Plenarprotokoll 15/143

Deutscher

Stenografischer Bericht

143. Sitzung

Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Inhalt:

Erweiterung der Tagesordnung ...... 13281 A , Bundesminister BMF ...... 13300 C Absetzung des Tagesordnungspunktes IV . . . 13281 B (FDP) ...... 13303 B Dr. (CDU/CSU) ...... 13305 B Zur Geschäftsordnung: Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) ...... 13307 D Jürgen Koppelin (FDP) ...... 13281 B (fraktionslos) ...... 13308 C Walter Schöler (SPD) ...... 13282 C (CDU/CSU) ...... 13309 A Steffen Kampeter (CDU/CSU) ...... 13283 D Namentliche Abstimmung ...... 13311 A (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 13284 D Ergebnis ...... 13311 B

Tagesordnungspunkt II: Tagesordnungspunkt III: Dritte Beratung des von der Bundesregierung Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- die Feststellung des Bundeshaushaltsplans desregierung: Beteiligung bewaffneter deut- für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsge- scher Streitkräfte an der EU-geführten setz 2005) Operation Althea zur weiteren Stabilisie- (Drucksachen 15/3660, 15/3844, 15/4302, rung des Friedensprozesses in Bosnien und 15/4304 bis 15/4315, 15/4318 bis 15/4320, Herzegowina im Rahmen der Implementie- 15/4322, 15/4323, 15/4324, 15/4325) ...... 13286 D rung der Annexe 1-A und 2 der Dayton- Friedensvereinbarung sowie an dem (Emstek) (CDU/CSU) . . . . 13287 A NATO-Hauptquartier Sarajevo und seinen Joachim Poß (SPD) ...... 13288 B Aufgaben, auf der Grundlage der Resolu- tion 1575 (2004) des Sicherheitsrates der Dr. (FDP) ...... 13289 D Vereinten Nationen vom 22. November 2004 Walter Schöler (SPD) ...... 13290 A (Drucksachen 15/4245, 15/4256, 15/4258) . . 13314 A Otto Fricke (FDP) ...... 13293 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 13314 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ Karl-Theodor Freiherr von und DIE GRÜNEN) ...... 13294 D zu Guttenberg (CDU/CSU) ...... 13315 C Steffen Kampeter (CDU/CSU) ...... 13295 A Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ...... 13317 B Walter Schöler (SPD) ...... 13295 B Dr. Rainer Stinner (FDP) ...... 13317 D (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ...... 13296 A Detlef Dzembritzki (SPD) ...... 13319 A (CDU/CSU) ...... 13299 A Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU) 13320 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Petra Pau (fraktionslos) ...... 13322 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Joseph Fischer, Bundesminister AA ...... 13322 C a) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zu- Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . 13323 A rückweisung des Einspruchs des Bun- Namentliche Abstimmung ...... 13323 D desrates gegen das Gesetz zur Anpas- sung der Finanzierung von Zahnersatz Ergebnis ...... 13327 C (Drucksachen 15/3681, 15/3834, 15/3865, 15/4162, 15/4286) ...... 13334 C Zusatztagesordnungspunkt 4: b) Antrag der Fraktionen der SPD und des Erste Beratung des vom Bundesrat einge- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zu- brachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Än- rückweisung des Einspruchs des Bun- derung des Berufsbildungsgesetzes desrates gegen das Gesetz zur Berück- (Drucksache 15/4112 ) ...... 13324 A sichtigung der Kindererziehung im Beitragsrecht der sozialen Pflegeversi- cherung (Kinder-Berücksichtigungsge- Tagesordnungspunkt V: setz – KiBG) (Drucksachen 15/3671, 15/3837, 15/4176, Zweite und dritte Beratung des von der Bun- 15/4287) ...... 13334 C desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmit- Namentliche Abstimmungen ...... 13335 A, C tel- und des Futtermittelrechts Ergebnisse ...... 13338 . . . . . D,. 13341 A (Drucksachen 15/3657, 15/4244) ...... 13324 B 13343 D Gabriele Hiller-Ohm (SPD) ...... 13324 C Nächste Sitzung ...... 13351 D Ursula Heinen (CDU/CSU) ...... 13325 D Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ Anlage 1 DIE GRÜNEN) ...... 13329 B Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13353 A Hans-Michael Goldmann (FDP) ...... 13330 D Martin Dörmann (SPD) ...... 13331 C Anlage 2 (CDU/CSU) ...... 13332 C Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christian Lange (Backnang), Andreas Weigel, Namentliche Abstimmung ...... 13334 A Martin Dörmann, Rolf Stöckel, Walter Ergebnis ...... 13335 D Hoffmann (Darmstadt), Gabriele Frechen, , (Spandau), Dr. Hans-Peter Bartels, Astrid Klug, Sabine Tagesordnungspunkt VI: Bätzing, , Dr. Hans-Ulrich Krüger, Dr. Erika Ober, Dr. Carola Reimann, a) Antrag der Fraktionen der SPD und des Petra Heß, Marco Bülow, , Dr. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN:Zu- , Andrea Wicklein, Silvia Schmidt rückweisung des Einspruchs des Bun- (Eisleben), Karsten Schönfeld, , desrates gegen das Gesetz zur Neuord- Ernst Kranz, , Michael Hartmann nung des Gentechnikrechts (Wackernheim) und Lothar Ibrügger (alle (Drucksachen 15/3088, 15/3344, 15/3586, SPD) zur namentlichen Abstimmung über den 15/4159, 15/4277) ...... 13334 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung b) Antrag der Fraktionen der SPD und des des Bundeshaushaltsplans für das Haushalts- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN:Zu- jahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Tagesord- rückweisung des Einspruchs des Bun- nungspunkt II) ...... 13353 B desrates gegen das Haushaltsbegleitge- setz 2005 (HBeglG 2005) Anlage 3 (Drucksachen 15/3442, 15/3755, 15/3946, 15/4160, 15/4278) ...... 13334 C Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jutta Krüger-Jacob (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- c) Antrag der Fraktionen der SPD und des NEN) zur namentlichen Abstimmung über BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN:Zu- den Entwurf eines Gesetzes über die Fest- rückweisung des Einspruchs des Bun- stellung des Bundeshaushaltsplans für das desrates gegen das Siebente Gesetz zur Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) Änderung des Sozialgerichtsgesetzes (Tagesordnungspunkt II) ...... 13353 C (Drucksachen 15/3168, 15/3838, 15/3867, 15/3947, 15/4161, 15/4279) ...... 13334 C Anlage 4 in Verbindung mit Amtliche Mitteilungen ...... 13354 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13281

(A) (C) Redetext

143. Sitzung

Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Beginn: 9.00 Uhr

Präsident : Im Haushalt sind Privatisierungserlöse in Höhe von Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die 17,2 Milliarden Euro eingestellt, die über die KfW reali- Sitzung ist eröffnet. siert werden sollen. Das ist nach Auffassung des Bun- desrechnungshofes eine verdeckte Kreditaufnahme und Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene mit der Bundeshaushaltsordnung nicht zu vereinbaren. Tagesordnung um die erste Beratung des Gesetzent- wurfs des Bundesrates zur Änderung des Berufsbil- (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!) dungsgesetzes – Drucksache 15/4112 – zu erweitern. Wenn Sie von der Koalitionjetzt von der Möglichkeit Der Punkt wird nach dem Tagesordnungspunkt IV ohne sprechen, Privatisierungserlöse in Höhe von Debatte aufgerufen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich 17,2 Milliarden Euro zu erzielen, darf ich Sie daran erin- höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. nern, dass Sie uns vor einem Jahr im Vermittlungsaus- Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, müssen wir schuss noch gesagt haben, mehr als 3 Milliarden Euro einen Geschäftsordnungsantrag behandeln. Die Frak- seien durch Privatisierungen nicht zu erzielen. – So viel (B) (D) tion der FDP hat beantragt, diedritte Beratung des zu Ihrer Haushaltswahrheit und -klarheit. Gesetzentwurfs der Bundesregierung über die Fest- Mit dem Haushalt 2005 wollen Sie Ihren Finanzie- stellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- rungsanteil an den Pensionslasten der Post um haltsjahr 2005 von der heutigen Tagesordnung abzuset- 5,45 Milliarden verringern. Dafür muss dann der Bund zen. in den folgenden Jahren höhere Zahlungen erbringen. ( [CDU/CSU]: Sehr gut!) Diese Verpflichtungen sind im Haushalt 2005 überhaupt nicht berücksichtigt worden. Der Bundesrechnungshof Das Wort hat Kollege Jürgen Koppelin. hat das in dieser Woche überprüft und kommt zu dem (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Ergebnis: Ihrer Trickserei fehlt die Etatreife. der CDU/CSU) (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Jürgen Koppelin (FDP): Die FDP hat Ihnen vorgeschlagen, noch in dieser Wo- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der che darüber zu beraten, damit zumindest die haushalts- Haushalt 2005 ist nach der bisherigen Beratung nicht be- rechtlichen Bedenken des Bundesrechnungshofes besei- schlussfähig. tigt werden. Sie von den Koalitionsfraktionen haben das abgelehnt. Sie haben das natürlich bewusst abgelehnt, (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – weil sonst noch deutlicher geworden wäre, dass Sie ge- Lachen bei Abgeordneten der SPD) gen Art. 115 des Grundgesetzes verstoßen. Er ist nicht beschlussfähig und er ist verfassungswidrig. Sie haben im Haushalt 2005 eineglobale Minder- Deshalb beantragt die FDP-Bundestagsfraktion, die ausgabe von 2 Milliarden Euro vorgesehen. In der dritte Lesung abzusetzen Debatte in dieser Woche erklärte Staatssekretär Diller, diese globale Minderausgabe würde überhaupt nicht be- (Lachen bei Abgeordneten der SPD) nötigt, da im Einzelplan 60 noch genügend finanzielle und den Haushaltsentwurf wieder an den Haushaltsaus- Polster seien. Bei der bisherigen Haushaltsberatung war schuss zu überweisen. Der Haushalt 2005 enthält unrea- davon nicht die Rede. Mit Haushaltsklarheit hat das listische Haushaltsansätze und Haushaltsrisiken in Milli- überhaupt nichts zu tun. ardenhöhe; all das hat mit Haushaltswahrheit überhaupt nichts zu tun. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Sie haben das nicht verstanden!) 13282 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Jürgen Koppelin (A) Sie kassieren bei der Landwirtschaftlichen Renten- Präsident Wolfgang Thierse: (C) bank ohne Rechtsgrundlage ab. Sie kassierenIch erteile das Wort Kollegen Walter Schöler, SPD- 2 Milliarden Euro beim ERP-Sondervermögen ab. Ob Fraktion. durch die LKW-Maut wirklich 3 Milliarden Euro herein- kommen, ist ebenfalls zweifelhaft. Ihre Ansätze für (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Steuereinnahmen sind wieder einmal nicht realistisch. Die Höhe der Ausgaben für den Arbeitsmarkt ist nicht Walter Schöler (SPD): realistisch; das Gleiche gilt für die Höhe des Zuschusses Herr Präsident! Meine liebe Kolleginnen und Kolle- an die Rentenversicherung. gen! Das gleiche Prozedere wie im letzten Jahr? – Die Amtssprache ist schließlich Deutsch. – Ja, das gleiche Die FDP fühlt sich verpflichtet, einen verfassungsge- Prozedere wie im letzten Jahr. mäßen Haushalt zu verabschieden. Er würde zwar nicht unsere politische Zustimmung finden, aber er wäre ver- (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben Recht!) fassungsgemäß. Die FDP hat mit 437 Anträgen Kürzun- gen in Höhe von etwa 2,5 Milliarden Euro vorgeschla- Es ist schon bemerkenswert: Bereits letzte Woche gen. Das sind unsere Vorschläge gewesen. Alle diesepfiffen es die Spatzen von den Dächern des Reichstages, Vorschläge sind von Rot-Grün abgelehnt worden. Auch dass die FDP wieder den gleichen Antrag wie im letzten das muss hier heute einmal festgehalten werden. Jahr stellen würde. Bloß mit der Begründung hat es bei Ihnen noch gehapert. Sie haben auf die vorläufige Be- Unsere Kürzungen sind realistisch und überprüfbar. wertung des Rechnungshofes warten müssen. Deswegen haben wir auch dem Bund der Steuerzahler (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Wieso ist die unser Sparpaket überreicht, damit er es überprüfen kann. vorläufig?) (Joachim Poß [SPD]: Das ist ja auch die rich- Diese soll jetzt für Sie Anlass sein, die dritte Lesung des tige Adresse!) Haushaltes 2005 zu vertagen. Wir sind fest davon überzeugt, dass es realistisch ist. Wir machen das nicht mit; denn wir sehen sowohl die Bewertung, die im Übrigen eine vorläufige ist, als auch (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zu- den gesamten Vorgang ganz anders. Wir bewerten den ruf des Abg. Franz Müntefering [SPD]) Vorgang des Verkaufs der Forderungen der Postunter- – Ach, Herr Müntefering, Sie sollten hier nicht so laut stützungskasse und auch die haushaltsmäßige Veran- rufen; Ihre lauten Rufe sollten Sie sich lieber für die Ge- schlagung sowie die Abwicklung anders. Bei der Kapita- lisierung dieser Verpflichtungen handelt es sich um eine (B) spräche mit dem Kanzler aufheben. (D) haushaltsrechtlich einwandfreie Maßnahme. Sie ist an- Wenn Sie schon nicht auf uns hören wollen, dann hö- gesichts der schwierigen Umstände auch haushaltswirt- ren Sie doch zumindest auf einen Ihrer Parteigenossen, schaftlich vertretbar. Das haben wir Ihnen in der Debatte den Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Er erklärte in dieser Woche auch dargelegt. vor wenigen Tagen, die Lage der Bundesfinanzen habe Sie wollen mit Ihrem Antrag jetzt nur Fleisch an das sich in diesen Wochen nochmals erheblich verschlech- magere Gerippe Ihrer angekündigten Verfassungsklage tert, Finanzdefizit und Nettoneuverschuldung stiegen bringen. Denn Sie wissen ganz genau, dass Sie sich mit weiter und die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren Ihrer Argumentation auf sehr dünnem Eis befinden. Ei- sei gering. nes zeigt Ihre Klageankündigung auf: Sie haben die Angesichts des Nachtragshaushalts 2004 mit einer nächste Bundestagswahl schon heute verloren gegeben; Schuldenaufnahme von über 43 Milliarden Euro hätten denn sonst würden Sie einen solchen Antrag mit Sicher- der Koalition doch die Augen aufgehen müssen. heit nicht stellen. (Franz Müntefering [SPD]: Jetzt wiederholen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Sie sich nicht! Sagen Sie, was Sie wollen, DIE GRÜNEN) dann ist es gut!) Dieser Antrag – das sage ich Ihnen voraus – wird nicht erfolgreich sein, vor allem nachdem der Sachver- Der Präsident des Bundesrechnungshofes fordert eine ständigenrat in seinem jüngsten Jahresgutachten unserer Wende zum Besseren und die FDP ist dazu bereit. Wir Reformpolitik zugestimmt und insbesondere vor res- sind bereit, dazu beizutragen. Wir unterstützen den Prä- triktiver Haushaltpolitik gewarnt hat. sidenten des Bundesrechnungshofes. (Dr. [FDP]: Jetzt wird es Deshalb stimmen Sie bitte unserem Antrag auf Aus- satirisch!) setzung der dritten Lesung zu! Bewahren Sie auch sich selber vor einem Verfassungsbruch! Überlassen Sie nicht Nun suchen Sie Ihr Heil beim Bundesverfassungsge- dem Bundesverfassungsgericht, Ihnen nachzuweisen,richt. Ich sage Ihnen voraus, dass Sie auch dort Schiff- dass der Haushalt 2005 verfassungswidrig ist! bruch erleiden werden. Vielen Dank. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir beraten den Bundeshaushalt 2004 nunmehr seit dem 7. September in (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) diesem Haus. Ich konstatiere: Im Gegensatz zum Vorjahr Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13283

Walter Schöler (A) hat die Union dieses Jahr wenigstens mehr geliefert als müsste. Sie weinen Krokodilstränen über eine globale(C) nur 300 leere Seiten. Sie haben Anträge eingebracht, Minderausgabe in Höhe von 250 Millionen Euro, aber beantragen selbst eine Kürzung in Höhe von (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Und was habt 700 Millionen Euro. ihr daraus gemacht?) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) die aber längst noch keine bessere Qualität haben. Das gilt im Übrigen auch für die Anträge der FDP. Wenn es nach Ihnen ginge, müsste der Innenminister 5 200 Grenzschützer und Kriminalbeamte nach Hause (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist unter schicken. Denn Sie wollen in Millionenhöhe kürzen. Ihrem Niveau, Herr Schöler, was Sie da vortra- gen!) (Franz Müntefering [SPD]: Unverantwort- lich!) Sie wollen einfach davon ablenken, dass Sie Ihrer Auf- gabe als Opposition nicht im Mindesten nachgekommen Auch das ist mit uns nicht zu machen. sind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Dass Sie selbst nicht an die Wahrhaftigkeit Ihrer An- Ihre Anträge verletzen weitgehend geltendes Recht träge glauben, belegen Sie auch noch selber. Denn Sie oder zwischen dem Bund und anderen Institutionen ge- haben bisher an keiner Stelle gesagt, wofür Sie diese schlossene Verträge. Die Oppositionsanträge sind es, die Pseudoeinsparungen einsetzen wollen. zu einem verfassungswidrigen Haushalt führen würden. Schon deshalb mussten wir alle Ihre Anträge im Haus- (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Weniger Schul- haltsausschuss ablehnen. Viele dieser Anträge hätten im den!) Übrigen negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Wollen Sie Privatisierungserlöse senken? Wollen Sie die Entwicklung und die anziehende Konjunktur. Das ist das Nettokreditaufnahme senken? Eventuell von jedem ein beschämende Fazit der oppositionellen Beteiligung an bisschen? Wie viel darf es bei Ihnen denn sein? Ich frage den Beratungen des Haushalts für das kommende Jahr. weiter: Wo sind Ihre Vorstellungen und Anträge? – Fehl- Die Union wollte die Mittel für die Arbeitslosenhilfe anzeige! um 1 Milliarde Euro kürzen, sodass im Januar nur ein Der von der Regierung aufgestellte Entwurf war und Drittel des Arbeitslosengeldes II hätte ausgezahlt wer- ist verfassungsfest. Er hält auch die EU-Kriterien ein. den können. Auch den Bundeszuschuss an die Bundes- (B) agentur für Arbeit wollten Sie um 1 Milliarde Euro kür- (Beifall bei der SPD – Jochen-Konrad(D) zen. Tausende von Familien würden Sie damit im Regen Fromme [CDU/CSU]: Das glaubst du wohl stehen lassen. Mit uns, sage ich Ihnen, ist das nicht zu selber nicht!) machen. An dieser Feststellung haben die Beratungen im Haus- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ haltsausschuss und in dieser Woche im Plenum nichts DIE GRÜNEN) geändert. Wir haben eine solide Finanzierung für die inzwischen eingetretene Verschlechterung durch niedri- Wenn es nach der Union ginge, würden einfach mal gere Steuereinnahmen, einen verminderten Bundesbank- so 100 000 Arbeitsplätze bei der Kohle und deren Zulie- gewinn und höhere Aufwendungen für den Arbeitsmarkt ferindustrie sofort über die Klinge springen. Im Übrigen gefunden. muss man sagen, dass rund 25 000 davon in Bayern sind. Auch das sollten Sie wissen. Trotz des von Ihnen selbst Wir lehnen Ihren Antrag ab. Wir werden den Haushalt beschlossenen Kohlekompromisses wollen Sie in Ihrem heute in dritter Lesung verabschieden. Antrag die Förderung von 1,6 Milliarden Euro auf Null (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ setzen. Das wäre glatter Vertragsbruch. Wir machen das DIE GRÜNEN) natürlich nicht mit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Präsident Wolfgang Thierse: des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ich erteile das Wort Kollegen Steffen Kampeter, Nach Ihren Vorstellungen soll der Bund auch ver-CDU/CSU-Fraktion. tragsbrüchig werden, was die Zahlungsverpflichtungen (Beifall bei der CDU/CSU) bei Schuldzinsen angeht. Da wollen Sie – trotz bestehen- der Verträge – einfach kürzen. Sie gefährden die Sicher- Steffen Kampeter (CDU/CSU): heit in Deutschland. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie Herren! Das Abstimmungsverhalten unserer Fraktion zu mal was zum Geschäftsordnungsantrag!) dem hier vorliegenden Geschäftsordnungsantrag lässt sich von folgenden Erwägungen leiten: Denn wenn, wie in Ihrem Antrag gefordert, die Perso- nal- und Sachkosten um bis zu 2 Milliarden Euro ge- Nach dem Schuldenrekord des Jahres 2004 legt kürzt würden, dann hättenwir die Situation, dass der Rot-Grün mit dem Haushalt 2005 erneut einen Etat vor, Verteidigungsminister 700 Millionen Euro einsparender die Verfassung bricht, der europäischen den 13284 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Steffen Kampeter (A) Stabilitätspakt verletzt, der mit 45 Milliarden Euro of- sie sich sehenden Auges und von uns heute darauf hinge- (C) fen oder verschleiert ausgewiesener Verschuldung er- wiesen anschickt, die Verfassung zu brechen. neut einen Nachkriegsrekord bei den Schulden aufstellt (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) und der ein Angriff auf die zukünftigen Generationen ist. Außerdem handelt es sich um einen Etat, bei dem Deswegen werden wir als CDU/CSU-Bundestags- das Haushaltsrecht mit Füßen getreten wird, weil Aus- fraktion den Antrag der FDP unterstützen. Wir unterstüt- gaben in Milliardenhöhe gegen das Prinzip von Haus- zen ihn im Interesse der Steuerzahlerinnen und Steuer- haltsklarheit und Haushaltswahrheit etatisiert werden. zahler. Die müssen nämlich die Milliardenverluste aus einem solch unsoliden Geschäft ausbaden. Das wollen (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) wir verhindern. Der Bundesrechnungshof hat insbesondere erhebliche (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Heuche- Kritik – das war ein beispielloser Verriss der schlampi- lei ist das! – Weitere Zurufe von der SPD) gen Politik der Bundesregierung – an den angeblichen Einnahmen aus der Verwertung der Postpensionen inWir unterstützen den Antrag der FDP-Bundestagsfrak- Höhe von rund 5 MilliardenEuro geäußert. Auch nach tion im Interesse der Regierung. Denn wir als Union Ansicht des Rechnungshofes bestehen haushaltsrecht- werden nicht tatenlos zusehen, wie die Regierung dieses liche Zweifel an diesem Geschäft hinsichtlich Landes der sehenden Auges in einen Verfassungsbruch hi- Etatreife und seiner Vollständigkeit. Der Rechnungshof neinläuft. beschreibt glasklar, dass durch dieses Geschäft im (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) nächsten Jahr – das ist kaum zu fassen – die Liquidität der Postpensionskassen erheblich gefährdet ist. DasWir unterstützen diesen Antrag im Interesse dieses Ho- heißt, Hunderttausende von Menschen werden hinsicht- hen Hauses, da Tricks, Täuschungen und getarnte Kre- lich ihrer Pensionen verunsichert. Das ist unglaublich. ditaufnahmen mit der Würde eines Parlamentes und sei- nem Budgetrecht keinesfalls zu vereinbaren sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist Wir fordern die rot-grüne Bundesregierung daher auf, doch blanker Unsinn!) sich an das zu halten, was Gerhard Schröder in seinem gestern in unserem Büro angekommenen Nachhaltig- Das Ziel dieser Finanztricks ist doch klar: Es soll die keitsbericht fordert. Dort schreibt der Bundeskanzler: Schuldengrenze des Grundgesetzes umgangen werden; Jede Generation muss ihre Aufgaben lösen und sie darf die Schuldenschleuse in diesem Land soll noch weiter sie nicht den nachkommenden Generationen aufbürden. geöffnet werden. Das ist keine vernünftige, keine anstän- Das ist der Grundgedanke nachhaltiger Entwicklung. (B) dige und vor allen Dingen keine nachhaltige Politik für (D) Deutschland. Das im Hinblick auf die Postpensionen vorgesehene Geschäft ist ein grundlegender Verstoß gegen das Nach- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) haltigkeitsprinzip. Wenn Sie sich schon nicht unseren Man muss sich das einmal bei einem privaten Unter- Argumenten öffnen, dann halten Sie sich bitte an das, nehmen vorstellen: Bei einer Summe von 5 Milliar-was der Bundeskanzler von Ihnen fordert. Halten Sie den Euro ist unklar, wie sie erlöst werden soll, mit wes- sich an eine solide, nachhaltige Haushaltspolitik! Stim- sen Hilfe sie erlöst werden soll und ob sie überhaupt er- men Sie, damit in diesem Hause in der Haushaltspolitik löst werden kann. Das Schlimmste aber ist, dass jeder, endlich wieder Recht und Ordnung in Sichtweite kom- der dieses Geschäft mit der Bundesregierung macht,men, für den heute Morgen gestellten Geschäftsord- weiß, dass sie dieses Geschäft im ersten Quartal in einer nungsantrag! Größenordnung von 5 Milliarden Euro machen muss – (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) um jeden Preis und zu jedem Preis. Dies ist verantwor- tungslos. Wir können es nicht hinnehmen, dass ein sol- Präsident Wolfgang Thierse: cher Bundesetat verabschiedet wird. Ich erteile das Wort Kollegin Anja Hajduk, Fraktion (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) des Bündnisses 90/Die Grünen. Sehr treffend hat heute die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in Bezug auf den Bundesfinanzminister getex- Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): tet, dass er als haushaltspolitischer Erweckungsprediger Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! begonnen habe und längst zum Totengräber soliderDas war ja wieder ziemlich laut gedröhnt, Herr Staatsfinanzen geworden sei. Dies ist die Wahrheit. Kampeter. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Wir müssen uns eines vor Augen halten: Wenn einer Jedenfalls hat Ihnen diese Geschäftsordnungsdebatte die falsch parkt, dann bitten wir ihn zur Kasse. Wenn eine Gelegenheit zu einem Beitrag zu einer Tageszeit ver- Steuererklärung Lücken aufweist, dann holen wir den schafft, wie Sie sich das so sehr wünschen. Inhaltlich Betroffenen vor den Kadi. Den Managern, die die Anle- war er deswegen keineswegs gut. ger falsch informieren, klopfen wir auf die Finger. Aber die Regierung kann doch nicht allen Ernstes erwarten, Die Absetzung der dritten Beratung des Haushalts- dass die Bürger in diesem Lande rechtstreu sind, wenn plans 2005 wird von uns wie im Vorjahr, Herr Koppelin Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13285

Anja Hajduk (A) – da haben Sie dies ebenfalls beantragt –, selbstverständ- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (C) lich abgelehnt werden müssen. und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Vorlesen! Lesen Sie das doch mal vor!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Ich will darauf inhaltlich eingehen. Sie begründen Ih- – Ich habe den Bericht hier. ren Antrag mit der vorgesehenen finanziellen Transak- (Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- tion bei denPostunterstützungskassen. Es ist keine NEN] holt Unterlagen von Ihrem Platz – Hei- Frage, dass dies inhaltlich ein kritischer Punkt ist und terkeit und Beifall – Jürgen Koppelin [FDP]: dass man diesen Schritt unter dem Gesichtspunkt einer Das hat es noch nie gegeben!) nachhaltigen Haushaltspolitik eher nicht gehen sollte. Hinsichtlich der Etatreife – darauf habe ich mich be- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) zogen – sagt der Bundesrechnungshof: Das hat der Finanzminister gesagt und das haben wir ge- Die Absenkung des im Haushaltsentwurf 2005 … sagt. – ich lese jetzt nicht die einzelnen Kapitel- und Titel- Im Verlauf dieser Woche ist aber mehr als deutlich ge- nummern vor – worden, dass die Verpflichtung für eine nachhaltige Haushaltspolitik bei Bund und Ländern, im Bund und im veranschlagten Bundeszuschusses an den Bundes- Bundesrat, liegt. Sie sind leider verantwortlich dafür, Pensions-Service für Post und Telekommunika- dass wir eine Blockadelücke von 17 Milliarden Euro ha- tion e.V. … von 5,45 Milliarden Euro auf Null ent- ben. spricht nur dann (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!) bei der SPD – Widerspruch bei der FDP) dem Haushaltsgrundsatz der vollständigen Veran- Ich werde Ihnen auch am Ende dieser Woche dieses Ar- schlagung …, wenn aus der Verwertung der Pen- gument nicht ersparen. sionsforderungen gegen die Post-Aktiengesellschaft spätestens bis zum März 2005 Sie nehmen für sich eine nachhaltige Finanzpolitik in Anspruch. Herr Kampeter, Sie sprachen von der Ver- (Zurufe von der SPD: Aha! – Genau!) pflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen. Ihre Partei muss erst einmal die Politik der Generation Kohl entsprechende Einnahmen erzielt werden können. verkraften. Daran kranken wir haushaltspolitisch noch (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN heute. (B) und bei der SPD – Beifall bei der der CDU/ (D) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Weiterlesen!) CSU]: Schauen Sie nach vorne!) Wenn man die Einschätzung teilt – das ist nichts Neues – Das wissen Sie. Gehen Sie also an dieser Stelle in sich! (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Lesen Sie Es ist eine Unverschämtheit, dass Sie mit der Un- doch mal weiter!) wahrheit vor die Öffentlichkeit treten und behaupten, – jetzt hören Sie mir doch mal zu! –, dass man diese Ver- dass die gesetzlichen Ansprüche der Versorgungsemp- äußerung bis März 2005 durchführen kann, dann muss fänger bei der Post und der Telekom infrage stünden. man feststellen, dass der Bundesrechnungshof auf ein Das ist eine ganz freche und verlogene Darstellung, die Risiko hinweist; Sie hier gewählt haben. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was soll er (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN denn auch sonst machen?) und bei der SPD) Ich sage Ihnen noch etwas: Die Art und Weise, in der aber keinesfalls hat er festgestellt, das sei nicht etatreif. Sie den Bundesrechnungshof missbrauchen, Sie müssen zubilligen, dass es hier einen Interpretations- spielraum gibt. (Jürgen Koppelin [FDP]: Was? Wir doch nicht!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) ist billige Polemik. Er kritisiert uns; das ist auch seine Aufgabe. Wenn Sie aber behaupten, er habe festgestellt, Ich sage Ihnen noch einmal dass diese Veräußerung nicht etatreif sei, dann zitieren (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Lesen Sie Sie den Bundesrechnungshof falsch. doch mal weiter!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – hören Sie doch bitte einmal zu, Herr Kampeter! –: und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das steht da doch drin!) (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Weiterle- sen!) – Ich habe den Bericht hier. – Sie verstecken sich doch hinter den Argumenten anderer und verfälschen sie, weil Dies ist ein neues Instrument. Es ist unter dem Gesichts- Sie keine eigenen Argumente haben. Das ist billig! punkt der Nachhaltigkeit zu kritisieren. 13286 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Anja Hajduk (A) (Jürgen Koppelin [FDP]: Das steht da doch al- Sie leugnen die schwierigen Realitäten. Deswegen wer- (C) les drin!) den wir unseren Haushaltsplan ohne Ihre Unterstützung verabschieden. Aber es hält sich an den Rahmen des Haushaltsrechts. Ich will Ihnen noch etwas ganz deutlich sagen. Präsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Schluss kom- (Zuruf von der CDU/CSU: Weiterlesen!) men. Sie finden es vielleicht schön, wenn Sie feststellen kön- nen, dass wir an einem Punkt in Schwierigkeiten geraten Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): sind. Das ist augenscheinlich so. Sie von der CDU/CSU Ich komme sofort zum Schluss. sagen, dass Sie nicht tatenlos zusehen wollen, wenn wir das Haushaltsrecht nicht einhalten, und dass Sie sich Sie haben angekündigt, gegen den Nachtragshaus- verpflichtet fühlen, einen verfassungsgemäßen Haushalt halt 2004 zu klagen. aufzustellen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Ja, das wollen wir!) (Zuruf von der SPD: Ha, ha!) Ich sage: Klagen Sie ruhig auch gegen den Haus- halt 2005! Ich darf Ihnen sagen: Die Summe der Unterveranschla- gung beträgt in den Anträgen der FDP 5,5 Milliar- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Der ist doch den Euro und in denen der CDU/CSU 6 Milliarden Euro. schon verfassungswidrig, bevor er beschlossen wird!) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!) Wir werden noch sehen, ob Sie bei Ihrer Ankündigung bleiben. Ich glaube nämlich nicht, dass Sie sich das zu- Können Sie mir einmal erklären, wie das zusammen-trauen. passt? In dem Brief, den Sie von der FDP zur Begrün- dung der Absetzung des Tagesordnungspunktes III ge- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN schrieben haben, und bei der SPD)

(Walter Schöler [SPD]: Aus dem Daumen ge- Präsident Wolfgang Thierse: lutscht ist das!) Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir kommen zur heißt es: Abstimmung. Wer stimmt für den Geschäftsordnungsan- trag der Fraktion der FDP? – Wer stimmt dagegen? – (B) (D) Daher ist der Haushaltsgesetzgeber in der Pflicht, Enthaltungen? – Der Geschäftsordnungsantrag ist mit Unter- oder Nichtveranschlagung von Ausgaben zu den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ge- vermeiden … gen die Stimmen von CDU/CSU und FDP abgelehnt. (Walter Schöler [SPD]: Aus dem Daumen ge- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr lutschte Zahlen!) gut!) Das sollten Sie sich hinter die Ohren schreiben; denn in Ich rufe den Tagesordnungspunkt II auf: Ihren Anträgen findet man eine Unter- und Nichtveran- Dritte Beratung des von der Bundesregierung ein- schlagung. gebrachten Entwurfs einesGesetzes über die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das und bei der SPD sowie des Abg. Jürgen Haushaltsjahr 2005 Koppelin [FDP]) (Haushaltsgesetz 2005) Ich komme zu Ihrem Brief zurück. Darin wird festge- – Drucksachen 15/3660, 15/3844, 15/4302, stellt – das bezieht sich wiederum auf Ihre Begrün- 15/4304 bis 15/4315, 15/4318 bis 15/4320, dung –, dass erhebliche Risiken in Milliardenhöhe bei 15/4322, 15/4323, 15/4324, 15/4325 – den Arbeitsmarktausgaben „ein wesentliches Haus- haltsrisiko“ darstellen. Berichterstattung: Abgeordnete Dietrich Austermann (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Steffen Kampeter Walter Schöler Trotz der genannten Risiken im Arbeitsmarktbereich Anja Hajduk wollen Sie genau dort selber 2 Milliarden Euro kürzen. Dr. Andreas Pinkwart Sie stellen Risiken fest, Es liegen mehrere Entschließungsanträge der Frak- (Jürgen Koppelin [FDP]: Weil Sie eine falsche tion der CDU/CSU und der Fraktion der FDP vor, über Politik machen!) die wir nach der namentlichen Schlussabstimmung ab- sind aber unfähig, eine konsistente Politik zu machen. stimmen werden. Nach einer interfraktionellen Verein- barung sind für die Aussprache eineinhalb Stunden vor- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so und bei der SPD) beschlossen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13287

Präsident Wolfgang Thierse (A) Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen Stellung genommen hat, wie es ihm zukommt und wie es (C) Manfred Carstens, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. ihm geziemt. Das war dringend notwendig. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU) Ich möchte dem Präsidenten Engels und dem ganzen Manfred Carstens (Emstek) (CDU/CSU): Bundesrechnungshof an dieser Stelle aufrichtig Dank sa- Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kol- gen und hohen Respekt zollen. legen! Nach dieser Geschäftsordnungsdebatte möchte ich Ihre Aufmerksamkeit kurze Zeit in Anspruch nehmen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie Ich möchte belegen, ja beweisen, dass der Finanzminister der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE und die gesamte Bundesregierung die Hauptverantwor- GRÜNEN]) tung dafür tragen, dass wir diese miserable Finanzlage Nun zu dem Zeugen, von dem ich eben gesprochen haben, und sie tragen auch die Hauptverantwortung für habe. Herr Finanzminister – den Bundeskanzler kann ich die anhaltend zu hohe Arbeitslosigkeit. Ich habe mirnicht mit einbeziehen, weil er nicht anwesend ist –, es vorgenommen, den Finanzminister dafür sozusagen als gibt einige Dinge, die belegen, dass nicht die Opposi- Zeugen aufzurufen – und als Kronzeugen den Bundes- tion, nicht der Bundesrat, nicht in erster Linie die Bun- kanzler –, wenn Sie so wollen: gegen sich selbst. desländer, sondern die Bundesregierung die Hauptver- Bevor ich aber dazu komme, möchte ich noch einantwortung für die miserable Lage, in der wir uns im paar Sätze zu den Beratungen imHaushaltsausschuss Moment befinden, trägt. sagen; das ist üblich. Sie haben gesehen, dass die Mitar- Ich weise auf die Entwicklung der Wirtschaft in den beiterinnen und Mitarbeiter des Haushaltsausschusses Jahren 1997, 1998 und 1999 hin. zwischenzeitlich eingetroffen sind und auf der Bundes- ratsbank sitzen. Meine Damen und Herren, Sie haben (Hans Eichel, Bundesminister: Plus 2000!) großes Lob verdient. Man erinnert sich an die gute Entwicklung und dass so- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – gar der Kanzler bereits in der Zeit von Helmut Kohl von Beifall bei der SPD) „seinem“ Aufschwung sprach, weil sich die Leute schon auf sein Kommen freuten. So hat er sich in seinem Ich selbst habe den Ausdruck einer Vorlage gesehen: Hochmut, wie ich damals gemeint habe, ausgedrückt. Darauf war eine Computerzeit von 4.43 Uhr ausgewie- sen, nicht 16.43 Uhr, sondern 4.43 Uhr! Hoch qualifi- Das Besondere war, dass der Bundesfinanzminister zierte Leute, sehr arbeitsam und jederzeit bereit, unsere sehr schnell eine mittelfristige Finanzplanung aufgestellt (B) Arbeit zu unterstützen! Noch einmal danke schön dafür! hat, die schon im Finanzbericht 2000 für das Jahr 2006 (D) keine Neuverschuldung mehr vorsah. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD und der FDP) (Otto Fricke [FDP]: Märchenbuch!) Ein Wort zu den Kolleginnen und Kollegen; es ist ja Dieses Werk hat er 2001, 2002 und 2003 fortgeschrie- eine schwere Arbeit, die da geleistet werden muss; alle, ben; es galt also für insgesamt vier Jahre. Ein solches die das ein bisschen kennen, wissen das. Auch bei den Werk wird von den Ministerien erarbeitet. Es ist durch- jetzigen Beratungen ist es einmal bis in die Nacht gegan- dacht, überlegt, aus der Situation heraus geschrieben gen: bis 2.45 Uhr. Ich will dazu sagen, dass das zwi- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Inhaltlich schenmenschliche Klima, obwohl Hunderte von Anträ- war nichts Richtiges drin!) gen der Opposition von der Koalition nicht hinreichend gewürdigt wurden, und es enthält die Vergangenheit und die Gegenwart. Auf der Grundlage dessen schätzt man dann die Zukunft (Lachen bei der SPD) ein. doch so in Ordnung war, dass ich es loben kann. In die- Die Bundesregierung hat prognostiziert, dass man es sem Sinne sollten wir die Beratungen in den nächsten trotz der Belastungen aus der Vergangenheit schaffen Monaten weiterführen. könnte, ab 2006 keine Schulden mehr zu machen. Darüber hinaus bedanke ich mich bei den Mitarbeite- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr lo- rinnen und Mitarbeitern der Ministerien, insbesondere gisch!) bei denen vom Bundesfinanzministerium. Ich bedanke mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Der Kronzeuge Bundeskanzler hat das dadurch belegt, Bundesrechnungshofes, die uns stets gut zur Seite stehen dass er in der Mitte der ersten Legislaturperiode vor der und gut zuarbeiten. Öffentlichkeit angekündigt hat – auch das war überlegt und durchdacht und aus der Situation heraus war das si- In diesem Zusammenhang möchte ich eines ganz be- cherlich auch verständlich –, die Zahl der Arbeitslosen sonders erwähnen: Wir haben vor einigen Tagen etwas in der ersten Legislaturperiode auf 3,5 Millionen zurück- erlebt, was nicht alltäglich ist – ich meine, dass wir das führen zu können. Das ist ein Beleg dafür, dass man in gemeinsam würdigen sollten, ob es einem passt oderder damaligen Phase noch die Voraussetzungen dafür nicht –: die öffentlichen Erklärungen des Präsidenten hatte, dieses Werk wirklich zu realisieren. Ansonsten des Bundesrechnungshofes, der auf eine Art und Weise wäre das nicht gesagt worden. 13288 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Manfred Carstens (Emstek) (A) Nun kommt das Problem: Danach holten die Bundes- (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – (C) regierung ihre schlimmen Fehler ein, die sie Jahr für Jahr Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das können und Monat für Monat gemacht hat. Sie gar nicht beurteilen! – Otto Fricke [FDP]: Jetzt versucht er wieder abzulenken!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP]) Im Unterschied zu den Verhältnissen in den Führungen von CDU und CSU ist eine Schlangengrube ja noch Durch diese schlimmen Fehler ist all das, was man für harmlos, wenn man die Berichterstattung der letzten Deutschland erwarten konnte, zunichte gemacht worden. Tage zum Maßstab nimmt. (Lothar Mark [SPD]: Der 11. September (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: wurde aber nicht durch uns verursacht!) Lafontaine! – Lachen bei der SPD) Diese Politik hat es nicht geschafft, den erfolgreichen – Das war jetzt ein starkes Gegenargument, Herr Kol- Kurs fortzuführen. Hier hilft auch der Hinweis auf den lege Fuchtel. 11. September nicht, weil die Fortschreibung über dieses Datum hinausgegangen ist. Zunächst möchte ich den Haushaltspolitikern der Ko- alition für ihre anstrengende und auch in den eigenen Beim Finanzbericht 2004 hörte man dann damit auf. Fraktionen nicht immer leichte Arbeit danken. Herr Eichel, zu diesem Zeitpunkt war auch bei Ihnen von der Eigenheimzulage und von der Verhinderung im (Otto Fricke [FDP]: Das gilt auch für die ande- Bundesrat überhaupt noch nicht die Rede. ren!) (Hans Eichel, Bundesminister: Stimmt doch – Das gilt auch für die anderen, aber ich darf als Vertre- gar nicht!) ter der Koalition in besonderer Weise denen danken – an der Spitze Walter Schöler und Anja Hajduk –, die diese Das heißt, Sie sind hier in einem Zusammenhang er-Haushaltsberatungen hervorragend durchgeführt haben. wischt worden, der deutlich belegt, dass die Bundesre- Das mache ich hiermit. gierung die Hauptverantwortung dafür trägt, dass wir diese miserable finanzielle Lage und diese dauerhaft zu (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des hohe Arbeitslosigkeit haben. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Der Bundeshaushalt 2005 ist durch zwei wesentliche Lothar Mark [SPD]: Die Konjunkturprobleme Tatbestände geprägt. wurden nicht von uns verursacht!) Der erste Tatbestand ist, dass sich seit dem Jah- (B) (D) Ich muss hier zum Ausdruck bringen, dass diejenigen, re 2001, lieber Herr Kollege Carstens, alle Industriestaa- die diese Lage herbeigeführt haben, im Volk nicht mehr ten Europas in einer wirtschaftlichen Stagnation befin- das Vertrauen dafür haben, die Wende zu schaffen. Des- den. Es ist kein deutsches Spezifikum, dass wir im We- wegen ist es unserem Land nur zu wünschen, dass sich sentlichen nicht durch den 11. September, sondern durch die Politik möglichst bald ändert, damit wir wieder bes- den Crash an den Finanzmärkten im Frühjahr 2001, seren Zeiten entgegengehen können. durch das, was man das Platzen der Blase nannte, in diese Situation gekommen sind. Das, lieber Kollege Schönen Dank. Carstens, hat niemand prognostiziert: kein deutsches In- stitut, kein IWF und keine OECD. Das war für alle über- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) raschend. Die Prognosen, die Sie Gerhard Schröder, Hans Eichel und anderen vorwerfen, wurden auf der Präsident Wolfgang Thierse: Grundlage von Schätzungen aus dem Jahre 2000 erstellt. Ich erteile das Wort Kollegen Joachim Poß, SPD-Damals hieß es, es würde in Europa auf lange Zeit zu ei- Fraktion. nem starken wirtschaftlichen Wachstum kommen. Des- wegen zielt Ihr Vorwurf ins Leere, Herr Kollege Joachim Poß (SPD): Carstens; das muss man eindeutig sagen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst (Beifall bei der SPD) dürfen wir Sie, lieber Herr Kollege Carstens, wie jedes Jahr sicherlich parteiübergreifend dafür loben, dass Sie Erst in diesem Jahr hat die Wirtschaft wieder angezo- im Haushaltsausschuss auch in schwierigen Zeiten im- gen, was sich aber bekanntermaßen noch nicht in gerin- mer wieder ein hervorragendes zwischenmenschliches gerer Arbeitslosigkeit und damit sinkenden Arbeits- Klima hergestellt oder zumindest einen wesentlichenmarktausgaben niederschlagen kann. Das gilt auch für Beitrag dazu geleistet haben. den Anstieg der Steuereinnahmen. Die Zunahme der Be- schäftigung folgt der Konjunktur, sodass sich die Situa- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ tion auf dem Arbeitsmarkt im laufenden Jahr und leider DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der auch im Jahre 2005 noch nicht entscheidend verbessern CDU/CSU und der FDP) wird. Ich will hinzufügen, dass sich das offensichtlich ganz Die von uns realisierten strukturellen Veränderun- stark von den zwischenmenschlichen Verhältnissen in gen, die zur Bewältigung des demographischen und den Führungen von CDU und CSU unterscheidet. technologischen Wandels unverzichtbar sind, können Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13289

Joachim Poß (A) zwar nicht in kurzer Zeit ihre Wirksamkeit entfalten.halte zwar nicht ohne Probleme, aber erheblich besser(C) Aber Sie werden sehen, meine Damen und Herren von als jetzt. Das müssen alle hören, ob in Schleswig-Hol- der Opposition: Bereits im Jahre 2006 wird sich amstein oder in Nordrhein-Westfalen. Das müssen auch alle Wirtschaftswachstum und an der Beschäftigung deutlich schwarzen Bürgermeister zur Kenntnis nehmen. Die zeigen, dass das von uns umgesetzte Erneuerungspro- Verbesserungen, die es in den Kommunen gab, haben gramm genau die richtige Antwort auf unsere ökonomi- wir gegen Ihren Widerstand durchgesetzt. Das werden sche Lage gewesen ist. wir auch weiterhin so halten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (Beifall bei der SPD) Im Übrigen spüren die Menschen immer stärker, dass Vor diesem Hintergrund war vorgezeichnet, dass nur be- SPD und Bündnis 90/Die Grünen für die Erneuerung in stimmte Maßnahmen ergriffen werden konnten, um die sozialer Verantwortung stehen. Verfassungsmäßigkeit des Bundeshaushalts 2005 sicher- zustellen; denn ein Subventionsabbau kam wegen Ihrer (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Blockadehaltung nicht zustande. Deswegen will ich zur BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen Geschäftsordnungsdebatte und der Feststellung des bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Bundesrechnungshofs zu dem Bundes-Pensions-Ser- Kampeter [CDU/CSU]: Müdes Lächeln bei vice für Post und Telekommunikation e. V. eine Bemer- der SPD!) kung machen. Der Bundesrechnungshof kommt zu fol- Was erklären dagegen CDU und CSU? Diese Maßnah- genden Ergebnissen: men – Stichwort „Agenda 2010“ – seien allenfalls ein Auf der Grundlage der bislang vorliegenden Infor- erster kleiner Schritt und die eigentlich nötigen Eingriffe mationen kann der Bundesrechnungshof eine müssten noch kommen. Infolgedessen fordern Sie die Etatreife der Absenkung des Haushaltsansatzes auf Abschaffung aller Arbeitnehmerrechte und damit die Null nicht beurteilen. Schleifung des Sozialstaates. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Hören Sie (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: So ist doch auf!) es!) Ich sage Ihnen: Die Menschen in Deutschland können Dann tun Sie doch nicht so, als ob er sie beurteilt hätte. zwischen zwei Alternativen wählen, nämlich unserer Po- Sie täuschen doch die Öffentlichkeit systematisch an litik der sozialen Verantwortung und Ihrer Politik derdieser Stelle. Verantwortungslosigkeit. Das sind die Alternativen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie müssen (B) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten weiterlesen!) (D) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Weil der zu beobachtende wirtschaftliche Auf- Der zweite prägende Tatbestand dieses Bundes-schwung nicht frei von Risiken ist, war darüber hinaus haushaltes 2005 ist Ihre zweijährige Verweigerung zur bei unseren Beratungen zu beachten, dass wir nicht Zusammenarbeit über Ihre Mehrheit im Bundesrat. Sie Maßnahmen ergreifen, die Gift für Konjunktur und haben den Verlust der Wahl im Herbst 2002 nicht ver- Wachstum wären. winden können. Präsident Wolfgang Thierse: (Otto Fricke [FDP]: Und Sie die Verluste der Wahlen danach nicht!) Kollege Poß, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Pinkwart? Daraus folgte Ihr verantwortungsloses Handeln. Sie ha- ben sich allen sinnvollen Schritten zur Einnahmeverbes- Joachim Poß (SPD): serung, nicht nur im Interesse des Bundes, sondern auch Aber natürlich. der Länder und Kommunen, in verantwortungsloser Weise widersetzt. Das ist Ihre Verantwortung für die Si- tuation der öffentlichen Haushalte und auch für den Dr. Andreas Pinkwart (FDP): Haushalt 2005. Vielen Dank, Herr Kollege Poß. – Ich möchte Sie fra- gen, ob Sie bestätigen können, dass der Bundesrech- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des nungshof zu dem Sachverhalt, den Sie eben angespro- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) chen haben, zum Ausdruck bringt: Sie haben es über Ihre relative Mehrheit im Bundesrat Allerdings müsste der Bund in den kommenden in der Hand, wie man die allmähliche Stabilisierung der Haushaltsjahren höhere Zahlungen erbringen, als Steuereinnahmen steuert und wie man mit dem Abbau sie dem Grunde nach im Postpersonalrechtsgesetz steuerlicher Subventionen und Vergünstigungen umgeht. festgelegt sind. Insbesondere zur Wahrung des par- Unsere Vorhaben haben Sie blockiert. Sie haben das lamentarischen Budgetrechts sollte eine Verpflich- auch bei der von uns vorgelegten Neukonzipierung der tungsermächtigung im Bundeshaushalt 2005 für Gewerbesteuer gemacht, die Sie im letzten Jahr abge- diese zusätzlichen Zahlungsverbindlichkeiten aus- lehnt haben. Sie fordern noch immer die Abschaffung gebracht werden. der Gewerbesteuer. Ohne Ihre Verweigerung in den letz- ten beiden Jahren wäre die Lage aller öffentlichen Haus- (Otto Fricke [FDP]: Wo ist die?) 13290 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

