MIT IN DEN MEDIEN PRESSESPIEGEL 26. JANUAR 2015

THEMEN Dokumentationspflichten Mindestlohn, EZB-Anleihenkäufe, Arbeitsstättenverordnung

INHALTSVERZEICHNIS

So läuft die Wirtschaft Sturm gegen den Mindestlohn BILD Seite 2 Merkel will Mindestlohn vereinfachen Leipziger Volksztg. Seite 4 Neuer Streit um Mindestlohn Tagesspiegel Seite 5 Bürokratischer Irrsinn in Absurdistan Saarbrücker Zeitung Seite 6 1140000000000 Euro aus der Druckerpresse Nordwest Zeitung Seite 7 Unions-Zoff um Merkel-Äußerung BILD Seite 8 In der CDU wächst Kritik an Merkels Islam-Zitat Westfalen-Blatt Seite 9 Der heimliche Außenminister Handelsblatt Seite 10 Die Strombrache versteht ihren Minister nicht mehr WELT ONLINE Seite 11

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1 BILDplus vom 24.01.2015

Autor: HENRIK JEIMKE-KARGE und KARINA Gattung: Online-Quelle MÖSSBAUER Seite: 12:30:02 Jahrgang: 2015 Ressort: Politik Nummer: 0 Rubrik: Politik Weblink: http://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/mindestlohn/wirtschaft-laeuft-sturm-gegen-mindestlohn-irrsinn-39470752.bild.html Union und Verbände erhöhen Druck auf Arbeitsministerin Nahles So läuft die Wirtschaft Sturm gegen den Mindestlohn

Seit knapp drei Wochen gilt der gesetzli- derzeit vorgesehenen Kontrollregelun- lamentskreis Mittelstand (PKM) reichte che Mindestlohn nun. Doch Union, gen sind das schlimmste Bürokratie- vor einer Woche bei der Unions-Frakti- Wirtschaft und Verbände wollen das monstrum, das von einer Bundesregie- onsspitze den Antrag "Mindestlohn ent- Gesetz in seiner aktuellen Ausgestal- rung seit vielen Jahren produziert bürokratisieren und auf Fehlentwicklun- tung nicht akzeptieren und fordern wurde." Zu BILD sagte er: "Die Bun- gen überprüfen" (liegt BILD vor) ein. Arbeitsministerin (44, desregierung redet von Entbürokratisie- Dem PKM gehören 190 der 311 Abge- SPD) auf, nachzubessern. Der Streit- rung und tut hier das krasse Gegenteil. ordneten der CDU-/CSU-Bundestags- punkt: DokumentationspflichtenGrund Sie muss schnellstmöglich fraktion an. In dem Schreiben an die ihres Ärgers ist die sogenannte Mindest- nachbessern."Auch der Mittelstandsbe- Fraktionsvorsitzenden beklagt der Vor- lohndokumentationspflichten-Verord- auftragte (37, sitzende (44, nung vom 18. Dezember 2014 (§ 17 CDU) fordert die Regierung auf, zu CDU) die Aufzeichnungs- und Aufbe- Absatz 1 und 2). Diese verpflichtet handeln: "Wenn diese Koalition nicht wahrungspflichten, die die Betroffenen Arbeitgeber, Buch zu führen darüber, als größter Bürokratie-Beförderer in die quälen würden. Um den Wert von 2 958 wann und wie lange die Angestellten Geschichte eingehen will, muss sich Euro zu erreichen, "muss ein Arbeitneh- arbeiten, diese Daten zwei Jahre lang zu beim Mindestlohn etwas bewegen. Die mer mit dem Mindestlohn 29 Tage im archivieren und bei einer Prüfung dem Arbeitsministerin steht jetzt in der Ver- Monat 12 Stunden am Tag arbeiten", Zoll vorzulegen. Die Dokumentations- antwortung, die Verordnungen kräftig heißt es im Antrag, der einstimmig vom pflichten gelten für Arbeitnehmer bis zu zu entschlacken." BDI-Chef Ulrich Vorstand beschlossen wurde.Deswegen einem Gehalt von 2958 Euro Grillo (55) bezeichnet den Mindestlohn sieht er folgende Veränderungen vor: brutto/Monat, also auch für die 6,8 Mil- als "Bremse". Gerade für kleinere Die Dokumentationspflicht soll … auf lionen Minijobber. Ausgenommen sind Betrieb sei der Bürokratieaufwand eine eine Einkommenshöhe von 1900 Euro Beschäftigte in Privathaushalten.Außer- große Belastung.Arbeitgeberpräsident herabgesetzt werden. für Minijobber dem müssen neun stark von Schwarzar- Ingo Kramer (61) sieht den Mindest- gestrichen werden, wenn ein schriftli- beit betroffene Branchen den Beginn, lohn "im krassen Widerspruch zum cher Arbeitsvertrag vorliegt, aus dem die Dauer und das Ende der Arbeit Bekenntnis der Bundesregierung, unter sich der vereinbarte Stundenlohn und dokumentieren. Insgesamt betroffen sind dem Strich keine neue Bürokratie aufzu- die Arbeitszeit eindeutig ergeben. Der laut Arbeitsministerium etwa 9,3 Millio- bauen" und als "überflüssige Bürokratie Antrag soll am 2. Februar in der Frakti- nen Beschäftigte (Baugewerbe, Gast- in Reinkultur". "Die Pflichten zur Auf- onsvorstandssitzung beraten und am 3. stätten und Herbergen, Speditions-, zeichnung der täglichen Arbeitszeiten Februar in der Fraktion zur Abstim- Transport- und Logistikbereich, Forst- sind eine Plage", beklagte Handwerks- mung gestellt werden.Christian von wirtschaft, Gebäudereinigung, Messe- präsident Hans Peter Wollseifer (55) Stetten fordert die Kanzlerin zum Han- bau, Fleischwirtschaft, Zeitungszustel- auf BILD-Nachfrage. Es müsse nachge- deln auf: "Jetzt muss die Kanzlerin von ler, Paketdienste). Noch bevor das bessert werden. Ein Bürokratie-Mon- ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch Gesetz in Kraft trat, bemängelten Politi- ster dürfe es nicht geben, sagte Wollsei- machen und die Fehler der Ministerin ker und Wirtschaftsvertreter den Ver- fer. Lutz Goebel, Präsident des Ver- korrigieren. Sonst werden Mittelstand waltungsaufwand, der dadurch entsteht. bands "Die Familienunternehmen", und Vereine von der Bürokratie Seit dem 1. Januar 2015 gilt nun der mahnt Nachbesserungen an. Der Doku- erdrückt."Merkel offen für Änderungen- gesetzliche Mindestlohn, doch die kriti- mentationswahnsinn koste Zeit und Auf einer Partei-Veranstaltung in schen Stimmen sind nicht verstummt. Geld und klaue den Mitarbeitern viel Greifswald stellte Kanzlerin Angela Im Gegenteil. Der Druck auf die Mini- Flexibilität. "So schaden die bürokrati- Merkel (60, CDU) Änderungen beim sterin wächst.Unions-Politiker und schen Auswüchse des Mindestlohns der Mindestlohngesetz in Aussicht. Die Wirtschaft fordern Korrekturen am Vereinbarkeit von Kind und Karriere CDU werde darauf achten, eine dauer- GesetzCSU-Politiker und treffen selbst die Unternehmer, die hafte bürokratische Belastung für Klein- (60), Chef des Wirtschaftsausschusses ihren Mitarbeitern in der Vergangenheit unternehmen zu vermeiden. "Wir im , fällt ein hartes Urteil: weit mehr als die vorgeschriebenen 8,50 schauen uns das jetzt drei Monate an - "Der Mindestlohn war gut gemeint und Euro pro Stunde zahlen konnten."PKM- und dann überlegen wir, wo wir gegebe- endet jetzt im bürokratischen Chaos. Die Antrag auf EntbürokratisierungDer Par- nenfalls Bürokratie wegnehmen müs-

