 DR. MdB Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie der CDU/CSU -Fraktion im Deutschen

CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag – Platz der Republik 1 – 11011 Berlin An den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Herrn MdB 1. Stellvertretende Vorsitzende Frau MdB 1. Parlamentarischen Geschäftsführer Herrn MdB Stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Dr. Michael Fuchs MdB Stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Dr. Christian Ruck MdB Vorsitzende der Arbeitsgruppe Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Frau Marie-Luise Dött MdB Vorsitzenden des Arbeitskreises II der CSU-Landesgruppe Herrn Dr. Georg Nüßlein MdB Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand Herrn Christian von Stetten MdB nachrichtlich: Mitglieder der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie Parlaments- und Kabinettsreferat des BMWi per Email

Berlin, 24. Januar 2012

Beschluss der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie

Sehr geehrte Damen und Herren, als Anlage übersende ich Ihnen den Beschluss der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie zur „Solar- förderung“, auf den sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe in ihrer Sitzung am heutigen Tage verständig- ten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Joachim Pfeiffer MdB 1 Anlage CDU/CSU-FRAKTION IM DEUTSCHEN BUNDESTAG

BESCHLUSS der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie „SOLARFÖRDERUNG“

Die Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat in ihrer Sitzung am 24.01.2012 Folgendes beschlossen:

1. Die AG Wirtschaft und Technologie bekennt sich zum Ausbauziel für solarbasierte Stromer- zeugung von 33,3 GW bis 2020, das den Szenarien für das Energiekonzept 2010 zugrunde- liegt. 2. Die AG Wirtschaft und Technologie fordert angesichts der bereits installierten Photovolta- ik-Kapazität von 25,8 GW eine Anpassung des EEG, die sicherstellt, dass der jährliche Zubau der Photovoltaik bis 2020 auf die zur Erreichung des vereinbarten Ausbauziels erforderli- chen rd. 800 MW begrenzt wird. 3. Die AG Wirtschaft und Technologie hält an dem Ziel der energiepolitischen Beschlüsse vom Sommer 2011 fest, wonach die EEG-Umlage die Größenordnung von 3,5 Ct/kWh nicht überschreiten darf. 4. Mittelfristig bedarf die EEG-Förderung einer Neustrukturierung, die auf mehr Markt, Kos- teneffizienz und Nachfragesteuerung bei der Stromerzeugung setzt. Außerdem müssen der Zubau erneuerbarer Energien und der Netzausbau besser miteinander synchronisiert werden.

Begründung: Die Szenarien zum Energiekonzept 2010 sehen bis 2020 eine Gesamtkapazität von 33,3 GW in- stallierte Leistung Photovoltaik (PV) vor. Ende 2011 waren bereits 25,8 GW installiert. Zur Errei- chung des Ausbauziels können demnach bis 2020 max. noch 7,5 GW PV-Module neu installiert werden. Daraus ergibt sich ein max. jährlicher Zubau von rund 800 MW. In den Energieszenari- en wurden 33,3 GW als gerade noch ökonomisch tragbare Größe angesehen. Gegen einen wei- teren unkontrollierten PV-Ausbau sprechen u. a. folgende Gründe: a. PV ist Hauptkostentreiber für die EEG-Umlage Die EEG-Umlage hat sich in den letzten drei Jahren von 1,31 ct/kWh auf 3,592 ct/kWh fast ver- dreifacht. Hauptkostentreiber ist der Zubau der PV. In 2012 werden von voraussichtlichen rd. 14,1 Mrd. Euro EEG-Umlage rd. 7,4 Mrd. Euro für die PV ausgegeben. Im Trendszenario der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) steigt der PV-Anteil an den EEG-Differenzkosten (Klammer- beträge) in 2013 auf 8,94 Mrd. (16,67), in 2014 auf 9,36 Mrd. (17,20), in 2015 auf 9,76 Mrd. (17,61) und in 2016 auf 10,26 Mrd. (18,49). Tatsächlich könnten die EEG-Differenzkosten für PV sogar noch viel höher ausfallen. Denn die ÜNB waren in ihren bisherigen Berechnungen von ei- nem PV-Zubau von lediglich jährlich zwischen 3.600 und 4.500 MW ausgegangen (2012 4.500 MW, 2013 3.600, 2014 3.800, 2015 4.000, 2016 4.400). Der PV-Boom der letzten Jahre hat je- doch gezeigt, dass das System des „atmenden Deckels“ nicht geeignet ist, den Zubau wirksam zu begrenzen. Insgesamt summieren sich die Fördergelder für PV in den nächsten 20 Jahren nach Berechnungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) be- reits jetzt auf rd. 100 Mrd. Euro.

