Über Wildhaus Nach Einsiedeln
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Helmut Tiefenthaler Über Wildhaus nach Einsiedeln Ein ökumenischer Pilgerweg Über Wildhaus nach Einsiedeln Ein ökumenischer Pilgerweg Inhalt 1 Vorbemerkungen 5 2. Geschichtlicher Rückblick 7 2.1 Feldkirch als Kreuzungspunkt alter Fernpilgerwege 7 2.2 Einsiedeln 9 An der Schwelle von äußerer und innerer Welt 9 Gebaute Himmelsnähe 10 Wallfahrten in der Vergangenheit 12 2.3 Alte Routen vom Rheintal nach Einsiedeln 13 3. Auf heutigen Wanderwegen nach Einsiedeln 15 3.1 „Geerdete Spiritualität“ 15 3.2 Routen zur Wahl 15 3.3 Feldkirch als Etappenort 16 3.4 Der Pilgerweg über Wildhaus und seine historischen Bezüge 17 3.5 Gehzeiten und Höhenunterschiede 18 3.6 Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten 19 4. Routenbeschreibung 22 4.1 Durch das Rheintal nach Wildhaus 22 Routenvariante Feldkirch – Bendern über Nofels – Ruggell 26 4.2 Auf dem Thurweg durch das Toggenburg 31 4.3 Vom Thurtal zum Zürichsee 37 Routenvariante Neuhaus – Wurmsbach – Rapperswil 41 4.4 Zwischen Rapperswil und Pfäffikon 44 4.5 Über den Etzelpass nach Einsiedeln 45 5. Ein ökumenischer Pilgerweg 48 5.1 Spirituelle Neuorientierung 48 5.2 Naturnähe 48 5.3 Gedenkorte und Begegnungen unterwegs 50 5.4 Erfahrungen ökumenischer Offenheit 50 Anmerkungen 52 Literatur 53 Studie zum Routenverlauf und zu geschichtlichen Bezugspunkten im Auftrag des Landes Vorarlberg (Zl. VIIa-342.20.04, www.vorarlberg.at/wanderwege) und des Amtes für Raumentwicklung des Kantons St. Gallen, Fachstelle Wanderwege Fotos vom Verfasser, wenn nicht anders angegeben Titelbild: Ausschnitt aus Toggenburg-Karte von J. J. Büler von 1784 © Helmut Tiefenthaler, Bregenz 2006 1. Vorbemerkungen Für die Wiederentdeckung des Pilgerns auf Wanderwegen hatte es Signalwirkung, als 1987 vom Europarat der spanische Jakobsweg zum ersten europäischen Kulturweg erklärt wurde. Wenige Jahre später sah sich die Schweiz bereits in der Lage, vom Bodensee bis zum Genfersee Weit- wanderwege als „Jakobswege“ mit entsprechender Signalisation und mit fundierter Begleitlite- ratur anzubieten. In Österreich erschien inzwischen zwar ebenfalls einige Wanderliteratur für Jakobspilger, diese lässt hinsichtlich der Routenwahl aber sehr zu wünschen übrig. Hier ist die Herausgabe von Büchern über Jakobswege dem Erkunden der geeignetsten Wege vorausgeeilt. Dabei wirkte das von Bernhard G. Graf und Hans-Günther Kaufmann 1993 herausgegebene Buch Auf Jakobs Spuren in Bayern, Österreich und in der Schweiz mit fragwürdigen Vorgaben zur Routenführung eines österreichischen Jakobs- wegs als Richtschnur. 1999 erschien der Wanderführer Auf dem Jakobsweg durch Österreich von Peter Lindenthal. Dem Autor war anscheinend nicht bekannt, dass im Rahmen des Vorarlberger Wanderwegekonzeptes von 1995 be- reits regionale Hauptrouten ausgewiesen und beschildert wurden. So verläuft Lindenthals „Jakobsweg“ oft abseits dieser Routen auf zum Wandern unattraktiven Wegen. Für die Fortsetzung von Feldkirch in Richtung Einsiedeln ist eine Routenführung über Sargans – Walensee beschrieben, die häufig auf Asphaltstraßen, zwischendurch auch auf Bergwegen mit erheblichen Auf- und Abstiegen verläuft. Dabei wurde wenig Rücksicht auf