Lilienberg – Die Zeitschrift für das Unternehmertum

Nummer 44 / Januar 2016 2

Gedanken 16 Iran – Saudi-Arabien: das Bildung 3 Daniel Anderes: «Warum halten ­Pulverfass am Golf 34 Gönnen Sie sich eine Auszeit!: gute Vorsätze so selten?» 18 Die Kampfkraft der Infanterie ­Leadership-Retraite für unterneh- 4 Christoph Vollenweider: «­Welche ­erfährt eine markante Steigerung merisch Aktive Herausforderungen muss die 20 Weiterentwicklung der Armee: Schweiz meistern?» von Zustimmung bis zu totaler In eigener Sache Ablehnung 36 Lilienberg – Konferenzzentrum Begegnung 24 Der Dialog mit den Lesern ist mit Weitblick und Treffpunkt für 6 Bundesrat Maurer: «Die Gesell- zwingend ­Wirtschaft, Politik und Gesellschaft schaft muss mit der Armee eine 26 plädoyer für faire Rahmen­ 38 Schneller, grösser, erfolgreicher – Ehe auf Leben und Tod führen» bedingungen im Rohstoffhandel und doch ganz entspannt? 10 Musikalisches Heimspiel für Ekate- 28 Methanol als CO2-neutraler Strom- rina Frolova und Vesselin Stanev speicher: Eine geniale Idee wirft Fragen auf Gespräch 30 Jeder von uns kann die Energie­ 12 Martin Senn: «Mit Teamwork, zukunft aktiv mitgestalten ­Kundennähe und nachhaltigem 32 Josef Gemperle: «Nachhaltige Wirtschaften zum langfristigen Energiepolitik schafft regionale Erfolg» Wertschöpfung» 14 Gian Gilli: «Die grössten Erfolge kommen meistens nach Krisen»

Lilienberg – Herausgeberin Redaktion Stefan Bachofen Die Zeitschrift für das Stiftung Lilienberg Bilder Secundino Alves, Besnik Basha, Unternehmertum Unternehmerforum Bruno Fuchs, Susanne Grüner, Andreas CH-8272 Ermatingen Hess, Cinzia Meng, Rositha Noebel, Nummer 44 / Januar 2016 Telefon +41 71 663 23 23 ­Angela Schiavone Fax +41 71 663 23 24 Druck pmc, Oetwil am See [email protected] © Stiftung Lilienberg Unternehmerforum, Ermatingen www.lilienberg.ch 3 Gedanken

Von Daniel Anderes* «Warum halten gute Vorsätze so selten?» Daniel Anderes

Der Beginn eines neuen Jahres ist für viele­ ­abzuschliessen oder auf Lilienberg in Wie und wann auch immer – wir freu- von uns mit einem Motivationsschub ver- ­einem Seminar, einer Tagung oder einem­ en uns, Sie bei nächster Gelegenheit auf bunden: neues Jahr, neues Glück. Also Workshop über Ihre unternehmerische Lilienberg willkommen zu heissen. auf in die nächste Runde, um ein besserer Zukunft nachzudenken, freuen wir uns Mensch zu werden oder um unliebsame­ sehr. Sollten Sie Ihren Entschluss aber Für das noch junge Jahr wünschen wir Gewohnheiten über Bord zu werfen. doch nicht umsetzen, wissen wir, es liegt ­Ihnen alles Gute, Gesundheit, viele span- Ob ich nun vorhabe, mein Gewicht an der «Zeitinkonsistenz». nende Herausforderungen und unzähli- zu ­reduzieren, mit dem Rauchen auf­ ge schöne Momente. Mögen Ihre guten zuhören, für das Alter vorzusorgen oder An den 366 Tagen im Jahr 2016 ­bieten Vorsätze alle in Erfüllung gehen. endlich regelmässig­ Sport zu treiben­ sich wieder unzählige ­Gelegenheiten, – der heute­ gefällte Entschluss fällt oft hochkarätigen Persönlichkeiten zu den Schwächen von morgen zum ­begegnen. Unter anderem werden Uli ­Opfer. Das ­Problem gebrochener guter Burchardt, Oberbürgermeister der Stadt ­Vorsätze nennen­ die Ökonomen «Zeit­ Konstanz, der ehemalige Bundesrat inkonsistenz». Genau dieses zeitinkon- ­Kaspar Villiger, Dr. Andreas Spillmann, sistente Verhalten lege ich an den Tag, Direktor des Schweizerischen National- wenn ich ­meine Diät nicht ­einhalte oder museums, und Helikopter-Unternehmer andere gute Vorsätze beerdige. Denn Martin Stucki im ersten Halbjahr unsere ­heute ­komme ich zum Entscheid, dass Gäste sein. der künftige Nutzen der Diät grösser ist Daneben setzen wir uns weiter mit als die aktuellen Nachteile, doch wenn es ­aktuellen Themen unserer Zeit aus- zum Schwur kommt und die Diät ­ansteht, einander. Unsere vier strategischen wiegen meine ­aktuellen ­Ent­behrungen ­Hauptpfeiler sind: schwerer als der ­künftige Nutzen.­ Wenn ich meine guten Vor­sätze also nicht um- ¡¡ die Sicherung des Wirtschafts- setze, verhalte ich mich aus traditio- standortes Schweiz nell-ökonomischer Perspektive «inkon- ¡¡ die Schweiz im internationalen *Daniel Anderes ist Leiter Lilienberg sistent». Umfeld ­Unternehmerforum. Er verantwortet die Sollten Sie sich für 2016 ­vorgenommen ¡¡ der Zusammenhalt der Schweiz und Bereiche Finanzen und Verwaltung der haben, regelmässig unsere Veranstaltun- ihrer Gesellschaft Stiftung und hat die operative Leitung gen zu besuchen, eine Mitgliedschaft ¡¡ die Sicherheitspolitik der Schweiz. des Unternehmerforums in Ermatingen. 4 Gedanken

Von Christoph Vollenweider* «Welche Herausforderungen muss die Schweiz meistern?» Die Schwerpunkte im Programm des Lilienberg Unternehmerforums Christoph Vollenweider

Die Schweiz steht vor mannigfachen Viele Menschen in der Schweiz schei- erhalten. Gefordert sind aber auch Aus- ­Herausforderungen, die Wirtschaft, ­Politik nen zu vergessen, dass Wohlstand und senpolitik und Diplomatie: Die globalen und Gesellschaft erkennen,­ anerkennen­ soziale Wohlfahrt ganz auf unserem wirt- Wirtschaftsbeziehungen werden durch und gemeinsam lösen müssen.­ Nur wenn schaftlichen Erfolg beruhen. Auch muss eine grosse Zahl von internationalen, es gelingt, alle relevanten­ Kräfte der festgehalten werden, dass die öffentliche aber auch bilateralen Abkommen be- Schweiz für die Bewältigung­ dieser Pro- Hand nur dann über den nötigen Hand- stimmt und gesteuert. Daher muss sich bleme zu gewinnen, hat unser Land die lungsspielraum verfügt, wenn die Finan- die Schweiz stets die Frage stellen, wel- Chance, in der globalisierten Welt zu be- zen gesund sind. Weiter realisieren viele che Rolle sie global spielen und welche stehen und den inneren Frieden und den Menschen nicht, dass Politik und Büro- Beziehungen sie zu den verschiedenen Wohlstand zu wahren. Dazu braucht es kratie, aber auch übersteigerte Ansprü- Märkten der Welt unterhalten will. In den einen interdisziplinären ­Dialog und ­einen che an den Staat dauernd an diesem Fun- nächsten Jahren wird uns daher das ge- ganzheitlichen Ansatz. ­Lilienberg will sei- dament nagen. störte Verhältnis zur EU, aber auch das nen Beitrag dazu leisten und richtet­ sein Schwerpunkte sind: Innovation, Bil- Transatlantische Handelsabkommen be- Programm in den nächsten ­Jahren darauf dung und Ausbildung, Arbeitskräfte, Un- schäftigen. Weiter muss sich die Schweiz aus. Dies sind die Schwerpunkte unserer­ ternehmenskultur, Finanz- und Steuer- um Freihandelsabkommen mit den inte- Aktivitäten: politik, Energie- und Infrastrukturpolitik, ressanten Wirtschaftsräumen kümmern. Bürokratie und Überregulierung. Dabei gilt es sorgfältig zwischen den 1. Sicherung des Wirtschaftsinteressen und der Befind- Wirtschaftsstandortes Schweiz 2. Die Schweiz in der lichkeit in der Schweiz abzuwägen. Die Die Schweiz gehört weltweit zu den wirt- globalisierten Welt Willensnation Schweiz muss sich auch schaftlich wettbewerbsfähigsten Ländern. Die Schweiz war seit jeh eine Export- bewusst werden, dass die Globalisierung Damit wir diese Position auch künftig be- nation. Sie gehört zu den am meisten und die internationalen Verflechtungen haupten können, müssen wir dauernd globalisierten Ländern der Welt und ist grossen Einfluss auf die Schweizer Innen- daran arbeiten, denn die vielen anderen absolut gesehen auf Platz 19 in der Liste politik haben und die Demokratie ein- Wirtschaftsstandorte dieser Welt schla- der stärksten Volkswirtschaften. Darum­ schränken können. fen nicht. Dazu kommt, dass die Schwei- ist unser Land auf ein reibungsloses Funk- Schwerpunkte sind: Personenfreizügig- zer Wirtschaft gewisse Nachteile hat, so tionieren des Welthandels angewiesen. keit respektive Einwanderung, Verhältnis beim beschränkten Potenzial inländi- Die rasch fortschreitende Globalisie- zur EU, die Zukunft der Freihandelsab- scher Arbeitskräfte und beim sehr ho- rung fordert die Schweizer Unternehmer kommen, Transatlantisches Handelsab- hen Lohn- und Preisniveau sowie beim heraus; deshalb ist es zwingend, unse- kommen, Grenzen der Demokratie, Um- viel zu hohen Frankenkurs. ren Wirtschaftsstandort dauernd fit zu gang mit anderen Kulturen. 5

3. Gesellschaftlicher Zusammenhalt Die Erosion der grossen vom Qualitäts- erheit, Sicherheitspolitik und Armee in in der Schweiz journalismus geprägten Leitmedien wir- weiten Kreisen der Gesellschaft und Die grossen und globalen wirtschaftli- ken sich negativ auf unsere Demokra- der Politik kein Thema, obwohl die dra- chen Herausforderungen lassen auch in tie aus. Ferner ist die politische Führung matischen Ereignisse an Europas Gren- der Schweizer Gesellschaft Spuren zu- durch die vielen Volksinitiativen gelähmt zen und zuletzt in Paris und Mali zei- rück, vor allem in der Arbeitswelt, wo und nicht mehr in der Lage, die Agenda gen, dass Sicherheit alles andere als immer neue Anforderungen an die Ar- selbst zu setzen, so dass wichtige The- gegeben ist. Weiter müssen Gesellschaft beitnehmer gestellt werden und wo der men im öffentlichen Diskurs kaum vor- und Wirtschaft auf neue Arten der Be- Arbeitsmarkt durch eine starke Zuwan- kommen. Und allgemein muss man fest- drohung aufmerksam gemacht werden, derung von ausländischen ­Arbeitskräften stellen, dass die Gesellschaft als Ganzes so auf die oft unterschätzten Cyber-Ri- verändert wird. Dazu taucht das Gespenst­ Ermüdungserscheinungen aufweist und siken. Es ist zwingend notwendig, dass einer neuen Völkerwanderung am Hori- am Rande eines kollektiven Burn-outs die verantwortlichen Stellen – nicht nur zont auf. steht. in VBS und Armee – denen die Sicher- Aber auch ohne die äusseren Einflüs- Schwerpunkte sind: Zukunft der Wil- heit unseres­ Landes anvertraut ist, die se verändert sich die Gesellschaft: Sie lensnation Schweiz und seiner födera- Bevölkerung deutlicher als bisher auf die wird einerseits immer heterogener und len Strukturen, Zukunft der Demokra- Rolle von Sicherheitspolitik und Armee individualistischer, anderseits immer an- tie, Grundkonsens über die Aufgaben in einer unsicher gewordenen Welt auf- spruchsvoller, was die Versorgung mit des Staates, Rolle der Medien, Integra- merksam machen­ und sich selber besser Gütern, aber auch mit staatlichen Dienst- tion der Migranten, Reform und Siche- vorbereiten. leistungen betrifft. Der demografische rung der Sozialwerke, Finanzierung des Schwerpunkte sind: Analyse der Kon- Wandel fordert die Altersvorsorge und Gesundheitswesens, Grundeinkommen. flikte und Auswirkungen auf die Sicher- das Gesundheitswesen. Die anderen So- heitspolitik der Schweiz, Stärkung der zialwerke dürften in der nächsten Zeit 4. Die Schweizerische Armee, Innere Sicherheit, Datensicher- noch viel mehr beansprucht werden, da Sicherheitspolitik heit (Cyber-Risiken), Staatsschutz, orga- wegen der fortschreitenden Automatisie- Ein Leben in Sicherheit gehört zu den nisierte Kriminalität. rung und Digitalisierung sowie der Aus- Grundbedürfnissen der Menschen. Die lagerung immer mehr Arbeitsplätze weg- Gewährleistung von Sicherheit ist da- fallen werden – auch qualifizierte. rum eine Kernaufgabe jedes Staates. Die *Christoph Vollenweider ist Leiter Unter- Die Digitalisierung der Medien führt Schweiz gehört zu den sichersten Staa- nehmertum bei der Stiftung Lilienberg zu einer Veränderung des Medienkon- ten der Welt. Aus dieser vermeintlichen Unternehmerforum. Er verantwortet die sums und damit des Informationsstandes. Selbstverständlichkeit heraus sind Sich- Umsetzung des Stiftungsgedankens. 6 Begegnung

Von Andreas Hess Bundesrat Maurer: «Die Gesellschaft muss mit der Armee eine Ehe auf Leben und Tod führen»

Eine seltene Gelegenheit, von den Spitzen des VBS und der Armee etwas über ihre Fokussiert und konsequent führen persönlichen Führungsgrundsätze zu erfahren, bot das in kleinem Kreis durch­ Für Bundesrat Ueli Maurer ist die ­Pflege geführte vertraute Gespräch von Anfangs November 2015. Thematisiert wurden der gemeinsamen Werte ­wichtig. Er sei in der Folge auch die aktuellen Herausforderungen unserer Armee. auf sein Führungsverhalten ­fokussiert und im Laufe seines Lebens auch konsequenter­ Lilienberg-Stiftungsratspräsident Dr. h. c. zu ihm passe. Der Führungsstil müsse geworden, sagte­ er. ­«Werte wie Unab- Walter Reist lud rund 50 Gäste zum aber auch auf die Mitarbeiter angepasst hängigkeit oder ­Demokratie sind eine ­bewusst nicht öffentlich ausgeschriebe- sein. grosse Heraus­forderung», meinte Mau- nen und damit vertrauten Gespräch ein. rer und wies dabei­ auch auf die Stadt- Er befragte auf dem Podium Bundes- Gemeinsame Ziele erreichen Land-­Unterschiede der Bevölkerung rat Ueli Maurer, Chef VBS, Korpskom- Der Chef der Armee, Korpskomman- hin. Es gehe darum, eine Gemeinschaft­ mandant André Blattmann, Chef der dant André Blattmann, will mit seinem zu ­bilden, die Werte lebt. Dazu brau- ­Armee, und Korpskommandant Aldo C. Führungsstil seine eigene Linie zum che es Vorbilder,­ die für die Werte auch ­Schellenberg, Kommandant Luft­waffe, Ausdruck bringen. Dazu gehöre, unter ­einstehen. Zu Beginn seiner Ausführun- zu ihren Führungsgrundsätzen und ­ihren Einbezug der ihm unterstellen Mitar- gen meinte Bundesrat Maurer zwar, dass Werten. Die drei haben sehr persönlich beiter, langfristige Ziele gemeinsam zu vieles, was man in der Schweiz anfasse, geantwortet. ­erreichen. Wichtig sei, Ziele zu setzen «morsch» sei. Gleichzeitig stellte er aber und die Führungsreglemente der Armee fest, dass der Kern immer noch stimme. Vertrauen ineinander haben anzuwenden. Blattmann ist überzeugt, Vor vier bis fünf Jahren setzte eine Trend- Korpskommandant Aldo C. ­Schellenberg dass diese Reglemente in Bezug auf die wende ein. Heute könne er sagen, «das führt mit grossem Vertrauen und ­über- Methode eine gute Hilfestellung sind. So Holz ist gut». trägt sehr viel Verantwortung an seine haben alle eine gemeinsame Basis. ­Mitarbeiter. «Wir bilden eine Schicksals- Was lohnt sich in der Armee? gemeinschaft, da ist es wichtig, dass wir «Wie kann man eine Armee ziel­gerichtet Die Armee gibt ihren jungen Kadern den die Themen offen ansprechen», sagte führen?», wollte Reist vom ­Armeechef Rahmen, sich zu entwickeln und dazuzu- Schellenberg. Und weiter: «Ich lege Wert ­genauer wissen. Blattmann stellte klar, lernen. Sie sind leistungsbereit und strah- darauf, dass das Führungsteam Vertrauen dass die Führung der Armee alleine len Freude aus. Es macht Freude, den ineinander und zueinander hat.» Ob die- nicht machbar sei. «Dies geht nur ­unter Nachwuchs so zu sehen. «Es lohnt sich, ser ­Führungsstil normal sei, wollte Gast- ­Einbezug der ­Mitarbeiter, welche die Zie- sich dafür einzusetzen», sagte der Armee- geber Walter Reist wissen. Schellenberg le kennen.» chef auf eine entsprechende Frage von sagte, dass sein kooperativer Führungsstil Gesprächsleiter Walter Reist. 7

Stiftungsratspräsident Dr. h. c. Walter Reist (links) und Bundesrat Ueli Maurer lauschen einer kritischen Frage aus dem Publikum.

