Begründung zur

9. Änderung des Flächennutzungsplans des GVV Krautheim

Mitgliedsgemeinden Krautheim – – Dörzbach

Hohenlohekreis

Stand: 31. März 2021

Inhalt

1 Allgemeines ______3 1.1 Anlass des Änderungsverfahrens zum Flächennutzungsplan ______3 1.2 Auftrag ______3 1.3 Planungsgebiet ______3 1.4 Planwerk und Plangrundlage ______3 1.5 Verfahrensvermerke ______4 2 Übersicht über die Inhalte der 9. Änderung ______5 3 Grundlagen und Verfahren ______6 3.1 Rechtswirksamer Flächennutzungsplan ______6 3.2 Änderungen zum Flächennutzungsplan ______6 3.3 Übergeordnete Planungen ______7 4 Flächenbilanz ______11 4.1 Strukturdaten ______12 4.2 Wohnbauflächenbilanz zum Zeitpunkt der Planaufstellung ______13 4.3 Verfügbarkeit /Nutzbarkeit der Flächenpotenziale ______18 4.4 Prüfung des Gewerbeflächenbedarfs ______22 4.5 Fazit ______26 5 Festsetzungen ______27 5.1 Erweiterung „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal II" ______28 5.2 Sondergebiet „Reiterhof“ in Simprechtshausen ______30 5.3 Umwidmung einer Sondergebietsfläche in eine Wohnbaufläche ______31 5.5 Abrundungssatzung Eberbach ______33 5.6 Umwidmung einer Gewerbefläche in eine Wohnbaufläche ______34 5.7 Sondergebiet Hüttengebiet „Badersberg I & II“ ______35 5.8 Erweiterung Gewerbegebiet „Siegenwasen“ ______36 5.9 Sondergebiet „Hüttengebiet Rengerstal“ ______37 5.10 Umwidmung Sonderbauflächen in Gewerbeflächen ______40 5.11 Sondergebiet Hüttengebiet Unterginsbach ______41 5.12 Umwidmung einer Mischbaufläche in eine Wohnbaufläche ______43 5.13 Umwidmung einer Mischbaufläche in eine Gemeinbedarfsfläche ______44 5.14 Umwidmung von Gewerbe- und Mischbauflächen in eine Wohnbaufläche ______45 5.15 Erweiterung Wohngebiet Bergle in Klepsau ______47 5.16 Umwidmung von Gewerbeflächen in Wohnbauflächen ______48 5.17 Sondergebiet Hüttengebiet in Gommersdorf ______49 5.18 Erweiterung Gewerbegebiet BAGeno in Gommersdorf ______50 5.19 Umwidmung von Gewerbeflächen in Mischbauflächen in Krautheim ______52 5.20 Umwidmung von innerörtlichen Misch- in Wohnbauflächen in Dörzbach ______53 5.21 Darstellung einer Wohnbaufläche in Jagstberg ______54 6 Biotopverbundsystem ______55 7 Wasserwirtschaft/ Hochwasserschutz ______56 8 Denkmalpflege ______56 9 Landwirtschaft ______57 10 Umweltbericht mit Eingriffsregelung ______59 10.1 Einleitung ______59 10.2 Bestandsaufnahme und Prognose der Umwelt ______60 10.3 Kompensationsmaßnahmen ______68 10.4 Vermeidungs- und Minimierungsgebot ______68 10.5 Monitoring ______69 10.6 Zusammenfassung Umweltbericht ______69

Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 1 Allgemeines 1.1 Anlass des Änderungsverfahrens zum Flächennutzungsplan Der Gemeindeverwaltungsverband Krautheim fällte am 31.07.2013 den Aufstellungsbeschluss für die 9. Änderung des Flächennutzungsplanes im Verwaltungsgebiet.

Anlass für die Änderung war die Erweiterung des interkommunalen Gewerbegebietes der Stadt Krautheim und der Gemeinde Dörzbach. Während des Verfahrens sind weitere Planungen der Mitgliedsgemeinden auf den Weg gebracht worden, die ebenfalls eine Änderung des Flächennutzungsplans für die jeweiligen Bereiche notwendig macht. Die Flächennutzungsplanänderung wurde daher im laufenden Verfahren um die entsprechenden Bereiche erweitert.

1.2 Auftrag Der Gemeindeverwaltungsverband Krautheim erteilte mit Schreiben vom August 2013 der Klärle GmbH, Bachgasse 8 in 97990 Weikersheim den Auftrag zur Erstellung des Flächennutzungsplanes nach §1ff. BauGB.

1.3 Planungsgebiet Das Planungsgebiet umfasst die Gemarkungen der im Gemeindeverwaltungsverband zusammengeschlos- senen Kommunen Krautheim, Mulfingen und Dörzbach:

1. Stadt Krautheim mit den 8 Stadtteilen

* Altkrautheim * Gommersdorf * Neunstetten * Unterginsbach * Klepsau * Oberginsbach * Horrenbach * Oberndorf

2. Gemeinde Mulfingen mit 7 Ortsteilen

* Ailringen * Buchenbach * Eberbach * Hollenbach * Jagstberg * Simprechtshausen * Zaisenhausen

3. Gemeinde Dörzbach mit den 3 Ortsteilen

* Hohebach (Eisenhutsrot, Heßlachshof, Wendischenhof) * Laibach * Meßbach

Das Planungsgebiet grenzt an die Nachbargemeinden Künzelsau, und Schöntal (alle Hohen- lohekreis), Niederstetten, , Assamstadt und Boxberg (alle Main-Tauber-Kreis) sowie Ravenstein (Neckar-Odenwald-Kreis).

1.4 Planwerk und Plangrundlage Der Flächennutzungsplan, 9. Änderung, besteht aus den Blättern Ost und West im Maßstab 1:15.000. Als Kartengrundlage dienen die Daten der `Automatisierten Liegenschaftskarte´ (ALK) des Landesvermes- sungsamtes Baden-Württemberg. Der Flächennutzungsplan wurde mit Hilfe eines Geographischen Infor- mationssystems (GIS) erstellt und liegt somit auch in digitaler Form vor.

Dem Flächennutzungsplan ist entsprechend § 5 BauGB die vorliegende Begründung beigefügt.

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1.5 Verfahrensvermerke Änderung des Flächennutzungsplanes gemäß § 2 (1) BauGB beschlossen am: 31.07.2013

Bekanntmachung des Änderungsbeschlusses gemäß § 2 (1) BauGB am: 30.01.2015

Vorgezogene Beteiligung der Bürger gemäß § 3 (1) BauGB

Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4(1) BauGB mit Schreiben vom: 29.01.2015

Erneute frühzeitige Beteiligung der Bürger gemäß § 3 (1) BauGB Offenlegung (Darlegung) vom: 19.11. bis: 19.12.2018

Erneute Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4(1) BauGB mit Schreiben vom: 15.11.2018

Planentwurfsbeschluss des Gemeindeverwaltungsverbandes am: 31.03.2021

Auslegungsbeschluss des Gemeindeverwaltungsverbandes am: 31.03.2021

Bekanntmachung der Auslegung gemäß §3(2)2 BauGB am:

Bürgerbeteiligung (Auslegung) gemäß §3(2)1 BauGB vom: bis:

Feststellungsbeschluss des Gemeindeverwaltungsverbandes am:

Genehmigt gemäß § 6 (1) BauGB vom Landratsamt Hohelohekreis mit Bescheid vom:

Genehmigung ortsüblich bekannt gemacht gemäß § 6 (5) BauGB am:

Seite 4 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 2 Übersicht über die Inhalte der 9. Änderung Die vorliegende 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des Gemeindeverwaltungsverbandes Krautheim beinhaltet:

1. Erweiterung Interkommunales Gewerbegebiet "Mittleres Jagsttal II" (4,1 ha) 2. Sondergebiet "Reiterhof" in Simprechtshausen (3,8 ha) 3. Umwidmung Sondergebietsfläche in eine Wohnbaufläche in Dörzbach- Zwetschgenrain (0,12 ha) 4. Abrundungssatzung Eberbach (0,3 ha) 5. Umwidmung Gewerbefläche in eine Wohnbaufläche in Dörzbach- Mittelmühle (0,69 ha) 6. Sondergebiet Hüttengebiet Badersberg I & II in Zaisenhausen (0,35 ha) 7. Erweiterung Gewerbegebiet Siegenwasen in Hollenbach (1,9 ha) 8. Sondergebiet Hüttengebiet Rengerstal in Dörzbach (1,3 ha) 9. Umwidmung Sonder- in Gewerbebauflächen in Dörzbach (0,65 ha) 10. Sondergebiet Hüttengebiet in Unterginsbach (0,29 ha) 11. Umwidmung Mischbaufläche in eine Wohnbaufläche in Mulfingen- Lärchenweg (0,17 ha) 12. Umwidmung Mischbaufläche in eine Gemeinbedarfsfläche in Mulfingen- Kita (0,4 ha) 13. Umwidmung Gewerbe- und Mischbauflächen in Wohnbauflächen in Mulfingen- Wertplatz (3ha) 14. Erweiterung Wohngebiet Bergle in Klepsau (0,48 ha) 15. Umwidmung Gewerbeflächen in Wohnbauflächen in Gommersdorf- Untere Au (2,8 ha) 16. Sondergebiet Hüttengebiet in Gommersdorf (1,1 ha) 17. Gewerbegebiet BAGeno in Gommersdorf (0,58 ha) 18. Umwidmung Gewerbe- in Mischbauflächen in Krautheim- Bahnhofsareal (1,7 ha) 19. Umwidmung von Mischbauflächen in Wohnbauflächen in Dörzbach- Ortsmitte (0,49 ha) 20. Darstellung einer Wohnbaufläche in Jagstberg

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3 Grundlagen und Verfahren 3.1 Rechtswirksamer Flächennutzungsplan Der Gemeindeverwaltungsverband Krautheim besitzt einen rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1982, erarbeitet von der Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH, Ettlingen.

3.2 Änderungen zum Flächennutzungsplan

- „1. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 19. Juli 1985

- „2. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 20. März 1992

- „3. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 20. März 1992

- „4. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 07. August 2001

- „5. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 31. Januar 2003, 23. Juni 2005, 04. April und 22. Mai 2006

- „6. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 05. Mai 2004

- „7. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 11./12. November 2011

- „8. Fortschreibung“ zum Flächennutzungsplan Ergänzt am 15.02.2019

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3.3 Übergeordnete Planungen Landesentwicklungsplan Für die Ziele der Landesplanung, die in der 9. Änderung zum Flächennutzungsplan zu berücksichtigen sind, gilt der Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg 2002 der seit 21.08.2002 rechtsverbindlich ist und den Landesentwicklungsplan 1983 ablöste.

Der Planungsraum zählt gemäß Landesentwicklungs- und Regionalplan zum Ländlichen Raum im enge- ren Sinne.

Im Landesentwicklungsprogramm 2002 werden für den Ländlichen Raum im engeren Sinne folgende Grundsätze (G) und Ziele (Z) formuliert

2.4.3 G Der Ländliche Raum im engeren Sinne ist so zu entwickeln, dass günstige Wohnstandortbedin- gungen ressourcenschonend genutzt, ausreichende und attraktive Arbeitsplatz-, Bildungs- und Versor- gungsangebote in angemessener Nähe zum Wohnort bereitgehalten, der agrar- und wirtschaftsstrukturelle Wandel sozial verträglich bewältigt und großflächige, funktionsfähige Freiräume gesichert werden.

2.4.3.1 G Die durch hohe Erholungs-, Freizeit- und Umweltqualität vielerorts gegebenen günstigen Wohn- standortbedingungen sind zu sichern, für die weitere Siedlungsentwicklung Flächen sparend, orts- und landschaftsgerecht zu nutzen und im Standortwettbewerb als Vorteil gezielt einzusetzen.

2.4.3.2 G Die Standortvoraussetzungen zur Erhaltung und Erweiterung des Arbeitsplatzangebots sind durch die Bereitstellung ausreichender Gewerbeflächen, die Sicherung angemessener Verkehrsanbindun- gen, eine flächendeckende Erschließung mit leitungsgebundenen Energien und neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und durch eine Stärkung der Technologiebasis zu verbessern.

2.4.3.3 G Günstige Voraussetzungen für die Erholung und den Tourismus sollen genutzt und dafür erfor- derliche Infrastrukturangebote bereitgestellt werden.

2.4.3.4 G Auf eine wohnortnahe Grundversorgung mit Waren und Dienstleistungen des täglichen und häu- fig wiederkehrenden Bedarfs ist hinzuwirken.

2.4.3.5 Z Die Land- und die Forstwirtschaft sollen als leistungsfähige Wirtschaftszweige so fortentwickelt werden, dass sie für den Wettbewerb gestärkt werden und ihre Funktionen für die Ernährungs- und Roh- stoffsicherung sowie ihre naturschutzrelevanten und landschaftspflegerischen Aufgaben auf Dauer erfüllen können.

2.4.3.6 Z Zum Schutz der ökologischen Ressourcen, für Zwecke der Erholung und für land- und forstwirt- schaftliche Nutzungen sind ausreichend Freiräume zu sichern.

2.4.3.7 G Großflächige Freiräume sollen als Grundlage für eine leistungsfähige und ihre Funktionen erfül- lende Land- und Forstwirtschaft erhalten werden; Flächen mit land- oder forstwirtschaftlich gut geeigneten Böden sind zu sichern.

2.4.3.8 G Ökologisch bedeutsame Teile von Freiräumen sind vor Beeinträchtigungen zu schützen und in ökologisch wirksamen, großräumig übergreifenden Zusammenhängen zu sichern.

2.4.3.9 G Teile von Freiräumen, die für Naherholung, Freizeit und Tourismus besonders geeignet sind, sollen in ihrer landschaftlichen Attraktivität bewahrt und im Freizeit- und Erholungswert verbessert werden.

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Regionalplan Für die Ziele der Regionalplanung gilt der Regionalplan 2020, Regionalverband Heilbronn-Franken, 03. Juli 2006.

Allgemeine Ziele aus dem Regionalplan 1) Die Region Heilbronn-Franken soll durch Innovationen und Vernetzung zu einer zukunftsfähigen Region nachhaltig entwickelt werden. 2) Durch leistungsfähige Zentren und hohe Mobilität soll die erreichte Lebensqualität in der Region in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Versorgung und Freizeit gesichert werden, die Mobilität ist dabei umweltfreundlich zu entwickeln. 3) Wirtschaft und Gesellschaft der Region müssen sich weiterhin im globalen Wettbewerb bewähren. Innovationen und Kooperationen sollen die Dynamik der Region erhöhen, die weitere Arbeitsplätze schafft und sozialen Frieden sichert. Die Qualifizierung durch Aus- und Weiterbildung bleibt zent- rales Anliegen der Region. 4) Die Vielfalt an Kultur, Bildung, Freizeit und Sport in der Region ist mehr zu vernetzen und soll durch Großveranstaltungen (»events«) stärker akzentuiert werden. 5) Natur und Umwelt der Region sollen als gesunder und charakteristischer Lebensraum für die Men- schen sowie für die Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig entwickelt werden. In der Region Heilbronn- Franken ist die verantwortungsbewusste Energienutzung zu fördern. 6) Eine möglichst umweltverträgliche Endenergiegewinnung, u.a. durch regenerative Energie, ist an- zustreben. Der Einsatz regenerativer Energien, z.B. der Sonnenenergie und energiespeichernden nachwachsenden Rohstoffen, ist sinnvoll zu fördern.“ 7) Die markanten landschaftlichen Strukturen wie (…) die Flusslandschaften von Neckar, Main, Ko- cher, Jagst und Tauber sowie die hochwertigen Weinbaugebiete in deren Umfeld sollen als Leitli- nien der Kulturlandschaft bewahrt und weiterentwickelt werden. Regional ist der imagefördernde Umgang mit dem Thema «Energie» positiv aufzunehmen.

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Entwicklungsachsen Der Verwaltungsraum des GVV Krautheim ist Teil der Entwicklungsachse Bad Mergentheim – Künzelsau – Schwäbisch Hall (2.2.1 Regionale Entwicklungsachse, vorgeschlagen als Landesentwicklungsachse). Krautheim und Dörzbach bilden zusammen ein Doppelunterzentrum, Mulfingen ist als Kleinzentrum fest- gesetzt.

Auszug aus der Strukturkarte des Regionalplans (Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken)

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Raumstruktur Krautheim, Dörzbach (jeweils Kernort) und Mulfingen- Kernort/- Hollenbach sind als Vorranggebiete für Siedlungsbereiche mit verstärkter Siedlungstätigkeit festgesetzt. Mulfingen- Kernort (Nord) ist als ein Schwerpunkt für Industrie, Gewerbe und Dienstleistung festgesetzt. Das Gebiet zwischen Dörzbach und Ailringen und der große Bereich westlich der Jagst von Hohebach über Jagstberg bis Berndshofen ist im Regionalplan als Vorbehaltsgebiet für die Landwirtschaft vorgesehen. Eine besondere Bedeutung für die Sicherung des Freizeit- und Erholungsbedarfs der Bevölkerung kommt dem Hollenbacher See zu, der als Vorranggebiet für Erholung folgende Funktionen erfüllt: Camping, Ba- den, Angeln.

Auszug aus der Raumnutzungskarte des Regionalplans (Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken)

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4 Flächenbilanz Entsprechend der Vorgabe des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg vom 15.02.2018 ist bei Flächenneuausweisungen in Flächennutzungsplänen nach §5 BauGB der geplante Be- darf an Wohnbauflächen und Gewerbebauflächen durch eine Plausibilitätsprüfung nach den §§ 1 Abs. 4 BauGB, 1 Abs. 5 BauGB und 1a Abs. 2 BauGB sowie auf Basis von Daten und Angaben der Gemeinden darzustellen.

Die dazu notwendigen Kriterien sind in der Vorgabe des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur aufge- führt.

Rechtsgrundlagen: Der Maßstab der Prüfung beruht auf den Vorgaben des Baugesetzbuches, insbesondere  § 1 Abs. 4 BauGB – Anpassungspflicht der Planung an die Ziele der Raumordnung, insbeson- dere Plansatz 3.1.9 LEP (Z)  § 1 Abs. 5 BauGB – Planungsleitlinien sollen u.a. die nachhaltige städtebauliche Entwicklung in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, die Sicherung einer menschenwürdigen Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen einschließlich der Verantwortung für Klima- schutz und Klimaanpassung sein. Hierzu soll die städtebauliche Entwicklung vorrangig durch Maßnahmen der Innenentwicklung erfolgen.  §1a Abs. 2 BauGB (Bodenschutzklausel) – sparsamer Umgang mit Grund und Boden, vor zu- sätzlicher Inanspruchnahme von Flächen für eine bauliche Nutzung ist Maßnahmen der Innen- entwicklung, wie Nachverdichtung und Wiedernutzbarkeit von Flächen, Vorrang einzuräumen. Besondere Begründungspflicht besteht für die Umwandlung von landwirtschaftlichen oder als Wald genutzten Flächen. Der Begründung sollen dabei Ermittlungen zu den Möglichkeiten der Innenentwicklung zugrunde gelegt werden, zu denen insbesondere Brachflächen, Gebäude- leerstand, Baulücken und andere Nachverdichtungsmöglichkeiten zählen können.

