BACHELORARBEIT

Lion Pfeufer

Instrumente der Hörerbindung im NS-Rundfunk an ausgewählten Beispielen

Instruments of listener loyalty in NS-Broadcast on selected examples

2011 Fakultät Medien

BACHELORARBEIT

Instrumente der Hörerbindung im NS-Rundfunk an ausgewählten Beispielen

Autor: Lion Pfeufer

Studiengang: Medienmanagement

Seminargruppe: MM07w2-B

Erstprüfer: Prof. Dr. phil. Ludwig Hilmer

Zweitprüfer: Prof. Dr. phil. Otto Altendorfer M.A.

Mittweida, April 2011 Bibliographische Beschreibung und Referat

Lion Pfeufer: Instrumente der Hörerbindung im NS-Rundfunk an ausgewählten Beispielen. - 2011 - 65 S. Mittweida, Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Me- dien, Bachelorarbeit

Referat

Mit der hier vorliegenden Bachelorarbeit, welche im Frühjahr 2011 angefertigt worden ist, wird der bis dato wenig beschriebene Themenkomplex der Hörerbin- dung im Rundfunk des Dritten Reiches aufgegriffen und eingehender untersucht. Im Fokus der Betrachtung liegt hierbei das „Wunschkonzert für die “, welches einer der populärsten „Straßenfeger“ während des 2. Weltkrieges war. Ziel der Arbeit ist es, die einzelnen Elemente der Hörerbindung in ihrer damaligen Anwendung aufzuzeigen und ihren Wirkgehalt zu erläutern. Dabei wird auf die Sprache in der NS-Zeit ebenso eingegangen, wie auf die Sendezeiten im Rundfunk, oder den Charity-Charakter des Wehrmachtswunschkonzerts.

III

Inhaltsverzeichnis

Bibliographische Beschreibung und Referat ...... III

Abkürzungsverzeichnis ...... V

Vorwort ...... VI

1 Einleitung ...... 1

2 Grundzüge des NS-Rundfunks...... 3

3 Instrumente der Hörerbindung ...... 11

3.1 Definitionen, Sprachbetrachtung und Gattungsspezifika der Wehrmachtswunschkonzerte ...... 11

4 Das Wunschkonzert für die Wehrmacht ...... 19

4.1 Überblick und Eckdaten ...... 19 4.2 Instrumente der Hörerbindung ...... 23 4.2.1 Heinz Goedecke - Moderator und Leiter der Wunschkonzerte ...... 23 4.2.2 Zielgruppenorientierte Musik ...... 27 4.2.3 Feste Sendezeiten - Eine Sendung mit Wiedererkennungswert ..... 34 4.2.4 Der Charity-Charakter des Wunschkonzerts für die Wehrmacht .... 45 4.2.5 Inszenierung der Trauer schafft Gemeinschaftsgefühl und Hörerbindung ...... 47 4.2.6 Inszenierung des Wehrmachtswunschkonzerts als Familienereignis ……………………………………………………………………………………………………48

5 Schlussbetrachtung ...... 50

Literaturverzeichnis ...... VII

Erklärung zur selbstständigen Anfertigung ...... XI

IV

Abkürzungsverzeichnis

DNVP Deutschnationale Volkspartei

DKE Deutscher Kleinempfänger

EdFuR Erlass des Führers und Reichskanzlers

HJ Hitlerjugend

KZ Konzentrationslager

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

NSV Nationalsozialistische Volkswohlfahrt

O.C. Organisation Consul

OKW Oberkommando der Wehrmacht

RMVP Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda

RRG Reichsrundfunkgesellschaft

RKK Reichskulturkammer

RM

SD Sicherheitsdienst

SS

Stuka Sturzkampfbomber

WHW Winterhilfswerk

V

Vorwort

Der Geschichte des Dritten Reiches galt schon seit meiner Facharbeit über Goeb- bels‘ Propagandaprinzip und die Lebensraumerweiterung Ost zu Fachoberschul- zeiten, mein ganz besonderes Interesse. Nun sind seit damals einige Jahre ins Land gegangen, bis ich heute wieder die Gelegenheit zu intensiver Beschäftigung mit der spannenden Thematik des NS-Rundfunks bekommen habe. Ganz beson- derer Dank gilt in diesem Zusammenhang meinem Professor Ludwig Hilmer, wel- cher mich bei der Konkretisierung des Themas unterstützte, und darüber hinaus stets mit gutem Rat, auch hinsichtlich der oftmals schwierigen Quellenlage, zur Seite stand. Ebenso gilt mein Dank meinem Zweitkorrektor Professor Otto Alten- dorfer. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch bei den ausgezeichneten Bibliotheken der Universität Leipzig, in erster Linie sei hier der reichhaltige Fundus im Geschichtsbereich der Albertina genannt.

VI

1 Einleitung

Der Rundfunk im Dritten Reich fand in einer Diktatur statt und unterstand stren- ger Kontrolle durch das NS-Regime, genauer dem Propagandaministerium unter Leitung Dr. .1 Er behielt stets den Überblick, so zum Beispiel in seinen täglichen, sogenannten „Ministerkonferenzen“2, fühlte sich aber auch für Details zuständig und ließ sich beispielsweise ab März 1940, immer drei Tage vor Sendungsbeginn,3 das Programm des „Wunschkonzerts für die Wehrmacht“ vor- legen. Besagtes Wehrmachtswunschkonzert ist Hauptgegenstand dieser wissen- schaftlichen Arbeit, weil es in seinem großen Erfolg unübertroffen war,4 selbst das beliebte „Deutsche Volkskonzert“ konnte dies nicht überbieten.5 Mit den vielen Musikwünschen, die per Feldpostbrief geschickt wurden,6 ergab sich eine direkte Teilhabe der Hörer am Programm7. Inwieweit sich dieses Element und andere, wie die Bekanntgabe von Geburten,8 auf die Hörerbindung auswirkten, war u.a. Ziel der Untersuchung. So auch der Aspekt, inwieweit den Rezipienten, durch die Un- terhaltung, die ihnen beim Wunschkonzert geboten wurde, bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Sorgen,9 geholfen werden konnte. Die vorliegende Arbeit ver- sucht diese Charakteristika im Hinblick auf ihre Zweckmäßigkeit, im Sinne erfolg- reicher Hörerbindung, eingehender zu beleuchten. In den „Grundzügen des NS- Rundfunks“ wird ein geschichtlicher Abriss von 1933 bis zum Kriegsende im Jahr 1945 dargelegt. Im Anschluss wird kurz auf die Instrumente der Hörerbindung, wie wir sie heute kennen, eingegangen. Hinzu kommt im selben Kapitel eine aus- führliche Analyse der Sprache der Nationalsozialisten und einem anschließenden Vergleich mit der Sprache zu Zeiten der Weimar Republik, anhand des 1922, von rechtsgerichteten Attentätern10 ermordeten Außenministers Walther Rathenau11. Abgerundet wird der Abschnitt von einer Darstellung der Präsentationsbedingun- gen und Gattungsspezifika der Wunschkonzerte, wobei auf die Handlungsmotive des Moderators und der Hörer näher eingegangen wird. Danach wird betrachtet, was mögliche Motive für das Hören oder Sehen solch einer Sendung sein können.

1 vgl. Dussel 2010, 77 2 vgl. Klingler 1983, 78 2 vgl. Klingler 1983, 78 3 vgl. Drechsler 1988, 133 4 vgl. Heister/Klein 1984, 104 5 vgl. Grull 2000, 142 6 vgl. Koch 2003, 179 7 vgl. Neumann-Braun 1993, 107 8 vgl. Riedel 1999, 138 9 vgl. Charlton/Neumann 1986, 27 10 vgl. Sabrow 1994, 27 11 vgl. Schölzel 2006, 371

1

Am Ende wird noch kurz eine Einordnung des Wunschkonzerts für die Wehrmacht vorgenommen. Im Hauptteil wird zuerst ein chronologischer Überblick über das Wunschkonzert für die Wehrmacht gegeben, beginnend mit der ersten Sendung am 1. Oktober 1939 in Berlin12 und schließend mit der Einstellung des Formates, am 25. Mai 1941, zur 75. Sendung.13 Darüber hinaus wird auf einige Spezifika, wie den volkstümlichen Charakter14 der Sendung eingegangen. Danach erfolgt eine Aufschlüsselung der einzelnen Instrumente, welche Hörerbindung erzeugen kön- nen. Mit der Betrachtung des überaus beliebten Wehrmachtswunschkonzert- Moderators Heinz Goedecke15, wird dabei begonnen. Dabei wird vor allem das 50. und 75. Jubiläums-Wehrmachtswunschkonzert, mit deren Resonanz in der Öffent- lichkeit, ausführlicher beleuchtet. Anschließend wird auf Goedeckes Arbeit als Leiter der Truppenunterhaltung16 näher eingegangen. Mit der zielgruppenorien- tierten Musik, im darauf folgenden Kapitel, beginnt die Betrachtung des wohl wichtigsten Elements der Hörerbindung. Hier erfolgt eine genauere Untersuchung der Unterhaltungs- oder auch U-Musik17, zu der beispielsweise Tanzmusik und Schlager18 zählen. Hernach wird die zielgruppenorientierte Musik im Wehr- machtswunschkonzert beleuchtet. Das Kapitel der Sendezeiten ist in zwei Unter- punkte gegliedert: Ein Überblick über die Sendezeiten ab 1939 im Allgemeinen und danach die Betrachtung des Programmablaufes des Wunschkonzerts für die Wehrmacht. Das Kapitel des Charity-Charakters beschäftigt sich im Detail mit den Hörerspenden, mit einem kleinen Exkurs über das „Geburtenregister“19. Anschlie- ßend erfolgt die Analyse der Trauer20 als Element im Wehrmachtswunschkonzert. Abschließend findet die Untersuchung des Formats, hinsichtlich seiner Eignung als Familienereignis, statt. Mit der Schlussbetrachtung wird ein Fazit, resultierend aus den Ergebnissen dieser kompilatorischen Arbeit, zu den Elementen der Hörerbin- dung im NS-Rundfunk gezogen.

12 vgl. Riedel 1999, 138 13 vgl. Heister/Klein 1984, 104 14 vgl. Fröhlich 1998a, 339 15 vgl. Koch 2003, 236 16 vgl. Grull 2000, 144 17 vgl. Neumann-Braun 1993, 52 18 vgl. Heister/Klein 1984, 101 19 Koch 2003, 189 20 vgl. Koch 2006, 124-128

2

2 Grundzüge des NS-Rundfunks

Während des Wahlkampfes 1933, im letzten Jahr der Weimarer Republik, nutzten die Nationalsozialisten bereits den Rundfunk für ihre Ziele. Früh hatten sie er- kannt, dass sich der Hörfunk hervorragend zur Massenpropaganda eignete.21 Als 1932 Parteiwerbung zugelassen wurde, wandte sich der Propagandaleiter der NSDAP, Dr. Joseph Goebbels, erstmals an die Hörer.22 Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933, nutzten die Nationalsozialisten massiv das Medium Radio, um die anstehende Reichstagswahl für sich zu ent- scheiden. Die Zulassung für Parteiwerbung wurde wieder gekippt, nur die Regie- rungsparteien - und damit auch die NSDAP - durften weiter ihre Werbespots schalten.23 Die Wahl am 5. März 1933 konnte die NSDAP im „Nationalen Zusam- menschluss“ mit der DNVP für sich entscheiden und die parlamentarische Mehr- heit erreichen. So wählten 43,9 Prozent der Abstimmenden die NSDAP und 7,9 Prozent die DNVP.24

Wenig später, am 13. März 1933, unterschrieb Reichspräsident Paul von Hinden- burg einen Erlass zur Gründung eines neuen Ministeriums, dem Reichsministeri- um für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP), dessen erklärtes Ziel es war „durch die gebündelte Kontrolle der Massenmedien, eine politische Gleichschal- tung zwischen Volk und Regierung zu erreichen“.25 An dessen Spitze stand fortan der Gauleiter von Berlin26, Joseph Goebbels. Schnell bündelte dieser die Rund- funkkompetenzen von Reichspostministerium und Reichsinnenministerium unter einem Dach.27 Die Reichspost war infolgedessen nur noch für die Sendeanlagen, den funktechnischen Entstörungsdienst und die Rundfunkgebührenerhebung zu- ständig.28

Ebenso schnell wurde bereits im Februar 1933 damit begonnen, Mitarbeiter in allen Rundfunkinstanzen auf ihre politische Zuverlässigkeit und arische Abstam- mung zu überprüfen.29 Das am 7. April 1933 erlassenen „Gesetz zur Wiederher- stellung des Berufsbeamtentums“ diente dabei als Grundlage.30 Gemäß Paragraf

21 vgl. Schanze 2001, 175 22 vgl. Dussel 2010, 73 23 vgl. Diller 1980, 65 24 vgl. Dussel 2010, 74 f. 25 Kivelitz 1999, 51 26 vgl. Süß/Süß 2008, 168 27 vgl. Riedel 1999, 80 28 vgl. Breitkopf 2007, 77 29 vgl. Klingler 1983, 29 30 vgl. Dussel 2010, 80

3

3, mussten Beamte nichtarischer Abstammung in den Ruhestand versetzt werden. Paragraf 4 schrieb die Entlassung von Mitarbeitern vor, die nicht voll und ganz für die nationalsozialistische Sache eintraten. In der Folge wurden zum Beispiel beim Berliner Sender allein 40 Prozent der Angestellten entlassen.31 Neben Ansagern, Orchestermitgliedern oder Sekretärinnen, traf es fast ausnahmslos alle Intendan- ten aus Zeiten der Weimarer Republik. Einige kamen ins Konzentrationslager Ora- nienburg, oder wurden in Schauprozessen angeklagt.32 Die Bilanz der Säube- rungswelle beinhaltete im Sommer 1933 insgesamt 136 entlassene Angestellte, 98 davon waren in leitenden Positionen tätig. Mit der Aktion wurde offenbar auch die Einschüchterung der über 2000 verbliebenen Mitarbeiter, welche noch beim Rundfunk arbeiteten, einkalkuliert.33

Die Mitsprache der Länder wurde am 30. Juni 1933 mit der „Verordnung über die Aufgaben des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ stark beschnitten. Die regionalen Rundfunkgesellschaften wurden in Reichssender um- benannt und der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft unterstellt (RRG). Diese gehörte, nachdem die Länder ihre Anteile abtreten mussten, zu 100 Prozent dem Reich und unterstand damit auch dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propa- ganda.34 Am 8. Juli 1933 wurde in einer Satzungsänderung die Aufgabe der RRG, mit der politischen und technischen Gesamtleitung des deutschen Rundfunk- sendebetriebes, klar umrissen. An der Spitze stand Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky.35

Aber nicht nur in den Rundfunkinstanzen wurde die Gleichschaltung vorangetrie- ben, so sollten auch mit neuen Rundfunkempfangsgeräten mehr Volksgenossen erreicht werden. Im August 1933 wurde der „Volksempfänger VE 301“ vorgestellt. Mit einem Preis von 76 Mark, kostete das Gerät nur die Hälfte damaliger Emp- fangsgeräte.36

Am 22. September 1933 wurde die sogenannte Reichskulturkammer (RKK) ge- gründet, unter der Präsidentschaft von Joseph Goebbels. Hier wurden alle Künst- ler zusammengefasst, so zum Beispiel auch Musiker, Journalisten und Regisseure. Wer nicht in die RKK aufgenommen wurde, durfte seinen Beruf nicht mehr ausü- ben.37 Unterteilt war die RKK in sieben Einzelkammern: Film, bildende Künste,

31 vgl. Riedel 1999, 81 32 vgl. Riedel 1999, 81 33 vgl. Klingler 1983, 29 34 vgl. Dussel 2010, 77 35 vgl. Riedel 1999, 86 36 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 33 37 vgl. Breßler 2009, 135 f.

4

Literatur, Presse, Theater, Musik und Rundfunk. Die Reichsrundfunkkammer, de- ren Hauptaufgabe die Hörerwerbung war, wurde jedoch am 28. Oktober 1939 vom RMVP übernommen.38

In einem Artikel aus dem Berliner Lokal-Anzeiger vom 22. Oktober 1933 wird deutlich, was von den Volksgenossen künftig erwartet wurde:

Die Nationalsozialistische Rundfunkkammer wendet sich an alle deutschen Volksgenossen, die noch nicht Rundfunkhörer sind, und fordert sie auf, sich nicht länger abzuschließen von den großen Ge- genwartsereignissen, die das Schicksal der Nation bestimmen. Der Volksempfänger und die anderen hochwertigen Empfangsapparate bieten heute jedem Deutschen die wirtschaftliche Möglichkeit, Rundfunkhörer zu werden. Die jüngsten politischen Ereignisse *„Friedensappell“ Hitlers vom 14. Oktober an das deutsche Volk, Anm. d. Verf.] haben wieder bewiesen, das Rundfunkhören keine Angelegenheit der persönlichen Unterhaltung, sondern eine staatspolitische Pflicht und Notwendig- keit ist. Wer Rundfunk hört, wer am Rundfunk die gewaltigen Willensbekundungen unseres Volks- kanzlers erlebt, reiht sich ein in die große Schicksalsgemeinschaft des nationalsozialisti- schen Staates.39

Am 30. November 1933 beging der Führer Adolf Hitler seine Rundfunkpremiere in den Siemens-Schuckert-Werken in -Spandau. Vor den Arbeitern stimmt er die Hörerschaft für eine Volksabstimmung gegen den Versailler Vertrag ein.40 Die- se Rede wurde live von allen Reichssendern ausgestrahlt. Allerdings wurden nicht so viele Hörer erreicht, wie geplant, denn die Übertragung war qualitativ schlecht und auch die Zahl der Empfangsgeräte in den Haushalten und Betrieben noch vergleichsweise niedrig.41 Zwar verdoppelte sich die Zahl der Empfangsgeräte von 1932 zu 1933 auf etwa 650.000, das war aber gemessen an der Gesamtbevölke- rung in den Augen der Nationalsozialisten zu wenig. Durch die Einführung preis- günstiger Radios, wie dem „Volksempfänger“, überschritt die Hörerzahl im Jahr 1934 erstmals die Millionenmarke. Im selben Jahr schrieb der Leiter des gesamt- deutschen Rundfunks, Horst Dressler-Andress, den Beitrag „Der Rundfunk“, im Buch „Deutsche Kultur im Neuen Reich“. Darin resümierte er das einjährige Be- stehen nationalsozialistischer Rundfunkarbeit mit folgenden Worten:

„Jung und zukunftsträchtig stehen der Nationalsozialismus und sein Verkündungsmittel, der Rund- funk, an der Schwelle des Jahres der nationalsozialistischen Gestaltung. Beide traditionslos, aber besessen von dem einen Willen, Führer und Volk im deutschen Lebensraum zu einer Schicksalsge- meinschaft zusammenzuschweißen. Aus der revolutionären Erneuerung des deutschen Volkstums im nationalsozialistischen Geiste ist das neue Deutschland der nationalen Selbstbesinnung erwach- sen, dessen geistiger Künder und Träger der deutsche Rundfunk diesseits und jenseits der Grenzen sein soll.“42

38 vgl. Koch 2003, 47 39 Wulf 1989, 280 40 vgl. Riedel 1999, 91 41 vgl. Riedel 1999, 92 42 Poliakov/Wulf 1978, 442

5

Dieser Funktion konnte der Rundfunk jedoch nur gerecht werden, wenn auch die Zahl der Hörer noch größer wurde. Und in der Folge trat dies auch ein: 1938 wur- den bereits mehr als 9 Millionen Hörer gezählt, rund 60 Prozent aller deutschen Haushalte verfügten somit über ein Empfangsgerät.43 Der „Volksempfänger“ war zwar günstig, allerdings wurde er so konzipiert, dass damit nur örtliche Bezirks- sender und der Deutschlandsender empfangen werden konnten.44 Wer sich aus diesem oder anderen Gründen kein Radio kaufen wollte, zog kritische Aufmerk- samkeit auf sich, wurde ausgegrenzt und galt als Außenseiter. So wurde auf die Bevölkerung Druck ausgeübt, Rundfunkteilnehmer zu werden und das Radiohören infolgedessen als staatspolitische Notwendigkeit proklamiert.45 Neben den Käu- fern günstiger Geräte wie dem „Volksempfänger“ oder dem „Deutschen Klein- empfänger“ für 35 Mark46, gab es beispielsweise auch Arbeiter, die sich aus Grün- den des Sozialprestiges teurere Radiogeräte leisteten. So wurde der Rundfunk- empfänger auch als schmückendes Möbelstück genutzt, ähnlich wie ein Klavier als Statussymbol in den bürgerlichen Wohnstuben.47 Daneben gab es ab 1936 ein mobiles Radio für Unterwegs: Den „Deutschen Olympia-Koffer“ für 138 Reichs- mark, benannt nach den Olympischen Spielen 1936 in Berlin.48

