Neue Grenzen am fricktalisch-badischen Hochrhein im 19. Jahrhundert - die Geschichte einer jungen Grenzregion

Autor(en): Stalder, Michaela

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Vom Jura zum Schwarzwald : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz

Band (Jahr): 88 (2014)

PDF erstellt am: 11.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-747361

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http://www.e-periodica.ch Neue Grenzen am fricktalisch-badischen Hochrhein im 19. Jahrhundert - die Geschichte einer jungen Grenzregion

Michaela Stalder

Pfarrer Lutz und seine Wünsche für das Srtocf) ein SButtfcfj, im* mit biefem nimmt Fricktal bet Berfajfer ton bcm Cefet Sl&fcbicb. Es das letzte linksrheinische war 9 c t c f t M n Besitztum Österreichs: Ein rund 315 35töge burdj belne Sl&tretung an bie 6cbweij Quadratkilometer grosses Fleckchen Erde, Weber ©enitjj beinet? ©liicU, ju bem bidibte 3la» das sich, eingebettet zwischen Jura und tut in beinet Cage bilbcte, gefiebert werben, Schwarzwald, an das linke Hochrheinufer gjtôgejf bu in frieblic&er Bereinigung mit beinen web schmiegte. Um 1800 zählte es 17760 neuen Brubertt bie Orbnung liebgewinnen, unb bet ßdjweij »lebet aufhelfen foil, Seelen oder 3372 Familien1, die sich auf die bit beine neuen Berbâltniffe baé febauber» Städte gjtogen die beiden Laufenburg und Rhein- bafte Sfnbenfeit an beine harten ßcbitffaletu felden und die gegen fünfzig Dörfer und bit tertiigen unb mit bem $ortf(britte ter 3ei» Weiler verteilten. Der Marktort Frick ten and) bie Siebe jum republifanifeben 6t)jlem verlieh dieser Landschaft den Namen unb bie Stnbânglicbfeit an îeiB 3lad)fommen« werben. Fricktal. Seit Jahrhunderten waren seine f(baft feutiget biebern (Schwei« Einwohner durch drei Rheinbrücken mit Sann ifi bet SBunfcl) jebeé ierS erfüllt. i ihren Landsleuten im vorderösterreichischen verbunden. gute. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entschloss sich der im benachbarten Erkundungsreise durch das schweizerischen Baselbiet in Läufelfingen 19. Jahrhundert am Hochrhein lebende Pfarrer Markus Lutz, über eben- Die folgenden Seiten sind eine dieses vorderösterreichische Gebiet Fricktal Erkundungsreise durch das 19. Jahrhundert am ein Buch zu verfassen, als Beitrag zur Hochrhein. Das Ziel der Reise ist es, zu näheren Kenntnis einer mit Helvetien befreundeten erfahren, ob die Wünsche und Hoffnungen, nachbarlichen Landschaft2. In dieser die Pfarrer Markus Lutz 1801 zur Zukunft Zeit wurde das Fricktal von französischen des Fricktals geäussert hatte, sich am Ende Truppen besetzt, und als Pfarrer Lutz 1801 des 19. Jahrhunderts verwirklicht haben. sein Buch beendete, war dieser Teil der Dabei gilt das Augenmerk zwar Österreichischen Vorlande durch den Frieden insbesondere dem schweizerischen Fricktal von Lunéville in den Besitz und dessen Identitätsfindung im neuen gekommen, der ihn der Helvetischen Republik Staat, allerdings wird die Entwicklung der überliess. So schloss Markus Lutz sein grenzüberschreitenden Beziehung mit den Werk mit den folgenden Worten: badischen Nachbarn speziell ausgeleuch-

65 tet. Denn geschichtlich, wirtschaftlich und Nationalstaat geprägt3. Dies ist seit der Zeit gesellschaftlich bildete die Bevölkerung der Nationalstaatenbildung im 19. beider Seiten des Rheins eine Einheit, bis Jahrhundert der Fall, als die identitätsstiftende das Fricktal durch den Verlauf der Geschichtsschreibung für den Zusammenhalt napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. innerhalb eines Staates bisweilen nötig Jahrhunderts schliesslich staatsrechtlich von wurde. Gerade für einen äusserst heterogenen der rechten Hochrheinseite abgetrennt und Staat wie die Schweiz schien dies der Schweiz zugewiesen und bald darauf wesentlich. Just diese nationalen Grenzen der rechtsrheinische Teil 1806 dem gilt es jedoch auf den vorliegenden Seiten Grossherzogtum Baden einverleibt wurde. In teilweise zu überwinden. Denn, wie der Folge kam die Region ins Spannungsfeld hier noch aufgezeigt werden wird, sind zweier unterschiedlicher Staaten. Die die grenzüberschreitenden Verflechtungen Auswirkungen dieser politischen Umstände für den Verlauf der Geschichte einer auf die wirtschaftliche, infrastrukturelle Grenzregion von hoher Bedeutung und und kulturelle Situation der fricktalisch- deswegen unbedingt in Betracht zu badischen Region im ersten Jahrhundert ziehen. Allerdings halten sich geistes- und nach der Trennung sollen auf den geschichtswissenschaftliche Publikationen kommenden Seiten aufgezeigt werden. in diesem Bereich bisher sprichwörtlich in Schlussendlich soll beantwortet werden, Grenzen. Vielfach nehmen sie ausschliesslich ob das Fricktal in seiner Lage, sowohl als auf das eine oder auf das andere Land Grenz- als auch als Hochrheinregion, sich Bezug. Es sind vor allem ältere Quellen, im neuen Staat entfalten konnte, ob es zu die sich mit der grenzüberschreitenden einer mentalitätsmässigen Annäherung an Thematik befassen. Zwölf Jahre vor dem die Schweizer Landsleute gekommen ist Zweiten Weltkrieg schrieb Erich Dietschi und ob die Zugehörigkeit zur Schweiz der an der Universität eine Dissertation Fricktaler Bevölkerung zu einem besseren zu den handelspolitischen Beziehungen Lebensstandart verholfen hat. Auch auf die zwischen der Schweiz und Deutschland Frage, ob im Fricktal die Liebe zum in der Zeit der Entstehung des Deutschen republikanischen System aufkommen konnte, und die Zollvereins.4 1936 publizierte der Schweizer Anhänglichkeit an Teils Nachkommenschaft Historiker Werner Näf eine feuriger wurde, wie es Pfarrer Lutz vor über Aufsatzsammlung mit dem Titel «Deutschland 200 Jahren formuliert hatte, sollte sich auf und die Schweiz in ihren kulturellen und den folgenden Seiten eine Antwort finden. politischen Beziehungen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts». Nach Staatsgrenzen in der globalisierten Welt dem Krieg scheint das allgemeine Interesse von heute an einer gemeinsamen Geschichte mit In der heutigen sogenannt globalisierten Deutschland vorerst auf Eis gelegt worden Welt des 21. Jahrhunderts sind die zu sein. Die Zollgrenzen waren durch den Staatsgrenzen zwischen den Nationen nicht Krieg undurchlässiger geworden. Erst seit gänzlich überwunden, auch in der Mitte der 1990er Jahre werden die wissenschaftlichen Forschung nicht. Einige Binnengrenzen Europas langsam wieder abgebaut. Wissenschaften sind bis heute in einem Auch an der Schweizer Grenze sind hohen Masse deutlich durch ihr Verhältnis zum 2008 die Kontrollen gelockert worden. Es

66 mag an dieser Entwicklung liegen, dass die Siedlungs- und Kulturraum Hochrhein Neugier an grenzüberschreitender Thematik Historische Verflechtungen über den Rhein wieder zugenommen hat. Im Jahre 2006 Die Region am Hochrhein zwischen hat die deutsche Arbeitsgemeinschaft für Waldshut und bildete schon geschichtliche Landeskunde am Oberrhein seit Jahrhunderten wirtschaftlich und e.V. mit Dr. Uri Robert Kaufmann ein Buch infrastrukturell eine Einheit. Funde am über die Wahrnehmung, Nähe und Distanz badischen Rheinufer belegen beispielsweise, zwischen der Schweiz und dem deutschen dass bereits die Römer am Hochrhein Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert Brücken erbaut hatten. 44 v. Chr. sollen sie die publiziert.5 Zwei Jahre später veröffentlichte Stadt Augusta Raurica gegründet haben. auch die Academic Press Fribourg ein Sicher ist, dass diese Stadt über zwei grösseres Werk von Josef Inauen über das Brücken verfügte. Das römische Strassennetz Verhältnis der Schweiz zu den drei war beidseits des Rheins angelegt; auch süddeutschen Staaten von 1815-1840.6 Die Fähren und Furten wurden benutzt, um letztgenannten Publikationen waren den Fluss zu durchqueren. Mit dem Inspirationsquellen für die vorliegende Arbeit. Abzug der Römer im 5. Jahrhundert verfielen

Verzeichnis der Hammerschmiede und Schmelzöfen in Laufen¬ burg von 1568. (Stadtarchiv Laufen¬ burg CH)

67 zwar deren Gebäude, doch ihre Strassen Im Spannungsfeld der Grossmächte und Brücken konnten teilweise noch Wenngleich das habsburgische Gebiet jahrhundertelang benutzt werden.7 Bezeugt beidseits des Hochrheins wirtschaftlich ist, dass infrastrukturelle Verflechtungen verflochten war und sich auch kulturell über den Hochrhein auch im Mittelalter verbunden fühlte, so bedeutete die bestanden und damals vielleicht sogar Zugehörigkeit zu Vorderösterreich auch, dass ihre grösste Blütezeit erlebten. In dieser es über Jahrhunderte Pufferzone zwischen Zeit entwickelte sich nämlich die Eisenindustrie Ost- und Westmächten war. Die , dieser Gegend zu einer erheblichen die Bauernunruhen, der Dreissigjäh- Wirtschaftskraft. Der Boden im südlichen rige Krieg, der Holländische Krieg, der Fricktal war reich an Erz. Die rechtsrheinische Pfälzische Krieg und der Spanische Seite hingegen verfügte vor allem Erbfolgekrieg - alle brachten sie Leid, sei es über den Holzreichtum des südlichen durch Kampfhandlungen, Plünderungen, Schwarzwalds und über das Wasser der Brandverwüstung, Besetzung oder zahlreichen Bäche, die die Täler hinunter drückende Steuern. Die Folge war eine zum Rhein strömten. Das viele Holz und zunehmende Verarmung der Bürgerschaft die ungeheure Ressource an Wasserkräften im 17. und 18. Jahrhundert. So ist es auch machten die rechtsrheinische Seite nicht weiter erstaunlich, dass auf eine zum idealen Standort für Schmelz- und Umfrage der österreichischen Regierung, Hammerwerke. So wurde das Fricktaler die sich im Jahre 1786 nach den Eisenerz über den Rhein auf die rechtsrheinische vorherrschenden Leidenschaften und Laster in der Seite transportiert, wo es verarbeitet Stadt Rheinfelden erkundigte, die Antwort wurde. Am meisten Eisenhütten standen des Stadtrates Trunksucht und Unzucht9 beim rechtsrheinischen Laufenburg, die lautete. über die Rheinbrücke mit Erz versorgt Aber das habsburgische Hochrheintal wurden. Die Eisenverarbeitung wurde sollte nicht zur Ruhe kommen. 1796 war zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig es wieder so weit: Der zum Manifest der Laufenburgs, das zum eigentlichen Zentrum europäischen Monarchien gegen die der Eisenindustrie wurde. 1494 gründeten Französische Revolution gewordene erste die Eisenhütten den Hammerbund Koalitionskrieg erreichte die Waldstädte am mit Sitz in Laufenburg. Die zunftähnliche Rhein. Vorderösterreich sollte abermals Vereinigung kontrollierte das Eisengewerbe seine Lage als Pufferzone zwischen Ost- vom Bergbau bis zur Verarbeitung. und Westmächten zum Verhängnis werden. 33 Betriebe beidseits des Rheins schlössen Der französische «Erzfeind» besetzte sich ihm an. Das Geschäft muss hervorragend die Waldstädte, konnte aber schon bald bei gelaufen sein. Allerdings wurde Rheinfelden in die Flucht geschlagen werden. dem Gewerbe durch die Zerstörung der Doch bereits 1797 stiessen die Eisenhütten im Dreissigjährigen Krieg ein französischen Truppen wieder Richtung herber Schlag versetzt. Auch die starren Vorderösterreich vor. Franz II., letzter Kaiser und veralteten Strukturen des Hammerbundes des Heiligen Römischen Reiches, sicherte setzten später dem Gewerbe zu. aber nur das rechte Rheinufer. Das linke Schliesslich wurde der Bund nach fast 250 hingegen war seit dem Frühjahr 1797 von Jahren 1743 aufgelöst.8 französischen Truppen besetzt, denen man