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4.1 Strukturdaten Einwohnerzahl

Jahr Krautheim Dörzbach Mulfingen gesamt 2019 4.662 EW 2.476 EW 3.657 EW 10.795 EW (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)

Bei der Höhe der Einwohnerzahlen wurden Wanderungen berücksichtigt.

Belegungsdichte (EW/WE)

2019 Krautheim Dörzbach Mulfingen gesamt Einwohner 4.662 EW 2.476 EW 3.657 EW 10.795 EW Wohnungen 1.363 WE 1.140 WE 1.732 WE 4.235 WE Belegungs- 2,3 EW/WE 2,2 EW/WE 2,1 EW/WE 2,2 EW/WE dichte (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)

Bei der Höhe der Einwohnerzahlen wurden Wanderungen berücksichtigt.

Ziel- Krautheim Dörzbach Mulfingen gesamt jahr 2020 4.656 EW 2.483 EW 3.726 EW 10.865 EW 2025 4.724 EW 2.526 EW 3.794 EW 11.044 EW 2030 4.762 EW 2.547 EW 3.841 EW 11.156 EW (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)

Da es sich um zwei Unterzentren und ein Kleinzentrum handelt, werden in allen drei Fällen Wanderungen bei der Bewertung mitberücksichtigt.

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4.2 Wohnbauflächenbilanz zum Zeitpunkt der Planaufstellung Darlegung der Flächenpotenziale in Krautheim, Dörzbach und Mulfingen

 Nicht beplante Wohn-, Misch- und Gewerbeflächen im FNP

Krautheim Wohnbauflächen Fläche Summe Stadtweinberge 4,95 ha Kieseläcker, Altkrautheim 3,35 ha 8,3 ha Gemischte Bauflächen/ Gewerbliche Bauflächen

Dörzbach Wohn-/ Misch- Gewerbeflächen Fläche Summe

Mulfingen Wohnbauflächen Fläche Summe Gänsäcker, Eberbach 1,10 ha Klinge, Eberbach 1,60 ha Innerer Wasserweg, Mulfingen 1,19 ha Brunnenflur, Mulfingen 0,48 ha 4,37 ha Gemischte Bauflächen

Gewerbliche Bauflächen Jagstberg 1,50 ha 1,50 ha

 nicht bebaute/nicht genutzte Wohn-, Misch- und Gewerbeflächen in B-Plänen (inklusive geplante Neuausweisungen/ Umwidmungen)

Wohnbauflächen Fläche Summe Koppenacker IV, Neunstetten 1,5 ha Urenberg II, Dörzbach 0,7 ha Urenberg III, Dörzbach 3,2 ha Laibach Süd, Laibach 0,94 ha Sommerberg, Meßbach 0,77 ha Steigenäcker, Mulfingen 0,53 ha Brunnenäcker II, Ailringen 0,18 ha Kügelesholz, Ailringen 0,85 ha Obere Weinberge, Buchenbach 1,1 ha Hoffeld, Jagstberg 2,06 ha Brücklein I & II, Jagstberg 0,2 ha Oberes Hag, Jagstberg 0,22 ha Schafäcker, Simprechtshausen 0,11 ha Altenberg II & III, Zaisenhausen 0,21 ha 12,57 ha

Seite 13 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Neuausweisungen/ Umwidmungen Umwidmung einer Sonder- in eine Wohnbaufläche, Dörzbach 0,42 ha Umwidmung einer Gewerbe- in eine Wohnbaufläche, Dörzbach 0,69 ha Umwidmung einer Misch- in eine Wohnbaufläche, Mulfingen (50% von 0,17 ha)) 0,085 Umwidmung Misch- in eine Gemeinbedarfsfläche, Mulfingen (50 % von 0,4 ha) - 0,2 ha - Umwidmung Gewerbe- und Mischbauflächen in Wohnbauflächen, Mulfingen 3 ha Ausweisung Wohnbauflächen, Klepsau 0,48 ha Umwidmung Gewerbe- in Wohnbauflächen, Gommersdorf 2,8 ha Umwidmung Gewerbebauflächen und Bahnflächen in Mischbauflächen, Krautheim (50% von 1,67 ha) 0,83 ha Umwidmung Misch- in Wohnbauflächen in Dörzbach (50% von 0,49 ha) 0,245 ha 8,35 ha Gewerbeflächen

Straßenäcker, Klepsau 1,8 ha Neuausweisungen

Siegenwasen, Hollenbach 1,9 ha Erweiterung „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal II“, Dörzbach 4,1 ha 7,8 ha

Bedarf aus Belegungsdichterückgang und Bedarf aus der prognostizierten Bevölkerungsentwick- lung

Ansatz: Wachstum von 0,3 % p.a. das Planungszeitraumes

Ermittlung eines (fiktiven) Einwohnerzuwachses (EZ1) durch Belegungsdichterückgang auf der Basis der Einwohnerzahl zum Zeitpunkt der Planaufstellung

Krautheim EZ1 = (4.563 EW * 0,3 * 15 Jahre) : 100 = 205,34

Dörzbach EZ1 = (2.470 EW * 0,3 * 15 Jahre) : 100 = 111,15

Mulfingen EZ1 = (3.682 EW * 0,3 * 15 Jahre) : 100 = 165,69

Ermittlung der prognostizierten Einwohnerentwicklung (EZ2) im Planungszeitraum (auf Basis der Prognose des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg).

In Klein- und Unterzentren soll gem. Plansatz 2.4.0 Absatz 5 (Z) des Regionalplans Heilbronn-Franken 2020 eine Bruttowohndichte von 45 EW/ ha angestrebt werden.

Seite 14 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Krautheim: Prognostizierte Einwohnerzahl im Zieljahr der Planung = 4.761

Einwohnerzahl zum Zeitpunkt der Planaufstellung = 4.563

Prognostizierte Einwohnerentwicklung EZ2 = 4.761 – 4.563 = 198

Ermittelter Einwohnerzuwachs EZ = EZ1 + EZ2 = 205 + 198 = 403

Relativer zusätzlicher Flächenbedarf: EZ / Jeweiliger Bruttomindestwohndichtewert (in EW/ha) = ha Bedarf Wohnbaufl. (relativ)

403 / 45 = 8,96 ha

Dörzbach: Prognostizierte Einwohnerzahl im Zieljahr der Planung = 2.547

Einwohnerzahl zum Zeitpunkt der Planaufstellung = 2.470

Prognostizierte Einwohnerentwicklung EZ2 = 2.547 – 2.470 = 77

Ermittelter Einwohnerzuwachs EZ = EZ1 + EZ2 = 111 + 77 = 188

Relativer zusätzlicher Flächenbedarf: EZ / Jeweiliger Bruttomindestwohndichtewert (in EW/ha) = ha Bedarf Wohnbaufl. (relativ)

188 / 45 = 4,18 ha

Mulfingen: Prognostizierte Einwohnerzahl im Zieljahr der Planung = 3.841

Einwohnerzahl zum Zeitpunkt der Planaufstellung = 3.682

Prognostizierte Einwohnerentwicklung EZ2 = 3.841 – 3.682 = 159

Ermittelter Einwohnerzuwachs EZ = EZ1 + EZ2 = 166 +159 = 325

Relativer zusätzlicher Flächenbedarf: EZ / Jeweiliger Bruttomindestwohndichtewert (in EW/ha) = ha Bedarf Wohnbaufl. (relativ)

159 / 45 = 7,22 ha

Seite 15 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Absoluter Zusätzlicher Flächenbedarf

Krautheim Abzug Bebaubare Saldo Wohnbebauung Fläche bis 2020 Relativer zusätzlicher Flächenbedarf 8,96 ha 8,96 ha Flächenpotenziale Unbebaute Wohnbauflächen in Bebau-

ungsplänen Koppenäcker IV, Neunstetten 1,5 ha 1,5 ha Nicht beplante Wohnbauflächen im wirksa-

men FNP Stadtweinberge, Krautheim 4,95 ha Kieseläcker, Altkrautheim 3,35 ha 8,3 ha Neuausweisungen/ Umwidmungen Erweiterung Wohngebiet Berglein, Klepsau 0,48 ha Umwidmung Gewerbe-in Wohnbauflächen,

Gommersdorf 2,8 ha Umwidmung Gewerbe- und Bahnflächen in 4,03 Mischbauflächen, Krautheim 0,83 ha Absoluter zusätzlicher Flächenbedarf - 4,87 ha

Dörzbach Abzug bebaubare Saldo Wohnbebauung Fläche bis 2020 Relativer zusätzlicher Flächenbedarf 4,18 ha 4,18 ha Flächenpotenziale Unbebaute Wohnbauflächen in Bebau-

ungsplänen Urenberg II, Dörzbach 0,7 ha Urenberg III, Dörzbach 3,2 ha Seniorendorf, Dörzbach 0,05 ha Laibach Süd, Laibach 0,94 ha Sommerberg, Meßbach 0,77 ha 5,66 ha Neuausweisungen/ Umwidmungen Umwidmung einer Sondergebietsfläche in

eine Wohnbaufläche, Dörzbach 0,42 ha Umwidmung einer Gewerbefläche in eine

Wohnbaufläche, Dörzbach 0,69 ha Umwidmung von Misch- in Wohnbau- 1,355 ha flächen, Dörzbach 0,245 ha Absoluter zusätzlicher Flächenbedarf - 2,835 ha

Seite 16 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Mulfingen Abzug Bebaubare Saldo Wohnbebauung Fläche bis 2020 Relativer zusätzlicher Flächenbedarf 7,22 ha 7,22 ha Flächenpotenziale Unbebaute Wohnbauflächen in Bebau-

ungsplänen Steigenäcker 0,53 ha Brunnenäcker II, Ailringen 0,18 ha Kügelesholz, Ailringen 0,85 ha Obere Weinberge, Buchenbach 1,1 ha Hoffeld, Jagstberg 2,06 ha Brücklein I & II, Jagstberg 0,2 ha Oberes Hag, Jagstberg 0,22 ha Schafäcker, Simprechtshausen 0,11 ha Altenberg II & III, Zaisenhausen 0,21 ha 5,46 ha Nicht beplante Wohnbauflächen im wirksa-

men FNP Gansäcker, Eberbach 1,10 ha Klinge, Eberbach 1,60 ha Innerer Wasserweg, Mulfingen 1,19 ha Brunnenflur, Mulfingen 0,48 ha 4,37 ha Neuausweisungen/ Umwidmungen Umwidmung einer Misch- in eine Wohn-

baufläche, Mulfingen ( 50% von 0,17 ha) 0,085 ha Umwidmung Misch- in eine Gemeinbe-

darfsfläche, Mulfingen (50 % von 0,4 ha) - 0,2 ha Umwidmung Gewerbe- und Mischbauflä- chen in Wohnbauflächen, Mulfingen (1,86 ha GE, 1,14 ha Mi (50%)) 2,43 ha 2,315 ha Absoluter zusätzlicher Flächenbedarf - 4,925 ha

Seite 17 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

4.3 Verfügbarkeit /Nutzbarkeit der Flächenpotenziale „Die Träger der Bauleitplanung können Bauflächen in einem Umfang ausweisen, der ihrem voraussichtli- chen Bedarf entspricht (§ 5 Abs. 1 BauGB). Sie sollen dabei aber mit Grund und Boden sparsam umgehen, der Innenentwicklung durch Wiedernutzbarmachung von Flächen und Nachverdichtung den Vorrang vor zusätzlicher Inanspruchnahme von Flächen geben und die Bodenversiegelung begrenzen (§ 1a Bau GB).“

Krautheim Innerörtliche Potenziale sind in der gesamten Stadt Krautheim vorhanden. Um diese zu nutzen, wurden bislang folgende Maßnahmen ergriffen und sind auch in Zukunft geplant:

1. Im Rahmen der Bewerbung als ELR-Schwerpunktgemeinde im Jahr 2015 wurden detaillierte in- nerörtliche Bestandsanalysen in den Teilorten Gommersdorf und Klepsau erstellt. Hier wurden leerstehende und teilleerstehende Gebäude erfasst. Daneben wurde auch die Altersstruktur der Bewohner in die Planungen einbezogen, um potenzielle zukünftige Leerstände zu identifizieren und so den zukünftigen Handlungsbedarf abzuschätzen. Die Erhebungen wurden durch Kartierun- gen der Ortsvorsteher ergänzt. In beiden Teilorten wurden damit die in den Jahren 2004 und 2008 erstellten Zukunfts- und Entwicklungskonzepte aktualisiert und fortgeschrieben. Durch private Bau- projekte (Baulückenschluss/Modernisierung) wurden Maßnahmen aus diesen Konzepten umge- setzt und so die Innenentwicklung vorangebracht. Bisher noch nicht realisierte Maßnahmen aus diesen Konzepten wurden teilweise aktualisiert und in die neue Konzeption übernommen. Es zeigte sich, dass in den Teilorten ein großes innerörtliches Potenzial vorhanden ist. Im Bewerbungsprozess wurden durch die Bürgerinnen und Bürger in den Beteiligungsverfahren zahlreiche Umnutzungs- und Modernisierungsmaßnahmen als auch Neubau- und Platzgestal- tungsprojekte für die zwei Teilorte erarbeitet. Zwar konnte eine Aufnahme als Schwerpunktge- meinde nicht erreicht werden, dennoch sollen die Maßnahmen sukzessive umgesetzt werden. Hierfür steht das reguläre ELR-Jahresprogramm zur Verfügung. Die intensive Bürgerbeteiligung im Rahmen der Bewerbung, bestehend aus zwei Zukunftswerk- stätten und einer Fragebogenaktion, zeigten das Interesse und die Unterstützung für das Thema Innenentwicklung seitens der Einwohner. In der Befragung stimmten alle Befragten ohne Gegen- stimme für die Verstärkung der Innenentwicklung.

2. Die Innenentwicklung im Hauptort Krautheim wird durch das Landessanierungsprogramm „Im Tal II“ gefördert. Nach den Stadtsanierungen „Berg“ und „Im Tal I“ ist dies bereits die dritte Förder- runde. Im Teilort Neunstetten wurde im Jahr 2016 ein Flurneuordnungsverfahren abgeschlossen. Neben der Verbesserung der Agrarstruktur wurde auch die Ortslage einbezogen, mit dem Ziel, Hofstellen zu verbessern, private und öffentliche Dorferneuerungsmaßnahmen durchzuführen so- wie einzelne innerörtliche Grundstücke zu erschließen. In Gommersdorf wird derzeit beraten, eine kleine innerörtliche Flurneuordnung durchzuführen. In Altkrautheim, Unterginsbach und Oberginsbach wurden ELR-geförderte Konzepte zur Reakti- vierung und Umnutzung von Leerständen erarbeitet und so die Innenentwicklung vorangebracht. Insgesamt wurden in allen Teilorten in den ELR-Jahresprogrammen der Vergangenheit Umnutzun- gen, Modernisierungen und Neubauten umgesetzt.

3. Insgesamt hat die Gemeinde Krautheim drei zentrale Ziele für die Zukunft formuliert: Ziel 1: Flächensparende Siedlungsentwicklung und Revitalisierung der Leerstände Ziel 2: Sanierung und Modernisierung von Gebäuden mit schlechter Bausubstanz und Vorbeu- gung möglicher Leerstände Ziel 3: Neuordnung der Baugrundstücke im Ortskern, um gut zugeschnittene Grundstücke in in- nerörtlichen Bereichen anzubieten

4. Die Gemeinde Krautheim versucht stets Flächenpotenziale zu erschließen und diese für Maßnah- men der Innenentwicklung freizugeben. Dies soll in Zukunft weiter verstärkt werden. Um private Eigentümer zu mobilisieren, sucht die Gemeinde stets den Kontakt zu Grundstücksbesitzern. Um Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen privater Eigentümer zu unterstützen, verweist die Gemeinde auf die Fördermöglichkeiten durch Bund, Land und durch eigene Programme. Weiter fungiert die Gemeinde als Vermittler von Tauschflächen um die Bereitschaft interessierter Eigen- tümer für Investitionen zu steigern.

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Dörzbach Auch die Gemeinde Dörzbach verfügt über innerörtliche Gebäude- und Flächenpotenziale. Um diese zu nutzen, wurden folgende Maßnahmen ergriffen:

1. Seit 2016 ist Dörzbach als Schwerpunktgemeinde im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) anerkannt. Im Zuge dessen wird die „Flächensparende Siedlungsentwicklung“ als ein Haupt- ziel forciert. Die in der Bewerbung definierten Ziele und Maßnahmen sollen im Anerkennungszeit- raum bis 2020 umgesetzt werden. Jährlich werden daher die bestehenden Gebäude- und Flächen- potenzialkarten – in Absprache zwischen der Gemeindeverwaltung, den Ortsvorstehern und dem betreuenden Planungsbüro Klärle – aktualisiert und fortgeschrieben. Insgesamt hat die Gemeinde Dörzbach durch die Anerkennung als ELR-Schwerpunktgemeinde einen deutlichen Schub im Bereich Innenentwicklung erfahren. Nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern insbesondere auch private Eigentümer folgen dem Ziel der Innenentwicklung und setzen dieses konsequent um. Dies spiegelt die hohe Anzahl an Beratungsgesprächen für private Eigen- tümer als auch die vermehrte jährliche ELR-Antragstellung zur Umsetzung von Wohnbaumaßnah- men wieder.

2. In enger Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Klärle wurde bereits vor der Anerkennung als Schwerpunktgemeinde viel mit Privateigentümern zusammengearbeitet und über Beratungster- mine die nötige Unterstützung angeboten. Grundlage bildete hierbei die Konzeption „Flächen ge- winnen durch Innenentwicklung“, die im Jahr 2014 für den Hauptort erstellt wurde. Die Gemeinde besitzt daher große Erfahrung im Bereich der Innenentwicklung und kann bei zukünftigen Maßnah- men von dieser profitieren. Mit Unterstützung der jährlichen ELR-Ausschreibungen wurden daher bereits viele Maßnahmen umgesetzt. Auch in Zukunft sollen verstärkt persönliche Beratungsge- spräche über Fördermittel für Umnutzungen, Modernisierungen, Sanierungen und sonstige bauli- che Veränderungen angeboten werden. Des Weiteren wird laufend das Gespräch mit Eigentümern von Leerständen, Teilleerständen oder freien Flächen gesucht.

