten: Äpfel und einige Birnen, ca. 30 - 40 Jahre alt

Naturerlebnispunkt (Teich und Wohnmobilstellplatz)

19309 Wootz

Kontakt: W. Morhenn, und Kathleen H. Meyer, Am Elbdeich 10 Bestand: Streuobstwiese in der Feldmark

19309 Wustrow

Kontakt: Siegesmund Mackel Bestand: Drei aneinandergrenzende Streuobstwiesen im Dorf (hinter seinem Hof, Wiesenstraße 4) mit ca. 85 alten Bäumen und 15 Nachpflanzungen Sorten: Berner Rosenapfel, Roter Kardinal, Roter, Grüner und Gelber Boskoop, Kaiser Wilhelm, James Grieve, Klarapfel, Schöner von Herrnhuth, ein sehr alter Jakob Lebel. Birnen: Bürgermeister, Williams Christ, Butterbirne Verkauft sein Obst auf Märkten

38 Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.3 Übersicht der Einzelbestände

19309 Wustrow

Kontakt: Siegesmund Mackel Bestand: Eindrucksvolle Wildobstallee südlich der Straße zwischen Lanz und Ferbitz, kurz vor Ferbitz, 70 Bäume, gepflanzt 1994, im Pflanzgar- ten Wustrow angezogen

Sorten: 20 Äpfel, 35 Birnen, 35 Kirschen

Verteilung der Obstarten im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Äpfel = 58 %

Birnen = 29 %

Pflaumen = 7,2 %

Kirschen = 5,8 %

Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 39 2.4 Die beliebtesten Obstsorten / Äpfel

Alte Apfelsorten in der Prignitz

Altländer Pfannkuchen Apfel von Croncels Baumanns Renette

Coulon Renette Danziger Kantapfel Finkenwerder Herbstprinz Fürst Blücher

Die Zusammenstellung der Obstsorten stammt von Anke Brandes, Lenzen (>4.2). Nach jahrelanger Recherche hat sie diese Sorten in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren als die beliebtesten und bewährtesten der Region identifiziert - ohne An- spruch auf Vollständigkeit.

40 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.4 Die beliebtesten Obstsorten / Äpfel

Historischen Schatz für die Zukunft retten

Geflammter Kardinal Goldparmäne Gravensteiner

Herzvater-Apfel Holsteiner Cox Jonagold Kaiser Wilhelm

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 41 2.4 Die beliebtesten Obstsorten / Äpfel

Nathusius Taubenapfel Ontario Rheinischer Bohnapfel Rheinischer Rambour

Bewährt und beliebt

Schöner von Boskoop Schöner von Nordhausen Uelzener Rambour

42 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 2.4 Die beliebtesten Obstsorten / Birnen

Einzigartige Vielfalt

Köstliche von Charneux Gellerts Butterbirne Alexander Lucas

Unvergleichlicher Geschmack

Gräfin von Paris Kochbirne Konferenzbirne

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 43 3. Bereits bestehende Verwertungs-, Verarbeitungs und Vermarktungswege

3.1 Mostereien, Mobile Saftpresse

In unmittelbarer Nähe des Untersuchungs- freiem Fall“. Das bedeutet, dass aus dem Von diesem Trend könnte die Region in Zu- raumes gibt es zwei der größten Saftherstel- Untersuchungsraum heraus z. Zt. keine kunft profitieren. ler Norddeutschlands. Die Riha Wesergold Aussichten bestehen, über die Anlieferung Getränke Gmbh liegt in weniger als 100 km von Obst an Mostereien nennenswerte Ge- Eine kleine Mosterei wird in Mödlich bei Len- Entfernung und die Firma Voelkel nur durch die winne zu erzielen. zen betrieben. Mit seinen 8000 l im Jahr ist Elbe getrennt in direkter Nachbarschaft. der Betreiber zufrieden und möchte sich auch Neben Riha und Voelkel ist die Firma Ky- nicht erweitern. Beide Firmen haben - mit entsprechenden ritzer Fruchtsäfte vergleichsweise klein. Subventionen - in den letzten beiden Jahren Erfahrungsgemäß wird diese Firma nur aus Weitere Mostereien liegen so weit entfernt, viele Millionen Euro in ihre Werke investiert. einem Umkreis von ca. 50 km angefahren, dass sie wegen der langen Wege kaum ge- Während Riha den Markt bei konventionellen was knapp die Hälfte des Untersuchungs- nutzt werden. Säften dominiert, führt Voelkel die Biosafther- gebietes mit einbezieht. Es ist ein Familien- stellung in Deutschland an. unternehmen, das als klassische Lohnmos- Diese Nachbarschaftmosterei ist sehr beliebt terei geführt wird. und als Modell zu empfehlen. Es fördert den Die Riha kauft die Äpfel für ihre Produktion Zusammenhalt und passt zu dem Slogan für um die 8 Ct ein. Die Möglichkeiten, die die Die Chefin der Firma Kyritzer Fruchtsäfte, „Kurze Wege – langer Genuss“. Die Mobile Firma Voelkel für die Region bietet, sind wegen Rosemarie Wietz, berichtet, dass auch den Presse vom „Apfelkönig“ bedient nur den Ost- der z.T. langen Wege und der Trennung durch Großabnehmern wie Riha Gold zunehmend teil der Region (> 5.1) die Elbe wenig attraktiv. Außerdem ist die Bio- an den alten Apfelsorten gelegen ist. „Die zertifizierung mit einigen Hürden verbunden. Früchte aus dem Garten und von Streu- obstwiesen geben erst das richtige Aroma.“ 2014 titelte NABU.de „Mostobstpreise in (MAZ 6.08.2014)

44 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 3. Bereits bestehende Verwertungs-, Verarbeitungs und Vermarktungswege

3.2. Hofläden und andere Verkaufsstellen

Das Angebot an Hofläden, die sich öffentlich Unter anderem deshalb sind Verkaufsstellen war der Bahnhof eine Nummer zu groß. Und präsentieren ist im Untersuchungsgebiet auf- in den letzten Jahren geschlossen worden, so entstand in Kooperation von Stadt und fallend klein. Es ist zu vermuten, dass sich hier wie der attraktive Hofladen in Lenzen. APG ein gemeinsames Nutzungskonzept“, ein grauer Markt entwickelt hat, weil einigen erzählt Glaeser. Anbietern die bürokratischen Hürden zu hoch Ausnahme und Leuchtturm in der Region ist erscheinen und sie ihre Produkte privat ver- der Bahnhof von Bad Wilsnack als Direkt- „Wir versprechen uns mit diesem Konzept markten. vermarkter. Die Betreiber des Bistros bieten eine Förderung und Entwicklung besonders eine umfassende Auswahl regionaler Pro- des Tourismus, was der Stadt und dem Es ist sinnvoll, im Rahmen weiterer Vorhaben, dukte an. Obst ist dort allerdings bisher nur Umland zugleich zu Gute kommt“, bekräftigt hier verstärkt Anstrengungen über die Kyritzer Obstsäfte Dieter Spielmann, neu gewähltes ehrenamt- zu unternehmen, weil in diesem vertreten. liches Stadtoberhaupt. Bereich niedrigschwellige An- gebote mit den entsprechenden Dirk Glaeser ist Vorstands- Finanziert wird das Vorhaben durch Eigen- Vermarktungsstrategien einen vorsitzender der Agrar- mittel des Investors und durch Gelder aus wichtigen Beitrag leisten könn- produktivgenossenschaft dem Agrarinvestitionsförderprogramm Teil ten. (> 7.3) APG Abbendorf, die die 3 ‚Diversifizierung‘. Es ermöglicht Landwirt- Liegenschaft von der Stadt schaftsunternehmen, zusätzlich zur eigent- Auch die Anzahl von anderen gekauft hatte. lichen Produktion weitere Einnahmequellen Verkaufsstellen für regionale Pro- zu erschließen, wie Direktvermarktung oder dukte ist klein und für Obst und „Wir suchten schon lange Ferienquartiere. Obstprodukte bisher fast nicht nach einer Möglichkeit (Der Prignitzer 7.09.2015) vorhanden. Der Landmarkt in der Direktvermarktung für Weisen strukturiert sein Angebot Produkte der Region. Ur- Wie dieses erfolgversprechende Projekt aktuell um. Der beliebte Kartof- gedanke war die Schaffung auch zur Vermarktung von weiteren Obst- felmarkt findet nicht mehr statt. eines Hofladens. Dann bot und Obstprodukten beitragen könnte, kann Feste Verkaufsstellen sind mit sich der Stadt die Möglich- ein zentrales Vorhaben für die Zukunft sein. hohen Personalkosten verbun- keit, den Bahnhof zu erwer- ( > 2.2.4) den. ben, die ihrerseits nach Nutzungsvarianten für das Gebäude suchte. Für unser Anliegen

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 45 3. bereits bestehende Verwertungs, - Verarbeitungs und Vermarktungswege

3.3 Gastronomie + Tagungshäuser

19322 Abbendorf 19322 Hinzdorf 19309 Lenzen „Dörpkrog an Diek“ ... Bauerncafé „Scherfs Hof“ Burgrestaurant Lenzen Am Deich 7 Dorfstraße 6 Burgstraße 3 fon 038791 7233 fon 03877 561 565 fon 038792 5078-300/-361 URL: doerpkrog-an-diek.de URL: bauerncafe-hinzdorf.npage.de URL: burghotel-lenzen.de/gastronomie

19336 Bad Wilsnack 19309 Kietz 19309 Lenzerwische BahnhofsQuartier / Bistro Café Elbeflair Bistro Deichkieker Am Bahnhof 1 Ringstraße 10 Lenzener Str. 18A fon 038791 179797 fon 038792-1401 Tel.: 038792 50404 URL: landhaus-elbeflair.de 19336 Bad Wilsnack 19322 Rühstädt Hotel Ambiente 19309 Kietz Gaststätte Rosenhof Dr.-Wilhelm-Külz-Straße 5a Café „Zur Alten Wencksternburg“ Wittenberger Str. 2 fon 038791 760 Inhaber Siegrid und Michael Tietz fon 038791 6345 URL: www.hotelambiente.com Ringstraße 3 fon 038792 - 1890 19322 Rühstädt 19309 Breetz URL: cafe-kietz.de Landgasthaus Storchenkrug Café „Raum für Altes und Schönes“ Am Schloß 1 Kastanienallee 9 19309 Mödlich fon 038791 9970 fon 038792 50357 Gartenlokal am Elbdeich www.storchenkrug-online.de Eigentümer: Andreas Haas Lenzenerstr.13 19357 Boberow Tel: 038792-7790 19322 Rühstädt Moorscheune URL: pension-am-elbdeich.de Zum Storchenhof Mellener Weg 3 Rühstädter Dorfstr. 11 fon 038781 429599 19309 Mödlich fon 038791 6642 URL: www.moorscheune.de Hotel-Restaurant „Alte Fischerkate“ www.storchenhof-jantzen.de Inhaber Ute und Peter Dreßler 19309 Ferbitz Lenzener Straße 35 19309 Seedorf / Lenzen Landgasthaus Bauer fon 038792 12 12 Café und Pension „Löcknitz-Terrasse“ Inhaber Roland Bauer URL: altefischerkate.de Zur Kegelbahn 9 Lenzener Straße 8 fon 038792 7327 fon 038780 7369 URL: cafe-loecknitzterrasse.de URL: landgasthaus-bauer.de

46 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 3. bereits bestehende Verwertungs, - Verarbeitungs und Vermarktungswege

3.4 Märkte

19309 Unbesandten Wochenmärkte gibt es nur zwei Mal in der Woche in Wittenberge, und einmal im nahegelegenen Alter Hof am Elbdeich Dömitz sowie in Bad Wilsnack. Am Elbdeich 25 fon 038758 35780 Größer ist dagegen die Anzahl der Dorffeste vom Schlachte- zum Erntefest und unzähligen URL: alter-hof-am-elbdeich.de Veranstaltungen über die Region verteilt wie z. B. das beliebte Pilgerfest. Insbesondere wäh- rend des Prignitzer Sommers gibt es zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. Tagungshäuser

19309 Unbesandten Die zunehmende Beliebtheit dieser Veranstaltungen, bei denen das Essen und Trinken einen Landhaus Lenzener Elbtalaue großen Raum einnimmt, könnten für den Verkauf von Obst und Obstprodukten stärker genutzt Am Elbdeich 20 werden. fon 038758 364911 URL: www.landhaus-lenzener-elbtalaue.de Der jährliche Apfelmarkt in Wittenberge ist inzwischen etabliert. Zusätzliche Attraktionen sind anzustreben. Bedauerlich ist, dass es in Lenzen kein entsprechendes Angebot mehr gibt. 19309 Leuengarten / Lenzen Christliche Begegnungsstätte Haus Lenzen Leuengarten 2 fon 038792 98 70 URL: www.haus-lenzen.de

19309 Lenzen Burghotel Lenzen Burg Str. 3 fon 038792 5078300 URL: www.burghotel-lenzen.de

Apfelmarkt in Wittenberge

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 47 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.1 Auswertung der Fragebögen

4.1.1 Altersstruktur der Bestände

Es wurden im Verlauf der Erstellung der Studie 35 Interviews mit Besitzern von Streuobstbeständen geführt. Diese aktivierenden Befragungen dauer- ten zwischen 5 Minuten und einer Stunde. Die Gespräche wurden an Hand von Fragebögen geführt und im Rahmen dieser Studie in Kapitel > 4.1.1 ausgewertet. Die Resonanz war – von einer Ausnahme abgesehen – sehr positiv. Seit der Auftaktveranstaltung im Oktober 2014 sind aus diesen Gesprächen zahlreiche weitere Kontakte entstanden, an die in Zukunft angeknüpft werden kann. Eine zentrale Frage bezog sich auf Anregungen und Wünsche.