(A) Joachim Poß (SPD): Die haben Vorleistungen erbracht. Das war in diesem(C) Herr Kollege Pinkwart, ich habe das überhaupt nicht Jahr sichtbar. Sie haben Vorleistungen bis an die dementiert. Ich habe hier nur die Schlussfolgerung des Schmerzgrenze erbracht. Das ist die Wahrheit. Bundesrechnungshofes zitiert, die vorhin in der Ge- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) schäftsordnungsdebatte nicht deutlich genug zum Aus- druck kam. Sowohl Walter Schöler als auch Frau Hajduk Zur politischen Unterstützung sind auch die Parteien haben zum Ausdruck gebracht, dass sie diese Finanzie- aufgerufen, die hier im Bundestag nicht in Regierungs- rung nicht für ideal halten. Aber auch Sie von der FDP verantwortung stehen, haben sich an der Blockade beteiligt. Es waren nicht nur (Otto Fricke [FDP]: Die, die in Regierungsver- die CDU und die CSU. antwortung stehen, aber auch!) (Otto Fricke [FDP]: Aha!) die aber über den Bundesrat zum Schaden Deutschlands, Insofern fehlt Ihnen die moralische Rechtfertigung zu aber auch zum Nutzen Deutschlands Einfluss nehmen solchen Feststellungen und Fragen. können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Nachhaltige Finanz- und Haushaltspolitik bedarf in des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) erster Linie eines stetigen wirtschaftlichen Wachstums. Unverzichtbar ist ein striktes Maßhalten bei der Präsident Wolfgang Thierse: staatlichen Ausgabenentwicklung. Hier hat der Bund Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegennachweislich seine Aufgaben gemacht. Auch der Schöler? Bundeshaushalt 2005 weist geringere Ausgaben als der Vorjahreshaushalt aus. Joachim Poß (SPD): Unverzichtbar ist aber auch die bereits angesprochene Ja, natürlich. Stabilisierung der Steuerbasis der öffentlichen Haus- halte, die bisher nicht zu erreichen war, weil Sie nicht (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hilf mal mitgespielt haben. Hier zeigt sich, was von Ihren jahre- dem Poß!) langen Lippenbekenntnissen zum Abbau von Subventio- nen und Vergünstigungen zu halten ist. In der politischen Walter Schöler (SPD): Realität stellen sich diese Bekenntnisse als bloße Herr Kollege Poß, wären Sie bereit, dem KollegenSprechblasen heraus. Pinkwart mitzuteilen, dass nach der Bundeshaushalts- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (B) ordnung Verpflichtungsermächtigungen notwendig sind, (D) wenn neue Rechtspflichten begründet werden sollen, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist eine Sie werden heute im Bundesrat sehr wahrscheinlich die Abschaffung der Eigenheimzulage für Neufälle ab- unzulässige Zwischenfrage!) lehnen, sodass dieses Thema in den Vermittlungsaus- und dass jetzt keine neue Rechtspflicht begründet wird? schuss gehen wird. Da es für diese Ablehnung keine überzeugenden Gründe gibt, handelt es sich auch hierbei Joachim Poß (SPD): um eine rein parteitaktische Blockade. Ich kann dem Kollegen Pinkwart noch ergänzend mit- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) teilen, dass sich der Bundesrechnungshof mit diesen Aussagen, mit dieser Expertise auf sehr dünnes Eis be- Das ist umso bedauerlicher, als es bei der Abschaffung geben hat. Wir werden das gründlich nachbereiten. der Eigenheimzulage für Neufälle darum geht, ab dem nächsten Jahr – und dann Jahr für Jahr ansteigend – zu- (Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP: sätzliche Mittel für Bildung, Forschung und Wissen- Oh!) schaft bereitzustellen Der wirtschaftliche Aufschwung muss gefestigt und (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Entweder für verstetigt werden. Die wirtschaftliche Perspektive für In- die Haushaltssanierung oder für Forschung vestoren, aber auch für Konsumenten muss sich aufhel- und Bildung! Zweimal können Sie das Geld len. Dazu ist es notwendig, dass der von uns eingeschla- nicht ausgeben!) gene Weg breite Unterstützung findet. Hier sind die und damit unsere eigentliche Standortschwäche zu be- Arbeitgeberverbände und die Unternehmen angespro- kämpfen, die nämlich ihre Ursache in diesem Bereich chen. Einzelne Unternehmen, die ihre Gewinne erheb- hat. Unsere Standortschwäche geht nicht auf die Steuer- lich verbessert haben, was wir jeden Tag den Medien sätze zurück, die wir in den vergangenen Jahren kräftig entnehmen können, müssen jetzt für mehr Arbeitsplätze gesenkt haben; sie liegt vielmehr in den Bereichen Bil- sorgen. Da liegt die Verantwortung von Unternehmen dung, Forschung und Entwicklung. Diese Standort- und Arbeitgebern für die Unterstützung dieses Kurses. schwäche müssen wir bekämpfen, und zwar gemeinsam: (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Bund und Länder. Daran müssen Sie im Interesse der Ar- beitsplatzchancen unserer Kinder und Enkel mitwirken. Natürlich sind auch Gewerkschaften und Arbeitneh- mervertretungen angesprochen, die ganz wichtig für den (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Erneuerungsprozess sind. Ich sage aber auch deutlich: DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13291

Joachim Poß (A) Sie haben mit Ihrem Verhalten auch eine Generationen- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des (C) verantwortung wahrzunehmen. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann hören Sie doch Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der ge- auf zu reden!) samtwirtschaftlichen Entwicklung hat festgestellt, dass die von der unionsgeführten Ländermehrheit im Bundes- Es reicht nicht, von Werten, Patriotismus und Verant- rat durchgeführte „Blockade eines weiteren Abbaus von wortung für das Vaterland zu reden. Sie müssen auch Steuervergünstigungen“ im kommenden Jahr aufgege- dementsprechend handeln. Die Umfragen zeigen es: ben werden müsse. (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Ja!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Die Menschen nehmen immer stärker die Unglaubwür- Weil auch eine Reihe von Bundesländern Probleme ha- digkeit wahr, die in Ihrem Handeln steckt, meine Damen ben, für das nächste Jahr verfassungsgemäße Haushalte und Herren von der Opposition. aufzustellen, hat der Bundesfinanzminister den Ländern noch einmal angeboten, mit ihm über den weiteren Ab- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des bau von Steuersubventionen zu verhandeln. Die SPD- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Bundestagsfraktion begrüßt diesen Vorstoß und hofft, Sie müssen endlich mit Ihren Spielchen aufhören! dass auch die unionsgeführten Bundesländer endlich be- reit sind, parteitaktische Bestrebungen – insbesondere (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie müssen der CDU-Spitze in Berlin – hintanzustellen. endlich regieren!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Was wollen Sie eigentlich mit den von Ihnen ange- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto kündigten Verfassungsklagen gegen die Bundeshaus- Fricke [FDP]: Von ihnen ist keiner hier!) halte 2004 und 2005 erreichen? – Das ist nicht schlimm. Es gilt für alle Parteien. – Die Die Nettokreditaufnahme 2004 des Nachtrags wäre Ministerpräsidenten von Sachsen, dem Saarland, Thürin- nur dann vermeidbar gewesen, wenn wir in diesem Jahr gen, Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unddie Steuern – zum Beispiel die Mehrwertsteuer um meh- auch von Baden-Württemberg sind schließlich nicht ge- rere Prozentpunkte – erhöht oder massive Einschnitte bei wählt worden, um die Karrierewünsche ihrer Parteivor- den öffentlichen Investitionen vorgenommen hätten. sitzenden zu erfüllen. Sie sind vielmehr gewählt worden, Wollen Sie das? um ihre Länder voranzubringen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben un- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten sere Anträge wieder einmal nicht gelesen!) (B) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (D) Diese Maßnahmen hätten nur zu einem Ergebnis ge- Hinzu kommt, dass die Länder genau wie der Bund führt: Der wirtschaftliche Aufschwung wäre umgehend verpflichtet sind, für die Einhaltung des europäischen abgewürgt worden. Die Beschäftigungslage wäre noch Stabilitäts- und Wachstumspaktes zu sorgen. Deswegen schwieriger und die staatliche Kreditaufnahme wäre im erwarte ich, dass auch die unionsgeführten Länder den Ergebnis um keine Milliarde geringer. von ihnen mitgetragenen Beschluss des Finanzplanungs- rates vom 18. November ernst nehmen, der lautet: (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vulgärer „Bund, Länder und Gemeinden bekennen sich zu ihrer Keynesianismus!) Verantwortung zur Einhaltung des europäischen Stabili- Die Oppositionsklage gegen den Bundeshaushalt 2004 täts- und Wachstumspaktes ist somit ökonomisch verfehlt. Mit einer Klage, die im (Otto Fricke [FDP]: Nehmen Sie das in die Kern auf eine Verschärfung unserer Probleme zielt, wer- Verfassung auf!) den Sie in Karlsruhe keinen Erfolg haben; da bin ich mir sicher. und führen das Defizit im Jahr 2005 auf 2,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zurück.“ (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Anja Alles in allem muss die Union jetzt den Schalter um- Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die legen. Sie muss endlich mit ihrer destruktiven Finanz- trauen sich gar nicht!) und Haushaltspolitik aufhören und konstruktiv mit uns an der Lösung der Probleme der öffentlichen Haushalte Genauso wird es mit einer Klage gegen den Bundes- arbeiten. Wir reichen Ihnen dazu nach wie vor die Hand. haushalt 2005 sein. Da der Etat 2005 die Kreditober- grenze nach Art. 115 GG klar einhält, hat eine solche (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Klage reinen Showcharakter. Nach Medienberichten hat des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Herr Merz am Dienstag zur Klage der Union nicht die Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie lehnen Meinung der Fraktion wiedergegeben, sondern nur seine doch jeden Vorschlag ab!) eigene. Der Rücktritt von Herrn Merz aus der Fraktionsspitze (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Quatsch!) der Union ist vielleicht der passende Anlass für die drin- gend notwendige Umkehr. Die Zeit der Attacke um der Ihm war offensichtlich der Effekt einer forschen Rede Attacke willen sollte endlich vorbei sein, meine Damen wichtiger als die seriöse Prüfung, ob eine Klage gegen und Herren von der Union. den Bundeshaushalt 2005 überhaupt Sinn macht. 13292 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Joachim Poß (A) (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Otto Ich habe den Eindruck, dass Frau Merkel eine neue(C) Fricke [FDP]: Sie haben ja noch nie gegen den soziale Marktwirtschaft will, weil sie von der alten, be- Bundeshaushalt geklagt!) währten sozialen Marktwirtschaft nichts hält und sie so- mit offensichtlich auch nicht versteht. Was ist denn nun der Stand Ihrer Überlegungen? Wol- len Sie klagen oder nicht? Sollten Sie klagen, dann wird (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was für ein das Bundesverfassungsgericht bedenken, dass bei einem dummes Zeug!) anderen, nämlich konstruktiven Verhalten der Kläger im Ihr Politikverständnis lautet offensichtlich: Wer war Bundesrat eine andere Struktur des Haushaltes 2005schon Ludwig Erhard gegenüber ? ohne weiteres möglich gewesen wäre Herr Seehofer hat treffend die gesundheitspolitischen (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Jetzt hör und die großen verteilungspolitischen Defizite und doch mal mit dem Schmarren auf!) Schwächen des Merkel/Stoiber-Modells benannt. und dass Ihre Konsolidierungsvorschläge, wie heute (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt ist Herr Morgen schon ausgeführt wurde, samt und sonders sol- Poß völlig durchgeknallt!) che sind, die gegen bestehendes Recht und gegen ver- Über die Finanzierbarkeit brauchen wir ja gar nicht zu tragliche Verpflichtungen verstoßen. So unseriös sind sprechen. Den lächerlichen Vorschlag, auf die Absen- Sie! kung des Spitzensteuersatzes zu verzichten, um Finan- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ zierungsmasse zu haben, hat doch Erwin Huber plastisch DIE GRÜNEN) beschrieben. Er sagt, das sei so, als ob jemand im Schau- fenster ein Luxusauto für 300 000 Euro sehe und glaube, Deswegen sage ich: Mit uns ist eine solche Politik des wenn er auf den Kauf verzichte, habe er 300 000 Euro Wortbruchs nicht zu machen. mehr in der Kasse. Ein letzter Punkt, an dem ebenfalls klar wird, dass (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD) sich die CDU/CSU-Fraktion eigentlich ganz neu aufstel- Jetzt werden 7 Milliarden Euro aus Steuermitteln für die len müsste, sind die so genannten Reformkonzepte der Versicherung der Kinder eingesetzt. Union. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kein Wort Der Rücktritt Seehofers war unausweichlich und kon- zum Haushalt!) sequent, weil er zeigt, welche Operation hier läuft. Mit (B) dem Gesundheitsreformkompromiss verabschiedet Faktisch sind diese 7 Milliarden Euro aber gar nicht da. (D) der Parteivorsitzende Stoiber die CSU von ihrem „S“Das heißt, Sie bestellen einen Rolls-Royce auf Pump, und ordnet seine CSU dem Modernisierungsökonomis- tauschen ihn gegen einen Golf aus und behaupten da- mus der Merkel-CDU unter. Diese „Vermerkelung“ der raufhin, man habe Geld eingespart, das man für andere CSU konnte und wollte Seehofer nicht mitmachen. Das Zwecke ausgeben könne. Pump bleibt Pump, meine Da- ehrt ihn, auch wenn er dabei feststellen musste, dass er men und Herren! das Stehvermögen seines Parteivorsitzenden Stoiber ge- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ genüber Frau Merkel gewaltig überschätzt hatte. Ich DIE GRÜNEN) kann den Kolleginnen und Kollegen von der CSU hier nur zurufen: Viel Spaß in der modernistischen Welt von Das kennzeichnet sozusagen die Qualität Ihrer Politik. Frau Merkel, Ihrer großen Schwester! Wie wird sich die Das Gleiche gilt natürlich auch für dasBierdeckel- CSU eigentlich wiederfinden in einer Welt der sozialen Steuerreformkonzept von Herrn Merz. und politischen Kälte? (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eine Spitzen- An dieser Stelle sei nur kurz daran erinnert, wie Frau rede! Ein Feuerwerk!) Merkel mit Herrn Merz und Herrn Schäuble umgegan- gen ist. Es sei daran erinnert, dass Herr Schäuble nicht Das alles sind unseriöse Reformvorschläge, denn sie fin- bereit war, Frau Merkel bei der Merz-Nachfolge aus der den nur in einer virtuellen Welt statt. Es sind lediglich Patsche zu helfen. Phantomvorschläge, das ist Phantompolitik. Kehren Sie um, meine Damen und Herren von der Opposition, denn (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie Sie gehen in die Irre! doch mal was zum Haushalt!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Andererseits sind die Mitglieder des „Andenpaktes“ DIE GRÜNEN) auch nicht gerade zimperlich mit Frau Merkel umgegan- gen, wie wir gestern in der „Welt“ ausführlich nachlesen Präsident Wolfgang Thierse: konnten. Das sind die Zustände in Ihrer Führungsebene, Ich erteile das Wort dem Kollegen Otto Fricke, FDP- meine Damen und Herren. Solche Zustände darf man ei- Fraktion. gentlich keiner Partei wünschen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ mal Sachlichkeit und Kompetenz in die De- DIE GRÜNEN) batte!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13293

(A) Otto Fricke (FDP): hoffentlich ein Problem – zumindest teilweise – gelöst. (C) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie es sich für eine Wir haben dabei mitgemacht. Aber wie viel Blut und Schlussdebatte gebührt, geht meinDank als Erstes an Tränen Sie das gekostet hat, wissen wir noch ganz ge- diejenigen, mit denen man zusammengearbeitet hat.nau. Hartz IV allein reicht allerdings nicht. Die Pro- Neben den Kollegen – es ist ein wirklich kollegialesbleme der Rentenversicherung und der Pflegeversiche- Verhältnis, auch wenn man sich in der Sache streitet – rung haben Sie nicht gelöst. Ich nenne in diesem gebührt insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitar- Zusammenhang immer gerne die Künstlersozialkasse als beitern des Sekretariats Dank. Beispiel. Selbst in diesem kleinen Bereich haben Sie die Probleme noch nicht gelöst. (Beifall im ganzen Hause) (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Wenn wir morgens um 2.45 Uhr aufhören, arbeiten sie noch weiter. Das zeigt Leistungsbereitschaft und Leis- Die Beratungen darüber, wie man die Haushaltspro- tungswillen, den wir alle angesichts der Haushaltslage bleme lösen kann, laufen immer ritualisiert ab. Die eine brauchen und haben sollten. Seite macht Vorschläge und die andere Seite sagt: Unso- (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie zial, das geht nicht! Dann macht die andere Seite Vor- bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE schläge und die eine Seite sagt: Auf gar keinen Fall! Das GRÜNEN) könnt ihr nicht machen. – Wie sieht die Kompromisslö- sung aus? Man erhöht die Ausgaben und zahlt später. Wenn wir über einen Haushalt reden, dürfen wir nicht Wir sagen aber nicht: Hier gibt es Probleme, die gelöst vergessen, warum er so wichtig ist. Wenn man mit Bür- werden müssen. – So wie bisher geht es nicht weiter! gern spricht – das wissen wir alle –, bekommt man oft zu Die Bürger sind schon viel weiter und wissen, dass es so hören, dass man über den Haushalt nichts hören wolle, nicht weitergehen kann. Die Bürger sind zu viel mehr weil das eine trockene Materie sei. Das stimmt aberbereit, als Sie von der Koalit ion sich gegenwärtig trauen. nicht; denn jeder Haushaltsentwurf ist immer ein Zu- kunftsentwurf unseres Landes. Er ist zwar auf ein Jahr (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]) begrenzt. Er zeigt aber, wohin es in Zukunft in unserem Nehmen wir als Beispiel die Vorschläge der CDU/ Land geht und – das ist unser aktuelles Hauptproblem – CSU zu einer Gesundheitsreform. Herr Merz hat natür- wie die heutigen Generationen auf Kosten zukünftiger lich Recht: Die FDP wird dafür sorgen, dass diese Vor- Generationen leben. Hier liegt unsere Verantwortung. schläge nicht umgesetzt werden. Immerhin legt die (Beifall bei der FDP) CDU/CSU etwas Konkretes vor. Aber Sie sagen dazu nur: Das alles ist schlecht und schlimm. Ihr Modell einer (B) Ich bin im Jahr 1965 geboren. Damals habe ich von so genannten Bürgerversicherung, die zu einer erneuten (D) den vorangegangenen Generationen 45 Milliarden Euro Steuererhöhung führen wird, ist nicht durchgerechnet. Schulden übernommen. Jetzt, im Jahr 2004, ist allein Sie haben dazu bislang nichts Konkretes vorgelegt. Mit die Neuverschuldung des Bundes genauso hoch wie die dieser Versicherung werden sich keine Probleme im Ge- Gesamtverschuldung in meinem Geburtsjahr. Wir haben sundheitswesen lösen lassen. 865 Milliarden Euro Schulden. Kaum jemand weiß, wie viele Nullen diese Zahl hat. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wie viel Zu unseren Sparvorschlägen möchte ich an die hat die FDP mit zu vertreten?) Adresse der CDU/CSU ebenfalls deutlich sagen: Mich hat in Kopie ein Brief von einem CDU/CSU-Haushälter, – Herr Schmidt, kommen Sie mir nicht mit der berühm- geschrieben an einen unserer Fraktionsvorsitzenden im ten Frage, wer daran schuld ist und wer nicht. Landtag, erreicht. Dieser Kollege schreibt – seinen Na- Ich sage Ihnen ganz klar: Wer ohne Schuld in diesem men möchte ich nicht nennen, weil ich das für unfair Hause ist, der werfe den ersten Stein. Wir alle haben Ver- hielte –, es sei ganz schlimm; seine Partei, die FDP, habe antwortung. es im Bundestag glatt gewagt, bei einer Ausgabe, die die neuen Bundesländer betreffe, 20 Prozent einzusparen. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem Man sei sich doch sicherlich darüber einig, dass so etwas BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Ab- nicht gehe. In der Schule hätten wir gesagt, dass er eine geordneten der SPD) kleine Petze ist. Aber es ist das typische Spiel: Obwohl Das haben wir Ihnen immer gesagt. Ich sage Ihnen,man behauptet, man wolle sparen, versucht man hinten- meine Damen und Herren von der Koalition, deutlich: herum, wieder alles zu verhindern, und beklagt sich, al- Es geht nicht darum, ständig den Schuldigen zu suchen, les sei ganz schlimm. So kann es nicht funktionieren. sondern darum, unsere Probleme zu lösen. Daran muss (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Manfred man den Haushalt messen. Carstens [Emstek] [CDU/CSU]) (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Zum Thema Ost-West. Ich sage als klassischer Wessi doch auch nicht: „Um Gottes willen, ihr müsst die Sub- Im Endeffekt kommen Sie bei der Problemlösungventionen für die Steinkohle erhalten!“, obwohl es sich nicht voran. Ich gestehe Ihnen als Allererstes ein: Mit um eine Westsubvention handelt. Ost gegen West oder Hartz IV sind Sie auf dem richtigen Weg und haben Sie Jung gegen Alt auszuspielen, das alles funktioniert nicht. 13294 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Otto Fricke (A) Wir müssen den Mut zur Lösung dieser Probleme haben. Da das alles nicht geholfen hat, da Sie immer Nein(C) Mit Verlaub, das kann ich bei diesem Haushalt nochgesagt haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als den nicht erkennen. letzten Schritt zu tun und zumBundesverfassungs- gericht zu gehen. Herr Poß, Sie haben es früher doch (Beifall bei der FDP) selber gemacht: Als Sie noch in der Opposition waren, Die FDP-Bundestagsfraktion hat – das können Sie ei- sind Sie doch ebenfalls zum Bundesverfassungsgericht ner Opposition mit Sicherheit nicht vorwerfen – allesgegangen, weil Sie der Auffassung waren, dass der versucht. Wir haben Gesetzentwürfe vorgelegt, zum Bei- Haushalt unverantwortlich ist. Als Sie dann selbst in der spiel das Subventionsbegrenzungsgesetz – abgelehnt! Verantwortung waren, haben Sie die Klage zurückgezo- Wir haben den Vorschlag gemacht, die Stabilitätskrite- gen. rien in die Verfassung aufzunehmen – abgelehnt! Ich Ich sage Ihnen von dieser Stelle aus – das wird doku- weiß, dass Minister Eichel das, was er in der Föderalis- mentiert –: Wenn wir imJahre 2006 die Regierung mit muskommission einbringen wird, bei uns abgeschrieben übernehmen werden, dann werde ich mich immer und hat. Ich hoffe, dass er damit auch Erfolg hat. stetig dagegen aussprechen, dass wir unsere Klage zu- (Beifall bei der FDP) rücknehmen. Ich möchte, dass es in diesem Land endlich eine klare Regelung gibt, die verhindert, dass wir alle auf Sie haben die von uns eingebrachten Vorlagen abge- Kosten zukünftiger Generationen leben. lehnt und das werden wir Ihnen auch in den kommenden Wochen immer wieder vorhalten. Wir haben damit etwas Die Risiken im Haushalt sind hoch. DasZinsrisiko gemacht, was Sie in Ihrer Oppositionszeit nie gemacht ist riesig. Wenn sich Herr Eichel anschaut, was im Mo- haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie ment bis auf der Ebene der Zinsen passiert, dann erkennt er, 1998 100 Einsparvorschläge gemacht haben. Sie haben welche riesigen Gefahren, die von Amerika kommen damals eher Erhöhungsvorschläge gemacht, und zwar und sich auf die Europäische Zentralbank auswirken, nach dem Ritual „Überall ein bisschen mehr“. uns noch drohen. Meine Fraktion – das gilt auch für die der CDU/ CSU – stellt sich der Kritik des Bürgers, der Unterneh- Präsident Wolfgang Thierse: men und all derjenigen, die hier Geld empfangen. Wir Kollege Fricke, gestatten Sie eine Zwischenfrage der sagen: Ja, wir haben das gemacht; aber wir haben es bei Kollegin Hajduk? allen gemacht. Nur so werden wir unseren Haushalt auf Dauer auf gesunde Beine stellen können. Otto Fricke (FDP): (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Eine Zwischenfrage der Kollegin Hajduk gestatte ich (B) der CDU/CSU) gerne. (D) Heute Morgen haben wir einen Geschäftsordnungs- antrag gestellt. Dazu kann man sagen, das sei ein Ritual. Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aber wir würden unsere Aufgabe als Opposition nicht Herr Fricke, der Redner kann die Beantwortung einer wahrnehmen, wenn wir nicht auch diesen letzten Ver- Frage immer dazu nutzen, sich selbst geschickt darzu- such machten, Ihnen die Möglichkeit zu geben, das klar- stellen. Trotzdem frage ich Sie ganz ernsthaft – Sie ha- zustellen. Sie hatten diese Möglichkeit. Sie konnten sa- ben gerade gesagt, es gebe im Haushalt ein hohes Zinsri- gen: Es stimmt; da ist irgendetwas noch nichtsiko in –: Können Sie mir einmal erklären, warum Sie die Ordnung; wir können das noch nicht; das ist uns zu risi- Anträge Ihrer Fraktion und die der CDU/CSU, dieses koreich. Zinsrisiko zu erhöhen, indem unsere Zinsansätze ge- Im Übrigen war bisher doch keiner von Ihnen bereit, senkt werden, für sinnvoll halten? zu sagen: Es bleibt bei der Neuverschuldung, so wie sie im Etat vorgesehen ist; vielleicht steigt sie minimal an. Otto Fricke (FDP): Keiner von Ihnen wird bereit sein, sich hierhin zu stellen Frau Kollegin Hajduk, diese Anträge der CDU/CSU und zu sagen: Wenn wir uns höher verschulden, dannhalte ich nicht für sinnvoll. Sie wissen, dass wir den An- passiert dieses oder jenes. Das werden Sie nicht tun, weil trag der CDU/CSU abgelehnt haben. Unser Antrag Sie es nicht können. bewegt sich im Rahmen dessen, was uns in den Bericht- Wir haben uns dann an den Bundesrechnungshof ge- erstattergesprächen darüber gesagt wurde, wie Zinsein- wandt. Mir ist völlig egal, welcher Partei sein Präsident sparungen möglich sind. angehört. Der Bundesrechnungshof ist wie ein Gericht (Joachim Poß [SPD]: Dann arbeitet die Opposition eine unabhängige Instanz, die uns allen hilft. ja gar nicht zusammen an dieser Stelle!) (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Kollegin Hajduk, ich bestreite doch gar nicht, Wie Sie die vereinnahmen, das ist schon ziem- dass es ein Risiko gibt. Ich bestreite ebenfalls nicht, dass lich bedenklich!) möglicherweise auch wir einmal Fehler machen. Ich be- Zu sagen, dass man auf seine Hinweise keine Rücksicht streite allerdings, dass Sie versuchen, den Haushalt auf nimmt, halte ich für falsch. gesunde Beine zu stellen. Wir dagegen unternehmen die- sen Versuch. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der FDP) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13295

(A) Präsident Wolfgang Thierse: (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: (C) Kollege Fricke, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Was meinen Sie denn nun? Besteht ein Zinsri- Kollegen Kampeter? siko oder nicht?) hat, wie ich aus dem Augenwinkel gesehen habe, sehr Otto Fricke (FDP): aufmerksam zugehört und ellenweise st auch genickt. Auch gerne. Herr Kollege Schöler, ich glaube, wir können uns auf (Walter Schöler [SPD]: Nicht mehr ganz so Folgendes einigen: Es besteht ein Zinsrisiko. Wir kennen gern!) es nicht genau. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war Steffen Kampeter (CDU/CSU): jetzt aber etwas anders als vorher!) Herr Kollege Fricke, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Kollegin Hajduk offenbar nicht weiß, Es nützt uns wenig, hier zu überlegen, wie hoch es ist. dass die Zinszahlungen für das kommende Jahr wegen Unser Antrag bezog sich auf einen kleinen Prozentsatz der abgeschlossenen Verträge bereits feststehen? Dasder Gesamtzinsausgaben. Er war vorsichtig. heißt, dass es erst ab dem folgenden Haushaltsjahr ein Zinsrisiko gibt. Sie haben das künftige Zinsrisiko offen- (Walter Schöler [SPD]: Die haben bar völlig zutreffend beschrieben, während die Kollegin 2 Milliarden beantragt!) Hajduk die Anträge für das Haushaltsjahr 2005 hier in – Mit Verlaub, ich habe schon gesagt: Dem CDU/CSU- Unkenntnis der Schuldenaufnahmepolitik des Bundes Antrag haben wir nicht zugestimmt. Herr Kollege kritisiert hat. Schöler, Sie wollen aber doch nicht bestreiten, dass nicht nur Minister Eichel, sondern wir alle vor dem Risiko ste- Otto Fricke (FDP): hen, dass die amerikanische Notenbank die Zinsen er- Herr Kollege Kampeter, manchmal passiert auch ei- höht und die Europäische Zentralbank im Geleitzug ner fleißigen Haushälterin der Grünen solch ein kleiner folgt, was dann entsprechende Auswirkungen hat. Auch Lapsus. Aber auch wir wissen ja: Das passiert uns allen der Bundeskanzler hat etwas zu bestimmten Risiken im einmal. Ich bin mir sicher, dass die Kollegin Hajduk das Zusammenhang mit Währungsrelationen gesagt. Das mittlerweile verstanden hat. Im nächsten Berichterstat- wirkt im Zweifel jedenfalls eher gegen uns. tergespräch oder wenn wir uns über die Kreditfinanzie- rung unterhalten, dann werden wir bestimmt noch ein- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war mal ordentlich diskutieren. ein typisches FDP-„Sowohl als auch“! – Zuruf (B) von der FDP: Deshalb haben wir unseren Vor- (D) (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der schlag gemacht!) CDU/CSU) – Ja. Präsident Wolfgang Thierse: (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]) Kollege Fricke, gestatten Sie noch eine Zwischen- frage? Ich komme zum Schluss meiner Rede. Wir alle haben langfristig Verantwortung. Wir können nicht immer nur Otto Fricke (FDP): schauen, wie wir es bis 2006 hinbekommen, sondern wir Herr Präsident, ich gestatte sie gern. Die Leute schei- müssen über einen Zeitraum von 30 Jahren, den Zeit- nen ja so begeistert zu sein, dass sie mehr von mir hören raum einer Generation, denken. Wir tun es aber nicht. Es wollen. geht nicht darum, ob man mit 40 Jahren im Zweifel irgendeinen kleinen politischen Erfolg hat, sondern es muss uns allen doch darum gehen, ob wir mit 70 Jahren Präsident Wolfgang Thierse: in die Augen unserer Kinder und Enkel schauen können, Bitte schön, Kollege Schöler. wenn wir ihnen sagen: Das hinterlassen wir euch. Damit könnt ihr das noch gute Niveau unseres Landes erhalten. Walter Schöler (SPD): Die Schulden sind nicht so hoch, dass ihr damit auf das Kollege Fricke, wären Sie bereit, dem Vorsitzenden Ende unseres Staates als eines prosperierenden demokra- des Gremiums zur Kreditfinanzierung des Bundes, dem tischen Staates zugeht. Kollegen Kampeter, mitzuteilen, dass nicht sämtliche Zinsleistungen im Jahr 2005 feststehen, sondern dass der Eines noch zum Schluss: Machen Sie beim Haushalt Bund im Laufe eines Jahres aus seiner Kreditverpflich- bitte nicht so weiter! Tun Sie nicht so, als würden Sie tung um die 200 Milliarden Euro, manchmal etwasschwimmen, obwohl Sie in Wirklichkeit schon tauchen, mehr, umschuldet, wobei immer neue Zinssätze auszu- ohne zu merken, dass Ihnen die Luft ausgeht! handeln sind, die dann auch schon für das laufende Jahr Anwendung finden? Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Otto Fricke (FDP): Lothar Mark [SPD]: Wie ist das in den Der Kollege Kampeter schwarz-gelben Ländern?) 13296 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

(A) Präsident Wolfgang Thierse: (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (C) Das Wort hat nun Kollege Alexander Bonde, Fraktion und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ des Bündnisses 90/Die Grünen. CSU]: Schon was von Ausgabenreduzierung gehört?) Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Merkel, erzählen Sie uns nichts vom Wachstum. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir Das einzige Wachstum, zu dem Frau Merkel jemals bei- debattieren jetzt am Ende von schwierigen Haushaltsbe- getragen hat, ist die unglaubliche Vermehrung der Zahl ratungen, in denen wegen der engen Haushaltslage eine ihrer stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. hohe Verantwortung des Parlaments besteht. Auch wenn (Beifall bei Abgeordneten der SPD) wir hier und heute hauptsächlich über die großen Linien reden, kann ich doch sagen: Es ist uns von Rot-Grün im Das ist im Übrigen ein interessantes Phänomen: quanti- Kleinen gelungen, in diesem Haushalt viele wichtigetatives Wachstum bei gleichzeitiger qualitativer Prioritätensetzungen abzubilden. Schrumpfung. Das muss Ihnen erst mal jemand nachma- chen. (Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD]) (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Das betrifft den Bereich Bildung und Forschung, die SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Volker Entwicklungszusammenarbeit, die Krisenprävention und Kauder [CDU/CSU]: Wie viele Minister habt den Bereich der Außenpolitik insgesamt. ihr schon rausgeschmissen?) (Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD]) Dass Union und FDP jedes Mittel recht ist, um 2006 Wer die Haushaltsdebatte dieser Woche oder über-an die Macht zu kommen, nehmen wir zur Kenntnis. Mit haupt die Beratung des Haushalts seit September be-Verantwortung hat das wenig zu tun. Herr Merz hat uns obachtet hat, dem fällt vor allem eines auf: Die Opposi- in seiner Abschiedsrede vorgeworfen, auf Kosten unse- tion ist primär mit sich selbst und ihren Machtkämpfen rer Kinder zu wirtschaften. Er hat das trotz der Blocka- beschäftigt. dehaltung im Bundesrat getan, in dem die unionsregier- ten Länder den Subventionsabbau verhindert haben, (Otto Fricke [FDP]: Wo denn?) durch welchen den öffentlichen Haushalten 17 Milliar- den Euro zur Verfügung gestanden hätten. Sie verhin- Wenn sie zwischendurch kurz aufwacht, geißelt sie eine dern, dass in die künftigen Generationen investiert wird. angebliche Rekordneuverschuldung im Nachtragshaus- Sie sind der Steinmetz, der den Mühlstein nach 16 Jah- halt 2004, regt sich darüber auf, dass im Haushalt 2005 (B) ren Arbeit hinterlassen hat. Nehmen Sie das zur Kennt- (D) enorm hohe Privatisierungseinnahmen von 17 Milliar- nis, Herr Merz. den Euro veranschlagt sind, und geißelt die Kapitalisie- rung der Verpflichtungen der Postnachfolgeunternehmen (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. [CDU/CSU]: Ein Mühl- Was bleibt uns als Regierungsfraktionen, die wir in stein wird nicht von einem Steinmetz bearbei- der Verantwortung stehen, anderes übrig, als Ihnen im- tet! Damit das klar ist!) mer wieder deutlich zu machen, was davon Ergebnis Ihrer Blokkadepolitik im Bundesrat ist? Trotz Mehrbe- Die Auswirkungen Ihrer Blockadehaltung auf die lastung von 8 Milliarden Euro gegenüber dem Regie-Länderhaushalte sind schlimm. rungsentwurf haben wir es geschafft, die Nettokreditauf- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Fragen Sie nahme unter die Summe der Investitionen und damit einen Müllermeister, der kann Ihnen das erklä- unter die in Art. 115 des Grundgesetzes festgelegte Ver- ren! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ein schuldungsgrenze zu bringen. Mühlstein wird nicht von einem Steinmetz be- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Durch unseriöse arbeitet!) Tricks und Täuschung der Öffentlichkeit!) – Der Müllermeister, den Sie hier zitieren, hat in dieser Ich gehöre zu einer Generation, die viele der Maßnah- Debatte schon genug Schaden angerichtet. Lassen Sie men, die wir heute ergreifen, oder eben das Nichtergrei- Herrn Glos aus dieser Debatte heraus, das ist für Sie von der CSU wesentlich besser. fen von Maßnahmen zu spüren bekommt. Ich muss schlukken, wenn ich sehe, welche finanziellen Bedarfe (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf die Jungen zukommen. und bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Der kapiert nicht einmal das!) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Im Kern stim- men Sie also unserem Antrag zu!) Betrachten wir einmal die Situation in den Ländern. Die Folge Ihres Verhaltens im Bundesrat ist, dass kaum Umso mulmiger wird mir, wenn ich sehe, dass wir heute noch ein Bundesland – egal ob schwarz oder rot regiert – das Tafelsilber verkaufen müssen, weil Sie von dereinen verfassungsgemäßen Haushalt aufstellen kann. Union uns im Bundesrat blockieren, uns dazu zwingen und keinen anderen Ausweg lassen, um diesen Haushalt (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Metzger verfassungsfest zu machen. war wenigstens gut!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13297

Alexander Bonde (A) Sie von der CDU müssen sich jetzt einmal entschei- (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ (C) den, DIE GRÜNEN und der SPD) ( [CDU/CSU]: Wir wollen wie- Herr Merz hat für sein Rücktrittsschreiben mehr als der Metzger hören!) eine DIN-A4-Seite gebraucht. Wer soll da noch glauben, dass eine Steuererklärung auf dem Bierdeckel möglich wohin und mit wem an der Spitze die Reise gehen soll. ist? Seehofer und Merz sind vom Spielfeld. Die Schachspie- ler unter uns kennen die Situation: Wenn man ein (Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD]) Damenopfer vorbereitet, müssen zwei bis drei Figuren Hören Sie auf, als Don Quichotte gegen das Schulden- vom Feld. machen zu agieren und gleichzeitig die Lasten auf die (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker zukünftigen Generationen zu verschieben. Die unseriöse Kauder [CDU/CSU]: Sie könnten der nächste und unsolide Finanzpolitik zeigt sich auch in Ihren Ein- sein!) sparvorschlägen. Die Union verkündet Einsparmög- lichkeiten in Höhe von 8 Milliarden Euro, die FDP ver- Dazu, dass Sie die Sparpakete medienwirksam in di- sucht sogar, höher zu springen. Diesmal redet sie nicht cken Büchern vorstellen, kann ich Ihnen nur sagen: Wie von 18 Prozent, sondern von 12,5 Milliarden Euro. Mit wäre es denn, wenn einmal nicht nur „Sparvorschlag“ Verlaub: Ihre 18 Prozent waren realistischer draufstehen würde, sondern welche drin wären? Wie wäre es, wenn Sie in Ihrer Finanzpolitik einmal die (Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP]) Frage der unterschiedlichen politischen Ebenen im Blick als die 12,5 Milliarden Euro, die Sie uns jetzt präsentiert hätten? haben. Trotz dieser Diskussion haben wir von Rot-Grün un- Was haben Sie genau beantragt? Die Wählerinnen ser Versprechen in diesem Haushalt wahr gemacht, wir und Wähler haben ein Recht darauf, das zu hören. Sie werden die Kommunen in 2005 um 5 Milliarden Euro haben beantragt, die Entwicklungszusammenarbeit zu entlasten. rasieren und sich aus Deutschlands internationaler Ver- antwortung herauszustehlen. Sie haben beantragt, den (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zuschuss an die Bundesanstalt für Arbeit und die Ar- sowie bei Abgeordneten der SPD) beitslosenhilfe deutlich zu kürzen. Die FDP hat den Zu- Obwohl die Steuereinnahmen des Bundes gesunkenschuss an die gesetzliche Krankenversicherung um sind, sind die Steuereinnahmen der Länder in 2004 um 1 Milliarde Euro kürzen wollen. (B) 2,5 Milliarden Euro aufgewachsen. Natürlich zollen die (Otto Fricke [FDP]: Das ist Ihr eigener Gesetz- (D) Haushalte aller drei Ebenen der dreijährigen Stagnation entwurf!) ihren Tribut. Die Steuereinnahmen von heute liegen um 25 Milliarden Euro unter denen des Jahres 2000, es geht Sie wollten in die Zinsausgaben eingreifen: minus 2,4 Mil- also um mehr als einen Prozentpunkt Maastrichtdefizit. liarden Euro die CDU/CSU; minus 1,1 Milliarden Euro Das beunruhigt uns. die FDP. Sie haben bei all dem völlig vergessen, dass den Ausgaben im Bundeshaushalt auch gesetzliche Ver- Das ist nicht nur Folge der wirtschaftlichen Entwick- pflichtungen zugrunde liegen. Man muss einmal eines lung, sondern auch Folge der Steuerreform, die wir ge- deutlich festhalten: Wären wir den Vorschlägen der Op- meinsam mit der Union und der FDP – sie gaben ihreposition gefolgt, dann hätten wir allein in diesen Posi- Zustimmung im Bundesrat – durchgeführt haben. Inso- tionen eine Unterveranschlagung zwischen 5,5 und fern ist es unredlich, wenn Sie diesen Aspekt in der6 Milliarden Euro. Wenn man sich dazu noch Ihr gesam- Schuldendiskussion völlig verdrängen. Auf der anderen tes Verhalten in den Haushaltsberatungen anschaut, Seite der Medaille der Steuerreform – bei der Verbreite- muss man deutlich sagen: Die Bilanz dessen, was Sie rung der Bemessungsgrundlage – stellen Sie einen Teil hier beantragt haben und was als schwarz-gelber Haus- der Lobbyverbände und der Blockade im Bundesrat dar. halt herausgekommen wäre, hätten Sie eine Mehrheit, Sie haben bis heute verhindert, dass die Verbreiterung wäre niemals verfassungsfest. der Bemessungsgrundlage vollzogen werden konnte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Reduktion sowie bei Abgeordneten der SPD) der Steuerprogression nicht die erhofften kurzfristigen Erfolge in der wirtschaftlichen Dynamik ausgelöst hat. Mit solider und nachhaltiger Haushaltspolitik hat das Wir finanzieren die Steuersenkungen im Ergebnis auf wenig zu tun. Insofern wäre es konsequent gewesen, hät- Kredit. Deshalb müssen wir an dieser Stelle deutlichten Sie, wie es die CDU/CSU im letzten Jahr praktiziert festhalten: Es gibt keinen weiteren Spielraum für Netto- hat, nur einen Stapel leere Blätter eingebracht. Das wäre entlastungen. Die Steuern auf Pump weiter zu senken ist seriöser gewesen. unverantwortlich. (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der Genau deshalb sind auch die Steuerkonzepte, die Sie SPD) von CDU/CSU und FDP vorlegen und die Steuerausfälle in Milliardenhöhe beinhalten, unverantwortlich und ge- Wir können ja die Seriosität Ihrer Vorschläge bei den hören zurück in die Mottenkiste. Einzelplänen auf die Probe stellen. Nehmen wir dazu 13298 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Alexander Bonde (A) einmal den Bereich der Bundeswehr. Da haben Union (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ (C) und FDP ein Einsparvolumen von 1,2 Milliarden Euro DIE GRÜNEN) gefordert; das entspricht 5 Prozent dieses Haushaltes. Das ist das, was Edmund Stoiber ja zu Beginn dieser Sie haben uns in den vergangenen Tagen immer vor- Haushaltsberatungen an Weisheiten aus München hatgeworfen, wir hätten unsere Idee derNachhaltigkeit verkünden lassen. Wären Sie die PDS, könnte ich diesen verraten. Dazu kann ich Ihnen sagen: Selten habe ich so Ansatz ja nachvollziehen. Aber wir reden über die zwei einen Quatsch gehört. Wenn diese Kritik dann auch noch Fraktionen, die mich als Berichterstatter für diesen Ein- mit der Situation der Alterssicherungssysteme begründet zelplan seit Jahren mit dem Vorwurf geißeln, für diewird, dann muss ich Ihnen ehrlich sagen: Hier versucht Bundeswehr werde zu wenig ausgegeben. Was dennsich der Bock zum Gärtner zu machen. Diese Kritik jetzt, meine Damen und Herren? Wie hätten Sie es denn stammt von einer Partei, die ausdrücklich das Ziel des gern? Wiedereinstiegs in die Atomenergie verfolgt und die nachhaltigen ökologischen Landbau für eine Bedrohung (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und nicht für eine vernünftige und konsequente Weiter- sowie bei Abgeordneten der SPD – Franziska entwicklung der Landwirtschaft hält. Sie stammt von der Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Partei, die Michel Glos in aller Weisheit hat verkünden NEN]: Beides gleichzeitig!) lassen, die erneuerbaren Energien seien ideologischer Quatsch. Von Nachhaltigkeitspharisäern lassen wir uns Der Kollege Austermann hat in der gesamten Woche in dieser Haushaltsberatung nichts sagen. darauf hingewiesen, wie heiß er darauf ist, endlich einen Amtseid leisten zu dürfen. Dazu kann ich nur sagen: (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wenn das Ihre Vorschläge sind, mit denen Sie Schaden sowie bei Abgeordneten der SPD) vom Volk abwenden wollen, dann nur weiter so! Dazu fällt mir nur der neue Werbespruch vom Media Markt Wenn wir über die Rente als den größten Ausgaben- ein, den ich jetzt allerdings nicht zitieren will. posten reden, dann tun wir das zu Recht. Man muss aber hinzufügen: Bei einem so lange existierenden System (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die kann- wie der Rentenversicherung kann man sehr genau bele- ten deine Rede doch gar nicht! – Bartholomäus gen, an welcher Stelle versagt wurde und an welcher Kalb [CDU/CSU]: Keine verbotene Werbung Stelle nicht. Wenn Sie heute angesichts der notwendigen da vorn!) Reformen bei der Rentenversicherung nichts anderes zu tun haben, als einem Populismus zu frönen, dann kann Es ist lächerlich, wenn Sie auf der einen Seite denman sagen: Von Adenauers Zeiten bis heute führen Sie Bundeshaushalt 2005 vor das Bundesverfassungsgericht die Menschen hinters Licht. Bei all den Verdiensten, die (B) zerren wollen und auf der anderen Seite Vorschläge ma- sich Norbert Blüm erworben hat: In seiner Amtszeit hät- (D) chen, die massiv dazu beitragen würden, dass dieserten Sie bei den Problemen der Rentenversicherung an- Haushalt in eine Schieflage kommt. setzen müssen, meine Damen und Herren von der CDU/ (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Quatsch! – CSU; da hätten Sie beweisen können, ob Sie Kämpfer Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist purer für Generationengerechtigkeit sind oder nicht. Unsinn, was Sie da sagen!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bei aller Auseinandersetzung mit Ihnen darf man eines sowie bei Abgeordneten der SPD) nicht vergessen: Der Bundeshaushalt 2005 ist ein Kon- Ich komme zum Schluss. Es macht wahrlich nicht be- solidierungshaushalt. Wir haben mit dem Regierungsent- sonders viel Spaß, diesen Bundeshaushalt zu verabschie- wurf rund 4,5 Milliarden eingespart. den. Aber Rot-Grün handelt in der Verantwortung, einen (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kollege verfassungsgemäßen Haushalt aufzustellen. Bessere Lö- Bonde ist der Auffassung, dass Einsparungen sungen dafür liegen auf dem Tisch; allein, sie werden verfassungswidrig sind! Das ist falsch!) von Ihnen nach wie vor verweigert. Trotz der in den Haushaltsberatungen zutage getretenen (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie haben Zusatzbelastungen haben wir eine weitere Milliarde ein- ein bisschen wenig zum Thema Postunterstüt- gesammelt. Wir bleiben weiterhin bei unserem Ziel der zungskassen gesagt!) Konsolidierung, Werden Sie von der CDU/CSU Ihrer Verantwortung (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Leider wissen gerecht! Wann wachen Sie auf? Wann sind Sie bereit, bei Sie noch nicht einmal, was das ist, geschweige Subventionsabbau und Strukturreformen mitzumachen? denn, dass Sie es machen!) Wir merken, Sie werden immer dann wach, wenn es da- rum geht, irgendwelche Patriotismusdebatten in den ei- jedoch im Rahmen des Machbaren. genen Reihen zu führen. Wachen Sie auf und zeigen Sie, (Jürgen Koppelin [FDP]: Kommen Sie doch dass Sie wahre Patrioten sind. Auch Sie tragen Verant- mal auf Frau Künast!) wortung für diesen Bundeshaushalt. Rot-Grün hat sich bemüht, seiner Verantwortung gerecht zu werden. Wir Leider ist das Machbare aufgrund Ihrer Interventionen hätten gerne einen wesentlich solideren Haushalt aufge- deutlich geringer als das Wünschbare; das muss ich Ih- stellt. Das Problem war, dass die rechte Seite dieses nen sagen. Hauses und der Bundesrat das verhindert haben. Machen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13299

