Lilienberg –
Die Zeitschrift für das Unternehmertum
Nummer 44/Januar 2016
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G e Da N k e N
Daniel anderes: «Warum halten gute Vorsätze so selten?»
B I L D U N G
16 Iran – Saudi-arabien: das pulverfass am Golf
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34 Gönnen Sie sich eine auszeit!:
Leadership-retraite für unternehmerisch aktive
18 Die kampfkraft der Infanterie erfährt eine markante Steigerung
20 Weiterentwicklung der armee: von Zustimmung bis zu totaler ablehnung
Christoph Vollenweider: «Welche Herausforderungen muss die Schweiz meistern?»
I N e I G e N e r S aC H e
36 Lilienberg – konferenzzentrum mit Weitblick und Treffpunkt für Wirtschaft, politik und Gesellschaft
38 Schneller, grösser, erfolgreicher – und doch ganz entspannt?
B e G e G N U N G
24 Der Dialog mit den Lesern ist
- zwingend
- 6
- Bundesrat Maurer: «Die Gesell-
schaft muss mit der armee eine ehe auf Leben und Tod führen»
26 plädoyer für faire rahmenbedingungen im rohstoffhandel
- 10 Musikalisches Heimspiel für ekate-
- 28 Methanol als CO -neutraler Strom-
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- rina Frolova und Vesselin Stanev
- speicher: eine geniale Idee wirft
Fragen auf
G e S p r ä C H
30 Jeder von uns kann die energiezukunft aktiv mitgestalten
32 Josef Gemperle: «Nachhaltige energiepolitik schafft regionale Wertschöpfung»
12 Martin Senn: «Mit Teamwork, kundennähe und nachhaltigem Wirtschaften zum langfristigen erfolg»
14 Gian Gilli: «Die grössten erfolge kommen meistens nach krisen»
Lilienberg –
- Herausgeberin
- Redaktion Stefan Bachofen
Die Zeitschrift für das Unternehmertum
Stiftung Lilienberg Unternehmerforum CH-8272 ermatingen Telefon +41 71 663 23 23 Fax +41 71 663 23 24 [email protected] www.lilienberg.ch
Bilder Secundino alves, Besnik Basha, Bruno Fuchs, Susanne Grüner, andreas Hess, Cinzia Meng, rositha Noebel,
- angela Schiavone
- Nummer 44/Januar 2016
Druck pmc, Oetwil am See
© Stiftung Lilienberg Unternehmerforum, Ermatingen
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G e Da N k e N
Von Daniel Anderes*
«Warum halten gute Vorsätze so selten?»
Daniel Anderes
Der Beginn eines neuen Jahres ist für viele
von uns mit einem Motivationsschub verbunden: neues Jahr, neues Glück. also
auf in die nächste runde, um ein besserer
Mensch zu werden oder um unliebsame Gewohnheiten über Bord zu werfen.
Ob ich nun vorhabe, mein Gewicht
zu reduzieren, mit dem rauchen auf-
zuhören, für das alter vorzusorgen oder
endlich regelmässig Sport zu treiben
– der heute gefällte entschluss fällt oft
den Schwächen von morgen zum
Opfer. Das problem gebrochener guter
Vorsätze nennen die Ökonomen «Zeit-
inkonsistenz». Genau dieses zeitinkon-
sistente Verhalten lege ich an den Tag, wenn ich meine Diät nicht einhalte oder
andere gute Vorsätze beerdige. Denn
heute komme ich zum entscheid, dass der künftige Nutzen der Diät grösser ist
als die aktuellen Nachteile, doch wenn es
zum Schwur kommt und die Diät ansteht,
wiegen meine aktuellen entbehrungen
schwerer als der künftige Nutzen. Wenn ich meine guten Vorsätze also nicht um-
setze, verhalte ich mich aus traditionell-ökonomischer perspektive «inkon-
sistent».
abzuschliessen oder auf Lilienberg in
einem Seminar, einer Tagung oder einem
Workshop über Ihre unternehmerische
Zukunft nachzudenken, freuen wir uns
sehr. Sollten Sie Ihren entschluss aber
doch nicht umsetzen, wissen wir, es liegt
an der «Zeitinkonsistenz».