Darüber hinaus wurde untersucht, wie der Pflegezustand der Bestände ist und wie sich die Altersstruktur der Bäume darstellt:

= Älter als 30 Jahre (43,12 %)

= 10 bis 30 Jahre alt (29,41 %)

= unter 10 Jahre alt (27,47 %)

48 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.1.2 Anregungen und Wünsche

Der Wunsch nach Unterstützung bei der Pflege mung, Fachvorträgen und interessanten, > Bildungs- und Beratungsangebote der Bestände war das wichtigste Thema in unterhaltsamen Angeboten begrüßt. Das An- > Unterstützung bei der Pflege der den Gesprächen. In diesem Zusammenhang gebot einer Mobilen Mosterei wurde immer Bestände und beim Nachpflanzen wurden auch Schnittkurse und andere Fortbil- wieder gewünscht. > Mobile Saftpresse dungen gewünscht. > Einrichtung von Sammelstellen Das Thema Aufwuchs und Schafshaltung > Sammelaktion für die Vermarktung Die Überalterung der Bestände und die man- beschäftigt die Besitzer von größeren Be- > Verkaufsstellen einrichten gelnde Nachfolge der immer älter werdenden ständen. > Aktionstage mit Sortenbestimmung Streuobstwiesenbesitzer ist ein zentrales The- Allgemein wünschen sich die Streuobstwie- > Gesamtkonzept für die Verwertung und ma. „Da bleibt nur die Hoffnung auf die Enkel“, senbesitzer Unterstützung bei der Vermark- Vermarktung ist ein Satz der mehrfach zu hören war. Die tung, zum Beispiel durch die Einrichtung von zweite Generation wandert oft ab oder hat kein Sammelstellen. Interesse.

Was die gemeindeeigenen Flächen angeht, so sollten sich die Kommunen nach Ansicht der meisten Befragten stärker in das Management der Streuobstbestände innerhalb der Dörfer einbringen, insbesondere was den Pflegerück- stand angeht.

Einhellig werden Apfeltage mit Sortenbestim-

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 49 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.2 Akteursinterviews

Emotionen ansprechen Anke Brandes /

Anke Brandes gehört zu der Gruppe um „Apfelmarkt“ in Wittenberge. Für die Region und Emotionen miteinander verbunden Horst Möhring, die sich nach der Wende von um Lenzen ist das ein Verlust, denn Witten- aufbereitet werden können. Menschen seien Lenzen aus, dem Erhalt der alten Obstsorten berge ist für einige Menschen aus der Lenz- über „Geschichten“ gut zu erreichen. und der Artenvielfalt verschrieben hatte. ner Wische schwer zu erreichen. Die wichtige Funktion der alten Bestände Insbesondere hat sie in ihrer Funktion als Ihr vordringlichster Wunsch für die Zukunft für den Naturschutz sollte erlebbar gemacht Geschäftsführerin des Landschaftspflegever- ist die Pflege der vorhandenen Bestände, werden, ob durch Exkursionen, Aktivitäten bandes jahrelang mit großem Einsatz alles sowohl der älteren als auch der Nach- und an den Schulen oder in Bildungseinrichtun- dafür getan, dass in der Region der Wert der Neuanpflanzungen aus der Ära Möhring. gen wie Burg Lenzen. alten Sorten, die Pflege des Bestandes und Sie sieht es als dringlich an, einige der sehr das Nachpflanzen ein Anliegen vieler Men- seltenen alten Sorten zu vermehren um In Bezug auf die Vermarktung von regiona- schen wurde. Die Organisation der „Apfelta- ihren Erhalt zu sichern, z.B. den Geflammten len Produkten hat Anke Brandes vielfältige ge“ auf der Burg Lenzen mit Fachvorträgen, Kardinal. Erfahrungen und empfiehlt, sehr niedrig- Sortenbestimmung, Obstverkauf und vielem schwellige Angebote über Märkte, Hofläden mehr war ein Anziehungspunkt, zu dem Der emotionale Zugang zu dem Thema soll- und die Gastronomie zu vernetzen und zu auch Besucher von weiter her nach Lenzen te über Kochkurse oder spezielle Prignitzer unterstützen. kamen, oblag immer Anke Brandes. Rezeptbücher gefördert werden.Das „Apfel- Die Veränderungen in den Organisations- buch Berlin-Brandenburg“ trägt zum Bei- > Apfeltage strukturen rund um die Projekte in Lenzen spiel Geschichten und vergessenes Wissen > Kochevents oder -bücher und fehlender Nachwuchs haben dazu um 40 Apfelsorten und ihre Züchter zusam- > Vermehrung zum Erhalt der seltenen Sorten geführt, dass sich der Landschaftspflegever- men, erzählt Anekdoten und erläutert Hinter- > Bedeutung für den Naturschutz band aufgelöst hat. Die Tradition der „Apfel- gründe. Aus Anke Brandes Sicht ist dieses > Niedrigschwellige Angebote für die Ver- tage“ findet jetzt eine Fortsetzung durch den Buch ein ideales Beispiel, wie Informationen marktung

50 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

Der richtige Schnitt Urte Delft / Barenthin Dipl.-Ing (FH) für Landschaftsnutzung und Naturschutz

MAZ-online 8.03.2013: „Die Barenthinerin an erster Stelle. Besonders die Pflege von von Urte Delft im besonderen Wert der alten Urte Delft weiß, wie man Obstbäumen zu großkronigen Bäumen sollte von gut ausge- Sorten für Allergiker. einem guten Wachstum verhelfen kann. Sie bildeten Fachleuten durchgeführt werden. Darüber hinaus setzt sie ihre Hoffnung da- kennt sich bestens aus in Sachen Baum- rauf, dass in einem langsamen Prozess die schnitt und gibt ihr Wissen gern weiter. Im Verkauf von Tafelobst sieht sie für die Geschmackvielfalt der alten Sorten gegen- Region keine Erfolgschancen. Mobile Apfel- über den „Industrieäpfeln“ langsam mehr Kürzlich leitete die Diplomingenieurin für pressen könnten dem Nichternten entgegen- Interessenten und Käufer finden wird. Landnutzung und Naturschutz ein Seminar wirken. Eine Sensibilisierung und Aktivierung innerhalb der Winterakademie in Blumenthal. von Dorfgemeinschaften, die professionell > Professionelle Pflege der Bestände betreut werden, wären wünschenswert. > Vielfalt der Sorten als wertvolles Kulturgut Schnitt-, Veredlungskurse und Beratung > Aktivierung von Dorfgemeinschaften werden in der Region häufig von Urte Delft Aktuell führt sie Beratungen auf der Bun- > Verkostungen angeboten. Sie schneidet private Streuobst- desgartenschau durch. Sie verbindet ihre > Vermarktung an Allergiker wiesen und bestimmt Äpfel und Birnen auf Informationsarbeit immer mit Verkostungen. Apfeltagen und ähnlichen Veranstaltungen.“ „Man muss die Menschen mit allen Sinnen ansprechen und über das Probieren finden Urte Delft ist Mitglied im Deutschen Pomolo- viele Menschen den Zugang zu den wohl- genverein. schmeckenden alten Sorten.“

Im Gespräch mit ihr steht wieder das Bedau- Neue, vielversprechende Vermarktungs- ern um die mangelnde Pflege der Bestände möglichkeiten ergeben sich nach Ansicht

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 51 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.2 Akteursinterviews

Mangelnde Pflege Paul Eschen / Dorfverein Eldenburg

Als Aktivist im Dorfverein Eldenburg kümmert er sich mit einigen Mitstreitern um die fast 200 Obstbäume aus der Ära Möhring und einige ältere Bestände.

Das heißt, dass die meisten Bäume ca. 15 bis 20 Jahre alt sind. Nach seiner Aussage schaf- fen die Akteure nur die allernötigste Pflege der Bestände. Meist läuft es darauf hinaus, dass lediglich abgebrochene Äste entfernt werden.

Eine Unterstützung der gemeinschaftlichen Pflege von Bäumen im und um das Dorf er- scheint Paul Eschen sinnvol. > Dringender Bedarf auf Unterstützung bei Auch der Aufwuchs bedeutet für sie ein zuneh- der Pflege der Bäume mendes Problem. Zur Zeit schaffen sie es nur > Beratung und Unterstützung beim Um- einmal im Jahr zu mähen. gang mit dem Aufwuchs

52 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

Neue Wege bei der Vermarktung Dirk Glaeser / Bad Wilsnack Geschäftsführer Agrarproduktivgenossenschaft eG Abbendorf

Für die aus DDR-Zeiten übernommenen Den Menschen kommt es nach dem Ein- Obstbestände und einige nach der Wende druck von Glaeser nicht so sehr auf Bioqua- erfolgten Pflanzungen zeigt Dirk Glaeser lität an, vielmehr möchten besonders die großes Interesse. Im Rahmen seiner finan- Touristen das kaufen oder essen, was aus ziellen und zeitlichen Ressourcen sieht er der Region stammt, die sie bereisen. kaum Möglichkeiten sich um die Bestände zu kümmern. Zunehmende Überalterung der > Überalterung der Bestände Bäume machen Probleme. Die Trockenpe- > Mangelnde Ressourcen für Pflegemaß- rioden der letzten Jahre wirken sich bei den nahmen nach der Wende gepflanzten Bäumen sehr > Zunehmende Trockenperioden negativ aus. > Probleme mit dem Aufwuchs > Vermarktungsplattformen und Stütz In Rahmen seiner Geschäftsführertätigkeit punkte für den Verkauf hat Glaeser den Ausbau des Bahnhofs Bad > Erhalt durch Nutzung BahnhofsQuartier Bad Wilsnack Wilsnack voran getrieben (> 2.2.4). Dieses > Regionalität Vorbildprojekt ist für ihn der erste Schritt auf dem Weg zur Direktvermarktung.

Wichtig ist es ihm zu betonen, dass er einen zunehmenden Trend zur Nachfrage nach regi- onalen Produkten beobachtet.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 53 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.2 Akteursinterviews

Vermarktungsstrategien entwickeln Martina Grade, Sachbearbeiterin Bio- sphärenreservat Flusslandschaft Elbe- Brandenburg

Martina Grade hat sich seit vielen Jahren im älter, ohne dass eine geeignete Nachfolge Zusammenhang mit dem Knieper Kohl. Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit im Be- in Sicht wäre. Den jungen Leuten und Erben sucherzentrum Rühstädt um den Erhalt der müsste verstärkt der Wert der alten Obstsor- Wochenmärkte, Feste aller Art, die Elbland- alten Obstsorten in der Region gekümmert. ten näher gebracht werden. partie, die Tage der offenen Gärten sowie Ateliers und Denkmäler könnten zusätzlich Sie ist federführend für den jährlichen Obst- Themen wie Gesunde Ernährung, Umwelt- genutzt werden, um den Verkauf von regio- baumverkauf in Rühstädt verantwortlich, der schutz, Regionalität und Einkaufsverhalten nalen Produkten zu fördern. sich zunehmend zu einer etablierten und be- sollten hier eine Rolle spielen. Ob das mit liebten Einkaufsmöglichkeit entwickelt hat. Hilfe von Kochkursen, Fernsehbeiträgen Des weiteren regt sie kulinarische Wochen oder über die Schulen gemacht werden an, bei denen als Beispiel die Birne in Zu- Insgesamt wurden auf diese Weise in den könnte, ist zu überlegen. Auch Dorfvereine, sammenhang mit den überall veranstalteten letzten Jahren 3600 Bäume gekauft. Dabei Volkshochschulen und Fördervereine könn- „Wildwochen“ eine Rolle spielen könnte. wurden besonders die alten Obstsorten und ten angeregt werden hierzu einen Beitrag zu Hochstämme empfohlen. leisten. Außerdem schlägt sie vor, die Vernetzung durch das Projekt „Partnerbetriebe“, das es Für diese zahlreichen privaten Gartenbesit- In der Direktvermarktung, z.B. über Hoflä- bereits für die Biosphärenregion gibt, auszu- zer werden in Rühstädt Schnitt-und Vered- den, sieht sie eine Chance für die zuneh- bauen und zu intensivieren. lungskruse durchgeführt. In diesem Bereich mend bessere Verwertung von Obst. Bei- bestehen aus ihrer Sicht zunehmend weitere spielhaft sind für sie dabei die regionalen > Bildungs-und Beratungsangebote Bedarfe. Vermarktungsstrategien des Quitzower Öls, > Aufklärung das Angebot der Produkte von Dr. Otto in > Direktvermarktung Nach ihren Beobachtungen werden außer- Wittenberge (Liköre und Öle), des Prignitzer > Aktionswochen dem die privaten Streuobstbesitzer immer Kräuterhofs und besonders die Werbung in > Vernetzung