3. Im Rahmen der Bewerbung und Anerkennung als ELR-Schwerpunktgemeinde wurde für die Ge- meinde Dörzbach ein Bürgerbeteiligungskonzept erstellt. Im Bewerbungsprozess wurden zwei Zu- kunftswerkstätten durchgeführt mit reger Beteiligung durchgeführt. Die Bürger erarbeiteten hier zahlreiche Maßnahmen. Mit verschiedenen Informationsmaterialien und Veranstaltungen wird nun fortlaufend über die Innenentwicklung im speziellen, als auch weitere Themen der integrierten Orts- entwicklung informiert. Gleichzeitig sollen mit den Bürgerinnen und Bürgern weitere Maßnahmen erarbeitet werden.

4. Insgesamt hat die Gemeinde Dörzbach zwei zentrale Ziele für die Zukunft formuliert:

Ziel 1: Flächensparende Siedlungsentwicklung und Verringerung der Leerstände durch Umnut- zung oder Abriss Ziel 2: Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung privater Eigentümer über aktuelle Förder- möglichkeiten der Gemeinde Dörzbach, des Landkreises, des Landes Baden-Württemberg und des Bundes

Mulfingen Es ist erklärte Absicht der Gemeinde Mulfingen, die Innenentwicklung zu stärken. Um das vorhandene Potential auszuschöpfen wurden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt und sollen in Zukunft noch umgesetzt werden. Folgende Konzepte und Maßnahmen dienen der Unterstützung:

1. In den Jahren 2017 bis 2018 hat Mulfingen das „Integrierte Gemeindeentwicklungskonzept Mulfin- gen 2030“ erstellt. In einem mehr als einjährigen Prozess wurden unter intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger die zentralen Herausforderungen und Ziele für die zukünftige Entwicklung Mulfingens erarbeitet. Die Themen „Innen- vor Außenentwicklung“ sowie der Wohnungsbau – vor allem Geschoß- und Mietwohnungsbau – sollen hierbei als zentrale Schwerpunkte forciert werden. Als konkrete Maßnahmen sind genannt, die Implementierung eines professionellen Flächenmana- gements, die Direktansprache von Eigentümern zur Aktivierung der Innenentwicklung, die Erstel- lung einer Baulücken-, Leerstands- und Immobilienbörse und Weitere. Mit der Umsetzung einzel- ner Maßnahmen wurde bereits begonnen.

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2. Das „Integrierte Gemeindeentwicklungskonzept Mulfingen 2030“ diente als Grundlage für die Be- werbung Mulfingens als Schwerpunktgemeinde im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Im Bewerbungsprozess wurden die in den Jahren 2003 und 2008 erstellten Ortsentwick- lungskonzepte fortgeschrieben und detaillierte Analyse- und Potenzialkarten der innerörtlichen Entwicklung im Hauptort und den 7 Ortsteilen erstellt. Erfasst wurden sämtliche leerstehenden und teilleerstehenden Gebäude sowie Gebäude mit einem Leerstandsrisiko aufgrund des Durch- schnittsalters der Bewohner von über 70 Jahren. Die Ergebnisse der Bestandserhebung wurden mit der Kenntnis des Ortschaftsrates um die Entwicklungspotenziale hinsichtlich der Umnutzung von Scheunen und der Modernisierung oder des Abbruchs von Gebäuden diskutiert und ergänzt. Ebenso wurden die Flächenpotenziale zur Nachverdichtung sowie innerörtliche Freiflächen erfasst und Schwerpunktbereiche der künftigen Ortsentwicklung festgelegt. Die Planungen wurden den Bürgerinnen und Bürgern in allen Ortsteilen vorgestellt. Die Gebäudeeigentümer sollen hierdurch einen Anstoß für eine mögliche Maßnahmenumsetzung erhalten. Zusammengefasst besteht in al- len Ortsteilen ein großes Entwicklungspotenzial.

Zur Abfrage des Bedarfs und des Interesses an privaten Wohnmaßnahmen wurde eine Fragebo- genaktion durchgeführt. 42 Personen meldeten ihr Interesse an einer Umnutzung, Modernisierung oder eines Abbruch von Bestandsgebäuden. Hierdurch besteht ein großes Flächeneinsparpoten- zial im Außenbereich.

Am 16. August 2018 wurde Mulfingen als ELR-Schwerpunktgemeinde anerkannt. Die folgenden 5 Jahre sollen nun intensiv genutzt werden, um die flächensparende Siedlungsentwicklung voranzu- bringen. Geplant sind u.a. die Beratung und Unterstützung von Eigentümern zu ihren geplanten Wohnmaßnahmen, das Aufzeigen von Neuordnungsbereichen im Ortskern, eine intensive Öffent- lichkeitsarbeit mit Infoveranstaltungen und Workshops zur Bewusstseinsbildung.

3. Die zentralen Ziele, die sich Mulfingen gesetzt hat, sind: Ziel 1: Wohnungsbau fördern durch die Mobilisierung der Potenziale im Innenbereich mit Vorrang vor einer bedarfsorientierten Außenentwicklung Ziel 2: Angebotsorientierten Wohnraum für junge Erwachsene, Familiengründer, temporär Stand- ortgebundene und Senioren schaffen Ziel 3: Ortsmitten städtebaulich aufwerten und Ortseingänge attraktiv gestalten unter Einbezug der Barrierefreiheit

4. Die Innenentwicklung im Hauptort wird bereits seit 1987, derzeit durch das Verfahren „Ortskern West“ im Landessanierungsprogramm, gefördert. Hier wurden viele öffentliche als auch private Maßnahmen umgesetzt. Weitere Maßnahmen sind derzeit in Umsetzung bzw. in der Planung. Die Verfahrensverlängerung bis 2020 wurde Anfang 2018 ebenso genehmigt, wie die Aufstockung der Mittel.

5. Mit dem Zuschussprogramm „Bauen im Ort“ unterstützt die Gemeinde Mulfingen private Wohnbau- maßnahmen. Voraussetzung ist, dass die Anträge in anderen Förderprogrammen aufgrund fehlen- der Mittel nicht berücksichtigt wurden. Werden die formalen Zuschusskriterien der Gemeinde ein- gehalten, entscheidet der Gemeinderat über eine Befürwortung oder Ablehnung. Die Gemeinde stellt hierfür jährlich max. 100.000 € zur Verfügung. So soll ein weiterer Anreiz zur innerörtlichen Entwicklung geschaffen werden.

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4.4 Prüfung des Gewerbeflächenbedarfs Darlegung der gewerblichen Flächenpotenziale in Krautheim, Dörzbach und Mulfingen

 Darstellung nicht bebauter Misch-, Gewerbe- und Industrieflächen in Plangebieten sowie nicht be- bauter und nicht genutzter Misch-, Gewerbe- und Industrieflächen im nicht beplanten Bereich

Krautheim/ Dörzbach Gemischte Bauflächen Summe

Gewerbliche Baufläche Summe Erweiterung „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal II“, Dörzbach 4,1 ha 4,1 ha

 Darstellung von Reserveflächen für gewerbliche Flächennutzung

Dörzbach Gemischte Bauflächen Summe

Gewerbliche Baufläche Summe Gewerbegebiet „Brunnenberg“ 0,3 ha Gewerbe- und Industriepark „Mittleres Jagsttal II“, Dörzbach 1,1 ha 1,4 ha

Mulfingen Gemischte Bauflächen Summe

Gewerbliche Baufläche Summe Jagstberg 1,5 ha Erweiterung Gewerbegebiet Siegenwasen, Hollen- bach 1,9 ha Oberes Tal, Hollenbach 1,5 ha 4,9 ha

Bedarf aufgrund der Beschäftigungsentwicklung der Gemeinden

Ansatz: Basierend auf der prognostizierten Beschäftigungsentwicklung wird der daraus resultierende Be- darf für Gewerbeflächen ermittelt. Pro Beschäftigtem wird in der Regel ein Flächenbedarf zwischen 200m² und 300m² angesetzt, deswegen wird im vorliegenden Fall der Mittelwert von 250m²/ Beschäftigtem her- angezogen. Bei einem prognostizierten Beschäftigungszuwachs von 40 Personen ergibt sich dann ein zu- sätzlicher Gewerbeflächenbedarf von 1ha.

Für die Prognose der zu erwartenden Beschäftigungsentwicklung in den drei Kommunen wurde auf die Datenbasis „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort seit 1999 nach Alter und Nationalität“ des Statistischen Landesamtes zurückgegriffen und darauf aufbauend die Entwicklung bis 2030 abge- schätzt.

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Sozialvers. Beschäftigte 1999 2014 Jährliche Prognostizierter am Arbeitsort Zuwachsrate Zuwachs 2030

Krautheim 1.175 1.567 26,1 416

Mulfingen 2.149 3.335 79 1.264

Dörzbach 281 524 16,2 259

Krautheim Relativer zusätzlicher Flächenbedarf: Besch. -zuwachs / Flächenbedarf je Beschäftigtem (250 m²) = ha Bedarf Gewerbeflächen

416 / 40 = 10,4 ha

Mulfingen Relativer zusätzlicher Flächenbedarf: Besch. -zuwachs / Flächenbedarf je Beschäftigtem (250 m²) = ha Bedarf Gewerbeflächen

1.264 / 40 = 31,6 ha

Dörzbach Relativer zusätzlicher Flächenbedarf: Besch. -zuwachs / Flächenbedarf je Beschäftigtem (250 m²) = ha Bedarf Gewerbeflächen

259 / 40 = 6,5 ha

Krautheim

Flächenbilanz Absoluter zusätzlicher Flächenbedarf gem. Gewerbe- 10,4 ha flächenbedarfsrechnung Restpotenzial

Geplante Neuausweisungen Erweiterung „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal II“, Dörzbach ( 50%) 2 ha - 2 ha

8,4 ha

Dörzbach

Flächenbilanz Absoluter zusätzlicher Flächenbedarf gem. Gewerbe- 6,5 ha flächenbedarfsrechnung Restpotenzial Gewerbegebiet „Brunnenberg“ 0,3 ha „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal“ 1,1 ha - 2,4 ha Geplante Neuausweisungen Erweiterung „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal II“, Dörzbach ( 50%) 2 ha Umwidmung Sonder- in Gewerbebauflächen 0,65 ha - 2,65 ha

1,45 ha

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Mulfingen

Flächenbilanz Absoluter zusätzlicher Flächenbedarf gem. Gewerbe- 31,6 ha flächenbedarfsrechnung Restpotenzial Gewerbegebiet Jagstberg 1,5 ha - 1,5 ha Geplante Neuausweisungen Erweiterung Gewerbegebiet „Siegenwasen“ 1,9 ha Hollenbach „Oberes Tal“ 1,5 ha - 3,4 ha 26,7 ha

In der Gemeinde Mulfingen liegt der Schwerpunkt der gewerblichen Entwicklung im Teilort Hollenbach, wo im Regionalplan ein Schwerpunkt für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen ausgewiesen ist. Mit den Unternehmen Jako und ebm-papst befinden sich zwei global agierende Unternehmen mit ihrem Hauptsitz direkt in der Gemeinde Mulfingen. Gleichzeitig gehören die beiden Unternehmen zu den größten Arbeitge- bern der Region. Erst im Jahr 2012 wurde am Standort Hollenbach eine Erweiterung des Gewerbegebietes „Siegenwasen“ beschlossen. Sowohl ebm-papst als auch Jako nutzen diese ausgewiesenen 12,7 ha als betriebliche Erweiterungsfläche. Mit der Erweiterung des Gewerbegebiets „Siegenwasen“ hat die Ge- meinde sowohl für die Erweiterung ansässiger Unternehmen als auch für die Ansiedlung neuer Betriebe Flächen zur Verfügung gestellt. Allerdings sind alle Bauflächen innerhalb des Gewerbegebietes bereits vergeben und zum größten Teil auch schon bebaut, weswegen eine 2. Erweiterung in Angriff genommen wurde. Da die Bauflächen in Jagstberg noch keinen rechtskräftigen Bebauungsplan besitzen und sich der- zeit noch in Privateigentum befinden, stehen diese Flächen nur bedingt zur Verfügung. In Mulfingen „Ette- tal“ befindet sich eine weitere Gewerbefläche, die allerdings im Eigentum von ebm-papst liegt. Die Planun- gen zur baulichen Erweiterung sind schon weit fortgeschritten, der dazu aufgestellte Bebauungsplan am 26.09.2018 als Satzung beschlossen.

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 Beteiligung an interkommunalen Gewerbegebieten Im Jagsttal ist es aufgrund der gegebenen Strukturschwäche für eine Kommune allein kaum mög- lich ein attraktives Gewerbegebiet anzubieten. Deshalb haben sich die Gemeinde Dörzbach und die Stadt Krautheim dazu entschlossen, ein interkommunales Gewerbegebiet zu gründen. Seit 2009 sind die Stadt Krautheim und die Gemeinde Dörzbach zusammen an dem Interkommunalen Gewerbe-Industrie-Park "Mittleres Jagsttal" beteiligt. Aufgrund der großen Nachfrage nach gewerb- lichen Bauplätzen ist geplant, den interkommunalen Gewerbepark westlich um 3,97 ha zu erwei- tern. Zusätzlich befindet sich südlich des bestehenden Gewerbegebietes eine 1,1 ha große Reser- vefläche für gewerbliche Nutzung, welche bei Bedarf erschlossen werden kann.

Vor allem für die Gemeinde Dörzbach war die Eröffnung des interkommunalen Gewerbegebietes ein wichtiger Schritt. Während die Stadt Krautheim bereits über eine ausgewogene Gewerbeland- schaft verfügte, hatte die Gemeinde Dörzbach in diesem Bereich mit strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Ausweisung neuer Gewerbeflächen hatte somit sowohl für die Stadt Krautheim als auch für die Gemeinde Dörzbach erhebliche Vorteile, von denen auch andere Bereiche profi- tierten. So wird die Region nicht nur für weitere Unternehmen als attraktiver Standort sondern auch als beliebter Wohn- und Arbeitsstandort wahrgenommen.

 Gründe für zusätzlichen Flächenbedarf für Neuansiedlung In der Region herrscht eine ungebrochen hohe Nachfrage nach gewerblichen Flächen. Aus diesem Grund hat der Regionalverband Heilbronn- Franken ein Regionales Gewerbeflächenentwicklungs- konzepts erarbeitet, in welchem Berechnungen zum gewerblichen Flächenbedarf aller Gemeinden der Region erstellt wurden. Für den GVV Krautheim wurde bis 2030 folgender gewerblicher Flä- chenbedarf ermittelt:  Krautheim: 7,5 ha (2 ha Reserve = noch nicht umgesetzte Bauflächen im FNP)  Dörzbach: 7,5 ha (2 ha Reserve = noch nicht umgesetzte Bauflächen im FNP)  Mulfingen: 35 ha (6 ha Bebauungsplanreserven in den IGD- Schwerpunkten).

Die Ergebnisse des Gewerbeflächenentwicklungskonzepts flossen in die 18. Änderung des Regi- onalplans ein, in welcher die Schwerpunkte für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen weiterent- wickelt wurden. Der Satzungsbeschluss der 18. Änderung des Regionalplans wurde am 03.07.2020 gefasst, der bisherige Schwerpunkt Mulfingen- Hollenbach wird darin um 12,6 ha in nordöstlicher Richtung erweitert.

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4.5 Fazit Der absolute zusätzliche Flächenbedarf für Wohnbauflächen weist nach Abzug aller Flächenpotenziale im Planungszeitraum bis 2030 für alle Mitgliedsgemeinden negative Werte auf. Allerdings besteht in allen drei Gemeinden eine hohe Nachfrage nach zusätzlichem Wohnraum, welche sich nicht allein durch die Aktivie- rung innerörtlicher Potenziale decken lässt.

In Dörzbach ist lediglich die Umwidmung einer Sondergebietsfläche sowie einer gemischten Baufläche in Wohnbauflächen vorgesehen, dabei handelt es sich um innerörtliche Areale, eines ist zwischenzeitlich komplett bebaut und der zugehörige Bebauungsplan schon seit 2016 rechtskräftig. Zusätzliche Ausweisun- gen von Wohnbauflächen sind in Dörzbach nicht vorgehsehen, so dass kein weiterer Flächenverbrauch droht.

Sowohl in den Ortsteilen als auch direkt in Mulfingen sind noch unbebaute/ unbeplante Flächenreserven in nicht geringem Umfang vorhanden. Daher ist die Gemeinde Mulfingen bestrebt, keine Neuausweisungen vorzunehmen, sondern bereits überplante Flächen weiterzuentwickeln. Der Schwerpunkt der Entwicklung soll sich dabei vorrangig in der Nähe zentraler Infrastrukturen und damit im Kernort Mulfingen und dem nahegelegenen Jagstberg abspielen. Aufgrund der positiven Arbeitsplatzentwicklung der Firmen ebm-papst und Jako übersteigt die Zahl der Arbeitsplätze in der Gemeinde Mulfingen die Zahl der Einwohner. Der Agglomerationseffekt durch die ge- nannten Großunternehmen hat sich positiv auf die Gemeinde als Gewerbestandort ausgewirkt, weshalb sich Mulfingen zu einem der größten Standorte für Arbeitsplätze im Hohenlohekreis entwickelt hat. Diesem Umstand wird auch in der 18. Änderung des Regionalplans durch die Erweiterung des Schwerpunkts Mul- fingen- Hollenbach um 12,6 ha Rechnung getragen. Die Einpendler nach Mulfingen sollen im Sinne einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung durch bedarfsge- rechte Wohnangebote zu Einwohnern umgewandelt werden. Zusätzlich besteht aber auch für junge Fami- lien und ältere Bürger der Bedarf an spezifischen Wohnangeboten, der derzeit in Mulfingen nicht adäquat gedeckt werden kann. Mit Hilfe der Umwidmung von Gewerbeflächen und gemischten Bauflächen in Wohnbauflächen im Bereich des Wertplatzes, möchte die Gemeinde Mulfingen ein attraktives, zentrumsnahes Wohnquartier mit Zu- kunftscharakter schaffen, wo durch die Bereitstellung von Miet- und Eigentumswohnungen aus Pendlern Einwohner werden können. Im selben Quartier soll barrierefreier Wohnraum für Senioren und Reihenhäu- ser für Familien umgesetzt werden, wodurch im neuen Quartier Wertplatz all die benötigten Wohnformen , die derzeit in Mulfingen noch fehlen.

Die geplanten gewerblichen Erweiterungen orientieren sich an der tatsächlichen Nachfrage und dem durch den Regionalverband ermittelten Bedarf.

Seite 26 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 5 Festsetzungen Legende der nachfolgenden Grafiken:

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5.1 Erweiterung „Gewerbe- und Industriepark Mittleres Jagsttal II" (4,1 ha)

(Änderungs-Nr. 9/1)

Entsprechend der derzeitigen Aufstellung des Bebauungsplanes Gewerbe-Industrie-Park „Mittleres Jagst- tal II“ wird die geplante Baufläche im Flächennutzungsplan dargestellt.

