Ein Senfkorn Wird Zum Baum 100 Jahre Reformierte Im Wegenstettertal INHALTSVERZEICHNIS
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Ein Senfkorn wird zum Baum 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal INHALTSVERZEICHNIS INHALT Vorwort 3 Geschichte 4 Erfahrungsbericht Hans-Peter Widmer 19 Das Kirchgemeindezentrum 23 Alltags- und Generationenkirche 27 Zeitzeugen 31 Anhang 35 IMPRESSUM REDAKTIONSTEAM: Holger Frehoff, Hans Gisin, Fritz Imhof, Erwin Müller BILDER: Holger Frehoff, Erwin Müller, Fritz und Ruth Imhof-Moser, private Archivbilder LAYOUT: Ruth Imhof-Moser DRUCK: Jakob AG, Grosshöchstetten (c) 2012 Reformierte Kirchgemeinde Wegenstettertal 2 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal VORWORT ALLES HAT SEINE ZEIT!* Jetzt ist die Zeit zu feiern! Hundert Jahre Reformierte im Wegenstettertal. Diese kleine Chronik soll in Wort und Bild dazu beitragen, ihre Geschichte der Nachwelt zu erhalten. Einige Mitglieder unserer Kirchgemeinde haben die Vergangenheit erforscht, soweit dies möglich war. Dabei stiessen sie auf die biblische Wahrheit: Was klein war wie ein Senfkorn, ist zu einem grossen Baum herangewachsen! Einige Bauern aus Zuzgen und Umgebung hatten vor hundert Jahren das Bedürfnis, evangelisch- reformierte Gottesdienste zu besuchen und ihre Kinder kirchlich unterrichten zu lassen. So ent- stand die Diaspora-Genossenschaft, welche 2002 zur Kirchgemeinde geworden ist. Diese kleine Schrift soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen Einblick in die Geschichte unserer Ge- meinde geben. Wir wollen uns auch in Zukunft auf dieses historische Fundament stellen. Gott, unser Vater, und Jesus Christus mögen uns begleiten und uns helfen, dass an diesem Baum gute Früchte wachsen. Hans Gisin (Vorstandspräsident der Kirchgenossenschaft von 1970 bis 1994) * aus Prediger 3,1-8) 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal 3 GESCHICHTE DIE REFORMIERTEN IM WEGENSTETTERTAL Von der Kirchgenossenschaft zur Kirchgemeinde Gründung der protestantischen Menschen reformierten Glaubens in Zeiningen, Zuzgen, 1 Kirchgenossenschaft 1912 Hellikon und Wegenstetten. Die ersten Reformierten im Wegenstettertal Gründung der Kirchgenossenschaft Die ersten Reformierten, die zu Anfang des 20. Jahrhun- 1912 gründeten einige reformierte Familien die «Protes- derts in das römisch-katholisch und christkatholisch do- tantische Genossenschaft von Zuzgen-Zeiningen und minierte Wegenstettertal kamen, waren mehrheitlich zu- Umgebung». Sie legten damit den Grundstein für die heu- gezogene Bauern aus den Kantonen Bern und Baselland. tige reformierte Kirchgemeinde Wegenstettertal. Eine Sie kauften verarmte Höfe auf und siedelten sich beson- Diaspora-Ordnung der Evangelisch-reformierten Lan- ders auf den Höhen rund um Zuzgen an. 1910 lebten 229 deskirche im Aargau ermöglichte die Bildung solcher 4 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal GESCHICHTE Kirchgenossenschaften in Gebieten, die zu keiner refor- durch monatliche Gottesdienste» und die «Pfl ege der Zu- mierten Kirchgemeinde gehörten. Diese Kirchgenossen- sammengehörigkeit». Mitglied der Genossenschaft war schaften waren vom Rechtsstatus her Vereine des Privat- jede volljährige reformierte Person aus Zuzgen, Zeinin- rechts. Sie waren Teil der Evangelisch-reformierten