54 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

Waschbären bedrohen den Obstanbau Siegesmund Mackel / Wustrow Landwirt

Siegesmund Mackel war und ist eine der An erster Stelle wünscht er sich mehr Unter- Absolut schädlich für die Idee, die Freude an treibenden Kräfte in dem Bemühen, die Streu- stützung von Ämtern und Ministerien bei der den alten Obstsorten zu fördern, ist für ihn die obstbestände zu erhalten, ihren Wert erfahrbar Pflege und dem Nachpflanzen von Obst- zunehmende Verbreitung der Waschbären. Die zu machen, ihre Pflege zu gewährleisten und bäumen. Ein Abbau der Bürokratie ist für Tiere vernichten nicht nur zahlreiche Ernten, das Nachpflanzen zu fördern. Er ist Landwirt ihn eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sie schädigen auch die Bäume, weil sie durch und bewirtschaftet drei Streuobstwiesen in die jüngere Generation für Ideen in Richtung ihr Gewicht immer wieder Äste zum Abbrechen seinem Dorf. Des Weiteren unterstützt er das Erhalt, Neuanpflanzung, Verwertung und bringen. alljährliche Schlachtefest und kirchliche Feiern. Vermarktung gewonnen werden kann. Er schlägt vor, dass in der Region Lebendfallen Siegesmund Mackel gehört zu den Mitarbei- Seine Wünsche beziehen sich darüber gratis verteilt sowie Munition oder Prämien für tern, die in der Ära Möhring eine wichtige Rolle hinaus auf den Erhalt einzelner sehr seltener den Abschuss bezahlt werden. gespielt haben. Er betreute den Pflanzgarten in Sorten wie den Herzvaterapfel. Er schlägt Wustrow, von dem aus die Region mit Bäumen vor, bei der Vermarktung neue Wege ein- > Finanzielle Unterstützung bei der Pflege versorgt wurde. Ihm liegt neben den veredel- zuschlagen, wie z.B. die Herstellung von der Bestände ten alten Sorten auch das Wildobst sehr am Apfelchips. > Abbau von Bürokratie Herzen. > Kampagnen zum Erhalt der seltenen Sorten Der Verkauf von Obst und Obstprodukten > Entwicklung von neuen Produkten Aus seiner Jugend erinnert er, dass es im könnte über die unzähligen Dorffeste ver- > Dorffeste als Vermarktungsplatz verstetigen Wesentlichen zwei Apfelsorten gab, die jeder stetigt werden. Diese Dorffeste erfreuen sich > Kampf dem Waschbären in seinem Garten hatte: Altländer Pfannkuchen zunehmender Beliebtheit und könnten auch und den Boskoop. als Forum für das Vermitteln von Informatio- nen dienen.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 55 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.2 Akteursinterviews

Erhalt der alten Sorten Harald Pester Diplom-Agraringenieur

Er arbeitete vor der Wende in der LPG in Len- brauch zu machen. > Bemühungen um den Erhalt der seltenen zen und anschließend in der Naturparkverwal- Sorten tung in Lenzen. Die ländliche Gastronomie anzuregen und zu > Bildungs- und Beratungsangebote unterstützen, das eigene Obst aus der Nach- > Gastronomie unterstützen In enger Zusammenarbeit mit der Biosphären- barschaft zu verwerten, hält er für einen er- > Identifikationskampagnen reservatsverwaltung kümmerte er sich um den folgversprechenden Ansatz um die Verwertung > Erhalt als Naturschutz Erhalt und das Nach- und Neuanpflanzen von des heimischen Obstes längerfristig zu sichern. alten Obstsorten. (> 2.1.2). Mit Slogans wie „Das Obst aus der Wische…“ könnte z.B. eine Kampagne gestartet werden. Er begleitete die Neuanpflanzung einer großen Musterstreuobstwiese in Lenzen und unter- Auch ein Obstler aus der Wische wäre ganz stützte die Obsttage in Lenzen. nach seinem Geschmack.

Der Erhalt des Herzvaterapfels, von dem es Der Erhalt der alten Sorten ist auch aus Sicht nur noch zwei Exemplare in der Lenzer Wische des Naturschutzes dringend geboten, um die geben soll, liegt ihm weiterhin am Herzen. Er genetische Vielfalt zu sichern. wünscht sich für die Region der Lenzer Wische ähnliche Angebote wie in Rühstädt (Verkauf von Obstbäumen, Schnittkurse etc.), weil die Entfernung von 50 km dorthin für einige ein Herzvaterapfel Hinderungsgrund ist, von den Angeboten Ge-

56 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

Kooperation aller Akteure Jochen Purps / Bad Wilsnack Forst-Agraringenieur

Jochen Purps ist einer der wichtigen Akteure in Privatgärten, bedauert er sehr und schlägt > Entwicklung regionaler, spezieller Obst- im Raum Bad Wilsnack, wenn es um den Erhalt vor, dass ein „Kümmerer“ oder eine „Küm- produkte der Streuobstbestände geht. Er kümmert sich mererin“, die fest angestellt ist oder einen > Kümmerer (Leitpersonen) um den Pilgerweg von Berlin nach Bad Wils- entsprechenden Vertrag hat, alle Aktivitäten > Bildungs- und Beratungsangebote nack, unterstützt die Entwicklung eines Pilger- um den Erhalt der alten Obstsorten koor- > Zusammenarbeit mit Tourismusverbän- saftes aus heimischem Obst und ist einer der diniert und voranbringt. Hier geht es ihm den und Kirchen Initiatoren der Anpflanzungen am Pilgersteg besonders um Bildungs- und Beratungsan- > Identifikationssorte in Bad Wilsnack. Dort wurden ausschließlich gebote, wie Schnitt- und Veredlungskurse. Obstsorten mit kirchlichen Namen angepflanzt. Er schlägt eine enge Zusammenarbeit mit Er sieht Vermarktungsmöglichkeiten im Zusam- den Kirchen vor, die in ihrem Auftrag den Er- menhang mit den zahlreichen Veranstaltungen halt der Schöpfung sehen und bei ihren zahl- in der Prignitz - angefangen beim Pilgerfest am reichen Veranstaltungen, den Vertrieb von 3. Augustwochenende, über die vielen Dorffeste regionalen Produkten unterstützen könnten. hin bis zu den „Spektakeln“ an der Plattenburg. Eine besondere Apfel-oder Birnensorte als Den jährlichen Verkauf von Obstbäumen in Identifikationsobjekt für die Region zu benen- Rühstädt bezeichnet er als wichtigen Beitrag, nen, wäre aus seiner Sicht eine Möglichkeit, um den Erhalt der alten Obstsorten langfristig die Verwertung des Obstes zu unterstützen, zu gewährleisten. z.B. den Geflammten Kardinal.

Mangelnde Pflege an vielen Beständen, auch Geflammter Kardinal

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 57 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

4.3 Fazit

Besonders aufschlussreich und ergiebig waren Erhalt, der Pflege oder der Nachpflanzung ergiker oft verträglich ist. Sie betonte auch, wie die Akteursinterviews. Alle befragten Personen beitragen. Eine verstärkte Vernetzung aller wichtig der persönliche Kontakt, die Verkos- sind seit Jahren im Sinne des Erhalts und der Personen, Vereine und Einrichtungen wird tung und Beratung ist. Nutzung der Obstbestände tätig. von ihnen besonders gewünscht und sie erklärten ihre Bereitschaft, dazu beizutragen, > Maßnahmen gegen mangelnde Pflege Die Sorge um die mangelnde Pflege der Be- sie auszubauen und zu pflegen. > Aktionstage stände steht, wie auch bei den Besitzern von > Bildungs- und Beratungsangebote Obstbeständen, bei ihnen an oberster Stelle. Sie wünschen sich, dass Märkte, Hofläden > Hilfe bei Vermarktung Ebenso sehen sie den Wert von Aktionstagen, und die Gastronomie finanziell und ideell > Erhalt seltener Sorten Hilfe bei der Vermarktung, die Anschaffung unterstützt werden, um die Verwertung des > Professionalisierung einer mobilen Obstpresse und Maßnahmen im regionalen Obstes voran zu treiben. > Leitpersonen Umgang mit dem Aufwuchs als dringend an. > Vernetzung Spezielle regionale Produkte zu entwi- > Identifikationssorten oder -produkte Einigen von ihnen liegt die Funktion von Streu- ckeln erscheint ihnen sinnvoll. Aktionstage > Obst für Allergiker obstwiesen im Zusammenhang mit dem Natur- und -wochen können bei der Vermarktung schutz am Herzen. Sie befürworten Kampag- helfen. Identifikationssorten und –produkte nen zum Erhalt der seltenen Sorten. werden immer wieder als der Königsweg bei der Vermarktung genannt. Der Wunsch nach Professionalisierung kam verständlicherweise besonders von den Urte Delft brachte den Aspekt der Gesund- befragten Akteuren, die oft seit Jahren eh- heit mit ein und wies auf die Chance hin, renamtlich oder über ihr Zeitsoll hinaus zum dass das Obst von Streuobstwiesen für All-

58 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 4. Die aktivierende Befragung, Ergebnisse und Fazit

Gute Beispiele aus den Nachbarregionen für Bildung und Beratung auf Aktionstagen, in Seminaren oder bei Vor-Ort-Kursen

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 59 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

60 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.1 Vorträge

Apfelkönig - eine Mosterei auf Rädern

Bei der ersten Veranstaltung am 17.10.2014 Mostmax über die Dörfer. Heute ist das im Kultur- und Festspielhaus in Wittenberge Modell „Mobile Saftpresse“, das auch in der wurde die vorliegende Studie vom Leiter der zweiten Veranstaltung noch einmal Thema Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe- war, wieder eine moderne, zukunftsweisen- Brandenburg, Dr. Sven Rannow, und einer de Methode, Obst aus kleineren Beständen Vertreterin des Fördervereins der Öffentlichkeit sinnvoll zu verwerten. zum ersten Mal vorgestellt. Der Anreiz besteht darin, dass die abliefern- In mehreren Artikel in der lokalen Presse wurde den Personen bei der Arbeit zuschauen, ihre das Projekt der Öffentlichkeit ausführlich vor- speziellen Wünsche in Bezug auf Mischun- gestellt. gen äußern und ihren eigenen Saft gleich wieder mitnehmen können. Die mobile Mosterei „Apfelkönig“ konnte vor dem Veranstaltungsort angeschaut und bei Die Mobile Mosterei erspart den Abliefern- der Arbeit beobachtet werden. Der Vortrag von den lange Wege. Sie führt zu einer Vernet- Mitinhaber Andreas Wolf hat auf die Zuhörer zung der Streuobstwiesenbesitzer, die sich großen Eindruck gemacht. Dies machte sich untereinander bei der Terminierung abstim- schon im Jahre 2015 durch eine erheblich men müssen. So wird der „Most“-Termin gesteigerte Nachfrage bemerkbar. quasi zu einer Informations- und Austausch- börse. Kurz nach dem Krieg fuhr in der Nachbar- region (Wendland) Harm Voelkel mit seinem

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 61 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.1 Vorträge

Startseite der Internetpräsenz www.apfelkoenig.com

62 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

Bio-Streuobstverein Elbtal e.V.

Im 2. Vortrag der ersten Veranstaltung stell- 2001 zur Förderung von Streuobstwiesen Preisen vermarkten zu können. te Kirstin Wiegmann den Bio-Streuobstverein gegründet. Seine Mitglieder haben die Elbtal e.V.der angrenzenden Region auf der Möglichkeit, auf ihrer Brachfläche, Wiese Die Äpfel für Streuobstsäfte stammen aus tra- anderen Elbseite in Niedersachsen vor. Sie oder im Rahmen der Dorferneuerung bzw. ditionellen Obstgärten. Auf diesen wird weder erzählte, wie und warum der Verein in Zusam- Flurbereinigung oder bei der Schaffung von gedüngt, noch werden Pestizide eingesetzt. menarbeit mit der Firma Voelkel entstanden Ausgleichsflächen eine Bio-Streuobstwiese Voelkels Bio-Streuobst stammt von Streu- ist: die zunehmende Nachfrage nach Bio-zerti- anzulegen, wobei obstwiesen, die nach der EG-Öko-Verordnung fiziertem Obst führt auch bei dem Pevestorfer der Verein Beratung zertifiziert wurden. Durch den Erhalt von Saftunternehmen zu einem vermehrten Bedarf und Unterstützung Streuobstwiesen wird ein aktiver Beitrag zur an Obst aus Bio-Streuobstwiesen. Des wei- bietet. Naturerhaltung und zur Sortenvielfalt geleistet. teren informierte Kirsten Wiegmann über die Es gelten die gleichen Richtlinien wie bei der Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Brachland wird Bio-Qualität. dem Verein und Streuobstwiesen-Besitzern im durch die Anpflan- Untersuchungsgebiet. zung alter Obst- Eine Abnahmegarantie durch die Firma Voelkel sorten neu belebt GmbH, Höhbeck, ermöglicht kurze Wege zur Sie verwies darauf, dass detailliertere Informa- und die Landschaft Verarbeitung und stärkt die Region.“ tionen auch im Internet unter www.bio-sreu- wird vielfältiger. Die obstvereien-elbtal.de nachzulesen sind: Insektenwelt findet ein reicheres Nahrungsangebot. Zukunftsfähige Bewirtschaftung Vorhandene konventionell bewirtschaftete von Streuobstwiesen Streuobstwiesen können über den Verein „Der Bio-Streuobstverein Elbetal e.V. wurde zertifiziert werden, um Bio-Obst zu höheren

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 63 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.1 Vorträge

64 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

Vortrag „Alte Sorten - neu entdeckt“, Ulrich Kubina, Koordinator der Norddeutschen Apfeltage Betreiber einer mobilen Mosterei und Geschäftsführer des Pomologen-Verein e.V.

