Zulassungsanträge der SevenSenses GmbH für vier digitale Fernsehprogramme

Aktenzeichen: KEK 291

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der SevenSenses GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Dr. Marcus Englert, Medienallee 7, 85774 Unterföhring, - Antragstellerin - w e g e n

Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung der vier digitalen Fernsehspartenpro- gramme „SAT.1 Comedy“, „Kabel 1 Classics“, „Movie Channel“ und „Lifestyle“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) vom 05.08.2005 in der Sitzung am 07.03.2006 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dörr (Vorsitzender), Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder und Dr. Rath-Glawatz entschieden:

Den von der SevenSenses GmbH mit Schreiben vom 29.07.2005 bei der Medien- anstalt Berlin-Brandenburg (mabb) beantragten Zulassungen zur Veranstaltung der bundesweit verbreiteten Fernsehprogramme „SAT.1 Comedy“, „Kabel 1 Classics“, „Movie Channel“ und „Lifestyle“ stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag

Mit Schreiben vom 29.07.2005 an die mabb, dort eingegangen am 01.08.2005, hat die ProSiebenSAT.1 Media AG („ProSiebenSAT.1“), Unterföhring, die Anträge ihrer 100%igen Tochtergesellschaft SevenSenses GmbH („SevenSenses“) vom 26.07.2005 auf Zulassung der bundesweiten Unterhaltungsspartenprogramme „SAT.1 Comedy“ (zunächst unter dem Arbeitstitel „Comedy-Kanal“), „Lifestyle“, „Movie Channel“ (zunächst: „Current Movies“) und „Kabel 1 Classics“ (zunächst: „Classic Movies“) für die Dauer von sieben Jahren übersandt. Die mabb hat der KEK die Anträge mit Schreiben vom 05.08.2005 zur medienkonzentrationsrechtli- chen Prüfung vorgelegt.

Auf die Bitte der KEK um Übersendung von Kopien der Plattform- und Vermark- tungsverträge mit Pay-TV-Plattformbetreibern gab die Antragstellerin zunächst mit Schreiben vom 02.09.2005 an, entsprechende Verträge seien noch nicht abge- schlossen. Die KEK teilte SevenSenses mit Schreiben vom 14.09.2005 mit, die Prüfsache sei demnach noch nicht als entscheidungsreif zu betrachten. Mit Schrei- ben vom 03. und 23.02.2006 legte die Antragstellerin nunmehr die Abschrift eines Plattformvertrags xxx ... mit der Kabel Deutschland Vertrieb & Service GmbH & Co. KG („Kabel Deutschland“) über die Verbreitung der Programme SAT.1 Comedy und Kabel 1 Classics vor (dazu s. u. I 3.2). Ferner legte sie die Kopie eines Plattformver- trags xxx ... mit der iesy Hessen GmbH & Co. KG („iesy“) und der Ish NRW GmbH („ish“) über die Verbreitung der Programme „Comedy Channel“ (d. h. SAT.1 Come- dy) und Movie Channel vor (dazu s. u. I 3.3).

2 Programmstruktur

Beantragt sind vier ganztägige digitale Pay-TV-Unterhaltungsspartenprogramme, die deutschsprachige Formate und z. T. ergänzend Sendungen in der englischspra- chigen Originalfassung enthalten, die zunächst sämtlich aus dem Programmvermö- gen von ProSiebenSAT. 1 und ihren Tochtergesellschaften SAT.1 SatellitenFernse- hen GmbH („SAT.1“), ProSieben Television GmbH („ProSieben“), Kabel 1 K1 Fern- sehen GmbH („Kabel 1“), N24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen 3

GmbH („N24“) und 9Live Fernsehen AG & Co. KG („9Live“) stammen sollen. Für ei- nen späteren Zeitpunkt werden auch Eigenproduktionen angestrebt. Im Einzelnen sind folgende Programme beantragt:

SAT.1 Comedy (vormaliger Arbeitstitel: „Comedy Channel“) xxx ...