Wie und wann auch immer – wir freuen uns, Sie bei nächster Gelegenheit auf Lilienberg willkommen zu heissen.
Für das noch junge Jahr wünschen wir Ihnen alles Gute, Gesundheit, viele spannende Herausforderungen und unzählige schöne Momente. Mögen Ihre guten
- Vorsätze alle in erfüllung gehen.
- an den 366 Tagen im Jahr 2016 bieten
sich wieder unzählige Gelegenheiten,
hochkarätigen persönlichkeiten zu
begegnen. Unter anderem werden Uli
Burchardt, Oberbürgermeister der Stadt
konstanz, der ehemalige Bundesrat
kaspar Villiger, Dr. andreas Spillmann,
Direktor des Schweizerischen Nationalmuseums, und Helikopter-Unternehmer Martin Stucki im ersten Halbjahr unsere Gäste sein.
Daneben setzen wir uns weiter mit
aktuellen Themen unserer Zeit aus-
einander. Unsere vier strategischen
Hauptpfeiler sind: ¡ die Sicherung des Wirtschaftsstandortes Schweiz
¡ die Schweiz im internationalen Umfeld
*Daniel Anderes ist Leiter Lilienberg
Unternehmerforum. Er verantwortet die Bereiche Finanzen und Verwaltung der Stiftung und hat die operative Leitung des Unternehmerforums in Ermatingen.
Sollten Sie sich für 2016 vorgenommen
haben, regelmässig unsere Veranstaltun-
gen zu besuchen, eine Mitgliedschaft
¡ der Zusammenhalt der Schweiz und ihrer Gesellschaft
¡ die Sicherheitspolitik der Schweiz.
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G e Da N k e N
Von Christoph Vollenweider*
«Welche Herausforderungen muss die Schweiz meistern?»
Die Schwerpunkte im Programm des Lilienberg Unternehmerforums
Christoph Vollenweider
Die Schweiz steht vor mannigfachen
Herausforderungen, dieWirtschaft, politik
und Gesellschaft erkennen, anerkennen
und gemeinsam lösen müssen. Nur wenn
es gelingt, alle relevanten kräfte der
Schweiz für die Bewältigung dieser probleme zu gewinnen, hat unser Land die Chance, in der globalisierten Welt zu bestehen und den inneren Frieden und den Wohlstand zu wahren. Dazu braucht es
einen interdisziplinären Dialog und einen
ganzheitlichen ansatz. Lilienberg will seinen Beitrag dazu leisten und richtet sein programm in den nächsten Jahren darauf aus. Dies sind die Schwerpunkte unserer aktivitäten:
Viele Menschen in der Schweiz schei-
nen zu vergessen, dass Wohlstand und soziale Wohlfahrt ganz auf unserem wirtschaftlichen erfolg beruhen. auch muss
festgehalten werden, dass die öffentliche
Hand nur dann über den nötigen Handlungsspielraum verfügt, wenn die Finanzen gesund sind. Weiter realisieren viele Menschen nicht, dass politik und Büro-
kratie, aber auch übersteigerte ansprü-
che an den Staat dauernd an diesem Fun-
dament nagen. erhalten. Gefordert sind aber auch aussenpolitik und Diplomatie: Die globalen
Wirtschaftsbeziehungen werden durch
eine grosse Zahl von internationalen, aber auch bilateralen abkommen be-
stimmt und gesteuert. Daher muss sich die Schweiz stets die Frage stellen, welche rolle sie global spielen und welche Beziehungen sie zu den verschiedenen
Märkten der Welt unterhalten will. In den
nächsten Jahren wird uns daher das gestörte Verhältnis zur eU, aber auch das
Transatlantische Handelsabkommen be-
schäftigen. Weiter muss sich die Schweiz
um Freihandelsabkommen mit den interessanten Wirtschaftsräumen kümmern.
Dabei gilt es sorgfältig zwischen den
Wirtschaftsinteressen und der Befind-
lichkeit in der Schweiz abzuwägen. Die
Willensnation Schweiz muss sich auch
bewusst werden, dass die Globalisierung
und die internationalen Verflechtungen grossen einfluss auf die Schweizer Innen-
politik haben und die Demokratie ein-
schränken können.