historische Bezüge und auf die heutigen Bedürfnisse der Fußwanderer genommen. Mit welcher Hast und mit wie wenig Ortskenntnissen Pilgerführer gelegentlich verfasst werden, zeigt sich beson- ders in dem 2004 erschienenen Wanderreiseführer Auf Jakobswegen von Bert Teklenborg. Dort ist beispielsweise zur Rheintalquerung des Pilgerwegs nach Einsiedeln entgegen jeder Pilgertradition und Logik zu lesen: „Die Jakobs- pilger aus Österreich benützten nach der Überquerung des Arlbergpasses die Straße über Feldkirch nach Rorschach (Jakobsbrunnen und Jakobskapelle).“ In einem 2005 erschienenen Pilgerführer Österreich: Jakobsweg von Reinhard Dippelreither wurde im Unterschied zu Teklenborg anscheinend von Peter Lindenthal abgeschrieben und zur Que- rung des Rheintals die erwähnte Route über Sargans gewählt. Die zur Orientierung von Pilgern durch Vorarlberg nach Einsiedeln offenkundig gewordenen Unzulänglichkeiten haben den Verfasser der vorliegenden Studie veranlasst, im Jahre 2000 mit eingehenden Untersuchungen über die historischen Pilgerwege von Westösterreich nach Einsie- deln als dem nächsten Hauptziel der Fernpilger und über die heute geeignetsten Wanderwege zu beginnen. Diese Untersuchungen wurden in den folgenden Jahren vertieft, wobei neben den Er- kundungen im Gelände zusätzliche Archivstudien erfolgten. Für die Routenwahl und sich erge- bende Detailfragen wurde zugleich das Einvernehmen mit den für Wanderwege im Fürstentum Liechtenstein und in den Nachbarkantonen St. Gallen, Appenzell Außerrhoden und Innerrhoden zuständigen Stellen gesucht. Im Ergebnis können im Vorarlberger Rheintal nun drei Hauptrouten empfohlen werden, die als Wanderwege die kürzesten Zugänge zum Ostschweizer Jakobsweg bilden, der von Rorschach über St. Gallen – Herisau – St. Peterzell – Wattwil – Rapperswil – Einsiedeln verläuft: 1. Im Anschluss an den Münchner Jakobsweg über Weiler im Allgäu nach Bregenz: Bregenz – Lustenau Wiesenrain – Widnau – Altstätten – Stoss – Gais – Appenzell – Gonten – Urnäsch – St. Peterzell. In Lustenau kommt der Zugang vom Bregenzerwald über Dornbirn hinzu. 2. Im Anschluss an den Arlbergweg und Walgauweg (Variante zu 3.) sowie an die Verbindung vom KIeinwalsertal über Damüls nach Rankweil: Rankweil – Meiningen – Freienbach – Eggerstanden – Appenzell – Gonten – Urnäsch – St. Peterzell. 5 3. Im Anschluss an den Arlbergweg und Walgauweg, einschließlich Via Alpina mit Walserweg und Montafoner Illweg nach Feldkirch: Feldkirch – Bendern – Gams – Wildhaus – Thurweg – Wattwil. Zu diesen Routen erfolgte eine erste vergleichende Orientierung 2002 in der Zeitschrift MONT- FORT (H. 2, 97-123) unter dem Titel Historische und heutige Pilgerwanderwege von Vorarl- berg nach Einsiedeln. Im Auftrag des Amtes der Vorarlberger Landesregierung folgte 2005 eine detaillierte Routenbeschreibung zum Pilgerweg Bregenz – Einsiedeln, bei der auch der Zugang von Rankweil durch das Appenzellerland mitberücksichtigt ist. Ergänzend zu dieser Studie sind in der vorliegenden Dokumentation die Ergebnisse neuerlicher Begehungen und Erhebungen zusammengefasst. In Bezug auf frühere Pilgertraditionen, Gehzeiten und landschaftliche Attraktivität unter- scheidet sich die Verbindung Feldkirch – Einsiedeln nicht wesentlich