Kabel 1 Classics (vormals: „Classic Movies“) xxx ...

Movie Channel (zunächst beantragt als: „Current Movies“) xxx ...

Ferner ist ein Programm unter dem Arbeitstitel Lifestyle geplant xxx ...

Der Sendestart von SAT.1 Comedy und Kabel 1 Classics ist für das zweite Quartal 2006 geplant, Movie Channel soll Ende 2006 auf Sendung gehen. Für den Sende- start des geplanten Programms zum Thema Lifestyle wird noch kein Zeitpunkt an- gegeben.

3 Verbreitung und Vermarktung; Plattformverträge

3.1 Geplant ist, die beantragten Programme verschlüsselt über Kabel zu verbreiten, auf verschiedenen Pay-TV-Plattformen zu vermarkten und durch Entgelte der Kabel- netzbetreiber, Teilnehmerentgelte und Werbung zu finanzieren. Zunächst sollen SAT.1 Comedy und Kabel 1 Classics auf der Plattform von Kabel Deutschland und, daran angeschlossen, der Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co. KG („Kabel Ba- den-Württemberg“), sowie SAT.1 Comedy und Movie Channel auf der gemeinsa- men Plattform von iesy und ish verbreitet werden. xxx ...

3.2 Plattformvertrag mit Kabel Deutschland betreffend SAT.1 Comedy und Ka- bel 1 Classics

xxx ...

3.3 Plattformvertrag mit iesy und ish betreffend SAT.1 Comedy und Movie Chan- nel

xxx ... 4

4 Antragstellerin und Beteiligte

4.1 SevenSenses

Gesellschaftszweck der SevenSenses GmbH (ehemals: SevenSenses Agentur für Mediendesign und Marketing GmbH) ist „nach Vorliegen der gegebenenfalls erfor- derlichen medienrechtlichen Genehmigungen die Veranstaltung und Verbreitung von Fernsehsendungen, Rundfunk, Mediendiensten und ähnlichen Diensten sowie die Beschaffung, Herstellung und Veräußerung von Film- und Fernsehproduktionen und der Erwerb und die Vergabe von Rechten aller Art sowie das Merchandising- und Multimedia-Geschäft“ (xxx ...).

Die Antragstellerin steht vollständig im Anteilsbesitz von ProSiebenSAT.1 xxx ...

4.2 ProSiebenSAT.1 und an ihr beteiligte Unternehmen

4.2.1 Kerngeschäftsfeld von ProSiebenSAT.1 ist das werbefinanzierte Fernsehen. Sie hält als zentrale Holdinggesellschaft sämtliche Anteile an den Fernsehveranstaltern SAT.1, ProSieben, Kabel 1, N24 und 9Live (zu diesen Programmen vgl. Beschluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, I 4). Ferner ist ProSiebenSAT.1 in den Berei- chen Merchandising, Multimedia (Internet und Teletext) sowie Dienstleistungen rund um die Film- und Fernsehproduktion tätig (vgl. Beschluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, I 5.1.2 und I 8). Zu den gesellschaftsvertraglichen Regelungen wird auf die Darstellung in den Beschlüssen i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, I 5.1.1, und i. S. SAT.1, Az.: KEK 218-1, I 2.2.1, Bezug genommen.

4.2.2 Bei ProSiebenSAT.1 bestehen die folgenden Beteiligungsverhältnisse: Das Grund- kapital setzt sich je zur Hälfte aus stimmberechtigten Stammaktien und stimm- rechtslosen Vorzugsaktien zusammen. 75,1 % der Stammaktien hält unmittelbar die P7S1 Holding L.P. („P7S1 Holding“), Grand Cayman/Cayman-Inseln; je 24,9 % der Stamm- und der Vorzugsaktien hält die SAT.1 Beteiligungs GmbH („SAT.1 Beteili- gung“), Unterföhring, an der die P7S1 Holding mit 51,81 % und die Axel Springer AG, Berlin, mit 48,19 % beteiligt sind; 75,1 % der Vorzugsaktien befinden sich in Streubesitz (zu sonstigen Medienaktivitäten der Axel Springer AG und ihrer Gesell- schafter vgl. Beschluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, I 5.2 bis 10).

