Zulassungsantrag der Mainstream Media AG für die Fernsehspartenprogramme „GoldStar TV“ und „Heimatkanal“

Aktenzeichen: KEK 458

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der Mainstream Media AG, vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Gottfried Zmeck, Reichenbachstraße 1, 85737 Ismaning, – Antragstellerin – w e g e n

Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung der Fernsehspartenprogramme „GoldStar TV“ und „Heimatkanal“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlagen der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) vom 13.11.2007 und der Medienan- stalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) vom 14.11.2007 in der Sitzung am 08.01.2007 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Sjurts (Vorsitzende), Prof. Dr. Dörr, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder und Dr. Schwarz entschieden:

Der von der Mainstream Media AG mit Schreiben vom 06.11.2007 und 28.09.2007 bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) beantragten Zulas- sung zur Veranstaltung des bundesweit verbreiteten Fernsehspartenprogramms GoldStar TV und der mit Schreiben vom 26.09.2007 und 28.09.2007 bei der Me- dienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) beantragten Zulassung zur Veranstaltung des bundesweit verbreiteten Fernsehspartenprogramms Heimat- kanal stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag

Die Mainstream Media AG hat mit Schreiben vom 06.11.2007 bei der BLM die Ver- längerung der Zulassung für das Fernsehspartenprogramm GoldStar TV beantragt und jeweils mit Schreiben vom 28.09.2007 bei der BLM und der MA HSH eine Formumwandlung der GoldStar TV GmbH & Co. KG in die Mainstream Media AG angezeigt. Die BLM und die MA HSH haben der KEK den Antrag mit Schreiben vom 13. und 14.11.2007 zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

Die GoldStar TV GmbH & Co. KG veranstaltete bisher aufgrund einer Zulassung der BLM das Programm GoldStar TV und aufgrund einer Zulassung der MA HSH das Programm Heimatkanal. Die rundfunkrechtliche Zulassung eines Veranstalters verschafft diesem eine höchstpersönliche Rechtsposition, die als solche weder durch Vertrag noch im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf einen anderen Rechtsträger übergehen kann, mithin nicht übertragbar ist. Eine Übertragung soll auch nicht mittelbar durch Umwandlungsvarianten nach dem Gesellschaftsrecht er- öffnet werden. Zu diesen Umwandlungsfällen zählen auch formwechselnde Um- wandlungen nach dem Umwandlungsgesetz, bei denen nur die Rechtsform geän- dert wird, die Gesellschafter und das Gesellschaftsvermögen aber unverändert fort- bestehen.

Die Mainstream Media AG, die im Rahmen der angezeigten Formumwandlung im Wege der Gesamtrechtsnachfolge an die Stelle der GoldStar TV GmbH & Co. KG getreten ist, bedarf daher nach ständiger Spruchpraxis der KEK als nunmehr „neue“ Veranstalterin der Programme Goldstar TV und Heimatkanal der Erteilung einer ei- genen Zulassung (vgl. z. B. Beschlüsse i. S. Premiere, Az.: KEK 155 und 166, Das Vierte und NBC Europe, Az.: KEK 302, 13th Street, Sci-Fi Channel und Studio Uni- versal, Az.: KEK 303, MTV, Nick, Nickelodeon und VH-1 Classic, Az.: KEK 363, Te- le 5, Az.: KEK 370, n-tv, Az.: KEK 382, NBC Universal, Az.: KEK 392, sowie zuletzt VOX, Az.: KEK 450). Die Inhaber-/Beteilungsverhältnisse sind bei Veranstaltern in Gesellschaftsform untrennbar mit der Organisationsform verbunden. Wechselt die- se, so liegt in konzentrationsrechtlicher Hinsicht ein anderer Zulassungsträger vor. Dies gilt auch dann, wenn sich bei den verantwortlichen Organen und den bestim- menden Gesellschaftern keine Veränderungen ergeben. Die Anzeige der Formum- 3

wandlung bei der Veranstalterin ist daher in ihrem Interesse so zu verstehen, dass sie sich auf die Erteilung einer Zulassung für die künftig von der Mainstream Media AG veranstalteten Programme GoldStar TV und Heimatkanal beziehen soll. Der An- trag auf Verlängerung der Zulassung von GoldStar TV wird insofern mitumfasst.

