ALR-Umbruch Nr. 46 komplett 15.12.2012 15:27 Uhr Seite 1

Termine Themen Texte

Heft 4755 – DezemberJanuar 2017 2012

Herausgegeben von der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. Impressum Herausgeberin: Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. Hermann-Josef Thoben (V.i.S.d.P.)

Geschäftsstelle: Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek Telefon: 0 43 47 - 704-800 Fax: 0 43 47 - 704-809 E-Mail: [email protected] Internet: www.alr-sh.de Redaktion: Ines Möller Gestaltung des Titelblattes: Ines Möller (ALR) Druck: Heider Offsetdruckerei Pingel-Witte

Die Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. 1. Hermann-Josef Thoben, Vorsitzender 2. Jörg Bülow, stellvertretender Vorsitzender und Hauptgeschäftsführer des SHGT (Gemeindetag) 3. Dr. Aloys Altmann, Präsident des Bundes der Steuerzahler Schleswig-Holstein 4. Tim Brockmann, Geschäftsführer von Handwerk S.H e.V. 5. Kirsten Eickhoff-Weber, MdL 6. Birgit Feddersen 7. Dr. Jörn Klimant, Landrat in Dithmarschen 8. Friedemann Magaard, Pastor und Geschäftsführer des Christian-Jensen Kollegs, Breklum 9. , MdL 10. Stephan Richter, ehem. Chefredakteur shz

Editorial TTT Januar 2017

EDITORIAL

Liebe Mitglieder haben ihren Standort im ländlichen und Freunde der ALR, Raum. Das gilt insbesondere auch mit großer Dankbarkeit blicke ich für gute Beispiele im Bereich der In- zurück auf mein erstes Jahr als Vor- tegration von Flüchtlingen und Mig- standsvorsitzender der Akademie für ranten. die Ländlichen Räume Schleswig- An dieser Stelle möchte ich mich Holsteins e.V.. besonders bedanken bei dem Be- Besonders dankbar bin ich den vie- gleitgremium der von uns in Auftrag len Menschen, ob als Mitglied im gegebenen - mit Mitteln des MELUR Vorstand und den übrigen Gremien geförderten – Expertise „Neue Nach- der ALR, ob als Mitglied des Ver- barn – Zusammenleben im ländli- eins, Teilnehmer an unseren Veran- chen Raum“. Die Ergebnisse werden staltungen, Gesprächspartner hier wir voraussichtlich Ende März 2016 in Schleswig-Holstein oder auf ver- mit konkreten Empfehlungen für die schiedenen bundesweiten Bühnen. zukünftige Integrationsaufgabe in Ich habe den Eindruck, dass das den ländlichen Regionen präsentie- Spektrum der Themen zu den länd- ren. Schon heute können wir feststel- lichen Räumen in Deutschland aber len, dass in vielen Dörfern die bereits auch im benachbarten Dänemark vorhandenen ehrenamtlichen Poten- in der Gesellschaft derzeit deutlich tiale durch den Zuzug der „Neuen größer wird. Indizien hierfür sind Nachbarn“ deutlich stärker genutzt die weltweit wachsenden Hinwei- werden können. Insbesondere freue se auf die gesamtgesellschaftliche ich mich darüber, dass viele Men- Bedeutung der ländlichen Regionen schen in unseren Dörfern und klei- sowohl im politischen Diskurs als nen Städten diese Veränderung eher auch in der Berichterstattung in den als Chance denn als Risiko ansehen. Medien. Wir werden diese Stärken der länd- Für mich persönlich war in dieser lichen Räume bei der Bewältigung Hinsicht die Diskussion um die Lan- neuer Herausforderungen noch stär- desentwicklungsstrategie (LES) sehr ker in den Mittelpunkt unserer zu- bedeutend. Viele dort genannte gute künftigen Medienarbeit stellen. beispielhafte Projekte (best practice) Unsere aktuelle Teilnahme bei der

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Internationalen Grünen Woche (vom ellen Themen der ALR, zur Vielfalt 20. bis 29. Januar 2017) in der Hal- unserer Aufgaben und nicht zuletzt le „Lust aufs Land“ im Auftrag des zu aktuellen Themen unter „Europa Bundesministeriums für Ernährung aktuell“. und Landwirtschaft (BMEL) ist eine Besonders bestärkt in der Bewäl- dafür besonders geeignete Plattform. tigung unserer Aufgaben fühle ich Wir wollen in Berlin in enger Zu- mich durch die sehr erfolgreiche Mit- sammenarbeit mit dem brandenbur- gliederversammlung am 15.12.2016 gischen „Forum ländlicher Raum“ mit anschließendem Parlamentari- die Standortvorteile der ländlichen schen Abend im Landeshaus Kiel. Räume für ein gesundes Leben zei- Der bei dieser Gelegenheit herausge- gen. Ein besonderes gemeinsames gebene Tätigkeitsbericht 2016 zeigt Anliegen ist es uns, innovative Bei- die speziell durch unsere Geschäfts- spiele für mehr Gemeinschaft, gute stelle geleistete Arbeitsmenge in Bildung, aber auch für eine nachhal- höchster Qualität. tige wirtschaftliche Entwicklung auf- zuzeigen, bei der neue Entwicklun- Besonders freue ich mich auf die gen unter Einbeziehung der digitalen Zusammenarbeit mit dem neuen Medien von besonderer Bedeutung Vorstand, der in 8 Positionen auf- sind. Wir werden mit dem sozialen grund Wiederwahl unverändert ist Projekt des Circus UBUNTU aus und mit der Landtagsabgeordneten Horst im Kreis Steinburg auf der Kirsten Eickhoff-Weber (Sprecherin Landschaubühne der Agrarsozialen der SPD-Fraktion für Agrarpolitik Gesellschaft (ASG) an allen Tagen und ländliche Räume) und Stephan in Berlin ein herausragendes Beispiel Richter (ehemaliger Chefredakteur für gelungene Inklusion zeigen, das des Schleswig-Holsteinischen Zei- die Besucher wieder – wie im letzten tungsverlages) um zwei Personen Jahr – in einer ganz besonderen Wei- ergänzt wurde, die aufgrund ihrer se berühren wird. Die strahlenden Kompetenzen die bisherige erfolg- Gesichter der Kinder und Jugendli- reiche Vorstandsarbeit wesentlich chen und das ermutigende „Hepp“ bereichern werden. Der langjährigen am Ende eines jeden Auftritts von Vorsitzenden der Akademie und nun morgens 10.00 Uhr bis abends 18.00 leider aus dem Vorstand ausgeschie- Uhr sind einzigartige Symbole für denen Helga Klindt danke ich für moderne ländliche Regionen, die ihren stets engagierten und sachver- ständig über sich hinauswachsen. ständigen Einsatz für die Belange der In diesem Heft finden Sie noch viele ländlichen Räume und für die kons- weitere gelungene Beispiele zu aktu- truktive und vertrauensvolle Zusam-

4 Editorial TTT Januar 2017 menarbeit. Der Vorstand und die Ge- eine E-Mail oder rufen Sie uns an. schäftsstelle werden sie vermissen Wir sind auf Ihre Meinung angewie- und hoffen auf ein künftig weiteres sen, um ständig besser zu werden. enges Miteinander. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Jetzt wünsche ich Ihnen eine ertrag- ein neues Jahr 2017, das Sie erleben reiche Lektüre unseres TTT, das wie mögen in Gesundheit, Dankbarkeit immer von Ines Möller aus unserer und Zufriedenheit. Geschäftsstelle mit großem Engage- ment redaktionell betreut wird. Ihr Gerne appelliere ich bei dieser Ge- legenheit an Sie, uns Ihre Meinung Hermann-Josef Thoben zum TTT mitzuteilen. Schicken Sie Vorsitzender der ALR

5 TTT Januar 2017 Inhaltsverzeichnis

Editorial...... 3 Termine...... 7 Themen Flüchtlinge aufs Land? Migration und Integration im ländlichen Raum ...... 14 2. Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume 2016 ...... 17 „500 LandInitiativen“ - Bundesweites Programm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ...... 18 Neues Infoportal „Zukunft.Land“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ...... 19 Regionalität fällt nicht vom Himmel! Regionalbewegung fordert Bundesprogramm Regionalvermarktung ...... 19 „MarktTreff bleibt ein lernendes Projekt – das ist unsere Stärke“ Interview mit Christina Pfeiffer (MELUR)...... 21 Neue Abteilung für ländliche Räume im Bundeslandwirtschaftsministerium...... 22 Neue Fördermaßnahmen zur Stärkung der Grundversorgung auf dem Land ...... 23 Weiterentwicklung der ländlichen Gebiete auf den Erkenntnissen des Zukunftsprogramms Ländlicher Raum SH ...... 24

Aus der Arbeit der Akademie Qualifizierung von Geflüchteten durch die Handwerkskammer ...... 28 Informationsbörse Klimawandel und Energie in Rendsburg...... 30 Nahversorgung im Wandel...... 32 Wo bleiben die Ausgleichsgelder?...... 34 NORLA 2016...... 38 70 Jahre Schleswig-Holstein – Landesjubiläum in Eutin...... 40 Neuer Vorsitz bei der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG)...... 41 Mitgliederversammlung ALR e.V. im Landeshaus Kiel...... 42 Parlamentarischer Abend: Projekt „Neue Nachbarn – Zusammenleben im ländlichen Raum“...... 43 Flüchtlingskonferenz 2016 in Lübeck...... 46 „Wege mit Aussichten“ – Ausbaubeiträge für Straßen und Wege: Neuer Leitfaden für Kommunen...... 48

Europa Aktuell Botschaftergespräch Slowakei - Spannende Diskussion über Europäische Flüchtlingspolitik ...... 50 12 neue Projekte der Aktion „Neue Wege in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“ starten ab Januar 2017...... 50 Bildungsförderung, die beim Bürger ankommt: Der Weiterbildungsbonus Schleswig-Holstein...... 51 FORCE – Neue Konzepte zur Abfallvermeidung und -Behandlung...... 52

Literaturtipps ...... 53

Text Räumliche Gerechtigkeit – Ein Thema für Landentwickler und sonstige Geodäten?!...... 58

Adressenverzeichnis der Veranstalter ...... 70

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Termine TTT Januar 2017

TERMINE

Veranstaltungen der ALR finden SieSie immer aktuellaktuell im Internet unterunter wwwwww.alr-sh.de/Veranstaltungen..alr-sh.de/Veranstaltungen Die Adressen der Veranstalter befinden sich am Ende dieser Ausgabe.

Januar 2017 Messe 20. - 29.01. Internationale Grüne Woche Berlin Ausstellung der Ernährungs- und Landwirtschaft sowie des Gartenbaus Ort: Messedamm Berlin

Veranstaltung 26. 01. Zukunftsforum ländliche Entwicklung „Veränderte Lebensstile und Mobilitäten: Neue Wohnformen im Ländlichen Raum“ Begleitveranstaltung IGW Ort: Berlin, Messezentrum ICC, City Cube Berlin Veranstalter: ARGE Ländlicher Raum

Februar 2017 Seminar 10.02. Alte Kulturtechniken neu erlebt Ort: Redderhof, Hohenesch 18, 25560 Pöschendorf Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) Flintbek Leitung: Dr. Jürgen Golz, Pöschendorf, Bettina Watermann, (BNUR) Teilnahmebeitrag: 45,– Euro zzgl. Verpflegung

7 TTT Januar 2017 Termine

Seminar 15.02. Energie- und Klimaschutzmanagement in Kommunen Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) Flintbek Veranstalter: BNUR in Kooperation mit MELUR und IB-SH Leitung: Alexandra Oboda (Investitionsbank Schleswig-Holstein) Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Veranstaltung 27.02. Perspektiven für den Ökolandbau – Ökologische Landwirtschaft traditionell und modern Ort: Halle der Landwirtschaftskammer in Rendsburg, NORLA Gelände Veranstalter: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes SH (MELUR) Leitung: Doris Neuschäfer (MELUR)

März 2017 Seminar 01.03. Mit Natur gewinnen – Naturausstattung und regionale Wertschöpfung Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) Flintbek Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek (BNUR) Leitung: Anne Benett-Sturies (BNUR) Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Seminar 03. - 04.03. Europas Grenzen – Festung Europa: Hat die Europäische Flüchtlingspolitik eine Zukunft Ort: Akademie Sankelmark Veranstalter: Europäische Akademie S-H in Kooperation mit der Akademie Sankelmark Leitung: Dr. Heiko Hiltmann, Dr. Christian Pletzing Teilnahmebeitrag: 93,– € im EZ

8 Termine TTT Januar 2017

Seminar 09.03. Zukunft Dorf – Bürgerbeteiligung auf dem Prüfstand Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) Flintbek Veranstalter: Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. Leitung: Torsten Sommer, Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V., Andrea Weigert, Bildungs- zentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Seminar 23.03. Halbzeit in der EU-Strukturförderung 2014-2020 – Welches Zwischenfazit zieht Schleswig-Holstein? Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) Flintbek Veranstalter: Europa-Union Deutschland Leitung: Lisa Kühn, Europa-Union Deutschland Landes- verband Schleswig-Holstein e. V., Europe-Direct Informations- zentrum Kiel

Veranstaltung 29.03. Naturerlebnisangebote in Mittelholstein – Touristiker treffen Naturerlebnisanbieter zu Saisonbeginn Ort: Café-Restaurant Am Boxberg, Aukrug Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek in Kooperation mit: Lokale Tourismusorgani- sation Mittelholstein, Rendsburg, Naturpark Aukrug, Naturpark Westensee, Stadt Neumünster Leitung: Bettina Watermann (BNUR), Monika Heise (Lokale Tourismusorganisation Mittelholstein)

April 2017 Seminar 04.04. Wie sichern Kommunen ihre Rechte? Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek

9 TTT Januar 2017 Termine

Veranstalter: BNUR in Kooperation mit: Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V., Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag Leitung: Andrea Weigert, Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Seminar 26.4. Was tun gegen Lärm? Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: BNUR in Kooperation mit: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume SH (MELUR) Leitung: Ludger Gliesmann (LLUR), Alexander Brückner (MELUR) Teilnahmebeitrag: 45,– € zzgl. Verpflegungskosten

Seminar 27.04. Digitalisierung – mehr als schnelles Internet Die Dimensionen der Digitalisierung ländlicher Räume Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: BNUR in Kooperation mit: Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. Leitung: Torsten Sommer, Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e. V., Flintbek, Andrea Weigert, Bildungs- zentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Mai 2017 Seminar 09.05. Zukunft auf dem Land durch partnerschaftliches Engagement Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek

10 Termine TTT Januar 2017

Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) in Kooperation mit der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. (ALR) Leitung: Torsten Sommer (ALR), Andrea Weigert (BNUR) Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Seminar 10.05. Die Schritte der kommunalen Wärmeplanung Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume in Kooperation mit: MELUR, IB.SH Leitung: Alexandra Oboda (IB.SH) Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Seminar 22.05. Akteure im ländlichen Raum – Wer macht was, für wen und wie kann ich es für mich nutzen? Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume in Kooperation mit der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. Leitung: Anne Benett-Sturies (BNUR), Bruno Ophey (ALR) Teilnahmebeitrag: 22,50 €

Juni 2017 Seminar 8.6. Bürgerbeteiligung gut auf den Weg bringen – wie geht das? Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume Leitung: Irmela Feige (Moderation, Supervision, Mediation, Hamburg) Teilnahmebeitrag; 120,– € zzgl. Verpflegungskosten

11 TTT Januar 2017 Termine

Seminar mit Exkursion 16. - 18.06. Die Eider – eine Flusslandschaft erleben Ort: Akademie Sankelmark Veranstalter: AkademieSankelmark Leitung: Dr. Heiko Hiltmann Teilnahmebeitrag ca. 234,– € im EZ

Seminar 26.06. Anpassung an den Klimawandel – Was können die Kommunen leisten? Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume in Kooperation mit dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume SH (MELUR) Leitung: Dr. , Norbert Hölcker (beide MELUR) Teilnahmebeitrag: 45,– € zzgl. Verpflegungskosten

Juli 2017 Seminar 04.07. Plietschhuus, Primarhaus und Co. – Perspektiven für Kindergärten, Grundschulen und Bildungszentren im ländlichen Raum Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek Veranstalter: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume in Kooperation mit der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V., Ministerium für Energie- wende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume SH (MELUR), Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen S-H ((IQSH) Leitung: Andrea Weigert, (BNUR) Teilnahmebeitrag: 45,– € zzgl. Verpflegungskosten

12 Termine TTT Januar 2017

Seminar mit Exkursion 04. - 06.07. Faszination Leuchtturm: Die schönsten Leuchttürme in Schleswig-Holstein Ort: Akademie Sankelmark Veranstalter: Akademie Sankelmark Leitung: Dr. Heiko Hiltmann Teilnahmebeitrag: 234,– € im EZ

Tagung mit Exkursion 07. - 09.07. Die Königsau: Natur, Kultur, Geschichte Ort Akademie Sankelmark Veranstalter: Europäische Akademie Schleswig-Holsteins Leitung: Jörg Memmer Teilnahmebeitrag: 239,– € im EZ

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TTT Januar 2017 Themen

THEMEN

Flüchtlinge aufs Land? Migration und Integration im ländlichen Raum Das neue Integrationsgesetz, das die Integration im ländlichen Raum Bundesregierung im Mai 2016 be- Seit der Anwerbung von Arbeits- schlossen hat, soll den Zugang von kräften in den 1950er und 1960er Flüchtlingen zum Arbeits- und Aus- Jahren konzentriert sich die Bevöl- bildungsmarkt erleichtern, die An- kerung mit Migrationshintergrund gebote für Asylsuchende mit guter in den städtischen Ballungsräumen Bleibeperspektive verbessern sowie der westdeutschen Bundesländer die Chancen auf die Erteilung einer mit einem hohen Anteil an Indus- dauerhaften Niederlassungserlaub- trie, verarbeitendem Gewerbe und nis erhöhen. Für die kommunalen spezialisierten Dienstleistungen. Die Spitzenverbände ist vor allem die Daten des Mikrozensus 2013 zeigen, Einführung einer befristeten Wohn- dass 61 Prozent der Bevölkerung mit sitzzuweisung für anerkannte Flücht- Migrationshintergrund in städtischen linge bedeutsam, da sie sich dadurch Regionen, 27 Prozent in Regionen erhoffen, Integration besser steuern, mit Verstädterungstendenzen und durch Zuwanderung stark betroffe- 12 Prozent in ländlichen Regionen ne Kommunen vor Überforderung leben. Mehr als die Hälfte der Bevöl- schützen und die Entwicklung von kerung mit Migrationshintergrund sozialen Brennpunkten vermeiden (55,8 Prozent) lebt allerdings in Städ- zu können. In diesem Beitrag wer- ten und Gemeinden mit weniger als den Chancen und Grenzen einer In- 100.000 Einwohnern. Mit Bevölke- tegrationssteuerung durch die Wohn- rungsanteilen von 22,1 Prozent Men- sitzauflage vor dem Hintergrund des schen mit Migrationshintergrund in Forschungsstandes zu Zuwanderung Mittelstädten (20.000 bis 100.000 und Integration im ländlichen Raum, Einwohner), 15,6 Prozent in Klein- der Erfahrungen mit der Aufnahme städten (5000 bis 20.000 Einwohner) und Integration von Flüchtlingen in und 8,7 Prozent in Gemeinden (un- kleineren Städten und Gemeinden ter 5.000 Einwohner) sind Migration sowie der Debatte über demografi- und Integration in den vergangenen schen Wandel und regionale Planung Jahren zu einem prägenden Phäno- diskutiert. men und einer zentralen Herausfor-