Schwerpunkte sind: Innovation, Bil-
dung und ausbildung, arbeitskräfte, Un-
ternehmenskultur, Finanz- und Steuer-
politik, energie- und Infrastrukturpolitik, Bürokratie und Überregulierung.
1. Sicherung des
- Wirtschaftsstandortes Schweiz
- 2. Die Schweiz in der
Die Schweiz gehört weltweit zu den wirt-
schaftlich wettbewerbsfähigsten Ländern.
Damit wir diese position auch künftig be-
haupten können, müssen wir dauernd
daran arbeiten, denn die vielen anderen
Wirtschaftsstandorte dieser Welt schla-
fen nicht. Dazu kommt, dass die Schweizer Wirtschaft gewisse Nachteile hat, so
beim beschränkten potenzial inländischer arbeitskräfte und beim sehr ho-
hen Lohn- und preisniveau sowie beim viel zu hohen Frankenkurs.
globalisierten Welt
Die Schweiz war seit jeh eine export-
nation. Sie gehört zu den am meisten
globalisierten Ländern der Welt und ist absolut gesehen auf platz 19 in der Liste der stärksten Volkswirtschaften. Darum
ist unser Land auf ein reibungsloses Funk-
tionieren des Welthandels angewiesen.
Die rasch fortschreitende Globalisie-
rung fordert die Schweizer Unternehmer
heraus; deshalb ist es zwingend, unse-
ren Wirtschaftsstandort dauernd fit zu
Schwerpunkte sind: personenfreizügigkeit respektive einwanderung, Verhältnis
zur eU, die Zukunft der Freihandelsabkommen, Transatlantisches Handelsab-
kommen, Grenzen der Demokratie, Umgang mit anderen kulturen.
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3. Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Schweiz
Die erosion der grossen vom Qualitätsjournalismus geprägten Leitmedien wir-
ken sich negativ auf unsere Demokra-
tie aus. Ferner ist die politische Führung
durch die vielen Volksinitiativen gelähmt
und nicht mehr in der Lage, die agenda selbst zu setzen, so dass wichtige Themen im öffentlichen Diskurs kaum vorkommen. Und allgemein muss man feststellen, dass die Gesellschaft als Ganzes
ermüdungserscheinungen aufweist und
am rande eines kollektiven Burn-outs
steht.
erheit, Sicherheitspolitik und armee in
weiten kreisen der Gesellschaft und
der politik kein Thema, obwohl die dra-
matischen ereignisse an europas Gren-
zen und zuletzt in paris und Mali zei-
gen, dass Sicherheit alles andere als
gegeben ist. Weiter müssen Gesellschaft und Wirtschaft auf neue arten der Be-
drohung aufmerksam gemacht werden,
so auf die oft unterschätzten Cyber-ri-
siken. es ist zwingend notwendig, dass die verantwortlichen Stellen – nicht nur in VBS und armee – denen die Sicher-
heit unseres Landes anvertraut ist, die
Bevölkerung deutlicher als bisher auf die rolle von Sicherheitspolitik und armee in einer unsicher gewordenen Welt aufmerksam machen und sich selber besser vorbereiten.
Die grossen und globalen wirtschaftli-
chen Herausforderungen lassen auch in
der Schweizer Gesellschaft Spuren zu-
rück, vor allem in der arbeitswelt, wo
immer neue anforderungen an die ar-
beitnehmer gestellt werden und wo der
arbeitsmarkt durch eine starke Zuwan-
derung von ausländischen arbeitskräften
verändertwird. DazutauchtdasGespenst
einer neuen Völkerwanderung am Horizont auf. aber auch ohne die äusseren einflüs-
se verändert sich die Gesellschaft: Sie
wird einerseits immer heterogener und individualistischer, anderseits immer an-
spruchsvoller, was die Versorgung mit
Gütern, aber auch mit staatlichen Dienst-
leistungen betrifft. Der demografische
Wandel fordert die altersvorsorge und
das Gesundheitswesen. Die anderen So-
zialwerke dürften in der nächsten Zeit
noch viel mehr beansprucht werden, da wegen der fortschreitenden automatisierung und Digitalisierung sowie der auslagerung immer mehr arbeitsplätze wegfallen werden – auch qualifizierte.
