Rebay 2002 Zagersdorf.Pdf
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"Woran arbeiten Sie ?" wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: "Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor." Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner Vorwort Für die Überlassung des hier vorgelegten Materials zur Bearbeitung möchte ich besonders K. Kaus, Burgenländisches Landesmuseum, danken, er selbst ist der Ausgräber und ihm ist die ordentliche, umfangreiche Dokumentation der Grabung zu verdanken. Sämtliche Fotos im Anhang wurden von ihm zur Verfügung gestellt. Er hat stets Anteil am Werdegang der Arbeit genommen und ihm verdanke ich viele Hinweise und Anregungen. Genauso wichtig für die Fertigstellung der Arbeit war die anregende und gewissenhafte wissenschaftliche Betreuung durch meinen akademischen Lehrer O. H. Urban. Für die Bestimmung der Leichenbrände im Rahmen einer osteologischen Übung am Institut für Humanbiologie der Universität Wien sei besonders K. Wiltschke-Schrotta und M. Berner gedankt, T. B. Viola möchte ich für die weitere Bearbeitung und das Verfassen eines Artikels für meine Arbeit danken. K. Kunst übernahm die Bestimmung der Tierknochen, M. Kohler-Schneider die der Weinrebkerne, beiden bin ich ebenfalls sehr zu Dank verpflichtet. Die Übersetzungen der Zusammenfassung übernahmen E. Jilg, T. B. Viola, M. Fera und E. Mühlgaszner, J. Leskovar korrigierte das Manuskript. Die wichtigste persönliche Unterstützung während der Fertigstellung dieser Arbeit kam von meinem Kollegen und Freund S. Moser. Sie und viele andere liebe Kolleginnen und Kollegen haben durch Hinweise und Diskussionen am Gelingen dieser Arbeit Anteil, Ihnen allen sei auf diesem Weg gedankt. Meinen Eltern, die nicht nur mein Interesse an der Archäologie geweckt und gefördert haben, sondern auch mein Studium finanziell ermöglichten, sei diese Arbeit von Herzen in Dankbarkeit gewidmet. Für die Publikation in der Reihe „Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland“ wurde der Originaltext der Diplomarbeit übernommen, lediglich einige Grafiken und Abbildungen wurden aus technischen Gründen an anderer Stelle gedruckt. 1 Inhalt 1. Einleitung 4 2. Fundort 5 3. Fundgeschichte 10 4. Grabungsmethode 13 5. Beschreibung der Befunde 15 5.1 Hügelaufbau 17 5.2 Kammer 19 6. Interpretation der Befunde 20 6.1 Hügelvolumen und Arbeitsaufwand 22 6.2 Mehrfachbestattungen 23 7. Museale Gestaltung und Präsentation 26 8. Keramik 28 8.1 Herstellungsweise 31 8.2 Typologie der Formen 38 8.2.1 Kegelhalsgefäße 38 8.2.2 Schalen 39 8.2.3 Schüsseln 40 8.2.4 Fußschalen 40 8.2.5 Henkelschalen 41 8.2.6 Henkelschüsseln 42 8.2.7 Kegelrand- und Kragenrandgefäße 42 8.2.8 Situlen 43 8.2.9 Töpfe 43 8.2.10 Deckel 44 8.2.11 Doppelgefäße 44 8.2.12 Drillingsgefäße 44 8.2.13 Tonprismen 45 8.2.14 Spinnwirtel 45 8.3 Verzierungsweise und Oberflächenbehandlung 46 8.3.1 Facettierung und Kantung 46 8.3.2 Verzierungselemente 47 8.3.2.1 Eingetiefte Verzierungen 48 8.3.2.2 Erhabene Verzierungen 50 8.3.2.3 Bemalung 52 8.3.3 Verzierungsmotive 59 8.3.4 Oberflächenbehandlung 66 2 8.4 Inhaltsberechnungen der Gefäße 71 8.4.1 Kegelhalsgefäße 71 8.4.2 Schalen und Schüsseln 72 8.4.3 Fußschalen 72 8.4.4 Henkelschalen und -schüsseln 