Am 1. Januar 1941 gab es im Reich 15 Millionen Radios, mit denen rund 50 Millio- nen Hörer erreicht werden konnten.49 1943 wurde der absolute Höchststand mit 16,2 Millionen Hörfunkteilnehmern verzeichnet.50 Mit den Reichssendern in Ber- lin, Breslau, , Frankfurt/a.M., Königsberg, Köln, Leipzig, München und , wurde der Empfang abgedeckt.51 1935 kam noch der Eingliederung des Saarlandes noch der Reichssender Saarbrücken hinzu.52 Daneben gab es noch eine Vielzahl von Nebensendern, zum Beispiel in Gleiwitz, Dresden und Trier, die den Reichssendern unterstanden.53 Eine Alternative dazu, bildete der Deutsch- landsender, welcher seinen Sitz in Berlin hatte. 1938 kam mit dem Anschluss Ös- terreichs noch der Reichssender Wien hinzu, 1939 mit der Eingliederung der Tschechoslowakei der Reichssender Böhmen in Melnik.54 Infolgedessen verkünde-

43 vgl. Riedel 1999, 95 44 vgl. Schanze 2001, 175 45 Marßolek/von Saldern 1999, 146 f. 46 vgl. Dussel 2010, 95 f. 47 vgl. Meyen 2001, 141 f. 48 vgl. Riedel 1999, 92 49 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 33 50 vgl. Dussel 2010, 95 51 vgl. Riedel 1999, 89 52 vgl. Breitkopf 2007, 77 53 vgl. Schütte 1971, 252 54 vgl. Dussel 2002, 61

6

te Propagandaminister Goebbels am 1. Januar 1939 den „Großdeutschen Rund- funk“.55

Nach dem fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939, erklär- te Adolf Hitler einen Tag später Polen den Krieg. Am selben Tag wurde die „Ver- ordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“ erlassen, welche u.a. das Abhören ausländischer Sender als Landesverrat einstufte. Bei Zuwiderhandlungen drohten schwere Zuchthaus- und Gefängnisstrafen, oder gar die Todesstrafe.56 Trotz dieser drakonischen Strafen, gab es offenbar viele Menschen, die sich über das Abhörverbot hinwegsetzten, wie ein SD-Bericht vom 18. Oktober 1939 zeigt:

„Das Verbot des Abhörens ausländischer Sender wird nach eingehender Meinung in der letzten Zeit mehr und mehr durchbrochen, und zwar weniger von politischen Gegnerkreisen als vielmehr von politisch besonders interessierten Personen. Dabei wird die Meinung vertreten, daß ein guter Natio- nalsozialist diese Sendungen ruhig anhören könne, daß sie ihm wirklich nichts anhaben könnten, im Gegenteil seine Erbitterung und seinen Kampfgeist gegen die Feindmächte sogar stärkten.“57

Wie wichtig die Propaganda im Krieg war, zeigt ein Erlass des Führers und Reichs- kanzlers (EdFuR) vom 8. September 1939:

„1.) Die Propaganda ist ein wichtiges Instrument der Führung zur Förderung und Festigung des eige- nen Siegeswillens und zur Zerstörung des Siegeswillens und der Moral der Gegner.“ 2.) Der im Laufe der Jahre aufgebaute Propaganda-Apparat des Propagandaministeriums ist die zentrale Einrichtung für die praktische Durchführung der Propaganda. Seine Zerschlagung im Kriege würde ähnlich sein einer Zerschlagung bestimmter Wehrmachtsteile.“58

Hitler hatte somit per Erlass die Propaganda und das RMVP und deren Aufgabe im Allgemeinen und vor allem im Krieg enorm unterstrichen, wie der Vergleich mit der Wehrmacht zeigt. Zur Destabilisierung der gegnerischen Moral wurde infolge- dessen eine Vielzahl fremdsprachiger Rundfunksendungen produziert. So existier- ten Programme für die besetzten Länder wie Norwegen, Niederlande und Polen. Über Kurzwelle wurden Programme in den jeweiligen Landessprachen ins Ausland übertragen. Weiterhin gab es Soldatensender wie Radio Belgrad. Nach Kriegsbe- ginn wurden die Auslandssendungen für die psychologische Kriegsführung immer wichtiger, Einberufungen zur Wehrmacht reduzierten den Personalstamm im Rundfunk. Als Folge wurde ab dem 9. Juli 1940 von den Reichssendern ein Ein- heitsprogramm ausgestrahlt. Daneben gab es als Alternative nur noch den

55 vgl. Dussel 2010, 81 ff. 56 vgl. Riedel 1999, 126 57 Boberach 1965, 11 58 Moll 1997, 91

7

Deutschlandsender mit einem Abendprogramm.59 Am 1. Juni 1941 mussten alle deutschen Rundfunkzeitschriften ihr Erscheinen einstellen.60

Was die Hörer empfingen, war neben Propaganda und Nachrichten zum Großteil Unterhaltungsmusik. Der „Welt Rundfunk-Atlas“ von 1936 bezifferte den Anteil der sogenannten U-Musik in den Reichsprogrammen auf etwa 60 Prozent. Über- triebene Jazzmusik wurde abgelehnt.61 Gespielt wurden also Schlager, Operetten- und Opernmusik, Volkslieder und Marschmusik. Musik jüdischer Komponisten und Interpreten, Swing, lateinamerikanische Tänze oder die Musik der Schwarzen, wurden aus dem Programm verbannt.62

Wie das Programm von den Hörern wahrgenommen wurde, erforschte der 1931 gegründete Sicherheitsdienst (SD). Die Agenten fertigten sogenannte „Lebensge- bietsberichterstattungen“ an. Diese Stimmungsbarometer aus allen Gauen des Reiches gingen monatlich an die NSDAP, die Reichsintendanten, an die RRG und das RMVP.63 Nach Kriegsbeginn konnten diese monatlichen Berichte den Informa- tionsbedarf der Führung nicht mehr ausreichend decken, sodass ab September 1939 eine Direktive die SD-Abschnitte anwies, fortan täglich zu berichten.64 SS- Gruppenführer Otto Ohlendorf, der an der Spitze des Inlandsgeheimdienstes des SD im Reichssicherheitshauptamt tätig war, erklärte 1943, dass es Aufgabe des SD sei „Partei und Staatsführung ein ungeschminktes Bild darüber zu geben, wie sich die Maßnahmen der beiden Institutionen auf allen Lebensgebieten der Wirtschaft, Verwaltung, der Kultur, des Rechts u. a. m. auswirkten“.65 Dem kam der Geheim- dienst auch mit seinen „Meldungen aus dem Reich“ 66 nach, welche später noch eingehender beleuchtet werden sollen.

1935 führte der Konzern Telefunken eine Umfrage unter Hörern durch. Vergleich- bar mit heutiger Marktforschung wurden die Befragten in sechs soziale Schichten, von „Größeren Kaufleuten / Fabrikanten“ bis „gelernte Arbeiter“, unterteilt. Abge- fragt wurden Geräteausstattung, Kauf- und Investitionsverhalten ebenso wie Pro- grammvorlieben und Hörgewohnheiten. 76 Prozent der Befragten gaben Unter- haltung und allgemeine Bildung als Kaufgrund an. Bei den Programmvorlieben war die „leichte Musik“ die beliebteste Sendegattung. Diese Ausprägung wurde be-

59 vgl. Dussel 2010, 96 60 vgl. Riedel 1999, 136 61 vgl. Riedel 1999, 99 62 Scharlau /Witting-Nöthen 2006, 34 63 vgl. Riedel 1999, 114 64 vgl. Boberach 1965, XV 65 Boberach 1965, o.S. nach Kersten 1952, IX 66 Boberach 1965, IX

8

sonders in Angestellten- und Arbeiterkreisen beobachtet. Überwiegend wurde im Kreis der Familie gehört und 62 Prozent der Befragten gaben an, dass der Rund- funk ihnen helfe, die Sorgen des Alltags zu vergessen.67

Eine schriftliche Hörerbefragung im Sommer 1939 durch die „Deutsche Radio- Illustrierte“ ergab ein ähnliches Bild. Untersuchungsgegenstand war, welche Musikkategorie am liebsten gehört wird. 9500 Lesern antworteten auf die Umfra- ge. Beliebteste Kategorien waren die „Bunten Abende“ dicht gefolgt von Militär- und alter Tanzmusik.68

Daneben gab es wissenschaftliche Hörerbefragungen, welche erstmalig vom Insti- tut für Rundfunkwissenschaften der Universität Freiburg i.Br. durchgeführt wur- den. Das Institut wurde am 1. Oktober 1939 gegründet und unterstand der Lei- tung von Direktor Prof. Dr. Friedrichkarl Roedemeyer. Gemäß einer Übereinkunft von Reichserziehungsministerium und dem RMVP, blieb es zeitlebens das einzige rundfunkwissenschaftliche Institut im Dritten Reich.69

Die empirischen Hörerbefragungen begannen im Jahre 1940. Roedemeyer und seine Mitarbeiter erhofften sich Antworten auf die Fragen wann, warum, wie, wie lange und wo gehört wird. Befragt wurden nicht wie heute Einzelpersonen, son- dern die sogenannte „Hörerfamilie“. Wurden die Befragungen anfangs noch per- sönlich durchgeführt, ersetzte alsbald ein fünfseitiger Fragebogen den Besuch. Der Fragebogen wurde vermutlich auf dem Postweg in Freiburg und Umgebung verteilt.70 Die Form der Fragestellung erwies sich aber oftmals als zu kompliziert für die Befragten und konnte im Ergebnis auch kein umfassendes Bild über die Hörer liefern. So schränkte Roedemeyer dann auch ein, dass diese Hörerbefra- gung keinen Anspruch auf Repräsentativität erhebe.71

Im Frühjahr 1942 wurde in Zusammenarbeit mit drei Fachzeitschriften deren Le- serschaft befragt. Davon sind allerdings leider keine Ergebnisse überliefert. Am Ende des Sommersemesters selben Jahres wurden die mündlichen und schriftli- chen Hörerbefragungen eingestellt. Die Infrastruktur für den postalischen Versand war durch den Krieg teilweise zerstört worden und das Institut verlagerte den Forschungsgegenstand auf die Blindenforschung.72

67 vgl. Riedel 1999, 111-114 68 vgl. Riedel 1999, 120 f. 69 vgl. Kutsch 1985, 1 ff. 70 vgl. Kutsch 1985, 234 71 vgl. Kutsch 1985, 243 72 vgl. Kutsch 1985, 246 ff.

9

Am 1. September 1943 kam einhergehend mit dem Führererlass „über den tota- len Kriegseinsatz“ das öffentliche Kulturleben, aufgrund der Schließung aller kul- turellen Einrichtungen, fast völlig zum Erliegen. Betroffen waren u.a. Theater, Ausstellungen oder Kunsthochschulen. Fortan sollten nur noch der Rundfunk und der Film für Entspannung und „kulturelle Werte“ sorgen. 73 1944 mussten dann alle Orchester, Musikschulen und Konservatorien ihre Tätigkeit einstellen.74

Kurz vor Kriegsende, am 1. April 1945, startete „Radio Werwolf“ zum Ostersonn- tag den Sendebetrieb. Der Sender wurde von Propagandaminister Goebbels ge- gründet und sollte die Stimme der „nationalen Erhebung“ sein.75 Die größten Er- folge, die vermeldet werden konnten, waren aber lediglich die Sprengung einer Brücke, die Eroberung eines Benzinlagers und ein Überfall aus dem Hinterhalt.76 Die sogenannten „Werwölfe“ sollten als Partisanen hinter feindlichen Linien Sabo- tageakte verüben und Verwirrung stiften.77 Aufgrund des in weiten Teilen des Reiches zusammengebrochenen Stromnetzes, erreichten die Nachrichten und Aufforderungen wohl nur einen vergleichsweise kleinen Hörerkreis.78 So kann die Installation von „Radio Werwolf“ gegen Kriegsende, als ein letztes – verzweifeltes – Aufbäumen gegen die Alliierten gewertet werden, welches jedoch keinerlei Aus- sichten auf Erfolg mehr hatte.

Am 9. Mai 1945 wurde abends in Flensburg über den letzten von Deutschen ver- walteten,79 noch nicht zerstörten,80 Sender die Kapitulation der Wehrmacht verle- sen.81 Mit folgender Meldung endete der nationalsozialistische Rundfunk:

„Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen. Auf Befehl des Großadmirals hat die Wehrmacht den aussichtslos gewordenen Kampf eingestellt. *…+ Damit ist das fast sechsjährige heldenhafte Ringen zu Ende. Es hat uns große Siege, aber auch schwere Niederlagen gebracht. Die Deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen. *…+ Wir brach- ten den Wortlaut des letzten Wehrmachtsberichts dieses Krieges. Es tritt eine Funkstille von 3 Minu- ten ein.“82

Nach dem Spielen des Horst-Wessel-Liedes, wurde die Sendetätigkeit eingestellt.83

73 vgl. Koch/Glaser 2005, 142 74 vgl. Grull 2000, 168 f. 75 vgl. Pinkau/Weber 2004, 41 f. 76 ebenda 77 vgl. Grull 2000, 141 78 ebenda 79 vgl. Klingler 1983, 258 80 vgl. Heister/Klein 1984, 105 81 vgl. Drechsler 1988, 149 82 Drechsler 1988, 149 83 vgl. Heister/Klein 1984, 105

10

3 Instrumente der Hörerbindung

3.1 Definitionen, Sprachbetrachtung und Gattungsspezifika der Wehrmachtswunschkonzerte Die Autoren Sturm und Zirbik definieren Elemente der Hörerbindung im Buch „Die Radio-Station“ wie folgt:

„Die klare Ausrichtung auf die gewählte(n) Zielgruppe(n) sollte in jedem Falle erhalten bleiben. Das entwickelte Programmkonzept wird beibehalten. Der festgelegte Qualitätsanspruch wird gehalten und in der Folgezeit angehoben. Das Programm enthält in der Phase erhöhter Marketing- Kommunikation einen hohen Anteil an Verpackungselementen, Eigenwerbespots, PR-Berichten, Promotion und Programmhinweisen (Promos). Dadurch sollen die Hörer stärker an das Radiopro- gramm gebunden werden, sie sollen dranbleiben und / oder auch wieder einschalten. Ihre Ein- schaltmotive (Musik – Unterhaltungsbedürfnis, interessante, nützliche Berichterstattung – Informa- tionsbedürfnis) werden bestärkt und bestätigt. Der Programmverpackung (Jingles) kommt hier be- sondere Bedeutung zu. Im Einzelnen wird durch Betrachtung bestimmter Grundsätze die Wiederer- kennbarkeit des Programmes – eine Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Positionierung – geför- dert.“84

Zusammengefasst wird Hörerbindung also durch den Einsatz gleicher Stimmen zur gleichen Zeit, und dem Einsatz eines bestimmten Sortiments an Verpackungsele- menten, erreicht. Zielgruppenorientierte Gestaltung der Musikzusammenstellung und des Musikflusses sind ebenso essentiell. Eng damit korrespondiert der Begriff der Durchhörbarkeit. Daneben müssen die allgemeinen und besonderen Informa- tions- und Unterhaltungsbedürfnisse der Zielgruppe und Eigenarten des Sendege- bietes berücksichtigt werden. Durch Promotion wie Spiele, Eigenwerbung, Aktio- nen und Kampagnen werden Hörer noch enger an das Programm gebunden.85

Um die Bindung der Hörer an das Rundfunkprogramm der Nationalsozialisten besser verstehen zu können, soll nachfolgend ein kleiner Exkurs über die Sprache jener Zeit stattfinden, die sich vieler spezieller Stilmittel bediente und in gewisser Weise in ihrer Form als einzigartig angesehen werden kann. Als beredtes Beispiel, soll im Zuge dessen speziell auf die Sprache Adolf Hitlers näher eingegangen wer- den. Im Anschluss folgt eine Gegenüberstellung zum staatstragenden Stil der Weimarer Republik, am Beispiel des Politikers Walther Rathenau.

Allgemein kann festgehalten werden, dass die Sprache der Nationalsozialisten volkstümlich und einfach gehalten war, da hauptsächlich auf die Beeinflussung der Massen abgezielt wurde, wie es Adolf Hitler in „Mein Kampf“ schon dargelegt

84 Sturm/Zirbik, 1996, 165 85 vgl. Sturm/Zirbik 1996, 165

11

hatte.86 Grundsätzlich bevorzugte Hitler die Rede, als Mittel zur Propaganda, weit mehr als die Presse.87 Die Sprachinhalte waren oft auf einprägsame Aussagen und Parolen reduziert und wurden permanent wiederholt.88 Ganz in diesem Sinne ist ein nationalsozialistisches Flugblatt aufgemacht, welches auf den Reichstags- brand, vom 27. Februar 1933, Bezug nimmt. Dort heißt es: „Wie ein Aufschrei muss es durch Deutschland gehen: Zerstampft den Kommunismus! Zerschmettert die Sozialdemokratie! Wählt Hitler.“89 Zudem bediente sich Hitler und seine Mit- streiter – wie man an diesem Beispiel auch erkennen kann – anstelle einer ratio- nal-sachlichen Argumentation, vielmehr emotionaler Appelle, um ihre Botschaf- ten zu verbreiten.90 Höhne schreibt in seinem Buch über Hitler und die Anfänge des Dritten Reiches hierzu: Seine Reden waren eine „Mixtur aus Denunziation politischer Gegner, düsterer Katastrophenmalerei und eigener Heilsbotschaft, erprobt in einem jahrzehntelangen Hassfeldzug gegen Republik und Demokra- tie.“91 Hitler selbst, sah sich vor der Machtergreifung 1933, nach eigenen Worten, als „Trommler“92. Im Juli 1921, als er die Parteiführung der NSDAP übernahm, war er, vor allem seinem Talent als „Bierkelleragitator“93 verdankend, zu einer Lo- kalgröße in München avanciert.94 Ob am 20. Juli 1921 im Zirkus Krone, oder neun Tage später im Festsaal vom Münchner Hofbräuhaus – wo er sprach – kamen Tau- sende.95 Als provozierender Redner waren die Ziele auf die er sich u.a. einschoss, die „Judenrepublik“, die „Reichszertrümmerer“ oder der „blutgierige Kapitalis- mus“.96 Hitler wurde seiner Rolle als Trommler mehr als gerecht, und zog die Zu- hörer in seinen Bann. Diese Gabe bemerkte auch ein Soldat, der Hitler im August 1919 im Lager Lechfeld als Redner erlebte: „Besonders Herr Hitler ist, ich darf wohl so sagen, ein geborener Volksredner, der durch seinen Fanatismus und sein populäres Auftreten in einer Versammlung die Zuhörer unbedingt zur Aufmerk- samkeit und zum Mitdenken zwingt.“97

Ebenfalls zu dieser Zeit, verbreitete sich – durch völkisch-nationale Kreise lanciert, die sogenannte „Dolchstoßlegende“98, auch als „Dolchstoß von hinten“99 bekannt.

86 vgl. Sennebogen 2008, 170 zitiert nach Süß/Süß 2008, 170 87 vgl. Wilke 2000, 348 88 vgl. Sennebogen 2008, 170 zitiert nach Süß/Süß 2008, 170 89 Bauer 2008, 200 90 vgl. Sennebogen 2008, 170 zitiert nach Süß/Süß 2008, 170 91 Höhne 1991, 14 92 Kershaw 1998, 216 93 Kershaw 1998, 217 94 vgl. Kershaw 1998, 217 95 vgl. Kershaw 1998, 212 96 vgl. Höhne 1991, 33 97 Kershaw 1998, 149 98 Bauer 2008, 87

12

Mit dieser Verleumdungsrhetorik wurden Demokraten, Juden, Spekulanten und Drückeberger als die wahre Ursache für die Niederlage des deutschen Heeres im 1. Weltkrieg gebrandmarkt.100 Hitler schrieb zum 1. Weltkrieg im 15. Kapitel des zweiten Bandes von „Mein Kampf“ unter der Hauptzeile „Notwehr als Recht“:

„Hätte man zu Kriegsbeginn *1914, Anm. d. Verf.+ und während des Krieges einmal zwölf- oder fünf- zehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unserer allerbesten deutschen Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden muss- ten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Zwölftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hätte vielleicht einer Million ordentlichen, für die Zukunft wert- voller Deutschen das Leben gerettet.“101

In diesen Worten zeigt sich der Wahnsinn Hitlers und gibt einen Vorgeschmack auf das, was später folgen sollte. Weitere wichtige Mittel, welche typisch für die Sprache der Nationalsozialisten waren, ist die Häufung von Hauptsätzen, eine Tendenz zur Dopplung und die Verwendung von Superlativen. Auffallend ist da- neben die Abgrenzung zum Fremden jeder Art, was sich in ganz typischen Wör- tern und Gegensatzpaaren manifestierte. So wurde zum Beispiel die Gesellschaft in nicht zu vereinbarende Gegensätze unterteilt, wie die beiden Wörter „Arier“ und „Juden“ zeigen. Demselben Zweck dienten die Begriffe „Volksgenosse“ und die „“102 auf der einen und „Gemeinschaftsfremde“, „Fremd- völkische“, „Asoziale“ oder „Volksschädlinge“103 auf der anderen Seite. Zu den Volksgenossen durfte sich nur zählen, wer die „rassischen“ Voraussetzungen er- füllte und sich politisch loyal verhielt. Die germanische Rasse war die „arteigene“, die sich bewusst vom „artfremden“ abzugrenzen und dieses „auszumerzen“ hat- te.104 Rechtsnationale Kreise wetterten gegen die „Zersetzung“ und „Überfrem- dung“ des deutschen Volkes durch das Judentum.105 Kritische Stimmen in der in- ternationalen Presse wurden als „jüdische Gräuelpropaganda“106 oder „Lügen- nachrichten“107 abgetan.

