FEB.18

Platten.18 EINSCHLAUFEN Betrifft: Dieses Haus ist kein Zuhause mehr

Nun also auch das noch: Wir müssen weg. schlägt derbe aufs Gemüt. Mitte Februar Und bevor die Tinte auf den Umzugskartons ziehen wir aus und hinterlassen besenreine Impressum Nº 01.18 getrocknet ist, verfertigen sich Klangspuren Räume, in denen einst gearbeitet, geraucht, DER MUSIKZEITUNG LOOP 21. JAHRGANG und Bildsequenzen. Johnny Cash und Merle geflucht, geflunkert und aber auch gejubelt Haggard, wie sie für «American III: Solitary wurde. Das komplette Spektrum, bisweilen P.S./LOOP Verlag Man» gemeinsam vor dem Studiomikrofon sogar rund um die Uhr. Langstrasse 64, 8004 Zürich stehen und «I‘m Leaving Now» einsingen. Unsere Zeit hier läuft ab, die – durchaus pre- Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 Cash ist bereits schwer von seiner Krankheit käre – Magie verzieht sich. Also nehmen wir www.loopzeitung.ch gezeichnet, Haggard hingegen hat seinen die allmählich vergilbenden Plakate von den Tourbus draussen in der Einfahrt stehen und Wänden, verpacken die kaum noch konsul- Verlag, Layout: Thierry Frochaux wird damit später am Abend noch zu einem tierten Nachschlagewerke in Transportkis- [email protected] Auftritt nach Chattanooga gefahren. ten, fahren die Rechner runter und hoffen Da sind weitere Lieder. Glen Campbells darauf, im neuen Domizil wieder so etwas Administration, Inserate: Manfred Müller «Gentle On My Mind», wenngleich ohne wie Inspiration zu finden. [email protected] den notfallmässig einsetzbaren Schlafsack, Aufbruch ist Abschied, und der fällt schwer. der zusammengerollt hinter dem Sofa liegt. Denn wir verlassen nicht nur unsere Vergan- Redaktion: Philippe Amrein (amp), Fred Neil, der davon singt, nun endlich dort- genheit, sondern auch eine liebgewonnene Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe hin zu gehen, wo die Sonne scheint. Oder Nachbarschaft, die nun entrückt. Xenix, Ja- natürlich Nick Lowes traurige Kapitulati- marico, RecRec-Laden, 16 Tons, Buchhand- Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden onshymne «House For Sale». lung im Volkshaus, Gartmann, Coop-Ro- (ash), Thomas Bohnet (tb), Christian Gasser (cg), Aber die Musik ist Ernüchterung gewichen. man, der nachtaktive Ingenieur, Wurstgrill Michael Gasser (mig), Hanspeter Künzler (hpk), Wo es einst um Gesang ging, geht es nun und Spätbierholkiosk – alles weg. Tony Lauber (tl), Philipp Niederberger um Geschäftsimmobilien, wir verschieben Wir ziehen raus ins Niemandsland, das un- uns «from love to loss». Bei nüchterner Be- gefähr so aussieht wie unsere angestammte Titelbild: Courtney Barnett & Kurt Vile trachtung ist es natürlich bloss ein Standort- Ecke der Stadt, als wir um die Jahrtausend- wechsel, wie ihn Firmen oder amerikanische wende herum hier eingezogen sind. Dröge, Druck: Tagblatt Print, St. Gallen Football-Teams deutlich drastischer vorge- unwirtlich und weltabgewandt. Das könnte Das nächste LOOP erscheint am 23.2.2018 nommen haben. Dass wir nun allerdings, sich ändern. Aber dann müssten wir schon nach knapp zwei Jahrzehnten, unsere Büro- wieder wegziehen. Oder einfach aufgeben. räumlichkeiten an der Langstrasse aufgeben Letzteres ist keine Option. und Richtung Westen dislozieren müssen, Guido Goodbye

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] DIE NEUEN PLATTEN

Various Artists Monochrome Tune-Yards Colleen Glen Hansard Deutsche Set I Can Feel You Creep A Flame My Love, Between Two Shores Elektronische Musik 3 Maisieworld Into My Private Life a Frequency (Anti/Phonag) (Soul Jazz Records) (Tapete Records) (4AD/MV) (Thrill Jockey) Dass er 1991 in Alan Par- Der Untertitel «Experimen- In den frühen 80ern sorgte Jetzt ist schon wieder was Zur Jahreswende war wie- kers «The Committments» tal German Rock and Elec- die Gruppe um Sänger Bid passiert, und zwar ein der einmal genügend Zeit, aufgetreten ist, soll Glen tronic Musik 1971-1981» für einige famose Singles «Heart-Attack». Genauer: um liegengebliebene Alben Hansard längst bereuen. macht klar, was unter dem und Alben, voller verschro- ein «heart attack-ack-ack». nachzuhören und sie schät- Dies, weil ihn die Filmrolle Begriff «Deutsche Elektro- benem, lustigem Brit-Pop, Zumindest singt das Mer- zen, wenn nicht lieben zu vorübergehend von seinem nische Musik» verstanden arty und ironisch, der in den rill Garbus mit exaltierter lernen. Beispielsweise die Pfad als Musiker abge- wird: Das, was gemeinhin 60s wurzelte, Vaudeville Stimme gleich zu Beginn aktuelle Platte von Cécile bracht habe. Was ihn aller- als «Krautrock» bezeichnet und Cabaret umschloss, ihres neuen Albums «I Schott alias Colleen, die dings nicht davon abhielt, wird, ergänzt um ein paar dabei Punk und New Wave Can Feel You Creep Into früher ihre ambientartigen 2007 in «Once» einen iri- (wenige) Prisen deutscher streifte. Das kleine deutsche My Private Life» so. Die Songs mit einer Viola da schen Strassenmusiker zu Postpunk- und Neue-Deut- Label Tapete darf sich nun Gründe für den Kollaps Gamba und auch allerlei verkörpern – und für sei- sche-Welle-Elektronika wie den Orden ans Revers hef- und ihre Sorgen bleiben Loopgeräten einspielte. So nen Song «Falling Slowly» dem Pyrolator. Krautrock- ten, Monochrome Set wie- kryptisch. Was sicher ist: entstand etwa das Album einen Oscar einzuheimsen. Compilations gibt es viele, der aus dem Untergrund Die Hörer tanzen da bereits «Captain of None», auf Good for him. Auf seinem die meisten wirken aber ausgegraben zu haben. auf dem Dancefloor einer dem die Französin einen dritten Soloalbum «Bet- konzeptlos zusammen- Nach den Comeback-Al- Grossraumdisco, die gegen eigenartigen Unterwasser- ween Two Shores» lässt gestoppelt – «Deutsche ben «Cosmonaut» (2016) Schluss dieses Himmel- dub erfand. Für «A Flame der Frontmann der Indie- Elektronische Musik 3» und «Spaces Everywhere» Hölle-Tracks voller Geigen My Love, a Frequency» Pop-Truppe The Frames hingegen wurde wie seine (2017) ist Monochrome Set hängt. Und Garbus sagt: hat Schott das klassische jetzt seiner Wertschätzung beiden Vorgänger sorgfäl- mit «Maisieworld» wieder «I’m only human.» Ich Saiteninstrument in die für Van Morrison frei- tig und, wie nicht zuletzt ein neues Werk voller wun- bin nur ein Mensch also, Ecke gestellt und expe- en Lauf. Hansard, dessen die fundierten Linernotes derlicher kleiner Indie-Pop- auch wenn dieser spekta- rimentiert nun mit raren Songs vor Ernsthaftigkeit unterstreichen, mit grossem Perlen gelungen. Ob «Give kuläre Eröffnungstrack fast Synthesizern. Das Resultat nur so strotzen, singt mit Sachverstand kuratiert. Es Me Your Youth», «Stage übermenschlich anmutet. ist noch immer berückend, kratziger Stimme und frönt geht um diesen Strang deut- Fright» oder der kleine Hit Garbus knüpft mit diesem weil sie nicht in Hektik dem R’n’B mit keltischem scher Rockmusik, die sich «Mrs Robot»: In einer ge- Lied wieder an ihr Durch- ausbricht und ihren Syn- Flair. Gleich mehrere der im Zug der Studentenunru- rechten Welt würde das – bruchsalbum «Who Kill» thiefiguren viel Raum und Midtempo-Lieder nehmen hen sowohl vom Schlager und noch ein paar andere an, auf dem sie mit ihren Ruhe lässt. So blubbert es sich einer gescheiterten Lie- als auch vom angelsächsi- Songs der Band – im Radio schlecht zusammengekleb- in «Another World», als be an: Sowohl mit «Why schen Rock’n’Roll eman- auf- und abdudeln! ten und grellen Do-It-Your- hätte sie die Soundspuren Woman» (ein klanglicher zipierte und eine eigene Parallel dazu veröffentlicht self-Rabaukensongs einen unter der Meeresoberflä- Cousin von «Wild Horses» Sprache und Identität ent- das Hamburger Label eine Nerv des rebellischen Zeit- che aufgenommen. Und der Stones) als auch mit wickelte. Natürlich finden 6-CD-Box mit dem kom- geistes getroffen hat. In der wenn die Tauchpartie vor- «Your Heart’s Not In It», sich hier die üblichen Ver- pletten Werk der Band von Folge kontern Garbus und bei ist, besingt Schott mit einem Rocker im Springs- dächtigen: Neu! (mit dem 1979 bis 1985. Also mit ihr Gefährte Nate Brenner verhallter Stimme den wei- teen-Groove, rechnet der grossartigen «Neuschnee»), allen vier Alben, dem tollen den Vorwurf der «cultu- ten Kosmos. Ein perfektes 47-Jährige mit der besagten La Düsseldorf (mit dem Debüt «Strange Boutique» ral appropriation», der sie Album für die Ruhe nach Ex ab. Das wirkt nicht nur proto-postpunkigen «White (1980), «Love Zombies», seit ihrem Karrierebeginn den Stürmen. verbittert, sondern auch Overall»), Cluster, Brösel- «Eligible Bachelors» und verfolgt – indem sie ihr Da- ein klein wenig kleinkariert. maschine oder Popol Vuh. dem verkannten Spätwerk sein als weisse Musiker, die bs. Dennoch: Wer darüber hin- Dazwischen tummeln sich «The Lost Weekend» Elemente aus afrikanischen wegzuhören vermag, wird auch eher obskure Com- (1985), das damals tatsäch- Musiken in ihre Songs ein- mit einer Platte belohnt, bos, die die Eigenständig- lich auf einem Major Label bauen, problematisieren. die sich mal melancholisch, keit und die Exzesse dieser erschienen war. Dazu auf Einfache Antworten gibts mal selbstbewusst zeigt und Szene dokumentieren – bis zwei CDs alle 13 Singles aber nicht. Eher ist da ein es versteht, Aufrichtigkeit hin zu Abstürzen ins prä- mit B-seiten - und ausführ- Unbehagen, das sich auch mit immer wieder aufkei- tentiös pathetische Grauen: lichen Linernotes. beim Hörer einschleicht. mender Wärme zu paaren. Aber auch das gehörte zum Und natürlich auch den Krautrock. tb. Tanz beeinflusst. mig. cg. bs. SZENE