«Die Bürger unseres Landes haben ein fest, dass die Akzeptanz der ­Armee bei Luftwaffe ist notwendig Anrecht darauf, zu wissen, was die der Jugend gestiegen sei. Ebenso habe «Die Luftwaffe ist für unser Land eine ­Armee macht». Blattmann sieht Hand- das Vertrauen in die Institution ­Armee Notwendigkeit, um den hoheitlichen An- lungsbedarf im Bereich Öffentlichkeits- im vergangenen Jahr Höchstwerte erzielt, spruch unseres Landes durchzusetzen», arbeit. Er spürt grossen Rückhalt bei den sagte er unter Hinweis auf den kürzlich ist der Kommandant Luftwaffe über- aktiven Armeeangehörigen; sie zeigen veröffentlichten Sicherheitsbericht 2015 zeugt. Zu den Aufgaben gehöre zum Bei- das mit grosser Leistungsbereitschaft. der Militärakademie an der ETH Zürich spiel, Luftraumverbote wie anlässlich des (MILAK). Im konkreten Verhalten des Ein- World Economic Forum in Davos (WEF) Akzeptanz der Armee gestiegen zelnen stellt Schellenberg jedoch grosse durchzusetzen. Die Armee müsse ein Der Kommandant Luftwaffe, Aldo Schel- Diskrepanzen fest. Dies äussere sich zum kohärentes System sein. Angesprochen lenberg, ist klar der Meinung, dass es sich Beispiel im Abstimmungsverhalten oder auf die aktuelle Flotte, erwähnte Schel- lohnt, sich für die Sicherheit unseres Lan- beim Zivildienst. lenberg, dass der Tiger F5 operativ kei- des einzusetzen und dabei Verantwor- nen Beitrag mehr zur Luftraumsicherung tung zu übernehmen. «Die widersprüch- leiste. Der über 30-jährige Flugzeugtyp liche gesellschaftliche Entwicklung werde noch als Flab-Zieldarstellung und macht mir aber Sorgen», sagte er. Er hielt als Sparringpartner eingesetzt. 8

Für Bundesrat Ueli Maurer zeigen die die Forderung nach 5 Milliarden Franken im Baltikum fast täglich stattfindenden für die Armee auf. Erst jetzt setzt sich die Luftraumverletzungen und Provokatio- Einsicht durch, dass wir diesen Betrag nen, dass die Schweizer Armee wieder nötig haben. präsenter sein muss. «Die weltpolitische Lage ist heute dramatischer als noch vor Verankerung der Armee einigen Jahren.» «Tue Gutes und sprich darüber», ­sagte Blattmann auf die Frage, ob für das Image Bewaffnung der Armee der Armee genügend getan werde. «Gute Laut Armeechef Blattmann hat die Armee Militärdienstleistungen sind Vorausset- in den Bereichen Cyber-Abwehr, Füh- zung, dass positiv über die Armee gespro- rungsunterstützung oder Panzerabwehr chen wird», sagte Blattmann weiter. Dazu Nachdenkend: Der Chef der Armee, Beschaffungslücken. Im Masterplan sind würden unter anderem auch im Internet Korpskommandant André Blattmann, … für die kommenden Jahre entsprechen- verfügbare Videoclips eingesetzt. Für de Beschaffungsprojekte festgehalten. den Armeechef sind die Kantone und die Weiter müssen die Radschützenpanzer KMU-Betriebe die wichtigsten Ansprech- ersetzt und für die Motorbootkompa- partner, auch für den Kadernachwuchs. nie neue Boote beschaffen werden. Auf das Jahr 2020 ist eine neue Botschaft zur Zivildienst gefährdet Armeebestand Flugzeugbeschaffung geplant. «Wenn Aus dem Publikum wurde eine ­kritische man als Land wahrgenommen und Frage zum Zivildienst gestellt. Der glaubwürdig sein will, muss die Armee Chef VBS sagte, dass ursprünglich mit auch entsprechend bewaffnet sein», so rund 2500 Zivildienstleistenden ge- Blattmann. rechnet worden sei. «Zwischenzeitlich leisten rund 5000 bis 6000 Personen Armeefinanzen ­Zivildienst». Hier finde ein Missbrauch «Der Bundesrat sieht die Armee nicht als statt, so Maurer weiter. Er nannte als Bei- erste Priorität», antwortete Ueli Maurer spiele Seifenkistenrennen, die durch ­Zivis … und der Chef ­Luftwaffe, auf die Frage von Walter Reist, weshalb mitbetreut werden, oder Soldaten, die ­Korpskommandant Aldo C. er für sein Departement so wenig Geld nach in der Armee bestandener Lastwa- Schellenberg, auf dem Podium zur Verfügung habe. Vor acht Jahren kam genprüfung zum Zivildienst wechseln. 9

Die Politik sei nun klar gefordert, sonst sei auch die Alimentierung des Bestan- des von 100 000 Armeeangehörigen ge- fährdet.

Friedensförderung geniesst hohes Ansehen Angesprochen auf die Friedensförde- rung, sagte Korpskommandant André Blattmann, dass zuerst ein OSZE- oder ein UNO-Mandat vorliegen müsse. Im zweiten Schritt gehe eine Botschaft ans Parlament, das einen solchen Einsatz be- schliesse. «Unsere gut ausgebildeten Leu- Unter den geladenen Gästen waren ­unter anderem der frühere Oberfeldarzt te im Kosovo geniessen hohes Ansehen Dr. med. Peter Eichenberger und die beiden ehemaligen Gemeinde­präsidenten und Anerkennung. Dies auch, weil unser Hans-Peter Hulliger­ und Hans-Ueli Gubler. Land nicht blockgebunden ist.»

Keine Jets in Dübendorf Der Militärflugplatz Dübendorf bleibe ­quasi im «Konkubinat» lebe, anstatt eine Besonderheit: Vertrautes Lilienberg Ge- als Basis für Helikopter und Kleinflug- «Ehe auf Leben und Tod» ­führe. Luftwaf- spräch vom 5. November 2015 mit Bun- zeuge erhalten, sagte Ueli Maurer. «Aber fenkommandant Schellenberg ­ergänzte, desrat Ueli Maurer, Chef VBS, Korps- wir können Dübendorf neben den ande- dass es eine permanente Aufgabe sei, kommandant André Blattmann, Chef der ren bestehenden Luftwaffenbasen nicht die Bevölkerung von der Armee zu über­ Armee, und Korpskommandant Aldo mehr als Jet-Flugplatz betreiben.» zeugen. C. Schellenberg, Kommandant Luftwaf- Er stellt auch eine fehlende Bereit- fe; Moderation: Dr. h. c. Walter Reist, schaft der Bevölkerung fest, sich für Frei- Präs­ident Stiftungsrat Lilienberg Unter- heit, Unabhängigkeit und Sicherheit ein- nehmerforum; Zusammenfassung: Major zusetzen. Dies jedoch müsse man stärker Andreas Hess, Fachoffizier und Redak- hinüberbringen, so Maurer. Er stellte fest, tor «Schweizer Soldat»; Redaktion: Stefan­ dass die Gesellschaft mit der Armee Bachofen. 10 Begegnung

Von Stefan Bachofen Musikalisches Heimspiel für Ekaterina Frolova und Vesselin Stanev

Mit der Geigerin Ekaterina Frolova und ihrem Klavierpartner Vesselin Stanev ­traten dennoch voller Tiefe. Hoch komplex sind zum Abschluss des Rezital-Jahres 2015 zwei alte Bekannte im Lilienberg-Zentrum die Ansprüche, die der Komponist mit auf. Die beiden «Künstler des Hauses» baten vor über 120 geladenen Gästen seinem an und für sich einfachen Noten- zum Kammermusikabend mit Werken von Schubert, Liszt und Wieniawski.­ Und text an die beiden Interpreten stellt. Denn sie zeigten sich wie schon bei ihrem ersten Lilienberg-Auftritt vor acht Jahren in das Innenleben seiner Musik­ ist voller Höchstform. technischer Herausforderungen, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Die Förderung hochtalentierter Musiker­ das die beiden an den ­Anfang ihres­ Schubert seine Fantasie für den böhmi- ist das Anliegen, das ­Rezital-Gastgeberin ­Programms stellten. Das Werk ­beginnt schen Violin-Virtuosen Joseph Slawjk Susanne Rau-Reist zusammen mit der in mit einem enggeknüpften, sehr leise zu schrieb, der einst «der zweite Paganini» Hinwil beheimateten privaten Gesell- spielenden C-Dur-Klangteppich und zählt genannt wurde. Ekaterina Frolova und schaft InnoArtistico verfolgt. Das Ziel zum Schönsten ­überhaupt, das Schubert Vesselin Stanev meisterten diese Aufga- ist ideeller Natur, nämlich Musik und für Violine und ­Klavier ­geschrieben hat- be bravourös. Kunst attraktiv zu halten. Ausgewähl- te. Für Stanev eine ideale­ Gelegenheit, te Musiker­ werden langfristig auf ihrem­ die Sensibilität und die Klangkunst seines Homogen und virtuos künstlerischen Weg begleitet, und ihre Klavierspiels unter Beweis­ zu stellen,­ für Generell bevorzugen beide Künstler die Auftritte werden in bekannten Konzert­ das er immer wieder gerühmt wird. Und virtuosen Werke. Dazu zählen auch die sälen Europas organisiert.­ Diese Künstler das tat er eindrücklich. Von den 25 Minu- Kompositionen von , eine der sind die Geigerin Ekaterina Frolova,­ der ten, welche die Fantasie ­dauert, mochte schillerndsten musikalischen Persönlich- ­ Vesselin Stanev und die Flötistin­ man keine einzige Sekunde vermissen – keiten des 19. Jahrhundert – unter ihnen Eva Oertle-Zippelius. Letztere begleitete­ so unbeschreiblich schön wirkte sie auf eher selten zu hörende Variationen. Ins- das Rezital vom 10. November 2015 als das ­Publikum. ­Schubert hatte in diesem besondere Stanev geniesst in Musikkrei- Moderatorin. Werk ­traditionelle Sonaten­satz-Prinzipien sen den Ruf als tief schürfender Liszt-­ ­völlig frei mit liedhaften Fantasiemomen- Interpret. Diesen Ruf verteidigte er im Eines der schönsten Schubert-Werke ten verwoben. «Grand Duo concertant». Die Komposi- Ekaterina Frolova und Vesslin Stanev Dreh- und Angelpunkt der ­Fantasie tion entstand als Gemeinschaftswerk bei ­bereiten sich seit vielen Jahren auf dem ist ein Lied aus Schuberts eigener Feder: einem Gipfeltreffen zweier Berühmthei- ­Lilienberg auf ihre Konzerte vor und «Sei mir gegrüsst». Er zitiert es nach einem ten: Der französische Geiger Charles Phi- ­spielen gemeinsam ein sehr anspruchs­ Gedicht von Friedrich Rückert im An- lippe Lafont und der Pianist Franz Liszt volles Repertoire. Dazu gehört auch Franz dantino-Teil der Fantasie und variiert es schrieben und spielten das extravagante Schuberts Fantasie für Violine und Klavier, anschliessend: musikalisch schlicht, aber Stück im Jahr 1835 für ein Benefizkonzert Präsentierten sich in Höchstform: ­Pianist Vesselin Stanev und Geigerin Ekaterina Frolova.

Das traumhaft schöne Thème original varié Opus 15 des polnischen Weltbür- gers und Violin-Virtuosen Henryk Wie- in Genf. Das «Grand Duo concertant» Variationen über Lafonts Romanze «Le niawski bildete den glanzvollen Schluss- beginnt in der Art einer freien Fanta- départ du jeune marin» und endet in ei- punkt des Herbstrezitals. Mit diesem sie, fährt fort mit vier kontrastreichen nem furiosen Finale. Werk, in dem sich slawischer Einfluss aus seiner Heimat spürbar geltend macht, schuf Wieniawski Mitte des 19. Jahrhun- Die Künstler derts ein anspruchsvolles Bravourstück, Pianist Vesselin Stanev (51), geboren in Varna (Bulgarien), erhielt seine Ausbildung das er in den mondänen Salons genau- an der Musikakademie in , am Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau und so wie bei Akademien oder auf festli- am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris. Stanev tritt in den gros- chen Bällen vorführen konnte. Ein Stück sen Konzerthäusern Europas wie der Wigmore Hall in London, der Alten Oper notabene, das geprägt ist von blenden- Frankfurt, dem Gewandhaus Leipzig oder der Salle Gaveau in Paris sowie beim der Virtuosität, berührt von einem Hauch Sommerfestival «Klang Bogen» in Wien auf. Zudem unternimmt er Konzertreisen Weltschmerz und befeuert mit einem in die nordischen Länder, nach Ost- und Südosteuropa, Russland und . Er Schuss Dämonie. Ekaterina Frolova und veröffentlichte zahlreiche CD-Aufnahmen und erhielt Preise beim Tschaikowsky- Vesselin Stanev verliehen dem Werk Tief- Wettbewerb in Moskau und beim Concours Marguerite Long-Jacques Thibaud. gang und Brillanz. Sie überzeugten – wie Ekaterina Frolova (30), geboren in St. Petersburg, begann ihre musikalische Aus- übrigens ganz zum Schluss auch noch- bildung bei Antonina Kazarina am Konservatorium ihrer Heimatstadt. Seit 2009 mals bei der Zugabe, dem «Ave maria» studiert sie in Wien Violine. Frolova erhielt zahlreiche Preise. Zuletzt bedachte sie von Astor Piazzolla, – durch Homogeni- die Kronberg Academy in Deutschland mit dem Preis zur Förderung junger Strei- tät und Virtuosität. cher. Als Solistin tritt sie mit Orchestern in China, Russland, Deutschland, Finnland, Slowenien und der Schweiz auf, und sie erhielt Einladungen unter anderem zu den Internationalen Orpheum-Musikfesttagen zur Förderung junger Solisten in Zürich. Seit kurzem gehört sie dem Wiener Staatsopernorchester an. Frolova spielt ein In- Lilienberg-Rezital vom 10. November strument von Nicola Gagliano aus dem Jahre 1755. 2015 mit Ekaterina Frolova (Violine) und Stanev und Frolova waren kurz vor dem Rezital gemeinsam in Berlin, Frankfurt Vesselin Stanev (Klavier); ­Gastgeberin: und Leipzig aufgetreten und erhielten hervorragende Kritiken. Nach dem Lilienberg- Stiftung Lilienberg Unternehmerforum, Konzert folgten Auftritte in Wien, Linz und Prag. Für 2016 planen sie eine Tournee vertreten durch Susanne Rau-Reist; in Russland, unter anderem ein Konzert in St. Petersburg, Frolovas Heimatstadt. ­Moderation: Eva Oertle-Zippelius. 12 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Wirtschaft & Industrie «Mit Teamwork, Kundennähe und nachhaltigem Wirtschaften zum langfristigen Erfolg» 137. Lilienberg-Gespräch mit Martin Senn, CEO Zurich Versicherungskonzern – wenige Wochen vor seinem Rücktritt