von den beiden anderen Routen. Sie ist aber etwas kürzer, weist insgesamt geringere Höhenunterschiede auf und bietet die größere Auswahl an Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Da die Route in Wildhaus am Geburtshaus des Reformators Huldrych Zwingli vorbeiführt und mehr reformierte Gemein- den berührt als die anderen Zugänge, kann sie zudem in besonderer Weise als ökumenischer Pilgerweg verstanden werden. Pilger auf dem Weg von Pfäffikon nach Einsiedeln 6 2. Geschichtlicher Rückblick 2.1 Feldkirch als Kreuzungspunkt alter Fernpilgerwege Die Gründung der Stadt Feldkirch durch Graf Hugo I. von Montfort erfolgte zur Zeit einer all- gemeinen Zunahme des Fernverkehrs. Zur Zeit der frühen Stadtentwicklung hatten die Kreuz- züge auch ein starkes Interesse an ausgedehnten Pilgerreisen geweckt. Wenn im Rheintal vorher schon gelegentlich Fernpilger unterwegs waren, war für die meisten Rom der Hauptanziehungs- punkt. Diese Reisen waren aber häufig mit beruflichen Zwecken verbunden. Der eigentliche Aufschwung des Fernpilgerns erfolgte im Spätmittelalter, nachdem Papst Bonifaz VIII. das Jahr 1300 zum Anlass genommen hatte, erstmals ein Heiliges Jahr mit einem vollkommenen Ablass für Wallfahrten nach Rom zu proklamieren. Für Romreisende aus dem deutschen Sprachraum waren die Graubündner Pässe seit jeher die zentralen Alpenübergänge. Die Hauptroute folgte durch das Vorarlberger, Liechtensteiner und Graubündner Rheintal dem Verlauf der alten Römerstraße. Als Alpenübergang wurde bis ins 15. Jahrhundert meistens der Septimerweg gewählt. Seit der 1473 erfolgten Eröffnung des neu ausgebauten Wegs durch die Viamala wurde der Splügen zum Hauptpass zwischen Brenner und St. Gotthard. In der um 1500 vom Nürnberger Kartographen Erhard Etzlaub angefertigten Romwegkarte ist die Verbindung Ulm – Ravensburg – Bregenz – Feldkirch – Chur – Splügen – Chiavenna – Como – Mailand bereits als zentrale Route eingetragen. Wenn man gelegentlich Ausweichrouten über den Septimer, Julier oder auch über den Lukmanierpass benützte, war Feldkirch für die durch das Rheintal ziehenden Rompilger ebenfalls eines der wichtigsten Zwi- schenziele. Seit dem Mittelalter wählten auch zahlreiche Pilger, die aus dem süddeutschen Raum und aus der Ostschweiz ins Heilige Land reisten, Feldkirch als Etappenort. Für viele war nämlich die Route vom Rheintal über den Arlberg und Reschenpass, durch Südtirol und die Valsugana der kürzeste Weg nach Venedig als dem damals wichtigsten Mittelmeerhafen.1 Dass diese Ver- bindung mitunter ebenso von Frankreich her benützt wurde, weiß man zum Beispiel aus An- gaben über die Reise der Gefährten von Ignatius von Loyola, die 1536 über Konstanz – Feld- kirch – Bozen – Trient nach Venedig kamen2. In Feldkirch hatte im Mittelalter vor allem der Johanniterorden für die Unterbringung der Durchreisenden zu sorgen. Wie wichtig deren Rolle genommen wurde, lässt sich schon daran erkennen, dass Graf Hugo dem Orden 1218 annähernd ein Viertel des alten Stadtkerns zur Ver- fügung stellte und zugleich die Errichtung und Betreuung eines zusätzlichen Hospizes im inne- ren Klostertal übertrug. Die Johanniterkommende wurde 1610 vom Benediktinerkloster Wein- garten erworben und war von 1696 bis 1802 im Besitz