2 sen", sagte die Kanzlerin am Dienstag- widriges Verhalten anderer Mitglied- 31. Dezember 2017. Bis zu diesem abend.Nahles gegen KorrekturenAr- staaten zu klären. Einige EU-Staaten Zeitpunkt sind Abweichungen nach beitsministerin Nahles beharrt ungeach- wie Polen und Ungarn sehen sich durch unten erlaubt. Der Mindestlohn gilt tet der Kritik auf den Dokumentations- den deutschen Mindestlohn benachtei- außerdem für alle Arbeitnehmer/innen pflichten. Dies sei notwendig, weil die ligt. Denn nach Auffassung der Bundes- ab 18 Jahren. Er gilt auch für ausländi- Mindestlohnregelungen etwa in der Rei- regierung greift der gesetzliche Mindest- sche Beschäftigte, wenn sie in Deutsch- nigungsbranche massenhaft umgangen lohn von 8,50 Euro auch für Lkw-Fah- land arbeiten, z. B. Saisonkräfte.Ausge- würden, sagte sie dem "Hamburger rer ausländischer Arbeitgeber, selbst nommen sind: Auszubildende ehren- Abendblatt". "Wir werden nicht augen- wenn sie Deutschland nur als Transit- amtlich Tätige Personen, die einen frei- zwinkernd dem Missbrauch die Tür öff- strecke nutzen. Wenn keine Lösung willigen Dienst ableisten Teilnehmer an nen", sagte die SPD-Politikerin.EU-Vor- gefunden wird, kann die EU-Kommis- einer Maßnahme der Arbeitsförderung prüfung gegen MindestlohnDie EU- sion ein offizielles Vertragsverletzungs- (1-Euro-Jobber) Praktikanten (außer es Kommission prüft derzeit den Mindest- verfahren einleiten, das schließlich vor handelt sich um ein freiwilliges Prakti- lohn für Lkw-Fahrer beim Transit durch dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) kum, das länger als drei Monate dauert) Deutschland. EU-Verkehrskommissarin landen könnte.Für wen gilt der Mindest- Selbstständige Langzeitarbeitslose in Violeta Bulc hat mit einem Brief an die lohn?Der Mindestlohn gilt für aus- den ersten sechs Monaten ihrer neuen Bundesregierung ein Pilotverfahren ein- nahmslos alle Branchen. Für Branchen, Beschäftigung geleitet, das dazu dient, Beschwerden die in Tarifverträgen organisiert sind, von EU-Staaten über ein europarechts- gilt aber eine Übergangsfrist bis zum

Abbildung: Arbeitsministerin Andrea Nahles (44, SPD) steht wegen des Mindestlohns in der Kritik

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3 Leipziger Volkszeitung vom 22.01.2015

Autor: Von Basil Wegener Gattung: Tageszeitung Seite: 2 Auflage: 188.974 (gedruckt) 170.428 (verkauft) 175.244 (verbreitet) Ressort: Politik Reichweite: 0,47 (in Mio.) Ausgabe: Hauptausgabe Merkel will Mindestlohn vereinfachen Wirtschaftsflügel der Union plädiert für Reduzierung der Dokumentationspflicht Berlin. Drei Wochen nach dem Start des soll. "Die reale Wirtschaft ist kein SPD- Linnemann, sagte: "Für den Mittelstand gesetzlichen Mindestlohns hat Kanzle- Programmparteitag", sagte PKM-Chef sind die Dokumentationspflichten eine rin (CDU) Änderungen von Christian von Stetten. Die Wirt- völlig unnötige, große Belastung." Man für weniger Bürokratie in Aussicht schaftspolitiker der Union hätten dürfe nicht nur Konzerne mit großen gestellt. "Wir wollen kleineren Unter- Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) Verwaltungen als Maßstab nehmen. nehmen das Leben nicht zu einer dauer- mehrfach vor einem bürokratischen Nahles setzt auf wachsende Erfahrun- haften bürokratischen Herausforderung Monster gewarnt. Merkel müsse Nahles gen. "Die Kanzlerin hat darauf hinge- machen", sagte sie beim Neujahrsemp- anweisen, die Ausführungsbestimmun- wiesen, dass es Sinn macht, erst einmal fang des CDU-Kreisverbands in ihrem gen unverzüglich zu ändern. die Entwicklung zu beobachten", sagte Wahlkreis in Greifswald. Von Stettens Antrag zielt darauf ab, ein Sprecher, "und sich dann zusam- Merkel sagte, der Mindestlohn sei von dass Unternehmen künftig für weniger menzusetzen und die Auswirkungen zu weiten Teilen der Gesellschaft Beschäftigte die exakte Arbeitszeit kon- analysieren." Das Ministerium beob- gewünscht worden. Nun werde sich die kret aufzeichnen müssen als bisher. Eine achte die Umsetzung des Mindestlohns, Regierung die Entwicklung drei Monate gültige Verordnung aus Nahles Ressort aber auch Missbrauchskonstellationen. lang ansehen und dann überlegen, wie sieht vor, dass dies bis zu einem Der DGB lehnt Korrekturen ab. Vor- gegebenenfalls Bürokratie abgebaut Monatsgehalt von 2958 Euro brutto standsmitglied Stefan Körzell sagte der werden könne. Somit zeichnet sich ein geschehen muss. Betroffen sind Mini- "Saarbrücker Zeitung": "Eine Ein- Konflikt zwischen Union und SPD ab. jobber sowie neun für Schwarzarbeit schränkung der Dokumentationspflicht SPD-Fraktionschef Thomas Opper- besonders anfällige Branchen, etwa das wäre kein Abbau von Bürokratie, son- mann sagte: "Das Gesetz ist seit drei Bau- und Gaststättengewerbe. Laut den dern ein Spiel mit dem Feuer." Indu- Wochen in Kraft, da sehe ich überhaupt Unions-Wirtschaftspolitikern erreichen striepräsident Ulrich Grillo kündigte an, keine Notwendigkeit, es zu ändern." nur wenige Ausnahmefälle die mit Nahles über die bürokratischen Pro- Der Parlamentskreis Mittelstand (PKM) Schwelle. Sie solle auf 1900 Euro bleme zu sprechen. Es sei schwierig, der Unionsfraktion will der Fraktion gesenkt werden. Zudem sollten nicht wenn durch den ohnehin schwer verdau- schon am 3. Februar einen Antrag zur mehr alle Minijobber betroffen sein. Der lichen Mindestlohn weitere administra- Abstimmung stellen, der Dokumentati- Chef der Mittelstands- und Wirtschafts- tive Hürden aufgebaut würden. onspflichten für Firmen abschwächen vereinigung der CDU/CSU, Carsten

