DER , LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (ID*

Von FRIEDRICH GREIL*

Aus Teil (1) sind noch folgende Pers6nlichkeiten aus Literatur und Kunst nachzutragen:

Agricola (1494-1566)-Schnitter, Iatinisiert (eigtl. Schneider), Schuler Luthers, in dessen Heimatstadt Eisleben geboren. Agricola gab eine Sprichw6rter-Sammlung heraus, die noch heute von Sprachwissenschaftlern beachtet wird. Hans Witten, Bildhauer, Holzschnitzer, welcher wahrscheinlich aus Goslar stammt oder aus der Nahe (Daten unbekannt), war Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts in Niedersachsen und Obersachsen tatig. Bertihmt wurden seine um 1505 entstandene Marien- klage (Goslar, Jakobi-Kirche) und die etwas spater geschaffene Tulpenkanzel im Dom zu Freiberg. Leider ist der Name Hans Witten (Initialen HW) in den meisten heutigen Lexika nicht mehr zu finden. Es ist bemerkenswert, daB die beiden Bildhauer, deren Kunst einen letzten H6hepunkt der Spatgotik bedeutet, Riemenschneider und Witten, aus dem Harz stammen, einander aber nicht gekannt haben. Fern der Heimat schufen sie ihre unvergang- lichen Meisterwerke. Friedrich Wilhe!m Zacharid (1726-77), in Frankenhausen am Sudharz geboren, schrieb komische Epen uber rauf- und sauflustige Studenten. Bekannt wurde sein heiteres Helden- gedicht ,,Der Renommist."

Eberhard Schmidt (1746-1824), geb. und gest. in Halberstadt,bildete mit seinem Freund Gleim den Mrttelpunkt des eme tandelnde ~~iokoko Lyrik pflegenden Halberstadter Dichterkreises.

Caroline v. Sche!ling (1763-1809), geb. Michaelis, geb. in G6ttingen, verlebte dort ihre Kindheit und Jugend. Mit dem Shakespeare-Ubersetzer A.W. Schlegel verheiratet und mit dessen Bruder Friedrich Schlegel, dem geisti_~en Haupt der Fruhromantik, befreundet. wurde sie eine der bedeutendsten Frauen ihrer Zeit. (1803 Ehe mit dem Philosophen Fried- rich Wilhelm von Schelling). Wichtig ist ihre Korrespondenz: ,.Caroline. Briefe aus der Frtihromantilc."

Johann Gottfried Schnabe/ (1792Hca. 1850), aus Stolberg am Sudharz, schrieb einen Bestseller seiner Zeit, die umfangreiche Robinsonade ,,Die Inse/ Fe!senburg."

FORTSETZUNG der chronologischen Reihenfolge von Teil (1) :

29. Leopold von Ranke, (1795-1886), geb. in Wiehe, einem Stadtchen sudlich vom Harz an der sog. ,,ThtrmgrscherL

* Lektor (Kydshi) fur deutsche Sprache und Literatur. * Fortsetzung der im HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES Vol. 16 No I m September 1975 veroffentlichten Abhandlung. 42 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES [September Pforte" Hrstorrker sert 1825 an der Unrversrtat Berlin. Ranke ist durch seine Methode der Quellenkritik und Aufstellung des Objektivitatsprinzips der eigentliche Begrunder der modernen Geschichtsdarstellung. Uberdies hat er durch seinen klaren Stil die deutsche Geschichtsschreibung zur KUNST erhoben. Aus seiner Schule ging u.a. Jakob Burckhardt hervor. Besonders wichtig unter seinen zahlreichen Werken sind seine ,,Weltgeschichte" in neun B~nden, ferner ,,Die deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation", sechs Bande. Die Klarheit seiner Darstellung erhellt aus einigen Proben seiner Werke :

Etwas zu 'nachen, dazu geh~rt dreierlei.' gesunder ILlenschenverstand, Mut und Red!ichkeit. Der erste, um eine Sache einzusehen, der zweite, um vor den Realitieten nicht zu erschrecken, die dritte, um sich se!ber nichts vorzumachen, so daP die einfachsten moralischen E.,~enschaften auch die Wissenschaft und Kunst beherrschen. ( Tagebilcher) Alles lld,1gt zusammen: kritisches Studiu,n der echten Quellen, unparteiische Auffassun*", objek- !ive Darstellung. Das Ziel ist die Vergegenwctrti*"ung der vollen Wahrheit. (Englfsclle Geschichte). Jch kann unter leitenden Ideen nichts anderes verstehen, als daP sie die /1errschenden Tendenzen in jedem Jahrhundert sind. Diese Tendenzen kbnnen indessen nur beschrieben, nicht aber in letzter Instanz in einem Begnff summiert werden. Der Historiker hat diese groPen Tendenzen der Jahrhunderte auseinanderzunehmen und die groPe Geschichte der Menschheit aufzurollen, welche eben der Komplex dieser verschiedenen Tendenzen ist. Vom Standpunkte der gdttlichen ldee kann ich mir die Sache nicht anders denken, als dap die Menschheit eine unendliche Man- nigfaltigkeit von Entwicklungen in sich birgt, welche nach und nach zum Vorschein kommen, und zwar nach Gesetzen, die uns unbekannt sind, geheimnisvoller und gr6Per als man denkt. ( Uber die Epochen neuerer Geschichte).

Rankes Grundsatz lautete lapidar: ,,Der Historiker soll nicht richten und (be)lehren, sondern nur zeigen, wie es elgenthch gewesenr'

30. Heinrich Steinweg, (1797-1871), geb, in Wolfshagen, einem Dorf in einem idyllisch gelegenen Harztal nahe Goslar. Steinwegs Namen und Werk, heute selbst in Deutschland zufolge der Amerikani- sierung seines Namens in der Allgemeinheit fast unbekannt, historisch nachzuzeichnen ist ein- drucksvoll. Er lernte in Goslar den Orgelbau, war dort auch als Organist tatig, IieB sich dann in nieder und fertigte dort zunachst Gitarren und Zithern. Als 23- Jahriger zeigte er schlieBlich auch Interesse ftr Klavierbau. Unter dem EinfluB der Revo- lution von 1848 ging Steinweg 1850 nach Amerika, von seinen vier S6hnen (alle am Harz geboren) drei mitnehmend, wahrend er dem Altesten, Theodor, das Klavierbaugeschaft in Braunschweig tiberlieB. Die Umstellung in New York, darunter Sprachschwierigkeiten, dauerte mehrere Jahre, bis die Amerikaner auf sein in der Industrie-Ausstellung New York 1855 gezeigtes Klavier verbesserter Bauart aufmerksam wurden. Ein Jahr darauf, 1856, entstand Steinwegs erster amerikanischer Konzertflugel unter dem Namen ,,Steinway & Sons". Inzwischen verkaufte der erste Sohn, Theodor, in Braunschweig das Mutterge- schaft, das in Grotrian-Steinweg umbenannt wurde, und folgte dem Vater und den Brudern nach Amerika. Vater und S6hne nahmen fortwahrend Verbesserungen an den Konzert- flugeln vor, darunter die kreuzsaitige Doppelmensur, den vibrierenden Resonanzbodensteg mit akustischen Klangpfosten und das Tonhaltungspedal. Welche Resonanz, welch un- ~1976] DER HARZ, LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (Il) 43

~nachahmlichen Klang ein Pianist einem Steinway entlocken kann, das weiB heute, 120 Jahre spater, jeder Musikfreund. Welch unvergeBlicher Eindruck, als in Tokio eine japani- sche Pianistin (in Saarbrucken ausgebildet) in der Hibiya-Stadthalle auf einem STEINWAY (iie GroBe Phantasie in c-dur von Schumann spielte! Ubrigens stammt Friedrich Grotrian (1803-6b), welcher 1858 in Theodor Steinwegs Klavierbaufirma eintrat, ebenfalls auS Harznahe, namlich aus Sch6ningen am Elm. Vie]e beruhmte Musiker waren bei Grotrian-Steinweg zu Gast, darunter Clara Schumann, Wil- helm Backhaus. Artur Schnabel. Edwin Fischer, Walter Gieseking, Paderewski, B6la Bart6k. -Seit 1859 befindet sich die Firma Grotrian-Steinweg in Braunschweig. 1974 wurden die (lortigen Werkstatten, die im Zweiten Weltkriege zerst6rt worden waren, *'roBartig erweitert.

31. J.M. von Radowitz, (1797-1853), geb. in Blankenburg, preuBischer General und Politiker, Vertrauter des K6nigs Friedrich Wilhelm IV., _g:ehdrte zu dessen romantischem Freundeskreis. Radowitz nahm 1849 als ein Fuhrer der Rechten an der Frankfurter National-Versammlung teil und unterstutzte die sozialen Forderungen der Revolutionszeit. 1850 preuBischer AuBenmini- ster geworden suchte er mit Unterstutzung des K6nigs einen kleinen deutschen Bundesstaat unter preuBischer Fuhrung zu grlinden, was ihm jedoch zufolge seines frtihen Todes nicht gelang.

32. Werner Siemens, <1816-92), geb. weiter n6rdlich vom Harz, in Lenthe, jedoch stammt die Familie aus Goslar, wo man noch jetzt das Stammhaus Siemens, ein prachtiges altes Fachwerkhaus, besichtigen kann. Siemens ist als Erfinder und Begrunder der deutschen elektrotechnischen Industrie eine der bedeutendsten Pers6nlichkeiten Deutschlands. Unter seinen zahlreichen Erfindun- gen ist als wichtigste der Dynamo zu nennen, da dieser die Voraussetzung ftir den spateren Elektromotor bildete. Siemens erfand ferner den elektrischen Antrieb flir Lokomotiven, fur die StraBenbahn und fur den O Bus (Oberlertungs Bus). Mit seinen Brudern baute er das norddeutsche wie auch russische Telegrafennetz aus, ferner wurde von ihm das erste Untermeereskabel gelegt (im Mittelmeer). Der Name SIEMENS Iebt heute hauptsachlich in den von ihm ge*'rundeten Siemens- Werken fort, Deutschlands gr6Btem elektronischen Unternehmen mit We]tbedeutung. Siemens-Stadt (ein Stadtteil von Berlin), die Siemens-Werke in Munchen und andere zeugen heute davon. (Uber 300 OOO Beschaftigte). Im Jahre 1888, dem Dreikaiserjahre, verlieh Kaiser Friedrich 111. dem verdienten Erfinder und Organisator den Adelstitel. Unter der weltweiten Zusammenarbeit ist die mit Japan zu nennen: die FUJI (Furukawa-Siemens)- Elektronischen Werke in Tokio arbeiten mit der Firma Siemens in Kapitalsanlage und Lizenzvergaben eng zusammen. Siemens verbrachte seine letzten Lebensjahre in den heimatlichen Harzwaldern in in seiner Villa, wo er seine lesenswerten ,,Lebenserillnerungen" schrieb, die u,a. auch in Japan herausgegeben wurden. Er schreibt darin, daB er sich der elektrischen Technik schon zuwandte, als sie noch ganz unentwickelt war, daher einen fruchtbaren Boden fdr Erfindungen und Verbesserungen bi]dete , . , andererseits habe er aber im Leben vielfach mit ganz ungewohnlichem MiBgeschick zu kampfen gehabt. Bezuglich seiner Geschaftsgrilndungen schreibt Siemens : 44 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ArtTS AND SCIENCES [Se ptember

Wenn ich groPe Geschctftshctuser gegrilndet und mit ungew~hnlichem Erfolg geleitet habe' . . . . so kann ich mir selber das Zeugnis ablegen, daP es nicht Gewinnsucht war, die mich bewog, meine Arbeitskraft in so ausgedehntem Mape technischen Unternehmungen zuzutvenden. In der Rege/ war es zunctchst das wissenschaftlich-technische Interesse, das mich einer Aufgabe zufithrte. Indessen will ich auch die machtige Ei,1wirkung nicht unterschdtzen, welche der Erfol~ und das ihnl entspringende BewuPtsein. Niitzliches zu schaffen und zugleich tausenden von fleipigen' Arbeitern illr Brot zu geben, auf den Menschen ausiibt. Ftir heutige an Teamwork oder an Kollektivismus gew6hnte Unternehmer durften obige Zeilen des Individualisten Siemens, des groBen Harzer Sohns, fast unglaublich erscheinen.