Alexander Bonde (A) Sie endlich mit und beenden Sie dieses unwürdige Spiel der öffentlichen Haushalte 1,4 Billionen Euro erreicht.(C) zum Schaden unseres Landes. Würde man die öffentliche Hand verpflichten, ab sofort keine Schulden mehr zu machen und jeden Monat Herzlichen Dank. 1 Milliarde Euro zu tilgen,so dauerte es, Herr Eichel, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 110 Jahre, um diesen Schuldenberg abzutragen. und bei der SPD) ( [Hildesheim] [SPD]: Davon gehen 108 Jahre auf Kohls Konto!) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Hans Michelbach,Angesichts dessen muss ich Ihnen deutlich sagen: Das CDU/CSU-Fraktion. kann so nicht weitergehen. Es ist unsere Aufgabe umzu- kehren. Letzten Endes muss ein Politikwechsel in Deutschland stattfinden; diesen brauchen wir dringend. Hans Michelbach (CDU/CSU): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Deutschland ist mittlerweile auch zur Wachstums- Damen und Herren! Früher versprach die Zukunft inbremse in Europa geworden. Deutschland besser zu sein als die Vergangenheit. Der expandierende Staat war ein Synonym für Sicherheit, (Zuruf von der SPD: Geschieht hauptsächlich Stabilität und Kontinuität. „Weiter so!“ bedeutete jahr- im Bundesrat!) zehntelang: weiter aufwärts. Heute bedeutet „Weiter so!“ Früher waren wir die Wachstumslokomotive, heute be- für Deutschland: weiter abwärts. Diese Bundesregierung wegen wir uns im Schlafwagentempo vorwärts. Ganz an hat Deutschland in die Schulden- und Steuerfalle ge-der Spitze der Schuldigen steht der Schlafwagenschaff- führt. Das bedeutet für Deutschland, dass es in Zukunft ner Hans Eichel. Tatsache ist: Die Arbeitslosigkeit ex- abwärts geht. Dass so etwas in unserem Land passiert, plodiert. Herr Eichel, es verhält sich doch so: Sie sind darf dieses Haus nicht zulassen. das Synonym für den Vertrauensverlust und die Konzep- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- tionslosigkeit dieser Bundesregierung geworden. Ich neten der FDP) habe noch in Erinnerung, wie Sie in dieser Woche bei Ih- ren Genossen Platz genommen und Fragen gestellt ha- Tatsache ist doch, Deutschlands Wohlstand sinkt. Vor ben. Das war nur noch peinlich. 20 Jahren war Deutschland das reichste Land in Europa. Heute liegt es unter dem Durchschnitt. So stehen beim (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Pro-Kopf-Einkommen nur noch vier Staaten schlechter Die Arbeitslosigkeit explodiert. Noch Mitte der 90er- da als wir. Deutschlands Schulden explodieren. Jahre lag die Arbeitslosenquote in Deutschland klar un- (B) (D) (Lothar Mark [SPD]: Kohl hat doch 1,2 Billio- ter dem EU-Durchschnitt. Mittlerweile liegt Deutsch- nen Schulden gemacht!) land auch in dieser Statistik im unteren Drittel. Wir waren einst europäische Musterknaben in Sachen Meine Damen und Herren, was muss geschehen? Staatsfinanzen. Wir haben in Europa einen völkerrechtli- (Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Regierung chen Vertrag, denStabilitäts- und Wachstumspakt, muss weg!) durchgesetzt. Heute unternehmen Sie alle Anstrengun- gen, um diesen Pakt auszuhebeln. Damit wollen Sie letz- Am Standort Deutschland muss wieder eine neue Ver- ten Endes nur noch mehr Freiraum für weitere Verschul- trauensbasis hergestellt werden. dung erreichen. So sieht die Situation aus. (Beifall bei der CDU/CSU) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Das ist die Aufgabe. Wir brauchen mehr Wachstum und Das Staatsdefizit liegt kontinuierlich über der Defizit- Beschäftigung. Dauerhaftes Wachstum und mehr Be- grenze von 3 Prozent und es ist keine Besserung in Sicht. schäftigung können in Deutschland nur entstehen, wenn Der Stabilitäts- und Wachstumspakt soll jetzt auch noch die angebotsseitigen Rahmenbedingungen der Wirt- gefügig gemacht werden. Ich habe die Aussage desschaft in Ordnung gebracht werden. Da fehlt es. Sie ha- Staatssekretärs Koch-Weser im Ohr, die er im Finanz- ben kein Konzept für die Arbeitsplätze in Deutschland, ausschuss gemacht hat; dort hat er gesagt: „Wir dürfen Sie haben kein Konzept für die Wirtschaft. Das ist das keine mechanische Anwendung der Kriterien vonProblem, das Sie haben. Maastricht mehr vornehmen. Wenn sich eine Bundesre- (Lothar Mark [SPD]: Und wie sieht Ihr Kon- gierung nicht einmal mehr an die völkerrechtlichen Ver- zept aus?) träge, die sie selbst abgeschlossen hat, halten will, dann bleibt uns nur übrig, festzustellen, dass nicht nur Zu- Wir müssen deshalb deutlich machen, dass es hier ei- kunftsfähigkeit verschleudert wird, sondern sich auch an nen konzeptionellen Ansatz geben muss. Wir brauchen der Zukunft der Menschen in unserem Lande vergangen ein Aktionsprogramm für die deutsche Wirtschaft. Es wird.“ müssen Steuerentlastungen vorgenommen werden, der Arbeitsmarkt muss flexibilisiert werden, der Anstieg der (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Energiepreise muss gestoppt werden, wir müssen über- neten der FDP) flüssige Bürokratie abbauen, wir müssen die Finanzie- Meine Damen und Herren, die Generationenbilanz ist rungsbedingungen für die Betriebe verbessern, wir müs- in Schieflage geraten. So hat der Gesamtschuldenstand sen Innovationen für die Zukunft sichern, 13300 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Hans Michelbach (A) (Lothar Mark [SPD]: Das sind alles Floskeln, Präsident Wolfgang Thierse: (C) was Sie da bringen!) Ich erteile das Wort Bundesminister Hans Eichel. wir müssen Qualifizierung fördern, wir müssen die Bin- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten nennachfrage stärken des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) und wir müssen insbesondere dem Mittelstand in diesem Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: Land eine angemessene Bedeutung zurückgeben. Das ist Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und die Situation. Herren! Zunächst möchte auch ich mich – trotz allen Streits, den es gegeben hat, und unabhängig davon, ob Wirtschaft ist sicher nicht alles, meine Damen undman mit dem Ergebnis zufrieden ist – bei den Mitglie- Herren, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts. Die rot-dern des Haushaltsausschusses, in besonderem Maße na- grüne Bundesregierung hat das bis heute nicht begriffen türlich bei denen der Koalition – das werden Sie sicher- und wird es auch nicht mehr begreifen. Sie hat durch lich verstehen –, eine Politik der Irrungen und Wirrungen – in der Steuer- politik, im Arbeitsrecht, bei der betrieblichen Mitbestim- (Lothar Mark [SPD]: Das ist auch begründet!) mung –, durch mangelnde Stetigkeit und Berechenbar- keit sowie permanente Nadelstiche jedes Vertrauen der bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Haus- Wirtschaft verspielt. haltsausschusses und auch bei Ihnen, Herr Carstens, als Vorsitzenden recht herzlich für die enorme Arbeit bedan- Deutschland befindet sich nach der EU-Osterweite- ken, die geleistet worden ist. rung nun einmal in einem rschärften ve Steuerwettbe- werb. Andere Länder haben darauf bereits reagiert und (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ senken ihre Unternehmensteuern. Sie machen das Ge- DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der genteil. Sie machen immer wieder Nadelstiche, Herr CDU/CSU und der FDP) Eichel. Das Hauptproblem ist, dass Sie zum Beispiel im- mer wieder neue Omnibusgesetze machen, die weitere Weiterhin möchte ich sagen, dass ich mich über eine versteckte Belastungen enthalten. EineSteuerreform, Rede aus den Reihen der Opposition, nämlich über Ihre die Entlastungen bringen soll, muss einhergehen mit ei- Rede, Herr Fricke, gefreut habe. Sie war in der Sache ner Verbreiterung der Bemessungsgrundlage. Aber Sie und in der Tonlage angemessen. Auf dieser Basis kann verbreitern laufend die Bemessungsgrundlage, ohne zu- man Brücken finden, unabhängig davon, ob man im Ein- sätzliche Tarifentlastungen vorzunehmen. Das ist die Si- zelnen übereinstimmt. Dies wird ein wenig den Ton mei- tuation. ner Rede bestimmen. (B) (D) Meine Damen und Herren, den Einwand, Deutsch- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten land könne sich keine Steuersenkungen leisten, lasse ich des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der nicht gelten. FDP) (Lothar Mark [SPD]: Wieso können acht Mi- Bei der Schlussberatung vor einem Jahr waren wir in nuten so lang sein?) einer Situation der Stagnation. Etwas später haben wir Wenn wir im Steuerwettbewerb nicht mitziehen, können gewusst, dass der Aufschwung ganz leicht im Gange wir uns bald gar nichts mehr leisten. Sie können die Spi- war. Aber das Jahresschlussergebnis wies beim Wachs- rale nicht aufhalten, indem Sie immer wieder versteckte tum ein Minus von 0,1 Prozent auf. Wir haben damals Steuererhöhungen vornehmen. Dadurch schwächen Sie gesagt: Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, unsere Position immer mehr. Sie müssen bei der Ein-dass der schon drei Jahre anhaltende Stagnationsprozess kommensteuer Vereinfachungen durchführen. Sie müs- weitergeht. Wir müssen alles daransetzen aus der Stag- sen eine Aussage für die Erbschaftsteuer treffen: die Be- nation herauszukommen. triebsvermögen im Sinne einer Generationenbrücke in einem Zehnjahresrhythmus von der Erbschaftsteuer frei- Die Wahrheit ist – Sie haben unsere Erfolge im Bun- zustellen. Sie müssen die Betriebe erhalten. Sie dürfen deshaushalt der Jahre 2000 und 2001 verschwiegen –, nicht immer mehr Betriebe in die Insolvenz führen; es dass wir in Zeiten des Wirtschaftswachstums sehr große sind schon 40 000. Sie müssen eine Generationenbrücke Konsolidierungserfolge hatten. Auf der einen Seite ha- schaffen. Sie müssen bei der Gewerbesteuer endlich etwas ben wir die Ausgaben strikt zurückgeführt und auf der unternehmen. Sie müssen eine klare Vertrauensbasisanderen Seite gab es ein Wirtschaftswachstum. Nur bei schaffen, indem Sie auch im Bereich der Vermögensteuer dieser Kombination hat man eine Chance, aus der Schul- endlich Klarheit schaffen. Das wäre vertrauensbildend. denfalle herauszukommen. Sie schaffen in der Steuerpolitik keine vertrauensbilden- den Maßnahmen. Sie haben die Verlustverrechnung ab- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Falsch!) geschafft. Das schadet der Liquidität der Betriebe. Damit In der Stagnation hat man diese Chance nicht. gehen unsere Betriebe und die Arbeitsplätze verloren. Wir haben damals weiterhin gesagt, dass wir aus die- Angesichts dieser Steuerpolitik wird deutlich, dass es ser Falle nur herauskommen können – das war unser einen klaren Politikwechsel braucht, meine Damen und Beitrag –, wenn wir einePolitik des Dreiklangs von Herren. Strukturreformen, Haushaltskonsolidierung und Wachs- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) tumsimpulsen machen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13301

Bundesminister Hans Eichel (A) (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein Miss- nächstes Jahr wieder unter die Maastrichter Defizit-(C) klang war das!) grenze von 3 Prozent zu kommen. Wir konnten das nicht in dem Umfang durchsetzen, in In den letzten Jahren haben wir auf derAusgaben- dem wir das wollten. Wir wollten die Wachstumsim-seite konsolidiert. Das hat der Sachverständigenrat ein- pulse mit dem kompletten Vorziehen der Steuerreform deutig festgestellt. Sie zitieren immer nur die Hälfte. und die Konsolidierungsimpulse mit einem größeren Subventionsabbau sehr viel mehr stärken. Bei beiden (Otto Fricke [FDP]: Sie auch!) Prozessen haben Sie gerade einmal halbherzig mitge-Wir haben bis zu dem Punkt konsolidiert – von Details macht. abgesehen, die Sie immer finden werden; aber diese be- (Beifall bei der SPD) einflussen die Haushaltsprobleme nicht –, an dem nicht mehr herauszuholen war. Ihre Anträge haben bewiesen, Der wesentliche Erfolg unserer Politik ist – dazu hat dass Sie dazu nicht fähig sind. Es war schon bemerkens- auch die Entwicklung der Weltwirtschaft beigetragen –: wert – Herr Fricke, Sie wissen, dass ich in diesem Punkt Wir sind aus der Stagnation herausgekommen. Wir ha- anderer Meinung bin als Sie –, wie Sie Schlangenlinien ben in diesem Jahr wieder richtiges Wachstum. gefahren sind, als Sie Ihren Vorschlag, die Zinsausgaben zu senken, begründet haben. (Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Richtiges? Euphemis- Sie sagen uns die ganze Zeit, man dürfe nicht unter- mus des Jahres!) veranschlagen. Der Haushalt sei verfassungswidrig, weil er unterveranschlagt sei. Sie aber kürzen bei den Zins- Allerdings ist das Wachstum im Wesentlichen auf den ausgaben. Das sollten Sie einmal erklären. Export zurückzuführen. Das führt zu Konsequenzen auf der Einnahmeseite. Wenn das Wachstum im Wesentli- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des chen auf den Export zurückzuführen ist, dann ist es so BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) wie in jeder Aufschwungphase: Die Steuereinnahmen Die ganze Zeit sagen Sie uns – darin bestehen Risiken –, verharren auf einem unteren Level und die Entwicklung die Mittel für den Arbeitsmarkt seien nicht richtig veran- am Arbeitsmarkt läuft dem Wachstum hinterher. Die schlagt. Wir haben sie höher veranschlagt. Sie kürzen Steuereinnahmen des Bundes gehen aufgrund der beson- bei den Arbeitsmarktausgaben. Das sollten Sie einmal deren Entwicklung bei der Tabaksteuer und bei der Mi- erklären. neralölsteuer sogar noch etwas zurück. Am Arbeitsmarkt ist der Aufschwung sozusagen nur am Rand angekom- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des men, aber noch nicht in der Mitte, also bei den sozialver- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (B) sicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. (D) Schauen Sie sich einmal die Debatte dieser Woche an! (Ronald Pofalla [CDU/CSU]: Die Arbeitslo- Die Koordinierung hat nicht geklappt; das ist ja jedes sigkeit steigt!) Jahr so. In der Generaldebatte, dann, wenn Sie es mit mir zu tun haben, sagen Sie, wir sollten viel weniger Schul- Das hat Konsequenzen für die Haushaltsgestaltung. den machen. Damit bin ich sehr einverstanden; ich Die entscheidende Frage in diesem Augenblick ist: Ma- komme darauf gleich zurück. Aber fast jede Debatte zu chen wir eine Haushaltspolitik, mit der wir den Auf- einem Einzelplan war in dieser Woche wieder davon ge- schwung stützen, prägt – Sie haben keine Anträge gestellt, damit Sie nicht (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein!) überführt werden können –, oder machen wir eine Haushaltspolitik, mit der wir ihn (Otto Fricke [FDP]: Das haben wir gerade gefährden? Die Antwort lautet: Wir müssen eine Politik nicht gemacht!) machen, mit der wir den Aufschwung stützen. dass die Fachsprecher aus der Opposition gesagt haben, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ da müsse eigentlich mehr geschehen. DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Quatsch! – CSU]: Das ist schon wahr! Aber das machen Otto Fricke [FDP]: Nein!) Sie ja nicht!) – Genauso ist es gewesen. Nur: Sie haben es nicht zu Pa- Deswegen müssen wir mit diesem Haushalt selbstver- pier gebracht. ständlich weiter konsolidieren. Das tun wir. Denn wir machen – anders als in vielen Länderhaushalten – weni- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ger neue Schulden, als wir Geld für Investitionen ausge- DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/ ben. CSU]: Sie haben wohl die entwicklungspoliti- sche Debatte nicht mitbekommen!) (Otto Fricke [FDP]: Noch! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber wer hat denn die Steuer- Damit ist der Fall klar. kompetenz? Der Bund oder die Länder?) Bei den Finanzhilfen, dort, wo wir alleine entscheiden Dieser Haushalt ist – so stellt es auch der Sachverständi- konnten, werden wir auf 6 Milliarden Euro zurückgehen. genrat fest – eine geeignete Grundlage – wir haben außer- Als ich das Amt übernahm, haben wir mit 11,4 Milliar- dem noch zusätzliche Maßnahmen angekündigt den –, Euro angefangen. 13302 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Bundesminister Hans Eichel (A) (Volker Kauder [CDU/CSU]: Totengräber!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (C) Das hatten wir von Ihnen übernommen. Das betrifft nicht nur die Schulden des Bundes, sondern auch die der Länder und Kommunen. Man muss einmal festhalten, wo Ihre Verantwortung liegt. Wir haben, wo wir alleine entscheiden konnten, Nun komme ich zu einem sehr interessanten Thema. konsolidiert. An dieser Stelle kann ich es Ihnen nicht ersparen, sehr deutlich zu werden. Herr Merz, das, was Sie da gemacht (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Quatsch!) haben, war möglicherweise Ihr Niveau; aber es war un- Wir werden im Zuge der Rentenreform – das war eine ter Ihrem intellektuellen Niveau. langfristige Entscheidung – Jahr für Jahr 20 Milliarden (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD) Euro einsparen. Ich will Ihnen das anhand dieser Darstellung verdeutli- (Otto Fricke [FDP]: Aber das reicht nicht!) chen. Das ist eine gewaltige Entlastung in Bezug auf den (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Herr Nachhaltigkeitsfaktor. Eichel hat Bilder mitgebracht!) Zum Arbeitsmarkt. Die hier getroffene Entscheidung – Ja, damit das jeder sieht. – Sie haben hier so wirksam ist unter Umständen erst einmal ein Risiko, wird aberdie Schulden vorgerechnet. Daran habe ich nichts zu än- langfristig eine positive Wirkung entfalten. Dasselbe gilt dern, bis auf einen Punkt: Sie haben mir gleich noch die für die Gesundheitspolitik. Schulden der Länder und Kommunen in die Schuhe ge- schoben. Nun kommt der zentrale Punkt. Das föderale System in Deutschland ist so gestaltet, dass zwar über die Aus- (Zurufe von der SPD: Oh!) gabenseite zu einem großen Teil jeweils vom Bund und Das war schon etwas merkwürdig; das war unter Ihrem den Ländern bestimmt werden kann, dass aber über die intellektuellen Niveau. Einnahmeseite nicht allein bestimmt werden kann. Das geht nur gemeinsam mit Bund und Ländern, mit der (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Mehrheit des Bundestages und der Mehrheit des Bun- Jetzt will ich Ihnen aber den „merzschen Mühlstein“ desrates. erklären. Zwei Drittel der Schulden, von denen Sie gere- Es ist einfach festzustellen – dazu brauche ich keine det haben, sind Schulden aus Ihrer Regierungszeit. Polemik –, dass ich seit Herbst 2002 versucht habe, (Beifall bei der SPD) (B) (D) (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das Der kleine rote Kasten dort oben sind die Schulden unse- glaubt doch kein Mensch mehr!) rer Regierungszeit. Das sind auch mir zu viele; darüber genau an dieser Stelle anzusetzen. Denn auf der Ausga- brauchen wir nicht zu reden. benseite ist in Bezug auf die Finanzhilfen all das, was Herr Fricke, ich hätte das auch ein bisschen anders möglich ist, getan worden. Dies wird auch fortgesetzt. schraffieren können; denn Ihre Partei war fast immer be- Es besteht jetzt nur noch die Möglichkeit, die im Steuer- teiligt, nur an den letzten Schulden nicht. system bestehenden Subventionen anzugehen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie Meine Vorschläge dazu haben Sie verhindert bzw. bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ nicht übernommen. Ich sage ganz ruhig: Ich bin einver- DIE GRÜNEN) standen damit, dass jemand sagt: Diese Vorschläge will ich nicht. Aber dass Sie in dieser dummen Art einfach Das ist die Wirklichkeit, mit der wir es zu tun haben. nur sagen, ich will das nicht, ohne etwas anderes mit Ich möchte den jüngeren Kollegen, Herrn Fricke und gleicher Wirkung an diese Stelle zu setzen, ist das wirk- Herrn Bonde, sagen: Ich finde es sehr gut, dass die The- liche Problem. men Verschuldung und Generationengerechtigkeit die (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ politischen Reden erreicht haben. Aber diese Themen DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ müssen auch die politische Praxis erreichen. CSU) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Darüber könnte man ja reden. Sie aber verweigern sich Das geht aber nicht, wenn wir nicht dazu bereit sind, den einfach. Steuerdschungel von Subventionen zu befreien, Dabei geht es nachhaltig um 17,5 Milliarden Euro pro (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Jahr. DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ (Volker Kauder [CDU/CSU]: Der Kanzler CSU]: Hilfe, ich bin der Finanzminister! Holt schaut schon ganz deprimiert!) mich hier raus!) was übrigens auch die eigentliche Vereinfachung des In dieser Wahlperiode, in den Jahren 2003 bis 2006, Steuersystems ist. machen wir rund 35 Milliarden Euro mehr Schulden, weil Sie den steuerlichenSubventionsabbau in dieser (Otto Fricke [FDP]: Also auch die Sonn- und Größenordnung blockiert haben. Feiertagszuschläge?) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13303

Bundesminister Hans Eichel (A) – Es darf hier keine Tabus geben; man muss sich anei- gramm, Herr Eichel! – Steffen Kampeter (C) nander annähern. [CDU/CSU]: Stabilitäts- und Wachstumspakt!) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bitte gehen Schlägt dieses Argument daher nicht letztendlich gegen Sie nicht in den Dschungel! Wir warnen Sie Sie selbst zurück? davor!) Nun will ich Ihnen, Herr Michelbach, Folgendes sa- Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: gen: Sie haben ausgerechnet – das ist schon eine tolle Herr Fricke, ich habe gerade nicht auf Ihre Rede, son- Sache –, man brauche 110 Jahre, wenn man jeden Monat dern auf die von Herrn Merz geantwortet. 1 Milliarde Euro Schulden abbauen wolle. Ich habe das (Lachen bei der CDU/CSU – Zuruf von der nicht nachgerechnet, aber wissen Sie was? Von diesen CDU/CSU: Ausrede!) 110 Jahren brauchen wir 74 Jahre, um allein die Schul- den zurückzuzahlen, die in Ihrer Regierungszeit entstan- – Doch. den sind. Das ist der wirkliche Sachverhalt. Sie haben gesagt, dass wir alle ein Stück weit Sünder (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ sind; das ist richtig. Denn wenn ich mir die finanzpoliti- DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: sche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland Wo waren denn Ihre Alternativen zur Finan- ansehe, stelle ich fest: Es gibt seit 1949 kaum ein Jahr, zierung der deutschen Einheit?) das wir nicht mit Schulden abgeschlossen haben. Hören Sie auf, diese Debatte weiterhin auf diese Art und (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 1969! – Weise zu führen, und beteiligen Sie sich dort, wo Sie Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Franz Josef Verantwortung haben, nämlich im Bundesrat, endlich Strauß!) konstruktiv an der Lösung der Probleme! Auch haben wir diese Schulden niemals zurückgezahlt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Steffen Wir haben die ganze Zeit nur umgeschuldet. Einmal wa- Kampeter [CDU/CSU]: Allerdings! Da haben ren wir an der Regierung, ein anderes Mal Sie. Aber Sie wir Verantwortung!) von der FDP waren die längste Zeit an Regierungen be- teiligt. Dann können wir diese Debatte führen. Mit mir jeden- falls lasse ich sie so nicht führen, Herr Merz. Das sage (Zuruf von der FDP: Und was ist mit dem ich Ihnen, damit das ein für alle Mal klar ist. Bundesrat?) Das ist der Sachverhalt. Deswegen, Herr Fricke, bin ich (B) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (D) DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ mit Ihnen einer Meinung: Es muss endlich klar werden, CSU]: Ein Fälscher ist das!) dass wir in dieser Hinsicht eine gemeinsame Verantwor- tung und auch eine gemeinsame Vergangenheit haben. Nun komme ich auf Ihre Verfassungsklage zu spre- chen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Schul- denminister eiert herum!)

Präsident Wolfgang Thierse: Denn das bedeutet, dass wir heute die gemeinsame Ver- Herr Eichel, gestatten Sie eine Zwischenfrage desantwortung haben, dieses Problem zu lösen. Das fordere Kollegen Fricke? ich ein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: DIE GRÜNEN) Ja. Nun zu Ihrer Verfassungsklage. Das wird eine wun- derliche Veranstaltung. Ich will Sie auf Folgendes hin- Otto Fricke (FDP): weisen: Sie sagen, wir hätten im Haushalt 2004 mehr Herr Minister Eichel, Sie wissen, dass ich immer an neue Schulden gemacht als Investitionen getätigt. Die der konstruktiven Lösung von Problemen interessiertVoraussetzung dafür war das Vorziehen der Steuerre- bin. Man muss aber auch die Fakten nennen. Sie gehen form. Das ist zwar nicht so geschehen, wie wir es woll- nach einem einfachen Schema vor und fragen nur, wer ten, wann die Bundesregierung gestellt hat; das ist in Ord- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben nung. Aber ich frage Sie: Ist es nicht ein Widerspruch, eine Fälschung gemacht!) wenn Sie sagen, dass der Bundesrat schuld ist, da Sie wissen, dass Sie, der Bundeskanzler und viele andere in aber Sie haben dem zugestimmt. Daraufhin haben die den Jahren zuvor genau dieselbe Position im Bundesrat von Ihnen regierten Länder dasselbe getan. Ihr Plädoyer vertreten haben und dass Sie und der Bundeskanzler im in Karlsruhe wird wunderlich; denn Sie werden erklären Bundesrat stets an der Ausgabenerhöhung – ich nenne müssen, dass Sie zugestimmt und die Voraussetzungen nur das Beispiel Rente – beteiligt waren? geschaffen haben, um nicht gegen Art. 115 des Grundge- setzes zu verstoßen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bartholomäus Kalb [CDU/ (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist CSU]: Ein föderales Konsolidierungspro- eine neue Fälschung!) 13304 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Bundesminister Hans Eichel (A) Ohne Ihre Zustimmung wäre das gar nicht gelungen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD (C) – Das ist der Sachverhalt. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie haben das Land an die Wand gefahren!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auch Baden-Württemberg ist hart an der Grenze. Die Maßnahmen, die Sie bei uns kritisieren, führen Sie doch In der Tat wollte ich in diesem Jahr keine die Binnen- selbst durch. Da muss ich sagen: So gut sich das alles an- nachfrage schwächenden Sparmaßnahmen durchführen, hört, verehrter Herr Fricke, Sie haben doch die Gelegen- weil die Binnennachfrage noch zu schwach ist; dabeiheit, in den Koalitionsregierungen, an denen Sie beteiligt bleibe ich auch. Ich glaube, das wäre nicht verantwortbar sind, zum Beispiel in Baden-Württemberg, so etwas zu gewesen. verhindern. Wenn ich lese, dass, um den Haushalt gerade (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die ist doch noch verfassungsmäßig hinzubekommen, die Zinsforde- nicht schwach!) rungen bis 2017 veräußert werden – Forderungsverkauf nennt man das –, Subventionsabbau hätte man an vielen Stellen betreiben können, ohne Schaden anzurichten. Steuererhöhungen (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das haben und Kürzungen bei den Investitionen oder den Pro- Sie am Dienstag schon erzählt!) grammhaushalten hätte man allerdings nicht durchfüh- um Geld für zwei Jahre zu erkaufen, dann ist das – ich ren können. gebe das ausdrücklich zu – prinzipiell nichts anderes als das, was bei der Postunterstützungskasse läuft. Das ver- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das haben dient keinen Schönheitspreis, weiß Gott nicht; da haben Sie doch gemacht!) Sie völlig Recht. Aber es ist doch nicht glaubwürdig, das Das ist meine klare Antwort; das ist auch so gewollt. hier zu kritisieren und in den Landesregierungen, in de- nen Sie sitzen, dasselbe mitzumachen. Wie wollen Sie (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ da in Karlsruhe klagen? DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie haben Steuererhöhungen gemacht (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ und die Investitionen gekürzt! – Bartholomäus DIE GRÜNEN) Kalb [CDU/CSU]: Er kennt seinen eigenen Es gibt doch nur eine einzige Antwort auf diese Situa- Haushalt nicht!) tion: Sie müssen endlich einsehen, was mit dem Födera- Nun wird es noch wunderlicher. In der Union muss lismus gemeint ist. Wir können viel tun, um zu entflech- ten – hoffentlich schaffen wir das –, aber es gibt eine (B) offenbar erst einmal geklärt werden, ob Herr Merz, wenn (D) er von 2005 spricht, zu weit vorgeprescht ist oder ob es Grundlage, bei der ich nicht sehe, wie wir die Beziehun- ein Versprecher war. gen entflechten können: Auf der Einnahmenseite sind Bund und Länder aneinander gekettet. Das ist nun ein- (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: mal so und dieser Verantwortung müssen Sie gemeinsam Sie trauen sich nicht!) mit uns gerecht werden; das ist die Grundlage unseres Föderalismus. Das ist Ihre Sache. Aber ich will Sie auf Folgendes hin- weisen – auch das ist eine Konsequenz dessen, dass Sie (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Ihren Teil der gesamtstaatlichen Verantwortung nicht Ich habe einen Vorschlag zum nationalen Stabilitäts- wahrnehmen –: pakt gemacht; ich bin da sehr gespannt. Der Vorschlag (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei den Post- geht von der ganz einfachen Tatsache aus: Wenn wir auf pensionen hat der Bundesrat gar nichts zu sa- der Einnahmenseite aneinander gekettet sind und nur auf gen!) der Ausgabenseite allein entscheiden können, dann sind wir auch aneinander gekettet, was die Ergebnisse der Po- Nicht nur der Bund befindet sich in einer äußerst schwie- litik betrifft. rigen Haushaltslage, sondern auch die Länder. Mit Ihrer Taktik wollten Sie erreichen, dass der Bund vor die (Otto Fricke [FDP]: Ja!) Wand fährt; das wird Ihnen allerdings nicht gelingen. Man kann über eine verschuldungsabhängige Kompo- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist eine nente reden. Damit habe ich überhaupt kein Problem; ich ganz böswillige Unterstellung! – Steffen weiß nur nicht, ob sich die Länder einigen. Aber es muss Kampeter [CDU/CSU]: 9 Milliarden Euro!) auch eine Komponente geben, die unsere gemeinsame Verantwortung betont: Diese liegt auf der Einnahmen- Das beziehe ich jetzt nicht auf Sie, Herr Fricke. seite. Das muss sich auch abbilden, damit das komische Spiel „Lassen wir doch den anderen an die Wand fahren, Stattdessen haben Sie erreicht, dass eine Reihe derwir retten unsere Haut“ aufhört. Sie sehen doch: Sie kön- von Ihnen regierten Länder dabei sind, an die Wand zu nen Ihre Haut nicht retten. Das ist die Lage. Deshalb fahren: Das reiche Hessen ist – anders als der Bund – denke ich, es gibt eine Chance. Ich höre auch entspre- nicht mehr in der Lage, für das nächste Jahr einen Haus- chende Stimmen. halt vorzulegen, der die Grenzen von Art. 115 Grundge- setz einhält. Das reiche Hessen, nicht Niedersachsen (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Regie- oder das Saarland! rungswechsel! – Lachen bei der SPD) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13305

Bundesminister Hans Eichel (A) – Abgeschmackt. – Ob das zum Ziel führt, weiß icheine Grafik gezeigt, die ein Spiegelbild seiner Politik ist. (C) nicht. Es ist die reine Selbsttäuschung. Herr Kauder rennt ja wie ein Hirtenhund um die Mi- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!) nisterpräsidenten der CDU und der CSU herum, damit Wenn Sie sich diese Grafik anschauen, dann erkennen um Gottes willen keiner nach den Interessen seines Lan- Sie, dass in dem schwarzen Teil die Altschulden des des handelt, sondern nach Ihrer parteipolitischen Strate- Deutschen Reiches, die Kosten des Bankrotts der ehe- gie. Das ist das, was gegenwärtig im Bundesrat abläuft. maligen DDR und die Kosten für den Wiederaufbau der (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ neuen Länder enthalten sind. Wir sind stolz darauf, dass CSU]: So ein Blödsinn!) wir den Wiederaufbau der neuen Länder begonnen ha- ben. Wir wären noch stolzer darauf, wenn auch Sie sich – Das werden wir ja sehen. das zu Eigen machen undmit Ihrem Vorschlag, den Die Chance besteht – das Angebot der Bundesregie- 3. Oktober als Feiertag zu verlegen, nicht demonstrieren rung, unser Vorschlag liegt auf dem Tisch –, dass wir an würden, dass Sie damit überhaupt nichts am Hut haben. dieser Stelle endlich weiterkommen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zu- (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie müssen zu- rufe von der SPD: Oh!) rücktreten, dann wäre es besser in unserem Auch mit den Buchungen, die Sie hier zeigen, machen Land!) Sie deutlich, dass das nicht Ihre Sache ist. Ich will zum Schluss vorlesen, was der neue Chef des (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) VDMA, Herr Dr. Brucklacher, nach seiner Wahl erklärt hat – ich glaube, davon kann man viel übernehmen –: Herr Finanzminister, ich habe übrigens eine Grafik zu Hessen vermisst. Sie waren dort Ministerpräsident und Vielleicht stellen wir ja auch unser Licht zu oft un- haben hier über die Situation in Hessen gesprochen. Sie ter den Scheffel. Gerade wir Maschinenbauer haben hätten einmal zeigen sollen, wie viele Schulden die SPD doch einiges zu bieten: Wir sind Export- und Pa- in den 48 Jahren angesammelt hat, in denen sie in Hes- tentweltmeister. Wir haben selbst im fernen China sen Verantwortung trug. einen Anteil an Maschineneinfuhren von 19 Prozent. Wir haben gut ausgebildete und moti- (Hans Eichel, Bundesminister: Gerne, das vierte Mitarbeiter und eine unternehmensnahe For- können wir machen!) schungs- und Ausbildungsstruktur, um die uns viele beneiden. Wir haben, und das ist mir besondersIch hätte an dieser Stelle gerne eine Grafik dazu gese- hen. (B) wichtig, noch immer einen breit aufgestellten Mit- (D) telstand, der viel beweglicher und erfolgreicher ist (Beifall bei der CDU/CSU – Hans Eichel, als manches Großunternehmen. Bundesminister: Sie würden sich wundern! Er schließt die Rede: Das können wir machen!) Wir in Deutschland stehen vor gewaltigen Verände- Die Politik der Bundesregierung und des Bundesfi- rungsprozessen. Wir können diese Prozesse erfolg- nanzministers, die in diesem Gesetzentwurf zum Haus- reich bewältigen und Deutschland wieder eine Zu- halt 2005 zum Ausdruck kommt, ist unsolide und verant- kunft geben, wenn wir uns auf unsere Stärkenwortungslos. Sie ist unsolide, weil die Annahmen, die konzentrieren: unternehmerisches Engagement, In- diesem Haushalt zugrunde liegen, nicht zutreffen, und novationsführerschaft, bessere Nutzung der Kreati- sie ist verantwortungslos, weil diese Politik nicht nach- vität und Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter. haltig ist. Ihre Politik schadet nachweislich künftigen Generationen und Sie verstoßen damit gegen den Geist Meine Damen und Herren, wenn etwas von dieser Hal- des Grundgesetzes. tung – in diesem Falle über die Parteigrenzen hinweg – bei denen einzöge, die gemeinsam die Verantwortung im Der Bundeshaushalt 2005 ist das in Zahlen gegossene Bundestag und Bundesrat haben, dann könnten wir auch Programm dieser Bundesregierung für das nächste Jahr. im Staat unsere Probleme lösen. Dazu müssen aber auch Es ist ein Programm, mit dem Sie Deutschland immer Sie Ihren Teil beitragen. tiefer in die Schulden führen. Mit dem heutigen Be- schluss werden Sie die Staatsverschuldung zu Ihrem po- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ litischen Programm für das nächste Jahr erklären. Diesen DIE GRÜNEN) Weg werden wir nicht mitgehen. (Beifall bei der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile Kollegen Michael Meister, CDU/CSU- In den Jahren 1999 bis 2004 – also in nur sechs Jah- Fraktion, das Wort. ren – haben Sie über 100 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. In der gleichen Zeit haben Sie über 90 Mil- (Beifall bei der CDU/CSU) liarden Euro an Einmalerlösen durch den Verkauf von Volksvermögen erzielt. Statt in dieser Zeit einen Beitrag Dr. Michael Meister (CDU/CSU): zur Lösung der Strukturprobleme in Deutschland zu leis- Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen undten, vergrößern Sie mit Ihrer Verschuldenspolitik und Herren! Der Herr Bundesfinanzminister hat uns ebender Verschleuderung von Volksvermögen die Probleme 13306 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Dr. Michael Meister (A) noch weiter; denn die Schulden von heute sind nach Ih- Ich darf Sie fragen: Was haben Sie dagegen unter-(C) ren eigenen Worten die Steuern von morgen. nommen? Maßnahmen zur Begrenzung der Staatsver- schuldung? Fehlanzeige! Warum haben Sie nichts dage- Ich darf Sie aus der ersten Lesung des Bundes-gen unternommen? Sie sind nicht in der Lage, in der haushalts 2003 zitieren, in der Sie an dieser Stelle gesagt eigenen Koalition die notwendigen Sparbeschlüsse haben: Deshalb bleibt es bei dem eingeschlagenen Kon- durchzusetzen. solidierungskurs mit dem Ziel, im Jahre 2006 einen Haushalt ohne neue Schulden vorzulegen. – Das haben (Hans Eichel, Bundesminister: Welche meinen Sie vor zwei Jahren hier erklärt. Davon war in Ihrer heu- Sie?) tigen Rede kein Wort mehr zu hören. Sie sind nicht in der Lage, sich gegen die Gesundheits- In den Jahren 2002, 2003und 2004 lag die Neuver- ministerin durchzusetzen, beispielsweise bei der Tabak- schuldung jeweils oberhalb der Investitionssumme. In steuer. Ein Grund für das Defizit von 1,4 Milliar- allen drei Jahren haben Sie die Verfassung missachtet den Euro im laufenden Jahr ist, dass Sie sich bei der und auch europäisches Recht gebrochen, von IhremTabaksteuer gegen die Gesundheitsministerin in Ihrer ei- Amtseid ganz zu schweigen. Als Sie das Amt angetreten genen Fraktion nicht durchsetzen konnten, um nur ein haben, haben Sie bei Ihrer Vereidigung geschworen, Ihre Beispiel zu nennen. Das ist das Problem. ganze „Kraft dem Wohle des deutschen Volkes zu wid- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- men, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm zu neten der FDP) wenden“. Was Sie in der Vergangenheit getan haben und was Sie für das nächste Jahr planen, ist das glatte Gegen- Wir brauchen einen Finanzminister, der tatsächlich von teil. einer Mehrheit getragen wird. Es reicht nicht, nur als Fi- nanzminister aufzutreten, aber für seine Politik hier im (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Hause keine Mehrheit zu haben. Herr Bundesfinanzminister, Sie mehren nicht den Sparanstrengungen auf der Ausgabenseite? Fehlan- Nutzen, sondern die Schulden des deutschen Volkes. Wir zeige! Mit unserem Gang nach Karlsruhe wollen wir haben eben wieder hören können, dass immer nur dieschlicht und ergreifend Folgendes erreichen: DasBun- allgemeinen Umstände oder gegebenenfalls andere Men- desverfassungsgericht soll, weil die Mehrheit dieses schen, zum Beispiel die Opposition, schuld an dieser fi- Hauses dazu nicht bereit ist, endlich die Notbremse zie- nanziellen Entwicklung sind. So geht es nicht. Sie wur- hen und diese fatale Finanzpolitik stoppen. den 2002 in die Verantwortung gewählt. Sie treffen mit (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Ihrer Mehrheit im Hause die Entscheidungen. der FDP) (B) (D) (Hans Eichel, Bundesminister: Wenn das im- Ich will Ihnen ein paar Sätze aus dem Plenarprotokoll mer so wäre!) von vor zwei Jahren vorlesen: Deshalb tragen Sie und nicht die Opposition auch die Zukünftige Generationen werden eigene Herausfor- Verantwortung für die Entscheidungen, die Sie treffen, derungen zu meistern haben, die vor allem aus einer Herr Bundesfinanzminister. alternden Bevölkerung und aus sinkenden Bevölke- rungszahlen resultieren. Wir können den zukünfti- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) gen Generationen nicht auch noch unsere Lasten Mit Ihrer Vorlage und durch Ihre Abstimmung ent- aufbürden. Deshalb wird es mit uns keine Schul- scheiden Sie sich heute dafür, im kommenden Jahr denlösung geben. 43,5 Milliarden Euro neue Schulden zu machen. DasDas hat der heute amtierende Bundesfinanzminister ge- sind täglich 120 Millionen Euro neue Schulden. Die Ge- sagt. Schauen wir uns an, was Sie in diesen Jahren getan samtverschuldung des Bundes wird bis zum Jahresende haben: Wir sind bei einer Neuverschuldung von über auf 860 Milliarden Euro ansteigen. Jeder Bürger in unse- 100 Milliarden Euro angelangt. Wie ist das mit dem zu rem Land bekommt also 550 Euro neue Schulden aufge- vereinbaren, was Sie damals angekündigt haben? Sie ha- laden. Deshalb glaube ich, dass das Bild des Kollegen ben die Menschen im Lande über das getäuscht, was Sie Merz vom Mühlstein richtig ist. 550 Euro neue Schulden vorhaben. für jeden Menschen in diesem Land sind ein riesiger Mühlstein, der allen Menschen in diesem Land – auch (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) den Kindern – um den Hals hängt und sie in Zukunft be- Deutschland braucht wieder eine stabile, verlässliche lastet. und berechenbare Finanz- und Haushaltspolitik. Stabili- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zu- tät, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit müssen die Eck- ruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]) pfeiler einer neuen Politik sein. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber doch – Herr Tauss, Lautstärke ist in dieser Debatte nicht unbe- nicht mit Eichel!) dingt ein Qualitätsmerkmal. – Diese Politik sollte dem Wohle des deutschen Volkes dienen. Kein Mensch inNur so werden wir das Vertrauen der Bürger zurückge- dieser Republik, der ernst genommen werden will, wird winnen. Dadurch wird es wieder zu einem Konsum- und dies behaupten können. Sie missachten die Verfassung Investitionsklima im Lande kommen, das dafür sorgen und verursachen einen bleibenden Schaden. wird, dass die Binnenkonjunktur angeschoben wird und Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13307

Dr. Michael Meister (A) der bestehende Attentismus überwunden werden kann. überdenken, ob die Maßnahmen der Bundesagentur für (C) Konsolidierung der Staatsfinanzen und Wirtschafts-Arbeit richtig sind, sondern durch eine zunehmende Zahl wachstum sind keine Gegensätze. Die Alternative, Herr von arbeitslosen Menschen in Deutschland. Dadurch Eichel, die Sie aufgezeigt haben, ist falsch. Ihre Alterna- werden die Ausgaben steigen. Auch das muss einmal tiven sind entweder Konjunktur- und Wirtschaftswachs- deutlich gemacht werden. tum oder Stabilität. Das Gegenteil ist richtig: Stabilität und Wirtschaftswachstum gehören zusammen und be- (Beifall bei der CDU/CSU) dingen einander. Deshalb brauchen wir sowohl Stabilität Das Prinzip Hoffnung alleine reicht nicht. Wir als auch Wirtschaftswachstum. bräuchten einen aktiven Bundesfinanzminister, der end- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) lich die strukturellen Probleme des Haushalts anpackt. Dazu gehört auch eine Steuerreform, die das Steuer- Der Bundeshaushalt 2005 knüpft nahtlos an die Haus- recht einfacher und gerechter macht und die Steuersätze haltsgesetze der Vorjahre an. Formal halten Sie in die- senkt. Ich will noch auf etwas hinweisen, was Sie nicht sem Jahr die Vorgaben von Art. 115 Grundgesetz ein.verstehen. Steuerreform bedeutet nicht alleine eine Ver- Aber materiell ist auch dieser Bundeshaushalt einebreiterung der Bemessungsgrundlage; denn dies würde Farce. Er ist mit dem Geist des Grundgesetzes nicht ver- bedeuten, dass wir die Steuern erhöhen. Sie können aber einbar. Ich will Ihnen dafür zwei Gründe nennen. keinem Menschen in Deutschland erklären, wie Sie mit höheren Steuern die Binnenkonjunktur beleben und die Erste Begründung: Die Nettokreditaufnahme liegt nur Wirtschaft anschieben. Nein, das, was wir brauchen, ist deshalb unter der Investitionssumme, weil Sie hohe Pri- eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage zur Ver- vatisierungserlöse und Forderungsverkäufe in dem einfachung des Steuerrechts; aber die Einnahmen müs- Haushalt gebucht haben. Der Sachverständigenrat hat sen den Menschen über niedrigere Tarife zurückgegeben dazu in seinem Jahresgutachten festgestellt: werden. Nur in dieser Einheit macht eine Steuerreform Der ökonomische Sinn von Artikel 115 Grundge- Sinn. Sie denken nur an Steuererhöhungen. Bei der Ta- setz wird verfehlt; denn am Ende steht ein höherer baksteuer, bei der Mineralölsteuer und bei der Versiche- Schuldenstand nicht einmal einem gleich bleiben- rungssteuer erleben Sie doch, dass diese Philosophie den, sondern einem geringeren staatlichen Vermö- nicht funktioniert, weil wir nicht in einer Plan-, sondern gen gegenüber. in einer Marktwirtschaft leben und alle Marktteilnehmer natürlich auch auf politische Rahmenbedingungen rea- Tatsächlich müsste die Verschuldungsgrenze um die Pri- gieren. vatisierungserlöse reduziert werden. Dies fordert auch der Bundesrechnungshof in seiner Stellungnahme. Das Nehmen Sie das doch einmal zur Kenntnis und versu- (B) wäre der richtige Weg, nicht Ihr Vorgehen, Erlöse formal chen Sie, endlich strukturelle Reformen auf den Weg zu (D) zu verbuchen, die aber nichts an der Lage ändern. bringen, und ruhen Sie sich nicht in der Hängematte Agenda 2010 für die nächsten zwei Jahre aus! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Zweite Begründung: Der Bundeshaushalt 2005 ist (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne wie die Haushalte 2003 und 2004 wieder auf dem Prin- Kastner) zip Hoffnung aufgebaut. Überhöhte Einnahmeerwartun- gen stehen zu geringen zuleistenden Ausgaben gegen- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: über. Sie verstoßen gegen die Prinzipien der Klarheit Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch. und Wahrheit bei der Aufstellung des Haushalts.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Schon Ihre Annahme über das Wirtschaftswachstum Vielen Dank, Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten ist falsch. Berufen Sie sich dabei bitte nicht immer auf Damen und Herren! Liebe Mitarbeiterinnen und Mitar- die Experten, die Ihrer Meinung nach immer falschbeiter des Haushaltsausschusses! Ich bin Abgeordnete schätzen. Nein, Sie legen falsche Annahmen zugrunde. der PDS. Die Experten sagen ein Wachstum von 1,5 Prozent bzw. (Zurufe von der SPD) 1,4 Prozent voraus. Trotz dieser Expertenschätzung ge- hen Sie in Ihrer Planung von einem Wirtschaftswachs- Sowohl in der Generaldebatte als auch heute wieder tum von 1,7 Prozent aus. In dem Fall sind nicht die Ex- war viel von Patriotismus die Rede. Das hat mich an eine perten, sondern Sie schuld, da Sie den Einschätzungen Debatte erinnert, die wir im Zusammenhang mit der EU- der Experten nicht gefolgt sind, sondern von zu hohen Verfassung geführt haben. Damals wurde das Spiel ge- Einnahmen ausgehen. spielt: Wer ist der beste Christ? Jetzt haben wir das Spiel: Wer ist der beste Patriot? Wir sollten lieber sach- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- lich über den Haushalt diskutieren. neten der FDP) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Fangen Natürlich werden wir nicht nur geringere Steuereinnah- Sie doch mal an!) men, sondern aufgrund Ihrer Methode auch höhere Aus- gaben für den Arbeitsmarkt haben, übrigens nicht durch Darum, meine Damen und Herren von der CDU und der unsere Vorschläge, zum Beispiel durch den, einmal zu CSU, finde ich es auch nicht gut, dass Sie dem armen 13308 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Dr. Gesine Lötzsch (A) Hans Eichel ständig alte Zitate aus seiner Zeit als Kasse- wird und dass die Leute, die schon viel Geld in der Ta- (C) ler Oberbürgermeister um die Ohren hauen. sche haben, noch mehr bekommen. Das ist das Gegenteil von Gerechtigkeit. Korrigieren Sie diese Politik! (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na gut, wir wollen gnädig sein und nennen ihn jetzt Ober- (Beifall der Abg. [fraktionslos]) bürgermeister a. D.!) Ich sage Ihnen auch, warum ich das nicht gut finde. Ich Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: habe Herrn Eichel einmal hier im Parlament aufgrund Das Wort hat der Kollege Martin Hohmann. dieser Vorwürfe weinen sehen. Das hat mir gereicht. Ich finde, er soll seine Kraft und seine Energie lieber dafür einsetzen, endlich mit einer gerechten Steuerpolitik zu Martin Hohmann (fraktionslos): beginnen. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle- gen! Bundesminister Eichel hat sich bemüht, die Haus- (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) haltszahlen ins Lot zu bringen. Es hat nicht geklappt, je- Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, Sie ha- denfalls nicht ohne eine Neuverschuldung in Höhe von ben zu Recht die Schuldenpolitik kritisiert, aber Sie ha- 22 Milliarden Euro. Die Gesamtschulden der öffentli- ben keinerlei Lösungsvorschläge gemacht, wie mehrchen Hände liegen bei 1,4 Billionen Euro. Seit den Geld in die Staatskasse kommen soll. Das ewige Lied 60er-Jahren – das will ich betonen – wurden auf Schul- von der Steuersenkung ist doch wohl nicht im Ernst eine denberge neue Schulden aufgehäuft. Auch in diesem Lösung. Sie haben doch gesehen, was die Politik dauern- Haushalt wurde nicht einmal ansatzweise deutlich, wann der Steuersenkungen gebracht hat: Die Reichen werden der stetige Schuldenzuwachs gestoppt und wie der reicher und Arbeitsplätze werden ins Ausland verlagert. Schuldenberg abgetragen werden soll. Das macht den Das kann die Lösung nicht sein. Menschen große Sorge. Die Menschen denken an das Ende der DDR. Es besteht Ungewissheit bis hin zur Finanzminister Eichel hat den Vorschlag gemachtAngst vor dem Zusammenbruch der Staatsfinanzen. bzw. uns geradezu beschworen, wir alle sollten doch aus Wann können wir als gewählte Volksvertreter den Men- Dankbarkeit für die deutsche Einheit mehr arbeiten. Er schen diese Sorge nehmen? meinte etwas anderes: länger arbeiten für dasselbe Geld. Das ist nichts anderes alsLohnsenkung und Lohnsen- Betrachten wir das Problem aus der Sicht der nächs- kung heißt Schwächung der Binnennachfrage. Wir ten Generation, der jungen Menschen. Sie werden uns können uns beweihräuchern und uns immer wieder sa- fragen: Habt ihr in den guten Zeiten etwas zurückgelegt? gen, wie gut Deutschland im Export dasteht, aber wenn Habt ihr für schlechte Zeiten Reserven gebildet? Dann (B) das zweite Standbein, die Binnennachfrage, nicht kräftig müssen wir antworten: Private Vorsorge haben wir wohl (D) genug ist, dann wird es mit mehr Arbeitsplätzen und der noch getroffen. Im eigenen Bereich hat es geklappt. Schließung der Schuldenlücke nichts werden. Aber in den öffentlichen Haushalten haben wir Schul- denberge angehäuft. – Damit sprechen wir ein deprimie- (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) rendes Urteil über uns selbst. Hartz IV tritt am 1. Januar in Kraft. Ich möchte noch Diese Schuldenberge lasten auf immer schmaleren einmal die Zahlen nennen. Hartz IV bedeutet, dass Emp- Schultern. Die Generationen werden kleiner. Sie wer- fänger des Arbeitslosengeldes II im Osten 331 Euro und den auch deswegen kleiner, weil wir falschen Rezepten im Westen 345 Euro erhalten. Das ist ein weiterer Schritt gefolgt sind. Wenn jährlich unter Einsatz öffentlicher zur Schwächung der Binnennachfrage. Das ist die fal- Mittel rechtswidrig, aber straffrei eine sechsstellige Zahl sche Politik. Darum muss Hartz IV weg. Hartz IV istvon Kindern im Mutterleib umgebracht wird, dann feh- kein Schritt zur Schließung der Gerechtigkeitslücke. len diese Menschen auch als Verbraucher. DerWohl- (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) stand in unserem Land hängt auch vom Verbraucher- potenzial ab. Hier wird ein direkter Zusammenhang Meine Damen und Herren von Rot-Grün, Sie sindzwischen christlicher Ethik und wirtschaftlicher Prospe- einmal gewählt worden, um die Gerechtigkeitslücke in rität deutlich. diesem Land zu schließen. Das haben Ihnen die Men- schen geglaubt; sie haben geglaubt, dass Sie es ernst mit Statt auf eigene Kinder zu setzen, haben wir Zuwan- dem Versprechen meinen, mehr Gerechtigkeit für alle derung aus fremden Kulturen zugelassen. Wie proble- herzustellen. Darum sollten Sie den Weg zu einer ge-matisch diese sein kann, hat Altbundeskanzler Schmidt rechten Steuerpolitik beschreiten. Ein erster Schritt, den zu Recht betont. Das Menetekel von Amsterdam ist in wir Ihnen bereits am Dienstag empfohlen haben und zu frischer Erinnerung. dem wir Anträge gestellt haben, ist: Korrigieren Sie die Senkung des Spitzensteuersatzes zum 1. Januar. Das Was ist also nötig? Wir müssen Abschied nehmen von wäre ein erster Schritt in Richtung einer gerechten Poli- Wohlstandsillusionen zulasten unserer Kinder. Wir müs- tik. sen umsteuern, und zwar lieber freiwillig früher als ge- zwungenermaßen später. Das Umsteuern wird wehtun. Es ist doch geradezu zynisch, dass an demselben Tag, Es wird Opfer verlangen. Besonders aber müssen wir an dem Hartz IV in Kraft tritt und Bezieher vonden Wert des menschlichen Lebens wieder an die erste Arbeitslosengeld II im Osten nur noch 331 Euro und im Stelle setzen. Leben ist unantastbar. Es ist ein Geschenk Westen 345 Euro erhalten, der Spitzensteuersatz gesenkt Gottes. Die Abtreibungsmentalität muss gebrochen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13309

