Schutzgebühr: 1,– EUR

Rainer Türk Wanderungen im fränkischen Weilbach Herausgeber: Markt Weilbach Hauptstraße 59 63937 Weilbach Telefon (09373) 9719-0 Telefax (09373) 9719-10 www.weilbach.de

Texte: Rainer Türk Layout: Hubert Brunnengräber Fotos: Renate Giesen (Titel), Hansjörg Heimburger, Rainer Türk, Hubert Brunnengräber

Weitere Informationen:

Odenwaldklub e.V. Im Staatspark Fürstenlager 64625 Bensheim-Auerbach Telefon 06251-855856, Fax 855858 www.odenwaldklub.de

Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Nibelungenstraße 41 64653 Lorsch Telefon 06251-707990, Fax 7079915 www.geo-naturpark.de Vorwort

Erste Bodenfunde auf der Gemarkung von Weilbach sind Steinwerk- zeuge aus der Jungsteinzeit um 3500-1800 v. Chr. Sie sind jedoch kein Nachweis eines frühen Siedlungsbeginns, sondern stammen sicherlich von Nomaden oder Händlern, die durch das Tal zogen. Hügelgräber aus der Hallstattzeit (850-550 v. Chr.) werden zwar in der Region vermutet, konnten aber durch Ausgrabungen noch nicht nachgewiesen werden. Nachweisbar wurde eine Besiedlung im - gebiet erst durch die Anlage eines Ringwalles auf dem Grein-Berg und auf dem Bürgstadter Berg. Der ovale Ringwall auf dem Grein- Berg oberhalb von entstand wahrscheinlich in der späten Bronzezeit zwischen 1200 und 700 v. Chr. und wurde in keltischer Zeit weiter ausgebaut. Der Odenwald selbst aber galt in dieser Zeit noch als „siedlungsleer“.

3 Nach der Zeitwende drangen die Römer über den Rhein nach Os- ten vor und machten die Mainlinie zur Ostgrenze ihres Imperiums. Kaiser Domitian veranlasste den Bau eines durch Wachtürme und Kastelle abgesicherten Patrouillenweges von Wörth über die Höhen des Odenwaldes bis nach Wimpfen am Neckar. Um 155 n. Chr. wurde der Limes, wie die römische Grenzlinie genannt wurde, aus strate- gischen Gründen wenige Kilometer weiter nach Osten an den Main vorverlegt und führte von Miltenberg schnurgerade über Walldürn nach Lorch bei Schwäbisch-Gemünd. Weilbach lag jetzt geschützt im Hinterland, in dem Gutshöfe zur Versorgung der römischen Truppen und der Hilfstruppen entstanden. Nachgewiesen wurde ein solcher Gutshof in Breitendiel und in sowie ein Werkplatz für Holzarbeiten im Ohrnbachtal. 259/60 überrannten die Alemannen den Limes und drängten die Römer wieder über den Rhein zurück. Sie siedelten aber nicht in dem unwirtlichen Odenwald, sondern in Tallagen entlang der Flüsse, vor- zugsweise in Südwestdeutschland. Die Besiedlung des Odenwaldes begann erst mit der Herrschaft der Franken. Die fränkischen Könige übertrugen die Kolonisation und die Christianisierung des Landes den Klöstern und Bistümern. Dazu überließen sie ihnen große Land- striche. Im südlichen Odenwald entstand das Kloster Mosbach, im Westen Lorsch, im Norden Seligenstadt und im östlichen Odenwald . Als Gründungsjahr des Benediktinerklosters Amorbach gilt 734. Schon bald nach seiner Gründung konnte das ursprünglich freie Reichskloster dank reicher Schenkungen seinen Einfluss und seinen Besitz mehren und erlangte eine überregionale Bedeutung. 993 aber unterstellte Kaiser Otto III. das Kloster dem Bischof von Würzburg, der zu seinem Schutz und zu seiner Verwaltung die Vogtei dem Grafen von Henneberg übertrug, der seinerseits Untervögte damit beauf- tragte, die auf dem Frankenberg oberhalb von Amorbach eine Burg besaßen. Da sie jedoch für ihre Schutz- und Verwaltungstätigkeiten vom Kloster überhöhte Abgaben verlangten, beschloss Kaiser Fried- rich I. Barbarossa auf Bitten des Bischofs 1168 auf dem Reichstag in Würzburg die Zerstörung der Burg Frankenberg und verfügte, dass di- ese Bergkuppe niemals wieder befestigt werden dürfe. Nur die dem hl. Godehard von Hildesheim geweihte Kapelle blieb erhalten und wurde der Abtei Amorbach übereignet, die dort ein Nonnenkloster errichte- te und den Berg fortan „Gotthard“ nannte. Des Weiteren übertrug der Kaiser seinem treuen Gefolgsmann Ruprecht von Dürn die Vogtei über das Kloster Amorbach. Über 100 Jahre waren die Herren von Dürn fest in das politische und höfische Leben der Staufer-Kaiser eingebunden. In diese Zeit fällt

4 auch die urkundliche Ersterwähnung von Weilbach als „Wilenbach“. 1201 unterschreibt ein „Cuntz de Wilenbach“ als Zeuge eine von Ul- rich von Dürn ausgestellte Urkunde einer Grundstücksveräußerung. Der Siedlungsbeginn von Weilbach muss also vor 1201 erfolgt sein. Man kann davon ausgehen, dass dieser schon bald nach der Gründung des Klosters Amorbach erfolgt ist. Um die Versorgung des Klosters zu gewährleisten, wurden in der Umgebung der Abtei Fronhöfe angelegt, die zunächst von den Mönchen in Eigenbewirtschaftung betrieben wurden, wobei die Bauern der Umgebung zu Frondiensten verpflichtet wurden. Später wurden diese Höfe an Pächter vergeben, was jedoch für die Bauern bezüglich der Frondienste keinerlei Veränderungen zur Folge hatte. Für Weilbach wird dieser Hof an der Mudbrücke vermu- tet. Hier war auch der Sitz der Herren von Weilbach. Diese gehörten