Was nicht erwünscht war, wurde als „entartet“108 bezeichnet. Die Volksgemein- schaft wurde vom „Führer“ geleitet, wobei das Wort an sich bald als Synonym für eine einzige Person – Adolf Hitler – avancierte und noch heute mit ihm in Verbin-

99 Bauer 2008, 87 100 vgl. Bauer 2008, 87 101 Hitler 1926, o.S. zitiert nach Maser 1966, 147 f. 102 Höhne 1991, 30 103 Boberach 1965, 403 104 vgl. Süß/Süß 2008, 171-176 105 vgl. Höhne 1991, 32 106 Bauer 2008, 216 107 ebenda 108 vgl. Koch 2006, 46

13

dung gebracht wird. Charakteristisch ist auch die Tilgung einzelner Begriffe aus dem Sprachgebrauch, an deren Stelle Wörter traten, die teilweise mit einem ne- gativen Stigma behaftet waren. So wurde aus Kritik die „Betrachtung“109, der Jurist zum „Rechtswahrer“ und aus dem Partisan der „Bandit“. Der feindliche Pilot galt als „Mordbrenner“ oder „Terrorflieger“110. Der „Bandit“ und „Mordbrenner“ sind mit einer deutlich negativen Konnotation verknüpft und sollten wahrscheinlich die Wut und den Widerstandswillen der Bevölkerung gegenüber den „Feindmächten“ steigern. Andererseits wurde damals Worten, welche heute mit einem negativen Beigeschmack behaftet sind, durchweg Positives abgewonnen. Bei „fanatisch“ erfolgte eine Umwertung, der „fanatische Antisemit“ stand damals voll und ganz für die Ziele des NS-Regimes ein. 1944, im fünften Kriegsjahr, wurde dann ver- mehrt vom „heiligen Fanatismus“ gesprochen. Damit einhergehend, erfolgte eine Militarisierung der Alltagssprache, welche sich in Begriffen wie der „Erzeugungs- schlacht“ – gemeint ist hier die Landwirtschaft – oder dem „Schlachtfeld der Fort- pflanzung“, der Geburt eines Kindes, besonders deutlich zeigte.111 So auch die sogenannte „Kampfzeit“112, mit der die Periode der NSDAP auf dem Weg bis zur Machtergreifung 1933 bezeichnet wurde.113

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Sprache als Werkzeug zur Beschönigung oder bewussten Täuschung, um nicht erwünschte Informationen, im Sinne der Machthaber, zu manipulieren. Der Begriff des „Blitzkriegs“ sollte der Bevölkerung wohl suggerieren, dass der Sieg schnell und ohne große Verluste erreicht werden könne. Mit Kriegsverlauf war in den Wehrmachtsberichten hingegen immer öfters von „Absetzbewegungen“, „Frontbegradigungen“ oder „Frontverkürzungen“ und „heldenhaftem Widerstand“ die Rede. In der Praxis wurde damit allerdings der Rückzug der Truppen bagatellisiert.114 Heldenhaft oder „heldisch“ waren Attribute die im Nazi-Sprachgebraucht oft Verwendung fanden, so liegt die Bedeutung da- rin, tapfer, hart, groß im Ertragen, Durchhalten und Gehorchen zu sein. Also dem soldatischen Ideal entsprechend.115 Weitere Euphemismen waren der „Schutz- haft“ für politische Gegner, oder das „Konzentrationslager“, wo die Insassen ei- nem „Umerziehungsprozess“ unterzogen worden. Transporte und Deportationen der Juden ins KZ wurden verharmlosend „Evakuierung“ genannt. Dort erwartet sie eine „Sonderbehandlung“ oder „Arbeitseinsatz“, auch die „Endlösung“ ka-

109 Wulf 1964, 348 110 Goebbels 1943, 332 zitiert nach Heiber 1965, 332 111 vgl. Süß/Süß 2008, 171-176 112 Höhne 1991, 37 113 vgl. Höhne 1991, 37 114 vgl. Süß/Süß 2008, 173 f. 115 vgl. Grünberg 1984, 236 zitiert nach Heister/Klein 1984, 236

14

schierte den dort stattfindenden Massenmord, hinter einer offenbar harmlos klin- genden bürokratischen Floskel.116

Im starken Kontrast zu diesen Beispielen der Sprache Hitlers und nationalsozialis- tischer Rhetorik allgemein, steht die Sprache eines Dr. Walther Rathenau. Er war seit 1921 Minister für Wiederaufbau und ab 1922 Außenminister der Weimarer Republik.117 Als Jude118, Schriftsteller119 und Mitglied der Deutschen Demokrati- schen Partei120 bot er den rechten Kreisen eine willkommene Zielscheibe, zumal er eine Revision des Versailler Vertrages in einvernehmlichen Verhandlungen mit den Siegermächten erreichen wollte.121 So sagte Rathenau am 2. Juni 1921, dem Tag seiner ersten Rede vor dem Reichstag122, zu den Anwesenden: „Ich bin einge- treten in ein Kabinett der Erfüllung. Wir müssen Wege finden, uns mit der Welt wieder zusammenzubringen.“123 Neben der Unterstellung „Erfüllungspolitik“124 zu betreiben, wurde er als „Defätist“125 bezeichnet. Ein gutes Beispiel für seine ver- mittelnde Art und Rhetorik, wird im letzten Abschnitt seiner Rede vor dem Reichs- tag am 29. März 1922 ersichtlich:

„Der Niederbruch Deutschlands aber ist der Niederbruch Europas. Deutschland verlangt von nie- mand in der Welt Mitleid, aber Deutschland verlangt die Einsicht der Nationen in die Einheit und in die Verflochtenheit der Weltinteressen. Deutschland verlangt von den Nationen der Welt die Mög- lichkeit der Aufstellung eines Arbeitsplanes und die Möglichkeit einer Mitwirkung zu gemeinsamem Wiederaufbau. Eine solche Mitwirkung aber lässt sich nicht durch Diktate erzwingen, sie lässt sich nur durch ein freiwilliges, ehrliches, gutgewolltes Zusammenarbeiten der Nationen erreichen, von denen es keine gibt, die heute nicht der Hilfe bedürfe.“126

Damit steht Rathenaus Sprache im starken Gegensatz zu Hitlers volkstümlicher Bierkelleragitation. Statt Aneinanderreihung von Parolen und Hauptsätzen, ge- paart mit antisemitischer Stimmungsmache, dominiert ein sachlich-vermittelnder Sprachgestus.

Wenige Monate nach dieser Rede, wurde Rathenau, am Morgen des 24. Juni 1922, in Berlin in seinem Auto erschossen.127 Die Täter waren Mitglieder der Or- ganisation Consul, einer „konspirativen Geheimorganisation der deutschen Rech-

116 vgl. Süß/Süß 2008, 173 f. 117 vgl. Niedhart 1996, 75 118 vgl. Loeffler 1997, 16 119 vgl. Loeffler 1997, 22 120 vgl. Loeffler 1997, 17 121 vgl. Niedhart 1996, 75 122 vgl. Kessler 1962, 312 123 Rathenau 1921, o.S. zitiert nach Kessler 1962, 312 124 vgl. Niedhart 1996, 75 125 Loeffler 1997, 17 126 Loeffler 1997, 439 127 vgl. Schölzel 2006, 371

15

ten“128, die zeitweilig von der Industrie mitfinanziert wurde129. Eines der Ziele der O.C. war die Destabilisierung der Demokratie, indem Attentate auf deren führen- de Vertreter verübt wurden.130 Mit Zorn und Entsetzen reagierte die Öffentlichkeit auf den Mord an Rathenau131, so gingen nach dem Verbrechen Millionen Deut- sche auf die Straßen und bekundeten auf Massenveranstaltungen, initiiert von den Gewerkschaften, demokratischen Parteien sowie republikanischen Verbän- den, ihre Trauer und ihre Abscheu gegenüber den Tätern.132 Walther Rathenau galt fortan vielen Menschen als demokratischer Volksheld133, bzw. als „Säulenhei- liger der Republik“134. In einem Nachruf des Dichters Jakob Wassermann in „Die Neue Rundschau“ heißt es:

„Er [Rathenau, Anm. d. Verf.] war ein Mann, Würdenträger im besten Sinn, Repräsentant im schöns- ten und einleuchtendsten, ein von seiner Seele erfüllter, von seiner Mission beschwingter Geist, edler Überzeugung voll, reich an Gedanken, feurigen Willens, rein von Sitten, Fanatiker der Arbeit, unbestechlicher, geborener Herr.“135

Nach der Betrachtung der einzelnen Elemente, welche Hörerbindung schaffen und der Sprache der Nationalsozialisten, soll nachfolgend auf die Gattungsspezifika und Präsentationsbedingungen des Wunschkonzerts eingegangen werden.

Im Rahmen dieses Sendeformates ist die Teilhabe der Rezipienten, also die der Hörer, essentiell, wie schon der Zusatz „Wunsch“ vermuten lässt. Dabei treten Kommunikator und Rezipient per Brief oder Telefon in Kontakt, wobei ein Lied- wunsch geäußert wird. Das gemeinsame Handlungsmotiv von Moderator und Hörer ist somit die Aussicht darauf, ein gewünschtes Lied zu spielen, oder gespielt zu bekommen.136 Die Berechtigung, in das Wunschkonzert für das Winterhilfs- werk, oder das spätere Wehrmachtswunschkonzert, durch seinen Wunsch direkt gestaltend eingreifen zu können, bekam der Hörer, durch seine Geld- oder Sach- spende, die er an den Deutschlandsender in Berlin schickte, oder sogar persönlich ablieferte137. Eine andere Möglichkeit, war der Nachweis bei einer Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) gespendet zu haben138, der Beleg war dann sozusagen die Legitimation für den Lied- oder Geräuschwunsch. Interes-

128 Sabrow 1994, 27 129 vgl. Schölzel 2006, 371 130 vgl. Schölzel 2006, 371 131 vgl. Sabrow 1994, 157 132 ebenda 133 vgl. Gall 2009, 247 134 Gall 2009, 247 135 Wassermann 1922, o.S. zitiert nach Loeffler 1997, 25 136 vgl. Neumann-Braun 1993, 50 f. 137 vgl. Neumann-Braun 1993, 110 138 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 36

16

sant ist hierbei, dass die Wünsche von nicht-prominenten Hörern geäußert wur- den139, im Fokus stand bei den Wunschkonzerten also offensichtlich, neben den auftretenden Stars, eher der einfache Volksgenosse und der Soldat an der Front. Klaus Neumann-Braun schreibt dazu in seinem Buch „Rundfunkunterhaltung“ treffend:

„Die Einbeziehung eines tendenziell durchschnittlichen Rezipienten am Hörertelefon stellt eine Form der Live-Hörerbeteiligung dar, der medienpolitisch betrachtet die Funktion zuzuschreiben ist, Publi- kumsnähe herbeizuführen bzw. zu signalisieren.“140

Dem Verlesen der postalischen Wünsche während der Sendung kann wohl eine ähnliche Wirkung zugeschrieben werden. Der Mediennutzung, hier speziell die der Wunschkonzerte durch die Hörer und Zuschauer, wurde wohl von den Rezipien- ten auch bewusst zur Bewältigung von Problemen im (Kriegs-) Alltag genutzt. So schreiben die Autoren Michael Charlton und Klaus Neumann treffend in ihrem Buch über Medienkonsum und Lebensbewältigung in der Familie:

„Der Umgang mit Medien stellt den Rezipienten nicht nur vor Probleme – wie die Forschung zur Medienkompetenz betont (Bonfadelli 1981) – sondern Mediennutzung hilft vielmehr auch dabei, Probleme des Alltags zu bewältigen, indem hier z.B. die Bedürfnisse nach Unterhaltung, nach Infor- mation, nach sozialer Anregung befriedigt werden können.“141

Hinzu kommt der Faktor Bequemlichkeit. Den Alltagsstress abstreifen gelingt am einfachsten mit Unterhaltung. Dabei werden schnell verfügbare Angebote wie das Radio eher genutzt, als Sport oder Spiele, die mehr Selbstdisziplin und Aufwand erfordern.142 Ein weiteres Nutzungsmotiv für den Hörfunk ist Eskapismus, also Realitätsflucht. Dabei liegt der Fokus auf den audiovisuellen Medien, die mit ihren Darstellungsmöglichkeiten in der Lage sind, den Rezipienten zu fesseln und emo- tional anzusprechen.143 Dadurch bekommen diese Medien die Macht einer größe- ren Einflussnahme. Im Zuge dessen erfolgt die Bedürfnisbefriedigung durch nicht der Wirklichkeit entsprechenden Medieninhalte, eine angenehm-heitere Welt wird gezeigt. Als Motive für Eskapismus gelten persönlicher und sozialer Stress und ein Gefühl an der eigenen Lebenssituation kaum etwas ändern zu können. Ebenso ist die Flucht vor drückenden Problemen und Ängsten ein weiteres Mo-

139 vgl. Neumann-Braun 1993, 50 140 ebenda 141 Charlton/Neumann 1986, 27 142 vgl. Meyen 2001, 99 143 vgl, Schweiger 2007, 111 f.

17

tiv.144 Bei der Realitätsflucht des Rezipienten, kommt den Medieninhalten die Funktion eines „emotionalen Ventils“145 zu.

Dem Bedürfnis der Rezipienten nach Unterhaltung, wurde in den Wunschkonzer- ten entsprochen. Mit den Hörerwünschen gab es ein Mittel zur Teilhabe, aller- dings konnten aufgrund der Zensur nicht alle Wünsche erfüllt werden, so zum Beispiel Lieder von jüdischen Komponisten oder Jazzmusik,146 wobei anzunehmen ist, dass solche Lieder von den Hörern – wohlwissend um die Zensur – ohnehin gar nicht verlangt worden. Welche Lieder gesendet und gespielt werden durften, ent- schied die sogenannte „Reichsmusikprüfstelle“. Mit einem Erlass des RMVP wurde diese am 1. Februar 1938 gegründet und in die Reichsmusikkammer integriert. Gesichtet wurden ausländische und deutsche Titel, deren Notentexte als auch die Aufführung. Teilweise mussten Komponisten ihre Werke den Prüfern auch vor- spielen. Insgesamt wurden bis zum Jahr 1944 etwa 100 Werke als „unerwünscht“ deklariert und die Verbreitung, sowie das Spielen und Senden, verboten. Aller- dings kam die Reichsmusikprüfstelle, aufgrund finanzieller und personeller Eng- pässe, bei der Bewältigung der vielen neuen Titel oft an ihre Grenzen. So konnte es durchaus passieren, dass Unterhaltungsmusik, welche mit einzelnen englischen und französischen Wörtern durchsetzt war, im Rundfunk gesendet wurde, was im Frühjahr 1940 vom Präsidenten der Reichsmusikkammer heftig kritisiert wurde. Da aber in Kriegszeiten – nicht nur von Soldaten – flotte Unterhaltungsmusik ge- wünscht wurde, kam es offenbar zu Zugeständnissen seitens der Prüfinstanzen. 147

Das Wunschkonzert ist allgemein im Bereich der Massenunterhaltung anzusiedeln und musste daher allgemein verständlich sein. Themen aus dem Alltag und ein Seriencharakter, durch gleiche Sendeplätze, trugen dazu bei. Auf das Unterhal- tungsbedürfnis der Zielgruppe wurde dabei ebenso eingegangen, indem soge- nannte U-Musik, wie Schlager oder Volkslieder, gespielt wurde.148 Bei einer Pro- grammform dieser Popularität, lohnt auch ein Blick auf das soziale Bindungsbe- dürfnis der Hörer, um diese Popularität zu erklären. Wenn das Hören eines For- mates im Freundeskreis, bei den Arbeitskollegen, oder der Familie allgemein üb- lich ist und man darüber regelmäßig spricht, dann ist das Hören der Sendung, aus Gründen der Anschlusskommunikation, für den Rezipienten unerlässlich.149

144 vgl. Schweiger 2007, 112 145 Schweiger 2007, 112 146 vgl. Koch 2003, 189 147 vgl. Koch 2003, 362-371 148 vgl. Neumann-Braun 1993, 52 149 vgl. Schweiger 2007, 76

18

4 Das Wunschkonzert für die Wehrmacht

4.1 Überblick und Eckdaten „Entstanden war das legendäre ‚Wunschkonzert für die Wehrmacht‘ aus dem ‚Wunschkonzert für das Winterhilfswerk‘, welches auf Anregung des Ansagers des Deutschlandsenders Heinz Goedecke ins Leben gerufen wurde.“150 Übertragen wurde die erste Show vom Deutschlandsender aus dem Haus des Rundfunks in Berlin-Charlottenburg.151 Ausgestrahlt wurde das WHW-Wunschkonzert immer sonntags von 17 bis 20 Uhr, mit vier Übertragungen pro Winterhalbjahr ab 1936/37.152 Das Wunschkonzert für das Winterhilfswerk wurde vierzehnmal in den Vorkriegsjahren gesendet und erfüllte, nach den Angaben der leitenden Redak- teure, etwa eine Million Hörerwünsche. Dadurch erhielt das WHW insgesamt 238.000 RM.153 In weitaus größeren Dimensionen sollte sich das - wunschkonzert bewegen.