Martin Senn steht seit sechs Jahren als CEO an der Spitze des Zurich Versicherungs­ «In vielen Ländern würde dies wohl nicht konzerns. Zuvor war der 57-Jährige in der gleichen Unternehmung Chief Invest­ zum Erfolg führen», vermutet er, «doch ment Officer und Mitglied der Geschäftsleitung. Im vergangenen Herbst stellte die Koreaner haben sogar die Goldrin- sich Senn auf Lilienberg den Fragen von Moderator Christoph Vollenweider und ge ihrer Kinder eingeschickt, die diese gewährte dem Publikum einen Einblick in sein Arbeits- und sein Privatleben. traditionsgemäss zum ersten Geburtstag erhalten.» Neben grossem Fleiss herr- Zu Beginn der Veranstaltung wollte der 1980 ging Senn nach New York. Nach ei- sche in diesem Land auch eine grosse Gesprächsleiter von Martin Senn wissen, nem Zwischenjahr in Basel zog er weiter Solidarität. wie er die Chance für Schweizer Füh- nach Hong Kong, wo er seine Frau, eine rungskräfte beurteile, Chef eines inter- Koreanerin, kennenlernte. «Ja, mit Asien Die Schweiz im globalen Wettbewerb nationalen Konzerns zu werden. Dass bin ich gut vertraut», erzählte er. Beein- «Ja, auch wir Schweizer sind fleissige die Schweizer an der Spitze von Gross- druckt habe ihn die starke Beziehungs- Menschen», sagte Senn. Weitere Stärken unternehmen aussterben, glaubt Senn orientierung der Asiaten. «Auf meiner ers- im globalen Wettbewerb seien die Sta- nicht. «Aber es ist schon so, dass bei ei- ten Geschäftsreise nach China lernte ich, bilität in der Schweiz, die Arbeitsmarkt- ner Nachfolgelösung bei der Zurich, bei dass dort zuerst ein Vertrauensverhältnis bedingungen und die Verfügbarkeit von der nur zehn Prozent des Personals in aufgebaut werden muss», erzählte Senn. guten Arbeitskräften. «Zudem haben wir der Schweiz tätig sind, alle Mitarbeiten- ein gutes Bildungssystem und im inter- den weltweit berücksichtigt werden», er- Korea, einst völlig zerstört, ist heute eine nationalen Vergleich ein stabiles politi- gänzte er. der grössten Industrienationen der Welt. sches Umfeld.» Aus Bauerndörfern wurden Millionen- Bienen und Basler Fasnacht städte. «Die Koreaner konnten sich mit ih- Auf die Frage eines Teilnehmers, ob die Der Basler ist in eher einfachen Verhält- rem Fleiss aus einer grossen Notsituation Zurich auch vom Ausland aus geleitet nissen aufgewachsen. Sein Vater war befreien und haben in kürzester Zeit sehr werden könnte, antwortete Senn, dass Mechaniker und Bienenzüchter. Mit viel erreicht», erklärte Senn. «Firmen wie die Verlegung des Konzerns in ein ande- ihm verbrachte Martin Senn an den Wo- Samsung sind heute Weltmarken.» Senn res Land zwar praktisch möglich wäre, chenenden viel Zeit in den Bienenhäu- erzählte, dass während der Finanzkrise er diese Variante aber noch nie in Erwä- sern. Auch an der Basler Fasnacht kam in Asien auch Korea hoch verschuldet gung gezogen habe. «Das wäre drama- er nicht vorbei. «Es ist noch heute mein war und der Währungsfonds eingreifen tisch, und politisch gesehen gäbe das ei- Wunsch, die ganze Zurich-Konzernlei- musste. Die koreanische Regierung habe nen Aufruhr. Wäre der Standort Schweiz tung an den Morgenstreich zu bringen», die Bevölkerung zu Spenden aufgerufen, aber existenzbedrohend, bestünde natür- erzählte er schmunzelnd. um die Schulden des Landes abzubauen. lich keine Wahl», fügte er an. überproportionalen Stellenwert. Dafür brauche es ein verständnisvolles Umfeld, um nicht unter Druck zu sein, allem ge- Martin Senn: «Wichtig ist, als Chef alle Meinungen einzubeziehen, fair zu sein und recht werden zu müssen. «Wichtig ist, das zu tun, was man sagt. Im ­Wissen, es nicht allen recht machen zu können, und alle Meinungen einzubeziehen, fair zu dies selbst zu akzeptieren.» sein und das zu tun, was man sagt. Im Wissen, es nicht allen recht machen zu Führung durch Menschen Die Zurich ist der grösste Versicherungs- können, und dies selbst zu akzeptieren.» Vor zwei Jahren steckte die Zurich in konzern der Schweiz und gehört global Unter den Gästen waren auch Schüle- Schwierigkeiten. Der Suizid des Finanz- zu den fünf grossen Playern. Mit 55 000 rinnen und Schüler des Ellenrieder Gym- chefs warf viele Fragen auf. «In dieser Mitarbeitenden in 170 Ländern erzielt nasiums in Konstanz, was Martin Senn Situation lernte ich, dass nicht alle Fra- sie einen Umsatz von rund 70 Milliar- sehr freute. Er gab den jungen Menschen gen beantwortet werden können», er- den Franken. Senn ist überzeugt, dass mit auf den Weg, immer offen und ehr- zählte Senn. ein so grosser Konzern mit so komple- lich zu sein, um sich damit viel Ärger xen Strukturen geführt werden kann. «Ein zu ersparen. «Wer eine Karriere anstrebt, Auch der Rückzug der Offerte für die Konzern wird aber nicht durch Struktu- befindet sich unter einem Mikroskop. Übernahme des britischen Schadenver- ren geführt, sondern durch Menschen», Alleine das Smartphone ist ein Röntgen- sicherers RSA kurz vor dem Abschluss ergänzte er. Mit Teamwork, Kunden- apparat, der Ihre Handlungen auf ewig sorgte für Schlagzeilen in den Medien. nähe und nachhaltigem Wirtschaften er- speichert», erklärte er. Darum seien Ehr- «Der Grund für den Rückzug war, dass gebe sich ein langfristiger Erfolg. «Und lichkeit und Offenheit besonders wichtig. wir zuerst im eigenen Haus aufräumen daran sollen sich alle unsere Mitarbei- «Sagen Sie, was Sie denken!», forderte er und Schwachstellen ausmerzen muss- tenden halten», erklärte er. «Aber natür- die jungen Gäste auf. «Mit Selbstvertrau- ten», so Senn. «Mit der diesjährigen Leis- lich ist nichts und niemand auf dieser en und ohne Angst vor irgendetwas oder tung der Zurich bin ich nicht zufrieden. Welt perfekt.» irgendjemandem.» Wir sind daran, diverse Massnahmen beschleunigt umzusetzen.» Die Zurich Mit Ehrlichkeit Ärger ersparen habe während ihres 143-jährigen Beste- Martin Senn wurde von einem Gast nach 137. Lilienberg-Gespräch vom 14. Oktober hens nicht zum ersten Mal ein schlechtes seiner Work-Life-Balance gefragt. «Ich 2015 mit Martin Senn, CEO ­Zurich Versi- Quartal geschrieben. Aber die langfristi- bin ehrlich gesagt nicht immer in einer cherungskonzerns; Moderation: Christoph gen Aussichten seien immer gut gewesen. Balance», gestand er. Das Unternehmen Vollenweider, Leiter Unternehmertum;­ Auch heute. habe für ihn gezwungenermassen einen Zusammenfassung: Karin Hobi-Pertl. 14 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Bildung & Sport «Die grössten Erfolge kommen meistens nach Krisen» 138. Lilienberg-Gespräch mit Gian Gilli, Unternehmer, ehemaliger Spitzenfunktionär im Wintersport

«Der Spitzensport könnte viel von der Wirtschaft profitieren. Ich denke zum entscheidend sei. «Wenn es einem Sport- ­Beispiel an die Aspekte Führung, Qualitätskontrolle oder Prozessoptimierung», ler an Energie und Motivation fehlt, nützt sagte der einstige Sport-Spitzenfunktionär Gian Gilli am Lilienberg-Gespräch von der beste Trainer nichts», sagte Gilli. Der Mitte November 2015. Der 58-jährige Engadiner erachtet es als überaus ­wichtig, Athlet müsse Selbstunternehmer sein und dass ein Spitzensportler ein Selbstunternehmer ist. Gilli: «Fremdgesteuerte dürfe in seinem Tun nicht fremdgesteuert ­Athleten schöpfen ihr Potenzial kaum aus.» werden, glaubt er.

Bei seinem Besuch Mitte November ge immer das Gleiche macht», erzählte Ein Sportler müsse auch fähig sein, über im Lilienberg Unternehmerforum wur- er. Gilli wurde Langlauf-Nationaltrainer Strategien oder Finanzierung nachzu- de schnell klar, woher Gian Gilli seinen bei Swiss Ski und lernte dabei gleich sei- denken. Zudem sei es wichtig, dass er Antrieb nimmt, um sich immer wieder ne spätere Ehefrau, eine Spitzenlangläu- Prioritäten setzen könne. Nicht verges- auch beruflich neuen Herausforderun- ferin, kennen. Leistung, sagte Gilli, habe sen dürfe man als Trainer, dass ein Ath- gen zu stellen. Im Gespräch mit Mode- ihn als Wert immer fasziniert. Ergänzend let neben einer Belastungskompetenz rator Christoph Vollenweider meinte der zum Wertesystem, in das er als Bergler auch eine Erholungskompetenz hat. Engadiner: «Ich lebe meine Sehnsucht hineingeboren worden sei. Dass er später ­Gilli: «Ohne Ich-Initiative des Athleten nach Entwicklung aus.» Als Schüler sei einmal in der eigenen Firma Leistungs- ist Erfolg nicht zu erreichen. Der Trainer er für seine Lehrer wohl so etwas wie training für Berufsleute anbieten würde, setzt nur den Rahmen für ideale Bedin- ein schwer erziehbarer Bursche gewe- war damals noch nicht abzusehen. gungen und unterstützt den Athleten.» sen, der nur den Sport im Kopf hatte. Der Trainer sei ein Fachspezialist und «Ich musste zuerst einmal aus dem Gymi Auf seinem beruflichen Werdegang habe «im Idealfall auch noch ein kompetenter rausfliegen, bevor ich auf den richtigen er aber auch oft den Kopf angestossen. Pädagoge». Wichtig für den Erfolg eines Pfad zurückfand», legte der Bündner un- «Ich habe mich bisweilen selber überfor- Sportlers sei eine «ganzheitliche Höchst- geschminkt dar. Er habe lernen müssen, dert», betonte Gilli und ergänzte: «Mein leistungsorganisation». Training sei dabei auch für sein Vorwärtskommen Verant- Energielevel und meine Ressourcen wa- nur ein Bereich. wortung zu übernehmen. ren meine unterstützenden Konstanten.» Danach liess sich Gilli zum Turn- und Begabung, Potenzial und VIP-Karten Sportlehrer ausbilden. Er unterrichtete «Manchmal nützt der beste Gilli erachtet die Begabung eines Sport- mit Begeisterung, doch nach sechsjäh- Trainer nichts» lers als wichtig. «Doch das Potenzial riger Tätigkeit als Lehrer am Gymnasium Betreffend Anteil am Erfolg eines Athle- entsteht durchs Üben», präzisierte er. Samedan zog es ihn weiter. «Ich hatte ge- ten durch den Trainer ist Gian Gilli davon Er habe bei herausragenden Schwei- merkt, dass ich nicht der Typ bin, der lan- überzeugt, dass die Qualität des Athleten zer Sportlerpersönlichkeiten festgestellt, 15

Zur Person Gian Gilli Gian Gilli ist 58 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er absol- vierte eine Ausbildung zum Turn- und Sportlehrer an der Universität Bern. Der En- gadiner hat sich vor allem in der Welt des Sports einen Namen gemacht, ist aber weit über den Sport hinaus eine bekannte Persönlichkeit im In- und Ausland. Vom Gian Gilli (rechts), hier zusammen mit Oktober 2009 bis April 2014 amtete er als Sportdirektor und Chef de Mission bei Moderator Christoph Vollenweider: Swiss Olympic. Er begleitete die Schweizer Olympiamissionen Vancouver 2010 «Wenn es einem Sportler an Energie als Head Coach sowie London 2012 und Sotschi 2014 jeweils als Chef de Mission. und Motivation fehlt, nützt der beste Bereits vor seiner Tätigkeit bei Swiss Olympic war Gian Gilli eine herausragende Trainer nichts.» Persönlichkeit im Spitzensport, zuerst als Cheftrainer Langlauf bei Swiss Ski und später, ebenfalls bei Swiss Ski, als Chef Leistungssport. In dieser Funktion war er im Verhältnis zu den VIP-Karten, die an für alle acht Ski-Disziplinen (Ski Alpin, Langlauf, Nordische Kombination, Skisprin- viele Politiker verteilt werden», meinte gen, Biathlon, Snowboard, Freestyle und Telemark) verantwortlich. Gilli führte das der Bündner pointiert. Schweizer Ski-Team unter anderem an den Olympischen Spielen 2006 in Turin zu In der anschliessenden Podiumsdis- mehreren Medaillen in den Disziplinen Snowboard, Freestyle und Ski Alpin. Zu- kussion antwortete Gilli auf die Frage, dem wirkte er bei der alpinen Ski-WM 2003 in St. Moritz als Sportdirektor, bei der was der Spitzensport von der Wirtschaft Eishockey-WM 2009 in Bern und Zürich-Kloten als CEO. lernen könne, dass Aspekte wie Führung, Im Frühling 2014 verliess Gian Gilli Swiss Olympic. Er gründete in der Folge seine Qualitätskontrolle oder Prozessoptimie- eigene Firma, die Gian Gilli AG, mit Sitz in Risch im Kanton Zug. Per Mitte No- rung vor allem in Sportverbänden oft ver- vember 2015 hat er eine neue Aufgabe übernommen. Der Bündner hat eine Stelle nachlässigt würden. «Da besteht ganz als CEO der Firma Infront Ringier Sports & Entertainment angetreten. bestimmt Handlungsbedarf.» Bezüglich Korruption ist Gilli überzeugt, dass «dort, dass einzelne von ihnen nach einer Gian Gilli meinte, dass die öffentliche wo Geld im Spiel ist, betrogen wird». verletzungsbedingten Pause gestärkt Hand in der Spitzensportförderung zurückgekommen seien. Namentlich noch aktiver werden sollte. «Eine Spit- 138. Lilienberg-Gespräch vom 18. Novem- erwähnte er etwa den abgetretenen Ski- zensport-Rekrutenschule weist zwar ber 2015 mit Gian Gilli, Unternehmer, rennfahrer Didier Cuche. «Nach Krisen den richtigen Weg, ist aber längst noch ehemaliger Spitzenfunktionär im Winter- stellen sich oft die grössten Erfolge ein», nicht das, was man tun könnte. Zumin- sport; Moderation: Christoph Vollenwei- ist Gilli überzeugt. Wichtig in einer Zeit dest sollte sich der Bund auch finanzi- der, Leiter Unternehmertum; Zusammen- der Regeneration sei auch Gelassenheit. ell noch mehr engagieren, mindestens fassung: Marcel Vollenweider. 16 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Sicherheit & Armee Iran – Saudi-Arabien: das Pulverfass am Golf

Der Konflikt zwischen den beiden muslimischen Staaten am Golf, Iran und lange Konflikt zwischen ­Israel und sei- ­Saudi-Arabien, ist unberechenbar und birgt auf Grund seiner strategischen und nen arabischen Nachbarn, die Erobe- nuklearen Dimension Risiken für die gesamte Region. Ursache des Konflikts sind rungen des Islamischen Staates (IS) mit hauptsächlich religiöse und kulturelle Unterschiede der beiden Länder. Strategie­ allen seinen Grausamkeiten sowie der experte Prof. Dr. Albert A. Stahel lieferte detaillierte Hintergründe zu diesem zunehmend unübersichtlichere Krieg in ­Konflikt im Mittleren Osten. Syrien auf. Im Hintergrund schwelt aber grundlegender Antagonismus: die Spal- tung der islamischen Welt in Sunniten und Schiiten,­ die sich nach dem Tod des Propheten Mohammed und der Über- nahme der Zwölfer-Schia als Staatsreli­ gion in Persien ergab.