5 zum niederen Adel, waren Ritter und standen, wie ihre Unterschrift in der oben erwähnten Urkunde belegt, in Diensten der Herren von Dürn. 1237 wurde für Konrad den Jüngeren von Wilinbach sein Lehen in Schneeberg in ein Erblehen umgewandelt. Konrad von Dürn, der diese Urkunde ausgestellt hatte, dürfte die Abwesenheit des Abtes für eine solche Veränderung genutzt haben. Auch bei der Verleihung der Stadtrechte an Amorbach durch Konrad von Dürn im Jahre 1253 wird Konrad der Jüngere von Wilinbach als Zeuge aufgeführt. Mit dem Niedergang der Herren von Dürn wurden auch die Herren von Weil- bach nicht mehr genannt. 1271 verkaufte Ulrich III. Burg Wildenberg und die Obere Zent und ein Jahr später, 1272, Stadt und Herrschaft Amorbach dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein. Damit un- terstand Weilbach weltlich der Herrschaft von Mainz, während die kirchliche Zuständigkeit beim Bistum Würzburg verblieb. Man kann davon ausgehen, dass schon im 13. Jahrhundert in Weilbach eine Kirche stand. 1235 wurde ein Wolframus de Wilinbach in einer Urkunde erstmals als Pfarrer von Weilbach erwähnt. Er war ein Verwandter der Herren von Wilinbach, gehörte dem niederen Adel an und war Pater des Klosters Amorbach. Spätere Urkunden nennen ihn als Dekan der Amorbacher Zenten. Weilbach war Filiale von , wurde aber von Amorbach aus betreut. Die Weilbacher Kirche war 10,5 m lang und 6,3 m breit. Der niedrige Kirchturm wurde 1592 neu gebaut. Im Innern standen 2 Altäre, der Hauptaltar und der Marienaltar. 1601 wurde eine Kanzel gefertigt und 1609 baute man zusätzlich eine steinerne Kanzel in den Kirchhof, da bei Prozessionen der Innenraum der Kirche zu klein war. Geweiht war die Kirche in Anlehnung an die Johanneskirche an der römischen Stadtmauer dem „Johannes von der lateinischen Pforte“. Durch Johann Philipp von Schönborn, der gleichzeitig Mainzer und Würzburger Bischof war, wurden 1665 in beiden Diözesen eini- ge Pfarreien getauscht, um die kirchlichen Grenzen den politischen anzupassen. So wurde Weilbach auch kirchlich Mainz zugeordnet. Eine weitere Veränderung war die Erhebung von Weilbach zu einer eigenständigen Pfarrei. Das Kloster Amorbach aber widersetzte sich indirekt dieser Verfügung, indem man keinen Pfarrer für Weilbach abstellte, sondern die Kirchengemeinde weiterhin vom Kloster aus betreute. Daraus resultierten lang anhaltende Streitigkeiten bezüglich der Besetzung und der Finanzierung einer eigenen Pfarrstelle. Unmut ergab sich auch aufgrund der räumlichen Enge in der Kirche. Schon 1765 wurde ein erster Antrag zum Neubau der Kirche von Mainz aus finanziellen Gründen abgelehnt. Auch alle weiteren Anträge schei- terten an der Finanzierung. Der Durchbruch erfolgte 1789: die Pfarr-

6 stelle wurde besetzt und der Kirchenneubau begonnen. Für die Innen- ausstattung erwarb Weilbach den Hochaltar der Abtei Seligenstadt. 1803 bestätigte das Fürstentum Leiningen bei der Machtübernahme die Pfarrstelle in Weilbach. Die Herrschaft Leiningen dauerte jedoch nicht lange. 1806 wurde Weilbach dem Großherzogtum Baden, 1810 dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt und 1816 schließlich dem Königreich Bayern zugeordnet. Heute ist der Markt Weilbach mit seinen Ortsteilen Weckbach, Gönz, Ohrnbach, Reuenthal, Wiesenthal und Sansenhof ein idyllisch gelegener Ort im UNESCO Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. In der 150 bis 450 m hoch gelegenen Gemeinde wohnen insgesamt rund 2400 Einwohner. Dank der waldreichen Umgebung und der ab- geschiedenen Lage der Ortsteile ist Weilbach ein Eldorado für Urlau- ber und Wanderer, die Ruhe und Entspannung suchen. Neben einer abwechslungsreichen und reizvollen Landschaft geben zahlreiche Se- henswürdigkeiten den Wanderungen Ziel und Inhalt. Ein dichtes und gut markiertes Wanderwegenetz führt zu all diesen Erlebnispunkten.

Die Darstellung dieser Wanderwege finden Sie in den topo- graphischen Wanderkarten des Geo-Naturparks Bergstraße- Odenwald und des Odenwaldklubs im Maßstab 1: 20 000 der Blätter TF 20-7 „Maintal-Odenwald“ und TF 20-11 „Fränkischer Odenwald“.

7 Wo Raubritter einst ihr Unwesen trieben

Der Gotthardsberg Wanderung zum Gotthardsberg

Zum Schutz und zur Verwal­ Beste Wanderzeit: März – November tung des Klosters Amorbach setzte der Bischof von Würz­ Ausgangspunkt: Weilbach, Kirche burg Vögte ein, die auf dem Markierung: W 4 Frankenberg oberhalb von Amor­bach eine Burg hatten. 1138 wurde zu Ehren des hl. Godehard von Hildesheim eine Burgkapelle eingeweiht. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Ort km Zeit Höhe Barbarossa auf dem Reichstag in Würzburg die herzoglichen Weilbach 0,0 0:00 150 Rechte des Würzburger Bi­ schofs und beschloss die Schleifung der Burg Franken­ berg, da von ihr eine Bedro­ hung des Klosters Amorbach ausginge. Des Weiteren ver­ fügte er, dass diese Bergkuppe niemals wieder befestigt wer­ den dürfe. Nur die dem hl. Go­ dehard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Abtei Gotthardsbasilika 2,2 0:45 303 Amorbach übereignet, die dort ein Nonnenkloster errichtete und den Berg fortan „Gott­ hard“ nannte. Neuer Vogt des Klosters Amorbach wurde Rup­ recht von Dürn, ein enger Ge­ folgsmann des Staufen-Kaisers. Als sein Enkel, Konrad von Dürn, 1236 das Zisterzienserinnenklo­ ster Seligenthal gründen und 1244 die Nonnen vom Gott­ Reuenthal 2,3 0:40 203 hardsberg dorthin umsiedeln ließ, um an alter Stelle erneut eine Befestigungsanlage zu errichten, geriet er in Konflikt mit Kaiser und Papst und musste die Benediktinerinnen wieder auf den Gotthardsberg zurückkehren lassen. Im 15. Jahrhundert verlor das Kloster immer mehr an Bedeutung und wurde 1439 schließlich Weilbach 2,2 0:35 150 aufgelöst. 956 wurde die Ruine restauriert und erhielt ein Dach, Gesamtstrecke 6,7 2:00 um den Bau vor weiterem Ver­ fall zu schützen. 8 Informationen

Weilbach blickt auf eine über 800 jährige Geschichte zurück. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1201. Man muss jedoch davon aus- gehen, dass der Siedlungsbeginn wesentlich früher erfolgte und in die Gründungszeit des Klosters Amorbach zurückreicht. Ausgangspunkt der Wanderung ist die katholische Pfarrkirche „St. Johannes“. Von hier folgen wir dem örtlichen Rundweg W 4 die Fahrstraße entlang in südlicher Richtung. Am Waldrand biegt der Wanderweg links ab und führt hinauf zur Ruine der Gotthardsbasilika.