Am Samstag den 21. Juni 2015 fand die zweite presse angeschafft, mit der er über Land Der Zusammenschluss der Akteure in einem Veranstaltung im Rahmen des Projektes in Bobe- fährt. Es motiviert die Menschen, ihr Obst zu Erhalter-Netzwerk (pomologen-verein.de/erhal- row in der Moorscheune statt. ernten oder aufzusammeln. Manchen Schu- ternetzwerk-obstsortenvielfalt.html) könnte ein len, Vereinen und Kirchengemeinden bringt Vorbild sein. Sehr bewährt hat sich die Aktion Die zahlreichen Gäste, die gleichermaßen in- der Verkauf der Säfte Geld ein. Apfel des Jahres, die zur Identifikation einer formativen wie spannenden Vorträge und eine Region mit bestimmten Sorten führt. lebhafte Diskussion brachten viele Anregungen für die Studie. Eine solche Sorte könnte auch als kulinarischer Botschafter für eine Landschaft dienen. Ulrich Kubina brachte seine langjährigen Erfahrungen aus Norddeutschland ein. In verschiedenen Rollen und Funktionen hat er einen guten Überblick darüber, wie Menschen dazu zu gewinnen sind, ihre Obstbestände zu pflegen und zu nutzen.

Die größte Sorge in seinem Einzugsgebiet gilt Die Anschaffung einer mobilen Saftpresse der mangelnden Pflege vieler Bestände, wes- für den westlichen Teil der hier betrachteten halb er die Beratungs- und Bildungsangebote Region wäre aus seiner Sicht ein wichtiger für das Allerwichtigste in diesem Bereich hält. Beitrag zur Motivation, Bestände zu pfle- Um die Nutzung des Obstes aus den Bestän- gen, nachzupflanzen und entsprechend zu den zu unterstützen, hat er eine mobile Obst- nutzen.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 65 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.1 Vorträge

Vortrag „Alte Sorten - neu entdeckt“, Ulrich Kubina

66 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 67 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.1 Vorträge

Anregungen aus dem Vortrag von Vivian Böllersen

68 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

Vortrag: „Die Ökonauten - die Walnuss“ Vivian Böllersen

Wer aus West- Deshalb entstand die Idee, Vivian Böllersen vegetarische, vegane und andere Ausrichtun- deutschland kom- von den Ökonauten, einer jungen Initiative gen auf bestimmte Lebensmittel rasant. mend die Prignitz aus Brandenburg, einzuladen. Die junge bereist, stellt erstaunt Öko-Landwirtin hat sich während ihrer Mas- Immer mehr, vor allem junge Menschen, fragen fest, dass es hier terarbeit an der Hochschule in Eberswalde sich, ob diese neuen Formen der Ernäh- eine weitaus grö- intensiv mit den Früchten beschäftigt. rung sie mit allem versorgen, was der Körper ßere Anzahl von braucht. Sie machen sich Gedanken über den Walnussbäumen „Hierzulande sind Walnüsse in Vergessen- ökologischen Fußabdruck der Produkte. gibt als im Westen. heit geraten, obwohl es eine traditionsreiche „Ein Grundstück mit Kultur ist und die Walnüsse sehr wertvolle Die Nachfrage nach Walnüssen aus Deutsch- einem Walnussbaum Inhaltsstoffe haben,“ so Vivian Böllersen. land ist jetzt schon sehr groß, so Vivian Böller- wurde in DDR-Zeiten sen, und wird weiter zunehmen. höher gehandelt als Besonders bedauert sie, dass es in ein Grundstück ohne Deutschland fast nur importierte Früchte Die Walnüsse haben den Vorteil, dass sie gut einen solchen,“ war zu kaufen gibt. Bei einer Verkostung von zu transportieren und zu lagern sind. zu hören. 20 mitgebrachten Sorten konnten die Teil- nehmer erfahren, wie gut Walnüsse aus Immer wieder wird Deutschland schmecken können. berichtet, dass alte gut tragende Bäume abgesägt werden, weil die Eine Chance zur Vermarktung der Walnüsse Menschen nicht wissen, was sie mit den Früch- sieht sie in dem Trend zu neuen Ernährungs- ten machen sollen. formen. In den Großstädten verbreiten sich

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 69 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.1 Vorträge

Vorträge: Äpfel + Konsorten / Marion Piek und ostmost.berlin / Bernd Schock Junge Berliner Initiativen stellen sich vor

Die Initiative setzt Apfelsorten wieder zu bepflanzen.“ Bernd Schock, der Geschäftsführer von OST- sich für den Schutz, MOST, begeisterte die Zuhörer durch seine Vi- Erhalt und die Mit diesen Maßnahmen sorgen sie für den sion von den jungen Städtern, die nicht nur die Neupflanzung von Erhalt von wichtigen Biotopen und Genre- Säfte von ostmost konsumieren, sondern auch Streuobstwiesen in servoirs für immer seltener werdende Vögel in Zukunft in der Provinz beim Ernten helfen der Region Berlin- wie Wiedehopf, Pirol, Neuntöter, Wendehals, werden (> 8.3.3). www.ostmost.berlin Brandenburg ein. Bienenfresser und alte Nutzpflanzen wie „Der Bestand dieser Wilde Möhre, gemeiner Meerkohl und Knol- Streuobstwiesen lenkerbel. ist überaltert, wur- de wenig gepflegt und besitzt nur noch eine Äpfel und Konsorten ist ein Zusammen- begrenzte Lebenserwartung,“ so Marion Piek. schluss von Umweltaktivisten, Landwirten, Das oberste Ziel von Äpfel und Konsorten ist Baumwarten, Initiativen, Einzelpersonen und es, die letzten noch vorhandenen Altbestände Unternehmen. Gemeinsam haben sie das wieder in Wert zu setzen und durch Neupflan- Ziel, die brandenburgischen Streuobstwie- zungen ganze Streuobstwiesen für künftige sen als Lebensräume für Menschen, Tiere Generation zu schaffen. und Pflanzen zu schützen und die Bedürfnis- se aller im Zusammenleben zu berücksichti- „In verschiedenen Brandenburger Landkrei- gen. www.aepfelundkonsorten.org sen haben wir uns auf den Weg gemacht, die letzten bereits stark gefährdeten Streuobstwie- sen zu sichern und mit alten regionaltypischen

70 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

Zahlreiche Anregungen für die Studie entstanden in Diskussionen zwischen ReferentInnen und TeilnehmerInnen

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 71 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.2 Diskussionen und Ergebnisse

5.2.1 Die Bestände - was ist zu tun? 5.2.2 Naturschutz

Die Besucher der beiden Veranstaltungen Angesprochen wurde nicht zuletzt die Be- machten durch ihre rege Beteiligung an der deutung der Streuobstwiesen für den Natur- Diskussion und ihre konkreten Vorschläge schutz. +er Referent Ulrich Kubina wies auf deutlich, dass sie an der Fragestellung dieser die Bedetung der Zusammenarbeit mit den Studie sehr interessiert sind. Naturschutzverbänden hin.

Zunächst ging es in den Veranstaltungen, wie Beispielsweise sind im Hamburger Raum auch in den meisten Interviews, um das Thema viele größere Projekte, wie die Durchführung mangelnde Pflege der Bestände. der Norddeutschen Apfeltage, nur durch das intensive Engagement der Naturschutzver- Wünsche: Bildungs- und Beratungsveranstaltungen 2014 im bände und die enge Zusammenarbeit mit Wendland den regionalen Initiativen möglich geworden. > Fördermöglichkeiten und > Unterstützung für die Pflege der Bestände Auch in anderen Bundesländern treten der > Kümmerer (Leitpersonen) für die Koordination BUND und der NABU immer wieder als För- > Professionalisierung derer von Streuobstwiesen und deren Pflege > Beratungs-und Bildungsangebote und Erhalt auf. > Vernetzung und Austausch untereinander und mit anderen Regionen > Dezentrales Erhalternetzwerk aufbauen > Dezentraler Baumverkauf.

72 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 5. Dokumentation und Auswertung der beiden Veranstaltungen

5.2.3 Verwertung und Vermarktung

Bei der Diskussion um die Verarbeitung ging es Entscheidend für die Vermarktung ist es Die Ergebnisse der beiden Veranstaltungen in auf beiden Veranstaltungen immer wieder um aus Sicht der Diskutierenden, den Aspekt Bezug auf die Verwertung und Vermarktung die Mobile Saftpresse als das adäquate Mittel, der Gesundheit ganz oben an zu stellen. sind unter folgenden Schlagworten zusam- um Obst sehr wohnortnah zu verarbeiten. Ob „Regio“ oder „Bio“ wichtiger ist, wurde menzufassen: mehrfach diskutiert. Es herrschte letztend- Der Verkauf der eigenen Säfte spielt für die lich Einigkeit darüber, dass die Regionalität > Subventionierung von Mobilen Saftpressen Gastronomie und die kleinen Verkaufsstellen der Produkte im Vordergrund stehen sollte. > Events kreieren / organisieren eine Rolle. Eine Obstbörse bzw. Plattform wur- > Identifikation stärken de ins Gespräch gebracht und positiv aufge- Bei der zweiten Veranstaltung kreisten viele > Regionalität in den Vordergrund stellen nommen. Beiträge um das Thema Stadt/Land und wie > Gesundheitsaspekte hervorheben junge Menschen anzusprechen sind. Die > Walnussvermarktung prüfen Um die Attraktivität von Veranstaltungen zu Begeisterung der Referentin darüber, welche > Stadt-Land-Verbindung entwickeln erhöhen, bei denen Obst und Obstprodukte Zukunft die Walnuss für die ernährungsbe- verkauft werden können, wurde mehrfach an- wussten Großstädter hat, weckte Hoffnun- geregt, kulturelle Beiprogramme zu organisie- gen auf ein neues Vermarktungsmodell. ren, um den „Eventcharakter“ zu erhöhen.

Auch das Schlagwort von der Identifikation tauchte mehrfach auf. Sie könnte über eine bestimmte Sorte oder durch „Obst aus der Prignitz“ oder „Prignitzer Birnen“ entwickelt werden.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 73 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen

Neben zahlreichen guten Beispielen aus dem süddeutschen Raum und z.B. aus Hessen mit seiner „Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute“, gibt es auch in den Nachbarregionen gute Beispiele, wie dort Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung gefördert und belebt werden.

6.1 Das Wendland

Der Landschaftspflegeverband Elbetal e.V., werden konnte: Wiegmann, in ihrem Vortrag bei der ersten Ver- der NABU, die Firma Voelkel mit der Gründung anstaltung im Rahmen dieser Studie. und Unterstützung des Biostreuobstvereins - durch Schulung von Mitarbeitern der und der Landkreis Lüchow-Dannenberg mit Bauhöfe Die Kooperation zwischen Landschaftspflege- seinem Rundlingsmuseum tragen seit fast 10 - gut besuchte Fachvorträge verband Wendland-Elbetal und dem Biostreu- Jahren zum Erhalt und zur Vermarktung der al- - Schnitt- und Veredlungskurse ten Obstsorten bei. Der alljährliche Streuobst- - Aktionen mit Schulen und Kirchen tag, der inzwischen viele Hundert Besucher in - Bau einer Obstscheune als Informations- diesem dünnbesiedelten Landkreis anlockt, ist zentrum im Rundlingsmuseum Lübeln zur Drehscheibe für Vermarkter und Verbrau- - Pflege von Altbeständen mit Dorfgemein- cher geworden. Größere Einkäufe von Frisch- schaften obst werden getätigt oder verabredet und die - Pflanzaktionen mit professioneller Anlei- Anzahl der angebotenen Apfelprodukte nimmt tung ständig zu. - Unterstützung der Vermarktung über den Biostreuobstverein Wendland Elbetal. 500 Baumbestellungen werden alljährlich nach Verkostung der Sorten und ausgiebiger Bera- Den Schlüssel zum Erfolg sieht die Vorsitzen- tung von Fachfirmen aufgegeben. Die nieder- de des Landschaftspflegeverbandes, Heinke sächsische Förderlandschaft hat es ermög- Kelm, darin, dass Qualität und Kontinuität licht, dass der Landschaftspflegeverband seit durch Anleitung der zahlreichen engagierten Professionelle Beratung Streuobsttag 2014 in Gartow fast 10 Jahren das Projekt „Route der alten ehrenamtlichen MitarbeiterInnen mit profes- Obstsorten im Wendland“ und „Erlebniswelt sionellen Projektleiterinnen als Leitpersonen obstverein trägt dazu bei, dass immer mehr alte Obstsorten“ durchführt. Es wird von zwei gesichert werden konnte. Streuobst aus der Region über die Firma Voelkel Projektmanagerinnen geleitet. Diese Professi- vermarktet werden kann. onalisierung hat dazu beigetragen, dass mehr Das war auch ein Fazit der Ausführungen der und mehr fachliche Kompetenz aufgebaut Vorsitzenden des Biostreuobstvereins, Kirstin