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4 DER TAGESSPIEGEL vom 22.01.2015

Seite: 004 Nummer: 22291 Ressort: POLITIK Auflage: 133.358 (gedruckt) 118.189 (verkauft) 119.835 (verbreitet) Rubrik: POLITIK Reichweite: 0,23 (in Mio.) Gattung: Tageszeitung Neuer Streit um den Mindestlohn Kanzlerin Merkel stellt Korrekturen in Aussicht Berlin - Der Mindestlohn ist erst drei sagte die Kanzlerin. Daher werde man Minijobs mit mehr als 8,50 Eu ro Stun- Wochen alt, und schon streitet die das Gesetz in drei Monaten prüfen, um denlohn müssten davon ausgenommen Koalition wieder darüber. Nach den Pro- "gegebenenfalls Bürokratie wegzuneh- sein. Man überfordere mit all dem testen ihres Wirtschaftsflügels wegen men". Die SPD aber will von Nachbes- kleine und mittlere Betrie be, das angeblich allzu strik ter Kontrollen hat serungen nichts wissen. Er se he dafür erzeuge Politikverdrossenheit. CDU-Chefin Angela Merkel nun Ände- "überhaupt kei ne Notwendigkeit", sag Oppermann dagegen sprach von der kla- rungen in Aussicht gestellt. Und die te Fraktionschef . ren Botschaft an die Arbeitgeber, "keine CSU kündigte an, das Gesetz zum Man kön ne es sich nicht leisten, ein Mogelei" zu dulden. Die Linkspartei Thema des nächsten Koalitionsaus- Mindestlohn-Ver sprechen gesetzlich zu warf der Union vor, dem Mindestlohn- schusses zu machen. "Arbeitsplatzver- garantieren und es dann mangels Kon- Missbrauch "Tür und Tor" zu öffnen. nichtung und Bürokratiewahnsinn waren trolle ins Leere laufen zu lassen. Der DGB warnte vor einem "Spiel mit im Koalitionsvertrag nicht vereinbart", Die Verordnung des Arbeitsministeri- dem Feuer". Und die Grünen auch vor sagte Generalsekretär . ums habe dazu geführt, "dass die Büro- anderweitiger Signalwirkung: "Dass die Die CSU stehe zum Mindestlohn. Aber kratie mit voller Wucht flächendeckend Uni on nach gerade einmal drei Wochen Arbeitsministerin Andrea Nah les habe im Mittelstand zuschlägt", sagte der Geltungszeit nach Änderungen an den bei der Umsetzung "schwere handwerk- Chef der Mittelstands- und Wirtschafts- bestehenden Regeln schreit, untergräbt liche Fehler" gemacht. vereinigung, Carsten Linnemann, dem das Vertrauen der Bevölkerung in die Man wolle "kleineren Unternehmen das Tagesspiegel. Die Schwelle für die Politik und ihre Verlässlichkeit." Rainer Leben nicht zu einer dauerhaften büro- Nachweispflicht müsse von 2958 auf Woratschka kratischen Herausforderung machen", 1900 Euro Monatsverdienst gesenkt,

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5 Saarbrücker Zeitung vom 23.01.2015

