Coverstory Grossbritannienschottetsichab

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Coverstory Grossbritannienschottetsichab Nr. 3 | 31. März 2019 Coverstory Kinder RogerFederer Grossbritannienschottet sichab. SollichMutter Biografieüber Schuld daranseiauchdieKunst, werden?, fragen einenMeister schreibt A.L.Kennedy sichAutorinnen derKontrolle 14 4 26 NZZLITERARISCHESTERZETT DiebestenBücherder Saison – eine Literaturdebatte Jede Saison aufs Neue erscheinen unzähligelesenswerte Bücher. Um Ihnen die Datum Auswahl etwas zu erleichtern, stellen drei NZZ-Literaturredaktoren und ein Dienstag, 16. April 2019 prominenter Gast Ihnen vieldiskutierte Titel der Saison vor, dieanschliessend 18.30bis 20.00Uhr aufdem Podium erörtert werden. Es erwartet Sie eine inspirierende Debatte mit anschliessendemApéro über belletristische Schätze. Ort Podiumsteilnehmer NZZ-Foyer, Falkenstrasse 11, 8008 Zürich Eintritt Abonnentenpreis Fr.30.– Normalpreis Fr.40.– Anmeldung nzz.ch/live 044 258 13 83 Miriam Maertens ManfredPapst Thomas Ribi Schauspielerinund Autorin Autor Kultur Redaktor Feuilleton «NZZ am Sonntag» «Neue Zürcher Zeitung» Moderation Claudia Mäder Redaktorin Feuilleton «Neue Zürcher Zeitung» Inhalt Dieses «Bücher am Sonntag» schickt Ihnen eine Flaschenpost, abgeschickt wurde sie auf einer Insel jenseits der Normalität. Verschickt hat die Schriftstellerin A. L. Kennedy. Die in London lebende Schottin richtet sich in ihrem Essay an den Rest der Welt und versucht zu erklären, wie es zur mentalen Distanz der Britinnen und Briten zu Europa gekommen ist (S. 14). Die Tendenz zur Abschottung bestehe schon lange, schreibt Martina Läubli, Kennedy, auch in der Kultur. Zum Beispiel werden in Grossbri- Redaktionsleiterin «Bücher am Sonntag» tannien kaum Bücher aus anderen Ländern und Sprachen gelesen. Der Anteil übersetzter Bücher liegt seit Jahrzehnten bei knapp 5 Prozent. Die Autorin interpretiert das als Selbstbezo- Bessernicht genheit: «Je mehr unser Gefühl für andere Länder verarmte, desto wichtiger nahmen wir uns selbst.» Nun lese ich aber im alleinaufeiner «Guardian» von einem «Boom» europäischer Literatur in Gross- britannien. Hat der Brexit-Entscheid etwa zu einem Gegentrend geführt? Zu einem neuen Interesse der Briten an der Welt? Bei Inselsitzen genauerem Hinsehen entpuppt sich der Literatur-Boom als sehr bescheiden: 5,5 Prozent aller britischen Bücher sind Überset- zungen, das Wachstum beträgt gerade einmal ein halbes Prozent. Im deutschsprachigen Raum liegt die Übersetzungs- rate bei etwa 12 Prozent, die Diversität der Stimmen ist ver- gleichsweise hoch. Profitieren wir also von diesem Reichtum, greifen wir zu Büchern unterschiedlicher Herkunft! Allein auf einer Insel zu sitzen, wird schnell langweilig. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und viel Freude beim Betrachten unserer neuen Bildserie «Lesewelten», diesmal mit Cary Grant (S. 28). Martina Läubli Nr. 3 | 31. März 2019 Belletristik NTIS Sachbuch Coverstory Kinder Roger Federer Grossbritannienschottetsich ab. SollichMutter Biografie über SchulddaranseiauchdieKunst, werden?,fragen einenMeister schreibt A.L.Kennedy sichAutorinnen derKontrolle 14 4 26 ATLA 4 Sheila Heti: Mutterschaft / 18 Volker Gerhardt: Humanität SS Ariana Harwicz: Stirb doch, Liebling GRO Heinz Bude: Solidarität 6 Jewgeni Wodolaskin: Der Luftgänger RD 20 Erica Fischer: WI 7 Niko Stoifberg: Dort IND Feminismus revisited 8 Matthias Nawrat: Der traurige Gast SENK Hermann Kurzke: Was mein Vater mir HA 9 Bela B. Felsenheimer: Scharnow N nicht erzählte EI - Schaefer & Hachmann: L 21 Ruth Schweikert: Es war einmal in Amerika ME Tage wie Hunde 10 Eveline Hasler: STUM 22 Davide Enia: A. L. Kennedy Tochter des Geldes Schiffbruch vor Lampedusa (Seite 14). 