Warschau Verlangt Weitere Milliarden

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Warschau Verlangt Weitere Milliarden 'Heute auf Seite 3: „Vertrage müssen erfüllt werben" ®£m ÖftpteufftnWatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 26 — Folge 13 2 Hamburg 13, Parkallee 84 / 2g. März ig?5 C 5524 C Warschau verlangt weitere Milliarden Selbst Bundeskanzler Schmidt gegen Wiedergutmachungsforderungen nur an die Bundesrepublik BONN — In der Bundeshauptstadt werden die Äußerungen des polnischen Staatsratsvor• sitzenden Jablonski, wonach die Regierung der Bundesrepublik sich vor der Erledigung der Fröhliche Ostern? Entschädigung drücke und damit „vor der Rege• H. W. — Es muß in der menschlichen Seele lung dieses Problems von prinzipieller Bedeu• begründet liegen, daß — unabhängig davon, daß tung für polnische Hitler-Opfer und für unser ganzes Volk" als ein Zeichen für die Abkühlung das Osterfest im Christentum verwurzelt und der deutsch-polnischen Beziehungen gewertet. der Tag der Aulerstehung des Herrn ist — um Das polnische Staatsoberhaupt hatte in der letz• diese Zeit der Frühling die Hollnungen höher ten Woche erneut Forderungen an die Bundes• klingen läßt und man geneigt ist, die Zeit in republik gestellt, ohne sich dabei auch an die einem rosigeren Licht zu sehen. Das kann soweit „DDR" zu wenden. iühren, daß man selbst allenthalben sieht- und Jablonski verlangte nicht nur eine Entschädi• spürbare wirtschaftliche Sorgen wieder zu über• gung für ehemalige Häftlinge in Konzentrations• spielen versucht mit der Hofinung, daß doch lagern, sondern auch eine Rückerstattung bisher alles wieder besser wird. Und da dem Menschen gezahlter Renten an den polnischen Staat. Wenn• gleich auch Zahlen dabei nicht genannt wurden, niemand die Hoffnung nehmen kann, vermag ist von amtlicher polnischer Stelle zu hören, diese ein nicht unerheblicher Faktor auch für daß 12,5 Milliarden erwartet werden. diejenigen zu sein, die den Faktor Zeit in ihr In einem Interview mit dem Sender Rias er• Kalkül einbeziehen. klärte Bundeskanzler Schmidt, die Bundesregie• rung wolle Polen helfen, doch habe sie aber Doch die Freude auf Frühling und Ostern sollte „keinerlei rechtliche Verpflichtungen, was die uns nicht dazu verleiten, auf eine nüchterne Be• Wiedergutmachung angeht". Schmidt erklärte, obachtung zu verzichten. Was in der letzten Wo• daß ihm seit langem an der Aussöhnung mit che vor dem Bundestag in Bonn geboten wurde, Polen gelegen sei, doch seien die polnischen und war allerdings wenig geeignet, Hochstimmung die deutschen Vorstellungen über Kredite und autkommen zu lassen oder gar sich berechtigter über eine Entschädigung der KZ-Opfer sehr Hoffnung auf eine Besserung hinzugeben. Im weit voneinander entfernt gewesen: Parlament, wo es eigentlich um die Frage ging, „Wir können nicht in alle Himmelsrichtungen wie man mit dem Riesenloch lertig werden kann, so viel leisten, wie andere meinen, daß wir es könnten." das in den Jahren sozialliberaler Regierung ent• Entschieden wandte sich Schmidt dagegen, standen ist, gelang es Willy Brandt, der neuer• daß die Deutschen von den Regierungen des dings der ideologische Scharfmacher seiner Par• Ostblocks „in zwei Klassen eingeteilt" werden: tei ist, und der, wie es heißt, sein „Comeback" einmal die Bürger der Bundesrepublik, die man vorbereitet, von der Haushaltslage weitgehend für die in der Hitler-Zeit begangenen Verbrechen abzulenken und mit Franz Jose! Strauß den verantwortlich mache, und die in der „DDR" Buhmann für die Jahre aufzubauen. die mit den Untaten nichts zu tun hätten. In diesen Komplex gehören auch die Worte, Man könnte Brandts Attacke als eine Ablen• die Bundespräsident Scheel anläßlich der Ver• kung von der Tatsache sehen, daß Bund, Länder leihung des Friedenspreises der Kriegs- und und Gemeinden im Jahre 1975 Schulden von Wehrdienstopfer am 13. März in Bonn gespro• mindestens 55 Milliarden DM machen müssen. chen hat: Dabei vermag niemand konkret zu sagen, ob und „Wir trauern über die furchtbaren Leiden des wann ein echter Wirtschaftsaufschwung zu er• polnischen Volkes im letzten Kriege, wir ehren seine Opfer. Aber die furchtbaren Leiden deut• warten ist, und die Regierung ist die Antwort scher Menschen am Ende und nach dem Kriege schuldig geblieben, wie es denn wohl erst im haben, wie jedes menschliche Leiden, auch ihre Jahre 1976 weitergehen wird. Die sorgenvollen, Würde. Auch sie verdienen zumindest Respekt. oft ratlosen Gesichter von Kanzler und Finanz• Es geht nicht an, sie als Propagandalüge in den Die schönste Barockkirche des deutschen Ostens: Die Wallfahrtskirche Heiligelinde im Kreis minister schienen zu bestätigen, daß in der Tat Papierkorb der Weltgeschichte zu werfen." Rastenburg Foto Hallensleben eine echte Gefahr heranwächst. Wer den Blick von Bonn ab- und Europa zu• wendet, eben in der Hofinung, dort ermutigen• dere Zeichen zu sehen, den mag das Gruseln