Seite: 0 Gattung: Tageszeitung Ressort: Pfälzischer Merkur Auflage: 145.677 (gedruckt) 135.099 (verkauft) 137.430 (verbreitet) Rubrik: Wirtschaft / SZR Reichweite: 0,45 (in Mio.) Ausgabe: Pfälzischer Merkur „Bürokratischer Irrsinn in Absurdistan“ Die Bundesregierung feilt an neuer Arbeitsstättenverordnung – mit bizarren Blüten Das Bundesarbeitsministerium hat eine Reform der „Arbeitsstättenverordnung“ auf den Weg gebracht. Teile der Union und der Wirtschaftsverbände sehen ein neues Bürokratie-Monster am Werk. Von Merkur-Korrespondent Stefan Vet- wenn es heißt: „Arbeitsplätze sind Erste-Hilfe-Räume von den Auflagen ter Bereiche, in denen Beschäftigte im Rah- auszunehmen. Im Gegenzug verlangt Berlin. Der Ärger in der Union über men ihrer Arbeit tätig sind“. Oder wenn die Länderkammer jedoch eine Ver- den zusätzlichen Verwaltungsaufwand es um „Anforderungen an tragbare Bild- schärfung an anderer Stelle: Demnach zur Einhaltung des Mindestlohns ist schirmgeräte für die ortsveränderliche soll jedem Arbeitnehmer bald auch eine noch längst nicht verraucht, da droht Verwendung an Arbeitsplätzen“ geht. abschließbare Kleiderablage an seinem neues Ungemach: Es geht um die Ände- Gemeint sind Laptops und Tablets. Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. rung der so genannten Arbeitsstättenver- Nach Lachen dürfte den Betriebseig- Die Bundesregierung muss nun ent- ordnung. Von der Öffentlichkeit prak- nern allerdings kaum zumute sein, wenn scheiden, wie sie mit den Änderungs- tisch unbemerkt war eine erste Vorlage sie demnächst auch die heimischen wünschen des Bundesrates umgehen dazu bereits im vergangenen Oktober Tele-Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter dar- will. Ein entsprechender Kabinettsbe- vom Bundeskabinett verabschiedet wor- aufhin prüfen müssen, ob die Beleuch- schluss ist im Februar zu erwarten. Da den. Einvernehmlich, wie es dort üblich tung mindestens 500 Lux beträgt, der es sich um eine Verordnung handelt, ist ist. Mittlerweile liegen aber Korrektur- Raum durch den laufenden Computer der Bundestag nicht damit befasst. wünsche des Bundesrates am Entwurf nicht zu warm wird, oder der Schreib- Arbeitgeber-Präsident Kramer mahnte des SPD-geführten Arbeitsministeriums tisch groß genug ist, um vor der Tasta- indes einen Stopp des Vorhabens an. vor, die die Kritik befeuert haben. „Das tur des PCs ein Auflegen der Handbal- Wenn die Regierung glaubhaft von ist bürokratischer Irrsinn in Absurdi- len zu ermöglichen. Laut Verordnungs- Bürokratie-Abbau sprechen wolle, stan“, sagt Arbeitgeber-Präsident Ingo entwurf gelten Telearbeitsplätze näm- müsse sie diesen „völlig unrealistischen Kramer. lich als „vom Arbeitgeber eingerichtete und praxisfernen Plänen“ entgegentre- Die Arbeitsstättenverordnung legt fest, Bildschirmarbeitsplätze im Privatbe- ten. Derweil macht sich der Chef der was Unternehmer für die Sicherheit und reich der Beschäftigten“. Mittelstands- und Wirtschaftsvereini- den Gesundheitsschutz ihrer Beleg- Die Vorgabe, wonach beispielsweise gung der CDU/CSU, Carsten Linne- schaft zu beachten haben. In der geplan- Sanitär- und Erste-Hilfe-Räume sowie mann, für eine gründliche Überarbei- ten Fassung treiben die Auflagen aus Kantinen „ausreichend Tageslicht erhal- tung der Vorlage stark. „Es ist doch völ- Kramers Sicht aber bizarre Blüten. „Die ten und eine Sichtverbindung nach lig weltfremd zu erwarten, dass der Politik hat nicht erkannt, welche Bri- außen haben müssen“, erregt ebenfalls Arbeitgeber bei seinen Beschäftigten sanz hinter Paragrafen steckt, die harm- die Gemüter. Als ob etwa Toiletten stets daheim die Räume kontrolliert“, sagte los klingende technische Details ein Fenster hätten. Zur Begründung Linnemann unserer Zeitung. beschreiben“, klagte der BDA-Chef. heißt es im Kleingedruckten: Das Tatsächlich laden viele der im schön- Tageslicht wirke sich „positiv auf die sten Amtsdeutsch gehaltenen Formulie- physische Gesundheit“ aus. Zwar for- rungen zum Schmunzeln ein. Etwa, dert der Bundesrat, die Sanitär- und

Abbildung: Die Regierung will die Vorschriften für die Gestaltung von Arbeitsplätzen neu fassen. Foto: Imago Wörter: 478

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6 Nordwest-Zeitung vom 23.01.2015

Autor: Rasmus Buchsteiner Ausgabe: Nordwest-Zeitung - Oldenburger Nachrichten, Hauptausgabe Seite: 5 Gattung: Tageszeitung Ressort: HINTERGRUND Auflage: 38.127 (gedruckt) 38.213 (verkauft) 38.810 (verbreitet) Seitentitel: HINTERGRUND Reichweite: 0,10 (in Mio.) 1 140 000 000 000 Euro aus der Druckerpresse EZB-ANLEIHENKAUF - Deutsche Politiker kritisieren Billionen-Programm Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnt weitere Reformanstrengungen in Euro-Staaten an. Auch Vizekanzler (SPD) setzt darauf. BERLIN - Angela Merkel dürfte über schaftspolitiker der Union mit Skepsis, dent des Bundesverbandes der Volks- die Entscheidung der Europäischen Zen- Zweifel und offener Ablehnung auf und Raiffeisenbanken, meint: Der Wirt- tralbank (EZB) für einen massiven Draghis Milliarden-Programm. Der schaft helfen diese immer weiter ausge- Ankauf von Staatsanleihen mit einem Druck zu Reformen lässt durch ein dehnten expansiven Maßnahmen der Volumen von 1,14 Billionen Euro nicht Übermaß an Liquidität durch die EZB quantitativen Lockerung kaum. glücklich sein. Doch die Kanzlerin nach , sagt Unionsfraktionsvize Michael Jeden Monat Anleiheankäufe für 60 bleibt diplomatisch, betont ausdrücklich Fuchs (CDU) im Gespräch mit unserer Milliarden Euro welche Auswirkungen die Unabhängigkeit der Zentralbank. Berliner Redaktion. wird das Programm haben? Drohen Kein Wort der Kritik an EZB-Chef Die Union wird in der EU auf weitere neue Risiken für Deutschland? Wel- Mario Draghi und seinem Kurs, doch Reformen in allen Mitgliedstaaten drän- chen Effekt könnte Draghis Ankündi- während ihres Blitz-Besuchs beim Welt- gen. Die Reformen müssen entschlos- gung auf den Endspurt im griechischen wirtschaftsforum in Davos, macht Mer- sen vorangehen. Dazu gibt es keine Wahlkampf haben? Fragen, die in Ber- kel deutlich, worum es aus ihrer Sicht Alternative! Jetzt werde die Geldmenge lin jetzt kontrovers diskutiert werden. jetzt eigentlich gehen sollte. im Euroraum massiv erhöht. Das macht Das Anleihekaufprogramm könnte der Die Entscheidung der EZB dürfe nicht mir Sorgen , so Fuchs. Das hohe Maß an Linkspartei Syriza in Athen mit Spitzen- davon ablenken, dass die eigentlichen Liquidität werde irgendwann auch ein- kandidat weitere Wähler Wachstumsimpulse durch vernünftige mal auf die Preise durchschlagen . Hier bescheren und womöglich zum Sieg Rahmenbedingungen durch die Politik müsse die EZB höchste Wachsamkeit verhelfen. Linksparteichef Bernd Riex- gesetzt werden müssen und auch gesetzt walten lassen. Inflation ist Gift für inger spricht allerdings von einer Fehl- werden können . Die Kanzlerin mahnt Ersparnisse und Altersversorgung von entscheidung der EZB. Anstatt solche weitere Reformanstrengungen auch in Bürgerinnen und Bürgern , warnt der horrenden Beträge in die Finanzmärkte Euro-Staaten wie Italien und Frankreich CDU-Experte. Der Vorsitzende der Mit- zu pumpen wären sie besser in einem an, drückt aufs Tempo. Wir haben auch telstands- und Wirtschaftsvereinigung Zukunftsinvestitionsprogramm angelegt schon viel Zeit verloren, und die Zeit der CDU/CSU (MIT), Carsten Linne- , so Riexinger. drängt , so Merkel. Jeder Tag, an dem mann, hält die Entscheidung der Zen- So wird weder die Wirtschaft in Europa die Wettbewerbsfähigkeit weiter Schwä- tralbank für das falsche Signal. in Gang gesetzt noch die hohe Massen- chen zeige, ist ein verlorener Tag für "Die Maßnahme wird verpuffen. arbeitslosigkeit bekämpft. Auch bei den Arbeitslose in Europa . Auch Wirt- Südeuropa braucht Strukturreformen Interessenvertretern der deutschen Ban- schaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und kein billiges Geld. Davon gibt es ken in Berlin will keine Freude aufkom- setzt auf Strukturreformen: Kanzlerin bereits genug", erklärt Linnemann. men. Durch die zusätzliche Liquidität und Vizekanzler, am Tag der EZB-Ent- Den Schritt der EZB bezeichnete Alex- im Markt steige spürbar die Gefahr von scheidung wie im Gleichschritt. ander Erdland, Präsident des Gesamt- Vermögenspreisblasen, von falschen Während die EZB-Entscheidung den verbandes der Deutschen Versiche- Risikobewertungen und fehlgelenkten Dax am Donnerstag auf einen neuen rungswirtschaft als Zumutung . Sparkas- Investitionen , heißt es beim Deutschen Höchststand von 10 435 Punkte (plus sen-Präsident kann Bankenverband. 1,32 Prozent) treibt und der Euro auf ein auf breiter Front keine wirklichen Defla- langjähriges Tief bei 1,14 Dollar sinkt, tionsgefahren erkennen, die es zu reagieren in Berlin vor allem die Wirt- bekämpfen gelte. Uwe Fröhlich, Präsi-