Anlass für die Aufstellung des Bebauungsplanes Erweiterung „Gewerbe-Industrie-Park Mittleres Jagsttal II“ in Dörzbach sowie die Aufstellung der örtlichen Bauvorschriften ist das Bestreben, weitere Gewerbe- flächen ortsnah zur Verfügung stellen. Die bereits ansässigen Firmen innerhalb des Gewerbe-Industrie- Parks haben bei der Gemeinde ihr Interesse an weiteren Flächen für Firmenerweiterungen oder Umsied- lungen bekundet. Die Gemeinden Dörzbach und Krautheim möchten dadurch eine Förderung der Wirt- schaftskraft sowie eine Verbesserung der lokalen Arbeitsplatzsituation erreichen. Der Bebauungsplan schafft die notwendige Rechtsgrundlage für die Bebauung.

Die Betroffenheit geschützter Tier- und Pflanzenarten gem. § 44 BNatSchG wurde in einer speziellen artenschutzrechtlicher Prüfung überprüft. Diese ist Bestandteil des Bebauungsplanes.

Der nordwestliche Teil des Vorhabens befindet sich innerhalb des Landschaftsschutzgebietes "Jagsttal mit Nebentälern und angrenzenden Gebieten". Um das Vorhaben im geplanten Umfang umsetzen zu können, ist eine Änderung der Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes erforderlich. Der Antrag auf das Ände- rungsverfahren wurde bereits eingereicht.

Außerdem befindet sich das Vorhaben innerhalb eines Vorbehaltsgebietes für Erholung, wodurch Land- schaftsräume gekennzeichnet sind, die sich aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit, der Ausgewogen- heit der Kulturlandschaft und der geringen Umweltbelastung sowie der natürlichen und nutzungsbedingten Voraussetzungen, der Nähe zu Nachfrageschwerpunkten und der Lage in einem zusammenhängenden Freiraumnetz in besonderem Maße für extensive landschaftsgebundene Erholungstätigkeiten, wie etwa Radwandern und Wandern, eignen. Entlang der nördlichen Verfahrensgrenze verläuft der stark frequen- tierte Radweg von Klepsau nach Rengershausen entlang des Altenbergs mit seinen landschaftsästhetisch hochwertigen Hangflächen. Mit Hilfe von Pflanzgeboten und grünordnerischen Festsetzungen muss im

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Zuge der Bebauungsplanung sichergestellt werden, dass die landschaftliche Erholungseignung erhalten bleibt und keine erhebliche Beeinträchtigung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Jagsttalbereichs zwischen Dörzbach und Klepsau entsteht.

An das Plangebiet grenzt im Süden und Norden das FFH-Gebiet „Jagsttal Dörzbach-Krautheim“ und ent- lang der Jagst das Vogelschutzgebiet „Jagst mit Seitentälern“ an. Im Zuge einer Natura 2000-Vorprüfung wurden mögliche Beeinträchtigungen überprüft. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass das Vorha- ben die Schutz- und Erhaltungsziele der Natura 2000-Gebiete nicht beeinträchtigt.

Das Plangebiet liegt in weiten Teilen innerhalb der HQ100-Linie der Jagst, weswegen ein Fachbüro mit der Bearbeitung einer wasserwirtschaftlichen Untersuchung inklusive einer Berechnung des erforderlichen Re- tentionsraumausgleiches beauftragt wurde. Ein Vorschlag zum Retentionsraumausgleich wurde bereits be- arbeitet und ist Bestandteil der Unterlagen des Bebauungsplanverfahrens.

Durch Grabungen, Begehungen und Lesefunde sind bereits umfangreiche vorgeschichtliche und mittelal- terliche Siedlungsreste in der Feldflur „Unteres Ried“ nachgewiesen, deshalb ist auch im Planbereich mit weiteren Funden und Befunden zu rechnen. Der ungestörte Erhalt steht grundsätzlich in öffentlichem Inte- resse, weshalb vor einer späteren Umsetzung das Vorgehen mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium abzustimmen ist.

Um die gute Bodenbeschaffenheit innerhalb des Plangebietes sinnvoll zu nutzen, sollen die bei der Bebau- ung abgetragenen Erden zur Bodenverbesserung von landwirtschaftlichen Flächen bereitgestellt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass sie ausschließlich diesem Zweck dienen und nicht für gärtnerische Ge- staltung oder in technischen Bauwerken verwendet werden.

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5.2 Sondergebiet „Reiterhof“ in Simprechtshausen (3,8 ha)

(Änderungs-Nr. 9/2

Ursprünglich sollte der Flächennutzungsplan des GVV Krautheim im Mulfinger Ortsteil Simprechtshausen entsprechend des abgeschlossenen Bebauungsplanverfahrens „Sondergebiet Reiterhof“ angepasst wer- den. Zwischenzeitlich hat sich die Situation jedoch dahingehend geändert, dass das Grundstück veräußert wurde und der aktuelle Besitzer andere Pläne hat, welche die Gemeinde Mulfingen mit einer Änderung des Bebauungsplans ermöglichen möchte. So soll am nordöstlichen Ortsrand von Simprechtshausen nun die Errichtung eines Zimmereibetriebs ermöglicht werden. Dazu wird der Bebauungsplan dahingehend geän- dert, dass das Plangebiet auf etwa 2ha verkleinert und in eine gemischte oder gewerbliche Baufläche um- gewandelt wird. Derzeit wird noch geklärt, welche Darstellung zu wählen ist. Durch die Reduzierung des Geltungsbereichs wird eine Schonung der ökologisch hochwertigen Bereichen im Osten angestrebt.

Der FNP wird im weiteren Verfahren angepasst und das Sondergebiet in die entsprechende Nutzung um- gewandelt, außerdem wird der östliche Teil ausgespart und dann wieder als landwirtschaftliche Fläche dargestellt.

Das Biotop „Märzenbach zwischen altem und neuem Feuersee“ wird von dem geänderten Geltungsbereich nicht mehr tangiert und weist dann einen ausreichenden Abstand zum Plangebiet auf.

Innerhalb des Plangebiet liegt eine Kernflächen des Biotopverbunds mittlerer Standorte, entlang des Mär- zenbachs werden zwei Kernfläche durch einen Kernraum miteinander verbunden. Um die Durchlässigkeit der Landschaft bei Simprechtshausen zu erhalten bzw. zu verbessern, sollten im Bebauungsplan randliche Pflanzgebote vorgesehen werden.

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5.3 Umwidmung einer Sondergebietsfläche in eine Wohnbaufläche (0,42 ha)

(Änderungs-Nr. 9/3)

Nördlich des Baugebiets „Seniorendorf“ am Zwetschgenrain liegt zwischen dem im Flächennutzungsplan festgesetzten Wohngebiet und dem FFH-Gebiet „Jagsttal Dörzbach-Krautheim“ eine mit Bäumen bestan- dene Fläche, die im rechtskräftigen Flächennutzungsplan als Sondergebiet festgesetzt ist. Als Nutzung der Sondergebietsfläche war eine Freilichtbühne vorgesehen. In der Zwischenzeit hat der Vorhabenträger da- von jedoch Abstand genommen und sich für einen anderen Standort entschieden.

Die Gemeinde Dörzbach möchte deshalb das Sondergebiet in ein Wohngebiet umwidmen und innerhalb der Ortslage zusätzliche Bauplätze zur Verfügung stellen. Zwischenzeitlich sind die ersten Bauplätze schon bebaut und es existiert nur noch ein freier Bauplatz. Da aber weitere Bauanfragen an die Gemeinde Dörzbach herangetragen wurden, wird schon eine Erweiterung des Wohnbaugebiets „Zwetschenrain“ auf den Weggebracht.

Direkt im Anschluss an das Plangebiet grenzt im Norden das FFH-Gebiet „Jagsttal Dörzbach-Krautheim“ an. Auswirkungen sind auf die relevanten FFH-Lebensraumtypen Extensive Mähwiesen und Trockenrasen infolge der Errichtung zusätzlicher Wohnbebauung nicht zu erwarten. Aufgrund der ökologischen Ausstattung des Plangebietes waren artenschutzrechtliche Bedenken gem. § 44 BNatSchG zu erwarten, die mit Hilfe von Ausgleichs- und Minimierungsmaßnahmen abzugelten waren. Details sind in den speziellen artenschutzrechtlichen Prüfungen zu entnehmen, die im Zuge der konkretisierenden Bauleitplanung angefertigt werden.

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5.4 Herausnahme Sondergebiet „Bauhof Mulfingen" (0,77 ha)

(Änderungs-Nr. 9/4)

Aufgrund der Umstrukturierung des Bauhofes infolge der Zusammenlegung mit dem Forstbetriebshof ent- stehen neue Raumerfordernisse zur Bewältigung der vielfältigen Aufgaben. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort entschied sich die Gemeinde Mulfingen für den Bereich (Flurstück 5001) neben der neuen Kläranlage, womit eine sachliche und organisatorische Zusammenarbeit der kommunalen Instituti- onen erfolgen könnte. Aufgrund der Lage des Plangebietes innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Jagsttal mit Nebentälern und angrenzenden Gebieten zwischen Kreisgrenze Schwäbisch Hall und Gemeindegrenze Kraut- heim/Schöntal“ wurde zur Umsetzung der Planung ein Verfahren zur Änderung des Landschaftsschutzge- bietes notwendig.

Bei der Beteiligung der Behörden im Zuge des Änderungsverfahrens wurden vom Regierungspräsidium Stuttgart, dem Regionalverband Heilbronn-Franken und dem privaten Naturschutz gravierende Einwen- dungen gegen das Vorhaben erhoben, so dass die Gemeinde Mulfingen nach Rücksprache mit dem Land- ratsamt von der Planung an diesem Standort Abstand nahm und sich auf den neuen Standort im bestehenden Gewerbegebiet Wertmühle verständigt.

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5.5 Abrundungssatzung Eberbach (0,3 ha)

(Änderungs-Nr. 9/5)

Am nordwestlichen Ortsrand von Eberbach wurde im Bereich der neuapostolischen Kirche mit Hilfe einer Abrundungssatzung der Ortsrand abgerundet und die Siedlungslücke zwischen der Wohnbaufläche im Nordwesten und dem Dorfgebiet geschlossen.

Es handelte sich um Flächen, die bereits im Kontext der Siedlung stehen und davon geprägt sind. Mit Hilfe der Abrundungssatzung wurden die planungsrechtlichen Voraussetzungen zur baulichen Nutzung der Flä- chen geschaffen.

Die gesamte Fläche befindet sich innerhalb des Wasserschutzgebietes „Brunnen/Wasen, Buchen- bach/Eberbach“. Auswirkungen auf den Wasserhaushalt infolge der Errichtung zusätzlicher Wohnbebau- ung sind nicht zu erwarten.

Unmittelbar benachbart zum Plangebiet liegen zwei denkmalgeschützte Kellerhäuser (Theodor-Häcker- Straße 6 und 8). Deren zugehörige Kelleranlagen befinden sich möglicherweise unter dem Plangebiet.

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5.6 Umwidmung einer Gewerbefläche in eine Wohnbaufläche (0,69 ha)

(Änderungs-Nr. 9/6)

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach zentrumsnahen Bauflächen, dieser Umstand spiegelt sich auch in den zahlreichen ELR- Antragsstellungen privater Eigentümer im Rahmen der Anerkennung Dörzbachs als Schwerpunktgemeinde wieder, sollen an der Mittelmühle durch die Wiedernutzbarmachung von in- nerörtlichen Frei- und Brachflächen Flächen für die Errichtung von Einzel- und Doppelhäusern bereitgestellt werden.

Das Plangebiet liegt im Innenbereich von Dörzbach und grenzt im Norden direkt an das bestehende Wohn- gebiet „An der Mittelmühle“ an. Somit handelt es sich um eine Nachverdichtungsmaßnahme, welche dem Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ entspricht und dem prognostizierten zusätzlichen Wohnraumbedarf der Gemeinde Dörzbach Rechnung trägt. Es werden innerörtliche Freiflächen sowie landwirtschaftliche Scheunen überplant.

Durch die Überplanung wurden die planungsrechtlich geordneten Voraussetzungen sowie Anreize für eine Bebauung innerhalb der Ortslage geschaffen und damit das innerörtliche Potenzial genutzt. Schon bei Planaufstellung existierten zahlreiche Anfragen von Bauwilligen, zwischenzeitlich sind alle Bauplätze be- baut.

Durch Grabungen, Begehungen und Lesefunde sind bereits umfangreiche vorgeschichtliche und mittelal- terliche Siedlungsreste in der Feldflur „Unteres Ried“ nachgewiesen, deshalb ist auch im Planbereich mit weiteren Funden und Befunden zu rechnen. Der ungestörte Erhalt steht grundsätzlich in öffentlichem Inte- resse, weshalb vor einer späteren Umsetzung das Vorgehen mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart abzustimmen ist.

Zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes innerhalb der Gesamtfläche wurden grünordnerische Festsetzungen zur inneren Durchgrünung festgesetzt.

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5.7 Sondergebiet Hüttengebiet „Badersberg I & II“ (0,35 ha)

(Änderungs-Nr. 9/7)

Südlich des Mulfinger Ortsteils Zaisenhausen im Gewann „Badersberg“ ist die Ausweisung eines Sonder- gebietes für Geräte- und Holzlagerhallen geplant, dabei werden Flächen beansprucht, die als Altab- lagerung mit dem Handlungsbedarf B (Belassen) – Neubewertung bei Expositionsänderung im Boden- schutz- und Altlastenkataster (Flächennr. 00052) verzeichnet sind.

Ein bereits bestehendes Hüttengebiet befindet sich nördlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hierfür wurde bereits 1991 ein Bebauungsplan aufgestellt. Der Flächennutzungsplan wird für diesen Be- reich den tatsächlichen Bedingungen angepasst.

Das neue Sondergebiet umfasst den nordöstlichen Teilbereich des Flurstücks 3126 und das Flurstück 3114/1 und überplant etwa 1.500m² einer landwirtschaftlich genutzten Wiesenfläche, welche hauptsächlich eine Bedeutung als Jagdhabitat für Vögel und Fledermäuse besitzt. Die im Zuge des Bebauungsplanver- fahrens angefertigte saP stellte in den Saumbereichen der beiden großen linearen Feldgehölze ebenfalls Lebensraumstrukturen für geschützte Reptilien fest. Zur Verhinderung des Eintretens artenschutzrechtli- cher Verbotstatbestände wurde eine Baufeld- sowie Bauzeitenbeschränkung festgesetzt, die in den Be- bauungsplan übernommen wurden.

Da Kernflächen des Biotopverbunds betroffen sind, werden im Bebauungsplan grünordnerische Festset- zungen getroffen, die von den Maßnahmenvorschlägen des Fachplans "Landesweiter Biotopverbund" ab- geleitet wurden und zusammen mit der öffentliche Grünfläche im Grenzbereich zum Biotop `Naturnaher Bach II südlich Zaisenhausen´ die Qualität besitzen, die Durchlässigkeit der Landschaft südlich von Zaisenhausen zu erhalten und als verbindende Kleinstrukturen zu fungieren.

Das Plangebiet liegt innerhalb eines Vorbehaltsgebiets für Erholung des Regionalplans Heilbronn- Franken. Darin sollen die natürlichen und kulturellen Erholungsvoraussetzungen in ihrem räumlichen Zusammenhang erhalten und den Belangen der landschaftlichen Erholungseignung ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Zum gleichwertigen Erhalt der landschaftlichen Schönheit des Ortsrandbereichs von Zaisenhausen wurde eine Eingrünung vorgesehen.

Seite 35 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.8 Erweiterung Gewerbegebiet „Siegenwasen“ (1,9 ha)

(Änderungs-Nr. 9/8)

Das bestehende Gewerbegebiet „Siegenwasen“ in Hollenbach soll um etwa 2ha in östliche Richtung er- weitert und an die Landesstraße 1020 angebunden werden. Dabei werden intensiv ackerbaulich genutzte Flächen in Anspruch genommen. Das momentan betriebene Bebauungsplanverfahren „Siegenwasen, 2. Erweiterung“ schafft die notwendigen Rechtsgrundlagen für die geplante Bebauung bzw. Nutzung. Gleich- zeitig wird in diesem Verfahren die notwendige Regenrückhaltung geregelt, was durch ein Regenrückhal- tebecken auf der gegenüberliegenden Seite der L1020 erreicht werden soll. Bei der Planumsetzung sind die Belange der südlich der L1020 gelegenen landwirtschaftlichen Aussiedlung ausreichend zu berücksich- tigen.

Zur Überprüfung artenschutzrechtlicher Belange wurde 2017 eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung erarbeitet, eine Betroffenheit ist vor allem hinsichtlich von Bodenbrütern zu erwarten, denen durch das Vorhaben Lebensraum verlorengeht. Unter der Berücksichtigung vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen für die Feldlerchen sowie einer Baufeld- und Bauzeitenbeschränkung kann eine Erfüllung der Verbotstatbe- stände des § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG ausgeschlossen werden.

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5.9 Sondergebiet „Hüttengebiet Rengerstal“ (1,4 ha)

(Änderungs-Nr. 9/9)

In ländlichen Regionen bleibt Holz das bevorzugte Heizmaterial für den häuslichen Bereich, wodurch auch in Dörzbach ein hoher Bedarf an Holzlagerplätzen besteht. Andererseits besteht ebenfalls die Erfordernis für Geräteschuppen. Da innerorts keine verträglichen Standorte für Neubauten existieren und von der Natur der Sache ein außerörtlicher Standort aus Emissionsgründen vorzuziehen ist, soll an einem zentralen Standort die Möglichkeit zur Errichtung von Holz- und Geräteschuppen ermöglicht werden.

Um den verträglichsten und am besten geeigneten Standort zu ermitteln, fertigte die Gemeinde Dörzbach eine Alternativenprüfung mit zahlreichen möglichen Standorten an. Im folgenden Kartenausschnitt sind die untersuchten Alternativstandorte dargestellt, der Großteil befindet sich im Talraum der Jagst um den Hauptort Dörzbach, aber auch die Weiler Eisenhutsrot, Heßlachhof und Wendischenhof wurden auf eine Eignung hin überprüft.