33. Hermann B!umenau, (1819-99). Im Reisefuhrer fand ich Hasselfelde als Luftkurort im Harz, 3 OOO Einwohner, ,,mit freundlichen schattigen Anlagen am Kaseberg" verzeichnet, uber den dort geborenen Apotheker Blumenau steht freilich nichts darin. Hermann Blumenau geh6rt zu den zahl- reichen Deutschen, die zufolge der Revolution von 1848 Deutschland verlieBen (s. auch Heinrich Steinweg) und in Amerika ihr Gluck suchten. In diesem Falle war es Sildamerika, wohin sich der Harzer Sohn wendete. Blumenau gelang es, nach schweren Anfangen in_ einem Kolonisationsgebiet Brasiliens im Staat Santa Catharina aus dem Nichts eine Sied- lung zu schaffen, die rasch anwuchs, da er viele andere emigrierte Landsleute dorthin rief, und zwar rund 20 OOO Rheinlander, Pommern, Badenser, auBerdem tausende an VertreterrL anderer Lander: besonders Polen, Schweizer, Holiander. Die Siedlung, die 30 OOO Seelen zahlte, trieb zunachst Landwirtschaft, spater auf Betreiben des Grunders Textilfabriken und andere Industrie. Die aufbluhende Stadt erhielt den Namen des Grunders, welcher von 1850 bis 1880 dort Direktor war. Nachdem das Siedlungsgebiet von der brasilianischen Regierung ubernommen worden war, kehrte Blumenau 1884 nach Deutschland zuruck und verbrachte seinen Lebensabend in Braunschweig unfern seiner Harzheimat. Die Stadt Blumenau (heute rund 60 OOO Einwohner) hat auch heute zufolge ihres noch spurbaren deutschen kulturellen Einfiusses einen guten Namen in Brasilien.

34. Julius Wo!ff, (1834-1910), geb. in ~uedlinburg, nachst Scheffel und Baumbach der wichtigste Vertreter der ,,Butzenscheibendichtun*"' der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts, schrieb kultur- geschichtliche Romane wie ,,Der Rattenfdnger von Hameln", ,,Der wllde Jager", ,,Der Raubgraf", Ietzterer in und nahe seiner Heimatstadt Quedlinburg spielend. Die gesamte Dichtung Woffs ist, obwohl sie auf seine Zeitgenossen eine gewisse Wirkung ausubte, heute' vergessen.-Ich folgte Wolffs Spuren in den Zwanziger Jahren in Quedlinburg, wo er in jungen Jahren seinen Lieblingssitz an einem vertraumten Weiher im dicht mit Baumen be- standenen Garten seiner Eltern in der LindenstraBe gehabt hatte.

35. Robert Koch, (1843-1910), geb. in Clausthal im Oberharz, wo sein Vater, welcher als einfacher Bergmann im Erzbergwerk gearbeitet hatte, seiner theoretischen F~higkeiten zufolge in der Verwaltung. angestellt und schlieBlich Geheimer Bergrat wurde. Robert, der vierte Sohn, studierte in G6ttingen Medizin, seine bahnbrechenden Arbeiten erfolgten jedoch in Berlin, wo er die rvrundlagen zur Bakterienforschung legte, mit Entdeckung des Milzbrandbazillus (vorher 1976] DER HARZ, LANDSCHAFT UN D KULTURRAUM (II) 45 in Wollstein), des Tuberkulose-Erregers, des Cholera-Bazillus. Auf weiten Reisen (Agypten, Indien, Afrika) beschaftigte er sich nutzbringend mit dem Studium der Malaria und der .afrikanischen Schlafkrankheit. Von 1891 bis 1904 war Koch Direktor des Instituts fur Infektionskrankheiten der Universitat Berlin. Im folgenden Jahre, 1905, erhielt er den Nobelpreis. Robert Koch hat als Begrunder der Bakteriologie, noch vor manch anderen bedeutenden Medizinern, (darunter Dr. Ehrlich und Emil von Behring), die moderne Medizin entscheidend beeinfluBt. Unter seinen damaligen Assistenten in Berlin ist Dr. Kitasato (1856-1931) hervorzuheben, der sieben Jahre lang unter Koch tatig war. Beide bewahrten einander Freundschaft bis zum Tode, 1908 wurde Robert Koch nach Japan ,eingeladen und hier von Kaiser Meiji dem GroBen und vom allgemeinen Volke, selbstver- ,standlich aber ganz besonders von Japans Medizinern, deren wichtigste Vertreter s~mtlich in Deutschland ausgebildet waren, herzlich begruBt. Dr. Kitasato, welcher unabhangig von Koch wichtige Entdeckungen machte, darunter den Wundstarrkrampferreger und den Pestbazillus fand, errichtete in seinem Institut in Tokio (heute Privat-Medizinische Hoch- ,schule im Universitatsrang) im Stadtteil Shiba-Shirokane einen Schrein zu Ehren des verehrten Lehrers, der noch heute besteht. Es verdient hervorgehoben zu werden, daB ・dieser Schinto-Schrein (Schinto-Schreine dienen nur der Ahnen- und Landesheldenverehrung) ・den einzigen unter den zahllosen im ganzen japanischen Inselreich errichteten Schreinen zu Ehren eines Ausianders bedeutet.

36. Hugo Riemann, ,(1849-1919), geb. bei Sondershausen. Thilringen. Sein Vater, Rittergutsbesitzer und zu- gleich Musiker, war in am Sudharz beheimatet. Riemann, der wichtigste ~leutsche Musikforscher, studierte an vielen Orten: in Berlin, Tubingen, . Sonders- hausen, Wiesbaden und erhielt seine philosophische Doktorwurde von der Universitat ,G6ttingen. Riemann, welcher Beruhrung mit vielen Zeitgenossen hatte, darunter mit Reinecke, Bruch, Grieg (in Sondershausen studierte Reger unter ihm, in Wiesbaden Pfitzner) und der Philologie naher stand als der Historie, entwickelte dennoch ein erstaunlich in- tensives wie extensives Musikwissen. Von seinen zahlreichen Ver6ffentlichungen sei in erster Linie das weltweit beruhmte Standardwerk des deutschen Musikschrifttums : Hugo Riemanns Musik-Lexikon genannt, 1882 in Leipzig erschienen (12. erweiterte Aufiage Mainz 1959), das in viele Sprachen ubersetzt wurde und den Verfasser als wichtigsten Musikforscher ganz Europas ausweist. (Schott & S6hne. Mainz, gaben inzwischen, 1961, eine neue Auf- lage von Riemanns Musik-Lexikon heraus).-Von weiteren Zeitgenossen, die Riemann ,schatzten, seien genannt: Friedrich Nietzsche und Hans von Bulow. Ersterer lobte Rie- mann u.a. in seiner Schrift ,,(jber den Fall Wagner".

37. Wilhe!mine Heimburg, ,(1850-1914), eigtl. : Berta Behrens, geb. in Thale am Harz, aufgewachsen in der Nachbarstadt .Quedlinburg, spater in Dresden lebend, schrieb vielgelesene ,,Familienblattromane ohne ,dichterischen ¥Vert", wie es in einem 1919 herausgegebenen Nachschlagebuch uber Neuere ,deutsche Literatur heiBt. In einem zeitgenbssischen Lexikon wird allerdings ihre Phantasie und frische Erz~hlweise hervorgehoben. W. Heimburg wurde Nachfolgerin der weit beruhmteren Gartenlaube-Schriftstellerin E. Marlitt (eigtl. Eugenie John, 1825-87), deren unabgeschlossenen Roman ,,Das Eulenhaus" sie vollendete. Wilhelmine Heimburgs bekann- 46 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES [September' tester Roman war ,,Lumpenmidlers I_ieschen". Andere Romane Herzenskrisen" ,,Eine unbedeutende Frau". , , ,*

38. Johannes Schlaf, (1862-1941), geb. in Querfurt slidlich von Eisleben. Schlaf befreundete srch als Student in Berlin mit Arno Holz. Im Sinne eines ,,konsequenten Naturalismus" schufen beide gemeinsam die Dramen ,,Papa Hamlet" (1889) und Familie Se!icke" (1890). Holz ging, ,' danach andere Wege, wahrend Schlaf, welcher mehrmals Nervenkrisen durchmachte, sich einem lyrisch bewe*'ten Impressionismus zuwendete, wobei er die Natur mit mystischem Allgeftihl zu durchdringen suchte. Auch stellte er naturphilosophische Spekulationen uber die Stellung der Erde im Kosmos an. Erzahlungen: ,,Tantchen Mohnhaupt" (1914), Schrift: ,.Kosmos und kosmischer Umlauf" (1927). Die Familie Se!icke" ist als wichtiges ,' Buhnenstuck der naturalistischen Periode zu betrachten. Die beiden Verfasser brachten darin die schicksalhafte Gebundenheit der Menschen, den ,,Determinismus", wirksam vor das Theaterpublikum. Das Drama wurde aber von den Zeitgenossen nicht verstanden, da es diesen allzunaturalistisch erschien. Weml es heute nicht mehr aufgefuhrt wird, ist es immerhin lesenswert, 1972 neu bei Langen-Muller in Munchen erschienen.

39. Werner Sombart, (1863-1941), geb. in Ermsleben bei Quedlinburg. Sein Vater, Anton Ludwig Sombart, war Burgermeister in Ermsleben, ein fahiger Agronom, welcher spater durch Umwandlung seines Rittergutes in Steesow (Mark Brandenburg) in ein bltihendes Bauerndorf dem Sohn Werner ein praktisches Vorbild an sozialen Einrichtungen gab. Werner Sombart, National- 6konom und Soziologe, welcher in Berlin wirkte und dort auch in Theater- und Kunstlerkreisen verkehrte, untersuchte die Funktionen des Kapitalismus und wollte eine allgemeingultige, zeitlose Theorie ausarbeiten, die die Sinnzusammenhange der Wirtschaft als Kulturwirklichkeit zu erklaren sucht. Sein Hauptwerk ist ,,Der moderne Kapitalismus", in drei Banden 1908, 22, 28 erschienen. Seine librigen Ver6ffentlichungen in chronolo- grscher Reihenfolge ,,So'lalismus und so_'ia!e Belvegung im 19. Jahrhundert" (1896 m viele fremde Sprachen ubersetzt), ,,Das Proletariat" (1906), ,,Warum gibt es in den USA keinen Sozialismus?" (1906) Die Juden und das Wirtsc/1aftsleben" (191 l, 1922), ,,Deutscher , ,, Sozialismus" (1934). Aus letzterem Werk las ich kurzlich den Abschnitt ,,Was ist deutsch ?" und m(5chte daraus wie. folgt zitieren:

Wir werden den Worten eines guten Beobachters der deutschen See!e zustimnlen m~e;'ssen, wenn' er schreibt, das deutsche Volk sei ein Volk der ungeheuerlichsten Mischung und Zusammenrith,'ung' von Rassen . . , die Deutscllen sind unfapbarer, unifdnglicher, }viderspruchsvoller, unberechenbarer, selbst erschrecklicher a!s es andere V~lker sich selber sind (Friedrich Nietzsche). Das ist in der Tat das !etzte Ergebnis einer Analyse unserer Volkssee!e.' das deutsche Rcttse/. Wir sind re!cher' an Widerspriichen, aber daru,n auch reicher an M6glichkeiten als irgendein anderes Vo!k der Erde. Dieser Reichtum an Widersprilchen stamrnt letzten Endes von unsere,n Reichtu'n an Ideen, den auch kluge und vo"urteilsfreie Auslctnder anerkennen.