11 Susanne Kronenberg: Harald Welzer: Illustration von Tod am Bauhaus Alles könnte anders sein André Carrilho 23 Michail Schischkin: Kurzkritik Belletristik Die Illustratorin Kathrin Schärer erschafft Tote Seelen, lebende Nasen Tierfiguren mit Charakter und Charme (S. 12) 24 Bartholomäus Grill: 11 Thomas Meyer: Meyers Kleines Wir Herrenmenschen Taschenlexikon Kolumne Martha Nussbaum: Marko Dinić: Die guten Tage Königreich der Angst Elisabeth Wandeler-Deck: 17 Lukas Linder 25 Elizabeth Anderson: Tagumtagkairo Mein Leben als Mensch Private Regierung Lisa Elsässer: Erstaugust 26 René Stauffer: Kurzkritik Sachbuch Roger Federer Kinder- und Jugendbuch Das amerikanische Buch 17 Abbas Khider: Deutsch für alle David Treuer: The Heartbeat of 12 Die Illustratorin Kathrin Schärer Irina Scherbakowa: Wounded Knee Ich glaube an unsere Kinder. Briefe Essay aus dem Gulag Agenda Lee Crutchley: 14 In Grossbritannien hat die Kunst Tagebuch für Schlaflose 27 Werner Spies: Max Ernst und die versagt Benjamin Balint: Geburt des Surrealismus von A. L. Kennedy Kafkas letzter Prozess Bestseller März 2019 Chefredaktion Luzi Bernet (lzb.) Redaktion Martina Läubli (läu., Leitung), Kathrin Meier-Rust (kmr.), Manfred Papst (pap.) Ständige Mitarbeit Manfred Koch, Gunhild Kübler, Sandra Leis, Lukas Linder, Victor Mauer, Andreas Mink, Klara Obermüller, Angelika Overath, Katja Schönherr, Sacha Verna, Jürg Zbinden Produktion Daniela Salm, Björn Vondras (Art Director), Urs Schilliger (Bildredaktion), Mark Walter (Layout) Verlag NZZ am Sonntag, «Bücher am Sonntag», Postfach, 8021 Zürich, Telefon 044 2581111, Fax 044 2617070, E-Mail: [email protected] 31. März 2019 ❘ NZZ am Sonntag ❘ 3 Belletristik Romane Kinder – ja oder nein? Diese Lebensfrage erörtern derzeit mehrere Schriftstellerinnen auf ganz unterschiedliche Weise Diegrosse Entscheidung Erzählfigur am Ende selbst für Heti un- der Sprache beim Thema «Kinderlosig- Ariana Harwicz: Stirb doch, Liebling. möglich machen: «Mein Charakter im keit». Denn bezeichnen lässt sich nur der C.H.Beck, München 2019. 128 Seiten, Buch ist eine Mischung aus mir und einer Mangel, nicht aber das, was stattdessen um Fr. 29.–, E-Book 17.–. Person, die ich werden muss, um meine da ist: Freiheit, Selbstbestimmung, Zeit. Sheila Heti: Mutterschaft. Rowohlt, Geschichte zu erzählen. Ich muss das so Für Hetis Erzählfigur kristallisiert sich als Reinbek bei Hamburg 2019. 220 Seiten, angehen, um die Probleme, die sich mei- ein Stattdessen immer mehr die Kunst um Fr. 34.–, E-Book 23.