73 8.4.5 Kegel- und Kragenrandgefäße 73 8.4.6 Situlen 74 8.4.7 Töpfe 74 8.4.8 Doppelgefäß 74 8.4.9 Ergebnisse 75 8.5 Interpretation des keramischen Fundmaterials 76 8.5.1 Aussagemöglichkeiten von Grabbeigaben 76 8.5.2 Funktion der Beigaben 78 8.5.3 Doppelte Typen und Formen 81 8.5.4 Kalenderberg-Ausstattung 82 8.5.5 Spinnen, Weben und Zeitmessen 86 9. Metalle 88 8.1 Eisen 88 8.2 Bronze 88 8.3 Zuordnung der Trachtbestandteile zu einzelnen Individuen im Grab 92 10. Leichenbrand 93 11. Tierknochen 98 12. Weinrebkerne 99 13. Chronologie 101 14. Kulturelle Zuordnung 110 14.1 Osthallstattkultur 110 14.2 Kalenderbergkultur oder -gruppe 112 14.2 Innere Gliederung der Kalenderbergkultur 114 15. Zur Diskussion der Geschlechterrollen der Kalenderbergkultur 118 16. Zusammenfassung 127 17. Literaturverzeichnis 131 18. Histologische Untersuchungen an Leichenbränden aus Zagersdorf 139 von T. B. Viola 19. Hinweise zum Katalog 145 20. Katalog 148 Tafeln Anhang Fototafeln Anhang 3 1. Einleitung Bereits im Rahmen meiner Proseminararbeit bearbeitete ich hallstattzeitliche Grabfunde aus dem Burgenland und so lag es nahe, durch das Thema meiner Diplomarbeit die Arbeit auf dem selben Gebiet weiterzuführen und zu vertiefen. Von der Zagersdorfer Grabhügelgruppe sind heute noch fünf Grabhügel im Gelände erkennbar, die Befunde und Funde des Hügels 1, der 1985 durch das Burgenländische Landesmuseum gegraben wurde, sind Gegenstand dieser Arbeit. Sie sollten Ausgangspunkt einer Arbeit über Geschlechterrollen im Bereich der Kalenderbergkultur sein, doch das verfügbare Quellenmaterial läßt Versuche, die weiter als bereits unternommene Studien gehen sollten, nicht sinnvoll erscheinen. Zu spärlich sind gut gegrabene und dokumentierte Befunde, die verläßlich ausgewertet werden können, Untersuchungen von Leichenbränden fehlen fast überall, wesentliche, moderne Grabungen mit statistisch relevantem Material sind meist unbearbeitet und daher unzureichend publiziert. Da bei optimistischer Betrachtung in nächster Zeit mit einer wesentlichen Quellenverbesserung zu rechnen ist, schien es mir nicht sinnvoll, einer weitreichenderen Studie vorzugreifen. So wird lediglich in einem Kapitel der derzeitige Forschungsstand zu den Geschlechterrollen der Kalenderbergkultur zusammengefaßt und kritisch kommentiert. Die Arbeit beschränkt sich im wesentlichen auf das vorhandene Material von Zagersdorf, wobei besonders der Bearbeitung des Leichenbrandes und der Befunde viel Bedeutung zugemessen wurde, da sie die wichtigsten Grundlagen für die Beschäftigung mit prähistorischen Geschlechterrollen darstellen. 4 Zagersdorf Fundort 2. Fundort Die Gemeinde Zagersdorf liegt im nördlichen Burgenland1, etwa 9 km südlich von Eisenstadt nahe der ungarischen Grenze. Urkundlich wird Zagersdorf zum ersten Mal im Jahr 1461 erwähnt. Nach der Zerstörung im Zuge der Türkenkriege wurde Zagersdorf von Kroaten neu besiedelt, auch heute noch ist der Ort zweisprachig. Der Ortsname (kroatisch: Cogrštof) leitet sich vermutlich vom Grafengeschlecht Chák ab.2 Zagersdorf war seit 1971 eine Katastralgemeinde der Gemeinde Siegendorf, ist aber seit 1992 wieder eine eigene Gemeinde und gehört zum politischen Bezirk Eisenstadt-Umgebung. Der Ort liegt 180 m über dem Meeresspiegel, ist 7,3 km2 groß und hat 921 Einwohner.3 Abb. 1: Lage der Hügelgruppe von Zagersdorf (Österreichischen Karte 1:50000 Blatt 77 Eisenstadt) 1 ÖK 1:50 000, Blatt 77 Eisenstadt, 71 mm v. r., 12 mm v. u. 2 H. Wild, Der Weg durch die Zeiten ist lang, in: Gemeinde Zagersdorf, Cogrštof - Zagersdorf. Vom Lächeln zur Bewunderung, Eisenstadt 1996, 16. 