Seite 37 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Die Standorte wurden hinsichtlich folgender Kriterien beurteilt:  Erreichbarkeit  Flächenbedarf  Flächenverfügbarkeit  Erschließung  Lärmschutz  Nähe zu Schutzgebieten  Lage in Überschwemmungsgebieten  Lage in Schutzgebieten  Landschaftliche Einbindung

Die Alternativstandorte 1 und 2 liegen wie der geplante Standort des Hüttengebiets im Rengerstal, die Alternative 1 grenzt an ein Naturschutzgebiet an und ist teilweise als Maßnahmenfläche im Management- plan zum Natura 2000 Gebiet festgesetzt. Die Alternativfläche 2 ist bereits als gewerbliche Baufläche im FNP vorgesehen, aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung drohen an diesem Standort Lärmkonflikte. Die Standorte 3 und 12 östlich der Jagst und der B19 weisen beste Ackerböden auf, zudem ist die Anbau- verbotszone der B19 zu beachten. Der Standort 4 befindet sich in der geplanten Erweiterungsfläche des interkommunalen Gewerbegebiets, die Umsetzung erscheint wegen der Lage im Überschwemmungsgebiet und dem daraus resultierenden Retentionsausgleich sehr schwierig.

Seite 38 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Da sich die Flächen nicht im Eigentum der Gemeinde befinden und zudem einen hohen ökologischen Wert aufweisen (Streuobstwiesen und Extensivgrünland), scheiden die Alternativstandorte 5, 10 und 11 für die Umsetzung des Hüttengebiets aus. Die Lage im Überschwemmungsgebiet der Jagst sowie die Eigentumsverhältnisse und die Lärmproblema- tik wegen der angrenzenden Wohnbebauung mindern die Eignung der Alternativstandorte 6, 7 und 8 er- heblich. Die Fläche der ehemaligen Kläranlage (Nr.9) befindet sich zwar im Eigentum der Gemeinde, hier soll allerdings durch den Rückbau der erforderliche Retentionsausgleich für die Erweiterung des interkom- munalen Gewerbegebiets geschaffen werden. Die Alternativstandorte 13, 14 und 15 befinden sich an den Ortsrändern von Eisenhutsrot, Heßlachshof und Wendischenhof. Hierbei handelt es sich um kulturhistorisch bedeutende und ökologisch hochwertige Streuobstbestände am Ortsrand, welche sehr nahe an der nächsten Wohnbebauung liegen und sich nicht im Eigentum der Gemeinde befinden. Unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien wurde die Eignung des jeweiligen Standorts in 3 Stufen (hoch, mittel, gering) beurteilt, hierbei setzte sich der geplante Standort im Rengerstal deutlich gegen die Alternativstandorte durch und konnte außer bei den Kriterien „Lage in oder in der Nähe zu Schutzgebieten“ und der „Landschaftlichen Einbindung“ überall eine hohe Eignung aufweisen.

Der gewählte Standort im Rengerstal befindet sich in ökologisch hochwertigem Umfeld und ist selbst Be- standteil des Kernraums des Biotopverbunds trockener Standorte, weswegen im Bebauungsplanverfahren mit Hilfe grünordnerischer Festsetzungen die Durchlässigkeit der Landschaft erhalten werden muss.

Außerdem befindet sich das Vorhaben innerhalb eines Vorbehaltsgebietes für Erholung, wodurch Land- schaftsräume gekennzeichnet sind, die sich aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit, der Ausgewogen- heit der Kulturlandschaft und der geringen Umweltbelastung sowie der natürlichen und nutzungsbedingten Voraussetzungen, der Nähe zu Nachfrageschwerpunkten und der Lage in einem zusammenhängenden Freiraumnetz in besonderem Maße für extensive landschaftsgebundene Erholungstätigkeiten, wie etwa Radwandern und Wandern, eignen. Das geplante Hüttengebiet befindet sich etwa 2,50m tiefer als der stark frequentierte Radweg, weswegen durch eine möglichst verträgliche Gestaltung der Hütten eine Beeinträch- tigung des landschaftsästhetisch hochwertigen Umfelds vermieden werden muss. Gemäß diesen Vorga- ben wurden im nachgelagerten Bebauungsplanverfahren Gestaltungsfestsetzungen zu einer landschafts- verträglichen Umsetzung getroffen, wodurch eine harmonische Einbettung in die Landschaft erreicht wer- den soll. Konkret handelt es sich um die Festsetzung einer geringen zulässigen Traufhöhe, enge Festset- zungen bei Dachneigung und Dachform sowie den Zwang zur Verwendung ortstypischer Materialien und Vorgaben zur Gestaltung und Farbauswahl.

Der Entwurf des Bebauungsplanes „Sondergebiet Hüttengebiet Rengerstal“ liegt derzeit im Entwurf vor. Hierfür wurde eine Relevanzprüfung zum Artenschutz angefertigt. Darin wurde dem Plangebiet die Funk- tion eines nicht regelmäßig aufgesuchten Nahrungshabitats für Fledermäuse und Vögel zugeordnet. Lediglich während der Bauarbeiten sind untergeordnete Störungen in Form von Staub und Lärm zu erwar- ten. Ebenfalls im Bebauungsplanverfahren wurde die Thematik des Waldabstandes gem. § 4 Abs.3 LBO be- handelt. An der schmalsten Stelle des geplanten Hüttengebiets beträgt der Waldabstand etwa 20m. Die zuständige Forstbehörde teilte mit, dass bei Gebäuden, die nicht dem ständigen Aufenthalt dienen, ein Abstand von 10 – 15 m als ausreichend erachtet wird.

Im Umfeld des Plangebiets sind Waldbereichen mit besonderen Funktionen vorhanden. Es handelt sich hierbei um Bodenschutzwald und Erholungswald.

Grundsätzlich eignen sich fast alle Wälder aufgrund des speziellen Klimas und der frischen Luft besonders zur Erholung, da alle Extreme, wie z.B. Hitze, Kälte, Wind, Luftfeuchtigkeit durch die Vegetation ausge- glichen wird. Als Erholungswald werden vor allem Waldflächen in Siedlungsnähe oder in landschaftlich besonders attraktiven Bereichen ausgewiesen.

Durch die Durchwurzelung der Bäume bis in tiefe Erdschichten kommt es in Verbindung mit der Boden- lagerung zu einer mechanischen Verfestigung des Bodens. Bodenschutzwald kommt eine wichtige Schutz- funktion für wind- und wassererosionsgefährdete Flächen zu, außerdem werden Bodenrutschungen und Erdabbrüche verhindert. Weiterhin wirken Bodenschutzwälder dem Humusschwund, Bodenverdichtungen und Vernässungen entgegen.

Die spezifischen Waldfunktionen müssen auch zukünftig in den festgesetzten Waldgebieten uneinge- schränkt erfüllt werden, darauf ist bei der Umsetzung des Hüttengebiets besonders zu achten.

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5.10 Umwidmung Sonderbauflächen in Gewerbeflächen (0,65 ha)

(Änderungs-Nr. 9/10)

Die bestehenden Sonderbauflächen westlich des Edeka-Marktes werden in Gewerbeflächen umgewandelt, zudem werden diese Gewerbeflächen noch um die Flurstücke 6431 und 6432 erweitert. Für diesen Bereich wird derzeit schon das Bebauungsplanverfahren „Au IV“ betrieben, wodurch die Umsiedlung eines Lebens- mittelmarktes von Krautheim nach Dörzbach ermöglicht werden soll. Es handelt sich hierbei um kleinflächi- gen Einzelhandel mit einer Verkaufsfläche unter 800m².

An das Plangebiet grenzt im Süden und Norden das FFH-Gebiet „Jagsttal Dörzbach-Krautheim“ und ent- lang der Jagst das Vogelschutzgebiet „Jagst mit Seitentälern“ an, eine mögliche Betroffenheit der Schutz- gebiete ist in einer Natura 2000- Vorprüfung im Zuge der Bebauungsplanung darzustellen.

Durch Grabungen, Begehungen und Lesefunde sind bereits umfangreiche vorgeschichtliche und mittelal- terliche Siedlungsreste in der Feldflur „Unteres Ried“ nachgewiesen, deshalb ist auch im Planbereich mit weiteren Funden und Befunden zu rechnen. Der ungestörte Erhalt steht grundsätzlich in öffentlichem Inte- resse, weshalb vor einer späteren Umsetzung das Vorgehen mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart abzustimmen ist.

Das Plangebiet liegt im südwestlichen Bereich innerhalb der HQ100-Linie der Jagst, weswegen im Zuge der Bebauungsplanung ein Wasserrechtsverfahren mit der Ermittlung und Darstellung des erforderlichen Retentionsausgleichs begonnen wurde. Für den erforderlichen Retentionsausgleich werden die baulichen Anlagen der ehemaligen Kläranlage Dörzbach abgebrochen und das Gebäude abgetragen.

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5.11 Sondergebiet Hüttengebiet Unterginsbach (0,29 ha)

(Änderungs-Nr. 9/11)

Um der wilden Lagerung von Holz und den damit verbundenen ästhetischen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft planerisch entgegenzutreten, beschloss der Ortschaftsrat von Unterginsbach, die Umsetzung eines Holz- und Maschinenhallengebiets anzugehen.

Der gewählte Standort ist das Ergebnis einer intensiven Suche, den verträglichsten und am besten geeig- neten Standort um Unterginsbach zu finden. Der Ortschaftsrat beurteilte sechs Standorte hinsichtlich folgender Kriterien:

 Erreichbarkeit  Einsehbarkeit/ Auswirkungen auf das Landschaftsbild  Verfügbarkeit  Auswirkungen auf naturschutzfachliche Schutzgebiete

Das Flurstück 383 liegt im Umfeld ökologisch sehr hochwertiger Strukturen innerhalb eines Landschafts- schutzgebiets am Märzenbach und besitzt für den Biotopverbund (trockene, mittlere und feuchte Standorte) eine Bedeutung. Die sensible Lage der Fläche und die zu erwartende Beeinträchtigung der geschützten Bereiche im Umfeld sprechen gegen diesen Standort.

Das Flurstück 469 liegt ebenfalls innerhalb des Landschaftsschutzgebietes und stellt als Kernraum des Biotopverbunds für trockene Standorte eine große Bedeutung für die Vernetzung von Lebensräumen dar. Da sich die Fläche zudem in Privateigentum befindet und umfangreiche Erdarbeiten notwendig wären, kann die Realisierung eines Hüttengebiets dort nicht gewährleistet werden.

Auch die Flurtücke 196, 198 und 200 sind Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes und erfüllen wichtige Funktionen für den Biotopverbund. Die Wiese auf dem Flurstück 198 ist zudem als FFH- Mähwiese in sehr gutem Zustand kartiert, es handelt sich dabei um eine artenreiche Trespen-Glatthaferwiese mit stellen- weise großem Vorkommen der Akelei und weiterer wertgebender Arten. Die Flächen befinden sich allesamt in Privatbesitz und liegen am Eingang des idyllischen Urteltals.

Seite 41 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Der vom Ortschaftsrat priorisierte Standort für das Hüttengebiet auf dem Flurstück 377 befindet sich bereits im Eigentum der Stadt Krautheim, was für eine schnelle Realisierung spricht. Die besondere Eignung der Fläche resultiert aus der räumlichen Nähe zu den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der Zügelhütte sowie der guten Erreichbarkeit durch das bestehende Wegenetz.

Das Plangebiet befindet sich südlich von Unterginsbach und liegt komplett innerhalb des Landschafts- schutzgebietes „Jagsttal mit Nebentälern und angrenzenden Gebieten zwischen Kreisgrenze Schwäbisch Hall und Gemeindegrenze Krautheim/Schöntal“. Westlich bildet der als Biotop klassifizierte „Gewässerbe- gleitende Auwaldstreifen südlich Unterginsbach“ die Grenze des im ökologisch hochwertigen Umfeld lie- genden Plangebietes, welches Bestandteil des Kernraums des Biotopverbunds mittlerer und trockener Standorte ist, weswegen im nachgelagerten Bebauungsplanverfahren mit Hilfe grünordnerischer Festset- zungen die Durchlässigkeit der Landschaft zu erhalten ist.

Auch das geplante Hüttengebiet in Unterginsbach liegt innerhalb eines Vorbehaltsgebietes für Erholung, wodurch Landschaftsräume gekennzeichnet sind, die sich aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit, der Ausgewogenheit der Kulturlandschaft und der geringen Umweltbelastung sowie der natürlichen und nut- zungsbedingten Voraussetzungen, der Nähe zu Nachfrageschwerpunkten und der Lage in einem zusam- menhängenden Freiraumnetz in besonderem Maße für extensive landschaftsgebundene Erholungstätig- keiten, wie etwa Radwandern und Wandern, eignen. Im Zuge des nachgelagerten Bebauungsplanverfah- rens sind geeignete Festsetzungen zu entwickeln, um eine möglichst verträgliche Gestaltung der Hütten zu garantieren und eine Beeinträchtigung des landschaftsästhetisch hochwertigen Umfelds zu verhindern. Neben einer Höhenbegrenzung sollte auf die Verwendung ortstypischer Materialien und Vorgaben zur Au- ßengestaltung und Farbgestaltung geachtet werden.

Der für die Umsetzung der Planung erforderliche Bebauungsplan soll nach dem Flächennutzungsplanver- fahren aufgestellt und aus dem Flächennutzungsplan entwickelt werden. Hierbei sind die Belange des Arten- und Naturschutzes ausreichend zu berücksichtigen. Außerdem ist in diesem Zuge der nach § 4 Abs.3 LBO erforderliche Waldabstand zu beachten, ggf. kann analog zum Hüttengebiet Rengerstal in Ab- stimmung mit der Forstbehörde ein geringerer Waldabstand erforderlich werden.

Im Umfeld des Plangebiets sind auch Waldbereichen mit besonderen Funktionen vorhanden. Es handelt sich hierbei um Bodenschutzwald und Erholungswald.

Grundsätzlich eignen sich fast alle Wälder aufgrund des speziellen Klimas und der frischen Luft besonders zur Erholung, da alle Extreme, wie z.B. Hitze, Kälte, Wind, Luftfeuchtigkeit durch die Vegetation ausgegli- chen wird. Als Erholungswald werden vor allem Waldflächen in Siedlungsnähe oder in landschaftlich be- sonders attraktiven Bereichen ausgewiesen.

Durch die Durchwurzelung der Bäume bis in tiefe Erdschichten kommt es in Verbindung mit der Bodenla- gerung zu einer mechanischen Verfestigung des Bodens. Bodenschutzwald kommt eine wichtige Schutz- funktion für wind- und wassererosionsgefährdete Flächen zu, außerdem werden Bodenrutschungen und Erdabbrüche verhindert. Weiterhin wirken Bodenschutzwälder dem Humusschwund, Bodenverdichtungen und Vernässungen entgegen.

Die spezifischen Waldfunktionen müssen auch zukünftig in den festgesetzten Waldgebieten uneinge- schränkt erfüllt werden, darauf ist bei der Umsetzung des Hüttengebiets besonders zu achten.

Seite 42 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.12 Umwidmung einer Mischbaufläche in eine Wohnbaufläche (0,17 ha)

(Änderungs-Nr. 9/12)

Am südwestlichen Ortsrand von Mulfingen soll auf bereits überplanten Flächen die Möglichkeit zur Schaf- fung weiteren attraktiven Wohnraums geschaffen werden. Das Plangebiet umfasst zwei hängige Wiesen- grundstücke mit Heckenbewuchs im direkten Umfeld der Jagst mit etwa 1.695 m².

Zur Errichtung eines Mehrfamilienhauses wird im Zuge der konkretisierenden Bauleitplanung ein Bebau- ungsplan aufgestellt, die frühzeitige Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung hat bereits stattgefunden.

Die Planung findet im Umfeld ökologisch sehr hochwertiger Flächen statt, der Auwaldstreifen an der Jagst ist als Biotop ausgewiesen, entlang der Jagst verläuft zudem das FFH-Gebiet `Jagsttal Langenburg-Mul- fingen´ sowie das Vogelschutzgebiet `Jagst mit Seitentälern´.

Die Jagst sowie das westlich gelegene Gebiet ist Teil des Landschaftsschutzgebietes `Jagsttal mit Neben- tälern und angrenzenden Gebieten zwischen Kreisgrenze Schwäbisch Hall und Gemeindegrenze Kraut- heim/Schöntal´.

Das Plangebiet selbst ist im Zuge der zu erarbeitenden speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung auf das vorhandene Artenspektrum hin zu untersuchen, Auswirkungen sind auf gehölzbrütende Vogelarten, Reptilien und Schmetterlinge zu erwarten. Neben einer Bauzeiten- und Baufeldbegrenzung werden daher auch vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen erforderlich werden.

Die sensible Lage des Plangebiets erfordert weitere Prüfungen im Zuge des Bebauungsplanverfahrens zur Ermittlung möglicher Auswirkungen auf die angrenzenden Schutzgebiete.

Seite 43 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.13 Umwidmung einer Mischbaufläche in eine Gemeinbedarfsfläche (0,4 ha)

(Änderungs-Nr. 9/13)

Im selben ökologisch hochwertigen und sensiblen Umfeld direkt an der Jagst möchte die Gemeinde Mul- fingen am östlichen Ortsrand eine Kindertagesstätte für 6 Kindergartengruppen mit umfangreichen Spiel- flächen im Freien umsetzen. Auch hierfür werden die zu erwartenden Auswirkungen auf die Natura-2000 Gebiete sowie das Landschaftsschutzgebiet im Zuge der Bebauungsplanung, die nach § 13a BauGB er- folgen soll, darzustellen sein.

Das Plangebiet mit einer Fläche von etwa 0,4 ha umfasst derzeit einen Kinderspielplatz mit Baumbestand sowie eine Zufahrstraße mit einer Linden-Baumreihe, zur Jagst hin wird das Plangebiet durch einen Damm abgeschirmt.

Die zum Bebauungsplanverfahren notwendige spezielle artenschutzrechtliche Prüfung wurde bereits 2019 angefertigt, darin wurden Beeinträchtigungen für baumhöhlenbewohnende Fledermäuse und gehölzbrütende Vogelarten festgestellt, weswegen neben einer Bauzeiten- und Baufeldbegrenzung auch vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen (Anbringen von Fledermaus- und Vogelnistkästen im Umfeld) er- forderlich werden.

Seite 44 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.14 Umwidmung von Gewerbe- und Mischbauflächen in eine Wohnbaufläche (3 ha)

(Änderungs-Nr. 9/14)

Auf den Flächen des Areals „Wertplatz“ zwischen dem geplanten Kitastandort im Norden und dem geplan- ten Mehrfamilienhaus am Lärchenweg soll durch die Umwandlung von gemischten Bauflächen und Gewer- beflächen in Wohnbauflächen ein neues Wohnquartier direkt an der Jagst entstehen. Damit soll auch dem im Gemeindeentwicklungskonzept beschlossen Ziel, Entwicklungsschwerpunkte zu bilden und die Siedlungstätigkeit auf den Kernort Mulfingen sowie Jagstberg zu konzentrieren, Rechnung getragen. Der Wertplatz stellt im Hauptort den topographisch günstigsten Standort für eine zukunftsfähige Wohnbau- entwicklung dar. Derzeit stehen im Gemeindegebiet hauptsächlich freistehende Einfamilienhäuser zur Verfügung, die Nach- frage nach differenzierterem Wohnraum ist jedoch sehr hoch.