Schwerpunkte sind: Zukunft der Wil-
lensnation Schweiz und seiner föderalen Strukturen, Zukunft der Demokratie, Grundkonsens über die aufgaben
des Staates, rolle der Medien, Integra-
tion der Migranten, reform und Siche-
rung der Sozialwerke, Finanzierung des Gesundheitswesens, Grundeinkommen.
Schwerpunkte sind: analyse der konflikte und auswirkungen auf die Sicher-
heitspolitik der Schweiz, Stärkung der armee, Innere Sicherheit, Datensicher-
heit (Cyber-risiken), Staatsschutz, orga-
nisierte kriminalität.
4. Die Schweizerische Sicherheitspolitik
ein Leben in Sicherheit gehört zu den
Grundbedürfnissen der Menschen. Die
Gewährleistung von Sicherheit ist da-
rum eine kernaufgabe jedes Staates. Die Schweiz gehört zu den sichersten Staaten der Welt. aus dieser vermeintlichen
Selbstverständlichkeit heraus sind Sich-
*Christoph Vollenweider ist Leiter Unter-
nehmertum bei der Stiftung Lilienberg
Unternehmerforum. Er verantwortet die Umsetzung des Stiftungsgedankens.
Die Digitalisierung der Medien führt
zu einer Veränderung des Medienkon-
sums und damit des Informationsstandes.
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B e g e g n u n g
Von Andreas Hess
Bundesrat Maurer: «Die Gesellschaft muss mit der armee eine ehe auf Leben und Tod führen»
Eine seltene Gelegenheit, von den Spitzen des VBS und der Armee etwas über ihre
persönlichen Führungsgrundsätze zu erfahren, bot das in kleinem Kreis durch- geführte vertraute Gespräch von Anfangs November 2015. Thematisiert wurden in der Folge auch die aktuellen Herausforderungen unserer Armee.
Fokussiert und konsequent führen
Für Bundesrat Ueli Maurer ist die pflege der gemeinsamen Werte wichtig. er sei
auf sein Führungsverhalten fokussiert und
imLaufeseinesLebensauchkonsequenter
geworden, sagte er. «Werte wie Unab-
hängigkeit oder Demokratie sind eine grosse Herausforderung», meinte Mau-
rer und wies dabei auch auf die Stadt-
Land-Unterschiede der Bevölkerung
hin. es gehe darum, eine Gemeinschaft
zu bilden, die Werte lebt. Dazu brau-
che es Vorbilder, die für die Werte auch
einstehen. Zu Beginn seiner ausführun-
gen meinte Bundesrat Maurer zwar, dass vieles, was man in der Schweiz anfasse, «morsch» sei. Gleichzeitig stellte er aber fest, dass der kern immer noch stimme. Vor vier bis fünf Jahren setzte eine Trendwende ein. Heute könne er sagen, «das Holz ist gut».
Lilienberg-Stiftungsratspräsident Dr. h. c.
Walter reist lud rund 50 Gäste zum
bewusst nicht öffentlich ausgeschriebe-
nen und damit vertrauten Gespräch ein.
er befragte auf dem podium Bundes-
rat Ueli Maurer, Chef VBS, korpskom-
mandant andré Blattmann, Chef der
armee, und korpskommandant aldo C.
Schellenberg, kommandant Luftwaffe,
zu ihren Führungsgrundsätzen und ihren Werten. Die drei haben sehr persönlich geantwortet.
zu ihm passe. Der Führungsstil müsse
aber auch auf die Mitarbeiter angepasst sein.