74 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen

Streuobsttage, Schülerbeteiligung oder Kurse (hier ein Sensenkurs) sind im Wendland seit Jahren etabliert

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 75 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen

6.2 Amt Neuhaus

In der Nachbarregion wurde schon bald nach Diese beiden Faltblätter erfreuen sich einer auch neue Arbeitsplätze, so Kray bei einem der Wende erkannt, dass die zahlreichen so großen Beliebtheit, dass sie schon in Besuch im Amt Neuhaus. Des weiteren zeigte Obstalleen in der Region einen besonderen verschiedenen Auflagen erschienen sind. sich der Agrarökonom überzeugt, dass die Wert darstellen. Bei den 6000 Obstbäumen im Sie sind sehr ansprechend und vermitteln Arche-Region auch ökonomisch Modellcha- Amt Neuhaus erfolgte deshalb eine Bestand- wichtige Informationen. Ein vergleichbares rater für strukturschwache Gebiete habe. „In aufnahme im Zuge der Flurneuordnung. Produkt sollte für die Prignitz entstehen, wo- Gasthäusern werden Arche-Produkte ange- bei hier wie im Amt Neuhaus, die Obstalleen boten, das schafft Arbeit, belebt Dörfer und Die Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume besonders hervorgehoben werden könnten. zieht Touristen an. Ausserdem bin ich über- wurden mit Namensschildern versehen. Diese zeugt, dass jeder Euro aus Steuermitteln in der Beschilderung war ein gemeinsames Projekt Zwischen Lüneburg, Lüchow, Lübtheen Arche-Region mittelfristig zwischen 5 und 10 der GLL Lüneburg (Behörde für Geoinformati- und Boizenburg ist 2011 länderübergreifend Euro Einkommen erzeugt,“ so Kray bei einem on, Landentwicklung und Liegenschaften) und Deutschlands erste Arche-Region entstan- Besuch in der Archeregion. der Biosphärenreservatsverwaltung Nieder- den. 150 Familien halten mehr als die Hälfte sächsische Elbtalaue. aller gefährdeten Rassen. 24 Höfe sind offi- Der in Amt Neuhaus verfolgte Ansatz, die alten ziell als Arche-Betrieb von der „Gesellschaft Obstsorten mit in die Weiterentwicklung der Die Biosphärenreservatsverwaltung gab hierzu zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustier- Archeregion einzubeziehen, bietet auch den den Flyer „Obstbaumalleen – Früchte der Elb- rassen“ (GEH) zertifiziert worden. angrenzenden Regionen, wie der Prignitz, talaue“ heraus. Die Rückseite, auf der 34 ty- die Chance, eigenes Obst und Obstprodukte pische Apfelsorten beschrieben sind, ist auch Im Juli 2015 bescheinigte der Leitende besser vermarkten zu können. Voraussetzung als Poster verwendbar. Dieses Faltblatt war Agrarökonom der UNO-Weltbank, Dr. Holger hierfür ist eine intensivierte Zusammenarbeit. 2008 Vorbild für einen ganz ähnlichen Flyer im Kray, der Archeregion Modellcharakter. Sie Wendland mit den dort typischen Sorten. vermehre den Artenreichtum und schaffe

76 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen

6.3 Werder-Havelland

Tourismus und Obstanbau sind in dieser Re- > Aufbau von Hofläden > Verknüpfung von Obstanbau und Touris- gion traditionsgemäß eng miteinander ver- mus bunden gewesen. Diese Verknüpfung könnte „Der weitere Aufbau von Hofläden sollte Vorbildcharakter haben. forciert werden, ebenso sollten bestehende > „Genussevents“ veranstalten Angebote in ihrer Aufenthaltsqualität durch Die Studie „Von der Obstregion zur Genuss- authentische Einrichtung aufgewertet, die > Bildung von Erzeugergemeinschaften region - Betriebe auf dem Weg. Werder-Ha- Hofausschilderung ergänzt und eine Er- und „Vermarktungsvereinen“ velland und Burgenland, Bildungsangebote reichbarkeit mit Mail-Adresse sichergestellt für Obstbaubetriebe im Vergleich“, herausge- werden.“ > Regionalität mit entsprechendem Slogan geben vom Ministerium für Arbeit, Soziales, vermarkten Frauen und Familie 2014 gibt Empfehlungen für die Vermarktung von Obst: > Professionelle, praxisnahe Berater organi- sieren die Vernetzung und Kooperation > Neue Produkte > Weitere Auseinandersetzung mit der er- „ Die Herstellung neuer Produkte im Obstbau folgreichen österreichischen Initiative und damit die Diversifizierung der eigenen Pro- „Genussregionen“ ist empfehlenswert. duktpalette ist eine der wichtigsten Aufgaben für den Betriebserfolg und Verbesserung der Wertschöpfung.“

> Bildungsangebote zur Qualitätssteigerung und Profilbildung

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 77 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen

6.2 Amt Neuhaus / das Faltblatt als Vorbild

78 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 6. Gute Beispiele aus anderen Regionen

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 79 7. Analyse von Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

7.1 Defizite und Erschwernisse

7.1.1 Mangelnde Pflege der Bestände

Das in der Studie betrachtete Gebiet ist dünn Bäume, die sich in kommunaler Hand be- besiedelt, die Obstbestände liegen oft weit finden, sind weitgehend in katastrophalem voneinander entfernt. Alte Sorten, die hier Zustand. bevorzugt angebaut werden, neigen zu alter- nierendem Fruchtansatz. Einen Baum zu beschneiden, der sehr lange nicht gepflegt wurde, ist eine besonders Frost zur Blütezeit und andere Phänomene hohe Anforderung und muss sich über meh- führen dazu, dass es keine verlässlichen Aus- rere Jahre hinziehen. sagen zu den Erträgen gibt. Bei der Befragung konnte deshalb auch nicht ermittelt werden, um welche Mengen an Obst es sich bei den jeweiligen Beständen handelt.

Die Überalterung der Bestände sind ein be- sonderes Problem. Die älteren Menschen scheuen sich, die großkronigen Bäume zu beschneiden, das Obst zu ernten und zu ver- werten. Es wurde immer wieder beklagt, dass „die Kinder“ die Pflege der Obstbestände nicht fortführen können oder wollen und nur die „Hoffnung auf die Enkel“ bleibt. Die in der Ära Möhring und später als Ausgleich gepflanzten

80 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 7. Analyse von Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

7.1.2 Veränderung der Rahmenbedingungen

Während nach der Wende über Arbeitsbe- 667 „Pflege von Streuobstwiesen“ 50 Euro Handlungsbedarf besteht also in allen Berei- schaffungsmaßnahmen und zahlreiche Förder- pro ha sowie 10 Euro pro Jungbaum und 15 chen in Bezug auf die Pflege der Bestände. möglichkeiten vergleichsweise viele Menschen Euro pro älterem Baum (> 15 Jahre). Jetzt soll in der Region im Bereich Pflanzen und Pflegen es für die „Pflege extensiver Obstbestände“ Die Förderrichtlinien der EU- und Landespro- der Bestände beschäftigt werden konnten, ist (FP 850) gar keine Förderung mehr für die gramme für Landwirtschaft und Naturschutz es zur Zeit nicht möglich, Arbeitskräfte über Fläche und nur noch 6,50 Euro pro gepfleg- sollten dahingehend geändert werden, dass Programme in diesem Bereich einzusetzen. tem Baum geben (einschl. Verpflichtung zum auch die Pflege der kleineren bzw. privaten Nachweis einer fachlichen Qualifikation, was Streuobstbestände förderfähig wird. Die Bürgermeisterin von Rühstädt, in deren an sich ja erst mal nicht verkehrt ist!). Gemeinde wertvolle Birnenbestände liegen, Zum Beispiel sollten Zusammenschlüsse von hat nur einen Mitarbeiter für alle Arbeiten in der Zusätzlich wird (nur) für ökologisch wirtschaf- Dorfgemeinschaften als förderfähig aner- Gemeinde. tende Betriebe (FP 880) neu die Förderung kannt werden. von Dauerkulturen eingeführt, und zwar mit Kürzlich erreichte den Auftraggeber dieser 750 Euro je ha bei Kern- und Steinobstanla- Studie folgende Email von dem Besitzer eines gen, wobei von Hochstämmen nicht die Rede größeren Bestandes: ist. „Leider mussten wir ganz aktuell beim Agraran- trag für die neue Förderperiode feststellen, dass Dafür sollen ausschließlich Jung- und Ertrags- vom LaWi-Ministerium in Brandenburg … in den anlagen gefördert werden. Ertragsanlagen KULAP- Programmen eine Verschlechterung sind Flächen mit mindestens 90 Bäumen je der Streuobstförderung vorgenommen wurde. ha. Junganlagen werden nicht erklärt.“ Bisher gab es beim KULAP- Programm ELER

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 81 7. Analyse von Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

7.1.3 Verschiedene Unwegsamkeiten erschweren Verwertung und Vermarktung

Die zunehmende Verbreitung der Waschbä- und der erwähnte Verfall der Lebensmit- führen, gestaltete sich schwierig. ren, die inzwischen nicht nur Kirschen und telpreise aus. „Nur Nischenprodukte von Pflaumenbäume ausrauben und beschädigen, hervorragender Qualität mit hochwertigem Dagegen läuft die Einführung verschiedener hat dazu geführt, dass jetzt auch Birnen und coolen Design haben eine Chance auf dem neuer Getränke in coolem Design für die Groß- Apfelbäume leergefressen werden. Gezielte Markt zu bestehen.“ (Jakob Berndt, Ge- städte derzeit gut an. Die Entwicklung eines Kampagnen zu deren Reduzierung sind drin- schäftsführer des jungen Unternehmens „modernen“ Verpackungsdesigns trug mit gend erforderlich. LemonAid, in einem Interview 2015) Sicherheit zu diesem Erfolg bei.

Der Klimawandel beeinträchtigt das Wachsen Soziologische Gründe spielen auch eine Im Wendland war es möglich, im Rahmen und Gedeihen der jüngeren Bäume. Rolle, wenn es um die Grenzen der Pro- einer Regionalentwicklungsinitiative (Grüne Gestiegene Energiekosten bei der Fahrt zur duktentwicklung geht. So wird es von dem Werkstatt Wendland) mit Design-Studenten Mosterei oder zu Verkaufsstellen bei niedrigen Unternehmen Voelkel zum Beispiel als verschiedener Universitäten zusammen zu zu erzielenden Preisen von Obst wirken Ver- chancenlos eingeschätzt, in Deutschland arbeiten. So erhielt die Firma Voelkel ein aus- marktungsbemühungen entgegen. mit „Cidre aus der Prignitz“ auf den Märkten gereiftes Verpackungsdesign für eine Produkt- Besonders ungünstig wirken sich die Billigan- erfolgreich sein zu wollen. linie. gebote in den Supermärkten aus. „Ich kaufe das Obst für meinen Kuchen im Großmarkt. Voelkel-Chef Stefan Voelkel wies darauf Zur Designentwicklung gehörte zum Beispiel Das ist praktisch und billig.“ (Gastronom im hin, dass kulturelle Gewohnheiten wie das auch die Erkenntnis, dass Säfte in handlich- Gespräch 2015) Cidretrinken in England und Frankreich einer kleinen Flaschen gewünscht sind - wie sie alten Tradition entspringen und nicht einfach OSTMOST, LemonAid, Proviant und Voelkel Erschwerend in Bezug auf die Vermarktung zu übertragen sind. inzwischen auch anbieten. wirken sich das riesige Angebot auf dem Markt Ein Großversuch von Voelkel, Cidre einzu-

82 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 7. Analyse von Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

Lange Wege und fehlende Infrastruktur bauten ihrer Küche einen Kredit aufnehmen > Waschbären bedrohen den Obstanbau erschweren die Verwertung. Darüber hinaus müsste. Sie hat sich entschieden, kaum noch macht sich der demographische Wandel etwas herzustellen und ihre Produkte zu ver- > Obstbäume leiden unter dem Klimawandel auch bei den Besitzern von Obstbeständen schenken. bemerkbar. > Gewohnheiten sind schwer zu verändern

Auffällig waren auch immer wieder Bemer- > Billigangebote überschwemmen den Markt kungen die eine diffuse Angst vor Vorschrif- ten und Ämtern erkennen ließen. Wie berech- > Lange Wege tigt diese Sorgen teilweise sind, zeigt ein Gespräch mit einer Frau, die hervorragende > Demographischer Wandel Konfitüren und Konfekte aus Obst herstel- len kann. Sie ist aus persönlichen Gründen > Bürokratische Hürden arbeitslos geworden. Jegliche Einnahmen würden nicht nur von ihrem Arbeitslosengeld abgezogen. Sie müsste diese darüber hinaus mit großem bürokratischem Aufwand abrech- nen.