Angehörige der beiden grossen Glau- bensrichtungen, also Sunniten und Schi- iten, und dazu Mitglieder mehrerer klei- nerer Glaubensrichtungen bekämpfen sich seither aufs Schärfste. Das Siedlungs- gebiet der mengenmässig deutlich über- legenen Sunniten erstreckt sich über vie- Prof. Dr. Albert A. Stahel (rechts) wurde von Gesprächsleiter Andreas Widmer le Staaten des arabischen Sprachraums. mit kritischen Fragen herausgefordert. Die Vorherrschaft lag lange Zeit beim Osmanischen Reich, ist nun aber umstrit- Die Schweiz gehört zu den sichersten deshalb den Ursachen dieser Konflikte ten. Das Kerngebiet der Schiiten ist hin- Staaten der Welt. Diese Sicherheit ist und den möglichen Auswirkungen auf gegen klar auf den Iran beschränkt. Dort aber trügerisch, denn die sicherheits- unser Land. ergibt sich zunehmend wieder eine sozi- politische Lage an Europas Grenzen ale Öffnung, während bei den Sunniten­ hat sich in den vergangenen Monaten Alte Rivalitäten um religiöse die fundamentalistischen Strömungen im dramatisch verschlechtert. Die aktuelle und militärische Vorherrschaft Vormarsch sind. Aber auch die Ethnien Gesprächsreihe im Lilienberg Aktions- Wenn man den Blick zum Nahen Osten der Perser und der Araber sind funda- feld Sicherheit & Armee widmet sich richtet, fallen zunächst der jahr­zehnte­- mental verschieden. 17

Gefährliche Militärpotenziale mit der Nuklearmacht Israel ergibt sich Gemenge-Lage, deren erste Auswirkung- Der renommierte Strategieexperte Prof. also nicht nur ein Gleichgewicht des en wir bereits in Form der Flüchtlings- Dr. Albert A. Stahel verstand es ausge- ­Schreckens, sondern auf Grund der ex- ströme zu spüren bekommen. In den zeichnet, nicht nur die religiösen und kul- trem kurzen Vorwarnzeiten auch eine Eskalationsstufen ist aber noch Platz turellen Unterschiede aufzuzeigen, son- verschärfte Gefahr. Zwar konnte nach nach oben. dern auch die sich daraus ergebenden mehrjährigen Verhandlungen die militä- Konflikte einzuordnen. Eindrücklich ist, rische Nutzung der Nukleartechnologie über welch umfassendes Militärpotenzial durch Iran mit einem Abkommen vorerst sowohl der Iran als auch Saudi-­Arabien verhindert oder zumindest über einige verfügen. Iran ist im Zuge des Krieges ge- Jahre aufgeschoben werden. Es bleibt ab- gen den Irak von 1980 bis 1988 zu einer zuwarten, ob dieser «Nukleardeal» über grossen Militärmacht herangewachsen die wirtschaftlichen Absichten hinaus­ und besitzt ballistische Raketen mit mehr eine dauerhafte Stabilität erreichen kann. als 1000 Kilometer Reichweite. Diese Dies ist zumindest stark umstritten. eignen sich auch als Nuklearwaffen­träger und bedrohen insbesondere auch Israel.­ Blutige Stellvertreterkriege Saudi-Arabien konnte sich durch die Ein- Die beiden Protagonisten im Kampf um nahmen aus dem Erdöl stets das beste die Macht am Golf bekriegen sich zwar Kriegsgerät auf dem Weltmarkt beschaf- nicht auf eigenem Territorium, sie tragen fen, insbesondere bei seinen Verbünde- aber Stellvertreterkriege aus. Der eine ten, den Vereinigten Staaten. tobt im Jemen mit einer riesigen Zahl an Zyklus «Kriege und Konflikte an Europas Toten und Obdachlosen und könnte in Rändern und ihre Auswirkungen auf die Umstrittener Nukleardeal einen Genozid an den Houthi-Rebellen Schweiz»; Unternehmerisches Gespräch Überlagert wird die konventionelle Kom- münden, was alles in den Medien kaum vom 23. Oktober 2015 «Iran – Saudi-Ara- ponente durch die Absichten zur Erlan- wahrgenommen wird. Zum Schlachtfeld bien: ein gefährlicher Konflikt mit strategi- gung von Nuklearwaffen. Indien und fremder Mächte ist auch Syrien gewor- scher und nuklearer Dimension»; mit Prof. Pakistan besitzen diese bereits, Iran den, wo sich bald amerikanische und rus- Dr. Albert A. Stahel, Institut für Strategi- strebt danach, und Saudi-Arabien ver- sische Waffentechnologie messen wird. sche Studien, Wädenswil; Moderation stärkt seine Bemühungen zur zivilen und Zusammenfassung: Andreas Widmer Nutzung der Nukleartechnologie durch Insgesamt ergibt sich im Nahen und (Aktionsfeld Sicherheit & Armee); Redak- den Bau von Reaktoren. Zusammen Mittleren Osten eine unübersichtliche tion: Stefan Bachofen. 18 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Sicherheit & Armee Die Kampfkraft der Infanterie erfährt eine markante Steigerung

Als grösste und polyvalenteste Truppengattung ist die Schweizer Infanterie vom Der verantwortliche Kommandant, Bri- Wandel des modernen Kriegsbildes besonders betroffen. Der Kommandant des gadier Lucas Caduff, berichtete dazu aus Lehrverbandes Infanterie, Brigadier Lucas Caduff, berichtete im November 2015 auf erster Hand. Dabei beschränkte er sich ­Lilienberg aus erster Hand über die Herausforderungen für seine Truppen­gattung nicht auf eine theoretische Präsentation und den bedeutenden Modernisierungsschub, den diese derzeit durchläuft. mit Folien, sondern brachte gleich die vollausgerüsteten Soldaten mit. Die Gesprächsreihe «Kriege und Konflik- Lehrverband zusammengefasst. Dieser te an Europas Rändern und ihre Auswir- stellt mit seinem Stab sowie umfangrei- Lagebeurteilung der Infanterie kungen auf die Schweiz» gab sehr aktuel- chen Infrastrukturen sicher, dass die Ein- Der Auftrag nach Bundesverfassung hat le Einblicke in die nahen Krisenregionen. satzstandards à jour bleiben. Zudem ist sich grundsätzlich nicht geändert. Die Es liessen sich dabei zahlreiche inter- er für die Einführung neuer Systeme und Infanterie hat sich damit auf die moder- essante Erkenntnisse über das aktuelle Verfahren verantwortlich. Weiter stellt er ne Verteidigung auszurichten. «Massiv und vielschichtige Bedrohungsbild er- die Alimentierung der Truppengattung geändert hat sich hingegen unsere Um- kennen. Damit stellte sich die Frage, wie mit genügend Kader sicher. welt», sagte Brigadier Caduff. «Unser die Schweizer Armee optimal darauf aus- gerichtet werden kann. Diese Diskussion wird derzeit auch im Rahmen des neu- en Sicherheitspolitischen Berichts und der bevorstehenden parlamentarischen Entscheide zur Weiterentwicklung der Armee intensiv geführt.

Unerlässliches Rückgrat der Schweizer Armee Der Infanterie kommt auf Grund ihrer Mannschaftsstärke und der vielseitigen Verwendbarkeit eine besondere Stel- lung innerhalb unserer Armee zu. Ihre Ausbildung, die in verschiedenen Rekru- Brigadier Lucas Caduff brachte zur Präsentation der modernen Schweizer Infanterie ten- und Kaderschulen verstreut über das eine Gruppe Infanteristen in voller Ausrüstung mit, was auch den Moderator Andreas ganze Land erfolgt, ist in einem eigenen Widmer in Freudenstimmung versetzte. 19

Land ist viel urbanisierter als früher, die Hinzu kommen demnächst auch die neu- Bevölkerung und auch die Truppen sind en 8-cm-Minenwerfer für die indirekte «Die Hauptlast des Kampfes ruht multikultureller geworden. Sicherheit Feuerunterstützung der Kampfbatail­lone. auf der Infanterie. Deshalb ist sie die wird zunehmend als individueller und Für den einzelnen Wehrmann wird laut Waffe mit der grössten Bedeutung. weniger als kollektiver Zustand wahr- Caduff vor allem das neue modulare Be- Für den Infanteristen heisst es: mit genommen. Der moderne Gegner ist kleidungs- und Ausrüstungssystem für Gleichmut Leiden und Entbehrun- nicht mehr zwingend uniformiert, son- militärische Einsätze spürbar. Dieses er- gen ertragen, körperliche und see- dern er tritt in allen möglichen Formen setzt die jetzige Kampfbekleidung und lische Anstrengungen überwinden, (hybrid) sowie an allen möglichen Or- trägt den einsatzspezifischen, technolo- Zuversicht und Vertrauen auch in ten auf und lässt sich durch nationa- gischen und logistischen Veränderungen den schlimmsten Lagen bewahren, le Grenzen nicht hindern.» Auch die Rechnung. Es ist besonders ergonomisch zäh und unerschrocken verteidigen, Zeitverhältnisse seien – wie im Zivilen – ausgestaltet und ergibt auch ein logisti- aber auch mit nie erlahmendem An- enger geworden. sches Optimierungspotenzial. griffsgeist kämpfen. Die Infanterie Zusammen mit weiteren Neuerungen, kämpft und entscheidet.» Weniger Bestand – mehr Kampfkraft wie etwa dem «Integrierten Modularen Eine stetige Modernisierung der Ausrüs- Einsatzsystem Schweizer Soldat» oder tung und auch der Ausbildung ist laut neuen Minidrohnen, erfährt die Infan- Brigadier Caduff unabdingbar. Dabei terie also einen markanten Erneuerungs- werden die Mannschaftsbestände re- schub. Aber auch bei der Ausbildung Zyklus «Kriege und Konflikte an Europas duziert und durch zunehmende Kampf- gibt es Veränderungen, erklärte Caduff. Rändern und ihre Auswirkungen auf kraft sowie erhöhte Mobilität ersetzt. Bei «Es steht nicht mehr allein die Handha- die Schweiz»; Unternehmerisches Ge- der Infanterie sei dies augenscheinlich: bung von Waffen, Material und Geräten spräch vom 24. November 2015 «Moderne «Neu sind alle Einheiten splittergeschützt im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, Schweizer Infanterie: zeitgemässe Ausrüs- motorisiert und verfügen über geeigne- rasch zu reagieren und die Mittel verhält- tung, Organisation und Ausbildung unse- te Ausrüstungen auch für den Kampf im nismässig einzusetzen.» rer wichtigsten Truppengattung im Licht überbauten Gelände. Durch den vorge- Die Infanterie besitzt, ungeachtet der der aktuellen Konflikte»; mit Brigadier sehenen Ersatz der Panzerfaust durch Diskussionen um die Weiterentwicklung Lucas Caduff, Kommandant Lehrverband zwei neue Systeme, die auch als All- der Armee, auch in Zukunft wichtige und Infanterie; Moderation und Zusammen- zweckwaffen (Anti-Struktur-Waffen) die- vielfältige Aufgaben. In den Grundsätzen fassung: Andreas Widmer (Aktionsfeld nen, wird die Kampfkraft nochmals deut- gelten die Aussagen aus dem früheren Sicherheit & Armee); Redaktion: Stefan lich gesteigert.» Soldatenbuch unverändert weiter: Bachofen. 20 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Sicherheit & Armee Weiterentwicklung der Armee: von Zustimmung bis zu totaler Ablehnung

Der Schutz unseres Landes und seiner Bewohner sowie die Gewährleistung ­entgegen, dies stimme nicht mit dem von Freiheit und Unabhängigkeit sind Kernaufgaben unseres Staates. An einer überein, was sowohl der Chef Luft­ ­Lilienberg-Veranstaltung informierten Politiker und Milizvertreter Mitte ­November waffe, Korpskommandant Aldo C. 2015 über die Weiterentwicklung der Armee (WEA) und deren Finanzierbarkeit. ­Schellenberg, als auch der Chef der ­Armee, ­Korpskommandant André Blatt- Wer erwartet hatte, dass sich zu die- WEA für untauglich. Er warnte vor ­einem mann, im ­Gripen-Abstimmungskampf sem gut besuchten Anlass ein einig Volk weiteren Abbau der Armee und begrün- gesagt hätten. Beide hätten sich in Inter- von Brüdern treffen würde, sah sich ge- dete die Haltung von Giardino ausführ- views ­dahingehend geäussert, dass die täuscht. Das Meinungsspektrum reichte lich in der Diskussionsrunde, nicht ohne Tiger F-5 nicht mehr kriegstauglich ­seien. von Zustimmung zur WEA über ein «Ja – darauf hinzuweisen, dass sich bereits ein Es wäre unverantwortlich gegenüber den aber» bis zur totalen Ablehnung. Referendumskomitee gegen die WEA for- Piloten, ein Upgrade zu machen und sie Oberst i Gst Marcus Graf, Vizeprä- miere. weiter fliegen zu lassen, so Zeller. Er sei sident der Schweizerischen Offiziersge- frappiert, derart unterschiedliche Aus­ sellschaft (SOG), meinte, dass ein Min- Tiger nicht mehr flugtauglich? sagen aus Armeekreisen zu hören. destbestand von 100 000 Mann und ein Über die Speerspitze der Armee, die Ob denn bei der Luftwaffe nicht ­locker langfristiger Finanzrahmen von mindes- Luftwaffe, zu sprechen ist unumgänglich, gespart werden könne, wenn man mehr tens 5 Milliarden Franken pro Jahr die rote wenn Armeefragen diskutiert werden.­ auf dem Simulator trainieren ­würde statt Linie seien. Diese könne gegebenenfalls Auf die Frage von Gesprächs­leiter auf Kampfjets, fragte Andreas ­Widmer, unterschritten werden, wenn es möglich Andreas Widmer an Hptm ­Alexander worauf Wolf erklärte, dass man bereits sei, allfällige Kreditreste auf die nächste Wolf, Kommandant Stv der Fliegerstaffel heute, wenn immer möglich, auf den Rechnungsperiode zu übertragen. Das 19, wie er nach der vom Volk abgelehnten­ ­Simulator ausweiche. Gewisse Manöver­ «Ja – aber» der SOG begründete Graf da- ­Gripen-Beschaffung die ­Zukunft der Luft- und Fertigkeiten müssten aber nach mit, dass zwar in den Bereichen Ausbil- waffe beurteile, sagte­ dieser,­ dass mit dem wie vor real trainiert werden. Wolf ist dung, Ausrüstung, Bereitschaft und dem Tiger F-5 – mit kleinen­ ­Einschränkungen – der Meinung, dass der Finanzrahmen Stationierungskonzept die richtigen Kon- luftpolizei­liche Einsätze ­geflogen werden von 5 Milliarden Franken nicht genüge, sequenzen gezogen worden seien, dass ­könnten. Es sei wichtig, diesen Flugzeug- um auch die Luftwaffe ausreichend zu aber die Verteidigungsfähigkeit, die Rai- typ ­weiterhin zu fliegen, nicht zuletzt ­alimentieren. Es sei daher notwendig, son d’être der Armee, in der Reform zu ­deshalb, um indirekt die Lebensdauer dass die Mittel für die Beschaffung neuer wenig beherzigt worden sei. Andere, wie der F/A-18 nicht zu kürzen. Kampfflugzeuge angespart würden, wie zum Beispiel Willi Vollenweider, Präsi- Dem hielt Dr. René Zeller, stellver­ das beim Gripen-Fonds vorgesehen war. dent a. i. der Gruppe Giardino, halten­ die tre­tender Chefredaktor der «NZZ», CVP-Nationalrat Jakob Büchler brach Moderator Andreas Widmer (Zweiter von links) präsentiert das Lilienberg-Manifest für eine starke und langfristig ausgerichtete ­Landesverteidigung mit genügend finanziellen Ressourcen. Links von ihm Alexander Wolf, rechts die weiteren Gesprächspartner: der Thurgauer Nationalrat Hermann Hess, Oberst i Gst Marcus B. Graf, der St. Galler Nationalrat Jakob Büchler und Dr. René Zeller, ­Leiter der «NZZ» Inlandredaktion.