68 zu essen und zu trinken genug geben [musste], wurde das kaiserlich-königliche Oberamt wenn man des Lebens sicher sein wollte10. Die in Rheinfelden aufgelöst. Ein Jahr später Not muss gross gewesen sein, als sich die verfügte , dass das Gebiet dem Ortsvorsteher des linksrheinischen Gebietes neu gegründeten Kanton einverleibt im Jahre 1800 mit einer Bittschrift an wurde. So waren die Fricktaler nun ihren Kaiser in Wien wandten mit den nicht mehr bloss von Schweizern umgeben, Worten: Der Umstand, dass wir in den vorigen sondern selbst Schweizer geworden - Jahren von dem rechten Rheinufer abgeschnitten jedenfalls formell. worden, hat uns vollends entkräftet; Durch 14 Monate hatten wir mit unseren Landesbrüdern Junge Grenzen am Hochrhein aufdem rechten Rheinufer keine Gemeinschaft, Das Fricktal im jungen Kanton Aargau: der Handel und Wandel stockte [.. ,].n Grenzen der Gemeinsamkeiten Diese Zeilen weisen darauf hin, wie Der junge Kanton Aargau setzte sich aus lebensnotwendig es für die Fricktaler war, dem Berner Aargau, also dem ehemaligen mit ihren rechtsrheinischen Nachbarn, Untertanengebiet der Republik , der allein schon handelstechnisch, verbunden Grafschaft Baden und den Freien Ämtern, zu sein. Die Fricktaler betrachteten beides einstige Gemeine Herrschaften der die Schweizer nicht als die angenehmsten Eidgenossen, und dem früheren Handelspartner. Dies lässt sich aus österreichischen Fricktal zusammen. Das Zusam- demselben Brief herauslesen: [...] wir [waren] menschweissen dieser kulturhistorisch von Schweizern umkreiset, die durch ihre so unterschiedlichen Regionen war keine Habsucht uns Theuerung ins Land gebracht, und leichte Aufgabe. Insbesondere die politische welche uns mehrere Requisitionen an Frucht, und wirtschaftliche Integration des Heu, Strohe, Fuhren, Viehe und Holz durch Fricktals, das durch den Kettenjura ihres Geld bey den fränkischen Generalen und geographisch vom übrigen Kantonsgebiet Comissairen so abgenötigt, dass wir das, was getrennt war und rund ein halbes Jahrtausend die Schweizer hätten geben oder leisten müssen, lang zum habsburgischen Österreich in ihr Land abgeben müssen [...]. gehört hatte, machte grosse Anstrengungen Die Fricktaler Beamten wollten es nicht notwendig. Denn das hochrheinische wahrhaben, dabei war die Abtrennung Gebiet zwischen Waldshut und Rheinfelden des Fricktals bereits seit drei Jahren war über Jahrhunderte wirtschaftlich beschlossene Sache. Am 18. Oktober 1797 und gesellschaftlich zusammengewachsen, nämlich, hatte Österreich anlässlich des mehr als dies mit den Nachbarn im Friedensschlusses von Campo Formio ein neuen Kanton Aargau der Fall war. Geheimabkommen unterzeichnet, in dem Im Fricktal legten die Bürger Mitte September es sich mit der Abtretung des linksrheinischen 1803 den Eid der Treue gegenüber der Gebietes einverstanden erklärte.12 Verfassung, dem Kanton und der Regierung Im Frieden von Lunéville 1801 musste ab. In der Stadt Rheinfelden geschah Österreich das linke Rheinufer dann offiziell dies in der Gegenwart des aargauischen an Frankreich abtreten. Napoleon überliess Regierungspräsidenten Rudolf Dolder. das Fricktal der Helvetischen Republik, Dieser sprach nachträglich dem Gemeinderat aber die österreichischen Beamten blieben seinen Dank aus für die Bereitwilligkeit, vorerst im Amt. Erst im Februar 1802 mit der die Bürger den Treueeid

69 geleistet hatten.13 Die Feier war zur Zufriedenheit der Obrigkeiten verlaufen, doch die Stimmung vor dem Anschluss warflau und unsicher14 gewesen. Der aargauischen Regierung war bewusst, dass Worte allein nicht genügen würden, um eine fruchtbare Integration des Fricktals in den Kanton Aargau einzuleiten. Damit sich der nordwestliche Teil des Kantons ebenfalls vertreten fühlte, wurden der Rheinfelder Karl Fetzer und der Laufenburger Josef Fridrich in den neunköpfigen Kleinen Rat, die Kantonsregierung, gewählt. Auch sollte das Fricktal verkehrstechnisch besser an den übrigen Kanton angebunden werden. Dafür liess sich der Kanton auch etwas kosten. 1804 wurde der grundlegende Neubau der Strasse über die Staffelegg, ein Pass, der das Fricktal über den Juragebirgszug mit Aarau verbindet, in Angriff genommen. Es war das erste grosse Strassenbau- projekt des jungen Kantons und dauerte sechs Jahre.15 duellen Zustand unseres Kantons am ehesten Epitaph von Auch bei der kantonalen Gesetzgebung gerecht zu werden hoffte, wenn man sich an die Regierungsrat Josef Fridrich in der Kirche Laufenburg wurde auf das Fricktal Rücksicht genommen. Gesetzgebung eines Staates halte, der aus vielen CH. Fridrich Viele der alten Gesetze behielten verschiedenen Völkerstämmen bestand16. vertrat zusammen mit noch lange ihre Gültigkeit. Die Vereinheitlichung Trotz all dieser integrativen und fortschrittlichen dem Rheinfelder Karl wurde nur allmählich vollzogen. Massnahmen liess der Aufschwung Fetzer das Fricktal in Einiges wurde sogar von den österreichischen noch Jahre auf sich warten. Seit der der ersten Regierung des Kantons Gesetzeswerken des Fricktals Unterzeichnung der Mediationsurkunde im Aargau. übernommen. Das unter den österreichischen März 1803 stand die Schweiz in einem Kaisern verordnete fortschrittliche engen politischen und rechtlichen Schulgesetz, das Waldgesetz und das Abhängigkeitsverhältnis zu Frankreich und musste Staatskirchenrecht, um einige Beispiele zu nennen, ihm auch Truppen stellen. Als Napoleons flössen in die aargauische Gesetzgebung Macht nach dem Russlandfeldzug zu ein. Auch die unter Kaiserin Maria Theresia bröckeln begann, mussten die aargauischen im Fricktal eingeführte Brandversicherung Behörden, die sich nie gescheut hatten, wurde bald übernommen. Ebenfalls Napoleon als den Schöpfer des Kantons zu bemerkenswert ist, dass man sich bei der rühmen, um den Fortbestand ihres Kantons Schaffung des aargauischen Kriminalstrafgesetzes bangen.17 Wegen der verlustreichen das österreichische Strafgesetz Schlachten benötigte Frankreich immer von 1803 zum Vorbild nahm, mit der mehr Soldaten. Ab 1813 wurde die Begründung, dass die Regierung dem indivi¬ Rekrutierung auch im Fricktal intensiviert, was

70 teilweise zu heftigen Protesten führte. Über Bezirksamtmannes Fischinger an die das fricktalische Dorf , das seine Bevölkerung im Bezirk Rheinfelden lässt Kriegsdienstverweigerer in Schutz nahm, darauf schliessen, dass solche Befürchtungen verhängte die aargauische Regierung gar durchaus bestanden: Vorsteher und Bürger, das Kriegsrecht und belegte es mit Militär.18 denket Eures Eides [...] und vergesset ja nie, Im Oktober 1813 brach Napoleons dass Eure Voreltern und ihr sich jederzeit durch Macht in der Völkerschlacht bei Leipzig Treue ausgezeichnet [...] haben, vormals als zusammen. Die Sieger strömten westwärts österreichische Unterthanen, in neuerer Zeit als Richtung Frankreich; wieder drohte dem Schweitzer, und wisset, dass zum allgemeinen Fricktal der Durchzug eines Kriegsheeres. Friedensgeschäfte auch die Schweitz beyzogen Voller Hoffnung, dies verhindern zu werden wird. - Vertrauet aufGott, der Staaten können, stellten die Einwohner zertrümmert und erhält, und der die Gerechten Neutralitätstafeln an der Rheingrenze auf. Doch nicht zu Schanden kommen lässt!21 es sollte nichts nützen. Am 21. und 22. Als der österreichische Kaiser Franz I. Dezember 1813 überschritten die Truppen nach dem Abschluss des Pariser Friedens die Rheinbrücken von Laufenburg und 1815 auf dem Weg zurück nach Wien Rheinfelden. Die Einquartierungen und durch das Fricktal reiste, besuchte er auf Requisitionen, die die Bevölkerung über Einladung desselben Bezirksamtmanns sich ergehen lassen mussten, dauerten bis den Rathaussaal in Rheinfelden. In einer im Juni des folgenden Jahres. Erneut waren Ansprache betonte Fischinger dem Kaiser die Entbehrungen gross. Darüber gegenüber, dass sich die Regierung des hinaus schleppten die österreichischen und Kantons Aargau [...] die Regentenmilde Eurer russischen Soldaten auch Seuchen ein, an kaiserlichen Majestät und allerhöchstdero denen allein am 10. März 1814 im Bezirk rastlosen Eifer in Beförderung des Bürgerglücks Rheinfelden 258 Personen starben.19 zum glänzenden Vorbilde gewählt habe und Am 23. Dezember 1813 wurde in Bern die übermittelte die heissesten Segenswünsche Mediationsverfassung aufgehoben. eines biedern Völkleins, welches um die Ernstzunehmende Gerüchte, dass der Kanton Stammburgen des allerdurchlauchtigsten Bern den Berner Aargau wieder Kaiserhauses herum wohnt. Der Kaiser dankte zurückgewinnen wolle, sorgten im Aargau für für die Aufmerksamkeit der Regierung Aufregung. Auch im Fricktal wurde und meinte: Die Fricktaler sind meine alten davon gesprochen, dass die Berner Regierung Unterthanen; es freut mich, dass es ihnen wol dem grossherzoglichen badischen Hofe geht; sie sind jetzt mit dem Kanton Aargau die Annahme des Frickthals genehm machen vereinigt.22 Die habsburgische Herrschaft werde20. Die ehemaligen österreichischen blieb auch in den folgenden Jahrzehnten Landesgenossen auf der rechten Seite im Bewusstsein der Fricktaler Bürger sehr des Rheinufers waren mittlerweile Teil präsent. So kam es bis in die 1830er Jahre des 1806 gegründeten badischen durchaus vor, dass sie sich in der Not brieflich Grossherzogtums geworden. Deshalb wäre es an den Kaiser wandten. Insbesondere denkbar gewesen, dass die Fricktaler die Generation, die den Staatswechsel einer Wiedervereinigung mit ihren Nachbarn erlebt hatte, behielt die Habsburgerzeit im Grossherzogtum nicht abgeneigt in achtbarer Erinnerung.23 Trotzdem: Der gewesen wären. Der folgende Appell des Aargau hatte die erste grosse politische

