Neue Grenzen am fricktalisch-badischen Hochrhein im 19. Jahrhundert - die Geschichte einer jungen Grenzregion Autor(en): Stalder, Michaela Objekttyp: Article Zeitschrift: Vom Jura zum Schwarzwald : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz Band (Jahr): 88 (2014) PDF erstellt am: 11.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-747361 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Es das letzte linksrheinische war 9 c t c f t M n Besitztum Österreichs: Ein rund 315 35töge burdj belne Sl&tretung an bie 6cbweij Quadratkilometer grosses Fleckchen Erde, Weber ©enitjj beinet? ©liicU, ju bem bidibte 3la» das sich, eingebettet zwischen Jura und tut in beinet Cage bilbcte, gefiebert werben, Schwarzwald, an das linke Hochrheinufer gjtôgejf bu in frieblic&er Bereinigung mit beinen web schmiegte. Um 1800 zählte es 17760 neuen Brubertt bie Orbnung liebgewinnen, unb bet ßdjweij »lebet aufhelfen foil, Seelen oder 3372 Familien1, die sich auf die bit beine neuen Berbâltniffe baé febauber» Städte gjtogen die beiden Laufenburg und Rhein- bafte Sfnbenfeit an beine harten ßcbitffaletu felden und die gegen fünfzig Dörfer und bit tertiigen unb mit bem $ortf(britte ter 3ei» Weiler verteilten. Der Marktort Frick ten and) bie Siebe jum republifanifeben 6t)jlem verlieh dieser Landschaft den Namen unb bie Stnbânglicbfeit an îeiB 3lad)fommen« werben. Fricktal. Seit Jahrhunderten waren seine f(baft feutiget biebern (Schwei« Einwohner durch drei Rheinbrücken mit Sann ifi bet SBunfcl) jebeé ierS erfüllt. i ihren Landsleuten im vorderösterreichischen Breisgau verbunden. gute. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entschloss sich der im benachbarten Erkundungsreise durch das schweizerischen Baselbiet in Läufelfingen 19. Jahrhundert am Hochrhein lebende Pfarrer Markus Lutz, über eben- Die folgenden Seiten sind eine dieses vorderösterreichische Gebiet Fricktal Erkundungsreise durch das 19. Jahrhundert am ein Buch zu verfassen, als Beitrag zur Hochrhein. Das Ziel der Reise ist es, zu näheren Kenntnis einer mit Helvetien befreundeten erfahren, ob die Wünsche und Hoffnungen, nachbarlichen Landschaft2. In dieser die Pfarrer Markus Lutz 1801 zur Zukunft Zeit wurde das Fricktal von französischen des Fricktals geäussert hatte, sich am Ende Truppen besetzt, und als Pfarrer Lutz 1801 des 19. Jahrhunderts verwirklicht haben. sein Buch beendete, war dieser Teil der Dabei gilt das Augenmerk zwar Österreichischen Vorlande durch den Frieden insbesondere dem schweizerischen Fricktal von Lunéville in den Besitz Napoleons und dessen Identitätsfindung im neuen gekommen, der ihn der Helvetischen Republik Staat, allerdings wird die Entwicklung der überliess. So schloss Markus Lutz sein grenzüberschreitenden Beziehung mit den Werk mit den folgenden Worten: badischen Nachbarn speziell ausgeleuch- 65 tet. Denn geschichtlich, wirtschaftlich und Nationalstaat geprägt3. Dies ist seit der Zeit gesellschaftlich bildete die Bevölkerung der Nationalstaatenbildung im 19. beider Seiten des Rheins eine Einheit, bis Jahrhundert der Fall, als die identitätsstiftende das Fricktal durch den Verlauf der Geschichtsschreibung für den Zusammenhalt napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. innerhalb eines Staates bisweilen nötig Jahrhunderts schliesslich staatsrechtlich von wurde. Gerade für einen äusserst heterogenen der rechten Hochrheinseite abgetrennt und Staat wie die Schweiz schien dies der Schweiz zugewiesen und bald darauf wesentlich. Just diese nationalen Grenzen der rechtsrheinische Teil 1806 dem gilt es jedoch auf den vorliegenden Seiten Grossherzogtum Baden einverleibt wurde. In teilweise zu überwinden. Denn, wie der Folge kam die Region ins Spannungsfeld hier noch aufgezeigt werden wird, sind zweier unterschiedlicher Staaten. Die die grenzüberschreitenden Verflechtungen Auswirkungen dieser politischen Umstände für den Verlauf der Geschichte einer auf die wirtschaftliche, infrastrukturelle Grenzregion von hoher Bedeutung und und kulturelle Situation der fricktalisch- deswegen unbedingt in Betracht zu badischen Region im ersten Jahrhundert ziehen. Allerdings