Martin Hohmann (A) werden. Dann bin ich für unser Land optimistisch. Dann in diesem Hause seit Jahren verletzt, muss wieder herge- (C) wird Deutschland wieder gesunden. stellt werden. (Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU] – (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hinsken klatscht! Das ist ja sehr merkwürdig!) NEN]: Unsinn! Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aufgeplustert!) Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Dass dies, was als selbstverständlich anzusehen ist, über- Das Wort hat der Kollege Ronald Pofalla, CDU/CSU- haupt gefordert werden muss, zeigt, wie sehr dieser Bun- Fraktion. desfinanzminister alle rechtlich verpflichtenden Überle- gungen außer Acht lässt. Es zeigt, wie sehr er zum Bruch (Beifall bei der CDU/CSU) des Grundgesetzes und zum Bruch des Stabilitäts- und Wachstumspaktes bereit ist. Ronald Pofalla (CDU/CSU): (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! der FDP) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Der vorgelegte Entwurf für Um es deutlich zu sagen: Die Bundesrepublik Deutsch- den Haushalt 2005, der gleich in dritter Lesung zur Ab- land hat diesen Bundesfinanzminister, der das Grund- stimmung ansteht, verstößt ganz eindeutig gegen diegesetz und den Stabilitätspakt bricht, nicht verdient. verfassungsrechtlichen Voraussetzungen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – neten der FDP) Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wird Die Haushaltspolitik der Bundesregierung ist ökono- auch durch Wiederholungen nicht besser!) misch verfehlt, perspektivlos und auf der ganzen Linie verfassungswidrig. Er hält zwar formal die Beschränkung der Kreditauf- nahme, die in Art. 115 des Grundgesetzes festgeschrie- (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ben ist, ein. Aber der Sachverständigenrat, auf den der NEN]: Quatsch!) Bundeskanzler am Mittwoch dieser Woche immer wie- Das gilt auch für den Haushalt 2004 und den Nachtrags- der zur Begründung seiner Politik Bezug genommen hat, haushalt 2004, den die Regierungsmehrheit in dieser deutet an – ich möchte aus dem Gutachten zitieren –: Woche beschlossen hat. Der Nachtragshaushalt, der am ... in dem Umstand, dass diese Einhaltung nur durch Dienstag dieser Woche verabschiedet wurde, ist ein (B) Privatisierungserlöse erreicht werden kann, kann haushalts- und finanzpolitisches Desaster und ein Offen- (D) durchaus ein Verstoß gegen den ökonomischenbarungseid dieser rot-grünen Mehrheit im Deutschen Sinn dieser Vorschrift gesehen werden. Bundestag. Der ökonomische Sinn von Art. 115 wird verfehlt. Deut- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) licher kann die Verfassungswidrigkeit in einem solchen Die Verfassungswidrigkeit steht ihm auf der Stirn ge- Gutachten nicht festgestellt werden. schrieben. Deshalb werden die Unionsfraktion und die FDP-Fraktion das Bundesverfassungsgericht noch im (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Dezember dieses Jahres bezüglich des Haushalts 2004 Wir prüfen daher, ob wir die Bundesregierung vor dem anrufen. Wir sind nicht bereit, permanentenVerfas- Verfassungsgericht in Karlsruhe zwingen müssen, von sungsbruch dieser Bundesregierung weiter hinzuneh- diesem verfassungswidrigen Verhalten, das sie auch wie- men. der bei der Aufstellung des Haushalts 2005 an den Tag (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- legt, endgültig Abstand zu nehmen. neten der FDP) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Zum dritten Mal in Folge verstößt der Bundeshaus- Unklar ist auch, wie das Defizitverfahren gegenhalt eklatant gegen elementare Grundsätze des Haus- Deutschland nach dem Urteil des Europäischen Ge-haltsrechts. Der Sachverständigenrat merkt dazu an, dass richtshofs weitergeführt wird. Der Sachverständigenrat man allenfalls in der Entwicklung auf demArbeits- favorisiert zu Recht die Einhaltung der Defizitgrenze des markt eine Fehlentwicklung sehen könnte, die als ein- Maastricht-Vertrages im kommenden Jahr. Wenn dies zelne Komponente das gesamtwirtschaftliche Gleich- nicht gelingt, sollte Deutschland das Sanktionsverfahren gewicht verletzt. Er führt dann aber aus – das möchte ich akzeptieren. zitieren –: (Joachim Poß [SPD]: Dann müssen Ihre Län- Ob dies allerdings eine den Kriterien des Bundes- der mitmachen!) verfassungsgerichts entsprechende ernsthafte und nachhaltige Beeinträchtigung des gesamtwirtschaft- – Herr Poß, der Sachverständigenrat sagt, Sie sollten lichen Gleichgewichts darstellt, dürfte strittig sein. dann das Sanktionsverfahren akzeptieren. Bei einem Wachstum von 1,8 Prozent in diesem Jahr Der europäische Stabilitäts- und Wachstumspaktkönnen Sie doch nicht allen Ernstes eine Störung des muss nach unserer Auffassung unbedingt eingehaltengesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts feststellen. Da und seine Glaubwürdigkeit, die die Regierungsmehrheit dies Ihnen, der Bundesregierung und der rot-grünen 13310 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Ronald Pofalla (A) Mehrheit im Bundestag, bewusst ist, verletzen Sie wis- sprechen davon, dass die deutsche Wachstumsschwäche (C) sentlich die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. – hören Sie gut zu! – „ihre Ursache in binnenwirtschaft- lichen Fehlentwicklungen und Versäumnissen“ hat. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) (Zuruf von der SPD: Und im Miesreden der Um es deutlich zu sagen: Das hat noch keine Vorgänger- CDU!) regierung der Bundesrepublik Deutschland gemacht. Die wissentliche Verletzung des Grundgesetzes ist ein ein- – Nein, Sie zitieren ständig aus dem Jahresgutachten des maliger Vorgang. Dafür ist Herr Eichel verantwortlich. Sachverständigenrates. Ich halte Ihnen die Zitate nur Herr Eichel, geben Sie endlich zu, dass Sie mit Ihrer ka- vor, um Ihnen deutlich zu machen, dass nach Auffassung tastrophalen Haushalts- und Finanzpolitik am Ende sind! des Sachverständigenrates ausschließlich die Bundesre- gierung und die rot-grüne Mehrheit die Verantwortung (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- für die derzeitigen binnenwirtschaftlichen Schwierigkei- neten der FDP) ten tragen. Daraus können Sie nicht entlassen werden. Herr Eichel, wenn ich das noch anmerken darf: Mit (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Ihnen ist auch der Bundeskanzler am Ende, der Sie nur neten der FDP – Zuruf von der SPD: Das steht deshalb nicht entlässt, weil dann jeder Bürger die Ver- da nicht drin! – Joachim Poß [SPD]: Sie täu- antwortung des Regierungschefs für die Wirtschafts- schen!) und Finanzmisere unseres Landes erkennen würde. Nur damit das nicht passiert, werden Sie vom Bundeskanzler Die Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt wird nicht entlassen. Wenn Sie damit zufrieden sind und im vom Sachverständigenrat – hier sollte der Bundeswirt- Amt bleiben, ist das Ihre Sache. schaftsminister ganz genau zuhören – unmissverständ- lich als „desolat“ bezeichnet. Aber der Bundeskanzler ist (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und in dieser Woche in seiner Rede mit keinem Wort auf die der FDP) Lage in den neuen Bundesländern eingegangen. Ich Der Sachverständigenrat bringt es in seinem Jahres- halte das für skandalös. gutachten auf den Punkt: (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Es bestehen Zweifel, dass die Überschreitung der neten der FDP – [CDU/ verfassungsmäßigen Defizitbegrenzung in diesem CSU]: Chefsache!) Jahr zulässig ist. Der Sachverständigenrat hat darüber hinaus prognos- Wenn selbst der neutrale und von der Bundesregierung tiziert, dass die Zahl der Arbeitslosen im Februar kom- eingesetzte Sachverständigenrat dieser Meinung ist, se- menden Jahres zum ersten Mal seit dem Bestehen der (B) hen wir dem Ausgang unsererVerfassungsklage – ich Bundesrepublik Deutschland die 5-Millionen-Grenze(D) wiederhole mich –, die wir Mitte Dezember dieses Jah- überschreiten wird. Die Bundesregierung hat das nicht res zusammen mit der FDP gegen den Haushalt 2004zur Kenntnis genommen. Die rot-grüne Mehrheit im einreichen werden, sehr gelassen entgegen. Deutschen Bundestag ist nicht gewillt, daraus die not- wendigen Konsequenzen zuziehen. Ich halte es für Meine Damen und Herren von der rot-grünen Mehr- schamlos, dass Sie hinnehmen, dass im Februar nächsten heit, ich sage Ihnen dazu noch eines: Wenn Sie im Jahre Jahres 5 Millionen Menschen in unserem Land arbeits- 2006 nicht mehr die Mehrheit haben werden, werden wir los sind, und dass Sie nichts machen, um diese Arbeits- uns anders verhalten als Sie. Sie haben eine Klage gegen losigkeit substanziell zu beseitigen. die damalige Bundesregierung eingereicht und sie zu- rückgezogen, als Sie die Mehrheit hatten. Wenn wir im (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Jahre 2006 die Mehrheit haben, werden wir unsere der FDP) Klage gegen den Haushalt 2004 nicht zurückziehen; Deutschland braucht jetzt Wachstum und Beschäfti- denn wir sind der Meinung, dass das Bundesverfas-gung. Handeln Sie endlich! Wenn nicht – das sage ich sungsgericht deutlich machen muss, wo die verfassungs- Ihnen voraus –, werden wir Sie in den nächsten Monaten rechtlichen Grenzen sind, die Sie seit Jahren verletzen. zum Handeln zwingen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wi- Herzlichen Dank. derspruch bei der SPD und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Zuruf von der SPD: Das war Herr Eichel, Sie sind gescheitert. Ersparen Sie uns, mehr als schwach! – Wilhelm Schmidt [Salz- dass wir uns mit Ihnen, Ihrer verfassungswidrigen Poli- gitter] [SPD]: Schwache Rede in der Funk- tik, Ihren Täuschungen und Ihrem rechtswidrigen Ver- tion!) halten weiter auseinander setzen müssen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: der FDP – Zuruf von der SPD: Das glauben Ich schließe die Aussprache. Sie doch selber nicht!) Wir kommen zur Schlussabstimmung über das Die Wirtschaftsweisen haben Rot-Grün wegen derHaushaltsgesetz 2005, Drucksachen 15/3660, 15/3844, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik eine schallende 15/4302, 15/4304 bis 15/4315, 15/4318 bis 15/4320, Ohrfeige verpasst. Ich möchte ein paar wenige Zitate aus 15/4322 bis 15/4325. Dazu liegen mir Erklärungen nach ihrem Jahresgutachten vortragen. Die Wirtschaftsweisen § 31 unserer Geschäftsordnung des Kollegen Christian Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13311

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Lange (Backnang), weiterer 26 Abgeordneter1) sowie Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU (C) der Abgeordneten Jutta Krüger-Jacob2) vor. Die Fraktio- und der FDP auf Drucksache 15/4366. Wer stimmt für nen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen verlan- diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – gen namentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftführe- Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den rinnen und Schriftführer, die vorgesehenen PlätzeStimmen der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/ einzunehmen. – Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – CSU und der FDP abgelehnt. Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung. Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Drucksache 15/4358. Wer stimmt für diesen Entschlie- Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall.ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schrift- Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Ko- führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zualition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der FDP beginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung abgelehnt. wird Ihnen später bekannt gegeben. Wir kommen zum Entschließungsantrag der Fraktion Jetzt bitte ich die Kolleginnen und Kollegen, dieder FDP auf Drucksache 15/4360. Wer stimmt für diesen Plätze wieder einzunehmen, weil wir weitere Abstim- Entschließungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – mungen vornehmen müssen. Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Ko- Wir kommen zu den Abstimmungen über die Ent-alition gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der schließungsanträge. Abstimmung über den Entschlie- CDU/CSU abgelehnt. ßungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Druck- Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf sache 15/4331. Wer stimmt für diesen Entschließungsan- trag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ent- Drucksache 15/4361. Wer stimmt für diesen Entschlie- schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition ge- ßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Ent- gen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP abgelehnt. schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der FDP abgelehnt. Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4337. Wer stimmt für diesen Entschlie- Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf ßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Ent- Drucksache 15/4362: Wer stimmt für diesen Entschlie- schließungsantrag ist ebenfalls mit den Stimmen derßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und derDer Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Ko- FDP abgelehnt. alition bei Gegenstimmen der FDP und Enthaltung der CDU/CSU abgelehnt. Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf (B) (D) Drucksache 15/4352. Wer stimmt für diesen Entschlie- Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf ßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Ent- Drucksache 15/4364: Wer stimmt für diesen Entschlie- schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition bei ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Gegenstimmen der CDU/CSU und der FDP abgelehnt. Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Ko- alition bei Gegenstimmen der FDP und der CDU/CSU Wir kommen zum Entschließungsantrag der Fraktion abgelehnt. der CDU/CSU auf Drucksache 15/4359. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegenprobe! – Enthal- Ich unterbreche die Sitzung bis zum Vorliegen des Er- tungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen gebnisses der namentlichen Abstimmung. der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und (Unterbrechung von 11.30 bis 11.31 Uhr) Enthaltung der FDP abgelehnt. Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Drucksache 15/4363. Wer stimmt für diesen Entschlie- Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. ßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Ent- Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift- schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition bei führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Schluss- Gegenstimmen der CDU/CSU und der FDP abgelehnt. abstimmung über das Haushaltsgesetz 2005 bekannt. Abgegebene Stimmen 590. Mit Ja haben gestimmt 302, 1) Anlage 2 mit Nein haben gestimmt 288. Der Gesetzentwurf ist da- 2) Anlage 3 mit angenommen.

Endgültiges Ergebnis Ja (Starnberg) Abgegebene Stimmen: 590; Hermann Bachmaier Sören Bartol SPD (Neuruppin) Sabine Bätzing davon Dr. Lale Akgün ja: 302 Dr. Hans-Peter Bartels nein: 288 Ingrid Arndt-Brauer Eckhardt Barthel (Berlin) Dr. Axel Berg 13312 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Ute Berg Gabriele Hiller-Ohm Heinz Paula Jella Teuchner (C) Hans-Werner Bertl Stephan Hilsberg Johannes Pflug Dr. Gerald Thalheim Gerd Höfer Joachim Poß Wolfgang Thierse Jelena Hoffmann (Chemnitz) Dr. Wilhelm Priesmeier Franz Thönnes (Heidelberg) Walter Hoffmann Hans-Jürgen Uhl Kurt Bodewig (Darmstadt) Dr. Rüdiger Veit Gerd Friedrich Bollmann (Wismar) Karin Rehbock-Zureich Simone Violka Klaus Brandner Frank Hofmann (Volkach) Gerold Reichenbach Jörg Vogelsänger Eike Hovermann Dr. Carola Reimann (Pforzheim) Bernhard Brinkmann Klaas Hübner Christel Riemann- Dr. Marlies Volkmer (Hildesheim) Christel Humme Hanewinckel Hans Georg Wagner Hans-Günter Bruckmann Lothar Ibrügger Hedi Wegener Renate Jäger Reinhold Robbe Andreas Weigel Marco Bülow Jann Peter Janssen René Röspel Petra Weis Klaus Werner Jonas Dr. Reinhard Weis (Stendal) Dr. Michael Bürsch Johannes Kahrs Karin Roth (Esslingen) Gunter Weißgerber Hans Martin Bury Ulrich Kasparick Michael Roth (Heringen) Marion Caspers-Merk Dr. h.c. Susanne Kastner Gerhard Rübenkönig (Wiesloch) Dr. Dr. Ernst Ulrich von Dr. Herta Däubler-Gmelin Hans-Peter Kemper Marlene Rupprecht Weizsäcker Klaus Kirschner (Tuchenbach) Dr. Martin Dörmann Hans-Ulrich Klose Thomas Sauer Hildegard Wester Peter Dreßen Astrid Klug Anton Schaaf Lydia Westrich Elvira Drobinski-Weiß Dr. Bärbel Kofler Axel Schäfer (Bochum) Inge Wettig-Danielmeier Detlef Dzembritzki Dr. Heinz Köhler Gudrun Schaich-Walch Dr. Andrea Wicklein Siegmund Ehrmann Fritz Rudolf Körper Bernd Scheelen Jürgen Wieczorek (Böhlen) Hans Eichel Karin Kortmann Dr. Heidemarie Wieczorek-Zeul Martina Eickhoff Rolf Kramer Siegfried Scheffler Dr. Dieter Wiefelspütz Marga Elser Horst Schild Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Ernst Kranz Engelbert Wistuba Petra Ernstberger Nicolette Kressl Horst Schmidbauer Barbara Wittig Karin Evers-Meyer Volker Kröning (Nürnberg) Dr. Annette Faße Dr. Hans-Ulrich Krüger (Aachen) Verena Wohlleben Waltraud Wolff (B) Elke Ferner Angelika Krüger-Leißner Silvia Schmidt (Eisleben) (D) Horst Kubatschka (Meschede) (Wolmirstedt) Rainer Fornahl Helga Kühn-Mengel Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heidi Wright Gabriele Frechen Ute Kumpf Heinz Schmitt (Landau) Dr. Uwe Küster Carsten Schneider Manfred Helmut Zöllmer Lilo Friedrich (Mettmann) Walter Schöler Dr. Christoph Zöpel Iris Gleicke Christian Lange (Backnang) Günter Gloser Christine Lehder Karsten Schönfeld BÜNDNIS 90/DIE Uwe Göllner Waltraud Lehn Fritz Schösser GRÜNEN Renate Gradistanac Eckhart Lewering Wilfried Schreck Angelika Graf (Rosenheim) Götz-Peter Lohmann (Bremen) Dieter Grasedieck Gabriele Lösekrug-Möller Gerhard Schröder (Köln) Erika Lotz Brigitte Schulte (Hameln) Kerstin Griese Dr. Reinhard Schultz Gabriele Groneberg Dirk Manzewski (Everswinkel) Achim Großmann Tobias Marhold Swen Schulz (Spandau) Grietje Bettin Wolfgang Grotthaus Lothar Mark Dr. Angelica Schwall-Düren Alexander Bonde Karl Hermann Haack Dr. Martin Schwanholz Ekin Deligöz (Extertal) Dr. Thea Dückert Hans-Joachim Hacker Erika Simm Jutta Dümpe-Krüger Ulrike Mehl Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Franziska Eichstädt-Bohlig Klaus Hagemann Petra-Evelyne Merkel Dr. Cornelie Sonntag- Dr. Uschi Eid Alfred Hartenbach Ulrike Merten Wolgast Hans-Josef Fell Michael Hartmann Wolfgang Spanier Joseph Fischer (Frankfurt) (Wackernheim) Ursula Mogg Dr. Margrit Spielmann Katrin Göring-Eckardt Nina Hauer Michael Müller (Düsseldorf) Jörg-Otto Spiller Anja Hajduk Hubertus Heil Christian Müller (Zittau) Dr. Ditmar Staffelt Reinhold Hemker Gesine Multhaupt Antje Hermenau Rolf Hempelmann Franz Müntefering Rolf Stöckel Peter Hettlich Dr. Barbara Hendricks Dr. Rolf Mützenich Christoph Strässer Ulrike Höfken Volker Neumann (Bramsche) Rita Streb-Hesse Thilo Hoppe Petra Heß Dr. Peter Struck Michaele Hustedt Monika Heubaum Dr. Erika Ober Joachim Stünker Jutta Krüger-Jacob Gisela Hilbrecht Holger Ortel Jörg Tauss Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13313

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Renate Künast Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Rita Pawelski (C) Markus Kurth (Nordstrand) Dr. Dr. Peter Paziorek Undine Kurth (Quedlinburg) Dr. Egon Jüttner Ulrich Petzold Dr. Reinhard Loske Bartholomäus Kalb Dr. Anna Lührmann Steffen Kampeter Sibylle Pfeiffer Irmgard Karwatzki Dr. Friedbert Pflüger Kerstin Müller (Köln) Vera Dominke Bernhard Kaster Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Ronald Pofalla Christa Nickels Marie-Luise Dött Dürrheim) Maria Eichhorn Volker Kauder Simone Probst Gerlinde Kaupa Hans Raidel (Augsburg) (Lübeck) Eckart von Klaeden Dr. Peter Ramsauer Jürgen Klimke Helmut Rauber Christine Scheel Julia Klöckner Peter Rauen Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Christa Reichard (Dresden) Rezzo Schlauch Albrecht Feibel Manfred Kolbe Albert Schmidt (Ingolstadt) Norbert Königshofen Hans-Peter Repnik (Berlin) Hartwig Fischer (Göttingen) Thomas Kossendey Petra Selg Dirk Fischer () Rudolf Kraus Dr. Ursula Sowa Axel E. Fischer (Karlsruhe- Günther Krichbaum Rainder Steenblock Land) Günter Krings Franz Romer Dr. Dr. Martina Krogmann Dr. Klaus Rose Hans-Christian Ströbele Klaus-Peter Flosbach Dr. Hermann Kues Kurt J. Rossmanith Jürgen Trittin (Zingst) Dr. Norbert Röttgen Marianne Tritz Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Karl A. Lamers Dr. Christian Ruck Dr. Antje Vogel-Sperl (Hof) (Heidelberg) Volker Rühe Dr. Erich G. Fritz Dr. (Weiden) Dr. Ludger Volmer Jochen-Konrad Fromme Peter Rzepka Josef Philip Winkler Dr. Michael Fuchs Barbara Lanzinger Anita Schäfer (Saalstadt) Margareta Wolf (Frankfurt) Hans-Joachim Fuchtel Karl-Josef Laumann Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Dr. Jürgen Gehb Werner Lensing Norbert Schindler Nein Peter Letzgus Georg Schirmbeck Ursula Lietz Angela Schmid CDU/CSU Walter Link (Diepholz) (B) Eduard Lintner Christian Schmidt (Fürth) (D) Georg Girisch Dr. Klaus W. Lippold Andreas Schmidt (Mülheim) (Offenbach) Dr. Ralf Göbel Dr. Ole Schröder Dr. Reinhard Göhner Dietrich Austermann Dr. Michael Luther Bernhard Schulte-Drüggelte Josef Göppel Dorothee Mantel Dr. Peter Götz Wilhelm Josef Sebastian Günter Baumann Dr. Wolfgang Götzer (Recklinghausen) Ernst-Reinhard Beck (Altötting) Kurt Segner (Reutlingen) Kurt-Dieter Grill Dr. Conny Mayer (Freiburg) Matthias Sehling Dr. Martin Mayer Marion Seib Dr. Hermann Gröhe (Siegertsbrunn) Heinz Seiffert Michael Grosse-Brömer Wolfgang Meckelburg Bernd Siebert Dr. Markus Grübel Dr. Michael Meister Dr. Angela Merkel Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (Hamm) Doris Meyer (Tapfheim) Dr. Maria Böhmer Holger Haibach Hans Michelbach Andreas Storm Wolfgang Börnsen Klaus-Jürgen Hedrich Klaus Minkel (Bönstrup) Marlene Mortler Matthäus Strebl Ursula Heinen Dr. Gerd Müller (Heilbronn) Dr. Wolfgang Bötsch Siegfried Helias Stefan Müller (Erlangen) Lena Strothmann Klaus Brähmig Uda Carmen Freia Heller Bernward Müller (Gera) Michael Stübgen Dr. Hildegard Müller Jürgen Herrmann (Bremen) Edeltraut Töpfer Monika Brüning Henry Nitzsche Dr. Hans-Peter Uhl Ernst Hinsken Verena Butalikakis Günter Nooke Volkmar Uwe Vogel Hartmut Büttner Robert Hochbaum Dr. Georg Nüßlein Andrea Astrid Voßhoff (Schönebeck) Klaus Hofbauer Franz Obermeier Gerhard Wächter Cajus Julius Caesar Joachim Hörster Melanie Oßwald Marko Wanderwitz Manfred Carstens (Emstek) Hubert Hüppe Peter Weiß (Emmendingen) 13314 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Gerald Weiß (Groß-Gerau) Rainer Brüderle Dr. Heinrich L. Kolb Gisela Piltz (C) Hellmut Königshaus Dr. Andreas Pinkwart Annette Widmann-Mauz Gudrun Kopp Dr. Klaus-Peter Willsch Helga Daub Jürgen Koppelin Dr. Willy Wimmer (Neuss) Jörg van Essen Dr. Rainer Stinner Ulrike Flach Harald Leibrecht Carl-Ludwig Thiele Werner Wittlich Otto Fricke Ina Lenke Dr. Dieter Thomae Dagmar Wöhrl Sabine Leutheusser- Jürgen Türk Elke Wülfing Dr. Schnarrenberger Dr. Guido Westerwelle Wolfgang Zeitlmann Hans-Michael Goldmann Markus Löning Dr. Claudia Winterstein Wolfgang Zöller Joachim Günther (Plauen) Dr. Willi Zylajew Dr. Günther Friedrich Nolting Dr. Christel Happach-Kasan Hans-Joachim Otto Fraktionslose Abgeordnete FDP Ulrich Heinrich (Frankfurt) Birgit Homburger Eberhard Otto (Godern) Martin Hohmann Dr. Dr. Detlef Parr Dr. Gesine Lötzsch (Münster) Petra Pau

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes- DIE GRÜNEN) minister der Verteidigung, Dr. Peter Struck. Ich rufe Tagesordnungspunkt III. auf: (Beifall bei der SPD) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- Bundesminister der Verteidigung: richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus- Dr. Peter Struck, schuss) zu dem Antrag der Bundesregierung Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bürgerkrieg in Jugoslawien ist 1995 zu Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte Ende gegangen und seit diesem Zeitpunkt gibt es eine in- an der EU-geführten Operation Althea zurternationale Friedenstruppe in Bosnien und Herzego- weiteren Stabilisierung des Friedensprozesses wina. Das ist knapp zehn Jahre her. Natürlich hat sich in Bosnien und Herzegowina im Rahmen der dieser Staat zu einem stabilen und lebensfähigen multi- (B) Implementierung der Annexe 1-A und 2 der ethnischen Staat entwickelt. Es hat große Fortschritte ge- (D) Dayton-Friedensvereinbarung sowie an dem geben. NATO-Hauptquartier Sarajevo und seinen (Beifall bei der SPD) Aufgaben, auf der Grundlage der Resolution 1575 (2004) des Sicherheitsrates der Vereinten Trotzdem ist eine internationale militärische Präsenz Nationen vom 22. November 2004 in Bosnien und Herzegowina nach wie vor erforderlich, um Stabilität aufrechtzuerhalten und sie zu verbessern. – Drucksachen 15/4245, 15/4256 – Derzeit sind fast 8 000 Soldaten aus 28 Nationen bei Berichterstattung: dem Mandat SFOR eingesetzt, davon über 1 100 Solda- Abgeordnete Detlef Dzembritzki tinnen und Soldaten der Bundeswehr. Dr. Friedbert Pflüger Die Verantwortung für diesen Einsatz wird in weni- Dr. Ludger Volmer gen Tagen, am 1. Dezember, von der NATO an die Euro- Dr. Rainer Stinner päische Union übergeben. Die bisher sehr erfolgreiche Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss) NATO-Operation SFOR wird beendet und nahtlos durch gemäß § 96 der Geschäftsordnung die EU-geführte Operation Althea abgelöst, die am 2. Dezember beginnt. Die NATO wird auch weiterhin in – Drucksache 15/4258 – Sarajevo präsent bleiben und die bosnische Regierung bei ihrer Verteidigungsreform unterstützen. Die Staats- Berichterstattung: führung von Bosnien und Herzegowina hat dieÜber- Abgeordnete Alexander Bonde nahme der militärischen Verantwortung durch die Lothar Mark Europäische Union ausdrücklich begrüßt. Das ist ein Herbert Frankenhauser weiterer Beweis für die Leistungsfähigkeit der Europäi- Dietrich Austermann schen Union im Bereich der Sicherheits- und Verteidi- Jürgen Koppelin gungspolitik. Über die Beschlussempfehlung werden wir später na- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ mentlich abstimmen. DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich Die Übernahme der Verantwortung durch die Euro- höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. päische Union ist deshalb eine sehr logische Entwick- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13315

Bundesminister Dr. Peter Struck (A) lung. Damit wird das bestehende umfangreiche zivilehaben das geprüft. Wir können diesen Einsatz im Inte-(C) Engagement der EU in Bosnien und Herzegowina sinn- resse der europäischen Sicherheit verantworten. voll um eine militärische Komponente ergänzt. Althea Ich bitte deshalb sehr um Ihre Zustimmung. – so der Name der Operation – ist übrigens die griechi- sche Göttin der Gesundheit, so hat man mir berichtet. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Detlef Dzembritzki [SPD]: Ach so!)

– Ich kenne sie nicht persönlich. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: (Heiterkeit) Nächster Redner ist der Kollege Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, CDU/CSU-Fraktion. Ich wusste das nicht, weil ich keinen Griechischunter- richt hatte. (Beifall bei der CDU/CSU) Althea ist die bislang größte militärische Operation, die die Europäische Union im Rahmen ihrer neuen Si- Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CDU/CSU): cherheits- und Verteidigungspolitik durchführen wird. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Wir haben die Operationen Concordia in Mazedonien Herren! Herr Bundesminister, die heutige Debatte über und Artemis im Kongo durchgeführt. Diese neue Opera- die EU-geführte Operation Althea dokumentiert tatsäch- tion ist ein weiteres deutliches Zeichen für die europäi- lich eine neue Dimension europäischen Handelns. Sie ist sche Handlungsfähigkeit. Bei der Führung dieser Opera- Ausdruck einer Notwendigkeit, die gelegentlich wu- tion werden wir auf NATO-Fähigkeiten und -Mittelchernden europäischen Vorgaben mehr und mehr in die zurückgreifen. Das ist ein Beweis dafür, dass die NATO eigene Pflegebereitschaft zu überführen, einer Notwen- und die Europäische Union gut zusammenarbeiten kön- digkeit, der wir uns mit Blick auf die Region mit wach- nen, wenn sie es denn wollen. Wir wollen, dass das so sender Intensität stellen müssen. Wir dürfen uns den bleibt. Blick nicht durch andere Brennpunkte dieser Erde ver- stellen lassen: Der Balkan muss weiterhin unsere inten- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten sive Aufmerksamkeit haben. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- Wir wollen der bosnischen Bevölkerung das gleiche wie der Abg. Uta Zapf [SPD]) Sicherheitsgefühl vermitteln, das sie bisher gehabt hat. Das heißt, der Umfang von Althea wird bei dem Umfang Der Eindruck einiger, die Entwicklung auf dem Bal- (B) von SFOR liegen. Der deutsche Beitrag wird unverän- kan lasse ein Zurücklehnen angemessen erscheinen, ist (D) dert aufrechterhalten. Wir haben im Kabinett eine Ober- ein gefährlicher, ein verwässernder Trugschluss. grenze von 3 000 Soldaten für dieses Mandat festgelegt; der Bundestag ist dem dankenswerterweise gefolgt. Wir (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) gehen jetzt davon aus, dass wir bei 1 100 Soldatinnen Demzufolge muss die Übernahme der Sicherheitsprä- und Soldaten in Bosnien-Herzegowina bleiben. Die Fle- senz in Bosnien-Herzegowina neben dem Ausdruck xibilität, für deren Gewährleistung die hohe Zahl dereuropäischen Handelns auch Ausdruck europäischer Soldaten nötig ist, ist erforderlich, falls besondere Situa- Handlungsfähigkeit sein, was bedeutet, dass ab nächs- tionen eine größere Präsenz verlangen. ter Woche, ab dem 1. Dezember, Herr Bundesminister, wir alle als Europäer den Beweis erbringen müssen, dass Deutschland und die Bundeswehr handeln in Solidari- die EU dieser neuen Verantwortung tatsächlich gewach- tät mit unseren Verbündeten und Partnern auf der Grund- lage von Beschlüssen des Sicherheitsrats der Vereinten sen ist. Dieser wichtigen Verantwortung sind unsere Sol- Nationen. Wie alle anderen europäischen Staaten haben daten bereits in der Vergangenheit in vorbildlicher Weise gerecht geworden. Ihnen sei an dieser Stelle – Herr Ge- auch wir ein großes Interesse an der Sicherheit und an ei- ner friedlichen Entwicklung in Bosnien-Herzegowina. neralinspekteur, Sie sind heute anwesend – unser herzli- Wir stehen in voller Verantwortung zu der Friedenspoli- cher Dank für die Arbeit ausgesprochen, die sie bisher geleistet haben. tik der Vereinten Nationen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten neten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) GRÜNEN und der FDP) Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen – das Die Anzeichen stimmen insgesamt optimistisch. Die gilt für jedes Mandat, auch für das Mandat Althea, das Nachfolge der UN-Polizeimission durch die Europäische im Grunde eine Tradition, die seit über zehn Jahren be- Union seit 2003 hat sich grundsätzlich bewährt. Ferner steht, fortführt –, dass das keinesfalls eine Routineent- war der mittlerweile beendete Concordia-Einsatz in Ma- scheidung der Bundesregierung gewesen ist und es nie- zedonien durchaus erfolgreich, auch wenn wir weiterhin mals eine Routineentscheidung des Parlaments sein darf, Schwierigkeiten in Mazedonien beobachten und beach- nach dem Motto: Das machen wir mal eben. Vielmehr ten müssen. wissen wir: Es werden deutsche Soldatinnen und Solda- ten in nicht ungefährliche Situationen entsandt. Wir ha- In letzterer Mission wurde allerdings auch ein Kern- ben die Verantwortung, genau zu prüfen, ob wir das tun problem deutlich, von dem Althea ebenfalls betroffen können. Die Bundesregierung und auch das Parlament ist, nämlich das Wechselspiel – Herr Bundesminister, Sie 13316 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (A) haben es angesprochen – zwischen ESVP und NATO. weiterhin durch gegenläufige Vorstellungen von Bos-(C) Althea könnte hier zum Vorbild erwachsen, nicht nur in niern, Serben und eben auch Kroaten über das zukünf- Bezug auf die Übernahme von NATO-Verantwortung, tige politische System eher erschwert denn erleichtert. sondern auch in Bezug auf zielgerichtete und zielfüh- Außerdem ist ein gesamtbosnisches Staats- oder Natio- rende Zusammenarbeit mit der NATO. Hierfür bieten die nalbewusstsein genauso marginal ausgeprägt wie die Berlin-plus-Vereinbarungen grundsätzlich einen geeig- Identifikation der Bürger, aber insbesondere auch der neten Rahmen. Zum einen werden so Duplizierungenverantwortlichen Politiker, mit dem Gesamtstaat. Das vermieden, zum anderen wird es so möglich, auf NATO- politische Leben in Bosnien ist einerseits durch überwie- Fähigkeiten bzw. -kapazitäten zurückzugreifen. Dergend monoethnische und nationalistische Parteistruktu- Schlüsselbegriff hierbei ist allerdings dieKomplemen- ren, die kaum ein gemeinsames staatstragendes Projekt tarität zwischen NATO und ESVP. Alles, was im Hin- auf den Weg bringen können, gekennzeichnet und wird blick auf den notwendigen Ausbau der europäischenandererseits durch den für die Umsetzung der zivilen As- Verteidigungskapazitäten gemacht wird, ist zu begrüßen, pekte von Dayton verantwortlichen Hohen Repräsentan- solange es in keiner Weise zu einer Schwächung der In- ten Paddy Ashdown geprägt, der fast ausschließlich die stitution NATO führt. Sie bleibt für uns entscheidend; notwendigen Reformschritte auf seine Person vereinigt. die NATO ist für uns das tragende transatlantische Hieraus erwächst ein unguter Teufelskreis mit mangeln- Bündnis. der Ownership – ein grauenvolles neudeutsches Wort –, Selbstverantwortung, die dort unten zu übernehmen ist, (Beifall bei der CDU/CSU) einerseits und einem wachsenden Einfluss des Hohen Es ist insgesamt zu begrüßen, dass die ÜbernahmeRepräsentanten andererseits. von Verantwortung durch Europa in diesem Fall nicht als Ebenfalls ist mittlerweile als ein Konstruktionsfehler Vorwand für die Unterfütterung unsäglicher Gegenge- wichtsfantasien dienen kann, sondern ein positives Bei- des Dayton-Abkommens zu werten, dass das Land zwar spiel setzt. In diesem Kontext darf auch daran erinnert als Einheitsstaat konzipiert ist, gleichzeitig aber eine werden – Herr Bundesminister Struck hat das bereits ge- Aufteilung in weitgehend selbstständig definierte Entitä- tan, aber ich will das noch einmal unterstreichen –, dass ten stattgefunden hat, was die ethnischen Differenzen wir es auch den Vereinigten Staaten sowie dem massiven eher wieder stärkt als schwächt. Einsatz und der Sicherheitspräsenz vieler anderer Länder Meine Damen und Herren, warum sind die Defizite in und der Allianz auf dem Balkan zu verdanken haben,dieser Klarheit zu benennen? Damit wir nicht, wie im dass Bosnien-Herzegowina überhaupt den Kriegswirren Kosovo geschehen, den politischen Prozess in dieser Re- entkommen konnte und Perspektiven für Demokratie gion, in diesem Staat vernachlässigen, uns nicht ein er- und Stabilität eröffnet werden konnten. Von daher sei an neutes Mal einlullen lassen und damit wir hieraus er- (B) dieser Stelle den Vereinigten Staaten und unseren Part- (D) nern, die bisher mit uns auf dem Balkan gearbeitet ha- wachsend die Möglichkeit haben, unseren Soldaten eine ben, für ihren Einsatz gedankt. In gleicher Weise werden klare Perspektive mitzugeben. Das ist entscheidend; das wir mit unseren Partnern auch in Zukunft Verantwortung ist einer der Punkte, auf die wir Wert legen müssen. auf dem Balkan übernehmen. Ebenso entscheidend ist es, dass insgesamt, auch in Meine Damen und Herren, seit 1995 gibt es in Bos- Ergänzung zu dem militärischen Aspekt von Althea, ein nien-Herzegowina erhebliche Fortschritte zu verzeich- stärkeres europäisches Engagement – sowohl in Bosnien nen: Ich denke an die Rückkehr einer großen Zahl anals auch in der gesamten Region des Balkans – zu ver- Flüchtlingen und an die Schaffung von Möglichkeiten, zeichnen ist. Eigentumsansprüche geltend zu machen. Ein Staatsge- richtshof wurde eingerichtet. Wir beobachten den Auf- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- bau einer eigenen Armee in der Zuständigkeit eines eige- neten der FDP) nen Verteidigungsministeriums. Der Umstand, dass wir Darüber hinaus bedürfen wir in Bosnien eines sich heute nicht über 60 000 Soldaten, sondern selbst über tragenden Verfassungsprozesses, dessen Ergebnis 7 000 Soldaten zu entscheiden haben, ist Ausdruck einer dann auch das Daytoner Abkommen abzulösen imstande gewachsenen Sicherheit in der Region und insofern ist. Die Bundesregierung sollte hierbei ein Konzept mit- – auch das bitte ich zu beachten – positiv zu bewerten. entwickeln, wie politische Entscheidungsverantwortung Diese Erfolge dürfen nicht kleingeredet werden. Den- noch gilt: Unsere Soldaten und Polizeikräfte in Bosnien- auf die Verfassungsorgane in Bosnien übertragen werden Herzegowina flankieren lediglich einen Prozess, den wir kann und die Kompetenzen des Hohen Repräsentanten auch weiterhin politisch unterfüttern müssen. Unsereim Zuge dessen reduziert und europäisiert werden kön- Soldaten sind nicht verantwortlich für das, was dort noch nen. politisch geleistet werden muss. Hier erwächst eine be- Ebenso müssen wir mit unseren europäischen Part- sondere Aufgabe für die Bundesregierung und auch für nern die bosnische Seite nachdrücklich dazu bringen, die Europäische Union. mehr Engagement und mehr Eigenverantwortung bei der Meine Damen und Herren, es ist auch festzustellen, Implementierung von wichtigen Reforminitiativen zu dass bald neun Jahre nach dem Abkommen von Dayton zeigen. Das sind neben der Stärkung der staatlichen in der Entwicklung von Bosnien-Herzegowina noch er- Strukturen die Bekämpfung der organisierten Kriminali- hebliche Defizite vorhanden sind. So sind die Ergeb- tät, die Reform der Finanzstrukturen und der Aufbau ei- nisse beim Aufbau eines sich selbst tragenden Staates nes einheitlichen Wirtschaftsraumes für Bosnien-Herze- unbefriedigend. Die gesamtstaatliche Entwicklung wird gowina. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13317

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (A) All dies sind unverzichtbare Voraussetzungen, um auf Die Grünen haben damals in der Öffentlichkeit und(C) dem Weg der Anbindung an die Europäische Unionstellvertretend für diese die selbstquälerische Diskussion überhaupt voranzukommen. Der erste Schritt sollte der um die Notwendigkeit und Legitimität von Militäreinsät- Abschluss eines Stabilisierungs- und Assoziierungsab- zen geführt. Nach den Bildern von Srebrenica und einer kommens mit der Europäischen Union sein. Reise des damaligen Fraktionsvorstandes in die Region haben sich dann auch die Grünen, damals noch in der Meine Damen und Herren, niemand von uns kann ein Opposition, das erste Mal entschieden, einem friedens- Interesse daran haben, dass sich Bosnien-Herzegowina bewahrenden Einsatz zuzustimmen. Unsere Befürchtun- zu einem „schwarzen Loch“ mit einer Sogwirkung für gen, in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang hinein- den gesamten Balkan entwickelt. Von daher noch ein- gezogen zu werden, haben sich Gott sei Dank nicht mal: Die militärischen Maßnahmen, die wir heute verab- bestätigt. Aber wir alle mussten auch die Erfahrung ma- schieden, sind ein gewichtiger, weit reichender Schritt. chen, dass uns der Balkan weit länger beschäftigen wird Wir müssen sie durch politische Konzepte flankieren. als damals angenommen. Hier sind wir alle gefragt, in besonderer Weise die Bun- desregierung. Wir werden der Mission Althea heute zustimmen. Die Gründe für die Notwendigkeit dieses Einsatzes sind eben Die CDU/CSU stimmt dem Antrag zu. Ich weise al- schon mehrfach genannt worden. Ohne die militärische lerdings, Herr Bundesminister, noch einmal auf die Be- Präsenz der Nato hätte man das Abkommen von Dayton deutung der von uns erbetenen Protokollnotiz hin, dass nicht umsetzen können. Auch wenn es Fortschritte in der auf Wunsch einer Fraktion gegebenenfalls der Bundes- Region gibt, so ist doch das Zusammenleben der drei tag nach zwölf Monaten damit zu befassen ist. Volksgruppen in einem Staat immer noch mehr als (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und schwierig. der FDP) Wir wollen Bosnien und Herzegowina dabei unter- Es ist an Ihnen und an uns allen, dieser neuen Dimen- stützen, einen stabilen multiethnischen Staat aufzu- sion europäischer Verantwortung letztlich die Prägung bauen. Unsere militärische Präsenz dient einzig und al- zu geben, dass hieraus eine Perspektive erwächst. lein der Absicherung dieses Zieles. Zusätzlich hat die europäische Gemeinschaft ein umfangreiches finanziel- Vielen Dank. les und politisches Hilfsinstrumentarium entwickelt, um diesem Land eine friedliche Perspektive aufzuzeigen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Das militärische Engagement Europas in Bosnien- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Herzegowina sichert die zivilen Prozesse ab. Dazu gehö- (D) (B) Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich mache Sie da- ren unter anderem der Aufbau von rechtsstaatlichen rauf aufmerksam, dass interfraktionell vereinbart wor- Strukturen, der Versöhnungsprozess unter den verschie- den ist, den Tagesordnungspunkt IV, nämlich die Bera- denen Gruppen und sichtbare Leistungen wie Wieder- tung der Beschlussempfehlung des Auswärtigenaufbau und Minenräumung. Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zum In der Öffentlichkeit droht Bosnien im Schatten von Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte im Sudan, von Irak und Afghanistan leider manchmal in Vergessenheit der Tagesordnung abzusetzen. Sind Sie damit einver-zu geraten. Ein Vertreter des Internationalen Roten standen? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen. Kreuzes hat kürzlich Folgendes gesagt: Wir haben zwar Ich weise Sie des Weiteren darauf hin, dass damit alle den Krieg überlebt, aber jetzt müssen wir auch den Frie- nachfolgenden Abstimmungen, auch die, die die Kanz- den überstehen. – Dazu braucht das Land Hilfe. lermehrheit erfordern, um circa eine halbe Stunde nach Mit dieser Mission wollen wir diese Hilfe gewähren, vorne rücken. nicht nur um den Frieden zu sichern, sondern auch um Als Nächste in dieser Debatte hat die Kollegindie Zukunft zu gestalten. Marianne Tritz, Bündnis 90/Die Grünen, das Wort. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! CDU/CSU) Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern, als in mei- nem Jugoslawien, das mir durch zahlreiche Reisen so sehr ans Herz gewachsen war, der Krieg ausbrach, als Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: die Spannungen unter den einzelnen Ethnien, die jahr- Das Wort hat der Kollege Dr. Rainer Stinner, FDP- zehntelang unterdrückt worden sind, sich in einemFraktion. furchtbaren Krieg entluden, als auch meine Freunde, die den verschiedenen Bevölkerungsgruppen angehörten, in Dr. Rainer Stinner (FDP): entsetzlicher Weise übereinander herfielen, viele von ih- Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! nen getötet wurden oder einfach verschwanden. In Bos- Die FDP-Fraktion wird heute diesem Antrag zustimmen. nien ist jeder 16. Einwohner im Krieg ums Leben ge-Die heutige Abstimmung ist bedeutsam für Bosnien- kommen. Ein Drittel der Bevölkerung wurde vertrieben Herzegowina. Wenn wir aber ehrlich sind, müssen wir oder ist geflüchtet. zugeben, dass diese Abstimmung für die Länder der 13318 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Dr. Rainer Stinner (A) Europäischen Union bedeutsamer ist. Denn was wirPolitiker dort sehr genau wissen, dass am Ende des Ta- (C) heute beschließen, ist ein Meilenstein in der jungen Eu- ges ein anderer für sie entscheidet. Das sollten wir in Be- ropäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. tracht ziehen. Erstmals traut sich die Europäische Union zu, ein (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Aber re- wirklich großes Mandat, das den Einsatz von 7 000 Sol- den Sie doch auch einmal über die Fort- daten umfasst, selbst zu übernehmen. Wir Europäer zei- schritte!) gen damit, dass wir Konzepten und Reden endlich auch Taten folgen lassen. Wir zeigen damit auch, dass wir Die Friedensvereinbarung von Dayton – Herr Pflüger, nicht nur von anderen erwarten, regionale Verantwor- ich will über das Positive nicht hinwegreden – hatte na- tung zu tragen – wie zum Beispiel von der Afrikanischen türlich eine ganz wichtige friedensstiftende Funktion. Union im Falle von Darfur –, sondern dass wir bereitKeine Frage, es gibt erhebliche Fortschritte. Wir stehen und in der Lage sind, selbst regionale Verantwortung zu aber heute, im November 2004, vor der Frage: Was tun übernehmen. Das ist richtig und wichtig und das müssen wir in der Zukunft? Hierzu sollten wir jenseits von Day- wir unterstützen. ton neue Überlegungen anstellen. Wir müssen, Herr Pflüger, politische Überlegungen anstellen. Dazu gehört (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Karl- meines Erachtens: Wir müssen dringend die Funktion Theodor Freiherr von und zu Guttenberg des Hohen Repräsentanten neu definieren. Wenn es nach [CDU/CSU]) mir ginge, müsste der europäische Hut riesengroß wer- den und der andere ganz verschwinden. Ohne jeden Zweifel ist die militärische Präsenz in Bosnien-Herzegowina nach wie vor notwendig. Darin (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten sind wir uns alle einig. Aber genauso dringend notwen- der CDU/CSU) dig ist es, dass wir das politische Konzept für dieses Wir müssen uns auch überlegen, ob die Bonn Powers, Land weiterentwickeln. Das sind wir auch den Soldaten so wichtig und so richtig sie vielleicht eingangs gewesen schuldig. Denn Militär darf und kann Politik nur ergän- sind, heute noch zeitgemäß sind. Wir müssen deutlich zen, aber auf Dauer nie ersetzen. Deswegen sind wir als machen, dass die Politiker in Bosnien-Herzegowina grö- Politiker gefragt, dabei zu helfen, ein politisches Kon- ßere Verantwortung übernehmen müssen. Sie werden zept für dieses Land zu entwickeln. dabei Fehler machen. Aber dass Politiker auch in ande- (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Karl- ren Ländern Fehler machen, haben wir in dieser Woche Theodor Freiherr von und zu Guttenberg sehr deutlich sehen und diskutieren können. [CDU/CSU]) (Beifall bei der FDP) (B) In Thessaloniki hat die Europäische Union im Jahre (D) Die Politiker Bosnien-Herzegowinas müssen eine große 2003 ein deutliches Signal an alle Staaten Südosteuropas Rolle spielen. Die internationale Gemeinschaft muss und des westlichen Balkans und damit auch an Bosnien- helfen. Dabei muss insbesondere die Europäische Herzegowina gegeben, dass die europäische Perspektive Union – da stimme ich meinem Vorredner von der Union im Raum steht, wenn diese Staaten die Bedingungen und völlig zu – eine tragende Rolle spielen. die Voraussetzungen dazu erfüllen. Schauen wir heute in das Land Bosnien-Herzegowina, so ist ohne jeden Zwei- Die heutige Entscheidung stellt eine Zäsur im militä- fel richtig, dass dieses Land heute noch nicht als einrischen Engagement in diesem Lande dar. Nehmen wir selbstständiges, stabiles Staatswesen gelten kann, dasdoch bitte diese Zäsur zum Anlass, ein neues Kapitel in diese Bedingungen erfüllt. Wir haben gemeinsam noch der politischen Konzeption dieses Landes aufzuschla- einen weiten Weg vor uns. gen! Nehmen wir doch bitte den heutigen Tag zum An- lass, darüber nachzudenken, wie wir durch politische (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Aber es Mittel dafür sorgen können, dass die militärische Prä- gibt große Fortschritte!) senz endlich auch in diesem Lande früher oder später ab- Fast zehn Jahre nach der Friedensvereinbarung von gebaut werden kann! Das sind wir den Soldaten schul- Dayton müssen wir uns alle fragen: Was müssen wir an- dig. ders machen? Herr Pflüger, zehn Jahre sind eine lange (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Zeit. Erinnern Sie sich bitte an die zeitlichen Perspekti- der CDU/CSU und des Abg. Detlef ven, mit denen wir in Afghanistan und im Irak rechnen, Dzembritzki [SPD]) was die Übernahme von politischer Verantwortung be- trifft. Im Gegensatz dazu sind zehn Jahre eine verdammt Dazu tragen wir bei, indem wir das Interesse des Landes lange Zeit. Wir müssen uns nach diesen zehn Jahren fra- Bosnien-Herzegowina und damit auch unsere eigenen gen, welches neue Konzept wir entwickeln können. deutschen und europäischen Interessen befördern. Bosnien-Herzegowina ist heute de facto immer noch Vielen Dank. ein Protektorat. Die politische Klasse versteckt sich häu- fig hinter der Allmacht des High Representative, der tat- (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) sächlich viel Macht ausübt. Dies führt eben nicht dazu, dass in der politischen Diskussion das übliche politische Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Spiel der Kompromissfindung, des Gebens und Neh- Das Wort hat der Kollege Detlef Dzembritzki, SPD- mens sowie des Ausgleichs eine Rolle spielt, weil die Fraktion. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13319

