1909 bis 2009 1909 bis 2009

Tradition und Innovation 100 Jahre: Von den Städtischen Krankenanstalten zum Universitätsklinikum 100 Jahre: Von den Städtischen Krankenanstalten zum Universitätsklinikum Essen Tradition und Innovation Tradition Tradition und Innovation 100 Jahre: Von den Städtischen Krankenanstalten zum Universitätsklinikum Essen 1909 bis 2009 Tradition und Innovation 100 Jahre: Von den Städtischen Krankenanstalten zum Universitätsklinikum Essen

1909 bis 2009

Prof. Dr. med. K. W. Schmid R. Kampschulte Prof. Dr. med. G. Brittinger Prof. Dr. med. Dr. h.c. F. W. Eigler Impressum herausgeber und redaktion im Namen des Vorstands des Universitätsklinikums Essen der Universität Duisburg-Essen Prof. Dr. med. K. W. Schmid, R. Kampschulte, Prof. Dr. med. G. Brittinger, Prof. Dr. med. Dr. h.c. F. W. Eigler autoren K. W. Schmid, G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte, A. K. H. Wessing, H.-C. Diener, O. Kastrup, V. van der Locht, C. Artz, I. Maier, R. Erbel, G. Heusch, H.-G. Jakob, M. Roggendorf, J. Buer verlag Joh. van Acken, Krefeld gestaltung Kalmann Design, Essen gesamtherstellung Joh. van Acken GmbH u. Co. KG Druckerei und Verlag Krefeld

2. Aufl age

ISBN 978-3-923140-04-6

© 2010 Alle Rechte vorbehalten. 5

Widmung

Diese Festschrift ist allen genannten und ungenannten Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern gewidmet, die in der beschriebenen Zeitspanne von 100 Jahren durch ihre tägliche Leistung zum Wohle der Patienten und zum Erfolg der Städtischen Krankenanstalten und des Universitätsklinikums beigetragen haben oder heute noch bei- tragen. Ihnen gebührt Anerkennung und Dank für ihren Anteil, den sie während der wechselvollen Geschichte des Hauses unter zeit- weilig schwierigsten Bedingungen am Erreichten geleistet haben.

Die Herausgeber 6

Inhalt

5 Widmung 8 Grußworte 24 Einführung

26 Die Städtischen Krankenanstalten 1909 – 1963 K. W. Schmid, G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte

26 Von der Planung zum Bau – warum noch ein Krankenhaus in Essen? 40 Die Städtischen Krankenanstalten wachsen 52 Der erste Weltkrieg und die Zeit von 1919 – 1932 78 Die Jahre des Nationalsozialismus 1933 – 1945 120 Lebensläufe Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Julius Grober Prof. Dr. med. Richard Hessberg Prof. Dr. med. Otto Bossert 138 Der Wiederaufbau ab 1945 bis zur Währungsreform 1948 146 Die weitere Entwicklung von 1948 – 1958 162 Auf dem Weg zum Universitätsklinikum 1959 – 1963 174 Der Promotor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Walter Müller

184 Das Universitätsklinikum 1963 – 2009 K. W. Schmid, G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte

219 Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gerd Meyer-Schwickerath und sein Werk A. K. H. Wessing

250 Von der Lührmann-Stiftung zur Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums H.-C. Diener, O. Kastrup 7

256 Die Rot Kreuz Schwesternschaft an den Städtischen Krankenanstalten und am Universitätsklinikum Essen V. van der Locht, C. Artz, I. Maier

284 Die Schwerpunkte in Klinik und Forschung 285 Onkologie G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte, K. W. Schmid 365 Organtransplantation F. W. Eigler, G. Brittinger, R. Kampschulte, K. W. Schmid 417 Herz-Kreislauf R. Erbel, G. Heusch, H.-G. Jakob 443 Infektiologie und Immunologie M. Roggendorf, J. Buer

458 Ärztliche Direktoren 463 Verwaltungsdirektoren 466 Oberinnen des Deutschen Roten Kreuzes V. van der Locht 471 Pfl egedirektorin 472 Dekane 484 Ehrenpromotionen 486 Berufungen 495 Habilitationen

518 Danksagung 520 Literatur und Quellen 523 Archivalien 524 Ergänzende Literatur 527 Bildnachweis 527 Aus Literatur im Literaturverzeichnis

528 Stichwortverzeichnis 8

Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser,

das Gesundheits- und Hochschulsystem unterliegt einer erheb- lichen Dynamik. Als Teil dieses Systems sind auch die Universitäts- klinika davon in hohem Maße betroffen. Das Universitätsklinikum Essen und seine Vorgängereinrichtungen haben es in den vergan- genen 100 Jahren stets geschafft, diesen Herausforderungen zu be- gegnen und sie für sich zu nutzen – die vorliegende Festschrift do- kumentiert das auf eindrucksvolle Weise.