Mit Schreiben vom 06.08.2005 meldete die Axel Springer AG in Abstimmung mit 5

ProSiebenSAT.1 Beteiligungsveränderungen bei SAT.1, ProSieben, Kabel 1, N24 und 9Live infolge der geplanten Übernahme sämtlicher stimmberechtigter Anteile an ProSiebenSAT.1 durch die Axel Springer AG an. Die Anmeldung erfolgte nicht auch im Namen von SevenSenses (dazu Beschluss Az.: KEK 293, I 5.1.2). Mit Be- schluss vom 10.01.2006, Az.: KEK 293, hat die KEK festgestellt, dass durch die an- gemeldeten Beteiligungsveränderungen vorherrschende Meinungsmacht entstünde, und sie daher nicht als medienkonzentrationsrechtlich unbedenklich bestätigt. Das Verwaltungsverfahren ist jedoch noch nicht abgeschlossen: Zwar hat die Axel Springer AG öffentlich erklärt, das Übernahmevorhaben nicht weiter zu verfolgen, und daher von ihrem Übernahmeangebot an die außenstehenden ProSiebenSAT.1- Vorzugsaktionäre zurückzutreten (vgl. Pressemitteilung vom 02.02.2006, www.axelspringer.de). Gleichwohl haben die zuständigen Landesmedienanstalten Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) und mabb die Entscheidung der KEK noch nicht durch Bescheid gegenüber den Antragstellern umgesetzt. Vielmehr haben die BLM und die LMK bei der Konferenz der Direktoren der Landesmedienanstalten (KDLM) die Aufhebung der Entscheidung der KEK beantragt (jeweils: Pressemittei- lung vom 26.01.2006). Die BLM hält an diesem Antrag auch nach der erklärten Aufgabe der Übernahmepläne der Axel Springer AG fest mit der Begründung, der Medienrat werde durch die Möglichkeit entsprechender künftiger Feststellungen der KEK in seinen Organrechten verletzt (Pressemitteilung der BLM vom 09.02.2006). ProSiebenSAT.1 hat mit Schreiben vom 03.03.2006 bestätigt, dass auch die An- tragsteller ihre nach § 29 RStV gestellten Anträge nicht zurückgenommen haben.

Das Bundeskartellamt hat mit Beschluss vom 19.01.2006 den geplanten Zusam- menschluss zwischen Axel Springer AG und ProSiebenSAT.1 untersagt. Jedoch ist diese Entscheidung noch nicht bestandskräftig; die Axel Springer AG hat dagegen Beschwerde beim OLG Düsseldorf eingelegt (Pressemitteilung der Axel Springer AG vom 23.02.2006).

ProSiebenSAT.1 hat in dem genannten Schreiben darauf hingewiesen, dass der Vertrag über den Erwerb der Anteilsmehrheit durch die Axel Springer AG aufgrund der ablehnenden Entscheidungen der KEK und des Bundeskartellamts nicht durch- führbar ist; ein Abschluss der Rechtsmittelverfahren sei zum gegenwärtigen Zeit- punkt nicht absehbar.

Angesichts dieser Sach- und Rechtslage geht die KEK davon aus, dass derzeit 6

konkret keine Beteiligungsveränderungen bei ProSiebenSAT.1 bevorstehen. Zudem würde sich eine Aufhebung der Entscheidung der KEK Az.: 293 durch die KDLM schon deshalb nicht auf SevenSenses auswirken, weil sie keinen entsprechenden Antrag nach § 29 RStV gestellt hatte. Demnach sind der vorliegenden Entscheidung die bestehenden Beteiligungsverhältnisse bei ProSiebenSAT.1 zugrunde zu legen.

