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Niedersächsische Ornithologische Vereinigung e. V. Die Niedersächsische Ornithologische Vereinigung wurde 1972 unter dem Namen „Vereinigung Avifauna Nieder - sachsen“ gegründet, mit dem speziellen Ziel, eine Vogelfauna für das Land Niedersachsen zu erarbeiten. Der heutige Namen „Niedersächsische Ornithologische Vereinigung“ dokumentiert das seit 1987 wesentlich breitere Tätig keits - spektrum. Ziele der Vereinigung sind insbesondere: • die faunistische Arbeit im Land Niedersachsen für Zwecke des Natur- und Artenschutzes durch die Sammlung wis- senschaftlicher Daten zu fördern, • die faunistische Arbeit in der Bundesrepublik Deutsch land zu fördern durch Zusammenarbeit mit den anderen Landesver bänden und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten, • die wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Vogel kunde durch Veröffentlichungen, Heraus gabe der Fachzeit schrift „Vogelkundliche Berichte aus Niedersachsen“ und Fachveran staltun gen zu fördern. Aktivitäten Zu den Aktivitäten - u. a. in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen in Hannover - zäh- len die kontinuierliche Mitwirkung am niedersächsischen Arten-Erfassungsprogramm (Vögel), am langjährigen Brutvogelmonitoring (z. B. bei Weißstorch, Birkhuhn, Saatkrähe) und an der Wasser- und Watvogel zählung. Außerdem werden in einzelnen Jahren aus aktuellen Anlässen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt, so unter anderem: • Goldregenpfeifer-Rastplatzzählungen, • Kormoran-Schlafplatzerfassung, • landesweite Brutbestandserfassungen u. a. von Kranich, Rotmilan, Seeadler, Bekassine, Sperlingskauz, Grauspecht, Raubwürger, Saatkrähe, • Probeflächen-basiertes Monitoring mittelhäufiger Brutvogelarten, u. a. von Kranich und Rotmilan, • Monitoring häufiger Brutvögel auf repräsentativen Probeflächen in der „Normallandschaft“, • Sammlung, Auswertung und Dokumentation von Beobachtungsdaten seltener Vogelarten durch die Avifaunistische Kommission Niedersachsen und Bremen. Ergebnisse gemeinsamer Arbeit Die Mitglieder der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung ermöglichten durch ihre Mitarbeit die Erar beitung von zahlreichen Veröffentlichungen, u. a.: • Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005-2008, • Übersicht der Brutbestandsentwicklung ausgewählter Vogelarten 1900-1990 an der niedersächsischen Nordseeküste, • Beiträge zur Geschichte der Ornithologie in Niedersachsen und Bremen, • Wichtige Brut- und Rastvogelgebiete in Niedersachsen - Eine kommentierte Gebiets- und Artenliste als Grundlage für die Umsetzung der Europäischen Vogelschutzrichtlinie, • Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen: - Bd. 1: Seetaucher - Flamingos (1978), - Bd. 2: Entenvögel (1985), - Bd. 3: Greifvögel (1989), - Bd. 4: Hühner- und Kranichvögel (1985), - Bd. 5: Austernfischer bis Schnepfen (1995), - Bd. 6: Raubmöwen bis Alken (1991), - Bd. 7: Tauben- bis Spechtvögel (1986), - Bd. 8: Lerchen bis Braunellen (2001), - Bd. 9: Drosseln, Grasmücken, Fliegenschnäpper (2005), - Bd. 10: Bartmeisen bis Würger (1998), - Bd. 11: Rabenvögel bis Ammern (2009), • die Zeitschrift Vogelkund liche Berichte aus Niedersachsen (VBN) mit vielfältigen Beiträgen aus allen Bereichen der Vogelkunde, insbesondere zu Biologie, Ökologie, Verbreitung, Popula tionsbiologie, Wanderun gen und Schutz der Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen. www.ornithologie-niedersachsen.de Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 121 Vorkommen und Verbreitung von Haubentaucher Podiceps crista- tus, Rothalstaucher Podiceps grisegena und Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis in Niedersachsen Ergebnisse der landesweiten Brutbestandserfassung 2014 Jann Wübbenhorst WÜBBENHORST, J. (2017): Vorkommen und Verbreitung von Haubentaucher Podiceps cristatus, Rothalstaucher Podiceps grisegena und Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis in Nieder- sachsen. Ergebnisse der landesweiten Brutbestandserfassung 2014. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45: 121-159. 2014 wurde in Niedersachsen und Bremen im Auftrag der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung (NOV) und der Staatlichen Vogelschutzwarte eine systematische Erfassung der drei Lappentaucherarten Haubentaucher Podiceps cristatus, Rothalstaucher Podiceps grisegena und Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis durchgeführt. Ziel war es, Größe, Verteilung und Dynamik des Brutbestandes auf aktueller Datengrundlage zu bewerten, den Erhaltungs- zustand in Niedersachsen einzuschätzen und Vorschläge für mögliche Hilfsmaßnahmen zu erarbeiten. Die Erfassung ergab für 2014 1.312 Brutpaare des Haubentauchers, 25 Brutpaare des Rot- halstauchers und 106 Brutpaare des Schwarzhalstauchers. Die Verbreitungsschwerpunkte des Haubentauchers liegen in den Flusstälern vor allem von