Die dreischiffige Pfeilerbasilika ist ein schönes Beispiel einer Kloster- kirche des 13. und 14. Jahrhunderts. Die beiden Arkadenreihen und die mit Schachbrettmuster verzierten Kämpferfriese stammen noch aus der Gründerzeit. Vom Turm der Basilika hat man einen unvergess- lichen Rundblick , der zu den schönsten im Odenwald gerechnet wird. Auf dem Weg von der Basilika zur Sattelhütte sehen wir am Wegrand zahlreiche alte Grenzsteine. An der Hütte biegen wir links ab und ge- hen einen aussichtsreichen Hangweg hinab nach Reuenthal.

1248 wurde „Ruwendal“ erstmals urkundlich erwähnt. Die Wortbe- deutung verweist auf eine einsame und öde Gegend. In der Tat liegen die nur wenigen Häuser in einem abgeschiedenen Seitental der Mud. Trotzdem war der Ort im Mittelalter zweigeteilt. Erst 1972 wurde Reuenthal „vereinigt“ und Ortsteil von Weilbach. In Reuenthal biegen wir links ab, gehen ein Stück die kaum befahrene Straße abwärts und laufen dann rechts von der Straße auf einem schönen Hangweg zurück nach Weilbach.

Schwierigkeit: leicht

9 Wo Hämmer verhütteten

Der Eisenhammer Wanderung im Mudtal

1822 gründete Johann Mi- Beste Wanderzeit: Ganzjährig chael Reubold (1793-1841) in Weilbach einen Eisen­hammer. Ausgangspunkt: Weilbach, Noch im gleichen Jahr konnte Dreiröhrenbrunnen die Produktion im kleinen Markierungen: (gelb) – M 1 – Umfang aufgenommen wer- V – W 2 den. 2 Jahre später waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Neben den Werkshallen hatte man auch Wohnhäuser für Ort km Zeit Höhe die Arbeiter errichtet. 1826 wurde die Anlage durch eine Weilbach 0,0 0:00 150 Eisenschmelze erweitert und Alteisen zu Gusseisen- produkten umgeschmolzen. 1830 baute man auf dem Werksgelände ein eigenes Wohnhaus, das Herrenhaus und eine Schule für die dort wohnenden Arbeiterkinder. 1894 wurde das Eisenwerk verkauft. Produktion und Technik wurden den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Ab 1904 wurde dank eingebauter Wasserturbinen eigener Strom erzeugt. 1925 erfolgte ein Gleisanschluss.. Nach dem 2. Weltkrieg kam das Werk nach einer Umstrukturierung an die Linde AG und wird heute als Linde Werk IV geführt. Seit seiner Gründung war das Eisenwerk für Weilbach eine Mainblick 4,1 1:15 180 große Hilfe. 1927 z.B. betrug der Anteil der Belegschaft aus Weilbach 70%. Soziale Einrichtungen wie Kinder- garten, Armenkasse, Vereine Bahnweg 1,3 0:20 135 etc. wurden vom Betrieb un- terstützt. So wurde auch das Weilbach 2,6 0:40 150 Eisenrad in das Weilbacher Gemeindewappen aufgenom- men, um die Bedeutung des Gesamtstrecke 8,0 2:15 Eisenhammers für den Ort zu dokumentieren.

10 Informationen

Ausgangspunkt der Wanderung ist der Dreiröhrenbrunnen mit seinem barocken Relief in der Ortsmitte von Weilbach. Er war über lange Zeit Hauptlieferant für das Weilbacher Wasser und schon seit dem Mittel- alter dokumentiert. Bei der Planung einer Wasserleitung 1897 sollte seine Quelle genutzt werden. Untersuchungen erbrachten im Gegen- satz zu anderen Quellen eine sehr gute Wasserqualität. Der Brunnen ist auch als Wahrzeichen des Marktes neben dem Mainzer Rad und dem Eisenrad des Hammerbetriebes im Gemeindewappen vertreten. Der Weilbacher Bartholomäusmarkt ist seit Ende des 18. Jahrhunderts nachgewiesen. Er diente als Krämermarkt zur Versorgung der Bevöl- kerung. Heute ist er ein Fest von überörtlicher Bedeutung. Vom Brun- nen folgen wir der OWK-Markierung (gelb) auf einem aussichts- reichen Weg durch die Feld- und Waldflur das Mudtal abwärts. Nach etwa 1 Stunde kommt am Waldrand von rechts oben der örtliche Rundweg M 1 auf unseren Weg. Nach Abbiegen der OWK-Markie- rung nach rechts gehen wir mit diesem örtlichen Rundweg geradeaus leicht abwärts zum „Mainblick“.

An dieser Stelle, mit einem herrlichen Blick ins Maintal und auf das Kloster Engelberg, biegen wir im spitzen Winkel links ab und folgen dem Verbindungsweg „V“ am Waldrand zurück ins Mudtal.

Am Bahnweg unweit vom Breitendieler Sportplatz treffen wir auf den örtlichen Rundweg W 2, dem wir nun parallel zur Bahn am Eisenham- mer vorbei zurück nach Weilbach folgen.

Schwierigkeit: leicht

11 Hoch droben auf dem Berg

Der Weinbau im Mudtal Wanderung nach Mainbullau

In Weilbach wird seit über 500 Beste Wanderzeit: März – November Jahren Wein angebaut. Die Römer brachten vor etwa 2000 Ausgangspunkt: Weilbach, Jahren die Reben in das Rhein- Dreiröhrenbrunnen Main-Gebiet. Nach ihrem Ab- Markierung: W 6 zug wurden in den besiedelten­ Tallagen wie z.B. in der Rheine- bene, an der Bergstraße und am Main der Weinbau weiter gepflegt. Es waren vor allem Ort km Zeit Höhe die Mönche, die sich dieser Tradition annahmen. Für Weil- Weilbach 0,0 0:00 150 bach ist der Weinbau erstmals 1499 dokumentiert. Anlass war eine Verordnung zur Wein- steuer. Das bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt schon Wein hergestellt wurde. Bei einer Erhebung von 1678 wurden auf der Gemarkung Weilbach 84¼ Morgen Rebfläche regis- triert. Der Weinbau gehörte zu den wichtigsten Einnahmen Mainbullau 4,1 1:30 433 der Bauern. Im 18. Jahrhundert nahm der Weinbau weiter zu. Die Anbaufläche war von 84 auf 132 Morgen gewachsen. Wein gehörte zu den wich- tigsten Getränken. Der Ein- bruch erfolgte Anfang des 19. Jahrhunderts durch Missernten und kam dann Ende des Jahr- hunderts völlig zum Erliegen. Ursachen waren Kälte und Schädlinge. Die vorhandenen Weinterrassen wurden nun Wochenend- 1,0 0:15 441 zum Anbau von Getreide, Kar- toffeln und Obst genutzt. Die siedlung steile Hanglage der Terrassen aber ließ nur Handarbeit zu, sodass trotz guter Erträge auch dieser Anbau rückläufig war. Viele verwilderte Terrassen mit alten, ungepflegten Obstbäu- men zeigen dies deutlich. Erst Weilbach 4,3 1:15 150 nach dem 2. Weltkrieg wurde wieder erfolgreich Wein im Gesamtstrecke 9,4 3:00 begrenzten Umfang angebaut.