(A) Detlef Dzembritzki (SPD): notwendig, um Mord und Vertreibung zu beenden. Das (C) Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ergebnis dieses NATO-Einsatzes war der Vertrag von Herr Kollege Stinner, ich stimme Ihnen voll zu: Mit dem Dayton, der diesem unerträglichen Bürgerkrieg ein Ende Antrag, den wir heute zu verabschieden haben, mit der gesetzt hat. Zustimmung zu der EU-geführten Operation Althea die- nen wir einerseits dem Land Bosnien-Herzegowina. Wir Diese EU-Mission dient der Implementierung der mi- übernehmen aber andererseits aus europäischer Sichtlitärischen Aspekte desDayton-Abkommens und eine weitaus stärkere Verantwortung. Wir signalisieren knüpft damit nahtlos an die erfolgreiche SFOR-Opera- damit zum einen unsere Verantwortung, zum anderention in Bosnien und Herzegowina an. Ich finde es gut aber auch ein Stück weit Normalisierung in Bosnien-und wichtig, dass die NATO mit ihrem Hauptquartier in Herzegowina. Sarajevo auch künftig eine gewichtige Rolle spielen wird, zumal auch dieses Land eine Perspektive für eine Es ist gut – das hat sich in den bisherigen Reden ge- spätere Mitgliedschaft im nordatlantischen Bündnis er- zeigt –, dass hier im Haus ein wirklich großer Grundkon- halten soll. Militärische und zivile Expertenteams der sens in dieser Frage besteht. Ich finde es gut, dass alle NATO werden der örtlichen Regierung zur Verfügung Fraktionen diesem Antrag der Bundesregierung zustim- stehen, um die Mitgliedschaft im Rahmen des Pro- men werden. Das ist auch gut für die Soldatinnen und gramms „Partnerschaft für den Frieden“ vorzubereiten. Soldaten, die in Bosnien-Herzegowina und an anderer Stelle im Einsatz sind. Was ich allerdings ausdrücklich begrüße – das will ich hier unterstreichen –, ist, dass sich die NATO weiter- (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ hin für die Unterstützung des Internationalen Strafge- CSU und der FDP) richtshofes für das ehemalige Jugoslawien engagieren will. Das heißt, sie will dabei helfen, dass die tatsächli- Die Übernahme einer NATO-Balkan-Mission in euro- chen Kriegsverbrecher ergriffen werden. Es ist bitter, päischer Verantwortung ist – darauf wurde schon ver- dass die Hauptverantwortlichen dieser Kriegsverbrechen wiesen – mit der Operation Concordia in Mazedonien dem Internationalen Gerichtshof auch nach so vielen erfolgreich durchgeführt worden. Ich denke, alle Voraus- Jahren immer noch nicht übergeben werden konnten. setzungen sprechen dafür, dass die Operation Althea Das ist eine große Bürde für die Glaubwürdigkeit der ebenfalls erfolgreich sein wird. Sie ist – das haben meine Versöhnungs- und Normalisierungsbemühungen. Vorredner ebenfalls schon erwähnt; hier unterstreiche ich das, was Minister Struck gesagt hat – ein Fortschritt (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des in der Zusammenarbeit innerhalb der EU für eine Ge- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der (B) meinsame Außen- und Sicherheitspolitik. CDU/CSU) (D) Dennoch findet diese bisher erfolgreiche Arbeit ange- Die EU und die internationale Gemeinschaft haben sichts der gegenwärtigen Fokussierung der öffentlichen aus den Erfahrungen, die sie in und nach dem Krieg ge- Wahrnehmung auf andere Krisenregionen kaum Beach- macht haben, Lehren gezogen und Handlungsansätze tung. Manchmal ist es bedrückend, dass diese Aufmerk- entwickelt. Krisenprävention und Kriseneinsätze haben samkeit nur dann, wenn Krisen ausbrechen, vorhanden einen weitaus höheren Stellenwert bekommen. Mit dem ist, die Aufmerksamkeit gegenüber Operationen, durch Stabilitätspakt für Südosteuropa wurde ein effektives die Krisen verhindert werden, allerdings sehr gering ist. multilaterales Instrument entwickelt, durch das seit nun- Gerade das Land Bosnien-Herzegowina vereinigt in mehr über fünf Jahren viel Gutes geleistet werden exemplarischer Weise die Probleme dieser Region. Hier konnte und das sicher ein Modell für andere Krisenre- zeigen sich Licht- und Schattenseiten. Die Bemühungen gionen darstellt. der internationalen Staatengemeinschaft in Bosnien-Her- An dieser Stelle will ich demSpecial Coordinator, zegowina waren in besonderer Weise notwendig, weil Herrn Busek, für die enge und vertrauensvolle Zusam- die massiven Auseinandersetzungen und Konfliktsitua- menarbeit danken; denn ich glaube, es liegt auch an den tionen gerade im auseinander fallenden Jugoslawien der Personen, ob multilaterale Zusammenarbeit funktioniert 90er-Jahre besonders spürbar geworden sind. Weil der und klappt. Konflikt kein externer, sondern ein Bürger- und Brüder- krieg war, fällt die Versöhnung besonders schwer. Des- (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des wegen hoffe ich – ich denke, das hoffen wir alle –, dass BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der sich die Operation Althea in diesen Heilungsprozess, CDU/CSU) der weiterhin notwendig ist, einbringen kann. Ich will an dieser Stelle ausdrücklich nicht nur die Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen nichtNichtregierungsorganisationen erwähnen, die sich im zi- vergessen – deswegen sind wir für diesen Fortschrittvilen Bereich einbringen, sondern insbesondere auch un- auch besonders dankbar –, dass der damalige Konflikt in sere politischen Stiftungen. Jeder weiß, was diese dort besonderer Weise die Konzept- und Hilflosigkeit sowohl in den zurückliegenden Jahren geleistet haben. Ich will der Vereinten Nationen als auch Europas aufgezeigt hat mich für ihren Einsatz und ihr unermüdliches, geduldi- und dass erst der organisierte Massenmord vonSrebre- ges Engagement bedanken. nica – das darf nicht vergessen werden – zum Eingreifen der NATO geführt hat. Dieser militärische Einsatz war (Beifall im ganzen Hause) 13320 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Detlef Dzembritzki (A) Ich will auch ein dankendes Wort unserem ehemali- wiesen, Herr Dr. Stinner, dass derHohe Repräsentant (C) gen Kollegen Schwarz-Schilling sagen. Er wird am der internationalen Gemeinschaft dort nicht weiterhin 3. bzw. 4. Dezember die Mediationsarbeit, die er die in oberste legislative und exekutive Gewalt ausüben Sarajevo geleistet hat, einstellen. Ich will hier noch ein- kann. Auch Paddy Ashdown selbst findet, dass es nicht mal betonen, wie erfolgreich diese Arbeit war. Ich per- angehen kann, dass er als Hoher Repräsentant die kriti- sönlich werde leider nicht nach Sarajevo fahren können, schen Entscheidungen treffen muss – denken Sie an die aber ich glaube, es steht uns gut an, wenn wir von dieser Reform der Kommunalverwaltung in Mostar oder an die Stelle aus dem Kollegen und seinen Mitarbeitern Dank Durchsetzung der künftigen landesweiten Polizeistruktu- sagen. ren – und sich diejenigen, die mit ihren Extremforderun- gen nicht durchgekommen sind, ihrem Wählerklientel (Beifall im ganzen Hause – Dr. Friedbert gegenüber hinter dem Hohen Repräsentanten verstecken Pflüger [CDU/CSU]: Vielen Dank, Herr Kol- können. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Deshalb ist lege!) Paddy Ashdown nur zuzustimmen, dass diese Funktion Trotz aller Schwierigkeiten sind dadurch in der ge- zurückgebaut werden muss – sicherlich behutsam, um samten Region beachtliche Fortschritte erzielt worden nicht destabilisierend zu wirken. Auf Dauer kann es so – natürlich gilt das auch für Bosnien-Herzegowina –:nicht bleiben. Das Land muss sich jedoch selbst dazu be- Die Demokratisierung dieser Länder ist klar erkennbar. kennen – davon bin ich überzeugt –, dass die parallelen Wiederholt haben demokratische Wahlen stattgefunden, Entitäten nicht auf Dauer bestehen können. Regierungswechsel haben sich in gewaltloser und rechtsstaatlicher Weise vollzogen. Die Aufarbeitung der Schauen Sie sich die Konstruktion an, die durch das Dayton-Abkommen mit geschaffen wurde. Damals war Vergangenheit als Voraussetzung für die Versöhnung fin- det statt. Dazu gehört auch, dass die Verantwortlichen sie notwendig, um Mord und Totschlag zu beenden; der Republik Srpska den Massenmord in Srebrenica als heute hat sie zum Ergebnis, dass es in 13 Regierungen solchen anerkannt haben; ich glaube, das ist eine Voraus- mehr als 100 Ministerinnen und Minister gibt und dass setzung dafür, dass man in Zukunft überhaupt zusam- ein Großteil des Bruttosozialprodukts durch die entspre- chenden Verwaltungskosten aufgezehrt wird. Das kann menkommen kann. auf Dauer nicht akzeptiert werden. Dessen ungeachtet – darin unterstütze ich Ihre Aus- führungen, Herr Kollege Dr. Stinner – bleibt es weiter Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: so, dass wir ein lang anhaltendes Engagement vor uns Herr Kollege Dzembritzki. haben. Dieser Prozess muss natürlich überwiegend zivile Aspekte haben. Ich denke, dass der Ansatz der EU und (B) (D) der Bundesregierung, den Aufbau sowohl demokrati- Detlef Dzembritzki (SPD): scher staatlicher Strukturen, des Sicherheitsbereichs, ei- Ich kann auf Dauer nicht hier reden. nes funktionierenden Rechtssystems mit unabhängigen (Heiterkeit im ganzen Hause) Gerichten als auch der wirtschaftlichen Basis der Länder des Stabilitätspaktes zu unterstützen, richtig und not- wendig ist. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Das ist richtig, Herr Kollege. Zugleich muss in der gesamten Region mit hoher Prio- rität und über die Landesgrenzen hinaus die Bekämp- fung der organisierten Kriminalität und Korruption Detlef Dzembritzki (SPD): vorangebracht werden. Die Arbeit der UN-Mission beim Deswegen bedanke ich mich für den Hinweis, Frau Aufbau der Polizei hat durchaus Erfolge gezeigt. Aber Präsidentin, und freue mich über den wirklichen Kon- sie muss intensiv fortgesetzt werden; jetzt durch die Eu- sens in dieser für uns so wichtigen Frage. ropäische Union. Denn es kann nicht so sein, dass Kor- Vielen Dank. ruption und organisierte Kriminalität immer wieder so- fort mit dieser Region verbunden werden. (Beifall im ganzen Hause) (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP]) Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Das Wort hat der Kollege Dr. Karl Lamers, CDU/ Die Aufgabe der EU-Militärmission wird es sein, ein CSU-Fraktion. sicheres Umfeld zu schaffen, damit die Bemühungen Bosnien-Herzegowinas zur Erreichung des langfristigen Ziels einer EU-Mitgliedschaft zum Erfolg führen. Diese Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU): Perspektive ist in der Region zum wichtigsten Motor für Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Reformen geworden. Diese Staaten sind umgeben von Auch seitens meiner Fraktion, der CDU/CSU, möchte der Europäischen Union. Deshalb ist eine friedliche und ich unserem langjährigen KollegenSchwarz-Schilling sichere Entwicklung dieser Region für uns wichtig. für seine ganz hervorragende Aufbauarbeit in Bosnien- Herzegowina danken. Deswegen ist es wichtig, dass dasDayton-Abkom- men weiterentwickelt wird; ich denke, wir können da (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- nicht stehen bleiben. Sie haben zu Recht darauf hinge- neten der SPD und der FDP) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13321

Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (A) Ich danke Ihnen, verehrter Herr Vorredner, dass Sie dies sondere auch wir Deutsche – haben ein ureigenes Inte-(C) über alle Fraktionsgrenzen hinweg hervorgehoben haben resse daran, dass dieserProzess der friedlichen und und dass Sie trotz schwieriger Haushaltslage das für die- demokratischen Entwicklung fortgesetzt wird. ses Projekt notwendige Geld eingestellt und zur Verfü- gung gestellt haben. Herzlichen Dank. In den Köpfen der Menschen gibt es nicht nur struktu- relle Schwächen, sondern auch Probleme, Sperren und (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Blockaden. Das ist menschlich auch ganz verständlich. neten der FDP und des Abg. Diese Gert Sperren müssen aufgelöst werden, bevor die Men- Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]) schen wieder wirklich zusammenfinden können. Nur so kann sich ein stabiler und lebensfähiger Staat entwi- Mit der Operation Althea macht Europa jetzt wirklich ckeln, ein Staat, der sich unumkehrbar in Richtung einer Ernst mit der gemeinsamen Verantwortung für die Si- Integration in europäische und euroatlantische Struktu- cherheit in der Welt. Das ist es doch, was wir uns von ren bewegt. Europa immer gewünscht haben: ein Europa, das auch in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik aktiv und Thomas von Aquin sagte im 13. Jahrhundert:Ver- handlungsfähig ist. Mit der Übernahme der NATO-Frie- einte Kraft ist zur Herbeiführung des Erfolges wirksa- densmission SFOR am 2. Dezember 2004 zeigt Europa mer als zersplitterte oder geteilte. – Recht hat er. Ver- erstmals in größerem Rahmen sicherheitspolitischeinte Kraft muss in Zukunft die Europäische Union sein, Flagge. Das ist ein unübersehbarer Meilenstein. und zwar auch und gerade im Rahmen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit einer starken Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, zunächst ein- Rolle in Europa und in der Welt. Vereinte Kraft darf mal der NATO zu danken. Wir danken den Soldaten, die künftig nicht mehr nur der kleinste politische Nenner in den vergangenen neun Jahren den IFOR- und densein. Die Devise, die in vielen europäischen Ländern SFOR-Einsatz durchgeführt haben. Ich meine, sie haben gilt, „Union fait la force“, „Unity makes us stronger“, ihre Mission sehr gut erfüllt. „Einigkeit macht stark“, muss die Devise der Europäi- schen Union sein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP und des Abg. Detlef (Beifall bei der CDU/CSU) Dzembritzki [SPD]) Die Europäische Union engagiert sich schon in vielen Wer zurückschaut und die furchtbare Zeit desBür- zivilen Projekten. Althea zeigt, dass wir zur Erfüllung gerkriegs in der ehemals jugoslawischen Republik Bos- und Verwirklichung der militärischen Aspekte des Day- nien-Herzegowina an seinen Augen vorübergehen lässt, ton-Abkommens auch militärisch präsent sein müssen. (B) der kann ermessen, was unsere NATO-Soldaten hier seit Mit Althea macht Europa mit einer gemeinsam gestalte- (D) 1995 geleistet haben. Wer innert er sich nicht an die ten Außen- und Sicherheitspolitik wirklich Ernst. Con- schrecklichen Vorkommnisse damals, als vor laufenden cordia machte den Anfang, dann kam die Operation Ar- Filmkameras unter den Augen der Schutzmacht dertemis in Bunia und nun eht st Althea an. Diese drei Weltgemeinschaft – der Soldaten der UNPROFOR –Missionen stehen ganz im Sinne der EU-Verfassung, in Tausende nicht serbische Bosnier von den Serben in den der ausdrücklich von einer „gemeinsamen Sicherheits- Tod getrieben wurden! Das war die Stunde der NATO. und Verteidigungspolitik“ die Rede ist. Die Soldaten des Nordatlantischen Verteidigungs- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) bündnisses haben auf der Grundlage des Vertrages von Die NATO hat über Jahre hinweg mit zunehmender Dayton sehr schnell erreicht, dass das Treiben der Ag- Stabilität eine Reduzierungsstrategie umgesetzt. Aus gressoren beendet wurde. Dafür gebührt ihnen auchursprünglich 60 000 Soldaten sind jetzt 7 000 geworden. heute noch Dank und Anerkennung. Gewiss, von einem Das zeigt den Erfolg. Natürlich stellt sich bei jedem Ein- echten und dauerhaften Frieden kann auch heute noch satz die Frage einer weiteren Reduzierung oder gar des nicht gesprochen werden. Die Narben des Krieges sind Ausstiegs. Ich warne jedoch vor einer Diskussion zum noch längst nicht verheilt. DieStabilität, die von der falschen Zeitpunkt. Aussteigen kann man erst, wenn die NATO geschaffen und seither gesichert wurde, war und gestellte Aufgabe gelöst ist. ist eine grundlegende Voraussetzung für den Frieden zwischen den ethnischen Gruppen und für den Weg hin (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) zu einer friedlichen und wirtschaftlich prosperierenden In Bosnien-Herzegowina muss man sehr genau beobach- Region. Das war das Ziel der NATO und das ist auch das ten, ob die Ruhe, die wir seit Jahren feststellen, eine Ziel der Europäischen Union, wenn sie in der nächsten echte oder vielleicht nur eine trügerische ist. Ich sage Woche, am Donnerstag, am 2. Dezember 2004, die Ver- nur: Kosovo. antwortung für Stabilität und Frieden in Bosnien-Herze- gowina übernimmt. (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Der Begriff „Althea“ wurde ja nicht zufällig gewählt; er kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt „die Lesson learned? Ich empfehle, uns auf die jetzige Auf- Heilende“. Diese Operation soll die Wunden des Krieges gabe zu konzentrieren und einen Zustand herbeizufüh- heilen und den Menschen ein Leben in Frieden und Frei- ren, in dem wir eines Tages ohne Stabilitätsverlust wirk- heit ermöglichen. Ich sage auch: Alle Europäer – insbe- lich aussteigen können. 13322 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (A) Mit Althea wird jetzt praktisch zum ersten Mal richtig gen, warum die Lage in Bosnien nach neun Jahren(C) erprobt, was in der so genannten Berlin-plus-Vereinba- SFOR so ist, wie sie beschrieben wird. Ich finde: Das ist rung vom März 2003 geregelt wurde: keine Doppel-blamabel. strukturen, Rückgriffsmöglichkeit der EU auf NATO- Kommandostrukturen und NATO-Ressourcen, wenn die (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak- EU in eigener Verantwortung tätig wird, Einrichtung des tionslos]) EU-Operation-Headquarters beim Deputy SACEUR der Althea ist aber nicht nur die Nachfolge von SFOR. NATO. Wir erleben hier ein Paradebeispiel dafür, wie Althea ist zugleich der Vorläufer derInterventions- eine Zusammenarbeit zwischen NATO und EU effizient kampftruppen, auf deren Aufstellung sich die EU-Ver- gestaltet werden kann. Dies ist ein markantes Signal da- teidigungsminister Anfang dieser Woche geeinigt haben. für, dass die Europäische Union militärisch in Position Sie wissen: Die PDS lehnt die Militarisierung der EU- gebracht wird, ohne dass sich die Amerikaner, unsereAußenpolitik ebenso ab, wie sie gegen weltweite Inter- Freunde, und die NATO zurückziehen. So muss es sein. ventionen der Bundeswehr ist. Althea ist die Bewährungsprobe. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak- Lassen Sie mich abschließend sagen: Der Friede wird tionslos]) uns nicht geschenkt, nirgendwo auf der Welt und schon gar nicht auf dem Balkan. Wir stimmen folglich zu 100 Prozent mit Nein. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak- tionslos] – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ John f. Kennedy hat einmal richtig gesagt: Für den Frie- DIE GRÜNEN]: So kann man zu 100 Prozent den gibt es keinen einfachen Schlüssel, keine magische falsch liegen!) Formel … Der echte Frieden muss das Produkt vieler Nationen sein, er ist die Summe vieler Maßnahmen. Frieden und Freiheit müssen Hand in Hand gehen. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Das Wort hat der Bundesaußenminister Joschka (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Fischer. Genau darum geht es bei dieser Mission. Joseph Fischer, Bundesminister des Auswärtigen: Wir sind stolz darauf, dass die Soldaten unserer Bun- Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gestat- deswehr hierzu einen maßgeblichen Beitrag leisten.ten Sie mir eine Vorbemerkung. Abgeordnete Pau, ich Dazu wünschen wir ihnen Glück, Erfolg und eine ge-kann nicht verstehen, wie Sie die Fakten, die nun alle of- sunde Heimkehr in die Heimat. (B) fen auf dem Tisch liegen, weiter ausblenden können. Es (D) Ich danke Ihnen. gibt nicht nur die Srebrenica-Urteile des Haager Ge- richtshofs, sondern mittlerweile auch einen Untersu- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie chungsbericht einer Kommission, die die bosnisch-serbi- bei Abgeordneten der SPD und der Abg. sche Seite eingerichtet hat. Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN] – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE Frohe Weihnachten hätte er noch wünschen GRÜNEN]: Eben!) können!) Die kommt zu identischen Erkenntnissen, nämlich dass es sich damals im bosnischen Srebrenica um das größte Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Massaker an Zivilisten seit dem Ende des Zweiten Welt- Das Wort hat die Kollegin Petra Pau. krieges gehandelt hat. Genau dagegen hat sich die Inter- vention der NATO gerichtet. Ich weiß beim besten Wil- Petra Pau (fraktionslos): len nicht, wie man heute noch eine Position vertreten Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! kann, die diese Intervention, die Menschenleben gerettet Vor über einer Woche hat Bundeskanzler Schröder dem und die ein Stück weit Frieden auf dem Balkan geschaf- bosnischen Ministerpräsidenten mitgeteilt: Deutschland fen hat, ablehnt. beteiligt sich an der EU-Militäroperation Althea. Heute (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, soll der Bundestag entscheiden, ob sich Deutschland be- bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP) teiligt. Allein die Abfolgezeigt: Es soll Vollzug be- schlossen werden. An dieser Degradierung des Parla- Diese Mission zeigt auch – diese Bemerkung richte ments wird sich die PDS nicht beteiligen. ich vor allen Dingen an die Opposition, mit der wir uns oft streiten –, dass es im außenpolitischen Handeln ein (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak- hohes Maß an Kontinuität gibt. Diese Mission wurde tionslos]) unter Ihrer Regierung als NATO-Mission beschlossen, Althea ist die Folgeoperation des SFOR-Einsatzes un- sie wurde als NATO-Mission unter der rot-grünen Re- ter NATO-Kommando. Die PDS hatte den SFOR-Ein- gierung fortgesetzt und sie wird jetzt zu einer europäi- satz abgelehnt. Es gibt für uns keinerlei erkennbarenschen Mission. Ich denke, das ist das Entscheidende; Grund, warum wir nunmehr Althea zustimmen sollten. denn wir sehen zugleich, dass die Europäische Union an- Der Bundestag und die Bundesregierung machen sich gesichts der Transformation dieser eingefrorenen kanto- nicht einmal die Mühe, eine fundierte Analyse vorzule- nalen Strukturen eine immer größere Bedeutung be- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13323

Bundesminister Joseph Fischer (A) kommt, vor allen Dingen angesichts der Tatsache, dass Die Zukunft des Balkans ist eine Zukunft in Europa. (C) sich Kroatien energisch in Richtung Europäische Union Ohne die regionale Orientierung in Richtung eines Euro- entwickelt. Die Rückkehr der Flüchtlinge, die Überstel- pas der Integration wird eine Lösung nicht möglich sein. lung von Kriegsverbrechern an den Haager Gerichtshof, Dabei handelt es sich aber um einen langfristigen Pro- aber auch das Festhalten an den notwendigen ökonomi- zess, der mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten schen Reformen und Rechtsstaatsreformen über den Re- durchlaufen wird und in dem Sicherheit noch lange von gierungswechsel in Zagreb hinaus haben eine sehr posi- außen garantiert werden muss. tive Wirkung auf die Köpfe in Bosnien, und zwar auf allen Seiten. Insofern glaube ich, dass die kroatische Ich möchte nochmals unterstreichen, was auch der Entwicklung und die Übertragung der Sicherheitsverant- Abgeordnete Lamers meines Erachtens sehr gut darge- wortung auf die Europäische Union mit der Mission Al- stellt hat, nämlich dass sich alle Ängste, dass sich zwi- thea eine gewisse Parallelität zum Ausdruck bringen. schen den EU-Missionen und den NATO-Missionen ein Widerspruch ergeben könnte, im Lichte der Erfahrungen (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wies- als irrelevant erwiesen haben. Tatsächlich ist das Gegen- loch] [SPD]) teil der Fall. Auch hier wird seitens der europäischen Al- thea-Mission auf die Mittel und Fähigkeiten der transat- lantischen Allianz zurückgegriffen werden. Ich sehe Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: auch hierin eine sehr gute Partnerschaft zwischen der Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Europäischen Union und der NATO und ein weiteres Kollegen Schmidt? Beispiel dafür, dass diese Zusammenarbeit funktioniert, dass beide Organisationen aufs Engste kooperieren und Joseph Fischer, Bundesminister des Auswärtigen: in politischer Hinsicht zusammengehören. Aber gerne. (Beifall des Abg. Winfried Nachtwei [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN] und des Abg. Gert Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU): Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]) Herr Minister, Sie haben über die Erfolge der Mis- Deswegen wünsche ich unseren Sicherheitskräften in sion, die wir alle mittragen, berichtet und die Frage hin- diesem Einsatz alles Gute und eine gesunde Rückkehr. sichtlich der Kriegsverbrecher, die dem Tribunal in Den Ich möchte mich bei diesem Haus für das Verständnis Haag zu überstellen sind, angesprochen. Wie haben Sie bedanken, das es für die Notwendigkeit nicht nur dieses sichergestellt, dass die neue Mission Althea die unerle- Mandats und dieser Mission aufbringt. Ich sichere aus- digten Aufgaben der SFOR, nämlich die beiden Haupt- drücklich nochmals zu, dass wir, sofern dies gewünscht (B) kriegsverbrecher Mladic und Karadzic ihrer gerechten und von einer Fraktion beantragt wird – seitens der Op- (D) Verurteilung zuzuführen, was Frau Carla del Ponte im position wurde dies betont –, einen erneuten Beschluss Sicherheitsrat als offenen Posten ansprechen wird, fort- fassen, obwohl dieses Mandat in der Vergangenheit so- führt? Wie werden die Europäer in ihrer Verantwortung zusagen zeitlich unbegrenzt erteilt wurde. Aber ich mit dieser Frage umgehen, die für die friedliche Zukunft denke, es dient der Zusammenarbeit über die Fraktions- der Region ganz entscheidend ist? grenzen hinweg und es liegt auch im Interesse der einge- setzten Kräfte und der Bundesregierung. Ich möchte Joseph Fischer, Bundesminister des Auswärtigen: mich bei Ihnen allen nochmals für die Unterstützung be- Herr Abgeordneter Schmidt, Sie werden verstehen, danken. dass ich hier keine Details darstellen kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wies- und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der loch] [SPD]) CDU/CSU) Eines unterstreiche ich ganz klar: Die Bundesregierung Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: war und ist entschlossen, alle Beiträge, die sie leisten Ich schließe die Aussprache. kann, zu leisten, damit diese ihrem Richter, nicht ihrer gerechten Verurteilung zugeführt werden. Das ist das Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss- Entscheidende. Das unabhängige Gericht hat dann die empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck- Vorgänge zu bewerten und sofern sie schuldig gespro- sache 15/4256 zu dem Antrag der Bundesregierung zur chen werden – wovon ich angesichts dessen, was uns be- Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der kannt ist, ausgehe –, haben sie dann die Strafe zu erhal- EU-geführten Operation Althea. Der Ausschuss emp- ten, die sie verdienen. Ich gehe davon aus, dass wir und fiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/4245 anzunehmen. auch die europäische Mission eng mit den anderen Part- Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich weise die nern zusammenarbeiten werden. Denn – darin stimme Kolleginnen und Kollegen darauf hin, sorgfältig darauf ich Ihnen zu – das Problem muss gelöst werden. Zu den zu achten, dass die Stimmkarten, die sie verwenden, Details kann ich zwar keine Stellung nehmen, aber ich auch ihren Namen tragen. Ich bitte die Schriftführerin- unterstreiche nachdrücklich: Das Problem muss gelöst nen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzu- werden. nehmen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ Sind alle Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der DIE GRÜNEN und der SPD) Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung. 13324 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Ich weise darauf hin, dass zur Annahme dieses Ge-(C) Stimme nicht abgeben hat? – Ich glaube, jetzt sind alle setzentwurfes, über den wir später namentlich abstim- Stimmen abgegeben. men werden, nach Art. 87 Abs. 3 des Grundgesetzes die absolute Mehrheit – das sind 301 Stimmen – erforderlich Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftfüh- ist. Sie benötigen zur Abstimmung außer Ihrer Stimm- rerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin- karte auch Ihren Stimmausweis in der Farbe Rosa. nen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.1) Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre Ich weise alle Kolleginnen und Kollegen nochmals keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. darauf hin, dass wir Tagesordnung IV nach interfraktio- neller Vereinbarung abgesetzt haben und sich dadurch Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle- die Abstimmungen um eine halbe Stunde nach vornegin Gabriele Hiller-Ohm, SPD-Fraktion. verschieben. Gabriele Hiller-Ohm (SPD): Ich bitte jetzt die Kolleginnen und Kollegen, ihre Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute Plätze einzunehmen oder die Gespräche außerhalb des haben wir die Gelegenheit, gemeinsam ein wirklich gu- Plenarsaals fortzusetzen, damit wir in der Tagesordnung tes Gesetz auf den Weg zu bringen. fortfahren können. Worum geht es? Wir beschließen in zweiter und drit- Ich rufe Zusatzpunkt 4 auf: ter Lesung die Neuordnung des Lebensmittel- und Fut- Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten termittelrechts. Futtermittel und Lebensmittel bilden Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des dann eine Einheit. Gut so, meine Damen und Herren! Berufsbildungsgesetzes Denken Sie nur an BSE, Nitrofen oder, wie zuletzt, an das Dioxin in Holland. Stets war es verunreinigtes Fut- – Drucksache 15/4112 – termittel, das uns Angst davor machte, in Steaks und Überweisungsvorschlag: Fritten zu beißen. Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (f) Wir erreichen mehr Sicherheit erstens durch Zusam- Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit menführung und Transparenz auf gesetzlicher Ebene Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – das machen wir mit dem neuen Gesetz – sowie zwei- Ausschuss für Kultur und Medien tens durch Vereinheitlichung der Zuständigkeiten bei der Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Durchführung der Kontrollen. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Unser föderales System, also die Aufgabentei- (B) Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-lung zwischen Bund und Ländern, hat unbestritten seine (D) wurfs auf Drucksache 15/4112 an die in der Tagesord- Vorteile. Beim gesundheitlichen Verbraucherschutz nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es stoßen wir aber im wahrsten Sinne des Wortes auf dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Grenzen. Wie, so frage ich Sie, sollen Lebensmittelüber- Dann ist die Überweisung so beschlossen. wachung und Krisenmanagement reibungslos funktio- nieren, wenn sich die Bundesländer nicht an bundesein- Ich rufe den Tagesordnungspunkt V auf: heitliches Vorgehen halten müssen? Zurzeit kann der Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre- Bund nur mit so genannten Verwaltungsverordnungen gierung eingebrachten Entwurfs einesGesetzes einheitliches Verwaltungshandeln der Landesbehörden zur Neuordnung des Lebensmittel- und deserreichen. Doch dieses Steuerungsinstrument steht auf Futtermittelrechts wackeligen Beinen; denn die Länder müssen den Ver- ordnungen des Bundes im Bundesrat zustimmen. Das ist – Drucksache 15/3657 – keine gute Ausgangssituation für eine bundeseinheitli- che Lebensmittelsicherheit in Deutschland. (Erste Beratung 126. Sitzung) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land- wirtschaft Es muss deshalb Bund und Ländern gelingen, im Rah- (10. Ausschuss) men der Bundesstaatskommission dauerhafte Lösungen zu finden, die bundesweit gute Standards in der Lebens- – Drucksache 15/4244 – mittelkontrolle sichern und europafest sind. Warum euro- Berichterstattung: pafest? In Brüssel ist man unseren föderalen Schwach- Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm stellen bereits auf die Spur gekommen. Nach dem BSE- Ursula Heinen Skandal Ende der 90er-Jahre hat uns die Europäische Ulrike Höfken Union immer wieder aufgefordert: Kommt endlich in die Puschen und schafft ein staatliches Lebensmittelsicher- Hans-Michael Goldmann heitssystem, das auf allen Ebenen funktioniert! Ich hoffe Es liegt je ein Entschließungsantrag der Fraktion der sehr, dass die Bundesstaatskommission den Knoten im CDU/CSU und der Fraktion der FDP vor. Kompetenzwirrwarr zwischen Bund und Ländern durch- schlagen wird. 1) Seite (Man. Seite Seite 453) (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo denn?) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13325

Gabriele Hiller-Ohm (A) Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zeigen wir, in heute werfen Sie uns vor, dass es kein solches Gesetz(C) welche Richtung es gehen muss. gibt. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Zu Recht!) (Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Jetzt hat sie es uns aber gegeben! – Manfred Grund [CDU/ Wir führen die Gesetze in den Bereichen Lebensmittel, CSU]: Es war ein schlechtes Gesetz!) Futtermittel und Bedarfsgegenstände zusammen, ver- schärfen die Regeln im Sinne des Verbraucherschutzes Sich jetzt hierhin zu stellen und zu behaupten, wir gä- dort, wo es notwendig ist, und verbessern Verbraucherin- ben ein eigenständiges Verbraucherinformationsgesetz formationsrechte. auf, ist schlichtweg die Unwahrheit. Das ist unverfroren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich fasse zusammen: Mit der Neuordnung des Le- DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann bensmittel- und Futtermittelrechtes passen wir das natio- [FDP]: Stimmt ja nicht! Das ist falsch, was Sie nale Recht an das EU-Recht an. Wir verankern die Philo- sagen!) sophie der Lebensmittelsicherheit vom Stall bis zum Teller. Wir fassen elf Gesetze zusammen und wir leisten Was macht die CDU/CSU? Sie hat einen Antrag vor- damit einen Beitrag zur Entbürokratisierung. Wir stärken gelegt, der deutlich macht, dass sie das alles nicht will, die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher auf weil es angeblich zu kompliziert und nicht sachgerecht Information. ist und weil es zu viele Verordnungsermächtigungen gibt. Auch mit den Verbraucherinformationsrechten, die Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: das neue Gesetz enthält, ist sie nicht einverstanden. Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, Sie machen es wie immer: Sie lehnen sich bequem in Gabriele Hiller-Ohm (SPD): den Sessel zurück und sagen Nein. Das war es. Sie haben Das waren viele gute Gründe, diesem Gesetz zuzu- keine Alternativen. So sieht Ihre Politik aus. stimmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ der CDU/CSU – Widerspruch bei der CDU/ DIE GRÜNEN) CSU – Manfred Grund [CDU/CSU]: Dass Sie so schlecht über uns reden, macht mich trau- rig!) Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Nächste Rednerin ist die Kollegin Ursula Heinen, Kolleginnen und Kollegen von der Union, das, was Sie CDU/CSU-Fraktion. (B) hier machen, ist wirklich der Gipfel der Unverfrorenheit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (D) Es könnte einem glatt die Sprache verschlagen, worauf Sie bei mir allerdings lange warten müssen. Ursula Heinen (CDU/CSU): Mit dem neuen Gesetz können wir aber nicht warten; Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! denn am 1. Januar kommenden Jahres treten wichtige Liebe Kollegin Hiller-Ohm, was Sie uns in den vergan- neue Regelungen der EU in Kraft: das Verbot, unsichere genen Minuten hier präsentiert haben, war schon aben- Lebens- und Futtermittel in Verkehr zu bringen, Rege- teuerlich. Kollegen von mir haben schon gesagt, Sie soll- lungen betreffend die Rückverfolgbarkeit sowie Melde- ten noch länger reden, und Rücknahmeverpflichtungen. Wir müssen deshalb (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des unser Lebensmittel- und Futtermittelrecht unbedingt bis BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) zum 1. Januar 2005 reformieren und unsere nationale an die europäische Gesetzgebung anpassen. damit die Wähler in Schleswig-Holstein wissen, was sie von Ihrer Politik zu halten haben, nämlich überhaupt (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des nichts. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Wenn wir das nicht schaffen, drohen Lücken in der neten der FDP) Strafbewehrung. Findige Betrüger könnten die Lücken im Recht nutzen und würden ungestraft davonkommen. Lassen Sie mich die wesentlichen Gründe dafür nen- nen, dass wir, CDU und CSU, den vorliegenden Gesetz- (Zuruf von der CDU/CSU: Ein Wahnsinn!) entwurf ablehnen werden: – Richtig, ein Wahnsinn! – Das wären dann die Folgen Erstens. Dieses Gesetz ist völlig unübersichtlich. Ihrer Blockadepolitik, meine Damen und Herren von der Zweitens. Dieses Gesetz gibt der Bundesregierung zu Opposition. viele Ermächtigungen. Es entmachtet das Parlament. Ihr Zu Ihrer Kritik an der Verbraucherinformation: Natür- Hinweis auf den Bundesrat war da wenig hilfreich. lich wollen wir Verbraucherinformationsrechte stärken. Drittens. Die Regelung des Anspruchs der Verbrau- Deshalb haben wir in der letzten Legislaturperiode auch cher auf Information durch die Behörden ist mit der für ein eigenständiges Verbraucherinformationsgesetz heißen Nadel gestrickt worden. gekämpft. Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, haben Sie schon vergessen, dass Sie es waren, die dieses (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Gesetz verhindert haben? Sie haben es abgelehnt und der FDP) 13326 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Ursula Heinen (A) Lassen Sie mich zum ersten Punkt, zum Thema Un- erst überhaupt nicht interessiert. Noch in der Anhörung, (C) übersichtlichkeit, kommen. Die Struktur dieses Gesetzes in der der Vertreter aus Baden-Württemberg anwesend muss redaktionell grundlegend überarbeitet werden. So war, haben Sie nur gesagt, das sei nett; aber es wurde begrüßenswert die auch von Ihnen angesprochene Zu- überhaupt nicht weiter diskutiert. In der Ausschussbera- sammenführung von Lebensmittel- und Futtermittelrecht tung haben Sie uns dann plötzlich einen Riesenbatzen in einem Gesetzbuch ist: Die jetzt vorgelegten Maßnah- Änderungsanträge vor die Füße geworfen und haben men führen dennoch zu einem unüberschaubaren Regel- versucht, ein komplettes Verbraucherinformationsgesetz werk, das der Rechtsanwender kaum versteht. ins Fachrecht hineinzuschmuggeln – um es einmal so zu (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) formulieren –, Ich will Ihnen ein kurzes Beispiel dafür geben, wes- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- halb auch die ständigen Verweise auf EU-Recht über- neten der FDP – Hans-Michael Goldmann haupt nicht weiterhelfen – ein normaler Mensch jeden- [FDP]: Unerhört ist das!) falls kommt damit nicht mehr klar –: In Art. 1 und § 3 zwar nach dem Motto: Jetzt machen wir es doch ir- – „Weitere Begriffsbestimmungen“ – dieses Gesetzent- gendwie. wurfs heißt es: Etwas verstehe ich überhaupt nicht: Wir haben Ihnen 6. Futtermittel-Zusatzstoffe: Futtermittelzusatz-doch einen Antrag zum Verbraucherinformationsgesetz stoffe im Sinne des Artikels 2 Abs. 2 Buchstabe a vorgelegt. Gerda Hasselfeldt hat das vor über einem Jahr der Verordnung (EG) Nr. 1831/2003 des Europäi- formuliert und gezeigt, wie man so etwas machen kann. schen Parlaments und des Rates vom 22. Sep-Diesen Antrag haben Sie in der letzten Sitzungswoche tember 2003 über Zusatzstoffe zur Verwendung in im Ausschuss abgelehnt. Das zeigt doch ganz deutlich, der Tierernährung (ABl. EG Nr. L 268 S. 1) … dass Sie gar kein Interesse an einer wirklichen Verbrau- Wissen Sie jetzt, was Futtermittelzusatzstoffe sind? cherinformation haben. (Martin Dörmann [SPD]: Natürlich wissen wir (Martin Dörmann [SPD]: Wir machen ein Ge- das! Das ist doch klar!) setz, keinen Antrag!) Ich weiß es nicht. Sie wissen es wahrscheinlich auchSie fangen jetzt an, reineKlientelpolitik zu betreiben, nicht. Aber Frau Hiller-Ohm kann dazu gerne noch et- um diesen Verbraucherinformationsanspruch irgendwie was sagen. in das Gesetz hineinzufummeln. Wie Sie da arbeiten, ist, finde ich, eine Unverschämtheit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) (B) Die Anhörung zu diesem Gesetz im Oktober hat deut- (D) lich gezeigt: Der überwiegende Teil der Experten hat Es ist auch deshalb eine Unverschämtheit, finde ich, sich für eine grundlegende Überarbeitung ausgespro-weil Sie den Experten und den Bundesländern überhaupt chen. Der überwiegende Teil der Experten hat auch ge- keine Gelegenheit gegeben haben, sich in einer Anhö- sagt, dass wir das Lebensmittelrecht und das Futtermit- rung mit diesen gravierenden Veränderungen des Ge- telrecht trennen müssen: Wir könnten es zwar sehr wohl setzentwurfs auseinander zu setzen. in einem Gesetzbuch regeln, aber in zwei getrennten Be- (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist Ex- reichen. pertenverarschung und sonst gar nichts! – Ge- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und genrufe von der SPD – Gegenruf des Abg. der FDP) Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wenn man mit Ihnen so umgehen würde, wie Sie mit Wis- Jetzt behaupten Sie, Sie sorgten mit diesem Gesetz für senschaftlern umgehen, würden Sie denen das eine Vereinfachung. Für das Futtermittelrecht galten bis- um die Ohren hauen! Eine Unverschämtheit ist lang 25 Paragraphen. Nach dem vorliegenden Gesetzent- das und sonst gar nichts! – Gegenruf des Abg. wurf gibt es in Zukunft über 50 futtermittelrelevante Pa- Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Melden ragraphen. Kann man da von Vereinfachung sprechen? Sie sich doch!) Nein, es wird mehr geregelt und es wird komplizierter. – Danke schön. – Das muss jetzt der Bundesrat erledi- Lassen Sie mich zum entscheidenden Punkt kommen, gen. Wir müssen dieses Gesetz über den Bundesrat bear- nämlich zum Anspruch der Verbraucher auf Information beiten. Ich finde es ziemlich schofelig, wie Sie mit dem durch die Behörden. Um es einmal etwas salopper aus- Deutschen Bundestag umgehen. zudrücken: Das war jetzt wirklich eine coole Nummer. In der ersten Lesung dieses Gesetzentwurfs war von ei- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) nem Anspruch der Verbraucher auf Information über- Sie wissen genau, dass der Anspruch, so wie Sie ihn haupt keine Rede. im Gesetzentwurf formuliert haben, überhaupt nicht (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und handhabbar ist. Er ist für die Behörden nicht handhabbar. der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Er ist für die Verbraucher nicht handhabbar. Er wird so Nicht einmal in der Anhörung!) nicht funktionieren. Dann hat das Land Baden-Württemberg einen Vor- Ich kann Ihnen zum Abschluss nur Folgendes sagen: schlag zur Risikokommunikation gemacht. Das hat Sie Ich bin wirklich dankbar dafür, dass es denBundesrat Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13327

Ursula Heinen (A) gibt. Ich setze darauf, dass wir zu einer wirklich grundle- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: (C) genden Überarbeitung des Gesetzes kommen. So wie Sie Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zu handwerklich gearbeitet haben, ist das völlig daneben, Tagesordnungspunkt III zurück und gebe das von den wird das nicht zu einem besseren Lebensmittel- und Fut- Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergeb- termittelrecht führen und wird das auch nicht zu einer nis der namentlichen Abstimmung über die Beschluss- besseren Verbraucherinformation führen. Ich bin nurempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- enttäuscht darüber, dass Sie nicht von sich aus die Initia- trag der Bundesregierung zur Beteiligung bewaffneter tive ergriffen und den Gesetzentwurf zurückgezogen ha- deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation ben, um ihn neu zu überarbeiten. Althea bekannt; das sind die Drucksachen 15/4245 und 15/4256. Abgegebene Stimmen 590. Mit Ja haben ge- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Martin stimmt 583, mit Nein haben gestimmt 7. Der Antrag der Dörmann [SPD]: Krokodilstränen!) Bundesregierung ist damit angenommen.