Beschluss der AG Wirtschaft und Technologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom 24. Januar 2012 „SOLARFÖRDERUNG“ Seite 2 b. PV-Zubauboom droht auch in 2012 neue Rekorde zu brechen Es ist kein Ende des PV-Zubaubooms in Sicht. Dies liegt vor allem an den weltweiten Produkti- onsüberkapazitäten. Zurzeit stehen 50 GW Produktionskapazität für PV-Module einer Nachfra- ge von nur 25 GW gegenüber. Die Solarfabriken in CHN sind durch umfassende staatliche Hilfen abgesichert und produzieren ggfs. auch zum Preis der variablen Kosten Deutschland ist als ein- ziges Land ohne Zubaudeckel der letzte große Markt (Italien wird nach Branchenangaben vorauss. Mitte 2012 seinen Gesamtdeckel erreicht haben, was die Modulflut nach Deutschland nochmals erhöhen dürfte). Die Gutachter von r2b/Consentec gehen schon für das 1. Halbjahr 2012 von einem Zubau von 4 – 8,5 GW aus! Unter Einbeziehung der reduzierten Fördersätze würde nur der Zubau 2011 eine erneute Belastung in Höhe von mindestens 16 Mrd. Euro, ver- teilt auf 20 Jahre, bedeuten. Die Überkapazitäten sind der eigentliche Grund für den Preisverfall. Je größer die Überproduk- tion, desto niedriger sind die Preise und umso höher die Rendite. Dies erklärt, warum es das System des atmenden Deckels in den letzten Jahren nicht vermocht hat, den Zubau einzudäm- men und dies auch weiterhin nicht tun wird. Die Renditen für PV-Anlagenbetreiber haben sich von 4,4 – 8,0 % in 2009 auf 7,4 – 11.4 % in 2011 erhöht, während die Modulpreise zwischen 2009 und 2011 um über 50 % gefallen sind. Laut r2b/Consentec setzt sich diese Entwicklung in 2012 fort. Es ist deshalb ein Trugschluss, man könne das Problem in dem derzeitigen System über sinkende Degressionssätze in den Griff bekommen. c. PV ist die ineffizienteste Form der Stromerzeugung Mit ca. der Hälfte des EEG-Fördervolumens wird die Produktion von lediglich knapp 3 Prozent der deutschen Stromerzeugung gefördert, wobei das Missverhältnis eine steigende Tendenz aufweist. d. PV-Förderung ist nicht mit industriepolitischen Argumenten zu rechtfertigen Asiatische Wettbewerber sind mittlerweile die Hauptprofiteure des EEG. Chinesische Hersteller kamen in Deutschland im ersten Halbjahr 2011 auf einen Marktanteil im Zellen- und Modulge- schäft von mindestens 60 Prozent. Der deutsche Anteil liegt unter 15 Prozent und sinkt weiter. Gerade vom extrem hohen Zubau der letzten beiden Jahre haben in besonderem Maße auslän- dische Wettbewerber profitiert. Je höher die hierzulade subventionierten Zubaumengen in den letzten Jahren gestiegen sind, desto mehr ist der Weltmarktanteil deutscher Hersteller von So- larzellen und -modulen gefallen. In der Branche herrscht stillschweigendes Einvernehmen, dass in Deutschland Solarzellen nicht mehr wirtschaftlich zu produzieren sind. So hat Bosch Solar an- gekündigt, das nächste Werk in Malaysia zu bauen. Hier zeigt sich: Das EEG fördert vor allem bekannte Technologie und hat in den letzten Jahren kaum Anreize für verstärkte Anstrengun- gen der Unternehmen (z.B. im Bereich der Technologieentwicklung) geboten. Laut „Roadmap- Studie“ des BSW investieren die deutschen Hersteller lediglich 2,5 Prozent ihres Umsatzes für FuE. Zu wenig für eine Industrie, die sich gerne als High-Tech-Branche verkauft. e. Ausufernde PV-Förderung gefährdet Klimaschutzmaßnahmen in anderen Bereichen PV ist die mit Abstand teuerste Technologie der CO2-Vermeidung. Wissenschaftler der Interna- tionalen Energieagentur (IEA) und des RWI haben für die PV 648 Euro CO2-Vermeidungskosten errechnet (zum Vergleich: Windkraft 69 Euro). Dieses Geld fehlt für andere, wesentlich effizien- tere Klimaschutzmaßnahmen, z.B. für die energetische Gebäudesanierung.

Beschluss der AG Wirtschaft und Technologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom 24. Januar 2012 „SOLARFÖRDERUNG“ Seite 3 f. PV-Förderung ist ungerecht Jedes Jahr werden Milliarden Euro über den Strompreis umverteilt, und zwar tendenziell von unten nach oben: Vom Mieter und Hartz IV-Empfänger ohne eigenes Dach zum Hausbesitzer, der mit seiner Solaranlage über 20 Jahre Renditen von teileweise 10 Prozent und mehr im Jahr erzielen kann, während der Mieter sein Geld für 1,5 Prozent auf dem Tagesgeldkonto anlegen muss.

In den energiepolitischen Beschlüssen des Sommers 2011 bestand Einigkeit, dass die EEG- Umlage nicht über 3,5 Ct/kWh ansteigen soll, um Wirtschaft und Verbraucher nicht unzumut- bar zu belasten und die Akzeptanz für den geplanten Umbau der Energieversorgung nicht zu ge- fährden. In 2012 ist die Umlage jedoch bereits auf 3,592 Ct/kWh angestiegen. Laut der aktuel- len Mittelfristprognose der ÜNB wird sie im Jahr 2013 weiter auf 3,66 bis 4,74 Ct/kWh steigen. In dieser Prognose ist der Rekordzubau bei PV für das Jahr 2011 noch gar nicht berücksichtigt. Es besteht daher unmittelbarer Handlungsbedarf. Anderenfalls ist das gemeinsame politische Ziel der EE-Kostenbegrenzung nicht zu halten.

Berlin, 24. Januar 2012