An diesen Worten ist der Zeitpunkt interessant, an dem sie geschrieben wurden: am Umbruch nach dem Ende einer Ara. DER HARZ, LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (II)

40. Otto Erich Hart!eben, (1864-1905), geb. in der Bergwerksstadt Clausthal im Oberharz. Mit O.E. Hartleben kom- men wir zu einem liebenswerten Talent, das ihn von allen bisher genannten Literaten, die aus dem Harz stammen, unterscheidet. Hartleben studierte Rechtswissenschaft an verschie- denen Universitaten und nahm danach vorubergehend eine Stellung im heimatlichen Harz, den er liebte. In seiner Selbstbiographie schrieb er : ,,Die tibliche Amts~erichtszeit llab ich in dem entztickenden Nest Stolberg am Harz absolviert". Auch als er m Berlin lebte wo er der ,,Freien Buhne" angeh6rte und durch seine ersten Buhnendichtungen bereits bekannt geworden war, pflegte er Stolberg manchmal zu besuchen, und wenn er dort mit seinen Freunden, dem Amtsanwalt und dem Oberstabsarzt, in Eberhardts Weinstube saB, fielen ihm die besten Ideen ein. Das war Ende der Achtziger. Anfang der Neunziger Jahre. Er hatte als Sturmer und Dr~nger begonnen, Iebte wie ein Bohemien und gelangte schlieBlich zum Naturallsmus . . . ein Zug der Zeit ! In seinen Kom6dien, darunter ,.Hanna Jagert" (1893) Die Erziehung zur Ehe" (1893) Die sittliche Forderun*"" (1896, ein Lustspiel, ob- , '' , ,, wohl der ernste Titel irrefuhren konnte), ,,Im grtinen Bau,n zur Nachtigall" (Studentenstuck, 1904), erwies sich der Autor als witziger Sp6tter. Seinen gr6Bten Buhnenerfolg hatte er indessen mit seiner Offiziers-Trag6die ,,Rosenmontag" (1900), die im Jahrzen' Tnt vor dem Ersten Weltkriege viel aufgefuhrt wurde (darunter von Otto Brahm in Berlin, von Paul Schlenther am Burgtheater in Wien, in Munchen, Leipzig, Breslau, Prag). ,,Rosenmontag" wurde auch verfilmt, Hartleben selber sagte allerdings, die Trag6die habe ihn nicht befriedigt und liege seiner Natur eigentlich fern. Die humorvolle Pers6nlichkeit Hartlebens geht aus einem Postkarten-Vers hervor, den er an Liliencron 1903 sandte:

Haste nie, doch raste nie, sonst haste die Neurasthenie! Wollen wir Otto Erich Hartleben schlieBlich im Urteil eine)" Zeitgenossen zitieren: Carl Hauptmann. Gerhart Hauptmanns Bruder, schrieb am 12. Februar 1905, als er die Nachricht vom Tode Hartlebens erhielt, an Werner Sombart (von welchem eben die Rede war), einem gemeinsamen Freund in Berliner Kunstlerkreisen:

Ein Geist voll Anmut und Schalklleit, eine blarm~e Natur.' Er ist e!ngeschlafen. Sein geniales Spdttertum wird uns feh!en!

41. Li!y Braun, (1865-1916), Tochter des Generals Kretschman, geb, in Halberstadt. Vorkampferin der sozialistischen Frauenbewegung, Enkelin von Jenny von Gustedt, deren ,,Erinnerungen aus Goethes Freundeskreisen" sie herausgab, Ihr umfangreiches Werk (die GesammelterL Werke, 1923 verdffentlicht, umfassen ftinf Bande) wurde seinerzeit viel gelesen, besonders das bereits 1908 herausgekommene ,.Im Schatten der Titanen". Merkwirdrg, daB Lily Brauns Name heute kaum noch genannt wird!

42. Pau! Ernst (1866-1933), geboren in Elbing.*rode im Harz, wo sein Vater Grubensteiger war. Paul Ernst war von vielseitiger Natur: trotz der einfachen Herkunft gelang es ihm, verschiedene 48 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND saENcEs [September Universitaten zu besuchen und Theologie, Geschichte und Literatur zu studieren, um schlieBlich in National6konomie zu promovieren. Vom Marxismus, der ihn zunachst anzog, wendete er sich wieder ab, am Ende des Ersten Weltkrieges schrieb er die Abhandlung .,Der Zusammenbruch des Idealismus" (1919), interessanterweise zur gleichen Zeit, als sein Landsmann Oswald Spengler, von dem noch zu sprechen sein wird, ahnliche Gedanken- gange in seinem Werk ,,Der Untergang des Abendlandes" entwickelte. Mit seinen Dramen hatte Paul Ernst wenig Erfolg, da sie nicht buhnenwirksam sind, obwohl sie tiefe Gedanken enthalten. In der Trag6die ,,Demetrios" (1905) entwickelt sich Ernst vom Naturalisten zum Klassi- zi~~en, ebenso wie in ,,Brunhild" (1909) die un mythischen Bererch sprelend an Sophokles ..Odlpus" ennnert das Drama spielt in der Brautnacht der beiden Paare Siegfried- Kriemhild und Gunther-Brunhild und am folgenden Tage, um bei Sonnenuntergang zu enden: Siegfried und Brunhild, die ihrer Wesensart nach zusammengeh6ren, vereinen sich im Tode. Ferner ist unter den Buhnenwerken Ernst's das Drama ,.Kassand,'a" (1915 ge- schrieben) zu nennen, das 1938 im Deutschen Theater in Berlin zu einer eindrucksvollen Auffuhrung gelangte, mit Angela Salloker und Gisela von Collande. Von Paul Ernst gibt es in bezug auf Prosa die ,,Komddianten- und Spitzbubengschichten" und einige gute Romane, darunter ,,Saat auf Hoffnung", ,,Der Schatz im Morgenbrotstal" (in den heimat- lichen Harzbergen spielend) und den autobiographischen Roman ,,Der schmale Weg zum Cltick". Paul Ernst hat jedoch besonders Sch6nes in seinen Gedichten hinterlassen, die heute leider kaum noch gelesen werden. Ich m6chte einige davon folgen lassen:

Traumgebilde gehn Und kommen, wenn du rufst. Sie leben in dir. Es spielen im Sonnenschein Die kleinen Bld:tter im Wald, Du aber bist allein. In die he!le Luft Zwitschert ein Vdgelein A uf einem schwachen Zweig, Du aber bist allein. (Aus einem Jugendgedicht Ernsts, 1886)

Sinnged icht Reichtum schwindet. Freundscllaft gellt, K~nnen se!ber nicht besteht: Nur, was du im Innern bist, Immerdar dein eigen ist. Wer nach oben sieht, ist arm, Wer nach unten sieht, ist reich. Armut Ungliick. Reiclltum Gliick ? Beides ist nur Vergleich. Nun noch zwei Vierzeiler von Paul Ernst, die in ihrer Ktirze und Andeutungsweise fast japanisch wirken: Auf schwarzem Laub des Waldbachs Wel!en gehn . . . In leisem Zittern ist mein Bi!d zu selln. 1976] DER HARZ, LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (II) 49

Unmerklich gleitet Zeit und Leben hin,' Die Wel!en ziehn . . , und das Bild bleibt stehn.

Was ist dein Leben ? Nur ein leichter Hauch, Vorilberhuschend einem Bliitenstrauch. Der Hauch ist Idngst vorbel~ezogen Und duftend weit in alle We/t verflogen.

43. Fritz Mackensen, (1866-1924), Maler, geb. in Greene bei Gandersheim am Westharz, grundete 1889 zusammen mit Otto Modersohn die Kilnstlerkolonie in Worpswede, die danach beruhmt wurde und manche Kunstler an sich zog. Mackensen war im Sommer 1884 zufallig nach Worpswede gekommen, einem damals vdllig unbekannten Dorf bei Bremen in Moorlandschaft, das ihn so anzog, daB er sich schlieBlich dort niederlieB. IJbrigens wurde auch der Dichter Rainer Rilke von Worpswede bezaubert, nachdem er 1900 von Heinrich Vogeler nach dort einge- laden worden war. Er wurde derart von dem Ort und den Kunstlern beeindruckt, daB er 1901 dort Clara Westhoff heiratete und mit ihr in einem Bauernhaus lebte. (Clara bekam ein Tochterchen, Ruth, die Ehe ging jedoch bald auseinander). Mackensens Freund Modersohn heiratete um die gleiche Zeit in Worpswede Paula Becker, welche als Expres- sionistin Beruhmtheit erlangte, aber fruh starb.-Um auf Fritz Mackensen zuruckzukom- men: Kraft, Schlichtheit, Wahrheit sind die Charakeristika seiner Stimmungslandschaften. Rilke lobte in seiner Monographie ,,Worpsw'ede" (1902) Mackensens Bilder besonders und :schrieb u.a. : ,,Man prdge sich die ruhigen Konturen ein!" Die Gemaide Mackensens hangen heute in der Kunsthalle in Bremen.

44. Oswald Spengler, (1880-1936), Geschichts- und Kulturphilosoph, geb, in Blankenburg am Harz, Iebte spater als freier Schriftsteller in Mtinchen, nachdem er seinen Lehrerberuf aufgegeben hatte. Bereits vor dem Ersten Weltkriege schrieb er den Ersten Band seines Hauptwerkes ,,Der Untergang des Abendlandes", der aber erst im Sommer 1918 erschien. Das zweibandige Werk wurde damals viel gelesen und beeinfluBte das Geschichtsbild der Nacnkriegsgenera- tion wesentlich. Spengler sagt darin Vernichtungskriege und Imperialismus schon voraus. Wenig bekannt geworden ist die Begegnung des 6sterreichischen ,,GroBdeutschen" Hitler mit dem PreuBen Spengler vom Sommer 1933 in Bayreuth. Spenglers Enttauschung nach (ier zweistundigen Aussprache, die unter vier Augen stattfand, war erklarlich. Das IErgebnis dieser Unterredung waren gewisse Satze, die O.S. in die Einleitung seines Buches ,,Jahre der Entscheidung" hineinschrieb : ,,Der Handelnde sieht oft nicht weit. Er wird getrieben, ohne das wirkliche Ziel zu kennen. Er wurde vielleicht Widerstand leisten, wenn er es s~he. Aber viel haufiger ist es, daB er in die lrre geht, weil er ein falsches Biid der Dinge um sich und in sich entwickelt hat . . . . . usw."