Kir- gen und Umgebung, welche die Statuten unterschrieben che im Aargau, wenn sie sich an die Vorschriften der hatte. Der Jahresbeitrag für eine reformierte Familie be- Landeskirche hielten, die auch für die Kirchgemeinden trug vier Franken im Jahr. Für «notorisch arme Familien» galten: Sie mussten einen Vorstand wählen und regel- konnte der Jahresbeitrag herabgesetzt werden. mässige Genossenschaftsversammlungen durchführen. Die Kirchgenossenschaft hatte das Recht, Einsitz in die Knappe Finanzen Synode der Evangelisch-re- Der Kassier musste von Haus zu Haus gehen, um den formierten Landeskirche Aar- Jahresbeitrag einzusammeln. Der damalige Kassier gau zu nehmen. Christian Meyer hatte mitunter Mühe, das Geld einzutrei- ben. Da die Ausgaben stets höher als die Einnahmen wa- Die Statuten der ren, war die Kirchgenossenschaft in ihrer Anfangszeit Kirchgenossenschaft buchstäblich arm wie eine Kirchenmaus. Sie stand unter Die Statuten, die sich die der Schirmherrschaft des aargauischen protestantisch- Kirchgenossenschaft bei ihrer kirchlichen Hilfsvereins, der den Grossteil der Besol- Gründung 1912 gab, zählten dungskosten für die Pfarrpersonen übernahm. Der Vor- dreizehn kurze Artikel. Diese stand und alle ehrenamtlich Mitarbeitenden arbeiteten nannten als wesentliche Ziele unentgeltlich. die «Unterweisung der Ju- gend im evangelisch-refor- mierten Glauben», die «Er- bauung der Erwachsenen 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal 5 GESCHICHTE Die Entwicklung der 2 Kirchgenossenschaft bis 1952 Die Pfarrer und Kirchgenossenschaftspräsidenten von 1926 bis 1952 Zunächst kümmerten sich in der näheren Umgebung tä- tige oder pensionierte Pfarrer um die Seelsorge, den kirchlichen Unterricht und die Gottesdienste in der refor- mierten Kirchgenossenschaft. Bis 1926 war dies der re- formierte Pfarrer der Kirchgemeinde Buus, Wilhelm Wildi. Von 1927 bis 1947 kümmerte sich der in Laufen- Pfarrer Walter Sägesser mit Konfi rmandenklasse auf der Farnsburg burg tätige Pfarrer Walter Sägesser um die Reformierten (1940) im Wegenstettertal. Von 1947 bis 1952 war der pensio- nierte Gefängnispfarrer Alfred Girard aus Basel für die Kirchgenossenschaft zuständig. Damals war das Wegens- Räumlichkeiten tettertal mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht er- Für ihre Gottesdienste durften die Reformierten die reichbar. Daher reisten die Pfarrer meistens mit dem christkatholische Kirche in Zuzgen gegen die Entrich- Zug bis Mumpf und überquerten zu Fuss den Chriesi- tung einer Miete nutzen. Ebenso stand ihnen das berg, um in Zuzgen Unterricht zu halten und Gottes- Schulhaus in Zuzgen zur Verfügung. Die Jahresver- dienst zu feiern. sammlungen wurden im Schulhaus oder in der christ- Die ersten Vorstandspräsidenten der Kirchgenossen- katholischen Kirche Zuzgen durchgeführt. Zu Vorstand- schaft lassen sich heute nicht mehr ermitteln. Von 1933 sitzungen traf man sich in Schulhaus Zuzgen oder in den bis 1952 bekleidete Werner Zwahlen aus Zuzgen dieses Zuzger Restaurants «Adler» und «Rössli». Amt. 6 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal GESCHICHTE bei reformierten Kirchenmitgliedern. Die Geschenke wurden dann im Geschäft der reformierten Familie Schlagentweith in Zeiningen gekauft. Weihnachtsfeiern in Restaurants und