eine Lanze für die Sicherheitspoli­tische wissen, wie denn seine ­Prognose für überhaupt nicht einig sind. Was die SVP Kommission (SIK). Er meinte, seine 2016 ­lauten ­würde. Dieser ­meinte, die unter Sicherheits­politik verstehe, sei ­Kollegen aus CVP, SVP und FDP hätten Armee­reform werde nicht ­abgeschlossen. ziemlich genau das Gegenteil von dem, gute Arbeit geleistet. Widmer wandte ­Darüber würde­ nun schon seit fünf ­Jahren was die Frei­sinnigen oder teilweise auch postwendend ein, die SIK habe schon ­gestritten. Die ­Arbeit des ­Parlaments die CVP darunter verstünden. Diese­ fünfmal 5 Milliarden für die Armee gefor- quali­fizierte er als ­katastrophal und ­Konstellation habe schliesslich dazu dert, doch der Bundesrat habe dies stets ­prophezeite, dass es nochmals fünf ­Jahre ­geführt, dass die SVP zusammen mit der verweigert und betreibe so gesehen reine dauern werde. Zu den ­Finanzen ­meinte er, armeekritischen Linken von Rot-Grün Obstruktionspolitik. Dies bestärke ihn in die Armee müsse­ sich wohl mit jährlich­ eine unheilige Allianz gegen die Armee- seinem Eindruck, dass die SIK überhaupt weniger als 5 Milliarden ­zufrieden ­geben. reform bildete. keinen Einfluss habe. Büchler konterte: Büchlers Lob der SIK ­lehne er frontal­ Er habe den Eindruck, mit einem «Das sehe ich gar nicht so. Wer, wenn ab, diese habe eine schlechte Leistung ­bürgerlichen Schulterschluss würde man nicht die SIK, soll und muss denn diese ­erbracht. ­Büchler ­entgegnete: «Wir die 5 Milliarden für die Armee locker­ krie- 5 Milliarden sicherstellen?» ­haben uns wirklich ­eingesetzt, das darf gen, sagte der Moderator. Allerdings stelle ich sagen. Das Nein des Parlaments zur sich die Frage, wo man denn sonst sparen «NZZ» hält Parlamentsarbeit Armee­reform im vergangenen Sommer­ könne – bei der Landwirtschaft, dem Ver- für «katastrophal» war ein Absturz, aber wir ­müssen nach kehr oder der Entwicklungshilfe? «Nein! Mit ihrer Prognose zur sicherheits­ vorne schauen.» Eines stehe fest: Wenn Landwirtschaft und Armee beziehungs- politischen Lage sei die «NZZ» im ver- sich die Bürgerlichen­ uneinig sind, dann weise Sicherheit und Versorgung­ gehö- gangenen Jahr etwas stark daneben­ ­resultiere ein ­Scherbenhaufen. Genau ren zusammen», so Nationalrat­ Büchler. gelegen, fand Moderator Widmer dort ortet ­Zeller das Problem, ­nämlich Nach seinem ­Dafürhalten ­könne man anschliessend und wollte von René Zeller dass sich die bürgerlichen Parteien die Finanzgesetzgebung ­ändern. Bei der 22

­Entwicklungshilfe könnten beispielsweise in der Sommersession Nein ­gestimmt, (AWM), das einen ­langfristigen Finanz­ gewisse Einsparungen gemacht werden. weil sie zuvor mit ihren ­Anträgen rahmen von 5 Milliarden Franken­ Kürzungen wie beim Grenz­wachtkorps für ­einen höheren­ Armee­bestand und pro Jahr verlangt. Das Manifest im dürften hingegen nicht sein. für eine gesetzliche Untergrenze beim Original­wortlaut finden Sie auf der Am meisten gewachsen seien die Militär­budget keine Mehrheit ­gefunden ­gegenüberliegenden Seite. Ausgaben für Soziales, Gesundheit hatte. Der nächste Krisenherd liege Mit einem flammenden Appell für eine und Verkehr,­ führte der neu gewählte­ gerade mal zwei Flugstunden von der glaubwürdige Schweizer Armee ­entliess Thurgauer FDP-Nationalrat Hermann Schweiz entfernt, und wir wüssten nicht, Dr. h. c. Walter Reist, Präsident der Hess aus. Soziales und Wohlfahrt was sicherheitspolitisch noch auf uns zu- ­Stiftung Lilienberg Unternehmer­forum, ­nähmen fast 50 % des Bundes­budgets komme. (Anmerkung der Redaktion: Die- seine Gäste. Er schloss mit den Worten: ein. Einnahmen und ­Ausgaben stünden se Veranstaltung auf Lilienberg fand ge- «Es liegt an uns, eine ­Veränderung und in ­einem Ungleichgewicht. Er sehe nicht nau 24 Stunden vor den verheerenden­ eine starke Armee, mit Sicherheit, mit ein, warum der Kosten­deckungsgrad des Terroranschlägen in Paris statt.) Die Kraft, durchzusetzen.» öffentlichen ­Verkehrs heute bei 50 % Schweiz werde sehr gefordert sein, «da läge und vor ­20 ­Jahren noch bei 65 %. braucht es einfach dringend die nötigen Unternehmerisches Gespräch vom Aus ­seiner Sicht müsse ein Kostende- Finanzen», meinte Herzog. 12. November 2015 «Kampf um ckungsgrad von mindestens 75 % ange- Sukkurs erhielt die Nationalrätin die Armee-finanzen: Wieviel ist uns strebt werden; hier gebe es seines Erach- von einem weiteren Vertreter aus dem die Sicherheit­ der Schweiz wert?»; tens noch viel Potenzial. ­Publikum; dieser meinte, es sei legitim, mit CVP-Nationalrat Jakob Büchler, diese Zusatzschlaufe zu machen, mit der ­Maseltrangen SG, Oberst i Gst ­Marcus SVP will funktionierende Armee, minimalen Chance, an der Finanzierung B. Graf, Vizepräsident Schweizerische die «ausfinanziert» ist etwas zu verbessern. Die WEA bein­halte Offiziersgesellschaft, FDP-Nationalrat Die als Gast anwesende ­Thurgauer die Chance, die Armee ein Stück weit ­Hermann Hess, Amriswil TG, Hptm SVP-Nationalrätin Verena Herzog wiederherzustellen. Insbesondere wenn ­Alexander Wolf, Kdt Stv Fl St 19, Linien­ ­machte klar, dass die Ablehnung der er an die Mobilmachungsorganisation pilot, Mitglied Flugunfalluntersuchung, Armee­reform im Nationalrat durch die und an die Ausbildung denke, wo man Bäretswil, und Dr. René Zeller, Stv. Chef- SVP-­Fraktion vom vergangenen Juni ihre zu weit runtergefahren sei. redaktor und Leiter der Inland-­Redaktion guten Gründe hatte. Diese ­hätten vor Im Anschluss präsentierte Andreas «NZZ»; Moderation: ­Andreas Widmer­ ­allem die Finanzen betroffen.­ Die SVP Widmer das Lilienberg-Manifest der (Aktionsfeld Sicherheit & Armee);­ wolle eine funktionierende Armee, diese Arbeits­gemeinschaft für eine wirksame­ ­Zusammenfassung: Markus Gisel; müsse aber «ausfinanziert» sein. Sie habe und friedenssichernde Miliz­armee ­Redaktion: Stefan Bachofen. Lilienberg-Manifest

für eine starke und langfristig ausgerichtete Landesverteidigung mit genügend finanziellen Ressourcen

vom 12. November 2015

Der Schutz unseres Landes und seiner Bewohner sowie die Gewährleistung von Freiheit und Unabhängigkeit sind Kernaufgaben unseres Staatswesens. Sicherheit gegen aussen und auch im Innern bildet die Grundlage für eine prosperierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung, die Wohlstand für alle erbringt. Auf Grund der sicherheitspolitischen Lage mit zunehmenden Unwägbarkeiten und unabsehbaren Auswirkungen auf unser Land fordern die unterzeichneten Verbände sowie zahlreiche Einzelpersönlichkeiten:

1. Die Schweizer Armee ist auf die gefährlichsten Bedrohungen auszurichten. Die Verteidigung ist und bleibt der Kernauftrag unserer Armee.

2. Die Schweizer Armee muss eine Milizarmee bleiben. Eine Aushöhlung der allgemeinen Militärdienstpflicht gefährdet die für den Einsatzfall nötigen Bestände, aber auch die Solidarität – das ist inakzeptabel.

3. Die Schweizer Armee darf nicht primär finanzgesteuert sein. Die Armee muss ausfinanziert sein und darf nicht wiederkehrenden, kurzfristigen Sparmassnahmen zum Opfer fallen. Es braucht mehr Planungssicherheit und Handlungsspielraum für die Armeeführung.

Für eine wirkungsvolle und moderne Armee ist ein langfristiger Finanzrahmen von mindestens 5 Milliarden Franken pro Jahr zwingend notwendig. Bundesrat und Parlament sind angehalten und verpflichtet, diese notwendigen Ressourcen zu sprechen. Da die Armee seit vielen Jahren substantielle Sparbeiträge geleistet hat, ist sie bei der bevorstehenden Sparrunde auszunehmen.

Zahlreiche Verbände und Organisationen, die Partner der Arbeitsgemeinschaft für eine wirksame und friedenssichernde Milizarmee (AWM) sind, unterstützen die Forderungen. Sie vertreten insgesamt rund 250 000 Milizangehörige. 24 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Medien & Kommunikation Der Dialog mit den Lesern ist zwingend

Zeitungen kämpfen mit Leserschwund. Um nah bei ihren Lesern zu sein, ­treten Zeitungsmacher mit ihnen in Aus­ tausch und schalten für ­unzufriedene Konsumenten einen Ombudsmann ein. Gründe der Beanstandungen­ sind oft Befindlichkeiten der Leser und ­weniger inhaltliche Differenzen.

Wer hinter dem Ombudsmann ­Ignaz Staub einen trockenen Juristen erwartete,­ lag falsch. Am Lilienberg-­Kolloquium «Medienqualität aus der Sicht der Kon- Von links: Moderator Dr. Andreas Jäggi, Benjamin Geiger, Thom Nagy und Ignaz Staub sumenten» vom 21. September 2015 ­sagte er: «Auf die Frage, wie es mir geht, Ausdruck persönlicher Empfindungen unerfreuliches Ende nahm 2014 das juris- pflege ich stereotyp zu antworten, ich und Sorge um das Wohlergehen der tische Tauziehen um einen Artikel unter könne nicht klagen, solange die Leute ­Gesellschaft. Meist betraf es ­Erzeugnisse dem Titel «Die eingebildete Astronau- klagen. Denn Beanstandungen halten der Tamedia AG wie «Tages-Anzeiger», tin». Die Astrophysikerin Barbara Burt- einen Ombudsmann­ in Amt und Wür- «Newsnet», «Sonntagszeitung» und scher klagte, sie sei als «Hochstaplerin» den.» Insofern­ sei 2014 mit 183 Be- «20 Minuten». Gleich wie 2013 hatte es bezeichnet worden, und das untergrabe schwerden bei der ­Tamedia kein schlech- Staub mit etlichen «Stammkunden», wie ihren Ruf als «ehrbaren Menschen». Sie tes Jahr gewesen.­ Mehr Arbeit hatte sein er sie nannte, zu tun. Darunter versteht er erhielt vor Bundesgericht Recht. Kollege Achille Casanova von der SRG, Leser, die bei ausgewählten Themen wie Auffällig war für den Ombuds- der ­alleine ­wegen der Talk-Sendung Ausländer rasch zu Feder und Schreibpa- mann, dass 2014 die Berichterstattung ­«Schawinski» mit Satiriker Andreas Thiel pier greifen. über das aktuelle nationale und inter- 185 Reklamationen bearbeiten musste. Unzufriedene Leser wenden sich nationale Geschehen­ wie IS-Terror Die Bearbeitung der ­Beanstandungen auch an den Schweizer Presserat, der oder ­Ebola-Seuche kaum Beschwer- verlangt vom Ombudsmann oft mehr im vergangenen­ Jahr auf 70 eingereichte den generierte. Staub sagte zu den in- Fingerspitzengefühl als das Wissen, wie ­Beschwerden eingehen musste.­ Sieben­ haltlichen Beanstandungen:­ «Häufig­ ist die Rechtslage genau ist. Die Reklama- seiner Stellungnahmen betrafen­ Beiträge­ es die ­eigene Befindlichkeit, die ­Leser tionen waren im vergangenen Jahr eher der Tamedia. Ein für den «Tages-­Anzeiger» zu ­Reaktionen verleitet, und zwar bei Misstrauen gegenüber den Medien Thom Nagy ist Digitalstratege und Journalist und arbeitet bei der «Tages­woche». Diese diskutierte mit ihrem Publikum fünf Thesen zum Misstrauen gegenüber den Medien. Das Echo der Leser hat Thom Nagy erstaunt. «Innerhalb weniger Tage kamen rund 700 Kommentare zusammen. Uns hat vor allem überrascht, wie ­substanziell die Kommentare waren.» Bei den Rückmeldungen fiel auf, wie ­umfassend das Wissen des Publikums ist und dass Journalisten nur einen kleinen Teil der Materie kennen. Ein Patentrezept hat Nagy nicht gefunden. «Was Journalisten nicht wissen, ist ebenso wichtiger Bestandteil der Berichterstattung wie das, was sie wissen», hielt er fest. Zudem erhöhe ein transparenter Umgang mit Quellen die Glaubwürdig- mit willkürlich ausgewählten Lesern, mit keit ebenso wie die Offenlegung eigener Interessen. Der Umgang mit den eigenen Funktionären oder Probelesern sein. Es ­Fehlern und der journalistische Herdentrieb, dem die Medienschaffenden skeptisch kommt auch vor, dass sich der Chef­ begegnen sollten, seien weitere Aspekte einer seriösen Berichterstattung. redaktor der Reklamationen persönlich Hintergrund dieses «Experimentes» sind gemäss Thom Nagy unzählige Gespräche annimmt, wie im Falle einer 85-jährigen in der Redaktion über die Glaubwürdigkeitskrise betrefend die Medien. Redakto- Frau, die sich in einem handgeschrie- ren diskutierten mit ihren Lesern über ihre Berichte und Kommentare, und Repor- benen Brief über die Meinungs­vielfalt ter liessen ihr Publikum an Recherchen teilhaben. Doch das Verhältnis zwischen ­beklagte. Dass sich Geiger um diese Medienmachern und Medienkonsumenten habe davon nicht unbedingt profitiert. ­Seniorin persönlich kümmerte, zeigt, wie wichtig ihm die Leser sind. Zum ­allgemeinen ­Themen wie ­Bildung, ­bemüht, mit den Lesern in Austausch ­Leserschwund sagte er: «Wir verlieren ­Religion und ­Gesundheit.» ­Empfindlich zu treten. Dasselbe gilt für die Zürcher­ gegenüber früher nicht mehr unzufrie- reagieren die Leser gegenüber­ Foto­gra­ ­Regionalzeitungen. Ihr Chefredaktor, dene Leser,­ sondern gewinnen zu wenig fien und Online-Videos,­ die entweder­ als ­Benjamin Geiger, sagte zum Dialog mit neue für die, die wegziehen oder aus ­unzulässig oder als zu ­reisserisch gesehen der Leserschaft: «Der Dialog mit den ­Altersgründen keine Zeitung mehr lesen werden. Fast jede sechste ­Beschwerde ­Lesern ist zwingend, aber er macht die können.» betraf die ­Auswahl von Kommenta- ­Zeitung nicht zwingend besser.» In den ren im Newsnet oder auf «20 Minuten Aus­einandersetzungen mit den ­Lesern ­online». Es handelte sich um Fälle,­ in stellt Geiger fest, dass es nicht eine ­denen ­Leserreaktionen nicht freigeschal- ­Wahrheit gibt, wie eine gute Zeitung tet worden waren.­ Viele Betroffene­ emp- ­aussehen soll. Die einen Leser­ wünschten­ Zyklus «Medienqualität aus der Sicht der fanden das als politische­ Zensur. Weite- sich zu einer Veranstaltung einen Bericht, Konsumenten»; Kolloquium vom 21. Sep- re Reklamationen betrafen­ Produktion die anderen hätten lieber eine Vorschau. tember 2015 «Die Stimme der Leserinnen­ und Betrieb­ sowie Abo, Marketing,­ Wer- Manche mögen ­möglichst viele Fotos zu und Leser»; mit Benjamin Geiger, Chefre- bung und journalistische Praxis. Schwer­ einem Artikel, andere ­hätten lieber mehr daktor «Landbote»/«Zürichsee-Zeitung»/­ wiegende ­handwerkliche Fehlleistungen Hinter­grundtext. «Es ist für uns oft schwie- Zürcher Unterländer», Thom Nagy, gab es gemäss­ Staub ­keine. rig, zu entscheiden, welche ­Anregungen ­Digitalstratege «Tageswoche», und ­Ignaz wir berücksichtigen­ wollen», sagte er. Staub, Ombudsmann Tamedia; Mode- Konträre Wünsche der Leser Die Zürcher Regionalzeitungen ken- ration: Dr. Andreas Jäggi (Aktionsfeld Damit es zu möglichst wenigen Reklama- nen verschiedene Formen des Dialogs ­Medien & Kommunikation); Zusammen- tionen kommt, ist die Tamedia AG mit den Lesern. Das kann ein Gespräch fassung: Bruno Fuchs. 26 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Gesundheit & Umwelt Plädoyer für faire Rahmenbedingungen im Rohstoffhandel