14 Themen TTT Januar 2017 derung für die lokale Politik auch mit den entsprechenden Mitteln aus- kleinerer Kommunen geworden.[1] zustatten. Auf den ersten Blick scheinen die Die vielfältigen Potenziale, die Zu- Schwierigkeiten einer Integration in gewanderte mitbringen – wie Mehr- ländlichen Räumen zu überwiegen. sprachigkeit, berufliche Erfahrungen Auf der Grundlage der bisherigen und Qualifikationen, Engagementbe- Forschungen zu Integration im länd- reitschaft und interkulturelle Kom- lichen Raum lassen sich die Barrie- petenzen –, werden bislang nicht ren folgendermaßen bilanzieren:[2] systematisch für die Entwicklung In ländlichen Regionen ist es grund- von Kommunen in ländlichen Regi- sätzlich schwieriger, ein ausrei- onen erschlossen. chendes, bedarfsgerechtes und dif- Es gibt aber nicht nur Barrieren für ferenziertes Integrationsangebot zu die Integration in ländlichen Regi- gewährleisten – bedingt durch eine onen, sondern auch einige begüns- niedrigere Siedlungsdichte, größere tigende Faktoren, wie empirische räumliche Entfernungen und eine Studien belegen: Menschen mit Mi- geringere Zahl von Zugewanderten. grationshintergrund empfinden ihr Leben in ländlichen Regionen in der Die Selbstorganisation von Men- Regel nicht als schwieriger als Zu- schen mit Migrationshintergrund ist wanderer in großstädtischen Regio- in ländlichen Regionen geringer aus- nen. Die Entscheidung für ein Leben geprägt. Daher fehlen Migrantenor- in ländlichen Regionen hängt vor al- ganisationen als wichtige Ansprech- lem damit zusammen, dass ein eher partner und Multiplikatoren für eine ländlich geprägter Lebensstil bevor- kommunale Integrationspolitik, die zugt wird und berufliche Entwick- notwendig sind, um Bedarfe festzu- lungsmöglichkeiten vorhanden sind. stellen und Maßnahmen in die Com- In der Praxis gibt es durchaus erfolg- munities hineinzutragen. reiche Beispiele für die Niederlas- Kleine Städte und Gemeinden haben sung von Einwanderungsgruppen in aufgrund der geringeren Ausstattung ländlichen Gebieten. Beispielsweise mit Personal und finanziellen Res- finden sich in ländlichen Gebieten sourcen besondere Schwierigkeiten, Süddeutschlands und Niedersach- eine aktive und strategisch ausge- sens relativ viele Spätaussiedler, richtete Integrationspolitik sowie die dort seit den 1990er Jahren zu- dauerhafte Strukturen in der kommu- gewandert sind. In Niedersachsen nalen Integrationsarbeit auszubilden. haben sich große Gruppen kurdisch- Beispielsweise ist es für sie weitaus sprachiger Jesiden aus der Türkei an- schwieriger, die Stelle einer/s Integ- gesiedelt, die seit den 1970er Jahren rationsbeauftragten einzurichten und teilweise als Asylbewerber in der

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Bundesrepublik Zuflucht gefunden günstig auf die Integration auswir- haben.[3] Die dauerhafte Niederlas- ken, indem Alteingesessene und Zu- sung einzelner Zuwanderungsgrup- gewanderte im Alltag viel häufiger pen in ländlichen Regionen beruht aufeinandertreffen sowie miteinan- dabei auf mehreren begünstigenden der kooperieren, als dies in Groß- Faktoren: Die Neueinwanderer kön- städten der Fall ist. In den örtlichen nen auf bereits vorhandene familiä- Kindergärten und Schulen kommt es re und ortsbezogene Netzwerke zu- zu einer guten Durchmischung von rückgreifen, und sie sind beruflich Kindern aus den verschiedenen Her- weniger auf die Großindustrie hin kunftsgruppen. orientiert. Zumindest für die Spät- In kleinstädtischen Zusammenhän- aussiedler aus der ehemaligen Sow- gen kommt zivilgesellschaftlichen jetunion konnten die aufnehmenden Akteuren und Einrichtungen – also Kommunen vielfach staatliche För- ehrenamtlich Engagierten, Vereinen, derungen in Anspruch nehmen. Auch Kirchen und anderen Religionsge- sind die genannten Gruppen stark auf meinschaften – eine Schlüsselrolle den Erwerb von Wohneigentum aus- bei der Integration von Zugewander- gerichtet. In vielen Gemeinden und ten zu. Auch hier schafft die räum- Kleinstädten stand günstig Bauland liche Nähe weitaus mehr Kooperati- zur Verfügung, um in enger Nachbar- onsmöglichkeiten. schaft zueinander Eigenheime bauen Kommunale Integrationspolitik in zu können. Gemeinden und Kleinstädten ist sehr Die Überschaubarkeit des lokalen unterschiedlich ausgestaltet. Dies Raumes, die Nähe und Intensität des hängt von verschiedenen strukturel- Zusammenlebens können sich auch len Faktoren ab, insbesondere von

Auch in diesem Jahr sind wir auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin diesmal mit den Themen Bildung – Beteiligung - Gemeinschaft und freuen uns auf Ihren Besuch vom 20. bis zum 29. Januar in Halle 4.2 „Lust auf‘s Land“

16 Themen TTT Januar 2017 der Gemeindegröße sowie den de- Fußnoten mografischen und wirtschaftlichen 1.Vgl. Frank Gesemann, Gemeinsam ein neu- es Leitbild „Vielfalt“ entwickeln – Zuwande- Rahmenbedingungen. Aber auch die rung als Chance, in: Ländlicher Raum 4/2014, lokale Migrations- und Integrations- S. 26–29. 2. Die folgenden Aussagen beruhen im Wesentlichen auf den Ergebnissen eines geschichte – ob es bereits eine aktive Forschungs-Praxis-Projekts zu Integrations- Auseinandersetzung mit dem Thema potenzialen ländlicher Regionen im Struk- Zuwanderung gegeben hat – und der turwandel: Jutta Aumüller/Frank Gesemann, Integrationspotenziale ländlicher Regionen im Umstand, ob es vor Ort verantwortli- Strukturwandel, Darmstadt 2014. Siehe auch che Politikerinnen und Politiker gibt, Gesemann (Anm. 1). 3.Vgl. Aumüller/Gese- die das Thema zu ihrem Anliegen mann (Anm. 2), S. 125 f. machen und in Verwaltung und Ge- Quelle: Jutta Aumüller, Frank Gesemann (Autoren), Bundeszentrale für Politi- meinwesen vorantreiben, sind wichti- sche Bildung (Hrsg.) „Aus Politik und ge Einflussgrößen für die Gestaltung Zeitgeschichte“ Heft 46/47 2016, Bonn, von Integration im ländlichen Raum. 11.11.2016

2. Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume 2016 Das Bundeskabinett hat den vom heute auf Augenhöhe mit den Metro- Bundesminister für Ernährung und polen. Die Nähe zur Natur und das Landwirtschaft vorgelegten Zwei- Zusammenleben in kleinen Orten ten Bericht der Bundesregierung zur bietet für viele Menschen hohe Le- Entwicklung ländlicher Räume be- bensqualität. Auch wegen steigender schlossen. Immobilienpreise und Mieten ändert Dazu erklärt Bundeslandwirtschafts- sich der Blick auf die ländlichen Re- minister Christian Schmidt: „Wir gionen. Aber: Bei Wirtschaftskraft sind bei der Förderung der ländlichen und Daseinsvorsorge haben wir gro- Regionen seit dem letzten Bericht ße Unterschiede zwischen ländlichen 2011 einen großen Schritt vorange- Regionen. Es gibt zweifelsohne auch kommen. Wir haben Förderprogram- Regionen, die dem Fortschritt wei- me erweitert und neue geschaffen, ter hinterherhinken. Wir müssen uns Kompetenzen gebündelt und deut- deshalb noch stärker um die Regio- lich mehr Geld zur Verfügung ge- nen kümmern, die durch schrump- stellt. Mit den heutigen Strukturen fende Bevölkerung, Leerstand, können wir viel besser auf die Belan- ausgedünnte Grundversorgung und ge vor Ort eingehen. Dank Digitali- einem Mangel an attraktiven Unter- sierung und modernen Verkehrssys- nehmen und Arbeitsplätzen geprägt temen sind viele ländliche Regionen sind. Wir müssen deshalb unsere

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Aktivitäten in strukturschwachen € zur Verfügung, die Mittel des ländlichen Regionen verstärken. Bundesprogramms ländliche Ent- Unser Ziel bleibt das Streben nach wicklung (BULE) sind von 10 auf 55 Lebensumständen, die in der Ge- Mio. € in 2017 aufgestockt worden. samtbetrachtung zwischen Stadt und Quelle: Bundesministerium für Ernäh- Land vergleichbar Attraktiv sind.“ rung und Landwirtschaft (Hrsg.), Berlin, Hintergrund: Die Bundesregierung November 2016; Link: http://www.bmel. hat die Fördermöglichkeiten der Ge- de/SharedDocs/Downloads/Landwirt- meinschaftsaufgabe Agrarstruktur schaft/LaendlicheRaeume/Regierungs- und Küstenschutz (GAK) erweitert. bericht-Laendliche-Raeume-2016.html;j Für die zusätzlichen Fördermaßnah- sessionid=D1783307E91CADA5B93F9 men der GAK stehen 2017 40 Mio. 4620B1D709A.2_cid385

„500 LandInitiativen“ – Bundesweites Programm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Viele ländliche Regionen in Deutsch- Mit dem bundesweiten Programm land bieten gute Bedingungen für „500 LandInitiativen“ unterstützt die Integration von Flüchtlingen mit das Bundesministerium für Ernäh- Bleibeperspektive. Denn die Solida- rung und Landwirtschaft gezielt das rität in einer Dorfgemeinschaft kann Ehrenamt in ländlichen Regionen. Menschen, die ihre Heimat verlassen Das Programm richtet sich an Initi- mussten, Mut für einen Neuanfang ativen, die sich für die nachhaltige und gesellschaftlichen Halt geben. Integration geflüchteter Menschen Angesichts des demografischen im ländlichen Raum einsetzen. „500 Wandels bietet die Eingliederung LandInitiativen“ macht es möglich, der neuen Nachbarn auch Chancen wichtige Anschaffungen oder not- für die Regionen selbst – wenn In- wendige Ausgaben in überschauba- tegration gelingt, profitieren alle. rem Umfang zu tätigen, damit eine Viele Ehrenamtliche setzen sich Tag ehrenamtliche Initiative erfolgreich für Tag dafür ein, Geflüchteten die arbeiten kann. Zwischen 1.000 Euro Teilhabe am Dorfleben zu ermögli- und 10.000 Euro sind als Förderung chen und das Hineinwachsen in die für konkrete Projekte oder Anschaf- Gemeinschaft zu erleichtern. Die fungen möglich. Die Initiative ist Engagierten leisten unentgeltlich ei- Teil des Bundesprogramms Ländli- nen wichtigen Beitrag, um das nach- che Entwicklung. barschaftliche Zusammenleben zu Quelle: Bundesministerium für Er- fördern. Umso mehr kommt es jetzt nährung und Landwirtschaft; Ber- darauf an, nachhaltiges bürgerschaft- lin, 12/2016 Info unter: https:// liches Engagement zu unterstützen. www.500landinitiativen.de/

18 Themen TTT Januar 2017 Neues Infoportal „Zukunft.Land“ Etwa 90 Prozent der Fläche und Gemeinden, Wirtschaft, Vereine Deutschlands sind ländlich geprägt und Gruppen sowie Bürgerinnen und und mehr als die Hälfte der Bevöl- Bürger. kerung lebt auf dem Land. Während Das Infoportal Zukunft.Land macht die einen ländliche Regionen mit diese Vielfalt greifbar. Interaktive Natur, Ruhe, Kreativität und starken Karten geben detailliert Auskunft Netzwerken verbinden, herrschen über die Lage vor Ort, ausgewählte bei anderen Bilder von Abwande- Erfolgsgeschichten veranschauli- rung und schwacher Infrastruktur chen, wie sich Herausforderungen vor. mit Tatkraft und innovativen Ide- So vielfältig wie die Menschen und en bewältigen lassen und regen zur Landschaften, so unterschiedlich Nachahmung an. Gleichzeitig bün- sind Wirtschaftskraft, demografi- delt das Infoportal wichtige Hinter- sche Entwicklung, Infrastruktur und grundinformationen zu Fördermög- Kultur der ländlichen Regionen. lichkeiten für ländliche Regionen Und genauso vielfältig sind die He- und Orte und informiert über aktuel- rausforderungen und Chancen, die le Erkenntnisse und Erfahrungen aus mit der ländlichen Entwicklung ver- Forschung und Praxis. bunden sind. Hier gilt es, regional Quelle: Bundesministerium für Er- angepasste Lösungen für attraktive nährung und Landwirtschaft; Berlin, und lebenswerte ländliche Regionen 11/2016 Link: http://www.bmel.de/DE/ zu schaffen. Dafür müssen alle an Laendliche-Raeume/Informationsportal- einem Strang ziehen: Bund, Länder ZukunftLand/ZukunftLand_node.html

Regionalität fällt nicht vom Himmel! Regionalbewegung fordert Bundesprogramm Regionalvermarktung Um dem steigenden Bedürfnis der vermarktung. Darin waren sich die Verbraucher nach glaubwürdigen rund 200 Teilnehmer aus der Repu- regionalen Produkten Rechnung zu blik einig, die anlässlich des 8. Bun- tragen und Regionalvermarktungs- destreffens der Regionalbewegung initiativen die dafür notwendigen am 3. und 4. Juni in Hamburg die Rahmenbedingungen zu ermögli- breite Themenvielfalt der Regional- chen, fordert der Bundesverband der bewegung diskutierten. Regionalbewegung e.V. die Auflage Dem Thema „Regionalvermarktung“ eines Bundesprogramms Regional- kommt in der derzeitigen Bundes-

19 TTT Januar 2017 Themen agrarpolitik nicht der Stellenwert Unternehmen des Handwerks, der zu, den man angesichts der ver- bäuerlichen Landwirtschaft und der breiteten Praxis und Diskussion Regionalvermarktungsinitativen“, erwarten würde. Eine strategische erläutert Heiner Sindel, 1. Vorsit- Neupositionierung des Themas so- zender des Bundesverbandes der wie eine programmatisch erkenn- Regionalbewegung e.V. Im Laufe bare politische Unterstützung sind der letzten Jahre ist die regionale unabdingbar. Neben besseren För- Produktvermarktung ein eigenstän- dermöglichkeiten beleuchteten die diges Feld der nachhaltigen Regio- Initiativenvertreter die aktuellen nalentwicklung sowie des Lebens- Regionalkennzeichnungen kritisch. mittelmarktes geworden. Dabei Ein „Regional-TÜV“ soll in Zu- wurden eigene Formen des Anbaus, kunft Mogelpackungen, die oftmals der Verarbeitung und Vermarktung Regionalität lediglich suggerieren entwickelt. Um jedoch tragfähige und das Heimatgefühl des Verbrau- Strukturen zu schaffen, bedarf es chers als reine Marketingstrategi- wesentlich mehr finanzieller Mit- en missbrauchen, eindämmen. Die tel, die von Seiten der Politik zur Regionalbewegung hat dafür fünf Verfügung gestellt werden müssen. Mindeststandards für glaubwürdi- Regionalvermarktung bedarf einer ge Regionalität definiert: Rohstoffe systematischen Unterstützung auf aus der Region, Verarbeitung in der den unterschiedlichsten Ebenen, um Region, Vermarktung in der Region, aus der Nische herauszukommen. „Ohne Gentechnik“ und regionale Andernfalls droht ein weiterer Ver- Futtermittel. „Ziel des Regional- lust der Vielfalt landwirtschaftlicher TÜVs ist der regionale Wirtschafts- Betriebe im ländlichen Raum. kreislauf mit einer hohen Wert- Quelle: Pressemitteilung Bundesverband schöpfung in der Region. Das ist die der Regionalbewegung e. V., Feuchtwan- Arbeitsbühne kleiner und mittlerer gen, 3. Juni 2016

Preis der ALR 2017 In diesem Jahr vergeben wir wieder den Preis der ALR und bitten Sie, als Mitglied, uns eine besonders engagierte Person oder ein besonders herausragendes Projekt in Schleswig-Holstein vorzuschlagen. Eine gesonderte Aufforderung mit detaillierten Informationen geht Ihnen in den nächsten Wochen per Post zu.

20 Themen TTT Januar 2017 „MarktTreff bleibt ein lernendes Projekt – das ist unsere Stärke“ Interview mit Christina Pfeiffer gilt: Mehr geht nicht. Spielräume für (MELUR) mehr Engagement sehe ich noch bei Seit 1999 begleitet Christina Pfeiffer den Bürgerinnen und Bürgern in den das Projekt MarktTreff federführend Dörfern. im Kieler Ministerium. Auf welchem Was raten Sie deshalb Gemeinden? Kurs sieht sie das deutschlandweit Christina Pfeiffer: MarktTreff ge- beachtete Nahversorgungsmodell lingt, wenn alle an einem Strang derzeit? Im Interview gibt Pfeiffer ziehen: Gemeinde, Betreiber, Bürge- Antworten. rinnen und Bürger. Dafür haben wir Welche Bilanz ziehen sie für die Ent- aktuell gute Beispiele: Heidgraben wicklung der MarktTreffs im Jahr im Kreis Pinneberg, Delve im Kreis 2016? Dithmarschen oder Kirchbarkau im Was ist für Sie dabei ein Highlight Kreis Plön, wo im wiedereröffneten gewesen? MarktTreff Barkauer Land erstmals Christina Pfeiffer: Stolz dürfen eine Bürgergenossenschaft Betreiber wir insgesamt auf die Stabilität, auf eines MarktTreffs ist. Diese Gemein- die Krisenfestigkeit der MarktTreffs den zeigen uns bei aller besonderen sein. Diese Resilienz, die Wider- Individualität einen zukunftsweisen- standsfähigkeit unseres schleswig- den Weg: Dorfgemeinschaften erfin- holsteinischen Nahversorgungsmo- den sich neu! dells hat sich in vielen Situationen schon bewiesen. Auch stürmische Wo sehen sie neue Wege in der Ver- Zeiten wurden bisher immer gemein- knüpfung von mobiler und stationä- sam bewältigt. rer Nahversorgung? Eine andere erfreuliche Entwick- Christina Pfeiffer: Sehr gespannt lung: Viele Jahre mochten sich bin ich auf die erste MarktTreff- MarktTreff-Gemeinden in Schles- Kooperation, die sich zwischen zwei wig-Holstein mit dem Thema Ge- Standorten am Nord-Ostsee-Kanal – nossenschaften nicht anfreunden. Borgstedt und Sehestedt – anbahnt. Andere Bundesländer waren uns da Zudem sind wir dabei, neue Ansätze voraus. Nun aber scheint der Bann und Techniken bundesweit auf ihre gebrochen – davon bin ich begeistert. Umsetzbarkeit zu prüfen, um den Denn ich glaube, dass das Engage- sinnvollen schleswig-holsteinischen ment unserer MarktTreff-Gemeinden Weg vorantreiben zu können – ohne und -Betreiber in der Regel schon dabei den sozialen Fokus der Markt- außergewöhnlich hoch ist. Vielerorts Treffs aus den Augen zu verlieren.