„Spitzenmedizin und Menschlichkeit“ – das Motto des Jubilars gefällt mir sehr. Auf der einen Seite steht die spitzenmedizinische Versorgung, im Universitätsklinikum Essen auf hohem universitä- rem und internationalem Niveau gewährleistet durch den Einklang von klinischer Versorgung, patientenorientierter Forschung und Lehre. Auf der anderen Seite wird Menschlichkeit gelebt, sei es im Umgang mit den Patienten oder gegenüber den Mitarbeitern. Ein sehr wichtiger Faktor dafür ist die Zusammenarbeit der einzelnen Berufsgruppen.

Nur begrüßen kann ich beispielsweise die Pläne der Medizini- schen Fakultät und des Universitätsklinikums Essen, die Interaktion der verschiedenen Fachdisziplinen bereits im Studium zu fördern, 9

Ansätze für interdisziplinäre Forschung zu unterstützen, Mitarbeiter im berufsgruppenübergreifenden Gesundheitsmanagement wei- terzuqualifizieren und einen effektiveren und effizienteren Ressour- ceneinsatz zu gewährleisten.

Spitzenmedizin und Menschlichkeit – beides wird im Universi- tätsklinikum Essen in Einklang gebracht und sorgt für seine starke Positionierung im Wettbewerb mit den anderen Krankenhäusern und Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen und über die Gren- zen unseres Landes hinaus.

Die Metropole Ruhr wird ein Medizinstandort der Zukunft sein und das Universitätsklinikum Essen wird dabei eine zentrale Rolle in der Region einnehmen. Für diese Herausforderung und für seine künftige Entwicklung spreche ich ihm meine besten Wünsche aus.

Jürgen Rüttgers Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen 10

Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser,

was macht den Erfolg eines Universitätsklinikums aus? Wichtige Faktoren sind ein gut funktionierendes Zusammenspiel von Lehre, Forschung und Krankenversorgung, herausragende Schwerpunkte in jedem dieser Bereiche, wirtschaftliche Effizienz und ein ausge- prägter Wille zur Innovation.

Das Universitätsklinikum Essen ist dafür ein gutes Beispiel. Schon früh spezialisierte sich das Haus auf die Behandlungsschwer- punkte Herz-Kreislauf, Onkologie und Transplantation. 1977 wurde das Westdeutsche Tumorzentrum gegründet. Kürzlich wurde es durch die Deutsche Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum in Deutschland ausgezeichnet. Es ist damit eins der zwei ausgezeich- neten „Comprehensive Cancer Center“ in Nordrhein-Westfalen. Wie groß auch das internationale Renommee der Forschung hier ist, zeigt unter anderem die aktuelle Bewilligung eines gemeinsamen Transregio mit der Universität in Wuhan in China, das die Interak- tion von Viren mit Zellen des Immunsystems zum Thema hat.

Aber nicht nur in Forschung und Krankenversorgung kann sich das Universitätsklinikum Essen im internationalen Wettbewerb bestens behaupten. Auch in der Lehre gibt es viele moderne, praxis- orientierte Ansätze. 11

Ein Blick auf die wechselvolle Geschichte der ehemaligen Städti- schen Krankenanstalten, dem Vorläufer des heutigen Universitäts- klinikums, und des Universitätsklinikums selbst zeigt: Essen hat sich neuen Herausforderungen immer gestellt und sich den stetig ver- ändernden Bedingungen angepasst. Eindrücklicher Beleg dafür ist das 1936 als bakteriologisches Institut eröffnete Robert-Koch-Haus, das zunächst der biologisch-chemischen Forschung diente und im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neue Aufgaben übernahm. Heute verbindet das neue Gebäude hohe Sicherheit mit kurzen We- gen und legt damit die Basis für eine den modernen Anforderungen entsprechende qualitativ hochwertige Forschung.