Die erste Sendung des „Wunschkonzerts für die Wehrmacht“ wurde am 1. Okto- ber 1939 im Haus des Rundfunks in Berlin aufgezeichnet154 und vom „Großdeut- schen Rundfunk“ ausgestrahlt.155 Neben dem Haus des Rundfunks wurde auch die Berliner Philharmonie als Aufzeichnungsort genutzt.156 Live im Sendesaal dabei sein – das durften nur noch Militärs, Sanitätspersonal157 und „Parteigenossen“158. Wünsche zu äußern war, im Gegensatz zum Vorgängerformat, nur noch Soldaten und ihren Familienangehörigen vorbehalten.159 Anfangs wurde die neue Sendung zweimal wöchentlich produziert und gesendet160, später mit einer Unterbrechung im Sommer 1940, nur noch an Sonntagen. Am 25. Mai 1941 war das Wunschkon- zert für die Wehrmacht – die „beliebteste Sendung für die Soldaten“161 – ein letz- tes Mal im Rundfunk zu hören, es war die 75. Sendung.162 Grund hierfür war laut Hans-Jörg Koch der hohe technisch-organisatorische Aufwand der Live- Sendung.163 Der hatte sich aber ausgezahlt, denn während des anderthalbjährigen

150 Koch 2003, 168 151 vgl. Koch 2003, 171 f. 152 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 36 153 vgl. Koch 2006, 105 154 vgl. Riedel 1999, 138 155 vgl. Overesch 1991, 23 156 Koch/Glaser 2005, 130 157 vgl. Koch 2003, 178 158 Grull 2000, 142 159 vgl. Koch 2003, 178 160 vgl. Drechsler 1988, 131 161 Overesch 1991, 23 162 vgl. Diller 1980, 341 ff. 163 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 36

19

Bestehens des Wehrmachtswunschkonzerts, spielte die Sendung knapp 15,5 Mil- lionen Reichsmark an Geld- und Sachspenden ein.164

Die beliebte Unterhaltungssendung wurde sonntags, zu bester Sendezeit von 16 bis 20 Uhr, von Heinz Goedecke moderiert und stellte eine Verbindung zwischen Heimat und Front dar.165 Neben dem Deutschlandsender nahmen auch alle Reichssender das Wunschkonzert für die Wehrmacht ins Programm. Die Populari- tät des Straßenfegers zeigte sich schon nach den ersten Sendungen, als 23.117 Feldpostbriefe mit Musik- und Durchsagewünschen in Berlin eintrafen.166 Eines der Hauptelemente der Sendung waren die Hörerwünsche. Der Schlager „Heimat, deine Sterne“ beispielsweise, wurde auffallend oft gewünscht.167 Damit ein Lied oder ein Geräusch gespielt wurde, spendeten die Hörer Geld oder Sachgüter. Die- se Mittel dienten zur Finanzierung des Kriegswinterhilfsdienstes und waren laut Koch der eigentliche – politisch motivierte – Hintergrund der Sendung.168 Unge- achtet dessen, wurde das Format an allen Fronten und in der Heimat mit gleicher Begeisterung aufgenommen.169 Im April 1940 meldete der SD in einem Bericht, „*…+ das Wunschkonzert würde bei Tausenden das Erlebnis der Volksgemeinschaft wachrufen.“170 Oft traten beim Wunschkonzert bekannte Schauspieler oder Musi- ker auf. So auch Marika Rökk, Fita Benkhoff, Theo Lingen, Hans Brausewetter, Heinz Rühmann und Josef Sieber. Willkommene Gäste waren auch ausländischer Stars, wie der Geiger Barnabas von Géczy aus Ungarn, Sängerinnen wie Rosita Serrano aus oder aus Schweden.171 Heide Riedel charakteri- siert die Sendung treffend in folgender Weise:

[„Das Wunschkonzert für die Wehrmacht“ war eine, Anm. d. Verf.] „Mixtur aus gewünschten Musik- nummern, persönlichen Nachrichten, z.B. Meldung von Geburten, die die Verbindung zwischen Front und Familie herstellen, und aus der Unterhaltung, die eine sentimentale Stimmung erzeugen und über die Wirklichkeit, den Krieg, hinwegtäuschen sollte. *…+ Soldaten wurde suggeriert, sie kämpften für den Schutz ihrer Angehörigen – und nicht aus dem Eroberungsdrang ihrer Führer, der Bevölkerung Zuhause wurden die heldischen Leistungen an der Front geschildert.“172

Welchen Stellenwert das Wunschkonzert, nach gut fünfmonatigem Bestehen, nicht nur beim einfachen Landser, sondern auch innerhalb der Wehrmachtsfüh- rung innehatte, zeigt ein Ausschnitt der am 11. März 1940 niedergeschriebenen

164 vgl. Koch 2003, 235 165 vgl. Koch 2003, 178 166 vgl. Riedel 1999, 138 167 Koch/Glaser 2005, 131 168 vgl. Koch 2006, 129 169 vgl. Broszat/Frei 1990, 60 170 Diller 1980, 341 ff. 171 vgl. Drechsler 1988, 133 172 vgl. Riedel 1999, 138

20

Grundlagen über die „Zusammenarbeit von Wehrmacht und Rundfunk im Krie- ge“173. In Punkt vier heißt es:

„Besonders erfolgreich und als Verbindung zwischen Front und Heimat wertvoll haben sich die Wehrmachtswunschkonzerte erwiesen *…+ In jedes Wunschkonzert wird eine Sondersendung „Stimme des Soldaten“ von 10 Minuten Dauer eingeblendet, die wehrethischen Inhalts ist und sich nach Möglichkeit ebenfalls an aktuelle Themen hält, z.B. Heldengedenktag.“174

Ebenfalls im März 1940 wurde eine Reform des Wunschkonzertes in die Wege geleitet. Das Niveau sollte laut Goebbels nicht zu hoch sein und der volkstümliche Charakter erhalten bleiben.175 Zufrieden notierte er Mitte März in sein Tagebuch, dass er das Wunschkonzert wieder einmal überprüft habe und das Niveau nun ausgezeichnet sei.176 Dennoch kam wenig später, im April 1940 die Frage auf, ob im Sommer die Wunschkonzerte mit Sport zu ersetzen seien. Wie aus Goebbels‘ Tagebucheintrag vom 17. April 1940 hervorgeht, wurde dieses Ansinnen jedoch von ihm verneint, weil die Front demgegenüber ein Vorrecht besitze.177 Für den weiteren Erfolg des Wehrmachtswunschkonzertes im kommenden Winter, sollten weder Kosten noch Mühen gescheut werden, wie folgender Tagebucheintrag Goebbels vom 27. April 1940 zeigt:

„Mit Glasmeier und Goedecke Neugestaltung der Wunschkonzerte für die Wehrmacht besprochen. Sie sind sehr wichtig für die Stimmung des Volkes und müssen mit größter Sorgfalt vorbereitet und durchgeführt werden. Nicht so hohes Niveau, aber immer gute Haltung und beste Ausführende. Da darf nichts zu gut oder zu schade sein.“178

In der Sommerpause wurde vorerst ein neues Format, das „Deutsche Volkskon- zert“, am 19. Mai 1940 ins Leben gerufen und fortan im Rundfunk gesendet.179 Anfang September selben Jahres wurde beraten, ob und wie die Wehrmachts- wunschkonzerte im Winter wieder einzuführen seien.180 Am 3. Oktober notierte Goebbels in sein Tagebuch: „Wunschkonzert gerettet. Die Bürokratie wollte die Idee vollkommen verwaschen. Ich stelle es ab 1. November wieder in der alten Form her.“181 Gesendet wurden die Wehrmachtswunschkonzerte dann schon eher am 20. Oktober 1940 mit der 44. Sendung. Dieses Fortführen ließ die Presse mutmaßen, dass ein zweiter Kriegswinter unumgänglich sei.182

173 vgl. Koch 2003, 200 174 Koch 2003, 200 175 vgl. Fröhlich 1998a, 339 176 vgl. Fröhlich 1998a, 354 177 vgl. Fröhlich 1998b, 58 178 Goebbels 1940, o.S. zitiert nach Fröhlich 1998b, 79 179 vgl. Koch 2003, 206 180 vgl. Koch 2003, 209 181 Goebbels 1940, o.S. zitiert nach Fröhlich 1998b, 358 182 vgl. Koch 2003, 210

21

Anknüpfend daran, war es enorm wichtig, dass beim Wunschkonzert für die Wehrmacht nichts Unvorhergesehenes eintrat. Die Sendung unterlag einer dop- pelten Zensur durch das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und dem Propa- gandaministerium. Während der Live-Aufzeichnung war stets ein Zensuroffizier des OKW anwesend, der unter dem Vorwand einer technischen Störung die Sen- dung abbrechen konnte. Gründe hierfür waren beispielsweise die Nennung militä- rischer Dienststellen, Standorte von Truppenteilen oder Feldpostnummern. Zu- dem wurde Goebbels ab März 1940, schon Donnerstags183, immer über das Pro- gramm am Sonntag informiert.184 So bestimmte der Propagandaminister bisweilen sogar die Reihenfolge der Musiktitel im Wehrmachtswunschkonzert-Programm.185

183 vgl. Drechsler 133 184 vgl. Diller 1980, 341 ff. 185 vgl. Grull 2000, 144

22

4.2 Instrumente der Hörerbindung

4.2.1 Heinz Goedecke - Moderator und Leiter der Wunschkonzerte Eng mit dem Wunschkonzert verbunden, speziell mit dem für die Wehrmacht, ist deren Moderator Heinz Goedecke. Mit seiner großen Beliebtheit bei den Volks- genossen, war er wohl einer der Gründe, warum sich so viele Hörer an Sonntag- nachmittagen gemeinsam vor ihren Rundfunkempfangsgeräten versammelten. In diesem Zusammenhang soll mit einem kleinen Exkurs Goedeckes Werdegang und sein Schaffen beleuchtet werden, um zu verstehen, wie er die 75 Wehrmachts- wunschkonzerte entscheidend mitprägte und somit zur Hörerbindung beitrug.

Heinz Goedecke wurde am 20. Dezember 1901 in Berlin geboren. Nach dem Abi- tur und Studium besuchte Goedecke eine Schauspielschule und trat an verschie- denen Bühnen auf. Am 1. Mai 1933 wurde er Mitglied in der NSDAP186. An diesem Datum wurde der „Feiertag der nationalen Arbeit“ am Abend in Berlin auf dem Tempelhofer Feld, mit einer Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler, eingerahmt von einer festlichen Massenveranstaltung, zelebriert.187 Neben der NSDAP war Goede- cke auch dem „Kampfbund für deutsche Kultur“ beigetreten.188 Ebenfalls 1933 ging er zum Deutschlandsender,189 und war u.a. Sprecher der Wehrmachtsberich- te.190

Am 1. Oktober 1939 moderierte Goedecke das erste Wehrmachtswunschkonzert im Haus des Rundfunks in Berlin.191

Am 1. Dezember 1940 fand das 50. Wunschkonzert für die Wehrmacht statt. Ne- ben hochrangigen Militärs und zahlreichen Ehrengästen war auch Propagandami- nister Goebbels anwesend. Er hielt auf Goedecke eine Festrede, welche den ho- hen Stellenwert des beliebten Moderators unterstrich.192 In seinem Tagebuch rekapitulierte er, am 2. Dezember 1940, die Jubiläumssendung im Stakkato-Stil:

„50. Wunschkonzert. Eine ganz große Sache. Ich spreche kurz. Mit großem Beifall. Dank an den Rundfunk und seine Männer. General Dietl spricht knapp, volkstümlich und wirkungsvoll. Aufmarsch der Prominenz. Unübersehbar. Leander, Serano, Karajan und viele andere. Ein voller Erfolg. Und das ganze Volk, Front und Heimat, sitzt am Lautsprecher. Ich bin sehr zufrieden mit dieser großartigen Leistung. Der Führer verleiht Goedecke des Kriegsverdienstkreuz.“193

186 vgl. Klingler 1983, 366 187 vgl. Overesch/Saal 1991, 50 188 vgl. Klee 2007, 187 189 vgl. Klingler 1983, 366 190 vgl. Klee 2007, 187 191 vgl. Riedel 1999, 138 192 vgl. Koch 2003, 212 f. 193 Goebbels 1940, o.S. zitiert nach Fröhlich 1998c, 31

23

Im „Völkischen Beobachter“, der am Tag nach dem 50. Wehrmachtswunschkon- zert erschien, wurde auch die Danksagung des Propagandaministers an Heinz Go- edecke abgedruckt:

„Sie haben mit diesen Veranstaltungen den Beweis dafür erbracht, daß man sehr wohl Krieg führen und seine Pflicht tun kann, ohne den Kopf hängen zu lassen und den Humor und die gute Laune zu verlieren. So soll es nicht nur bei den Wunschkonzerten, sondern auch im kriegerischen Leben der deutschen Nation für die Zukunft immer bleiben. Das Wunschkonzert soll für das ganze Volk eine Mahnung und ein Ansporn sein, sich nicht von den Widrigkeiten des Alltags unterkriegen zu lassen, sondern mutig und erhobenen Hauptes der Zeit entgegenzutreten. Einmal wird die Stunde kommen, da auch der letzte uns verbliebene Feind, England, fällt. Bis dahin aber wollen wir kämpfen und arbeiten und auch unsere geistigen und seelischen Kräfte stählen. Humor und Musik sind dabei die besten Helfer.“194

Drei Tage nach dem 50. Wunschkonzert berichtete Goebbels dem Führer von der Sendung sowie der Rede General Eduard Dietls und vermerkte in seinem Tage- buch, dass es Hitler „sichtlich Freude bereitete“.195 Dass das Jubiläumswunschkon- zert ein voller Erfolg werden müsse, dessen war sich Goebbels schon am 26. No- vember 1940 sicher. Unzufrieden über die 49. Sendung, hielt er fest: „Aber beim nächsten wollen wir den Vogel abschießen. Ich selbst werde dazu sprechen. Und General Dietl als Vertreter der Front“.196

Anknüpfend an den Erfolg der Wehrmachtswunschkonzerte, kam am 30. Dezem- ber 1940 der Film „Wunschkonzert“, von , in die Kinos.197 Ei- ner der Hauptdarsteller war Heinz Goedecke, der sich selbst spielte.198 Auch schrieb er das Drehbuch für diesen populären Staatsauftragsfilm.199 Der Film wur- de bis Kriegsende von circa 23 Millionen Zuschauern gesehen200, insgesamt wird die Zahl der Besucher auf 26,5 Millionen geschätzt.201 Nach rund eineinhalb Mona- ten Laufzeit, hieß es dazu in einer „Meldung aus dem Reich“ mit der Nr. 163 vom 17. Februar 1941:

„Nach den bisherigen vorliegenden Meldungen aus allen Teilen des Reiches, findet der Film „Wunschkonzert“ in der Bevölkerung größte Anteilnahme und begeisterte Zustimmung. Schon vor seinem Anlaufen sei durch eingehende Propaganda in der Presse größtes Interesse ausgelöst wor- den, das durch die Beliebtheit der Wunschkonzerte überhaupt noch gesteigert wurde.“202

194 Koch 2003, 214 195 vgl. Fröhlich 1998c, 34 196 Fröhlich 1998b, 437 197 vgl. Koch 2003, 242 198 vgl. Koch 2003, 243. 199 vgl. Klee 2007, 187 200 vgl. Koch 2003, 247 201 vgl. Klee 2007, 187 202 Boberach 1984b, 2007

24

Das 1940 erschienene Buch „Wir beginnen das Wunschkonzert für die Wehr- macht“ von Heinz Goedecke war ebenso ein „Renner“. Voller Wohlwollen notierte Propagandaminister Joseph Goebbels am 4. März 1941 in sein Tagebuch:

„Hadamovsky hat ein geradezu blödsinniges Buch über den Feldzug gegen Polen geschrieben. Dage- gen schreibt Goedecke ein wunderbares Buch über die Wehrmachtswunschkonzerte. Es ist manch- mal direkt zu Tränen rührend. Unser Volk zeigt sich da in seiner wunderbaren Großherzigkeit und Güte.“203

Nicht zu Unrecht galt der „Rundfunkkünstler“ Goedecke als Star und wurde land- läufig gern als „Radio-Onkel“ bezeichnet.204 Gut in dieses Bild passen die Dinge, welche Goedecke, nach eigenem Bekunden, besonders mochte: Theater, Musik, Zigaretten, Kaffee, Blumen, kleine Kinder und Reisen.205

Zur 75. und letzten Sendung des Wunschkonzerts der Wehrmacht, blickte Goede- cke zurück und zog Bilanz: „Im Laufe der 75 Konzerte sind 52.797 Namen von Soldaten und Einheiten genannt worden, 9297 Kinder purzelten sozusagen durch den Aether, wobei die 2160 Zwillinge und 78 angesagte Drillinge der besondere Stolz der Kartei sind“.206 Zudem konnten 11 Adoptionen, 47 Patenschaften und 85 Blutspender vermittelt werden. Erfüllt wurden laut Goedecke auch ungewöhnli- che Geräuschwünsche: „*…+ das Rascheln eines Urlaubsscheines, das Zählen von Geld, der Berliner Straßenlärm, das Gluckern aus der Pulle Bier, das Rangieren einer Kleinbahn – alles das gehörte dazu“.207

Mit der am 15. Februar 1942 erlassenen „Anordnung zur Neugestaltung des Rund- funkprogramms“, wurde der Unterhaltungsbereich neu organisiert und in zehn Sendegruppen unterteilt.208 Grund für diese Umstrukturierung war der hohe Stel- lenwert, dem man der Unterhaltung im Krieg beimaß. Goedecke, der sich durch die Wehrmachtswunschkonzerte verdient gemacht hatte, bekam die Gruppe E zugewiesen, welche die Aufgabe hatte, Unterhaltungssendungen für die Front zu produzieren.209 Somit war er zum Chef der Truppenunterhaltung beim Rundfunk avanciert.210 Wenig später, ab dem 1. März 1942, trat Heinz Goedecke wieder als Ansager in der Sendung „Fortsetzung folgt“ auf.211 Diese war als Nachfolger des Wunschkonzerts für die Wehrmacht konzipiert und lief ebenfalls am Sonntag-

203 Goebbels 1941, o.S. zitiert nach Fröhlich 1998a, 332 204 vgl. Koch 2003, 236 205 vgl. Grull 2000, 146 206 Koch 2003, 221 207 ebenda 208 vgl. Klingler 1983, 70 209 vgl. Klingler 1983, 71 210 vgl. Grull 2000, 144 211 vgl. Koch 2003, 239

25

nachmittag.212 Zwar gab es keine Namens- und Spendenlisten mehr, dennoch fand die neue Sendung Anklang in der Bevölkerung. Das bekannte Stilmittel der Zwi- schenverse wurde beibehalten.213

Mit den Formaten „Feldpost: Rundfunk“ und „Was sich Soldaten wünschen“, hat- te man später ein Äquivalent gefunden, auch sie wurden am Sonntagnachmittag ausgestrahlt. Ebenso kamen die Elemente der Wunschkonzerte wieder zum Ein- satz: So konnten sich Soldaten per Post Musikstücke wünschen. Daneben wurden Direktübertragungen von Soldaten- oder Sportveranstaltungen in die Sendungen integriert.214

212 vgl. Koch 2003, 121 213 vgl. Koch 2003, 239 214 vgl. Klingler 1983, 187 f.

26

4.2.2 Zielgruppenorientierte Musik

4.2.2.1 Beliebte Schlager und leichte Unterhaltungsmusik Die Nationalsozialisten nutzten die Popularität der Unterhaltungsmusik für ihre Propaganda. Förderlich war hierbei, dass beispielsweise Schlagern augenschein- lich nichts Politisches anhaftete.215 So konnten diese instrumentalisiert und ihre Botschaft unterschwellig dem Hörer übermittelt werden. Die Schlager waren nicht sozialkritisch und gaukelten den Hörern eine heile Welt vor. Besonders die sozial schlechter gestellten Schichten sollten somit davon abgehalten werden, über ihre Probleme nachzudenken.216 Mit den günstigen, teilweise mit Preisnachlässen oder möglicher Ratenzahlung subventionierten Radios217, konnten auch diese Bevölke- rungsschichten Rundfunkteilnehmer werden. Neben den Anschaffungskosten fiel danach nur noch das regelmäßige Bezahlen der Rundfunkgebühren, von 2 Mark im Monat218, an. Darüber hinaus entstanden keine weiteren Kosten. Das bietet einen Anreiz zu intensiver Rundfunknutzung. Zum Vergleich: In wirtschaftlichen schwierigen Zeiten, wie im Kriege, in denen die Haushalte sparen müssen, sind Printprodukte, wie Tageszeitungen, besonders bedroht.219 So war es offenbar einfacher auf die Zeitung zu verzichten und das Radio als fast ausschließlich allei- niges Informations- und Unterhaltungsmedium zu nutzen. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik, gegen 1930, zeichnete sich dieser Trend ab, wie Wilke in sei- nem Buch über die Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte schreibt: „Sie *die Arbeiter, Anm. d. Verf.+ dürften nach einiger Zeit vermutlich weniger gern auf das Radio als auf Presseorgane verzichtet haben, wenn man zu Einschränkungen des ‚Medienbudgets‘ gezwungen war.“220

Ungeachtet dieser Abwägung, bei begrenztem Budget, sich für ein Medium zu entscheiden zu müssen, ist doch die Mediennutzung an sich, laut Meyen, die mit Abstand günstigste Freizeitbeschäftigung.221 Der Besuch von Kinos und Theatern, ist hingegen mit erheblich mehr Aufwand verbunden, als einfach das Radio einzu- schalten und sich beispielsweise von populären Schlagern unterhalten zu lassen. Diese wurden oft auch zur Untermalung bekannter Filme genutzt und erreichten

215 vgl. Koch 2003, 18 216 ebenda 217 vgl. Dussel 2010, 95 f. 218 vgl. Dussel 2010, 42 219 vgl. Schweiger 2007, 43 220 Wilke 2000, 339 221 vgl. Meyen 2001, 100

27

dadurch viele Menschen, was ihre Popularität umso mehr steigerte.222 Die beiden Autoren Martin Broszat und Norbert Frei fassen es wie folgt zusammen:

„Die Unterhaltungsbranche florierte. Operette und Schlager waren, zumal sie kaum politisiert wur- den, die beliebtesten Genres, man könnte sie ebenso wie die Serien harmloser Unterhaltungsfilme als einen Teil der Sozialpolitik des Regimes verstehen, das mit Melodien von Nico Dostel, Paul Linke und Franz Lehar, mit den Schlagern die Zarah Leander, Evelyn Künneke, Marika Rökk, Hans Albers trällerten, und mit den Publikumslieblingen Heinz Rühmann, Johannes Heesters, Luise Ulrich, Victor de Kowa, Willy Birgel, Brigitte Horney und vielen anderen die „Volksgemeinschaft“ bei Laune hielt.“223

Am 28. Januar 1935 hielt Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky vor Rundfunkmit- arbeitern eine Rede zum Wert der Unterhaltungssendungen, in der er die zwei wesentlichen Grundlagen der künftigen Programmarbeit aufzeigte:

„1. Die Entspannung des Hörers durch leichte Unterhaltungssendungen in den dafür geeigneten Stunden und 2. die Pflicht zu künstlerischer und weltanschaulicher Aufbauarbeit im Geiste des Nati- onalsozialismus. *…+ Wer von Ihnen etwa will die kulturpolitische Erziehungsarbeit an beruflich ermüdeten und erholungsbedürftigen Menschen leisten? Die Volksgenossen, die von der Arbeit kommen, wollen erst wieder frisch und aufnahmefähig gemacht werden, dann erst kann überhaupt die zweite Aufgabe einsetzen.“224

Dieses Zitat belegt, dass der Hörer in erster Linie unterhalten werden sollte. So betrug 1936 der Anteil von unterhaltenden Sendungen, einschließlich Operetten, zwischen 20.10 und 22 Uhr etwa 70 Prozent am gesamten Programm. Ab 1937 verhalf der Film der Schlagermusik zum großen Durchbruch, vor allem wenn sie von beliebten Schauspielerinnen interpretiert wurden.225 Ein weiteres Indiz für das Entgegenkommen, den Hörern mehr leichte Unterhaltungsmusik zu bieten, war ernste Musik eher am späteren Abend zu spielen. So wurde diese Musik erst ab 21.30 gesendet. U-Musik wurde schon 20 Uhr gespielt, also zu hörerstärkeren Zeiten.226 Belegt wird dies durch einen Brief vom 22. April 1937, den Reichsinten- dant Heinrich Glasmeier an die deutschen Rundfunkintendanten schrieb:

„Der Sonderfunk in jeder Form (HJ-Funk, Bauernfunk, Frauenfunk, Kinderfunk, usw. usw.) wird grundsätzlich abgelehnt. Jede Sendung hat sich an das ganze Volk zu wenden und das ganze Volk zu packen. *…+ In den Tageszeiten von 6 – 9 Uhr, von 12 – 15 Uhr, von 19 – 22 Uhr sind alle diese Son- derfunksendungen mit sofortiger Wirkung verboten; desgleichen in der Zeit von Sonnabendmittag bis Sonntagabend. Diese Zeiten sind unter allen Umständen sogleich und uneingeschränkt der Un- terhaltung für die Volksgesamtheit freizumachen.“227

222 vgl. Koch 2003, 18 223 Broszat/ Frei 1990, 60 224 Hadamovsky 1935, o.S. zitiert nach Dussel/Lersch 1999, 131 f. 225 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 34 226 vgl. Schanze 2001, 468 227 Glasmeier 1937, o.S. zitiert nach Dussel/Lersch 1999, 141

28

Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wollte Goebbels den Widerstandswillen der Bevölkerung durch ermutigende und heitere Programme steigern. Es dominierte ein Unterhaltungsprogramm, welches aus Märschen, heroischer Musik und leich- ten Unterhaltungssendungen bestand.228 Laut Goebbels war die Unterhaltungs- musik „genauso wichtig wie Kanonen und Gewehre“.229

Eine Umfrage aus dem Jahr 1939 bestätigt, dass die breite Masse der Hörer für dieses leichte Programm auch zu begeistern war. So gaben 87 Prozent aller Be- fragten an, die „Lustigen Abende“ besonders zu mögen, folglich landeten diese auf dem ersten Platz der Beliebtheitsskala, dichtauf gefolgt von Militärmusik, alter Tanz- und Volksmusik. Opern, Symphoniekonzerte oder Kammermusik rangierten mit 10 Prozent der Nennungen weit abgeschlagen auf der Beliebtheitsskala. Zu- dem wurde festgestellt, dass je jünger die befragten Hörer waren, die neue, flotte, Tanzmusik besonders beliebt war.230 Diese hatte teilweise Jazz- und Swing- Einflüsse, wurde aber neu arrangiert und die Titel eingedeutscht. Mit Fantasie- Namen wurden die Stücke offenbar teilweise von der Reichsmusikkammer ge- nehmigt.231 Dies war durch die Jazz- und Swing-Verbote, die ab 1938 immer stär- ker durchgesetzt wurden, erforderlich. Während im Rundfunk streng kontrolliert wurde, war das Verbot in den Gastwirtschaften des Reiches teilweise lockerer gehandhabt worden. Nicht ohne Grund wies Gauleiter Martin Mutschmann 1938 in Sachsen darauf hin, dass Gaststätten-Inhaber oder Musiker für „Entgleisungen“, wie dem Spielen amerikanischer Jazzweisen, zur Verantwortung gezogen werden würden.232 Jedoch schienen sich Wirte und Kapellen oftmals darüber hinwegzu- setzen, wie ein SD-Bericht vom 6. März 1941 feststellt:

„In den letzten Monaten häufen sich unabhängig voneinander aus den verschiedenen Reichsteilen die Meldungen, daß Unterhaltungskapellen in zunehmenden Maße verjazzte Musik nach Art der jüdischen Jazzmusik der Systemzeit [Weimarer Republik, Anm. d. Verf.] bringen. Es sind vor allem immer wieder Frontsoldaten, die während ihres Urlaubes ihren Unwillen über diese Verhältnisse in den Gaststätten der Heimat Ausdruck verleihen. *…+ Als besonders auffallend wird in den einzelnen Meldungen immer wieder betont, daß die Unterhaltungsmusik im Rundfunk absolut im Gegensatz zu diesen Verjazzungstendenzen stünde und daß, trotzdem hier ein gutes Beispiel und eine klare Linie gegeben wurde, die Musikdarbietungen in öffentlichen Lokalen sich nicht danach richtete. Nach Meldungen aus München, Königsberg, Schwerin, Leipzig, Neustadt / Weinstraße ist die Tanz- und Unterhaltungsmusik des Rundfunks in breiten Hörerkreisen anerkannt worden.“233

228 vgl. Riedel 1999, 138 229 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 35 230 vgl. Koch 2006, 68 231 vgl. Koch 2003, 60 232 vgl. Koch 2003, 58 233 Boberach 1984b, 2075-2077

29

Ein Tagebucheintrag von Joseph Goebbels vom 28. April 1940 zeigt, welchen Wert er auf die Ablenkung der Hörer legte:

„Mit Goedecke und Glasmeier nochmal Wunschkonzerte und Musik im Rundfunk besprochen. Wir müssen die Sache mehr auflockern. Keine Hörspiele mehr. Das Volk hat in diesen schweren Zeiten Anspruch auf Entspannung und Unterhaltung mehr denn je. Ich glaube, jetzt wird das klappen.“234

Der SD-Bericht Nr. 192 vom 9. Juni 1941 weist darauf hin, dass diese Vorgaben von weiten Teilen der Bevölkerung begrüßt wurden:

„Übereinstimmend wird aus allen Gebieten des Reiches, vor allem aus Mittel- und Westdeutschland berichtet, daß auch in den letzten Monaten ein starkes Bedürfnis breiter Bevölkerungskreise nach kulturellen Veranstaltungen festzustellen war, die im besten Sinne des Wortes zu „unterhalten“ und zu „entspannen“ geeignet sind.“235

Diese Tendenz wurde ebenso von Reichsintendant Heinrich Glasmeier berücksich- tigt, er wies Anfang Oktober 1941 gegenüber Abteilungsleitern des Großdeut- schen Rundfunks noch einmal auf die Rolle der Unterhaltungsmusik in Kriegszei- ten hin:

„Dominieren muss jedoch zurzeit im Rundfunk die leichte, spritzige Unterhaltungsmusik. *…+ Heiter, unbeschwert, unvoreingenommen, unbelastet soll das Rundfunkprogramm im Kriege sein. Wir müssen verhindern, dass unsere Soldaten, die nach Entspannung verlangen, fremde Sender einstel- len gezwungen sind und somit auch den englischen Nachrichtendienst über sich ergehen lassen müssen.“236

Als die deutschen Truppen während dem Russland-Feldzug im Winter 1942/43 mit ihrem Vormarsch ins Stocken kamen, wurden die Sorgen in der Bevölkerung im- mer größer. In der berühmten Berliner Sportpalastrede vom 18. Februar 1943, griff Gauleiter und Chefpropagandist Goebbels geschickt die Sorgen der Bevölke- rung auf und stimmte die Volksgenossen unter anderem mit dem Verweis auf die drohende „Bolschewisierung des Reiches“237 und der damit einhergehenden „Überführung der arbeitenden Massen in die bolschewistisch-jüdische Sklave- rei“238, zum totalen Krieg ein. Interessamt ist aber auch jener Abschnitt, in dem Goebbels noch einmal die Aufgabe des Rundfunks im totalen Krieg umreißt:

„Der Rundfunk wird bestrebt sein, sein Programm noch zu erweitern und zu vervollkommnen. Wir haben durchaus nicht die Absicht, über unser Volk eine graue Winterstimmung heraufzubeschwö- ren. Was dem Volke dient, was seine Kampf- und Arbeitskraft erhält, stählt und vermehrt, - das ist gut und kriegswichtig. Das Gegenteil ist abzuschaffen!“239

234 Fröhlich 1998b, 81 235 Boberach 1984c, 2383 236 Dussel/Lersch 1999, 144 237 Goebbels 1943, 177 zitiert nach Heiber 1972, 177 238 ebenda 239 Goebbels 1943, 194 zitiert nach Heiber 1972, 194

30

Goebbels Wort war Gesetz –nicht umsonst war er seit Sommer 1941 der „Bevoll- mächtigte für den totalen Kriegseinsatz“240 - und ließ zur Erbauung des Volkes noch mehr Unterhaltungsmusik senden. Ernste Musik wurde fortan nur noch an zwei Tagen – mit einem Unterhaltungskontrastprogramm aufgelockert – ge- spielt.241 So wuchs nach der Neugestaltung des Programms im Februar 1942 der Anteil der leichten Unterhaltungsmusik, in den Sendungen des Jahres 1943, auf 90 Prozent an.242 Dazu bemerkte Klingler in seiner Inauguraldissertation über die Nationalsozialistische Rundfunkpolitik treffend:

„Ziel dieser Programmpolitik war die Führung der Bevölkerung. Das ‚politische-propagandistische‘ Programm sollte das richtige Bild der politischen und militärischen Lage vermitteln, das Volk fanati- sieren und zu höchster Leistungs- und Leidensbereitschaft im Kriege anspornen, das ‚unterhaltende und künstlerische‘ Programm Unterhaltung und Entspannung ‚gewähren‘, kurzzeitig den Hörern eine heile Welt vorspielen.“243

240 vgl. Grull 2000, 168 241 vgl. Schanze 2001, 470 242 vgl. Neumann-Braun 1993, 107 243 Klingler 1983, 78

31

4.2.2.2 Zielgruppenorientierte Musik im Wehrmachtswunschkonzert Besonders beliebt in Kriegszeiten waren optimistisch angehauchte Schlager wie „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ von Heinz Rühmann oder „Da- von geht nicht unter“ sowie „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder ge- schehen“, beides von Zarah Leander.244 Diese beiden Lieder wurden auch im Wehrmachtswunschkonzert gespielt. Trotz der beschriebenen Dominanz der leichten Unterhaltungsmusik im Krieg, bestand die zielgruppenorientierte Musik im Wunschkonzert für die Wehrmacht nicht nur aus heiteren Klängen. So war es offenbar das gut abgestimmte Nebeneinander von U-Musik und Werken mit erns- terem Charakter245, welches die Hörer verschiedenster sozialer Schichten, für das Wunschkonzert begeisterte. Demzufolge gab es auch Stimmen, welche dem Wehrmachtswunschkonzert sogar einen erzieherischen Wert beimaßen, wenn dem einfachen Volksgenossen – transportiert durch die leichte Unterhaltungsmu- sik – ernstere Werke von Haydn, Mozart oder Strauß näher gebracht werden konnten.246 Zwar hatte klassische Musik nicht mehr den hohen Stellenwert wie in der Anfangsphase des Regimes, als mit ihr noch die gebildeteren Bevölkerungs- schichten für den Nationalsozialismus begeistert werden sollten247, dennoch exis- tierte sie weiterhin im Programm als Zugeständnis an die kritische Zuhörer- schaft.248

So waren es wohl eher Stars wie Marika Rökk, Heinz Rühmann, der Geiger Barnabas von Géczy aus Ungarn oder die Sängerinnen wie Rosita Serrano aus Chi- le und Zarah Leander aus Schweden249, welche live im Wehrmachtswunschkonzert auftraten und das Gros der Hörer und Zuschauer begeistern konnten. Im Zuge dieser Aufzählung sei auch Lale Andersen mit ihrem ungemein populären Schlager „Lili Marleen“ von 1938 genannt.250 Bekannt wurde der Hit aber erst 1941 durch den deutschen Soldatensender Belgrad. So gingen nach dem erstmaligen Spielen von „Lili Marleen“ nach einem Tag bereits 12.460 Fanbriefe ein.251 Aufgrund des gewaltigen positiven Echos, wurde das Lied in alle europäische Sprachen über- setzt252 und der Soldatensender Belgrad spielte fortan „Lili Marleen“ am Ende eines jeden Abendprogrammes, immer drei Minuten vor 22 Uhr. Zu dieser Zeit

244 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 35 245 vgl. Koch 2003, 181 246 vgl. Koch 2003, 182 247 vgl. Heister/Klein 1984, 102 248 vgl. Heister/Klein 1984, 103 249 vgl. Drechsler 1988, 133 250 vgl. Koch 2003, 351 251 vgl. Pinkau/Weber 2007, 25 252 vgl. Klingler 1983, 131

32

gab es an der Front in Nordafrika immer eine inoffizielle Waffenruhe von etwa zehn Minuten, weil die Soldaten auf beiden Seiten dieses Lied hören wollten.253 Trotz dieser Popularität fiel Andersen in Ungnade, weil 1941 ihr Briefverkehr mit jüdischen Emigranten aufgedeckt wurde.254 So wurde ihr infolgedessen Spionage unterstellt.255 Ab November 1941 durfte „Lilli Marleen“ im Inlandprogramm nur noch instrumental gespielt werden. Nach einigen widersprüchlichen Anordnun- gen, wurde Lale Andersen im Herbst 1942 aus der Reichskulturkammer ausge- schlossen. Der zunehmenden Beliebtheit des Liedes bei den Hörern geschuldet, wurde „Lilli Marleen“ ab dem Sommer 1943 wieder für Überseesendungen ins Programm genommen. Ungeachtet der zwischenzeitlichen Verbote, ließ sich der Soldatensender Breslau nicht beirren und spielte den Hit durchgängig weiter, so- dass Andersens Erfolgsschlager im Januar 1943 das 500. Mal gesendet wurde.256 Offenbar geschützt durch ihre Bekanntheit, wurde Lale Andersen zwar mit einem Auftrittsverbot belegt, blieb ansonsten aber unbehelligt.257

War „Lilli Marleen“ von Lale Andersen das „Lied der Soldaten des Zweiten Welt- kriegs“258, so war Zarah Leander die am besten bezahlteste Schauspielerin des Dritten Reiches.259 Sie spielte in diversen Ufa-Publikumsrennern wie „Heimat“, „Es war eine rauschende Ballnacht“ und „Die große Liebe“ mit. Aufgrund ihres Ruhms und dem Erfolg des letztgenannten Filmes, unterstützte Propagandaminister Goe- bbels im Frühsommer 1942 den Vorschlag, Andersen zur „Staatschauspielerin“ zu ernennen. Hitler war damit aber nicht einverstanden, sodass ihr der Titel nicht verliehen wurde.260 Dennoch war sie mit ihrer dunklen Stimme aber auch als Sän- gerin gefragt, ihre Unterhaltungsmusikstücke wie „Der Wind hat mir ein Lied er- zählt“, oder die bereits eingangs genannten Stücke „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh‘n“, sind auch heute noch bekannt.261

253 vgl. Grull 2000, 154 254 vgl. Klingler 1983, 131 255 vgl. Koch 2003, 351 256 vgl. Klingler 1983, 131 f. 257 vgl. Koch 351 258 Pinkau/Weber 2007, 25 259 vgl. Koch 2003, 355 260 ebenda 261 vgl. Koch 2003, 355 f.

33

4.2.3 Feste Sendezeiten - Eine Sendung mit Wiedererkennungswert

4.2.3.1 Überblick über die Sendezeiten des NS-Rundfunks im Kriege

„Indem die Nationalsozialisten die unterhaltenden Elemente im Programm verstärkten und auch den Programmtypus der sich großer Beliebtheit erfreuenden „Bunten Stunde“ – wie den Frohe(n) Samstagnachmittag aus Köln – pflegten, setzten sie im Wortprogramm tendenziell weniger auf die bildenden Sendungen und auf die an hochkulturellen Angeboten interessierten Hörer. *…+ Den Nati- onalsozialisten ging es – völlig folgerichtig – in erster Linie darum, die große Masse der Hörer zufrie- den zu stellen, die eben anderes vom Radio erwartete.262

Darüber hinaus beschreibt Helmut Schanze in seinem Handbuch zur Medienge- schichte, bei der Thematik der Sendezeiten auch eine zunehmende Tendenz zu täglich wiederkehrenden Sendeplätzen gleichen Angebots. Damit sollte den Hö- rern im Programm auch ohne Rundfunkzeitschrift Orientierung geboten und de- ren Erwartungen bestätigt werden.263

Das gewünschte Programm ohne Rundfunkzeitschrift finden zu müssen, wurde ab Mai 1941, nach einem Erlass des RMVP, für alle Rundfunkteilnehmer Realität. Um Papier zu sparen, mussten alle Programmzeitschriften ihr Erscheinen einstellen.264 Um den Hörern dennoch Orientierung zu bieten, wurden die Ausstrahlungszeiten weitestgehend beibehalten.265 Da sich bis 1941 ein festes Programmschema etab- liert hatte266, welches nachfolgend näher erläutert werden soll, war die Beibehal- tung der Programmzeiten die wohl einzige logische Konsequenz nach dem Einstel- len der Programmzeitschriften. Allerdings hatten die Hörer ab dem 9. Juli 1940 auch keine große Auswahlmöglichkeit mehr, denn ab diesem Datum, wurde kriegsbedingt von allen Reichssendern ein Einheitsprogramm ausgestrahlt.267 Ge- schätzt blieben den Reichssendern nur etwa vier Stunden pro Woche für eigene Regionalsendungen. Beim Reichssender München beispielsweise, waren 100 Mi- nuten dem Landfunk vorbehalten, der Rest wurde mit Frauenfunk und einer Kin- der- oder Heimatstunde gefüllt.268 Infolgedessen gab es anscheinend immer mehr Hörer, die sich über das Rundfunkprogramm beschwerten. In einem Aufsatz von Goebbels im „Völkischen Beobachter“ vom 1. März 1942, legte der Propaganda- minister dar, warum es kein Rundfunkprogramm geben wird, das bei allen Hörern Anklang findet:

262 Schanze 2001, 469 263 vgl. Schanze 2001, 469 264 vgl. Dussel 2010, 105 265 ebenda 266 vgl. Klingler 1983, 53 267 vgl. Dussel 2010, 96 268 vgl. Klingler 1983, 168

34

„Die Vorschläge, die bei uns seit Jahren aus weiten Kreisen des Volkes zum Rundfunkprogramm einlaufen, verlieren schon dadurch viel an Wert, daß sie sich fast immer auf ganz verschiedene Teile des Programms beziehen und dadurch meistens gegenseitig aufheben. Wesentlich einfacher wäre die Lösung dieses komplizierten Problems, wenn wir wie im Frieden zwölf oder vierzehn Sender zur Verfügung hätten und die verschiedenen Aufgaben des Rundfunkprogramms darauf verteilen könn- ten. Aber heute macht es schon große Schwierigkeiten, einen einzigen Sendebetrieb voll aufrecht- zuerhalten. Wir wissen ganz genau, daß viele Hörer mißmutig aufseufzen, wenn abends das schöns- te Unterhaltungsprogramm in englischer Sprache unterbrochen wird. Aber daran können auch wir nichts ändern. Im Kriege gehen mehr noch als in normalen Zeiten die Interessen unserer Politik den wenn auch noch so berechtigten Interessen des privaten Lebens voran.“269

Wie schon in Kapitel eins beschrieben, strahlte der Deutschlandsender als Alter- native zum Reichseinheitsprogramm sein Doppelprogramm stundenweise, vor- wiegend in den Abendstunden, aus. Mit den Sendern Luxemburg, Alpen und Weichsel wurde, den an den Grenzen des Reiches wohnenden Hörern, eine zu- sätzliche Alternative geboten.270 Darüber hinaus wurde mit diesen drei Sendern auch auf die Bedürfnisse der Soldaten abgezielt, die sich außerhalb der Reichs- grenzen aufhielten, da vorwiegend Tanz- und Unterhaltungsmusik gespielt wur- de.271 Doch zurück zum Reichseinheitsprogramm, welches täglich 21 Stunden lang gesendet wurde. Mehr als die Hälfte der Sendezeit, also 13 Stunden, wurden mit Musik gefüllt. Die verbliebenen acht Stunden waren Wortsendungen gewidmet. 5 Uhr begann das Programm mit dem Kameradschaftsdienst, der 5.30 Uhr von Nachrichten abgelöst wurde. Bis 8 Uhr wurde dann Musik im Frühkonzert gesen- det, mit Unterbrechungen für den Landfunk und Nachrichten.272