21 TTT Januar 2017 Themen

Mit 36 Standorten schon einiges er- dass MarktTreff zwar auf eine ver- reicht. Wie erleben sie das Interesse bindende Grundidee setzt, zugleich für neue Standorte? aber individuelle Lösungen für das eigene Dorf nicht nur zulässt, son- Christina Pfeiffer: Ich werte es als dern sehr gezielt auf sie setzt. Auch klares Zeichen für den Erfolg der in Zukunft werden wir neue Ele- MarktTreff-Philosophie, dass wir mente und Ansätze in unser Modell aus Gemeinden des nördlichsten integrieren. Denn MarktTreff bleibt Bundeslandes weiter eine hohe und ein lernendes Projekt – das ist unsere kontinuierliche Nachfrage haben. Es Stärke. ist immer mehr Menschen in Schles- wig-Holstein bewusst geworden, Quelle: markttreff-sh.de 11/2016 Neue Abteilung für ländliche Räume im Bundes- landwirtschaftsministerium Bundeslandwirtschaftsminister Umsetzung dieses angekündigten Christian Schmidt organisiert sein staatlichen Siegels. Zudem soll ein Haus um. Wie der CSU-Politiker in Digitalisierungsbeauftragter für die Bonn mitteilte, gibt es mit Beginn Landwirtschaft 4.0 installiert wer- des neuen Jahres 2017 neben den den. Gestärkt werden sollen schließ- bestehenden sechs Abteilungen eine lich die Bereiche Klimafolgen, weitere Abteilung mit Zuständigkeit Bodenmarkt und Ernährungskompe- für die ländliche Entwicklung. tenz. Eine praxisnahe Rechtssetzung An deren Spitze wird der bisherige und die Perspektiven der Gemeinsa- Leiter des Leitungsstabs im Ministe- men Agrarpolitik (GAP) sowie die rium, der Jurist Thomas Windmöller, Anpassungsaufgaben durch den Bre- rücken. Die neue Abteilung soll zwei xit sollen in die Aufgabenstruktur Unterabteilungen umfassen, darunter einbezogen werden. die bisherige Unterabteilung 41 von Schmidt begründete die Neuorgani- Ralf Wolkenhauer. sation mit den großen Herausforde- Darüber hinaus soll im Leitungs- rungen für die Landwirtschaft, die bereich des Ministeriums eine neue Ernährung und die Förderung der Stabstelle Nutztierhaltungsstrate- ländlichen Räume. Die Gleichwer- gie eingerichtet werden, die sich tigkeit der Lebensverhältnisse zwi- mit Fragen der Zucht, der Haltung schen Stadt und Land werde zum und des Tierschutzes befassen soll. Megathema der kommenden Jahre, Geschaffen werden soll ferner eine so der Minister. Mit der neuen, ei- neue Stabstelle Tierwohllabel“ zur genständigen Abteilung für ländliche

22 Themen TTT Januar 2017

Räume werde die Grundlage für ein liche Räume geschaffen. zukünftiges Bundesministerium für Quelle: Bundeslandwirtschaftsministeri- Ernährung, Landwirtschaft und länd- um (BMEL), Berlin 12/2016

Neue Fördermaßnahmen zur Stärkung der Grund- versorgung auf dem Land PLANAK beschließt den Rahmenplan 2017 Anlässlich der Sitzung des Planungs- den ländlichen Regionen mit den ausschusses (PLANAK) der „Ge- neuen Maßnahmen zügig und wirk- meinschaftsaufgabe Verbesserung sam zu verbessern. Dabei können der Agrarstruktur und des Küsten- auch EU-Mittel in die Finanzierung schutzes“ (GAK) am 8. Dezember einbezogen werden.“ 2016 erklärt dessen Vorsitzender, Hintergrund: Der Bund stellt im Bundeslandwirtschaftsminister kommenden Jahr 765 Millionen Christian Schmidt: Euro für die GAK bereit. Davon „Mein Ziel ist der Erhalt vitaler und sind 40 Millionen Euro für „neue“ attraktiver ländlicher Regionen. Auf Maßnahmen vorgesehen. Das sind dem Weg zu einer umfassenden Maßnahmen, die nach der Änderung Förderung der ländlichen Räume des GAK-Gesetzes im Oktober 2016 sind wir heute ein weiteres Stück zwecks Erweiterung des Förder- vorangekommen. Über die Gemein- spektrums zugunsten der Entwick- schaftsaufgabe Agrarstruktur und lung ländlicher Räume nun von der GAK gefördert werden können. Die Küstenschutz können wir jetzt auch neuen Maßnahmen sind: „Kleinst- Kleinstunternehmen der Grundver- unternehmen der Grundversorgung“ sorgung, Einrichtungen für lokale und „Einrichtungen für lokale Basis- Basisdienstleitungen, die Umnut- dienstleistungen“ (beide schon durch zung dörflicher Bausubstanz, Mehr- PLANAK-Umlaufbeschluss zur funktionshäuser sowie Investitionen nachträglichen Ergänzung des Rah- in den Naturschutz fördern. Damit menplans 2016 seit November 2016 sind bereits kurz nach Inkrafttreten förderfähig) und „Umnutzung dörf- des GAK-Änderungsgesetzes die licher Bausubstanz“ sowie „Nicht- erweiterten Fördermöglichkeiten für produktiver investiver Naturschutz“ die Grundversorgung in ländlichen (Förderung von Investitionen zur Regionen auf Bundesebene umge- Schaffung, Wiederherstellung und setzt. Jetzt sind die Länder gefragt, Entwicklung etwa von Feuchtbioto- die Grundversorgung und die Da- pen, Hecken, Feldgehölzen, Biotop- seinsvorsorge für die Menschen in verbund).

23 TTT Januar 2017 Themen

Zur Sicherung der Grundversorgung Mit der Förderung von Einrichtun- in ländlichen Regionen können In- gen für lokale Basisdienstleistungen vestitionen in Kleinstunternehmen wird das Ziel verfolgt, Einrichtun- mit weniger als zehn Mitarbeitern gen zu schaffen, in denen die für sowie der Erwerb solcher Betriebs- die Grundversorgung der ländlichen stätten gefördert werden. Damit soll Bevölkerung notwendigen Güter ein vor Ort erreichbares Angebot an und Dienstleistungen angeboten Gütern oder Dienstleistungen des werden können. In diesem Rahmen lokalen bis regionalen Bedarfs auf- können der Kauf, die Errichtung rechterhalten oder gestärkt werden. und der Umbau von Gebäuden, der Unterstützt werden auch mobile sowie kombinierte Angebote eines dazu erforderliche Grundstückser- Anbieters, auch in Mehrfunktions- werb und der Innenausbau gefördert häusern. Ziel ist es, die Nahversor- werden. gung und damit die Lebensqualität Quelle: Bundeslandwirtschaftsministeri- der Menschen in ländlichen Orten zu um (BMEL/Wald); Berlin, 12/2016 verbessern.

Weiterentwicklung der ländlichen Gebiete auf den Erkenntnissen des Zukunftsprogramms Ländlicher Raum SH Das schleswig-holsteinische „Zu- Über 78,1 Prozent der schleswig- kunftsprogramm Ländlicher Raum holsteinischen Bevölkerung lebt in – Investition in Ihre Zukunft 2007- ländlichen Gebieten, die 97,1 Pro- 2013“ (ZPLR) wurde 2015 mit dem zent der Fläche Schleswig-Holsteins Ende der Förderfähigkeit von Aus- ausmachen. Daher ist und bleibt die gaben erfolgreich abgeschlossen. ländliche Entwicklung ein politi- Die vorliegenden Ergebnisse der sches Schwergewicht mit besonde- Evaluierung des ZPLR durch das ren Herausforderungen. Das abge- Braunschweiger Thünen-Institut flie- schlossene ZPLR und das laufende ßen nun in die laufende EU-Förder- Landesprogramm für den ländlichen periode 2014-2020 ein und dienen Raum (LPLR) sind wichtige Inst- zugleich zur Positionierung der Han- rumente der Landespolitik, die im delnden innerhalb des beginnenden Kontext zu den Zielen der Europäi- Prozesses der Modernisierung der schen Union stehen und fortlaufend Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) weiterentwickelt werden. der Europäischen Union für den Als zentrale Herausforderung für den Zeitraum 2021-2027. ländlichen Raum stellte Staatssekre-

24 Themen TTT Januar 2017 tärin Schneider den demografischen gagement aller für die Umsetzung Wandel heraus. „Abnehmende Ein- der Maßnahmen und Projekte Betei- wohnerzahlen und weniger Kinder ligten erreicht werden“, lobte Staats- und Jugendliche bei gleichzeitig sekretärin Schneider. mehr älteren Menschen werden Aus- Ein Förderschwerpunkt war die Ver- wirkungen auf sämtliche Bereiche besserung des Küstenschutzes in der Daseinsvorsorge haben. Ange- Schleswig-Holstein. Hier wurden fangen von der lokalen Verkehrsin- rund 131 Mio. Euro eingesetzt, um frastruktur über eine hochwertige dem Klimawandel und dem damit Breitbandversorgung bis hin zu der einhergehenden Anstieg des Mee- Gesundheitsversorgung sowie alter- resspiegels sowie verstärkter Stur- nativen Formen der Mobilität.“ Um mintensität entgegenzutreten. Dies den strukturellen ländlichen Wandel entspricht rund 24,5 Prozent am aktiv zu gestalten, sei es wichtig, die Gesamtetat des ZPLR. Ein weiterer künftigen regionalen und lokalen Schwerpunkt lag bei der Förderung Entwicklungen konkret zu analysie- zur Verbesserung der Verarbeitung ren, spezifische Anpassungsstrategi- en zu entwickeln und zukunftsfähige und Vermarktung landwirtschaftli- Lösungskonzepte gemeinsam umzu- cher Erzeugnisse mit rund 22 Mio. setzen. Euro. Hier ist insbesondere die För- derung der verarbeitenden Milch- Die für den ZPLR-Förderzeitraum wirtschaft zu nennen. So konnte 2007-2015 bereitgestellten öffent- beispielsweise mit Mitteln aus dem lichen Mittel in Höhe von rund 543 ZPLR eine Erhöhung der Bio-Markt- Mio. Euro sind fast vollständig aus- anteile in Schleswig-Holstein für gegeben worden. Bis einschließlich Frischmilch- und Milcherzeugnisse 2015 wurden Maßnahmen und Pro- erreicht werden, die gleichzeitig eine jekte mit rund 539,6 Mio. Euro geför- Signalwirkung auf umstellungsinter- dert. Davon wurden rund 300,4 Mio. essierte Landwirte hatte. Euro von der Europäischen Kommis- sion bereitgestellt, 91,5 Mio. Euro Bei den landwirtschaftlichen Flä- von der Landesregierung, 82,0 Mio. chenmaßnahmen entfiel der größte Euro vom Bundeslandwirtschaftsmi- Anteil mit 118 Mio. Euro auf die Ag- nisterium und 65,7 Mio. Euro von rarumweltmaßnahmen einschließ- Kommunen und sonstigen Trägern lich Ökolandbau, Vertragsnatur- der Kofinanzierung. „Der hohe Grad schutz und Forst. Als Beispiel für der Ausschöpfung der Mittel (rund eine erfolgreiche Umsetzung des ge- 99 Prozent) verdeutlicht die Akzep- förderten Vertragsmusters „Ackerle- tanz des ZPLR im Lande und konnte bensräume“ sei hier die Bereitschaft nur durch das außerordentliche En- von 250 landwirtschaftlichen Betrie-

25 TTT Januar 2017 Themen ben zu nennen, die auf einer Fläche der Lebensqualität im ländlichen von 2.750 Hektar durch Verzicht von Raum. So wurden zum Beispiel temporärer Flächenbewirtschaftung Freizeitinfrastrukturen sowie soziale bzw. durch Aussaat von Blühmi- Infrastrukturen in Form von Dorf- schungen die Biodiversität gestärkt gemeinschaftshäusern, Mehrgene- haben. rationentreffs oder Einrichtungen Unter der Zielsetzung der Verbesse- zur Betreuung von Senioren oder rung der Lebensqualität im ländli- Jugendlichen gefördert. Stellvertre- chen Raum und der Steigerung der tend sei hier das Projekt der Hohen- Diversifizierung der ländlichen Wirt- westedter Werkstatt, einer Einrich- schaft wurden rund 110,6 Mio. Euro tung des Diakonischen Hilfswerks der ZPLR-Mittel eingesetzt. Damit Schleswig-Holstein, zu nennen, die wurde die Attraktivität des Wohnum- auf dem Quellgelände in Nindorf feldes und des sozialen Lebens in den (Naturpark Aukrug) eine Station zur ländlichen Regionen gefördert. Da- Mineralwasserabfüllung errichtet von entfielen rund 60 Mio. Euro auf haben. Das Besondere an diesem un- Fördermaßnahmen für Naturschutz ternehmerischen Projekt ist, dass in und Landschaftspflege sowie für na- den Arbeitsprozess Menschen mit turnahe Gestaltung von Fließgewäs- geistigen oder psychischen mit Be- sern und Wiedervernässung von Nie- hinderungen integriert werden. dermooren. Die Grundversorgung „Die nun vorliegende Bewertung des auf dem Lande, die mit 39 Mio. Euro ZPLR zeigt uns, was gut gelaufen gefördert wurde, trug dazu bei, dass ist und wo wir noch besser werden sich zum Beispiel mit der Breitband- müssen.“ konstatierte Schneider. versorgung oder der Dorferneuerung Ausdrücklich lobte sie die Empfeh- und –entwicklung die Lebensqualität lung des Thünen-Instituts, die agrar- und die Lebensverhältnisse zwischen bezogenen Förderung des ländlichen städtischen und ländlichen Regionen Raumes künftig stärker auf öffentli- langsam angleichen. che Güter auszurichten, deren Bereit- Die Umsetzung des Leader-Kon- stellung nicht allein durch Marktme- zeptes wurde mit rund 97,3 Mio. chanismen gesichert werden kann, Euro gefördert und führte dazu, dass wie zum Beispiel Tierwohl, Um- für Schleswig-Holstein ein nahezu welt- und Klimaschutz. „Damit lau- flächendeckendes Netz von LAG fen Sie bei uns offene Türen ein. Wir AktivRegionen aufgebaut werden werden in der aktuell angelaufenen konnte. Umsetzungsschwerpunk- Diskussion über die Modernisierung te der AktivRegionen waren über- der EU-Agrarpolitik ein Modell vor- wiegend Projekte zur Verbesserung schlagen, welches wegführt von dem

26 Themen TTT Januar 2017 bisherigen Gießkannenprinzip der und den Verwaltungen tauschen sich landwirtschaftlichen Betriebsprämi- zurzeit aus, wie öffentlichen Güter en und stattdessen vorrangig dieje- und Dienstleistungen finanziell zu nigen Landwirtinnen und Landwirte entlohnen sind und wie diese in die honoriert, die ihre Betriebsführung künftige EU-Agrarpolitik integriert stärker auf die Berücksichtigung öf- werden können, ohne die Wettbe- fentlicher Güter ausrichten“, sagte werbsfähigkeit der Landwirtschaft Staatssekretärin Silke Schneider. zu gefährden. Die Diskussionen auf europäischer, Das Zukunftsprogramm Ländlicher Bundes- und Landesebene zur Aus- Raum hat bewiesen, dass es insbe- richtung der neuen EU-Förderpe- sondere auf regionaler Ebene die riode 2021-2027 beinhalten immer Biodiversität verbessert und ein star- stärker die landwirtschaftliche Pro- kes Instrument ist, um Anpassungen duktion von öffentlichen Gütern an die Folgen der Klimaveränderung und Dienstleistungen. Der Fokus der entgegenzutreten und gute Erfolge landwirtschaftlichen Förderung lag erzielt hat, um die Lebensqualität im bisher traditionell in der Erzeugung ländlichen Raum zu verbessern. von Lebensmitteln und der landwirt- Damit wird auch die Förderstrategie schaftlichen Einkommenssicherung des neuen Landesprogramms für den und verschiebt sich aufgrund ge- ländlichen Raum 2014-2020 bestä- sellschaftspolitischer Diskussionen tigt, die in starker Kontinuität zum zunehmend auf die Erbringung von Vorgängerprogramm steht. Gleich- öffentlichen Gütern und Dienstleis- wohl gibt der Evaluierungsbericht tungen. Damit einhergehend wird wichtige Hinweise, in welchen Be- sich die Ausgestaltung der Einkom- reichen die Förderung des ländlichen menserzielung der Landwirtschaft Raums zielgerichteter und wirkungs- durch Mittel aus der ersten und voller gestaltet werden kann. zweiten Säule der Agrarförderung Quelle: Nicola Kabel, Ministerium für verändern. Fachleute aus der Land- Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Ernährungswirtschaft, aus Um- und ländliche Räume (MELUR) Kiel, welt- und Naturschutzverbänden 06.12.2016

27 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR

AUS DER ARBEIT DER AKADEMIE FÜR DIE LÄNDLICHEN RÄUME

Qualifizierung von Geflüchteten durch die Hand- werkskammer Flensburg Exkursion des Arbeitskreises „Wirtschaft im ländlichen Raum“ Der Arbeitskreis „Wirtschaft im Hilfe der Ausbilder, ihre individuel- ländlichen Raum“ widmete sich im len Fähigkeiten auszuloten und sich Rahmen seiner diesjährigen Exkur- hinsichtlich ihres Ausbildungswun- sion dem Thema der beruflichen In- sches zu orientieren. Zu den beruf- tegration von unbegleiteten, minder- lichen Kursen gibt es parallel ver- jährigen Geflüchteten. Beim Besuch pflichtenden Sprachunterricht und der Handwerkskammer Flensburg den Verantwortlichen ist es wichtig konnten die Exkursionsteilnehmer zu betonen, dass es nach der Be- aus erster Hand erfahren, welche rufsorientierung nicht zwangsläufig enormen Vorteile die berufliche In- in das Handwerk gehen muss. Den tegration für die Jugendlichen und Jugendlichen stehen alle Bereiche für die regionale Wirtschaft haben der Arbeitswelt offen und sie werden kann, wenn es jemanden gibt, der dahingehend auch individuell unter- sich strukturiert um die Integrations- stützt. Die Jugendlichen, die an dem arbeit kümmert und wenn es durch Projekt der Handwerkskammer teil- die örtliche Agentur für Arbeit eine nehmen, werden durch verschiedene so schnelle und unkomplizierte Un- Jugendhilfeeinrichtungen betreut. terstützung gibt, wie es in Flensburg Eine dieser Einrichtung ist der „Ster- der Fall war. In den Räumlichkeiten nipark e.V.“, dessen Haus in Satrup der Handwerkskammer stellten Frau durch die Exkursionsgruppe besucht Hill und Herr Haumann das Projekt werden konnte. Durch persönliche der Kammer vor. Intensive und indi- Gespräche mit einigen der dort le- viduelle Förderung der Jugendlichen benden 70 Jugendlichen und den Be- durch Ausbilder der Kammer in den treuern bekamen die Teilnehmer ein Bereichen Elektrotechnik, Frisör- Gefühl dafür, wie der Alltag in der wesen, Holzarbeiten usw. soll eine Einrichtung und in der Berufsorien- möglichst breite Vorbildung vermit- tierung aussieht. teln. Durch diese Vorbildung wird Die Handwerkskammer betrat ge- es den Jugendlichen ermöglicht, mit meinsam mit der Agentur für Arbeit

28 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 und den Kooperationspartnern aus des ersten Projektzeitraums konnten der Jugendhilfe mit dem Projekt 18 Jugendliche anschließend in das Neuland. Jetzt, nachdem die ers- formale Bildungssystem wechseln. ten Jugendlichen nach nur sieben Aus den Erfahrungen der letzten Monaten das Projekt verlassen und Monate haben die Projektinitiatoren teilweise in reguläre Ausbildungs- den Schluss gezogen, dass sieben verhältnisse oder in die 10. Stufe Monate mit 40 Unterrichtsstunden in von Regelschulen übergehen, kann der Woche zu knapp bemessen waren von einem vollen Erfolg gesprochen und somit wurde der Zeitraum auf 10 werden. Von den 21 Teilnehmern Monate ausgeweitet.

Die Teilnehmergruppe mit Betreuern und Flüchtlingen der Einrichtung „Sternipark“ (Foto:Meier) Die Ansprechpartnerin Frau Hill ein Schulabschluss oft als alternativ- wies resümierend darauf hin, dass loser erster Schritt im Bildungssys- es nicht unbedingt eines Schulab- tem aufgezeigt wird. Hier müsse, so schlusses bedarf, um in Deutschland die Verantwortlichen bei der Hand- eine Ausbildung zu beginnen. Die- werkskammer, unbedingt Aufklä- ser kann auch mit dem erfolgreichen rungsarbeit geleistet werden. Abschluss einer Ausbildung zusam- Für weitere Informationen wenden men erreicht werden. Dass diese Sie sich gerne an Frau Katarzyna Möglichkeit auch vielen Akteuren in Hill von der Handwerkskammer der haupt- wie in der ehrenamtlichen Flensburg. Integrationsarbeit nicht bewusst ist, Text: Jonathan Seiffert (M. Sc. Geograf; führt häufig zu fehlgeleiteten Rat- zeitweise Mitarbeiter der Akademie für schlägen an junge Geflüchtete, denen die Ländlichen Räume SH e.V.)