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JULIETTE LEWIS A TRIBUTE TO FEBRUAR 2018

xenix.ch / Natural Born Killers, 1994 DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Das Fazit gleich vorneweg: «80 Aching Orphans», der Rückblick der Residents auf die 45 Jahre seit ihren Anfän- gen, ist – Achtung: Werbespot eines alten Fans! – quasi un- eingeschränkt zu empfehlen, sowohl für Residents-Kenner als auch für neugierige Novizen. Wer The Residents kennt, weiss, worauf er sich einlässt, wer sie nicht kennt, wird auf Pere Ubu King Crimson Holler My Dear einen unvergleichlichen Trip bis an die äussersten Ränder 20 Years in a Montana Live in Chicago Steady As She Goes der irdischen Musik mitgerissen. Missile Silo (Discipline Global Mobile) (Traumton Records/Indigo) So weit, so gut. Aber wer oder was sind The Residents, (Cherry Red) was ist ihre Bedeutung, und warum soll man sie sich anhö- King Crimson entwickelt Schöner Name, interessan- ren? (Wer sie bereits kennt, braucht nicht weiterzulesen…) Die letzten Jahre verbrachte und verändert sich laufend. te Band! Angeführt von der Egal, was man von ihrer qualitativ einheitlichen Produkti- David Thomas mit der Auf- Das ist kein 49-jähriger, mü- österreichischen Sängerin on der letzten zwanzig Jahre hält, es ist kaum zu bestreiten, arbeitung der Pere-Ubu- der Prog-Rock-Dino, kein Laura Winkler hat sich das dass The Residents aus San Francisco von circa 1975 bis Geschichte in Form von vo- öder Jazzrock, sondern ein internationale Ensemble in 1985 eine der avanciertesten, bahnbrechendsten und un- luminösen Box-Sets – und achtköpfiges Biest, das vita- Berlin getroffen und dort gewöhnlichsten Bands waren. Auf Alben wie «Meet The mitten in diese Vergangen- le, spannende Musik macht. schon 2015 mit dem zwei- Residents», «Third Reich’n’Roll», «Eskimo», «Not Availa- heitsbewältigung knallte Seit der Europatour von ten Album «Eat, Drink & ble», «The Commercial Album» oder «The Mole Trilogy» das 16. Pere-Ubu-Album, 2016 präsentiert sich die Be Merry» auf sich auf- nahmen sie an Kühnheit kaum zu überbietende Musik auf, «20 Years in a Montana Band um Robert Fripp (Gi- merksam gemacht. die sich zwar resolut ausserhalb jeglichen Pop-Kontextes Missile Silo», dessen Ope- tarre, Keyboards), Tony Le- Musikalisch könnte man positionierte, sich aber dennoch mit grosser Eindringlich- ner «Monkey Bizness» vin (Bass), Mel Collins (Sax, Holler My Dear wohl ganz keit, als eine Art Zerrbild davon, mit eben dieser Popkultur problemlos auf das vor Flöte) und Sänger Jakko entfernt im Jazz ansiedeln, auseinandersetzte. The Residents bauten ihre Musik auf knapp 40 Jahr erschienene Jakszyk als Doppel-Quar- was mit der wandlungsfä- Codes auf, die jenseits unserer Vorstellung von Musik stan- Debüt «Modern Dance» tett mit drei Drummern und higen Stimme der Sänge- den, und doch durchforsteten und strapazierten sie selbst gepasst hätte. «20 Years In Keyboardspieler Bill Rief- rin zusammenhängt. Al- die dunkelsten Abgründe unseres Pop-Unbewusstseins. A Montana Missile Silo» lin als festem Mitglied. Die lerdings haben einige der Allein die Anzahl und Qualität ihrer Cover-Versionen von zeigt die Band um David Besetzung erlaubt, erstmals Songs einen ziemlichen Hank Williams über James Brown und Elvis bis hin zu den Thomas in bestechender komplexes Material aus Pop-Appeal. Der Einsatz Beatles und den Rolling Stones spricht Bände. Form: Die Songs sind kurz, «Lizard» (1970) ins Live- von Mandoline oder gerne Zur «Kultband» wurden sie paradoxerweise durch ihre knapp, laut und direkt; das Repertoire aufzunehmen. auch mal Akkordeon rückt Gesichtslosigkeit. Wer sich hinter den grossen Augäpfeln Schlagzeug poltert, drei Dazu «Fallen Angel» von die Stücke wohl gar in ei- verbarg, wurde nie kommuniziert; man vermutete es zwar, Gitarren sorgen für Druck 1974 sowie das betörende nen Folkzusammenhang. und heute weiss man ziemlich sicher, wer der letzte aus der und Lärm, eine Klarinet- Titelstück vom 71er-Album Wenn dann auch noch der Originalformation übriggebliebene Resident ist – aber das te krächzt zwischendurch «Islands». Im zweiten Set eine oder andere Track spielt keine Rolle. Diese Anonymität war ein Statement. auf, der analoge Synthesi- erklingen Stücke aus den richtigehend funky ist, mag Heute mehr noch als damals wäre die Anonymität eigent- zer fiepst, heult und jault Achtzigern («Indiscipline», man den Werbespruch des lich eine Voraussetzung für künstlerische Freiheit: Der frei und dissonant, und «Neurotica») in neuem Ge- Infos gerne unterschreiben: Künstler kann von seinem medialen Spiegelbild nicht abge- mittendrin hängt Thomas’ wand. «The Errors» debü- «Disco-Folk mit Groove lenkt oder unter Druck gesetzt werden, und das Publikum unverkennbare Stimme. tiert, David Bowies «Hero- und Geist». wird ausschliesslich mit dem Werk konfrontiert – und nicht «20 Years in a Montana es» taucht als Zugabe auf. Egal, welche Schublade von Frisuren, Egos, Tratsch, Selfies und anderen Neben- Missile Silo» sind ein Dut- Dazu gibt diese verblüffen- man aufmacht: «Steady As sächlichkeiten abgelenkt. zend gemeine und brillante de Band Live-Favoriten der She Goes» hört man gerne Die Geschichte und die Musik der Residents liesse sich end- Punk-Songs (inklusive der letzten Tour zum Besten: und entdeckt bei jedem wei- los weitererzählen und reflektieren, und es gibt etliche mehr Ballade «The Healer» und «Starless», «Easy Money», teren Durchlauf die Fein- oder weniger empfehlenswerte Bücher und Dokumentarfil- dem Post-Punk-Alptraum abschliessend den vom Pu- heiten der Arrangements. me über sie. Das Wichtigste aber ist und bleibt die Musik, «Cold Sweat») in knapp blikum stürmisch gefeier- Zusammengehalten wird und das bringt uns zu «80 Aching Orphans» (Cherry Red 34 Minuten. Trotz des un- ten Prog-Evergreen «21st all das von Laura Winklers Records) zurück. terschwelligen Bogens zu Century Schizoid Man». bemerkenswerter Stimme, Die 80 Songs und Tracks aus den vergangenen 45 Jahren ihren Anfängen klingt das Musikalisch bleibt hier kein die bei allem Einsatz nicht sind nicht chronologisch, sondern auf eine höchst geschick- Album in keinem Moment Wunsch offen. Die Veröf- überanstrengt wirkt. te Weise musikalisch zusammengestellt; man hüpft durch nostalgisch oder retro – es fentlichung des King Crim- die unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere und spürt bei ist resolut zeitlos und ge- son Collectors’ Club ist eine tb. aller Vielfalt und Widersprüchlichkeit den roten Faden, der hört zweifellos zu den bes- Doppel-CD mit 24-seiti- dieses und in viele Richtungen offene Werk zusammenhält. ten Pere-Ubu-Alben. gem Hardcover-Booklet. Dazu kommt das Booklet mit den zum Teil ernsthaften, Im Sommer 2018 gastieren zum Teil launigen Kommentaren zu jedem Song. cg. King Crimson in Europa. Klarer Fall: Wer neugierig auf The Residents ist, soll mit Leider nicht in der Schweiz, «80 Aching Orphans» einen Versuch wagen. Ob er die dafür in Wien, Berlin, Mün- Musik dann mag oder nicht – er wird auf jeden Fall reich chen, Lucca, London und belohnt. Paris. Christian Gasser tl. Fr 02.02 PFFFF (ZH), TUMORTUMOR (SH) FR 09.02 NOSEHOLES / YASS FR 16.02. PALKO!MUSKI (CH) FR 17.02 FRANK POWERS (CH)