Neue Gebäude, moderne, gut vernetzte Strukturen und wirt- schaftliche Effizienz – dafür steht das Universitätsklinikum Essen heute. Mein herzlicher Dank gilt allen, die daran mitwirken und mit- gewirkt haben: Sie können stolz auf Ihre Leistung sein.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen 12

Grußworte

Zum 100sten Geburtstag gratuliere ich dem Universitätsklini- kum Essen im Namen der Stadt herzlich.

Die Geschichte des Klinikums begann mit der Eröffnung der Städtischen Krankenanstalten. 481 Betten verteilten sich auf die Medizinische Klinik, die Hautklinik, einen Pavillon für Augenkranke, die Nervenklinik und ein Wöchnerinnenasyl. Das medizinische und hygienische Wissen von damals reichte oft nicht aus, eine Kran- kenversorgung wie wir sie heute kennen zu leisten. Das hat sich im vergangenen Jahrhundert durch den medizinischen Fortschritt glücklicherweise maßgeblich geändert. Heute gehört das Universi- tätsklinikum Essen mit seinen 26 Fachkliniken und 21 Instituten zu den wichtigsten medizinischen Einrichtungen deutschlandweit und ist einer der größten Arbeitgeber unserer Stadt. Auch aus dem Aus- land kommen zahlreiche Patientinnen und Patienten zur Behand- 13

lung. Das Universitätsklinikum ist aufgrund seiner herausragenden Erfolge in der anwendungsorientierten Forschung auf zahlreichen Gebieten der Vorreiter für Spitzenmedizin.

Essen zählt zu den führenden Gesundheitsstandorten in Deutsch- land und ich bin stolz, dass wir den Menschen ein so vielfältiges me- dizinisches Leistungsspektrum anbieten können.

Nochmals herzlichen Glückwunsch!

Reinhard Paß Oberbürgermeister 14

Grußworte

in diesem Jahr blicken wir auf das 100-jährige Bestehen dieses Klinikums zurück, das sich stets den gesellschaftlichen, medizini- schen und technologischen Anforderungen gestellt hat und für medizinische Versorgung, modernste Diagnostik und Therapie auf höchstem internationalem Niveau steht. Schon seit vielen Jahren konzentriert sich das Universitätsklini- kum Essen auf drei bedeutende Schwerpunkte in Forschung, Lehre und Patientenversorgung: Herz-Kreislauf, Onkologie und Transplan- tation. In diesem Jahr ist die Immunologie und Infektiologie als vier- ter Schwerpunkt dazugekommen. So ist das Viszeralzentrum seit 2008 führend im Eurotransplantgebiet. Den Schwerpunkt Onkolo- gie stärkt das Universitätsklinikum Essen zudem mit dem Bau des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE). Die Proto- nentherapie gilt als vielsprechender Ansatz in der Krebsbehandlung – gerade für empfindliche Körperregionen. Mit der Gründung des Zentrums für Terminale Herz- und Lungenkrankheiten und dem Er- werb der Ruhrlandklinik in diesem Jahr hat das Universitätsklinikum Essen zudem auch eine Anlaufstelle für schwerstkranke Patienten geschaffen, die in anderen Krankenhäusern oft nicht mehr behan- delt werden können. Auch über die Schwerpunkte hinaus hat sich das Universitätsklinikum Essen in vielen Bereichen einen Namen gemacht. Beispiele hierfür sind das Perinatalzentrum, der Schlagan- fallverbund oder das Kopfschmerzzentrum. 15