29 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR Informationsbörse Klimawandel und Energie in Rendsburg Am 13. Juli stand in den Räumlich- Ort miteinander in den Dialog tre- keiten des Hohen Arsenals in Rends- ten, sich über interessante Projekte burg alles unter dem Motto „Aus- und Fördermöglichkeiten informie- tausch, Vernetzung, Mobilisierung“. ren oder vielleicht auch schon erste Bei der Veranstaltung zum Thema Kooperationspartner für ihre eigenen Klimawandel und Energie gab es Vorhaben finden können - und das zwar auch fachliche Impulse, die taten die Teilnehmer! In jeder Phase der Veranstaltung lag dieser Aus- tausch förmlich in der Luft, überall standen kleinere und größere Grüpp- chen und unterhielten sich angerregt. Bereits nach den ersten Minuten war allen Anwesenden klar: dieses The- ma bewegt die Menschen und es gibt so viele gute Ideen, die es zu disku- überwiegende Zeit war jedoch dafür tieren und bereits umgesetzte Pro- eingeplant, dass die Teilnehmer vor jekt, die es zu präsentieren gilt. Eindrücke vom Markt der Möglichkeiten

Karte mit Projekten in Schleswig-Holstein

Durch die Kooperation zwischen Schleswig-Holsteins e.V. und dem dem schleswig-holsteinischen Ak- Klimaschutzmanagement des Krei- tivRegionen-Netzwerk, der Aka- ses Rendsburg-Eckernförde konnten demie für die Ländlichen Räume weit über 100 Personen motiviert

30 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 werden, sich auf den Weg nach lichten, war es vor allem der Markt Rendsburg zu machen. Auch ist es der Möglichkeiten, der das Herzstück dieser Kooperation zu verdanken, der Veranstaltung bildete. Auf dem dass im Vorfeld der Veranstaltung Markt waren es knapp 20 Aussteller 66 Vorzeige - Projekte aus Schles- aus den Bereichen Mobilität, Bil- wig-Holstein eingesammelt werden dung und Beratung, Wärme, Förde- konnten, die in einer großen Schles- rung sowie Klimaschutzmanagement wig-Holstein Karte den Teilnehmern und Regionalmanagement, die den präsentiert wurden. Aufgenommen Teilnehmern einen abwechslungsrei- wurden hierbei interessante Beispiel- ches Angebot machten, sich über die projekte aus den Kategorien Mobili- diverse Themen zu informieren. tät, Strom, Bildung, Wärme und An- Am Nachmittag konnten sich die passung an den Klimawandel. Teilnehmer in Kleingruppen noch Neben den fachlichen Impulsen, die intensiver mit einzelnen Aspekten durch die Vortragenden Dr. Ingrid beschäftigen, wobei es um Themen Nestle (Staatssekretärin MELUR), wie Mitnahme von Akteuren bei Kli- Dr. Sebastian Krug (Klimaschutz- maschutzanliegen, Elektromobilität, manager des Kreises Rendsburg- Quartierskonzepte zur energetischen Eckernförde), Dr. Klaus Wortmann Sanierung usw. ging. Zusätzlich war (EKSH) und Britta Sommer (Ser- es den Teilnehmern auch möglich, vice- und Kompetenzzentrum: Kom- eine Exkursion zum Modellprojekt munaler Klimaschutz beim Difu) al- Biomass to energy auf dem Gelän- len Anwesenden einen breiten Blick de der Abfallwirtschaft Rendsburg- auf das Veranstaltungsthema ermög- Eckernförde zu machen.

Britta Sommer, Dr. Klaus Wortmann und Dr. Staatssekretärin Dr. führt in die Sebastian Krug präsentieren Kurzimpulse Thematik ein

Am Schluss der Veranstaltung gin- jektideen und Informationen zu inte- gen die Teilnehmenden sicherlich mit ressanten Fördermöglichkeiten nach einer Vielzahl neuer Kontakte, Pro- Hause – als Zeugnis einer lebendigen

31 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR

Eindrücke von den Kleingruppen

Veranstaltung verblieb im Hohen Ar- suche…“ und „Projektideen / Initia- senal eine bunt beklebte Karte, die tiven“ gefüllt worden war. im Laufe des Tages durch die Veran- Text: Jonathan Seiffert (M. Sc. Geograf, staltungsteilnehmer mit Inhalten in temp. Mitarbeiter Akademie für die Ländli- den Kategorien „Ich biete…“, „Ich chen Räume SH e.V.); Fotos: Seiffert/Möller

„Nahversorgung im Wandel“ Nahversorgung im ländlichen Raum dem Ministerium für Energiewende, umfasst ein breites Themenspektrum, Landwirtschaft, Umwelt und ländli- wie z.B. Einzelhandel, Gesundheit che Räume (MELUR) die Richtung und Bildung. Die demographische vor: „MarktTreff ist ein lernendes Entwicklung fordert immer wieder Projekt. In den Gemeinden arbeiten innovative Lösungen, um die Le- viele engagierte Menschen zusam- bensqualität in den Dörfern zu si- men. Neue Konzepte und Entwick- chern und so den Wandel erfolgreich lungen machen Mut und stärken die zu gestalten. Krisenfestigkeit.“ Auf Einladung der Akademie für Von diesem „Mut zum Experiment“ die Ländlichen Räume SH e.V. und über regionale Kooperationen bis des Ministeriums für Energiewen- zur Bindekraft einer Genossenschaft de, Landwirtschaft, Umwelt und gingen die Ausführungen der Refe- ländliche Räume trafen sich am 10. renten. Ergänzt wurde das Spektrum Oktober 2016 Regionalentwickler, durch den Blick der Landesplanung Planer, Bürgermeister und zahlreiche Schleswig-Holstein auf die Daseins- Interessierte beim Bildungszentrum vorsorge und neue Strategien in Ko- für Natur, Umwelt und ländliche operationsräumen. Räume (BNUR) in Flintbek um das MarktTreff muss man immer wieder Thema „Nahversorgung im Wandel“ ins Bewusstsein bringen. Aber wie?“, anhand von Praxisbeispielen, aus- fragte Silke Hünefeld, Bürgermeis- gehend vom Projekt „MarkTtreff“ terin aus Jörl. In ihrer Gemeinde sei zu diskutieren. Bereits in ihrer Ein- man neue Wege gegangen und habe führung gab Christina Pfeiffer aus insbesondere die 25- bis 40-Jährigen

32 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 angesprochen. In einer lockeren „Jör- es Zentrum. Wir haben bei unserer ler Runde“ treffe man sich und ent- Entwicklung und Planung profitiert wickle Veranstaltungen rund um den vom Austausch mit anderen Markt- MarktTreff. Die ersten Erfahrungen Treffs.“ seien überaus positiv: Das „Jörler Einer, der schon in vielen Gemein- Spektakel“ im Sommer habe das hal- den die Idee der Genossenschaft be Dorf auf die Beine gebracht und vorgestellt hat, ist Matthias Retzlaff, viele hätten den „MarktTreff“ mit Vorstand der Treffpunkt Eiderschlei- neuen Augen gesehen. „Jetzt planen fe eG in Delve. „Genossenschaft ist wir einen Weihnachtsmarkt, bei dem Gemeinschaft. Wir haben bei uns noch mehr Vereine mitmachen wol- bereits 192 Bürgerinnen und Bür- len“, ergänzte Hünefeld. Durch die ger dafür begeistert“, führte Retzlaff gemeinsamen Aktivitäten seien der aus. Dabei solle man von Beginn an Laden sowie der Sportverein belebt ehrlich und realistisch an das Projekt worden. „Die ‚Jörler Runde‘ ist of- gehen, gab er als Tipp: „Der Einkauf fen für alle. Wir erreichen ganz neue im Dorfladen kann etwas teurer sein Leute. Das Experiment ist geglückt.“ als im Supermarkt. Aber wir haben Rita Koop, Bürgermeisterin aus Se- einen echten Treffpunkt geschaffen. hestedt in den Hüttener Bergen, freut Im Wettbewerb mit anderen Dörfern sich ebenfalls auf den Dezember. kommt uns das sehr zugute.“ Dann werde der im Bau befindli- Klaus Einig von der Landesplanung che MarktTreff „direkt am Kanal“ aus Kiel verfolgte die Ausführun- eröffnen. „Neben dem Imbiss legen gen aufmerksam und bestätigte die wir einen Schwerpunkt auf regio- Strategie: „Wir sollten flexibel die nale Produkte. Viele namhafte Pro- Herausforderungen der Zukunft ge- duzenten aus dem Umland sind mit stalten. Demografie, Ärzteversor- ihren Waren vertreten“, schwärmte gung, Kitas, Betreuung stellen die Koop. Sie beobachte eine verstärk- ländlichen Räume vor viele Fragen.“ te Hinwendung zur Region, zu Bio In puncto Daseinsvorsorge hätte die und zu Qualität. Die Belieferung mit Landesplanung erstmals aussage- weiteren Produkten des täglichen kräftiges Datenmaterial. Das System Bedarfs übernehme der Mobile Ver- der Zentralen Orte wolle man bei- kaufswagen aus Borgstedt. Alles sei behalten, den Ansatz von Koopera- auf einem guten Weg: Treffräume tionsräumen weiter verfolgen. Ein für Vereine, Bürgermeister-Büro, wichtiger Aspekt sei und bleibe die E-Bike-Ladestation – dazu komme Erreichbarkeit – und daher müsse noch ein Bouleplatz, Spielgeräte und man künftig flexible Mobilitätsfor- ein Kunstwerk. „Das wird unser neu- men schaffen.

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Diskutierten „Nahversor- gung im Wandel“ (v. l. n. r.): Klaus Einig (Staats- kanzlei), Rita Koop (Bür- germeisterin Sehestedt), Moderator Dieter Witasik, Matthias Retzlaff (Bürger- genossenschaft Treffpunkt Eiderschleife) und Silke Hünefeld (Bürgermeisterin Jörl) Mit Begeisterung berichtete Jürgen riode werde man weiter „MarktTreffs Blucha, Leiter des Referats ländliche als Häuser der Nahversorgung“ an- Entwicklung im MELUR, von der schieben. Interessierten Gemeinden kürzlich erfolgten Wiedereröffnung riet er zu einer frühzeitigen und in- des MarktTreffs Barkauer Land: „Der tensiven Abstimmung mit den Aktiv- MarktTreff ist jetzt barrierefrei und Regionen und Landesämtern – „so ist energetisch saniert. Träger ist eine man bestens vorbereitet für den Wett- Genossenschaft, die aus der Gemein- bewerb um Fördermittel“.) de Kirchbarkau und den Umlandge- Quelle: Newsletter „Markttreff“ 6. Okto- meinden heraus gemeinsam gebildet ber 2016, (Informationen unter: worden sei – eine echte interkommu- www.schleswig-holstein.de/DE/ nale Kooperation. Das weist in die Fachinhalte/L/laendlicheraeume/leitpro- Zukunft.“ In der laufenden Förderpe- jekteILE.html Wo bleiben die Ausgleichsgelder? In Kooperation mit dem Bildungs- die Schwerpunkte Eingriffe und zentrum für Natur, Umwelt und Ausgleich, Verwendung von Ersatz- ländliche Räume lud die Akademie geldern und Umsetzung von Natur- für die Ländlichen Räume SH e.V. schutzprojekten erläutert und disku- am 20. Juli haupt- und ehrenamtliche tiert. Vertreter/-innen aus den Bereichen Im Zuge der Energiewende wurden Naturschutz, Landwirtschaft und der im November 2015 die Grundsätze kommunalen Familie zu einer Veran- zur Anwendung der naturschutz- staltung über das Thema Ausgleichs- rechtlichen Eingriffsregelungen neu (Ersatz-) Gelder nach Flintbek ein. gefasst. So kann z. B. für die er- Unter der Leitung von Bruno Ophey, heblichen Auswirkungen der Wind- Leiter des Arbeitskreises Dorf und kraftanlagen auf das Landschaftsbild Umwelt bei der Akademie, wurden auch ein Ausgleich – korrekterweise

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Dr. Claudia Mollenhauer und Kristina Achilles (beide Kreis Rendsburg) im Gespräch mit Bruno Ophey (ALR) „Ersatz“– in Geld erbracht werden. sen, werden zum größten Teil im Be- Diese neuen Mittel sind zweckge- reich des Flächenankaufs eingesetzt, bunden im Naturschutz einzusetzen. aber auch in der Umsetzung konkre- Kurzfristigkeit und Volumen der ter Maßnahmen. Hier zeigte Frau frei werdenden bzw. umzusetzenden Archilles Realisierungen wie die Mittel führen in einigen Landkrei- Anlage oder Aufwertung von Klein- sen unter anderem zu Fragen nach gewässern, Maßnahmen im Rahmen der Realisierbarkeit, die im Rahmen des Knickschutzprogramms, Neu- des Seminars angesprochen und ge- anlage von naturnahen Landschaft- klärt werden konnten. In der Veran- selementen, Artenschutzprogramme staltung gaben zunächst Dr. Claudia oder Entsiegelungen. Mollenhauer und Kristina Achilles Dr. Walter Hemmerling von der vom Kreis Rendsburg-Eckernförde Stiftung Naturschutz Schleswig- eine Einführung in die rechtlichen Holstein gab in seinem Vortrag Ein- Rahmenbedingungen der Ersatzgel- blicke in die Arbeit und den Aufbau der und deren Verwendung an Bei- seiner Organisation, die seit 40 Jah- spielen aus ihrem Kreisgebiet. Die ren besteht und als größte Stiftung zur Verfügung stehenden Mittel, die Deutschlands in Schleswig-Holstein nach der Neuregelung innerhalb von 70 Mitarbeiter beschäftigt. Die Aus- drei Jahren ausgeschüttet werden gleichsagentur als 100%ige Tochter und zu 90% in die Fläche gehen müs- der Stiftung Naturschutz entwickelt

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Ökokonten auf Flächen der Stif- Kreis Schleswig-Flensburg, wo im tung, die ohne öffentliche Förde- Jahr 2015 74% der Ersatzgelder in rung erworben wurden. Seit 2007 den Flächenankauf (104 ha) geflos- sind so über 100 Ökokonten in al- sen sind, davon 63% auf der Geest. len Kreisen Schleswig-Holsteins Die Planung für 2016 sieht vor, die- in den Naturräumen Marsch, Geest sen Anteil auf 53% zu reduzieren und und östliches Hügelland entstanden. davon gut 10% in die langfristige Die Ausgleichsagentur und die Stif- Extensivierung zu investieren. 40% tung Naturschutz übernehmen damit der zur Verfügung stehenden Mittel Verpflichtungen Dritter zur Durch- soll in Biotop-Ersteinrichtende-Maß- führung von Maßnahmen und zur nahmen fließen, zu denen individuel- dauerhaften Pflege der Flächen und le Steckbriefe entwickelt und an Ort Maßnahmen im Sinne des Natur- und Stelle installiert werden sollen. schutzes. Die Ökokonten bleiben Ei- Ein gutes Drittel der Gelder gehen gentum der Stiftung Naturschutz und Zurzeit an die Stiftung Naturschutz leisten einen Beitrag zum Ausbau als Zuwendungsempfänger und ein des Stiftungslandes als Netz zur Be- ca. Fünftel an die Gemeinden. wahrung und Förderung von Natur und Biodiversität. Die Entwicklung Stefanie Vogel von der Unteren Na- der Ökokonten und das Erreichen turschutzbehörde des Kreises Nord- festgelegter Ziele werden durch ein friesland entwickelte durch eine regelmäßiges biologisches Monito- ring dokumentiert. Nach den Marke- spontane lockere Ideensammlung tingstrategien der Stiftung als per Zuruf zur Landschaft Nordfries- land zunächst bei den Teilnehmern • Vielfaltschützer; ein Gefühl für das Gebiet an der • Entwicklungshelfer; Westküste und die Inseln. Sie be- • Erlebnisraumgestalter richtete dann über die Arbeit ihrer werden die Stiftungsgelder aus För- Behörde und deren Praxis bei der dertöpfen, Vermögensverwaltung, Verwendung von Ersatzgeldern. In privaten Fonds und Ökokonten viel- den Jahren 1999 und 2007 wurde im fältig für den Naturschutz eingesetzt. Kreis eine Richtlinie über die Ver- Durch Ersatzgelder – so Dr. Hem- wendung von Ersatzgeldern formu- merlings Fazit – habe man keinen liert und überarbeitet, nach der heute wirklichen Zugewinn, da auf der an- noch gearbeitet wird. 2015 entwi- deren Seite wertvolle Lebensräume ckelte man im Rahmen neuer Um- verloren gingen. setzungsstrategien einen 8-Punkte- Leif Sönnichsen berichtete über die Plan, der folgende Maßnahmen Verwendung von Ersatzgeldern im umfasst:

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• Entwicklung von Vermeidung von Eingriffen“, wobei Niederungsgebieten er speziell auf die Neuversiegelung und Trockenlebensräumen durch Bauvorhaben einging, die • Gewässerentwicklung durch finanziell geförderten Abriss • Artenschutz bestehender, ungenutzter Anlagen • Naturwälder im Ort vermieden werden könnten. • Regionales Da für die Investoren hier aber häu- Knickschutzprogramm fig die Kosten zu hoch seien, werde eher auf der grünen Wiese neu ge- • Eiderstedter Natur baut, als abgerissen. Ersatzgelder • Kompensationsflächen- wären hier gut angelegt, um die entwicklungspläne Neuversiegelung zu vermeiden. Ein • Kiesgruben. durchaus positiver Ansatz, wie die Wie sich die Teilnehmer überzeu- Teilnehmer bestätigten, der aber aus gen konnten, wurden und werden der Gesetzeslage zur Verwendung in Zusammenarbeit mit insgesamt von Ersatzgeldern nicht durchführ- 42 Projektpartnern wie der Stiftung bar, da der Ersatz für neue Eingrif- Naturschutz, den Gemeinden oder fe geleistet werden muss. Hier ist Wasser- und Bodenverbänden vor- vielleicht ein neuer Denkansatz zu wiegend Maßnahmen im Bereich sehen. der Gewässerentwicklung (Entroh- Frau Langmaack-Hopmann (ALR) rung, Neuanlage, Renaturierung) plädierte aus ihrer Sicht als Land- und im Bereich Knickschutz (Neu- wirtin dafür, künftig vorrangig die anlage und Aufwertung) erfolgreich bestehenden Naturschutzflächen umgesetzt. aufzuwerten und weniger Flächen In der abschließenden Diskussions- durch Aufkauf und Schutz aus der runde wurde deutlich, dass der An- landwirtschaftlichen Nutzung zu kauf von Flächen in der Regel das nehmen. beste Mittel ist, da nur so eine lang- Abschließend fasste Bruno Ophey fristige Sicherung der bestehenden die aktuellen Entwicklungen zu ei- und entstehenden Biotope gewähr- nem durchaus positiven Statement leistet sei (Hemmerling). Organisa- zusammen und bedankte sich bei den tionen wie die Stiftung Naturschutz Referenten und den Teilnehmern, seien auf „ewig“ angelegt und daher sowie bei Andrea Weigert vom Bil- Garanten für den Erhalt. dungszentrum für die Planung und Herr Müller-Buchholz vom Bauern- Begleitung der Veranstaltung. verband stellte die Frage nach der Text und Foto: Ines Möller (Akademie „Verwendung von Ersatzgeldern zur für die Ländlichen Räume e.V.)

