Von Matthias Hornsteiner)
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REFLEXION 258 FMK-Radiotag 2014 in Südtirol, Teil 2 Bericht vom FMK-Radiotag 2014 in Südtirol, Teil 2 (von Matthias Hornsteiner) FMK-Aktivitäten am Sonntag, 11. Mai 2014 Nach den Studiobesichtigungen der beiden vergan- einigen Minuten waren alle Autos wieder flottge- genen Tage stand heute ein größerer Ausflug auf macht und nach der nächsten Kurve erreichten wir dem Tagesprogramm, nämlich die Besichtigung der ohnehin schon den Parkplatz. Dort angekommen, großen Sendeanlage auf dem Kronplatz im Puster- "entschädigte" uns das Wetter für unsere Mühen tal. mit dem Ausblick auf eine Nebelsuppe... Wenigstens war der imposante Sendemast noch Der 2275 m hohe Kronplatz (ital. Plan de Corones) sichtbar; bevor ich aber weiter über unsere Aktivi- gilt als Hausberg von Bruneck und ist ein bekanntes täten in luftiger Höhe berichte, folgt kurz ein ge- Skigebiet. Die Bezeichnung „Kronplatz“ findet man schichtlicher Überblick über diese RAS-Anlage. nicht nur für den Berg, sondern auch für die Ur- laubsregion rund um das Berg, dessen höchste Er- Seit langem gibt es in Südtirol die begrüßenswerten hebung den Namen Spitzhörnle trägt (spitz oder Bestrebungen, die Zahl der Sendeanlagen zu ver- steil ist der Berg aber keineswegs). ringern zugunsten von größeren Gemeinschaftsan- lagen, wo öffentlich-rechtliche und private Radio- Wir waren (obwohl für den oder anderen die Nacht betreiber sowie andere Funkdienste untergebracht etwas kurz ausfiel) zeitig am Sonntag aufgestan- sind. In seinen Grußworten merkte der damalige den, denn bis Bruneck mußten wir 85 km zurück- Südtiroler Landeshaupt Luis Durnwalder an: "Es legen, und zu spät wollten wir auf den Kronplatz handelt sich um einen ganz speziellen Turm. Wir nicht rauffahren. Die Wetterkarten zeigten nämlich wollten hier am Kronplatz ähnlich wie an vielen einen deutlichen Wetterumschwung an, der von anderen Punkten des Landes, an denen bereits ge- einer gewittrigen Kaltfront eingeleitet würde. Bange meinsame Sendestandorte errichtet wurden, einen Blicke richteten sich in der Früh gen Himmel. Noch Wald von Umsetzern verhindern und haben daher war es klar und nur wenige Wolken trübten den über die RAS eine gemeinsame Lösung angestrebt. Blick. Würde das Wetter vielleicht doch halten? Das Ergebnis in Form dieses Turmes mit unterirdi- Doch je mehr wir uns dem Pustertal näherten, umso schen Technikräumen belastet die Umwelt weniger, stärker trübte sich der Himmel ein. Wenigstens ist technisch auf höchstem Niveau und auch optisch blieb es aber noch trocken. sehr gelungen". Die Tatsache, daß sich die neue Sendestruktur in einem der größten und meistbe- Während unseres Aufenthaltes war die Kronplatz- suchten Skigebiete Südtirols befindet, hat die RAS Seilbahn nicht in Betrieb. Hier kam uns Herr Dr. nach eigenen Angaben dazu veranlaßt, beim Bau Plattner von der RAS sehr entgegen, indem er bei der Anlage die Umwelt und den Strahlenschutz im der zuständigen Forstbehörde eine Genehmigung besonderen Maße zu berücksichtigen. zur Auffahrt möglich machte. Wir erhielten eine Ge- nehmigung für fünf Fahrzeuge, sodaß wir alle Teil- Allerdings vermag ich nicht zu erkennen, wo ein nehmer auf die