4.2.3 Die ProSiebenSAT.1 betreffenden Entscheidungen ihrer Hauptaktionärin P7S1 Hol- ding werden auf der Ebene ihrer Muttergesellschaft German Media Partners L.P. („GMP“), British Virgin Islands, getroffen (vgl. dazu im Einzelnen Beschluss i. S. ProSieben, Az.: KEK 189-1, I 2.2.2). Den größten Anteil an GMP halten Unterneh- men der Saban-Gruppe (24,9 %) unter der unternehmerischen Leitung von Haim Saban. Sie beherrscht GMP aufgrund ihres gesellschaftsvertraglich abgesicherten bestimmenden Einflusses auf die Geschäftspolitik (vgl. Beschluss i. S. ProSieben, Az.: KEK 189-1, III 2.1.4). Hinsichtlich ihrer sonstigen Aktivitäten im Medienbereich wird auf die Ausführungen im genannten Beschluss (I 2.2.3) und im Beschluss i. S. SAT.1, Az.: KEK 173-1, I 2.2.2, Bezug genommen. Neben Saban sind an GMP Fondsgesellschaften der sechs US-amerikanischen Investmentunternehmen Bain Capital Investors LL.C., Hellman & Friedman LL.C. und Thomas H. Lee Compa- ny/Putnam Investment Holdings, Inc. (jeweils mit insgesamt 18,87 %), Providence Equity Partners, Inc. (11,32 %), Quadrangle Group LL.C. (6,04 %) sowie Alpine Equity Partners (1,13 %) beteiligt (vgl. Beschluss i. S. SAT.1, Az.: KEK 218-1, I 1.6; im Einzelnen aufgeführt im Beschluss i. S. ProSieben, Az.: KEK 189-5, I 1.1; zum Überblick vgl. das Schaubild im Beschluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, I 1.1, Abbildung 1; zur vollständigen Beteiligungsstruktur vgl. Beschlüsse i. S. SAT.1, Az.: KEK 218-1, I 1.6, und Az.: KEK 247-1, I 1.4).

Fondsgesellschaften der Providence Equity Partners halten im bundesweiten Fernsehen auch eine mittelbare Beteiligung in Höhe von 31,5 % an der Pay-TV- Veranstalterin MGM Networks GmbH & Co. KG (vgl. Beschluss i. S. MGM Channel, Az.: KEK 277). Ferner verfügen Tochtergesellschaften von Providence Equity nach der kürzlich vollzogenen Aufstockung ihrer Beteiligung an der Cayman Cable Hol- ding L.P., der Obergesellschaft der Kabel Deutschland GmbH, mittelbar über 95,5 % der Anteile an Kabel Deutschland (vgl. Schreiben von Kabel Deutschland vom 28.12.2005; zu den sonstigen Medienaktivitäten von Providence Equity vgl. Beschluss i. S. MGM Channel, Az.: KEK 277, I 2.2.3).

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II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung von SevenSenses liegt vor. Einem Vertreter der mabb wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt

Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Veranstalter einer Zulassung. Fra- gestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beur- teilt.

xxx ...

Die Veranstalterin ist verpflichtet, entsprechende Plattformverträge oder Ände- rungsvereinbarungen nach ihrem Abschluss unverzüglich der zuständigen Landes- medienanstalt und der KEK vorzulegen (vgl. § 21 Abs. 2 Nr. 4 und Abs. 6 RStV so- wie die Pflicht gemäß § 29 Satz 1 RStV, geplante Änderungen sonstiger Einflüsse anzumelden).

2 Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile

2.1 Zurechnung von Programmen

2.1.1 Die beantragten Programme werden der Antragstellerin, ProSiebenSAT.1 und der Saban-Gruppe zugerechnet, § 28 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 i. V. m. § 17 AktG. Die Zurechnung der ProSiebenSAT.1 zuzurechnenden Programme zu Saban ist bereits nach diesen Vorschriften begründet (vgl. im Einzelnen Beschluss i. S. ProSieben, Az.: KEK 189, III 2.1.4), so dass es vorliegend nicht auf die besonders engen un- ternehmerischen Verbindungen zwischen SevenSenses und ProSiebenSAT.1 (s. o. I 4.1) ankommt.