37 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR NORLA 2016 Auch in diesem Jahr war die Aka- sucher zeigten sich sehr interessiert demie für die ländlichen Räume und fragten sowohl Basisinformati- Schleswig-Holsteins e.V. wieder auf onen zu den AktivRegionen ab, als der größten Landwirtschafts- und zum Teil auch Detailinformationen Verbrauchermesse in Schleswig-Hol- zu bestimmten Fördermöglichkeiten stein, der Norddeutschen Landwirt- oder zu speziellen Themen, wie z.B. schaftlichen Fachausstellung (NOR- der Breitbandförderung. LA) vom 01. bis 04. September, mit Der Austausch mit den Gästen wur- einem Ausstellungsstand vertreten. de, so wie im letzten Jahr, durch eine Trotz des wechselhaften Wetters mit Umfrage mit attraktiven Gewinnen teils kräftigen Schauern kamen rund gefördert, die rund 200 Besucher 70.000 Besucherinnen und Besucher zum Mitmachen, Diskutieren und auf das Messegelände um sich zu in- Austauschen animierte. Zur Teilnah- formieren und einzukaufen. So konn- me am Gewinnspiel waren fünf Fra- te die Akademie mit ihrem Themen- gen zu beantworten: 1. „Leben Sie spektrum und ihren Aufgaben ein auf dem Land?“; 2. „Einwohnerzahl breites Publikum erreichen. Auf dem der Heimatgemeinde“; 3. „Warum Ausstellungsstand konnten die Besu- leben Sie gerne auf dem Land?“; 4. cherinnen und Besucher sich über die „Was ist aus Ihrer Sicht verbesse- Arbeit der Akademie, das Regionen- rungswürdig?“; 5. „Was wünschen Netzwerk Schleswig-Holstein sowie Sie sich für Ihr Dorf?“. Der Groß- die Arbeit und umgesetzte Projekte teil der Befragten lebt auf dem Land der einzelnen AktivRegionen und und zwar überwiegend in Dörfern über Markttreffprojekte informieren. mit weniger als 1000 Einwohnern. Hierfür stand als Ansprechpartner ne- Als Gründe, die für das Landleben ben den Mitarbeitern und Mitgliedern sprechen wurden primär die Ruhe, der Akademie der Regionalmanager Natur und Landschaft, sowie das so- Günter Möller (AR Schwentine Hol- ziale Miteinander genannt. Das The- steinische Schweiz) zur Verfügung. ma Mobilität im ländlichen Raum Zum Thema Breitband informier- wird von fast allen Teilnehmern als ten Jürgen Wolff vom LLUR und problematisch wahrgenommen und Johannes Lüneburg vom BKZSH. sowohl die Bus- und Verkehrsan- Zusätzlich waren am Samstag zwei bindung als auch Infrastruktur und junge Frauen am Stand der Akade- Straßen werden als verbesserungs- mie zugegen, die Informationen zur würdig gesehen. Auch die Themen Landesgartenschau in Eutin bereit- Internet, Rad- und Fußwege und stellten. Die Besucherinnen und Be- Gesundheitsversorgung in Form von

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Die Umfrage zu Leben auf dem Land lockte neben den aktuellen Themen viele inter- essierte Besucher an den Stand der Akademie. Foto Ingwer Seelhoff Ärzten wurden von vielen Befragten Anbietern aus der Region freuen: 1. genannt. Für ihr eigenes Dorf wün- Preis: 1 Kanu für einen Tag für vier schen sie sich unter anderem aber Personen vom Kanucenter Malente, meist genannt, Einkaufsmöglichkei- 2. Preis: 2 Freikarten für die Landes- ten, ein soziales Miteinander und gartenschau in Eutin, 3.-5. Preis: 2 mehr Freizeitmöglichkeiten in Form Freikarten plus kleiner Verzehrgut- von Vereinen oder kulturellen Ange- schein (ca. 5 Euro) für die Theater- boten. Insgesamt zeigt sich, dass vie- pause im Lachmöwentheater Laboe, le der Befragten mit ihrem Leben auf 2 Freikarten für das Eiszeitmuseum dem Land grundsätzlich sehr zufrie- in Lütjenburg, 2 Freikarten für das den sind. Fünf der Teilnehmenden Künstlermuseum in Heikendorf. konnten sich kurz nach der NORLA Text: Alina Cornelissen (M. Sc. Geogra- über einen der folgenden Preise von fin, temp. Mitarbeiterin ALR)

39 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR 70 Jahre Schleswig-Holstein – Landesjubiläum in Eutin

Ministerpräsident Torsten Albig besuchte den Gemeinschaftsstand. Hier im Gespräch mit den Mitgliedern der Trachtengruppe. Am 1. Und 2. Oktober wurde in tivRegion Schwentine-Holsteinische der Rosenstadt Eutin der 70. Lan- Schweiz, dem Tourismusverband desgeburtstag Schleswig-Holsteins und dem Schleswig-Holsteinischen gefeiert. Zugleich endete an diesem Heimatbund Teil an dieser Ausstel- Wochenende die Landesgartenschau, lung. Auf dem Marktplatz präsentier- die unter der Schirmherrschaft des ten sich die vier Institutionen zusam- schleswig-holsteinischen Minister- men an einem Stand. Der SHHB zog präsidenten Torsten Albig für sechs mit Mitmachaktionen wie einer mo- Monate in der Stadt stattfand. Die bilen „Reeperbahn“ zum Herstellen Akademie für die Ländlichen Räume von Seilen und Bastelaktionen die SH e.V. hatte gemeinsam mit der Ak- großen und kleinen Besucher an und

Der Gemeinschaftsstand der ALR mit dem Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, der AktivRegion Schwentine-Holsteinische-Schweiz und der TouristInfo Eutin auf dem Marktplatz (Foto: I. Möller)

40 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 präsentierte sich und seine Trachten- animierte. Aktuelle Informationen zu gruppen mit klassischen Volkstanz- der neuen LEADER-Förderperiode darbietungen auf der Hauptbühne im Land und Neuerscheinungen oder am Platz. Die AktivRegion, vertreten bewährte themenbezogene Broschü- durch ihren Manager Günter Möller, ren waren für viele Besucher Anlass, informierte über das neue Förderpro- den Stand zu besuchen und intensive gramm und über aktuelle Projekte, Gespräche zu führen. Da auch das während die Mitarbeiterinnen der Wetter mitspielte und viele Men- Tourist-Info Eutin die Besucher mit schen die Gelegenheit nutzten, den Broschüren und attraktiven kleinen Landesgeburtstag zu feiern und das Giveaways erfreuten. Auch die Aka- letzte Wochenende der Landesgar- demie hatte wieder eine Umfrage tenschau zu genießen, war der Auf- zum Leben auf dem Land vorbe- tritt der Akademie ein voller Erfolg. reitet, die viele Interessierte zu in- tensiverem Kontakt und Austausch Text und Fotos: Ines Möller (ALR) Neuer Vorsitz bei der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) Die Kooperation der Akademie für sich für die Menschen im ländlichen die Ländlichen Räume Schleswig- Raum und in der Landwirtschaft Holsteins e.V. und der Agrarsozialen ein. Ihre Arbeit hat zum Ziel, ein Gesellschaft hat sich weiter verfes- positives Klima für das Leben und tigt. Als neue Vorsitzende wurde auf Arbeiten im ländlichen Raum zu der ASG-Mitgliederversammlung schaffen und die Anerkennung und in Göttingen Frau Juliane Rumpf, Gleichberechtigung der ländlichen ehemalige schleswig-holsteinische Räume innerhalb der Gesellschaft zu Landwirtschaftsministerin, CDU- verbessern. Dabei kommt es ihr auch Politikerin und Mitglied der ALR darauf an, kritische Aspekte von gewählt. Für das Führungsgremium Landwirtschaft und ländlichen The- konnte der ALR Vorsitzende Her- men auszuleuchten. Zweimal im Jahr mann-Josef Thoben (Referatsleiter veranstaltet die ASG Fachtagungen MELUR a. D.) gewonnen werden. zu aktuellen Themen der Landwirt- Mit Herrn Dr. Aloys Altmann, der schaft und der ländlichen Räume. bei der ASG Mitglied im Kuratorium In wissenschaftlichen Studien und und langjähriges Mitglied im Akade- Gutachten befasst sie sich mit öko- mie-Vorstand ist, ist die ALR durch nomischen, ökologischen, soziokul- die drei Vertreter auch im überre- turellen und sozialen Fragestellun- gionalen Einsatz für die Belange gen des ländlichen Raumes und der der Ländlichen Räume präsent. Die Landwirtschaft. Mit der Zeitschrift Agrarsoziale Gesellschaft e.V. setzt „Ländlicher Raum“, in Seminaren

41 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR und im Rahmen der LandSchau auf sind und die durch die Mitarbeit von der Internationalen Grünen Woche Frau Dr. Juliane Rumpf und unserer Berlin kommunizieren sie neben den Vorstandsmitglieder künftig ein noch genannten auch Themen wie Ver- intensiveres Engagement und Mitei- braucher-, Natur- und Umweltschutz nander im ländlichen Raum – sowohl sowie (Welt-) Ernährung. regional, als auch überregional – ver- Themen und Interessen, die mit de- sprechen. nen der Akademie eng verflochten Text: Ines Möller (ALR)

Mitgliederversammlung ALR e.V. im Landeshaus Kiel Rund fünfzig Mitglieder folgten am (Dorf und Umwelt) und Ulrich Spit- 15. Dezember der Einladung des zer (Wirtschaft) berichteten über die ALR-Vorstandes zur diesjährigen von Ihnen durchgeführten Veranstal- Mitgliederversammlung der Aka- tungen und Aktivitäten in 2016 und demie für die Ländlichen Räume die geplanten für 2017. Der Vorstand Schleswig-Holsteins e.V. ins Kieler und die Geschäftsführung konnten Landeshaus. Nach der Begrüßung nach dem Bericht des Rechnungs- durch den Vorsitzenden Hermann- prüfers Bruno Ophey entlastet wer- Josef Thoben ließen er und der Ge- den und die Beschlussfassungen über schäftsführer Torsten Sommer in die Haushalte 2016 und 2017 wurden einem umfangreichen Tätigkeits- einstimmig durch die stimmberech- bericht das erfolgreiche Jahr 2016 tigten Anwesenden genehmigt. mit vielfältigen Veranstaltungen Auf der Tagesordnung stand eben- und Projekten Revue passieren. Die falls die Neuwahl des Vorstands. Arbeitskreisleiter Bernd-Wolfgang Die ehemalige Vorstandsvorsitzende Hawel (Mobilität), Bruno Ophey Helga Klindt gab leider aus persönli-

Der stellvertretende Vorsitzende Jörg Bülow Der bisherige Vorstand (von links): Jörg Bü- (links) sprach die Laudatio für die scheidende low, Helga Klindt, Birgit Feddersen, Dr. Aloys Helga Klindt (Mitte) und übergab ihr gemein- Altmann, Friedemann Magaard, Dr. Jörn Kli- sam mit dem Vorsitzenden Hermann-Josef mant, Tim Brockmann. Nicht im Bild: Petra Thoben (rechts) Blumen und Geschenke Nicolaisen

42 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 chen Gründen ihren Sitz im Vorstand Das Amt des zweiten Rechnungsprü- auf. Zwei neue Mitglieder wurden fers wurde turnusmäßig neu besetzt. in Abwesenheit vorgeschlagen und Hier konnte für Bruno Ophey Sebas- einstimmig von den Versammelten tian Lange-Haffmans einstimmig ge- gewählt: Kirsten Eickhoff-Weber wählt werden, der künftig neben Ilse (MdL) und Stephan Richter (ehe- Langmaack-Hopmann den Haushalt maliger SHZ-Chefredakteur), so- der Akademie prüfen wird. dass sich der zehnköpfige Vorstand Der Vorsitzende bedankte sich bei nun neben den genannten aus fol- den Mitgliedern für das entgegen- genden Mitgliedern zusammensetzt: gebrachte Vertrauen und die enga- Hermann-Josef Thoben (Vorsit- gierte Mitarbeit für die Belange des zender), Jörg Bülow (stellvertr. Vor- ländlichen Raumes und lud die An- sitzender), Dr. Aloys Altmann, Tim wesenden zum anschließenden Par- Brockmann, Birgit Feddersen, lamentarischen Abend ein, bevor er Dr. Jörn Klimant, Friedemann die Versammlung beendete. Magaard und Petra Nicolaisen. Text und Fotos: Ines Möller (ALR)

Parlamentarischer Abend: Projekt „Neue Nachbarn – Zusammenleben im ländlichen Raum“ Im Anschluss an die ALR-Mitglie- In vier Themenecken hatten sie an- derversammlung am 15. Dezember schließend die Gelegenheit aktiv mit 2016 fand im Rahmen eines Parla- zu wirken und über folgende The- mentarischen Abends im Landes- men zu diskutieren: haus Kiel eine erste Informations- 1. „Frischer Wind auf dem Dorf“ veranstaltung zum aktuellen Projekt 2. Wohnsitzauflage der Akademie „Neue Nachbarn 3. Haupt- und Ehrenamt – Zusammenleben im ländlichen 4. Wie koordinieren wir uns Raum“ statt. Knapp hundert Inter- langfristig? essierte waren erschienen, um dem Die Themenbereiche wurden von Sachverständigen Cemalettin Özer je zwei fachlich spezialisierten Ge- (MOZAIK gemeinnützige Gesell- sprächspartnern betreut und ermög- schaft für interkulturelle Bildungs- lichten im Anschluss an den Vortrag und Beratungsangebote mbH) bei einen regen Austausch und Diskus- der Präsentation der ersten Ergeb- sion. Die Anwesenden konnten so nisse zum Thema „Was braucht es ihre Erfahrungen und Meinungen di- für eine gelingende Integration in rekt einbringen und zum Abschluss den Dörfern und ländlichen Räumen bei Imbiss und Getränken ihre Ge- Schleswig-Holsteins?“ zu folgen. danken in persönlichen Gesprächen

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Gut 100 Interessierte folgten der Einladung ins Kieler Landeshaus zum Parlamenta- rischen Abend Foto: Ines Möller (ALR) noch vertiefen. Die Ergebnisse der chermaßen. Immer deutlicher wird, Arbeitsgruppen wurden schriftlich dass es neben der ad-hoc Bewälti- festgehalten und fließen in die weite- gung der akuten Herausforderungen, re Arbeit der Sachverständigen und wie Einreise, Erfassung, Ankom- des Begleitgremiums ein. men und Erstunterkunft, auch einer Durchweg positiv äußerten sich umfassenden Betrachtung und vor die Teilnehmer des Parlamenta- allem einer Strategie für die mittel- rischen Abends über den Verlauf und langfristige Integration der zu der Veranstaltung, die durch die uns flüchtenden Menschen braucht. Möglichkeit zur aktiven Teil- Im bisherigen Berichtsjahr 2016 nahme eine besonders intensive wurden in Deutschland 117.392 Er- Auseinandersetzung mit dem ak- stanträge vom Bundesamt entgegen tuellen Thema der Flüchtlingshil- genommen. Die meisten Erstanträ- fe ermöglichte und neue Aspekte ge im Jahr 2016 wurden aus den fol- für Schleswig-Holstein aufzeigte. genden drei Ländern erfasst: Syrien mit 60.661 Erstanträgen (51,7 % al- Hintergrund und Anlass für das ler Erstanträge), Irak mit 16.621 Er- Projekt: Die Flüchtlingswelle und stanträge (14,2 % aller Erstanträge) die Folgefragen der Integration be- und Afghanistan mit 12.404 Erst- schäftigen Europa, Deutschland und anträgen (10,6 % aller Erstanträge). auch Schleswig-Holstein. Der Um- Im Vergleichszeitraum des Vorjahres gang mit dieser neuen und großen wurden 45.173 Erstanträge entgegen Herausforderung fordert und bean- genommen; dies bedeutet im Ver- sprucht Gesellschaft und Politik glei- gleich einen Anstieg der Antragszah-

44 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 len um 159,9 %. Allein im Berichts- Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft monat Februar 2016 wurden 66.127 ARGE Landentwicklung, zeigen auf, Erstanträge auf Asyl vom Bundesamt dass gerade für eine erfolgreiche In- entgegen genommen. Gegenüber tegration ein vielversprechendes Po- dem Vormonat (Januar: 50.532 Per- tential in der dezentralen Unterbrin- sonen) stieg dieser Wert um 30,9 %. gung und Integration gesehen wird. Im Vergleich zum Vorjahr (Februar Eine spannende These. Vor diesem 2015: 22.775 Personen) liegt damit Hintergrund sollten die anstehenden fast eine Verdreifachung des Monats- Fragen der Migration und Integrati- wertes (+190,3 %) vor (Quelle: Asyl- on nicht nur auf der Ebene der gro- geschäftsstatistik des Bundesamts für ßen Städte und Metropolen diskutiert Migration und Flüchtlinge für den und beantwortet werden, auch die Monat Februar 2016. Berlin, 2016). ländlichen Räume mit ihren Dör- Die Hauptherkunftsländer der fern und kleinen Städten – ohnehin Flüchtlinge in Schleswig – Holstein unter dem „Druck der Demografie“ sind im Jahr 2016 Syrien, Irak, Af- – sollten sich mit den Chancen und ghanistan, Iran, Armenien und Je- Risiken einer dezentralen Integrati- men. Die akuteste Entwicklung im on von Migranten und Migrantinnen Februar 2016 war geprägt von der befassen. Dabei sollten die sozialen Schließung der sog. West-Balkan- Aspekte des Miteinanders in der Route. Auch wenn dadurch die Zahl dörflichen Struktur eine Rolle spie- der täglich nach Deutschland einrei- len, genauso wie die Frage, inwie- senden Flüchtlinge sehr stark redu- fern Integration im ländlichen Raum ziert wurde, so ist unstrittig, dass die sich verträgt mit den Besonderheiten Themen Flüchtlinge, Migration und ggf. Defiziten ländlicher Infrastruk- Integration als auch die verwandten tur und der Daseinsvorsorge auf Themen Einreiseland und Einrei- dem Land, z.B. im Bereich Gesund- segesetz Europa und insbesondere heit, Nahversorgung oder Mobilität. Deutschland die nächsten Jahre und Ländlicher Raum ist nicht gleich Jahrzehnte weiter beschäftigen wird. ländlicher Raum. Das vorliegen- Für Deutschland stehen somit viele de Projekt, die geplante Expertise, und vielschichtige Fragen zur Unter- nimmt das Bundesland Schleswig- bringung, Verteilung und vor allem Holstein in den Blick und möchte zur langfristigen Integration dieser für die hiesigen ländlichen Räumen zu uns kommenden Menschen, un- Fakten zusammentragen, Überblick terschiedlicher Herkunft und Kultu- schaffen, Stimmungsbilder einsam- ren, im Raum. Studien, wie die der meln, Diskussion und Austausch Schader-Stiftung aus Darmstadt oder fördern und auf Grundlage der im Positionspapiere, wie z.B. die der Prozess gewonnenen Erkenntnisse

45 TTT Januar 2017 Aus der Arbeit der ALR den Versuch unternehmen, Empfeh- lungsansätzen für eine erfolgrei- lungen und Impulse für eine erfolg- che Integration reiche Integration in den ländlichen Aussagekräftige Informationen flie- Räumen Schleswig-Holsteins zu ßen u. a. ein durch die Durchfüh- geben. Die Leitfrage der Expertise rung von Expertengesprächen mit lautet: Was braucht es mittel- und Schlüsselpersonen auf Landesebene langfristig für eine gelingende In- (Innenministerium, MELUR V55, tegration und ein interkulturelles DRK, Diakonie, Flüchtlingsrat, Zusammenleben auf dem Dorf / in SHGT u.a.) als auch mit Akteuren den ländlichen Räumen Schleswig- vor Ort (ausgewählte Vertreter der Holsteins? Es geht demnach um Amts- und Gemeindeebene, in der eine landesspezifische Analyse der Flüchtlingshilfe aktive Vereine und Ausgangssituation, der Risiken und Ehrenamtliche). Die Zwischener- Chancen der Integration von Flücht- gebnisse und Empfehlungen werden lingen in den ländlichen Räumen in einem eigens dafür etablierten Schleswig-Holsteins. Im Ergebnis Begleitgremium aus Projektpartnern wird die Expertise Aussagen auf fol- und Vertretern der verschiedenen genden vier Ebenen liefern: Arbeitsebenen / relevanter Organi- • Fazit aus den bisherigen sationen vorgestellt und diskutiert Untersuchungen und Studien (Expertise im Dialogverfahren). • Rahmenbedingungen und Aus- Die Veröffentlichung der Expertise gangssituation Schleswig-Holstein ist für März 2017 geplant und wird • Vertiefung und Erörterung von im Rahmen einer Veranstaltung pu- Fragen und Einzelaspekten (s.u.) blik gemacht, zu der eine zeitnahe • Ableitung von Empfehlungen und Einladung erfolgt. mittel- und langfristigen Hand- Text: Ines Möller u. Torsten Sommer (ALR)

Flüchtlingskonferenz 2016 in Lübeck Am 09. November fand in Lübeck im ländlichen Raum“ informieren die 2. Flüchtlingskonferenz des Lan- und austauschen konnten. Die Ge- des Schleswig-Holstein statt. Hier legenheit wurde dafür genutzt die war die Akademie für die ländlichem Gäste nach Ihrer Meinung zu die- Räume Schleswig-Holsteins e.V. mit sem Thema zu befragen, indem sie einem Informationsstand vertreten, eigene Ideen zu der Frage „Was bei dem sich die Besucherinnen braucht es für eine gelingende In- und Besucher der Konferenz über tegration im ländlichen Raum?“ an das aktuelle Projekt der Akademie eine Pinnwand anbringen konnten. „Neue Nachbarn – Zusammenleben Die Veranstaltung wurde außerdem

46 Aus der Arbeit der ALR TTT Januar 2017 als Plattform für die mit der Studie 2015 vor einer großen Herausforde- beauftragten Gutachter von Mozaik rung steht. Ministerpräsident Tors- gGmbH genutzt, die noch einige ten Albig hielt zum Auftakt der Ver- für die Studie interessante Kontakte anstaltung eine Rede, in der er für knüpfen konnten. Inhaltlich befasste eine Integration vom ersten Tag an sich die Konferenz mit der Flücht- plädierte und dafür, dass Schleswig- lings- und Integrationssituation in Holstein als Beispiel für Mensch- Schleswig-Holstein, das durch die lichkeit und gelingende Integration hohen Flüchtlingszahlen im Jahr dienen kann.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Albig im Gespräch mit dem Geschäftsführer der Akademie, Torsten Sommer (links), und den MOZAIK-Vertretern Antje Schwarze und Cemalettin Özer. (Foto: Alina Cornelissen) Im Rahmen des Flüchtlingspakts für Gesellschaft und setzen uns auch mit Schleswig-Holstein wurden neue aller Kraft dafür ein; 3. Wir erwarten Leitlinien der Flüchtlings- und Inte- von allen Menschen in Schleswig- grationspolitik erarbeitet. Diese wur- Holstein – egal seit wann sie hier den vorgestellt und lauten wie folgt: leben -, dass sie unterschiedlichen 1. Migration und daraus erwachsene Einstellungen, Lebensentwürfen Vielfalt sind Grundlage unserer Ge- und Weltanschauungen mit Respekt sellschaft; 2. Wir sind eine offene begegnen; 4. Eine Rückkehr in die