Wörter: 554 Urheberinformation: Nordwest-Zeitung Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Ort: Berlin

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7 Bild.de vom 22.01.2015

Seite: Online 22.01.2015 00:24 Uhr Rubrik: Politik Ressort: Politik Gattung: Online-Quelle Weblink: http://www.bild.de/politik/inland/angela-merkel/der-islam-gehoert-zu-deutschland-39442550.bild.html "Der Islam gehört zu Deutschland" Unions-Zoff um Merkel-Äußerung

Berlin - "Der Islam gehört zu Deutsch- gehören zu Deutschland, der Islam (62, CDU) zu BILD: land!" Mit diesem Zitat von Ex-Präsi- nicht." Kauder drückt aus, was viele in "Der gesamte Islam mit all seinen Strö- dent Christian Wulff hat Kanzlerin Mer- der Union denken. Merkels Meinung mungen wie Islamismus und Salafis- kel (60, CDU) versucht, Deutschland werde "von zwei Dritteln der Fraktion mus gehört ebenso wenig zu Deutsch- nach den Terrortaten von Paris zu nicht geteilt", schätzt land wie die Scharia."Und Carsten Lin- einen.Zumindest in ihrer Fraktion ist ihr (71, CDU).Und hinter vorgehaltener nemann (37, CDU) meinte zu BILD: das gründlich misslungen ...! Offen wie Hand sagen andere sogar, Merkels "Ich halte den Satz in dieser Pauschali- selten zuvor gibt es Widerspruch zur Erklärung zum Islam sei "bitter aufge- tät für falsch, zumal es nicht den einen Chefin. Sogar einer der engsten Vertrau- stoßen". Sicht- und hörbar wurde die Islam gibt. Wer aber zu uns gehört, das ten Angela Merkels, Unions-Fraktions- Kritik bei Merkels Regierungserklärung sind die Muslime, die sich zu unserer chef (65, CDU), wagt letzte Woche. Als die Kanzlerin erneut Rechtsordnung bekennen."Das ist ganz deutliche Kritik.Montag, 17 Uhr, 4. Wulff zitierte, versagten ihr zahlreiche Kauders Linie. Und die der Basis. Im Stock des Hotel "Kanzler" in Bonn. Abgeordnete von CDU und CSU den Hotel "Kanzler" gab's dafür Applaus - Kauder tritt vor die CDU-Anhänger der Applaus.Bezogen auf Merkels Äuße- gegen die Kanzlerin! (hak, km, rs, Bonner Ministerien, sagt: "Ich halte rung sagte CDU-Mittelständler Michael hjv)"Der Islam gehört zu Deutschland" nichts davon zu sagen: Der Islam gehört Fuchs (65) zu BILD: "Der Islam ist zu Deutschland."Und: "Die Muslime keine traditionelle deutsche Religion."

Abbildung: Bundeskanzlerin Angela Merkel (60, CDU)

Foto: AP/dpa Wörter: 284 Urheberinformation: (c) Axel Springer SE

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8 Westfalen-Blatt vom 21.01.2015