ProSiebenSAT.1 und Saban werden daneben die bundesweiten Programme SAT.1, ProSieben, Kabel 1, N24 und 9Live zugerechnet; dies gilt auch umgekehrt für Se- 8

venSenses (§ 28 Abs. 1 Satz 3 RStV und arg. e § 29 Satz 2 RStV).

2.1.2 Zurechnung von SAT.1 Comedy und Kabel 1 Classics zu Kabel Deutschland

2.1.2.1 Nach § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV steht einer die Zurechnung begründenden Beteili- gung nach § 28 Abs. 1 RStV gleich, wenn ein Unternehmen allein oder gemeinsam mit anderen auf einen Veranstalter einen vergleichbaren Einfluss ausüben kann. Als vergleichbarer Einfluss gilt gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 (1. Fallgruppe) RStV auch, wenn das Unternehmen aufgrund vertraglicher Vereinbarungen eine Stellung innehat, die wesentliche Entscheidungen des Veranstalters über die Programmge- staltung von seiner Zustimmung abhängig macht.

2.1.2.2 Bislang hat die KEK mehrere auf Pay-TV-Plattformen von Dritten veranstaltete Programme gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV dem Plattformbetreiber zuge- rechnet, weil der jeweilige Plattformvertrag dem Veranstalter wesentliche Abwei- chungen des Programms von einem vertraglich vereinbarten Sendekonzept ohne Zustimmung des Plattformbetreibers untersagt (vgl. Beschluss i. S. Kinowelt TV, Az.: KEK 204, III 2.2 mit weiteren Nachweisen unter III 2.2.2, i. S. Gusto, Az.: KEK 222, und Wein TV, Az.: KEK 233, jeweils III 2.2, The History Channel, Az.: KEK 235, III 2.1.7, Games TV, Az.: KEK 223 und 208-1, III 2.1.2, Focus TV, Az.: KEK 236, III 2.1.3, Spiegel TV – xxp digital, Az.: KEK 254, III 2.1.4, und GUTE LAUNE TV, Az.: KEK 272, III 2.1.2). Sofern dagegen der Plattformvertrag keinen solchen Zustimmungsvorbehalt vorsieht und keine inhaltlichen Vorgaben für die Programm- gestaltung enthält, die über eine allgemein gehaltene Bezeichnung des Genres, ggf. die Pflicht des Veranstalters zur Qualitätssicherung und gewisse quantitative Mindestanforderungen hinausgehen (insbesondere: weder ein vertraglich vereinbar- tes Sendeschema, das den zeitlichen Ablauf des Programms vorgibt, noch sonstige konkrete Regelungen zu Inhalt und Ablauf des Programms), wurde das Drittpro- gramm dem Plattformbetreiber nicht zugerechnet (vgl. die Nachweise im Beschluss i. S. Kinowelt TV a. a. O. sowie Beschlüsse i. S. Disney Channel, Playhouse Disney und Toon Disney, Az.: KEK 240, III 2.1.2 und 2.1.3, und zuletzt i. S. Discovery HD, Az.: KEK 300, III 2.1.3.2.1).

2.1.2.3 Im vorliegenden Fall xxx ...

Demnach sind wesentliche Programmentscheidungen, insbesondere bei der Aus- wahl bestimmter Programminhalte und zum zeitlichen Ablauf der Programme, von 9

der Zustimmung der Plattformbetreiberin abhängig. Somit liegen die Voraussetzun- gen der Zurechnung zu Kabel Deutschland gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2, 2. Alt. RStV vor.