Ems, Weser, Aller und Leine. Hier werden ganz überwiegend künstliche Abbaugewässer besiedelt. Die größten Konzentrationen von Brutpaaren wurden dagegen auf den Flachwasserseen Dümmer und Steinhuder Meer ermittelt. Der Rothalstaucher brütet aktuell in Niedersachsen vor allem im Einzugsgebiet der Aller und ihrer Nebenflüsse Örtze, Lachte, Innerste, Fuhse und Oker. Außerhalb dieses Gebietes waren 2014 nur ein Vorkommen bei Uelzen sowie zwei sehr isolierte küstennahe Vorkommen in den Landkreisen Cuxhaven und Friesland vorhanden. Auch der Schwarzhalstaucher ist in Niedersachsen nach wie vor nur spärlich verbreiteter Brutvogel. Der Siedlungsschwerpunkt lag 2014 in den wiedervernässten Hochmooren der Ostfriesisch-Oldenburgischen Geest und der Ems-Hunte-Geest mit der Dümmer Geestniederung. Etwas mehr als die Hälfte der Haubentaucher brüteten innerhalb von Schutzgebieten, knapp 36 % davon entfallen auf Natura-2000-Gebiete und Naturschutzgebiete. Etwa 47 % der Vorkommen liegen in Gebieten ohne Schutzstatus. Die aktuellen Brutplätze des Rothalstau- chers liegen dagegen zu fast 70 % außerhalb von Schutzgebieten, nur 28% befinden sich in Natura 2000-Gebieten und/oder Naturschutzgebieten. Der Schwarzhalstaucher schließlich brütet aktuell in Niedersachsen zu über zwei Dritteln in Schutzgebieten, ganz überwiegend in Natura 2000-Gebieten und/oder Naturschutzgebieten. Die Mehrzahl der Haubentaucherbruten (55 %) fand auf Abbaugewässern statt, meist han- delte es sich dabei um Kiesabbauflächen in Flusstälern. Den zweitgrößten Anteil machen die Bruten auf natürlichen Seen und Weihern aus, wobei fast drei Viertel dieser Bruten auf die großen Flachseen Steinhuder Meer und Dümmer entfallen. Für den Rothalstaucher stellen aktuell Klärteiche und Rieselfelder den wichtigsten Brutlebensraum dar, daneben werden vor allem Fischteiche sowie Abbaugewässer besiedelt. Wichtigstes Bruthabitat des Schwarz- halstauchers sind die Wiedervernässungsflächen in abgetorften Hochmooren, hier wurde 2014 die Hälfte der erfassten Brutpaare angetroffen. Klärteiche und Rieselfelder treten dem- 122 WÜBBENHORST: Vorkommen und Verbreitung von Haubentaucher, Rothalstaucher und Schwarzhalstaucher in Niedersachsen gegenüber deutlich zurück und folgen in der Bedeutung aktuell erst an dritter Stelle hinter den natürlichen Seen. Die Bestandsentwicklung ist in Niedersachsen für alle drei Arten langfristig deutlich positiv. In jüngster Zeit ist aber eine Stagnation der Bestände erkennbar, beim Haubentaucher und Rothalstaucher etwa seit Mitte der 1990er Jahre, beim Schwarzhalstaucher etwa seit Mitte der 2000er Jahre. Lokal wurden dabei sowohl deutliche Zunahmen als auch Abnahmen sowie starke Schwankungen registriert. Der niedersächsische Bestand des Rothalstauchers ist nach wie vor sehr klein, wobei die Lage Niedersachsens am Rand des geschlossenen Verbreitungsgebietes zu berücksichtigen ist. Die Bruterfolge waren 2014 offenbar gering, und mehr als zwei Drittel der Paare brüten aktuell auf Gewässern ohne jeglichen Gebietsschutz, weswegen der Erhaltungszustand des Rot- halstauchers weiterhin als ungünstig bewertet werden muss. Besser ist die Situation des Schwarzhalstauchers, der vielerorts neu entstandene Brutplätze in wiedervernässten Hoch- mooren besiedeln konnte und heute überwiegend innerhalb von Natura 2000-Gebieten vor- kommt. Allerdings bleibt die Stabilität dieser Vorkommen fraglich, da starke Bestandsschwan- kungen, Brutplatzaufgaben sowie auch spontane Neubesiedlungen für diese Art typisch sind. Vieles deutet darauf hin, dass bei allen drei Arten, vor allem aber beim Rothalstaucher und beim Haubentaucher, der Bruterfolg durch hohe Prädationsverluste (vor allem der Gelege) verringert wird. Weitere Beeinträchtigungen gehen in vielen Brutgebieten vom Rückgang der Schilfröhrichte und weiteren Folgen der Hypertrophierung aus, hinzu kommt vermutlich beim Haubentaucher zumindest gebietsweise auch eine zunehmende Konkurrenz (und Ha- bitatbeeinträchtigung) durch steigende Graugans- und Nutriabestände. Da erfolgverspre- chende Strategien zur Rückdrängung nichtheimischer Prädatoren und anderer Neozoen bisher fehlen, kommt Maßnahmen gegen den übermäßigen Nährstoffeintrag in die Gewässer und zur Wiederherstellung möglichst natürlicher Gewässermorphologien und hydrologischer Verhältnisse die größte Bedeutung für die Erhaltung der Taucherbestände zu. J. W., Sandfeld 3a, D-21354 Bleckede, [email protected]. 1 Einleitung Ziel der aktuellen landesweiten Erfassung war es, ein möglichst umfassendes und aktuelles Bild über 2014 wurde in Niedersachsen und Bremen im Auf- Bestand, Verteilung und Habitatnutzung der drei trag der Niedersächsischen Ornithologischen Ver- Taucherarten zu erhalten. Da die drei Arten ein einigung (NOV) und der Staatlichen Vogelschutz- weites Spektrum unterschiedlicher Gewässer be- warte Niedersachsen im NLWKN eine systematische siedeln, können die Ergebnisse helfen, die