12 Informationen

Vom Dreiröhrenbrunnen in der Ortsmitte folgen wir dem Rund- weg W 6 über die Mudbrücke ins Ohrnbachtal. Am unteren Hang des Weilbachkopfes befinden sich Weinbergterrassen, wo seit 1975 wieder erfolgreich Wein angebaut wird. Im Ohrnbachtal biegen wir von der Straße rechts ab und gehen einen Hangweg aufwärts. Etwa 15 Minuten nach Waldeintritt gabelt sich am Weichtalgraben unser Rundweg und wir folgen ihm geradeaus steil aufwärts am Graben entlang auf die Hochebene nach Mainbullau.

Mainbullau wurde um 1200 von den Rüdten von Rüdenau gegründet. Von seiner Anlage her ist es ein Haufendorf inmitten einer kreisrun- den Rodungsinsel auf einem Hochplateau am Rande des Odenwaldes mit einem einzigartigen Rundblick auf die Höhen vom und vom Odenwald. Das Dorf gehörte zum Kloster Amorbach und später zu Mainz. 1803 wurden die Fürsten von Leiningen Territorialherren, 1806 wurde es badisch, 1810 hessisch und 1816 kam es schließlich zum Königreich Bayern. Sehenswert ist die St. Katharinenkirche, de- ren 1. Bauphase ins 13. Jahrhundert zurückgeht und in der gotische Wandmalereien zu sehen sind.

Auf unserem Rückweg kommen wir in der Nähe einer Wochenend­ siedlung vorbei. Im Laufe der Jahre hat sich diese Anlage ganz all- mählich in eine Wohnsiedlung umgewandelt, die heute von vie- len Bewohnern als Hauptwohnsitz genutzt wird. Die Zahl der dort leben­den Personen ist mit 150 genauso groß wie die des Dorfes. Nach Wald­eintritt führt unser Wanderweg steiler bergab und trifft im Weichtalgraben wieder auf die alte Strecke, die wir zurück nach Weilbach laufen.

Schwierigkeit: steiler Anstieg

13 Wo einst die Kelten lebten

Wanderung zur Kelten-Schanze

Beste Wanderzeit: März – Oktober Ausgangspunkt: Reuenthal Markierungen: (blau) – M 1 – W 3 – W 2 – V –

Ort km Zeit Höhe

Reuenthal 0,0 0:00 203

Monbrunn 3,0 1:15 398

Kelten-Schanze 1,6 0:35 452

Kohlplatte 3,7 1:15 480

Pestkreuz 3,4 1:00 259

Reuenthal 1,4 0:25 203

Gesamtstrecke 13,1 4:30

14 Informationen

Reuenthal wurde 1248 erstmals als „Ruwental“ urkundlich erwähnt. Aus diesem Ort stammt der Minnesänger „Nithard“ oder „Neidhard“ von Reuenthal. Von Reuenthal folgen wir der OWK-Markierung (blau) nach links durch den Wald bergauf nach Monbrunn.

Monbrunn ist eine weit gestreute Bauernsiedlung mit prächtigen Hofreiten. Wir folgen der Markierung durch den Ort. Am Waldrand kommt von links der Rundweg M 1 auf unseren Weg, dem wir gera- deaus zur Kelten-Schanze folgen.

Der Rundweg M 1 führt uns zunächst mitten durch die Schanze und anschließend über den östlichen Wall wieder zurück. Nach Verlassen der Schanze folgen wir weiterhin diesem Rundweg. Beim Zusammen- treffen mit dem Rundweg W 3 verlassen wir M 1 und gehen mit der neuen Markierung geradeaus weiter.

Beim Sendeturm am Waldrand biegen wir rechts ab, gehen mit W 2 hinab zur Straße, biegen dort rechts ab und folgen der Markierung nach links den Wenschdorfer Bach abwärts. Beim Abbiegen von W 2 nach rechts gehen wir mit dem Verbindungsweg „V“ dieses nun schluchtartige Tal weiter abwärts zum Pestkreuz.

Auf dem Schaft des Bildstockes finden wir die Jahreszahl 1613. Der- artige Bildstöcke wurden an den Ortseingängen aufgestellt, um den „Scharzen Tod“ vom Dorf fernzuhalten. Hier mündet der Verbindungs- weg in den Rundweg des Naturparks, dem wir nach links zurück nach Reuenthal folgen.

Schwierigkeit: mittel

15 Die Kelten-Schanze auf dem Grein-Berg

Der sich rund um die Bergkuppe ziehende doppelte Ringwall auf dem Grein-Berg wird auf ein Alter von etwa 3000 Jahre geschätzt. Die maximale Ausdehnung des ovalen Ringwalls beträgt ca. 600 x 400 m. Diese Verteidigungsanlage entstand wahrscheinlich in der späten Bronzezeit zwischen 1200 und 700 v. Chr. und wurde in keltischer Zeit ab 700 v. Chr. weiter ausgebaut. Dies erklärt warum der äuße- re Wall wesentlich besser erhalten ist als der innere und überall die natürlichen Abbruchkanten im Gelände nutzt. Im Südosten, wo kein natürlicher Geländeabfall vorhanden ist und die Bergkuppe mit der Hochfläche verschmilzt, ist der Ringwall am stärksten ausgebildet. Die äußere Höhe beträgt heute noch 4,20 m, von innen beträgt sie 2,40 m. Das alte Tor befand sich im Westen, im Bereich der größten Breite des äußeren Walles. Die heutigen Zugänge im Südosten und im Nord- westen gehören nicht in die Entstehungszeit und sind neuzeitliche Durchbrüche. In der Nähe des Ringwalles fand Wilhelm Conrady 1878 den ge- heimnisvollen Toutonenstein, dessen Inschriften bis heute noch nicht entziffert werden konnten. Auf dem 4,75 m hohen, nadelförmigen Stein sind neben kleineren Zeichen sechszeilig konzipierte Buchsta- ben eingehauen, von denen nur die beiden ersten Zeilen ausgeführt sind. Der Fund ist in die Zeit von 150-260 n.Chr. zu datieren.