71 Krise überwunden - der junge Kanton te: Ein Fluss ist das natürliche Zentrum eines blieb auch ohne Napoleon erhalten. Im Landes, ihn zur Grenze zu machen [...] heisst Januar 1815 veranlasste der Grosse Rat die die Arterien an Stelle der Epidermis, das Herz Einführung einer neuen Verfassung. Die an der Stelle der Haut setzen.26 Dies traf Regierung allerdings nahm zunehmend besonders auf die Stadt Laufenburg zu, deren wieder vorrevolutionäre, aristokratische Herz und Lebensmittelpunkt seit jeher der Züge an. Dementsprechend machte sich Rhein gebildet hatte. in mehreren Gebieten des Kantons Unmut breit. Auch im Fricktal kam es zu Protesten Vorgeschichte am Beispiel der gegen die Regierung. Freiheitsbäume Stadt Laufenburg wurden errichtet, derjenige in Frick wurde Die von den Habsburgern zur Stadt gar mit einer Tafel versehen, auf der stand: ausgebaute Siedlung Laufenburg, damals Liberté, mir zahle nüt meh!24. Als es im Freiamt noch Laufenberg geheissen, lag auf beiden gar zu Aufständen gegen die Seiten des Rheins. Die einst vorhandenen Kantonshauptstadt kam, bot die Regierung zu Stromschnellen, Laufen genannt, und der ihrem eigenen Schutz Truppen auf. Viele der Schlossberg mit der Burg der Habsburger aufgebotenen Fricktaler Soldaten rückten gaben dem Städtchen seinen Namen. Die gar nicht ein, andere schlössen sich sogar Burg war Residenz von Graf Rudolf II. von den Aufständischen an.25 Die Regierung Habsburg, dem Begründer der Dynastie nahm diese mangelnde Loyalität mit Habsburg-Laufenburg. Am schmälsten Enttäuschung zur Kenntnis. Schlussendlich Flussabschnitt unterhalb des Bodensees ermöglichte diese Phase des Aufstands gelegen, blieb Laufenburg über Jahrhunderte jedoch die Schaffung eines neuen ein strategisch und wirtschaftlich Grundgesetzes mit erweiterten Volksrechten und bedeutender Ort. Im Mittelalter war der der Anerkennung der Volkssouveränität. Rhein eine wichtige Handelsstrasse. Zahlreiche Schiffe aus Schaffhausen, Bern, Der Rhein: Vom Lebensmittelpunkt zur Freiburg im Uechtland, Zürich und Lu- Staatsgrenze zern wurden hier gegen einen Tarif von Für einige ehemals österreichische Einheimischen durch die gefährlichen Ortschaften mag diese neu gewonnene Stromschnellen befördert. Die wichtigste Volkssouveränität im neuen Vaterlande Transportware auf dem Hochrhein waren allerdings von untergeordneter Bedeutung die Salzfuhren aus Salzburg, Bayern gewesen sein. Viel problematischer für sie und Lothringen.27 Aber auch Getreide und war die neue Staatsgrenze an sich. Die Käse aus dem Bodenseegebiet und der französischen Revolutionäre hatten den Innerschweiz sowie Gewürze, Textilien und Rhein als «natürliche Grenze» propagiert. exotische Früchte aus Italien wurden über Der Geschichtsphilosoph François Odyssee den Hochrhein verschifft.28 Während der Barot meinte 1864 in seinen «Lettres sur Zurzacher Herbst- und Frühlingsmessen la philosophie de l'histoire» dazu, dass die blühte der Rheinverkehr jeweils besonders Redewendung von einem Fluss als «natürliche auf. Doch mit dem Bau besserer Landstrassen Grenze» überhaupt erst im Vertrag im 17. und 18. Jahrhundert ging dieser von Campo Formio aufgetaucht sei. Barot vielfältige Handel auf dem Fluss langsam lehnte die Bezeichnung ab, indem er mein¬ ein. Die Schifffahrt ging immer mehr zu-

72 rück, zum Schluss wurden nur noch de dieses Gewerbe durch die andernorts Massengüter wie Salz, Eisenerz und Holz auf aufgekommene Industrialisierung, die zu dem Rhein transportiert. Trotz oder einem enormen Holzbedarf führte, gefördert. vielleicht auch gerade wegen der Lage an dieser Holz war im Schwarzwald reichlich kontinentalen Handels- und Reiseroute vorhanden und der Transport der litt die Stadt aber auch während Jahrhunderten Holzstämme als Holzflösse auf dem Rhein war immer wieder unter zerstörerischen vergleichsweise billig. So bezog Frankreich Kriegshandlungen. So stellte die friedvolle im 19. Jahrhundert in grossen Mengen Holz Phase unter den österreichischen aus der Schweiz und dem Schwarzwald29. Als Herrschern Maria Theresia (reg. 1740-1780) und Folge dieser Nachfrage erlebte das in Joseph II. (reg. 1780-1790) eine vergleichsweise Laufenburg 144130 erstmals erwähnte Gewerbe segensreiche und glückliche Zeit in der Laufenknechte in der ersten Hälfte des der Geschichte der Stadt dar, die mit dem 19. Jahrhunderts einen Aufschwung. Die Übergang der linksrheinischen Uferseite einheimischen Laufenknechte wussten an Napoleon jäh endete. die schwer passierbaren Stromschnellen zu überwinden und seilten leere Schiffe Der Rhein als Staatsgrenze oder eben auch Flossbaumstämme durch Die politische Neugestaltung traf die den wilden Laufen. Dies verschaffte ihnen Laufenburger zu beiden Seiten ihrer Ufer ein bescheidenes, aber über längere Zeit schmerzlich: Der Rhein, das bisherige andauerndes Einkommen.31 1842 führte Herz der Stadt, wurde im Lunéviller Frieden eine einseitige Revision der Zolltarife zu 1801 zur Staatsgrenze erklärt. Die Erschwerungen im Gewerbe der Holz- Verhandlungen zur Aufteilung der flösser. Doch den endgültigen Todesstoss Vermögensverhältnisse kamen nur harzig erhielt die Branche, als der Transport der voran und hatten teilweise sogar feindselige Holzstämme immer mehr auf die Schienen Schikanen zur Folge. Das grösste Problem verlegt wurde. Das Gewerbe hatte denn war, dass zwei Drittel der Bevölkerung im auch um 1850 seinen Höhepunkt erreicht. nunmehr schweizerischen Gross-Laufen- Unabhängig von politischen Einflüssen burg wohnten, die Mehrheit der territorialen blieb das zweite Gewerbe, das den Rhein Besitztümer allerdings auf der anderen zum Mittelpunkt hatte: die Fischerei. Der Seite des Rheins in Klein-Laufenburg lag. Rhein blieb noch bis Ende des 19. Jahrhunderts Erst 1829 konnten die Besitzverhältnisse eine segensreiche Nahrungsquelle, endgültig geklärt werden. die gerade in den Hungerjahren 1816/17 Der Rhein, der einst die wichtigste die grosse Not linderte. Verkehrsstrasse bei Laufenburg gewesen war, So ging man auch weiterhin beidseits des verlor vor allem durch die Verlagerung Rheins der gemeinsamen Arbeit nach. der Handelsgüter von Frachtschiffen auf Doch schon bald brach neues Ungemach die Landwege an Bedeutung. Doch zwei über die Bürger Gross-Laufenburgs herein. grosse Gewerbe, die sich den Rhein zu Im März 1834 erklärte der badische Nutzen machten und grenzüberschreitend Zöllner, dass keine Schweizer Weine mehr tätig waren, blieben auch im 19. Jahrhundert ohne einen hohen Einfuhrzoll über die noch lange erhalten. Zum einen war Grenze gebracht werden dürften. Auch das die Flösserei. Paradoxerweise wur¬ beim Export von Seidenbändern häuften

73 Eine Fischreuse neben der Laufenburger Brücke verweist auf das einst für die Stadt bedeutende Fischereigewerbe. sich die Komplikationen. Am 7. Juli 1835 wohner34 vom freien Verkehr profitieren platzte dann die Bombe: Der badische Zöllner konnten. Trotzdem gab es durchaus auch verkündete, dass das Grossherzogtum die Ansicht, dass man den Werth des freien Baden dem Deutschen Zollverein beigetreten Marktes [...] nicht allein nach der geographischen sei.32 Ausdehnung bemessen [könne] und dass es auf die natürlichen Verbindungen [...] weit Der Deutsche Zollverein mehr an[käme]35. Den lebhaftesten natürlichen Der Beitritt des Grossherzogtums Baden Handelsverkehr unterhielt Baden Dabei hatte Baden es sich nicht leicht aber mit seinem südlichen Nachbar, der gemacht. Lange fragte man sich, ob auch Schweiz. Diese Handelsverhältnisse betrafen diesem Lande durch den vorliegenden Verein der nicht nur alle Zweige der Produktion, grosse freie Markt für den Absatz seiner sondern beruhten bis dato auch auf dem Erzeugnissefür seinen Handel gewährt werde33. System der Handelsfreiheit.36 Unter den Doch die Argumente für den Zollverein Gegnern des Beitritts befanden sich denn waren stark. Immerhin umfasste der Verein auch Liberale, wie etwa Johann Adam von bereits ein Territorium, das von Badens Itzstein, führender Vertreter der Nachbarländern Bayern, Württemberg liberal-demokratischen Opposition in Baden, der auf und Hessen bis zur Ostsee reichte und in die geographische Lage Badens verwies, dem (rein theoretisch) 23 Millionen Ein¬ die günstiger, wie irgend ein anderes Land,

74 die [...] natürliche Verbindung und Verkehr mit einem Brief sogar an die österreichische mit der Schweiz sichert, und die nur rohe Gesandtschaft mit der Bitte, der Kaiser Gewalt uns nehmen kann! [...] auch für die möge bei der badischen Regierung ein Staatskasse. [...] Mancher Deutsche beneidete gutes Wort dafür einlegen, dass die Frick- uns um diesen glücklichen Zustand.37 Baden taler Weine wieder in den Schwarzwald zögerte lange mit dem Beitritt zum eingeführt werden könnten.42 Zollverein, doch schliesslich setzten sich die Befürworter durch. Die Verkehrspolitik zweier Staaten Die Bedeutung des Strassennetzes am Beispiel Hart an der Schweizer Grenze der Stadt Laufenburg Für die nördliche Schweizer Grenzlandschaft Gerade für die Stadt Laufenburg wirkte hatte dies eine schwere Wirtschaftskrise sich der erschwerte Handel mit den zur Folge. Wie unentbehrlich und deutschen Nachbarn umso härter aus, weil ihr selbstverständlich die grenzüberschreitenden der Anschluss an eine wichtige Landstrasse Beziehungen mit den deutschen Nachbarn fehlte. Seit 1810 war zwar das Fricktal waren, wurde in einer Schaffhauser über die Staffeleggstrasse mit dem übrigen Zeitung ausdrucksvoll beschrieben: Die Kanton verbunden, doch führte diese Bundesacte sagt nirgend, dass der Canton Strasse nur bis Frick. Es gab keine eini- Schaffhausen wie ein elender Sklave sein Joch germassen gut ausgebauten Strassen, die tragen müsse, wenn es ihn auch aufreibe, [...] Laufenburg mit dem östlichen Teil seines auch nicht, dass man die deutschen Nachbarn Bezirks und dem kantonalen Landstrassen- wie Heiduken, Hottentotten und Unmenschen netz verbanden. Das Städtchen drohte zu zu betrachten habe, mit welchen in lebhaften einem Verkehrstoten Winkel zu werden. Im Verkehr zu treten ein Kriminalverbrechen sei.38 Grossherzogtum Baden hatte man diese Auch im Kanton Aargau scheinen viele Situation bereits 1812 erkannt und befürchtet, diese Meinung geteilt zu haben. Bald traf dass die Wege auf Aargauer Gebiet zuerst bei der Regierung eine von 2500 Bürgern verbessert werden könnten, wodurch der unterzeichnete Bittschrift ein, in der ganze Handelsverkehr von Basel bis schützende Massnahmen oder der Anschluss Schaffhausen auf das schweizerische Rheinufer des Aargaus an den Deutschen Zollverein abgeleitet würde.43 Dem wirkte der gefordert wurden.39 Auch im Fricktal Grossherzog entgegen, indem er im Juli 1812 den verschärfte sich die Wirtschaftskrise, die sich Bau einer Hauptstrasse auf der rechtsrheinischen seit längerem angebahnt hatte. 1836 wurde Seite bei Laufenburg anordnete. im aargauischen Grossen Rat darauf Der Zustand der Strassen im aargauischen hingewiesen.40 Der Kleine Rat hob in seinem Rheintal jedoch wurde zusehends schlechter.44 Jahresbericht 1837 hervor, dass der frick- Bis zum Beitritt Badens zum Zollverein talische Bezirk Laufenburg durch den Beitritt hatte die schweizerische Seite immerhin Badens zum Zollverein grosse Mühe Anschluss an das bessere Strassennetz auf hatte, seine landwirtschaftlichen Produkte der badischen Seite des Rheins. Als dieser zu verkaufen.41 Besonders der Weinhandel nun unterbunden wurde, machte sich das schien von der neuen Zollmauer arg Fehlen eines direkten Anschlusses an die betroffen. So wandte sich Regierungsrat Staffeleggstrasse umso mehr bemerkbar. So Fridrich aus Laufenburg 1837 in der Not wurde der aargauischen Regierung ein An-