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Heimat kann unterschiedliche Grün- gaben für Integration Investitionen in de haben – in jedem Fall erfolgt sie unsere Zukunft sind. in Sicherheit, Würde und mit zu- Kurz vor der Konferenz wurde das kunftsorientierter Unterstützung; 5. Grünbuch 1.0 veröffentlicht. Es stellt Wir wollen, dass alle geflüchteten einen Katalog flüchtlings- und gesell- Menschen, die dauerhaft oder auf schaftspolitischer Empfehlungen dar, Zeit in Schleswig-Holstein bleiben, die von einem Arbeitskreis, beste- so schnell wie möglich die deutsche hend aus Vertretern von Migrations- Sprache erlernen können und dies fachdiensten, Verbänden und Flücht- auch tun; 6. Wir appellieren an alle lingsorganisationen verfasst wurden. Menschen in Schleswig-Holstein, In- Das rund 70 Seiten starke „Grünbuch tegration als gesamtgesellschaftliche 1.0“ thematisiert unter anderem die Aufgabe aufzufassen und dauerhaft Aufgabenbereiche Aufnahme und daran mitzuwirken; 7. Wir wollen, Bleiberecht, Erstaufnahme und Asyl- dass alle Menschen in Schleswig- verfahren, Beratung und Betreuung, Holstein die gleichen Zugangsmög- Unterbringung und Wohnen, soziale lichkeiten zu Bildung, Wohnen, Versorgung, Ehrenamt und Vernet- Arbeit und sozialen Angeboten ha- zung, gesundheitliche Versorgung, ben; 8. Wir brauchen ein auf Dauer Schule, Bildung und Sprachunter- geregeltes System für alle Formen richt, Ausbildung und Arbeit, beson- der Zuwanderung nach Schleswig- ders Schutzbedürftige wie Frauen Holstein; 9. Wir wollen eine sichere und Kinder, Behördenhandel sowie Gesellschaft sein, in der niemand Diskriminierung von Geflüchteten. Angst haben muss; 10. Wir sind uns Text: Alina Cornelissen (M.Sc. Geogra- bewusst, dass Engagement und Aus- fin, temp. Mitarbeiterin ALR) „Wege mit Aussichten“ – Ausbaubeiträge für Straßen und Wege Neuerscheinung des Leitfadens für Kommunen Gemeinsam mit dem Schleswig- tigt. Mit finanzieller Unterstützung Holsteinischen Gemeindetag und des Ministeriums für Energiewende, dem Bauernverband Schleswig-Hol- Landwirtschaft, Umwelt und länd- stein hat die Akademie für die Länd- liche Räume, des Amtes Hüttener lichen Räume Schleswig-Holsteins Berge und der 3 Trägerorganisati- e.V. ein weiteres Folgeprojekt in der onen wurde gemeinsam mit ausge- Reihe „Wege mit Aussichten“ umge- wiesenen Experten alles Wissens- setzt. Diesmal hat sie sich mit dem werte zum Thema Ausbaubeiträge Aspekt der Finanzierung beschäf- zusammengetragen, erörtert und im

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Sinne einer Handreichung für Kommunen aufbereitet. In Teil B werden die Erfahrungen und Erkenntnisse des Amtes Hüt- tener Berge dargelegt, die dort im Zuge der Einführung von Straßenausbaubeiträgen in zwei amtsangehörigen Gemeinden gemacht wurden. Im Schloss Bad Bramstedt fand am 16.11. Die Akademie hat auch dieses 2016 die erste erfolgreiche Informationsver- Mal viel Wert auf eine praxis- anstaltung statt (Foto: Sommer) taugliche Aufbereitung gelegt. hungsweise zur Verfügung gestellt So enthält die Handreichung u.a. und stieß auf große Aufmerksam- Muster für Bauprogramme und Sat- keit. zungen, Grafiken zur Veranschauli- Zwei sehr gut besuchte regionale chung von Einzelaspekten und eine Informationsveranstaltungen, die Beispielrechnung für die Verrentung die Akademie anlässlich der Veröf- von Straßenausbaubeiträgen. Aus- fentlichung in Bad Bramstedt und löser für die Initiative war u.a. die Eggebek durchführte, zeigten das Änderung des Kommunalen Abga- Gesprächs- und Diskussionsbedürf- bengesetzes (KAG) im Jahr 2012, nis der „kommunalen Familie“ an mit der neuen Option der sog. „Wie- diesem Thema. Um allen Interes- derkehrenden Beiträge“ – ein zum sierten die Möglichkeit zu geben, Teil aus verschiedenen Gründen sich im direkten Austausch zu infor- sehr strittiges Thema. Die Heraus- mieren, plant die Akademie im Früh- geber hoffen, den Verantwortlichen jahr 2017 eine weitere Veranstaltung und Entscheidungsträgern vor Ort in diesem Format. Eine Einladung mit dieser Broschüre aktuelle und dazu wird zeitnah verschickt. hilfreiche Informationen für diese Text: Ines Möller (ALR) z.T. komplexe Materie an die Hand zu geben, auf deren Grundlage sie dann zukünftig sachgerecht und gut abwägen können, wie der Ausbau von Straßen und Wegen in ihrem Zuständigkeitsbereich finanziert werden soll. Die Handreichung wurde allen Äm- tern und Gemeinden, sowie Interes- Gut besuchte Veranstaltung auch am sierten kostenfrei zugesandt bezie- 22.11.2016 in Eggebek (Foto: Sommer)

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TTT Januar 2017 Europa aktuell

EUROPA AKTUELL

Botschaftergespräch Slowakei Spannende Diskussion über Europäische Flüchtlingspolitik Zum Juli 2016 übernahm die Slowa- haltige Migrationspolitik“ fördern kische Republik den Vorsitz im Rat wolle. Der dort erstellte Fahrplan der EU. Sie hat sich für ihre sechs- sei – für die EU ungewöhnlich – in monatige Ratspräsidentschaft u. a. einer klaren, deutlichen Sprache das Thema Migration auf die Fahne verfasst. Der Migrationswissen- geschrieben. Das traditionelle Bot- schaftler Dr. Marcus Engler gab als schaftergespräch am 13. Oktober Co-Referent dem Publikum einen 2016 im Landeshaus in Kiel fand Einblick in die Herausforderungen vor diesem Hintergrund zur Frage der europäischen Flüchtlingspolitik. „Zwischen Balkanroute, Mittelmeer Der Flüchtlingszustrom sei in Euro- und Dublin-Verordnung – Was wird pa ein Wahrnehmungs- und kein ma- aus der gemeinsames Europäischen terielles Problem, so Engler. In der Flüchtlingspolitik?“ statt. Der Ge- anschließenden Diskussion mit dem sandte der Slowakischen Republik, Publikum entstand eine rege Debat- Matúš Bušovský, betonte, dass die te zu drängenden europapolitischen Ratspräsidentschaft in eine schwie- Fragen in der Flüchtlingspolitik. rige Zeit falle. Der Gipfel in Bratis- Quelle: Europa aktiv 5/2016, Europa- lava im September 2016 habe aber Union Deutschland (Hrsg.) Autoren: gezeigt, dass die EU eine “nach- Lisa Kühn & Renate Janke, Berlin, 2016

12 neue Projekte der Aktion „Neue Wege in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“ starten ab Januar 2017 Mit der Aktion „Neue Wege in so- Landesmitteln und Mitteln des Eu- zialversicherungspflichtige Beschäf- ropäischen Sozialfonds (ESF) die tigung“ unterstützt die Landesregie- Durchführung von Modellprojekten rung Schleswig-Holstein im Rahmen zur Integration von Langzeitarbeits- des „Landesprogramm Arbeit“ mit losen in den ersten Arbeitsmarkt. Mit

50 Europa aktuell TTT Januar 2017 dem erfolgreich abgeschlossenen um wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu Ideenwettbewerb der Aktion starten fassen. Die Projekte leisten einen ab Januar 2017 12 weitere Projek- wichtigen und spürbaren Beitrag te, mit denen rund 1.300 Teilnehmer zum Rückgang der Langzeitarbeits- über 24 Monate eine Förderung aus losigkeit in Schleswig-Holstein. Die dem Landesprogramm erhalten kön- neu startenden Projekte werden mit nen. Seit Beginn der ESF Förder- 5,3 Millionen Euro gefördert. periode im Jahr 2014 hat das Land Mehr Informationen unter: http:// damit insgesamt 49 Projekte initiiert, www.schleswig-holstein.de/DE/ in denen insbesondere Geringqua- Fachinhalte/A/arbeit/landesprogramm_ lifizierte, Ältere, Alleinerziehende, arbeit.html Migranten und Flüchtlinge durch un- Quelle: Eurobrief 2016, Investitionsbank terschiedliche methodische Ansätze Schleswig-Holstein (Hrsg.), Kiel, De- gezielte Unterstützung bekommen, zember 2016 Bildungsförderung, die beim Bürger ankommt: Der Weiterbildungsbonus Schleswig-Holstein Wer als Beschäftigter, Freiberufler on auf dem Arbeitsmarkt und wirkt oder Inhaber eines Kleinstbetriebes Fachkräftemangel entgegen“, so eine Fortbildung machen möchte, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer. kann sich die Seminarkosten zu 50 % Hervorzuheben sei auch, so Meyer aus Mitteln des Europäischen Sozial- weiter, dass grundsätzlich erheblich fonds fördern lassen – der „Weiter- mehr Frauen als Männer den Weiter- bildungsbonus Schleswig-Holstein“ bildungsbonus in Anspruch nähmen. macht es möglich. 7 Millionen Euro Nach wie vor zeigt die Branche Sozi- stehen hier aus dem Landespro- al- und Gesundheitswesen das größte gramm Arbeit (Mittel des Europäi- Interesse am Weiterbildungsbonus, schen Sozialfonds ESF) im Zeitraum aber auch das Hotel- und Gaststät- 2014 - 2020 zur Verfügung. Gerade tengewerbe sowie das Logistikge- die Beschäftigten in kleinen und werbe zeigen reges Interesse. Eines mittleren Unternehmen nutzen dieses gilt laut Meyer für alle Branchen: Förderangebot sehr intensiv, um auf „Jede Investition in Qualifizierung dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig ist gut für die Beschäftigten und für zu sein. „Auch Menschen mit Migra- die Unternehmen.“ tionshintergrund können den Weiter- Informationen unter. www.weiterbil- bildungsbonus in Anspruch nehmen. dungsbonus.schleswig-holstein.de Quel- Auch für sie gilt: Die Inanspruch- le: Eurobrief 2016, Investitionsbank nahme von Weiterbildungsangeboten Schleswig-Holstein (Hrsg.), Kiel, De- fördert längerfristig die Integrati- zember 2016

51 TTT Januar 2017 Europa aktuell FORCE – Neue Konzepte zur Abfallvermeidung und -Behandlung Am 1. September 2016 starteten anderen drei Stoffströme (in Ham- 22 Partner die Zusammenarbeit im burg also Kunststoff, Biomasse und Europäischen Forschungsvorhaben Holz) werden von der Stadtreinigung „FORCE – Cities cooperating for Hamburg in kleineren Demonstra- circular economy“. Das Projekt hat tionsvorhaben bearbeitet. Das Pro- das Ziel, neue Konzepte zur Abfall- jekt leistet einen entscheidenden vermeidung und -behandlung für die Beitrag zu den Europäischen Zielen, Stoffströme Kunststoff, Biomasse, bis 2030 mindestens 65 Prozent des Elektroaltgeräte und Holz zu entwi- kommunalen Müllvorkommens und ckeln. 75 Prozent des Verpackungsmülls re- In insgesamt vier EU-Städten fokus- cyceln zu wollen. sieren sich die Projektpartner jeweils Beteiligte Partner in Hamburg: auf einen Stoffstrom: Kopenhagen Stadtreinigung Hamburg, Freie beschäftigt sich mit Kunststoff-, und Hansestadt Hamburg (Senats- Lissabon mit Bio-, Genua mit Holz- kanzlei), HafenCity Universität, und Hamburg mit Elektroabfällen. Hochschule für Angewandte Wis- Der Hamburger Fokus liegt auf der senschaften, Consist ITU Environ- Sammlung, Erfassung, Verwertung mental Software GmbH, Aurubis und gegebenenfalls Weiternutzung AG.Ansprechpartner: Prof. Arndt von Elektroaltgeräten, um die darin Peter Schulz, Universitätsklinikum enthaltenen (strategischen) Metalle Schleswig-Holstein, schulz@biome- im Wertstoffkreislauf zu halten. Es chatronics.de soll u.a. ein Portal für Reparaturbe- Ansprechpartner: Stadtreinigung triebe eingerichtet, vorhandene Er- Hamburg (FORCE City Cluster Co- fassungs- und Sammelsysteme opti- ordinator), Dr. Stefan Lübben (Tel.: miert und ein neues Sammelsystem 040/2576-1071, [email protected] ) getestet werden. Die gesammelten und Jana Kim Weser (Tel.: 040/2576- Elektroaltgeräte werden – bei ent- 1076, [email protected]) sprechender Eignung – aufgearbeitet Quelle: Eurobrief 2016, Investitionsbank und zum Verkauf angeboten oder in Schleswig-Holstein (Hrsg.), Kiel, De- Einzelteile zerlegt und recycelt. Die zember 2016

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Literaturtipps TTT Januar 2017

LITERATURTIPPS

Landschaftsplanung (Springer Reference Naturwissenschaften) von Wolfgang Riedel (Hrsg.), Horst Lange (Hrsg.),Eckhard Jedicke (Hrsg.) & mehr; Berlin, Heidelberg,17. Mai 2016; ISBN-13: 978-3642398544 Als Springer Reference liefert die geht es gleichermaßen um juristische komplett neu bearbeitete 3. Auf- Grundlagen, ökologische Fakten und lage sowohl eine kompetente Ein- planerische Arbeitsabläufe, ergänzt führung für Studierende als auch durch praktische Anwendungsbei- ein Lern- und Nachschlagewerk für spiele, wie das Management ausge- Praktiker der Landschaftsplanung wählter Schutzgüter und ein nach- und der Nachbardisziplinen. Sie be- haltiges Nutzungsmanagement. Im schreibt alle wichtigen planerischen Unterschied zu anderen Büchern im Instrumente des Naturschutzes, die Themenfeld Naturschutz und Land- sich aus der Landschaftsplanung im schaftsplanung behandelt dieses weiteren Sinne auf der Ebene von Buch detailliert die Instrumente im Bund, Ländern, Regionen und Kom- Naturschutz und weniger ausführlich munen ergeben, und darüber hinaus die Analyse und Bewertung des Na- die rechtlichen Vorschriften der EU, turhaushaltes mit seinen Schutzgü- des Bundes und der Länder. Dabei tern.

Mein Dorf – Bilder aus vergangener Zeit Rosemarie Minsel, Selbstverlag P. Schwedtke (Hrsg.), Ruhwinkel, 2016 Kindheit in den 1920er Jahren „Ich steinpflaster, Sand oder Lehm. Die liebe Kinder, kann an keinem Kin- Menschen waren arm, aber reich an derwagen vorbeigehen, ohne hinein Leben. Es reichte ihnen zum Überle- zu schauen“. ben. Fast lebten Sie autark dank Bä- Das war das Leben von Rosemarie cker, Schneider, Schmied, Tischler Minsel, der eigene Kinder verwehrt & Co. Nur die „Besseren“, Lehrer, waren. In den 80er Jahren schrieb sie Kaufmann, Pastor, Müller, brauchten ihre eigene Kindheit aus den 20/30er keine eigene Versorgung aus Stall Jahren auf. In einem Dorf, weit weg und Garten. In einer wundervoll war- von den Städten des Landes. men Sprache erinnert sie an den Zu- Die Straßen hatten bestenfalls Kopf- sammenhalt, an die Mitmenschlich-

53 TTT Januar 2017 Literaturtipps keit aber auch an Not; zeichnet die wurden ergänzt durch die Bilder des besonderen, liebenswerten Charakte- Landesamtes für Denkmalpflege, des re nach, setzt ihnen ein Denkmal aus Archivs der Museen des Schlosses kindlicher Sicht. Gottorf und von Privatleuten. Der Vergangen die Zeit, als ihr Dorf noch Ertrag des Buches fließt in eine Ein- zwei Bahnhöfe hatte. Die Eisenbahn richtung, die Kindern hilft – das wäre brachte sie in alle Himmelsrichtun- auch im Sinne Rosemarie Minsels, gen, in die Landeshauptstadt, in die die leider nicht mehr dazu gefragt Kreisstädte. Fotos aus ihrem Dorf werden konnte.

Rettet das Dorf – Was jetzt zu tun ist Gerhard Henkel (Autor), dtv, München, 2016; ISBN 978-3-423-28102-7 „Dieses Buch will aufrütteln. Und auf Dorfebene Bürger und Kom- aufzeigen, was dringend getan wer- munalpolitik und an zentraler Stelle den muss. Denn das Dorf ist in gro- Politik und Gesellschaft ändern und ßer Gefahr“. Trotz mancher Lobge- dafür leisten sollten, stellt Henkel sänge auf die Provinz befinden sich verständlich und kurzweilig dar. Er zahllose Dörfer in einer Existenzkri- zeigt Schwachstellen der bisherigen se. Arbeitsplätze, Schulen, Gasthöfe, Dorfentwicklungsplanung auf, ent- Läden verschwinden. Die Jungen wickelt aber zugleich auch mögliche wandern ab, die Älteren bleiben zu- Strategien und Möglichkeiten für ein rück. Es gibt Stimmen, die sagen, Umdenken und Handeln. Jedes Ka- da könne man nichts tun, mit dem pitel zu den wichtigsten Problembe- Dorfsterben müsse man sich abfin- reichen auf lokaler Handlungsebene den. Gerhard Henkel hält nichts von lässt er mit der Frage:“ Was bleibt solcher Resignation. zu tun?“ enden. Gegenwärtigen Ent- Er appelliert mit dieser Streitschrift wicklungen in den Dörfern stellt er nicht nur an die Entscheider in den konkrete Beispiele und Ideen kom- Zentralen sondern auch an Lokalpo- munaler und bürgerlicher Aktivitäten litiker und Dorfbewohner und liefert zur Rettung der dörflichen Infrastruk- zahlreiche Vorschläge und Beispiele turen gegenüber und verdeutlicht, für Strategien und Verbesserungen wie sich innovative Bürgervereine »von oben« und »von unten«. Was dem Abwärtstrend entgegenstellen.

Wer wagt beginnt Robert Habeck (Autor), Verlag Kiepenheuer & Witsch; Köln, September 2016, ISBN- 13: 978-3462049497 Die sogenannte Politik- und Par- seit vielen Jahren, das öffentliche teienverdrossenheit begleitet uns Ansehen von Politikern ist erbar-

54 Literaturtipps TTT Januar 2017 mungswürdig. Der Schriftsteller und und warum er darum kämpft, auch engagierte Familienmensch Robert in Zeiten schneller politischer Ant- Habeck erzählt, warum er sich als worten eine Kultur des Zweifels zu- politischer Quereinsteiger dennoch zulassen. seit 15 Jahren bei den Grünen enga- Ein Buch wie eine frische Brise giert, als stellvertretender Minister- durch die Hinterzimmer der Politik, präsident von Schleswig-Holstein ein Buch, das Lust auf Politik macht inzwischen mit großer Leidenschaft – und ein leidenschaftliches Plä- das Land mitgestaltet – und warum doyer für politisches Engagement. er grüner Spitzenkandidat für die Denn, so Habeck: Nichts ist durch Bundestagswahl 2017 werden will. Weggucken je besser geworden. Persönlich und mit großer Ehrlich- Vielmehr müssen wir gemeinsam keit schildert Habeck, was ihn po- wieder Antworten finden auf die litisch antreibt, wie ihn das Leben ganz großen Fragen: Welche Gesell- in öffentlichen Ämtern verändert schaft wollen wir sein? In welcher hat, wie er mit Niederlagen umgeht Zukunft wollen wir leben?