einzelnen Autos verteilen konnten. "Umweltschutz" gegeben sein soll, wenn man einen Begleitet wurden wir von Michael Mutschlechner 80 m hohen Masten auf einem Berg setzt. Oder be- (Moderator und Techniker bei Radio Holiday), der steht der "Umweltschutz" darin, daß man die ur- seinen freien Sonntag für uns opferte, um uns auf sprünglich anvisierte Masthöhe von 120 m um ein den Kronplatz zu begleiten, bzw. im Anschluß das Drittel reduzierte? Den Masten fand ich eigentlich Studio von Radio Holiday in Bruneck zu zeigen. nicht mal so störend, wohl aber das trostlose Am- Ebenso dabei war Heinrich Niedermair von der biente auf dem Berg: überall Gebäude, Lifttrassen RAS, der gleichfalls durch die Sendeanlage führte. und dank Skibetrieb erodierte Berghänge. Und mittendrin ein skurriles Gebäude mit einer aufge- Treu dem Motto "Erst die Arbeit, dann das Vergnü- hängten großen Glocke. Es handelt sich hierbei um gen" mußten wir uns allerdings erst im Konvoi die die Friedensglocke "Concordia 2000", welche im enge und steile Forststraße hinaufquälen. Das be- Sommer 2003 installiert wurde. deutete übrigens nicht nur Arbeit für die Autos Auch bei noch so viel Technikbegeisterung kommt selbst, sondern ganz am Ende der Straße (als wir man nicht umhin, hier Kritik zu üben. Letztendlich wenige Meter vom Ziel entfernt waren) war auch für ist es also so, daß Umweltschutz in Italien eine die Insassen Schwitzen angesagt, trotz der inzwi- ebenso untergeordnete Rolle spielt wie in Öster- schen kühleren Temperaturen. Eines der vorausfah- reich oder Deutschland... renden Autos blieb auf der Straße stecken, somit Hierzu ließen sich noch viel mehr Worte verlieren, auch alle anderen nachfolgenden Fahrzeuge. Ein ich beschränke mich im folgenden aber auf die Anfahren war bei der enormen Steigung nicht mehr technischen Details der Sendeanlage. möglich, und so mußten alle Mitfahrer aussteigen Am gemeinsamen Sendestandort Kronplatz sind und mit vereinten Kräften die Autos anschieben. alle öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunk- und Zwar hat es dann ordentlich gestaubt, aber nach Fernsehprogramme, die öffentlichen Funkdienste REFLEXION 258 FMK-Radiotag 2014 in Südtirol, Teil 2 sowie alle Mobilfunk- und Breitbanddienste unter- Für die Antennenbelegung stehen am Turm 258 m² gebracht. Seit Ende der 90er Jahre folgt die RAS Fläche zur Verfügung und man sieht bereits von dem Prinzip der Errichtung gemeinsamer Sende- weitem, daß die Nutzflächen bestens ausgelastet standorte. Was 1998 auf der Mut begann, ist mitt- sind. Das 900 m² große Betriebsgebäude, beste- lerweile auf landesweit 32 gemeinsame Sende- hend aus 21 Räumen, ist komplett unterirdisch an- standorte angewachsen. Insgesamt 17 Millionen gelegt. Zumindest hier ist man mit der Natur scho- Euro wurden in diese Anlagen in Summe investiert, nend umgegangen. Damit ist der Kronplatz auch die Kronplatz-Anlage verschlang alleine 4 Millionen der größte unterirdische Sender Europas! Euro. Parallel dazu ist die Nachfrage nach Mitbe- Der 80 m hohe Rundmast besteht aus feuerverzink- nutzungen der RAS-Standorte im Laufe der Jahre tem Stahl und hat eine Gesamtmasse von 248 t. immer stärker gestiegen. Mit einer Anzahl von 421 Bis zu einer Höhe von 63 m ist der