16 Der älteste archäologische Park Deutschlands

Der Eulbacher Wildpark gilt als der älteste archäologische Park Deutschlands. Dem Geschmack der Zeit entsprechend ließ Graf Franz I. von Erbach-Erbach (1754-1823) umfangreiche Grabungen am Odenwald-Limes vornehmen und die Fundstücke in seinem Park auf- stellen bzw. dort neu aufbauen. So entstand ein liebenswertes Zeug- nis romantischer Bemühungen zur Wiedererweckung vergangener Epochen. Nach heutiger Sicht aber wurden diese Rekonstruktionen nicht immer sachgerecht durchgeführt. Aus den Steinen des Kastells Würzberg ließ Graf Franz einen 8 m hohen Obelisken bauen, eine verkleinerte Nachbildung des 45 m hohen Obelisken des Sonnentempels in Heliopolis, der heute in Rom steht. Eine nicht beschriftete Tafel aus dem gleichen Kastell wurde mit folgender Inschrift versehen: „Ex ruderibus castelli Romani ad Würzberg extructus“ (Aus Trümmern des römischen Kastells zu Würz- berg errichtet). Aus Steinen des 1806 jenseits der Straße ergrabenen Kastells Eulbach ließ der Graf ein Kastelltor aufbauen und ein zweites, größeres Kastelltor, entstand aus den restlichen Steinen des Würzber- ger Kastells. Die Rekonstruktion beider Kastelltore entspricht jedoch nach heutiger Kenntnis nicht dem ursprünglichen Zustand. Auch die künstliche Ruine eines Wachturmes wurde im Park aufgebaut. Die hierzu verwendeten Steine stammen von dem Wachturm WP 10/22 südlich des Parks. Am Turm sind 2 Inschrifttafeln eingelassen. In der Mitte die zerbrochene Bauinschrift des Steinturmes WP 10/22, wo- nach dieser von britischen Söldnern im Jahre, in dem Kaiser Antoni- nus Pius zum vierten Mal Konsul war (= 145 n.Chr.),errichtet worden war, und rechts daneben ist die Inschrift der CohorsISequanorum et Rauracorum vom WP 10/34 eingemauert.

17 Im hessisch-bayerischen Grenzgebiet

Wanderung durch stille Täler und tiefe Wälder

Beste Wanderzeit: April – Oktober Ausgangspunkt: Gönz Markierungen: G 3 – (gelb) – G 3

Ort km Zeit Höhe

Gönz 0,0 0:00 260

Sansenhofer 4,0 1:20 465 Mahd

Eulbacher 0,8 0:15 513 Wildpark

Boxbrunn 3,8 1:00 490

Gönz 2,0 0:35 260

Gesamtstrecke 10,6 3:10

18 Informationen

Gönz ist ein kleines, abgelegenes Dörfchen. Bis 1952 klapperte in die- sem stillen Tal eine Mühle. Dann wurde sie abgerissen und an ihrer Stelle die heutige Gastwirtschaft „Zum Stillen Tal“ errichtet. Neben der Mühle hatten sich die Gönzer 1787 ein kleines Kirchlein gebaut, um einen eigenen Gebetsraum zu haben. An seiner Außenwand be- findet sich das Pestkreuz. Von Gönz folgen wir dem Rundweg G 3 dieses abgelegene Tal aufwärts.

Im Bereich „Sansenhofer Mahd“ stoßen wir auf den Limes-Wander- weg „L“, dem wir zusammen mit G 3 nach links folgen. An der hes- sisch-bayerischen Grenze kommen wir an einem seltenen Lagerstein vorbei, der als Grenzmarkierung das Mainzer Rad zeigt. Beim Abzweig unseres Rundweges G 3 nach links folgen wir der OWK-Markierung (gelb) in die entgegengesetzte Richtung zum Eulbacher Wildpark.

Bereits 1795-98 hatte Graf Franz I. einen riesigen Wildpark von ca. 3000 ha anlegen lassen. Dieser wurde bereits 1848 erheblich ver- kleinert und besteht seit 1912 nur noch auf einer Restfläche von ca. 400 ha, auf der Hirsche, Wildschweine und Wisente gehegt werden. Vom Eulbacher Wildpark laufen wir wieder zurück zum Rundweg G 3 und folgen diesem nun geradeaus nach Boxbrunn.

1310 wurde Boxbrunn als Rodungssiedlung des Klosters Amorbach erstmals erwähnt. Das auffälligste Gebäude im Dorf ist der Wasser- turm, der auf der Hochebene zur Trinkwasserversorgung der Bevöl- kerung gebaut werden musste. Am Ortsrand von Boxbrunn biegen wir mit dem Rundweg G3 links ab und folgen ihm auf schönen Wald- pfaden hinab nach Gönz.

Schwierigkeit: mittel

19 Stein gewordene Wüste

Der Buntsandstein Wanderung zu den Hallsteinen

Neben dem Granit ist der Beste Wanderzeit: Ganzjährig leuch­tendrote Buntsandstein das zweite typische Gestein Ausgangspunkt: Hallenwald, des Odenwaldes. Er wurde Weilbach-Weckbach vor ca. 245 Millionen Jahren Markierung: als Sedimentgestein auf der Erdoberfläche abgelagert. Zu dieser Zeit waren alle Konti- nente zu einem Superkontinent, Pangäa, vereint. Der größte Teil Ort km Zeit Höhe Deutschlands wurde damals von einer riesigen Ebene, dem Hallenwald 0,0 0:00 183 sogenannten germanischen Becken, eingenommen, das im Osten, Süden und Westen von Hochgebirgen umgeben war. Vordere Hall 0,8 0:15 246 Es waren Reste des 330 Milli- onen Jahre alten variscischen Gebirges, aufgebaut aus Schie- fern, Gneisen und Graniten. Im Innern dieses Kontinents Hallsteine 2,7 1:00 423 herrschte ein warm-trockenes, wüstenartiges Klima. Wasser floss nur gelegentlich, aber häufig genug, um den Verwit- terungsschutt des varis­cischen Gebirges über lange Strecken zu transportieren und zu einem mehreren hundert Meter mächtigen Schichtpaket auf- zutürmen. Diese Ablagerungen verfestigten sich im Laufe der Jahrmillionen. Als ange- schwemmtes und abgelagertes Sedimentgestein ist auch die Zusammensetzung unter- schiedlich und damit auch die Härte des Buntsandsteins. So geschieht es, dass das weichere Gestein schneller verwittert und das härtere als Stumpf Vordere Hall 2,5 0:45 246 erhalten bleibt. Die Hallsteine Hallenwald 0,8 0:10 183 sind hierfür beispielhaft. Liegen härtere Buntsandsteinplatten auf weicheren Gesteinsformati- Gesamtstrecke 6,8 2:10 onen auf, so brechen sie in sich zusammen, wenn die weicheren Schichten verwittert sind, und bilden so die Felsenmeere. 20 Informationen

Vom Parkplatz „Hallenwald“ folgen wir dem Rundweg aufwärts zur Weggabel an der „Vorderen Hall“.