Der Landfunk existierte bereits in der Weimarer Republik273 und kannte Formate wie landwirtschaftliche Preisberichte, eine „Landwirtschaftsbörse“, den „Lehrgang für praktische Landwirte“ oder den Landfrauenfunk.274 Die Nationalsozialisten übernahmen diese Formate, änderten aber Inhalte und Produktionsform.275 Wet- terberichte, Kurzratschläge und Volksmusik waren auch wieder im Repertoire.276

Nach dem Landfunk und den Nachrichten, diente eine zwanzigminütige Gymnas- tiksendung der körperlichen Ertüchtigung, welche 8 Uhr begann. Bis 12.30 Uhr liefen die Sendungen „Unterhaltungsmusik“ und „Musik am Vormittag“, mit einer halbstündigen Unterbrechung von 11 Uhr bis 11.30 Uhr, in der Kammermusik gespielt wurde. 12.30 Uhr und 14 Uhr wurden Nachrichten übertragen, dazwi-

269 Goebbels 1942, 352 zitiert nach Wulf 1964, 352 270 vgl. Dussel 2010, 97 f. 271 vgl. Klingler 1983, 54 272 vgl. Klingler 1983, 53 273 vgl. Cebulla 2004, 144 274 vgl. Cebulla 2004, 140-143 275 vgl. Cebulla 2004, 249 276 ebenda

35

schen wurde das Mittagskonzert gespielt. Nach den 14-Uhr-Nachrichten wurde der Wehrmachtsbericht gesendet, gefolgt von leichter und gehobener Musik am frühen Nachmittag bis 17 Uhr. Das war die Sendezeit für Solisten- und Orchester- konzerte sowie Unterhaltungsmusik.277 Offenbar durfte in diesem Rahmen auch gehobene Musik gespielt werden, weil in dieser Zeitspanne nur ein kleiner Hörer- kreis erreicht werden konnte.278

Am frühen Abend, zwischen 17.10 Uhr und 18.30 Uhr, lief „Plauderei“, „Bunte Musik zum Feierabend“ und „Hitlerjugend singt und spielt“ im Radio. Im letztge- nannten Format wird deutlich, welchen Stellenwert die nationalsozialistische Ju- gendorganisation auch im Rundfunk hatte, da sie zu einer hörerstarken Zeit ge- sendet wurde. Mit der HJ konnte die Jugend „zu einem gemeinsamen Tun, zu schöpferischer Gestaltung der Freizeit“279 gewonnen werden, dem Lied und der Musik kam dabei eine herausragende Stellung zu. Der NS-Staat hatte erkannt, dass mit dem gemeinsamen Singen und Musizieren, die Jugend erfasst und in- strumentalisiert werden konnte.280 Im Anschluss an diese Formate, wurde bis 20.15 Uhr mit „Aus dem Zeitgeschehen“, den „Frontberichten“, der „Politischen Zeitungs- und Rundfunkschau“ von Hans Fritzsche281 und den Nachrichten, ein Wortblock gesendet. Danach kamen wieder Musik und Nachrichten.282 Trotz die- ses etablierten Schemas, gab es immer wieder Nachbesserungsbedarf, auch im Sinne der Unterhaltungsmusik-Offensive im Krieg. So war der lange Wortblock zwischen 18.30 Uhr und 20.15 Uhr auch Thema einer RRG-Arbeitstagung im Herbst 1941, wie der Vortrag eines Vertreters der Reichssendeleitung zeigt:

„Die Sendezeit von 18.30 – 20.15 Uhr ist wegen der vielen Wortsendungen noch ein Problem. Die Zeit von 19.15 – 19.45 Uhr haben wir in drei Tagen der Woche anstelle der Frontberichte für musika- lische Sendungen freibekommen. Diese Zeit muss ganz besonders liebevoll und in der volkstümlichs- ten und nettesten Art, die es gibt, ausgestaltet werden, denn sie umfaßt den größten Teil der arbei- tenden Rundfunkhörer, die durchschnittlich nur bis 21.00 Uhr am Apparat sitzen können.“283

Ab Herbst 1942 sendeten alle Reichssender, im Rahmen des Einheitsprogrammes, von 18:30 bis 19:00 Uhr ein aktuelles Magazin, den „Zeitspiegel“. 19:15 wurde der „Frontbericht“ gesendet. Nachrichten liefen 20 und 22 Uhr. Hinzu kam die Erlaub- nis für Tageszeitungen, das aktuelle Tagesprogramm abzudrucken. Generell ver-

277 vgl. Klingler 1983, 53 278 vgl. Klingler 1983, 218 279 Heister/Klein 1984, 20 280 ebenda 281 vgl. Koch 2003, 107 282 vgl. Klingler 1983, 53 f. 283 Klingler 1983, 218

36

suchten die Nationalsozialisten dem Hörer die Rundfunknutzung durch eine über- sichtliche Programmstruktur zu erleichtern.284

Daran änderte sich auch in den Jahren 1943/44 nichts, das Programm ähnelte weitestgehend dem im Kriege bis 1941, welches oben näher dargelegt wurde. Die festen Sendeplätze boten jedoch nicht nur den Zuhörern Orientierung, sie dienten auch der langfristigen Programmplanung seitens der Rundfunkinstanzen, wie der Auszug aus einem Aufsatz in „Das Reich“ vom 12. November 1944 zeigt:

„Ein wirklich auf lange Sicht vorbereitetes und daher künstlerisch bis ins Letzte durchgefeiltes Pro- gramm ist aber erst dann möglich, wenn auch die Sendezeiten schon auf lange Sicht im Voraus fest- gelegt sind, nicht immer wieder ausgehandelt werden müssen und nicht dadurch im letzten Augen- blick umgestoßen werden, daß einer der beteiligten Sender eine Zeit überschreitet. Darin liegt ja überhaupt der eigentliche und der unabweisliche Zwang zum Reichsprogramm.“285

Änderungen wurden beim Reichsprogramm von 1943/44 dennoch durchgeführt, so ist das Wegfallen der Gymnastiksendung, welche bis 1941 ab 8 Uhr zwanzig Minuten lang lief und ab 1943/44 mit Musik ersetzt wurde, festzustellen. Zur Mit- tagszeit war der Frontbericht um 11.40 Uhr und 12 Uhr hinzugekommen.286 Im Vergleich: Bis 1941 lief der erste Wehrmachtsbericht des Tages erst nach den 14- Uhr-Nachrichten.287

Hieraus kann geschlussfolgert werden, dass mit fortdauerndem Kriege im Osten, die Bevölkerung immer mehr nach Informationen von den Fronten verlangte und folglich die ersten Berichte über die Soldaten schon eher gesendet wurden. Wilke formulierte dazu treffend: „In Krisenzeiten verschieben sich *…+ die Funktionen der Medien: Der Unterhaltungscharakter tritt zurück, das Bedürfnis nach Informa- tion gewinnt die Oberhand und die Nutzungsfrequenz steigt.“288 Ein SD-Bericht vom 15. April 1940 belegt dieses Informationsbedürfnis anschaulich:

„Der aktuellen und laufenden Unterrichtung *anlässlich der Besetzung Norwegens und Dänemarks, Anm. d. Verf.] durch Presse und Rundfunk ist allgemein Lob gezollt worden, der Nachrichtenhunger der Bevölkerung konnte im Ganzen befriedigt werden; sie fühlte sich ausreichend unterrichtet. *…+ Die offene und eindeutige Sprache des Wehrmachtsberichtes wurde überall lobend anerkannt.“289

Mit dem Senden von mehr Informationen, sollte später offenbar auch den Ge- rüchten, die in der Bevölkerung kursierten, entgegengewirkt werden. So geht aus einem SD-Bericht vom 1. Juli 1943 hervor, dass die Bevölkerung als Vergeltung auf

284 vgl. Dussel 2010, 105 285 Wulf (Hrsg.) 1964, 359 286 vgl. Klingler 1983, 159-164 287 vgl. Klingler 1983, 53 f. 288 Wilke 1989, 57 289 Boberach 1965, 60 f.

37

die anhaltend starken Luftangriffe der Briten und Amerikaner, sich den Einsatz von Vergeltungs- und Wunderwaffen erhoffte.290 So kursieren die abenteuerlichs- ten Gerüchte, welche den kriegsentscheidenden Einsatz von „Stratosphärenge- schützen“, „Raketengeschossen“, „neuartige Bomben“ oder „Todesfliegern“ zum Inhalt hatten.291 Diese Gerüchte wurden allerdings auch durch die Reden Hitlers und Goebbels genährt, welche den Einsatz, neuartiger Waffen in Aussicht stell- ten.292 Der Propagandaminister selbst, sah in den Nachrichten in Kriegszeiten we- niger die Bedeutung einer Informationsquelle für die Bevölkerung, sondern viel- mehr ein Mittel zur Kriegsführung.293 So unterlagen auch die Frontberichte, genau wie das Wunschkonzert für die Wehrmacht, der Zensur und mussten sich den Weisungen des RMVP294 unterordnen. Infolgedessen bekamen die Hörer nicht immer die tatsächliche Lage mitgeteilt, sondern offenbar immer mehr ein ge- schöntes Bild, welches u.a. mit unterhaltender Musik übertüncht wurde.

Diese begann im Reichseinheitsprogramm von 1943/44 bereits zwischen 5 Uhr und 5.30 Uhr mit der „Frühmusik“ und hatte damit den „Kameradschaftsdienst“ von 1941 abgelöst. Dann liefen Nachrichten und anschließend bis 8 Uhr das „Frühkonzert“, unterbrochen mit dem 7 Uhr Nachrichtendienst. Nach 8 Uhr wur- den Sendungen wie „Zum Hören und Behalten“ oder „Musik am Morgen“ gesen- det. 9 Uhr liefen 5 Minuten lang Kurznachrichten und im Anschluss wurde der Fokus wieder auf Bewährtes, wie unterhaltende Musik, so zum Beispiel „Bunte Melodien“, „Leichte Kost“ und „Musik am Vormittag“, gelegt. Diese Programm- plätze, waren auch schon 1941 mit U-Musik ausgefüllt worden. Danach kam der Frontbericht um 11:40, der sich den Sendeplatz, je nach vorhandenem Material, mit einer Sendung für Hausfrauen, oder für die Landwirtschaft, teilte.295 Nach dem Frontbericht um 12 Uhr folgte „Musik zur Werkpause“ bis 14 Uhr, unterbrochen mit Nachrichten und einem Lagebericht um 12.30 Uhr. 14 Uhr lief dann ein Nach- richtendienst mit einem anschließenden Wehrmachtsbericht bis 14.15 Uhr. Der frühe Nachmittag gestaltete sich heiter mit Formaten wie „Musikalische Kurz- weil“, „Allerlei von zwei bis drei“, „Musik nach Tisch“ und „Klingende Kurzweil“. 15 Uhr gab es „Schöne Stimmen und bekannte Instrumentalisten“ und „Musik zur Unterhaltung“, die ab 16 Uhr von Rundfunkorchestern und Unterhaltungskapel- len, dem „Nachmittagskonzert“ oder „Aus der Welt der Oper“ abgelöst worden. Auch bei den scheinbar unpolitischen Opern, wurde kontrolliert und letztlich nur

290 vgl. Boberach 1965, 413 f. 291 vgl. Boberach 1965, 414 292 vgl. Boberach 1965, 413-415 293 vgl. Klingler 1983, 170 294 vgl. Klingler 1983, 177 295 vgl. Klingler 1983, 159

38

aufgeführt und gesendet, was der NS-Ideologie entsprach.296 So waren beispiels- weise die Werke „Wozzeck“, die „Dreigroschenoper“ oder „Jonny spielt auf“ nicht mehr erwünscht.297 Ausschlusskriterien waren neben „Jüdischem“ und „Bolsche- wistischem“ u.a. „kalte Geschäftemacherei“, „Intellektualismus“ oder „verstiege- ne Sinnlichkeit“.298 Nach „Aus der Welt der Oper“, und den oben genannten Paral- lel-Formaten, liefen die 17-Uhr-Nachrichten mit einer Länge von 15 Minuten. Im Anschluss folgten die Sendungen „Dies und das für Euch zum Spaß“, „Kurzweil am Nachmittag“ oder „Ja, wenn die Musik nicht wär“. 18.30 Uhr wurde der „Zeitspie- gel“ gesendet.299 Diese propagandistische Wortsendung war offenbar dem „Spie- gel der Zeit“ bzw. „Aus dem Zeitgeschehen“300 von 1941 entlehnt und unter leicht verändertem Namen im Programm von 1943/44 übernommen worden. Nach dem „Zeitspiegel“ schloss sich 19 Uhr ein Vortrag nebst eines Frontberichtes an, der 19.30 Uhr vom fünfzehnminütigen „Zwischenspiel“ bzw. „Zwischenmusik“ aufge- lockert wurde. 19.45 folgte ein weiterer Vortrag, der bis zum 20-Uhr- Nachrichtendienst dauerte. 20.15 Uhr war der recht lange Wortblock, wenngleich unterbrochen vom „Zwischenspiel“, zu Ende und es folgten knapp zwei Stunden Sendungen wie der „Bunte Melodienreigen“, „Für jeden etwas“, „Wie es euch gefällt“, oder das „Abendkonzert“. Nach den 22-Uhr-Nachrichten wurde „Musik zur Unterhaltung“, „Musik vor Mitternacht“ und „Beschwingte Musik zum Tages- ausklang“ gesendet. Der letzte Nachrichtendienst lief 24 Uhr mit anschließender „Nachtmusik“.301 Auch, und vor allem, im bunten Abendprogramm von 1943/44 ist eine starke Tendenz zum „Unterhaltungsrundfunk“302 erkennbar.

Ähnlich aufgebaut wie wochentags, war auch der Programmablauf am Sonntag, dennoch sind einige Abweichungen festzustellen. Offenbar liefen zum Sonntag aufwendiger produzierte Sendungen, weil an diesem Tag die meisten Hörer er- reicht werden konnten. So begann 6 Uhr das „Hafenkonzert“ aus Hamburg, wel- ches bis 8 Uhr gesendet wurde.303 Diese erfolgreiche Sendung war 1929 erstmals im Radio zu hören gewesen und feierte zehn Jahre später, im Sommer 1938, ihre 500. Übertragung.304 Das zweistündige Format wurde lediglich 7 Uhr für einen Nachrichtendienst unterbrochen. Ab 8 Uhr wurde eine halbe Stunde Orgelmusik gespielt, die 8.30 Uhr von einem heiteren Format wie „Volksmusik“ oder „Kleine

296 vgl. Heister/Klein 1984, 145 297 vgl. Heister/Klein 1984, 146 298 vgl. Heister/Klein 1984, 146 299 vgl. Klingler 1983, 159-162 300 vgl. Klingler 1983, 53 301 vgl. Klingler 1983, 159-162 302 Drechsler 1988, 120 303 vgl. Klingler 1983 163 304 vgl. Koch 2003, 262

39

Musik“ abgelöst wurde.305 Im Anschluss lief ab 1939, von 9 Uhr bis 10 Uhr, u.a. „Unser Schatzkästlein. Worte und Weisen aus ewigem deutschen Besitz“. Schlager wurden im Schatzkästlein nicht gesendet, vielmehr wurde gehobene Unterhal- tungs- und Kammermusik gespielt, welche Dichtungen musikalisch umrahmten.306 10 Uhr wurden Nachrichten übertragen, danach lief wieder Unterhaltungsmusik. Nach 11 Uhr kam „Die Jugend singt“, welche Mitte 1944 vom „Monatsappell der Jugend“ abgelöst wurde. Im Anschluss lief „Musik am Vormittag“ bis zu den 12.30 Uhr Nachrichten. Nach zehn Minuten begann das „Deutsche Volkskonzert“.307

Diese erfolgreiche Sendung beging ihre Rundfunkpremiere am 19. Mai 1940, als das „Wunschkonzert für die Wehrmacht“ eine Sendepause bis in den Oktober einlegte.308 Das neue Format sollte – ähnlich wie die Wehrmachtswunschkonzerte – Front und Heimat verbinden und die „Volksgemeinschaft“ festigen.309 So schrieb Fritz Ganss, der Leiter der Gruppe F, welche für leichtere populäre klassische Mu- sik im Rundfunk verantwortlich war, im September 1941: „Das deutsche Volks- konzert ist das Produkt großer künstlerischer und technischer Vor- und Auffüh- rungsarbeiten und bedient sich aller ihm zu Gebote stehenden Mittel des Groß- deutschen Rundfunks.“310 Mit leichter Unterhaltungsmusik, Dichtungen und Hö- rerwünschen, wurde das altbewährte Konzept übernommen und die Sendung, auch nach dem Einsetzen der Wehrmachtswunschkonzerte im Herbst 1940, er- folgreich fortgeführt.311 Ziel war es, die Leistungen der Wehrmacht hervorzuheben und Frohsinn und Heiterkeit zu verbreiten. So wurden namhafte Orchester, wie die Berliner Philharmoniker, aber auch kleinere Kammerorchestern, für die Sen- dung verpflichtet. Im Repertoire des Volkskonzerts befanden sich alte Märsche sowie Volks- und Soldatenlieder, in den Sendungen wurde jeweils Bezug auf aktu- elle Ereignisse genommen.312 Das neue Format fand großen Anklang313 bei den Volksgenossen und so überdauerte das „Deutsche Volkskonzert“ das „Wunsch- konzert für die Wehrmacht“, welches im Mai 1941 eingestellt wurde, bis ins Jahr 1944.314

305 vgl. Klingler 1983, 163 306 vgl. Koch 2003, 263 307 vgl. Klingler 1983, 163 308 vgl. Koch 2003, 250 f. 309 vgl. Koch 2003, 250-257 310 Klingler 1983, 189 311 vgl. Koch 2003, 250-257 312 vgl. Klingler 2983, 188 f. 313 vgl. Grull 2000, 142 314 vgl. Koch 2003, 250-257

40

Nach der beliebten Nachmittagssendung folgten 14 Uhr die Nachrichten und der Wehrmachtsbericht. Danach erklang wieder leichte „Musikalische Kurzweil“ ge- folgt von einer halbstündigen Märchensendung und Solistenmusik. Zwischen 16 und 18 Uhr, also in etwa der Zeit in der auch die eingestellten Wehrmachts- wunschkonzerte gesendet wurden, stand „Was sich Soldaten wünschen“ auf dem Programm, mit einer Unterbrechung für die 17-Uhr-Nachrichten. Ab 18 Uhr folgte gehobene Musik, so zum Beispiel „Unsterbliche Musik deutscher Meister“, „Ewige Musik deutscher Meister“ und philharmonische Konzerte. Danach wurde der „Zeitspiegel am Sonntag“ um 19 Uhr gesendet, darauf folgten die 20-Uhr- Nachrichten. 20.15 Uhr begannen die großen Sonntagabendsendungen, wie der „Bunte Melodienreigen“, jeweils mit verschiedenen Themen. Nachrichten folgten 22 Uhr, im Anschluss liefen Orchesterkonzerte und Unterhaltungsmusik, bis die „Musik vor Mitternacht“ und anschließend die Nachtmusik einsetzte.315

Neben den festen Sendezeiten gab es ein weiteres Element, welches den Hörern Orientierung bot und ein Wiedererkennungselement darstellte: Die Fanfaren und Erkennungsmusiken. Eingesetzt wurden sie im Rahmen der Kriegsberichterstat- tung im Rundfunk und in den Wochenschauen.316 Die feierliche Fanfare „Groß- deutschland“ galt dem 10. April 1938317 als Österreich an Deutschland angeschlos- sen wurde.318 Daneben gab es beispielsweise die „England-Fanfare“ und die „Frankreich-Fanfare“ die bei Sondermeldungen zu den jeweiligen Kriegsschauplät- zen zum Einsatz kamen.319 Am berühmtesten war aber die Sieges- oder Russland- fanfare, aus „Les Préludes“ von Franz Liszt.320 Mit ihrem monumental-heroischen Klang, wurde sie auch bei der Einleitung der Wochenschauen genutzt.321 Darüber hinaus hatten alle Truppenteile ihre eigene Erkennungsmusik, wie das „Marschlied der deutschen Grenadiere“ von Norbert Schultze. Für den Führer gab es eine spezielle „Adolf Hitler-Fanfare“. Der zweckdienliche, auf Wiedererkennung abzielende, Einsatz dieser akustischen Signale weist zudem Parallelen zu Tonsig- nets in der Werbung auf.322