AB 8. FEBRUAR IM KINO Musik im Briefkasten – seit 1998 DIE NEUEN PLATTEN Andina In meiner Jugend besetzten sie die Innenstädte, mit ihren bunten Ponchos, ihren Panflöten und ihrem «El Condor Pasa» – diese peruanischen Strassenmusikanten machten aus den Anden ein musikalisches No Go. Ihre Allgegenwart schien die Existenz anderer Musik in den Bergen Perus aus- zuschliessen – und nun, über 30 Jahre nach diesem esote- Jim James The Times Joan as Police risch verbrämten Ethnokitsch, beweist «Andina: Huayno, Tribute to 2 This Is London / Woman Carnaval and Cumbia – The Sound of the Peruvian Andes (ATO) Go! With The Times Damned Devotion 1968-1978» (Tiger’s Milk/Strut) das Gegenteil: Es wurde (Tapete Records) (PIAS/MV) (und wird) in den Anden sehr wohl anders musiziert. Zwi- Und wieder drückt Jim schen 1968 und 1978 entstand zwischen den Berggipfeln, James mit fremden Songs Im deutschsprachigen Raum Joan Wasser, Ende der den Urwäldern und der Küste Perus eine lüpfige Tanzmu- aus, was ihn bewegt. 2001 bekannt gemacht hat The 90er-Jahre Mitglied bei sik, deren Kern der aus präkolumbianischer Zeit stammen- inspirierte ihn George Har- Times das kleine deutsche Antony and the Johnsons, de Huaino war. Dieser andine Zweivierteltakt vermischte risons Tod zu «Tribute To» Label Pastell, das 1985 das begann 2002 unter dem sich mit der aus Kolumbien herangeschlurften Cumbia, wie (veröffentlicht 2009). Im fünf Jahre vorher entstan- Namen Joan as Police Wo- es Los Demonios del Mantaro am besten vormachen; es vergangenen Herbst, als dene Album «Go! With man (eine Referenz an eine gesellten sich weitere andine Elemente hinzu, dazu auch af- Amerika kräftig durchge- The Times» unter die Leute Seventies-Cop-Show mit rikanische und kreolische Einflüsse, am schönsten etwa im schüttelt wurde, suchte der brachte. Erst vor einem Jahr Angie Dickinson) eigene carnevalesken «Todos Vuelven» von Los Walkers de Huá- My-Morning-Jacket-Sänger habe ich die Platte zufällig in Songs zum Besten zu ge- nuco oder im aufreizend schmachtenden «Cholita» von nach Titeln aus Pop, Jazz, einem Konstanzer Second- ben. Dies mit dem Ansin- Los Sabios del Ritmo. Diese und weitere 14 munter rum- Folk, Gospel, Country, die Laden gesehen. Kosten: nen, wie eine alte Platte von pelnde und rollende (und garantiert panflötenfreie) Tanz- seiner aufgewühlten Stim- 65 Euro. Soul-Ikone Al Green zu bodenfeger präsentiert «Andina»: Kleine Combos stehen mung entsprachen. Viele Nun hat sich Tapete Re- klingen. Ein Verlangen, das neben Big Bands wie Lucho Neves y su Orquesta, mal do- beschreiben eine Welt in cords daran gemacht, zwei auch auf «Damned Devoti- minieren helle, klare Gitarren, mal pumpt das Akkordeon, Aufruhr. Abbey Lincolns Platten der Times wiederzu- on», dem sechsten Album mal quäkt eine Trompete, dann fräst sich eine Bläsergrup- Ballade «The World Is veröffentlichen. Nachdem von Joan as Police Woman, pe über die Tanzfläche. In manchen Songs treiben schrille Falling Down» schnürt schon die Alben der nicht nicht völlig verschwunden Rhythmen zu temporeichen Hüpfern wie «La Mecedora» uns fast die Luft ab. An- minder kultigen Monochro- ist. Mit der neuen Platte von Los Compadres del Ande, mal wird in sentimentalen dere, wie Brian Wilsons me Set dort erscheinen – fast präferiert die US-Amerika- Melodien geschwelgt wie in Alicia Maguiñas prächtiger beklemmend schönes «I schon zwangsläufig. nerin wieder entschlackte Big-Band-Cumbia «Perla Andina». Nach 17 Tracks weiss Just Wasn’t Made for The- Zu dem erwähnten «Go! Arrangements, wodurch man endgültig: Der Kondor ist weitergezogen, die Panflö- se Times», verweisen aufs With The Times» wird auch ihre Stimme stärker in den ten sind verstummt – und man legt «Andina» gleich ein Private. Das persönliche noch das 83er-Album «This Fokus rückt. Ein absolu- zweites Mal wieder auf. Drama eines Entfremdeten Is London» veröffentlicht. ter Pluspunkt. Plan der mit Versagensängsten setzt Auf Ersterem hören wir flot- 47-Jährigen war es, ihre Christian Gasser James in Bezug zu anderen ten Mod-Pop mit Hits wie Stücke mit glaubwürdigen a Krisen. Bravourös lotet er dem Cover von Jimmy Cliffs Lyrics und folgender Ma- die kreativen Grenzen von «You Can Get it If You Re- xime auszurüsten: «Fühlt Covers aus. Die Frage, wel- ally Want» sowie einer Beat- es sich beängstigend an, et- che Gefühle «I’ll Be Your Version des Soundtrack- was zu sagen, dann gehört Baby Tonight» von Bob Klassikers «Theme From es gesagt.» Die erste Sing- Dylan weckt oder was Wil- Man From Uncle». le des Albums, «Warning lie Nelsons «Funny How Kopf der Band war Ed Bell», wirkt ebenso warm Time Slips Away» heute in Ball, seines Zeichens einer wie atmosphärisch und uns auslöst, lässt sich nicht der Mitgründer der TV hintersinnt das Roman- schlüssig beantworten. In Personalities. Vom Sound tikerdasein und insbeson- Standards wie «Crying in her würde man das heute dere die damit verbundene the Chapel» oder «Mid- Indie-Pop nennen, der seine Naivität. Der verschleppte night, the Stars and You» Roots in den 60s hat und Opener «Wonderful» da- klingt Jim James’ verhallte ein Vorläufer der Brit-Pop- gegen surrt leise zwischen Stimme verstörend genug, Welle von Blur & Co war. Soul und Pop, während um an einen David-Lynch- Bekannt war vielleicht der «Steed (For Jean Genet)» Soundtrack zu denken. An- Song «I Helped Patrick Mc- Funk und «Rely» rocki- ders als die negative Ener- Goohan Escape»: Eine An- ge Grandezza ins muntere gie, die überall rumschwirrt, spielung an die grossartige Spiel bringen. Dabei entfal- drückt ein Song wie «Blue Sci-Fi-Pop-Art-Serie «The tet sich ein charismatisches Skies» (bekannt von Ella Prisoner», in welcher der Lieddutzend, das mit jedem Fitzgerald) immerhin so et- irische Schauspieler Patrick weiteren Hörgang stärker was wie Lebensfreude aus. McGoohan versucht, einer aufblüht. Hoffnung bleibt. Insel zu entfliehen. Gross! mig. tl. tb. 