Seite: 000 Ausgabe: Westfalen-Blatt Bielefeld, Hauptausgabe Rubrik: Politik Gattung: Tageszeitung In der CDU wächst Kritik an Merkels Islam-Zitat Auch Paderborner Abgeordnete widersprechen der Kanzlerin Von Andreas Schnadwinkel Paderborn (WB). In der CDU nimmt die Kritik am Zitat von Angela Merkel, dass "der Islam inzwischen auch zu Deutschland gehört", zu. Auch die Paderborner CDU-Abgeordneten Carsten Linnemann und Daniel Sieveke widersprechen der Bundeskanzlerin. blematisch. "Der Satz ist in seiner Pau- gemeint? Gilt das auch für seine islami- schalität falsch. Der Islam ist kein stischen und salafistischen "Die schlichte Aussage, der Islam gewachsener Teil Deutschlands, das ist Strömungen?") Volker Kauder, Frakti- gehöre zu Deutschland, ist so platt und historisch einfach nicht der Fall", sagte onschef der Union im Bundestag. Kau- einfach, dass sie uns nicht weiterbringt", Linnemann gestern dieser Zeitung. "Und der sagte, er wolle sich den Satz des Ex- schrieb der CDU-Landtagsabgeordnete wenn der Islam heute zu Deutschland Bundespräsidenten Christian Wulff "Der Daniel Sieveke gestern in einer Mittei- gehören soll, dann stellt sich automa- Islam gehört inzwischen auch zu lung mit dem Titel "Ich bin nicht Char- tisch die Frage, welcher das sein soll. Deutschland" nicht zu eigen machen. Er lie". Aus Sicht des Paderborner CDU- Auch der Islam, der alle Nicht-Muslime halte es mit Bundespräsident Joachim Vorsitzenden gehe es nicht darum, "wel- als Nicht-Gläubige herabwürdigt?", Gauck, sagte Kauder: "Mir sind die che Bevölkerungsanteile welchen Glau- fragt Carsten Linnemann. Menschen wichtig. Die Muslime gehö- bens sind, sondern welches Wertegerüst An der Stimmung in seinem Wahlkreis ren zu Deutschland." Kauder hatte wir alle gemeinsam bereit sind zu teilen erkenne er, wie sehr "Pegida" und der bereits 2012 gesagt, dass der Islam nicht und mit Nachdruck zu verteidigen". Umgang mit dem Islam die Menschen zu Deutschland gehöre. Auf die Frage, Daniel Sieveke ist nicht der einzige hei- beschäftige. "Die Reaktionen der Bür- ob er seine Auffassung geändert habe, mische CDU-Mandatsträger, der die ger nehmen bei diesen Themen zu Recht sagte Kauder: "Nein." Seite 5: Hinter- Einlassung der Kanzlerin zum Islam kri- stark zu." grund tisiert. Auch der CDU-Bundestagsabge- Zu den namhaftesten Kritikern der ordnete Carsten Linnemann (Paderborn) Kanzlerin zählt in der CDU neben Wolf- hält Angela Merkels Aussage für pro- gang Bosbach ("Welcher Islam ist

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9 Handelsblatt vom 20.01.2015

Autor: Riedel, Donata Nummer: 013 Seite: 010 Auflage: 121.829 (gedruckt) 116.498 (verkauft) 121.850 (verbreitet) Ressort: Wirtschaft & Politik Reichweite: 0,48 (in Mio.) Gattung: Tageszeitung Der heimliche Außenminister Immer öfter entflieht Wolfgang Schäuble der öden Innenpolitik und pflegt globale Finanzbeziehungen - diese Woche in Indien. Donata Riedel Neu-Delhi. Landung in Indien zu groß. Aussagen festnageln können. -- Nach Erreichen der schwarzen Null An diesem Montag und Dienstag geht es "Ich vermisse bei Schäuble finanzpoliti- entdeckt er seine Reiseleidenschaft. in Neu-Delhi nur am Rande um Finanz- schen Gestaltungswillen", sagt Binding. -- Die Details deutscher Steuerpolitik politik; vielmehr steht das große Ganze Auch den 2014 erstmals ausgegliche- überlässt er den Beamten. der deutsch-indischen Beziehungen im nen Bundeshaushalt sieht er nicht als Als Peer Steinbrück (SPD) 2009 erfuhr, Blickpunkt. "Modi ist in dem so großen originäres Verdienst des Finanzmini- dass sein Nachfolger als Bundesfinanz- Land der Erste, der eine breite Unter- sters: "Bei der schwarzen Null hat er minister Wolfgang Schäuble (CDU) sein stützung in allen Bundesstaaten bekom- einfach Glück gehabt." würde, äußerte er Bedenken: Der Job, men hat", schwärmt Schäuble vor dem Bindings Unionskollegen allerdings sagte Steinbrück fürsorglich mahnend, Treffen. Aufbruchstimmung herrsche in haben nach dem Triumph der schwar- sei mit extrem vielen und langen Reisen Indien, und wenn Modi jetzt die Indu- zen Null weitgehend akzeptiert, dass ein verbunden, für den Mann im Rollstuhl strialisierung voranbringen wolle, sei Schäuble in höheren Sphären agiert, als seien die Strapazen vermutlich viel zu dies der richtige Zeitpunkt, die deutsch- sie die nationale Steuerpolitik bieten groß. indischen Beziehungen zu vertiefen, könnte. "Gute Steuerpolitik muss nicht Als Schäuble im Jahr 2010 ernsthaft an sagte er. Eine Dreiviertelstunde Zeit immer spektakulär sein", meint etwa einem Druckgeschwür erkrankte, schien nimmt sich Modi für Schäuble, der sich Unions-Fraktionsvize sich Steinbrücks Prophezeiung zu erfül- dieses Mal sogar abseits vom Protokoll (CDU). len. Doch seit der 72-Jährige diese kulturell interessiert zeigt und Da, wo Schäuble dann doch noch der Krankheit überwunden hat, wirkt er, als Humayuns Grab, den architektonischen steuerpolitische Ehrgeiz packt, wird es wolle er täglich die Sorge seines Vor- Vorläufer des Taj Mahal, besucht. ebenfalls international: Die Harmonisie- gängers widerlegen: Er ist vor allem Das Interesse Schäubles an der großen rung des internationalen Steuerrechts, unterwegs. Weltpolitik geht allerdings mit zuneh- die Bekämpfung von aggressiven Steu- In der Euro-Krise ab 2010 zählten die mendem Desinteresse an Details des ergestaltungen und von Steuerhinterzie- monatlichen Trips nach Brüssel, nach deutschen Haushalts und der Steuerpoli- hung, nennt Brinkhaus als Schwer- Paris und in die anderen europäischen tik einher. Die CDU-Wirtschaftspoliti- punkte. Um sie soll es auch in Neu- Hauptstädte ohnehin zum Standardpro- ker Christian von Stetten und Carsten Delhi gehen, am Dienstag, ganz profan gramm des Finanzministers. Seit dem Linnemann klagen immer wieder, dass im Gespräch mit dem Amtskollegen Abflauen der Krise entdeckt Schäuble Schäuble zu wenig Ehrgeiz zeige, end- Jaitley. Denn die großen Schwellenlän- auch die internationale Finanzpolitik für lich den Abbau der kalten Progression der Indien und China interpretieren das sich. Bei den Regierungskonsultationen und die verabredete Steuervereinfa- G20-Projekt, international gegen in Israel war er dabei und zweimal zu chung voranzutreiben. Auch dass er die "Gewinnverlagerung und exzessive G20-Treffen in Australien. Am großen notwendige Reform der Erbschaftsteuer Steuergestaltung" (englisch abgekürzt Auftritt auf der Weltbühne findet Schäu- weitgehend seinen Beamten überlässt, BEPS) vorzugehen, völlig anders als ble immer mehr Gefallen als an den stört den Wirtschaftsflügel. Schäuble: Sie finden, Steuern sollten Details der Bankenregulierung. Die SPD-Finanzpolitiker wiederum hal- Konzerne vor allem dort zahlen, wo sie Als es im Herbst von einer G20-Finanz- ten Schäuble inzwischen schlicht für viel verkaufen. Schäuble dagegen will ministertagung im australischen Cairns abgehoben. "Er pflegt einen präsidialen Unternehmensteuern am Ort der Wert- zurückging, nutzte Schäuble den Tank- Regierungsstil wie Merkel: Es wird stets schöpfung erheben, dort, wo die Patente stopp zum Treffen mit dem Ministerprä- ausschweifend fabuliert, um dann zu liegen. Bei Autokonzernen wie VW sidenten in Vietnam. Und weil damals entscheiden, nicht zu entscheiden", wäre der Unterschied immens: Nach Indiens Premier Narendra Modi keine sagte , finanzpolitischer Jaitleys Vorstellungen würde Indien Zeit fand, den deutschen Finanzminister Sprecher der SPD-Fraktion, dem Han- künftig ein weitaus größeres Stück vom gebührend zu empfangen, fliegt Schäu- delsblatt. Wie Merkel trägt dieser Regie- VW-Steuerkuchen abbekommen - zum ble jetzt eben extra nach Neu-Delhi. rungsstil wohl auch zu Schäubles enor- Nachteil Deutschlands. Denn nur um auf protokollarischer mer Popularität jenseits von Finanzfach- Augenhöhe den Finanzministerkollegen leuten bei. Seine Diktion im Ungefäh- Arun Jaitley einmal in Ruhe zu besu- ren hat wie bei Merkel den Vorteil, dass chen, erschien ihm der Aufwand einer auch Kritiker ihn nur selten auf frühere