Die Frage nach der Verantwortung der und die grösste Herausforderung ist, dass die komplett­ vom Rohstoffexport abhän- Schweiz im Rohstoffhandel ist von kein internationaler juristischer Rahmen gig sind. «Grosses Frustpotenzial hat die grossem Interesse. Moderator Chris­ existiert», erklärte Haller. Diskrepanz zwischen­ den Einnahmen auf toph Vollenweider konnte zur Tagung staatlicher Ebene und dem, was bei den zu diesem Thema über 50 Gäste be­ Rohstoffabbau Leuten ankommt.» grüssen. Die vier Referenten sprachen als industrieller Prozess über Abbau, Handel und Verarbeitung Markus Noethiger, Berater für Fra- Händler als Trouble-shooter der Rohstoffe. gen der Unternehmensverantwortung, Wieso geht die verarbeitende Industrie­ ­erläuterte, dass der Rohstoffhandel vor nicht direkt zum Bergbau und holt sich Der Anlass fand in Zusammenarbeit allem mit Menschenrechts­verletzungen, das, was sie braucht? Martin ­Fasser, mit der Organisation Fraueninfo ­Zürich Kinder­arbeit oder Steuerhinterziehung ­Präsident der Zuger Rohstoffhändler-­ statt. Ihre Präsidentin, Franziska Frey-­ in ­Verbindung gebracht werde. «Das Vereinigung, erklärte: «Da die Ver­ Wettstein, betonte die Komplexität des Image in den Abbauländern ist aber im arbeitung der Rohstoffe meist nicht im Themas. Aufgrund von Skandal­berichten ­Gegensatz zu hier ­erstaunlich gut», sagte­ ­Abbauland stattfindet, braucht es Leute, hat sich das Bewusstsein zu den Themen­ er und erinnerte daran, dass es immer die vor Ort Erfahrung und Beziehungen Rohstoffhandel und ­Menschenrechte in ­mehrere Aspekte eines ­Problems gibt. zur ­Industrie haben.» Auch die Verant- den vergangenen Jahren stark entwickelt.­ «Handys beinhalten 30 verschiedene­ Me- wortung für den Transport sei wichtig «Wenn die Öffentlichkeit etwas beschäf- talle aus dem Rohstoffabbau», ­klärte er auf. und könne gerade bei der Schifffahrt tigt, beschäftigt dies auch die Politik», Und ein VW Golf bestehe­ zu 60 % aus komplex sein. Und: «Die Händler über- sagte Veronique Haller von der Abtei- Stahl. «Wie gehen Sie als ­Konsumenten nehmen viele Risiken.» Ist die Bezahlung lung Menschliche Sicherheit im EDA. mit diesen Gütern um?», fragte er. Rund garantiert? Wie sieht es mit den ständig Sie zeigte auf, wie wichtig der Rohstoff- 200 modern geführte Firmen ­beschäftigen variierenden Preisen aus? Was, wenn die handel für die Schweiz ist: Die Anzahl in Abbauländern 2,5 Millionen Men- Ware nicht geliefert wird? «Die Leute in ­Unternehmen in der Rohstoffbranche schen. Es gibt aber auch den Kleinberg­ den Abbauorten möchten sich nicht um wird auf 350 geschätzt, 10 000 direkte bau, bei dem ­illegale Minen betrieben­ diese Risiken kümmern. Die ­Händler sind und 27 000 indirekte Arbeitsplätze sind werden. Hier findet man oft Ausbeu- die Troubleshooter, weil alles ­Mögliche betroffen. Wer aber ist in der Handels- tung und Kinderarbeit. Aber ­damit wer- schiefgehen kann», so Fasser. kette verantwortlich, wenn Menschen- den bis 100 ­Millionen Menschen ernährt. rechtsverletzungen stattfinden? «Viele­ China ist der grösste Rohstoff­produzent Verarbeitung mit Rückverfolgbarkeit dieser Länder sind instabil, haben weltweit, gefolgt von Australien, Brasilien, Urs Furrer, Direktor von Chocosuisse, ­Konflikte und eine korrupte Regierung, Russland und Chile. Es gibt auch Länder, ­beleuchtete die Frage der Verantwortung Christoph Vollenweider (Zweiter von rechts) diskutiert auf dem Podium über die Verantwortung der Schweiz im in- ternationalen Rohstoffhandel. Seine Ge- sprächspartner sind der Rohstoffexperte Dr. Christian Brütsch und die National- rätinnen Claudia Friedl und Doris Fiala (rechts).

Rohstoffexperte Christian Brütsch glaubt nicht, dass das viel ­helfen ­würde. Sei- nes Erachtens braucht es ein Um­denken. Sein Wunsch ist, dass sich die Branche klarer dazu bekennt, dass Abbau und Handel mit Rohstoffen sehr viel bringen aus der Optik eines ­Verarbeiters. Ghana­ Wir wollen die sozialen Verhältnisse­ und dass dem kritischen ­Publikum die ist der ­wichtigste Herkunftsort der kennen und interessieren­ uns für die Wertlosigkeit der nicht ­gehandelten Roh- ­Kakao-Bohnen für die Schweiz. Und Rückverfolgbarkeit.» stoffe nähergebracht wird. die Haselnüsse kommen aus der ­Türkei. «Das Problem ist, dass bei der ­Erntezeit Rege Diskussion auf dem Podium kurdische Wander­arbeiter mit ihren Die Nationalrätinnen Doris Fiala und Kindern da sind», erklärte­ Furrer. «Wir Claudia Friedl besuchten selber einen Lilienberg Tagung vom 18. Septem- ­unterstützen vor Ort und ­sensibilisieren Bergbaubetrieb in Peru. Beide zeigten ber 2015 «Internationaler Rohstoff­ die Leute. Es braucht die Anerken- sich beeindruckt von der nach ­neustem handel – Wo liegt die Verantwortung nung von Kinderschutzmassnahmen Standard ausgerüsteten ­Kupfermine. Dass der Schweiz?»; mit Markus Noethiger, und ­Gesetzeseinhaltung der lokalen in armen Ländern ­Rohstoffe gewonnen­ ­Berater für Fragen der Unternehmens- ­Regierung. Und da beginnt schon eine werden, das Geld aber nicht bei der verantwortung, Martin Fasser, Präsident Differenzierung der Betrachtungsweise», ­Bevölkerung ankommt, ist für Friedl Zuger Rohstoffhändler-Vereinigung, Urs so Furrer.­ Die Kinderarbeit ­ermögliche ­unerträglich. Sie sieht die ­Verantwortung Furrer, Direktor Chocosuisse, Veronique ­vielen ­Kindern überhaupt­ erst, die der Schweizer Rohstoffbranche darin, Haller, Sektionschefin Abteilung Mensch- ­Schule zu ­besuchen. «Ein generelles­ transparenter zu sein, wohin das Geld liche Sicherheit im EDA; Podiums­ ­Verbot wäre wohl schädlich, dann in den armen Ländern verschwindet, diskussion mit Doris Fiala, Nationalrätin ­würden die ­Kinder illegal arbeiten, und und fordert eine klar ersichtliche­ Liefer­ FDP, Zürich,­ Präsidentin Swiss Plastics,­ das bedeutet erst recht Ausbeutung.» kette. Die effektiven Treiber der Armut, Mitglied Europarat, Claudia­ Friedl, ­Natürlich sieht auch Furrer Kinder­arbeit da ist sich Fiala sicher, sind Umwelt­ National­rätin SP, St. Gallen,­ Inhaberin als ein ­Problem, das angepackt­ werden­ schädigungen und Mangel an Bildung, Büro ­Natume für ­Umwelt, ­Natur, Mensch, muss, aber unter ­Berücksichtigung Hygiene und Gesundheit. Ihr Wunsch und Dr. ­Christian Brütsch, Rohstoff­ der lokalen­ ­Verhältnisse. «Den besten­ ist eine ­vermehrte Aufklärungsarbeit. experte; Moderation:­ Christoph Vollen- ­Beitrag, den wir leisten ­können, ist, vor Nur so könne Verständnis und Vertrau- weider, Leiter Unternehmertum; Zusam- Ort den direkten ­Kontakt zu pflegen. en entstehen. menfassung: Karin Hobi-Pertl. 28 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Gesundheit & Umwelt Methanol als CO2-neutraler Stromspeicher: Eine geniale Idee wirft Fragen auf

Mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie verliert die Schweiz knapp die Sauerstoffproduktion auf der Erde zur 40 % ihrer Stromproduktion. Trotz Effizienz- und Sparmassnahmen wird der Ener­ Folge hätte». Schätzungen gehen ­davon giebedarf aber weiter steigen. Kreative Lösungen sind gefragt. Die vom Bundes­ aus, dass als Resultat mehr als 20 % rat vorgesehene Förderung von Solar- und Windenergie wird aber nur zum Ziel ­Sauerstoffproduktion wegfallen würde. führen, wenn auch die Speicherung des so gewonnenen Stromes sichergestellt werden kann. Denn die Speicherung der Energie ist die grosse Herausforderung. CO2-Ausstoss muss radikal sinken Dank einer genialen Idee könnte es aber möglich sein, künftig unseren Energie­ Das Bundesamt für Energie liess berech- bedarf umweltfreundlich zu decken. Das Zauberwort heisst Methanol. nen, dass – sofern wir einen Tempera- turanstieg von maximal 2 Grad einhalten Mark Zimmermann, Innovation Mana- Weidmann erläuterte sein Konzept auf wollen – in unserem Land eine CO2-­ ger im «Praxislabor für Intelligenz im dem Lilienberg. Reduktion um 70 Prozent gegenüber dem Gebäude» der EMPA, stellte kürzlich Ausstoss von 2010 realisiert werden müss- fest: «Saisonale Energiespeicherung Temperaturanstieg muss te. Ein unglaublicher Kraftakt, wenn man klappt erst ausreichend bei Erdreich- gebremst werden bedenkt, dass, würde man die gesamte speicherung. Brauchbare Stromspei- Laut Weidmann besteht das für die inländische Strassenverkehrsmobilität in- cherkonzepte sind noch nicht verfüg- Menschheit grösste Problem heute ­darin, klusive Busse und Lastwagen auf Elektro- bar.» Genau hier setzt Prof. Dr. Urs «dass durch den global zunehmenden antrieb umstellen, erst knapp die Hälfte Weidmann, CEO und Inventor der CO2-Ausstoss die Durchschnittstempe- der nötigen CO2-Reduktion erreicht­ wäre. ­Silent-Power AG, an. Er geht davon aus, ratur auf unserem Planeten kontinuier- Eine ins Gewicht fallende Redukti- dass es zwar genügend Energie gibt, die- lich ansteigt». Fakt ist: 2014 und 2015 on des CO2-Ausstosses ist nur möglich, se aber sinnvoll gespeichert und trans- waren die wärmsten Jahre seit Beginn wenn die fossilen Brenn- und Treibstoffe portiert werden sollte. Seiner Meinung der Temperatur­aufzeichnungen vor rund vollumfänglich durch eine synthetische, nach ist Methanol die kostengünstigste 130 Jahren. Im vergangenen Spätsommer CO2-neutrale Flüssigkeit ersetzt werden: und umweltfreundlichste Lösung, um hat man sich an einer Klimakonferenz auf Der ideale Kandidat heisst Methanol, also Energie zu speichern. Um die flüssi- eine maximal noch tolerierbare globale der Alkohol mit dem einfachsten Mole- ge Energie wieder in Strom umzuwan- Temperaturerhöhung von 2 Grad Celsius külaufbau (CH4O). Methanol ist heute deln, hat Silent-­Power das hocheffizien- geeinigt. Nach Modellrechnungen be- schon die nach Rohöl weltweit am meis- te Kleinkraftwerk Econimo entwickelt, ginnt bei einem­ noch höheren Wert der ten gehandelte Flüssigkeit. «Silent-Power das neben Strom auch Wärme erzeugt, Regenwald im Amazonas-Gebiet auszu- führt Methanol erstmals im Energiebe- die wiederum zur Heizung von Gebäu- trocknen und abzusterben, «was einen reich ein, und zwar für die Produktion den verwendet werden kann. Professor kaum mehr gutzumachenden Verlust für von Strom», sagte Professor Weidmann. Prof. Dr. Urs Weidmann, CEO von Silent-Power, erklärt den Teilnehmenden, wie unser Energiebedarf in Zukunft ökologischer und ökonomischer gedeckt werden könnte.