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Dieser Jahr «Introducing Karl Es hat Veränderungen ge- afroamerikanische Körper verdiente sich sein Leben erst Blau» veröffentlichte, hät- geben bei den Franzens. Das Verbindende ist un- als Komödiant, kiffte viel und fand in einem Pfandladen te der Eindruck entstehen Gitarrist Nick McCarthy, übersehbar: Sowohl Court- in New York seine Erleuchtung. Dann nämlich, als er sei- können, hier debütiere ein dessen kantigen Akkorde ney Barnett (36) als auch ne elektrische Gitarre verpfänden wollte und sie gegen eine junger Country-Fan. Doch den Sound der Band so lan- Kurt Vile (38) sind beide 36-saitige Autoharp, die Hippies und andere Psychedeli- die grossartig arrangierte ge geprägt haben, ist aus- Darlings der Indie-Szene, ker als Quelle für spektrale Sounds nutzten, eintauschte. Covers-Sammlung war be- gestiegen. Dafür gibts zwei wissen um die Vorzüge der Gordon elektrifizierte sein Instrument, stellte sich so aus- reits sein 21. Album. Jetzt neue Mitglieder. Gitarrist Langsamkeit und kreieren gestattet auf die Strasse und spielte sich allmählich in von hat er die Zusammenarbeit Dino Bardot war früher bei Musik, die ebenso tief- allem Weltlichen losgelöste Höhen. Irgendwann wurde sein mit Matthew E. White er- den 1990s, derweil Julian gründig wie ungeschliffen Körper dann auch von einem Kult von seinem weltlichen neuert, Pianist Phil Cook, Corrie unter dem Namen ist. Auf ihrem ersten ge- Namen erlöst und kursiert seither als Laraaji. zusätzliche Bläser, Streicher Miaoux Miaoux schon meinsamen Album, «Lotta Erst seit einigen Jahren wird die verstrahlte Musik dieses und Backing-Sänger dazu allerhand Platten und Re- Sea Lice», vollbringen die New-Age-Musikers neu entdeckt und bewertet. Es ist eine geholt. «Out Her Space» mixes auf dem Buckel hat. Australierin und der US- Musik, die meist in Heimstudios entstanden ist und so auch unterscheidet sich völlig von Er hantiert vor allem am Amerikaner neun Lieder im retrophile Sehnsüchte eines jüngeren und digitalisierten Pu- «Introducing». Wir hören Synthi und übt damit als Slacker-Modus – von ver- blikums stimuliert. «Vision Songs Vol. 1» klingt anders als eine anregende Mischung Neuling einen beachtlichen schleppt zu verschleppter. seine bekannten Sonnenmeditationen: Hier singt er, beglei- aus Soul, Funk, Jazz, Afro- Einfluss aufs fünfte Franz- Mit «Over Everything», tet nur von seinem Keyboard, das auch rudimentäre Beats Pop und Country. «Slow Ferdinand-Album aus. Da- das sich auf «Loaded» von sich gibt, kurze Lieder. Die Atmosphäre ist warm und Children» ist ein gutes Bei- bei hat sich das Strickmus- von Velvet Underground heiter, erinnert auch schon mal an die Bossanova. Und da spiel für diese Mélange: ter der Band nicht gross bestens eingefügt hät- ist noch Laraajis Stimme, die zwar mantrahafte Sätze von Eine süsse Popmelodie mit geändert. Man serviert wei- te, beginnt die Platte zart sich gibt, doch nie ins Predigende abdriftet. Ein Wunder. eingängigem Refrain wird terhin smarte Lieder, deren und mit Aufhellungen. umrahmt von afrikanischen textliche Klugheit der ohr- Danach folgt Musik, die Benedikt Sartorius Ju-Ju-Gitarren, schweben- wurmhaften Qualität der dazu prädestiniert ist, fau- den Bläsern sowie Schichten Refrains nie in die Quere le Nachmittage nicht nur Laraaji: «Vision Songs Vol. 1» (Numero Group) von Perkussion. «Beckon» kommt. Mehr Beats als zu untermalen, sondern startet als elastischer Funk- auch schon stammen nun auch zu begleiten. Songs Beat mit Geige, Orgel, aus dem Rechner, allerhand wie das folkige «Let It Go» Highlife-Gitarren und flir- Nebengeräusche und syn- oder das von sparsamer renden Synthies. Mittendrin thi-poppig gestaltete «Blä- Percussion und schummri- mutiert das Ganze in einen ser» ebenfalls. Da und dort ger Gitarre geprägte «Un- abgedrehten Dub mit Pia- drücken darum die latent together» wirken dabei no und Streichern. «Blue as immer schon vorhandenen wie Balkondialoge zweier My Name» ist ein Shuffle, Disco-Tendendenzen der Künstler, die sich etwas zu dessen Bläser an Country- Band stärker in den Vor- sagen haben, aber auf An- Musik der Sixties erinnern, dergrund. Bisweilen wird strengungen jeglicher Art während die Swamp-Gi- einmal mehr die Geistes- verzichten möchten. Die tarre Richtung CCR oder verwandtschaft mit Sparks Tracks funktionieren nicht Lee Hazelwood deutet. deutlich, die ja vor drei zuletzt deshalb, weil sie Das Fundament von «Whe- Jahren mit dem gemein- unaufgeregt sind und nie in re Ya Goin’ Papa» ist ein schaftlichen FFS-Album Gefahr geraten, ins Larmo- knackiger Southern-Soul- ein grandioses Glanzlicht yante abzudriften. Letztlich Backbeat. Im Laufe des der Post-Pop-Epoche her- bezirzt das Album vor al- ausufernden Trips werden vorrachte. Kurzum, Franz lem durch die Vertrautheit Disco, Jazz, Gospel, Funk Ferdinand haben sich nicht von Barnett und Vile. Eine und Dub durch Karl Blaus neu erfunden, aber die alte Vertrautheit, die auf «Lotta schmelzenden Gesang und Masche bleibt auch im Sea Lice» je länger, desto weibliche Begleitstimmen neuen Gewand höchst ver- deutlicher hervortritt. zusammengehalten. gnüglich. mig. tl. hpk. KONZERTE 9.2. Schnellertollermeier LIVE 2018 LIVE 15.2. Algiers 03.FEBRUAR DUB SPENCER & TRANCE HILL (CH) 9. & 10.3. Hora Theater 15.FEBRUAR GRIEVES (US) 17.3. Mario Batkovic SUPPORT: RAZ SIMONE (US) 20.FEBRUAR PEACH PIT (CA) SUPPORT: PAMELA MENDEZ (CH) Palace St.Gallen 13.MÄRZ THE GARDEN (US) palace.sg 17.MÄRZ DANITSA (CH) WEITERE KONZERTE AUF:

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Programm/Tickets: www.allblues.ch /AllBlues.Konzerte www.ticketcorner.ch • Alle Ticketcorner • Post • Manor DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Monaten prak- tisch keine Live-Musik in London erlebt habe. Das hängt einerseits damit zusammen, dass das Musikbusiness zwi- schen November und Februar fast nur mit Weihnachten und dem Januarloch beschäftigt ist. Andererseits auch ist es im schönen Zürich sehr viel einfacher, meiner Vorliebe für Anna Ternheim Bonnie Calexico Jazz nachzuhängen. Also, in der stillen Stube daheim lege All the Way to Rio «Prince» Billy The Thread That ich ja nur selten eine Jazz-Platte auf. Live ist es etwas ande- (BMG/Prolog) Wolf of the Cosmos Keeps Us Going res. Die Spannung, die entsteht, wenn ein paar Musikanten (Domino/Irascible) (City Slang/Irascible) nach Lust und Laune draufloshupen, ist eine ganz andere Weil ihr neues Apartment als bei einem Rock-Gig. Und in der Hinsicht ist Zürich halt in New York noch nicht Im vergangenen Jahr hat Auf ihrem neuen Album schon ein exquisites Pflaster. Derweil es in London für die bezugsbereit war, trieb es Will Oldham gleich zwei «The Thread That Keeps experimenteller eingestellten Musikanten Café Oto und Anna Ternheim mitsamt Alben veröffentlicht, ohne Us Going» lösen sich Ca- Vortex und wohl noch zwei, drei winzige Klausen gibt, die ihrer Gitarre vorüberge- auch nur ein eigenes Lied lexico von ihrer musika- abseits meines Bewusstseins in Irgendwelchen Löchern um hend nach Rio de Janeiro, zu schreiben. Da war erst lischen Hauptheimat, die ihre Existenz ringen, gibt es sie hier vom Moods an ab- und wo sie an Songideen wer- «Best Troubador», auf dem im Nirgendwo zwischen seitwärts zuhauf. Und während die britische (Post-)Jazz- kelte. Wer von der Singer/ er das hinterlassene Song- Arizona und Mexiko liegt. Szene vorab aus rhythmischem Be-Bop besteht, den die Bri- Songwriterin deshalb son- book von Merle Haggard Ein Aufbruch also. Wohin ten schon immer geil gefunden haben, sowie jazzigem Post- nige Melodien erwartet, aufgesucht hat. Im Win- dieser genau führen soll, da- Rock, der sich auf Bands aus den 60er- und 70er- Jahren spekuliert falsch. Wie die ter dann spielte Oldham, rüber scheint die Formation von Nucleus bis Chris McGregor’s Brotherhood of Breath 39-Jährige im Pressetext der weiter an seiner kaum um Joey Burns und John oder Mike Westbrook und Co bezieht (alles übrigens feinste schreibt, haderte sie lange überschaubaren und schön Convertino allerdings noch Feinkost), ist das Panorama von Einflüssen in der hiesigen mit ihrem neuen Material, verzettelten Diskografie zu brüten. Vielleicht muten Szene viel breiter. Angefangen bei den hypnotischen mon- doch zu guter Letzt sei ein bastelt, das Album «So- die 15 Tracks deshalb wie täglichen Nik Bärtsch & Ronin-Sessions im Exil über die «dark, dreamy, idle pop nata Mix Dwarf Cosmos» ein bunter Haufen aus Ver- konventionelleren Grössen im Moods und die unerhört- und still-life painting» entstan- der norwegischen Sängerin suchsballons an: Während Taktlos-Festivals bis hin zu den wahren Schrägtönern in der den. Mit gerade mal acht Susanna unter dem eigenen sich der Opener «End of Werkstatt für Improvisierte Musik ist das Angebot enorm. Liedern, welche die 30-Mi- Titel «Wolf of the Cosmos» the World With You» am Letzthin habe ich auch noch die Jazzbaragge entdeckt, die nuten-Grenze knapp kna- integral neu ein. Die kam- Hippie-Sound der späten jeden Mittwoch im Moods stattfindet. Das Auditorium ver- cken, präsentiert sich das mermusikalischen Songs 60er-Jahre orientiert, klingt schwindet dann hinter einem schwarzen Vorhang, davor sechste Studioalbum der adaptiert Oldham so fein- «Voices in the Field» wie wird ein Teppich ausgerollt, und darauf stehen die Instru- Musikerin kurz, dafür kon- sinnig und sensibel, dass eine rockige Nummer aus mente. Die Stimmung eines Raumes ist die wichtigste Vor- zentriert. Die Stimmung ist die Intimität der stillen Ori- der Feder von Paul Simon, aussetzung für eine wohltemperierte Jam-Session. Und diese gehabt grüblerisch: Im von ginale gewahrt bleibt. Doch und «Bridge to Nowhere» – unterstützt von einer wohlbestückten Bar – stimmt hier schimmernden Synthie- wie bereits auf früheren wirkt wie eine launige Hom- einfach. Der Raum wirkt intim genug, um das Gefühl zu Sounds geprägten Titelsong Coversammlungen zu hö- mage an R.E.M. Das zeugt vermitteln, man bewege sich unter lauter FreundInnen. Aber vermittelt die Schwedin ren war, werden die Songs von Geschmack, ist vorzüg- er ist auch gross genug für ein Publikum, dessen Applaus pure Niedergeschlagenheit natürlich schnell zu seinen lich arrangiert und bietet nicht klingt wie ein gerupftes Huhn. Es gibt die Veranstal- und singt davon, von vor- eigenen. «People Living» raffinierte Gitarrenarbeit, tung schon seit 16 Jahren, ins Moods gezogen ist man erst ne beginnen zu wollen, in wird gar zu einem Song der verzichtet aber auf einen ge- kurz vor dem dortigen Umbau. Nun macht man sich die «Holding On», das von Trauer und des Protests, in- meinsamen Nenner. Da und damit zugänglich gewordene Technologie voll zu Nutzen. putschenden Gitarren- und dem er im Videoclip Bilder dort erinnern Spuren von So wird jede Session live gestreamt und kann über die ele- aufbegehrenden Orgelklän- vom Naziaufmarsch und Polka und Mariachi-Tupfer gante Website mitverfolgt werden. Das Konzept ist seit dem gen dominiert wird, flirtet der Amokfahrt in Charlot- ans bisherige Schaffen von Start unverändert geblieben: Ein Basis-Trio spielt ein Set, das die Künstlerin mit der Ver- tesville zeigt. Auch wenn es Calexico. Dies, wie um zu 30 bis 45 Minuten dauert. Dann wird die Session eröffnet. zweiflung. Obschon Tern- «Wolf of the Cosmos» nur sagen: Wir wissen um un- JedeR darf mitmachen. Dabei ist es jedem Musikant selber heim sich auf «All the Way auf Vinyl in kleiner Auf- sere Wurzeln. Was vielleicht überlassen, zu beurteilen, ob er/sie sich einen Auftritt zutrau- to Rio» nicht weiter um lage zu hören gibt: Es ist mit dazu beiträgt, dass das en kann. Es sei schon vorgekommen, dass eineR derart doof die Präsenz von Dynamik eine seiner eindrücklichs- Werk wie eine eilig zusam- gedudelt habe, dass die restliche Band die Instrumente hin- schert und stattdessen auf ten Arbeiten der jüngeren mengeschusterte Compilati- gestellt hätte, um sich an der Bar zu erquicken. die Textur ihrer Komposi- Vergangenheit. Und der on daherkommt. Obschon Alle paar Wochen wird die Kerntruppe ausgeweschelt, da- tionen fokussiert, vermag Liederfürst, der hier von keins der Lieder ein Fehltritt mit sich keine Gewohnheiten einschleichen können. Die die Platte zu beeindrucken. Banjo und Fiedel und wie ist, mangelt es der Platte an Mitglieder der Kerntruppe dürfen jeweils auch nicht Mit- Nicht, weil die Tracks das fast immer von einer Frau- Kohäsion. Mit dem Ergeb- glieder ihrer sonstigen Bands herbeiziehen. Echt, so eine Musikrad neu erfinden, enstimme begleitet wird, nis, dass vieles gut klingt – Personalrochade täte altgestandener Rock- und Popcombo sondern weil Ternheim ein baut immer weiter an sei- und doch etwas gar wenig auch mal gut. Zum Beispiel könnte Bono doch mal bei De- Werk abliefert, das sich als nem Songpalast. haften bleibt. peche Mode einsteigen, und der Depeche-Mode-Sänger da- stimmiger Begleiter für me- für zu den Killers weiterziehen, und dann müsste der liebe lancholische Nachtstunden bs. mig. Gott den Killers-Typ nur noch in den Ruhestand befördern, erweist. und wir hätte alle unsere Ruhe. Live: 17.3., Fri-Son, Fribourg; mig. 18.3., X-Tra, Zürich Hanspeter Künzler