10 WELT ONLINE vom 20.01.2015

Autor: Daniel Wetzel Rubrik: Wirtschaft Seite: Online 20.01.2015 19:38 Uhr Gattung: Online-Quelle Ressort: Wirtschaft Weblink: http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article136589614/Die-Strombranche-versteht-ihren-Minister-nicht-mehr.html Sigmar Gabriel Die Strombranche versteht ihren Minister nicht mehr

Bundeswirtschaftsminister Gabriel lehnt die Gründung eines eigenständigen Marktes für konventionelle Kraftwerke zur Sicherung der Stromversorgung ab. Und bringt damit die ganze Branche gegen sich auf. Der Bundeswirtschaftsminister hat bei einem Kapazitätsmarkt wollten die lich "mehr als erstaunlich", so die der deutschen Energiebranche eigent- Kraftwerksbetreiber in Wirklichkeit nur Chefin des größten deutschen Energie- lich einen Stein im Brett: Die offensive "existierende Überkapazitäten auf verbandes weiter: "Ein verantwortungs- Art, mit der Sigmar Gabriel (SPD) daran Kosten der Stromverbraucher konservie- voller Umgang mit dem dringlichsten gegangen ist, auf dem wuchernden Pro- ren". Das sei "das Gegenteil von ver- Problem des Energiemarktes sieht blemfeld der Energiewende wieder Ord- nünftiger Energiepolitik." anders aus. Es geht hier immerhin nung zu schaffen, nötigt vielen Mana- "Kein Hartz IV für alte Kraftwerke" darum, das hohe Niveau der Versor- gern und Investoren der Strombranche Der Sturm der Entrüstung, der darauf- gungssicherheit der viertgrößten Volks- Respekt ab. hin losbrach, lässt sich mit dem Neuig- wirtschaft der Welt zu sichern." Doch mit dem guten Einvernehmen keitswert dieser Äußerung kaum erklä- Der BDEW hält Gabriels Idee eines scheint es jetzt vorbei: Auf dem traditio- ren: Schon vor Wochen hatte Gabriel Energiemarktes für untauglich, um mit nellen Familientreffen der Branche, der gesagt, dass er "kein Hartz IV für alte den Folgen der Energiewende fertig zu Handelsblatt-Jahrestagung der Energie- Kraftwerke" wolle. Nach seinen Vor- werden. Denn bei einer wetterbedingten wirtschaft in Berlin, quittierten die ver- stellungen sollte es auch künftig nur den Überproduktion von Wind- und Solar- sammelten Unternehmer und Entschei- bisherigen Energy-only-Markt geben, strom werde der Strompreis an der der Gabriels jüngste Äußerungen mit auf dem ausschließlich produzierte Kilo- Börse immer öfter auf Null fallen. Kopfschütteln, Ablehnung und offener wattstunden gehandelt werden. Einen Andersherum werde es in Zeiten der Kritik. Dabei war der Gescholtene selbst Extrapreis für das Produkt "gesicherte "Dunkelflaute" dann auch sehr schnell gar nicht anwesend. Kraftwerksleistung" - faktisch eine Art zu Börsenpreisen von mehreren Tau- In einem Interview mit dem "Handels- Versicherungspolice für Stromversor- send Euro pro Megawattstunde kom- blatt" hatte Gabriel aber zuvor aller ger - sei überflüssig. men, wenn sich Gabriel mit seinem Welt und insbesondere den Kon- Offenbar hatte sich die Energiebranche Marktmodell durchsetze. gressteilnehmern schriftlich mitgeteilt, nach der Weihnachtspause soweit orga- Übergreifend Kritik an Gabriels Kurs welche Position er in der derzeit wich- nisiert, dass sie dieser Haltung ihres In beiden Fällen würden Investoren tigsten Frage der Energiewende vertritt. Bundesministers nun erstmals geschlos- kaum genug Planungssicherheit haben, Es geht darum, wie man in Zukunft senen Widerstand entgegen setzen um auf dieser Basis Investitionen in noch konventionelle Kraftwerke finan- konnte. Kaum ein Unternehmer, kaum Kraftwerke zu stemmen. Vor diesem zieren kann, die verlässlich einspringen, ein Vertreter eines energiewirtschaftli- Hintergrund sei es unverständlich, wenn Solar- und Windkraft nicht zur chen Spitzenverbandes ließ an Gabriels warum Gabriel einen Markt für sichere Verfügung stehen. Ablehnung eines Kapazitätsmarktes ein Megawattstunden als "Subvention" Die Energiebranche ist sich hier einig: gutes Haar. interpretiere, sagte BDEW-Chefin Mül- Sie favorisiert nach dem Vorbild Frank- Der Bundesverband der Energie- und ler: "Es geht uns nicht um Subventio- reichs, Großbritanniens, der USA oder Wasserwirtschaft (BDEW) etwa wun- nen." Es gehe allein "darum, die Absi- Russlands die Gründung eines eigen- derte sich, warum Gabriel eigentlich cherung der Versorgungssicherheit am ständigen Marktes, auf dem sich ein einen ausdrücklich "ergebnisoffenen" Wirtschaftsstandort Deutschlands zu gesonderter Preis für gesicherte, wette- Grünbuch-Prozess über die Gestaltung garantieren". runabhängige Stromerzeugung bilden des zukünftigen Strommarktes eingelei- Die Vertreter der Stadtwerke schlossen kann. Ein solcher Kapazitätsmarkt wird tet habe: Seine Haltung stehe ja offen- sich dieser Kritik an. Schon die Unter- zur Ergänzung des wetterabhängigen bar längst fest. "Bundesminister Gabriel stellung, ein Kapazitätsmarkt würde Flatterstroms aus Wind- und Solaranla- verweigert die von ihm selbst angekün- Überkapazitäten konservieren und für gen auch von der EU-Kommission für digte ergebnisoffene Debatte" kritisierte die Stromverbraucher teuer werden, sei notwendig erachtet. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Hilde- falsch, sagte der Chef des Stadtwerke- Nicht so Sigmar Gabriel: Um die Ver- gard Müller. verbundes Trianel, Sven Becker: sorgungssicherheit mit Strom zu erhal- "Er konterkariert damit den von ihm "Solange es Überkapazitäten gibt, geht ten, brauche man keinen neuen Markt selbst angestoßenen Diskussionsprozess der Preis auf einem Kapazitätsmarkt für Reservekraftwerke, erklärte der zum Strommarkt der Zukunft", so Mül- doch gegen Null." Ein Kapazitätsmarkt, Minister in dem Interview: Denn mit ler. Gabriels Festlegung sei auch inhalt- wie er vom BDEW favorisiert werde,