So wird dem demographischen Wandel entsprechend zukünftig eine erhöhte Nachfrage nach barriere- freiem Wohnraum entstehen.

Die Gewerbestandorte Mulfingen und Hollenbach bieten ein hohes Arbeitsplatzangebot, wodurch viele Pendler angezogen werden. Für diese steht aktuell kein bedarfsgerechter Wohnraum zur Verfügung. Mit der Schaffung von Miet- und Eigentumswohnungen könnte diesem Defizit begegnet und aus Pendlern neue Einwohner in Mulfingen gewonnen werden.

Durch die Bereitstellung von Reihenhäusern kann auch für Familien flächenschonender Wohnraum ge- schaffen werden.

Im neuen Wohnquartier Wertplatz soll durch ein abgestimmtes Angebot an barrierefreiem Wohnen, Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihenhäusern, der dringend erforderliche Bedarf an spezifischem Wohnraum gedeckt und ein attraktives, fortschrittliches Wohnquartier geschaffen werden.

Seite 45 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Mit dem Ziel, ein Konzept für ein möglichst qualitätsvolles Wohnquartier mit Geschosswohnungsbau und einem Anteil Reihenhausbau zu erhalten, wurde deshalb ein Architektenwettbewerb ausgelotet. Der Bebauungsplan „Wertplatz“ soll nun die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung schaffen.

Das Plangebiet umfasst Ackerflächen, den Sportplatz, Wiesen mit und ohne Baumbestand, Obstwiesen und Hecken. Zwischen dem Plangebiet und der Jagst befindet sich ein Damm mit einem wassergebunde- nen Feldweg bzw. einem Grünweg.

Die zum Bebauungsplanverfahren notwendige spezielle artenschutzrechtliche Prüfung wurde bereits 2019 angefertigt, darin wurden Beeinträchtigungen für baumhöhlenbewohnende Fledermäuse, Reptilien und ge- hölzbrütende Vogelarten festgestellt, weswegen neben einer Bauzeiten- und Baufeldbegrenzung und Ver- grämungsmaßnahmen für Reptilien auch vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen (Anbringen von Fleder- maus- und Vogelnistkästen im Umfeld, Anlage von Stein- und Totholzhaufen und Sandlinsen) erforderlich werden.

Seite 46 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.15 Erweiterung Wohngebiet Bergle in Klepsau (0,48 ha)

(Änderungs-Nr. 9/15)

Da die verfügbaren Bauplätze in Klepsau größtenteils bebaut oder reserviert sind und weitere Anfragen nach Bauplätzen an die Gemeindeverwaltung herangetragen wurden, soll der im rechtskräftigen Flächen- nutzungsplan als Grünfläche dargestellte Bereich zwischen den Wohngebieten „Bergle“ und „Stra- ßenäcker“ in eine Wohnbaufläche umgewandelt werden. Mit der Ausweisung der 0,48ha großen Wohn- baufläche könnte ein Lückenschluss am nordwestlichen Ortsrand von Klepsau erreicht werden.

Das Plangebiet besteht allerdings aus ökologisch hochwertigen Streuobstwiesen, die zudem als Kernfläche des Biotopverbunds mittlerer Standorte klassifiziert sind. Um die Durchlässigkeit der Landschaft am west- lichen Ortsrand von Klepsau zu erhalten, werden daher neben umfangreichen grünordnerischen Festset- zungen zum größtmöglichen Erhalt der Gehölzstrukturen im Zuge der Bebauungsplanung voraussichtlich auch spezifische Ausgleichsmaßnahmen für den Biotopverbund im direkten Umfeld des Plangebiets not- wendig.

Das Plangebiet liegt innerhalb eines Vorbehaltsgebiets für Erholung des Regionalplans Heilbronn- Franken. Darin sollen die natürlichen und kulturellen Erholungsvoraussetzungen in ihrem räumlichen Zusammenhang erhalten und den Belangen der landschaftlichen Erholungseignung ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Dem Erhalt der landschaftlichen Schönheit im Umfeld der historischen Jagsttalbahnlinie ist im Zuge der Bebauungsplanung durch entsprechende gestalterische Festsetzungen besonders Rechnung zu tragen.

Im Zuge der Bebauungsplanung ist in einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung das vorhandene Artenspektrum zu ermitteln. Aufgrund der hochwertigen ökologischen Ausstattung des Gebiets sind Aus- wirkungen auf gehölzbrütende Vogelarten, Reptilien und Schmetterlinge zu erwarten. Neben einer Bauzei- ten- und Baufeldbegrenzung werden daher voraussichtlich auch vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen er- forderlich werden.

Seite 47 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.16 Umwidmung von Gewerbeflächen in Wohnbauflächen (2,8 ha)

(Änderungs-Nr. 9/16)

Aufgrund der großen Nachfrage nach Bauplätzen aus dem Ortsteil Gommersdorf hat die Stadt Krautheim 2018 den Bebauungsplan „Unter Au IV“ am westlichen Ortrand von Gommersdorf aufgestellt. Der überwie- gende Teil des Bebauungsplans war bereits in der 5. Fortschreibung des FNP`s enthalten, nun sollen auch die restlichen Flächen um den bestehenden KFZ- Reparaturbetrieb mit Lackiererei als Wohnbauflächen umgewidmet werden.

Die noch unbebauten Bauplätze der angrenzenden Baugebiete „Unter Au Nord“ und „Untere Au III“ sind bereits alle reserviert, von den 17 durch den Bebauungsplan „Unter Au IV“ geschaffenen Bauplätze sind schon über 70% vergeben. Die Stadt Krautheim legt zwar auch in Gommersdorf den Fokus auf die Um- nutzung und Aufwertung des Innenbereichs, gleichzeitig sollen jedoch auch schnell umsetzbare Baumög- lichkeiten geschaffen werden, um die Abwanderung junger einheimischer Familie zu verhindern.

Das Plangebiet befindet sich am westlichen Ortsrand von Gommersdorf oberhalb des alten Ortskerns und verbindet die beiden bestehenden Baugebiete „Untere Au III“ im Süden und „Untere Au Nord“ im Norden miteinander. Derzeit werden die unbebauten Flächen als Äcker und Wiesen sowie Streuobstwiesen und Kleingärten genutzt, zentral befindet sich der KFZ Betrieb, wovon Lärmimmissionen auf das Umfeld aus- gehen. Die Stadt Krautheim erarbeitet aktuell eine städtebauliche Konzeption, um eine verträgliche Lösung zwischen dem Gewerbebetrieb und der heranrückenden Wohnbebauung zu finden.

Zum Bebauungsplan „Untere Au IV“ wurde bereits 2016 eine saP vom Büro Veile durchgeführt, darin wurde vor allem für gehölz- und baumhöhlenbrütende Vogelarten eine Betroffenheit festgestellt. Neben vorgezo- genen Ausgleichsmaßnahmen (Anbringen von Nistkästen) wurde auch auf die zeitliche Beschränkung der Rodungsarbeiten gem. § 39 Abs.5 Nr.2 BNatSchG hingewiesen. Diese Vorgaben sind für den kompletten Bereich zu beachten.

Seite 48 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.17 Sondergebiet Hüttengebiet in Gommersdorf (1,1 ha)

(Änderungs-Nr. 9/17)

Mit der Ausweisung einer zentralen Fläche zur Errichtung von Holz- und Lagerhallen am nördlichen Ortrandbereich von Gommersdorf erhofft sich die Stadt Krautheim, der wilden und landschaftsbild- schädigenden Lagerung von Holz in der freien Landschaft entgegenzuwirken. Dazu wurde ein Standort am Ortsrand gewählt, von dem kein erheblicher Eingriff in Natur und Landschaft zu erwarten ist.

Die derzeitige intensive landwirtschaftliche Nutzung der Flächen lässt zudem nur eine sehr geringe Betrof- fenheit geschützter Tier- und Pflanzenarten zu erwarten. Details sind in einer dem Flächennutzungsplan nachgelagerten speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung zu untersuchen.

Der gewählte Standort liegt außerhalb des Gommersdorf umgebenden FFH-Gebiets „Jagsttal Dörzbach- Krautheim“, negative Auswirkungen auf das Schutzgebiet sind nicht zu erwarten.

Das Plangebiet beinhaltet landwirtschaftliche Nutzflächen und ist im nordwestlichen Bereich als Kernraum des Biotopverbunds mittlerer Standorte klassifiziert. Um die Durchlässigkeit der Landschaft zu erhalten bzw. zu verbessern, bietet sich im vorliegenden Fall eine randliche Eingrünung des Hüttengebiets am nord- östlichen Gebietsrand durch die Anlage von Gehölzpflanzungen an, wodurch eine Vernetzung der südli- chen Kernfläche ( Streuobstbestand) mit dem Baumbestand auf dem nördlich des Plangebiets gelegenen Flurstück 4334 erreicht werden kann. Im Zuge der Bebauungsplanung sollte dies in Form konkreter Festsetzungen verbindlich umgesetzt wer- den.

Seite 49 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.18 Erweiterung Gewerbegebiet BAGeno in Gommersdorf (0,58 ha)

(Änderungs-Nr. 9/18)

Die BAGeno Raiffeisen eG möchte den Betriebsstandort in Marlach erweitern und weitere Betriebsgebäude errichten. Deshalb soll das bestehende Gewerbegebiet um das Flurstück 5796 der Gemarkung Gommers- dorf erweitert werden. Es handelt sich allerdings um einen sehr sensiblen Standort im Jagsttal, der mit zahlreichen Restriktionen behaftet ist.

So befindet sich die Fläche innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Jagsttal mit Nebentälern und an- grenzenden Gebieten zwischen Kreisgrenze SHA und Gemeindegrenze Krautheim/ Schöntal“. Deshalb ist ein Genehmigungsverfahren zur Änderung des Landschaftsschutzgebiets beim Landratsamt Hohenlohe- kreis zu beantragen.

Zusätzliches liegt das komplette Flurstück im durch Rechtsverordnung festgesetzten Überschwemmungs- gebiet der Jagst, weswegen im Zuge der Bebauungsplanung ein Wasserrechtsverfahren mit der Ermittlung und Darstellung des erforderlichen Retentionsausgleichs durchgeführt werden muss.

Die nördlich an das Plangebiet anschließenden Hangflächen sind Bestandteil des Naturschutzgebiets „Stein“, dabei handelt es sich um einen Steilhang im Unteren Muschelkalk, der ein landschaftsprägendes Element des Jagsttales darstellt und Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen bereitstellt. Der Hangbe- reich ist ebenfalls Bestandteil des FFH- Gebiets „ Jagsttal Dörzbach- Krautheim“.

Auf der Ebene der konkretisierenden Bauleitplanung ist der Nachweis zu erbringen, dass von der Planung keine erheblichen Auswirkungen auf die angrenzenden Schutzgebiete und das darin enthaltene Artenin- ventar ausgehen.

Seite 50 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Außerdem befindet sich das Vorhaben innerhalb eines Vorbehaltsgebietes für Erholung, wodurch Land- schaftsräume gekennzeichnet sind, die sich aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit, der Ausgewogen- heit der Kulturlandschaft und der geringen Umweltbelastung sowie der natürlichen und nutzungsbedingten Voraussetzungen, der Nähe zu Nachfrageschwerpunkten und der Lage in einem zusammenhängenden Freiraumnetz in besonderem Maße für extensive landschaftsgebundene Erholungstätigkeiten, wie etwa Radwandern und Wandern, eignen. Dem Erhalt der landschaftlichen Schönheit im Umfeld ist im Zuge der Bebauungsplanung durch entsprechende gestalterische und grünordnerische Festsetzungen besonders Rechnung zu tragen.

Der nördliche Bereich des Plangebiets liegt im Suchraum des Biotopverbunds mittlerer Standorte , weswe- gen im nachgelagerten Bebauungsplanverfahren mit Hilfe grünordnerischer Festsetzungen die Durchläs- sigkeit der Landschaft zu erhalten ist.

Seite 51 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.19 Umwidmung von Gewerbeflächen in Mischbauflächen in Krautheim (1,7 ha)

(Änderungs-Nr. 9/19)

Im Zentrum von Krautheim befindet sich mit dem Bahnhofsareal eine große innerstädtische Brachfläche mit akutem Handlungsbedarf. Aber auch auf der gegenüberliegenden Seite der Altkrautheimer Straße liegen ungenutzte Flächen, hierbei handelt es sich um Betriebsgebäude einer ehemaligen Schreinerei und Überreste einer Gärtnerei.

Mit dem Ziel, einen attraktiven Stadtkern zu schaffen, soll das brachliegende Potenzial aktiviert und die Flächen sinnvoll entwickelt werden. Deshalb wurde die bestehende Sanierungssatzung „Im Tal II“ um die Flächen östlich der Altkrautheimer Straße ergänzt.

Der im rechtskräftigen Flächennutzungsplan als Gewerbeflächen dargestellte Bereich der ehemaligen Schreinerei und Gärtnerei sowie das Bahnhofsareal werden zukünftig als gemischte Bauflächen darge- stellt, wodurch die Voraussetzungen zur Entwicklung eines durchmischten Stadtzentrums mit urbanem Charakter geschaffen werden.

Die Überarbeitung des Flächennutzungsplans im Bereich des Stadtzentrums schafft die planungsrechtliche Basis für die Revitalisierung des Stadtzentrums unter der Prämisse einer flächensparenden, nachhaltigen Siedlungsentwicklung.

Seite 52 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.20 Umwidmung von innerörtlichen Misch- in Wohnbauflächen in Dörzbach (0,49 ha)

(Änderungs-Nr. 9/20)

Unter der Prämisse, ortsnah attraktive Flächen für die Errichtung von Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser zur Verfügung zu stellen, ändert die Gemeinde Dörzbach derzeit den bestehenden Bebauungsplan „Mi- Wohnen und Einkaufen“ dahingehend, dass die gemischten Bauflächen und die Gemeinbedarfsflächen in eine Wohnbaufläche umgewandelt werden.

Auf der etwa 0,49 ha großen Fläche im Zentrum von Dörzbach sollen 49 Wohnungen entstehen, wodurch eine Erhöhung der Einwohnerdichte angestrebt wird.

Das Plangebiet ist aktuell eine geschotterte, öffentliche Stellplatzfläche im Ortskern von Dörzbach und grenzt direkt an bestehende Wohnbebauung sowie Grundversorgungseinrichtungen ( Bäcker, Metzgerei, Sparkasse, Gaststätte, Post) an.

Im gültigen Bebauungsplan war im Bereich des Plangebiets der Rathausneubau mit Stellplätzen vorgese- hen, durch die Sanierung des alten Rathauses verlor die Fläche ihre Bestimmung und soll nun einer sinn- vollen Nutzung zugeführt werden. Dafür beschloss der Gemeinderat am 15.12.2020 den Bebauungsplan „Mi- Wohnen und Einkaufen“ im beschleunigten Verfahren nach § 13a BauGB zu ändern und das innerört- liche Potenzial zu aktivieren.

Zur Bebauungsplanänderung wurde eine artenschutzrechtliche Relevanzuntersuchung durchgeführt, um die Auswirkungen auf die vorkommenden geschützten Arten beurteilen zu können. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass durch das Vorhaben die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände des § 44 Abs.1 BNatSchG nicht erfüllt werden.

Seite 53 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

5.21 Darstellung einer Wohnbaufläche in Jagstberg

Im Mulfinger Ortsteil Jagstberg wurde durch die Aufstellung eines Bebauungsplans dem Eigentümer des Flurstücks 522 der Neubau eines Wohnhauses im direkten Anschluss an das bestehende Wohngebiet `Hoffeld´ ermöglicht.

Der Bebauungsplan wurde im beschleunigten Verfahren gem. § 13b BauGB (Einbeziehung von Außenbe- reichsflächen) aufgestellt.

Der Satzungsbeschluss des Bebauungsplans `Hoffeld Erweiterung erfolgte am 11.12.2019, der Flächen- nutzungsplan wird nun auf redaktionellem Wege entsprechend berichtigt.

Seite 54 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 6 Biotopverbundsystem Das Ziel des Biotopverbunds besteht hauptsächlich darin, Offenlandlebens- räume für heimische Arten zu sichern und funktionsfähige, ökologische Wechselbe- ziehungen in der offenen Landschaft zu be- wahren und zu entwickeln.

Es erfolgt dabei eine Unterscheidung in die drei Teilbereiche

"Offenland trockener",

"Offenland mittlerer" und

"Offenland feuchter Standorte" .

Mit dem Biotopverbund soll der genetische Biotopverbund trockener Standorte Austausch der Arten gewährleistet wer- den, damit Ausbreitungs- und Wiederbe- siedlungsprozesse stattfinden können. Grundsätzlich erfolgt eine Einteilung der Biotopverbundsflächen in die Kategorien  Kernflächen  Kernräume

und

 Suchräume.

Kernflächen und Kernräume bilden dabei das Grundgerüst, die in ihnen enthaltenen Quellpopulationen (Tiere und Pflanzen) sollen sich ausbreiten können. Mit dem Er- halt und der Pflege der Kernflächen und Kernräume erfährt der Biotopverbund eine Stärkung im Bestand. Suchräume wiederum besitzen die Eig- nung, als Trittsteine zu fungieren und eine Biotopverbund mittlere Standorte Vernetzung der Lebensräume sowie Durchgängigkeit der Landschaft zu erhö- hen. Gerade Säume oder Blühstreifen an Wegen und Äckern sowie Gewässerränder und Gräben ermöglichen mobilen Arten, entfernte Lebensräume zu erreichen und zu besiedeln.

Biotopverbund feuchter Standorte

Seite 55 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 7 Wasserwirtschaft/ Hochwasserschutz Nach § 78 Abs. 1 WHG ist „in festgesetzten Überschwemmungsgebieten die Ausweisung neuer Bauge- biete im Außenbereich in Bauleitplänen oder in sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch untersagt. Satz 1 gilt nicht, wenn die Ausweisung ausschließlich der Verbesserung des Hochwasserschutzes dient, sowie für Bauleitpläne für Häfen und Werfte.“

Die zuständige Behörde kann nach § 78 Absatz 2 abweichend von Absatz 1 Satz 1 die Ausweisung neuer Baugebiete ausnahmsweise zulassen, wenn

(1) keine anderen Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung bestehen oder geschaffen werden können,

(2) das neu auszuweisende Gebiet unmittelbar an ein bestehendes Baugebiet angrenzt,

(3) eine Gefährdung von Leben oder Gesundheit oder erhebliche Sachschäden nicht zu erwarten sind,

(4) der Hochwasserabfluss und die Höhe des Wasserstandes nicht nachteilig beeinflusst werden,

(5) die Hochwasserrückhaltung nicht beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhal teraum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen wird,

(6) der bestehende Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt wird,

(7) keine nachteiligen Auswirkungen auf Oberlieger und Unterlieger zu erwarten sind,

(8) die Belange der Hochwasservorsorge beachtet sind und

(9) die Bauvorhaben so errichtet werden, dass bei dem Bemessungshochwasser nach § 76 Absatz 2 Satz 1, das der Festsetzung des Überschwemmungsgebietes zugrunde liegt, keine baulichen Schäden zu erwarten sind.