75 trag für den Bau einer Kaisterberg-Strasse Kaufmann Ludwig Newhouse seinen an eingereicht, die die Stadt Laufenburg über den badischen Grossherzog Leopold Kaisten-Frick mit der Staffeleggstrasse gerichteten «Vorschlag zur Herstellung einer verbinden sollte. Der Laufenburger Eisenbahn im Grossherzogtum Baden, von Bezirksamtmann Josef Brentano äusserte sich bis Basel und an den Bodensee»47 1838 in einem Bericht an die aargauischen und erklärte darin die Eisenbahn Behörden dazu folgendermassen: als zweckmässigstes Mittel, Landbau, Handel Ich muss Sie bitten, diesem Antrag Ihre und Gewerbe in grössern Flor zu bringen, den Zustimmung zu geben; denn Sie tragen dadurch Gütern und Producten einen bessern Werth zu nur eine Schuld ab, die Sie dem Bezirk Laufenburg verschaffen und so den National-Reichthum schon lange schuldig sind; einem Bezirk, zu erhöhen48. In der Regierung traf dieser der, seit er mit der Schweiz vereiniget zu sein Vorschlag auf ein allseitig vorhandenes das Glück hat, alle seine Erwerbsquellen immer Interesse und Verständnis für die Sache49, und mehr und mehr hat abnehmen sehen und, wenn noch im selben Jahr diskutierten beide nicht einmal geholfen wird, einer gänzlichen Kammern die Abtretung von Eigentum Verarmung entgegengehen muss, [...]. Wenn für den öffentlichen Zweck der Eisenbahn. in einem monarchischen Staate eine Landesgegend 1838 beschloss der Landtag den Bau der auf eine unverschuldete Weise so sehr in Rheintalbahn von Mannheim nach Basel Nachtheil versetzt würde, so würde gewiss mit und die Bauarbeiten begannen noch im Beförderung eine landesväterliche Fürsorge selben Jahr. getroffen, um den Schaden wiedergutzumachen, Auch 1838 wurde die erste schweizerische und wir müssen dreissig Jahre lang warten, Eisenbahngesellschaft gegründet. Diese bis dem Übelstande bei uns abgeholfen wird.45 nannte sich Basler-Zürcher Eisenbahngesellschaft Nicht bloss 30, sondern ganze 99 Jahre mit und strebte den Bau einer vielen erfolglosen Bemühungen sollten Eisenbahnlinie von Zürich nach Basel entlang nach Brentanos Bericht vergehen, bis 1937 den Flussläufen Limmat, und Rhein der Bau dieser Verbindungsstrasse endlich an. Auseinandersetzungen mit Grundbesitzern per Dekret beschlossen wurde.46 und Zahlungsschwierigkeiten verzögerten die Umsetzung des Projekts. Da Die Eisenbahnpolitik im Grossherzogtum die finanziellen Mittel nicht aufgebracht Baden und in der Schweiz werden konnten, wandte sich die Gesellschaft Während sich die Diskussion um die an die Kantone, durch deren Verbesserungen der Strassen im W.Jahrhun¬ Territorien die Eisenbahn führen sollte. Doch dert hinzog, eröffnete sich plötzlich ein politischer Hader und [...] Kantönligeist50 lies- völlig anderer Verkehrsweg: die Eisenbahn. sen das Projekt scheitern. 1841 wurde die Auf der deutschen Hochrheinseite Gesellschaft bereits wieder aufgelöst. wurde die Bedeutung dieses neuartigen Zu dieser Zeit war im benachbarten Verkehrsmittels schneller erkannt als Grossherzogtum Baden bereits das erste bei den Verantwortlichen am Schweizer Teilstück der Rheintalbahn von Mannheim Hochrhein. Nicht einmal drei Jahre nachdem nach Heidelberg eröffnet worden und die man 1830 im englischen Manchester Rheintallinie kam ihrem Ziel, der Stadt die erste Fernbahnstrecke der Welt eröffnet Basel, stetig näher. Während im hatte, veröffentlichte der Mannheimer grossherzoglichen Baden die Zeitungen schon in

76 einer Rheintalbahn stiess Baden aber andernorts in der Schweiz auf Interesse. Denn in der Ostschweiz konnte man am Umweg von Zürich über Ölten nach Basel mit der Gabelung Richtung Gotthard keinen Gefallen finden55. Zürcher Handelskreise hatten an die grossherzogliche Regierung bereits um die Jahreswende 1839/40 eine Anfrage gestellt, ob auch eine in Zürich gegründete Eisenbahngesellschaft die Bauerlaubnis für die Strecke zwischen Waldshut und Basel bekäme.56 Diese Anfrage war in Baden positiv aufgenommen worden und man blieb diesbezüglich im Kontakt. Am liebsten hätte man in Zürich die Linie Zürich-Baden-Koblenz-Rhein- felden-Basel (also dem Rhein entlang durchs Fricktal) realisiert. Auch die Aar- gauer hätten 1843 dieses Projekt mit der Übernahme von 500 Aktien57 unterstützt. Doch die Kantone Basel-Stadt und Basel- Landschaft lehnten eine Unterstützung Beim Bau der Rheintal¬ den 1840er Jahren voller Euphorie über die ab, da ihr Interesse nach wie vor an einer linie durch die Vernetzung ihres Landes mit der ganzen Linienführung über Ölten nach Luzern Badische Staats-Eisen¬ Welt begegnete die Ohne die dieser beiden bahn entstand bei philosophierten51, lag. Unterstützung damals Laufenburg D 1856 der streng konservative Stadt Basel dem Kantone konnte aber höchstens das 372 m lange Rappen¬ Eisenbahnbau ohne jede Begeisterung, ja mit Projekt Zürich-Baden-Koblenz mit steintunnel. grossem Misstrauen52. Dazu kam, dass die Anschluss an die badische Hochrheinbahn Stadt Basel sich wegen ihrer in Waldshut umgesetzt werden. Das wirtschaftsgeographisch wichtigen Lage am Rheinknie widersprach aber wiederum der Vorstellung in einer Position der Stärke wähnte der aargauischen Regierung, der die und immer mehr Forderungen stellte. Für Linienführung durch den Bözberg am Herzen die Basler hatte der Schienenweg nach lag.58 So scheiterte 1843 die Vision der Süden, der durch den Hauenstein führte, Bahnstrecke Zürich-Basel, den drei Flüssen Priorität. Diese Route war schon mit entlang, zum zweiten Mal. Und so der Kutsche der übliche Weg von Basel nach kam es, dass die Eisenbahnlinie am Hochrhein Italien gewesen53. Aber das grossherzogliche auf badischer Seite zuerst entstand. Baden wollte ja nicht nur nach Basel, 1855 hatte die Grossherzogliche Badische sondern weiter, dem Hochrhein entlang, Staats-Eisenbahn ihre Rheintallinie von Richtung Bodensee. Die mangelnde Mannheim bis nach Basel komplettiert Kooperation der Basler liess die badischen und stiess nun weiter dem Hochrhein Nachbarn bald in Erwägung ziehen, die entlang in Richtung Bodensee vor. Im Stadt Basel zu umgehen.54 Mit der Idee Februar 1856 konnte der Abschnitt Basel-Sä-

77 ckingen eröffnet werden; im Herbst des sels zu erreichen.62 Aus finanziellen Gründen gleichen Jahres wurde auch die Strecke wurde diese Idee jedoch verworfen. von Säckingen nach Waldshut in Betrieb Dann endlich war es soweit: 1875 wurde genommen. Die Eröffnung dieses neuen die Bözbergbahn eröffnet. Die Schweizerische Teilstücks der badischen Hochrheinbahn Nordostbahn und die Schweizerische wurde in Klein-Laufenburg gefeiert. Auch Centraibahn hatten sich zusammengerauft die Bevölkerung des schweizerischen und die Bahn gemeinsam mit Hilfe Laufenburgs war zur Eröffnungsfeier der betroffenen Gemeinden finanziert. Die eingeladen. Vorerst aber liess der Festjubel Strecke, die von Brugg durch den Bözberg- der grossherzoglichen Nachbarn bei tunnel und das Fricktal nach Basel führte, den Gross-Laufenburgern nur die Bitternis wurde unter der Leitung der Nordostbahn über die Langsamkeit der eigenen Republik gebaut und nach der Fertigstellung zurück59. Die linksrheinische Bahn von Stein gemeinsam mit der Centraibahn betrieben, über Laufenburg nach Koblenz sollte erst bis sie 1902 Teil der SBB wurde. Das Fricktal 36 Jahre später 1892 gebaut werden. In der hatte nun, genauso wie die Nachbarn Zwischenzeit wurde das Städtchen noch am badischen Ufer, eine Eisenbahnlinie isolierter, als die Basler Centraibahn 1858 erhalten. Die Strecke führte von Zürich- die Linie Basel-Olten durch den Hauenstein Brugg durch den Bözberg über Frick und in Betrieb nahm. Dies hatte zur Folge, Rheinfelden nach Basel. Laufenburg aber dass die Personenpostkurse durch das sollte noch 17 Jahre, bis 1892, auf einen Ei- Fricktal eingestellt wurden.60 Das einst mit senbahnanschluss warten. den grossen Märkten verbundene Leben in Laufenburg erlosch fast gänzlich. Einzig Bahnfreifür den wirtschaftlichen Aufschwung das Flössergeschäft und die Fischerei Insgesamt hatte das Städtchen Rheinfelden sollten noch eine Weile überdauern. mehr Glück als seine Schwesterstadt Am 18. August 1859 konnte durch Laufenburg, da es sich nur an einer Uferseite Zusammenarbeit der Schweizerischen Nordostbahn ausdehnte und daher von Napoleon (NOB) mit der Grossherzoglichen nicht entzwei gerissen wurde wie Laufenburg. Badischen Eisenbahn bei Waldshut der Der grösste Glücksfall waren die erste grenzübergreifende Bahnverkehr gewaltigen Salzlager, die im Boden rund um zwischen den beiden Ländern eröffnet Rheinfelden ruhen und im Jahre 1844 werden. Die Stadt Waldshut sollte noch entdeckt wurden. Die Salzvorkommen waren ganze 14 Jahre die einzige Übergangsstation von schweizerischer Bedeutung, machten zwischen dem badischen und dem sie doch das Land in Bezug auf Kochsalz schweizerischen Bahnnetz bleiben.61 In vom Ausland unabhängig.63 Durch die Basel kam es erst 1873 zur Inbetriebnahme Sole-Gewinnung entstanden in Rheinfelden der Verbindungsbahn zwischen dem Badehotels. Das Potential dieser Badischen- und dem Centrai-Bahnhof. Zu dieser Kurhotels der Schweizer Stadt wurde Zeit diskutierte der badische Landtag offenbar im Grossherzogtum Baden erkannt, noch über einen Schienenrheinübergang denn beim Bau der Badischen Staatsbahn bei Säckingen, um die Bözberglinie (die von Basel nach Säckingen 1856 wurde ein Transitachse des Verkehrs zwischen Italien Bahnhof unweit der Rheinfelder und dem Rheinland) unter Umgehung Ba¬ Rheinbrücke speziell für die Kurgäste errichtet.