Endgültiges Ergebnis Sebastian Edathy Eike Hovermann Michael Müller (Düsseldorf) Abgegebene Stimmen: 590; Siegmund Ehrmann Klaas Hübner Christian Müller (Zittau) davon Hans Eichel Christel Humme Gesine Multhaupt Martina Eickhoff Lothar Ibrügger Franz Müntefering ja: 583 Marga Elser Renate Jäger Dr. Rolf Mützenich nein: 7 Gernot Erler Jann-Peter Janssen Volker Neumann (Bramsche) Petra Ernstberger Klaus Werner Jonas Dietmar Nietan Ja Karin Evers-Meyer Johannes Kahrs Dr. Erika Ober Annette Faße Ulrich Kasparick Holger Ortel SPD Elke Ferner Dr. h.c. Susanne Kastner Heinz Paula Gabriele Fograscher Ulrich Kelber Johannes Pflug Dr. Lale Akgün Rainer Fornahl Hans-Peter Kemper Joachim Poß Gerd Andres Gabriele Frechen Klaus Kirschner Dr. Wilhelm Priesmeier Ingrid Arndt-Brauer Dagmar Freitag Hans-Ulrich Klose Florian Pronold Rainer Arnold Lilo Friedrich (Mettmann) Astrid Klug Dr. Sascha Raabe Hermann Bachmaier Iris Gleicke Dr. Bärbel Kofler Karin Rehbock-Zureich Ernst Bahr (Neuruppin) Günter Gloser Dr. Heinz Köhler Gerold Reichenbach (B) Doris Barnett Uwe Göllner Walter Kolbow Dr. Carola Reimann (D) Dr. Hans-Peter Bartels Renate Gradistanac Fritz Rudolf Körper Christel Riemann- Eckhardt Barthel (Berlin) Angelika Graf (Rosenheim) Karin Kortmann Hanewinckel Klaus Barthel (Starnberg) Dieter Grasedieck Rolf Kramer Walter Riester Sören Bartol Monika Griefahn Anette Kramme Reinhold Robbe Sabine Bätzing Kerstin Griese Ernst Kranz René Röspel Uwe Beckmeyer Gabriele Groneberg Nicolette Kressl Dr. Ernst Dieter Rossmann Klaus Uwe Benneter Achim Großmann Volker Kröning Karin Roth (Esslingen) Dr. Axel Berg Wolfgang Grotthaus Dr. Hans-Ulrich Krüger Michael Roth (Heringen) Ute Berg Karl Hermann Haack Angelika Krüger-Leißner Gerhard Rübenkönig Hans-Werner Bertl (Extertal) Horst Kubatschka Ortwin Runde Petra Bierwirth Hans-Joachim Hacker Helga Kühn-Mengel Marlene Rupprecht Rudolf Bindig Bettina Hagedorn Ute Kumpf (Tuchenbach) Lothar Binding (Heidelberg) Klaus Hagemann Dr. Uwe Küster Thomas Sauer Kurt Bodewig Alfred Hartenbach Christine Lambrecht Anton Schaaf Gerd Friedrich Bollmann Michael Hartmann Christian Lange (Backnang) Axel Schäfer (Bochum) Klaus Brandner (Wackernheim) Christine Lehder Gudrun Schaich-Walch Willi Brase Nina Hauer Waltraud Lehn Rudolf Scharping Bernhard Brinkmann Hubertus Heil Eckhart Lewering Bernd Scheelen (Hildesheim) Reinhold Hemker Götz-Peter Lohmann Dr. Hermann Scheer Hans-Günter Bruckmann Rolf Hempelmann Gabriele Lösekrug-Möller Siegfried Scheffler Edelgard Bulmahn Dr. Barbara Hendricks Erika Lotz Horst Schild Marco Bülow Gustav Herzog Dr. Christine Lucyga Otto Schily Ulla Burchardt Petra Heß Dirk Manzewski Horst Schmidbauer Dr. Michael Bürsch Monika Heubaum Tobias Marhold (Nürnberg) Hans Martin Bury Gisela Hilbrecht Lothar Mark Ulla Schmidt (Aachen) Marion Caspers-Merk Gabriele Hiller-Ohm Caren Marks Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Peter Danckert Stephan Hilsberg Hilde Mattheis Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. Herta Däubler-Gmelin Gerd Höfer Markus Meckel Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Karl Diller Jelena Hoffmann (Chemnitz) Ulrike Mehl Heinz Schmitt (Landau) Martin Dörmann Walter Hoffmann Petra-Evelyne Merkel Carsten Schneider Peter Dreßen (Darmstadt) Ulrike Merten Walter Schöler Elvira Drobinski-Weiß Iris Hoffmann (Wismar) Angelika Mertens Olaf Scholz Detlef Dzembritzki Frank Hofmann (Volkach) Ursula Mogg Karsten Schönfeld 13328 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Fritz Schösser CDU/CSU Ralf Göbel Dr. Klaus W. Lippold (C) Wilfried Schreck Dr. Reinhard Göhner (Offenbach) Ulrich Adam Josef Göppel Patricia Lips Ottmar Schreiner Ilse Aigner Peter Götz Dr. Michael Luther Gerhard Schröder Peter Altmaier Dr. Wolfgang Götzer Dorothee Mantel Brigitte Schulte (Hameln) Artur Auernhammer Ute Granold Erwin Marschewski Reinhard Schultz Dietrich Austermann Kurt-Dieter Grill (Recklinghausen) (Everswinkel) Norbert Barthle Stephan Mayer (Altötting) Swen Schulz (Spandau) Günter Baumann Reinhard Grindel Dr. Conny Mayer (Freiburg) Dr. Angelica Schwall-Düren Ernst-Reinhard Beck Hermann Gröhe Dr. Martin Schwanholz (Reutlingen) Michael Grosse-Brömer Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) Rolf Schwanitz Veronika Bellmann Markus Grübel Erika Simm Dr. Christoph Bergner Manfred Grund Wolfgang Meckelburg Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Otto Bernhardt Karl-Theodor Freiherr von Dr. Michael Meister Dr. Cornelie Sonntag- Dr. Rolf Bietmann und zu Guttenberg Dr. Angela Merkel Wolgast Clemens Binninger Olav Gutting Friedrich Merz Wolfgang Spanier Renate Blank Holger Haibach Laurenz Meyer (Hamm) Gerda Hasselfeldt Doris Meyer (Tapfheim) Dr. Margrit Spielmann Peter Bleser Klaus-Jürgen Hedrich Maria Michalk Jörg-Otto Spiller Antje Blumenthal Helmut Heiderich Hans Michelbach Dr. Ditmar Staffelt Dr. Maria Böhmer Ursula Heinen Klaus Minkel Ludwig Stiegler Jochen Borchert Siegfried Helias Marlene Mortler Rolf Stöckel Wolfgang Bosbach Dr. Wolfgang Bötsch Uda Carmen Freia Heller Dr. Gerd Müller Christoph Strässer Michael Hennrich Stefan Müller (Erlangen) Rita Streb-Hesse Klaus Brähmig Dr. Ralf Brauksiepe Jürgen Herrmann Bernward Müller (Gera) Dr. Peter Struck Bernd Heynemann Hildegard Müller Joachim Stünker Helge Braun Monika Brüning Ernst Hinsken Bernd Neumann (Bremen) Jörg Tauss Georg Brunnhuber Peter Hintze Henry Nitzsche Jella Teuchner Verena Butalikakis Robert Hochbaum Michaela Noll Dr. Gerald Thalheim Hartmut Büttner Klaus Hofbauer Günter Nooke Wolfgang Thierse (Schönebeck) Joachim Hörster Dr. Georg Nüßlein Franz Thönnes Cajus Julius Caesar Hubert Hüppe Franz Obermeier Hans-Jürgen Uhl Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Melanie Oßwald Rüdiger Veit (Nordstrand) Dr. Peter Jahr Eduard Oswald Simone Violka Gitta Connemann Dr. Egon Jüttner Rita Pawelski (B) Jörg Vogelsänger Leo Dautzenberg Bartholomäus Kalb Dr. Peter Paziorek (D) Ute Vogt (Pforzheim) Hubert Deittert Steffen Kampeter Ulrich Petzold Dr. Marlies Volkmer Alexander Dobrindt Irmgard Karwatzki Dr. Joachim Pfeiffer Hans Georg Wagner Vera Dominke Bernhard Kaster Sibylle Pfeiffer Hedi Wegener Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Dr. Friedbert Pflüger Andreas Weigel Marie-Luise Dött Dürrheim) Beatrix Philipp Petra Weis Maria Eichhorn Volker Kauder Ronald Pofalla Reinhard Weis (Stendal) Rainer Eppelmann Gerlinde Kaupa Ruprecht Polenz Gunter Weißgerber Anke Eymer (Lübeck) Eckart von Klaeden Thomas Rachel Gert Weisskirchen Georg Fahrenschon Jürgen Klimke Hans Raidel (Wiesloch) Ilse Falk Julia Klöckner Dr. Peter Ramsauer Dr. Ernst Ulrich von Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Helmut Rauber Weizsäcker Albrecht Feibel Manfred Kolbe Peter Rauen Dr. Rainer Wend Enak Ferlemann Norbert Königshofen Christa Reichard (Dresden) Hildegard Wester Hartwig Fischer (Göttingen) Hartmut Koschyk Katherina Reiche Thomas Kossendey Hans-Peter Repnik Lydia Westrich Dirk Fischer (Hamburg) Rudolf Kraus Klaus Riegert Inge Wettig-Danielmeier Axel E. Fischer (Karlsruhe- Günther Krichbaum Dr. Heinz Riesenhuber Dr. Margrit Wetzel Land) Dr. Maria Flachsbarth Günter Krings Hannelore Roedel Andrea Wicklein Klaus-Peter Flosbach Dr. Martina Krogmann Franz Romer Jürgen Wieczorek (Böhlen) Herbert Frankenhauser Dr. Hermann Kues Dr. Klaus Rose Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Hans-Peter Friedrich Werner Kuhn (Zingst) Kurt J. Rossmanith Dr. Dieter Wiefelspütz (Hof) Dr. Karl A. Lamers Dr. Norbert Röttgen Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Erich G. Fritz (Heidelberg) Dr. Christian Ruck Engelbert Wistuba Jochen-Konrad Fromme Dr. Norbert Lammert Volker Rühe Barbara Wittig Dr. Michael Fuchs Helmut Lamp Albert Rupprecht (Weiden) Dr. Wolfgang Wodarg Hans-Joachim Fuchtel Barbara Lanzinger Peter Rzepka Verena Wohlleben Dr. Peter Gauweiler Karl-Josef Laumann Anita Schäfer (Saalstadt) Waltraud Wolff Dr. Jürgen Gehb Vera Lengsfeld Dr. Wolfgang Schäuble (Wolmirstedt) Norbert Geis Werner Lensing Andreas Scheuer Heidi Wright Roland Gewalt Peter Letzgus Norbert Schindler Uta Zapf Eberhard Gienger Ursula Lietz Georg Schirmbeck Manfred Helmut Zöllmer Georg Girisch Walter Link (Diepholz) Angela Schmid Dr. Christoph Zöpel Michael Glos Eduard Lintner Bernd Schmidbauer Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13329

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (A) Christian Schmidt (Fürth) Wolfgang Zöller Krista Sager Harald Leibrecht (C) Andreas Schmidt (Mülheim) Willi Zylajew Christine Scheel Ina Lenke Dr. Andreas Schockenhoff Irmingard Schewe-Gerigk Sabine Leutheusser- Dr. Ole Schröder BÜNDNIS 90/DIE Rezzo Schlauch Schnarrenberger Bernhard Schulte-Drüggelte GRÜNEN Albert Schmidt (Ingolstadt) Markus Löning Uwe Schummer Werner Schulz (Berlin) Dirk Niebel Kerstin Andreae Wilhelm Josef Sebastian Petra Selg Günther Friedrich Nolting Horst Seehofer Marieluise Beck (Bremen) Ursula Sowa Hans-Joachim Otto Kurt Segner Volker Beck (Köln) Rainder Steenblock (Frankfurt) Matthias Sehling Cornelia Behm Silke Stokar von Neuforn Eberhard Otto (Godern) Marion Seib Birgitt Bender Hans-Christian Ströbele Cornelia Pieper Heinz Seiffert Matthias Berninger Jürgen Trittin Gisela Piltz Bernd Siebert Grietje Bettin Marianne Tritz Dr. Andreas Pinkwart Thomas Silberhorn Alexander Bonde Dr. Antje Vogel-Sperl Dr. Hermann Otto Solms Johannes Singhammer Ekin Deligöz Dr. Antje Vollmer Dr. Max Stadler Jens Spahn Dr. Thea Dückert Dr. Ludger Volmer Dr. Rainer Stinner Erika Steinbach Jutta Dümpe-Krüger Josef Philip Winkler Carl-Ludwig Thiele Christian von Stetten Franziska Eichstädt-Bohlig Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Dieter Thomae Gero Storjohann Dr. Uschi Eid Jürgen Türk Andreas Storm Hans-Josef Fell FDP Dr. Guido Westerwelle Max Straubinger Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Claudia Winterstein Katrin Göring-Eckardt Dr. Karl Addicks Dr. Volker Wissing Matthäus Strebl Daniel Bahr (Münster) Thomas Strobl (Heilbronn) Anja Hajduk Winfried Hermann Rainer Brüderle Fraktionslose Abgeordnete Lena Strothmann Angelika Brunkhorst Antje Hermenau Michael Stübgen Ernst Burgbacher Martin Hohmann Peter Hettlich Antje Tillmann Helga Daub Ulrike Höfken Edeltraut Töpfer Jörg van Essen Thilo Hoppe Nein Dr. Hans-Peter Uhl Ulrike Flach Arnold Vaatz Michaele Hustedt Otto Fricke CDU/CSU Volkmar Uwe Vogel Jutta Krüger-Jacob Rainer Funke Andrea Astrid Voßhoff Fritz Kuhn Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Wolf Bauer Gerhard Wächter Renate Künast Hans-Michael Goldmann Wolfgang Börnsen Marko Wanderwitz Markus Kurth Joachim Günther (Plauen) (Bönstrup) Peter Weiß (Emmendingen) Undine Kurth (Quedlinburg) Dr. Karlheinz Guttmacher Manfred Carstens (Emstek) (B) Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Reinhard Loske Dr. Christel Happach-Kasan Willy Wimmer (Neuss) (D) Ingo Wellenreuther Anna Lührmann Ulrich Heinrich Annette Widmann-Mauz Jerzy Montag Birgit Homburger FDP Klaus-Peter Willsch Kerstin Müller (Köln) Dr. Werner Hoyer Jürgen Koppelin Matthias Wissmann Winfried Nachtwei Michael Kauch Werner Wittlich Christa Nickels Dr. Heinrich L. Kolb Fraktionslose Abgeordnete Dagmar Wöhrl Friedrich Ostendorff Hellmut Königshaus Elke Wülfing Simone Probst Gudrun Kopp Dr. Gesine Lötzsch Wolfgang Zeitlmann Claudia Roth (Augsburg) Sibylle Laurischk Petra Pau

Wir fahren in der Debatte fort. Das Wort hat die Kol- Die Situation ist wie folgt: Die Verbraucherinnen und legin Ulrike Höfken, Bündnis 90/Die Grünen. Verbraucher sehen nach wie vor ziemlich alt aus, wenn sie sich vernünftig informieren wollen. Das haben wir gerade erlebt: bei Pestiziden in Weintrauben, giftigen Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Scoubidous – das sind die Dinger, mit denen die kleinen Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Mädchen immer so gern spielen – und Anfragen dazu, Kollegen! Diese Haltung der CDU/CSU ist wirklich ein wie denn gesundheitsbezogene Angaben bei Lebensmit- Symbol für die traurige Situation, dass die Union reine teln begründet sind. Solche Anfragen von Verbrauche- Blockadepolitik betreibt, rinnen und Verbrauchern, übrigens auch gerade der (Widerspruch bei der CDU/CSU) Presse und der Verbraucherzentralen, erreichen uns in Massen. Was tun wir? Wir müssen die Leute an Green- selbst bei Gesetzen, bei denen die Unterschiede in den peace oder an die Stiftung Warentest verweisen. Vonsei- Auffassungen und die Kritikpunkte doch nur marginal ten der zuständigen Überwachungsbehörden, die zuver- sind. Es ist eine Unverschämtheit, so mit dem Parlament lässig, loyal und neutral Auskunft geben könnten, hören und mit den Bürgerinnen und Bürgern umzugehen. sie gar nichts. (Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/ Das ist deswegen so, weil die Belastungen zum Teil DIE GRÜNEN] – Beifall bei der SPD) unterhalb der festgelegten Grenzwerte liegen, weil keine 13330 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Ulrike Höfken (A) Informationspflicht besteht, weil die Gesundheitsgefär- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (C) dung nicht akut ist, weil die wissenschaftlichen Erkennt- und bei der SPD) nisse in den Schubladen schlummern, weil von den 16 Bundesländern, die eigentlich zuständig sind, nur vier Wenn das Ihre gesamte Kritik ist – sie bezieht sich nur eine vernünftige Regelung zum Zugang der Verbrauche- auf die Definition von Begriffen wie beispielsweise den rinnen und Verbraucher zu Informationen geregelt haben der Information –, erwarte ich, dass der Gesetzentwurf und weil die Opposition im Jahr 2002 den Entwurf des unterstützt wird. Darin ist das Recht der Behörden ent- Verbraucherinformationsgesetzes abgelehnt hat. halten, auf bundeseinheitlicher Grundlage schon vorbeu- gend Informationen an den Verbraucher bzw. an die ent- Dieser vorsintflutliche Zustand muss endlich beendet sprechenden Vertreter zu geben und über Risiken werden. Dazu beschließen wir den jetzt vorliegendenaufzuklären. Er enthält das Recht des Verbrauchers, die Gesetzentwurf, nehmen einen zweiten Anlauf und ver- Akten bei denÜberwachungsbehörden einzusehen. bessern gleichzeitig das Lebensmittel- und Futtermittel- Natürlich – das war Anliegen des Hauses – sind dabei recht. die Wahrung betrieblicher Geschäftsgeheimnisse und ein ordentliches Verfahren sichergestellt. Das heißt, der Ge- Der Gesetzentwurf entspricht der EU-Systematik und setzentwurf gibt der Wirtschaft mehr Sicherheit vor den deckt das gesamte Lebensmittelspektrum vom Acker bis schwarzen Schafen, von denen sie sich jetzt deutlich ab- zum Teller ab. Genau deswegen werden Futtermittel und grenzen können. Lebensmittel zusammen behandelt. Die meisten Exper- ten haben dieses Vorgehen in der Anhörung gutgeheißen Ich erwarte, dass die CDU/CSU den Widerspruch und keinesfalls laute Kritik daran geäußert. aufgibt und endlich Farbe in der Verbraucherpolitik be- kennt. Sie haben immer gesagt, Sie seien für ein Ver- (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie waren braucherinformationsgesetz. Das wollen wir jetzt kon- doch dabei, Frau Höfken!) kret sehen. Wir fordern die CDU/CSU-Fraktion auf, die Die Anträge, die die Opposition vorlegt, sind im ver- taktischen Spielchen zu beenden und zu einer vernünfti- braucherpolitischen Sinne keine besondere Glanzleis- gen Lösung für die Verbraucherinnen und Verbraucher tung. zu kommen. Ansonsten wissen die Verbraucher auch noch einmal, warum sie die CDU in Schleswig-Holstein (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Lächerlich!) nicht wählen sollen. – Herr Goldmann, da Sie gerade dazwischenrufen, möchte ich noch einmal darauf aufmerksam machen, Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: (B) dass ich die Vorstellungen der FDP in Zeiten ansteigen- Das Wort hat der Kollege Hans-Michael Goldmann, (D) der BSE-Gefahr gewagt finde. Ich verweise auf dieFDP-Fraktion. Meldung aus Frankreich. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die seit Hans-Michael Goldmann (FDP): zwei Jahren tote Fliege!) Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol- legen! Ich habe drei Minuten Redezeit und will versu- Dort ist der zweite Creutzfeldt-Jakob-Krankheitsfall in- chen, ruhig zu bleiben, Herr Müller. Es geht um ein nerhalb von zwei Monaten aufgetreten. Und Sie fordern wichtiges Gesetz und ich nde fi es gut, dass wir heute im Zusammenhang mit der Debatte über das Lebens-rein zufällig in so großer Anzahl im Plenarsaal sind. Vie- und Futtermittelrecht die Aufhebung des Verbots derlen ist, glaube ich, gar nicht klar, um was es hier geht. Verfütterung von Tiermehl. Das Futtermittelrecht wird auf das Niveau des Lebens- (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die haben mittelrechts gehoben. Das ist eine absolut einmalige Di- nie Tiermehl bekommen!) mension, die hier in einem einzigen Gesetzeswerk Platz greift. Das finde ich wahrhaftig gewagt. Wissen Sie, Herr Müller, was mich aufregt und är- Die Union will vor allem redaktionelle Verbesserun- gert? Wir haben eine sehr gute Anhörung durchgeführt, gen am Gesetz. Das ist eine Vorgehensweise, über die zu der wir Experten eingeladen haben, die uns 50, man reden kann. Das haben wir auch getan; wir haben 60 Seiten lange exzellente Ausarbeitungen vorgelegt ha- auch lange geprüft, ob es weniger kompliziert geht.ben. Leider fand diese Anhörung zu einem Zeitpunkt Aber, Frau Heinen, Sie hätten genauso gut die Paragra- statt, zu dem ein wesentlicher Punkt des Gesetzentwurfs, phen aus den bisherigen Lebensmittel- und Futtermittel- nämlich die Information des Verbrauchers, noch gar gesetzen vorlesen können; Sie hätten überhaupt keine nicht Gegenstand der Anhörung war. Wenn man so vor- Änderungen gefunden. Das geltende Recht besteht aus geht, muss man sich fragen: Was sagen die Experten einzelnen Gesetzen, die zusammen mit dem EU-Recht dazu, die nach Berlin gekommen sind und vorher ihre eine komplexe Materie umfassen und deren einzelne Pa- Mitarbeiter mit Zuarbeiten beschäftigt haben, um uns ragraphen leider Gottes für den Verbraucher nicht infachlich gute Arbeit zu liefern? Wenn man an dieser Form eines Handbuchs abzufassen sind. Dafür sind sie Stelle etwas gründlicher nachdenkt, kommt man zu dem aber auch gar nicht gedacht, weil sie in erster Linie dem Ergebnis, dass man, wenn man ein Verbraucherinforma- Vorgehen der zuständigen Behörden dienen sollen. Inso- tionsgesetz will, ein ordentliches parlamentarisches Ver- fern ist Ihre Argumentation eine vorgeschobene. fahren wählen muss. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13331

Hans-Michael Goldmann (A) (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- so etwas eigentlich nicht zuzumuten. Wenn sie bei uns(C) NEN]: Das hatten wir schon!) dazu gezwungen werden, werden sie in andere Länder abwandern und es werden bei uns Arbeitsplätze vernich- – Frau Höfken, dann darf man eben nicht einen Tag vor tet. Das kann überhaupt nicht in unserem Interesse sein. der Abstimmung noch 27 Seiten in das Verfahren ein- bringen. Das ist der Knackpunkt. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ich bitte Sie ganz herzlich: Schauen Sie einmal in unse- Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ren Antrag! Er ist wirklich gut. NEN]: Wir hatten die Anhörung doch schon!) – Frau Höfken, erzählen Sie hier nichts vom Pferd. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Sie müssen jetzt zum Schluss kommen. Jetzt komme ich ganz konkret zu Ihnen, Frau Höfken. Wir hatten eine Begegnung mit Südafrikanern, die uns gesagt haben: Bei Ihnen reiht sich ein Skandal an den Hans-Michael Goldmann (FDP): anderen. – Mir tut es weh, wenn in einer derart diskrimi- Frau Präsidentin, in diesem Sinne bitte ich um Zu- nierenden Weise über unsere Lebensmittelwirtschaftstimmung zu unserem Antrag. Sie werden verstehen, oder Ernährungswirtschaft gesprochen wird. dass wir Ihr Gesetz ablehnen. Dann haben Sie, Frau Höfken, von dem Dioxinskan- Herzlichen Dank. dal gesprochen. Dabei hat das Gesetz, das jetzt vorgelegt (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) worden ist, gar nichts mit den Dioxinen zu tun. Eine Rolle in dem Dioxinskandal spielte der Kleieboden, der gar nicht zum Lebensmittel- bzw. Futtermittelsektor ge- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: zählt wird und daher bei der Betrachtung auch nicht er- Das Wort hat der Kollege Martin Dörmann, SPD- fasst wird. Man muss sich mit der Sache also fachlich et- Fraktion. was intensiver auseinander setzen. Daran mangelt es bei Ihnen. Martin Dörmann (SPD): (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜND- Mit der Neuordnung des Lebensmittel- und Futtermittel- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen redlich rechts in einem modernen und einheitlichen Gesetzbuch bleiben!) vollziehen wir einen wichtigen Schritt hin zu mehr Le- bensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. Die rot- (B) Das ist es, Frau Höfken, was mich daran ärgert. grüne Koalition will dabei an einer ganz entscheidenden (D) Tun wir doch nicht so, als wenn diese Erkenntnisse Stelle einen besonderen Akzent setzen. Wir wollen eine aus der neueren Zeit stammen würden! Jeder, der einInformationsoffensive zugunsten der Verbraucherin- Tier füttert, weiß über das Tier, dass das Futtermittel teil- nen und Verbraucher. weise auch in die Lebensmittel eingeht. Wir müssen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten doch mit dieser Einsicht vernünftig umgehen und uns des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) fragen: Ist die einheitliche Betrachtung des Lebensmit- tel- und des Futtermittelsektors die Lösung? Stellen Sie Im Lebensmittel- und Futtermittelrecht sollen umfas- sich vor, wir würden diese Vorgehensweise auf andere sende Informationsrechte eingefügt werden: erstens das Lebensbereiche übertragen. Wollen Sie etwa den gesam- Recht der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Zu- ten Lebensweg eines Menschen von der Krippe bis zur gang zu Informationen, die bei den Behörden bereits Bahre in ein einziges Gesetz fassen? Wäre es nicht viel- vorliegen, und zweitens das Recht der Behörden, ihrer- leicht klüger, für die jeweilige Situation entsprechend seits in bestimmten Fällen über verbraucherrelevante unterschiedliche fachliche Gesetze auszugestalten?Sachverhalte aktiv zu informieren, auch und gerade im Auch wir sind dafür, dass der Futtermittel- und der Le- Vorsorgebereich. Es soll transparent gemacht werden, ob bensmittelbereich gesetzlich erfasst werden. Wir sindvon bestimmten Erzeugnissen Gesundheitsgefahren aus- aber ebenfalls dafür, dass man auf die Experten hört. Die gehen. Wir wollen dem gestiegenen Gesundheitsbe- Experten, die sich mit diesem Thema befassen, haben wusstsein und Informationsbedürfnis der Verbraucherin- gesagt: Wir haben ein gutes Futtermittelgesetz und ein nen und Verbraucher gerade im Bereich des hervorragendes Lebensmittelgesetz. Ich bin dafür, dass Lebensmittelrechts nachkommen. wir die Bestimmungen beider Gesetze miteinander in Wenn der Verbraucher beispielsweise Anhaltspunkte Einklang bringen. dafür hat, dass bei einem bestimmten Fleischprodukt ir- Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein Wort zum gendetwas nicht stimmt, kann er sich bei der zuständigen Verbraucherinformationsgesetz sagen. Ich glaube, dass Behörde gezielt erkundigen, wann bei dem betroffenen sich viele in diesem Hause, auch die Kolleginnen und Fleischer oder Unternehmen die letzte Kontrolle war und Kollegen der Sozialdemokratischen Partei, nicht darüber ob es Auffälligkeiten gab. Liegen bei Behörden Erkennt- im Klaren sind, was in diesemVerbraucherinforma- nisse über bestimmte Inhaltsstoffe vor, kann der Ver- tionsgesetz steht. Dort gibt es einen § 62, der Unterneh- braucher diese abfragen, etwa: Wie hoch ist der Acryl- men verpflichtet, ihre Rezepturen im Ernstfall offen zu amid-Wert in den Chips? Oder: Ist das Milchpulver für legen. Davor kann ich nur warnen. Den Unternehmen ist meine Kinder unbedenklich? 13332 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Martin Dörmann (A) Die rot-grüne Koalition hätte dies alles gern bereits in ablehnenden Haltung zeigt die Opposition aber, wie(C) der vergangenen Legislaturperiode in einem umfassen- ernst es ihr wirklich mit den Rechten der Verbraucherin- den Verbraucherinformationsgesetz geregelt. Das ist an nen und Verbraucher auf mehr Information ist. Der vor- der Opposition gescheitert, an Ihnen hier im Bundestag liegende Gesetzentwurf ist deshalb in der vorliegenden und den von Ihnen geführten Ländern im Bundesrat. Fassung genau der Nadelstich, der die Seifenblase der Argumentation der Union zum Platzen bringt. Sie haben Warum wollen wir dieses jetzt und hier im Lebens- es nur noch nicht erkannt. mittel- und Futtermittelgesetzbuch regeln? Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans- Erstens. Trotz intensiver Bemühungen ist es in den Michael Goldmann [FDP]: Es geht um Fachli- vergangenen Monaten nicht gelungen, mit der Opposi- ches, nicht um politische Späßchen!) tion, insbesondere mit der Union, zu einer Einigung über ein eigenständiges Verbraucherinformationsgesetz zu Das Ganze lässt sich auf einen einfachen Nenner brin- kommen. Wir wollen hier aber endlich einen entschei- gen: Die Opposition redet, die rot-grüne Koalition han- denden Schritt nach vorne gehen. delt. Anders ausgedrückt: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Wir tun es. Zweitens. Der vorliegende Gesetzentwurf bietet sich schon deshalb an, weil er nunmehr alle Erzeugnisse er- Herzlichen Dank. fasst, die bereits im alten Verbraucherinformationsge- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ setzentwurf enthalten waren, DIE GRÜNEN) (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warum war das nicht Gegenstand der Anhörung?) Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: nämlich Lebensmittel, kosmetische Mittel, Bedarfsge- Das Wort hat die Kollegin Marlene Mortler, CDU/ genstände und Wein. Zusätzlich werden jetzt sogar noch CSU-Fraktion. Futtermittel erfasst. Es ist deshalb nahe liegend, den um- (Beifall bei der CDU/CSU) fassenden Ansatz des vorliegenden Gesetzentwurfs durch eine ebenso umfassende Regelung von Verbrau- (CDU/CSU): cherinformationsrechten zu ergänzen. Marlene Mortler Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Herren! Die letzte Rede hat deutlich gemacht: Rot-grüne BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Politik steht symbolisch für Verbrauchertäuschung und Wettbewerbsverzerrungen. (B) Der Bundesrat hat sich ein Stück weit bewegt. Wir (D) werden ausloten, wie ernst dieses Angebot an dieser (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Stelle gemeint ist. Wir wollen die Chance nutzen, indem neten der FDP) wir noch darüber hinausgehen. Auch wenn Sie dieses Gesetz seit Monaten schönre- Mit dieser Position, Herr Goldmann, befinden wir uns den, wird es dadurch nicht automatisch besser. Im Ge- übrigens auch im Einklang mit den Ergebnissen dergenteil: Sie haben mit der Einfügung des so genannten Anhörung. Es war gerade der Experte der Verbraucher- Verbraucherinformationsgesetzes noch einmal nachge- zentralen, der uns ausdrücklich bestätigt hat, dass eslegt. Hier entsteht wirklich ein ungerechtfertigter Mehr- sinnvoll ist, bereits in dieses Gesetzbuch möglichst viele aufwand für die Rechtsanwender in der Futtermittel- und Informationsrechte zu integrieren. Ernährungsindustrie sowie in der Verwaltung. Die Opposition wird an dieser Stelle endlich Farbe Meine Damen und Herren, das Gesetz macht deutlich: bekennen müssen. Von der FDP haben wir da zwar nicht Reden und Handeln fallen bei Ihnen immer weiter aus- allzu viel zu erwarten, aber die Union redet immer wie- einander. Das verhält sich fast so wie mit dem Teufel der gerne über zusätzliche Verbraucherinformations-und dem Weihwasser. rechte; doch dann, wenn es zum Schwur kommt, ver- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) steckt sie sich. Bildlich gesprochen verhält sich das so: Wir könnten Ihnen hier die leckerste Torte vorsetzen, sie Natürlich klingt es gut, wenn ich elf Gesetze in einem mit Zuckerguss garnieren und mit Kerzen vorweihnacht- Gesetzbuch zusammenfasse. Ich begrüße den ganzheitli- lich illuminieren. Sie würden sich immer noch mit Ab- chen Ansatz, der dem zugrunde liegt, nämlich die ge- scheu abwenden und sagen: Die Farbe der Kerzen gefällt samte Warenkette vom Acker bis zum Teller zu erfassen. uns nicht. – So verhält es sich. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Aber wie soll sich der Verbraucher, der ja uns allen hei- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) lig ist, in diesem Labyrinth zurechtfinden, wenn schon Ich will zitieren, was Sie, Frau Kollegin Heinen, ges- Experten stöhnen und nur den Kopf schütteln? tern in der Haushaltsdebatte auf eine Zwischenfrage (Beifall bei der CDU/CSU) meines Kollegen Zöllmer ausdrücklich bestätigt haben. Sie haben gesagt, dass hier „ein komplettes Verbraucher- Zur Wahrheit und Klarheit gehört auch, dass Sie mit informationsgesetz ins Fachrecht eingefügt“ werde.diesem Gesetz weiterhin gespaltenen Verbraucherschutz Richtig, genau so ist es. Stimmen Sie also zu. Mit Ihrer betreiben. Wie kann es sein, dass zum Beispiel für Erd- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13333

Marlene Mortler (A) beeren aus EU-Mitgliedstaaten unsere strengen Verbrau- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (C) cherschutzvorschriften nicht gelten, während Erdbeeren aus Deutschland ebendiese Vorschriften haarklein einzu- Seit Ihrem Amtsantritt machen Sie unser hohes Produk- halten haben? tions- und Qualitätsniveau in der Land-, Ernährungs- und Futtermittelwirtschaft in Deutschland schlecht. Mit (Beifall bei der CDU/CSU) Ihrem heute vorliegenden Gesetzentwurf produzieren Sie weitere Wettbewerbsnachteile. Sie untergraben un- Das ist unfair gegenüber dem deutschen Verbraucherternehmerische Freiheit und Eigenverantwortung mit und gegenüber dem deutschen Erzeuger. sachlich ungerechtfertigten und unangemessenen Rege- Ich fordere Sie auf, diesen Missstand zu beseitigen lungen sowie mit einer Unzahl von Verweisungen auf und eine EU-weite Vereinheitlichung anzustreben bzw. geltendes EU-Recht. durchzusetzen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, wenn der Bundeshaushalt Wenn Ihre „Klasse statt Masse“-Politik, Frau Künast, auf dem letzten Loch pfeift, wenn die Arbeitslosenzah- wirklich ehrlich wäre, wenn Ihre Politik wirklich nach- len steigen, wenn das Wirtschaftswachstum lahmt, dann haltig wäre, dann dürften Produkte, die den Bestimmun- setzt Frau Künast ohne Rücksicht auf Verluste weiter auf gen in unserem Land nicht entsprechen, in Deutschland Strangulierung und Überreglementierung. überhaupt nicht mehr in Verkehr gebracht werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) neten der FDP) Ich gehe aber fest davon aus, dass die EU im Bereich Unsere Wirtschaft läuft aber dann am besten, wenn ein Verbraucherschutz keine Gefährdung unserer Bürgerin- Unternehmer mehr investiert, als er müsste, und ein Ver- nen und Bürger hinnehmen würde. Was spricht also da- braucher mehr kauft, als er brauchte. Die Grundvoraus- gegen, die schärferen und überzogenen deutschen Be- setzung ist Vertrauen und Verlässlichkeit. Darauf setzen stimmungen der EU-Ebene anzupassen? Das wäre ein wir von der CDU/CSU und deshalb lehnen wir diesen Beitrag für mehr Wettbewerbsfähigkeit und für die Stär- Gesetzentwurf ab. kung unseres Wirtschaftsstandortes. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) neten der FDP) Ein Musterbeispiel für Verbrauchertäuschung ist übri- (B) (D) gens der § 53 Abs. 4 Ihres Gesetzentwurfes. Ich zitiere: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Weichen Lebensmittel Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache. – also Lebensmittel aus Drittländern oder anderen Mit- Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun- gliedstaaten – desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Neuord- nung des Lebensmittel- und des Futtermittelrechts, von den Vorschriften dieses Gesetzes oder der … Drucksache 15/3657. Der Ausschuss für Verbraucher- erlassenen Rechtsverordnungen ab, sind die Abwei- schutz, Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt in sei- chungen angemessen kenntlich zu machen, soweit ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/4244, den dies zum Schutz der Verbraucher oder Verbrauche- Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. rinnen erforderlich ist. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus- Ich übersetze: Hat ein eingeführtes Lebensmittelschussfassung zustimmen wollen, um das niedrigere Standards als in Deutschland, soll man dies Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – kennzeichnen, um den Verbraucher zu schützen. Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen Das ist ein absoluter Verdummungsparagraph. die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen worden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Dritte Beratung Denn nach Deutschland eingeführte Lebensmittel haben zwar in der Regel niedrigere Standards, aber sie müssen und Schlussabstimmung. Nach Art. 87 Abs. 3 des Mindestvorschriften erfüllen, um unsere VerbraucherGrundgesetzes ist zur Annahme des Gesetzentwurfs die nicht zu gefährden. Warum dann noch kennzeichnen? absolute Mehrheit – das sind 301 Stimmen – erforder- Meine Damen und Herren, Wirtschaftsministerlich. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Clement hat uns wiederholt vorgeworfen, den Wirt- Sie benötigen außer Ihrer Stimmkarte auch Ihren schaftsstandort Deutschland schlechtzureden. Stimmausweis in der Farbe Rosa. Den Stimmausweis (Ute Kumpf [SPD]: Recht hat er! Ihr Miesepe- können Sie, soweit noch nicht geschehen, Ihrem Stimm- ter!) kartenfach entnehmen. Bitte achten Sie darauf, dass Stimmkarte und Stimmausweis Ihren Namen tragen. Be- In meinen Augen haben Sie, Frau Ministerin Künast, das vor Sie Ihre Stimmkarte in die Urne werfen, übergeben Prädikat „Oberschlechtrednerin“ verdient. Sie bitte den Stimmausweis einem der Schriftführer an 13334 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) der Urne. Sie müssen also Ihre Stimmkarte und Ihren b) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- (C) Stimmausweis abgeben. Die Schriftführerinnen und NISSES 90/DIE GRÜNEN Schriftführer bitte ich, darauf zu achten, dass Stimmkar- Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- ten nur von Kolleginnen und Kollegen in die Urnen ge- tes gegen das Haushaltsbegleitgesetz 2005 worfen werden dürfen, die vorher ihren Stimmausweis (HBeglG 2005) in der richtigen Farbe, also in der Farbe Rosa, abgegeben haben. – Drucksachen 15/3442, 15/3755, 15/3946, 15/4160, 15/4278 – Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Plätze an c) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich NISSES 90/DIE GRÜNEN die Abstimmung. Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- Weil so viele Kolleginnen und Kollegen nachfragen, tes gegen das Siebente Gesetz zur Änderung möchte ich mitteilen: Wir stimmen jetzt nacheinander des Sozialgerichtsgesetzes ab. – Drucksachen 15/3168, 15/3838, 15/3867, 15/3947, 15/4161, 15/4279 – Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stim- mkarte noch nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht ZP 5 a)Antrag der Fraktionen der SPD und des der Fall zu sein. Dann schließe ich jetzt die erste Abstim- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN mung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der na- Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- mentlichen Abstimmung wird Ihnen später bekannt tes gegen das Gesetz zur Anpassung der Fi- gegeben.1) nanzierung von Zahnersatz – Drucksachen 15/3681, 15/3834, 15/3865, Wir setzen nun die Abstimmungen fort und kommen 15/4162, 15/4286 – zur Abstimmung über die Entschließungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion der ZP 5 b)Antrag der Fraktionen der SPD und des CDU/CSU auf Drucksache 15/4252? – Gegenprobe! – BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- Stimmen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen tes gegen das Gesetz zur Berücksichtigung der gegen die Stimmen der CDU/CSU bei Enthaltung der Kindererziehung im Beitragsrecht der sozia- FDP abgelehnt. (B) len Pflegeversicherung (Kinder-Berücksichti- (D) Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak- gungsgesetz – KiBG) tion der FDP, Drucksache 15/4253? – Wer stimmt dage- – Drucksachen 15/3671, 15/3837, 15/4176, gen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit 15/4287 – den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim- men der FDP bei Enthaltung der CDU/CSU abgelehnt Der Präsident des Bundesrates hat schriftlich mitge- worden. teilt, dass der Bundesrat beschlossen hat, gegen das Ge- setz zur Neuordnung des Gentechnikrechts, gegen das Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord- Haushaltsbegleitgesetz 2005, gegen das Siebente Gesetz nung um die Beratung der Anträge der Fraktionen der zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes, gegen das SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückwei- Gesetz zur Anpassung der Finanzierung von Zahnersatz sung von Einsprüchen des Bundesrates auf sowie den gegen das Gesetz zur Berücksichtigung der Kin- Drucksachen 15/4288 und 15/4289 zu erweitern unddererziehung im Beitragsrecht der sozialen Pflegeversi- diese jetzt als Zusatzpunkte 5 a und 5 b zusammen mit cherung Einspruch einzulegen. den Tagesordnungspunkten VI a bis c aufzurufen. – Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann ist so beschlos- Es liegen fünf Anträge der Fraktionen der SPD und sen. des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung der Einsprüche des Bundesrates vor. Ich rufe somit die Tagesordnungspunkte VI a bis c so- Bevor wir gleich zur Abstimmung über die fünf An- wie die Zusatzpunkte 5 a und 5 b auf: träge kommen, bitte ich nochmals um Ihre Aufmerksam- VI. a) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- keit für einige leider notwendige Hinweise zum Abstim- NISSES 90/DIE GRÜNEN mungsverfahren. Es ist jeweils namentliche Abstimmung verlangt. Nach Art. 77 Abs. 4 des Grund- Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- gesetzes ist für die Zurückweisung eines Einspruchs des tes gegen das Gesetz zur Neuordnung des Gen- Bundesrates die Mehrheit der Mitglieder des Deutschen technikrechts Bundestages erforderlich. Das sind mindestens 301 Stimmen. Sie benötigen außer Ihren Stimmkarten – Drucksachen 15/3088, 15/3344, 15/3586,auch Ihre Stimmausweise in den Farben Weiß, Blau, 15/4159, 15/4277 – Rot, Gelb und Grün. Die Farben werde ich jeweils vor der Abstimmung bekannt geben. Sie sollten darauf ach- 1) Ergebnis Seite 13335 D ten, dass Ihre Stimmkarten und die Ausweise Ihren Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13335

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Namen beinhalten. Bevor Sie Ihre Stimmkarte in dieHaushaltsbegleitgesetz 2005. Jetzt benötigen Sie Ihren(C) Urne werfen, übergeben Sie den Stimmausweis demStimmausweis in der Farbe Blau. Sind alle Plätze an den Schriftführer an der Urne. Urnen von Schriftführerinnen und Schriftführern be- setzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich jetzt die Ab- Die Schriftführerinnen und Schriftführer bitte ich,stimmung. darauf zu achten, dass Stimmkarten nur von Kolleginnen und Kollegen in die Urnen geworfen werden dürfen, die Bitte werfen Sie noch einmal einen Blick auf Ihre vorher ihren Stimmausweis in der richtigen Farbe abge- Stimmausweise, ob Ihr Name darauf steht; es hat eben geben haben. einen Austausch zwischen zwei Fächern gegeben. Wir kommen jetzt zur ersten dieser namentlichen Ab- Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine stimmungen, zu Tagesordnungspunkt VI a, zur Abstim- Stimmkarte bei dieser Abstimmung – blauer Stimmaus- mung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des weis – noch nicht abgeben hat? – Ich schließe damit die Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung desAbstimmung und bitte die Schriftführerinnen und Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Neu- Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das ordnung des Gentechnikrechts. Sie benötigen IhrenErgebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt Stimmausweis in der Farbe Weiß. Ich bitte die Schrift- gegeben2). Wir aber setzen die Abstimmungen tapfer führerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze fort. einzunehmen. Sind alle Plätze besetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung mit dem weißen Wir kommen zur dritten namentlichen Abstimmung Stimmausweis. zu Bundesratseinsprüchen, Tagesordnungspunkt VI c: Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD Ich sage noch einmal: Wir führen alle Abstimmungen und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung hintereinander durch. Das bedeutet, dass Sie sich kon- des Einspruchs des Bundesrates gegen das Siebente Ge- zentrieren müssen, damit wir die einzelnen Abstimmun- setz zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes. Sie benö- gen sauber voneinander unterscheiden können. Das ist, tigen jetzt Ihren Stimmausweis in der Farbe Rot. Sind auch was die Auszählung betrifft, recht schwierig. Des- die Schriftführerinnen und Schriftführer an den vorgese- wegen bitte ich Sie, dabei zu helfen, dass wir das hinbe- henen Plätzen an den Urnen? – Dann eröffne ich jetzt die kommen. Abstimmung. Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stim- Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine mkarte und seinen weißen Stimmausweis noch nicht ab- gegeben hat? – Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann Stimmkarte und den roten Stimmausweis noch nicht ab- (B) schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführe- gegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Damit schließe ich (D) rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin- den Wahlgang und bitte die Schriftführerinnen und nen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Er- gebnis wird Ihnen später mitgeteilt.3) bekannt gegeben.1) Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, sich zu kon- Ich kann Ihnen zwischendurch das von den Schrift- zentrieren. Es kann relativleicht geschehen, dass man führerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der eine Abstimmung verpasst; das kann allerdings große namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Auswirkungen haben. Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmittel- und des Futtermittelrechts bekannt geben. Abgegebene Stimmen Wir kommen zur zweiten namentlichen Abstimmung 589. Mit Ja haben gestimmt 304, mit Nein haben ge- zu Einsprüchen des Bundesrates, Tagesordnungs-stimmt 283, Enthaltungen 2. Der Gesetzentwurf ist da- punkt VI b: Abstimmung über den Antrag der Fraktio- mit mit der erforderlichen Mehrheit angenommen wor- nen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zu- den. rückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das 2) Ergebnis Seite 13341 A 1) Ergebnis Seite 13338 D 3) Ergebnis Seite 13343 D

Endgültiges Ergebnis Ja Hermann Bachmaier Sabine Bätzing Abgegebene Stimmen: 589; Ernst Bahr (Neuruppin) Uwe Beckmeyer SPD davon Doris Barnett Klaus Uwe Benneter Dr. Hans-Peter Bartels Dr. Axel Berg ja: 304 Dr. Lale Akgün Gerd Andres Eckhardt Barthel (Berlin) Ute Berg nein: 283 Ingrid Arndt-Brauer Klaus Barthel (Starnberg) Hans-Werner Bertl enthalten: 2 Rainer Arnold Sören Bartol Petra Bierwirth 13336 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Rudolf Bindig Jelena Hoffmann (Chemnitz) Joachim Poß Wolfgang Thierse (C) Lothar Binding (Heidelberg) Walter Hoffmann Dr. Wilhelm Priesmeier Franz Thönnes Kurt Bodewig (Darmstadt) Florian Pronold Hans-Jürgen Uhl Gerd Friedrich Bollmann Iris Hoffmann (Wismar) Dr. Sascha Raabe Rüdiger Veit Klaus Brandner Frank Hofmann (Volkach) Karin Rehbock-Zureich Simone Violka Willi Brase Eike Hovermann Gerold Reichenbach Jörg Vogelsänger Bernhard Brinkmann Klaas Hübner Dr. Carola Reimann Ute Vogt (Pforzheim) (Hildesheim) Christel Humme Christel Riemann- Dr. Marlies Volkmer Hans-Günter Bruckmann Lothar Ibrügger Hanewinckel Hans Georg Wagner Edelgard Bulmahn Renate Jäger Walter Riester Hedi Wegener Marco Bülow Jann-Peter Janssen Reinhold Robbe Andreas Weigel Ulla Burchardt Klaus Werner Jonas René Röspel Petra Weis Dr. Michael Bürsch Johannes Kahrs Dr. Ernst Dieter Rossmann Reinhard Weis (Stendal) Hans Martin Bury Ulrich Kasparick Karin Roth (Esslingen) Gunter Weißgerber Marion Caspers-Merk Dr. h.c. Susanne Kastner Michael Roth (Heringen) Gert Weisskirchen Dr. Peter Danckert Ulrich Kelber Gerhard Rübenkönig (Wiesloch) Dr. Herta Däubler-Gmelin Hans-Peter Kemper Ortwin Runde Dr. Ernst Ulrich von Karl Diller Klaus Kirschner Marlene Rupprecht Weizsäcker Martin Dörmann Hans-Ulrich Klose (Tuchenbach) Dr. Rainer Wend Peter Dreßen Astrid Klug Thomas Sauer Hildegard Wester Elvira Drobinski-Weiß Dr. Bärbel Kofler Anton Schaaf Lydia Westrich Detlef Dzembritzki Dr. Heinz Köhler Axel Schäfer (Bochum) Inge Wettig-Danielmeier Sebastian Edathy Walter Kolbow Gudrun Schaich-Walch Dr. Margrit Wetzel Siegmund Ehrmann Fritz Rudolf Körper Rudolf Scharping Andrea Wicklein Hans Eichel Karin Kortmann Bernd Scheelen Jürgen Wieczorek (Böhlen) Martina Eickhoff Rolf Kramer Dr. Hermann Scheer Heidemarie Wieczorek-Zeul Marga Elser Anette Kramme Siegfried Scheffler Dr. Dieter Wiefelspütz Gernot Erler Ernst Kranz Horst Schild Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Petra Ernstberger Nicolette Kressl Otto Schily Engelbert Wistuba Karin Evers-Meyer Volker Kröning Horst Schmidbauer Barbara Wittig Annette Faße Dr. Hans-Ulrich Krüger (Nürnberg) Dr. Wolfgang Wodarg Elke Ferner Angelika Krüger-Leißner Ulla Schmidt (Aachen) Verena Wohlleben Gabriele Fograscher Horst Kubatschka Silvia Schmidt (Eisleben) Waltraud Wolff Rainer Fornahl Helga Kühn-Mengel Dagmar Schmidt (Meschede) (Wolmirstedt) (B) Gabriele Frechen Ute Kumpf Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heidi Wright (D) Dagmar Freitag Dr. Uwe Küster Heinz Schmitt (Landau) Uta Zapf Lilo Friedrich (Mettmann) Christine Lambrecht Carsten Schneider Manfred Helmut Zöllmer Iris Gleicke Christian Lange (Backnang) Walter Schöler Dr. Christoph Zöpel Günter Gloser Christine Lehder Olaf Scholz Uwe Göllner Waltraud Lehn Karsten Schönfeld CDU/CSU Renate Gradistanac Dr. Elke Leonhard Fritz Schösser Edeltraut Töpfer Angelika Graf (Rosenheim) Eckhart Lewering Wilfried Schreck Dieter Grasedieck Götz-Peter Lohmann Ottmar Schreiner BÜNDNIS 90/DIE Monika Griefahn Gabriele Lösekrug-Möller Gerhard Schröder GRÜNEN Kerstin Griese Erika Lotz Brigitte Schulte (Hameln) Gabriele Groneberg Dr. Christine Lucyga Reinhard Schultz Kerstin Andreae Achim Großmann Dirk Manzewski (Everswinkel) Marieluise Beck (Bremen) Wolfgang Grotthaus Tobias Marhold Swen Schulz (Spandau) Volker Beck (Köln) Karl Hermann Haack Lothar Mark Dr. Angelica Schwall-Düren Cornelia Behm (Extertal) Caren Marks Dr. Martin Schwanholz Birgitt Bender Hans-Joachim Hacker Hilde Mattheis Rolf Schwanitz Matthias Berninger Bettina Hagedorn Markus Meckel Erika Simm Grietje Bettin Klaus Hagemann Ulrike Mehl Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Alexander Bonde Alfred Hartenbach Petra-Evelyne Merkel Dr. Cornelie Sonntag- Ekin Deligöz Michael Hartmann Ulrike Merten Wolgast Dr. Thea Dückert (Wackernheim) Angelika Mertens Wolfgang Spanier Jutta Dümpe-Krüger Nina Hauer Ursula Mogg Dr. Margrit Spielmann Franziska Eichstädt-Bohlig Hubertus Heil Michael Müller (Düsseldorf) Jörg-Otto Spiller Dr. Uschi Eid Reinhold Hemker Christian Müller (Zittau) Dr. Ditmar Staffelt Hans-Josef Fell Rolf Hempelmann Gesine Multhaupt Ludwig Stiegler Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Barbara Hendricks Franz Müntefering Rolf Stöckel Katrin Göring-Eckardt Gustav Herzog Dr. Rolf Mützenich Christoph Strässer Anja Hajduk Petra Heß Volker Neumann (Bramsche) Rita Streb-Hesse Winfried Hermann Monika Heubaum Dietmar Nietan Dr. Peter Struck Antje Hermenau Gisela Hilbrecht Dr. Erika Ober Joachim Stünker Peter Hettlich Gabriele Hiller-Ohm Holger Ortel Jörg Tauss Ulrike Höfken Stephan Hilsberg Heinz Paula Jella Teuchner Thilo Hoppe Gerd Höfer Johannes Pflug Dr. Gerald Thalheim Michaele Hustedt Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13337

