Lichtblick 2000“

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Lichtblick 2000“ lichtblicklichtblick SEITE 4 Anti-Stigmakampagne «Open the doors» SEITE 16 Kräfte bündeln für psychisch Kranke SEITE 17 Wege aus der Einsamkeit SEITE 18 Förderung Selbsthilfe SEITE 26 Rostocker Focusgruppe SEITE 75 Impressum und Abo Thomas Netzer Lichtblick • Jahresheft 2000 Schutzgebühr: 15 DM Internet: www.lichtblick99.de 80 Lichtblick-Seiten, 72 695 Wörter, 87 Fotos ... EDITORIAL Schrapps in „Jahre sind vergangen und Newsletter www.lichtblick99.de Lichtblicke nichts ist passiert!“ (Seite 32). Sie beschreibt Ihre Gefühle und Ihre Lage nach dem vier- Umstritten in Sicht ... ten Suizidversuch ihres Partners. Sie hat Rechtsanwälte beauftragt und gegen die Lehrstuhl „Wahnsinn“ Liebe Leserinnen und Leser, behandelnde Ärztin schwere Vorwürfe erho- an der FU Berlin ben: Keine Suizidprophylaxe, falsche da erscheint er doch noch, der neue Lichtblick. Medikation, keine Zusammenarbeit mit Was hat der Wahnsinn an der Universität Es sind 80 Seiten geworden. Und wir haben Angehörigen, Fehleinschätzung der Situation... verloren? Vor über 50 Jahren äusserte jetzt schon wieder genug Stoff für die näch- Jetzt sind auch noch die Krankenakten ver- Michel Foucault, sein grösster Wunsch ste Ausgabe. Sicherlich ist diese auch inhalt- schwunden! Im Bereich der Psychiatrie ist die sei es, den Lehrstuhl für Wahnsinn am lich „stark“ genug - ganz im Sinne der Nachweisführung mutmaßlicher Behandlungs- College de France zu belegen. Lebensweisheit von Ephraim Lessing: «Der fehler besonders schwierig. Dennoch hat ihr Diesen Wunsch wollte nun auch René Langsamste, der sein Ziel nur nicht aus den Handeln viele psychiatrisch Tätige wach- Talbot an der Freien Universität Berlin Augen verliert, geht immer noch geschwin- gerüttelt, nicht den Blick auf die Angehörigen verwirklichen, weniger allerdings, um der als der, der ohne Ziel herumirrt.» zu verlieren. Dazu empfehlen wir Dörners sich philosophisch mit Psychiatrie aus- Rede „Über Angehörige in der Psychiatrie“ einanderzusetzen als vielmehr den Thomas Greve, Psychiatrieerfahrener aus (Seite 6) und den Beitrag „Behandelt werden Lehrstuhl als eine Plattform zu benut- Rostock, sieht das ähnlich. Sein Beitrag nicht Diagnosen, sondern Menschen“ von zen, die herrschende Psychiatrie anzu- «Wege aus der Einsamkeit» (Seite 17) ist ein Thomas Bock (Seite 42). greifen. Über diese Frage gibt es z.Zt. eine Beispiel für alle, die sich nicht „einlullen“ las- heftige Auseinandersetzung zwischen sen, die sich aus ihrer Lethargie befreien - im Wer kennt sie noch nicht - die aktuelle der Lehrkommission des Institutes für Alleingang oder mit Unterstützung. Vereinbarung zur Förderung der Selbsthilfe? Philosophie an der FU Berlin und dem Wie die Selbsthilfe von den Krankenkassen Zugegeben: Es fällt vielen psychisch Kranken Landesverband der Psychiatrieerfahrenen. flankiert wird, steht in diesem Heft (Seite 18). schwer, im sogenannten «normalen Leben» „Weder können wir erkennen, dass es sich Auch wir werden für unseren Lichtblick eine Fuß zu fassen. Auch die Lebensplanung der um spezifisch philosophische Themen han- Förderung bei den Krankenkassen beantra- Angehörigen ist gefährdet. Nicht selten gelan- delt noch lassen die Themen erkennen, gen. Zur Zeit wird unsere Öffentlichkeitsar- gen Betroffene und Angehörige bis an die dass bei den Antragstellern besondere beit von anderen Stellen anteilig unterstützt. Armutsgrenze. Das muss sich ändern! (Siehe Qualifikationen vorliegen, die für einen Beitrag «Schizophrenie», Rückumschlag). Lehrstuhl verlangt werden“, heisst es in Besonders möchten wir uns beim Sozial- ministerium Mecklenburg-Vorpommern, bei einer vom Fachbereich verfassten Sie erfahren, dass es eine Anti-Stigmakampagne den Einzelspendern, wie Angehörigen, Begründung für die Ablehnung des gibt (Seite 4), dass die Möglichkeiten der Psychiatrieerfahrenen und Profis bedanken. Lehrauftrages. Gesetzlichen Krankenversicherung, sinnvol- Sie machten diese Printausgabe möglich. Keiner der Antragsteller habe einen aka- le medizinische Innovationen dem Patienten demischen Hochschulabschluss und zugänglich zu machen, erheblich verbessert Außerdem konnten wir zur Absicherung unse- erfülle daher schlicht die für einen Lehrstuhl werden müssen (Seite 12), weshalb der res Internetprojektes „Lichtblick-online“ die phar- erforderlichen Qualifikationen nicht, so der Bundesverband der Angehörigen psychisch mazeutischen Unternehmen Lilly Deutschland Direktor des philosophischen Instituts, Kranker (BApK) und die Lilly Deutschland GmbH und Janssen-Cilag GmbH für dieses Holms Tetens. ND GmbH eine Kooperationsvereinbarung abge- Jahr gewinnen. Beide vertreten die Ansicht, schlossen haben (Seite 14) und dass der dass sie als verantwortungsbewußte Unter- WHO zur Lage der Psychiatrie Lichtblick-newsletter alle zwei Wochen im nehmen