78 Der auf dem Gebiet des Dorfes Nollingen der langjährigen Heimarbeitertradition liegende Bahnhof erhielt den Namen «Bei Vorkenntnisse in der Textilbranche Rheinfelden». So konnten die Gäste aus mitbrachten.67 Dazu kam, dass man den aller Welt ohne umzusteigen mit der Bahn alemannischen Dialekt teilte und kulturell von Paris nach Rheinfelden fahren. Die miteinander vertraut war. Das Grossherzogtum badische Bahn besorgte auch die Transporte gewährte ein grosszügiges für die Rheinsalinen in die Ostschweiz.64 Niederlassungsrecht und Gewerbefreiheit. Als dann auf Schweizer Seite die Böz- Diese Standortvorteile entgingen der bergbahn entstehen sollte, war die Lage Schweizer68 Unternehmerfamilie Bally der Salinen für den Verlauf der Bahnlinie nicht. In den Kantonen Aargau und Solo- zweifellos mitbestimmend65. Mit der thurn beschäftigte sie bereits hunderte von Fertigstellung der Bözbergbahn 1875 eröffneten Heimarbeitern in der Seidenbandfabrikation. sich für die Gemeinden entlang der Linie Als das Grossherzogtum Baden im Mai neue Möglichkeiten. Verkehrswege sind 1835 dem Deutschen Zollverein beitrat, Ausgangspunkt für wirtschaftlichen reagierten die Ballys sofort und erhielten Aufschwung; das war auch im Fricktal nicht schon drei Monate später die Bewilligung anders. Vor allem die Brauereibranche zur Errichtung einer Seidenbandweberei konnte das neue Verkehrsmittel für sich namens F. U. Bally Söhne in Säckingen. Die nutzen. Familie sollte in Säckingen noch weitere Firmen gründen. Mit dem Bau der Das wirtschaftliche und politische Badischen Eisenbahn 1856 wurde Säckingen Grenzgefälle als Standort noch attraktiver. So gründete Grenzgänger im Sog des Zollvereins die Basler Firma Kern & Sohn im selben Während der Beitritt des Grossherzogtums Jahr eine Zweigniederlassung in dieser Baden zum Deutschen Zollverein für das Stadt. Kern & Sohn nutzte den Standort Gewerbe in der Schweizer Grenzregion hauptsächlich für Exportaufträge in deutsche einer Katastrophe gleichkam, hievte er die Staaten, da die Produktionskosten in am badischen Hochrheinufer gelegene Baden viel tiefer lagen als in der Schweiz. Stadt Säckingen in das Industriezeitalter. Im selben Jahr wurde auch die Baumwollweberei Schweizer Fabrikanten wollten sich das Berberich gegründet. Der Initiant grosse Absatzgebiet des Deutschen war für einmal kein Schweizer, sondern Zollvereins sichern und interessierten sich der Säckinger Bürger Ignaz Berberich. dafür, ihre Betriebe auf deutschem Boden Bereits 1857 wurde dann die Baumwollweberei zu errichten.66 Säckingen eignete sich dazu Hüssy&Künzli von Schweizern in vorzüglich. Die Stadt lag an der Schweizer Säckingen gegründet.69 Grenze und war sogar mit einer befahrbaren Nach der deutschen Reichsgründung Holzbrücke mit der Schweiz 1871 wurde der Absatzmarkt noch grösser. verbunden. Das Wasser des Schwarzwalds Zusätzlich begünstigte auch der Bau versorgte die Stadt mit Energie, die von der Bözbergbahn den Standort Säckingen. natürlichen Bächen sowie künstlich Da der Stadtverkehr über die Holzbrücke angelegten Kanälen (Wuhren) geliefert wurde. Anschluss an das Schweizer Strassen- und Vor allem gab es in der Hochrheinregion Eisenbahnnetz fand, konnte sie sich nun genügend billige Arbeitskräfte, die Dank über Bahnanschlüsse nach allen Richtun-

79 gen erfreuen. Das Schweizer Gründungsfieber taler pendelten über den Rhein zur Arbeit. setzte sich auch deswegen fort: 1879 Im Jahre 1910 waren es schätzungsweise folgte die Seidenband GmbH Sarasin&Co bis zu 1500 Pendler aus der Schweiz.73 Viele (eine Filiale der Basler Firma Wilhelm Sa- liessen sich aber auch in der badischen rasin&Co). 1898 wurde bei Rheinfelden Grenzstadt nieder. So machte der Anteil das Rheinkraftwerk gebaut und versorgte der in Säckingen lebenden Schweizer im die Hochrheinregion ausreichend mit Jahre 1900 knapp 12 Prozent der elektrischer Energie. Ein Jahr darauf wurde die Gesamtbevölkerung der Stadt aus.74 bedeutende Fabrik Edwin NaefAG Zürich - Seidenweberei Säckingen GmbH gegründet, Zwei Länder - zwei politische Systeme die den deutschen Markt mit diversen Die Schweiz Seidenstoffen versorgte; 1899 liess sich Die erste Verfassung der Schweiz wurde auch eine Filiale der Gesellschaft für nach dem Einmarsch der französischen Bandfabrikation AG aus Basel hier nieder. In Truppen im Jahre 1798 angenommen. Sie Säckingen schien es wirtschaftlich nur noch hatte diejenige der französischen Republik bergauf zu gehen. In den ersten drei Jahren zum Vorbild und berücksichtigte elementare des 20. Jahrhunderts wurden gar 35 Freiheitsrechte. Die Leibeigenschaft Firmengründungen in Säckingen registriert, und Folter wurden abgeschafft, ein davon vier aus der Schweiz. Um die Wende Strafgesetzbuch, das für die gesamte Schweiz vom 19. zum 20. Jahrhundert hatten sich galt, trat in Kraft, und ein Parlament in dem idyllisch gelegenen Städtchen am sowie ein oberstes Gericht wurden geschaffen. Hochrhein acht Textilfabriken niedergelassen, Diese zentralistische Verfassung der die insgesamt 2600 Menschen beschäftigten.70 Helvetik berücksichtigte jedoch die Vielfalt Die Einwohnerzahl der Stadt war der Kantone nicht, was zu Konflikten nicht einmal doppelt so gross, wie die Zahl führte. 1803 wurde aus der Schweiz wieder der Arbeiter. Diese kamen aus dem ein Staatenbund. Erst die Niederlage der nahegelegenen Hotzenwald, aber auch aus dem konservativ-katholischen Kantone gegen schweizerischen Fricktal. Viele waren die liberal-demokratischen Kräfte im ehemalige Heimarbeiter, brotlos gewordene Sonderbundskrieg 1847 ebnete den Weg für Handwerker oder Kleinbauern.71 Die Reformen. Am 12. September 1848 erhielt Menschen in der Region waren Selbstversorger die Schweiz eine neue Verfassung, die und lebten äusserst bescheiden. Vielfach aus dem Staatenbund einen Bundesstaat waren sie auf die zusätzliche Einkommensquelle machte. Die Verfassung hielt fest, dass am anderen Rheinufer dringend gewisse Kompetenzen der Kantone an den angewiesen.72 So kam es auch, dass zur Zeit Bund abzutreten seien. Weiter wurden das dieser Gründerwelle eine jahrhundertealte Zweikammersystem und der siebenköpfige Verkehrsverbindung am Hochrhein ihre Bundesrat eingeführt. Auch gewisse grösste wirtschaftliche Bedeutung erlangte: Schranken baute man ab, um den Schweizer die Fähre. Viele Fricktaler nutzten die Binnenmarkt zu fördern. Schliesslich Fähren in Mumpf und Wallbach, um zum gab die Verfassung den Bürgern verschiedene Arbeitsort in Säckingen zu gelangen. Im Rechte und Freiheiten, beispielsweise Sommer legte die erste Fähre bereits um die freie Wahl des Wohnortes, die 4 Uhr morgens ab. Einige hundert Frick¬ Religionsfreiheit und die Pressefreiheit.

80 vorrevolutionäre politische Ordnung in Europa so weit als möglich wiederherzustellen. So sassen 1818 im neu eingeführten Zweikammersystem Badens Adlige, kirchliche Würdenträger, Hochschulvertreter und vom Herzog ernannte Persönlichkeiten in der ersten Kammer. Die zweite Kammer bestand aus indirekt vom Volk über Wahlmänner gewählten Volksvertretern. Erst Grossherzog Leopold, der von 1830 bis 1852 regierte, kam dem Wunsch vieler Bürger nach mehr politischen Rechten und Freiheiten ein wenig entgegen, indem er im Parlament einige liberale Reformen durchführte und die bestehende Pressezensur weitgehend aufhob. Diese wurde allerdings 1834 wieder eingeführt. Doch die Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie im Grossherzogtum war noch keineswegs erloschen.

Revolutionäre Presse im Fricktal Bemerkenswerterweise führte ausgerechnet die Pressezensur Badens zu ersten Zeitungsdruckereien im schweizerischen Fricktal.76 Bisher hatte sich die Begeisterung an Presseerzeugnissen im Fricktal in Grenzen gehalten. Als zum Beispiel die aargauische Regierung 1803 beschlossen hatte, ein Aargauisches Amtsblatt herauszugeben, weigerten sich die Behörden vieler Fricktaler Gemeinden, trotz Aufruf der kantonalen Regierung und Anweisung der Bezirksgerichte, dieses anzunehmen.77 Auch die Aarauer Presse, welche in Grenzstein mit dem Das Grossherzogtum Baden der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Wappen des Grossher- Im Jahre 1806 wurde auch das rechtsrheinische meistgelesenen Zeitungen der Schweiz ?-°gtums Baden auf der Gebiet am Hochrhein von Österreich herausbrachte, fand selten den Weg Laufenburger Brücke. nur und kam ins Fricktal. So es zwei Brüder (Kopie, Original im abgetrennt zum Grossherzogtum waren aus Museum Schiff in Baden. Wie die Schweiz diente auch der ehemaligen vorderösterreichischen Laufenburg CH). Baden Napoleon als Truppenlieferant. Nach Schwesterstadt Waldshut, die in Laufenburg dem Ende der napoleonischen Herrschaft 1842 die erste fricktalische Zeitung versuchten die europäischen Mächte, die herausgaben.78 Die Brüder Hollinger hat-