2.1.2.4 Damit sind umgekehrt auch sonstige von Kabel Deutschland auf ihrer Pay-TV- Plattform veranstaltete und ihr zuzurechnende Programme auch SevenSenses zu- zurechnen (arg. e §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV, ständige Spruchpraxis, z. B. Beschluss i. S. Beate Uhse TV, Az.: KEK 160, III 2.2, und i. S. Hit24, Az.: KEK 200, III 2.1.4). Dies sind derzeit die Programme Kinowelt TV, Gusto, Wein TV, The History Channel, Games TV, Spiegel TV – xxp digital und GUTE LAUNE TV. Über die Zurechnung der Programme DSF-digital und Nickelodeon, die eben- falls möglicherweise auf der Plattform von Kabel Deutschland veranstaltet werden sollen, zu Kabel Deutschland konnte die KEK mangels Vorlage von Plattformverträ- gen noch nicht entscheiden (Beschlüsse i. S. Nickelodeon, Az.: KEK 207, und DSF- digital, Az.: KEK 209).

2.1.3 Zurechnung zu ish und iesy

Für die Zurechnung der Programme SAT.1 Comedy xxx ... und Movie Channel zu ish und iesy bestehen auf Grundlage der vorgelegten Vereinbarung über die Verbreitung dieser Programme auf ihrer Plattform keine Anhaltspunkte.

2.2 Zuschaueranteile

2.2.1 ProSiebenSAT.1

Mit Schreiben vom 02.09.2005 legte ProSiebenSAT.1 gemäß §§ 27, 34 RStV die folgenden Zuschaueranteile für die maßgebliche Referenzperiode von August 2004 bis Juli 2005 vor:

10

Zuschaueranteile August 2004 bis Januar 2006 Juli 2005 SAT.1 10,60 10,7 ProSieben 6,85 6,5 Kabel 1 3,88 3,8 N24 0,53 0,7 9Live 0,20 0,2 ƒ ProSiebenSAT.1 22,06 21,9 Media AG

Angaben in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3:00 bis 3:00 Uhr; alle Fernsehhaushalte Deutschland (GfK-Fernsehpanel D + EU); Quellen: AGF/GfK-Fernseh- forschung/SevenOne Media Marketing & Research

Danach erreichten die ProSiebenSAT.1 zuzurechnenden Programme in der Refe- renzperiode bei den Zuschauern ab 3 Jahren einen Zuschaueranteil in Höhe von insgesamt 22,06 %. Aktuell lag der Zuschaueranteil im Januar 2006 bei 21,9 %.

2.2.2 Kabel Deutschland

Zu den Zuschaueranteilen der auf der Plattform von Kabel Deutschland veranstalte- ten Programme liegen der KEK keine Angaben vor. Einer Pressemitteilung von Ka- bel Deutschland vom 17.01.2006 zufolge abonnierten zum 31.12.2005 ca. 400.000 Kunden die Paketangebote von Kabel Deutschland, davon bezogen rund 260.000 Kunden das Paket Kabel Digital Home und die übrigen das Fremdsprachenpaket Kabel Digital International.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Ein Unternehmen darf in der Bundesrepublik Deutschland eine unbegrenzte Anzahl von Programmen veranstalten, sofern es dadurch keine vorherrschende Mei- nungsmacht erlangt (§ 26 Abs. 1 RStV).

3.1 Vermutungstatbestände nach § 26 Abs. 2 RStV

Die Schwellenwerte der Vermutungstatbestände des § 26 Abs. 2 RStV werden von der Veranstalterin und den beteiligten Unternehmen nicht erreicht. 11

3.2 Prüfung nach § 26 Abs. 1 RStV

Nach § 26 RStV ist die KEK bei der Prüfung vorherrschender Meinungsmacht nicht auf eine rein quantitative Prüfung der Zuschaueranteile im Hinblick auf die Vermu- tungsgrenzen nach § 26 Abs. 2 Satz 1 und Satz 2 RStV beschränkt. Unabhängig von den Vermutungsregelungen nach § 26 Abs. 2 RStV, die den Nachweis vorherr- schender Meinungsmacht erleichtern sollen, kann der materielle Eingriffstatbestand des § 26 Abs. 1 RStV verwirklicht sein (ständige Spruchpraxis der KEK, vgl. Be- schlüsse vom 26.01.1999 i. S. Premiere, Az.: KEK 026, II 3.2.2, und vom 21.09.1999 i. S. RTL, Az.: KEK 040, II 2, vom 13.05.2003 i. S. SAT.1, Az.: KEK 173-1, III 3.2, und vom 10.01.2006 i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, III 3). Für die Konkretisierung des Grundtatbestands vorherrschender Meinungsmacht haben die Vermutungsregeln des § 26 Abs. 2 RStV eine Leitbildfunktion (vgl. dazu Be- schluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, III 5).