Ziel sei es, in den nächsten Jahren unse- re ans Ende ihrer Lebensdauer gekomme- Nicht bloss eine Vision nen Atomkraftwerke durch eine ökono- Der Anlass auf Lilienberg hat gezeigt, dass es künftig möglich sein könnte, unseren mischere Lösung zu ersetzen: Die Lösung Energiebedarf dank einer genialen Idee umweltfreundlicher zu decken. Dass diese von Silent-Power kostet laut Weidmann Idee mehr als eine blosse Vision ist, bestätigt auch die Tatsache, dass Silent-Power weniger als 8 % des Investitionsbedarfs im August 2015 den renommierten «5th Asia best CSR Practices Award 2015» in für fünf neue Atomkraftwerke. der Kategorie «Best Environment Friendly Project» erhalten hat. Der Preis wird von Weidmann ortet in seinem Konzept, der Organisation CSR (Corporate Social Responsibility) vergeben. Silent-Power hat das Tausende dezentrale Kleinkraftwer- gegen die gesamte Konkurrenz in Asien gesiegt. ke vorsieht, sehr viele Vorteile: «So ist die Umwandlung von Strom in Met- hanol und zurück in Strom CO2-neut- Viele offene Fragen bleiben und damit eine wirklich CO2-neutrale ral. Das flüssige Methanol lässt sich mit Dennoch bleiben Fragen offen, wie zum Stromproduktion möglich? vorhandenen Tankzügen und Lastwa- Beispiel: Was kostet ein Liter ­Methanol gen problemlos und mit geringster Um- wirklich, wenn neben den Prozess- weltgefährdung transportieren, Hoch- auch die Anlage- und Finanzkosten mit­ Zyklus «Innovationen im Energie- und spannungs-Überlandleitungen würden gerechnet werden? Oder: Wie gross ist der Umweltbereich – Ja, aber wie?»; Unter- überflüssig.» ­Weiter könne Strom dank Energieeinsatz, um einen Liter Methanol­ nehmerisches Gespräch «Silent-Power: Econimo-Wandlern sowohl stationär für herzustellen, und wie sieht ­dabei die Die Einführung von Methanol, des zu- die Versorgung von Gebäuden als auch ­Gesamtenergiebilanz aus? Oder: ­Warum künftigen CO2-neutralen Brenn- und mobil in Elektrofahrzeugen erzeugt wer- müssen die Econimo-Wandler heute Treibstoffs» vom 2. Oktober 2015; mit den. Für die Energieversorgung brauche noch mit Methanol, das aus Erdgas, also Prof. Dr. Urs A. Weidmann, CEO und In- es nur ein einziges Logistiksystem und einem fossilen Energieträger, stammt, ventor, Silent-Power AG, Cham; Modera- nicht wie heute riesige Stromnetze und betrieben werden? Und schliesslich: Bis tion und Zusammenfassung: Fritz Bächi verschiedenste Verteilmöglichkeiten für wann ist eine wirtschaftliche syntheti- (Aktionsfeld Gesundheit & Umwelt); Re- Treibstoffe, Heizöl­ oder Erdgasleitungen. sche Methanol-Erzeugung im grossen Stil daktion: Stefan Bachofen. 30 Gespräch

Aus dem Aktionsfeld Gesundheit & Umwelt Jeder von uns kann die Energiezukunft aktiv mitgestalten

Laut der Energiestrategie 2050 des Bundes müssten Sonne, Wind und ­Geothermie Batterie und mehr Photovoltaik abgewo- nach dem dereinst erfolgten Atomausstieg zehnmal mehr Energie liefern als heute. gen werden. Anstelle von hocheffizien- Dies ist zwar möglich, nur weiss niemand, wie der in riesigen Schwankungen an­ ten, heute noch teuren Spezialbatterien fallende Strom ohne Störung ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann. können auch gebrauchte Traktionsbat- Während auf politischer und regulatorischer Ebene im Dunklen getappt wird, lie­ terien aus Elektrofahrzeugen verwendet fern Wissenschafter und Praktiker spannende Lösungsansätze. Ein Anlass auf dem werden, die als Speichermedium noch Lilienberg zeigte gangbare Auswege aus dem Dilemma. eine Restlebensdauer von etwa zehn Jah- ren haben und zudem sehr kostengüns- Referent Dr. sc. techn. Daniel Bächi, Betrieb. Dieser ist aber wichtig, wenn tig sind. ­stellte fest: «Die Politik kümmert sich das Leben auch bei Stromunterbrüchen Mit der Home Battery präsentierte hauptsächlich um die Subventionierung im Netz wie gewohnt weitergehen soll. Dr. Bächi eine Plo-und-Play-Lösung, mit der aus erneuerbaren Energien erzeugten der Eigentümer selber Verantwortung für Elektrizität. Dies, obschon die Erstellungs- Verantwortung für sauberen ­einen sauberen Energiemix übernehmen und Betreibungskosten für die pro Watt Energiemix übernehmen können ohne die heute übliche und in installierte Leistung von Solar- und von «Eine kleine Batterie mit weniger als ­einem Spitzenzeiten äusserst problematische Windkraftwerken heute bereits günstiger Viertel Quadratmeter Boden­fläche kann Rückspeisung ins Netz. sind als bei den nuklearen oder kohle­ – mit intelligentem ­Power-­Management befeuerten Pendants.» Mit der Umstel- und einer Photovoltaik­anlage kombi­ Transferschaltung als geniale lung auf erneuerbare Energien werden niert – schon heute einen Haushalt Innovation aber die Energiespeicherung und die Sen- rund um die Uhr in der Spitze mit bis Als herausragende Innovation sticht kung des Eigenverbrauchs in Gebäuden zu 3 kW Leistung versorgen», erklärte­ ­dabei die Transferschaltung heraus, die das wichtigste Thema werden, so Bächi. ­Daniel Bächi. «Das reicht für Beleuch­ in engem Austausch mit Fachleuten des tung, ­Unterhaltungselektronik, IT und Eidgenössischen Starkstrominspektorates Auch wenn bereits seit einigen Jah- ­Kühlung. Selbst leistungsstärkere Haus- entstanden ist und als funktionstüchtig, ren ­Lösungen für Endverbraucher von haltgeräte wie eine Waschmaschine, sicher und gesetzeskonform abgenom- ­grossen Anbietern verfügbar sind und ein Staub­sauger oder eine Mikrowelle men wurde. «Dieser Schalter trennt das noch weitere auf den Markt kommen ­können so problemlos betrieben wer- hauseigene Netz von der öffentlichen Ein- werden, sind diese komplex, in der den.» Wenn auch im Winter oder bei speisung, sobald und solange die eigene ­Anschaffung sehr kostspielig, und sie längeren sonnenarmen­ Perioden ein net- Batterie genügend Strom für den Eigen- brauchen fast alle viel Platz. Sie bieten zunabhängiger Betrieb möglich sein soll, verbrauch produziert», führte Bächi aus. in der Regel auch keinen netzgetrennten muss sorgfältig zwischen einer grösseren Eine Rückspeisung ins Netz werde dabei Gesprächsleiter Fritz Bächi (rechts) und die beiden Referenten Jan Schibli (Mitte) und Dr. Daniel Bächi.

kann die Photovoltaik zu einer tragen- den Energiesäule in der Schweiz werden. Diese Lösungen werden zwar finanziell­ verhindert. Die gesamte Anlage umfasst sind dabei etwa: Bewilligungen, Melde- erst dann richtig interessant sein, wenn Photovoltaik­module, Wechselrichter, ein pflicht, Vorschriften, Brandschutz, Denk- die Energiepreise deutlich steigen.» Ladegerät, eine 3 kWh-­Bleibatterie sowie­ malschutz, Einsprachen von Nachbarn, Die anschliessende, lebhaft geführte die nötigen Anpassungen der Hausins- Förder­programme, Statik, Modul­auswahl, Diskussion lieferte viele wertvolle tallation durch einen konzessionierten Montageart, Platzierung der Anlage, Aus- ­Gedankenanstösse und zeigte auf, wie ­Elektriker. Sie soll für weniger als 10 000 baufähigkeit, Kombination mit thermi- wichtig eine sachliche und verantwor- Franken erhältlich sein. scher Solaranlage usw. tungsvolle schweizerische Energiepolitik Die Einbindung ins Gebäude­system ist. Fakt ist aber auch, dass jeder von uns Photovoltaik als tragende stelle nochmals besondere Anforderun- als Verbraucher die Zukunft in Sachen Energiesäule? gen, so Jan Schibli. Er nannte in diesem Zu- Energieversorgung selber gestalten und Der zweite Referent, Jan Schibli, CEO sammenhang: Messung, Platzierung von mitverantworten kann. der Hans K. Schibli AG und erfahrener Wechselrichter und Speicher­elementen, ­Elektrotechnik-Unternehmer, betonte, Leitungsführung, Anlageüberwachung dass die Wahl einer alternativen Ener- und -auswertung, ­Eigenverbrauchsquote, gie zuerst eine Sinnfrage sein soll: Seine­ das heisst Teil- oder Ganzautonomie, so- ­Kunden müssten überzeugt sein vom wie ­intelligente Gebäudetechnik.­ «Eine Ende der fossilen Energie, da die Sonne Solarlösung bringt zudem wenig, wenn der bei weitem beste Energielieferant ist. die Gebäude­hülle schlecht isoliert ist, Zyklus «Innovationen im Energie- und Zudem sollten sie stolz darauf sein, einen Energiefresser nicht ersetzt werden oder Umweltbereich – Ja, aber wie?»; Unter- ökologisch sinnvollen Beitrag zu leisten unnötige Verbraucher nicht abgeschaltet nehmerisches Gespräch vom 19. Oktober und selber Verantwortung für die künf- werden», sprach Schibli Klartext. Ganz 2015 «Intelligente Solaranwendungen – Ja, tige Energieversorgung zu übernehmen, wichtig sei es, das eigene Verbraucher- aber wie?»; mit Dr. Daniel Bächi, Dipl. auch wenn dies vorderhand immer noch verhalten kritisch zu hinterfragen und Masch. Ing. ETH, Inhaber Baechi Home teurer sei als der herkömmliche Strom sich von geprüften und erfahrenen Fach- Batteries, Haag, und Jan Schibli, CEO aus der Steckdose. partnern beraten zu lassen!­ Hans K. Schibli AG, Zürich; Moderation Die Umstellung auf Solarenergie be- Schibli ist überzeugt: «Im Zusammen- und Zusammenfassung: Fritz Bächi (Ak- dingt laut Schibli eine sorgfältige und spiel von Energieeffizienz und intelligen- tionsfeld Gesundheit & Umwelt); Redak- breitangelegte Planung. Stichworte ten Steuerungs- und Speichersystemen tion: Stefan Bachofen. 32 Gespräch

Von Josef Gemperle* «Nachhaltige Energiepolitik schafft regionale Wertschöpfung» Josef Gemperle

Bundesrat und Parlament haben 2011 im der Kernenergie ist eine grosse Heraus- Summen, sind doch die Endverbrau- Nachgang zur Reaktorkatastrophe von forderung für alle Beteiligten. Der An- cherausgaben für fossile Energie in der Fukushima einen Grundsatzentscheid teil der Kernkraft betrug 2014 38 % der Schweiz von 17 Milliarden im Jahre 2009 für einen schrittweisen Ausstieg aus ­Schweizer Strom­produktion. Der Wech- auf 20 Milliarden im Jahr 2014 gestiegen. der Kernenergie gefällt. Demnach soll- sel von einer zentralen Energieversorgung Zudem ist klar, dass unsere ­Generation ten die bestehenden fünf Kernkraftwer- mit Grosskraf­twerken zu einer dezentra- für den Raubbau an den fossilen ­Energien ke am Ende ihrer sicherheitstechnischen len Energieversorgung mit Kraftwerken in die Geschichte eingehen wird. Blickt Betriebsdauer stillgelegt und nicht durch jeder Grössenordnung und einem Ener- man in die Statistik, so wird augen­ neue AKW ersetzt werden. Der Natio- giefluss in beide Richtungen stellt neue fällig, dass die Zeit zwischen 1970 und nalrat hat im Dezember 2014 in seiner Anforderungen an die Netze, an die Spei- ­ungefähr 2040 dazu genutzt worden sein Debatte zur Energiestrategie 2050 diese cherkapazitäten sowie an die Steuerung wird, um die in Millionen von Jahren­ Ziele grundsätzlich bestätigt. Der Stände- von Produktion und Verbrauch. entstandenen fossilen Energielager­ rat hat seine Beratungen im Herbst 2015 stätten fast gänzlich aufzubrauchen. aufgenommen. Er will im Unterschied Von der fossilen Energie wegkommen Das schlägt auch auf die CO2-Statistik zu Bundesrat und Nationalrat weniger Der Strombereich ist wichtig und wird durch, haben sich doch die energiebe- ambitiöse Ausbauziele beim Strom aus in Zukunft noch wichtiger. Dies zum ei- dingten CO2-Emissionen in den vergan- erneuerbaren Energien. nen deshalb, weil mit Elektromotoren genen 60 Jahren versechsfacht.­ Zur ato- eine sehr viel höhere Effizienz erreicht maren ­Abhängigkeit im Strombereich Der durchschnittliche Stromverbrauch wird als mit Verbrennungsmotoren. Mit gesellt sich also die fossile Abhängigkeit. pro Person und Jahr soll indes bis 65 % des gesamten Energieverbrauchs Es geht dabei auch um sehr viel Geld. 2035 wie vom Bundesrat vorgeschla- sind wir heute aber immer noch von der Die Energieausgaben in der Schweiz be- gen um 43 % sinken. Beim eigentlichen fossilen Energie abhängig. Wegen des trugen 1980 rund 14,7 Milliarden, 2014 ­Zankapfel – dem Ausstieg aus der Kern- CO2-Ausstosses ist das ein grosses Prob- ­bereits 30.2 Milliarden, was fast die Hälf- energie – hat sich im Laufe der Debatte lem. Das ist der zweite Grund dafür, dass te des Ausgabenbudgets des Bundes aus- aber die Tendenz­ zum Ausstieg akzen- die elektrische Energie immer wichtiger macht. Die Auslandabhängigkeit bei der tuiert. Grund sind vor allem die zur- wird. Aber auch die heutige grosse Ab- Energieversorgung lag 2014 bei 77.6 %. zeit tiefen Preise im Strombereich, die hängigkeit von Russland und den arabi- neue Kernkraftwerke unrentabel ma- schen Staaten ist wenig verheissungsvoll. Thurgau in energiepolitischer chen. Zudem ist die Erkenntnis gereift, Bei der Bezahlung der fossilen Energien Vorreiterrolle dass neue Kernkraftwerke vor dem Volk fliesst in der Regel auch die Wertschöp- Die dezentrale Produktion von erneuer- keine Chance haben. Der Ausstieg aus fung ins Ausland. Dies sind gewaltige baren Energien bringt für Randregionen 33

neue Möglichkeiten. So bleibt die wurden 1200 Gesuchsteller unterstützt, Fahrzeuge, Beleuchtungen, Maschinen ­gesamte Wertschöpfung der produ- die in Energieeffizienz oder erneuerba- und Geräte, Effizienzprogramme bei Pro- zierten Energie in der Gemeinde. Die re Energien investiert haben. Mit dieser zessabläufen, sind nicht nur unabdingbar ­Bürger des Kantons Thurgau haben 2011 Anreizfinanzierung des Kantons wer- für die Senkung des CO2-Ausstosses und Ja ­gesagt zu effizienter und erneuer­barer den sechsmal höhere Gesamtinvestiti- damit für die Erreichung der weltweiten Energie. Dies, indem sie einer Verfas- onssummen ausgelöst. Mit dem nachge- Klimaziele. Nein, glücklicherweise steigt sungsinitiative, die diesen Richtungs- wiesenen grossen volkswirtschaftlichen mit der Umsetzung dieser Massnahmen wechsel forderte, mit einem Ja-Anteil ­Nutzen schliesst sich der Kreis. in der Regel auch die langfristige Wett- von 85 % zugestimmt haben. bewerbsfähigkeit der Unternehmen. Und Fest steht: Jeder von uns kann die Ener- das mit doppeltem Nutzen: Die Umset- Seit meiner Wahl in den Grossen Rat giezukunft aktiv mitgestalten. Statt dass zung der Massnahmen schafft und erhält 2004 habe ich mit Unterstützung Gleich- man Erdöl oder Erdgas importiert, in- Arbeitsplätze, und auch die ­verbesserte gesinnter die Themen Energieeffizienz vestiert man in Fenster, Wärmedäm- Wettbewerbsfähigkeit der energietech- und erneuerbare Energien intensiv be- mungen, neue Beleuchtungen, Solar- nisch sanierten Unternehmen schafft arbeitet. Trotz teils heftiger Gegen- anlagen, effizientere Maschinen und und sichert einheimische Arbeitsplätze wehr ist es uns gelungen, den Kanton Produktionsanlagen. Wie auch immer in allen­ Bereichen der Wirtschaft. Thurgau schweizweit energiepolitisch das Geld investiert wird, es bleibt in der an die ­Spitze zu führen. Im Jahr 2014 Region. 70 % der Aufträge, die durch beispielsweise hat Thurgau 16,5 Milli- das Thurgauer Förderprogramm ausge- onen Franken für die Energieförderung löst wurden, sind an kantonale Firmen eingesetzt. Nur Basel-Stadt gibt pro Kopf vergeben worden. 29 % der Aufträge *Josef Gemperle, Landwirt mit eidgenös- noch mehr Geld dafür aus. Ist das wirk- gingen an Betriebe in einem ande- sischem Meisterdiplom, ist seit 2004 Mit- sam? «Der Thurgau setzt den Franken in ren Kanton und nur 1 % an Firmen im glied der CVP-Fraktion im Grossen Rat der Energie­förderung am effizientesten EU-Raum. des Kantons Thurgau und Mitglied der ein», sagte kürzlich Andrea Paoli, Leiter ständigen Raumplanungskommission. Er der Abteilung Energie des Departemen- Unser Förderprogramm bewirkt auch sitzt im Verwaltungsrat des Elektrizitäts- tes für ­Inneres und Volkswirtschaft. Mit Anreize im Bereich Industrie und Gewer- werks des Kantons Thurgau. Auf seinem 810 Kilogramm sparte der Thurgau 2014 be. Dort liegt noch sehr viel Potenzial Betrieb in Fischingen hat er viele Energie- zudem schweizweit am meisten CO2 pro für die Verbesserung der Energieeffizienz effizienzmassnahmen umgesetzt und Person ein. Das ist fast doppelt so viel brach. Massnahmen im Effizienzbereich, produziert Strom und Wärme aus Sonnen- wie der Schweizer Durchschnitt. 2014 also bessere Dämmungen, effizientere energie und Biogas. 34 Bildung