3 R. Bamberger / M. Bamberger / E. Bruckmüller / K. Gutkas, Zagersdorf, Österreich Lexikon in zwei Bänden 2, Wien 1995, 668. 5 Zagersdorf Fundort Geographisch betrachtet liegt Zagersdorf im Eisenstädter Becken, das im Norden durch das Leithagebirge, im Osten durch den Ruster Höhenzug, im Süden durch den Brennberg-Brentenriegel-Zug und im Westen durch das Rosaliengebirge sowie der Wr. Neustädter-Ödenburger Pforte begrenzt wird (Abb. 2, Anhang). Das Eisenstädter Becken schließt an das Wiener Becken an und gehört zu den Alpenostrandbecken.4 Es gliedert sich in die Ebene an der unteren Wulka und das Hügelland von Mattersburg. Die Zone am Fuß des Rosalien- und des Ödenburger Gebirges ist ein sanft gewelltes Hügelland, das von zahlreichen Wulkazuflüssen durchzogen wird.5 Nach einer trockenen Periode während der Urnenfelderzeit dürfte die Niederschlagsmenge zur Hallstattzeit und der damit verbundene Grundwasser- und Seespiegel wieder wesentlich höher gewesen sein als zur heutigen Zeit.6 Das wirkte sich wiederum auf Vegetation und Landwirtschaft des Eisenstädter Beckens, also auf die Lebensumstände und Lebensgrundlagen der damaligen Bevölkerung aus. Das kleine, fast dreieckige Eisenstädter Becken ist von Randbruchlinien umgrenzt, die tektonischen Bewegungen an den Rändern des Beckens halten bis in die jüngste Zeit an. Zu den nutzbaren Rohstoffen zählen Kohlevorkommen (Brennberg-Ritzing) und der Kalkstein des Leithagebirges und des Ruster Höhenzuges. Die Schichtfolge umfaßt eine Serie Blockschotter, vom Pleistozän blieben neben Terrassenschotter, Seekreide und Löß auch Reste von Süßwassertonen erhalten.7 Da man in der älteren Eisenzeit in diesem Bereich nicht vom Abbau von Bodenschätzen ausgehen kann - sieht man von lokaler Tongewinnung zur Keramikproduktion ab - muß man eine agrarische Orientierung der Bevölkerung annehmen. Bedeutung hatten sicherlich der Anbau von Getreide und Feldfrüchten, der Obstbau, die Viehhaltung aber auch die Fischerei im Neusiedler See.8 Die in dieser Arbeit behandelte Hügelgräbergruppe von Zagersdorf liegt am nordwestlichen Ortsrand von Klingenbach auf der Parzelle 2272, der Grundeigentümer ist die Urbarialgemeinde Zagersdorf. Fünf Hügel sind heute noch im teilweise bewaldeten Gelände erkennbar, einige davon weisen Störungsspuren 4 A. Tollmann, Geologie von Österreich II, Außerzentralalpiner Teil, Wien 1985, 532 f. 5 K. Wiche, Die Oberflächenformen, in: Burgenländische Landesregierung (Hg.), Burgenland. Landeskunde, Wien 1951, 115 f. 6 H. Küster, Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eisenzeit bis zur Gegenwart, München 1999, 116. 7 A. Tollmann, Geologie von Österreich II, Außerzentralalpiner Teil, Wien 1985, 533. 6 Zagersdorf Fundort auf. Der Abstand zwischen Hügel 1, dem nordöstlichsten, und Hügel 5, dem südwestlichsten, beträgt etwa 130 m.9 Über die Lage der zugehörigen Siedlung ist nichts bekannt,