Aus Dem Inhalt Ein „Schwarzer Tag“
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Amtsblatt 02_2004 24.02.2004 11:22 Uhr Seite 1 Herausgeber des Amtsblattes Stadt Wernigerode, Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann, Pressestelle Angelika Hüber, ¤ (03943) 654105 Harz Druckerei GmbH Das Amtsblatt erscheint monatlich Max-Planck-Straße 12, 38855 Wernigerode in einer Auflagenhöhe von 20000 Exemplaren. Tel. (03943) 5424-0 · Fax (03943) 542499 Kostenlose Verteilung im Stadtgebiet. Anzeigen (03943) 542427 Bezugsmöglichkeiten über den Verlag · Einzelpreis 0,70 €, zuzüglich Versandkosten. Nr. 2 Wernigerode, den 28. Februar 2004 Jahrgang 12 Ein „Schwarzer Tag“ für Wernigerode Gedenken an den 22. Februar 1944 – der Tag des Bombenangriffs auf die Stadt Wer selbst dabei war, kann am deutlichsten ermes- scheinbar unverletzter Bruder vier Wochen später. sen, was das Wort Krieg im 20. Jahrhundert be- Diese Erlebnisse haben bei dem damals 10jährigen deutet. Eindringlicher als es die Weltkriege getan Horst Scheffler tiefe Spuren hinterlassen und ihn in haben, können feindliche Auseinandersetzungen seinen politischen Ansichten stark geprägt. Immer mit all ihren schrecklichen Folgen nicht gezeigt wer- unbegreifbar waren für ihn das machtpolitische Fei- den. genblatt gewisser Regime von gerechten und un- Auch die Bürger der Stadt Wernigerode sind von gerechten Kriegen. Zur Illustration zitierte er Paul den Folgen des 2. Weltkrieges nicht verschont ge- Mommertz: Was vom Krieg zu halten ist, frage man blieben. Sie haben dieses Leid vor 60 Jahren direkt nicht die Generäle, sondern die Gefallenen. Denn erfahren müssen. jeder Krieg, so meint Henry Miller, ist eine Nie- Am 22. 2. 1944 bombardierte ein US-Bombenge- derlage des menschlichen Geistes, und seine Eltern, schwader das 1. Mal unsere Stadt. Von 14.02 Uhr weiß dazu Christian Morgenstern, heißen Schwach- bis 14.04 Uhr entluden 19 Flugzeuge eine ca. 50 sinn und Trägheit. Als Zeitzeuge sagte Horst Tonnen schwere tödliche Last. 192 Menschen ver- Scheffler ganz klar, dass die einen Krieg auslösen- loren im Hagel der 210 Sprengbomben ihr Leben. den oder eine Beteiligung anstrebenden Politiker Es wurden 67 Häuser total zerstört und ca. 400 wei- verantwortungslose Chaoten und Verbrecher gegen tere Gebäude beschädigt. die Menschlichkeit sind. 60 Jahre danach soll nun diesem Geschehen ge- Gerhard Rösike und Oberbürgermeister Ludwig dacht werden. Hoffmann enthüllten die Gedenktafel am Haus in Der Heimat- und Geschichtsverein und die Stadt der Breiten Straße 78. Wernigerode haben am 22. 2. 2004 einen Ge- denktag gestaltet. Mit dem Läuten der Glocken um Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann dankte den 14.02 Uhr (Stunde des Bombardements) wurde ei- Mitgliedern des Heimat und Geschichtsvereins für ne Gedenktafel am Haus Breite Straße 78 (ehemals die Initiative zur Gestaltung des Gedenktages. Hotel Zum Bären) enthüllt. „Je länger Krieg und Nationalsozialismus zurück- Dr. Horst Scheffler, der als 10jähriger den Bom- liegen, je weniger Zeitzeugen leben, je wichtiger benangriff nur knapp überlebte, schilderte ein- werden solche Gedenktage. Wir müssen dankbar drucksvoll das Geschehen. Während er im Vorder- dafür sein, dass es in Europa seit fast 60 Jahren kei- haus