Von Rositha Noebel Gönnen Sie sich eine Auszeit: Leadership-Retraite für unternehmerisch Aktive

Im Bereich Bildung haben wir auch für Schritte zu reali- Ausgleich und Inspiration, legt so ein bes- das kommende Jahr ein Programm mit sieren. Denn es ist seres Fundament für zukünftige Entwick- interessanten Fachgesprächen konzipiert nicht immer ein- lungen und Erfolge. und kompetente Impulsgeber dafür ge- fach, nach unse­ winnen können. Mit diesen zusammen rem inneren Ge­­ Ziele dieser Retraite können Sie vertieft die für einen Unter- fühl und unserem auf Lilienberg sind: nehmer relevanten Themen diskutieren. Potenzial zu han- ¡¡ Mehr Klarheit über eigene und Im nächsten Frühling haben wir unter Dr. Jan-Dirk Rosche deln und gleich- gemeinsame Wege gewinnen dem Motto «Gönnen Sie sich eine Aus- zeitig offen und fä- ¡¡Vertrauen, innere Stärke, neuen Drive zeit!» ein ganz besonderes Angebot: hig für gemeinsame Lösungen und Wege und Spirit generieren zu sein, ohne uns dabei verbiegen zu müs- ¡¡Ideen und Träumen nachspüren, Leadership-Retraite für unternehme- sen. Es stellen sich folgende Fragen: sich neu/es entwickeln risch Aktive – Innere Stärke: ¡¡Frische, Freude, Leichtigkeit gewinnen Mutig vorwärts gehen! ¡¡ Bin ich da, wo ich bin, richtig? ¡¡Rückzug, Stille und Schweigen, mit ¡¡Wohin will ich… allein, gemeinsam um wirksamer im Leben unterwegs Ralf Lehmann, HR Fit, Coach, Trainer, und mit anderen? zu sein. Dr. Jan-Dirk Rosche, Professor für Lea- ¡¡Wie kann ich die Qualität meines dership und Organisation an der HTWG Unterwegs-Seins, meine Lebensquali- Weitere Informationen zu diesem Anlass Konstanz, vom 18. bis zum 20. März 2016. tät weiter verbessern und mutig finden Sie auf unserer Homepage: vorwärts gehen? www.lilienberg.ch Intensiver denn je ¡¡Wie gehe ich dabei mit anderen um? sind viele von uns Auch über unser übriges, wie gewohnt heute in vielfäl- Das alles sind Fragen, die zu beantwor- reichhaltiges Bildungsangebot informie- tigen komplexen ten wir uns im Alltag oft kaum Zeit gön- ren wir Sie im Veranstaltungskalender auf Zusammenhängen nen. Um eigenes zu vertiefen und Neues unserer Homepage. initiativ und unter- zu wagen, bedarf des Vertrauens auf den nehmerisch unter- inneren Spirit, aber auch innerer Weis- Ralf Lehmann wegs. Stets benöti- heit, Energie und Stärke. Wer im Alltag gen wir ein gesun- präsent und verantwortungsbewusst han- des Mass an innerer Stärke, um eigene delt, zieht sich immer wieder einmal zu- Positionen zu vertreten und eigene rück. Er oder sie sorgt für Entspannung, 35

Weitere Anlässe Ziel des Anlasses: Wie Sie mit wertschätzender Kommuni- im Bereich Bildung Unsere Wettbewerbs- und Kooperations- kation Einfluss, Erfolg und Menschlich- bereitschaft auszuleuchten: keit gewinnen Wettbewerbsbeziehungen gestalten! ¡¡ Im Red Ocean überleben

16. Januar 2016, 14.00 – 18.00 Uhr mit ¡¡Einen Blue Ocean schaffen 10. März 2016, 14.00 – 18.00 Uhr mit Dr. Klaus M. Kohlöffel, Professor für ¡¡Kooperationen eingehen Unternehmensplanung ¡¡ Competition leben Elisabeth Marti, Dr. Jan-Dirk Rosche, Professor für Inhaberin EM Leadership und Organisation Communication & Coaching Erfolg durch Kommunikation & Stil – Business- Knigge Die Kommunika- tions- und Empa- 28. Januar 2016, 17.30 – 21.30 Uhr mit thiefähigkeit führt zu einer klaren Handlungssprache und Petra Bekker, In- einer Kultur von gegenseitiger Wert- haberin inlingua schätzung. Dadurch erworbene Akzep- Konstanz, Singen, tanz, Offenheit und Vertrauen dienen Überlingen als Basis für qualitative und nachhaltige Zusammenarbeit sowohl in Unterneh- Die richtige Kom- men als auch im privaten Alltag. Im munikation und Workshop erlernen Sie das 4-Schrit- Benimm ist in! te-Modell der wertschätzenden Kom- Gute Manieren und gewandtes Auftre- munikation. Dabei erfahren Sie, welche ten sind Grundlagen für jeden Business- unerfüllten Bedürfnisse hinter Schuld­ Die strategische Ausrichtung unseres Erfolg. Wer sicher und souverän auftritt, zuweisung, Kritik, Urteil, Verteidigung Handelns ist häufig auf Wettbewerb aus- wer Tischsitten beherrscht und für den und Rechtfertigung stehen und wie Sie gerichtet. Doch für den Erfolg auf unse- Dress-Code kein Fremdwort ist, kann diesen begegnen. ren Spielfeldern können wir auch stets sich auf das Wesentliche konzentrieren andere Formen von Spielerbeziehungen und seine Glaubwürdigkeit gleich von im Auge haben und gestalten. Beginn an festigen. 36 In eigener Sache

Von Stefan Bachofen Lilienberg – Konferenzzentrum mit Weitblick und Treffpunkt für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

Ruhe und Privatsphäre, Behaglichkeit ¡¡ einen umfassenden Freizeitbereich über relevante Fragen und Herausfor- und Stil, Inspiration und Performance­ mit Hallenbad, Whirlpool, Fitness- derungen unserer Zeit. Eine der aktu- – garantiert! Lilienberg bietet unver- raum und Sauna. ellen Gesprächsreihen befasst sich mit wechselbare Vorteile für Sitzungen von den Muslimen in der Schweiz und der Verwaltungsräten und Geschäftsleitun- Informieren Sie sich auf unserer Internet- Frage, wie es um ihre Integration steht. gen, aber auch für Strategieworkshops, seite www.lilienberg.ch und nutzen Sie Ein anderer Veranstaltungszyklus setzt ­Konferenzen, Seminare, Tagungen und Lilienberg für Ihre Konferenzen, Semi- sich vertieft mit nachhaltigen Innova­ Kundenanlässe. Daneben überzeugt nare und Tagungen. Gerne unterbreitet tionen im Energie- und Umweltbereich ­Lilienberg als Treffpunkt für Wirtschaft, ­Ihnen die Leiterin unserer Administrati- auseinander. Politik und Gesellschaft. on, Frau Susanne Grüner, ein Angebot. Spannende Menschen erleben Einmal Lilienberg – immer Lilienberg: Diskussionen über aktuelle Fragen Beliebt sind auch unsere Einzelanlässe Über die Exklusivität des Lilienberg unserer Zeit mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus ­Unternehmerforums und seine traumhaft Daneben hat sich das Lilienberg Unter- den verschiedensten Bereichen unserer­ ruhige Lage mit der herrlichen Aussicht nehmerforum seit bald 27 Jahren einen Gesellschaft. Zuletzt waren Martin Senn, auf den Untersee geraten unsere Gäste hervorragenden Namen als Treffpunkt für damals noch CEO des Zurich Versiche- aus der Schweiz und dem angrenzenden Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ge- rungskonzerns, Gian Gilli, ehemali- Ausland immer wieder von neuem ins macht. Generationenübergreifend treffen ger Direktor von Swiss Olympics, und Schwärmen. Kein Wunder. Denn unser­ sich auf Lilienberg Mitglieder und ­Gäste ­Peter ­Wanner, Verleger der ­AZ-Medien, Angebot könnte attraktiver kaum sein. zu Begegnungen, Gesprächen, musika- ­unsere Gäste.­ Demnächst werden­ wir lischen Höhepunkten sowie Bildungs- unter ­anderem den Konstanzer Ober- Es umfasst unter anderem: veranstaltungen. Jahr für Jahr bieten sich bürgermeister Uli Burchardt, den ehe- ¡¡ Räumlichkeiten und Infrastruktur für viele Gelegenheiten, im Rahmen von maligen Bundesrat und Unternehmer Anlässe bis 180 Personen Dutzenden von öffentlichen Veranstal- Kaspar Villiger ­sowie Dr. Andreas Spill- ¡¡39 Gästezimmer mit insgesamt tungen bedeutende Persönlichkeiten und mann, Direktor­ des Schweizerischen 70 Betten spannende Menschen hautnah zu erle- ­Nationalmuseums, auf dem Lilien- ¡¡ das Restaurant mit Aussicht auf den ben, mit ihnen ins Gespräch zu kommen berg-Podium begrüssen. Untersee und sich gegenseitig zu vernetzen. ¡¡ die Bar in der Remise Musikalische Rezitale ¡¡ den stilvoll eingerichteten An diesen Anlässen führen Referenten Nicht zu vergessen sind die viermal pro Cheminéeraum Diskussionen und Auseinandersetzungen Jahr stattfindenden Rezitale, zu denen 37

Das Lilienberg Unternehmerforum umfasst Konferenzsäle für Veranstaltungen bis 180 Personen. Am meisten Platz bietet das ­Lilienberg-Zentrum (unser Bild). Hier finden auch alle Grossanlässe der Stiftung statt wie beispielsweise die musikalischen Rezitals.

exklusiv unsere Mitglieder, also Förde- Lilienberg-Mitgliedschaften rer und Freunde, eingeladen werden und Als Mitglied profitieren Sie von zahlreichen Vorteilen. Sie können sich zwischen die hoffnungsvollen Nachwuchskünst- drei Mitgliedschaften entscheiden: lern eine Chance bieten, sich vor einem fachkundigen Publikum zu präsentieren. ¡¡ Freund (Jahresbeitrag CHF 500.–) ¡¡Förderer (Jahresbeitrag CHF 2000.–) ¡¡Firmen-Fördermitgliedschaft (Jahresbeitrag CHF 5000.–)

Detaillierte Informationen finden Sie auf unserer neuen Internetseite www.lilienberg.ch. 38 In eigener Sache

Von Susanne Grüner Schneller, grösser, erfolgreicher – und doch ganz entspannt?

Den Jahreswechsel haben wir ­traditionell Studium von Hintergrundanalysen, um regionalen Weine sind bezeichnend für dazu genutzt, Bilanz zu ziehen und so mit klarem Verstand seine Entschei- die Vielfalt des Geschmacks. ­Ziele für das kommende Jahr zu defi- dungen zu treffen. nieren. Im hektischen Alltag des Unter­ Viele Gründe also, um der Hektik des nehmens, wo Termindruck, ständige Im Lilienberg Unternehmerforum steht unternehmerischen Alltags den Rücken ­Erreichbarkeit, ­rasche Entscheidungen diese Form der Entschleunigung seit zu kehren und Ihren nächsten Work- und hoch ­gesteckte Ziele unser Leben bald 27 Jahren im Vordergrund. Gesprä- shop, Ihre Retraite oder Ihr Kreativ­ immer weiter­ beschleunigen, war der che und Begegnungen stehen im Fokus. meeting im Lilienberg Unternehmerfo- Jahreswechsel für viele auch die Zeit der Unsere Seminarräume bieten einen ruhi- rum durchzuführen. Entschleunigung: Luft holen, ein gutes gen, störungsfreien Rahmen für Ihre Ar- Buch lesen, durchatmen, Stille. beit. Der herrliche Park lockt, auch in den Interessiert? Rufen Sie uns an, Telefon Wintermonaten, an die frische Luft, um +41 71 663 23 23. Wir stellen Ihnen Ihr Doch Anfang Januar beginnt der Tru- wieder einmal durchzuatmen. Überall im individuelles Entschleunigungsprogramm bel von neuem, das Hamsterrad hat uns Haus inspirieren Arbeiten verschiedener zusammen. wieder. Reichte die kurze Unterbrechung Künstler zum Nachdenken. Unsere Erleb- im anspruchsvollen Unternehmensalltag nisräume laden Sie ein, sich auf Ihre Sinne Winterruhe am Untersee wirklich? Wäre es nicht notwendig, sich einzulassen. Hier finden Sie Anregungen Übrigens: Im Februar 2016 haben immer wieder Auszeiten zu schaffen um zu den Themen: «Fühlen, Denken und wir einen ganz besonderen Lecker- Entscheidungen zu diskutieren, kreative Handeln», die sich als Grundlage für Ihre bissen für Sie parat: Problemlösungen zu finden und so zum Gespräche oder als Einstieg in Ihr Semi- Erfolg des Unternehmens beizutragen? narthema eignen. Nutzen Sie die stimmungsvolle Immer häufiger wird über die Entschleu- Ruhe zu einem Tagesseminar ab- nigung des Alltags diskutiert. Nach der Arbeit bieten wir Ihnen eine Viel- seits vom strapaziösen Geschäfts- zahl von kreativen oder entspannenden alltag und profitieren Sie von fol- Rolf Dobelli, Autor des bekannten Leit- Programmen, mit denen Sie die Gemein- gendem Angebot: fadens «Die Kunst des klaren Denkens», samkeit im Team fördern oder den Erfolg berichtet, dass er sich radikal vom dau- Ihres Workshops krönen können. Auch Tagesseminar inklusive Mittagessen, ernden Nachrichtenstrom und von der in unserem Restaurant können Sie Ihre Abendessen und 1 Übernachtung permanenten Erreichbarkeit abgekop- Sinne trainieren. Die köstlichen hausge- zum exklusiven Pauschalpreis von pelt hat. So bleibt ihm wieder mehr Zeit machten Gerichte unseres Küchenteams CHF 325.–. für persönliche Gespräche oder für das sind ein Genuss, und die ausgezeichneten 39

Winterstimmung über dem Untersee. Lilienberg Unternehmerforum Blauortstrasse 10 CH-8272 Ermatingen Telefon +41 71 663 23 23 Fax +41 71 663 23 24 [email protected] www.lilienberg.ch