An dieser Weggabel halten wir uns links und gehen den Forstweg wei- ter bergauf. Nach 3 Wegkehren erreichen wir unterhalb der Hallhöhe die Hallsteine.

Die Hallsteine sind ein bedeutendes Naturdenkmal im fränkischen Odenwald. Ein kleiner Trampelpfad führt zu der oberhalb des Weges gelegenen Felsgruppe. Über Jahrhunderte wurde im Odenwald Bunt- sandstein abgebaut. Er war das bevorzugte Baumaterial. Burgen, Kir- chen, Amtshäuser und Gutshöfe des Adels wurden aus diesem Stein gebaut. Auch für Bildstöcke, Grenzsteine, Brunnenstöcke und Brun- nentröge, Treppen, Tür- und Fensterumrandungen wurde er genutzt und hat dieser Landschaft sein besonderes Gepräge gegeben. Den Abbau übernahmen meist Familienbetriebe. Die Steine wurden an Ort und Stelle grob zugehauen und auf Pferdefuhrwerken oder Och- senkarren bis in die Städte oder zu Anlegestellen von Lastkähnen an den Flüssen gefahren. Paradoxer Weise bewirkte der größte Bauboom der deutschen Geschichte, der Wiederaufbau der Städte nach dem 2. Weltkrieg, das Ende des Natursteins, denn Kunststeine konnten billi- ger und schneller hergestellt werden.

Hier treffen wir wieder auf die Weggabel, an der der Wanderweg sich trennte und gehen nach links bergab zurück zum Parkplatz.

Schwierigkeit: mittel

21 Im schönsten Wiesengrunde

St. Wolfgang Kirche Wanderung zwischen Ohrnbach- und Gönzbachtal Eine Gedenktafel an der Weck­- bacher Kirche nennt das Baujahr 1486 und die Brüder Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ditther und Ditherich von Ausgangspunkt: Weckbach, Sportplatz Erlbach, die Burgherren von Markierungen: W 5 – – – Weckbach, als Bauherren. o. Mark. – V – G 4 Kirchenpatron wurde der hl. Wolfgang, ein im 15. Jahrhun- dert viel verehrter Heiliger. Die spätgotische Wolfgangfigur Ort km Zeit Höhe im Innern der Kirche zeigt den Heiligen im Bischofsgewand, Weckbach 0,0 0:00 180 den Bischofsstab in der rechten und das Kirchenmodell in der linken Hand. Hier sieht man die Weckbacher Kirche in ihrer ursprünglichen Form. Auffal- lend ist, dass die Kirche keinen Wiesenthal 3,6 1:15 205 Turm trägt, dass ein solcher vielmehr als mit Zinnen verse- hener Wehrturm angebaut ist. Den Haupteingang bildete das spitzbogig gestaltete und seit 1978 zugemauerte Portal. Um 1700 erfolgte eine erste unbe- deutende Kirchenerweiterung. Hierbei bekam die Kirche einen eigenen Kirchturm, da der ehe- malige Wehrturm niedergelegt worden war. Bei einer Kirchen- Gönzer Sattel 2,0 0:45 377 erweiterung 1895 wurden aus Kostengründen auch Bauteile der abgerissenen Ohrnbacher Kirche genutzt. Aber schon we- Gönz 0,9 0:15 257 nige Jahre später machten sich große Schäden am Gebälk und am Verputz bemerkbar, die eine grundlegende Sanierung 1978 unumgänglich machten. Sehenswert ist besonders die wertvolle Innenausstattung der Kirche, vor allem der Hochaltar, die Kanzel, der Seitenaltar, das um 1510 geschaffene Wand- kreuz sowie drei spätgotische Weckbach 7,4 2:30 180 Plastiken aus der Gründerzeit u.a. die Plastik des hl. Wolf- Gesamtstrecke 13,9 4:45 gang.

22 Informationen

Von der Straße am Sportplatz folgen wir dem örtlichen Rundweg W 5 gegen den Uhrzeigersinn um den Ort herum das Ohrnbachtal auf- wärts nach Wiesenthal. Dabei wechseln wir unterwegs von W 5 auf den Rundweg des Naturparks.

Seit dem Mittelalter war Wiesenthal ein eigenständiges Dorf von zuletzt 100 Einwohnern. Völlig überraschend verkauften die Bauern zwischen 1838 und 1840 ihre Höfe an den Fürsten von Leiningen. Nach Auflösung des Ortes wurden fast alle Häuser abgebrochen, Wiesen und Äcker aufgeforstet und die kleine Kapelle, auf Abbruch versteigert. Von Wiesenthal folgen wir nun dem Rundweg das Sei- tental aufwärts zum Gönzer Loch. Unterhalb vom Gönzer Sattel verlassen wir den Rundweg und ge- hen ohne Markierung geradeaus bergauf.

Im Gönzer Sattel stoßen wir auf den Verbindungsweg „V“ und folgen ihm über die Kreuzung hinab nach Gönz.

Die wenigen Dorfbewohner von Gönz waren früher der Pfarrei Amor- bach zugeordnet und mussten auch dort ihre Toten beerdigen. Erst 1878 wurde Gönz nach Weilbach umgepfarrt. Das kleine Kirchlein in der Ortsmitte mit der Hausnummer 1 hatten sich die Gönzer 1787 selbst gebaut, um einen eigenen Gebetsraum zu haben und waren auch für den Unterhalt ihrer Kirche verantwortlich. Zweimal im Jahr wird in der Kapelle Gottesdienst gefeiert: am Gründonnerstag und am Tag des Kirchenpatrons St. Vitus. Von der Kirche folgen wir dann dem örtlichen Rundweg G4 auf der rechten Talseite zurück nach Weckbach.