DIE NEUEN PLATTEN 45 Prince Jetzt, da man sich seine Velogeschwindigkeit auch käuf- lich erwerben kann und nicht mehr hart erarbeiten muss, erscheint man auch mit Post-Ambient-Tech-Wave in den Ohren pünktlich zur Verabredung. Wer sich aber jugend- lich und mit ökologisch weisser Weste präsentieren will und hin und wieder ein paar Minuten aufholen muss, ist, Reed Turchi The Limiñanas The Dead ohne gegen das Betäubungsmittelgesetz zu verstossen, wei- & His Kudzu Shadow People Brothers terhin angewiesen auf Stimulanzien der musikalischen Art Orkestra (Because Music/Al!ve) Angst wie Frankreichs Amphetamine Penis. Marco Fatal hat sich Live at Soulshine (Voodoo Rhythm/Irascible) hier nur um den Gesang zu kümmern, was ihm bei Live- (Devil Down Records) Neues, bereits fünftes Al- Auftritten alle Freiheiten und dem Publikum alle Freuden bum dieses tollen Duos aus Die Pumporgel schnauft, schenkt, während dahinter zwei oder auch mal drei Gitar- Mit akustischer Gitarre in- Perpignan, das irgendwo und schon ist alles da, was ren, Bass und Schlagzeug rücksichtslos Meilensteine ver- terpretierte Reed Turchi die zwischen Garagenrock, wir an dieser Band schät- schieben. «Misery» (Barbarella Club) ist der einzige eigene Songs von RL Burnside und Psychedelic und Indie- zen: das Windschiefe, Mor- Song hier – und nach 73 Sekunden bereits erzählt. Die ers- Mississippi Fred McDowell, Pop pendelt. Vorab waren bide, Vaudeville, Weill und ten Sekunden gehören einer Blues-Punk-Gitarre, die aber mit seiner elektrifizierten schon die beiden Songs Waits. Ein Gainsbourg- sogleich überfahren und nur noch als vage Rhythmuser- Band wandelte er auf den «Shadow People» sowie Cover hintendrein, wieso innerung mitgetragen wird. Hardcore im Tempo, Noise in Spuren des Hill-Country- «Istanbul Is Sleepy» zu hö- nicht, kann man machen. der lärmenden Dichte und Garage-Punk im Schlussschrei. Blues aus North Mississip- ren. Letzteres ist eine tolle Zum 20-Jährigen zeigen Wer auf dieser Welle mitreitet, hat den Ride seines Lebens, pi. «Live at Soulshine» do- Hommage an die legendär- sich The Dead Brothers wer runterfällt wohl seinen letzten Wipe-Out. Danach wird kumentiert Turchis bisher en Velvet Underground, auf der Höhe ihrer Schaf- gleich mit vier Covers die jüngere Vergangenheit gefeiert. ambitioniertestes Projekt: bei der Gastsänger Anton fenskraft. In 13 sauber Das 1993 auf dem Album «Decimation Blvd.» veröffent- Elf Musiker (darunter der Newcombe (Brian Jones- ausgefeilten Stücken, ar- lichte «Don’t Wanna Be This Way» von den Action Swin- Saxofonist Art Edmais- town Massacre) wie wei- rangiert mit einer Vielzahl gers wurde im gleichen Jahr mit anderer Band, diesmal nur ton), die vorher noch nie land Lou Reed klingt. von Instrumenten, streift im Trio, noch ein zweites Mal eingespielt und ist erst fünf gemeinsam auf einer Bühne Auch der Rest des neuen die Band durch Blues und Jahre später als «Complete Toe Rag Session» von jeglichem standen, trafen sich im letz- Werkes ist wunderbar und allerlei Folklore, mit et- Rock-Ballast befreit in seiner definitiven Version erschienen ten Juli für ein Konzert in keinen Deut schlechter als was mehr Groove und und dürfte die Vorlage für diese Coverversion hier gewe- Nashville. Die vorliegende das letzte, feine Album Rock’n’Roll als auf dem sen sein. Jeffrey Novak gab seinen Einstand als abgefahre- Liveaufnahme deutet an, «Malamore» (2016). Vorgänger «Black Moose», ne One-Man-Band und wurde mit Cheap Time und unter was in dieser Nacht dort Eingespielt wurde «Sha- ansonsten aber im Rahmen eigenem Namen auch einem weiteren Publikum bekannt. abging. Und welches Poten- dow People» übrigens in des Vertrauten. Statt wie Dazwischen lagen vier Singles mit seiner Band Rat Traps, zial dieses Orkestra besitzt. Anton Newcombes Ber- zuletzt einen «Appenzeller die hier mit «You Make Me Sick» gecovert wird. Den Ab- Was wir hören, sind vor liner Studio. Zwischen Tanz» gibt es ein «Zeirli» schluss nach «Feel Real Good» von den Drags macht eine allem extrem groovende, krautrockigen Tracks wie (eigentlich Zäuerli), wobei grossartige Creeper-Version von «No Money For Pinball» psychedelische Bluesjams. dem instrumentalen Ope- der Naturjodel zugunsten von den eigentlich unschlagbaren Necessary Evils. Orkestra-Musiker Andy El- ner «Ouverture» sowie von Hackbrett und Geige lis bezeichnete den Sound als Stücken, die auch Serge in den Hintergrund tritt. Philipp Niederberger «Sun Ra meets Mississippi Gainsbourg gefallen hätten Wirkten solche Stücke frü- Fred McDowell». Der locke- («Le premier jour») und her noch als originelle Aus- re Boogie «Keep On Drin- lupenreinem Indie-Pop ist reisser, sind sie heute fest kin’» wartet mit kosmischen bei Lionel und Marie Li- integriert im vielfach bas- Soundeffekten und einer miñana alles möglich. Gäs- tardisierten Sound, der sich Slide-Gitarren-Eruption auf, te sind dabei Peter Hook über die Jahre zum ureige- ehe er ins Instrumentalstück (New Order), der beim an nen Stil der Dead Brothers «Kudzu Raga» mündet, das The Cure erinnernden Song verfestigt hat. Da können sich anhört, als würden sich «The Gift» als Duett-Part- sie es sich auch erlauben, Ravi Shankar, die Allman ner von Marie zu hören ist. im abschliessenden «Es isch Brothers und Phish zu einem Der französische Klang- kei soelige Stamme» ein improvisierten Jam treffen. bastler Pascal Comelade Emmentaler Volkslied mit Toll an dieser Performance und der bretonische Song- einer Sackpfeife zu unter- ist, dass nicht einzelne Per- writer Bertrand Belin sind legen. Eine tolle Platte für sönlichkeiten dominieren, zudem mit von der Partie. daheim, empfohlen sei aber sondern dass ein steter Aus- Letzterer steuert beim ge- auch der Konzertbesuch: tausch von musikalischen sprochenen «Trois Bancs» Weit müsst Ihr nicht reisen, Ideen, Mentalitäten, Pers- seine Stimme bei und ist denn die Dead Brothers pektiven stattfindet. Kom- einer der unterschätzten beehren in den nächsten munikation. Magie. Für Songwriter der jüngeren Wochen fast jede grössere einen Moment sind alle auf französischen Szene. Ortschaft in unserem klei- derselben Frequenz. nen Land. tb. tl. ash. NACHTSCHICHT