Land und Ländlichkeit Herausgeber: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Seiten: 48, Erscheinungs- datum: 14.11.2016, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 7646; Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 46–47/2016) Die Entwicklung von ländlichen urban gardening oder urban farming Regionen gestaltet sich sehr unter- in die Stadt. Hat in einigen Dörfern schiedlich. Von „gleichwertigen Le- auch der letzte Lebensmittelladen bensverhältnissen“ kann oft nicht geschlossen, der Landarzt sein Glück mehr die Rede sein. Vielen Menschen woanders gesucht und kommt – wenn erscheint indes ein ländliches Leben überhaupt – nur noch ein Bus pro (wieder) als attraktiv. Die „Landlust“ Tag, boomen andere Gegenden ge- hat um sich gegriffen, Großstädter radezu und wachsen an Einwohnern ziehen raus um ihre Vorstellungen und Angeboten. Von „gleichwertigen von „Ländlichkeit“ zu verwirklichen, Lebensverhältnissen“ kann oft nicht oder holen das Rurale in Form von mehr die Rede sein. Der leise Atem der Zukunft Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise Ulrich Grober (Autor), OEKOM-Verlag, München, 2016; ISBN-13: 978-3-86581-807-2 Der Autor lässt den Leser auf eine als Freizeitbetätigung, Lust auf das erzählerische Wanderung gehen, die Erschließen von Städten und Regi- Lust macht, Lust auf das Wandern onen zu Fuß, aber vor allem Lust

55 TTT Januar 2017 Literaturtipps auf das Entdecken des Wandels. Ein Weg gemacht - zu Menschen und historischer Prozess des Umden- Orten, die für eine neue Kultur der kens ist im Gange. Weltweit machen Nachhaltigkeit stehen. Im Inneren sich Menschen auf die Suche nach des Landes, in der Mitte der Gesell- einer »anderen Welt«: vielgestaltig schaft. Er wandert auf den Spuren und kreativ, ohne fertige Lösungen, von Hauffs Märchen »Das Kalte aber mit gemeinsamen Werten und Herz« durch den Schwarzwald; ent- einer geteilten Vision von nachhal- wirft einen Abgesang auf die Au- tiger Zukunft. Dabei zu sein ist fas- tostadt in Wolfsburg; meditiert auf zinierend. Und doch verengt sich Meister Eckharts Sitz im Prediger- momentan die Perspektive vieler kloster zu Erfurt. Was ihn interes- zum Tunnelblick. Sie starren ge- siert, sind nachhaltige Werte im ak- bannt auf die Symptome von Krise tuellen Zeitgeist. Sein Buch erzählt und Kollaps: frustriert, angstbesetzt, vom Hunger nach Entschleunigung, gewaltbereit – oder resigniert, er- nach Gelassenheit und Empathie, schöpft, zynisch. Umso mehr zählt nach Einfachheit, Nachhaltigkeit jetzt positive Energie. Ulrich Gro- und – Sinn. ber hat sich für dieses Buch auf den

Begegnungen: Schleswig-Holsteinische Geschichte in Lebensbildern Detlev Kraack (Autor), Wachholtz-Verlag; Neumünster, 18. April 2016 Wer hat die Geschichte Schleswig- moderne Personengeschichtsschrei- Holsteins »gemacht«? Natürlich wa- bung bindet die Biografien in das ren es nicht nur die »Großen«, und Lebensumfeld der Menschen ein. auch nicht nur die Männer allein, die Es entsteht eine Gesamtschau: der Geschichte schrieben, Ideen verfolg- Mensch in der Geschichte. Detlev ten und Siege errangen. Geschichte Kraack versammelt das Wissen über ist heute viel mehr als Herrschafts- die wichtigsten Menschen ihrer Zeit. geschichte es geht nicht nur um Ein Buch zum Schmökern, Blättern Fürsten, Könige und Staaten. Die und Entdecken.

Wir Schleswig-Holsteiner, 70 Jahre – 70 Menschen Gerhard Müller(Autor), mit Fotografien von Frank Peter, Kieler Nachrichten (Hrsg.); Kiel, 10. November 2016; ISBN: 9783529051357 Das große Buch zur KN-Serie »WIR zen Land unterwegs, um Menschen SCHLESWIG-HOLSTEINER«. Vie- zu begleiten bei dem, was sie tun, le Redakteure und Redakteurinnen was sie sind. Schleswig-Holstein, der Kieler Nachrichten waren im gan- zwei Meere, frische Luft und feine

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Strände, interessante Landschaften die Produktion nicht zu gefährden und idyllische Orte, Heimat und Ur- oder machten sich die Füße nass im lauberregion. So abwechslungsreich Watt. Immer wurden sie willkom- das Land, so interessant die Leute. men geheißen. So entstanden die 70 Die Autoren der Kieler Nachrich- Geschichten. Jede ist typisch für das ten saßen für WIR SCHLESWIG- Land und illustriert mit eindrucksvol- HOLSTEINER bei Prominenten im len Fotos. Dieses Buch ist auf seine Wohnzimmer, besuchten „normale“ Art einzigartig. Und es ist eine Lie- Menschen an deren liebsten Or- beserklärung an dieses wunderbare ten, zogen Schutzkleidung an, um Bundesland und seine Menschen.

Wir brauchen Ihre Mitarbeit! Ein interessantes Mitgliederheft lebt vom Engagement seiner Leserschaft. Bitte senden Sie uns Berichte, Informationen und Hinweise aus Ihrer Arbeit, die auch anderen Mitgliedern Anregungen geben könnten. Leserbriefe nehmen wir ebenfalls gern entgegen. Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 30. Mai 2017.

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TTT Januar 2017 Texte

TEXTE

Räumliche Gerechtigkeit – Ein Thema für Land- entwickler und sonstige Geodäten?! Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich Thöne, dem geodätischen Brücken- bauer und begnadeten Kommunikator, zum Gedächtnis Ein Text von Univ.-Prof. EoE Dr.-Ing. insbesondere der Landentwicklung Holger Magel, FIG Honorary Präsident endlich auch ein Thema für Geodä- und Ehrenmitglied des DVW, Sprecher ten werden. der Arbeitsgemeinschaft der Akademien 1 Karl-Friedrich Thönes Konstan- Ländlicher Raum in deutschen Ländern ten waren Werte und Tugenden Zusammenfassung Dieser Aufsatz gilt dem Andenken Im Zuge der räumlichen Disparitä- an den langjährigen Chef der Thü- ten und der oft kontroversen Dis- ringer Landentwicklung sowie Prä- kussionen über richtiges politisches sidenten des Deutschen Vereins für und staatliches Handeln geraten die Vermessungswesen Ministerialdi- Begriffe gleichwertige Lebensbe- rigent Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich dingungen und – zwar zurückhal- Thöne. Ein Leben lang hat er, der tender – räumliche Gerechtigkeit in hochbegabte und führungsstarke, das allgemeine Interesse. Der Arti- für seinen geodätischen Beruf und kel macht deutlich, dass es eine auf auf verschiedensten nationalen und Menschenrecht und Menschenwür- internationalen Ebenen für seine de basierende universelle Gerechtig- Ideale und Werte gekämpft. Ihm keitsnorm gibt, die keine Alternative ging es im besten Sinne um eine hu- lässt, als weiterhin alles zu tun, um mane Geodäsie (de Vries 2016) und eine gerechte räumliche Entwick- menschenorientierte, gerechte Land- lung in allen Landesteilen sicherzu- entwicklung, die in Verantwortung stellen bzw. anzustreben. vor Gott und der Schöpfung ihre Diese bisher vornehmlich von Geo- Beiträge zur gerechten Daseinsvor- graphen, Raumökonomen und Juris- sorge und nachhaltigen Entwicklung ten diskutierte Gerechtigkeitsfrage von Stadt und Land leisten sollten sollte angesichts der beachtlichen (Thöne 2009). Um dies auch profes- raumbezogenen und raumbedeutsa- sionell zu erreichen, waren für Karl- men Beträge der Geodäsie und hier Friedrich Thöne Ingenieurtugenden

58 Texte TTT Januar 2017 wie Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit, durch neue Aktivitäten in der Raum- Verantwortungsbewusstsein und ordnung, Landwirtschaft, Land- und Nachhaltigkeit ebenso unerlässlich Kommunalentwicklung sowie sogar wie die Bildung von starken unbe- in der Umweltpolitik (Klaus/Magel stechlichen Institutionen einerseits 2016) zu stärken. Chinas Staatspräsi- und die Förderung bürgerschaftli- dent Xi Jinping (2014) gibt den Takt chen Engagements und einer freien vor: »So lange der ländliche Raum, Zivilgesellschaft andererseits. Er hat insbesondere seine armen Regionen Brücken gebaut innerhalb und außer- hinter dem Rest des Landes liegen, halb der Geodäsie. Seine Impulse, so lange können wir nicht sagen, Initiativen und fachlichen Beiträge dass wir eine Gesellschaft mit an- in Theorie und Praxis werden weiter gemessenem Wohlstand erreicht wirken und anspornen. haben«. Wie anders doch klingt das 2 Es geht um Gerechtigkeit – in Deutschland, wo sich Bayern und auch beim räumlichen Handeln! Brandenburg fast schon dafür recht- Können wir etwas von China ler- fertigen müssen und müde belächelt nen? Sicherlich nicht viel, wenn es werden, dass sie in ihre Verfassungen um die Anwendung der von Ent- das Ziel der gleichwertigen Lebens- wicklungshilfeminister Gerd Müller verhältnisse hineingeschrieben und viel bemühten, ja sogar zur zentralen dazu eigene Enquetekommissionen Voraussetzung seiner Zusammenar- des Landtags etabliert haben. Art. 72 beit gemachten Menschenrechte und Abs. 2 Grundgesetz hat aus Sicht der Menschenwürde geht (Müller 2016: beiden Länder offensichtlich keinen »Der Einsatz für die Menschenrech- rechten »Biss« und wird vielfach te gehört für mich zu einer werteba- sogar eher als Beschränkung, denn sierten Entwicklungspolitik. […] Im als Auftrag zur Schaffung gleich- Mittelpunkt steht dabei die Würde wertiger Lebensverhältnisse gesehen des Menschen«), denn das interes- (Kersten 2016). Das offizielle Bay- siert schlechterdings die Chinesen ern (Staatsregierung und Landtag) nicht. Wir können aber, vor allem will mehr: Es will nicht mit »Viel- jene Wissenschaftler, Institutionen falt statt Gleichwertigkeit «s-Parolen und Medien, die derzeit ganze länd- (Berlin-Institut et al. 2013) beruhi- liche Räume in Deutschland mehr gen, sondern eher »Gleichwertigkeit oder weniger aufgeben und sich und Vielfalt«, denn – und hier ist selbst überlassen wollen, von China dem Raumethiker Schneider (2011) lernen, das sich gerade jetzt an den zuzustimmen – das »sich Zufrieden- Kraftakt heranwagt, seine ländlichen geben allein mit Vielfalt darf nicht Räume unter dem missverständli- dazu verleiten, auf sämtliches Ge- chen Schlagwort der Urbanisierung rechtigkeitsmaß für die Bewertung

59 TTT Januar 2017 Texte von Lebensbedingungen zu verzich- gibt es in letzter Zeit vermehrt auch ten.« Das Stichwort, das auch Karl- in Deutschland unterschiedliche Ant- Friedrich Thöne in dieser nicht nur worten und Ansätze, z. B. aus phi- deutschen Schicksalsfrage so zentral losophischer Sicht (Nida-Rümelin wichtig war, heißt also Gerechtig- 2010), sozialethischer (Schneider keit! Gerade die Zukunft und Ent- 2011), geographischer (Volkmann wicklung von Regionen darf keine 2016), städtebaulicher (Fiedler 2012) Frage aktueller politischer Gesinnun- und aus Regionalentwicklungssicht gen und wirtschaftlicher Hochkon- (Hahne/Stielike 2015). Alle sind junktur oder, schlimmer noch, eine maßgeblich beeinflusst einerseits Frage kühler Effizienzrechnungen von den grundlegenden Arbeiten von sein. Nein, es ist eine Frage der von Rawls (1971), Sandel (2013) und Menschenrecht und Menschenwürde Dworkin (2014) sowie andererseits ausgehenden sozialen und räumli- von den fachspezifischen Arbei- chen Gerechtigkeit. So sehr die Dis- ten zu spatial oder territorial justice kussion über soziale Gerechtigkeit in von Haggett (1991), Harvey (1973) Deutschland ausgeprägt und sicht- und neuerdings vor allem der Ame- bar ist, so bescheiden ist dies im rikaner Soja (2010) und Williams öffentlich-administrativen Diskurs (2013). Allen gemeinsam ist die und in großen Medien bei der räum- Einsicht, dass Planen und Gestalten lichen Gerechtigkeit der Fall. Kurz im Raum, auch ein Nichtstun oder und relativ nichtssagend heißt es Gewährenlassen, stets Aspekte der dazu z. B. im Raumordnungsbericht Gerechtigkeit und vice versa berührt. 2005: »Räumliche Gerechtigkeit Wörtlich heißt es dazu bei Soja (a. ist ein lebendiger Ausdruck für die a. O.): »Justice has a consequential Leitvorstellung der Gleichwertigkeit geography, a spatial expression, that der Lebensverhältnisse, wie sie im is more than just a background re- Raumordnungsgesetz als herausge- flection or set of physical attributes hobene Zielkomponente nachhalti- to be descriptively mapped.« Und ger Raumentwicklung enthalten ist« bei Williams (a. a. O) lesen wir den (zitiert in Redepenning 2016). Mehr zentralen Satz: »the organisation of ist von der Raumordnung offensicht- the spatial world influences the fair lich nicht zu erwarten: Lendi (2011) ordering of human relations«. Es beklagt sogar, dass »es um die Ethik verwundert deshalb nicht, dass Soja in der Raumplanung still geworden schließlich meint: Spatial justice ist ist, sehr still sogar«. Offensichtlich kein Substitut oder keine Alternative überlässt man seitens der (Raumpla- für soziale, ökonomische und ökolo- nungs-) Politik die nähere Diskussi- gische Gerechtigkeit. on der Fachwelt. Erfreulicherweise Räumliche Gerechtigkeit erweitert

60 Texte TTT Januar 2017 diese Konzepte hin zu einer neuen gen unverschuldeter Nachteile (Ge- Ära des Verstehens und der politi- burtsort, soziale Herkunft etc.) am schen Praxis. Im Kern geht es Soja wenigsten begünstigten Mitglieder um eine Abkehr von rein zentralisti- der Gesellschaft sind (sogenanntes schen Planungen über die Köpfe der Differenzprinzip, Magel 2015). Bevölkerung hinweg hin zu Beteili- Magel, Räumliche Gerechtigkeit – gung der Bürger und mehr Selbstbe- Ein Thema für Landentwickler und stimmung im Raum, ob in Stadttei- sonstige Geodäten?! Fachbeitrag len, Regionen, Ländern oder sogar 141. Jg. xxx/2016 zfv 3 Piketty (2014) Kontinenten. weist in diesem Zusammenhang auf In Bezug auf die in Deutschland eine Forderung der französischen ablaufende Diskussion z. B. über Menschenrechtserklärung 1789 hin: »Starke bzw. Stärken stärken« an- Dort hieß es: Soziale Ungleichheiten statt schwache Regionen noch wei- und Unterschiede werden nur soweit terhin zu fördern, lohnt ein nähe- akzeptiert, als sie im »allgemeinen rer Blick auf den »Übervater« der Interesse« liegen. Er vergleicht die Gerechtigkeitstheorie John Rawls Regelung der Menschenrechtser- (a. a. O): Er vertritt vehement den klärung mit der berühmten Sozial- Gleichheitsgrundsatz bei Rechten bindung des Art. 14 des deutschen und Grundfreiheiten, lässt aber auch Grundgesetzes. Im »allgemeinen In- Ungleichheiten zu im Wissen um teresse« muss auch liegen, dass die verschiedene Leistungsbereitschaf- Unterschiede im Lande nicht zu groß ten und -fähigkeiten der Menschen. und die Ärmeren nicht noch weiter Übertragen auf den Raum und auf zurück bleiben. Nida-Rümelin (a. a. räumliche Gerechtigkeit ist also Un- O.) verweist immer wieder mal auf gleichheit zwischen verschiedenen das Beispiel enorm auseinanderklaf- Regionen durchaus zulässig. Ent- fender Gehälter von Konzernchefs sprechend akzeptierte die deutsche und ihren Mitarbeitern. Diese riesige Ministerkonferenz für Raumordnung Schere kann dann gerechtfertigt sein, 2006 Ungleichheit »bis zu einem ge- wenn durch die höhere Leistung der wissen Grad«. Rawls Gerechtigkeits- Chefs im dadurch prosperierenden theorie hat aber eine entscheidende Unternehmen auch die Einkommen Einschränkung gemacht: Ungleiche der »kleinen« Mitarbeiter steigen. Entwicklung und Verteilung sind nur Nachdem die Wohlfahrtsleistungen dann zulässig, wenn 1. zuvor allen (Spill over effect) des prosperieren- Menschen faire Chancengleichheit den Ballungsraumes für den weniger eröffnet wurde beim Zugang zu Äm- gut positionierten ländlichen Raum tern und Positionen und 2. ungleiche wohl nicht einheitlich so gesehen Entwicklungen zum Vorteil der we- werden und auch nicht ausreichen,

61 TTT Januar 2017 Texte muss nach Nida-Rümelin der Staat dige Chancen haben und vom Wohl- immer dann eingreifen, wenn die standskuchen profitieren – und nicht Unterschiede zwischen den Räumen mit Mindestversorgungs-/Mindest- zu groß werden. Nichts zu tun nennt standardfloskeln vertröstet werden. Rümelin eine zynische Haltung: Schneider (a. a. O.) führt dazu aus: Denn sich allein auf das freie Spiel »Die Sicherstellung von Mindest- der Kräfte zu verlassen, ist ange- versorgungsstandards für solche sichts der Tatsache, dass »der Markt Räume reicht aus gerechtigkeitsthe- blind ist« (Rümelin a. a. O) und kei- oretischer Perspektive nicht aus.« Es ne Zukunftsverantwortung kennt, ist also total ungerecht, wenn man mehr als verantwortungslos. Hahne diese Räume sich selbst überlässt. und Stielike (2013) folgern daraus: Das Gegenteil ist aus Gerechtigkeits- Gerechtigkeit in einer räumlich dif- gründen notwendig. Piketty (a. a. O.) ferenzierten Gesellschaft bedeutet, fordert in seinem Bestseller außeror- dass alle Individuen unabhängig von dentlich starke Institutionen, um die ihrem Wohnort ihre Freiheitsrechte gegenwärtige Ungleichheitsdynamik ausüben und sich nach ihren Mög- zu regulieren. Er kommt als Ökonom lichkeiten entfalten können, ihnen zu dem Schluss, der für politische keine Nachteile durch ihren Standort Philosophen wie den vorgenannten entstehen und sie Chancengleichheit Rümelin eine Forderung der Gerech- im Zugang zu öffentlichen Gütern tigkeit ist: Der Staat und seine Ins- erhalten, die der Staat bereitstellen titutionen müssen in das freie Spiel müsse. der Kräfte eingreifen und sich um 3 Den Schwachen muss geholfen wirkliche Chancengleichheit bemü- werden! hen. Denn die Gerechtigkeit fordert Wenn einzelne Boomräume entei- nicht nur, für einen gerechten Aus- len, immer wohlhabender werden gleich innerhalb der Sozialstruktur und die Menschen anziehen und der zu sorgen; es geht auch um einen Rest des Landes immer mehr zu- gerechten Ausgleich zwischen pro- rückfällt, droht eine Gerechtigkeits- sperierenden Gebieten und wenig lücke, wenn kein Ausgleich erfolgt. entwickelten Regionen. Exakt dieser Prosperierende leistungsstarke Bal- Gedanke an starke Institutionen und lungsräume wie z. B. München oder deren Verantwortung zum konkreten Frankfurt und daraus resultierende Eingreifen war ein Leitmotiv und ein Unterschiede in Lebensstandard und selbst im fernen Kambodscha beim Einkommen können also im Sinne GIZ-Beratungseinsatz gelebtes Be- der Gerechtigkeitstheorie von Rawls kenntnis von Karl-Friedrich Thöne. nur akzeptiert werden, wenn auch Er praktizierte es seit seinen ersten die anderen Räume noch eigenstän- Ministerialjahren in Bonn und ins-