_In seinem Werk ,,Preufientum und Sozialismus" (1920) tritt Spengler als Gegner von Liberalismus und Demokratie fur einen Sozialismus ein, wie er bereits in dem klassischen PreuBentum realisiert worden sei : Tatsachensinn, Disziplin, Verachtung von Luxus und .Bequemlichkeit. Nachfolgend drei Beispiele von Spenglers Gedankengangen: 50 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES [Se ptember

Geschichte heipt, daP etwas geschieht, anders wird, als es war: das bedeutet, daP Widerspruch und Widerstand vorhanden ist, der iiberwunden werden sol! und neuen wirkt. Geschichte ist also Kampf, gleichvie/ zwischen was filr Miichten. Wo nicht Widerstand ist, geschieht nichts. Wer Geschichte nicht erlebt wie sie wirklich ist, nctmlich tragisch, vom Schicksa/ durchweht, vor dem Auge der Niltzlichkeitsanbeter also ohne Sinn, Zie/ und Mora/, der ist auch nicht im- stande, Geschichte zu machen . . . . . das Leben des Einzelnen ist niemandem wichtig als ihm selbst: ob er es aus der Geschichte fliichten oder fiir sie opfern wil/, darauf kommt es an. So wem~" man von den Ereignissen der Zukunft weip . . . so sicher ist es, daP die bewegende,r Mdchte der Zukunft keine anderen sind als die der Vergangenheit: der Wille des St~irkeren, die gesunden Instinkte, die Rasse, der Wille zu Besitz und Macht. Und dariiber hin schwanken wirkungslos die Trctu'ne, die im'ner Trctume bleiben werden: Gerechtl~keit, Gliick und Friede.

Weitere Werke Spenglers : ,,Der Neubau des deutsclte~ Relches" (1924), ,,Pohtrsche Pfllc,Iten de,' deutschen Jugend" (1924), ,,Der Mensch und die Technik" (1931). Bemerkenswert ist der lapidare Ausspruch Spenglers :

,,PreuPen is! Ietztlich kein Staat und kein Land, sondern eine Denkform!"

45. Wilhelrn Keite/, geb. 1882 als Sohn eines Gutsbesitzers (Gut Horsum) in der Nahe von Gandersheim, PreuBe' wie Spengler, freilich von anderem Kaliber, schlug bereits frtih die militarische Laufbahtl eln und errerchte rm ,,TausendJahngen Relch" den Rang eines Generalfeldmarschalls. Keitel hatte von 1938 bis 45 den verantwortungsvollen Posten des Chefs des OKW~ (Oberkommando der Wehrmacht) inne, entwickelte aber im Kriege, da er Hitler h6rig war- und dessen ,,Genie" vertraute, kaum eigene Initiativen. Im Brockhaus (1973) ist uber K. u.a. zu lesen:

,,Keitel versuchte mit einem Rilcktrittsgesuch Hitlers P!an eines Angnffs auf die Sowjetunion' zu verhindern. Sein EinfluP wurde danach immer geringer . . . . ."

Keitel wurde 1946 in Ntrnberg hingerichtet. Das Dilemma des preuBischen (und nicht nur des preuBischen) Ofiizier-Korps im ganzen und Keitels im besonderen ist in W. Gdrlitz' Buch ,,Verbrecher oder Offizier" nachzulessn. Bei seinen Leuten soll er beliebt gewesen sein. In der alten Kirche in Helmscherode, die seiner Familie geh6rte, h~ngen noch manche Bilder der Familie Keitel.

46. Polykarp Kusch, geb. 1911 in Blankenburg am Harz, Physiker, welcher 1955 den Nobelpreis ftir Physik erhielt. Uber Kusch laBt sich nichts weiter feststeilen als daB er nach den USA ging und die amerikanische Staatsburgerschaft annahm, wohl auch noch dort lebt und wirkt, wahr- scheinlich als Professor in seinem Fach an der Coiumbia University in New York.

Es sind nun noch zwei zeitgen6ssische Schriftsteller aufzuftihren: Rudolf Hagelstange, geb. 1912 in Nordhausen. Eins seiner er'.ten Werke, das ,,Venezianische C,'edo", ist bemer-, kenswert, da es im Kriege, als er Soldat in Italien war, 1944 unter gefahrlichen UmstanderL geschrieben wurde. Dem geisti_~en ¥Viderstand gegen den Totalitarismus Ausdruck ge'Dend, 1 976] DER HARz, LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (ll) 51

wurde es zunachst illegal in Verona (Italien) gedruckt und erst 1946 in Deutschland_ Gedicht Sammlung ,,St,om der Ze,t" (1948), ,,Meersburger Elegie" (1950), Essays. Reiseberichte. Alexander Kluge. Arztsohn aus Halberstadt geb 1932 Schriftsteller und Film Regrs seur schneb satrrrsch uber die nat soz Zeit Filme u,a. : ,,Absc/7ied von gestern".

Aus der Harzgegend sind noch vier Schrift>-tellerinnen aus dem vorigen Jahrhundert bzw. dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts zu nennen: Luise Aston, geb. Meier, aus Gr6ningen bei Halberstadt stammend, war in den Vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts noch vor ihrer Landsmannin Lily Braun (s,d.!) Vorkamp- ferin der Frauen-Emanzipation. Marie Nathusius (1817-57), Jugendschriftstellerin, Iebte in Neinstedt. Von ihr stammt der Text des weitbekannten Kinderliedes ,,A!!e Vb~e/ sind schon da . . . " Eleonore F~rstin von Sto!berg- IVernigerode, gest. 1903 in llsenburg, wurde durch lhr ,,NeuJahrslied" bekannt : ,,Das Jahr geht slill zu Ende, nun sei auch still, mein Herz!"

Klara B!titllgen (1856-1934), Gattin des zeitweiligen Schriftleiters der ,,Gartenlaube" Viktor Bluthgen, stammt aus Halberstadt. Beide waren Unterhaltungs- und Jugendschriftsteller. Wilhelm Brande*", Schriftsteller und Raabe-Biograph (1854-1928) stammt aus einem Harz- dorf .

Die Liste ist durch furstliche Pers6nlichkeiten, die aus der Harz-Gegend stammen, zu ergarLzen : Von K6nig Heinrich I. (Quedlinburg) und seinem Sohn Kaiser Otto I., dem GroBen (Quedlinburg-Magdeburg) wurde bereits *'esprochen, ebenso von den waffengewaltigen Paladinen der Kaiser: Margraf Gero, Albrecht der B~r. Die Stammburgen der beiden befanden sich dicht beieinander : Gero in Alsleben geboren, Albrecht, aus dem Furstenge- schlecht der Askanier stammend, auf deren Burg nahe Aschersleben, Ostharz, geboren_ (Der Name Aschersleben ist von Askania abgeleitet). Zwei Pers6nlichkeiten, die in der Poiitik des fruhen Mittelalters eine Rolle spielten. wurden noch nicht erwahnt : Papst Klemens ll. und Kaiser Lothar von Sachsen: Suitge,' von Hornburg (nahe Halberstadt) wurde zunachst Domherr in seinem Heimatort Halberstadt, sp~ter Bischof in Bamberg und schlieBlich Papst in Rom, mit dem Namen Klemens II. (gest. 10-47). Sein Grab befindet sich im Dom in Bamberg.

Lothar II[. von Sachsen (als Kaiser ei**tl. Lothar ll.), deutscher Kbnig und r6mischer Kaiser, (ll25-37) wurde 1075 auf der Supplingenburg am Elm n6rdlich vom Harz geboren. Er verm~hlte sein einziges Kind Gertrud mit dem Welfen Heinrich dem Stolzen, wodurch der Thronstreit der Welfen und Staufer entsprang. Lothar verlieh I 134 die Nordmark Albrecht dem Baren. Grab Lothars in K6nigslutter am Elm. Bezuglich des Stiftes ftir Adelsfrauen, das 936 in Quedlinburg durch K6nig Heinrichs Witwe Mathilde gegrundet wurde und das bis 1803 bestand, sind unter den zahlreicherL Leiterinnen, die innerhalb vieler Jahrhunderte dort wirkten, zwei hervorzuheben, die 52 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES [Se ptember eine als Pr6pstin, die andere als Abtissin, zwei gefeierte Sch6nheiten:

Grdfin Aurora von Kdnigsmarck (1662-1728), Prinzessin Amalia von Preufien (1723-87), Schwester Friedrichs des GroBen. Beide wurden durch ihre Liebschaften bekannt (erstere u.a. mit K6nig August dem Starken, Ietztere mit Major Trenck), durften aber, da hochgebildet (Aurora war Dichterin und beherrschte uber- ,dies funf Sprachen) und weltgewandt, der Adelswelt ihrer Ara als Ideale gegolten haben.

V . Strahlungen

Wenn rch hier den Ausdruck ,,Strahlungen" benutze so deshalb, um die Ausstrah- lungskraft, das Anziehungsverm6gen, das die besprochene Region, der Harz und sein Vorland, auf bekannte Pers6nlichkeiten ausgeubt hat, zu erlautern. Zuerst seien funf Dichter genannt: Goethe, Kleist, Eichendorff, Heine, Fontane, Unter diesen nimmt der Erstgenannte die wichtigste Stellung ein. War es doch Goethe, der vom Harz immer wieder angezogen wurde, nachdem er 1776 den Kyffhauser und 1777 zum erstenmal den Harz besucht hatte. Seine Werke spiegeln die Erlebnisse, die ihm seine insgesamt vier Harz- reisen vermittelten, auf besondere Weise. Goethe sah den Harz vorerst als Kilnstler, als Dichter und als Maler (Brocken-Skizze im Winter), spater zudem als Naturforscher, Geo- 10ge. Mineraloge. Er selbst berichtet, wie er am 29. November 1777 fruhmorgens Weimar heimlich zu Pferde verlaBt und inkognito als ,,Maler Weber" in sturmrschem Wetter uber ・den Ettersberg am Kyffhauser vorbei (nach Obernachtung in GreuBen) nach Sondershausen und Niedersachswerfen reitet. Zweite Ubernachtung in llfeld in der ,,Goldenen Krone". Der l. Dezember sieht ihn fruh schon wieder im Sattel. Von einem Boten gefuhrt durch- quert er den Harz von llfeld nach und besichtigt dort die Baumannsh6hle. Aus der H6hle gekommen, schreibt er schon die ersten Strophen der ,,Harzreise im Winter". Einige Tage danach, am lO. Dezember, besteigt er von Altenau und Torfhaus aus den Brocken, in der rauhen Jahreszeit ein Wagnis. Welch gewaltigen Eindruck das Hochmoor IJnd die wie von Zyklopenhand umhergeschleuderten riesigen Felsblbcke am Brockengipfel auf Goethe machten, wissen wir gut aus der Walpurgisnacht-Szene seines ,,Faust". Am selben Tage, dem 10. Dezember, schrieb der Dichter begeistert an Frau von Stein:

,,Ich will lhnen entdecken (sagen Sie's nie,nand), dap ,neine Reise in den Harz war, daP ich Tviinschte, den Brocken zu besteigen. Und nun, Liebste, bin ich heut oben gewesen, ganz natilr- lich, ob mir's schon seit acht Tagen al!e Menschen a!s unmbglich versichern. Aber das Wie von allem, das Warum soll aufgehoben sein, wenn ich Sie wiedersehe." Goethe schildert in einem spateren Brief die Ankunft auf der Bockenkuppe zur Mit- tagsstunde, wo er, grenzenlosen Schnee uberschauend, inmitten ahnungsvoller Granitklippen, tiber sich den vollkommen klarsten Himmel, rings unter sich ein unbewegliches Wolkenmeer, (iort habe stehen durfen. Der Abstieg erfolgte wieder uber Altenau. Es ging dann nach Clausthal, dem Hauptort des Oberharzer Bergbaus, wo er die Erzgruben besichtigte. Uber Silkerode und Duderstadt reiste er dann nach Muhlhausen. Am 15. Dezember traf er sich, wie verabredet, mit Herzog Carl August.-Auf der zweiten Harzreise, 1783, stieg Goethe wieder auf den Brocken, diesmal in Begleitung des zehnj~hrigen Sohnes seiner Freundin. Fritz von Stein. Besuch des Bodetals mit RoBtrappe, Blankenburg und Halber- 1976] DEFt HARz. LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (Il) 5~ stadt, wo er Gleim traf. Wieder geologische Forschungen und mineralogische Suche in Clausthal. Uber G6ttingen Rtickkehr nach Weimar.-Die dritte Harzreise unternahm Goethe gemeinsam mit dem Herzog von Weimar 1784. Beide fuhren in Clausthal in die Goethe bereits bekannten Gruben Caroline und Dorothea ein. Danach in Goslar ebenfalls Bergwerksstudium : der Rammelsberg, der schon viele Jahrhunderte vorher durch seine Silbererzadern beruhmt war, wurde besichtigt. Am 4. September dritte Brocken- besteigung, wobei sich Goethe mit zwei lateinischen Hexametern in das Fremdenbuch des Brocken-Wirtshauses eintrug. Danach wieder Wanderung durch das Bodetal.-Die vierte und letzte Harzreise Goethes wurde bereits erwahnt (Friedrich August Wolf, 1805). Die Etappen waren: Halberstadt, Thale, wiedermals das Bodetal bis zur RoBtrappe durch- wandert, danach Suderode. Gernrode, Stubenberg, Ballenstedt, Aschersleben. Uber K6nnern, Halle. Lauchstadt nach Weimar zuruck. Goethes ungew6hnliches Interesse fur Geologie und Mineralogie k6nnen wir besser verstehen, wenn wir daran denken, daB er, in seiner Eigenschaft als Minister, vom Herzog beauftragt war, die Wiederaufnahme des 1lmenauer Bergbaus (im Herzogtum Sachsen- Weimar) zu erwagen, da dieser, obwohl in fruheren Jahrhunderten ergiebig gewesen, im DreiBigjahrigen Krieg zum Erliegen gekommen war. Da Clausthal und Goslar im Bergbau Deutschlands ftihrend waren, wendete sich Goethes Interesse naturgem~B den dortigen Erzgruben zu. DaB der Dichter, der 1817 sein ,.Geo!ogisches System" aufstellte, (seirL besonderes Interesse galt dem Granit, tiber den er eine Abhandlung schrieb), bei seinen Forschungen lrrttimer beging, ist nicht verwunderlich, da um jene Zeit noch keine Fachwis- senschaft tiber Gesteinskunde bestand, auf die er sich hatte stutzen konnen. Ob Goethe das ,.Brockengespenst" gekannt hat? Bei dieser seltenen Naturerscheinung entstehen Schatten von Menschen und Gegenstanden auf einer Nebelwand bstlich der Brockenkuppe, der Sage nach eine riesige Frau, die die Leute vom Brocken zu vertreiben sucht. Ftr uns heute und fur die kommenden Geschlechter wird jedoch der dichterische Niederschlag, den der Harz in Goethes Werk gefunden hat, stets Anziehungskraft ausuben. Hierbei sei der EinfluB von Goethes Harzdichtung auf manche Komponisten erw~hnt: Mendelssohn benutzte 1832 ftr seine Chor Kantate ,,Dre erste Walpurgrsnacht" Goethes Text aus ,,Faust". Das Thema des Hexentanzes finden wir ferner in Gounod's Ballettmusik in seiner Oper ,.Margarete", ebenso in Boito's Mefistofe!e". Ludwig Spohr benutzte jedoch das ,' Volksbuch vom Doktor Faust zur Gestaltung des Libretto zu seiner Oper ,,Faust". Die schonste Tondichtung hat uns jedoch Johannes Brahms mit seiner Alt-Rhapsodie opus 53 hinterlassen: unter Benutzung der mittleren Strophen von Goethes ,,Harzreise im Winter" gelang ihm fur Alt-Solo, Mannerchor und Orchester eine wunderbare musikalische Inter- pretation, die im c-moll einsetzt und sich nach der Dur-Tonart hin steigert, . . . . . neberL seinem ,.Deutschen Requiem" wohl das sch6nste Chorwerk von Brahms. Heinrich von Kleist (1777-181 l), der geniale, aber standig seelischen Krisen ausgesetztet Dichter, besuchte den Harz zweimal. Als Neunzehnjahriger unternahm er von Potsdanl aus, inkognito als Musikant verkleidet (er war musikalisch und konnte die Klarinette blasen), mit Freunden eine fr6hliche Harzreise. Das zweitemal besuchte Kleist den Harz auf dem Wege von Dresden nach Paris 1801. Kurz die Etappen: Mit eigenen Pferden, in Begleitung seiner Schwester Ulrike, die Mannerkleidung an_~~elegt hat, von Dresden im Mai nach Leipzig. Halle, Halberstadt, wo er ,.Vater Gleim" besucht. Weiter nach zum Fursten Stolberg, von llsenburg aus Brockenbesteigung, danach Goslar wo er die Silber 54 HITOTSVBASHI JOURNAL op ARTS AND SCIENCES [September grube im Rammels berg besichtigt. Weiter uber G6ttingen, Kassel, Butzbach (Wagenun- fall), R6delheim, Frankfurt, Mainz (Bootfahrt nach Bonn), zuruck bis Mannheim, Heidelberg, Durlach, StraBburg, Chalons nach Paris. Die Wagenfahrt dauerte vom 18. Mai bis zum 6. Juli. In Paris am Feiertag des 14. Juli Treffen mit Wilhelm von Humboldt. Jahre spater, nachdem PreuBen ¥'on Napoleon niedergeworfen wurde und Kleist seine ,,Hermannsschlacht" vollendet hat (Ende 1808), schreibt er im April 1 809, ftr eine Erhebung PreuBens gegen den fruher von ihm verehrten Napoleon (vgl. Beethoven!) ein- ~tretend, aus Dresden, das eben von den Franzosen geraumt worden war:

,,Ich wollte, iclt hcttte eine Stimme von Erz und kbnnte sie, vom Harz herab, den Deutschen vorsingen!" Angemerkt sei, daB Klcist Klopstock verehrte. In seinem sch6nsten Btihnenwerk, dem Schauspiel ,,Prinz Friedrich von Hombu"g" (1810), das noch heute bei Aufftihrungen voller Wirkung ist, laBt Kleist den Prinzen (wahrend dieser mit verbundenen Augen vorgefthrt wird und in der Ferne Trommeln mit dem Totenmarsch h6rbar sind),im Zehnten Auftritt des IV. Aktes sprechen : ,,Nun o Unsterblichkert bist du ~anz mem. ." usf., wobei erw~hnt sei, dan sich Kleist bei diesen Worten auf Klopstock~ Ode ,,An Fan]1J"' stutzt In der es heiBt : ,,Dann, o Unsterblichkeit. Gehorst du uns ganz!" Weiter sei angemerkt, dlG Kleist an seinem Todestage (Doppelselbstmord mit Henriette Vogel am Wannsee bei Berlin, 21. November 1811) Klopstocks Oden bei sich gehabt haben so]1. Abgesehen von seinen Dramen hinterlieB Heinrich von Kleist mit seinen Erzahlungen Meisterstucke deutscher Prosa, wie sie in solch sparsamer Ausdrucksweise und Kurzform ,(Beispiel: Das Bettelweib von Locarno) in der deutschen Dichtungskunst einzigartig vorhan- den sind.

Der ,,Gottin*'er Dichterhain" existierte zwar nur kurze Zeit, von 1772 bis 74, doch ist er als Vortrupp zur Sturm- und Drangdichtung wichtig: zu nennen. Der Hainbund bestand fast ausschlieB]ich aus niederdeutschen Junglingen, die sich als Studenten in Gottingen zusammengefunden hatten. Gottfried August Bur_~er stand dem Bund nahe, dessen eigent- liche Seele jedoch Johann Heinrich VOB war. Dieser war es auch, der in Anlehnung an Klopstocks Gedicht ,,Der Htigel und der Hain" die Bezeichnun_9: HAINBUND wahlte. Ferner die Mitglieder: die Brtider Grafen Stolber*', Karl Friedrich Cramer (aus Qued- linburg). Leisewitz, und das reinste lyrische Talent im Bund: Ludwig Holty, mit seinen schwermutigen Elegien. Fur all diese ist es kennzeichnend, daB sie Anhanger Kiopstocks waren und dessen klassischantike Odenform annahmen (in Ab]ehnung der witzig-erotischen Dichtung Wielands) und daB sie den nahen Harz liebten. Von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819) gibt es die bekannte Ode ,,Der Harz" mit den Anfangszeilen: .,IJe,'zlich sei mir gegrtifit, wertes Cheruskerland!" In Gottingen trafen sich die Romantiker Bruder Schleg:e.1 (A.W. Schlegel bestieg den Brocken, ,,sah aber wege_n des 1leblichten und re*"nerischen Wetters nichts"), Achim von Arnim, Clemens von Brentano. Die Bruder Wilhelm von Humboldt (1767-1835) und Alexander von Humboldt (1769-1859), welche in Gottingen studierten, nahmen die Gele- genheit zu ofteren Harzwanderun*"en wahr. In G6ttingen _2:ibt es weitere Erinnerungen im Zusammenhang mit der Universit~t: Otto von Bismarck studierte dort von 1832 bis 1976] DER HARZ, LANDSCHAFT UND KULTuRRAUlr. I (II) 55 33. Sein~ damalige Wohnung, das ,,Bismarck-Hauschen", ist noch heute vorhanden.-Die Essayistin (und Freundin Nietzsche's) Lou Andreas-Salom6 (1861-1937) Iebte lan*'e in ,G6ttingen, dort ihr Grab. Ferner die Gr~ber ber~hmter Professoren, darunter Georg ,Christoph Lichtenberg. Nicolai Hartmann. Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857), der groBe Lyriker und Erzahler der Romantik, besuchte auf seinen Wanderungen durch Deutschland den Harz und bestieg bei dieser Gelegenheit, wie es unt~r den Zeitgenossen fast Mode geworden war, den Brocken, woruber seine Zeilen zitiert seien:

,,Als wir endlich den Ausgang aus dem unend!ichen Walde, de,' die StraPe von Blankenburg ein- schliePt, erreicht hatten, iiberraschte uns plotz!ich der l~ingst ersehnte A,1b!ick des alten Vater Brocken . . . . er schaute ehrwiirdl~a hin iiber die Ebenen und Gefi!de, die im Abendrot glilhten, wiihrend sein Haupt noch der Tag mit lichtem G!anze ve,'klctrte. ;Vir konnten uns nicht entha!ten, dfesem ernsten Ziele unserer Wanderung eill Vivat zti bringen und uns einige Zeit unter einer Eiche hinzustrecken." Heinrich Heine (1797-1856), der groBe Sp6tter und IJberwinder der Romantischen Schule, schneb 1824 als erstes senner ,,Reisebilder" die Harzreise", die vergnuglich zu ,, lesen ist. (Als Gottinger Student hatte er jedoch seine ironischen Bemer'Kungen ilber die (iortigen Professoren unterlassen sollen. Ruhmreiche Universitat, an der spater 29 Nobel- preistrager studieren oder lehren sollten!) Heine, welcher von G6ttingen aus eine weite FuBwanderung unternahm, die ihn durch den Harz und schlieBlich nach Weimar zu einem Besuch beim alten Goethe ftihrte, besichtigte Lmter anderem, genau wie fruher Goethe, die Bergwerke in Clausthal und bestieg, nattirlich, auch den Brocken, von dem er schrieb :