Hinzu kommt, dass sie für die nach den geltenden Hygienevorschriften nötigen Um-

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 83 7. Analyse von Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

7.2 Chancen und Potenziale

Geographisch auf halbem Weg zwischen Ham- Vermarktung in den Großstädten eine zu- einzuschlagen, sehr positiv gegenüberstehen. burg und Berlin gelegen, ist die Region mit nehmende Rolle. Die Konsumenten wollen öffentlichen Verkehrsmitteln einigermaßen gut wissen, woher ihre Produkte kommen. Obst Die beiden große Agrargesellschaften in der zu erreichen. Der Busverkehr ermöglicht es, oder Obstprodukte aus einer vergleichs- Region, die Landschaftspflegegesellschaft auch die entlegeneren Orte zu erreichen. weise intakten Landschaft haben bessere in Lenzen und die Agrarproduktionsgenos- Chancen am Markt als Produkte aus Groß- senschaft in Abbendorf/Legde verfügen über Seit Jahren wird der Elberadweg , der sich stadtnähe. Bestände von jeweils ca 500 Bäumen. von Hamburg bis in die Sächsische Schweiz zieht, immer wieder zum beliebtesten Radweg Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Das Bahnhofsprojekt von Bad Wilsnack ist Deutschlands gewählt. Die Lage der Region Elbe-Brandenburg bietet den idealen Rah- einer erster Schritt in diese Richtung. Kontak- an der Elbe und diesem inzwischen sehr gut men für die Umsetzung weiterer Aktivitäten te zu der Initiative Äpfel und Konsorten aus ausgebauten Radwanderweg bietet in Hinblick im Zusammenhang mit der Nutzung und Berlin sind geknüpft . Die Größe der Bestände auf den Tourismus und die damit verbundenen dem Erhalt der alten Obstsorten. und die vorhandene Infrastruktur könnten es Möglichkeiten beste Chancen, Themen rund ermöglichen, Ernteaktionen zu organisieren. um das Obst zu setzen und Obst zu vermark- Kulturhistorische Besonderheiten wie die Eine Ideen für Vermarktungsstrategien der ten. Die Vielfalt der Streuobstbestände und Kirche in Bad Wilsnack, die zahlreichen Walnüsse sind im Rahmen dieser Studie die zahlreichen seltenen alten Sorten sind eine Kirchen und Kapellen, die Lage an der Elbe entwickelt worden: am Bahnhof Bad Wilsnack Besonderheit der Region. Sie herauszustellen, sowie die attraktive Landschaft machen die könnte eine Sammelstelle für die Lieferung von sichtbar, erlebbar und nutzbar zu machen, ist Region darüber hinaus auch für Zweitwohn- Nüssen nach Berlin oder Hamburg eingerich- eine Möglichkeit, auf die die Region setzen sitzler und Neubürger interessant. tet werden. sollte. Sie interessieren sich besonders für Garten Eine Vertriebsfirma aus Berlin hat nach der Gesundheit steht für die Fahrradfahrer und und Obstanbau. Mit ihrer Kaufkraft stärken Veranstaltung in Boberow Interesse an der Wanderer oft ganz oben an. Es gibt kein Pro- sie die Wirtschaft der Region. Abnahme von Walnüssen angemeldet. dukt, das sich für den sportlichen Menschen In Synergien zwischen Kleinanbietern liegen Für zukünftige Verwertungs-und Vermark- auf seiner Tour so anbietet wie der Verzehr von auf der Hand, z.B. zwischen Imkereien und tungsinitiativen ist es günstig, dass es in der frischem Obst und Säften. Besitzern von Obstbeständen. Sie sind in der Region zwei Eigentümer von sehr großen Blütezeit aufeinander angewiesen und könn- Die Walnuss ist eine ideale Ergänzung zum Beständen gibt, die der Idee, die die Obst- ten diese Zusammenarbeit ausweiten, um ihre Frischobst und Saft. Auch im Hinblick auf den bäume zu erhalten, zu pflegen umd bei der Produkte wechselseitig zu vermarkten. Austausch zwischen Stadt und Land spielt die Verwertung und Vermarktung neue Wege

84 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 7. Analyse von Verwertungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

Der Elberadweg ist nicht umsonst seit Jahren der beliebteste Radwanderweg Deutschlands: Naturschönheiten wie die Gebänderte Prachtlibelle oder junge Storchfamilien sind hier keine Seltenheit. Auch kulturell hat die Region einiges zu bieten (oben rechts: Wunderblut-Kirche in Bad Wilsnack).

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 85 8. Handlungsempfehlungen

8.1 Voraussetzungen

Notwendige Voraussetzung für die erfolg- Verwertungsmöglichleiten“. Die Ausbildung werden. Das kann nicht im Ehrenamt getan reiche Inwertsetzung der Obstbestände im von Baumwarten wird überall in Deutschland werden. Erfassungsgebiet ist die Pflege der bestehen- angeboten und zunehmend in Anspruch den Bestände. Alte großkronige Bäume, die genommen. Auch das Anstoßen von neuen Vermarktungs- Nachpflanzungen nach der Wende und die strategien, Ausbau- und Neugründung von zahlreichen kleineren Bestände in Privatgärten, Wenn Neuanpflanzungen im Rahmen von Plattformen und Kampagnen aller Art bedürfen brauchen dringend Pflege. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vor- professioneller Begleitung und finanzieller Un- genommen werden sollen, muss eine Pfle- terstützung. Vor diesem Hintergrund erscheint Beratungs-und Bildungsangebote sind eben- geverpflichtung damit verbunden sein. Der es zunächst notwendig, die existierenden falls notwendig. Schnitt- und Veredlungskurse, NABU fordert inzwischen eine 30-jährige Fördermöglichkeiten auf Anwendbarkeit zu Informationsveranstaltungen zu Krankheiten Pflegebindung aller öffentlichen und öffent- überprüfen. und Baumpflege sollten dezentral angeboten lich geförderten Pflanzungen. werden. Der Kurs „Was tun, wenn mein Obst- baum krank ist?“ wurde im Wendland immer Bei dem z.T. katastrophalen Pflegezustand wieder sehr gut besucht. der Bestände im Untersuchungsraum erscheint es sinnvoller, Gelder aus dem Die Erstellung eines Leitfadens „Pflanzen und Bereich der Ausgleichsmaßnahmen unbü- Pflegen“ hat sich bewährt (www.route-der- rokratisch für die Pflege der vorhandenen alten-obstsorten-im-wendland.de). Bestände auszugeben als neu anzupflanzen.

Der NABU spricht von einer „dramatischen Die unerlässliche Vernetzung aller Akteure Wissenserosion um Sortenvielfalt, Pflege und vor Ort muss von Leitpersonen koordiniert

86 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 8. Handlungsempfehlungen

8.2 Naturlandschaft erlebbar machen

Aktionstage bzw. geführte Touren machen die weiterung um das Thema Obst, kann für die und beworben werden. Streuobstwiesen bekannter, sensibilisieren für Prignitz, die sich als „Storchenland“ definiert, Ohne die Nutzung der neuen Medien ist Geschmack sowie Kultur- und Naturschutz- eine attraktive Ergänzung sein. eine Vermarktung der Region und ihrer wert der alten Obstsorten. Verkostungen und Produkte nicht mehr denkbar. Des Weite- gemeinsame Zubereitung ergänzen den infor- Eine Ergänzung der Informationstafeln zu den ren sollte eng mit den bereits vorhandenen mativen Gehalt dieser Veranstaltungen. Um die sogenannten „Knotenpunkten“ des Touris- Verbindungen in die Großstädte hinein wie größtmögliche Resonanz in der Bevölkerung zu musverbandes Prignitz e.V. um das Thema „ostmost.de“ oder „aepfelundkonsorten. erzielen, sollten möglichst viele der öffentlichen Streuobst wäre sinnvoll. org“ zusammengearbeitet werden. Aktionen als „attraktive“ Events gestaltet sein. Die Erstellung eines Faltblattes mit den Tou- Das Aufstellen von Informationsschildern Die „Genusstouren“ könnten durch geführte ren, den entsprechenden Informationen über in der Landschaft wird inzwischen kritisch Wandertouren ergänzt werden. Das bereits Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten zusam- gesehen. Kleine, attraktive Wegweiser könn- vorhandene Angebot des Biosphärenreservats- men mit Abbildungen der schönsten Alleen ten auf Besonderheiten hinweisen oder zur verwaltung kann entsprechend ausgeweitet und den Obstsorten der Prignitz ist empfeh- Orientierung dienen. werden. In die Ausbildung von Natur- und Land- lenswert. (> 6.2) schaftsführern der Biosphärenreservates könnte In der Region haben sich inzwischen viele so- Im Hinblick auf diese Veranstaltungen ein Modul „Bedeutung der Streuobstbestände genannte „Zweitwohnsitzler“ niedergelassen. kommt der Pflege der Bestände eine be- für die Region“ aufgenommen werden. Diese Personengruppe zeigt sich an den The- sondere Bedeutung zu. Hier wird ersichtlich, warum Touristiker, Naturschützer, Gastrono- Die beiden Besucherzentren in Lenzen und men rund um das Obst und dem Naturschutz men hier Hand in Hand arbeiten müssen. Rühstädt sind ideale Ausgangspunkte für besonders interessiert. Zusammen mit den Touren, die das Thema Obst mit den anderen Touristen bilden sie die zahlungskräftigste Besonderheiten der Region verbinden. Die Er- Gruppe und sollten entsprechend informiert

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 87 8. Handlungsempfehlungen

8.3 Identifikationen

Zur Zeit wird die Prignitz mit Störchen, Elbe, Untersuchungsgebiet noch zu entwickeln- Weite und Einsamkeit identifiziert, manchmal den Faltblatt sollte deshalb das Wort „Prig- auch mit Rückständigkeit. Um das Obst aus nitz“ gut sichtbar erscheinen. Die Rückseite der Prignitz als ein zusätzliches Identifikations- des Faltblattes, bebildert mit den beliebtes- merkmal hinzuzufügen, bedarf es zündender ten Obstsorten, sollte ein attraktives Poster Ideen. Die Birnen von Herrn von Ribbeck aus sein, das in Küchen und Fluren aufgehängt, dem Havelland und das Obst aus Werder sind immer wieder Informationen zu dem Thema erfolgreich bundesweit eingeführt und eine liefert. starke Konkurrenz. Variante B „Die Solaner Birne“, „Die Wal- Variante A „Die Prignitz: Land der Äpfel und nüsse aus dem Biosphärenreservat“, Birnen“ „Herzvaterapfel“ Riesiger Walnussbaum in einem privaten Garten in Wustrow Die Region entscheidet sich, mit den Obstsor- Die Werbung und Vermarktung wird mit Die Identifikation mit einer einzigartigen Sorte, ten allgemein zu werben, ähnlich wie im Wend- einem eingängigen Sortennamen betrieben. einer besonderen Region oder einem heraus- land mit der „Route der alten Obstsorten“. Das In diesem Zusammenhang sollte darüber ragenden Angebot ist Voraussetzung für eine schon erwähnte Faltblatt (> 6.2) trägt durch die entscheiden werden, wer als „Kulinarischer erfolgreiche, nachhaltige Vermarktung. Attraktivität der Bilder und den Informationsge- Botschafter“ für die Region besonders ge- halt zur Identifikation bei. eignet ist. Dabei sind praktische Erwägun- gen zu berücksichtigen: die Solaner Birne Der Wiedererkennungswert von Landschaften ist im Gegensatz zur Walnuss nicht gut zu und Obstsorten hilft dabei. In einem für das transportieren und gar nicht zu lagern.

88 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 8. Handlungsempfehlungen

8.3 Identifikationen

8.3.1 Die Äpfel und Birnen

Bis in die Kolonien reiste die Solaner Birne im Beeindruckend ist die Geschmacksvielfalt letzten Jahrhundert. Grün geerntet, in Sei- der Birnen. denpapier verpackt, wurde sie von Abbendorf über die Elbe nach England transportiert, in Noch vielfältiger sind die Apfelsorten (> 2.4), Dosen konserviert und verschickt. von denen einige besonders beliebt, dem Klima und den Bodenverhältnissen ange- Große Bestände der Solaner gibt es noch passt und besonders verbreitet sind. Die heute in der Gegend um Abbendorf. Sie wurde Verkostung hat sich als bestes Mittel zum auch nach der Wende wieder gepflanzt. Da Einstieg erwiesen, die Menschen auf den sie nur kurze Zeit wohlschmeckend ist und Geschmack zu bringen. außerdem die Möglichkeiten des Einweckens Die Möglichkeiten Äpfel + Birnen in der kaum noch genutzt werden, eignet sie sich nur Gastronomie zu verwerten oder sie zu ver- eingeschränkt für eine Direktvermarktung. arbeiten, können im Rahmen dieser Studie nicht ausgeführt werden. Sie sind aber hin- Andere Birnen wie die Gräfin von Paris oder reichend durch entsprechende Kochbücher die Köstliche von Charneux lassen sich hin- und das Internet zu erkunden. gegen gut lagern und verarbeiten. Die Vielzahl der Rezepte und Verarbeitungsmöglichkeiten Der Herzvaterapfel ist eine Sorte, die es rund um die Birne sind zahlreich und ließen vermutlich nur noch in der Prignitz gibt - sich im Rahmen von Kochevents und Ähnli- und das nur in wenigen Exemplaren. Sie zu chem sicher beliebig erweitern. erhalten ist eine wichtige Aufgabe für die nächste Zeit.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 89 8. Handlungsempfehlungen

8.3 Identifikationen

8.3.2 Walnuss und Birne - Botschafter der Region?

Die Walnuss als perfekte Ergänzung für den ernährungsbewussten modernen Menschen, seien sie Veganer, Frutarier oder Flexitarier, sind eine interessante Zielgruppe für die Ver- marktung.