Die Beurteilung der Einstufung als Zulassungsfall erfolgt bei der KEK nach dem Rundfunkstaatsvertrag, bei den Landesmedienanstalten dagegen föderal nach den jeweiligen landesmedienrechtlichen Gesichtspunkten. Die BLM und die MA HSH sind daher nicht an die Klassifizierung der KEK gebunden.

2 Programmstruktur und -verbreitung

2.1 Das Programm GoldStar TV ist ein Musikspartenprogramm für deutschsprachige, volkstümliche und internationale Schlager und Oldies. Das Programm wird seit März 2000 auf Grundlage einer bis zum 30.01.2008 befristeten Lizenz der BLM veranstal- tet.

2.2 Das Programm Heimatkanal ist ein Unterhaltungsprogramm mit Schwerpunkt auf klassischen Heimatfilmen, Heimattheater, volkstümlicher Musik und damit zusam- menhängenden Veranstaltungen und Reportagen. Das Programm wird seit August 2002 auf Grundlage einer Lizenz der MA HSH veranstaltet.

2.3 Die Programme GoldStar TV und Heimatkanal werden verschlüsselt und digital über Satellit und Kabel über die Plattform der Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG („Premiere“), Unterföhring, als Bestandteil des Programmpakets „Premiere Thema“ verbreitet.

2.4 Plattformvertrag mit Premiere

xxx ...

3 Antragstellerin und Beteiligte

3.1 Gesellschaftszweck der Antragstellerin ist nach deren Satzung, vorgelegt in der Fassung vom 21.08.2007, der Erwerb und das Halten sämtlicher Zulassungen, Nut- zungsgenehmigungen und sonstiger Genehmigungen für die Veranstaltung, Pro- duktion, Ausstrahlung und Vertreibung über derzeit oder zukünftig zur Verfügung 4

stehende geeignete technische Mittel und umfassende Vermarktung (Pay-TV und/oder Free-TV) von Fernsehprogrammen, unter anderem eines deutschsprachi- gen Musik-Fernsehprogramms unter der Senderkennung „GoldStar TV“ oder einer anderen Senderkennung, einschließlich der Durchführung des sendetechnischen Ablaufs sowie der Beschaffung und Verwertung von Programmausstrahlungsrech- ten und -material einschließlich des Handels hiermit xxx ...

An der Antragstellerin sind beteiligt:

Barbara Zmeck 5 % (xxx ... ) Julia Zmeck 5 % (xxx ... ) Gottfried Zmeck 70 % (xxx ... ) Reichenbach Investment GmbH 20 % (xxx ... )

3.2 An der Reichenbach Investment GmbH hält Gottfried Zmeck sämtliche Anteile; er ist unmittelbar mit 16,67 % an den Geschäftsanteilen beteiligt und hält die übrigen 83,33 % der Anteile mittelbar über die DahabInvest Beteiligungs- und Vermögens- verwaltungs GmbH, an der er ebenfalls sämtliche Anteile hält.

3.3 Was sonstige medienrelevante Beteiligungen betrifft, soll die Antragstellerin das Dach für die verschiedenen Geschäftsfelder des Unternehmens bilden. Unter den Bereich „Broadcast“, der das Kerngeschäftsfeld der Antragstellerin darstellt, fällt die Veranstaltung der Fernsehprogramme GoldStar TV und Heimatkanal, die unmittel- bar durch die Antragstellerin veranstaltet werden, sowie die Veranstaltung des Pro- gramms durch die 100%ige Tochter Hit24 Television GmbH und des Pro- gramms Romance TV durch die Romance TV GmbH & Co. KG i. G., an der die An- tragstellerin mittelbar 60 % der Anteile hält.