,,Die wunderlichen Gruppen der Granitblbcke werden hier erst recht sichtbar, sie sind oft von erstaunlicher GrbPe. Das mdgen die Spielbctlle sein, die sich die bdsen Geister eina'Ider zuwarfen in der Walpurgisnacht, wenn hier die Hexen auf Besenstie!en und Mistgabeln einhergeritten kom- men . . . . in der Tat, wenn man die obere Hiilfte des Brockens besteigt, wird man an die ergbtz- lichen Blocksberggeschichten denken, und bes0,Iders an die groPe, mystische, deutsche Nationa/- tragbdfe vom Doktor Faust. Ich glaube, auch Mephisto mup mit Mithe Atem ho!en, wenn er seinen Lieblingsberg bestel~t, es ist ein duPer,st erschdpfende,' Weg, und ich war fi'oh, als ich end!ich das /angersehnte Brockenhaus zu Gesicht bekam." Weiter schreibt Heme in seiner ,,Harzreise":

,,Der Brocken ist ein Deutscher. Mit deutscher Griind!ichkeit zeigt er uns, k!a" und d*"utlich, wie ein Riesenpanorama, die vie!en hundert Stctdte, Stddtchen und Dbrfer, und ringsum alle Berge, Walder, Fliisse, Flctcllen, unendlich weit. Der Be,1~ hat auch so etwas Deutschruhiges, Verstctn- diges, To!erantes, eben weil er die Dinge so weit und klar i~berschauen kann . . . . Er gibt sich zwar einen Anstrich von Philistrdsitctt, aber, wie bei manch anderen groPen Deutschen, geschieht es aus purer lronie. Es ist sogar notorisch, daP der Brocken seine burschikosen, phantastischen Zeiten hat, zum Beispie/ in der ersten Mainacht. Dann wirft er seine Nebelkappe jubelnd in die Lilfte und wird, ebenso gut wie wi,' iibrigen, recht echt-deutsch romantisch-verrilckt." Zu der ersten Mainacht sei angcmerkt, daB sich Heine hierbei auf die Walpurgisnacht des 30. April bezog (der 30. April ist der Heiligen Walburga geweiht, daher die Bezeichnung), ,den tollen Hexen-Sabbat, wie ihn Goethe in seinen ,.Faust" und die vorhin erwahnten Kom- ponisten in ihre Werke aufgenommen haben. Ubrigens _~ab es noch bis in die neueste Zeit allJahrhch an jenem Abend Im Brockenhotel die Walpurgisfeier", wobei manch ', 56 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND saENcEs [September sch6ne (und auch unsch6ne) blonde ,,Hexe" zum Vorschem kam um mit den ,,Hexenmel stern" (meist zahme Junglinge!) tolle, nein: manierliche, Tanze im Dreivierteltakt zu voll- fuhren.-Das von Heine erwahnte ,,Riesenpanorama" war und ist ein wahrhaft groBar- tiger Rundblick bei gutem Wetter, wenn man daran denkt, daB die Brockenkuppe derL hochsten Punkt in ganz Norddeutschland bedeutet und der Rundblick bei klarer Sicht ,,240 Kilometer im Durchmesser betragt und man auf einem Flachenraum von 45 600 Quadrat- kilometern 89 Stadte und mehrere hundert Ddrfer sehen kann" (Reisefuhrer von 1930)_ Theodor Fontane (1819-98), der bedeutendste Realist in der deutschen Literatur, benutz- te einen Ferienaufenthalt im Sommer 1884 im Harz, diesen zum Hintergrund seines zwei Jahre danach erschienenen Romans ,,C~cile" (C~cilie) zu gestalten, was ihm trefflich gelungen ist. Eine Probe:

Cecile: ,,Sie haben ein gut harzisch Herz und sind Quedlinburger, wenn ich nicht irre." Hofprediger Dr. D6rffel: ,,Nein, gn~idige Frau, nur ein Halberstctdter!" Gordon, Iachend: ,,Nur, nur! Jedenfalls beneide ich den Herrn Hofpredl~er um seine Geburtsstd:tte." Dr. D6rffel: ,,Zuletzt ist jeder Platz gerade gut genug, um darauf geboren zu werden." Gordon "Gewip. Aber doch der eine vor dem andern. Und wenn ich meinerseits mir einen Platz hdtte wcthlen kbnnen, so hcttt' ich mir Liibeck gewdhlt oder Wismar oder Stralsund, weil ich die Hansapassion habe. G!eich nach der Hansa aber kommt der Strich von Halberstadt bis Goslar. Und als drittes erst kommt Thiiringen." Dr. D6rffel, Gordon die Hand reichend: ,,Darauf milssen wir noch einen anstoPen . . . erst Hansa, dann Harz, dann Thilringen. Mir aus d,_"r Seele gesprochen, obwoh[ es fast sakri!egisch ist, denn ein richtl~er lutherischer Geistlicher muP eigentliclt zur Luthergegend ha!ten." Gordon: "Gewip: zur Luthergegend, die die Dioskure'l von Weimar uns gleich noch a!s Zugabe bringt. Aber der Harz hat nun mal meine besondere Sympathie . . . ich liebe jedes harzische Lied und jede llarzische Sage, von Buko von Halberstadt bis zu des Pfarrers Tochter von Taube'lhain." Dr. D6rffel: ,,Ja, nlein liebes altes Ha!berstadt!"

Es sei angemerkt, daB Buko (Burkhard II.) von Halberstadt ein beliebter, wenn auch streit- barer (er trug unter seinem Priesterhemd stets einen Eisenpanzer) Bischof im I l. Jahrhundert war, tiber den noch heute ein bekanntes Kinderlied des Titels ,,Buko von Halber- stadt" gesungen wird. ,,Des Pfarrers Tochter von Taubenhain" ist eine Ballade von G.A. Burger. Von den vielen tibrigen Schriftstellern, die den Harz nicht nur besucht, sondern ihn auch beschrieben und besungen haben, seien genannt : Alexis, (,,Liebe Mutter, es donnerte auf de,n Brocken oben !") Geibel, (,,Ich klomm vom I!sengrunde durch Waldgekltijft und Moor in frtiher Morgenstunde den Brockenpfad empor"), Wiihelm Raabe (Heimat westlich vom Harz, manche semer kulturhistonschen Romane, darunter ,,Else von der Tanne" Der , ,, Schudderump" Wunnigel", haben Harzstadtchen zum Hintergrund, den Brocken nannte , ,, er ,,den raunenden Zauberberg"), Rudolf Huch (,,Der tolle Halberstadter") dessen Schwester (beide stammen aus Braunschweig, aus Harznahe), Wilhelm Sohnrey, Hermann Ldns, Friedrich Georg Junger (in Sprachrhythmik jvon Klopstock beeinfluBt), samtlich Norddeutsche. Des letzterern Bruder Ernst Junger liebte den Harz ebenfalls (darunter ein Lob Goslars in ,,Das abenteuerliche Herz" 19'9) Dle osterrerchlsche 1 976] DER HARZ, LANDSCHAFT uvD KULTURRAUM (II) 57

Schriftstellerin Enrica von Handel-Mazzetti (1871-1955) schrieb 1931 auf grund historischer Studien den Roman ,,Dre Hochzett von Quedlmburg".-Auslandische Schriftsteller, die den Harz besuchten, u.a.: H.C. Andersen, Stendhai. An prominenten ausiandischen Pers6nlichkeiten, die im Harz weilten, ist Zar Peter der GroBe von RuBland (1672-1725) anzufuhren, welcher auf seiner Europareise 1697 inkognito mit einem Gefolge von nur drei Personen durch Deutschland nach Holland reiste. Anfang Juli 1697 war der Zar in Berlin gewesen und ritt dann uber Gr6ningen und Halberstadt durch den Harz und bestieg den Brocken. Es hat ihm anscheinend im Harz gut gefallen, denn die Chronik meldet, daB er filnfzehn Jahre danach auf einer zweiten Reise durch Deutschland wieder den Harz ins Pro- gramm aufnahm und unter anderem die beruhmte Baumannshohle in Rubeland besichtigte. Der Norweger Fridtjof Nansen (1888) und der Schwede Alfred Nobel besuchten den Harz. letzterer 1866, um im Oberharzer Bergbau Sprengversuchen mit Nitroglyzerin beizuwohnen. (Nobel benutzte danach die Kieselgur der Luneburger Heide als Bindemittel und erfand 1867 das Dynamit). Wir kommen nun zu Furstlichkeiten aus Deutschland, die den Harz besucht haben. Zunachst : Friedrich II., der GroBe. K6nig von PreuBen (1712-86), welcher sich pers6nlich um das Wohlergehen seines Volkes ktimmerte, kam auf einer seiner Inspektionsreisen in den Harz, wobei er durch Quedlinburg fuhr. Von Friedrichs Reise legen noch heute Orts- namen im Harz Zeugnis ab, Platze wie Friedrichsbrunn und K6nigsaue, wo er Ruhepausen machte. Das war im Sommer 1754, als der PreuBenk6nig bereits zwei Schlesische Kriege hinter sich hatte. Vom ,,Alten Fritz", dem voll{stumlichen Feldherrn, Philosophen und F16tenspieler, gibt es ein Histdrchen, das, wenn auch mit Phantasie ausgeschmuckt, zu schdn ist, als daB es den Lesern dieser Abhandlung vorenthalten werden sollte:

Wie der Strdbecker Schu!ze den Kbm~ besiegte. Voraus_geschickt sei, daB es bei Halberstadt ein Dorf gibt, ein winziges Dorf namens Strdbeck, das kaum 1 400 Einwohner zahlt. Dessen Bewohner verftigen seit dem Mittelalter uber ein einzigartiges Talent : sie sind ausgezeichnete Schachspieler und noch heute dafur bekannt. Unter anderen hatte der GroBe Kurfurst Friedrich Wilhelm (1620-88) von Str6- beck gehort und er stattete dort Besuch ab, um sich mit den Dorfleuten im Spiel zu messen, nahm eine Partie Schach an, die er aber verlor. Nebenbei bemerkt ist das Schachspiel seit 1823 Pfiichtfach in der dortigen Dorfschule. Nun zu dem GroBen Friedrich: Auf der Inspektionsreise von Halberstadt nach Goslar muBte der K6nig Str6beck passieren. Er lieB sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich bei dem Dorfschuizen zu einer Partie Schach anmelden zu lassen. Vor dem Dorfkrug wurde eilig ein Tisch aufgestellt, der Schulze wickelte die Figuren aus einem Tuch und stellte sie auf dem Schachbrett auf. Der K6nig setzte sich ihm gegentiber, das Spiel begann. Nach einer Weile setzte der K6nig den Schulzen matt. Friedrich nahm eine Prise Schnupftabak, wahrend der Partner die Figuren wieder aufstellte. Es dauerte beim zweiten Spiel nicht lange, so hatte der Schulze wieder verloren. Majestat rief aus: ,.Er kann nicht spielen, er ist ein Esel!" Da stand der Schulze auf und sagte: ,.Majestdt, das erste Spiel mufite ich verlieren, wei! Majestdt mein Kd,1ig sind, und das zweite, weil Majestdt mein Gast sind . . . . aber ,1un wol!en wir ma/ richtig spie!en!" Der K6nig nahm nochmals eine Prise und dann ging das dritte Spiel los. Es dauerte kaum einige Minuten, da konnte der Alte Fritz weder vorwarts noch ruckwarts. Da stand der wackere Dorfschulze auf, nahm 58 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND saENcEs [September stramme Haltung an und meldete: ,,MaJestat smd scllachmattr' Darauf nef der Komg, gutgelaunt : ,,Eh! L'dne c'est inoir' Wir kommen nun wieder auf unser Thema zurtck : Was allein den Brocken betrifft, so wurde er von manchen Furstlichkeiten'bestiegen, darunter: K6nig Friedrich Wilhelm 111. von PreuBen (1805), Kaiser ¥Vilhelm I. als junger Prinz (1821), Kaiser Friedrich 111., eben- falls als junger Prinz (1847). K6nig Friedrich August von Sachsen schrieb am 6. Sep- tember 1843 in das Brockenbuch folgende Zeilen ein:

,,Auf einen trostlosen Abend folgte ein hoffmmgsvoller Morgen, und wenngleich Nebe/ einen Teil der Aussicht fortwcthrend verhiil!ten, Tvaren die Wolkenschauspiele d・_sto groPartiger, und das Andenken an die auf dem Gipfe/ verlebten Stunden wird mir unvergePlich bleiben." Der preuBische Generalfeldmarschall und Chef des Generalstabes Helmut Graf von Moltke, (1800-91), einer der gr6Bten Feldherren der Geschichte, kam als junger Offizier beim Besuch der Kriegsschule in Berlin in enge Beruhrung mit dem groBen Quedlinburger Geographen Carl Ritter und besuchte nach der Ruckkehr von seiner militarischen Ratge- bertatigkeit in der Turkei den Harz (1841), wobei ihm in Goslar die groBen prachtigen Lindenbaume gefielen.