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Jutta Krüger-Jacob Cajus Julius Caesar Joachim Hörster Dr. Georg Nüßlein (C) Fritz Kuhn Manfred Carstens (Emstek) Hubert Hüppe Franz Obermeier Renate Künast Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Melanie Oßwald Markus Kurth (Nordstrand) Dr. Peter Jahr Eduard Oswald Undine Kurth (Quedlinburg) Gitta Connemann Dr. Egon Jüttner Rita Pawelski Dr. Reinhard Loske Leo Dautzenberg Bartholomäus Kalb Dr. Peter Paziorek Anna Lührmann Hubert Deittert Steffen Kampeter Ulrich Petzold Jerzy Montag Alexander Dobrindt Irmgard Karwatzki Dr. Joachim Pfeiffer Kerstin Müller (Köln) Vera Dominke Bernhard Kaster Sibylle Pfeiffer Winfried Nachtwei Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Dr. Friedbert Pflüger Christa Nickels Marie-Luise Dött Dürrheim) Beatrix Philipp Friedrich Ostendorff Maria Eichhorn Volker Kauder Ronald Pofalla Simone Probst Rainer Eppelmann Gerlinde Kaupa Ruprecht Polenz Claudia Roth (Augsburg) Anke Eymer (Lübeck) Eckart von Klaeden Thomas Rachel Krista Sager Georg Fahrenschon Jürgen Klimke Hans Raidel Christine Scheel Ilse Falk Julia Klöckner Dr. Peter Ramsauer Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Helmut Rauber Rezzo Schlauch Albrecht Feibel Manfred Kolbe Peter Rauen Albert Schmidt (Ingolstadt) Enak Ferlemann Norbert Königshofen Christa Reichard (Dresden) Werner Schulz (Berlin) Hartwig Fischer (Göttingen) Hartmut Koschyk Katherina Reiche Petra Selg Dirk Fischer (Hamburg) Thomas Kossendey Hans-Peter Repnik Ursula Sowa Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Kraus Klaus Riegert Rainder Steenblock Land) Günther Krichbaum Dr. Heinz Riesenhuber Silke Stokar von Neuforn Dr. Maria Flachsbarth Günter Krings Hannelore Roedel Hans-Christian Ströbele Klaus-Peter Flosbach Dr. Martina Krogmann Franz Romer Jürgen Trittin Herbert Frankenhauser Dr. Hermann Kues Dr. Klaus Rose Marianne Tritz Dr. Hans-Peter Friedrich Werner Kuhn (Zingst) Kurt J. Rossmanith Dr. Antje Vogel-Sperl (Hof) Dr. Karl A. Lamers Dr. Norbert Röttgen Dr. Antje Vollmer Erich G. Fritz (Heidelberg) Dr. Christian Ruck Dr. Ludger Volmer Jochen-Konrad Fromme Dr. Norbert Lammert Volker Rühe Josef Philip Winkler Dr. Michael Fuchs Helmut Lamp Albert Rupprecht (Weiden) Margareta Wolf (Frankfurt) Hans-Joachim Fuchtel Barbara Lanzinger Peter Rzepka Dr. Peter Gauweiler Karl-Josef Laumann Anita Schäfer (Saalstadt) Nein Dr. Jürgen Gehb Vera Lengsfeld Dr. Wolfgang Schäuble (B) Norbert Geis Werner Lensing Andreas Scheuer (D) CDU/CSU Roland Gewalt Peter Letzgus Norbert Schindler Ulrich Adam Eberhard Gienger Ursula Lietz Georg Schirmbeck Ilse Aigner Georg Girisch Walter Link (Diepholz) Angela Schmid Peter Altmaier Michael Glos Eduard Lintner Bernd Schmidbauer Artur Auernhammer Ralf Göbel Dr. Klaus W. Lippold Christian Schmidt (Fürth) Dietrich Austermann Dr. Reinhard Göhner (Offenbach) Andreas Schmidt (Mülheim) Norbert Barthle Josef Göppel Patricia Lips Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Wolf Bauer Peter Götz Dr. Michael Luther Dr. Ole Schröder Günter Baumann Dr. Wolfgang Götzer Dorothee Mantel Bernhard Schulte-Drüggelte Ernst-Reinhard Beck Ute Granold Erwin Marschewski Uwe Schummer (Reutlingen) Kurt-Dieter Grill (Recklinghausen) Wilhelm Josef Sebastian Veronika Bellmann Reinhard Grindel Stephan Mayer (Altötting) Horst Seehofer Dr. Christoph Bergner Hermann Gröhe Dr. Conny Mayer (Freiburg) Kurt Segner Otto Bernhardt Michael Grosse-Brömer Dr. Martin Mayer Matthias Sehling Dr. Rolf Bietmann Markus Grübel (Siegertsbrunn) Marion Seib Clemens Binninger Manfred Grund Wolfgang Meckelburg Heinz Seiffert Renate Blank Karl-Theodor Freiherr von Dr. Michael Meister Bernd Siebert Peter Bleser und zu Guttenberg Dr. Angela Merkel Thomas Silberhorn Antje Blumenthal Olav Gutting Friedrich Merz Johannes Singhammer Dr. Maria Böhmer Holger Haibach Laurenz Meyer (Hamm) Jens Spahn Jochen Borchert Gerda Hasselfeldt Doris Meyer (Tapfheim) Erika Steinbach Wolfgang Börnsen Klaus-Jürgen Hedrich Maria Michalk Christian von Stetten (Bönstrup) Helmut Heiderich Hans Michelbach Gero Storjohann Wolfgang Bosbach Ursula Heinen Klaus Minkel Andreas Storm Dr. Wolfgang Bötsch Siegfried Helias Marlene Mortler Max Straubinger Klaus Brähmig Uda Carmen Freia Heller Dr. Gerd Müller Matthäus Strebl Dr. Ralf Brauksiepe Michael Hennrich Stefan Müller (Erlangen) Thomas Strobl (Heilbronn) Helge Braun Jürgen Herrmann Bernward Müller (Gera) Lena Strothmann Monika Brüning Bernd Heynemann Hildegard Müller Michael Stübgen Georg Brunnhuber Ernst Hinsken Bernd Neumann (Bremen) Antje Tillmann Verena Butalikakis Peter Hintze Henry Nitzsche Dr. Hans-Peter Uhl Hartmut Büttner Robert Hochbaum Michaela Noll Arnold Vaatz (Schönebeck) Klaus Hofbauer Günter Nooke Volkmar Uwe Vogel 13338 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Andrea Astrid Voßhoff FDP Michael Kauch Dr. Max Stadler (C) Dr. Heinrich L. Kolb Dr. Rainer Stinner Gerhard Wächter Dr. Karl Addicks Hellmut Königshaus Carl-Ludwig Thiele Marko Wanderwitz Daniel Bahr (Münster) Gudrun Kopp Dr. Dieter Thomae Peter Weiß (Emmendingen) Rainer Brüderle Jürgen Koppelin Angelika Brunkhorst Jürgen Türk Gerald Weiß (Groß-Gerau) Sibylle Laurischk Dr. Guido Westerwelle Ingo Wellenreuther Ernst Burgbacher Harald Leibrecht Helga Daub Dr. Claudia Winterstein Annette Widmann-Mauz Ina Lenke Dr. Volker Wissing Ulrike Flach Sabine Leutheusser- Klaus-Peter Willsch Otto Fricke Schnarrenberger Fraktionslose Abgeordnete Willy Wimmer (Neuss) Rainer Funke Markus Löning Matthias Wissmann Dr. Wolfgang Gerhardt Dirk Niebel Martin Hohmann Werner Wittlich Hans-Michael Goldmann Günther Friedrich Nolting Dagmar Wöhrl Joachim Günther (Plauen) Hans-Joachim Otto Dr. Karlheinz Guttmacher Enthalten Elke Wülfing (Frankfurt) Dr. Christel Happach-Kasan Eberhard Otto (Godern) Fraktionslose Abgeordnete Wolfgang Zeitlmann Ulrich Heinrich Cornelia Pieper Wolfgang Zöller Birgit Homburger Gisela Piltz Dr. Gesine Lötzsch Willi Zylajew Dr. Werner Hoyer Dr. Andreas Pinkwart Petra Pau

Wir kommen jetzt zur vierten namentlichen Abstim- dererziehung im Beitragsrecht der sozialen Pflegeversi- mung über die Bundesratseinsprüche, Zusatzpunkt 5 a: cherung. Das ist die letzte namentliche Abstimmung. Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD Danach müssen wir kurz unterbrechen, um die Ergeb- und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung nisse zu ermitteln. Sie benötigen jetzt Ihren Stimmaus- des Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur weis in der Farbe Grün. Anpassung der Finanzierung von Zahnersatz. Sie benöti- gen jetzt Ihren Stimmausweis in der Farbe Gelb, passend Sind die Schriftführerinnen und Schriftführer an den zum Thema Zahnersatz. vorgesehenen Plätzen an den Urnen? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung. Sind die Schriftführerinnen und Schriftführer an den (B) vorgesehenen Plätzen? – Das klappt ja vorzüglich. Dann Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine(D) eröffne ich jetzt die Abstimmung. Stimmkarte noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich den Wahlgang. Ich bitte die Kann ich jetzt den Wahlgang schließen? Ist ein Mit- Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh- glied des Hauses anwesend, das seinen gelben Stimmaus- lung zu beginnen.2) weis in diesem Wahlgang noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich den Wahlgang Ich kann Ihnen schon drei von den Schriftführerinnen und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit und Schriftführern ermittelte Ergebnisse der namentli- der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen chen Abstimmungen über die Anträge auf Zurückwei- später bekannt gegeben.1) sung der Einsprüche des Bundesrates mitteilen. Zu- nächst das Ergebnis der Abstimmung über den Antrag Wir kommen jetzt zur fünften namentlichen Abstim- auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates ge- mung über Anträge auf Zurückweisung von Einsprüchen gen das Gesetz zur Neuordnung des Gentechnikrechts. des Bundesrates. Zusatzpunkt 5 b: Abstimmung über den Abgegebene Stimmen 589. Mit Ja haben gestimmt 305, Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/ mit Nein haben gestimmt 284. Es gab keine Enthaltun- Die Grünen auf Zurückweisung des Einspruchs des Bun- gen. Der Antrag ist mit der erforderlichen Mehrheit an- desrates gegen das Gesetz zur Berücksichtigung der Kin- genommen worden.

1) Ergebnis Seite 13346 C 2) Ergebnis Seite 13349 C

Endgültiges Ergebnis Ja Rainer Arnold Klaus Barthel (Starnberg) Abgegebene Stimmen: 589; Hermann Bachmaier Sören Bartol SPD Ernst Bahr (Neuruppin) Sabine Bätzing davon Dr. Lale Akgün Doris Barnett Uwe Beckmeyer ja: 304 Gerd Andres Dr. Hans-Peter Bartels Klaus Uwe Benneter nein: 284 Ingrid Arndt-Brauer Eckhardt Barthel (Berlin) Dr. Axel Berg Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13339

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Ute Berg Gabriele Hiller-Ohm Holger Ortel Jella Teuchner (C) Hans-Werner Bertl Stephan Hilsberg Heinz Paula Dr. Gerald Thalheim Petra Bierwirth Gerd Höfer Johannes Pflug Wolfgang Thierse Rudolf Bindig Jelena Hoffmann (Chemnitz) Joachim Poß Franz Thönnes Lothar Binding (Heidelberg) Walter Hoffmann Dr. Wilhelm Priesmeier Hans-Jürgen Uhl Kurt Bodewig (Darmstadt) Florian Pronold Rüdiger Veit Gerd Friedrich Bollmann Iris Hoffmann (Wismar) Dr. Sascha Raabe Simone Violka Klaus Brandner Frank Hofmann (Volkach) Karin Rehbock-Zureich Jörg Vogelsänger Willi Brase Eike Hovermann Gerold Reichenbach Ute Vogt (Pforzheim) Bernhard Brinkmann Klaas Hübner Dr. Carola Reimann Dr. Marlies Volkmer (Hildesheim) Christel Humme Christel Riemann- Hans Georg Wagner Hans-Günter Bruckmann Lothar Ibrügger Hanewinckel Hedi Wegener Edelgard Bulmahn Renate Jäger Walter Riester Andreas Weigel Marco Bülow Jann-Peter Janssen René Röspel Petra Weis Ulla Burchardt Klaus Werner Jonas Dr. Ernst Dieter Rossmann Reinhard Weis (Stendal) Dr. Michael Bürsch Johannes Kahrs Karin Roth (Esslingen) Gunter Weißgerber Hans Martin Bury Ulrich Kasparick Michael Roth (Heringen) Gert Weisskirchen Marion Caspers-Merk Dr. h.c. Susanne Kastner Gerhard Rübenkönig (Wiesloch) Dr. Peter Danckert Ulrich Kelber Ortwin Runde Dr. Ernst Ulrich von Dr. Herta Däubler-Gmelin Hans-Peter Kemper Marlene Rupprecht Weizsäcker Karl Diller Klaus Kirschner (Tuchenbach) Dr. Rainer Wend Martin Dörmann Hans-Ulrich Klose Thomas Sauer Hildegard Wester Peter Dreßen Astrid Klug Anton Schaaf Lydia Westrich Elvira Drobinski-Weiß Dr. Bärbel Kofler Axel Schäfer (Bochum) Inge Wettig-Danielmeier Detlef Dzembritzki Dr. Heinz Köhler Gudrun Schaich-Walch Dr. Margrit Wetzel Sebastian Edathy Walter Kolbow Rudolf Scharping Andrea Wicklein Siegmund Ehrmann Fritz Rudolf Körper Bernd Scheelen Jürgen Wieczorek (Böhlen) Hans Eichel Karin Kortmann Dr. Hermann Scheer Heidemarie Wieczorek-Zeul Martina Eickhoff Rolf Kramer Siegfried Scheffler Dr. Dieter Wiefelspütz Marga Elser Anette Kramme Horst Schild Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Gernot Erler Ernst Kranz Otto Schily Engelbert Wistuba Petra Ernstberger Nicolette Kressl Horst Schmidbauer Barbara Wittig Karin Evers-Meyer Volker Kröning (Nürnberg) Dr. Wolfgang Wodarg Annette Faße Dr. Hans-Ulrich Krüger Ulla Schmidt (Aachen) Verena Wohlleben Waltraud Wolff (B) Elke Ferner Angelika Krüger-Leißner Silvia Schmidt (Eisleben) (D) Gabriele Fograscher Horst Kubatschka Dagmar Schmidt (Meschede) (Wolmirstedt) Rainer Fornahl Helga Kühn-Mengel Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heidi Wright Gabriele Frechen Ute Kumpf Heinz Schmitt (Landau) Uta Zapf Dagmar Freitag Dr. Uwe Küster Carsten Schneider Manfred Helmut Zöllmer Lilo Friedrich (Mettmann) Christine Lambrecht Walter Schöler Dr. Christoph Zöpel Iris Gleicke Christian Lange (Backnang) Olaf Scholz Günter Gloser Christine Lehder Karsten Schönfeld BÜNDNIS 90/DIE Uwe Göllner Waltraud Lehn Fritz Schösser GRÜNEN Renate Gradistanac Dr. Elke Leonhard Wilfried Schreck Kerstin Andreae Angelika Graf (Rosenheim) Eckhart Lewering Ottmar Schreiner Marieluise Beck (Bremen) Dieter Grasedieck Götz-Peter Lohmann Gerhard Schröder Volker Beck (Köln) Monika Griefahn Gabriele Lösekrug-Möller Brigitte Schulte (Hameln) Cornelia Behm Kerstin Griese Erika Lotz Reinhard Schultz Birgitt Bender Gabriele Groneberg Dr. Christine Lucyga (Everswinkel) Matthias Berninger Achim Großmann Dirk Manzewski Swen Schulz (Spandau) Grietje Bettin Wolfgang Grotthaus Tobias Marhold Dr. Angelica Schwall-Düren Alexander Bonde Karl Hermann Haack Lothar Mark Dr. Martin Schwanholz Ekin Deligöz (Extertal) Caren Marks Rolf Schwanitz Dr. Thea Dückert Hans-Joachim Hacker Hilde Mattheis Erika Simm Jutta Dümpe-Krüger Bettina Hagedorn Markus Meckel Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Franziska Eichstädt-Bohlig Klaus Hagemann Ulrike Mehl Dr. Cornelie Sonntag- Dr. Uschi Eid Alfred Hartenbach Petra-Evelyne Merkel Wolgast Hans-Josef Fell Michael Hartmann Ulrike Merten Wolfgang Spanier Joseph Fischer (Frankfurt) (Wackernheim) Angelika Mertens Dr. Margrit Spielmann Katrin Göring-Eckardt Nina Hauer Ursula Mogg Jörg-Otto Spiller Anja Hajduk Hubertus Heil Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Ditmar Staffelt Winfried Hermann Reinhold Hemker Christian Müller (Zittau) Ludwig Stiegler Antje Hermenau Rolf Hempelmann Gesine Multhaupt Rolf Stöckel Peter Hettlich Dr. Barbara Hendricks Franz Müntefering Christoph Strässer Ulrike Höfken Gustav Herzog Dr. Rolf Mützenich Rita Streb-Hesse Thilo Hoppe Petra Heß Volker Neumann (Bramsche) Dr. Peter Struck Michaele Hustedt Monika Heubaum Dietmar Nietan Joachim Stünker Jutta Krüger-Jacob Gisela Hilbrecht Dr. Erika Ober Jörg Tauss Fritz Kuhn 13340 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Renate Künast Verena Butalikakis Peter Hintze Henry Nitzsche (C) Markus Kurth Hartmut Büttner Robert Hochbaum Michaela Noll Undine Kurth (Quedlinburg) (Schönebeck) Klaus Hofbauer Günter Nooke Dr. Reinhard Loske Cajus Julius Caesar Joachim Hörster Dr. Georg Nüßlein Anna Lührmann Manfred Carstens (Emstek) Hubert Hüppe Franz Obermeier Jerzy Montag Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Melanie Oßwald Kerstin Müller (Köln) (Nordstrand) Dr. Peter Jahr Eduard Oswald Winfried Nachtwei Gitta Connemann Dr. Egon Jüttner Rita Pawelski Christa Nickels Leo Dautzenberg Bartholomäus Kalb Dr. Peter Paziorek Friedrich Ostendorff Hubert Deittert Steffen Kampeter Ulrich Petzold Simone Probst Alexander Dobrindt Irmgard Karwatzki Dr. Joachim Pfeiffer Claudia Roth (Augsburg) Vera Dominke Bernhard Kaster Sibylle Pfeiffer Krista Sager Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Dr. Friedbert Pflüger Christine Scheel Marie-Luise Dött Dürrheim) Beatrix Philipp Irmingard Schewe-Gerigk Maria Eichhorn Volker Kauder Ronald Pofalla Rezzo Schlauch Rainer Eppelmann Gerlinde Kaupa Ruprecht Polenz Albert Schmidt (Ingolstadt) Anke Eymer (Lübeck) Eckart von Klaeden Thomas Rachel Werner Schulz (Berlin) Georg Fahrenschon Jürgen Klimke Hans Raidel Petra Selg Ilse Falk Julia Klöckner Dr. Peter Ramsauer Ursula Sowa Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Helmut Rauber Rainder Steenblock Albrecht Feibel Manfred Kolbe Peter Rauen Silke Stokar von Neuforn Enak Ferlemann Norbert Königshofen Christa Reichard (Dresden) Hans-Christian Ströbele Hartwig Fischer (Göttingen) Hartmut Koschyk Katherina Reiche Jürgen Trittin Dirk Fischer (Hamburg) Thomas Kossendey Hans-Peter Repnik Marianne Tritz Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Kraus Klaus Riegert Dr. Antje Vogel-Sperl Land) Günther Krichbaum Dr. Heinz Riesenhuber Dr. Antje Vollmer Dr. Maria Flachsbarth Günter Krings Hannelore Roedel Dr. Ludger Volmer Klaus-Peter Flosbach Dr. Martina Krogmann Franz Romer Josef Philip Winkler Herbert Frankenhauser Dr. Hermann Kues Dr. Klaus Rose Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Hans-Peter Friedrich Werner Kuhn (Zingst) Kurt J. Rossmanith (Hof) Dr. Karl A. Lamers Dr. Norbert Röttgen Fraktionslose Abgeordnete Erich G. Fritz (Heidelberg) Dr. Christian Ruck Dr. Gesine Lötzsch Jochen-Konrad Fromme Dr. Norbert Lammert Volker Rühe Petra Pau Dr. Michael Fuchs Helmut Lamp Albert Rupprecht (Weiden) (B) Hans-Joachim Fuchtel Barbara Lanzinger Peter Rzepka (D) Dr. Peter Gauweiler Karl-Josef Laumann Anita Schäfer (Saalstadt) Nein Dr. Jürgen Gehb Vera Lengsfeld Dr. Wolfgang Schäuble Norbert Geis Werner Lensing Andreas Scheuer CDU/CSU Roland Gewalt Peter Letzgus Norbert Schindler Ulrich Adam Eberhard Gienger Ursula Lietz Georg Schirmbeck Ilse Aigner Georg Girisch Walter Link (Diepholz) Angela Schmid Peter Altmaier Michael Glos Eduard Lintner Bernd Schmidbauer Artur Auernhammer Ralf Göbel Dr. Klaus W. Lippold Christian Schmidt (Fürth) Dietrich Austermann Dr. Reinhard Göhner (Offenbach) Andreas Schmidt (Mülheim) Norbert Barthle Josef Göppel Patricia Lips Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Wolf Bauer Peter Götz Dr. Michael Luther Dr. Ole Schröder Günter Baumann Dr. Wolfgang Götzer Dorothee Mantel Bernhard Schulte-Drüggelte Ernst-Reinhard Beck Ute Granold Erwin Marschewski Uwe Schummer (Reutlingen) Kurt-Dieter Grill (Recklinghausen) Wilhelm Josef Sebastian Veronika Bellmann Reinhard Grindel Stephan Mayer (Altötting) Horst Seehofer Dr. Christoph Bergner Hermann Gröhe Dr. Conny Mayer (Freiburg) Kurt Segner Otto Bernhardt Michael Grosse-Brömer Dr. Martin Mayer Matthias Sehling Dr. Rolf Bietmann Markus Grübel (Siegertsbrunn) Marion Seib Clemens Binninger Manfred Grund Wolfgang Meckelburg Heinz Seiffert Renate Blank Karl-Theodor Freiherr von Dr. Michael Meister Bernd Siebert Peter Bleser und zu Guttenberg Dr. Angela Merkel Thomas Silberhorn Antje Blumenthal Olav Gutting Friedrich Merz Johannes Singhammer Dr. Maria Böhmer Holger Haibach Laurenz Meyer (Hamm) Jens Spahn Jochen Borchert Gerda Hasselfeldt Doris Meyer (Tapfheim) Erika Steinbach Wolfgang Börnsen Klaus-Jürgen Hedrich Maria Michalk Christian von Stetten (Bönstrup) Helmut Heiderich Hans Michelbach Gero Storjohann Wolfgang Bosbach Ursula Heinen Klaus Minkel Andreas Storm Dr. Wolfgang Bötsch Siegfried Helias Marlene Mortler Max Straubinger Klaus Brähmig Uda Carmen Freia Heller Dr. Gerd Müller Matthäus Strebl Dr. Ralf Brauksiepe Michael Hennrich Stefan Müller (Erlangen) Thomas Strobl (Heilbronn) Helge Braun Jürgen Herrmann Bernward Müller (Gera) Lena Strothmann Monika Brüning Bernd Heynemann Hildegard Müller Michael Stübgen Georg Brunnhuber Ernst Hinsken Bernd Neumann (Bremen) Antje Tillmann Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13341

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Edeltraut Töpfer Wolfgang Zeitlmann Joachim Günther (Plauen) Markus Löning (C) Dr. Hans-Peter Uhl Wolfgang Zöller Dr. Karlheinz Guttmacher Dirk Niebel Arnold Vaatz Willi Zylajew Dr. Christel Happach-Kasan Günther Friedrich Nolting Volkmar Uwe Vogel Ulrich Heinrich Hans-Joachim Otto Andrea Astrid Voßhoff FDP Birgit Homburger (Frankfurt) Gerhard Wächter Eberhard Otto (Godern) Dr. Karl Addicks Dr. Werner Hoyer Marko Wanderwitz Michael Kauch Cornelia Pieper Peter Weiß (Emmendingen) Daniel Bahr (Münster) Gisela Piltz Dr. Heinrich L. Kolb Gerald Weiß (Groß-Gerau) Rainer Brüderle Dr. Andreas Pinkwart Hellmut Königshaus Ingo Wellenreuther Angelika Brunkhorst Dr. Max Stadler Annette Widmann-Mauz Ernst Burgbacher Gudrun Kopp Dr. Rainer Stinner Klaus-Peter Willsch Helga Daub Jürgen Koppelin Carl-Ludwig Thiele Willy Wimmer (Neuss) Ulrike Flach Sibylle Laurischk Dr. Dieter Thomae Matthias Wissmann Otto Fricke Harald Leibrecht Jürgen Türk Werner Wittlich Rainer Funke Ina Lenke Dr. Guido Westerwelle Dagmar Wöhrl Dr. Wolfgang Gerhardt Sabine Leutheusser- Dr. Claudia Winterstein Elke Wülfing Hans-Michael Goldmann Schnarrenberger Dr. Volker Wissing

Das von den Schriftführerinnen und Schriftführern er- men 588. Mit Ja haben gestimmt 303, mit Nein haben mittelte Ergebnis der Abstimmung über den Antrag auf gestimmt 285. Der Antrag ist mit der erforderlichen Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen Mehrheit angenommen worden. das Haushaltsbegleitgesetz 2005 ist: Abgegebene Stim-

Endgültiges Ergebnis Edelgard Bulmahn Wolfgang Grotthaus Klaus Kirschner Abgegebene Stimmen: 589; Marco Bülow Karl Hermann Haack Hans-Ulrich Klose davon Ulla Burchardt (Extertal) Astrid Klug Dr. Michael Bürsch Hans-Joachim Hacker Dr. Bärbel Kofler ja: 304 (B) Hans Martin Bury Bettina Hagedorn Dr. Heinz Köhler (D) nein: 285 Marion Caspers-Merk Klaus Hagemann Walter Kolbow Dr. Peter Danckert Alfred Hartenbach Fritz Rudolf Körper Ja Dr. Herta Däubler-Gmelin Michael Hartmann Karin Kortmann Karl Diller (Wackernheim) Rolf Kramer SPD Martin Dörmann Nina Hauer Anette Kramme Peter Dreßen Hubertus Heil Ernst Kranz Dr. Lale Akgün Elvira Drobinski-Weiß Reinhold Hemker Nicolette Kressl Gerd Andres Detlef Dzembritzki Rolf Hempelmann Volker Kröning Ingrid Arndt-Brauer Sebastian Edathy Dr. Barbara Hendricks Dr. Hans-Ulrich Krüger Rainer Arnold Siegmund Ehrmann Gustav Herzog Angelika Krüger-Leißner Hermann Bachmaier Hans Eichel Petra Heß Horst Kubatschka Ernst Bahr (Neuruppin) Martina Eickhoff Monika Heubaum Helga Kühn-Mengel Doris Barnett Marga Elser Gisela Hilbrecht Ute Kumpf Dr. Hans-Peter Bartels Gernot Erler Gabriele Hiller-Ohm Dr. Uwe Küster Eckhardt Barthel (Berlin) Petra Ernstberger Stephan Hilsberg Christine Lambrecht Klaus Barthel (Starnberg) Karin Evers-Meyer Gerd Höfer Christian Lange (Backnang) Sören Bartol Annette Faße Jelena Hoffmann (Chemnitz) Christine Lehder Sabine Bätzing Elke Ferner Walter Hoffmann Waltraud Lehn Uwe Beckmeyer Gabriele Fograscher (Darmstadt) Dr. Elke Leonhard Klaus Uwe Benneter Rainer Fornahl Iris Hoffmann (Wismar) Eckhart Lewering Dr. Axel Berg Gabriele Frechen Frank Hofmann (Volkach) Götz-Peter Lohmann Ute Berg Dagmar Freitag Eike Hovermann Gabriele Lösekrug-Möller Hans-Werner Bertl Lilo Friedrich (Mettmann) Klaas Hübner Erika Lotz Petra Bierwirth Iris Gleicke Christel Humme Dr. Christine Lucyga Rudolf Bindig Günter Gloser Lothar Ibrügger Dirk Manzewski Lothar Binding (Heidelberg) Uwe Göllner Renate Jäger Tobias Marhold Kurt Bodewig Renate Gradistanac Jann-Peter Janssen Lothar Mark Gerd Friedrich Bollmann Angelika Graf (Rosenheim) Klaus Werner Jonas Caren Marks Klaus Brandner Dieter Grasedieck Johannes Kahrs Hilde Mattheis Willi Brase Monika Griefahn Ulrich Kasparick Markus Meckel Bernhard Brinkmann Kerstin Griese Dr. h.c. Susanne Kastner Ulrike Mehl (Hildesheim) Gabriele Groneberg Ulrich Kelber Petra-Evelyne Merkel Hans-Günter Bruckmann Achim Großmann Hans-Peter Kemper Ulrike Merten 13342 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Angelika Mertens Wolfgang Spanier Jutta Dümpe-Krüger Dr. Maria Böhmer (C) Ursula Mogg Dr. Margrit Spielmann Franziska Eichstädt-Bohlig Jochen Borchert Michael Müller (Düsseldorf) Jörg-Otto Spiller Dr. Uschi Eid Wolfgang Börnsen Christian Müller (Zittau) Dr. Ditmar Staffelt Hans-Josef Fell (Bönstrup) Gesine Multhaupt Ludwig Stiegler Joseph Fischer (Frankfurt) Wolfgang Bosbach Franz Müntefering Rolf Stöckel Katrin Göring-Eckardt Dr. Wolfgang Bötsch Dr. Rolf Mützenich Christoph Strässer Anja Hajduk Klaus Brähmig Volker Neumann (Bramsche) Rita Streb-Hesse Winfried Hermann Dr. Ralf Brauksiepe Dietmar Nietan Dr. Peter Struck Antje Hermenau Helge Braun Dr. Erika Ober Joachim Stünker Peter Hettlich Monika Brüning Holger Ortel Jörg Tauss Ulrike Höfken Georg Brunnhuber Heinz Paula Jella Teuchner Thilo Hoppe Verena Butalikakis Johannes Pflug Dr. Gerald Thalheim Michaele Hustedt Hartmut Büttner Joachim Poß Wolfgang Thierse Jutta Krüger-Jacob (Schönebeck) Dr. Wilhelm Priesmeier Franz Thönnes Fritz Kuhn Cajus Julius Caesar Florian Pronold Hans-Jürgen Uhl Renate Künast Manfred Carstens (Emstek) Dr. Sascha Raabe Rüdiger Veit Markus Kurth Peter H. Carstensen Karin Rehbock-Zureich Simone Violka Undine Kurth (Quedlinburg) (Nordstrand) Gerold Reichenbach Jörg Vogelsänger Dr. Reinhard Loske Gitta Connemann Dr. Carola Reimann Ute Vogt (Pforzheim) Anna Lührmann Leo Dautzenberg Christel Riemann- Dr. Marlies Volkmer Jerzy Montag Hubert Deittert Hanewinckel Hans Georg Wagner Kerstin Müller (Köln) Alexander Dobrindt Walter Riester Hedi Wegener Winfried Nachtwei Vera Dominke Reinhold Robbe Andreas Weigel Christa Nickels Thomas Dörflinger René Röspel Petra Weis Friedrich Ostendorff Marie-Luise Dött Dr. Ernst Dieter Rossmann Reinhard Weis (Stendal) Simone Probst Maria Eichhorn Karin Roth (Esslingen) Gunter Weißgerber Claudia Roth (Augsburg) Rainer Eppelmann Michael Roth (Heringen) Gert Weisskirchen Krista Sager Anke Eymer (Lübeck) Gerhard Rübenkönig (Wiesloch) Christine Scheel Georg Fahrenschon Ortwin Runde Dr. Ernst Ulrich von Irmingard Schewe-Gerigk Ilse Falk Marlene Rupprecht Weizsäcker Rezzo Schlauch Dr. Hans Georg Faust (Tuchenbach) Dr. Rainer Wend Albert Schmidt (Ingolstadt) Albrecht Feibel Thomas Sauer Hildegard Wester Werner Schulz (Berlin) Enak Ferlemann Anton Schaaf Lydia Westrich Petra Selg Hartwig Fischer (Göttingen) Axel Schäfer (Bochum) (B) Inge Wettig-Danielmeier Ursula Sowa Dirk Fischer (Hamburg) (D) Gudrun Schaich-Walch Dr. Margrit Wetzel Rainder Steenblock Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Scharping Andrea Wicklein Silke Stokar von Neuforn Land) Bernd Scheelen Jürgen Wieczorek (Böhlen) Hans-Christian Ströbele Dr. Maria Flachsbarth Dr. Hermann Scheer Heidemarie Wieczorek-Zeul Jürgen Trittin Klaus-Peter Flosbach Siegfried Scheffler Dr. Dieter Wiefelspütz Marianne Tritz Herbert Frankenhauser Horst Schild Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Dr. Antje Vogel-Sperl Dr. Hans-Peter Friedrich Otto Schily Engelbert Wistuba Dr. Antje Vollmer (Hof) Horst Schmidbauer Barbara Wittig Dr. Ludger Volmer Erich G. Fritz (Nürnberg) Dr. Wolfgang Wodarg Josef Philip Winkler Jochen-Konrad Fromme Ulla Schmidt (Aachen) Verena Wohlleben Margareta Wolf (Frankfurt) Silvia Schmidt (Eisleben) Waltraud Wolff Dr. Michael Fuchs Dagmar Schmidt (Meschede) (Wolmirstedt) Hans-Joachim Fuchtel Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heidi Wright Nein Dr. Peter Gauweiler Heinz Schmitt (Landau) Dr. Jürgen Gehb Uta Zapf CDU/CSU Carsten Schneider Manfred Helmut Zöllmer Norbert Geis Walter Schöler Dr. Christoph Zöpel Ulrich Adam Roland Gewalt Olaf Scholz Ilse Aigner Eberhard Gienger Karsten Schönfeld CDU/CSU Peter Altmaier Georg Girisch Fritz Schösser Artur Auernhammer Michael Glos Peter Götz Wilfried Schreck Dietrich Austermann Ralf Göbel Ottmar Schreiner Norbert Barthle Dr. Reinhard Göhner BÜNDNIS 90/DIE Gerhard Schröder Dr. Wolf Bauer Josef Göppel GRÜNEN Brigitte Schulte (Hameln) Günter Baumann Peter Götz Reinhard Schultz Kerstin Andreae Ernst-Reinhard Beck Dr. Wolfgang Götzer (Everswinkel) Marieluise Beck (Bremen) (Reutlingen) Ute Granold Swen Schulz (Spandau) Volker Beck (Köln) Veronika Bellmann Kurt-Dieter Grill Dr. Angelica Schwall-Düren Cornelia Behm Dr. Christoph Bergner Reinhard Grindel Dr. Martin Schwanholz Birgitt Bender Otto Bernhardt Hermann Gröhe Rolf Schwanitz Matthias Berninger Dr. Rolf Bietmann Michael Grosse-Brömer Erika Simm Grietje Bettin Clemens Binninger Markus Grübel Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Alexander Bonde Renate Blank Manfred Grund Dr. Cornelie Sonntag- Ekin Deligöz Peter Bleser Karl-Theodor Freiherr von Wolgast Dr. Thea Dückert Antje Blumenthal und zu Guttenberg Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13343

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Olav Gutting Dr. Klaus W. Lippold Kurt J. Rossmanith Elke Wülfing (C) Holger Haibach (Offenbach) Dr. Norbert Röttgen Wolfgang Zeitlmann Gerda Hasselfeldt Patricia Lips Dr. Christian Ruck Wolfgang Zöller Klaus-Jürgen Hedrich Dr. Michael Luther Volker Rühe Willi Zylajew Helmut Heiderich Dorothee Mantel Albert Rupprecht (Weiden) Ursula Heinen Erwin Marschewski Peter Rzepka FDP Siegfried Helias (Recklinghausen) Anita Schäfer (Saalstadt) Dr. Karl Addicks Uda Carmen Freia Heller Stephan Mayer (Altötting) Dr. Wolfgang Schäuble Daniel Bahr (Münster) Michael Hennrich Dr. Conny Mayer (Freiburg) Andreas Scheuer Rainer Brüderle Jürgen Herrmann Dr. Martin Mayer Norbert Schindler Angelika Brunkhorst Bernd Heynemann (Siegertsbrunn) Georg Schirmbeck Ernst Burgbacher Ernst Hinsken Wolfgang Meckelburg Angela Schmid Helga Daub Peter Hintze Dr. Michael Meister Bernd Schmidbauer Ulrike Flach Robert Hochbaum Dr. Angela Merkel Christian Schmidt (Fürth) Otto Fricke Klaus Hofbauer Friedrich Merz Andreas Schmidt (Mülheim) Rainer Funke Joachim Hörster Laurenz Meyer (Hamm) Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Wolfgang Gerhardt Hubert Hüppe Doris Meyer (Tapfheim) Dr. Ole Schröder Hans-Michael Goldmann Susanne Jaffke Maria Michalk Bernhard Schulte-Drüggelte Joachim Günther (Plauen) Dr. Peter Jahr Hans Michelbach Uwe Schummer Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Egon Jüttner Klaus Minkel Wilhelm Josef Sebastian Dr. Christel Happach-Kasan Marlene Mortler Bartholomäus Kalb Horst Seehofer Ulrich Heinrich Dr. Gerd Müller Kurt Segner Steffen Kampeter Birgit Homburger Stefan Müller (Erlangen) Matthias Sehling Irmgard Karwatzki Dr. Werner Hoyer Bernward Müller (Gera) Marion Seib Bernhard Kaster Michael Kauch Hildegard Müller Heinz Seiffert Siegfried Kauder (Bad Dr. Heinrich L. Kolb Bernd Neumann (Bremen) Bernd Siebert Dürrheim) Hellmut Königshaus Henry Nitzsche Thomas Silberhorn Volker Kauder Gudrun Kopp Michaela Noll Johannes Singhammer Jürgen Koppelin Gerlinde Kaupa Günter Nooke Jens Spahn Sibylle Laurischk Eckart von Klaeden Dr. Georg Nüßlein Erika Steinbach Harald Leibrecht Jürgen Klimke Franz Obermeier Christian von Stetten Ina Lenke Julia Klöckner Melanie Oßwald Gero Storjohann Sabine Leutheusser- Kristina Köhler (Wiesbaden) Eduard Oswald Andreas Storm Schnarrenberger Manfred Kolbe Rita Pawelski Max Straubinger Markus Löning (B) Norbert Königshofen Dr. Peter Paziorek Matthäus Strebl Dirk Niebel (D) Hartmut Koschyk Ulrich Petzold Thomas Strobl (Heilbronn) Günther Friedrich Nolting Thomas Kossendey Dr. Joachim Pfeiffer Lena Strothmann Hans-Joachim Otto Rudolf Kraus Sibylle Pfeiffer Michael Stübgen (Frankfurt) Günther Krichbaum Dr. Friedbert Pflüger Antje Tillmann Eberhard Otto (Godern) Günter Krings Beatrix Philipp Edeltraut Töpfer Cornelia Pieper Dr. Martina Krogmann Ronald Pofalla Dr. Hans-Peter Uhl Gisela Piltz Dr. Hermann Kues Ruprecht Polenz Arnold Vaatz Dr. Andreas Pinkwart Werner Kuhn (Zingst) Thomas Rachel Volkmar Uwe Vogel Dr. Max Stadler Dr. Karl A. Lamers Hans Raidel Andrea Astrid Voßhoff Dr. Rainer Stinner (Heidelberg) Dr. Peter Ramsauer Gerhard Wächter Carl-Ludwig Thiele Dr. Norbert Lammert Helmut Rauber Marko Wanderwitz Dr. Dieter Thomae Helmut Lamp Peter Rauen Peter Weiß (Emmendingen) Jürgen Türk Barbara Lanzinger Christa Reichard (Dresden) Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Guido Westerwelle Karl-Josef Laumann Katherina Reiche Ingo Wellenreuther Dr. Claudia Winterstein Vera Lengsfeld Hans-Peter Repnik Annette Widmann-Mauz Dr. Volker Wissing Werner Lensing Klaus Riegert Klaus-Peter Willsch Peter Letzgus Dr. Heinz Riesenhuber Willy Wimmer (Neuss) Fraktionslose Abgeordnete Ursula Lietz Hannelore Roedel Matthias Wissmann Martin Hohmann Walter Link (Diepholz) Franz Romer Werner Wittlich Dr. Gesine Lötzsch Eduard Lintner Dr. Klaus Rose Dagmar Wöhrl Petra Pau

Das von den Schriftführerinnen und Schriftführern er- setzes: Abgegebene Stimmen 589. Mit Ja haben ge- mittelte Ergebnis der Abstimmung über den Antrag auf stimmt 303, mit Nein haben gestimmt 286, keine Enthal- Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen tungen. Der Antrag ist damit ebenfalls mit der das Siebente Gesetz zur Änderung des Sozialgerichtsge- erforderlichen Mehrheit angenommen worden. 13344 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Endgültiges Ergebnis Renate Gradistanac Dr. Elke Leonhard Fritz Schösser (C) Abgegebene Stimmen: 589; Angelika Graf (Rosenheim) Eckhart Lewering Wilfried Schreck davon Dieter Grasedieck Götz-Peter Lohmann Ottmar Schreiner Monika Griefahn Gabriele Lösekrug-Möller ja: 303 Gerhard Schröder Kerstin Griese Erika Lotz Brigitte Schulte (Hameln) nein: 286 Gabriele Groneberg Dr. Christine Lucyga Reinhard Schultz Achim Großmann Dirk Manzewski (Everswinkel) Ja Wolfgang Grotthaus Tobias Marhold Swen Schulz (Spandau) Karl Hermann Haack Lothar Mark Dr. Angelica Schwall-Düren SPD (Extertal) Caren Marks Dr. Martin Schwanholz Hans-Joachim Hacker Hilde Mattheis Dr. Lale Akgün Rolf Schwanitz Bettina Hagedorn Markus Meckel Gerd Andres Erika Simm Klaus Hagemann Ingrid Arndt-Brauer Ulrike Mehl Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Alfred Hartenbach Rainer Arnold Petra-Evelyne Merkel Dr. Cornelie Sonntag- Michael Hartmann Hermann Bachmaier Ulrike Merten Wolgast (Wackernheim) Ernst Bahr (Neuruppin) Angelika Mertens Wolfgang Spanier Nina Hauer Ursula Mogg Doris Barnett Dr. Margrit Spielmann Hubertus Heil Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Hans-Peter Bartels Jörg-Otto Spiller Reinhold Hemker Christian Müller (Zittau) Eckhardt Barthel (Berlin) Dr. Ditmar Staffelt Rolf Hempelmann Gesine Multhaupt Klaus Barthel (Starnberg) Ludwig Stiegler Sören Bartol Dr. Barbara Hendricks Franz Müntefering Gustav Herzog Dr. Rolf Mützenich Rolf Stöckel Sabine Bätzing Christoph Strässer Uwe Beckmeyer Petra Heß Volker Neumann (Bramsche) Monika Heubaum Dietmar Nietan Rita Streb-Hesse Klaus Uwe Benneter Dr. Peter Struck Dr. Axel Berg Gisela Hilbrecht Dr. Erika Ober Gabriele Hiller-Ohm Holger Ortel Joachim Stünker Ute Berg Jörg Tauss Hans-Werner Bertl Stephan Hilsberg Heinz Paula Jella Teuchner Petra Bierwirth Gerd Höfer Johannes Pflug Dr. Gerald Thalheim Rudolf Bindig Jelena Hoffmann (Chemnitz) Joachim Poß Lothar Binding (Heidelberg) Walter Hoffmann Dr. Wilhelm Priesmeier Wolfgang Thierse Kurt Bodewig (Darmstadt) Florian Pronold Franz Thönnes Gerd Friedrich Bollmann Iris Hoffmann (Wismar) Dr. Sascha Raabe Hans-Jürgen Uhl Klaus Brandner Frank Hofmann (Volkach) Karin Rehbock-Zureich Rüdiger Veit Willi Brase Eike Hovermann Gerold Reichenbach Simone Violka (B) Bernhard Brinkmann Klaas Hübner Dr. Carola Reimann Jörg Vogelsänger (D) (Hildesheim) Christel Humme Christel Riemann- Ute Vogt (Pforzheim) Hans-Günter Bruckmann Lothar Ibrügger Hanewinckel Dr. Eva Marlies Volkmer Edelgard Bulmahn Renate Jäger Walter Riester Hans Georg Wagner Marco Bülow Jann-Peter Janssen Reinhold Robbe Hedi Wegener Ulla Burchardt Klaus Werner Jonas René Röspel Andreas Weigel Dr. Michael Bürsch Johannes Kahrs Dr. Ernst Dieter Rossmann Petra Weis Hans Martin Bury Ulrich Kasparick Karin Roth (Esslingen) Reinhard Weis (Stendal) Marion Caspers-Merk Dr. h.c. Susanne Kastner Michael Roth (Heringen) Gunter Weißgerber Dr. Peter Danckert Ulrich Kelber Gerhard Rübenkönig Gert Weisskirchen Dr. Herta Däubler-Gmelin Hans-Peter Kemper Ortwin Runde (Wiesloch) Karl Diller Klaus Kirschner Marlene Rupprecht Dr. Ernst Ulrich von Martin Dörmann Hans-Ulrich Klose (Tuchenbach) Weizsäcker Peter Dreßen Astrid Klug Thomas Sauer Dr. Rainer Wend Dr. Bärbel Kofler Elvira Drobinski-Weiß Anton Schaaf Hildegard Wester Dr. Heinz Köhler Axel Schäfer (Bochum) Detlef Dzembritzki Lydia Westrich Walter Kolbow Gudrun Schaich-Walch Sebastian Edathy Inge Wettig-Danielmeier Fritz Rudolf Körper Rudolf Scharping Siegmund Ehrmann Dr. Margrit Wetzel Hans Eichel Karin Kortmann Bernd Scheelen Andrea Wicklein Martina Eickhoff Rolf Kramer Dr. Hermann Scheer Jürgen Wieczorek (Böhlen) Marga Elser Anette Kramme Siegfried Scheffler Gernot Erler Ernst Kranz Horst Schild Heidemarie Wieczorek-Zeul Petra Ernstberger Nicolette Kressl Otto Schily Dr. Dieter Wiefelspütz Karin Evers-Meyer Volker Kröning Horst Schmidbauer Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Annette Faße Dr. Hans-Ulrich Krüger (Nürnberg) Engelbert Wistuba Elke Ferner Angelika Krüger-Leißner Ulla Schmidt (Aachen) Barbara Wittig Gabriele Fograscher Horst Kubatschka Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Wolfgang Wodarg Rainer Fornahl Helga Kühn-Mengel Dagmar Schmidt (Meschede) Verena Wohlleben Gabriele Frechen Ute Kumpf Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Waltraud Wolff Dagmar Freitag Dr. Uwe Küster Heinz Schmitt (Landau) (Wolmirstedt) Lilo Friedrich (Mettmann) Christine Lambrecht Carsten Schneider Heidi Wright Iris Gleicke Christian Lange (Backnang) Walter Schöler Uta Zapf Günter Gloser Christine Lehder Olaf Scholz Manfred Helmut Zöllmer Uwe Göllner Waltraud Lehn Karsten Schönfeld Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13345

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) BÜNDNIS 90/DIE Dr. Wolf Bauer Peter Götz Dr. Michael Luther (C) GRÜNEN Günter Baumann Dr. Wolfgang Götzer Dorothee Mantel Ernst-Reinhard Beck Ute Granold Erwin Marschewski Kerstin Andreae (Reutlingen) Kurt-Dieter Grill (Recklinghausen) Marieluise Beck (Bremen) Veronika Bellmann Reinhard Grindel Stephan Mayer (Altötting) Volker Beck (Köln) Dr. Christoph Bergner Hermann Gröhe Dr. Conny Mayer (Freiburg) Cornelia Behm Otto Bernhardt Dr. Martin Mayer Birgitt Bender Michael Grosse-Brömer Dr. Rolf Bietmann (Siegertsbrunn) Matthias Berninger Markus Grübel Clemens Binninger Wolfgang Meckelburg Grietje Bettin Manfred Grund Dr. Michael Meister Alexander Bonde Renate Blank Karl-Theodor Freiherr von Ekin Deligöz Peter Bleser und zu Guttenberg Dr. Angela Merkel Dr. Thea Dückert Antje Blumenthal Olav Gutting Friedrich Merz Jutta Dümpe-Krüger Dr. Maria Böhmer Holger Haibach Laurenz Meyer (Hamm) Franziska Eichstädt-Bohlig Jochen Borchert Gerda Hasselfeldt Doris Meyer (Tapfheim) Dr. Uschi Eid Wolfgang Börnsen Klaus-Jürgen Hedrich Maria Michalk Hans-Josef Fell (Bönstrup) Helmut Heiderich Hans Michelbach Joseph Fischer (Frankfurt) Wolfgang Bosbach Ursula Heinen Klaus Minkel Katrin Göring-Eckardt Dr. Wolfgang Bötsch Siegfried Helias Marlene Mortler Anja Hajduk Klaus Brähmig Uda Carmen Freia Heller Dr. Gerd Müller Winfried Hermann Dr. Ralf Brauksiepe Michael Hennrich Stefan Müller (Erlangen) Antje Hermenau Helge Braun Jürgen Herrmann Bernward Müller (Gera) Peter Hettlich Monika Brüning Bernd Heynemann Hildegard Müller Ulrike Höfken Georg Brunnhuber Ernst Hinsken Bernd Neumann (Bremen) Thilo Hoppe Verena Butalikakis Peter Hintze Henry Nitzsche Michaele Hustedt Hartmut Büttner Robert Hochbaum Michaela Noll Jutta Krüger-Jacob (Schönebeck) Klaus Hofbauer Günter Nooke Fritz Kuhn Cajus Julius Caesar Joachim Hörster Dr. Georg Nüßlein Renate Künast Manfred Carstens (Emstek) Hubert Hüppe Franz Obermeier Markus Kurth Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Melanie Oßwald Undine Kurth (Quedlinburg) (Nordstrand) Dr. Peter Jahr Eduard Oswald Dr. Reinhard Loske Gitta Connemann Dr. Egon Jüttner Rita Pawelski Anna Lührmann Leo Dautzenberg Bartholomäus Kalb Dr. Peter Paziorek Jerzy Montag Hubert Deittert Steffen Kampeter Ulrich Petzold Kerstin Müller (Köln) Alexander Dobrindt Irmgard Karwatzki Dr. Joachim Pfeiffer (B) Winfried Nachtwei Vera Dominke Bernhard Kaster Sibylle Pfeiffer (D) Christa Nickels Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Dr. Friedbert Pflüger Friedrich Ostendorff Marie-Luise Dött Dürrheim) Beatrix Philipp Simone Probst Maria Eichhorn Volker Kauder Ronald Pofalla Claudia Roth (Augsburg) Rainer Eppelmann Gerlinde Kaupa Ruprecht Polenz Krista Sager Anke Eymer (Lübeck) Eckart von Klaeden Thomas Rachel Christine Scheel Georg Fahrenschon Jürgen Klimke Hans Raidel Irmingard Schewe-Gerigk Ilse Falk Julia Klöckner Dr. Peter Ramsauer Rezzo Schlauch Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Helmut Rauber Albert Schmidt (Ingolstadt) Albrecht Feibel Manfred Kolbe Peter Rauen Werner Schulz (Berlin) Enak Ferlemann Norbert Königshofen Christa Reichard (Dresden) Petra Selg Hartwig Fischer (Göttingen) Hartmut Koschyk Katherina Reiche Ursula Sowa Dirk Fischer (Hamburg) Thomas Kossendey Hans-Peter Repnik Rainder Steenblock Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Kraus Klaus Riegert Silke Stokar von Neuforn Land) Günther Krichbaum Dr. Heinz Riesenhuber Hans-Christian Ströbele Dr. Maria Flachsbarth Günter Krings Hannelore Roedel Jürgen Trittin Klaus-Peter Flosbach Dr. Martina Krogmann Franz Romer Marianne Tritz Herbert Frankenhauser Dr. Hermann Kues Dr. Klaus Rose Dr. Antje Vogel-Sperl Dr. Hans-Peter Friedrich Werner Kuhn (Zingst) Kurt J. Rossmanith Dr. Antje Vollmer (Hof) Dr. Karl A. Lamers Dr. Norbert Röttgen Dr. Ludger Volmer Erich G. Fritz (Heidelberg) Dr. Christian Ruck Josef Philip Winkler Jochen-Konrad Fromme Dr. Norbert Lammert Volker Rühe Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Michael Fuchs Helmut Lamp Albert Rupprecht (Weiden) Hans-Joachim Fuchtel Barbara Lanzinger Peter Rzepka Dr. Peter Gauweiler Karl-Josef Laumann Anita Schäfer (Saalstadt) Nein Dr. Jürgen Gehb Vera Lengsfeld Dr. Wolfgang Schäuble Norbert Geis Werner Lensing Andreas Scheuer CDU/CSU Roland Gewalt Peter Letzgus Norbert Schindler Ulrich Adam Eberhard Gienger Ursula Lietz Georg Schirmbeck Ilse Aigner Georg Girisch Walter Link (Diepholz) Angela Schmid Peter Altmaier Michael Glos Eduard Lintner Bernd Schmidbauer Artur Auernhammer Ralf Göbel Dr. Klaus W. Lippold Christian Schmidt (Fürth) Dietrich Austermann Dr. Reinhard Göhner (Offenbach) Andreas Schmidt (Mülheim) Norbert Barthle Josef Göppel Patricia Lips Dr. Andreas Schockenhoff 13346 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Dr. Ole Schröder Dr. Hans-Peter Uhl Angelika Brunkhorst Markus Löning (C) Bernhard Schulte-Drüggelte Arnold Vaatz Ernst Burgbacher Dirk Niebel Uwe Schummer Volkmar Uwe Vogel Helga Daub Günther Friedrich Nolting Wilhelm Josef Sebastian Andrea Astrid Voßhoff Ulrike Flach Hans-Joachim Otto Horst Seehofer Gerhard Wächter Otto Fricke (Frankfurt) Kurt Segner Marko Wanderwitz Rainer Funke Eberhard Otto (Godern) Peter Weiß (Emmendingen) Matthias Sehling Dr. Wolfgang Gerhardt Cornelia Pieper Gerald Weiß (Groß-Gerau) Hans-Michael Goldmann Marion Seib Gisela Piltz Heinz Seiffert Ingo Wellenreuther Joachim Günther (Plauen) Dr. Andreas Pinkwart Bernd Siebert Annette Widmann-Mauz Dr. Karlheinz Guttmacher Thomas Silberhorn Klaus-Peter Willsch Dr. Christel Happach-Kasan Dr. Max Stadler Johannes Singhammer Willy Wimmer (Neuss) Ulrich Heinrich Dr. Rainer Stinner Jens Spahn Matthias Wissmann Birgit Homburger Carl-Ludwig Thiele Erika Steinbach Werner Wittlich Dr. Werner Hoyer Dr. Dieter Thomae Christian von Stetten Dagmar Wöhrl Michael Kauch Jürgen Türk Gero Storjohann Elke Wülfing Dr. Heinrich L. Kolb Dr. Guido Westerwelle Wolfgang Zeitlmann Andreas Storm Hellmut Königshaus Dr. Claudia Winterstein Wolfgang Zöller Max Straubinger Gudrun Kopp Dr. Volker Wissing Matthäus Strebl Willi Zylajew Jürgen Koppelin Thomas Strobl (Heilbronn) Sibylle Laurischk FDP Fraktionslose Abgeordnete Lena Strothmann Harald Leibrecht Michael Stübgen Dr. Karl Addicks Ina Lenke Martin Hohmann Antje Tillmann Daniel Bahr (Münster) Sabine Leutheusser- Dr. Gesine Lötzsch Edeltraut Töpfer Rainer Brüderle Schnarrenberger Petra Pau

Bis zum Vorliegen der Ergebnisse der letzten beiden na- Zunächst zur Zurückweisung des Einspruchs des mentlichen Abstimmungen unterbreche ich die Sitzung. Bundesrates gegen das Gesetz zur Anpassung der Finan- (Unterbrechung von 13.44 bis 13.51 Uhr) zierung von Zahnersatz. Abgegebene Stimmen 589. Mit Ja haben gestimmt 303, mit Nein haben gestimmt 286, Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: es gab keine Enthaltungen. Der Antrag ist damit mit der (B) Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. erforderlichen Mehrheit angenommen. (D) Ich gebe Ihnen die von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelten Ergebnisse der beiden letz- ten namentlichen Abstimmungen bekannt.