81 ten ihre Buchdruckerlehre in Freiburg der Volksstimme von einem freisinnigen im Breisgau (der ehemaligen Hauptstadt Verein86 in Rheinfelden herausgegeben. Vorderösterreichs) absolviert. Sie vertraten Diese wurde zur Vorkämpferin der Böz- radikal-republikanische Ansichten, bergbahn und war verantwortlich dafür, weshalb die Zeitung auf der badischen dass sich die Region so eindeutig gegen Seite verboten wurde; die Gebrüder eine Umfahrung des Fricktals nördlich des Hollinger erschienen auf Fahndungslisten. Rheins über Basel-Waldshut oder durch den In den Folgejahren wurde Der Wächter Hauenstein einsetzte87. Aber auch sie konnte am Rhein (1842) in Laufenburg und es nicht lassen, die Zugehörigkeit zum die Volks-Zeitung (1843) in Rheinfelden Kanton Aargau in Frage zu stellen. 1863 durch die Gebrüder Hollinger herausgegeben. drohte sie gar mit der Lostrennung des Die Aufnahme des Flüchtlings Fidel Fricktals vom Aargau und fabulierte vom Hollinger brachte der Stadt Rheinfelden Jahre Anschluss an Basel88. der Unruhe und Umtriebe79 und zerrte den ganzen Kanton Aargau in eine Die badischen 1848er Revolutionäre diplomatische und zwischenstaatliche Krise am Hochrhein mit dem Grossherzogtum Baden. Die Richtige Revolutionsgelüste waren 1848 in Rheinfelder Zeitungsdruckerei wurde den deutschen Bundesstaaten aufgekommen. zu einem Geheimtipp und musste 1848 wie Im Mai 1848 wurde in Frankfurt das ein Magnet auf die versprengten deutschen erste gesamtdeutsche Parlament gebildet, Revolutionäre wirken80. So wurde Rheinfelden das eine erbkaiserlich, föderative-konstitu- zum publizistischen Brennpunkt der tionelle Verfassung mit Zweikammersystem, republikanischen Flüchtlinge81. Zu den Grundrechtskatalog und Verfassungsgewähr89 politischen Flüchtlingen, die in Rheinfelden ausarbeiten sollte. Die Verfassung wurde zeitweise Wohnsitz hatten, gehörten auch aber nie in Kraft gesetzt. Vielerorts kam es Rädelsführer wie Dr. Hecker, Gustav (von) zu Aufständen. Im Grossherzogtum Baden Struve82, E. H. Schnauffer, Carl Habich forderten die beiden Rechtsanwälte Friedrich und Robert Blum.83 Hecker brachte gar in Hecker und bei einer Rheinfelden die Zeitung Der Volksfreund Bürgerversammlung in Heidelberg die heraus, deren ca. 600 Exemplare er über Absetzung des Grossherzogs und die Errichtung die Grenze nach Baden schmuggeln und einer demokratischen Republik90. Sie organisierten verteilen liess.84 Trotz der Ausweisung Freischarenzüge nach Karlsruhe, aller verantwortlichen Flüchtlinge blieb der um den Grossherzog zu entmachten. Doch Volksfreund ein Sorgenkind der eidgenössischen diese wurden niedergeschlagen. Die Aussenpolitik und der Justiz85. Auch Rädelsführer Hecker und Herwegh konnten die folgenden Zeitungsgründungen in die Schweiz flüchten. Struve wurde im kümmerten sich inhaltlich wenig um April 1848 bei Säckingen verhaftet. Hecker, schweizerische Belange. Erst der Eisenbahnbau der sich im schweizerischen Rheinfelden und andere eidgenössische Projekte, die aufhielt, nahm einen Wagen und fuhr das Fricktal betrafen, brachten Zeitungen zusammen mit einem listigen Schweizer91 nach hervor, die sich den Interessen der eigenen Mumpf. Im schweizerischen Dorf Wallbach Region und der Schweiz annahmen. Am am Rhein verfasste er den folgenden Brief92 5. Januar 1861 wurde die erste Nummer an den Bürgermeister von Säckingen:

82 £ e r c Siirflermciftecî 0o eben fommen wir mit einem Gotpö bee repubtifanifcheti tyritiee in ÎBattbach an, unb erfahren, fcajj 0trut>e unb Anbete in 0acfingen üerbaftet feien: 2Bir fragen nun an, ob eö wahr ift ober nicht? eö wahr, fo oerlangen wir beten alébalbige Nuöliefecung, too nicht, fo werben wir heute Stacht noch cor 0ä

Hecker hielt in seinen Memoiren fest, dass Reichsverfassungskampagne von preus- der Schweizer, der den Brief von Wallbach sischen Truppen niedergeschlagen. In der über den Rhein nach Säckingen brachte, Anklageschrift der Gerichtsverhandlung um ihn dort dem Bürgermeister zu übergeben, gegen Struve wurde das Schweizer Rheinfelden unter vielem Lachen93 abzog. Dieser als sein letzter Wohnort vermerkt.96 Umstand zeigt, wie eng und gut damals noch Rückblickend erinnerte sich Gustav Stru- die Beziehungen der Menschen dies- und ves Frau, Amalie Struve, an die Anfangszeit jenseits der Staatsgrenze Rhein waren. der Badischen Revolution, in der sie Allerdings hatte genau diese unterstützende mit ihrem Mann an einem Theaterabend Haltung der schweizerischen Grenzbürger teilgenommen hatte. Aufgeführt wurde zur Folge, dass die Schweiz als Zufluchtsort Schillers Wilhelm Teil: der Revolutionäre unter Druck geriet. Es fiel uns die bewegte Stimmung des Volkes Die deutschen Staaten verlangten, dass die sehr auf. Alle Stellen, welche aufdie Zertrümmerung Schweiz keine deutschen Flüchtlinge mehr des Joches der Knechtschaft und den in ihr Land liess. Entsprechend wurde seit Kampffür die Freiheit hinwiesen, wurden dem 20. April 1848 die schweizerische stürmisch beklatscht. Ich sprach mit Struve, und Grenze bewacht, damit die Flüchtenden wir waren darüber einig, dass wir am Vorabend entwaffnet werden konnten.94 Trotzdem einer grossen Revolution stünden. Am folgenden gelang es Gustav Struve am 21. September Tage, den 26. Februar, traf die Nachricht 1848 im grenznahen Lörrach, 14 Kilometer von der französischen Februar-Revolution zu von Rheinfelden entfernt, unter Hochrufen Mannheim ein.97 der Bevölkerung95 die Republik auszurufen. Die Badische Revolution war die «Die Anhänglichkeit an Teils Nachkommenschaft»98 einzige erfolgreiche im Deutschen Bund. Allerdings war die Republik nur von sehr Pfarrer Markus Lutz hatte sein Buch über kurzer Dauer. Im Sommer 1849 wurde die das Fricktal 1801 mit den Worten Frickthal!

83 [...] Möge [...] die Liebe zum republikanischen aus dem Badischen und dem Elsass. In System, und die Anhänglichkeit an Teils seinen Memoiren schrieb er stolz: Das Nachkommenschaft feuriger werden beendet. Im diplomatische Corps aus Bern besuchte nebst benachbarten Grossherzogtum Baden war anderen vornehmen Herrschaften die Anstalt mit dies, wie eben bezeugt, durch die 1848er vorzüglichem Erfolge. Die Kuren, welche nie Revolutionäre sicherlich der Fall. Für die fehlschlugen, waren zum Erstaunen.101 Struve Bevölkerung im Fricktal waren die Zeiten bot seinen Gästen ein vielfältiges ruhiger. Trotzdem, nach all der Skepsis Unterhaltungsangebot: Es wurden Konzerte gegenüber der Zugehörigkeit zum Kanton gehalten, die Lokalitäten verfügten über eine Aargau und der Schweiz, gab es auch Kegelbahn, es gab einen Tennisplatz und im Fricktal Zeichen, die auf die Liebe zum eine sorgfältig gepflegte englische Gartenanlage republikanischen System hindeuteten, und lud zum Croquetspiel ein.102 Und so zwar in der von Lutz prophezeiten Form ging es vortrefflich bis zum französisch-deutschen der Anhänglichkeit an Teils Nachkommenschaft. Krieg, welcher [...] einen Wendepunkt Denn als wäre es seit jeher Tradition, bildete103. Struve beschrieb diese Phase als liess auch das Städtchen Rheinfelden eine Zeit des Kampfes gegen widrige am 18. Juni 1848, im Jahr der Schaffimg des Umstände. Die äusseren Umstände brachten modernen Bundesstaates Schweiz, Schillers den Betrieb schliesslich in eine finanzielle Theaterstück Wilhelm Teil aufführen." Notlage. Diese und persönliche Schicksalsschläge brachten Heinrich von Struve Der Aufschwung und das Erbe der dazu, Rheinfelden 1877 zu verlassen und 1848er Revolutionäre abermals nach Amerika auszuwandern. Die Kurstadt Rheinfelden Sein Sohn übernahm die Verwaltung der Allgemein schien es im Fricktal langsam Lokalitäten und verkaufte sie zwei Jahre bergauf zu gehen. Nach der Entdeckung später. 1882 wurde sein Hotel von Josef der Salzlager boten einige Gasthöfe in Viktor Dietschy, Wirt des Hotels Krone, Rheinfelden und der Umgebung Solebäder gekauft, der es renovieren liess. Noch im in Badewannen an. Die Stadt stieg selben Jahr wurde es unter dem Namen langsam zu einer Kurstadt empor. Grand Hôtel des Salines au Parc wieder Bemerkenswerterweise waren unter den eröffnet. Das Grand Hôtel sollte für die Geschäftsleuten, die sich im Fricktal Geschichte des Kurorts Rheinfelden engagierten, auch immer wieder Deutsche bedeutungsvoll werden. Dietschy war zielstrebig vertreten, die in Verbindung zur 1848er und weitsichtig, noch sehr jung, knüpfte er Revolution standen. Heinrich von Struve, Kontakte zu Politikern und Personen mit der 1849 als Republikaner mit seinem Bruder hohem Sachwissen, wie zum Beispiel Ärzte. Gustav aus Baden geflohen war, war Er verstand es, das Städtchen Rheinfelden nach Amerika ausgewandert, kam aber über seine gesellschaftlichen Kontakte nach Rheinfelden zurück und erstand international bekannt zu machen. Jährlich dort 1862 das Rhein-Solbad.100 Er eröffnete reiste er nach Paris und , um diese es noch im selben Jahr und betrieb eifrig Beziehungen zu festigen.104 Dietschy Werbung. Bald wurde sein Hotel zum hatte 1887 auch den Arzt Hermann Keller Erholungs- und Reiseziel für Basler und (1858-1930) nach Rheinfelden geholt. Berner Patrizierfamilien sowie für Gäste Dieser hatte durch seine zahlreichen wis-

84 .Vf ; A aAlV

Das Bild aus einem Rheinfelder Werbeprospekt Hôtel Dietschy von 1895 zeigt die damalige Bedeutung Rheinfeldens als Kurort.

senschaftlichen Schriften und Teilnahmen banien, aus St. Petersburg die Familie des an Kongressen einen ausgezeichneten Ruf Comte de Berg, aus Amsterdam die Familie in ganz Europa.105 Neben seiner Arbeit als des Prince Duc de Baufremont, der Marquis Kurarzt in Rheinfelden betätigte er sich de Châtaigneraye106 und viele andere. während der Wintermonate als «Commis Das Reisen nach Rheinfelden war auf die Voyageur», reiste nach Basel, Paris und Ansprüche der vornehmen Klientel ins Elsass und informierte dort Ärzte über ausgerichtet. Es war sogar möglich, direkt, ohne den medizinischen Nutzen der Kuren in umzusteigen, vom Gare de l'Est in Paris Rheinfelden. Der gute Ruf des luxuriösen nach Rheinfelden zu fahren. So war es das Grand Hôtel des Salines au Parc mit Verdienst des Arztes Hermann Keller und der herausragenden ärztliche Betreuung des Hoteliers Josef Viktor Dietschy, dass verbreitete sich im Ausland und verhalf der Kurbetrieb in Rheinfelden gegen Ende dem gesamten Kurbetrieb in Rheinfelden des 19. Jahrhunderts einen grossen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem grossen Aufschwung erfuhr. Auch Heinrich von Stru- Aufschwung. Prominente Gäste vieler ve hatte dazu Voraussetzungen geschaffen, Länder gastierten im Städtchen. Aus Berlin indem er den Kurbetrieb über die Region kam die Königliche Hoheit, die Fürstin zu hinaus bekannt gemacht und dem Ort ein Wied, Mutter des späteren Königs von Al¬ internationales Flair verliehen hatte.