Nun zu den Kunstlern, die uns den Harz im Bild vorftihrten, wobei drei GroBe zu nennen sind: Matthaus Merian d.J., welcher Mitte des 17. Jahrhunderts ebenso wie sein Vater in Deutschland umher wandernd seine kulturgeschichtlich wertvollen Kupferstiche schuf. Ferner besuchten die beiden sachsischen Romantiker C.D. Friedrich und Ludwig Richter den Harz. Nicht zu vergessen Wilhelm Busch (1832-1908), der volkstilmliche Humorist, welcher die lustigen Bildergeschichten begrundete und damit den Amerikanern um rund funfzig Jahre voraus war. Busch, Niederdeutscher, welcher seine letzten Lebens- jahre in einem Dorf bei Gandersheim am Westharz verbrachte, sollte um seiner bitteren Lebensweisheit und seines in der Maske des SpaBmachers einzigartigen Humors willen in allen Literatur-Lexika behandelt werden! Und wie genial sind seine dlbilder und Karikaturen gemalt und gezeichnet ! Als Lehranstalt ware die altberuhmte Klosterschule in llfeld am Sudharz zu erwahnen. Ilfeld, ein winziges Stadtchen, das auch heute kaum 4 300 Einwohner hat, erlangte durch seine protestantische Schule unter einem Melanchton-Schtiler, dem Padagogen Michael Neander, bedeutenden Ruf. Die Klosterschule wurde spater in ein Gymnasium (Alumnat) verwandelt, das bis 1945 bestand. Dort wirkte ab 1779 der bereits erwahnte Freund Goethes F.A. Wolf, bevor er 1782 Rektor an der Stadtschule in Osterode am Harz wurde. Schuler in llfeld war u.a. der norddeutsche Balladendichter B6rries von Munchhausen (1874-1945).

Bezuglich kultureller Einrichtungen im Harzraum verdient das Harzer Bergtheater besondere Erwahnung. Es ist das erste, gr6Bte und zweifellos sch6nste Freilicht-Theater in Deutschland. Es war um die Jahrhundertwende, als es von Dr. Ernst Wachler, (dessen Lehrer W.H. Riehl und W. Dilthey waren), gegrundet und 1903 eines Sommertages mit dem Festsprel ,,Walpurgis", geschrieben von Wachler eroffnet wurde Das nach ~1976] DER HARz, LANDSCHAPT UND KULTURRAUM (II) '59 jgriechisch-antiken Vorbildern angelegte Theater wurde bei Thale, nahe Quedlinburg, in rund 425 m Hdhe in den Eichenwald des Hexentanzplatzes eingefugt. Vom Zuschauer- ~platz, der 2 OOO Personen aufnehmen kann, bietet sich ein einzigartiger Blick uber die Buhne hinweg ins 6stliche Vorland des Harzes, mit dem Blick auf Quedlinburgs viele Turme und ・den SchloBberg, auBerdem auf D6rfer, Felder, Wiesen der Gegend. Vor dieser groBartigen Naturku]isse sind Aufftihrungen der Dramen von Aschylos, Sophokles, Aristophanes von besonderer Wirkung, wenn wir daran denken, daB diese ausschlieBlich als Freilicht-Auf- -fuhrungen konzipiert waren. Aber daB auch klassische abendlandische Buhnenwerke mit gewissen Fortlassungen oder sonstigen Anpassungen, ja, sogar Opem und Operetten auf Naturbtihnen v,'irkungsvoll aufgefuhrt werden k6nnen, das hat dies nunmehr uber siebzig Jahre bestehende Harzer Bergtheater bewiesen, vor allem in den Sechziger und Siebziger Jahren, als die Quedlinburger Btihnen die Bespielung der Bergbuhne ubernahmen. Es sei ・daran erinnert, daB bereits Goethe Freilicht-Auffuhrungen schatzte und mehrmals im _Park von Weimar und in Tiefurt solche veranstaltete. Der einzige Nachteil solcher Naturbuhnen ist die verhaltnismaBig kurze Spielzeit in der warmen Jahreszeit und die _Abhangigkeit vom Wetter : bei einem pl6tzlichen Gewitterregen muB eine sonst ideal ge- staltete Auffuhrung abgebrochen werden. Es ist erstaunlich, wie vieie bedeutende Buhnen- Literatur, Weltliteratur, im Harzer Bergtheater Auffuhrungen gefunden hat. Hier eine _Aufstellung :

Shakespeare (nicht betreffs Zahl der Auffuhrungen, jedoch mit Sttcken am meisten ver- treten): Sommernachtstraum (mit Mendelssohns Musik), Die beiden Veroneser, Was ihr Tvollt, Liebesleid und Lust. Vicl Lctrm wn nichts, Der Sturm, Der Kaufmann von Venedl~, Romeo und Julia, Wie es euch gefiillt. Schiller : Wal!ensteins Lager. Wilhelm Tel/. Die R~iuber, Turandot. Die Jungfrau von Orleans, Die Braut von Messina. Goethe : Faust, Urgdtz, Egmont. Iphl~enie. Kleist : Prinz Friedrich von Homburg, Die Hermannssch!acht, A,nphitryon, K~ithchen von Heilbronn. Hebbei : Die Nibe!ungen, Genoveva, Gyges und sein Ring. Hauptmann : Die versunkene Glocke, Scllluck und Jau, F!orian Geyer. Ferner: Tieck : Ritter B!aubart, Brentano: Ponce de Leon. Ibsen: Peer Gynt, Shaw: Die heilige Johanna, Kalidasa : Sakuntala, Goldoni: Ein Diener zweier Herren, Beaumar- chais : Fl~arosHochzeit, Aristophanes : Die V6ge/, Sophokles : ddipus aufKo!onos, Aschylos: Orestie.

Ferner Opern-Auffuhrungen mit Chor und Orchester der Quedlinburger Blihnen: ~ll.a.: Fidelio. Freischutz, Tieflalid, Zar und Zi,1unermann, Der ~Vaffenschmied, Die lustigen Weiber von Windsor, Carmen. Operetten-Auffuhrungen, u,a. : Der Bettelstudent, Der Vogelhdncller. Boccaccio, Der Zl~eunerbaron, Schwarzwaldmddel. 60 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENcrs [September

VI. Erfd,Iterungen

Wir wollen uns nun kurz der Bedeutung von Personen- und Ortsnamen widmen, soweit sie in bezug zum Harz besonders auffallig sind und der Erklarung bedurfen. Hein- rich (Name des Begrunders des Ersten Reiches) ist ein germanischer Name und aus dem Althochdeutschen entstanden (hagan richi=durch die Einfriedigung [Schutz] machtig). Dieser Furstenname ist sprachgeschichtlich bemerkenswert, da er eben diesem K6nig zum erstenmal zufiel. Er fand danach in andere abendlandische Sprachen Eingang (Henrik, Henry, Henri, Enrico). Im Deutschen fand er bekanntlich bis heute weite Verbreitung, darunter unter den Kurzformen Heinz, Heiner, Heini, sowie in der norddeutschen Form =Henning. Otto als Furstenname hat mit dem Althochdeutschen ot=Erbgut Zusammen- hang. Lothar, ahd. hlut hari bedeutet ,,beruhmt im Kampf". Gero hangt mit Speer (ger) zusammen, A!brecht (Adalbrecht) ist der Glanzende, aus edlem Geschlecht. Klemens (lat. clemens) ist der Milde. Nun zu den Ortsnamen. Die Namen mancher Stadte und D6rfer im Harz und am Harzrand enden auf rode. (Wernigerode, Gernrode). rode=Rodung, wo der Wald _ge- rodet wurde. Der Ursprung des Ortsnamens Elbingerode ist interessant : Dokumente haben ausgewiesen, daB im Jahre 1074 viele Familien (es wird von 600 gesprochen) der nordal- bingischen (nordelbischen) Holsaten ihre Heimat (Holstein) verlassen haben und auf der Suche nach sudlichen Siedlungsm6glichkeiten sich im Harz niederlieBen. Elbingerode bedeutet also Siedlung der Albingen in der Rodung. Die Ortsnamen mit der Endung' leben weisen auf Siedlungen der Hermunduren (Thuringer) hin: Eisleben, Ermsleben, Aschersleben. Das gleiche gilt fur die Endung stedt (Ballenstedt). Die Orte, die auf feld enden, geh6ren zu den ~ltesten germanischen Siedlungen. Mansfeld (urkundlich schon vor 974 erwahnt)-Mannesfelt ist eine ,,Siedlung des Mano". Es selen bel dieser Gelegenheit noch eini_ge Anmerkungen gestattet : Erstens der Kinderreichtum, ftir uns heute etwas Unvorstellbares, wofur im Thema ,,Der Harz" drei Beispiele anzufuhren waren: Klopstock war das erste unter 17 Kindern, Siemens das vierte unter 14, Koch das 3. unter 13 Kindern. Ferner: Unter den 48 Pers6nlichkeiten befinden sich zwei, welche nach tfbersee aus- wanderten : Steinweg, Blumenau. Dazu die statistische Festellung, daB von 1840 bis 1914 rund funf Millionen Deutsche nach tibersee auswanderten, hauptsachlich nach den U.S.A., eine ansehnliche Zahl, die wohl besagen durfte, daB viele Deutsche jener Zeitspanne nlcht etwa aus Abenteuerlust, sondern aus Armut oder, wie im Falle der beiden genannten Harzer S6hne, aus politischen Grunden Deutschland verlieBen. Nebenbei bemerkt stammen die Vorfahren des amerikanischen Politikers Wendell Willkie (1892-1944), Verfasser des bekannten Buches ,,One World" (New York 1943), aus einem Harzdorf, wo sein GroBvater (eigentlicher Name: Wilke) enfacher Schmied gewesen war. Wendell Wilkie, von Beruf Rechtsanwalt, unterlag als Prasidentschafts-Kandidat der Rep. Partei bei der Pr~sidentenwahl 1940 gegen Roosevelt. Im tibrigen geht aus den Lebensbeschreibungen hervor, daB ganz wenige unter den 48 Aufgefuhrten ihr ganzes Leben in ihrer Heimat im oder am Harz verbracht haben. Das erscheint jedoch logisch, denn wie hatten sie ihre Fahigkeiten entwickeln und anwenden ~1 976] DER HARZ, LANDSCHAFT UND KULTURRAUM (II) 61