Schwierigkeit: mittel

23 Rund um den Gönzstein

Das Wasserschloss Wanderung von Weckbach nach Gönz im Ohrnbachtal Beste Wanderzeit: Ganzjährig Zwischen 1168 und 1272 bauten die Herren von Dürn Ausgangspunkt: Weckbach, Kirche als Schutzvögte des Klosters Markierungen: (gelb) – V – G 4 – Amorbach zur Sicherung ihres (gelb) Gebietes kleine Schutzburgen, die sie als Lehen vergaben. So entstanden in Rippberg, Lim- bach und in Weckbach Sperr- burgen, um den Taldurchgang Ort km Zeit Höhe zu kontrollieren. Über das Aus- sehen der Burg in Weckbach Weckbach 0,0 0:00 180 ist wenig bekannt. In einem Mainzer Schreiben findet man die Bezeichnung „das feste Haus Weckbach“. Es handelte sich daher sicherlich um ein be- festigtes steinernes Haus, das aus strategischen Gründen auf einem kleinen Hügel stand und als Annäherungshindernis von einem Wassergraben umgeben war. Bewohnt war das Haus Gönzstein 3,1 1:10 385 von Rittern niederen Adels und von Soldaten. Ihr Standort war zwischen der heutigen Straße nach Weilbach und nach Gönz. Zur Burg gehörten ein Hofgut zur Versorgung der Burgbe- wohner und eine Schäferei. In Mainzer Zeit entwickelte sich das Gebäude mehr und mehr zum Wohnsitz des in Weckbach ansässigen Ortsadels. Von den Adelsfamilien, die hier wohnten, Gönz 1,1 0:20 257 sind vor allem zu nennen die Herren von Erlbach, nach ihrem Aussterben 1507 Angehörige der Familie von Gemmingen sowie der Rüdt von . Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Hofgut neu verpachtet, das Schloss aber als „altes Schloss“ bezeichnet, Weckbach 3,6 1:15 180 ein Hinweis, dass es nicht mehr bewohnt war. Vermutlich wur- Gesamtstrecke 7,8 2:45 de das Gemäuer des Schlosses abgetragen und zum Kirchen- bau verwendet. 24 Informationen

Der Ursprung von Weckbach liegt im Dunkeln. Aber ähnlich wie bei den umliegenden Dörfern dürfte die Keimzelle ein Fronhof des Klo- sters Amorbach gewesen sein. Urkundlich wurde Weckbach erstmals 1266 erwähnt, als Ulrich III. von Dürn dem Kloster Güter in Weckbach zurückgab. Durch den Verkauf von Amorbach kam auch Weckbach bis 1803 unter die Herrschaft des Mainzer Erzbischofs. Von der Kirche folgen wir der OWK-Markierung (gelb) durch den Wald aufwärts zum Gönzstein etwa 200 m vor dem Gönzer Sattel.

Dieser einzigartige Grenzstein steht neben einem Dreimärker, der die früheren Gemarkungsgrenzen von Weckbach, Gönz und Wiesenthal kennzeichnet. Die auf ihm abgebildete Gans bezieht sich auf das Wappentier der Adelsfamilie von Erlbach. Der Sage nach aber soll ein Jäger an dieser Stelle eine Wildgans geschossen haben, die ein merkwürdiges Zeichen trug. Daraufhin habe er gelobt, der Gans einen Stein zu setzen. Vom Gönzstein gehen wir leicht bergab zum Gönzer Sattel. Hier stoßen wir auf den Verbindungsweg „V“, dem wir nach links hinab nach Gönz folgen.

Der Name des Gasthauses „Zum Stillen Tal“ ist Ausdruck für die Ruhe und Abgeschiedenheit des kleinen Ortes. Keine Durchgangsstraße stört die ländliche Idylle. Seit dem Mittelalter klapperte bis 1952 das Mühlrad. Dann wurde die Mühle vom Großvater des heutigen Wirtes abgerissen und an ihrer Stelle ein Wirtshaus gebaut. In Gönz tref- fen wir auf den Rundweg G4, dem wir ein kleines Stück die Straße abwärts und dann auf der linken Talseite zurück nach Weckbach folgen.

Schwierigkeit: leicht

25 Wenn ich durch Wälder streife

Auf stillen Wegen rund um das Ohrnbachtal

Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ausgangspunkt: Gasthof Ohrnbachtal Markierungen: O 1 – o. Mark. – V – (gelb) –

Ort km Zeit Höhe

Gasthof 0,0 0:00 250 Ohrnbachtal

Wiesenthal 4,6 1:30 205

Kreuzeiche 3,4 1:15 400

Rotes Bild 0,4 0:10 430

Lauseiche 1,8 0:35 400

Ohrnbach 2,3 0:40 250

Gesamtstrecke 12,5 4:10

26 Informationen

Vom Parkplatz folgen wir dem örtlichen Rundweg O 1 talwärts und biegen hinter dem Gasthof rechts in ein Seitental ein. Nach gut 10 Minuten macht der Weg einen Linksbogen und führt als Hangweg das Ohrnbachtal abwärts nach Wiesenthal.

In Wiesenthal überqueren wir die Fahrstraße und folgen dem Rund- weg den Hang aufwärts. Auf halber Höhe biegen wir links in einen leicht ansteigenden Hangweg ein, der zur Kreuzeiche führt.

An der Kreuzeiche verlassen wir den Rundweg O1 und folgen ohne Markierung dem ausgebauten und leicht ansteigenden Forstweg nach rechts. An der nachfolgenden Weggabel halten wir uns aber- mals rechts und kommen zum „Roten Bild“.

Das „Rote Bild“ ist ein hölzerner, rot gestrichener Bildstock mit einem geschnitzten Madonnenkopf in der Nische. Hier stoßen wir auf den Verbindungsweg „V“, dem wir nach links zur Römerschanze folgen. Von der Schanze gehen wir auf dem Hauptweg weiter bergab zur Lauseiche.

Der Name bezieht sich wahrscheinlich auf Pilger, die auf ihrer Wall- fahrt zum Kloster Engelberg nach dem steilen Aufstieg aus dem Ohrn- bachtal „Te deum laudamus“ gesungen haben, wobei sich „laudamus“ zu „laus“ verkürzt hat. Von der Lauseiche folgen wir der OWK-Markie- rung (gelb) am Geißberg vorbei abwärts. Im Rechtsbogen verlassen wir die OWK-Markierung und gehen mit dem Rundweg links ab- biegend das Futtertal hinab zurück nach Ohrnbach.