Durch das überdurchschnittliche Engagement und Verantwor- tungsbewusstsein seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die enge Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Universi- tät Duisburg-Essen ist dieses Universitätsklinikum Schrittmacher für Spitzenmedizin in der Region und auch weit darüber hinaus. Als be- sondere Erfolge der jüngsten Vergangenheit sind zu nennen: Die Zu- sage der Deutschen Krebshilfe vom 1. 4. 2009 zur Finanzierung eines CCC (Comprehensive Cancer Centers) mit drei Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Bewilligung der DFG für den Sonderforschungsbereich (SFB) Transregio 60 „Interaktion von Viren mit Zellen des Immunsystems bei persistierenden Virusinfektionen: Grundlagen für Immuntherapie und Impfungen“ für die nächsten vier Jahre. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Forschungsvor- haben unter Beteiligung des Tongji Medical College der Huazhong Universität für Wissenschaft und Technologie in Wuhan, China. Der Aufsichtsrat ist dankbar und auch stolz auf diese herausragenden Leistungen. Die Vergangenheit des Universitätsklinikum Essen zeigt, dass dieses den Strukturwandel stets als Chance begreift und nutzt. Auch für die kommenden Herausforderungen ist dieses Klinikum bestens gewappnet und wird seine führende Position weiter aus- bauen. Im Namen des Aufsichtsrates möchte ich dem Vorstand, sei- nen Führungskräften und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meine Anerkennung sowie meine ganz herzlichen Glückwünsche zu diesem Jubiläum aussprechen und meine Freude auf eine gute Zu- sammenarbeit auch in den nächsten Jahren zum Ausdruck bringen.

Dr. Dr. med. h. c. Jochen Melchior Vorsitzender des Aufsichtsrates 16

Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser,

gesund sein will jeder! Nicht umsonst wird gesagt: „Gesundheit ist das höchste Gut“. Dies gilt sicher in den letzten 100 Jahren un- verändert. Medizin hat sich aber in diesen 100 Jahren stetig weiter- entwickelt. Das Universitätsklinikum Essen konnte in dieser Zeit die Funktion eines Schrittmachers für Forschung, Lehre und Kranken- versorgung für die gesamte Metropole Ruhr übernehmen.

Angefangen hat alles im Jahre 1909 mit der Gründung der „Städ- tischen Krankenanstalten“ mit nur vier Bereichen – der Haut-, Ner- venklinik, einem Pavillon für Augenkrankheiten und dem Wöchne- rinnenasyl. Seitdem hat das Klinikum sich stets weiterentwickelt. Besonders bedeutend war dabei sicherlich die Erlangung des Uni- versitätsstatus im Jahre 1963, aber auch die im Vergleich zu anderen Universitätskliniken sehr frühe Konzentration auf drei Schwerpunk- te: Herz-Kreislauf, Onkologie und Transplantation. Nicht zuletzt auf- grund der kontinuierlichen Weiterentwicklung seiner Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte und der stetigen Entwicklung von innovativen Konzepten erzielt das Universitätsklinikum Essen heraus- ragende Erfolge. So wurde z.B. das Westdeutsche Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen erst kürzlich von der Deutschen Krebs- hilfe erfolgreich als Comprehensive Cancer Center zertifiziert und ist damit das einzige im Ruhrgebiet. Das Universitätsklinikum Es- sen ist heute unbestritten Impulsgeber für die gesamte Region. 17

Den Einwohnern des Ruhrgebietes sowie weit über seine Grenzen hinaus bietet das Universitätsklinikum Essen eine qualitativ höchst anspruchvolle Gesundheitsversorgung, die auch international be- trachtet in vorbildlicher Weise spitzenmedizinische Diagnose-, The- rapie- und Rehabilitationsverfahren zur Verfügung stellt.

Unser besonderer Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern, die heute und in den vergangenen Jahrzehnten zum Erfolg des Universitätsklinikum Essen beigetragen haben. Nur gemeinsam mit ihnen und nur mit Hilfe ihres Engagements können wir die an uns gestellten Herausforderungen meistern. Das Erreichte ist Be- stätigung dafür den beschrittenen Weg weiter zu verfolgen – zum Wohle und für die Gesundheit unserer Patienten.

Prof. Dr. Gerald Holtmann, MBA Reinhold Keil Ärztlicher Direktor Kaufmännischer Direktor

Prof. Dr. Michael Forsting Irene Maier Dekan Pflegedirektorin

Prof. Dr. Kurt Werner Schmid Stellv. Ärztlicher Direktor 18

Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser,

100 Jahre: Von den Städtischen Krankenanstalten zum Universi- tätsklinikum Essen, das ist auch die Geschichte vom Wandel des Fort- schrittes in Wissenschaft und Technik sowie der Erprobung und An- wendung neuer Kommunikations- und Dienstleistungssysteme im Dienste der Menschen der Metropole Ruhr. Als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Universitätsmedizin Essen möchte ich den Vertretern des Hauses und den zahlreichen, hier tätig gewordenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meine herzlichen Glückwünsche aussprechen.