Turnhalle Der Ort für diese Weihnachtfeier wechselte mit den Jah- ren. Sie fand meistens in Zuzgen statt: mal in der christ- katholischen Kirche, mal in einem Saal der Restaurants Adler und Rössli und manchmal in der Turnhalle. Heidi Gremper (Vorstandsmitglied von 1977 bis 1998) erinnert sich heute noch gern an die grosse Freude, die sie und Eine Konfi rmandenklasse zusammen mit Pfarrer Walter Sägesser (1946) andere Frauen, z.B. Kathrin Horisberger (Vorstandsmit- glied von 1990 bis 2001 und langjährige Synodale) und Martha Gisin, beim Besorgen und Einpacken der Ge- Besondere Ereignisse in dieser Zeit schenke hatten. Von Frottéhandtüchern über Fotoalben Leider sind keine Protokollbücher aus der Zeit vor 1948 bis hin zum Sackmesser für Knaben und Zierkerzen für mehr vorhanden, so dass über die erste Zeit der Kirchge- Mädchen gab es allerlei Dinge, die den Kindern Freude nossenschaft wenig bekannt ist. Schon vor 1948 gab es in machten. der Adventszeit eine Weihnachtsfeier, in der die Kinder ein Geschenk erhielten. 1950 äusserte die reformierte Kirchgemeinde Rheinfel- den Interesse, mit der Kirchgenossenschaft zu fusionie- Diese Tradition hielt sich bis Mitte der 1990er Jahre. Weil ren. Nach einigen Verhandlungen, die nicht alle Unklar- die Kirchgenossenschaft damals nur knappe Mittel be- heiten ausräumen konnten, wurde auf die Fusion ver- sass, sammelten Kinder Geldspenden für die Geschenke zichtet. 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal 7 GESCHICHTE Die Ära von 3 Pfarrer Hans Wassmer Pfarrer Hans Wassmer übernimmt die Versorgung der Kirchgenossenschaft Nach der Demission von Pfarrer Alfred Girard konnte der damalige Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde Bözen, Hans Wassmer, für die pfarramtliche Mitversorgung der Kirchgenossenschaft gewonnen werden. Mitte August 1952 trat Hans Wassmer sein Amt mit einem Teilpensum an und behielt es 42 Jahre lang. Zu Beginn seiner Tätig- Pfarrer Alfred Girard mit Frau (hinten) mit den Konfi rmanden keit bestand die Kirchgenossenschaft aus 250 Mitglie- Hans Gisin, Margrit Lüthi, Fritz Meier und Max Ruch (v.l.n.r.) dern. Am Ende seiner Tätigkeit 1994 waren es bereits 850 Mitglieder. Hans Wassmers Aufgaben waren zunächst ein Gottesdienst pro Monat, wöchentlicher Unterricht in Zuzgen und die Seelsorge für die Reformierten im Tal. Einführung einer neuen Finanzordnung Schon länger drängten der protestantische Hilfsverein und auch der Kirchenrat der Reformierten Landeskirche Aargau den Vorstand der Kirchgenossenschaft, eine neue Pfarrer Hans Wassmer traut in der reformierten Kirche Bözen Paare Finanzordnung zu erlassen. Damit sollten die Einnah- aus dem Wegenstettertal men der Kirchgenossenschaft erhöht und so die fi nanzi- 8 100 Jahre Reformierte im Wegenstettertal GESCHICHTE elle Situation verbessert werden. Der Hilfsverein drohte 5000 Franken der reformierten Kirchgemeinde Bözen, in sogar, seine Bezuschussung der Pfarrbesoldung einzustel- der Hans Wassmer bis zu seiner Pensionierung als Pfar- len. Am 1. November 1964 stimmte die Jahresversamm- rer wirkte. lung der Einführung eines festen Kirchensteuersatzes zu. Beschlossen wurde ein Steuersatz von 15% der Staats- Ausbau der pfarramtlichen Tätigkeiten und steuer. Gemischt konfessionelle Ehepaare mussten 7,5% des Gemeindelebens zahlen.