Schwierigkeit: mittel

27 Geschichte eines abgelegenen Tales

In dem engen und idyllischen Ohrnbachtal gab es früher zwei Ort- schaften: Ohrnbach und Wiesenthal. Ohrnbach war zweigeteilt. Es gab einen bayerischen und einen hessischen Teil, die vor 1803 Mainz bzw. Breuberg zugeordnet waren. 1012 schenkte Kaiser Heinrich II. den Forstbann „Aranbach“ dem Klo- ster Lorsch. Es ist jedoch nicht nachgewiesen, ob damit das heutige Ohrnbach gemeint war. 1266 gab Ulrich III. von Dürn Güter in „Arn- bach“ (Ohrnbach) und Weckbach zur Wiedergutmachung dem Kloster Amorbach zurück, die dann in den Besitz des Mainzer Erzbischofs ge- langten und von ihm als Lehen an Adelsfamilien weitergegeben wur- den. 1468 besaßen die Grafen von Wertheim als Teilhaber der Herr- schaft Breuberg Fischereirechte im Ohrnbachtal. Im Dreißigjährigen Krieg galt Ohrnbach als ausgestorben. Zur Wiederansiedlung nach den Kriegswirren kamen vor allem Wallonen in das abgelegene Tal. Auch das Nachbardorf Wiesenthal ist seit dem Mittelalter mehr- fach erwähnt und galt zu keinem Zeitpunkt als verarmt. Um so über- raschender kam seine plötzliche Auflösung. Zwischen 1838 und 1840 verkauften fast alle Wiesenthaler ihre Höfe dem Fürsten zu Leiningen, der auch das gesamte Gemeindevermögen aufkaufte. Die Ohrnbacher stimmten dieser Auflösung unter der Bedingung zu, dass sie zu kei- nen Frondiensten auf der ehemals Wiesenthaler Gemarkung heran- gezogen würden und ihnen die Armen aus Wiesenthal nicht zur Last fallen dürften. Nach der Auflösung von Wiesenthal wurden fast alle Häuser ab- gebrochen und Wiesen und Äcker aufgeforstet. Nur 3 Häuser blieben für den Forstbetrieb und als Schneidemühle erhalten. Die kleine Kapel- le, die vor allem zum privaten Gebet genutzt worden war, wurde der Pfarrei Weilbach zugesprochen, die diese samt Inventar versteigerte. Was sich bei Wiesenthal plötzlich und schnell vollzog, verlief für Ohrnbach langsam und qualvoll. Die Bevölkerung verarmte zuse- hends und die Gemeindeschulden wuchsen, zumal zur Schuldentil- gung immer mehr Besitz veräußert wurde. 1881 übernahm der Fürst zu Leiningen alle Verbindlichkeiten und unterzeichnete den Auflö- sungsvertrag. Auch hier wurden bis auf 3 alle Häuser abgerissen und die Fluren aufgeforstet. 1895 wurde schließlich auch die kleine Kapel- le abgerissen nachdem das Inventar der Pfarrei Weilbach übereignet worden war. 1997 errichtete man an ihrem einstigen Standort einen Gedenkstein.

28 Der Sansenhof

1330 wurde der Sansenhof als „Santzenbuch“ erstmals urkundlich er- wähnt. Der Hof gehörte zum Hochstift Würzburg und war ein völlig isolierter Vorposten. Während seiner gesamten Geschichte war ein ständiger Wechsel des Lehens zu erkennen, wobei der Hof zeitwei- lig auch als geteiltes Lehen vergeben wurde, so erstmals 1398. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war der gesamte Hof verwüstet und unbe- wohnt. 1684 kam er infolge der Anpassung der territorialen Grenzen an die kirchlichen Grenzen zwischen dem Erzbistum Mainz und dem Bistum Würzburg in den Besitz des Mainzer Erzbischofs und wurde der Verwaltung des Klosters Amorbach unterstellt. Amorbach setzte neue Pächter ein und ließ die zerfallenen Gebäude wieder aufbauen. Auch als der Fürst von Leiningen Eigentümer des Klostergutes gewor- den war, ließ er den Hof durch Pächter bewirtschaften. Heute ist der Sansenhof im Privatbesitz. Er wird auch nicht mehr landwirtschaft- lich genutzt, sondern ist in einen Golfplatz umgewandelt worden.

29 Im Wandel der Zeit

Wanderung zum Sansenhof

Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ausgangspunkt: Gasthof Ohrnbach Markierungen: – Vi 3 – Vi 5 - (gelb) – V

Ort km Zeit Höhe

Ohrnbach 0,0 0:00 250

Heumatten 3,0 1:10 440

Lichtplatte 0,9 0:20 483

Sansenhof 2,2 0:40 477

Gönzer Sattel 2,3 0:40 377

Ohrnbach 4,2 1:25 250

Gesamtstrecke 12,6 4:15

30 Informationen

Vom Gasthof Ohrnbach folgen wir zunächst dem Rundweg des Naturparks nach rechts das romantische Walberntal aufwärts. Im Tal- grund verlassen wir den Rundweg und gehen mit der örtlichen Markierung Vi 3 geradeaus weiter bergauf zur Flur „Heumatten“ oberhalb von Vielbrunn.

Im Kreuzungsbereich am Waldrand wechseln wir auf den Rundweg Vi 5, gehen noch wenige Meter auf dem mäßig ansteigenden Weg weiter bergauf und biegen dann mit der Markierung links ab. An der nachfolgenden Weggabel halten wir uns rechts und kommen zur Waldflur „Lichtplatte“.

An der Straße biegen wir links ab und gehen auf der asphaltierten Zu- fahrt zum Golfplatz zur Sansenhöhe und zum Sansenhof. Die gesamte Hochfläche, die früher landwirtschaftlich genutzt wurde, ist zu einem Golfplatz hergerichtet worden. Von der Sansenhöhe hat man einen schönen Rundblick über die Anlage und die Höhenzüge des Odenwaldes.

Das ehemals bäuerliche Anwesen ist heute ein feudales Hotel-Restau- rant für Golfspieler. Von hier folgen wir nun der OWK-Markierung (gelb) am Sansenhof vorbei und über die Weilbachhöhe hinab in den Gönzer Sattel.

Von hier lohnt sich ein kleiner Abstecher von ca. 200 m auf der OWK- Markierung zum Gönzstein, einem sehenswerten Grenzstein (siehe Seite 21). Ohne diesen Abstecher biegen wir im Kreuzungsbereich mit dem Verbindungsweg „V“ links ab und folgen ihm zurück an unseren Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: mittel

31 So kommen Sie nach Weilbach

KASSEL GIESSEN

FRANKFURT Hanau STOCKSTADT Aschaffenburg DARM- STADT Dieburg A 3

Obernburg WÜRZBURG Höchst Main Kist Wertheim Gerchsheim Michel- A67 A5 B469 MILTENBERG NÜRNBERG Rhein stadt Weilbach MÜNCHEN AMORBACH B47 B27 B45 TAUBERBISCHOFSHEIM Walldürn Mudau MANN- HEIM Buchen A81 HEIDEL- EBERBACH BERG Osterburken B27 B37 B37 Obrigheim Neckar- MOSBACH 0 5 10 15 20 km gemünd Aglaster- Neckarelz hausen Neckar B27

SINSHEIM A6 NÜRNBERG HEILBRONN A6 KARLSRUHE BASEL STUTTGART

Geo-Naturpark Odenwaldklub

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