Gemeinsame Ziele erreichen
Der Chef der armee, korpskomman-
dant andré Blattmann, will mit seinem
Führungsstil seine eigene Linie zum
ausdruck bringen. Dazu gehöre, unter
einbezug der ihm unterstellen Mitar-
beiter, langfristige Ziele gemeinsam zu erreichen. Wichtig sei, Ziele zu setzen und die Führungsreglemente der armee
anzuwenden. Blattmann ist überzeugt,
dass diese reglemente in Bezug auf die Methode eine gute Hilfestellung sind. So haben alle eine gemeinsame Basis.
Vertrauen ineinander haben
korpskommandant aldo C. Schellenberg
führt mit grossem Vertrauen und über-
trägt sehr viel Verantwortung an seine
Mitarbeiter. «Wir bilden eine Schicksalsgemeinschaft, da ist es wichtig, dass wir
die Themen offen ansprechen», sagte
Schellenberg. Und weiter: «Ich lege Wert
darauf, dass das Führungsteam Vertrauen
ineinander und zueinander hat.» Ob dieser Führungsstil normal sei, wollte Gastgeber Walter reist wissen. Schellenberg
sagte, dass sein kooperativer Führungsstil
Was lohnt sich in der Armee?
«Wie kann man eine armee zielgerichtet
führen?», wollte reist vom armeechef genauer wissen. Blattmann stellte klar, dass die Führung der armee alleine
nicht machbar sei. «Dies geht nur unter
einbezug der Mitarbeiter, welche die Zie-
le kennen.»
Die armee gibt ihren jungen kadern den
rahmen, sich zu entwickeln und dazuzu-
lernen. Sie sind leistungsbereit und strah-
len Freude aus. es macht Freude, den
Nachwuchs so zu sehen. «es lohnt sich,
sich dafür einzusetzen», sagte der armee-
chef auf eine entsprechende Frage von Gesprächsleiter Walter reist.
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Stiftungsratspräsident Dr. h. c. Walter Reist (links) und Bundesrat Ueli Maurer lauschen einer kritischen Frage aus dem Publikum.
«Die Bürger unseres Landes haben ein
anrecht darauf, zu wissen, was die armee macht». Blattmann sieht Hand-
lungsbedarf im Bereich Öffentlichkeits-
arbeit. er spürt grossen rückhalt bei den
aktiven armeeangehörigen; sie zeigen
das mit grosser Leistungsbereitschaft. fest, dass die akzeptanz der armee bei der Jugend gestiegen sei. ebenso habe
das Vertrauen in die Institution armee
im vergangenen Jahr Höchstwerte erzielt,
sagte er unter Hinweis auf den kürzlich veröffentlichten Sicherheitsbericht 2015 der Militärakademie an der eTH Zürich
(MILak). Im konkreten Verhalten des ein-
zelnen stellt Schellenberg jedoch grosse
Diskrepanzen fest. Dies äussere sich zum
Beispiel im abstimmungsverhalten oder beim Zivildienst.
Luftwaffe ist notwendig
«Die Luftwaffe ist für unser Land eine
Notwendigkeit, um den hoheitlichen anspruch unseres Landes durchzusetzen»,
ist der kommandant Luftwaffe über-
zeugt. Zu den aufgaben gehöre zum Bei-
spiel, Luftraumverbote wie anlässlich des
World economic Forum in Davos (WeF)
durchzusetzen. Die armee müsse ein
kohärentes System sein. angesprochen
auf die aktuelle Flotte, erwähnte Schellenberg, dass der Tiger F5 operativ keinen Beitrag mehr zur Luftraumsicherung leiste. Der über 30-jährige Flugzeugtyp werde noch als Flab-Zieldarstellung und als Sparringpartner eingesetzt.
Akzeptanz der Armee gestiegen
Der kommandant Luftwaffe, aldo Schel-
lenberg, ist klar der Meinung, dass es sich
lohnt, sich für die Sicherheit unseres Lan-
des einzusetzen und dabei Verantwor-
tung zu übernehmen. «Die widersprüch-
liche gesellschaftliche entwicklung
macht mir aber Sorgen», sagte er. er hielt 8
Für Bundesrat Ueli Maurer zeigen die
im Baltikum fast täglich stattfindenden
Luftraumverletzungen und provokatio-
nen, dass die Schweizer armee wieder präsenter sein muss. «Die weltpolitische Lage ist heute dramatischer als noch vor einigen Jahren.»
die Forderung nach 5 Milliarden Franken
für die armee auf. erst jetzt setzt sich die
einsicht durch, dass wir diesen Betrag
nötig haben.