Über den Flexitarier schreibt die NATUR in ihrer Ausgabe vom Juli 2015: „Sie sind eine recht neue Gruppe, die nach dem Motto ‚weniger, aber besser‘ lebt. Flexita- rier essen selten Fleisch und achten verstärkt auf Herkunft und Qualität aller Lebensmittel. Hauptantriebe sind der Gesundheitsgedanke und ein nachhaltiger Lebensstil.“

Aufgabe für ein Folgeprojekt könnte es sein, für diese Zielgruppen Produkte zu entwickeln, die die Ansprüche an gesunde Ernährung, Regionalität und Identifikation mit der Region in sich vereinen.

Die Birne hat in der Region in ihrer Vielfalt eine einzigartige Bedeutung und könnte zusammen mit der Walnuss ideal verarbeitet und vermark- tet werden. (> 5.1)

90 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 8. Handlungsempfehlungen

8.3.3 Der Trend in den Großstädten

Nachdem die Firma Lemonaid und ChariTea, die Jungs von nebenan den Saft auch noch Apfelsorte mit Liebe für sich! die vor ein paar Jahren mit Getränken für junge produziert haben. Wenn dann noch der Leute durchgestartet ist, sind in der Folge Firmen Dialog mit dem Produzenten virtuell oder Für Säfte, die so vielfältig schmecken, wie die wie leev, Proviant und OSTMOST ( >5.1 ) ent- real erlebbar gemacht wird - Obstbauer zum Äpfel, in die wir so gern reinbeißen. Für Apfel- standen. Anfassen oder mit den Kindern zum Apfel- säfte, die die natürliche Vielfalt zurück auf un- pflücken – ist der junge Großstadtmensch zu seren Tisch bringen! Für Apfelsäfte, die uns mit In einem Interview der Verfasserin mit einem der gewinnen. ihrem sortentypischen Geschmack umhauen. jungen sehr erfolgreichen „Chefs“ von LemonAid Für sortenreine Apfelsäfte, die einfach YAY und ChariTea (Jakob Berndt) äußerte sich sich Ein hochwertiges Produkt, gutes Design und sind!“ dieser folgendermaßen: ein ansprechender Name wie OSTMOST Und so wirbt „proviant“ aus Berlin: sind Voraussetzung für eine Chance auf dem „Seit 2009 mixen wir in unserer Fruchtmanu- „Das Schlagwort von ‚Aus der Region für unglaublich umkämpften Getränkemarkt Fuß faktur in Berlin-Kreuzberg leckere Smoothies die Region‘, das zunächst eher den Umwelt- zu fassen.“ aus frischem Bio-Obst. Bei uns gilt der Grund- schützern und Birkenschuhträgern zugeordnet „leev bedeutet Liebe auf Plattdeutsch“ - das satz: Es kommt nur das rein, was auch rein wurde, gewinnt in den Großstädten bei den soll. Dabei machen wir keine Kompromisse, jungen Menschen zunehmend an Bedeutung. ist das Motto von einer jungen Hamburger Firma: „Klingt platt, ist platt. Wir lieben das was Zutaten oder Geschmack angeht. Sie fühlen sich mehr und mehr der Nachhaltig- Klingt komisch, is aber so.“ keit verpflichtet. Leben. Und sind überzeugt, es liegt in unse- rer Hand, was wir draus machen. Jede gute Sie finden es auch einfach spannend, zu erfah- Kleinigkeit macht den Tag zu einem schöne- ren, was sie trinken und woher der Saft kommt. ren Tag. Das gilt auch für unseren Apfelsaft! Da gibt es so etwas wie einen lokal spirit, wenn Wir mosten Apfelsaft anders. Nämlich jede

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 91 8. Handlungsempfehlungen

8.4 Vermarktung

8.4.1 Zusammenschlüsse in Vermarktungsverbünden/1

Bestehende Plattformen zu nutzen ist der nahe- > Erstellung von Entwicklungskonzepten zur fentlichung von Forschungsthemen und Verbrau- liegendste Weg, die Vermarktung zu verbessern. Nutzung sämtlicher regionaler Potentiale chergewinnung Zur Umsetzung der Ziele und Aufgaben Hier bietet sich z. B. Pro Agro (http://www.proag- bedient sich pro agro bewährter, über Jahre > Unterstützung der Qualitätsproduktion mit der ro.de) an: entwickelter und von allen Partnern anerkann- Umsetzung eigener Qualitätsprogramme ter Methoden: Organisation und Durchführung von Fortbil- Aufgaben des Verbandes sind nach eigenem dungs- und Schulungsmaßnahmen zu aktuellen Bekunden: > Durchführung von Messen, Ausstellungen Themen des Marketings, der Produktentwicklung und Märkten zur Darstellung der Vernetzung > Interessenvertretung der Mitglieder im ländlichen Raum und zur Vermarktung von > Erstellung von Katalogen „Landurlaub in Unterstützung aller Akteure des ländlichen Rau- landtouristischen Produkten der Agrar- und Brandenburg und Einkaufen beim Bauern“ und mes bei der Herstellung, Vermarktung und dem Ernährungswirtschaft „Pferdeland Brandenburg“ zur Darstellung land- Absatz von Produkten und Dienstleistungen der touristischer Leistungen Agrar- und Ernährungswirtschaft > Teilnahme an nationalen und internationalen Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und des Messen zur Erschließung neuer Märkte und Dem Verband gehören Unternehmen, Vereine Marktzugangs Absatzwege und Verbände der Bereiche Landtourismus, Landgasthöfe, Pferdehöfe, Direktvermarktung > Förderung der Regionalvermarktung durch > Unterstützung der Produktentwicklung und Agrar- und Ernährungswirtschaft an. Damit den Aufbau regionaler Kooperationen zwischen kleiner und mittlerer Betriebe, die nicht über können die verschiedenen erlebbaren Potentiale Unternehmen der Agrar- + Ernährungswirtschaft, eigene Forschungspotentiale verfügen, eigene des ländlichen Raumes mit dem Ziel der einheitli- Direktvermarktern, touristischen Anbietern, der neue Produkte, Rezepturen oder Technologien chen Vermarktung in den Mittelpunkt der Marke- Gastronomie + anderen gewerblichen Anbietern entwickeln und mit der Erstellung und Veröf- tingkooperation von pro agro gestellt werden.

92 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 8. Handlungsempfehlungen

8.4.1 Zusammenschlüsse in Vermarktungsverbünden/2

Pro Agro vertritt das Gesamtinteresse aller Eine niedrigschwellige Plattform könnte die Therapieeinrichtungen in Bad Wilsnack zu Akteure des ländlichen Raumes. Der Verband schnell auf den Weg gebracht werden. liefern könnte ein weiteres Ziel sein. ist ein Bindeglied zwischen Erzeugern, Ver- arbeitern und allen vor- und nachgelagerten „Märkte gemeinsam beschicken“ Siehe auch ( > 8.3.2): die Plattform „Branden- Bereichen, Forschung, Berufs- und Branchen- burger Gastlichkeit“ verbänden sowie staatlichen Interessenvertre- Ob über Cloudserver wie z.B. Dropbox oder tern. Die Arbeit zeichnet sich vor allem durch we.transfer oder Google Drive oder dezentrale Mit der Internetplattform „echt.land“ (www. die jahrelang gewachsenen vertrauensvolle Sammelstellen gilt es Ware, Verkaufsstrategie echt.land) wurde mit Unterstützung des Nie- und enge Zusammenarbeit mit allen genannten und deren Umsetzung zu bündeln. Beginnend dersächsischen Umweltministeriums die Mög- Akteuren aus. mit lockeren Zusammenschlüssen für je- lichkeit geschaffen, dass auch Kleinanbieter weils nur eine Veranstaltung könnte so ein ihre Produkte über das Internet zu günstigen Durch die Bündelung vieler Partner aus Land- Netzwerk von Obstanbietern entstehen, die Konditionen vermarkten können. Eine Zusam- wirtschaft, Lebensmittelindustrie, Wissenschaft gemeinsam ihre Produkte vermarkten und menarbeit mit dieser Plattform ist zu erwägen. und Forschung sowie dem Handel entwickelte ihre Produktpalette stetig erweitern. sich eine belastbare Basis für eine enge Zu- sammenarbeit untereinander. Gemeinsame Auftritte mit einem zunächst noch kleinen Vermarktungsverbund auf Eine weitere Plattform ist die des Biosphä- Märkten in der weiteren Umgebung – bis hin renreservates mit seinem Netzwerk „Partner- nach Berlin und Hamburg – könnten folgen. betriebe“. Diese zu erweitern und bekannt zu Eine Belieferung von öffentlichen Verkaufs- machen, würde die gemeinsame Vermarktung stellen, Tagungshäusern und Restaurants unterstützen. ist dann ein nächster Schritt. Frischobst an

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 93 8. Handlungsempfehlungen

8.4 Vermarktung

8.4.2 Gastronomie

In Hinblick auf die Fragestellung dieser Studie Förderlich ist die Vernetzung der Betriebe unter Umständen für das Anliegen gewonnen kommt der Gastronomie eine besondere Be- untereinander, über die Tourismusverbände, werden könnte: Mit der Qualitäts- und Marketin- deutung zu. Partnerschaften oder persönliche Empfehlun- ginitiative „Brandenburger Gastlichkeit“ verfolgt gen. der Brandenburgische Hotel- und Gaststätten- Die Lage an der Elbe, der Elberadweg, die verband das Ziel, die Qualität in der Gastronomie Attraktivität der Störche und vieler anderer ein- Es gibt eine Plattform der Gastronomie, die stetig zu verbessern und bekannt zu machen. maliger Naturerlebnismöglichkeiten haben dazu geführt, dass nach der Wende und besonders in „Unternehmen, die sich beteiligen, stellen sich den letzten Jahren viele gastronomische Betrie- einem Mystery-Check, bei dem geschulte be entstanden sind. Viele von ihnen folgen be- Testpersonen Angebot, Service und Qualität reits dem Trend, regionale Speisen anzubieten. des Betriebes nach zuvor festgelegten Krite- rien prüfen und bewerten. “ (Zitat hoga-bran- „Unsere Köche verwöhnen Sie mit klassischen denburg.de > Brandenburger Gastlichkeit). und überraschenden Spezialitäten, die dem Wechsel der Jahreszeiten folgen. Alle Speziali- Bei einigen Betrieben sind kleine Shops ent- täten werden mit den besten Zutaten zubereitet standen, in denen regionale Produkte ange- und haben ihre Wurzeln in der Region Branden- boten werden. In den Frühstücksräumen und burg.“ (Werbung Hotel Ambiente, Bad Wilsnack) Tennen von Gästehäusern werden frisches Obst, die eigenen Säfte, Marmeladen und Ho- Starke Konkurrenz und geringe Gewinnspannen nig angeboten. Hier bietet sich eine Chance erfordern besondere Kreativität von den Anbie- für die Verwertung und Vermarktung von Obst. tern. Im Verlaufe der Studie entstandene Ideen wie die Organisation von z. B. „Genusswochen- Um die Angebote zu erweitern, wäre die Kom- enden“ oder „Birnenwochen“ sind hervorragen- munikation über eine entsprechende Vermark- de Module, um die Angebote der Übernach- tungsplattform empfehlenswert. Auch hier tungs- und Gastronomiebetriebe zu erweitern. stellt sich wieder die Frage nach der Notwen- So kann sogar die Saison bis in die Herbstmonate digkeit von Anschubfinanzierungen. verlängert werden.