Antigel mit Einstürzende Neubauten Dylanisieren mit der Hora’Band

Es war vielleicht der kälteste Tag im Jahr. Wir hatten uns verfahren (der Die Biographie an sich bietet eigentlich bereits reichlich skurriles Material. falsche Bus!) und irrten zu Fuss durch die Genfer Agglo. Am Horizont war Diese Geschichte von einem, der als Robert Allen Zimmerman im Mitt- nur eine riesige Siedlung zu sehen, und genau dorthin mussten wir, ob- leren Westen der USA das Licht der Welt erblickte und später unter dem wohl wir dachten, der Wegtippgeber würde uns in die Irre führen. Schliess- Namen Bob Dylan im New York der Sechzigerjahre als Folksänger für Fu- lich erreichten wir unterkühlt die Cité du Lignon, wie die Riesensiedlung rore sorgte. Es folgten weitere Wandlungen: der Wechsel zur elektrischen heisst, und den dazugehörenden Mehrzweckraum. Um es kurz zu fassen: Gitarre, der Motorradunfall, der Rückzug ins Privatleben. Später dann die Der Abend dort, der im Rahmen des Festivals Antigel stattgefunden hat, eher desaströse Rolling Thunder Revue, das zwischenzeitliche Abdriften wurde zu einem denkwürdigen Konzerterlebnis. Zu verdanken ist dies Eric in die Bedeutungslosigkeit und schliesslich die Never Ending Tour, auf der Linder alias Polar, der das Festival 2011 erstmals durchführte und mit sei- sich Dylan seit nunmehr rund drei Jahrzehnten befindet. Er hat Grammys nem Programm Jahr für Jahr zu Ausflügen in die Genfer Gemeinden und gewonnen, einen Oskar und Ende 2016 den Nobelpreis für Literatur. auch in die städtischen Konzertsäle verlockt. Dieses Jahr gibts etwa Kon- Nun kommen Werk, Wirken und Wirren dieses eigenwilligen Ausnah- zerte von Iron & Wine (der am 2.2. auch im Zürcher X-Tra spielt) oder mekünstlers auf die Theaterbühne. In Form einer dem Wesen Dylans ent- von Charlotte Gainsbourg mitsamt ihrer Mutter Jane Birkin. Blixa Bargeld sprechenden szenischen Montage, die viel Raum für Assoziationen lässt. spielt mit den Einstürzenden Neubauten, Virginie Despentes hält eine mus- Musikalisch ausgefüllt wird dieser von der Hora’Band, die im Stück «Bob kalische Lesung, es gibt Tanzvorstellungen und Partys und wahrscheinlich Dylans 115ter Traum» des Theaters Hora die Klangspuren legt. Zum Auf- auch wiederum einige Irrfahrten. In welchem Genfer Dorf werden wir uns takt auf der ehrwürdigen Pfauenbühne, etwas später dann – in einer Salon- dieses Mal verlaufen? (bs) Version – im El Lokal, wo die Band auch gleich ihr brandneues Album «Sold the Rocket to the Moon» tauft. Und das geht direkt rein ins Herz 26.1. bis 20.2., Genf. www.antigel.ch – wie der Korkenzieher, den Dylan in «Big Girl Now» einst besang. (amp)

28.1., Schauspielhaus, Zürich; 8. und 9.2., Theater Winterthur, Winterthur; 10.2., El Lokal, Zürich. Weitere Spieldaten: www.hora.ch