–. ner Protagonistin stellen, zu verarbeiten. heraus, die dem eigenen Leben Sinn ver- Ich glaube, wenn ich dieses Buch nicht leiht. Und doch: Einen Schlussstrich zu Von Katja Schönherr geschrieben hätte, hätte ich mich selbst ziehen, ist unmöglich: «Manchmal scheint nicht mit der Frage gequält, ob ich Kinder es für die Frage, ob man Kinder bekom- «Ob ich Kinder will, ist ein Geheimnis, das haben will oder nicht. Aber um das Buch men sollte, nur eine Lösung zu geben – ich vor mir selbst verberge – das grösste zu schreiben, musste ich diese Seiten welche zu bekommen. Denn selbst wenn Geheimnis.» In ihrem neuen Buch ver- von mir hervorbringen», erklärte Heti in man den entschiedenen Vorsatz gefasst sucht die kanadische Autorin Sheila Heti, einem Interview mit der Frauenzeitschrift hat, keine zu bekommen, schwebt über es zu lüften. «Mutterschaft» heisst das «Annabelle». einem weiter das Gespenst, man könnte semifiktionale Werk mit einer Ich-Erzäh- vielleicht doch eines bekommen.» lerin in ihren späten Dreissigern, die sich Voyeurismus und Reflexion Für die grundsätzliche Ob-Frage ist es auf 220 Seiten durch diese Lebensfrage Genau dieses Vorgehen macht einen der bei der Protagonistin aus Ariana Harwicz’ quält. Und sie quält sich wirklich: Sie Reize von «Mutterschaft» aus: Es befrie- Roman «Stirb doch, Liebling» schon zu weint, wirft Münzen, träumt Fürchter- digt die voyeuristische Lust, tief ins See- spät. Sie hat einen kleinen Sohn. Sein liches, befragt Wahrsagerinnen. Von sämt- lenleben einer grübelnden, mit sich selbst sechster Monatstag steht an: «Immer, lichen Freundinnen, die – scheinbar ein- ringenden Frau zu blicken, während man wenn ich das Kind anschaue, erinnere ich fach so, ohne darüber nachzudenken – trotzdem im Unklaren darüber bleibt, wel- meinen Mann hinter mir, wie er fast auf Kinder in die Welt setzen, fühlt sie sich che Regung nun Heti zuzuordnen ist und meinem Rücken abspritzt, als ihm plötz- genauso im Stich gelassen wie von ihrem welche dem fiktionalen Ich. lich einfällt, mich umzudrehen und ein- Freund, der die Entscheidung allein ihr Ein weiterer Reiz: Nicht nur die Erzähl- zudringen, in letzter Sekunde. Hätte er überlässt (und den man als Leserin für stimmen verschwimmen, sondern auch nicht diese Eingebung gehabt (...), müsste diese Ignoranz am liebsten kräftig durch- die Genregrenzen. Zwar ist der Text als ich jetzt nicht zur Bäckerei gehen, um schütteln möchte). Roman ausgewiesen, doch bei all dem Kerzchen und eine Crème- oder Schoko- «Es liegt eine Art Traurigkeit darin, Abwägen, all dem Verfolgen von Argu- ladentorte zu kaufen.» etwas nicht zu wollen, was dem Leben so mentationssträngen wirkt er stellenweise Dieser zynische, von Welthass geprägte vieler anderer Bedeutung verleiht», ist ihr wie ein Essay. Um eine Reflexion von Rol- Ton zieht sich durch den gesamten Credo an dem einen Tag. Am nächsten lenbildern und gesellschaftlichen Erwar- Roman, der in der französischen Provinz gewinnt der Kinderwunsch wieder Ober- tungen kommt er dabei natürlich nicht spielt, wo sich die namenlose, aus einem hand. Durch diese Gefühls- und Ge- herum. So wird mehrfach über die Stig- anderen Land stammende (aus welchem, dankenschwankungen begleitet man die mata gesprochen, die Nicht-Müttern bis wird nicht gesagt) Ich-Erzählerin fremd Protagonistin, wobei es schwerfällt, sie heute anhaften: «Eine nicht mit Kindern fühlt; sowohl fehl am Platz als auch falsch nicht mit Sheila Heti gleichzusetzen. Denn beschäftigte
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