Die Stiftung Universitätsmedizin Essen ist ein beeindruckendes Beispiel für die Erfolgsgeschichte des Universitätsklinikums Essen in jüngster Zeit. Einmalig in der Bundesrepublik wurde sie vom Univer- sitätsklinikum gemeinsam mit der Professorenschaft der Medizini- schen Fakultät im Jahre 2006 ins Leben gerufen. Ihr erklärtes Ziel ist es, bei der Erfüllung der vielfältigen, zukunftsweisenden Vorhaben in Forschung, Lehre und Krankenversorgung immer dort einzutre- ten, wo öffentliche Mittel nicht mehr ausreichend verfügbar sind.

Wir laden alle Menschen ein, sich als Spender oder Stifter diesem Ziel anzuschließen und unsere Stiftung zu unterstützen. Helfen Sie 19

mit, unsere Projekte zu fördern und damit die herausragende Stel- lung des Universitätsklinikums Essen im Ruhrgebiet zu erhalten und die medizinische Zukunft in unserer Region insgesamt zu för- dern. Werden Sie Teil der Stiftergemeinschaft der Universitätsme- dizin ­Essen.

An dieser Stelle gilt mein Dank all jenen, die unsere Stiftung be- reits mit ihrer Spende bedacht haben sowie jenen, die sich künftig tatkräftig unserem Stiftungsgedanken anschließen werden. Sie ver- setzen damit die Stiftung in die Lage, das „Geburtstagskind“ in sei- ner weiteren Entwicklung zu fördern.

Mit den besten Wünschen Ihr

Prof. Dr. K.-H. Jöckel Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Universitätsmedizin 20

Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser,

mit dem Universitätsklinikum Essen feiert eine bedeutende In- stitution der internationalen Spitzenmedizin 100-jähriges Bestehen. Mit dem Anspruch, dass wissenschaftliche Forschung einen engen Bezug zur Praxis haben und so direkt dem Patienten zugute kom- men muss, hat das Klinikum sich eine hohe Reputation weit über die Grenzen der Region erarbeitet. Der Initiativkreis Ruhr engagiert sich seit langem für die „Spitzenmedizin im Ruhrgebiet“ und hat in diesem Zusammenhang bereits zahlreiche Projekte initiiert und ge- fördert. Daher ist es mir als Moderator des Initiativkreises ein be- sonderes Anliegen, dem Klinikum und den zahlreichen Menschen, die hier arbeiten, sehr herzlich zu gratulieren.

Das Essener Universitätsklinikum gehört zu den Schrittmachern der Spitzenmedizin in einer Region, deren medizinische Infrastruk- tur einzigartig ist. Die Metropole Ruhr weist die bundesweit höchs- te Dichte an niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern auf. Hier wird eine qualitativ höchst anspruchsvolle Gesundheitsversorgung geboten und, international betrachtet, werden in vorbildlicher Wei- se spitzenmedizinische Diagnose-, Therapie- und Rehabilitations- verfahren angewandt. Und nicht nur das: die Region zeichnet sich ebenfalls durch eine hervorragend und breit verankerte Infrastruk- tur für wissenschaftliche Forschung aus. 21

Das Universitätsklinikum Essen hat in diesem Netzwerk der Spit- zenmedizin besondere Bedeutung, denn es ist ihm stets gelungen, sich veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und so die best- mögliche Versorgung der Patienten sicherzustellen. Auf diesem We- ge haben sich die 1909 eröffneten Städtischen Krankenanstalten innerhalb der zurückliegenden 100 Jahre zu einem Universitätsklini- kum entwickelt, das sich im internationalen Wettbewerb behauptet.

Ich freue mich sehr, dass die Metropole Ruhr ihren Einwohnern, aber auch den Menschen jenseits der Grenzen des Ruhrgebietes, eine solche Krankenversorgung bieten kann. Damit erfüllt das Uni- versitätsklinikum Essen Aufgaben, wie sie nicht besser im Sinne des Initiativkreises Ruhr sein könnten. Ich wünsche dem Universitäts- klinikum Essen für die Zukunft weiterhin viel Erfolg.