der Pfarrstraße 21 war, seien sein eineinhalb- nen Krieg mehr gegeben hat“ so Ludwig Hoffmann jähriger Bruder und seine Mutter in das Seitenge- weiter. Mit den Worten, dass es jedoch in der Welt bäude gelaufen, das kurz darauf von einer Bombe noch zu viele Bomben gäbe und deshalb heute und getroffen wurde. Horst Scheffler rannte über Trüm- in Zukunft daran gearbeitet werden müsse, dass un- mer zum Nachbarn um Hilfe für seine Mutter und Das Capitol-Kino und der Bankverein für Stadt und sere Kinder den Krieg nur aus Geschichtsbüchern seinen Bruder zu holen. Danach könne er sich an Landkreis Wernigerode eGmbH in der Burgstraße und der Arbeit für den Frieden kennen lernen, be- nichts mehr erinnern. Sein Vater der kurze Zeit spä- 1 und 1a nach dem Bombenangriff von 22. Fe- endete Wernigerodes Oberbürgermeister seine ter mit seinem Bus vom Umland in Wernigerode bruar 1944 (Foto: Else Querfurt) Worte. eintraf, brachte Mutter und Bruder sofort ins Kran- Die vom Harzmuseum gestalteten Bildtafeln im Foy- kenhaus. Jede Hilfe kam jedoch zu spät. Seine Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann und der Vor- er des Rathaussaales mit zeitbezogenen Fotos fand schwerverletzte Mutter starb am selben Tag, sein sitzende des Heimat und Geschichtsvereins Ger- großes Interesse. Am 3. März um 19 Uhr wird Fa- hard Rösicke enthüllten in Anwesenheit von etwa milie Oemler in einem Lichtbildervortrag den Luft- 100 Wernigeröderinnen und Wernigerödern die krieg im Harz von 1939 bis 1945 an Hand von hi- Gedenktafel am Haus in der Breiten Straße 78. storischen Bildern zeigen. Über 200 Besucher kamen um 15 Uhr in den Großen Saal des Rathauses zur Gedenkveranstal- tung. Das Streichquartett des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode, Texte der Mit- Aus dem Inhalt glieder der Schreibwerkstatt sowie Lieder mit Kla- vierbegleitung, gestaltet vom Landesmusikgymna- • Rathausnachrichten sium gaben der Gedenkveranstaltung den würdigen • Umleitung Altstadtkreisel Rahmen. Nachdem Peter Nüchterlein einige Wor- te zu den möglichen Hintergründen des Bombar- • Auftaktveranstaltung dements sprach, zeigte Hermann D. Oemler an 775-Jahr-Feier Hand von Dias die Auswirkungen des Bombenha- gels. „Diese Bilder sollen Gedenken, Erinnerung • Jugendseiten und Mahnung sein“ so Oemler in seinen einleiten- den Worten. Und das waren sie dann auch, zeigten •Öffentliche Bekanntmachungen Burgstr. 1 und 1a im Jahr 1942 sie doch das ganze Ausmaß der Zerstörung Werni- • Veranstaltungen (Foto: Walter Looke) gerodes. Amtsblatt 02_2004 24.02.2004 10:47 Uhr Seite 3 Wernigeröder Amtsblatt 02/04 3 Rathausnachrichten Sinkender Leerstand und Gleichstellungsbeauftragte Tatjana Jungjohann Wohnumfeldverbesserung im in den Ruhestand verabschiedet Harzblick Ein weiteres Arbeitsfeld der städtischen Gleichstel- Wohnungswirtschaft-Abend lungsbeauftragen war die Vorbereitung von Veran- am 3. Februar 2004 staltungen und Weiterbildungen für Frauen sowie die Unterstützung und Einflussnahme in frauenre- Auf gemeinsame Einladung von GWW und WWG levanten Fragen in enger Zusammenarbeit mit zu- fand bereits der 5. wohnungswirtschaftliche Abend ständigen Ämtern, Organisationen und Vereinen. in Wernigerode statt. Neben Vertretern der Politik Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann würdigte in und Wohnungswirtschaft in Stadt und Landkreis seinen Abschiedsworten die Verdienste und dankte Wernigerode waren der Staatssekretär im Ministe- Frau Jungjohann für ihre engagierte Arbeit. rium für Bau und Verkehr Herr Dr. Gottschalk und Tatjana Jungjohann wird sich auch in Zukunft eh- die Verbandsgeschäftsführer des Verbandes der renamtlich für Frauen einsetzen. Zunächst aber Wohnungsgenossenschaften und der Wohnungs- nutzt sie die freie Zeit für die Familie und vor allem wirtschaft aus Magdeburg gekommen. für ihre zwei Enkelkinder. (hü) Geschäftsführer Helmut Porsche und Vorstand Chri- stian Linde berichteten vorab über ein erfolgreiches Jahr 2003, in den in einigen Bereichen sogar sin- Nationalparkbeirat kende Leerstände registriert werden konnten. Sie Hochharz für Wernigerode führten dies auf die gute wirtschaftliche Entwick- lung in Wernigerode zurück. Andererseits wurde als Verwaltungssitz deutlich, dass Mieter ohne Arbeitseinkommen über längere Zeiten auch bei den Mietzahlungen immer In der 4. Sitzung des Nationalparkbeirates Hoch- größere Probleme bekommen. Eine Diskussion über harz berieten die Mitglieder u.a. den Sitz der Na- Abrissmaßnahmen in den großen Wohngebieten Im Januar wurde die Gleichstellungsbeauftragte der tionalparkverwaltung des künftigen gemeinsa- steht mittelfristig nicht, wohl aber die Notwendig- Stadt Wernigerode Tatjana Jungjohann in den Ru- men Nationalparks. Nach umfassender Diskussi- keit zur Weiterentwicklung. hestand verabschiedet. Seit dem Jahr 1991 setzte on einigten sich die Mitglieder des Beirates da- Schwerpunkt ist die Aufwertung des Wohnumfeldes sich die Maschinenbauingenieurin für die Rechte hingehend, dass Wernigerode die besten Voraus- im „Harzblick“, die im Zusammenhang mit den Vor- der Frauen in Wernigerode ein. Im Lauf ihrer Tätig- setzungen für den Verwaltungssitz bietet. Ober- bereitungen für die Landesgartenschau noch in keit wandten sich viele Frauen mit ihren Sorgen und bürgermeister Ludwig Hoffmann erläuterte, dass 2004 neu anläuft. Staatssekretär Dr. Gottschalk zeig- Problemen an Tatjana Jungjohann, die immer in Wernigerode sowohl ein Verwaltungsgebäude te sich erfreut über die Entwicklung in Wernigero- bemüht war mit den Frauen gemeinsam Lösungen für die Nationalparkverwaltung als auch das not- de und betonte, dass Landesinteresse an der Lan- zu finden. Sie hat in den letzten 13 Jahren die städ- wendige Umfeld wie bspw. Tagungsräume und ei- desgartenschau 2006 und der damit einhergehen- tische Gleichstellungsstelle zu einer Institution für ne gut ausgebaute Infrastruktur vorhanden sind. den Maßnahmen des „Stadtumbau-Ost“. Ein inten- Frauen entwickelt, die Hilfe in Konfliktsituationen, Dies sei auch ein Grund dafür, dass der Natio- sives Gespräch machte die Bedeutung des Woh- bei Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und bei häusli- nalparkbeirat Hochharz Wernigerode als Verwal- nungsmarktes für die Gesamtentwicklung unserer cher Gewalt suchten. Dabei nutzte Tatjana Jungjo- tungssitz eines gemeinsamen Nationalpark Harz Stadt, aber gerade auch der Altstadt deutlich. hann auch die Zusammenarbeit mit Frauenvereinen empfohlen habe. (Heinrich) und sozialen Vereinen. Freiwillige Feuerwehren der Stadt und der Ortschaften