Nageln mit The Soft Moon

inserat Selbsthass und Weltverdruss trieben schon manchen Musiker zu Höchst- leistungen. Einer davon ist Luis Vasquez, der mit oder besser als The Soft Moon zu den spannendsten jüngeren Düster-Acts zählt. Vasquez wandelt zwischen Post-Punk, Dark Wave und frühen Nine Inch Nails, wobei die stimmliche Verwandtschaft mit Trent Reznor auf der Single «Burn» aus Gessner-Allee 11 dem anstehenden Album «Criminal» fast schon penetrant wirkt. Das hat 8001 Zurigo Isola freilich auch Vorteile, denn der Fan im fortgeschrittenen Alter steckt ja in www.ellokal.ch einem Dilemma: Selbstachtung und guter Geschmack gebieten es, die Wei- terentwicklung alter Helden zu begrüssen, tief im Herzen flackert aber der Samstag 10.02. 19Uhr19 MONTAGSLOKAL Wunsch, dass die Musik wieder so klänge wie anno dazumal. Die Lösung BOB DYLANS 5.+ 26.02. 20Uhr20 liefert in diesem Fall eine neue Band, die klingt wie die alten, und darum 115TER TRAUM ROBERTSON fahren wir freudig nach Baden, um finster dreinblickend und anerkennend Ein Volkstheater zum nickend The Soft Moon zu erleben. Und weil dieser Gig im Rahmen des 25. HORA Geburtstag mit HEAD MUSIC «One of a Million»-Festivals stattfindet, nehmen wir, wenn wir schon mal Plattentaufe HORA’BAND! MACHINE da sind, auch die pluckernde Trübsal von Yeah But No aus Berlin sowie die Montag 12.02. 20Uhr20 verträumten Luzerner Newcomer Alois mit. (ash) LONEY DEAR + 1921 GIIGESTUBETE Sonntag 4.2.+ 11.3. 2.2., Royal, Baden. Festivalprogramm: www.ooam.ch Samstag 17.02. 20Uhr20 8.4.+ 13.5. 18Uhr18 THE DEAD BROTHERS JODLEREI Sonntag Montag 19.02. 20Uhr20 25.2.+ 25.3. 18Uhr18 CHARLIE PARR Samstag 24.02. 20Uhr20 TICKETS LOS GATILLOS erhältlich direkt (PIERRE OMER + MONNEY B am el Lokalen + FRED RASPAIL) Tresen oder über ticketino.com NACHTSCHICHT

Boren mit Bohren und der Club of Gore Grooven mit Morgan Heritage

Langsam. Ganz langsam. Bohren und der Club of Gore spielen seit gut Alles begann mit Denroy Morgan. Der Jamaikaner wanderte Mitte der zwei Jahrzehnten überwiegend instrumentale Stücke an der Grenze zum Sechzigerjahre in die USA aus, hielt sich vorerst mit Gelegenheitsarbeit Stillstand. Und weil diese Stücke nicht nur langsam, sondern auch finster über Wasser und betätigte sich als Reggae-Sänger. Mit den Black Eagles sind, ersann irgendwer irgendwann den Begriff Doom Jazz dafür. «Wenn gelangen ihm erste Erfolge, danach versuchte er sein Glück als Solokünstler ein Stück ‹Still am Tresen› heisst, klingt das dann auch so», erklärte ein und konnte bis Mitte der Achtzigerjahre ein paar Hits landen. Doch dann Bandmitglied 2008 in einem Interview zum Album «Dolores». Zwei übernahmen fünf seiner – so munkelt man in gut unterrichteten Kreisen – Jahre später nannte das Trio eine Single «Mitleid Lady». Zudem präg- rund zwei Dutzend Kinder die musikalische Fackel von Papa Denroy. Sie te es in Anlehnung an Manowar den Slogan «Other Bands play, Bohren debütierten 1994 als Morgan Heritage mit dem Album «Miracles» und bore». Die Massen begeistert man so natürlich nicht, im Untergrund ist sind seither als groovende Grossfamilie äusserst erfolgreich unterwegs. die Nachfrage aber doch so gross, dass sich die Band auf ihrer Website Seinen Roots-Reggae hat das Quintett während dieser Zeit immer wieder von Bootleg-LPs distanziert und darauf hinweist, das Bandcamp-Seiten, um weitere Facetten erweitert. Im Jahre 2016 erhielten sie für das Werk die Bohren-Songs anbieten, illegal seien, da man selber diese Plattform nie «Strictly Roots» den Grammy für das beste Reggae-Album. Nun sind sie genutzt habe. Legal erhältlich sein dürften die teilweise unlängst wieder- mit ihrem neuen Album «Avrakedabra» auf Tour. Und erweitern die oh- veröffentlichten Werke von Bohren und der Club of Gore bei den anste- nehin schon umfangreiche Familienchronik um ein weiteres Kapitel. (amp) henden Konzerten, die vor bestuhlten Reihen über die spärlich erleuchtete Bühne gehen werden. (ash) 22.2., Rote Fabrik, Zürich

3.2., Kaserne, Basel; 4.2., Salle de l’Alhambra, Genf

Familiäres mit Charlotte Gainsbourg

Immer, wenn die Uhranzeige auf 05:55 wechselt und ich bereits oder noch Hören mit SonOhr wach bin, muss ich an Charlotte Gainsbourg denken. Natürlich liegt das auch an Kuno Lauener und Züri West, die 2008 die Sängerin und Schau- In einem Berner Kino bleibt am letzten Februarwochenende die Leinwand spielerin und natürlich auch Tochter von Serge Gainsbourg und Jane Bir- für einmal schwarz. Denn Bilder gibts an diesem Radio- und Podcastfesti- kin ganz herzlich grüssten. Doch es liegt natürlich vor allem an ihr selber. val, das bereits zum achten Mal ausgetragen wird, keine zu sehen. Dafür Weil «5:55» war 2006 jenes Album, mit dem Charlotte Gainsbourg auch aber genügend Hörstoff. Zu hören und im Wettbewerb vertreten ist bei- jenen bekannt wurde, die ihre ganz frühe Karriere nicht mitschneiden spielsweise ein Feature über die tolle südafrikanische Bassmusik Gqom, konnten. Damals schrieb Jarvis Cocker fast alle Songs, später kamen dann das der Musikethnologe Thomas Burkhalter mit den Produzenten und den noch Beck und andere Grössen dazu. Doch dies hat sich mit dem aktuel- Musikern Marcel Gschwend (alias Bit-Tuner) sowie Daniel Jakob (aka Du- len Album «Rest» geändert: Charlotte Gainsbourg schreibt zumindest die bokaj) in Durban aufgenommen hat. Es gibt aber auch Livehörspiele und Texte nun selber. Der Anlass ist allerdings ein tragischer. Denn die 47-Jäh- die «Praxis für radiophonologische Beratung» (die nicht nur Hörspieltipps rige verarbeitet in ihren neuen Songs den Tod ihrer Halbschwester Kate gibt), man kann Workshops besuchen oder auch entdeckenswerte wie be- und grüsst auch ihren Vater Serge. Überhaupt, die Familie: In Genf, wo sie kannte Podcasts hören. Und wer dann genügend Inhalte aufgesogen hat, gleich zweimal zu sehen ist, tritt sie auch mit ihrer Mutter auf. (bs) tanzt am Eröffnungsabend durchs schiefe Foyer des Kinos. Wer braucht da noch den Podcastdienst der Amazonkrake? (bs) 9.2., Victoria Hall, Genf (mit Jane Birkin), 17.2., Salle du Lignon, Genf; 26.3., Kaufleuten, Zürich 23. bis 25.2., Ciné Rex, Bern SZENE Atlantis_2016_Version_3_Atlantis_2016 26.01.16 18:18 Seite 1

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