8 Denkmalpflege Hinsichtlich des Denkmalschutzes ist § 20 des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetzes zu be- achten:

(1) Wer Sachen, Sachgesamtheiten oder Teile von Sachen entdeckt, von denen anzunehmen ist, dass an ihrer Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht, hat dies unverzüglich einer Denkmalschutzbehörde oder der Gemeinde anzuzeigen. Der Fund und die Fundstelle sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutzbehörde mit einer Verkürzung der Frist einverstanden ist. Diese Verpflichtung besteht nicht, wenn damit unverhältnismäßig hohe Kosten oder Nachteile verbunden sind und die Denkmalschutzbehörde es ablehnt, hierfür Ersatz zu leisten.

(2) Die höhere Denkmalschutzbehörde und ihre Beauftragten sind berechtigt, den Fund auszuwerten und, soweit es sich um bewegliche Kulturdenkmale handelt, zu bergen und zur wissenschaftlichen Bearbeitung in Besitz zu nehmen.

(3) Die Gemeinden sind verpflichtet, die ihnen bekannt werdenden Funde unverzüglich der höheren Denkmalschutzbehörde mitzuteilen.

Seite 56 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 9 Landwirtschaft Nach § 1a Abs. 2 Satz 2 BauGB ist der Flächenverbrauch ausdrücklich auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Vor diesem Hintergrund sind der Erhalt einer aktiven Landwirtschaft und die damit ver- bundene Pflege des Landschaftsbildes umso wichtiger. Ein sparsamer Umgang mit dem Landverbrauch ist daher nach BNatSchG § 15 Abs. 3 dringend zu beachten:

„Bei der Inanspruchnahme von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu nehmen, insbesondere sind für die landwirtschaftlich geeignete Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in An- spruch zu nehmen. Es ist vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder der Ersatz auch durch Maßnah- men zur Entsiegelung, durch Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen oder durch Be- wirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen, die der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden kann, um möglichst zu vermeiden, dass Flächen aus der Nutzung genommen werden.“

Landwirtschaftliche Belange gelten somit als berührt, wenn der Umfang, die Struktur oder die Nutzungs- möglichkeit landwirtschaftlicher Flächen verändert und/oder beeinträchtigt werden. Diese beziehen sich insbesondere auf Auswirkungen welche das landwirtschaftliche Handeln in Gegenwart oder Zukunft für Betriebsstandorte, deren Entwicklungsfähigkeit, Produktivität sowie die für die Landwirtschaft notwendige Infrastruktureinrichtungen beeinflussen.

Eine gesonderte Rolle spielen dabei die Güte und der Produktionsfaktor der Böden. Die vor allem für die Landwirtschaft besonders geeigneten Böden mit der ausgewiesenen Vorrangflur 1 und 2 sind in den agrarstrukturellen Belangen besonders zu beachten.

Bei denen als Vorrangflur 1 eingestuften Flächen handelt es sich um für die Landwirtschaft sehr gut geeig- nete Standorte, die gute Böden beinhalten und günstige agrarstrukturelle Voraussetzungen für eine wett- bewerbsfähige Landwirtschaft aufweisen. Überwiegend landbauwürdige Flächen, die mittlere Böden mit einer geringen Hangneigung aufweisen, werden als Vorrangflur 2 Flächen eingestuft. Landwirtschaftliche Flächen mit geringen Bodenzahlen und schlechten agrarstrukturellen Voraussetzungen werden als land- bauproblematische Grenzfluren und Untergrenzfluren eingestuft.

Im Verwaltungsgebiet des GVV Krautheim beschränken sich die Vorrangflur 1 – Flächen auf ein breites Band westlich der Jagst von Hohebach bis zum Bodenhof sowie die Weinbergsflächen von Dörzbach und Klepsau. Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen ist laut der Wirtschaftsfunktionenkarte als Vorrang- flur 2 eingestuft.

Seite 57 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Flächen der Vorrangflur I sind aufgrund ihrer ökonomischen Standortgunst oder der besonderen Eignung für den Anbau von Intensivkulturen für den ökonomischen Landbau und die Ernährungssicherung unver- zichtbar und deshalb der landwirtschaftlichen Nutzung vorzubehalten. Während Umwidmungen von Vor- rangflur I - Flächen ausgeschlossen werden müssen, wird für Vorrangflur II - Flächen die Empfehlung aus- gesprochen, diese Flächen der Landwirtschaft vorzubehalten. Sie stellen mit ihren mittleren Bodeneigen- schaften sowie ökonomischen Standortgunstfaktoren wichtige Flächen für den ökonomischen Landbau dar.

Seite 58 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim 10 Umweltbericht mit Eingriffsregelung 10.1 Einleitung Gemäß § 2 Abs. 4 Satz 1 BauGB ist bei der Aufstellung von Bauleitplänen für die Belange des Umwelt- schutzes eine Umweltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen und erheblichen Umweltauswir- kungen in einem Umweltbericht beschrieben werden.

Bei der Wiedernutzbarmachung von Flächen oder Maßnahmen der Nachverdichtung bzw. der Innenent- wicklung kann gem. § 13 BauGB von der Umweltprüfung nach § 2 Absatz 4 und dem Umweltbericht nach § 2a BauGb abgesehen werden. Daher wird für die Wiedernutzbarmachung der Flächen am Bahnhofsareal in Krautheim sowie in Dörzbach am Zwetschgenrain, der Mittelmühle und im Ortskern kein Umweltbericht angefertigt.

Gemäß Art. 4 SUP-RL wird bei Plänen innerhalb einer Programmhierarchie (von der Landesplanung bis zum Bebauungsplan) die Vermeidung von Mehrfachprüfungen angestrebt. Für die folgenden Vorhaben wurden bereits im Zuge der konkreten Bauleitplanverfahren detaillierte Umweltberichte angefertigt, daher wird auf eine Abhandlung im Zuge der FNP-Änderung verzichtet:  Erweiterung Interkommunales Gewerbegebiet „Mittleres Jagsttal II“  Sondergebiet „Reiterhof“ in Simprechtshausen  Umwidmung einer Sondergebietsfläche in ein Wohngebiet in Dörzbach  Abrundungssatzung Eberbach  Umwidmung einer Gewerbefläche in eine Wohnbaufläche in Dörzbach  Sondergebiet Hüttengebiet Rengerstal  Umwidmung Sonderbauflächen in Gewerbeflächen in Dörzbach  Umwidmung der Misch- und Gewerbebauflächen am Wertplatz in Mulfingen eine Gemeinbedarfs- sowie in Wohnflächen

Die Umweltprüfung sowie der Umweltbericht sollen jeweils den aktuellen Planungsstand, Inhalt und Detail- lierungsgrad ermitteln und bewerten.

Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und unter- einander gerecht abzuwägen (§ 1 (6) BauGB). Hierbei ist auch die Vermeidung und der Ausgleich der zu erwartenden Eingriffe in Natur und Landschaft (Eingriffsregelung nach dem BNatSchG) zu berücksichtigen (§ 1a (2) 2 BauGB).

Entsprechend Art. 3 Abs. 2 SUP-RL (Europäische Richtlinie zur Prüfung der Umweltauswirkungen be- stimmter Pläne und Programme) ist für alle Pläne der Bereiche Raumordnung oder Bodennutzung eine Umweltprüfung notwendig. Für den Flächennutzungsplan ist ein Umweltbericht in geeignetem Umfang not- wendig. Eine Ausnahme nach § 13 BauGB liegt nicht vor.

In der vorbereitenden Bauleitplanung wird in der Umweltprüfung eine geringere Detailschärfe als bei ei- nem verbindlichen Bauleitplan angewandt.

Ziele des Umweltschutzes in Fachplänen und Fachgesetzen Baugesetzbuch (BauGB) Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung mit den sozialen, wirtschaftlichen und um- weltschützenden Belangen in Einklang bringen. Damit wird das Ziel verfolgt, die Umwelt und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln. Außerdem sollen der Klimaschutz und die Klimaanpas- sung sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell erhalten und entwi- ckelt werden.

Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind die Belange des Umweltschutzes einschließlich des Naturschut- zes und der Landschaftspflege nach § 1 Abs. 7 zu berücksichtigen. Insbesondere soll mit Grund und Boden sparsam und schonend umgegangen werden; so soll die zusätzliche Flächeninanspruchnahme für bauli- che Nutzungen verringert werden, indem die Möglichkeiten der Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und anderen Maßnahmen zur Innenentwicklung genutzt und Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß begrenzt werden. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sollen nur in notwendigem Umfang umgenutzt werden (BauGB §1a, Abs. 2).

Dem Klimaschutz soll durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken und der Klimaanpassung dienen, Rechnung getragen werden (BauGB §1a, Abs. 5).

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Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege laut § 1, Abs. 1 BNatSchG sind es, Natur und Landschaft auf Grund ihres Eigenwertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen so zu schützen, dass 1. die biologische Vielfalt, 2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähig- keit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie 3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft dauerhalt gesichert sind.

Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) Laut § 1 des BBodSchG sind Ziel und Zweck des BBodSchG nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen. Schädliche Bodenveränderungen sind abzuwehren, der Boden und Alt- lasten sowie verursachte Gewässerverunreinigungen sind zu sanieren und es ist Vorsorge gegen nachtei- lige Einwirkungen auf den Boden zu treffen. Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich vermieden werden.

10.2 Bestandsaufnahme und Prognose der Umwelt Bewertungsgrundlage Die Bestandsaufname des Umweltberichtes zur Bewertung der Umwelt sowie die Ermittlung der Prognose der Umweltauswirkungen beruht auf einer rechnerischen Bilanzierung von einerseits bestehenden Land- schaftsbereichen und andererseits geplanten Flächennutzungen. Eine Gegenüberstellung beider Bilanzen („Bestand“ und „Prognose“) ergibt eine Gesamtbilanz, aus der abgelesen werden kann, ob und in welchem Umfang Ausgleichsmaßnahmen notwendig sind.

Entsprechend dem Leitfaden zur Bewertung der Biotoptypen Baden-Württembergs werden die Schutzgüter Landschaftsbild/Erholung, Boden, Wasser und Luft/Klima in haWE (Hektar-Werteinheit) bewertet. Für das Schutzgut Pflanzen und Tiere werden Biotoppunkte ermittelt. Die Schutzgüter Mensch/Kultur/Sonstiges werden verbal argumentativ behandelt.

Bei der Berechnung der Prognose wurden entsprechend der Zentralvorschrift §2 Abs. 2 Satz 1, für die Belange des Umweltschutzes die voraussichtlichen Umweltauswirkungen zugrunde gelegt.

Nach §17 BauNVO sind folgende maximale Versiegelungen anzunehmen:

max. Versiegelung

Wohnbaufläche (WA) 40 % Gemischte Baufläche (MD oder MI) 60 % Gewerbliche Baufläche 80 % Sonderbaufläche 60 %

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Schutzgut Pflanzen und Tiere – Prognose der Umweltauswirkungen Die rechnerische Bilanzierung basiert auf dem Leitfaden zur Biotoptypenbewertung Baden-Württemberg, herausgegeben von der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (abgestimmte Fassung Au- gust 2005):

„Das Bewertungskonzept besteht aus vier aufeinander aufbauenden Bewertungsmodulen und erlaubt eine den jeweiligen Erfordernissen angemessene Bearbeitungstiefe. Im Mittelpunkt steht das Standardmodul, welches auf einer 64-Punkte-Skala basiert und jedem Biotoptyp einen Grundwert zuweist. Es ermöglicht eine differenzierte Biotopbewertung. Ein daraus abgeleitetes Feinmodul erlaubt die genaue Betrachtung von Biotopausprägungen anhand vorgegebener Prüfmerkmale, die Zu- oder Abschläge vom Grundwert zulassen. Einsetzbar ist es beispielsweise, wenn höhere Anforderungen an die Bestandsbewertung gestellt werden oder wenn qualitative Veränderungen ein und desselben Biotoptyps zu bewerten sind. Ein Basis- modul mit fünf Wertstufen eignet sich dagegen insbesondere für einfache qualitative Vergleiche und ag- gregierte Darstellungen etwa im Rahmen einer Grobanalyse. Ein viertes Modul dient der Bewertung von neu geplanten Biotopen. Ein sogenannter Planungswert beziffert – wiederum mit einer 64-Punkte-Skala – die prognostizierte Biotopqualität nach einer Entwicklungszeit von 25 Jahren. Wegen des Prognosecha- rakters sind Zu- oder Abschläge vom Planungswert – analog zum Feinmodul – nur ausnahmsweise vorge- sehen. Stattdessen werden im Bedarfsfall zwei qualitativ unterschiedliche Ausgangsszenarien skizziert, mit jeweils eigenen Planungswerten.“

Im vorliegenden Umweltbericht wurde für die Bestandsbewertung das Basismodul verwendet, für die Be- wertung der Planung kam das Planungsmodul zum Einsatz.

Biotopbestandsaufnahme vor dem Eingriff Die Biotopwerte wurden nach dem Standardmodul bewertet. Es wurde ausgehend vom dominierenden Biotoptyp der jeweiligen Fläche ein Biotopwert für die gesamte Fläche festgesetzt.

Biotopwert Fläche Standard- Ortsteil Lage/ Bezeichnung Bilanzwert (m²) modul vor Eingriff

Hollenbach Erweiterung GE Siegenwasen 19.000 4 76.000 Unterginsbach SO Hüttengebiet 2.900 13 37.700 Klepsau WA Bergle 4.800 19 91.200 Gommersdorf WA Untere Au 28.000 4 112.000 Gommersdorf SO Hüttengebiet 11.000 4 44.000 Gommersdorf GE BAGeno 5.800 4 23.200 Summe 71.500 384.100

Seite 61 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Biotopbestandsaufnahme nach dem Eingriff Die Biotopwerte nach dem Eingriff wurden nach dem Planungsmodul bewertet. Es wird bei gewerblichen Bauflächen von einer Bebauung von 80% (Planungswert 1), bei einer Straßenfläche von 8% (Planungswert 1), bei einer Grünfläche von 5% (Planungswert 6) und bei einem Pflanzgebot mit Laubbäumen, Hecken, Gehölzsaum von 7% (Planungswert 16) ausgegangen. D.h. es entsteht ein Planungswert von 2,3 für die Berechnung der gewerblichen Bauflächen. Bei Hüttengebieten wird von einer Versiegelung mit Bebauung und Zuwegung von max. 60% (Planungswert 1), einer Grünfläche von 30% (Planungswert 6) und einem randlichen Pflanzgebotssaum aus Hecken und Bäumen von 10% (Planungswert 16) ausgegangen. Daraus resultiert ein Planungswert von 4. Bei Wohngebieten wird eine Versiegelung von 40% (Planungswert 1), Grünflächen mit 50% (Planungswert 6) und randliche Pflanzgebote von 10% (Planungswert 16) angenom- men, woraus ein Planungswert von 5 resultiert.

Fläche berechneter Ortsteil Lage/ Bezeichnung Planungs- Bilanzwert (m²) wert

Hollenbach Erweiterung GE Siegenwasen 19.000 2,3 43.700 Unterginsbach SO Hüttengebiet 2.900 4 11.600 Klepsau WA Bergle 4.800 5 24.000 Gommersdorf WA Untere Au 28.000 5 140.000 Gommersdorf SO Hüttengebiet 11.000 4 44.000 Gommersdorf GE BAGeno 5.800 2,3 13.340 Summe 71.500 276.640

Aus der Biotoptypenbewertung und der Auswertung der Biotopplanung ergibt sich ein Defizit in der Bilanz- wertung von 107.460 Punkten. Diese Biotoptypenbewertung und die Auswertung der Planung kann in die- sem Planungsstadium nur sehr überschlägig gerechnet werden. Der jeweilige Eingriff ist im verbindlichen Bauleitplanverfahren erneut zu berechnen und auszugleichen.

Schutzgut Landschaftsbild und Erholung „Die Erholungswirksamkeit der freien Landschaft wird maßgeblich durch die Attraktivität des Landschafts- bildes bestimmt. Das Landschaftsbild ist jedoch nicht als feststehender Begriff zu verstehen, sondern als Leitbild, das der Mensch sich von einem bestimmten Lebensraum macht. Es ist dem Wertewandel der Gesellschaft ausgesetzt und wird in verschiedenen Epochen und von verschiedenen Menschen unter- schiedlich empfunden. Als Funktionen dieses Schutzgutes werden allgemeine Naturerfahrungs- und Erlebnisfunktion, Erholungs- funktion sowie Informations- und Dokumentationsfunktion unterschieden. Die Analyse erfolgt allerdings nicht getrennt nach diesen Einzelfunktionen, sondern als deren Aggregation zum Schutzgut Landschafts- bild und Erholung.“ (Quelle: Empfehlungen für die Bewertung von Eingriffen in Natur und Landschaft in der Bauleitplanung, Teil A)

Die städtebaulichen Planungen ermöglichen eine Versiegelung der jeweiligen Plangebiete. Ein Eingriff in das Landschaftsbild kann durch überdimensionierte Bebauung, z.B. extreme Höhe der Gebäude, erfolgen. Durch eine festgesetzte Höhenbeschränkung in der verbindlichen Bauleitplanung unter Berücksichtigung der jeweiligen Hängigkeit des Gebietes kann der Eingriff minimiert werden.

Beim Schutzgut Landschaftsbild und Erholung werden die Hauptkriterien Vielfalt und Eigenart den jeweili- gen Stufen zugeordnet.

Die Bewertungsstufe nach dem Eingriff wird durch zu erwartende Vermeidungs- und Minimierungsmaß- nahmen (Eingrünungen, Höhenfestlegungen der baulichen Anlagen) minimiert.