Endgültiges Ergebnis Klaus Uwe Benneter Peter Dreßen Monika Griefahn Abgegebene Stimmen: 589; Dr. Axel Berg Elvira Drobinski-Weiß Kerstin Griese davon Ute Berg Detlef Dzembritzki Gabriele Groneberg Hans-Werner Bertl Sebastian Edathy Achim Großmann ja: 303 Petra Bierwirth Siegmund Ehrmann Wolfgang Grotthaus nein: 286 Rudolf Bindig Hans Eichel Karl Hermann Haack Lothar Binding (Heidelberg) Martina Eickhoff (Extertal) Ja Kurt Bodewig Marga Elser Hans-Joachim Hacker Gerd Friedrich Bollmann Gernot Erler Bettina Hagedorn SPD Klaus Brandner Petra Ernstberger Klaus Hagemann Willi Brase Karin Evers-Meyer Alfred Hartenbach Dr. Lale Akgün Bernhard Brinkmann Annette Faße Michael Hartmann Gerd Andres (Hildesheim) Elke Ferner (Wackernheim) Ingrid Arndt-Brauer Hans-Günter Bruckmann Gabriele Fograscher Nina Hauer Rainer Arnold Edelgard Bulmahn Rainer Fornahl Hubertus Heil Hermann Bachmaier Marco Bülow Gabriele Frechen Reinhold Hemker Ernst Bahr (Neuruppin) Ulla Burchardt Dagmar Freitag Rolf Hempelmann Doris Barnett Dr. Michael Bürsch Lilo Friedrich (Mettmann) Dr. Barbara Hendricks Dr. Hans-Peter Bartels Hans Martin Bury Iris Gleicke Gustav Herzog Eckhardt Barthel (Berlin) Marion Caspers-Merk Günter Gloser Petra Heß Klaus Barthel (Starnberg) Dr. Peter Danckert Uwe Göllner Monika Heubaum Sören Bartol Dr. Herta Däubler-Gmelin Renate Gradistanac Gisela Hilbrecht Sabine Bätzing Karl Diller Angelika Graf (Rosenheim) Gabriele Hiller-Ohm Uwe Beckmeyer Martin Dörmann Dieter Grasedieck Stephan Hilsberg Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13347

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Gerd Höfer Johannes Pflug Dr. Gerald Thalheim Markus Kurth (C) Jelena Hoffmann (Chemnitz) Joachim Poß Wolfgang Thierse Undine Kurth (Quedlinburg) Walter Hoffmann Dr. Wilhelm Priesmeier Franz Thönnes Dr. Reinhard Loske (Darmstadt) Florian Pronold Hans-Jürgen Uhl Anna Lührmann Iris Hoffmann (Wismar) Dr. Sascha Raabe Rüdiger Veit Jerzy Montag Frank Hofmann (Volkach) Karin Rehbock-Zureich Simone Violka Kerstin Müller (Köln) Eike Hovermann Gerold Reichenbach Jörg Vogelsänger Winfried Nachtwei Klaas Hübner Dr. Carola Reimann Ute Vogt (Pforzheim) Christa Nickels Christel Humme Christel Riemann- Dr. Marlies Volkmer Friedrich Ostendorff Lothar Ibrügger Hanewinckel Hans Georg Wagner Simone Probst Renate Jäger Walter Riester Hedi Wegener Claudia Roth (Augsburg) Jann-Peter Janssen Reinhold Robbe Andreas Weigel Krista Sager Klaus Werner Jonas René Röspel Petra Weis Christine Scheel Johannes Kahrs Dr. Ernst Dieter Rossmann Reinhard Weis (Stendal) Irmingard Schewe-Gerigk Ulrich Kasparick Karin Roth (Esslingen) Gunter Weißgerber Rezzo Schlauch Dr. h.c. Susanne Kastner Michael Roth (Heringen) Gert Weisskirchen Albert Schmidt (Ingolstadt) Ulrich Kelber Gerhard Rübenkönig (Wiesloch) Werner Schulz (Berlin) Hans-Peter Kemper Ortwin Runde Dr. Ernst Ulrich von Petra Selg Klaus Kirschner Marlene Rupprecht Weizsäcker Ursula Sowa Hans-Ulrich Klose (Tuchenbach) Dr. Rainer Wend Rainder Steenblock Astrid Klug Thomas Sauer Hildegard Wester Silke Stokar von Neuforn Dr. Bärbel Kofler Anton Schaaf Lydia Westrich Hans-Christian Ströbele Dr. Heinz Köhler Axel Schäfer (Bochum) Inge Wettig-Danielmeier Jürgen Trittin Walter Kolbow Gudrun Schaich-Walch Dr. Margrit Wetzel Marianne Tritz Fritz Rudolf Körper Rudolf Scharping Andrea Wicklein Dr. Antje Vogel-Sperl Karin Kortmann Bernd Scheelen Jürgen Wieczorek (Böhlen) Dr. Antje Vollmer Rolf Kramer Dr. Hermann Scheer Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Ludger Volmer Anette Kramme Siegfried Scheffler Dr. Dieter Wiefelspütz Josef Philip Winkler Ernst Kranz Horst Schild Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Margareta Wolf (Frankfurt) Nicolette Kressl Otto Schily Engelbert Wistuba Volker Kröning Horst Schmidbauer Barbara Wittig Dr. Hans-Ulrich Krüger (Nürnberg) Dr. Wolfgang Wodarg Nein Angelika Krüger-Leißner Ulla Schmidt (Aachen) Verena Wohlleben CDU/CSU Horst Kubatschka Silvia Schmidt (Eisleben) Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (B) Helga Kühn-Mengel Dagmar Schmidt (Meschede) Ulrich Adam (D) Ute Kumpf Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heidi Wright Ilse Aigner Dr. Uwe Küster Heinz Schmitt (Landau) Uta Zapf Peter Altmaier Christine Lambrecht Carsten Schneider Manfred Helmut Zöllmer Artur Auernhammer Christian Lange (Backnang) Walter Schöler Dr. Christoph Zöpel Dietrich Austermann Christine Lehder Olaf Scholz Norbert Barthle Waltraud Lehn Karsten Schönfeld BÜNDNIS 90/DIE Dr. Wolf Bauer Dr. Elke Leonhard Fritz Schösser GRÜNEN Günter Baumann Eckhart Lewering Wilfried Schreck Kerstin Andreae Ernst-Reinhard Beck Götz-Peter Lohmann Ottmar Schreiner Marieluise Beck (Bremen) (Reutlingen) Gabriele Lösekrug-Möller Gerhard Schröder Volker Beck (Köln) Veronika Maria Bellmann Erika Lotz Brigitte Schulte (Hameln) Cornelia Behm Dr. Christoph Bergner Dr. Christine Lucyga Reinhard Schultz Birgitt Bender Otto Bernhardt Dirk Manzewski (Everswinkel) Matthias Berninger Dr. Rolf Bietmann Tobias Marhold Swen Schulz (Spandau) Grietje Bettin Clemens Binninger Lothar Mark Dr. Angelica Schwall-Düren Alexander Bonde Renate Blank Caren Marks Dr. Martin Schwanholz Ekin Deligöz Peter Bleser Hilde Mattheis Rolf Schwanitz Dr. Thea Dückert Antje Blumenthal Markus Meckel Erika Simm Jutta Dümpe-Krüger Dr. Maria Böhmer Ulrike Mehl Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Franziska Eichstädt-Bohlig Jochen Borchert Petra-Evelyne Merkel Dr. Cornelie Sonntag- Dr. Uschi Eid Wolfgang Börnsen Ulrike Merten Wolgast Hans-Josef Fell (Bönstrup) Angelika Mertens Wolfgang Spanier Joseph Fischer (Frankfurt) Wolfgang Bosbach Ursula Mogg Dr. Margrit Spielmann Katrin Göring-Eckardt Dr. Wolfgang Bötsch Michael Müller (Düsseldorf) Jörg-Otto Spiller Anja Hajduk Klaus Brähmig Christian Müller (Zittau) Dr. Ditmar Staffelt Winfried Hermann Dr. Ralf Brauksiepe Gesine Multhaupt Ludwig Stiegler Antje Hermenau Helge Braun Franz Müntefering Rolf Stöckel Peter Hettlich Monika Brüning Dr. Rolf Mützenich Christoph Strässer Ulrike Höfken Georg Brunnhuber Volker Neumann (Bramsche) Rita Streb-Hesse Thilo Hoppe Verena Butalikakis Dietmar Nietan Dr. Peter Struck Michaele Hustedt Hartmut Büttner Dr. Erika Ober Joachim Stünker Jutta Krüger-Jacob (Schönebeck) Holger Ortel Jörg Tauss Fritz Kuhn Cajus Julius Caesar Heinz Paula Jella Teuchner Renate Künast Manfred Carstens (Emstek) 13348 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Melanie Oßwald Gerhard Wächter (C) (Nordstrand) Dr. Peter Jahr Eduard Oswald Marko Wanderwitz Gitta Connemann Dr. Egon Jüttner Rita Pawelski Peter Weiß (Emmendingen) Leo Dautzenberg Bartholomäus Kalb Dr. Peter Paziorek Gerald Weiß (Groß-Gerau) Hubert Deittert Steffen Kampeter Ulrich Petzold Ingo Wellenreuther Alexander Dobrindt Irmgard Karwatzki Dr. Joachim Pfeiffer Annette Widmann-Mauz Vera Dominke Bernhard Nikolaus Kaster Sibylle Pfeiffer Klaus-Peter Willsch Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Dr. Friedbert Pflüger Willy Wimmer (Neuss) Marie-Luise Dött Dürrheim) Beatrix Philipp Matthias Wissmann Maria Eichhorn Volker Kauder Ronald Pofalla Werner Wittlich Rainer Eppelmann Gerlinde Kaupa Ruprecht Polenz Dagmar Wöhrl Anke Eymer (Lübeck) Eckart von Klaeden Thomas Rachel Elke Wülfing Georg Fahrenschon Jürgen Klimke Hans Raidel Wolfgang Zeitlmann Ilse Falk Julia Klöckner Dr. Peter Ramsauer Wolfgang Zöller Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Helmut Rauber Willi Zylajew Albrecht Feibel Manfred Kolbe Peter Rauen Enak Ferlemann Norbert Königshofen Christa Reichard (Dresden) FDP Hartwig Fischer (Göttingen) Hartmut Koschyk Katherina Reiche Dirk Fischer (Hamburg) Thomas Kossendey Hans-Peter Repnik Dr. Karl Addicks Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Kraus Klaus Riegert Daniel Bahr (Münster) Land) Günther Krichbaum Dr. Heinz Riesenhuber Rainer Brüderle Dr. Maria Flachsbarth Günter Krings Hannelore Roedel Angelika Brunkhorst Klaus-Peter Flosbach Dr. Martina Krogmann Franz Romer Ernst Burgbacher Herbert Frankenhauser Dr. Hermann Kues Dr. Klaus Rose Helga Daub Dr. Hans-Peter Friedrich Werner Kuhn (Zingst) Kurt J. Rossmanith Ulrike Flach (Hof) Dr. Karl A. Lamers Dr. Norbert Röttgen Otto Fricke Erich G. Fritz (Heidelberg) Dr. Christian Ruck Rainer Funke Jochen-Konrad Fromme Dr. Norbert Lammert Volker Rühe Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Michael Fuchs Helmut Lamp Albert Rupprecht (Weiden) Hans-Michael Goldmann Hans-Joachim Fuchtel Barbara Lanzinger Peter Rzepka Joachim Günther (Plauen) Dr. Peter Gauweiler Karl-Josef Laumann Anita Schäfer (Saalstadt) Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Jürgen Gehb Vera Lengsfeld Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Christel Happach-Kasan Norbert Geis Werner Lensing Andreas Scheuer Ulrich Heinrich Roland Gewalt Peter Letzgus Norbert Schindler Birgit Homburger (B) Eberhard Gienger Ursula Lietz Georg Schirmbeck Dr. Werner Hoyer (D) Georg Girisch Walter Link (Diepholz) Angela Schmid Michael Kauch Michael Glos Eduard Lintner Bernd Schmidbauer Dr. Heinrich L. Kolb Ralf Göbel Dr. Klaus W. Lippold Christian Schmidt (Fürth) Hellmut Königshaus Dr. Reinhard Göhner (Offenbach) Andreas Schmidt (Mülheim) Gudrun Kopp Josef Göppel Patricia Lips Dr. Andreas Schockenhoff Jürgen Koppelin Peter Götz Dr. Michael Luther Dr. Ole Schröder Sibylle Laurischk Dr. Wolfgang Götzer Dorothee Mantel Bernhard Schulte-Drüggelte Harald Leibrecht Ute Granold Erwin Marschewski Uwe Schummer Ina Lenke Kurt-Dieter Grill (Recklinghausen) Wilhelm Josef Sebastian Sabine Leutheusser- Reinhard Grindel Stephan Mayer (Altötting) Horst Seehofer Schnarrenberger Hermann Gröhe Dr. Conny Mayer (Freiburg) Kurt Segner Markus Löning Michael Grosse-Brömer Dr. Martin Mayer Matthias Sehling Dirk Niebel Markus Grübel (Siegertsbrunn) Marion Seib Günther Friedrich Nolting Manfred Grund Wolfgang Meckelburg Heinz Seiffert Hans-Joachim Otto Karl-Theodor Freiherr von Dr. Michael Meister Bernd Siebert (Frankfurt) und zu Guttenberg Dr. Angela Merkel Thomas Silberhorn Eberhard Otto (Godern) Olav Gutting Friedrich Merz Johannes Singhammer Cornelia Pieper Holger Haibach Laurenz Meyer (Hamm) Jens Spahn Gisela Piltz Gerda Hasselfeldt Doris Meyer (Tapfheim) Erika Steinbach Dr. Andreas Pinkwart Klaus-Jürgen Hedrich Maria Michalk Christian von Stetten Dr. Max Stadler Helmut Heiderich Hans Michelbach Gero Storjohann Dr. Rainer Stinner Ursula Heinen Klaus Minkel Andreas Storm Carl-Ludwig Thiele Siegfried Helias Marlene Mortler Max Straubinger Dr. Dieter Thomae Uda Carmen Freia Heller Dr. Gerd Müller Matthäus Strebl Jürgen Türk Michael Hennrich Stefan Müller (Erlangen) Thomas Strobl (Heilbronn) Dr. Guido Westerwelle Jürgen Herrmann Bernward Müller (Gera) Lena Strothmann Dr. Claudia Winterstein Bernd Heynemann Hildegard Müller Michael Stübgen Dr. Volker Wissing Ernst Hinsken Bernd Neumann (Bremen) Antje Tillmann Peter Hintze Henry Nitzsche Edeltraut Töpfer Fraktionslose Abgeordnete Robert Hochbaum Michaela Noll Dr. Hans-Peter Uhl Klaus Hofbauer Günter Nooke Arnold Vaatz Martin Hohmann Joachim Hörster Dr. Georg Nüßlein Volkmar Uwe Vogel Dr. Gesine Lötzsch Hubert Hüppe Franz Obermeier Andrea Astrid Voßhoff Petra Pau Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13349

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Als Letztes zur Zurückweisung des Einspruchs des bene Stimmen 589. Mit Ja haben gestimmt 303, mit Nein (C) Bundesrates gegen das Gesetz zur Berücksichtigung der haben gestimmt 285, es gab keine Enthaltungen. Der Kindererziehung im Beitragsrecht der sozialen Pflege- Antrag ist damit mit der erforderlichen Mehrheit ange- versicherung, Kinder-Berücksichtigungsgesetz. Abgege- nommen.

Endgültiges Ergebnis Elke Ferner Fritz Rudolf Körper Gerhard Rübenkönig Abgegebene Stimmen: 589; Gabriele Fograscher Karin Kortmann Ortwin Runde davon Rainer Fornahl Rolf Kramer Marlene Rupprecht Gabriele Frechen Anette Kramme (Tuchenbach) ja: 303 Dagmar Freitag Ernst Kranz Thomas Sauer nein: 286 Lilo Friedrich (Mettmann) Nicolette Kressl Anton Schaaf Iris Gleicke Volker Kröning Axel Schäfer (Bochum) Ja Günter Gloser Dr. Hans-Ulrich Krüger Gudrun Schaich-Walch Uwe Göllner Angelika Krüger-Leißner Rudolf Scharping SPD Renate Gradistanac Horst Kubatschka Bernd Scheelen Angelika Graf (Rosenheim) Helga Kühn-Mengel Dr. Hermann Scheer Dr. Lale Akgün Dieter Grasedieck Ute Kumpf Siegfried Scheffler Gerd Andres Monika Griefahn Dr. Uwe Küster Horst Schild Ingrid Arndt-Brauer Kerstin Griese Christine Lambrecht Otto Schily Rainer Arnold Gabriele Groneberg Christian Lange (Backnang) Horst Schmidbauer Hermann Bachmaier Achim Großmann Christine Lehder (Nürnberg) Ernst Bahr (Neuruppin) Wolfgang Grotthaus Waltraud Lehn Ulla Schmidt (Aachen) Doris Barnett Karl Hermann Haack Dr. Elke Leonhard Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Hans-Peter Bartels (Extertal) Eckhart Lewering Dagmar Schmidt (Meschede) Eckhardt Barthel (Berlin) Hans-Joachim Hacker Götz-Peter Lohmann Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Klaus Barthel (Starnberg) Bettina Hagedorn Gabriele Lösekrug-Möller Heinz Schmitt (Landau) Sören Bartol Klaus Hagemann Erika Lotz Carsten Schneider Sabine Bätzing Alfred Hartenbach Dr. Christine Lucyga Walter Schöler Uwe Beckmeyer Michael Hartmann Dirk Manzewski Olaf Scholz Klaus Uwe Benneter (Wackernheim) Tobias Marhold Karsten Schönfeld Dr. Axel Berg Nina Hauer Lothar Mark Fritz Schösser (B) Ute Berg Hubertus Heil Caren Marks Wilfried Schreck (D) Hans-Werner Bertl Reinhold Hemker Hilde Mattheis Ottmar Schreiner Petra Bierwirth Rolf Hempelmann Markus Meckel Gerhard Schröder Rudolf Bindig Dr. Barbara Hendricks Ulrike Mehl Brigitte Schulte (Hameln) Lothar Binding (Heidelberg) Gustav Herzog Petra-Evelyne Merkel Reinhard Schultz Kurt Bodewig Petra Heß Ulrike Merten (Everswinkel) Gerd Friedrich Bollmann Monika Heubaum Angelika Mertens Swen Schulz (Spandau) Klaus Brandner Gisela Hilbrecht Ursula Mogg Dr. Angelica Schwall-Düren Willi Brase Gabriele Hiller-Ohm Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Martin Schwanholz Bernhard Brinkmann Stephan Hilsberg Christian Müller (Zittau) Rolf Schwanitz (Hildesheim) Gerd Höfer Gesine Multhaupt Erika Simm Hans-Günter Bruckmann Jelena Hoffmann (Chemnitz) Franz Müntefering Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Edelgard Bulmahn Walter Hoffmann Dr. Rolf Mützenich Dr. Cornelie Sonntag- Marco Bülow (Darmstadt) Volker Neumann (Bramsche) Wolgast Ulla Burchardt Iris Hoffmann (Wismar) Dietmar Nietan Wolfgang Spanier Dr. Michael Bürsch Frank Hofmann (Volkach) Dr. Erika Ober Dr. Margrit Spielmann Hans Martin Bury Eike Hovermann Holger Ortel Jörg-Otto Spiller Marion Caspers-Merk Klaas Hübner Heinz Paula Dr. Ditmar Staffelt Dr. Peter Danckert Christel Humme Johannes Pflug Ludwig Stiegler Dr. Herta Däubler-Gmelin Lothar Ibrügger Joachim Poß Rolf Stöckel Karl Diller Renate Jäger Dr. Wilhelm Priesmeier Christoph Strässer Martin Dörmann Jann-Peter Janssen Florian Pronold Rita Streb-Hesse Peter Dreßen Klaus Werner Jonas Dr. Sascha Raabe Dr. Peter Struck Elvira Drobinski-Weiß Johannes Kahrs Karin Rehbock-Zureich Joachim Stünker Detlef Dzembritzki Ulrich Kasparick Gerold Reichenbach Jörg Tauss Sebastian Edathy Dr. h.c. Susanne Kastner Dr. Carola Reimann Jella Teuchner Siegmund Ehrmann Ulrich Kelber Christel Riemann- Dr. Gerald Thalheim Hans Eichel Hans-Peter Kemper Hanewinckel Wolfgang Thierse Martina Eickhoff Klaus Kirschner Walter Riester Franz Thönnes Marga Elser Hans-Ulrich Klose Reinhold Robbe Hans-Jürgen Uhl Gernot Erler Astrid Klug René Röspel Rüdiger Veit Petra Ernstberger Dr. Bärbel Kofler Dr. Ernst Dieter Rossmann Simone Violka Karin Evers-Meyer Dr. Heinz Köhler Karin Roth (Esslingen) Jörg Vogelsänger Annette Faße Walter Kolbow Michael Roth (Heringen) Ute Vogt (Pforzheim) 13350 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Dr. Eva Marlies Volkmer Friedrich Ostendorff Maria Eichhorn Volker Kauder (C) Hans Georg Wagner Simone Probst Rainer Eppelmann Gerlinde Kaupa Hedi Wegener Claudia Roth (Augsburg) Anke Eymer (Lübeck) Eckart von Klaeden Andreas Weigel Krista Sager Georg Fahrenschon Jürgen Klimke Petra Weis Christine Scheel Ilse Falk Julia Klöckner Reinhard Weis (Stendal) Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Hans Georg Faust Kristina Köhler (Wiesbaden) Gunter Weißgerber Rezzo Schlauch Albrecht Feibel Manfred Kolbe Gert Weisskirchen Albert Schmidt (Ingolstadt) Enak Ferlemann Norbert Königshofen (Wiesloch) Werner Schulz (Berlin) Hartwig Fischer (Göttingen) Hartmut Koschyk Dr. Ernst Ulrich von Petra Selg Dirk Fischer (Hamburg) Thomas Kossendey Weizsäcker Ursula Sowa Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Kraus Dr. Rainer Wend Rainder Steenblock Land) Günther Krichbaum Hildegard Wester Silke Stokar von Neuforn Dr. Maria Flachsbarth Günter Krings Lydia Westrich Hans-Christian Ströbele Klaus-Peter Flosbach Dr. Martina Krogmann Inge Wettig-Danielmeier Jürgen Trittin Herbert Frankenhauser Dr. Hermann Kues Dr. Margrit Wetzel Marianne Tritz Dr. Hans-Peter Friedrich Werner Kuhn (Zingst) Andrea Wicklein Dr. Antje Vogel-Sperl (Hof) Dr. Karl A. Lamers Jürgen Wieczorek (Böhlen) Dr. Antje Vollmer Erich G. Fritz (Heidelberg) Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Ludger Volmer Jochen-Konrad Fromme Dr. Norbert Lammert Dr. Dieter Wiefelspütz Josef Philip Winkler Dr. Michael Fuchs Helmut Lamp Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Margareta Wolf (Frankfurt) Hans-Joachim Fuchtel Barbara Lanzinger Engelbert Wistuba Dr. Peter Gauweiler Karl-Josef Laumann Barbara Wittig Nein Dr. Jürgen Gehb Vera Lengsfeld Dr. Wolfgang Wodarg Norbert Geis Werner Lensing Verena Wohlleben CDU/CSU Roland Gewalt Peter Letzgus Waltraud Wolff Eberhard Gienger Ursula Lietz Ulrich Adam (Wolmirstedt) Georg Girisch Walter Link (Diepholz) Ilse Aigner Heidi Wright Michael Glos Eduard Lintner Peter Altmaier Uta Zapf Ralf Göbel Dr. Klaus W. Lippold Artur Auernhammer Manfred Helmut Zöllmer Dr. Reinhard Göhner (Offenbach) Dietrich Austermann Dr. Christoph Zöpel Josef Göppel Patricia Lips Norbert Barthle Peter Götz Dr. Michael Luther Dr. Wolf Bauer BÜNDNIS 90/DIE Dr. Wolfgang Götzer Dorothee Mantel Günter Baumann GRÜNEN Ute Granold Erwin Marschewski Ernst-Reinhard Beck (Recklinghausen) (B) Kerstin Andreae (Reutlingen) Kurt-Dieter Grill (D) Marieluise Beck (Bremen) Veronika Bellmann Reinhard Grindel Stephan Mayer (Altötting) Volker Beck (Köln) Dr. Christoph Bergner Hermann Gröhe Dr. Conny Mayer (Freiberg) Cornelia Behm Otto Bernhardt Michael Grosse-Brömer Dr. Martin Mayer Birgitt Bender Dr. Rolf Bietmann Markus Grübel (Siegertsbrunn) Matthias Berninger Clemens Binninger Manfred Grund Wolfgang Meckelburg Grietje Bettin Renate Blank Karl-Theodor Freiherr von Dr. Michael Meister Alexander Bonde Peter Bleser und zu Guttenberg Dr. Angela Merkel Ekin Deligöz Antje Blumenthal Olav Gutting Friedrich Merz Dr. Thea Dückert Dr. Maria Böhmer Holger Haibach Laurenz Meyer (Hamm) Jutta Dümpe-Krüger Jochen Borchert Gerda Hasselfeldt Doris Meyer (Tapfheim) Franziska Eichstädt-Bohlig Wolfgang Börnsen Klaus-Jürgen Hedrich Maria Michalk Dr. Uschi Eid (Bönstrup) Helmut Heiderich Hans Michelbach Hans-Josef Fell Wolfgang Bosbach Ursula Heinen Klaus Minkel Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Wolfgang Bötsch Siegfried Helias Marlene Mortler Katrin Göring-Eckardt Klaus Brähmig Uda Carmen Freia Heller Dr. Gerd Müller Anja Hajduk Dr. Ralf Brauksiepe Michael Hennrich Stefan Müller (Erlangen) Winfried Hermann Helge Braun Jürgen Herrmann Bernward Müller (Gera) Antje Hermenau Monika Brüning Bernd Heynemann Hildegard Müller Peter Hettlich Georg Brunnhuber Ernst Hinsken Bernd Neumann (Bremen) Ulrike Höfken Verena Butalikakis Peter Hintze Henry Nitzsche Thilo Hoppe Hartmut Büttner Robert Hochbaum Michaela Noll Michaele Hustedt (Schönebeck) Klaus Hofbauer Günter Nooke Jutta Krüger-Jacob Cajus Julius Caesar Joachim Hörster Dr. Georg Nüßlein Fritz Kuhn Manfred Carstens (Emstek) Hubert Hüppe Franz Obermeier Renate Künast Peter H. Carstensen Susanne Jaffke Melanie Oßwald Markus Kurth (Nordstrand) Dr. Peter Jahr Eduard Oswald Undine Kurth (Quedlinburg) Gitta Connemann Dr. Egon Jüttner Rita Pawelski Dr. Reinhard Loske Leo Dautzenberg Bartholomäus Kalb Dr. Peter Paziorek Anna Lührmann Hubert Deittert Steffen Kampeter Ulrich Petzold Jerzy Montag Alexander Dobrindt Irmgard Karwatzki Dr. Joachim Pfeiffer Kerstin Müller (Köln) Vera Dominke Bernhard Kaster Sibylle Pfeiffer Winfried Nachtwei Thomas Dörflinger Siegfried Kauder (Bad Dr. Friedbert Pflüger Christa Nickels Marie-Luise Dött Dürrheim) Beatrix Philipp Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13351

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Ronald Pofalla Bernhard Schulte-Drüggelte Ingo Wellenreuther Dr. Heinrich L. Kolb (C) Ruprecht Polenz Uwe Schummer Annette Widmann-Mauz Hellmut Königshaus Thomas Rachel Wilhelm Josef Sebastian Klaus-Peter Willsch Gudrun Kopp Hans Raidel Horst Seehofer Willy Wimmer (Neuss) Jürgen Koppelin Dr. Peter Ramsauer Kurt Segner Matthias Wissmann Sibylle Laurischk Helmut Rauber Matthias Sehling Werner Wittlich Harald Leibrecht Peter Rauen Marion Seib Dagmar Wöhrl Ina Lenke Christa Reichard (Dresden) Heinz Seiffert Elke Wülfing Sabine Leutheusser- Katherina Reiche Bernd Siebert Wolfgang Zeitlmann Schnarrenberger Hans-Peter Repnik Thomas Silberhorn Wolfgang Zöller Markus Löning Klaus Riegert Johannes Singhammer Willi Zylajew Dirk Niebel Dr. Heinz Riesenhuber Jens Spahn Günther Friedrich Nolting Hannelore Roedel Erika Steinbach FDP Hans-Joachim Otto Franz Romer (Frankfurt) Christian von Stetten Dr. Karl Addicks Dr. Klaus Rose Eberhard Otto (Godern) Gero Storjohann Daniel Bahr (Münster) Kurt J. Rossmanith Cornelia Pieper Andreas Storm Rainer Brüderle Dr. Norbert Röttgen Gisela Piltz Max Straubinger Angelika Brunkhorst Dr. Christian Ruck Dr. Andreas Pinkwart Matthäus Strebl Ernst Burgbacher Vo l ke r R ü he Dr. Max Stadler Thomas Strobl (Heilbronn) Helga Daub Albert Rupprecht (Weiden) Dr. Rainer Stinner Lena Strothmann Ulrike Flach Peter Rzepka Carl-Ludwig Thiele Michael Stübgen Otto Fricke Anita Schäfer (Saalstadt) Dr. Dieter Thomae Antje Tillmann Rainer Funke Dr. Wolfgang Schäuble Jürgen Türk Edeltraut Töpfer Dr. Wolfgang Gerhardt Andreas Scheuer Dr. Guido Westerwelle Dr. Hans-Peter Uhl Hans-Michael Goldmann Norbert Schindler Dr. Claudia Winterstein Georg Schirmbeck Arnold Vaatz Joachim Günther (Plauen) Dr. Volker Wissing Angela Schmid Volkmar Uwe Vogel Dr. Karlheinz Guttmacher Bernd Schmidbauer Andrea Astrid Voßhoff Dr. Christel Happach-Kasan Fraktionslose Abgeordnete Christian Schmidt (Fürth) Gerhard Wächter Ulrich Heinrich Andreas Schmidt (Mülheim) Marko Wanderwitz Birgit Homburger Martin Hohmann Dr. Andreas Schockenhoff Peter Weiß (Emmendingen) Dr. Werner Hoyer Dr. Gesine Lötzsch Dr. Ole Schröder Gerald Weiß (Groß-Gerau) Michael Kauch Petra Pau

(B) (D)

Alle Einsprüche des Bundesrates sind somit zurück- Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages- gewiesen. ordnung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- DIE GRÜNEN) destages auf Mittwoch, den 1. Dezember 2004, 13 Uhr, ein. Ich glaube, angesichts des schwierigen Abstim- Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen ein mungsvorgangs ist es sicherlich auch in Ihrem Sinne, schönes Wochenende bzw. ein schönes arbeitsreiches wenn wir allen Helfern danken. Wochenende und den Besucherinnen und Besuchern auf (Beifall) der Tribüne noch ein paar schöne Tage in Berlin. Die Sitzung ist geschlossen. Dazu zählen natürlich die Helfer aus der Verwaltung, aber auch die Schriftführerinnen und Schriftführer. (Schluss: 13.53 Uhr)

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13353

(A) Anlagen zum Stenografischen Bericht (C) Anlage 1

Liste der entschuldigten Abgeordneten Die Absenkung des Haushaltsansatzes für den Bun- deszuschuss in Kapitel 60 02, Titel 685 01 an den BPS – Bundes-Pensions-Service für Post und Telekommuni- entschuldigt bis kation e.V., Postbeamtenversorgungskasse – von 5,45 Mil- Abgeordnete(r) einschließlich liarden Euro auf null verschiebt jedoch aktuelle kurzfris- tige Zahlungsverpflichtungen in die Zukunft, führt dort Fischbach, Ingrid CDU/CSU 26.11.2004 zu höheren Belastungen, als sie im PostPersRG dem Grunde nach festgelegt sind, und geht zulasten folgender Haupt, Klaus FDP 26.11.2004 Generationen.

Irber, Brunhilde SPD 26.11.2004 Wir sind uns bewusst, dass diese einmalige Titelab- senkung nicht hätte vorgenommen werden müssen, Dr. Leonhard, Elke SPD 26.11.2004 wenn sich CDU/CSU und FDP dem vom Bundesfinanz- minister vorgeschlagenen Abbau von nicht mehr zeitge- Nolte, Claudia CDU/CSU 26.11.2004 mäßen Steuervergünstigungen und Finanzhilfen nicht verweigert hätten. Wir gehen davon aus, dass die Bun- Raab, Daniela CDU/CSU 26.11.2004 desregierung im Haushaltsaufstellungsverfahren 2006 geeignete Schritte unternimmt, um die Finanzpolitik des Schauerte, Hartmut CDU/CSU 26.11.2004 Bundes und der Länder generationengerechter auszu- richten. Dies ist durch eine konkrete Verabredung im Fi- nanzplanungsrat zur Haushaltskonsolidierung sowohl Anlage 2 auf der Einnahmen- als auch der Ausgabenseite der öf- fentlichen Haushalte zu gewährleisten. Hierzu sind aber Erklärung nach § 31 GO auch insbesondere die Bundesländer in ihrer Verantwor- tung gefragt. der Abgeordneten Christian Lange (Backnang), Andreas Weigel, Martin Dörmann, Rolf Stöckel, Walter Hoffmann (Darmstadt), Gabriele Frechen, Kerstin Griese, Swen Schulz (Span- Anlage 3 (B) dau), Dr. Hans-Peter Bartels, Astrid Klug, Erklärung nach § 31 GO (D) Sabine Bätzing, Carsten Schneider, Dr. Hans- Ulrich Krüger, Dr. Erika Ober, Dr. Carola der Abgeordneten Jutta Krüger-Jacob (BÜND- Reimann, Petra Heß, Marco Bülow, Kurt NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- Bodewig, Dr. Axel Berg, Andrea Wicklein, stimmung über den Entwurf eines Gesetzes Silvia Schmidt (Eisleben), Karsten Schönfeld, über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans Hubertus Heil, Ernst Kranz, Ute Berg, Michael für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsge- Hartmann (Wackernheim) und Lotharsetz 2005) (Tagesordnungspunkt II) Ibrügger (alle SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes über die Der Haushalt für 2005 gibt die richtigen Antworten in Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das einer schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage. In ei- Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Ta- nem Punkt des vorliegenden Gesetzes habe ich aller- gesordnungspunkt II) dings eine dezidiert andere Auffassung: Wir stimmen dem Haushaltsgesetz 2005 trotz inhaltli- Von den im Bundeshaushalt vorgesehenen Mitteln zur cher Bedenken zu. Der Bundeshaushalt 2005 hält dieUnterstützung des Steinkohlebergbaus geht das falsche Grenzen von Art. 115 des Grundgesetzes ein. Die Netto- Signal aus. kreditaufnahme liegt mit 22 Milliarden Euro unter dem Investitionsvolumen von 22,7 Milliarden Euro. Erstens. Der jetzt vereinbarte Kompromiss beinhaltet eine Degression der Steinkohlesubventionierung bis CDU/CSU und FDP sind wesentlich mitverantwort- 2012 auf höchstens 16 Millionen Tonnen. Die finanziel- lich für die erhebliche Deckungslücke, die mit Privati- len Hilfen betragen für den Gesamtzeitraum 15,87 Milli- sierungseinnahmen geschlossen werden muss. Durcharden Euro und werden über die Jahre degressiv ausge- deren kurzsichtige, parteitaktisch motivierte Verweige- staltet (2006: 1,937 Milliarden Euro, 2007: 1,900 rungshaltung im Bundesrat haben sie im vergangenen Milliarden Euro, 2008: 1,862 Milliarden Euro). In einer Jahr sowohl beim Steuervergünstigungsabbaugesetz wie Zeit, in der es parteiübergreifend einen Konsens über die beim Haushaltsbegleitgesetz weitere KonsolidierungNotwendigkeit der Haushaltskonsolidierung und deshalb durch Subventionsabbau verhindert. Daher fehlen den auch über die Notwendigkeit eines umfassenden Abbaus Haushalten von Bund, Ländern und Kommunen jährlich von Subventionen gibt, sind Sonderregelungen für ein- 17,5 Milliarden Euro. Eine weitere Verweigerung von zelne Sektoren in diesem Maße inakzeptabel und kaum Union und FDP bei der Abschaffung der Eigenheimzu- vermittelbar. Der Anteil der Subventionen am Gesamt- lage ist verantwortungslos. teil der gewerblichen Wirtschaft macht über 20 Prozent 13354 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004

(A) aus. Glaubwürdige Politik macht einen verstärkten Sub- hen und diese bei der Erstellung eines Haushaltes nicht (C) ventionsabbau auch bei der Steinkohle unverzichtbar. ignoriert werden können. Zweitens. Ziel muss es sein, in den Verhandlungen nach Ablaufen der Verpflichtungsermächtigungen 2008 Anlage 4 einen stärker degressiven Verlauf der Subventionen zu erlangen und eine Plafondierung zu vermeiden. Amtliche Mitteilungen Drittens. Es geht nicht darum, Steinkohle aus dem Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Energiemix herauszunehmen. Die Kohlevorräte sindmitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 weltweit in großem Umfang vorhanden und auf vieleder Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den Länder – unter anderem e di USA, Australien, China, nachstehenden Vorlagen absieht: Russland, Südafrika, Polen – verteilt. Die Versorgung mit Kohle auf dem Weltmarkt ist damit auf Jahrzehnte Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zu deutlich konkurrenzfähigeren Preisen gesichert, als dies durch deutschen Bergbau der Fall sein könnte. – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Situation des deut- Viertens. Mit der Frage der Subventionen muss auch schen Güterkraftverkehrsgewerbes im europäischen die Entscheidung über die Zechen fallen, die in der Wettbewerb nächsten Zeit geschlossen werden müssen. Dies muss – Drucksache 15/3637 – entlang eines Umweltkriterienkataloges und ökonomi- scher Aspekte geschehen. Zechen, die die größten Risi- – Unterrichtung durch die Bundesregierung ken für Mensch und Umwelt darstellen, müssen vorran- Bericht der Bundesregierung über Maßnahmen auf dem Gebiet der Unfallverhütung im Straßenverkehr gig geschlossen werden. 2002 und 2003 – Unfallverhütungsbericht Straßenver- kehr 2002/2003 – Fünftens. Eine verantwortungsvolle Entscheidung über die Fortführung der Steinkohlebeihilfe kann nur – Drucksache 15/3427 – dann getroffen werden, wenn nicht nur die Beihilfen zur Steinkohleförderung, sondern alle Folgekosten transpa- Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und rent sind. Dazu gehören die Offenlegung der Kosten al- Reaktorsicherheit ler Bergschäden des laufenden Abbaus sowie der Kosten, die nach der Schließung der einzelnen Zechenstandorte – Unterrichtung durch die Bundesregierung entstehen werden, und die Entscheidung darüber, wer Umweltgutachten 2004 des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen (B) diese Kosten zu tragen hat, und die Offenlegung der (D) Kosten, die durch die dauerhaften Umweltbelastungen Umweltpolitische Handlungsfähigkeit sichern unter anderem durch Pumpleistungen entstehen werden, – Drucksache 15/3600 – und die Entscheidung, wer diese Kosten zu tragen hat. Es kann nicht sein, dass ein aus Steuermitteln hoch Haushaltsausschuss subventioniertes Gewerbe Folgekosten für die Gesell- schaft hinterlässt, die wiederum von Steuerzahlern begli- – Unterrichtung durch die Bundesregierung chen werden müssen. Die gesellschaftlichen Kosten Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 dürfen den regional- und beschäftigungspolitischen Nut- Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 13 Titel 636 85 zen nicht übersteigen. – Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversicherung der in Werkstätten beschäftigten behinderten Men- Sechstens. Vor dem Hintergrund der Arbeitsmarkt- schen – und Rentenreformen müssen auch die beschäftigungspo- – Drucksachen 15/3868, 15/4009 Nr. 1.4 – litischen Kosten offen gelegt und an die Entwicklung im allgemeinen Arbeitsmarkt und Rentenbezug angepasst – Unterrichtung durchdie Bundesregierung werden. Dies beinhaltet die Zusammenstellung aller Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 Strukturhilfen und Zahlungen für die Frühverrentung, Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 13 Titel 636 23 um zu erkennen, welche Konsequenzen für die öffentli- – Erstattungen von einigungsbedingten Leistungen an che Hand aus den Festschreibungen von Förderquoten die Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestell- entstehen. In dieser Folge muss auch Zurückhaltung bei ten der Neueinstellungspolitik geübt werden. – Drucksachen 15/3869, 15/4009 Nr. 1.5 – Siebstens. Der größte Anteil der Beihilfen bezieht – Unterrichtung durch die Bundesregierung sich auf die Absatzhilfen. Wichtig ist hierbei die Kopp- Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 lung der Subventionen – der Absatzhilfen – an den Welt- Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 14 03 Titel 252 41 marktpreis. Bei den aktuell prognostizierten Weltmarkt- – Aus- und Fortbildung – preisen verringert sich die Differenz und erfordert – Drucksachen 15/3669, 15/3693 Nr. 1.12 – dadurch eine geringere Subventionshöhe. Meine Entscheidung, dem Haushalt in diesem Jahr Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft trotz dieser Punkte zuzustimmen, resultiert aus der Ein- sicht, dass gesetzlich garantierte Verpflichtungen beste- – Unterrichtung durch die Bundesregierung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 2004 13355

(A) Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (C) rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ für Drucksache 15/3779 Nr. 1.7 den Zeitraum 2004 bis 2007 Drucksache 15/3779 Nr. 1.16 – Drucksache 15/3151 – Drucksache 15/3779 Nr. 1.17 Drucksache 15/3779 Nr. 1.19 Drucksache 15/3779 Nr. 1.20 – Unterrichtung durchdie Bundesregierung Drucksache 15/3779 Nr. 1.21 Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestal- Drucksache 15/3779 Nr. 1.25 tung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Drucksache 15/3779 Nr. 1.31 Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ – Rahmenplan Drucksache 15/3779 Nr. 1.32 2005 bis 2008 Drucksache 15/3779 Nr. 1.34 Drucksache 15/3779 Nr. 1.41 – Drucksache 15/3797 – Drucksache 15/3779 Nr. 1.47 Drucksache 15/3779 Nr. 1.50 Drucksache 15/3779 Nr. 1.59 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/3779 Nr. 1.60 Drucksache 15/3779 Nr. 1.61 – Unterrichtung durchdie Bundesregierung Drucksache 15/3779 Nr. 1.62 Drucksache 15/3779 Nr. 1.67 Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen zur Drucksache 15/3779 Nr. 1.99 Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 Bundesvertrie- Drucksache 15/3779 Nr. 1.103 benengesetz in den Jahren 2001 und 2002 Drucksache 15/3779 Nr. 1.104 – Drucksache 15/2967 – Drucksache 15/3779 Nr. 1.109 Drucksache 15/3876 Nr. 1.2 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Drucksache 15/3876 Nr. 1.16 mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Drucksache 15/3876 Nr. 1.17 Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung tung abgesehen hat. und Landwirtschaft Drucksache 15/3876 Nr. 1.18 Drucksache 15/4001 Nr. 1.3 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/4001 Nr. 1.19 Drucksache 15/4001 Nr. 1.20 Drucksache 15/3402 Nr. 2.14 Drucksache 15/3403 Nr. 2.15 Drucksache 15/3403 Nr. 2.28 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/3696 Nr. 2.4 Drucksache 15/2519 Nr. 2.5 (B) Drucksache 15/3696 Nr. 2.7 (D) Drucksache 15/3696 Nr. 2.9 Drucksache 15/3696 Nr. 2.14 Drucksache 15/3696 Nr. 2.19 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 15/3696 Nr. 2.27 und Entwicklung Drucksache 15/3696 Nr. 2.29 Drucksache 15/4085 Nr. 1.5 Drucksache 15/3696 Nr. 2.33 Drucksache 15/3696 Nr. 2.35 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Innenausschuss Drucksache 15/3135 Nr. 1.4 Drucksache 15/3266 Nr. 1.4 Drucksache 15/3696 Nr. 2.16 Drucksache 15/3266 Nr. 1.5 Drucksache 15/3779 Nr. 1.1 Drucksache 15/3266 Nr. 1.6 Drucksache 15/3779 Nr. 1.54 Drucksache 15/3266 Nr. 1.7 Drucksache 15/3266 Nr. 1.18 Drucksache 15/3546 Nr. 2.15 Finanzausschuss Drucksache 15/3876 Nr. 1.11 Drucksache 15/4001 Nr. 1.5 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/4001 Nr. 1.7 Drucksache 15/3779 Nr. 1.73 Drucksache 15/4001 Nr. 1.15 Drucksache 15/3876 Nr. 1.1

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