85 Durch das Kurhotel bekam Rheinfelden sondere der direkte Anschluss an die immer wieder Besuch von ehemaligen Geleise der Bözberglinie im Jahre 1885. Auch 1848er Revolutionären. Im Sommer 1865 für die Brauerei Feldschlösschen, die ein war Gustav Struve nach Rheinfelden Jahr nach der Eröffnung der Bözbergbahn zurückgekehrt und wohnte ein Jahr bei gegründet wurde, war die Eisenbahn der seinem Bruder Heinrich, dem Geschäftsführer Schlüssel zum Erfolg. Vier Jahre nach der des Rhein-Solbades. In Rheinfelden Bierbrauerei Salmenbräu erhielt auch lernte er auch seine zukünftige zweite Ehefrau sie einen direkten Eisenbahnanschluss kennen, die als Gast im Hotel seines ins Firmenareal. Neun Jahre später war Bruders weilte.107 Feldschlösschen die grösste Brauerei der Schweiz. Die Brauereihochburg Rheinfelden Auch ein anderer 1848er Revolutionär kam Rheinfelden und die Technische Revolution nach Rheinfelden zurück. Dr. Karl Ludwig 1878 sollte wieder ein Angehöriger eines Habich hatte als einer der Anführer 1848er Revolutionärs entscheidenden Ein- in der Badischen Revolution um Hecker fluss auf die industrielle Entwicklungsgeschichte und Struve gedient. Er war wegen Rheinfeldens haben. In diesem Hochverrats verurteilt worden und nach New Jahr nämlich weilte Georg von Struve, ein York ausgewandert. 1857 kam er nach russischer Neffe des badischen Revolutionärs Europa zurück. Zuerst weilte er im Georg Struve, im Rhein-Solbad seines schweizerischen Rheinfelden, konnte aber bald Onkels Heinrich in Rheinfelden. Dieser wieder in seine Heimat zurückkehren, da war von den Rheinschnellen bei Rheinfelden die badische Regierung 1857 den fasziniert und erstellte umfangreiche Revolutionären von 1848 Amnestie gewährte.108 Pläne für den Bau eines Wasserkraftwerks Sein Sohn Karl heiratete 1863 die Enkelin zur Energiegewinnung. Im Oktober 1872 von Franz Josef Dietschy, Gründer und stellte er ein Konzessionsgesuch an den Besitzer der Bierbrauerei Salmenbräu in Regierungsrat des Kantons Aargau. Dieses Rheinfelden. Dietschy, 1770 im heute wurde sechzehn Jahre später von badischen Wiesental geboren, hatte um die den Schweizer Firmen Olivier Zschokke, Jahrhundertwende in Rheinfelden das Escher, Wyss&Cie. und der Maschinenfabrik Wirtshaus zum Salmen erworben. Bereits Oerlikon erneut eingereicht. 1898 um 1800 konnte Dietschy sein Bier nach nahm Europas erstes grosses Flusskraftwerk Frick, Basel, Schopfheim und Aarau bei Rheinfelden den Betrieb auf. Es verkaufen.109 Später wurde er ausserdem in war ein Gemeinschaftswerk der Schweiz den Verfassungsrat und den Grossen Rat und dem deutschen Kaiserreich und war des Kantons Aargau gewählt. Als 1869 ein Aufbruch in ein neues Zeitalter der Carl Habich, der Sohn des 1848er Technik.110 Revolutionärs, Franz Josef Dietschys Tochter heiratete, wurde er Geschäftsführer der Schlussbetrachtung und Folgerungen Brauerei, die er 1878 übernahm. Unter 96 Jahre, beinahe ein ganzes Jahrhundert, seiner Führung wuchs die Bedeutung des waren vergangen, seitdem der Baselbieter Unternehmens zusehends. Ein Meilenstein Pfarrer Markus Lutz sein Buch über das in der Firmengeschichte war insbe¬ Fricktal verfasst hatte. Voller Hoffnung

86 beendete er seine Ausführungen mit den genen Standorte Vorteile suchten. So kam besten Wünschen für die Zukunft dieses es lange zu keinem Eisenbahnanschluss Landstrichs in seinem neuen Vaterlande auf der schweizerischen Seite des Schweiz. Es war das Ziel, auf diesen Seiten Hochrheintals. Der Umstand, dass das zu ergründen, ob diese Wünsche am Nachbarland Baden in der Verkehrspolitik Ende des 19. Jahrhunderts Realität geworden fortschrittlicher war, wirkte sich eher negativ sind. auf das linksrheinische Gebiet aus. Mit Pfarrer Lutzs erster Wunsch war, dass dem Beitritt des Grossherzogtums Baden sich das Fricktal in seiner natürlichen zum Zollverein war es mit der bisherigen Lage am Hochrhein zwischen Jura und rheinüberschreitenden Handelsfreizügigkeit Schwarzwald auch im neuen Staat entfalten vorbei und der Zugang zu den könne. Am Beispiel Laufenburg wird Verkehrswegen des Nachbarlandes wurde offensichtlich, dass sich die Grenzziehung erschwert. Das Städtchen Rheinfelden durch das ehemalige Herz der Stadt, den konnte als Kurort dank des badischen Rhein, fatal auf das Wirtschaftsleben des Bahnhofs «Bei Rheinfelden» von der Städtchens ausgewirkt hatte. Das Leben Eisenbahn des Nachbarlandes profitieren. dieser Stadt war jahrhundertelang auf beide In Laufenburg hingegen ging die Flösserei Rheinufer ausgerichtet gewesen. Aus durch den Bau der badischen Eisenbahn diesem Grund war die neue Ausrichtung verloren. Auf schweizerischer Seite war nach der Trennung ein langwieriger Pro- noch keine Eisenbahn vorhanden. Das zess. Richtig erholen konnte sich die Stadt grösste Exportgut des Fricktals, der Wein, von dieser Durchtrennung nie. Allerdings konnte wegen der Zollschranken nicht half ihr die natürliche Lage am Rhein, mehr ins Ausland verkauft werden. Die wenigstens zwei Gewerbetätigkeiten bis weit Personenfreizügigkeit machte es allerdings ins 19. Jahrhundert weiterzuführen. Auch möglich, dass die Bevölkerung des half der Rhein als segensreiche Nahrungsquelle schweizerischen Rheinufers vom Zollverein der Bevölkerung durch Zeiten der profitieren konnte. Viele Fricktaler fanden auf Missernten und Hungerjahre. Im Zeitalter der badischen Seite des Hochrheins Arbeit der Industrialisierung war es eigentlich in Schweizer Fabriken. Umgekehrt wirkte erst der Flusskraftwerkbau, der es erlaubte, das Schweizer Grenzland anziehend auf aus der Lage am Hochrhein wieder die badischen liberal gesinnten Revolutionäre. einen bedeutenden wirtschaftlichen Vorteil Diese suchten nicht nur Schutz im zu ziehen. Nachbarland, sie entwickelten dort auch Die Grenzlage hingegen brachte lange Zeit Unternehmergeist. Dafür ist es eher als eher Nachteile. Trotz anfänglicher Nachteil zu bewerten, dass als Folge der Bemühungen des jungen Kantons Aargau das durch sie verursachten politischen Fricktal zu integrieren, wurde das Gebiet, Spannungen die Grenze strenger bewacht und das geographisch durch den Juragebirgszug der Grenzübertritt erschwert wurde. vom übrigen Kanton abgeschnitten Die Frage, ob es im Fricktal im Laufe des war, zur Randregion. Dies äusserte sich 19. Jahrhunderts auch zu einer mentalitäts- vor allem dadurch, dass die Eisenbahngesellschaften mässigen Annäherung an die Schweizer der nächstgelegenen grossen Landsleute gekommen ist, kann nur Städte Basel und Zürich zuerst für ihre ei¬ spekulativ beantwortet werden. Die Tatsache,

87 dass sich die Fricktaler in Notlagesituati- diese Vermutung. Pfarrer Lutzs Wunsch, onen noch bis in die 1830er Jahre an den im Fricktal möge die Liebe zum republikanischen österreichischen Kaiser wandten, beweist System aufkommen und die Anhänglichkeit einerseits, dass sie sich mit der an Teils Nachkommenschaft feuriger österreichischen Krone noch lange verbunden werden, hätte sich somit erfüllt. Das fühlten. Andererseits zeigt es auch, dass Verhältnis des Fricktals zur Schweiz hatte sie dem Kanton Aargau lange nicht viel sich am Ende des Jahrhunderts gefestigt. zutrauten. Es ist zu vermuten, dass durch Dieses Ergebnis ist vor allem dem Bau der die Verzögerungen beim Bau der Böz- Eisenbahnlinien zu verdanken, die endlich berg-Eisenbahnlinie sich viele in dieser den Anschluss an den schweizerischen Ansicht bestärkt fühlten. Allerdings ist Wirtschaftsraum brachten und den es im Fricktal nach dem Sturz Napoleons entsprechenden Verlust im Grenzraum nie wieder zu grösseren Auflehnungen wettmachten. Die Eisenbahn ermöglichte nicht gegen die Kantonsregierung gekommen. nur den wirtschaftlichen Aufschwung im Auch dürften die Fricktaler zur Zeit der neuen schweizerischen Bundesstaat, sie Badischen Revolution 1848 dankbar verringerte auch die zeitliche Distanz zu gewesen sein, dass es in ihrem Land keines den eidgenössischen Landsleuten. Das Freiheitskampfes mehr bedurfte. Dass in Schicksal des Fricktals im neuen Vaterland diesem ereignisreichen Jahr an der Grenze Schweiz hatte sich während des 19. in Rheinfelden sogar Schillers Drama Jahrhunderts also durchaus im Sinne von Markus Wilhelm Teil aufgeführt wurde, spricht für Lutz entwickelt.

Heute keine

Staatsgrenze mehr: Der Grenzstein an der Bözbergstrasse zwischen Hornussen und Bozen markierte einst die Grenze zwischen dem habsburgischen Fricktal und dem eidgenössischen Kanton Bern.

88 Anmerkungen 11 Staatsarchiv Aargau: AA 9506a, Brief der Ortsvorsteher

1 der Landschaft Fricktal: Seiner Majestät Aller- Lutz, Markus: Das Vorderöstreichische Frickthal in unterthänigste Vorstellung und Bitte der gesamten historisch-topografischer Hinsicht. Als ein Beitrag zur Landschaft Frickthal des k. k. Oberamtes Rheinfelden, näheren Kenntnis einer mit Helvetien befreundeten Rheinfelden 9. Juni 1800. nachbarlichen Landschaft, Basel 1801, S. 152. 12 Alfred: Geschichte der Stadt Laufenburg, 2 Ebda, Untertitel auf der Titelseite des Buches. Lüthi, Bd. 3, Laufenburg 1986, S. 12. Zur Geschichte des 3 Hartmann, Heinrich: Evaluierung in den Fricktals um 1800 vgl.Bircher, Patrick: Der Kanton Geisteswissenschaften - Möglichkeiten und Grenzen. Fricktal. Bauern, Bürger und Revolutionäre an der Komplikationen und Vorbehalte aus der Perspektive Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, Laufenburg historischer Forschung, in: Österreichische 2002. Forschungsgemeinschaft (Hg.): Qualitätssicherung in 13 Schib, Karl: Geschichte der Stadt Rheinfelden, der Forschung, Webseite: http://www.oefg.at/text/ Rheinfelden 1961, S.333. Veranstaltungen/ qualitaetssicherung/beitrag_hart- mann.pdf, abgerufen am 10. Januar 2013. »Ebda. 4Dietschi, Erich: Die Schweiz und Deutschland in 15Hüsser, Linus: Grenzland am Hochrhein, in: Frick- ihren handelspolitischen Beziehungen in der Zeit der talisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde (Hg.): Entstehung des deutschen Zollvereins 1815-1835, Nachbarn am Hochrhein, Bd. 1, Möhlin 2002, S.213. Diss. Basel, Basel 1927. 16 Halder, Nold: Geschichte des Kantons Aargau 5 Kaufmann, Uri Robert (Hg.): Die Schweiz und der 1803-1953, Bd. 1, Aarau 1953, S. 94. deutsche Südwesten: Nähe und Wahrnehmung, 17 Schib, Rheinfelden, S. 338-341. Distanz im 19. und 20. Jahrhundert, Ostfildern 2006. 18Erdin, Emil A.: Gansingen trotzt Napoleon, in: Vom 6 Inauen, Josef: Schweiz. Die süddeutschen Brennpunkt Jura zum Schwarzwald 1985, S. 83-92. Staaten Baden, Württemberg und Bayern und die Eidgenossenschaft 1815-1848, Fribourg 2008. 19Hüsser, Grenzland, S.213. 7 Schwendemann, Franz: Der Hochrhein - Trennende 20 Rheinfelder Bezirksamtmann Fischinger, zitiert Staatsgrenze oder Chance vielfältiger Verflechtungen?, nach Schib, Rheinfelden, S. 341. in: Vom Jura zum Schwarzwald 1985, S. 42. 21 Ebda. 8Maise, Christian: Das historische Eisengewerbe 22Luginbühl, Rudolf: Der Kanton Argau in den Jahren zwischen Jura und Schwarzwald, in: Fricktalisch-Badi- 1814 und 1815 nach den Briefen aus dem Nachlasse sche für Heimatkunde Nachbarn Vereinigung (Hg.): Philipp Albert Stapfers, in: Argovia - Jahresschrift am Hochrhein, Bd. 2, Möhlin 2002, S. 78 ff. der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 9 Burkart, Sebastian: Geschichte der Stadt Rheinfel- 1891, S. 72. den bis zu ihrer Vereinigung mit dem Kanton Aargau, 23 Schib, Rheinfelden, S. 343. Aarau 1919, S.541. 24Hüsser, Grenzland, S.214. 10 Die Leute wurden geschlagen und gestossen wenn sie 25 Ebda. nicht Alles herbei schaffen konnten, was diese verlangten. [...] Die Franzosen beraubten den Forst mit Bauholz, 26 Un fleuve est le centre naturel d'un pays; vouloir en Wagnerholz und was immer sie brauchen konnten [...]. Alles faire une enceinte [...] c'est mettre les artères à la place de dies musste man ihnen selbst hauen und dahinführen, wo l'èpiderme, le cœur à la place de la peau. Aus: Barot, François sie wollten. Die Lieferungen wurden so stark angekündigt, Odyssee: Lettres sur la philosophie de l'histoire, dass man glauben musste, man könne es nicht aufbringen. Paris 1864, S. 168. Aus: Gemeindearchiv : Chronik des Victor 27 Schwendemann, Franz: Verkehrsgeschichte, in: Stäuble, Gemeindeammann. Beschreibung über die Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde traurigen Ereignisse, so bei der Zeit des Unterzeichneten (Hg.): Nachbarn am Hochrhein, Bd. 1, Möhlin 2002, in unserem Vaterlande, und vorzüglich im S.91 f. Frickthal und auch besonders in hiesiger Gemeinde sich zugetragen haben, vom Jahr 1788 bis 1800. 28Brogle, Felix: Schiffe, Flösser und Fischer am Hoch-