an• Der Verfassungsminister aber rührt sich nicht ' kommen. Der Versuch, die Iberische Halbinsel in den Griff zu bekommen, im Jahre 1936 in Spanien Dr. Herbert Czaja: Das gestörte Verhältnis der sozialliberalen Koalition zu den Vertriebenen versucht und dort vorerst abgeschlagen, wurde Bei Wertung der großen Haushaltsdebatte im Heimat Kants, Lasalles und Hauptmanns in Ost• der Schutzpflicht verlangt. Zwar sagen Sie, man erneut in Portugal, und dort mit sichtbarem Er• Deutschen Bundestag wird man nicht daran vor• preußen und Schlesien in ihrer Zugehörigkeit täte ja alles. Aber die Ergebnisse dieser Schutz- folg, unternommen. Herr Spinola, dessen Mono• beikommen, den Ausführungen besondere Be• zu Deutschland stetig genannt wissen, doch er pflicht werden immer schlechter. Sie wehren sich kel sozusagen als Zeichen politischer Kurzsich• deutung beizumessen, die der Bundestagsabge• wie auch der Verfassungsminister würden es zu• nicht gegen hohe finanzielle Leistungen an Staa• tigkeit steht, hat jetzt in Rio de Janeiro die späte ordnete Dr. Herbert Czaja, zugleich Präsident lassen, daß auch die für den Amtsverkehr not• ten, die täglich die Menschenrechte Hundert• Erkenntnis offenbart, er mache sich heute keine des BdV, hinsichtlich der vertriebenen Mitbürger wendigen verfassungskonformen Bezeichnungs• tausender Deutscher brechen. Sie fordern nicht, Illusionen mehr darüber, daß sein Name und gefunden hat. Anlaß hierzu bot die Behandlung richtlinien aufgehoben worden sind". daß die dem Parlament zugesagten Folgerungen sein Prestige mißbraucht wurde. Jetzt, da es zu des Haushalts des Bundesministers des Innern, „Wenn Sie aber", so fragte Dr. Czaja den aus dem Bruch der Vertragsgrundlagen gezogen spät ist, ist dem General klar geworden, daß in dessen Geschäftsbereich, wie bekannt, das Innenminister, „die Bezeichnungsrichtlinien auf• werden." die Revolution in Portugal ganz und gar nicht frühere Bundesministerium für Vertriebene, heben, was erwarten Sie dann in dieser Frage Vor wenigen Jahren noch, so erinnerte Czaja ein Coup aus dem Idealismus beseelter Offiziere, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte eingegliedert vom Ausland? Die sowjetische Nachrichten• den Bundestag, „haben die führenden Vertreter wurde und heute nur noch als eine Abteilung agentur TASS hat die Aufhebung der Bezeich• der Regierungsparteien, insbesondere der SPD, sondern ein „sorgfältig geplantes Komplott zur fungiert. nungsrichtlinien offiziell und dankbar begrüßt. die Ostdeutschen emotionell aufgeputscht. Zitate Schaffung eines Kuba in Europa" gewesen sei. Auf die Ausführung des Innenministers, wo• Der Verfassungsminister der Bundesrepublik dafür liegen in großer Zahl bereit: Wer Deutsch• Spinola, der nun beklagt, daß er sich von den nach selbst die Aufgaben dieser Abteilung für Deutschland aber rührt sich nicht." land nicht in den Grenzen von 1937 fordere — angeblich demokratischen Zielen der Umstürzler Vertriebene zurückgehen, konterte Dr. Czaja mit Dr. Czaja wies darauf hin, daß in den Dienst• so Herr Brandt oder Herr Wehner — begehe habe täuschen lassen, obwohl es schon sehr früh der Feststellung, auf den Schreibtischen der zimmern mancher NATO-Stäbe die Karten mit ein Verbrechen an Deutschland, an der Mensch• Warnsignale gegeben habe, wird auch gegen sich Abgeordneten und der in der Förderung be• den Grenzen des Deutschen Reiches vom 31. De• lichkeit, er sei meineidig, ehrlos und ein Strolch. das Wort gelten lassen müssen, daß soldatische schnittenen Verbände türmten sich die Leidens• zember 1937 hängen, denen das Bundesver• So deren Worte. Und: um jeden Quadratmeter Tapferkeit aber auch gar nichts mit politischer briefe der Aussiedlungsbewerber und ihrer fassungsgericht rechtliche Qualität bestätigt Deutschlands werde man mit allen politischen Reife zu tun hat. Die Portugiesen haben das Angehörigen. Einem dieser Petenten habe das habe. Er fragte den Innenminister, ob er er• Mitteln ringen. Herr Brandt hat die Unglaub- würdigkeiten der alten Zusagen ganz klar• Nachsehen, selbst dann, wenn nach ein oder Innenministerium geschrieben: „In den Ausreise• klären könne, daß in seinem Dienstzimmer und zwei Jahren die wirtschaftliche Zerrüttung das angelegenheiten Ihrer Angehörigen kann ich im Dienstzimmer des innerdeutschen Ministers gelegt, indem er verkündete, daß schon alles Ihnen leider nicht behilflich sein." Czaja hielt eine Karte hänge, „die — getreu dem Bundes• längst verloren gewesen sei, als noch die Ver• Land vor eine neue Entscheidung stellt. dem Verfassungsminister Maihofer hierzu vor, verfassungsgerichtsurteil — das einheitliche treter der SPD zum Kampf um Quadratmeter daß eine ganze Gruppe von Beamten Aufgaben Staatsgebiet des ganzen Deutschland, dem nach aufriefen." Der knappe Raum, der an dieser Stelle Woche zur Vorbereitung für Tausende von Verbalnoten diesem Urteil
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