Wie während des Zweiten Weltkrieges der Rundfunk im Tagesverlauf von den Hörern genutzt wurde, geht teilweise auch aus den SD-Berichten hervor. So wur- den im März 1944 die Nachrichten um sieben Uhr von etwa 17 Prozent regelmä-

315 vgl. Klingler 1983, 160-164 316 vgl. Heister/Klein 1984 121 317 vgl. Heister/Klein 1984, 122 f. 318 vgl. Heiber 1971, 302 319 vgl. Heister/Klein 1984, 121 f. 320 vgl. Drechsler 1988, 149 321 ebenda 322 vgl. Heister/Klein 1984, 122

41

ßig gehört, die Nachrichten um neun Uhr nur noch von vier Prozent. Während der Mittagszeit und des frühen Nachmittages wurden die Nachrichten wieder mehr gehört: 26 Prozent schalteten 12 Uhr und 30 Prozent um 14 Uhr ein. Im Gegensatz zu heute, wo die Haupthörzeit vor allem am Vormittag anzusiedeln ist, konnte damals nach sieben Uhr ein signifikanter Abfall an Hörern verzeichnet werden, der erst ab Mittag wieder anstieg. Dieser Zuwachs ist offenbar damit zu erklären, da immer nach den 14-Uhr-Nachrichten der erste tägliche Wehrmachtsbericht ge- sendet wurde und das Interesse an Neuigkeiten von der Front hoch war. Gleich- wohl hatte der Großteil der Hörer aber erst nach 20 Uhr die Möglichkeit, den Wehrmachtsbericht zu hören. Die 17-Uhr-Nachrichten verzeichneten insgesamt weniger Hörer (19 Prozent), die 20- und 22-Uhr erfreuten sich hingegen wieder regen Zuspruchs (67 und 45 Prozent). Genau wie die Nachrichten konnte diese Tendenz auch bei den Musikprogrammen beobachtet werden. So lag die Haupt- hörzeit, also die beste Sendezeit, zwischen 19 und 22 Uhr.323

Eine genaue Aufschlüsselung zu den Wochentagen liegt nicht vor, allerdings wur- de an Sonn- und Feiertagen immer ein starker Anstieg an Hörern beobachtet.324 Somit war das Wunschkonzert für die Wehrmacht mit seiner Ansiedelung am spä- ten Sonntagnachmittag bis in die Abendstunden – wollte man möglichst alle Volksgenossen erreichen – gut platziert. Da die Bevölkerung, nicht nur in den Rüs- tungsbetrieben, schwer arbeiten musste, verwundert es nicht, dass die Haupthör- zeit erst in den Abendstunden, oder an den Wochenenden lag. In einer Passage in Goebbels berühmter Sportpalastrede, vom 18. Februar 1943, wird deutlich, wie die „Volkgenossen“ für die Kriegsziele schuften mussten:

„Die Front hat angesichts der übermenschlichen Opfer, die sie täglich zu bringen hat, ein elementa- res Recht darauf, dass nicht ein einziger in der Heimat das Recht für sich in Anspruch nimmt, am Kriege und seinen Pflichten vorbei zu leben. Aber nicht nur die Front fordert das, auch der weitaus überwiegende anständige Teil der Heimat. Die Fleißigen besitzen einen Anspruch darauf, dass, wenn sie zehn zwölf und manchmal vierzehn Stunden täglich arbeiten, sich direkt neben ihnen nicht die Faulenzer räkeln und gar noch die Fleißigen für dumm und nicht raffiniert genug halten. Die Heimat muss in der Gesamtheit sauber und intakt bleiben, nichts darf ihr kriegsgemäßes Bild trüben.“325

Bei einer Arbeitszeit von zehn bis vierzehn Stunden, kann mit großer Sicherheit angenommen werden, dass am Ende des Tages, der Arbeiter keinerlei Muse mehr hatte, hochgeistige Unterhaltung oder Reden im Rundfunk zu hören. Um aber kriegswichtige Sendungen, wie das Wunschkonzert für die Wehrmacht, einem aufnahmebereiten Publikum zu präsentieren, war der Sonntag wohl die einzige Möglichkeit.

323 vgl. Klingler 1983, 216 f. 324 vgl. Klingler 1983, 217 325 Goebbels 1943, 189 zitiert nach Heiber 1972, 189

42

4.2.3.2 Der Ablauf des Wunschkonzerts für die Wehrmacht Das Wehrmachtswunschkonzert wurde immer sonntags vier Stunden lang, zwi- schen 16 und 20 Uhr gesendet.326 Die Sendung begann mit Fanfarenmusik327, die von einer Militärkapelle wiedergegeben wurde, sowie einem Begrüßungstext. Danach wurde der Badenweiler Marsch, der Lieblingsmarsch Adolf Hitlers, ge- spielt. Im Anschluss erklangen Märsche, Kammermusik, Chöre, Soldatenlieder, Tanzschlager gemischt mit Ouvertüren und Opernarien. Beliebt waren bei letzte- ren unter anderem die Werke von Beethoven, Mozart und Wagner.328 Die Natio- nalsozialisten sahen in den Werken dieser Komponisten nicht nur den Beweis für die große Geistesleistung der germanischen Rasse, die nach ihrer Ideologie den anderen Völkern überlegen war, sie sahen in diesen Werken auch das „Erwachen“ des deutschen Volkes, ebenso das Heroisch-Monumentale und das Erhabene, welches sich auch in anderen Kunstgattungen wie der Malerei, Plastik und Archi- tektur widerspiegelte.329 So wurden die Opernmelodien von Richard Wagner, der als „weltanschaulicher Vorkämpfer“330 und des Führers Lieblingskomponist galt, für die Propaganda eingesetzt und beispielsweise zu Reichsparteitagen und Partei- filmen, vor allem aber in den Wochenschauen, zur musikalischen Untermalung genutzt.331 Ein gutes Beispiel dafür sind die gefilmten Angriffsflüge der „Stukas“, welche von heroischer Musik Wagners, dem „Walkürenritt“, begleitet wurden.332 Im Wunschkonzert selbst, erklang dann u.a. Wagners Ouvertüre zu „Tannhäu- ser“.333 Als einen weiteren Beweis für seine Popularität, kann neben dem vielmali- gen Spielen und Aufführen seiner Werke, auch der Führererlass vom 22. Mai 1938 gewertet werden. So hatte Hitler, anlässlich des 125. Geburtstages Wagners, an- geordnet, eine Richard-Wagner-Forschungsstätte in Bayreuth zu errichten.334 Richard Wagners Musik, Bühnen und Ideen kündeten nicht umsonst von einer neuen politischen Heilslehre, in denen sich Deutschtum, Antisemitismus, Kunst und Politik vermischten. So kam ihm im Dritten Reich eine herausragende Sonder- stellung zu.335

Neben der überwiegenden E-Musik aus dem ersten Teil, so zum Beispiel die eben beschriebenen Werke von Wagner, folgte im zweiten Teil vor allem Unterhal-

326 vgl. Koch 2003, 178 327 vgl. Koch/Glaser 2005, 130 f. 328 vgl. Koch 2003, 181 329 vgl. Heister/Klein 1984, 116 f. 330 Dussel 2010, 86 331 vgl. Koch 2003, 5 332 vgl. Heister/Klein 1984, 118 333 vgl. Koch 2003, 183 334 vgl. Koch 2003, 360 335 vgl. Drechsler 1988, 70 f.

43

tungsmusik für die Hörer. Entweder wurden Schlager oder Tanzmusik von Schall- platten gespielt oder live vorgetragen. Der darauf folgende dritte Teil wurde von ernster Musik in Form von Walzern, Chören oder Märschen dominiert. Musikwün- sche wurden erfüllt und am Ende der Sendung die vielen Spender vorgelesen. Auflockerung erfuhr das Programm durch Sketche, Gedichte oder Einladungen.336 Heinz Goedecke beendete die Sendung stets mit dem Vers:

„Das Wunschkonzert der Wehrmacht geht zu Ende, die Front reicht ihrer Heimat jetzt die Hände,- die Heimat aber reicht der Front die Hand. Wir sagen gute Nacht, - auf Wiederhören, wenn wir beim andern Male wiederkehren. Auf Wiedersehen sagt das Vaterland.“337

Hans-Jörg Koch schreibt dazu im Buch „Das Wunschkonzert im NS-Rundfunk:

„Mit regelmäßig wiederkehrenden Elementen wie dem einleitenden Signal, der ‚Wunschkonzert- Fanfare‘, der Dreiteilung des Programms und den Schlußworten des Moderators *…+, nach der die Melodie ‚In der Heimat, da gibt’s ein Wiederseh’n einsetzte, besaß die Sendung einen unverwech- selbaren Wiedererkennungseffekt, durch den sie sich deutlich von anderen Musiksendungen unter- schied.“338

336 vgl. Koch 2003, 181 337 Koch 2003, 186 338 Koch 2003, 236

44

4.2.4 Der Charity-Charakter des Wunschkonzerts für die Wehrmacht Der englische Begriff „charity“ bedeutet laut dem Online-Sprachenportal pons übersetzt „Wohlfahrt“, „Barmherzigkeit“, „Mildtätigkeit“ aber auch „Almosen“.339 Eng damit verbunden ist das Wort „Altruismus“, was mit „Gemeinwohl“340 über- setzt werden kann. Es bezeichnet laut Petersen das Interesse der Allgemeinheit an dem Interesse einzelner Individuen bzw. Gruppen in einer Gesellschaft. Damit gehen Gefühle der Freundschaft, Sympathie der Betroffenen über die Lage des Anderen und auch Dankbarkeit, einher.341 Diese Elemente finden sich auch in den Wunschkonzerten wieder. Speziell die Almosen, also Hörerspenden, sollen nach- folgend näher erläutert werden. Die Idee Geld oder Dinge zu spenden und dafür ein Lied oder ein Geräusch zu hören, wurde bereits im Winter 1935 beim Wunschkonzert für das Winterhilfswerk (WHW) umgesetzt.342 Die Sendung lief unter dem Motto „Keiner soll hungern und frieren“.343 Ein Wunsch konnte aller- dings nur erfüllt werden, wenn Geld oder eine Sachspende an den Deutsch- landsender in Berlin geschickt wurde. Eine Alternative war der Nachweis, bei einer Ortsgruppe der NSV gespendet zu haben.344 Dieses Prinzip wurde beim Wunsch- konzert für die Wehrmacht beibehalten und erfreute sich weiter großer Zustim- mung in der Bevölkerung. Offenbar waren die Wünsche und Grüße unerlässlich für das Anliegen der Wehrmachtswunschkonzerte, eine „Brücke zwischen Heimat und Front“345 zu sein. Dadurch wurde eine direkte Beteiligung der Hörer am lau- fenden Programm erreicht.346 Diese Teilhabe ist wohl als Element der Hörerbin- dung nicht zu unterschätzen. Wie weit diese Teilhabe und Anteilnahem reichte, zeigen Spenden von Auslandsdeutschen: Bergarbeiter aus den Niederlanden schickten einen Zugwaggon, beladen u.a. mit 420 kg Kaffee, 1.700 Tafeln Schoko- lade und 1.530 Kleidungsstücken. Aus Jugoslawien kamen sieben Waggons, bela- den mit 10.000 kg Schweinefleisch und 5.000 kg Schweinefett, nach Deutschland. Auch aus der Schweiz, Dänemark, Belgien oder Rumänien fanden enorme Sach- spenden ihren Weg zum Deutschlandsender.347 Der Slogan „Helfende Herzen, helfende Hände, wir danken euch für jede Spende“ schien die Hörer zu beflü- geln.348 Auch Propagandaminister Goebbels ließ es sich nicht nehmen, öffentlich-

339 www.pons.de 14.04.2011, „charity“ 340 Petersen 1993, 150 341 vgl. Petersen 1993, 150 342 vgl. Neumann-Braun 1993, 108 343 ebenda 344 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 36 345 Koch 2003, 186 346 vgl. Neumann-Braun 1993, 107 347 vgl. Koch 2003, 191 f. 348 vgl. Koch 2003, 191

45

keitswirksam etwas für die Soldaten zu tun. Wie er in seinem Tagebuch vermerk- te, stiftete er am 15. Oktober 1939, zum dritten Wehrmachtswunschkonzert, 1.500 Volksempfänger für Front.349 Unvergessen ist auch der Schütze Willi Pott- schulte, der 150 Kilometer mit seinem Tornister zum Berliner Funkhaus mar- schierte, um die 1.400 RM zu übergeben, welche sein Bataillon gesammelt hat- te.350 Hinterm Mikrofon stehend, vermeldetet er nach der Spendenübergabe sei- nem Kommandeur in soldatischer Manier: „Befehl ausgeführt351“. Indes kam eine der größten Spenden vom Reichsverkehrsministerium: Eine Million Reichsmark. Das Geld wurde am 21. April 1940, beim 41. Wunschkonzert für die Wehrmacht, dem „Kriegshilfswerk für das Deutsche Rote Kreuz“ übergeben.352 Nach der 75. Sendung kamen so insgesamt 15.477.374,62 RM zusammen.353 Neben Geld und Sachspenden, waren bei beiden Wunschkonzert-Formen auch Tiere ein nicht zu unterschätzendes Element der Hörerbindung. Beim WHW-Wunschkonzert konn- ten Hörer sich per Telefon melden und Tiere zur Versteigerung oder zum Verkauf anbieten. In den Pausen wurden die Tiere dann für einen guten Zweck veräu- ßert.354 In den Wehrmachtswunschkonzerten wurden die Tiere dann nicht mehr versteigert, vielmehr wurden sie direkt an die Front vermittelt. In der Regel waren das Hunde aller Rassen, die als treue Begleiter für die Soldaten dienen sollten. Die Hörer, welche es sich nicht leisten konnten, einen Hund zu spenden, zeigten ihre Hilfsbereitschaft, indem sie Hundeleinen, Maulkörbe oder die Transportkosten zum Bestimmungsort beisteuerten.355 Ein weiteres beliebtes Element des Wunschkonzerts für die Wehrmacht, welches offensichtlich den Charity-Charakter beförderte, war das „Geburtenregister“.356 Hier erfuhren die Soldaten an der Front, meist noch vor dem Eintreffen der Feldpost, von der Geburt ihres Kindes, bzw. ihrer Kinder.357 Mit Säuglingsgeschrei wurde das Verlesen der Namen der Neugeborenen umrahmt. Fortan trafen im Berliner Funkhaus eine Fülle von Sach- spenden, wie Kinderwagen oder Pflegemittel, ein.358 Im Januar 1941 zeigte dann die „Deutsche Wochenschau“ Bilder von Heinz Goedecke, der diese gespendeten Dinge an junge Mütter, deren Männer gerade an der Front kämpften, verteilte.359

349 vgl. Fröhlich 1998a, 156 350 vgl. Grull 2000, 146 351 Grull 2000, 146 352 vgl. Koch 2003, 190 353 vgl. Koch 2003, 221 354 vgl. Neumann-Braun 1993, 110 355 vgl. Neumann-Braun, 110 f. 356 Koch 2003, 189 357 vgl. Kammer/Bartsch 1992, 244 358 vgl. Koch 2003, 190 359 vgl. Grull 2000, 146

46

4.2.5 Inszenierung der Trauer schafft Gemeinschaftsgefühl und Hörerbindung Neben der Bekanntgabe von Geburten im Wunschkonzert für die Wehrmacht, wurden auch die Namen von gefallenen Soldaten verlesen, oft bevor die offizielle Todesnachricht bei den Verwandten eintraf.360 Der Fall einer Mutter ist auch über- liefert, welche im Wunschkonzert von ihrem Sohn berichtete, der sich ein Lied gewünscht hatte, aber an der Front fiel bevor er das betreffende Lied hören konn- te.361 Nanny Drechsler bemerkte treffend: „Die Musikdarbietungen im Wunsch- konzert umrahmten Durch- und Ansagen, die oft ein ‚Spiel‘ um die Frage nach Leben oder Tod eines Menschen waren.“362 Bemerkenswert ist das Verlesen von Todesmeldungen aber auch im Sinne der Hörerbindung. Man kann wohl anneh- men, dass fast ausnahmslos alle Familien von Soldaten die an der Front kämpften, Sonntags bangend vor ihren Rundfunkempfangsgeräten saßen, in der Hoffnung, dass der Vater, Mann oder Sohn nicht verlesen wurde. Inwieweit dieses Spiel mit den Gefühlen der Angehörigen pietätvoll war, stand bei den Machern der Sen- dung offenbar nicht zur Debatte. Das Verlesen der Gefallenen hatte einen ande- ren Zweck zu erfüllen, das Schaffen eines Gemeinschaftsgefühls durch die live geteilte Trauer. Die Mutter oder Frau eines gefallenen Soldaten sah sich somit vereint mit den anderen Volksgenossen, die ebenfalls um ihre Lieben trauerten. Davon kann offenbar ein gewisser Trost ausgegangen sein, welcher dem Wehr- machtswunschkonzert zusätzlichen Zuspruch eintrug. Zur Bewältigung der Trauer erklang nach dem Verlesen der Todesmeldungen oft das als „Trostlied“ bezeich- nete „Gute Nacht, Mutter“. Berühmte Schauspieler lasen Gedichte vor, in denen die Gefallenen sinnbildlich vom Volke „bewacht“ wurden und einen Heldentod für ihr Vaterland starben.363 Sie hatten ihr Leben also – so die damalige Deutung – einem höheren Zweck geopfert, die Angehörigen sollten in ihrer Trauer von der „Volksgemeinschaft“ aufgefangen werden.364 Der Rundfunk im Nationalsozialis- mus diente also der Bewältigung von privaten Krisensituationen, wie dem Verlust von Familienangehörigen, aber auch öffentlichen wie dem Kriegsalltag.365 Klaus Neumann-Braun schreibt dazu in seinem Buch über Rundfunkunterhaltung:

„Die Moderatoren verwenden in solchen Situationen, in denen starke Gefühle kontrolliert und be- wältigt werden müssen, vor allem zwei Stilmittel des Interaktions- und Gefühls-‚Managements‘: Zum einen trägt der Moderator Goedecke seine Ansagen in Versform vor, zum anderen wird mit großem Pathos eine Situation von erlebter Volksgemeinschaft inszeniert.“366

360 vgl. Koch 2003, 192 361 vgl. Neumann-Braun 1993, 111 362 Drechsler 1988, 133 363 vgl. Koch 2003, 192-195 364 ebenda 365 vgl. Neumann-Braun 1993, 113 366 Neumann-Braun 1993, 111

47

4.2.6 Inszenierung des Wehrmachtswunschkonzerts als Familienereignis Mit dem zeitlich günstigen Sendefenster von 16 bis 20 Uhr367 und dem Pro- grammplatz am Sonntagnachmittag368, wurde seitens der Programmplaner sicher- gestellt, dass auch jeder diesen „Straßenfeger“369 hören konnte und nicht bei- spielsweise durch Arbeit verhindert war. So konnte sich die ganze Familie vor dem Rundfunkempfangsgerät versammeln und dem Wunschkonzert für die Wehr- macht gemeinsam lauschen, ähnlich wie heute samstagabends vor dem Fernse- her. Einen Fernseh-Programmbetrieb gab es zwar schon seit dem 22. März 1935370 im Dritten Reich, dieser konnte jedoch privat kaum genutzt werden, sodass sich die Nutzung auf öffentliche Fernsehstuben und Fernsehtheater im Großraum Ber- lin beschränkte.371 Förderlich für die „Einschaltquoten“ des Wehrmachtswunsch- konzerts, war ebenso die fehlende Auswahlmöglichkeit am Sonntagnachmittag, nachdem das Format, neben dem Deutschlandsender, auch von allen Reichssen- dern ins Programm genommen wurde.372 So mussten sich die Hörer damit arran- gieren. Davon abgesehen, war das Wunschkonzert für die Wehrmacht zweifellos die erfolgreichste Sendereihe im Rundfunk des Dritten Reiches373 und erweckte großes Publikumsinteresse.374 Die Sendung bot nicht umsonst verschiedene Inhal- te für die ganze Familie: Marschmusik, Symphonien, Kinderchöre oder Schlager.375 Der Moderator Heinz „Radioonkel“376 Goedecke war beliebt bei Jung und Alt, galt als Star377 und hatte so einen nicht unbeträchtlichen Anteil an dem Familienspek- takel. Daneben kam dem Element der Soldatengrüße in die Heimat eine entschei- dende Bedeutung zu. Viele Soldaten und Einheiten konnten es am Sonntag kaum erwarten, dass ihr Name unter den Spendern verlesen wurde.378 Und so kann man sich die Spannung vorstellen, die ebenso in einer Familie geherrscht haben muss, wenn das Wehrmachtswunschkonzert begann. Immer schwang wohl die Hoffnung mit, den Namen des von der Front grüßenden Mannes, Bruders oder Vaters zu hören, wenn sie versammelt um das Radio saßen. Im Sinne des Familiencharakters und einer Verbindung zwischen Front und Heimat, wurde auch Geburten beson-

367 vgl. Koch 2003, 178 368 vgl. Drechsler 1988, 131 369 Neumann-Braun 1993, 107 370 vgl. Dussel 2010, 112 371 vgl. Dussel 2010, 116 f. 372 vgl. Koch 2003, 180 373 vgl. Heister/Klein 1984, 104 374 vgl. Drechsler 1988, 131 375 vgl. Heister/Klein 1984, 104 376 Koch 2003, 236 377 ebenda 378 vgl. Koch 2003, 236

48

dere Beachtung geschenkt.379 So wurde bis zum 50. Wunschkonzert für die Wehrmacht, 6.300 Soldaten via Rundfunk, die Geburt ihres Kindes in der Heimat, mitgeteilt.380 Teilweise wurden auch Todesnachrichten beim Wehrmachtswunsch- konzert verlesen, bevor die offizielle Meldung bei den Angehörigen in Deutsch- land eintraf.381 Also hatten die Familien nicht nur die Hoffnung, dass die Verwand- ten an der Front ein Lebenszeichen per Musikwunsch von sich gaben, sondern auch, dass sie bei den Namen der Gefallenen nicht mit angeführt worden. Mit diesen sehr emotionalen und privaten Ereignissen wie Geburt und Tod, konnten sich die Programmacher der Aufmerksamkeit der Familien gewiss sein.