89 rhein zwischen Laufenburg und Basel, in: Frickta- 48 Ebda. lisch-Badische für Heimatkunde: Nachbarn Vereinigung 49 Ebda, S.27. am Hochrhein, Bd. 2, Möhlin 2002, S. 18. 50 Brugger, Max: Zürcherische Eisenbahnpolitik, Diss. 29 Ebda, S. 19. Jur. Freiburg i. Ue., Zürich 1909, S. 35. 30 Ebda. 51 Baden wird und muss unmittelbaren Anteil haben an 31 Schib, Karl: Die Geschichte der Stadt Laufenburg, der grossen Eisenstrasse, die sich von China, Indien und in: Argovia - Jahresschrift der Historischen Gesellschaft dem ganzen Orient durch Europa nach dem Norden und des Kantons Aargau 1950, S. 256. ziehen wird. Zitiert aus: Freiburger Zeitung, 14. Juni 1845. auch Kuntzemüller, Albert: Hundert 32 Lüthi, Laufenburg, S. 39. Vgl. Jahre schweizerisch-badische Eisenbahnpolitik, 33 Komissionsbericht über den Zoll- und Handelsverein. in: Zeitschrift für schweizerische Statistik und A. Wirkung des Vereins in Beziehung auf die Volkswirtschaft, Bd. 77,1941, S. 399. Urproduktion, Handel und Gewerbe, in: Verhandlungen 52 Mario: Basel und der der Badischen Ständeversammlung über den König, grenzüberschreitende Schienenverkehr im 19. und 20. Jahrhundert, in: Anschluss des Grossherzogthums Baden an den grossen Kaufmann, Schweiz, S. 65. deutschen Zollverein - Aus den amtlich herausgegebenen Protokollen der I. und II. Kammer besonders 53 Kraus, Susanna: Regionale, nationale und abgedruckt, Karlsruhe 1835, S. 15. internationale Verbindungen, in: Jung, Joseph: Alfred

34 Escher zwischen Lukmanier und Gotthard. Briefe Zahl entnommen aus: Geheime Sitzung der zweiten zur schweizerischen 1850-1882, Kammer der Landstände vom 30. Juni 1835, in: wie Alpenbahnfrage Bd. 1, Zürich 2008, S.28. Anm. 33, S. 16. 54 Schienenverkehr, S.64. 35 Wie Anm. 33, S.15. König, 55 S. 28. 36 Ebda. Kraus, Verbindungen, 56 Scharf, Die Eisenbahn Hochrhein: 37 Geheime Sitzung der zweiten Kammer der Hans-Wolfgang: am Von Basel zum Bodensee 1840-1939, Bd. 1, Landstände vom 2. Juli 1835, in: wie Anm. 33, S. 155. Freiburg i. Br. 1993, S. 67. 38 Erneuerte Schaffhauser Zeitung, 18. Dezember 1835. 57 S.35. Siehe auch: Pfaff, Robert: Schaffhausen und die Brugger, Eisenbahnpolitik, Entstehung des Deutschen Zollvereins, in: Schaffhauser 58 Ebda. Beiträge zur vaterländischen Geschichte 1967, S.30. 59 Schib, Laufenburg, S. 280. 39 Haller, Erwin: Bürgermeister Johannes Herzog von 60 Schwendemann, Verkehrsgeschichte, S. 103. Effingen 1773-1840, in: Argovia - Jahresschrift der 61 Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 1911, Ebda, S. 106. S. 109. 62 Ebda. 40 Verhandlungen des Grossen Rates 1836, S. 58 ff.; 63 Schib, Rheinfelden, S.373. Schib, Laufenburg, S. 257. "Disler, Carl: 100 Jahre Saline Riburg 1848-1948 und 41 S. 39. Lüthi, Laufenburg, ihre aargauischen Schwestersalinen und 42 Schib, Rheinfelden, S.343. Rheinfelden, Gedenkschrift, Rheinfelden 1948, S. 26. 43 Schwendemann, Verkehrsgeschichte, S. 94. 65Ebda. S.28. 44 Schib, Laufenburg, S.256. 66 Döbele, Leopold: Geschichtliches über die Entstehung der Industrie in Säckingen und am Hochrhein, 45Zitiert bei Schib, Laufenburg, S.256 ff. in: Vom Jura zum Schwarzwald 1974, S. 124. 46 Lüthi, Laufenburg, S. 76. 67 Müller, Peter Christian: Säckingen um 1900. 47 Kech, Edwin: Die Gründung der Grossherzoglich Wirtschaft und Gesellschaft im Industriezeitalter, in: Regio Badischen Staatseisenbahnen, Diss. Phil. Basel, Karlsruhe Basiliensis, Heft 1 1992, S.28. 1904, S. 17.

90 68 Franz Ulrich Bally, der als Gründer der solothurni- rensicherung, Konstanz 1993, S. 18. Vorarlberg schen Schönenwerder Industrie gilt, war aus 85 Herzog, Zeit-Ung, S. 47. in die Schweiz eingewandert. 86 Zeitungskopf der Erstausgabe vom 5. Januar 1861. 69 Müller, Industriezeitalter, S.28. 87 Herzog, Zeit-Ung, S.48 f. 70 Müller, Peter Christian: Ein begehrter Industriestandort. Säckingen vor 100 Jahren: Nach den 88 Ebda. Fabriken kam der Handel, in: Badische Zeitung, 1. 89Conze, Werner: Deutschland-Ploetz. Deutsche September 2012. Geschichte zum Nachschlagen, Freiburg/Würzburg 71 Müller, Industriezeitalter, S. 26. 1991, S. 156. 72 Müller, Industriestandort. 90 Dreiländermuseum Lörrach (Hg.): Revolution im Dreiländereck 1848/1849, Begleitheft zur Ausstellung, 73 Müller, Peter Christian: Mit der Fähre Fabrik. zur Lörrach 2013, S. 10. Essay, Bad Säckingen o. J. (privates Dokument). 91 Hecker, Friedrich: Die Erhebung des Volkes in 74 Müller, Industriezeitalter, S.31. Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848, Basel 75 Schwäbel, Xaver: Der Dichter Georg Herwegh mit 1848, S. 93. der «Deutschen Demokratischen im Legion» 92 Ebda. Revolutionsjahr 1848 in Baden, in: Beiträge zur Volkskunde in Baden-Württemberg 1997, S. 169 f. 93 Ebda. 76 Müller, Andreas: Geschichte der politischen Presse 94 Bocks, Habich, S. 123. Das 19. im Aargau. Jahrhundert, Beiträge zur Aargau- 95 Dreiländermuseum, Revolution, S. 10. er Geschichte Bd. 9, Aarau 1998, S. 316 f. 96 Wie Anm. 82, S. 5. 77 Herzog, Walter: Zeit-Ung Die turbulente - 97 Anfangszeit der Presse in Rheinfelden (1843 bis 1888), Struve, Amalie: Erinnerungen aus den badischen in: Rheinfelder Neujahrsblätter 2000, S.43 f. Walter Freiheitskämpfen, 1859, in: Heftiges Feuer. Herzog ist heute Geschäftsführer der Neuen Frickta- Die Geschichte der badischen Revolution 1848, erzählt ler Zeitung AG. Diese Zeitung besteht seit 1861, als von Amalie und Gustav Struve, Nachdruck sie unter dem Namen Volksstimme zum ersten Mal der Originalausgaben Bern 1849 und Hamburg 1850, Br. S. erschien. Damals war sie Vorkämpferin der Bözberg- Freiburg i. 1998, 35. bahn, die das Fricktal mit den Schweizer Landesteilen 98 Lutz, Frickthal, letzte Seite. südlich des Juras verbindet. "Bröchin, Ernst: Kulturhistorische Rheinfelder Chronik, 78 Ebda, S.44. Rheinfelden 1944, S. 89.

79 Ebda, S.45. 100 Schib, Rheinfelden, S. 375. 80 Ebda., S.46. 101 Von Struve, Heinrich: Ein Lebensbild. Erinnerungen 81 Müller, A., Presse, S. 316 f. u. 409. aus dem Leben eines Zweiundachtzigjährigen in der alten und neuen Welt, Leipzig 1895, Ende Kapitel 82 Gustav von Struve bestand vor dem Schwurgericht XIV. in Freiburg i. Br. bei der Gerichtsverhandlung vom 102 20. März 1849 darauf, Gustav Struve (ohne Solbad, Erholungsstation und Luftkurort, in: Bwie- Basel, Sonderheft «Kurzentrum Rheinfelden», Basel Adelsprädikat) zu heissen. Siehe: Verhandlungen gegen Gustav Struve u. Karl Blind vor dem Schwurgerichte Frühjahr 2009, S. 6. zu (Begonnen den 20. März), 103 Von Struve, Lebensbild, Anfang Kapitel XV, S. 234. Freiburg i.Br. 1849, S.5. 104 Schob, Kathrin/Gottschall, Ute W.: Der Rhein und 83 Bocks, Wolfgang: Dr. Karl Ludwig Habich - ein 1848er die Waldstädte, in: Rheinfelder Neujahrsblätter 2003, Revolutionär, in: Rheinfelder Neujahrsblätter 2002. S. 104. Zum Grand Hôtel vgl. Schob Rohner, Kathrin: 84 Frei, Alfred Georg (Hg.) /Asche, Susanne: Friedrich Das Grand Hôtel des Salines, in: Rheinfelder 2008. Hecker in den USA: eine deutsch-amerikanische Spu¬ Neujahrsblätter

91 105 Ebda.

106 Ebda.

107Reiss, Ansgar: Radikalismus und Exil: Gustav Stru- ve und die Demokratie in Deutschland und Amerika, in: Transatlantische Historische Studien 15, Stuttgart 2004, S.40 f. 108 Bocks, Habich, S. 128. 109 Wieland, Karl: Geschichte und Entwicklung des Salmenbräu, in: Rheinfelder Neujahrsblätter 2001, S. 19.

110 Bocks, Wolfgang: Das alte und neue Flusskraftwerk in Rheinfelden, in: Vom Jura zum Schwarzwald 2009.

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