Weitere 100%ige Tochtergesellschaften der Antragstellerin sind die Reichenbach Rechtehandels GmbH (Rechte- und Lizenzhandel), die Almara Musikverlag GmbH (Musikverlag/Produktion; Musiklabel almara records) und die Mainstream Media und Radio GmbH.

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Gottfried Zmeck 70 100 Barbara Zmeck 5 DahabInvest Beteiligungs- und Julia Zmeck Vermögensver- 5 40 waltungs GmbH Romance TV 16,67 Romance TV Reichenbach GmbH & Co. KG i. G. 83,33 Investment GmbH 20 60 GoldStar TV Drei.eins Heimatkanal Beteiligungs Mainstream 100 GmbH Media AG

100 Hit24

Hit24 Television GmbH

3.4 Gottfried Zmeck hält hinsichtlich der Gesellschaftsstruktur der Antragstellerin, ab- gesehen von den jeweils 5 % der Anteile an der Antragstellerin, die von seinen bei- den Töchtern gehalten werden, unmittelbar oder mittelbar sämtliche Anteile an allen beteiligten Gesellschaften.

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung der Antragstellerin liegt vor. Vertretern der BLM und der MA HSH wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Rundfunkveranstalter einer Zulas- sung. Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beurteilt.

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2 Zurechnung von Programmen

2.1 Der Antragstellerin sind die von ihr veranstalteten Programm Heimatkanal und GoldStar TV gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV, das Programm Hit24 gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV und das Programm Romance TV gemäß § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. §§ 15 ff. AktG zuzurechnen.

2.2 Gottfried Zmeck sind die vorgenannten Programme gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV bzw. § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. §§ 15 ff. AktG zuzurechnen.

2.3 Zurechnung zu Premiere

Die KEK hat festgestellt, dass Premiere auf Grundlage der Plattformvereinbarung in der Fassung vom 04.06.2002 für die Programme GoldStar TV und Heimatkanal sowie des Plattformvertrags vom 01./02.12.2003 für das Programm Hit24 über Ein- flussmöglichkeiten auf wesentliche Entscheidungen zur Gestaltung der genannten Programme im Sinne von § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV verfügt und ihr diese daher zuzurechnen sind. Auf die Ausführungen in den Beschlüssen i. S. Heimatkanal, Az.: KEK 148, III 2.1.2, i. S. GoldStar TV, Az.: KEK 148-1, III 1.2, und i. S. GoldStar und Hit24, Az.: KEK 265-1 und -2, III 2.1.3, wird Bezug genommen.

Neben den genannten Programmen werden Premiere und ihrer Obergesellschaft Premiere AG zudem gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV die von Premiere veranstalte- ten gleichnamigen Programme sowie gemäß § 28 Abs. 2 RStV die auf ihrer Pay- TV-Plattform veranstalteten Drittprogramme Classica , Focus TV Gesundheit , be- ate-uhse.tv, Junior, Discovery Channel, Animal Planet, Discovery Geschichte und Discovery HD zugerechnet (vgl. zuletzt Beschluss i. S. Discovery Channel, Az.: KEK 395, III 2.2). Ihnen ist zudem gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV; § 28 Abs. 1 Satz 3 und arg. e § 29 Satz 2 RStV das von der Premiere on Demand GmbH ver- anstaltete Pay-per-View-Angebot Premiere Direkt zuzurechnen (vgl. Beschluss der KEK, Az.: KEK 446). Ferner sind ihnen auch die Zuschaueranteile zuzurechnen, die die von Premiere produzierten Bundesliga-Sendungen unter der Bezeichnung Pre- miere Fußball Bundesliga im Angebot von Unitymedia sowie unter der Bezeich- nung Bundesliga auf Premiere powered by T-Home im Angebot der Deutsche Telekom AG erreichen. Ob Premiere Veranstalterin des – mit Premiere Fußball Bundesliga inhaltsgleichen Programms – Bundesliga auf Premiere powered by T- Home ist oder aber die Zurechnung nach § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 RStV erfolgt, weil 7

Premiere das Programm der Deutsche Telekom AG als Auftragsproduzent voll- ständig zuliefert, hat die KEK offen gelassen (vgl. Beschluss i. S. Premiere, Az.: KEK 348/350/359, III 2.1 und 2.2).