auch verpflichtet sind, einen Beitrag Internet erscheint. Einige Artikel aus diesem zur Verbesserung der Lebensqualität der lb-news/epd/es: Die WHO-Generaldirektorin Rundbrief können Sie hier nachlesen. Bürger zu leisten. In unserem Fall konnten wir Gro Harlem Brundtland hat die psychi- Fördermittel für Technik, Software und Internet- schen Krankheiten zu einem Schwerpunkt Zudem versucht der Beitrag „Hilfe für die zugang einwerben. Damit verfügen wir nun über der Weltgesundheitsorganisation erklärt. Helfer: Lichtblick-online“ (Seite 45) zu ver- eine solide „Online-Basis“, um noch geziel- Nach Erkenntnissen der Organisation deutlichen, dass das Internet für bislang ter unsere Thematik verbreiten zu können. nehmen diese immer mehr zu. kaum beachtete Beiträge ermutigende Wege Lesen und urteilen Sie selbst - wir sind Ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung der Informationsbeschaffung bietet. Dazu gespannt auf Ihr Echo! sei wenigstens einmal im Leben vorü- gehören auch die Themen Psychiatrie und Selbsthilfe. PS: Am 10. Oktober ist der Internationale Tag bergehend von einer psychischen Störung der Seelischen Gesundheit. betroffen. Studien aus Deutschland, Über die Stigmatisierung und Diffamierung Brasilien, USA und vier anderen Ländern Betroffener informiert Susanne Heim (Seite zeigten, dass etwa die Hälfte aller Kranken 67). Sie behauptet: die stigmatisierende keine ärztliche Hilfe suche. Als Gründe dafür Geringschätzung psychisch Kranker und die gibt die WHO die Angst vor Stigmatisierung Diffamierung ihrer Angehörigen gehe von an, und dass diesen Krankheiten viel der Psychiatrie selbst aus. „Beispiele dafür weniger Beachtung geschenkt werde finden sich zuhauf: nicht nur im Erleben als somatischen Leiden. gekränkter Patienten und Angehöriger, son- Außerdem kritisiert die WHO die Konzen- dern in einschlägigen wissenschaftlichen tration der Hilfeangebote in grossen Abhandlungen, Fach- und Lehrbüchern.“ Kliniken, was wenig effektiv und oft sogar Roland Hartig, Redaktion Lichtblick Ein mit vielen Beispielen wohl durchdachter schädlich sei. Beitrag. Zur Wehr setzt sich auch Winni [email protected] • www.lichtblick99.de 2 Lichtblick • Jahresheft 2000 INHALT Zum Titelbild... ein Bild malen, ein Buch lesen - in dieser Zeich- nung stecken viele Anregungen. Es ist eine Auf diesem Fleckchen eine Pause einlegen - Landschaft, in der man nicht nur abschalten, wer möchte das nicht? Das einzige, was hier den Terminkalender, den Streß im Autostau, den vielleicht noch an Arbeit erinnert, ist der pro- Motorenlärm und den anderen Ballast verges- duzierte Strandkorb. Ein Hinweis auf die zer- sen, sondern vielleicht auch neue Antworten mürbende Zeit, in der wir leben. Denn die beruf- auf die Schnellebigkeit unserer Zeit finden kann. liche Hetzjagt, die Angst vor dem Morgen oder Wer die Natur regelmäßig sinnvoll nutzt, spart die Suche nach Arbeit machen Streß. Wer die sich vielleicht später das Krankenhaus. Dieses Raserei der hektischen Zeit nicht durchhält, lei- Rezept „Natur“ ist aber genauso wichtig für det, kann daran erkranken, durch einen „Sekun- Menschen, die an einer Krankheit leiden oder denschlaf“ sein Leben, seine Gesundheit und behindert sind. Entspannung, Ruhe und Erho- das Leben anderer Menschen gefährden. lung werden auch bei ihnen nötig, wenn die Wenn z.B. unsere Seele aus dem Ruder läuft, Kraftreserven verbraucht sind. wir nach einem Rezept fragen, müssen wir also Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet kürzer treten. Um sich von den Spannungen Gesundheit als einen «Zustand des völligen kör- des Alltages zu lösen, lohnt auch ein Blick auf perlichen, seelischen und sozialen Wohlbefin- dieses Titelbild von Thomas Netzer. Er hat als dens». Aber diese drei wichtigen Aspekte kann Psychiatrieerfahrener etwas gezeichnet, das ein Mensch kaum noch selbst steuern - Die man getrost „einen Ort der Gesundheit“ nen- sogenannte „Zivilisationsgesellschaft“ hat ihren nen kann. Von hier aus in die reizvolle Umge- Preis. Sie begrenzt oder fördert unser Wohlbe- bung wandern, um die Wunder der Natur zu finden! erleben, oder einfach im Strandkorb liegen, oder Nehmen wir darauf Einfluß! Ulrike Schob Aus dem Inhalt Anti-Stigmakampagne .......................................................... 4 Der aktuelle Bücher-Tipp ....................................................... 40 Über Angehörige in der Psychiatrie (Dörner) ...................... 6 Behandelt werden nicht Diagnosen, sondern Menschen ....... 42 Berliner Empfehlungen ........................................................ 13 Hilfe für die Helfer: Lichtblick-online ..................................... 45 Ecstasy-Folgeschäden befürchtet ........................................ 15 DDR-Psychiater kooperierten mit der Stasi .......................... 46 Kräfte bündeln für psychisch
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