3.2.1 Die Fernsehaktivitäten und sonstigen Medienaktivitäten von ProSiebenSAT.1 und Saban haben nach der Feststellung der KEK bislang nicht die Annahme der Entste- hung vorherrschender Meinungsmacht begründet. Dabei wurden insbesondere die Zuschaueranteile der ProSiebenSAT.1-Gruppe, die unterhalb der Vermutungs- schwellen des § 26 Abs. 2 RStV lagen, die Umbruchsituation auf dem Fernseh- markt, der Umstand, dass ProSiebenSAT.1 mit der RTL Group eine zweite zu- schaueranteilsstarke und von ihr unabhängige private Sendergruppierung gegen- übersteht, und die fehlenden anderweitigen Medienaktivitäten von Saban im bun- desdeutschen Medienmarkt berücksichtigt (vgl. insbesondere Beschlüsse Az.: KEK 173-1 und KEK 189, jeweils III 3.2).

3.2.2 Demgegenüber plant ProSiebenSAT.1 mit den beantragten Programmen nunmehr den Einstieg in das Bezahlfernsehen. Damit wird im bundesweiten Fernsehen erst- mals seit Auflösung der KirchGruppe im Jahr 2002 wieder eine der beiden großen Free-TV-Senderfamilien zugleich im Pay-TV aktiv sein. Angesichts der im Verhält- nis zur Gesamtheit der bundesweiten Fernsehzuschauer derzeit noch verhältnis- mäßig geringen Abonnentenzahlen von Kabel Deutschland und ish/iesy (s. o. III 2.2.2; zu ish vgl. Beschluss i. S. Planet TV, Az.: KEK 282, III 2.2) ist allerdings in absehbarer Zeit nicht zu erwarten, dass die Zuschaueranteile der beantragten Pro- gramme für die am gesamten bundesweiten Fernsehen orientierte medienkonzent- rationsrechtliche Prüfung von Bedeutung sein werden. 12

3.2.3 Zudem tragen die im Programm von SAT.1 veranstalteten Regional- und Drittfens- terprogramme zur Vielfaltsicherung bei, wenn auch derzeit nicht alle Regionalfens- terprogramme sämtliche Voraussetzungen des § 25 Abs. 4 RStV erfüllen (vgl. zu den Regionalfenstern Beschluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, IV 3.4, sowie Beschlüsse i. S. Benehmensherstellung zur Zulassung für das Regionalfenster Bayern, Az: KEK 294, und für das Regionalfenster Nordrhein-Westfalen, Az.: KEK 314; zu den Sendezeiten für Unabhängige Dritte bei SAT.1 vgl. Beschlüsse Az.: KEK 136).

3.2.4 Demnach sind keine Anhaltspunkte dafür ersichtlich, dass durch die beantragten Zulassungen vorherrschende Meinungsmacht von SevenSenses, ProSiebenSAT.1 und Saban entstehen könnte.

3.2.5 Die genannten Abonnentenzahlen von Kabel Deutschland (oben III 2.2.2) lassen keinen Schluss auf Zuschaueranteile zu, die eine medienkonzentrationsrechtlich er- hebliche Höhe erreichen.

4 Abschließende Feststellung

Demnach stehen der Zulassung von „SAT.1 Comedy“, „Kabel 1 Classics“, „Movie Channel“ und „Lifestyle“ Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.

(gez.) Dörr Huber Lübbert Mailänder Rath-Glawatz