3 Vorherrschende Meinungsmacht

3.1 Zuschaueranteile

Nach § 27 Abs. 2 Satz 2 RStV muss die Ermittlung der Zuschaueranteile aufgrund repräsentativer Erhebungen bei Zuschauern ab Vollendung des dritten Lebensjah- res nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Methoden durchgeführt wer- den. In der Regel verwendet die KEK dafür die monatlichen Daten zu den Anteilen der Fernsehsender an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (Zuschauer ab drei Jahren, Mo. – So.). Die Sehdaueranteile werden im Auftrag der Arbeitsgemein- schaft Fernsehforschung (AGF) laufend von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Rahmen eines Fernsehpanels erhoben. Die AGF/GfK-Fernsehforschung bezeichnet in ihren Veröffentlichungen die Sehdaueranteile als Marktanteile. Die Zuschaueranteile der auf der Premiere-Plattform verbreiteten Programme werden von der AGF/GfK-Fernsehforschung nicht veröffentlicht. Für diese Programme wer- den der KEK Daten aus der Premiere-Marktforschung (Grundgesamtheit: 71,07 Mio. Personen ab drei Jahren) zur Verfügung gestellt, die nach Mitteilung von Pre- miere im Prüfverfahren Az.: KEK 271 zu den Daten der AGF/GfK-Fernsehforschung in Beziehung gesetzt werden können.

Mit Schreiben vom 07.01.2008 übermittelte die Antragstellerin Monatswerte für die maßgebliche Referenzperiode von September 2006 bis einschließlich August 2007. Die Daten werden als interne Marktanteile bei den Zuschauern ab drei Jahren be- zeichnet und stammen aus der Premiere-Marktforschung. Mitgeteilt wurden die Da- ten für die Programme GoldStar TV, Heimatkanal und Hit24.

Zum 31.12.2006 verzeichnete Premiere 3,4 Mio. Abonnenten und erreichte einen Zuschaueranteil von 2,1 %, bezogen auf alle Fernsehhaushalte (Mitteilung von Premiere vom 08.02.2007, siehe unter http://info.premiere.de/inhalt/de/medienzent rum_news_uk_08022007.jsp). Dieser mit den AGF/GfK-Daten vergleichbare Zu- schaueranteil von 2,1 % lässt sich in Beziehung zu den internen und externen Marktanteilen der Premiere zuzurechnenden Programme setzen. Für weitere Infor- mationen zu den Daten der Premiere-Marktforschung, zur Vergleichbarkeit mit der AGF/GfK-Fernsehforschung sowie zu der Berechnungsweise und Einschätzung des 8

zu veranschlagenden Zuschaueranteils wird auf die Beschlüsse i. S. Premiere, Az.: KEK 271, und i. S. Discovery HD, Az.: KEK 300, verwiesen.

Der interne Marktanteil für die Programme GoldStar TV, Heimatkanal und Hit24 be- trägt in der Referenzperiode von September 2006 bis August 2007 5,5 %. Bezogen auf die die Gesamtfernsehnutzung abbildende Grundgesamtheit der AGF/GfK- Fernsehforschung und verglichen mit dem Premiere-Zuschaueranteil für 2006 in Höhe von 2,1 % erreichten die Programme GoldStar TV, Heimatkanal und Hit24 in der maßgebliche Referenzperiode gemeinsam einen Zuschaueranteil von ungefähr 0,1 %.

Das Programm Romance TV hat mangels Ausstrahlung noch keine Zuschaueran- teile.

3.2 Abschließende Feststellung

Nach dem dargelegten Sachverhalt gibt es keine Anhaltspunkte für die Entstehung vorherrschender Meinungsmacht durch die Formumwandlung. Der weiteren Zulas- sung der künftig von einer Kapitalgesellschaft anstelle einer Personengesellschaft veranstalteten Programme GoldStar TV und Heimatkanal stehen daher Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.

(gez.) Sjurts Dörr Lübbert Mailänder Schwarz