Seite 62 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Schutzgut Landschaftsbild und Erholung

Fläche Ortsteil Lage/ Bezeichnung Stufe ha-WE Stufe ha-WE Defizit (ha)

vor Eingriff nach Eingriff ha-WE Erweiterung GE Hollenbach 1,9 D 3,8 E 1,9 -1,9 Siegenwasen Unterginsbach SO Hüttengebiet 0,29 B 1,16 C 0,87 -0,29 Klepsau WA Bergle 0,48 B 1,92 D 0,96 - 0,96 Gommersdorf WA Untere Au 2,8 C 8,4 D 5,6 - 2,8 Gommersdorf SO Hüttengebiet 1,1 C 3,3 D 2,2 - 1,1 Gommersdorf GE BAGeno 0,58 B 2,32 D 1,16 - 1,16 Summe 7,15 20,9 12,69 - 8,21

Schutzgut Luft und Klima

„Nach § 1 (1) des Naturschutzgesetzes von Baden-Württemberg ist die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, zu denen auch Luft und Klima zählen, nachhaltig zu sichern (§ 2 Nr. 7 und 8 NatSchG): „Luftverunreinigungen und Lärmeinwirkungen soll auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege entgegengewirkt werden.“ „Beeinträchtigungen des Klimas, insbesondere des Kleinklimas, sollen vermieden werden.““ (Quelle: Empfehlungen für die Bewertung von Eingriffen in Natur und Landschaft in der Bauleitplanung, Teil A)

Fläche Ortsteil Lage/ Bezeichnung Stufe ha-WE Stufe ha-WE Defizit (ha)

vor Eingriff nach Eingriff ha-WE Erweiterung GE Hollenbach 1,9 D 3,8 E 1,9 -1,9 Siegenwasen Unterginsbach SO Hüttengebiet 0,29 C 0,87 D 0,58 -0,29 Klepsau WA Bergle 0,48 B 1,92 D 0,96 - 0,96 Gommersdorf WA Untere Au 2,8 C 8,4 D 5,6 - 2,8 Gommersdorf SO Hüttengebiet 1,1 C 3,3 D 2,2 - 1,1 Gommersdorf GE BAGeno 0,58 C 1,74 D 1,16 - 0,58 Summe 7,15 20,03 12,4 - 7,63

Seite 63 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Schutzgut Boden Das Schutzgut Boden wird durch eine Überplanung in seiner Leistungsfähigkeit und Schutzbedürftigkeit beeinflusst. Hierbei kann das Schutzgut Boden prinzipiell folgende Eingriffe erfahren:

Leistungsfähigkeit des Bodens: . Verlust der Natürlichen Bodenfruchtbarkeit . Verlust als Sonderstandort für naturnahe Vegetation . Verlust der Funktion als – Ausgleichskörper im Wasserkreislauf . Verlust der Funktion als – Filter und Puffer für Schadstoffe . Archive der Natur- und Kulturgeschichte

Die vorstehenden Kriterien sind entsprechend dem Leitfaden für Planungen und Gestattungsverfahren der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg „Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit“ (Heft 23) separat zu betrachten und bewerten.

Schutzbedürftigkeit des Bodens: . Bodenverlust durch Versiegelung . Bodenverlust durch Abgrabungen . Bodenverlust durch Aufschüttung . Funktionsverlust durch Verdichtung

Das Schutzgut Boden wird durch die geplanten städtebaulichen Planungen verletzt. Ein Bodenverlust durch Versiegelung wird eintreten. Ein Funktionsverlust des Bodens aufgrund von Auf- und Abgrabungen sowie Verdichtung infolge der Baumaßnahmen. Der Eingriff auf das Schutzgut Boden wird insbesondere durch eine im verbindlichen Bauleitplanverfahren festgesetzte Minimierung der Bodenversiegelungen, -verdich- tungen bzw. -auffüllungen gering gehalten. Zudem ist der Schutz des Mutterbodens explizit in den pla- nungsrechtlichen Festsetzungen zu verankern.

Natürliche Bodenfruchtbarkeit „Böden als Grundlage des Pflanzenwachstums sind von großer Bedeutung für die Produktion von Nah- rungsmitteln und Biomasse. Bei der Bewertung von Böden wird die „natürliche Bodenfruchtbarkeit“ im We- sentlichen über den Bodenwasserhaushalt bestimmt, der im weiteren Sinne auch die Durchwurzelbarkeit und den Lufthaushalt erfasst.“ (Quelle: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit, Heft 23)

Ausgleichskörper im Wasserkreislauf „Böden wirken als Wasserspeicher. Sie nehmen Niederschlagswasser auf, speichern es in ihrem Poren- system und stellen es den Pflanzen zur Verfügung oder geben es verzögert an das Grundwasser ab. Neben verschiedenen anderen Faktoren tragen Böden somit zur Abflussregulierung und zum natürlichen Hoch- wasserschutz auf lokaler Ebene bei. Zur Beurteilung werden i. W. die Faktoren „Wasserleitfähigkeit bei Sättigung“ und „nutzbares Wasserspeichervermögen“ herangezogen. Zusätzlich werden das Relief und soweit erforderlich die Landnutzung berücksichtigt. Als „Ausgleichskörper im Wasserkreislauf“ sind was- serdurchlässige Böden mit hoher nutzbarer Speicherkapazität besonders geeignet.“ (Quelle: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit, Heft 23)

Filter und Puffer für Schadstoffe „Böden besitzen die Eigenschaft, Schadstoffe aufzunehmen, zu binden und mehr oder weniger dauerhaft aus dem Stoffkreislauf zu entfernen. Man unterscheidet die mechanische Filterung von partikulären Schad- stoffen und die Pufferung von gelösten Schadstoffen durch Adsorption an Tonminerale oder Huminstoffe oder durch chemische Fällung und Festlegung. Diese Vorgänge wirken dem Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser und der Aufnahme von Schadstoffen durch Pflanzen entgegen. Die Filter- und Puffer- prozesse sind von den Boden- und den Schadstoffeigenschaften abhängig.“ (Quelle: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit, Heft 23)

Seite 64 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Sonderstandort für naturnahe Vegetation „Im Allgemeinen bieten Standorte mit extremen Bedingungen (z. B. nass, trocken, nährstoffarm) gute Vo- raussetzungen für die Entwicklung einer stark spezialisierten und häufig schutzwürdigen Vegetation. Ext- reme Standorteigenschaften führen daher zu einer höheren, nährstoffreichere und frischere Standorte zu einer geringeren Einstufung der Leistungsfähigkeit eines Sonderstandorts für naturnahe Vegetation. Das bedeutet nicht, dass Standorte mit hoher Leistungsfähigkeit aktuell bereits eine stark spezialisierte, natur- schutzfachlich wertvolle Vegetation aufweisen. Es handelt sich dabei vielmehr um Standorte, die bei ent- sprechenden Nutzungsformen besondere Biozönosen entwickeln können und dementsprechend ein hohes Entwicklungspotenzial für spezialisierte Biotope aufweisen. Diese Biotope wiederum bilden einen Lebens- raum für seltene Tier- und Pflanzenarten und sind deshalb naturschutzfachlich wertvoll. Die Leistungsfä- higkeit eines Bodens als „Sonderstandort für naturnahe Vegetation“ wird im Wesentlichen durch den Was- serhaushalt, die Gründigkeit (siehe auch Hauffe et al.,1998) und das Nährstoffangebot (nährstoffarm) be- stimmt.“ (Quelle: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit, Heft 23)

Archive der Natur- und Kulturgeschichte „Wie in einer Urkunde sind in Böden ihre Entstehungsgeschichte sowie die Landschafts- und Kulturge- schichte dokumentiert. Beispiele für naturgeschichtliche Archive sind Endmoränen, die am Rande von Glet- schern aufgeschoben wurde, oder Moore, deren Torfe sich aus abgestorbenem organischem Material ent- wickelten. Aus Moorböden können z. B. durch Pollenanalysen Erkenntnisse über die Vegetation und damit auch über die klimatischen Verhältnisse in der Vergangenheit erlangt werden. Böden bewahren zudem Zeugnisse vergangener menschlicher Nutzung, indem sie z. B. Reste von Bauwerken bedecken oder selbst das Ergebnis einer historischen Bodenbearbeitung darstellen.“ (Quelle: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit, Heft 23)

Bewertung Die Bewertung des Schutzgutes „Boden“ erfolgt auf dieser Planungsebene überschlägig. Die Bodenfunkti- onskarten und Bodenschätzungskarten sind zum Umweltbericht der verbindlichen Bauleitplanung hinzuzu- ziehen und wurden auf dieser Planungsebene nicht berücksichtigt.

Art der baulichen Nutzung max. Versiegelung Beeinträchtigung

Wohnbaufläche (WA) 40 % mittel bis gering Gemischte Baufläche (MD, MI) 60 % mittel Gewerbliche Baufläche (GE) 80 % hoch Sonderbaufläche 60 % mittel

Seite 65 Begründung zur 9. Änderung des Flächennutzungsplanes des GVV Krautheim

Schutzgut Wasser Das Schutzgut Wasser ist nach Grund- und Oberflächenwasser getrennt zu bewerten.

Teilschutzgut Grundwasser Für das Teilschutzgut Grundwasser wurde folgendes Schema zur Bewertung von Flächen entwickelt: „Wichtigstes Kriterium ist die Durchlässigkeit verschiedener Gesteinsformationen, um die für die Bauleit- planung relevanten landschaftsplanerischen Funktionen Grundwasserdargebot und -neubildung beschrei- ben zu können. Die Klassifizierung der Durchlässigkeiten erfolgte in Baden-Württemberg auf der Basis der geologischen Gliederung in der Geologischen Übersichtskarte 1:350.000 („GÜK350“) des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (LGRB). Die Klassifizierung bezieht sich auf die geologischen Formationen und ist auf die in der Geologischen Karte (GK25) dargestellten Abgrenzungen übertragbar. Für die Ebene des Flächennutzungsplanes erscheint die Durchlässigkeit durchaus geeignet, um die Eingriffserheblichkeit grob beurteilen zu können. Für die Grundwasserneubildung spielen neben der Durchlässigkeit des Gesteins weitere Kriterien wie z.B. Nutzungsart (Wald, Acker etc.), Deckschichten oder andere überlagernde (drainierende) Schichten eine wichtige Rolle. Durch entsprechende Planung sollte auch eine Verunreinigung wertvoller Grundwasservorkommen vermieden werden. (Quelle: Empfehlungen für die Bewertung von Eingriffen in Natur und Landschaft in der Bauleitplanung, Teil A)

Entsprechend der Tabelle Bewertungsrahmen für das Teilschutzgut Grundwasser sind die Plangebiete wie folgt einzuordnen.

Fläche Ortsteil Lage/ Bezeichnung Stufe ha-WE Stufe ha-WE Defizit (ha)

vor Eingriff nach Eingriff ha-WE Erweiterung GE Hollenbach 1,9 C 5,7 D 3,8 -1,9 Siegenwasen Unterginsbach SO Hüttengebiet 0,29 C 0,87 D 0,58 -0,29 Klepsau WA Bergle 0,48 C 1,44 D 0,96 - 0,48 Gommersdorf WA Untere Au 2,8 C 8,4 D 5,6 - 2,8 Gommersdorf SO Hüttengebiet 1,1 D 2,2 E 1,1 - 1,1 Gommersdorf GE BAGeno 0,58 D 1,16 E 0,58 - 0,58 Summe 7,15 19,77 12,62 - 7,15

Teilschutzgut Wasser - Oberflächenwasser Die Errichtung von baulichen und sonstigen Anlagen in Gewässerrandstreifen ist nach § 68b Wassergesetz Baden-Württemberg (i.e. 10m im Außen- und 5m im Innenbereich, von der Böschungsoberkante gemes- sen) nicht zulässig. Finden dennoch Eingriffe statt, ist dies verbal zu bewerten. Eine quantitative Bilanzie- rung erfolgt nicht.

Eine Errichtung von baulichen und sonstigen Anlagen im Gewässerrandstreifen ist nicht vorgesehen und in der verbindlichen Bauleitplanung, wenn notwendig, festzuschreiben. In den Planungsrechtlichen Fest- setzung der jeweiligen Bebauungspläne ist auf die Beachtung der Schutzbestimmungen des Wasser- schutzgebietes hinzuweisen. Natürliche und naturnahe Gewässer sind zu erhalten und bei veränderten Gewässern ist ein naturnaher Zustand anzustreben. Bereits bestehende Gewässerentwicklungskonzepte und -pläne sind zu berücksich- tigen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Hochwasserabfluss nicht beschleunigt und ggf. ein entspre- chendes Rückhaltevolumen (Retentionsflächen) geschaffen wird. Eine Erhöhung der Hochwasserabflussspitzen zu Lasten der jeweiligen Unterlieger darf nicht erfolgen. Von Grundstücken, die nach dem 01.01.1999 bebaut, befestigt oder an die öffentliche Kanalisation ange- schlossen werden, soll das anfallende Niederschlagswasser versickert oder durch ortsnahe Einleitung in ein oberirdisches Gewässer beseitigt werden.

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Unter Berücksichtigung der Forderungen des § 1a WHG und § 3a Abs.2 WG liegt keine Beeinträchtigung für das Teilschutzgut Oberflächengewässer vor.

Mensch, Kultur- und sonstige Schutzgüter Durch die landwirtschaftliche Nutzung der geplanten Bauflächen sowie die angrenzenden vorhandenen Siedlungsflächen und Straßen sind diese Gebiete schon jetzt anthropogen geprägt. Eine Beeinträchtigung des Schutzgutes Mensch kann vor allem durch Emissionen und Immissionen resultieren, deshalb ist für jede geplante Baufläche im Zuge der konkretisierenden Bauleitplanung die Thematik des Immissionsschut- zes gesondert darzustellen und zu beurteilen.

Grundsätzlich sollte ein besonderen Wert auf die Eingrünung der Bauflächen gelegt werden.

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10.3 Kompensationsmaßnahmen Die Mitgliedsgemeinden des Gemeindeverwaltungsverbandes beabsichtigen, die zu erwartenden Eingriffe in Natur und Landschaft, wenn möglich innerhalb der jeweiligen Baufläche zu kompensieren.

Reicht diese Kompensation nicht aus werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen: . Eingrünung um die bebauten Ortslagen, insbesondere durch Streuobstwiesen . Biotopvernetzung zwischen den vorhandenen Wald- und Gehölzstrukturen . Renaturierungsmaßnahmen an den naturfernen, wasserführenden Bachläufen . Anpflanzen von Solitärgehölzen zur Verbesserung des Landschaftsbildes . Ersatz der alten Streuobstbestände durch neue resistente und robuste Kernobstsorten (insbeson- dere Apfel, Birne und Zwetschge) . Freihalten (Entbuschen) der Magerrasen

10.4 Vermeidungs- und Minimierungsgebot Die in den vorangegangenen Kapiteln benannten nachteiligen Auswirkungen lassen sich zumindest teil- weise durch entsprechende Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen auf ein unerhebliches Maß re- duzieren. Folgende Maßnahmen können in der verbindlichen Bauleitplanung greifen: . Durchführung klimatologischer Detailuntersuchungen bei einer Bebauung im Bereich von lokalen Windsystemen . Einhaltung von ökologisch begründeten Bauzeiten/ Durchführung von Schutzmaßnahmen nach DIN 18920 (bspw. bei angrenzenden, ökologisch sensiblen Bereichen) . Beschränkung der Versiegelung von Freiflächen auf das absolut notwendige Maß (Minimierung des Versiegelungsgrades) . Festsetzung zur Verwendung wasserdurchlässiger bzw. vegetationsfähiger Materialien für Stell- plätze, Fußwege, Lagerflächen u. ä. (soweit keine wassergefährdenden Stoffe gelagert werden) . Reduzierung der Abgrabungen und Bodenumlagerungen auf das unbedingt erforderliche Maß . Klärung der Schichtenwassersituation in der Vorbergzone; möglichst Versickern vor Ort und keine Ableitung dauerhaft fließender Schichtenwässer in die Kanalisation . Weitestgehender Erhalt hochwertiger Biotopbestände . Einhaltung von Mindestabständen ökologisch sensibler Biotopkomplexe . Vorrang der Retention und Versickerung des anfallenden unbelasteten Niederschlagswassers vor Ort oder auf angrenzenden Flächen . Landschaftliche Einbindung / Randeingrünung und Durchgrünung der neuen Siedlungsgebiete, Verwendung standorttypischer Gehölze . Anpassung der Höhe und Dichte der Bebauung sowie der Anordnung und Ausrichtung der Ge- bäude an die Durchlüftungserfordernisse . Dachflächenbegrünung ebener oder flach geneigter Dächer . Verzicht auf Verwendung von Leuchtreklame zur freien Landschaft hin . Verzicht auf Verwendung von Quecksilberdampf-Hochdrucklampen für die Straßen- und Außen- beleuchtung . Energieoptimierte Bauweise, Gebäudeformen und -ausrichtung sowie umweltfreundliche Infra- struktur (Energieversorgung, Verkehrsanbindung) . Höhenfestlegung um den Eingriff in das Landschaftsbild gering zu halten . Großzügige Ausweisungen von Pflanzgeboten . Eingrünung der Baugebiete

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10.5 Monitoring Gemäß § 4c BauGB überwacht die Gemeinde die erheblichen Umweltauswirkungen, die auf Grund der Durchführung der Bauleitpläne eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergreifen. Zielrichtung des Monitorings ist es, insbesondere die unvorhergesehenen Umweltauswirkungen nachhaltig zu erfassen.

Für die jeweiligen Bebauungsplanungen sind durch ein geeignetes Monitoringverfahren die Umweltauswir- kungen, die bei der Planaufstellung prognostiziert werden, nach der Umsetzung nachzuweisen.

In der Umsetzung der verbindlichen Bauleitplanung ist nachzuweisen: . ob die angewandte Prüfmethode, die auf der Basis der Biotopbewertung als Indikator für alle Schutzgebiete eingesetzt wurde, für das Plangebiet die richtige Bewertung lieferte. . ob die Wertfaktoren der Biotopbewertung auch langfristig vertretbar sind. . ob die Versiegelung des gesamten Plangebietes entsprechend der Prognosen eingehalten wurde. . ob es weitere Umweltbelastungen gab, die von der Natur der Sache nicht sicher vorhergesagt werden können – wie etwa ein erhöhtes Verkehrsaufkommen aufgrund der Ansiedelung eines Publikumsmagneten.

10.6 Zusammenfassung Umweltbericht Die geplanten Bauflächen beeinflussen grundsätzlich alle Schutzgüter.

Eine abschließende Aussage zu den einzelnen geplanten Bauflächen ist auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung zu treffen. Auf der Ebene des Flächennutzungsplanes kann die Eingriffs-Ausgleichsbilanz nur sehr überschlägig und grob berechnet werden, da noch keine konkrete Planungen, wie z.B. Grundflä- chenzahl, Größe der Pflanzgebote, Straßenfläche vorgegeben sind.

punkte)

Notwendiger

Ausgleich Pflanzenund Tiere = (P Biotop Landschaftsbildund Erholung und Luft Klima Boden Wasser Vorher 384.100 P 20,9 haWE 20,03 haWE 19,77 haWE Nachher 276.640 P 12,69 haWE 12,4 haWE 12,62 haWE Fazit 107.460 P -8,21 haWE -7,63 haWE mittel bis hoch -7,15 haWE

 betroffen  betroffen  betroffen  betroffen  betroffen

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