379 vgl. Drechsler 1988, 132 380 vgl. Koch 2003, 217 381 vgl. Koch 2003, 192

49

5 Schlussbetrachtung

Hörerbindung wurde im NS-Rundfunk mithilfe vieler einzelner Elemente erreicht, welche sich aber in ihrer Gewichtung, voneinander unterscheiden und nachfol- gend in einem Fazit zusammengefasst werden sollen.

Die Zielgruppe nationalsozialistischer Rundfunkpolitik war im Allgemeinen die „breite Volksmasse“382. Zwar gab es anfangs Bemühungen künstlerisch anspruchs- vollere Musik, beispielsweise mit dem Beethoven- oder dem Wagner-Zyklus im Jahre 1934, den Hörern näher zu bringen, 1938 betrug der Anteil unterhaltender Schlagersendungen jedoch schon etwa 70 Prozent.383 Leichte Unterhaltungsmusik war Trumpf384, um die anfangs genannte Zielgruppe zu erreichen. Beim Wunsch- konzert für die Wehrmacht stellten Soldaten an der Front, und deren Angehörige in der Heimat, die Zielgruppe dar.385 Darüber hinaus zielte die „Hitparade für die Front“386 ebenso auf den Rest der Volksgenossen ab: So hörte fast die Hälfte der Bevölkerung am Sonntag die Sendung.387

Bekannt durch die Wehrmachtswunschkonzerte388, förderte Heinz Goedecke die Hörerbindung durch einen unverwechselbaren Wiedererkennungswerk und seine Popularität. Als Sprecher der Wehrmachtsberichte389 und als Leiter des Wunsch- konzerts für das Winterhilfswerk390, war seine Stimme den Hörern schon wohlbe- kannt. Da er auch noch beim 75. – und damit letzten – Wunschkonzert für die Wehrmacht die Moderation innehatte391, war er im Zuge der Sendereihe zu einer festen Konstante für die Hörer geworden. Als Schauspieler im Film „Wunschkon- zert“ von 1940, der laut einem SD-Bericht in der Bevölkerung großen Anklang fand392, war einer der Höhepunkte der Handlung, als Goedecke das Geburtenre- gister verlesend, sich selbst spielte.393 Im Februar 1942 wurde Goedecke, im Zuge der Umstrukturierung im Unterhaltungsbereich des Rundfunks, Leiter für Sendun-

382 Dussel 2010, 86 383 vgl. Neumann-Braun 1993, 106 f. 384 vgl. Koch 2003, 4 f. 385 vgl. Drechsler 1988, 132 f. 386 Heister/Klein 1984, 104 387 vgl. Drechsler 1988, 131 388 vgl. Klingler 1983, 71 389 vgl. Klee 2007, 187 390 vgl. Neumann-Braun 1993, 108 391 vgl. Koch 2003, 221 392 vgl. Boberach 1984b, 2007 393 vgl. Koch 2003, 242 f.

50

gen zur Unterhaltung der Front394, was seinen hohen Stellenwert bei den Soldaten der Wehrmacht nochmals unterstreicht.

Dem Unterhaltungsbedürfnis der Zielgruppe, wurde mit einem „bunten Misch- programm *…+ ganz im Zeichen auflockernder und entspannender Programmge- staltung“395 entsprochen. Mit der Sparte der „Bunten Abende“ im Rundfunk, be- kam die Zielgruppe einen beliebter Mix aus Tanzmusik, Schlagern und Sketchen, geboten.396 Diese Musik wurde von den Nationalsozialisten für ihre Propaganda instrumentalisiert, sie diente der Manipulierung, der Inszenierung einer heilen Welt und der Ablenkung von sozialen Problemen.397 Ein SD-Bericht vom Juni 1941 zeigt indes, dass die Hörer vorrangig auch nichts anderes wollten, als sich von Musik unterhalten, bzw. entspannen zu lassen.398 Auch im Wehrmachtswunsch- konzert, war man sich des Stellenwertes der Unterhaltungsmusik, bei der zu be- dienenden Zielgruppe, wohl bewusst. Ein beredtes Beispiel für die Inszenierung der schönen, heilen Welt im Wunschkonzert für die Wehrmacht, sind die Hits „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder ge- scheh‘n“ von Zarah Leander.399 Mit ihr und anderen Stars, wie Rosita Serrano, Marika Rökk oder Heinz Rühmann, die ebenfalls im Wehrmachtswunschkonzert auftraten400, konnte die Zielgruppe erreicht und zum „Dranbleiben“, bzw. Wieder- einschalten am nächsten Sonntag, animiert werden.

Ein weiteres Element der Hörerbindung, sind feste Sendezeiten401 der jeweiligen Formate, die Hörern Orientierung im Programm bieten. Im Mai 1941 stellten alle Rundfunkprogrammzeitschriften per RMVP-Erlass ihr Erscheinen ein.402 Weil auch Zeitungen das Programm nicht drucken durften403, waren die Rundfunkteilnehmer ab da auf andere Orientierungshilfen, im Rundfunk zu Kriegszeiten, angewiesen. Mit der kriegsbedingten Einführung des Reichseinheitsprogrammes ab dem 9. Juni 1940404, war die Auswahlmöglichkeit für die Hörer ohnehin stark eingeschränkt worden. Ungeachtet dessen, gab es offenbar Fixpunkte im Programm, wie die Nachrichten und Wehrmachtsberichte.405 Diese und Sondermeldungen wurden

394 vgl. Klingler 1983, 70 f. 395 Drechsler 1988, 120 396 vgl. Heister/Klein 1984, 101 397 vgl. Koch 2003, 18 398 vgl. Boberach 1984c, 2383 399 vgl. Scharlau/Witting-Nöthen 2006, 35 400 vgl. Drechsler 1988, 133 401 vgl. Sturm/Zirbik 1996, 165 402 vgl. Dussel 2010, 105 403 ebenda 404 vgl. Neumann-Braun 1993, 107 405 Klingler 1983, 159 ff.

51

mit speziellen Fanfaren eingeleitet, wie der „Siegesfanfare“406 und bildeten somit einen zusätzlichen Wiedererkennungswert im Programm. In den Abendstunden, meist ab 20.15 Uhr, konnten sich die Hörer auf die beliebten „bunten“ Formate einstellen.407 So auch auf das Wunschkonzert für die Wehrmacht, welches an Sonntagen, immer zwischen 16 bis 20 Uhr, im Rundfunk gesendet wurde.408 Zwi- schen der ersten Sendung am 1. Oktober 1939, bis zur letzten am 25. Mai 1941409, entwickelte sich das Format zu einer festen Konstante für die Hörer an den Sonn- tagnachmittagen. Mit der Dreiteilung der Programmabfolge410, wurde den Hörern auch innerhalb des Wehrmachtswunschkonzerts, Orientierung geboten.

Der Charity-Charakter des Wunschkonzerts für die Wehrmacht basiert auf dem Element der Hörerspenden, welches bereits ab 1935, beim WHW-Wunschkonzert, erfolgreich eingeführt wurde.411 Durch das Live-Verlesen des jeweiligen Musik- wunsches, wurde darüber hinaus das Element der Hörerteilhabe etabliert.412 So wurde in insgesamt 75 Sendungen eine Summe von 15.477.374,62 Reichsmark gespendet.413 Die internationale Popularität des Wehrmachtswunschkonzerts, zeigte sich auch in den zahlreichen Spenden der Auslandsdeutschen, die teilweise vollbeladene Eisenbahnwaggons mit Lebensmitteln nach Deutschland schick- ten.414 Durch das beliebte Geburtenregister erfolgte die Bekanntgabe von neuge- borenen Soldatenkindern.415 So erfuhren die Frontsoldaten, oft noch vor dem Eintreffen der Feldpost, von der Geburt ihrer Kinder in der Heimat.416 Mit diesen Nachrichten über familiäre Ereignisse, wie hier die Geburten, sollten Front und Heimat enger miteinander verbunden werden.417

Diesen Zweck erfüllten auch die verlesenen Todesnachrichten gefallener Solda- ten.418 Volk und Wehrmacht sollten zu einer einzigen Familie verbunden, 80 Milli- onen Menschen bei einem großen Gemeinschaftserlebnis zusammengeführt wer- den.419

406 vgl. Heister/Klein 1984, 122 f. 407 vgl. Klingler 1983, 106 f. 408 vgl. Koch 2003, 178 409 vgl. Heister/Klein 1984, 104 410 vgl. Koch 2003, 181 411 vgl. Neumann-Braun 1993, 108 412 vgl. Neumann-Braun 1993, 107 413 vgl. Koch 2003, 221 414 vgl. Koch 2003, 191 415 vgl. Koch 2003, 189 416 vgl. Kammer/Bartsch 1992, 244 417 vgl. Drechsler 1988, 132 418 vgl. Koch 2003, 192 419 vgl. Neumann-Braun 1993, 108

52

Zusammengefasst, verstanden sich die Nationalsozialisten perfekt auf die Lenkung der Volksmassen. Ob zur Mobilisierung für den Kampf, oder zur Ablenkung vom schweren Kriegsalltag, der Rundfunk war einsatzbereites Mittel zum Zweck. Unter der Regie von Propagandaminister Joseph Goebbels, konnte sich der Rundfunk eines wirksamen Allheilmittels bedienen: Der leichten Unterhaltung. Je länger der Krieg dauerte, umso mehr wurde mit Schlagern und flotten Stücken eine heile Welt suggeriert und für den baldigen Endsieg getrommelt. Die Rundfunkmacher wussten sehr wohl was sie taten und nutzten die Instrumente der Hörerbindung geschickt, um den Rundfunk noch populärer zu machen, um damit die Propagan- da noch besser in die Köpfe der Volksgenossen einzutrichtern. Die zielgruppenori- entierte Musik nahm hierbei eine herausragende Stellung ein. Mit dem Wunsch- konzert für die Wehrmacht, war ein außerordentlich beliebtes Format geschaffen worden, um Front und Heimat miteinander zu verbinden.420 Auch hier kamen die Mittel, die Hörerbindung schaffen, erfolgreich zum Einsatz.

Das Ergebnis dieser Arbeit ordnet sich in das Forschungsumfeld nationalsozialisti- scher Rundfunkforschung ein, wobei der Fokus auf einem Teilaspekt liegt: Dem Wehrmachtswunschkonzert. Erschwerend für die Recherche, waren oftmals feh- lende Quellen bezüglich des genauen Programmablaufes, sowie fehlende Tonauf- zeichnungen. Dennoch soll mit dieser Arbeit ein genaues Bild dieses berühmten Formates, einschließend seiner Wirkung auf Hörer, gezeichnet werden.

Weitergehende Untersuchungen könnten beispielsweise die erfolgreichen Nach- folgerformate, wie das „Deutsche Volkskonzert“, hinsichtlich seiner Elemente der Hörerbindung, näher beleuchten.

Diese Bachelorarbeit soll erklären, wie das deutsche Volk, mittels Formaten wie dem Wunschkonzert für die Wehrmacht, an das Programm gebunden wurde und dadurch von der Propaganda leichter erfasst werden konnte. Der Rückblick, wie sich die Rundfunkmacher damals schon erfolgreich der Elemente der Hörerbin- dung bedienten, kann eventuell zu lohnenden Erkenntnissen, bezüglich heutiger Hörerbindung an Radioprogramme, führen. Nicht umsonst, wird der Begriff der Propaganda heute von einigen Forschern gern mit „Reklame“ oder „Public Relati- ons“ verglichen.

420 vgl. Drechsler 1988, 132

53

54

Literaturverzeichnis

Bücher

Bauer, Kurt: Nationalsozialismus. Wien/Köln/Weimar 2008

Boberach, Heinz (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich. Auswahl aus den geheimen Lageberichten des Sicherheitsdienstes der SS 1939 – 1944. Neuwied/Berlin 1965

Boberach, Heinz (Hrsg.): Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938 – 1945. 15. März 1940 – 1. Juli 1940. Band 4, Herrsching 1984a

Boberach, Heinz (Hrsg.): Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938 – 1945. 18. November 1940 – 17. April 1941. Band 6, Herrsching 1984b

Boberach, Heinz (Hrsg.): Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938 – 1945. 22. April 1941 – 14. August 1941. Band 7, Herrsching 1984c

Breitkopf, Klaus (Hrsg.): Rundfunk. Faszination Hörfunk. Heidelberg 2007

Breßler, Eva Susanne: Von der Experimentierbühne zum Propagandainstrument. Die Geschichte der Funkausstellung von 1924 bis 1939. Köln/Weimar/Wien 2009

Broszat, Martin/Frei, Norbert (Hrsg.): Das Dritte Reich im Überblick. Chronik, Er- eignisse, Zusammenhänge. 2. Aufl., München 1990

Cebulla, Florian: Rundfunk und ländliche Gesellschaft 1924-1945. Göttingen 2004

Charlton, Michael/Neumann, Klaus: Medienkonsum und Lebensbewältigung in der Familie. München-Weinheim 1986

Diller, Ansgar: Rundfunkpolitik im Deutschen Reich. München 1980

Dussel, Konrad (Hrsg.): Deutsche Rundfunkgeschichte. 3. überarbeitete Auflage, Konstanz 2010

Dussel, Konrad: Hörfunk in Deutschland, Politik, Programm, Publikum (1923 – 1960). Potsdam 2002

Dussel, Konrad/ Lersch, Edgar: Quellen zur Programmgeschichte des deutschen Hörfunks und Fernsehens. Göttingen 1999

Drechsler, Nanny: Die Funktion der Musik im deutschen Rundfunk 1933 – 1945. Pfaffenweiler 1988

VII

Fröhlich Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Aufzeichnungen 1923 – 1941. Teil I, Band 7, Juli 1939 – März 1940, München 1998a

Fröhlich Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Aufzeichnungen 1923 – 1941. Teil I, Band 8, April – November 1940, München 1998b

Fröhlich Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Aufzeichnungen 1923 – 1941. Teil I, Band 9, Dezember 1940 – Juli 1941, München 1998c

Gall, Lothar: Walther Rathenau. Portrait einer Epoche. München 2009

Grull, Günter: Radio und Musik von und für Soldaten. Kriegs- und Nachkriegsjahre 1939 – 1960. Köln 2000

Heiber, Helmut: Joseph Goebbels. München 1965

Heiber, Helmut: Goebbels-Reden. 1932 – 1939. Band 1, Düsseldorf 1971

Heiber, Helmut: Goebbels-Reden. 1939 – 1945. Band 2, Düsseldorf 1972

Heister, Hans-Werner/Klein, Hans-Günter: Musik und Musikpolitik im faschisti- schen Deutschland. Frankfurt am Main 1984

Höhne, Heinz: Die Zeit der Illusionen. Hitler und die Anfänge des Dritten Reiches 1933 – 1936. Düsseldorf/Wien/New York 1991

Kammer, Hilde/Bartsch, Elisabet: Nationalsozialismus. Begriffe aus der Zeit der Gewaltherrschaft 1933 – 1945. Reinbek bei Hamburg 1992

Kershaw, Ian: Hitler. 1889 – 1936. 2. Aufl., Stuttgart 1998

Kessler, Harry: Walther Rathenau. Sein Leben und sein Werk. Wiesbaden 1962

Kivelitz, Christoph: Die Propagandaausstellung in europäischen Diktaturen. Bo- chum 1999

Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007

Koch, Hans-Jörg: Das Wunschkonzert im NS-Rundfunk. Medien in Geschichte und Gegenwart. Band 20, Köln 2003

Koch, Hans-Jörg: „Wunschkonzert“. Unterhaltungsmusik und Propaganda des Dritten Reiches. Graz 2006

VIII

Koch, Hans Jürgen/Glaser, Hermann: Ganz Ohr. Eine Kulturgeschichte des Radios in Deutschland. Köln 2005

Kutsch, Arnulf: Rundfunkwissenschaften im Dritten Reich. München 1985

Loeffler, Hans: Walther Rathenau – ein Europäer im Kaiserreich. Berlin 1997

Marßolek, Inge/von Saldern, Adelheid (Hrsg.): Radiozeiten. Potsdam 1999

Maser, Werner: Hitlers Mein Kampf. Entstehung, Aufbau, Stil, Änderungen, Quel- len, Quellenwert, Kommentierte Auszüge. München/Esslingen 1966

Meyen, Michael: Mediennutzung. Medienforschung, Medienfunktion, Nutzungs- muster. Konstanz 2001

Moll, Martin: Führer-Erlasse 1939 – 1945. Stuttgart 1997

Neumann-Braun, Klaus: Rundfunkunterhaltung. Zur Inszenierung publikumsnaher Kommunikationsereignisse. Tübingen 1993

Niedhart, Gottfried: Deutsche Geschichte 1918 – 1933. Politik in der Weimarer Republik und der Sieg der Rechten. 2. Aufl., Stuttgart/Berlin/Köln et al. 1996

Overesch, Manfred/Saal, Friedrich Wilhelm: Das Dritte Reich 1933-1939. Eine Ta- geschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur. Augsburg 1991

Overesch, Manfred: Das Dritte Reich 1939 – 1945. Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur. Augsburg 1991

Petersen, Hans-Georg: Ökonomie, Ethik und Demokratie. Zu einer Theorie der Effizienz und Gerechtigkeit offener Gesellschaften. Baden-Baden 1993

Pinkau, Rainer/Weber, Hans: Soldatensender. Baden-Baden 2007

Pinkau, Rainer/Weber, Hans: Geheimsender. Schwarzsender, Propagandasender, Untergrundsender, Clandestines und Target-Radios. Baden-Baden 2004

Poliakov, Léon/Wulf, Josef: Das Dritte Reich und seine Denker. München 1978

Riedel, Heide: Lieber Rundfunk. 75 Jahre Hörergeschichte(n). Berlin 1999

Sabrow, Martin: Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar. München 1994

Schanze, Helmut (Hrsg.): Handbuch der Mediengeschichte. Stuttgart 2001

IX

Scharlau, Ulf/Witting-Nöthen, Petra: Wenn die Jazzband spielt. Berlin 2006

Schölzel, Christian: Walther Rathenau. Eine Biographie. Paderborn 2006

Schweiger, Wolfgang: Theorien der Mediennutzung. Eine Einführung. Wiesbaden 2007

Sturm, Robert/Zirbik, Jürgen: Die Radio-Station. Ein Leitfaden für den privaten Hörfunk. Konstanz 1996

Süß, Dietmar/Süß, Winfried (Hrsg.): Das Dritte Reich. Eine Einführung. München 2008

Wilke, Jürgen: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2000

Wulf, Joseph: Presse und Funk im Dritten Reich. Gütersloh 1964

Wulf, Joseph: Kultur im Dritten Reich. Presse und Funk. Frankfurt am Main/Berlin 1989

Hochschulschriften

Klingler, Walter: Nationalsozialistische Rundfunkpolitik 1942 – 1945. Organisation, Programm und die Hörer. Baden Baden 1983

Internetquellen http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=charity&l=deen Datum des Aufrufs: 14. April 2011

X

Erklärung zur selbstständigen Anfertigung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe selbststän- dig und nur unter Verwendung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel ange- fertigt habe. Alle Teile, die wörtlich oder sinngemäß einer Veröffentlichung ent- stammen, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde noch nicht veröf- fentlicht oder einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.

Ort: Leipzig Datum: 27.04.2011 Unterschrift:

XI