62 Texte TTT Januar 2017 besondere später im thüringischen im Sinne der spatial justice von Soja Erfurt. Gerade im neuen Bundesland zur Beteiligung und Selbstverant- hat er die Ungleichheitsdynamik wortung zu befähigen. innerhalb Deutschlands besonders 4 Ein neues Modell der räumlichen hautnah erlebt. Oben angeführter ge- Gerechtigkeit rechter Ausgleich hat in erster Linie Es gibt durchaus bereits verschiede- mit der räumlichen Verteilung von ne Ansätze, die räumliche Gerech- Gütern, Ressourcen und Infrastruk- tigkeit zu messen bzw. zu bewerten: tureinrichtungen der Daseinsfürsor- In der nationalen Nachhaltigkeits- ge zu tun (sog. Verteilungsgerechtig- strategie der Bundesregierung von keit). Man darf sich allerdings damit 2002 und entsprechend im Raum- alleine nicht zufriedengeben. Darauf ordnungsbericht 2005 ist vom Drei- wurde in der Diskussion über gerech- Säulen-Modell der Nachhaltigkeit te Entwicklung in den letzten Jahren die Rede: wirtschaftliche Wettbe- vor allem von Amartya Sen (2013) werbsfähigkeit, soziale und räum- durch den Hinweis auf die jedem liche Gerechtigkeit sowie Wahrung deutschen Dorf- und Landentwickler der natürlichen Lebensgrundlagen. vertrauten Leitbegriffe »Befähigung Dazu wurden 17 Kernindikatoren / Empowerment « hingewiesen. Sen und Zielwerte entwickelt (Milbert sagt richtig: »Es nützt nichts, die Be- 2013). Sie fokussieren vornehmlich völkerung mit Gütern zu beglücken auf ökonomische, Bildungs- und und damit der Verteilungsgerechtig- Ökologieaspekte sowie Infrastruk- keit zu folgen, wenn die Menschen turkriterien. Letztlich berühren sie daraus nichts machen können infolge damit vor allem die Chancen- und fehlender Befähigung. « Hier kommt Verteilungsgerechtigkeit. Auch das längst veränderte Staatsverständ- Kersten et al. (2015) bleibt dieser nis ins Spiel, nämlich der Wandel eher klassischen Sicht treu: »Der des Staates vom Versorger hin zum Wert gleicher Lebensverhältnisse Ermöglicher sowie – unverändert in wird durch die einheitliche Gewähr- klar definierten Bereichen – als Ga- leistung der Daseinsvorsorgeleistun- rant von Kernleistungen (Sicherheit, gen in den Infrastrukturbereichen Sozialstaatsprinzip, Stabilität etc.). Gesundheit, Bildung und Kommuni- Die von Landentwicklern maßgeb- kation garantiert. … Diese staatliche lich forcierte Gründung von Schu- Garantie der Gleichheit hat infra- len der Dorf- und Landentwicklung struktur-politische Folgewirkungen: sowie von Akademien Ländlicher Gesundheit, Bildung und Kommuni- Raum (auch in Thönes Thüringen) kation sind ohne die Gewährleistung war die Antwort auf diesen Wandel von Energie-, Wasserversorgung und und die Herausforderung, die Bürger Mobilität nicht denkbar und nicht

63 TTT Januar 2017 Texte praktisch gestaltbar.« Anders dage- teilungs-, als auch der Chancen und gen Redepenning (2016) in seinem Umweltgerechtigkeit bei ihrer Fo- stark von Fraser (2009) inspirierten kussierung auf Daseinsvorsorge ein- Modell »Differenzierung räumlicher bezieht. Im Auftrag der bayerischen Gerechtigkeit«. Er führt drei Dimen- Enquetekommission »Gleichwertige sionen auf: 1. Verteilung (räumli- Lebensbedingungen in ganz Bayern« che Erreichbarkeit und Zugänge zu hat Magel (2015), ausgehend von Gütern und Dienstleistungen der der Schrift »Global, aber gerecht. Daseinsvorsorge), 2. Beteiligung/ Klimawandel bekämpfen, Entwick- Gehört werden (Artikulationsfähig- lungen ermöglichen « (Edenhofer et keit und Einbindung in politische al. 2010) und dem Gutachten für die Entscheidungen), 3. Anerkennung Fraktion Freie Wähler (Auweck et al. (Anerkennung regionaler »Anders- 2011), ein neues Modell der vielen artigkeit «, Anerkennung von Lasten Abgeordneten als Begriff völlig neu- und Leistungen der Regionen, »Ord- en räumlichen Gerechtigkeit entwi- nung des Nebeneinanders«). Das ckelt. Es vereint Ideen insbesondere kommt sehr stark der oft propagier- von Rawls, Sen und Schneider und ten Vielfaltsidee nahe. Hahne/Stie- ist von Miosga (2015) noch explizit like (a. a. O.) rücken dagegen von um die Enkelgerechtigkeit ergänzt vorneherein von einem Ganzheitsan- worden (s. Abb. 2). Die vier Dimen- spruch der räumlichen Gerechtigkeit sionen der räumlichen Gerechtigkeit ab und sprechen davon, sich auf jene Chancen-, Verteilungs-, Verfahrens- Aspekte zu konzentrieren, die durch und Generationen oder Enkelge- die öffentliche Hand gewährleistet rechtigkeit bilden die anspruchsvolle werden können. Daraus folgt, dass Basis für die Sicherung und Messung sich der Gleichwertigkeitsanspruch gleichwertiger Lebensverhältnis- nicht auf das Wohlstandsniveau oder se sowie das fachliche Grundgerüst die in der Umgebung verfügbaren für konkretes Handeln z. B. in den Arbeitsplätze erstrecken kann, auch Bereichen Landesentwicklung, Re- wenn diese die regionale Lebens- gional- und Gemeindeentwicklung, qualität entscheidend beeinflussen. Land-, Stadt- oder Dorfentwicklung Hahne/Stielike raten deshalb dazu, etc. Betrachtet man dieses Magel/ weniger auf Verteilungsgerechtigkeit Miosga-Modell, wird sofort deut- als auf Chancengleichheit zu setzen. lich, dass es um weit mehr geht als Die neue Schrift der ARL (2016) um reine materielle Daseinsvorsorge setzt sich von dieser Beschränkung und Verteilung von Ressourcen und ab, indem sie, ohne auf den Begriff Gütern; es geht um viele weitere und der räumlichen Gerechtigkeit ein- bisher schwer messbare Aspekte, zugehen, sowohl Aspekte der Ver- wie gerechte Boden(nutzungs)politik

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(Magel et al. 2016), Bildungspolitik, für alle etc. All dies sind Aspekte, die sozialgerechter Städte- und Woh- auch eine moderne Landentwicklung nungsbau, Partizipation, Befähigung, ausmachen und die in den letzten 20 Inklusive Bürgergesellschaft, Enga- Jahren von Karl- Friedrich Thöne gement, Governance, gleiche Rechte entscheidend mit angestoßen wurden.

Modell der räumlichen Gerechtigkeit von Ma- gel/Miosga © Magel/ Miosga 2015 Nun geht es darum – und das sind von der Kommission vergebene Gut- die gegenwärtigen Bemühungen in achten (Koppers et al. 2016) bringen der Expertenkommission des Baye- wird. Dabei werden auch viele in- rischen Landtags –, in jedem dieser und ausländische Bemühungen zur vier Gerechtigkeitsfelder allgemein Erfassung von Lebensqualität, Wohl- anerkannte Indikatoren, Kriterien stand, gutem Leben, well being und und Referenzsysteme zu finden. Da- Glücklichkeit mit berücksichtigt. bei verweist allein schon das Wort Eine besondere Herausforderung differenzsensibel in der Box Ver- dürfte die »Messung« der Generati- teilungsgerechtigkeit darauf, dass onengerechtigkeit darstellen. Miosga es nicht um Gleichheit, sondern um (a. a. O.) weist darauf hin, dass es eine jeweils adäquate, standortge- hier besonders um Fragen der öko- rechte und damit auch gleichwertige logischen Nachhaltigkeit geht und Ausstattung geht. Man darf gespannt damit um effektiven Klimaschutz sein, welche neuen und vor allem zur Begrenzung der Erderwärmung, über die bisherigen konventionellen Sicherung und Verbesserung der Kriterien hinaus zusätzlichen Kern- Biodiversität, sauberes Trinkwas- größen und Wertmaßstäbe das dazu ser, Boden- und Ressourcenschutz,

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Reduktion des Flächenverbrauchs scheider Karl-Friedrich Thöne ein etc. – letztlich also neben dem viel besonderes Anliegen, erfährt gerade zitierten finanziellen vor allem auch hier seine volle praktische Berechti- um den ökologischen Fußabdruck. gung und Bewährung. Experten wissen längst, dass dabei 5 Gerechtigkeitsauftrag an die noch ein Aspekt viel mehr als bisher Geodäsie und die Landentwicklung berücksichtigt werden muss, nämlich Räumliche Gerechtigkeit und daraus die sogenannten lebenslagenspezi- abgeleitet das Staatsziel gleichwer- fischen Indikatoren. Das heißt das tiger Lebensverhältnisse sind keine Phänomen, dass die Menschen im politische Phrasendrescherei oder Laufe ihres Lebens unterschiedliche hilflosen Ablenkungsmanöver wohl- Berufs- und Wohnbedürfnisse und – habender oder armer Länder, die man formen haben und dementsprechend nicht ernst nehmen muss, weil doch periodisch wechselnde Gleichwer- ganz andere Sorgen drücken oder ge- tigkeitsempfindungen. Bestes Bei- winnorientierte Kräfte wirken. Nein: spiel sind die sogenannten empty Es ist ein fundamentaler normativer nesters, also Elternpaare im erwerbs- Auftrag an unsere Politiker, Fachleu- fähigen Alter, deren Kinder längst te und Gesellschaft, alles zu tun, um außer Haus sind und die nun u. U. nicht nur für soziale, sondern auch neue Wertvorstellungen und Lebens- für räumlich gerechte Verhältnisse zu bedürfnisse haben. Es zeichnet sich sorgen. Es ist auch ein fundamentaler ab: Viele Antworten zur »gerechten« Auftrag an die Geodäsie und hierbei Bewertung der Lebensbedingungen vor allem an jene Geodäten, die Land können nur von den Bürgern selbst Management durch ihre Tätigkeit im gegeben und Beurteilungskriterien Raum tagtäglich über Gerechtigkeit letztlich nur in einem transparen- und Lebensbedingungen von Men- ten Aushandlungsprozess zwischen schen entscheiden (Williams (a. a. Kommunen und Staat gefunden O): »fair ordering of human rela- werden (s. Kötter 2016). Es ist kei- tions«): Es sind die Landentwick- ne Frage, dass gleichwohl zur Erhe- ler! Ob es eine geordnete Flur, ein bung und Verwendung dieser quali- erneuertes Dorf, eine neue Ortsver- tativen und quantitativen Kriterien bindungsstraße oder eine Interkom- und Standards Daten benötigt und munale Allianz ist: Jedes Mal wird verwendet werden, die geo-codiert in partizipativ gestalteten Landent- und für komplexe Aussagen geeig- wicklungsprojekten zugunsten von net sein sollten. Geospatial 4.0, das Eigentümern und Nutzern, Ortschaf- Leitthema der INTERGEO ® 2015 ten, Gemeinden und ihren Menschen in Stuttgart und dem Planer und Ent- im Sinne räumlicher Gerechtigkeit

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über menschliche Beziehungen so- geschrieben. Die Beschäftigung mit wie Lebensbedingungen und Le- diesem Thema sollte zum Pflichten- bensqualität entschieden. Das meint katalog aller Geodäten werden. Dann im Grunde auch der insbesondere nämlich könnten sie noch viel selbst- aus deutscher FIG-Zeit (2002–2006) bewusster und überzeugender dem bekannte Slogan People, Places, Po- fatalen globalen und nationalen Un- litics. Eine im Sinne von Lendi (a. a. gleichgewicht entgegentreten. Dann O.) ethische und damit erst gerechte auch könnten sie den in der FIG Raum- und Landentwicklungspolitik vielfach be- oder besser abgenutzten dient den im Raum lebenden Men- Begriff »For a just world« konkreter schen, ihren Rechten, Bedürfnissen und vor allem ethisch-normativ aus- und ihrer Würde. Das Dienen ge- füllen durch das und in dem Wissen schieht durch Schaffung der richti- um die vier Dimensionen der räum- gen Rahmenbedingungen und durch lichen Gerechtigkeit und die not- konkrete Beiträge und Eingriffe in wendigen Umsetzungsmaßnahmen. den vier Gerechtigkeitsfeldern. Je- Dann könnte die diesbezüglich an- der Fachmann kann mühelos seine gereicherte deutsche Land Manage- Beiträge den jeweiligen Gerechtig- ment »Botschaft« (s. Abb. 3) sowohl keitsfeldern zuordnen. Diesen ethi- national wie auch international den schen Hintergrund der Landentwick- Startpunkt zu grundsätzlicheren und lung und der Geodäsie insgesamt nicht a priori rein auf Technik und herauszustellen, war ein permanen- Infrastruktur gerichteten Überlegun- tes Anliegen von Karl-Friedrich Thö- gen im Sinne einer humanen Geo- ne. Es ging ihm um die Verortung däsie (de Vries a. a. O.) und eines und Verankerung der geodätischen nachhaltigen Land Managements zur Leistungen und ihrer wertebasier- Erfüllung der globalen Sustainable ten Beiträge in der Gesellschaft, die Development Goals 2030 (UNDP selbst ein untrügliches Gespür hat für 2015) bilden. Der Artikel möge ei- Gerechtigkeit (Thöne a. a. O.). Auch nen kleinen Anstoß dazu gegeben den Studenten des internationalen haben. Masterprogramms Land Manage- Literatur ment der TUM aus aller Welt hat Akademie für Raumforschung und Landes- Thöne über zehn Jahre lang in Vorle- planung (ARL) (2016): Daseinsvorsorge sungen und auf Exkursionen wortge- und gleichwertige Lebensverhältnisse neu waltig diese normativen Werte sowie denken.Perspektiven und Handlungsfelder. ihre Führungsverantwortung für die Positionspapier aus der ALR 108. Schaffung eines gleichberechtig- Auweck, F., Bosse, C., Fechter, C., Magel, H. (2011): Strukturschwache ländliche ten Lebens im ländlichen Raum in Räume in Bayern. Strategien zur Wirt- ihren Heimatländern in die Herzen schafts- und Kommunalentwicklung.

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Grontmij Gutachten für die Freien Wähler Kersten, J., Neu, C., Vogel, B. (2015): Der im Bayerischen Landtag, München. Wert gleicher Lebensverhältnisse.Fried- Berlin-Institut für Bevölkerung und Ent- rich-Ebert-Stiftung. wicklung und Potsdam Institute of Advan- Klaus, M., Magel, H. (2016): Von der Flur- ced Sustainability Studies (2013): Vielfalt und Dorferneuerung im kleinen Provinz- statt Gleichwertigkeit.Berlin. dorf zur Verbesserung der Lebens- und Ar- De Vries, W. (2016): Conceptualizing hu- beitsverhältnisse im großen China. zfv, Heft man geodesy – a contradiction interminis 2/2016, S. 114–121. or a conditio sine qua non? Geodätisches Koppers, L., Miosga, M., Sträter, D., Höcht, Kolloquium der TU München und des DVW V. (2016): Gutachten zur Messung gleich- Bayern am 14.06.2016. wertiger Lebensverhältnisse und Arbeits- Dworkin, R. (2011): Was ist Gleichheit? verhältnisse in Bayern. Bayerischer Land- Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1886. tag, Expertenkommission Gleichwertige Edenhofer, O., Lotze-Campen, H., Wal- Lebensverhältnisse in ganz Bayern (unver- lacher, J. (2010): Global aber gerecht. öffentlicht). Klimawandel bekämpfen, Entwicklungen Kötter, T. (2016): Gleichwertigkeitspostulat ermöglichen. C. H.Beck-Verlag, München. für ländliche Räume – verlorenesZiel oder Fiedler, J. (2012): Spatial Justice – Ein neue Vision? In: Deutsche Landeskulturge- städtebauliches Wertesystem. In: Radical sellschaft (Hrsg.): Visionen der Landent- Standard. Zur städtebaulichen Umsetzung wicklung in Deutschland. Schriftenreihe von Spatial Justice. Institut für Städtebau, der DLKG, Sonderheft 8/2016, S. 76–95. TU Braunschweig, S. 7–9. www.archurb. Lendi, M. (2011): Ethik in der Raumpla- at/wp-content/uploads/Spatial-Justi- nung. Zweckmäßiges und Gebotenes.In: ce_201205.pdf, letzter Zugriff 30.08.2016. Gerechtigkeit für alle Regionen in Bayern. Fraser, N. (2009): Scales of Justice: Reima- Nachdenkliches zur gleichwertigen Ent- gining Political Space in a Globalizing wicklung von Stadt und Land. Argumente World. New York: Columbia University und Materialien zum Zeitgeschehen (AMZ) Press. (Hrsg. Silke Franke, AloisGlück und Hol- Haggett, P. (1991): Geography. Eine globa- ger Magel), Heft 78, S. 13–21. le Synthese. Ulmer. Magel, H. (2015): Mehr Gerechtigkeit Hahne, U., Stielike, J. M. (2013): Gleich- für ländliche Räume oder: Jürgen Busses wertigkeit der Lebensverhältnisse.Zum lebenslanger Kampf für »seine« Landge- Wandel der Normierung räumlicher Ge- meinden. In: Busse!26 Jahre Bayerischer rechtigkeit in derBundesrepublik Deutsch- Gemeindetag. 16 Jahre Geschäftsführendes land und der Europäischen Union. Ethik Präsidialmitglied. Festschrift für Dr. Jügen und Gesellschaft, Heft 1/2013, Schwer- Busse. Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, punktheft Der »spatial turn« der sozialen München, S. 149–159. Gerechtigkeit. www.ethik-und-gesellschaft. Magel, H., Thiel, F., Espinoza, J. (2016): de/ojs/index.php/eug/issue/view/26/show- Bodenpolitik und Landmanagement:Eine Toc, letzter Zugriff 30.08.2016. internationale Perspektive. In: Handbuch Harwey, D. (1973/2009): Social Justice der Geodäsie (Hrsg. Willi Freeden und and the City. Revised Edition. Athens, GA: Reiner Rummel), Band Bodenordnung und University of Georgia Press. Landmanagement (Hrsg. Theo Kötter), Kersten, J. (2016): Über Gleichwertigkeit Springer Verlag, Berlin und Heidelberg. reden. LandInForm, 2/2016, S. 52. http://link.springer.com/referenceworkent-

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TTT Januar 2017 Adressverzeichnis der Veranstalter ADRESSENVERZEICHNIS DER VERANSTALTER

Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Planung in agrarischen Intensiv- (ASG) gebieten Kurze Geismarstraße 33 E-Mail: 37073 Göttingen [email protected] Tel.: 0551 49709-0 Tel.: 04441-15 241, Fax: 0551 49709-16 Fax: 04441-15 445 E-Mail: [email protected] http://www.asg-goe.de

Arge Ländlicher Raum Akademie für die Ländlichen Postfach 220012 Räume Schleswig-Holsteins e.V. 80535 München Hamburger Chaussee 25 Tel.: 07171 / 917-135 24220 Flintbek Anmeldung unter: Telefon: 04347 704-800 www.zukunftsforum-laendliche- Fax: 04347 704-809 entwicklung.de E-Mail: [email protected] Rückfragen bitte an: http://www.alr-sh.de [email protected]

Akademie Sankelmark Europäische Akademie Bildungszentrum für Natur, Umwelt Schleswig-Holstein und ländliche Räume des Landes Academia Baltica Schleswig-Holstein (BNUR) Akademieweg 6 Hamburger Chaussee 25 D-24988 Oeversee 24220 Flintbek Telefon: 04630-550 Tel: 04347 704 780 Fax: 04630-55199 Fax: 04347 704 790 E-Mail: [email protected] E-Mai: [email protected]

Arbeitskreis Dorfentwicklung Hermann-Ehlers-Akademie PD Dr. Karl Martin Born Gurlittstr. 3 Universität Vechta, Driverstraße 22, 24106 Kiel 49377 Vechta Tel.: 0431/ 38 92 23 Institut für Strukturforschung und Fax: 0431/ 38 92 38

70 Adressverzeichnis der Veranstalter TTT Januar 2017

Christian Jensen Kolleg Breklum Schleswig-Holsteinischer Kirchenstraße 4 Heimatbund e.V. 25821 Breklum Hamburger Landstr. 101 E-Mail: 24113 Molfsee [email protected] Tel.: 0431/ 98 384-0 Fax: 0431/ 98 384-23 Ministerium für Energiewende, E-Mail: [email protected] Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Mercatorstraße 3 24106 Kiel Telefon: 0431 988-0 Telefax: 0431 988-7239

71 ALR-Umbruch Nr. 46 komplett 14.12.2012 17:28 Uhr Seite 61

Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek B E I T R I T T S E R K L Ä R U N G Hiermit beantrage ich die Aufnahme als persönliches/institutionelles* Mitglied in die Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V.

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