11 sei keine Subvention sondern im Gegen- markt ist nichts anderes, als dem Ver- werksbetreibern aus. Der Wirtschaftsmi- teil "ein Bekenntnis zum Markt", braucher einen Arbeitspreis und einen nister hatte im Interview den Kraft- betonte Becker. Leistungspreis zu berechnen." Ver- werksbetreibern vorgeschlagen, ihre Auch der Verband Kommunaler Unter- gleichbares gebe es etwa in der Tele- CO2-Emissionen weiter zu senken. Im nehmen (VKU) erklärte, dass "Versor- kommunikation mit Grundpreisen und Gegenzug werde sich die Politik ver- gungssicherheit über einen eigenen Gesprächspreisen schon längst. pflichten, "keine weiteren Interventio- Marktplatz für gesicherte Leistung her- Idee eines Kohlekompromisses durch- nen vorzunehmen". gestellt werden sollte". Das fand die gefallen Auf die Frage des Kongressmoderators, Unterstützung des Wirtschaftsrates der Setze sich jedoch der Minister mit sei- ob er der Politik eine solche Zusiche- CDU: Solange Produzenten eneuerbarer ner Vorstellung von einem Energy-only- rung denn abnehme, sagte RWE-Vor- Energien nicht in die Verantwortung Markt durch, drohten weitere Marktver- stand Rolf Martin Schmitz: "Ich glaube genommen würden, müsse über europäi- zerrungen durch die Politik, so Teyssen: gar nichts mehr." Er wisse auch nicht, sche, technologieoffene Kapazitätsme- "Wenn es dann Preisspitzen von 12.000 was Gabriel mit dem Wort "Kohlekom- chanismen und ähnliche Instrumente zur Euro pro Megawattstunde gibt, sehe ich promiss" überhaupt meine: "Ich habe Sicherung der Energieversorgung nach- doch die Lobbyisten schon vor mir, die ihn einfach nicht verstanden." gedacht werden, mahnte dessen Gene- schreiend über den Markt laufen und die Der für die Energiewende zuständige ralsekretär Wolfgang Steiger. Politik zum Eingreifen auffordern." Staatssekretär im Bundeswirtschaftsmi- Der Vorstandsvorsitzende des größten Der stellvertretende Fraktionsvorsit- nisterium, Rainer Baake, hatte Mühe, deutschen Energiekonzerns E.on, Johan- zende der Grünen im Bundestag, Oliver die Stimmung zu besänftigen. Für ihn nes Teyssen, tat Gabriels Vorbehalte mit Krischer, erklärte, der von Gabriel favo- sei die Entscheidung pro oder kontra einem Schulterzucken ab: "Ein Kapazi- risierte Energy-only-Markt" habe in der Kapazitätsmarkt jedenfalls noch offen, tätsmarkt kommt sowieso." Und der Vergangenheit "kläglich versagt". Dass betonte er. Wenn es zu einem Kapazi- werde für Stromverbraucher auch bes- Gabriel "den Energy-only-Markt jetzt tätsmarkt in Deutschland komme, dann ser und günstiger sein, bemerkte Teys- hochpreist, ist ein Ausdruck seiner Kon- dürfe er jedenfalls nicht unnötig große sen süffisant: "Auch Herr Gabriel hat zeptlosigkeit." Überkapazitäten festschreiben, sondern nicht den Anspruch päpstlicher Unfehl- Auch der Vorschlag Gabriels für einen nur das Überleben der absolut notwendi- barkeit." "Kohlekompromiss" fand kein positives gen Kraftwerkskapazitäten garantieren. Teyssen betonte, dass Kapazitätsmärkte Echo auf der Energietagung. Die Reak- auch in Deutschland durchaus nichts tionen sahen eher nach Funkstille zwi- Ungewöhnliches seien: "Ein Kapazitäts- schen Energieministerium und Kraft-

Abbildung: Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Offshore-Windpark Baltic 1 in Mecklenburg-Vorpommern vergangenen Sommer. Angesichts seiner jüngsten Energiepläne ziehen auch über ihm dunkle Wolken auf

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