Mast über eine Mitbenutzungen befinden sich durchschnittlich im- enge Wendeltreppe im Turminneren begehbar. Aus- merhin sechs Betreiber auf jedem der insgesamt 70 gelegt ist der Mast auf eine Windgeschwindigkeit RAS-Sendestandorte. von 145 km/h (10-Minuten-Mittelwert) bzw. 270 km/h Böenspitzengeschwindigkeit (für die Zentralal- Mit dem Bau der Anlage begann man am 21. Mai pen mag das reichen, auf dem Mount Washington 2007, fertiggestellt wurde sie am 31. Oktober 2009. hätte ein Mast mit dieser Statik kaum eine Woche Im Beisein von Landeshauptmann Luis Durnwalder überlebt – dies nur als kurze meteorologische Zu- und Nicola D’Angelo, Kommissar der Staatlichen satzinformation). Die Richtfunktauglichkeit ist somit Aufsichtsbehörde des Kommunikationsbereichs, bis zu einer Windgeschwindigkeit von 180 km/h ge- wurde die neu gebaute Anlage am 7. Dezember währleistet, die maximale Verformung liegt bei die- 2009 mit dem symbolischen Durchschneiden eines ser Geschwindigkeit an der Mastspitze bei 456 mm. Bandes offiziell ihrer Bestimmung übergeben. RAS- Zwischen Mai 2010 und Oktober 2011 übersiedelten Präsident Rudi Gamper konnte dazu zahlreiche Eh- die einzelnen Funkdienste auf den neuen Masten. rengäste am Kronplatz begrüßen. Josef Innerhofer Die UKW-Programmbelegung ist wie folgt (Auszug nahm die Segnung des Sendestandortes vor. aus der FMLIST): Die ersten beiden Frequenzen sind sogar in Mün- Doch nun zurück zu unserer Besichtigungstour. chen fast ständig empfangbar, sofern man einen Vom Parkplatz stapften wir zunächst über ausge- gewissen Antennenaufwand betreibt. Das ist schon dehnte Schneefelder bis zum Fuß des Sendema- sehr erstaunlich, denn auf einer Distanz von immer- sten. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, wobei hin 160 km müssen die Signale neben dem über eine von Michael Mutschlechner und die andere 3000 m hohen Alpenhauptkamm auch noch weitere von Heinrich Niedermair geführt wurde. Eine Grup- hohe Bergketten überwinden. Man beachte in der pe erklomm zunächst den Turm von innen, und Liste auch, daß zwei Frequenzen (102,7 und 103,0 zwar über die bereits erwähnte enge Wendeltreppe. MHz) nur 300 kHz voneinander entfernt sind. Hier war allerhand Kondition gefragt und kaum einer von uns schaffte den Aufstieg, ohne mehr- Neben der UKW-Verbreitung gibt es noch andere mals anzuhalten und zu verschnaufen. Auf halber Rundfunkdienste (60 Programme via DVB-T, 17 Höhe konnten wir nach außen steigen auf eine Zwi- Programme via DAB) sowie Breitbanddienste und schenplattform. Die andere Gruppe blieb zunächst Richtfunkstrecken. Allerdings: Trotz der exponierten unten, inspizierte die unterirdischen Sendebetriebs- Lage reicht die Versorgungsreichweite des Kron- räume und lauschte den detaillierten Ausführungen platz-Senders nicht über 25.000 Einwohner hinaus. von Herrn Niedermair. Dennoch ist der Standort ein wichtiger Knotenpunkt für das gesamte Pustertal, ja sogar für einen gros- Als wir schließlich oben angelangten, hatte auch sen Teil des östlichen Südtirols. Die Hauptversor- das Wetter mit uns ein wenig Einsehen. Zwischen- gung umfaßt das mittlere Pustertal mit Seitentälern. durch lichtete sich der Nebelvorhang und gab den Unter [6] kann man sich übrigens einen Zeitraffer-