halten sich geistes- und nach der Trennung sollen auf den geschichtswissenschaftliche Publikationen kommenden Seiten aufgezeigt werden. in diesem Bereich bisher sprichwörtlich in Schlussendlich soll beantwortet werden, Grenzen. Vielfach nehmen sie ausschliesslich ob das Fricktal in seiner Lage, sowohl als auf das eine oder auf das andere Land Grenz- als auch als Hochrheinregion, sich Bezug. Es sind vor allem ältere Quellen, im neuen Staat entfalten konnte, ob es zu die sich mit der grenzüberschreitenden einer mentalitätsmässigen Annäherung an Thematik befassen. Zwölf Jahre vor dem die Schweizer Landsleute gekommen ist Zweiten Weltkrieg schrieb Erich Dietschi und ob die Zugehörigkeit zur Schweiz der an der Universität Basel eine Dissertation Fricktaler Bevölkerung zu einem besseren zu den handelspolitischen Beziehungen Lebensstandart verholfen hat. Auch auf die zwischen der Schweiz und Deutschland Frage, ob im Fricktal die Liebe zum in der Zeit der Entstehung des Deutschen republikanischen System aufkommen konnte, und die Zollvereins.4 1936 publizierte der Schweizer Anhänglichkeit an Teils Nachkommenschaft Historiker Werner Näf eine feuriger wurde, wie es Pfarrer Lutz vor über Aufsatzsammlung mit dem Titel «Deutschland 200 Jahren formuliert hatte, sollte sich auf und die Schweiz in ihren kulturellen und den folgenden Seiten eine Antwort finden. politischen Beziehungen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts». Nach Staatsgrenzen in der globalisierten Welt dem Krieg scheint das allgemeine Interesse von heute an einer gemeinsamen Geschichte mit In der heutigen sogenannt globalisierten Deutschland vorerst auf Eis gelegt worden Welt des 21. Jahrhunderts sind die zu sein. Die Zollgrenzen waren durch den Staatsgrenzen zwischen den Nationen nicht Krieg undurchlässiger geworden. Erst seit gänzlich überwunden, auch in der Mitte der 1990er Jahre werden die wissenschaftlichen Forschung nicht. Einige Binnengrenzen Europas langsam wieder abgebaut. Wissenschaften sind bis heute in einem Auch an der Schweizer Grenze sind hohen Masse deutlich durch ihr Verhältnis zum 2008 die Kontrollen gelockert worden. Es 66 mag an dieser Entwicklung liegen, dass die Siedlungs- und Kulturraum Hochrhein Neugier an grenzüberschreitender Thematik Historische Verflechtungen über den Rhein wieder zugenommen hat. Im Jahre 2006 Die Region am Hochrhein zwischen hat die deutsche Arbeitsgemeinschaft für Waldshut und Rheinfelden bildete schon geschichtliche Landeskunde am Oberrhein seit Jahrhunderten wirtschaftlich und e.V. mit Dr. Uri Robert Kaufmann ein Buch infrastrukturell eine Einheit. Funde am über die Wahrnehmung, Nähe und Distanz badischen Rheinufer belegen beispielsweise, zwischen der Schweiz und dem deutschen dass bereits die Römer am Hochrhein Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert Brücken erbaut hatten. 44 v. Chr. sollen sie die publiziert.5 Zwei Jahre später veröffentlichte Stadt Augusta Raurica gegründet haben. auch die Academic Press Fribourg ein Sicher ist, dass diese Stadt über zwei grösseres Werk von Josef Inauen über das Brücken verfügte. Das römische Strassennetz Verhältnis der Schweiz zu den drei war beidseits des Rheins angelegt; auch süddeutschen Staaten von 1815-1840.6 Die Fähren und Furten wurden benutzt, um letztgenannten Publikationen waren den Fluss zu durchqueren. Mit dem Inspirationsquellen für die vorliegende Arbeit. Abzug der Römer im 5. Jahrhundert verfielen Verzeichnis der Hammerschmiede und Schmelzöfen in Laufen¬ burg von 1568. (Stadtarchiv Laufen¬ burg CH) 67 zwar deren Gebäude, doch ihre Strassen Im Spannungsfeld der Grossmächte und Brücken konnten teilweise noch Wenngleich das habsburgische Gebiet jahrhundertelang benutzt werden.7 Bezeugt beidseits des Hochrheins wirtschaftlich ist, dass infrastrukturelle Verflechtungen verflochten war und sich auch kulturell über den Hochrhein auch im Mittelalter verbunden fühlte, so bedeutete die bestanden und damals vielleicht sogar Zugehörigkeit zu Vorderösterreich auch, dass ihre grösste Blütezeit erlebten. In dieser es über
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