Verankerung der Armee
«Tue Gutes und sprich darüber», sagte
Blattmann auf die Frage, ob für das Image
der armee genügend getan werde. «Gute
Militärdienstleistungen sind Vorausset-
zung, dass positiv über die armee gespro-
chen wird», sagte Blattmann weiter. Dazu
würden unter anderem auch im Internet
verfügbare Videoclips eingesetzt. Für
den armeechef sind die kantone und die kMU-Betriebe die wichtigsten ansprechpartner, auch für den kadernachwuchs.
Bewaffnung der Armee
Laut armeechef Blattmann hat die armee
in den Bereichen Cyber-abwehr, Füh-
rungsunterstützung oder panzerabwehr
Beschaffungslücken. Im Masterplan sind
für die kommenden Jahre entsprechen-
de Beschaffungsprojekte festgehalten.
Weiter müssen die radschützenpanzer
ersetzt und für die Motorbootkompa-
nie neue Boote beschaffen werden. auf das Jahr 2020 ist eine neue Botschaft zur
Flugzeugbeschaffung geplant. «Wenn man als Land wahrgenommen und
glaubwürdig sein will, muss die armee auch entsprechend bewaffnet sein», so Blattmann.
Nachdenkend: Der Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann , …
Zivildienst gefährdet Armeebestand
aus dem publikum wurde eine kritische
Frage zum Zivildienst gestellt. Der
Chef VBS sagte, dass ursprünglich mit
rund 2500 Zivildienstleistenden ge-
rechnet worden sei. «Zwischenzeitlich
leisten rund 5000 bis 6000 personen
Zivildienst». Hier finde ein Missbrauch
statt, so Maurer weiter. er nannte als Bei-
spiele Seifenkistenrennen, die durch Zivis
mitbetreut werden, oder Soldaten, die
nach in der armee bestandener Lastwa-
genprüfung zum Zivildienst wechseln.
Armeefinanzen
«Der Bundesrat sieht die armee nicht als erste priorität», antwortete Ueli Maurer auf die Frage von Walter reist, weshalb er für sein Departement so wenig Geld
zur Verfügung habe. Vor acht Jahren kam
… u nd der Chef Luftwaffe, Korpskommandant Aldo C. Schellenberg, auf dem Podium
9Die politik sei nun klar gefordert, sonst sei auch die alimentierung des Bestandes von 100000 armeeangehörigen gefährdet.
Friedensförderung geniesst hohes Ansehen
angesprochen auf die Friedensförderung, sagte korpskommandant andré
Blattmann, dass zuerst ein OSZe- oder
ein UNO-Mandat vorliegen müsse. Im
zweiten Schritt gehe eine Botschaft ans parlament, das einen solchen einsatz be-
schliesse. «Unsere gut ausgebildeten Leu-
te im kosovo geniessen hohes ansehen und anerkennung. Dies auch, weil unser Land nicht blockgebunden ist.»
Unter den geladenen Gästen waren unter anderem der frühere Oberfeldarzt Dr. med. Peter Eichenberger und die beiden ehemaligen Gemeindepräsidenten Hans-Peter Hulliger und Hans-Ueli Gubler.
Keine Jets in Dübendorf
Der Militärflugplatz Dübendorf bleibe
als Basis für Helikopter und kleinflug-
zeuge erhalten, sagte Ueli Maurer. «aber wir können Dübendorf neben den anderen bestehenden Luftwaffenbasen nicht mehr als Jet-Flugplatz betreiben.» quasi im «konkubinat» lebe, anstatt eine «ehe auf Leben und Tod» führe. Luftwaf-
fenkommandant Schellenberg ergänzte,
dass es eine permanente aufgabe sei,
die Bevölkerung von der armee zu überzeugen.
Besonderheit: Vertrautes Lilienberg Ge-
spräch vom 5. November 2015 mit Bun-
desrat Ueli Maurer, Chef VBS, Korps-