_k6nnen, wenn sie zu Hause geblieben waren? Noch etwas sei erwahnt, das ein Harzbesucher berucksichtigen sollte: zwei Stadte am Harzrand haben an Sehenswurdigkeit eingebuBt: Halberstadt und Nordhausen, und J~war zufolge der furchtbaren Zerst6rungen, die diese Stadte durch Flugzeugangriffe im Zwei- ten Weltkriege erfahren muBten. Halberstadt wurde zu 82 Prozent zerstdrt und hat sich bis jetzt (1975!) noch nicht von den Schaden erholt. Ein Gang durch die Stadt wirkt deprimierend. Was Halberstadt verlor, kam der Nachbarstadt Quedlinburg zugute : in ersterer gab es vor dem Kriege das hochangesehene Stadttheater, wzihrend Quedlinburg gar kein Theater hatte. Heute ist es umgekehrt: Quedlinburg verfugt uber ausgezeichnete Stadtische Btihnen, die auch das Harzer Bergtheater (s.d.) bespielen. Uberdies blieb 'Quedlinburg von Kriegsschaden verschont und bietet mit seiner Altstadt, die ganz von modernen Hochbauten frei bleibt, einen v61lig mittelalterlichen Anblick, wird daher als das ,,Nordische Rothenburg" bezeichnet. Nordhausen hatte em schwere Schicksal hier wurden am 3. und 4. April 1945 rund 9 OOO Menschen, das heiBt fast ein Viertel der Friedensbevolkerung, unter den Trummern des Bombenterrors der Alliierten als Tote verschuttet. 74 Prozent der Gebaude wurden zerstdrt. (Ubrigens hatte es 1945 in einem in die Harzberge nahe Nordhausen getriebenen Stollen die Herstellungs-Statte der V 2-Raketen gegeben). Auch diese fruher stolze Reichsstadt hat sich noch nicht von der Katastrophe erholt. Alle in dieser Abhandlung erwahnten Orte, von den Ddrfern uberhaupt abgesehen, sind nur Klein- oder Mittelstadte. Halberstadt hat rund 50 OOO Einwohner, Quedlinburg 36 OOO, Wernigerode 34 OOO, Goslar 53 OOO, Clausthal-Zellerfeld nur 16 OOO, wovon die Haifte der Einwohner mit der Bergbau-Akademie (Universitat) zu tun haben durfte, Osterode 32 OOO, Eisleben 30 OOO. Im Harzvorland gibt es nur zwei GroBstadte : Braun- schweig (TH, 227 OOO Einw.), das nebst Wolfenbuttel in diese Abhandlung' nicht einbezogen wurde, und Gottingen (Universitat, 120 OOO Einwohner). Militargeschichtlich verdienen drei Garnison-Stadte am Harz genannt zu werden: Halberstadt-Quedlinburg und Goslar. In den beiden erstgenannten St~dten lag das Pr. Kurassier-Regt, Nr. 7 (Seydlitz-Bismarck), das 1870 durch den auch literarisch besungenen (,,Der Trompeter von Vionville") Todesritt von Mars-la-Tour 1870, die letzte wirkliche Reiter-Attacke der Militargeschichte, au8erdem durch seine ausgezeichnete Blas-Kapelle landesweit Beruhmtheit erlangte. (1918 aufgel6st). Goslar war bis 1944 Garnison eines Pr. Jager-Bataillons, dessen Kommandeur von 1933 bis 35 der damalige Major Erwin Rom- mel war, geburtiger Schwabe, die hervorragende Offiziers-Heldengestalt des Zweiten Welt- krieges, gleichsam einer kleistschen Tragbdie oder einem Kabuki-Drama entstiegen, Uber Generalfeldmarschall Rommel seien folgende Zeilen zitiert:

In Ablellnung eines Attentats plddierte er fitr Verhaftung und Aburteilung Hitlers, versuchte aber noch im Sommer 1944 in offener Aussprache diesen zum Ein!enken und zur Aufnahme von Friedensverhand!ungen zu bringen. Am 18. Juli 1944 schwer verwundet und, kaum genesen, im Oktober von Hitler vor dfe Wahl gestellt, entweder als Hochverrdter verurteilt zu werden oder durch Se!bs!vergiftung einen natilrlichen Tod vorzutctuschen, wdhlte er den letzteren Weg und wurde in einem Staatsbegrctbnis beigesetzt. (Fischer Bitcherei: Geschichte in Gestalten, 1963) 62 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES [September

VII Abschlup

Die vorliegende Abhandlung soll einen Beitrag zum literarischen Regionalismus bilden* das heiBt zu einer Literatur, in der Schriftsteller Menschen und Landschaft ihrer Heimat_ schildern. Der reine Regionalismus, der sich vornehmlich mit Sozialokologie befaBt, blieb- daher unberucksichtigt, schon aus dem Grunde, da der Verfasser tiber kein Spezialwissen_ verfugt. Wirtschaft, Industrie, Nutzung der Bodenschatze liegen daher auBerhalb des. Themas. Der Beitrag verfolgt einen weiteren Zweck : er soll uber Heimatkunde und Gemeinschafts- kunde hinaus als Beispiel ftir den erwahnten literarischen Regionalismus gelten, der' Einzeldarstellungen ganz Deutschlands durch zustandige Autoren bringen und im studium generale Verwendun*' finden sollte. Diskussionen uber die einzelnen Thema a waren gewiB aufschluBreich, da die Urteile tiber Wert oder Un_wert der in den Texten behandelten Menschen und ihres Wirkens in manchen Failen auseinandergehen durften. Uber das vorliegende Thema ist kurz zusammengefaBt Folgendes festzustellen: Der Harz und Umgebung, reich an Geschichte, Mythos und Poesie, hat zufolge glinstiger Mi- schun*' deutscher St~mme (Niedersachsen, Thuringer, O'Ders~achsen) einen aufgeschlossenen weltoffenen, dabei etl*Jas harten und stark individualistischen Menschenschlag hervorge- bracht. Komponisten fehlen, dafur sind aber Vertreter der bildenden Kunste und besonders viele Dichter und Wissenschaftler im besprochenen Raum geboren. Der Harz ist bei einem Blick auf die Landkarte Deutschlands nur als winziger Fleck zu finden. Die Entfernung Thuringische Pforte-Quedlinburg-Schoppenstedt (Elm) betragt in der Luftlinie kaum hundert Kilometer, die Entfernung Halberstadt-Brocken-Osterode nur sechzig Kilo- meter. Der groBe Begrunder der vergleichenden Erdkunde, der 1779 in Quedlinburg geborene Carl Ritter, hat in der groBzugigen fachmaBigen Betrachtungsweise des Geographen den Harz als zwischen Leinesenke und Saaletal sich steil aus der Norddeutschen Tiefebene erhebendes und sich nach Sudosten sanft im Hugelland verlierendes Gebirge bezeichnet. Von der Erdoberffache entfallt auf den Harz das winzige Stuck von rund 2 500 Quadratkiio- metern. Fur die Geologen ist die ,,klassische Quadratmeile c!er Geologie", die es auBer im Harz nirgends sonst gibt, besonders interessant, da sie alle Gesteinsarten und -forma- tionen enthalt, die binnen einigen hundert Millionen von Jahren entstanden sind. Ebenso vielfaltig sind das Waldbild u'nd die Pflanzenwelt dort: da alle deutschen ¥¥'aldfor*men irrL Harz vorzufinden sind, nennen die Botaniker ihn ebenfalls ,,d. ie k!assi.'che Quad,'atmeile des deutschen Waldes." Der Harz nebst Umgebung ha"t als Kulturraum vom Kaiser bis zum Ritter, vom Minnesang'er bis zum Abenteurer, vom Dichter bis zum Kulturphilosophen, ¥'om Erfinder bis zum Kolonisator, von der Dichterin bis zur Frauenrechtlerin, von der Arztin bis zum Bakteriologen die stattliche Reihe von uber funfzig Pers6nlichkeiterL hervorgebracht. Die Tatigkeit mancher von ihnen, vor allem der Dichter, wirkt noch heute nach. Die Region wird heute hauptsachlich zur Freizeitgestaltung besucht und da~ Gebirge selbst mitunter als ,,Spinathtigel" bezeichnet. Der aus der Ferne kommende Besucher wird indessen wohlvorbereltet im und am Harz den Spuren der Vergangenheit folgen und diese in Verbindung zur Gegenwart zu bringen suchen.

(Manuskript der Abhandlung (1) im Juni 1975, (II) im Juni 1976 abgeschlo sen) 1976] DER HARZ, LAN. DSCHAFT UND KULTURRAUM (II) 63

KARTE I . DEUTSCHLAND IM MI~ELALTER

-_--~~=~Nr / " "='='=" ' ""'= lOO~ m ~~~~~SC¥ ¥ """"' ~~~~' _SJ SAC HSEN 'ii= S L j4 :::::::::::~::::::::~::::::N::::=ii;!i ( M***d*b~*g .. r-v o '= ' "=:::i:;':::o~i= "==:=i:i:i: 11V r- ¥ co'vey o "= Q~edli~b~*g O A'chenr)rs _/e~Fritzlart¥ ~ ~ (;:~?~¥)~, ~{,~ ===~~j:i::;:==.='s~~ H' ~/~~t( *' ~ / ~ Ma'n ~'~.': ~ :U~1:)L~**i ~ f ~"' ~:;j~i~;; :, F"

723 Fritzlar: Bonifatius failt die Donar-Eiche (Thor, Donar=Thursday. Donnerstag) 769 Aachen: Pfalz Kaiser Karls des GroBen, Mlttelpunkt des Frankenreiches (France=Frankreich) 815 Corvey: Grtindung der Reichsabtei, altestes Kloster des Sachsen]andes 919-36 Quedlinburg: Regierung Heinrichs I., erstm*~lig Deutsches Kbnigreich, Beginn des Sachsen- Kaisertums 936-73 Kaiser Otto I., der GroBe. Ottonischc Pfalz, Magdeburg. Sieg uber die Magyaren (Ungarn) bel Augsburg 955 10. Jhdt. Forchheim: Pfalz mit Reichs- und Kirchen-Versamnllungen 1613 1806 Regensburg: Reichstage (seit Ludwig dem Deutschen Residenz des Ostfrankenreichs)

Nachtrag zu Teil (1), Abschn. IV, Nr. 19 : Friedrich Kbnig : Fi'iedrich Kbnig lernte die Druckkunst ab 1790 auf funf Jahre bei Breitkopf (s. Abschn. IV, Nr, I I) in Leipzig.-Wahrend der Juli-Revolution in Paris 183O wurden die dortigen Schnellpressen von Arbeitern zerschlagen. In Deutschland (Leipzig, Stuttgart) entstanden im selben Jahre ebenfalls Unruhen, jedoch nur in maBigem Umfang. Es katn nicht zu Maschinenzerstdrungen. 64 HITOTSUBASHI JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES September

N国臣く図 1976 DER HARZ,LANDSCHAFT UND KULTURRAUM(H) 65

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KARTE 4. KLEINER GRENZVERKEHR AB 1973 BVNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND-DDR

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Uber den Autoren Friedrich Greil: 1902 in Halberstadt geboren, Handelsfachschule in Quedlinburg. kaufmannische Stellung in Quedlinburg. Privatstudien in Dresden und Berlin (bildende Kunste, Buhnen- Literatur). Seit 1928 in Japan als Lektor fur deutsche Sprache und Literatur an Ober-Gymnasien und Uni- versitaten tatig, seit 1950 an der Hitotsubashi-Universitat in Tokio. ~