94 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 8. Handlungsempfehlungen

8.4.3 Verkaufsförderung + Vermarktungsideen

Humor und Emotionen Ein Austausch mit anderen Obstregionen, Die badische Lösung - eine originelle Vermark- die in der Vermarktung schon viel Erfahrung tungsidee aus Baden-Württemberg. Für die Vermarktung bedarf es origineller Ideen. gesammelt haben, wie z.B. Werder-Havel- Ein Produkt „Badische Lösung“ zu nennen ist land und die Genussregionen in Österreich, genial. Die „Badische Lösung“ ist eine ureigene bietet zahlreiche Anregungen. badische Art bei Konflikten auf verschlungenen Wegen zu einer Lösung zu kommen. Das wird in „Stille Deine Sehnsucht“ (Werder-Havelland) dem Produktnamen aufgegriffen und kann Men- oder „Blütefrühling in der GenussRegion schen auf die Idee bringen, bei Problemen oder Oststeirischer Apfel“ (Genussregion Öster- Verhandlungen den Likör zu trinken. reich) sind nur zwei Beispiele aus der Fülle der kreativen Slogans, die anderswo entwi- Emotionen und alle Sinne anzusprechen ist ckelt worden sind. gängige Praxis und bei Obstprodukten leichter als bei fast allen anderen Produkten zu realisie- ren. Selbst Kinder entwickeln bei den Worten „Apfel“ oder „Birne“ schnell positive Assoziatio- nen wie Süße, Saftigkeit oder köstlichen Duft. Benedikt von Droste mit seinem Walnusslikör Ein Slogan wie „Apfel, Nuss und Walnusskern“ ist leicht zu kommunizieren und weckt verschie- dene positive Assoziationen wie Duft, Köstlich- keit oder Weihnachten.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 95 9. Zusammenfassung und Ausblick

Eine Obstregion mit wertvollen Beständen gert werden, dass sie für größere Vermark- bestände als einer der wertvollsten Teile der tungsprojekte nutzbar werden könnten. Kultur- und Naturlandschaft erhalten werden. Die große Anzahl von größeren und kleineren Streuobstbeständen und markanten Obstalle- Die Pflege der privaten Streuobstwiesen Erhalt durch Nutzung und dorfnahen Bestände ist allerdings nur en sind ein prägendes Element in der Kultur- Die Pflege der Bäume wird für die Menschen effektiv möglich, wenn die finanziellen und und Naturlandschaft des Biosphärenreserva- dann interessant, wenn sie einen Nutzen davon organisatorischen Rahmenbedingungen tes. haben - zum Beispiel, wenn sie Saft aus ihrem verbessert werden. Für die Betreuung der eigenen Obst günstig pressen (lassen) können Bestände außerhalb der Dörfer bedarf es Die Vielfalt an alten Sorten und insbesondere oder sie ihre Produkte zumindest regional ver- einer grundsätzlichen Neuregelung. So sollte der Birnen ist für den Bereich, der in dieser markten können. Dafür eignet sich zum Bei- die Möglichkeit geschaffen werden, dass Studie betrachtet wurde, besonders hervorzu- spiel eine oder mehrere flexibel und dezentral Ausgleichsgelder auch für die Pflege einge- heben. In der Region gibt es im Vergleich zu einsetzbare Mobile Saftpressen. anderen Regionen außergewöhnlich viele Bäu- setzt werden können. me alter Obstsorten, die erst in den vergan- Die ansatzweise vorhandene Direktvermark- Erhalt durch Bildung genen 25 Jahren angepflanzt worden sind. So tung über den Verkauf auf Märkten und in gibt es einerseits vergleichsweise viele interes- Es hat sich während der Untersuchungspha- Hofläden bedarf finanzieller, organisatorischer sante junge Bestände und vielfältige wertvolle se gezeigt, dass Bildungs- und Beratungs- und kreativer Unterstützung. Altbestände, die sowohl für die weitere Ent- angebote zum gesamten Themenkomplex wicklung der Vermarktungsmöglichkeiten, des Streuobstwiese nur ungenügend vorhanden Ein Vermarktungsverbund auf der untersten Tourismus als auch für den Naturschutz einen sind. Besitzer und Pächter von Beständen Ebene könnte schnell seine Arbeit aufnehmen. wichtigen Beitrag leisten können. äußerten immer wieder vehement ihren Be- Vorhandene Vermarktungswege und – plattfo- darf an Beratung und Fortbildung. men sollten genutzt werden. Erhalt durch Pflege Voraussetzung für die In-Wert-Setzung der Um die Wertschätzung der Obstbestände Eine Inwertsetzung von Obst in größerem Stil Kulturlandschaft und ihrer Produkte ist die und -produkte sowohl bei Besitzern als auch in den klassischen Feldern wie Saftherstellung Pflege der Bestände. Nur wenn die vorhan- in der breiten Öffentlichkeit zu fördern, bedarf und die Vermarktung von Tafelobst kommt vor- denen Bestände regelmäßig und fachgerecht es darüber hinaus einer langfristig angelegten erst nicht in Frage, weil die anfallenden Men- gepflegt werden, können die Erträge so gestei- Bildungsarbeit. Nur so können die Streuobst- gen stark variieren. Des weiteren erschweren

96 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 9. Zusammenfassung und Ausblick

weit auseinander liegende Bestände ohne chendes Faltblatt wäre ein wichtiges Modul Radfahrer - zu identifizieren. vorhandene Transportlogistik zentrale Ver- neuer Vermarktungsstrategien. Alle Medien sind in Zukunft intensiv zu bedie- marktungsansätze. Der wirtschaftliche Nutzen Um die Erlebnisangebote zu entwickeln und nen. Hierbei sollte der Fokus zunächst auf die der Bestände ist vor allem im Zusammenhang umzusetzen, bedarf es der Vernetzung und Internetforen und -Plattformen gelegt werden, mit Tourismus und Naturschutz zu sehen. Hier Kooperation aller Akteure unter professionel- die bereits vorhanden sind wie z.B. die vom liegen für die Region besondere Chancen. ler Begleitung von Leitpersonen. Brandenburgischen Verband zur Förderung des ländlichen Raumes betriebene Website Erhalt durch Erleben Vermarktungsstrategien brauchen pfiffige „proagro.de“. Ideen, die auf Regionalität, Gesundheit und Die Lage des Untersuchungsgebiets direkt am Genuss zielen. Entsprechende Slogans und Werbematerialien beliebtesten deutschen Radfernweg, dem El- sollten sich an der Pfiffigkeit und Originalität beradweg, bietet große Entwicklungschancen Erhalt durch Vermarktung von Vermarktungsmitteln bereits vorhandener im Hinblick auf die Verwertung und Vermark- Initiativen und Unternehmen orientieren. tung von Streuobst. Die Schaffung von Identifikations-Sorten (z. B. „Walnuss und Birne - das köstliche Paar Des weiteren sollte die Zusammenarbeit mit Wenn Tourismus und Gastronomie Hand in der Prignitz“) wäre ideal, um Streuobst, die dem Biosphärenreservat im Hinblick auf den Hand die Werte des Obstes aus der Region daraus hergestellten Produkte sowie die weiteren Ausbau von Partnerbetrieben intensi- nutzen und mit gemeinsamer Werbung und themenbezogenen Veranstaltungen auch viert werden. Aber auch die Möglichkeiten der Kampagnen herausstellen, kann in diesem überregional zu vermarkten. Präsentation auf Plattformen von befreundeten Bereich eine zunehmende Wertschöpfung Unternehmen wie ostmost.de oder aepfelund- erfolgen. Die jungen Menschen in den Städten sind als konsorten.org sollten weiter eruiert werden. Kunden von Morgen in die Strategien mit- Aktionstage, Obst- und „Genuss“wochen wür- einzubeziehen. Obstprodukte aus der Bio- Grundsätzlich sollte am Abbau von bürokra- den die Kulturlandschaft und ihre Streuobstbe- sphärenregion passen genau in den immer tischen Hürden für regionale Produzenten stände in Wert setzen. Wichtig hierbei ist, dass noch zunehmenden Trend zu gesunden und gearbeitet werden, da vor allem die kleinen die Aktionen „Event“-Charakter haben und die regional hergestellten Produkten. Als Ziel- Höfe sich nicht in der Lagen fühlen, den ent- Zielgruppen über emotional wirkende Bilder gruppen sind hier junge, gesundheits- und sprechenden Hygiene- und Verpackungsbe- und Geschichten angesprochen werden. Ein naturbewusste Familien aus den Städten stimmungen bzw. anderen Richtlinien (z.B. informatives und gleichzeitig die Sinne anspre- sowie naturverbundene Touristen - vor allem Bio-Zertifizierung) gerecht zu werden.

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 97 9. Zusammenfassung und Ausblick

Ausblick: Erhalt durch Regionalentwicklung Die wertvollen Streuobstbestände in ihrer Mittel- und langfristig wäre es nach den Re- hervorragenden Lage in einer einmaligen cherchen dieser Studie sinnvoll, mit Hilfe einer Um die Kultur- und Naturlandschaft des Unter- Kultur- und Naturlandschaft an der Elbe professionellen praxisnahen Koordination suchungsgebietes insgesamt nachhaltig zu haben gute Chancen zur regionalen Wert- folgende Maßnahmen umzusetzen: erhalten und zu vermarkten, müssen möglichst schöpfung beitzutragen. viele der beteiligten Institutionen und Behör- > Öffentlicher unterstützter Abbau des Pfle- den sowie der regionalen Akteure gemeinsame Kurzfristig wären folgende Maßnahmen gerückstands (z.B. Ausgleichsgelder verfüg- Zielsetzungen formulieren und dafür dann bis umsetzbar: bar machen) auf die Gemeindeebene hinunter Umsetzungs- > Ausweitung von Bildungs- und Beratungs- strategien entwickeln. Dazu gehört es auch, > Erstellung eines attraktiven Informations- angeboten existierende Fördermöglichkeiten auf Anwend- faltblatts barkeit zu überprüfen. > Abgestimmte Vermarktungsstrategien > Anregung kleiner regionaler Vermark- zielen auf Regionalität, Identifikation und Wichtig ist hierbei, dass die Strategien und tungsvereine (Obstbörse) Gesundheit Projekte aufeinander abgestimmt sind, um > Anschaffung einer mobilen Saftpresse größtmögliche Synergieeffekte zu erzielen und > Fokussierung auf ein Leitprojekt die Wertschöpfungsketten bestmöglich zu > Erweiterung von Bildungs- und Bera- > Abbau von Bürokratie und Anschubsfinan- schließen. Ein erfolgreiches Modell für eine in tungsangeboten zierung für niedrigschwellige Angebote diesem Sinne abgestimmte Regionalentwick- > Einrichtung eines Akteursstammtisches; lung ist das Vermarktungsprojekt „Genussre- > Vernetzung über Vermarktungsverbünde Gründung eines kleinen Erhalter- gionen“ in Österreich, wo sich Bund, Länder, netzwerks > Vermarktungsstrategien in Zusammenarbeit Wirtschaft und reginale Akteure zu einem Ge- mit Tourismus und Gastronomie samtbündnis zusammengeschlossen haben. > Überprüfung der existierenden Förder möglichkeiten auf Anwendbarkeit > Vermarktungsstrategien in Zusammenarbeit Letztendlich würden durch eine derartige mit den Nachbarregionen übergreifende Koordination die Vermarktungs- strukturen für regionale Produkte verbessert, > Ausbau der Kontakte zu Großstädten die Wertschöpfung gesteigert und letztlich Ar- beitsplätze gesichert und geschaffen werden.

98 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ Die Schätze der Region sinnvoll nutzen - Streuobstbestände erhalten und verwerten

„Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 99 10. Adressen

Amt Bad Wilsnack / Weisen Krista Dziewiaty Heimat-, Geschichts- und Kulturverein Am Markt 1 Förderverein Biosphärenreservat Fluss- Breese-Groß Breese-Kuhblank e.V. 19336 Bad Wilsnack landschaft Elbe-Brandenburg e.V. Groß Breeser Allee 42 fon 038791 9990 Löcknitzstraße 12 19322 Breese 19309 Seedorf/Lenzen Amt Lenzen-Elbtalaue Fon: 038792-7744 Peggy Heineck / Umweltamt Wittenberge Kellerstraße 4 email: [email protected] August-Bebel-Straße 10 19309 Lenzen 19322 Wittenberge fon 038792-9880 Susanne Gerstner Landesamt für Ländliche Entwicklung, Land- Besucherzentrum Burg Lenzen wirtschaft und Flurneuordnung Bio-Sreuobstverein Elbetal e.V. fon: 038792 – 5078-104 Fehrbelliner Straße 4e Fährstraße 129478 Höhbeck, OT Pevestorf E-Mail: [email protected] 16816 Neuruppin (gleichzeitig Firmensitz Voelkel) Dirk Glaeser Landschaftspflegeverband Anke Brandes Agrarproduktivgenossenschaft eG Abben- Rühstädter Elbtalaue e.V. ehemals Landschaftspflegeverband Lenzen dorf, Abbendorfer Dorfstraße 18 Stefan Jansen Flutstraße 2 D-19322 Rühstädt, OT Abbendorf Dorfstraße 2 19309 Lenzen fon: 038791 - 7222 19322 Hinzdorf fon: 038792 7160 email: [email protected] fon 03877 561532 email: [email protected] Martina Grade Hans – J. Bartels Urte Delft Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe- Schadebeuster 5 Dipl.-Ing. für Landschaftsnutzung und Natur- Brandenburg 19322 Wittenberge, OT Schadebeuster schutz Neuhausstraße 9, 19322 Rühstädt email: [email protected] Am Itzenbusch 2 fon: 038791 980-17-0 16866 Barenthin email: [email protected] Landschaftspflegeverband fon 033972 20525 Wendland-Elbetal e.V. email: [email protected] Bergstraße 10 29439 Lüchow fon 05841 96 28 27 01 email: [email protected]

100 „Machbarkeitsstudie: „Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“ 10. Adressen

Silke Last Dr. Sven Rannow Dipl.-Ing. für Stadt und Regionalplanung Leiter Biosphärenreservatsverwaltung Büro für Stadt und Regionalplanung Flusslandschaft Elbe-Brandenburg Groß Breeser Allee 33 A fon: 038791 980 - 12 19322 Breese email: [email protected] fon 03877 403645 Jörg Steglich Kerstin Meyer Landschaftspflegegesellschaft mbH Lenzen Landkreis Prignitz Am Bahndamm 11 Sachbearbeiterin Ländliche Entwicklung 19309 Lenzen Berliner Str. 49, Haus 3, EG, Zimmer E.02 fon 038792 924 0 19348 Perleberg fon 03876 713 - 415 Tourismusverband Prignitz e.V. email: [email protected] Großer Markt 4 19348 Perleberg Harald Pester fon 03876 30741920 Ehemaliger Mitarbeiter von Horst Möhring Lenznerstraße 21 19309 Lenzen, OT Mödlich fon: 038792 - 7463

Jochen Purps, Dipl.- Forstwirt Büro für regionale Entwicklung und ökologi- sche Planungen Karl-Liebknecht-Str. 11 19336 Bad Wilsnack email: [email protected]

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