Dr. Wulf Bernotat Moderator des Initiativkreises Ruhr und Vorstandsvorsitzender der E.ON AG 22 23

Die Abbildung der Plakette mit Kosmas und Damian, den Schutzpatronen der Stadt Essen sowie der Ärzte und Apo- theker, geht auf das Modell des Bildhauers Michael Franke zurück, der es für das Anfangsglied der Essener Rektorskette aus Anlass der 20-Jahr-Feier des Universitätsklinikums und zu­ gleich des 75-jährigen Gründungsjubiläums der Städtischen Krankenanstalten schuf. Dieses erste Kettenglied wurde von den Professoren der Medizinischen Fakultät der jüngeren Universität-Gesamthochschule Essen gestiftet, zu der sie nun gehörten.

Die Umschrift der Plakette „Universitätsklinikum Essen – Städtische Krankenanstalten“ fasst zusammen, was in die- ser Festschrift darzustellen versucht wird: die Beziehungen und historischen Verflechtungen beider Institutionen. Wäh- rend für die Bürger der Stadt Essen die Begriffe „Städtische Krankenanstalten“ oder meist „Die Städtischen“ weiterhin geläufig sind, bezeichnen die hier Arbeitenden ihre Arbeits- stätte inzwischen durchweg als „Universitätsklinikum“ oder kurz als „Das Klinikum“.

Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen, das ent- standene Universitätsklinikum mit seinen imponierenden Neuerungen für die Heilung Kranker in der Stadt dankbar und voll zu akzeptieren, ohne seine städtische Herkunft zu vergessen. 24

Einführung

Im Herzen des Ruhrgebietes, dem größten Ballungsraum Deutschlands und dem drittgrößten Europas, hat sich aus den Städ- tischen Krankenanstalten das heutige Universitätsklinikum Essen zu einem medizinischen Zentrum der Maximalversorgung ent- wickelt. Jährlich werden hier mit über 5.500 Beschäftigten sowie 54 Kliniken, Instituten und Fachzentren etwa 180.000 Patienten mit neuesten diagnostischen und therapeutischen Methoden betreut. In enger Verbindung mit der Medizinischen Fakultät wird ein um- fangreiches Leistungsspektrum in Forschung und Lehre auf interna- tional konkurrenzfähigem Niveau geboten.

Prof. Walter Müller, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Städti- schen Krankenanstalten Essen, Direktor des Instituts für Pathologie und Gründungsdekan der Essener Medizinischen Fakultät, hat in sei- nem 1981 erschienenen Buch „Vom Wöchnerinnenasyl zum Univer- sitätsklinikum“ die Geschichte des Krankenhauswesens in Essen in beeindruckender Weise nachgezeichnet. Dieses Buch und die Fest- schrift zum 25-jährigen Jubiläum der Medizinischen Fakultät aus dem Jahre 1988, haben als Grundlage für das hier vorgelegte Werk aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums von Städtischen Krankenan- stalten/Universitätsklinikum Essen gedient. 25

Diese Festschrift mag dem interessierten Leser einen Einblick geben in die Strukturen und Leistungen eines Krankenhauses in öf- fentlicher Trägerschaft, vor dessen Türen die 100-jährige Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen nicht halt gemacht hat. Diese Vergan- genheit sollte den nachfolgenden Generationen stets Verpflichtung bei ihrem täglichen Handeln und ihren Entscheidungen sein. Die Städtischen Kranken- anstalten 1909 – 1963

von K. W. Schmid, G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte

Von der Planung zum Bau – warum noch ein Krankenhaus in Essen? 27

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte insbesondere in Essen zu einer sprunghaften Zunahme der Einwohnerzahlen. Um 1850 zählte Essen noch ca. 18.000 Einwohner. 1873 wurde die Stadt Essen aus dem Landkreis Essen ausgemeindet, und mit dem Über- schreiten der Einwohnerzahl von 100.000 im Jahr 1896 wurde Essen zur Großstadt. Nach zahlreichen Eingemeindungen in den nächsten Jahren, u. a. der Gemeinden Altendorf, Altenessen, Borbeck, Rütten- scheid und Bredeney, wurden bei der Volkszählung am 5. Dezember 1917 in Essen bereits 470.606 „ortsanwesende Personen“ erfasst. Die Auflösung des Landkreises Essen am 1. August 1929 führte zur Ein- gemeindung fast aller Gemeinden des Landkreises (zu den größten betroffenen Gemeinden zählten u. a. Kray, Katernberg, Steele, Stopp- enberg, Kupferdreh und Werden an der Ruhr) in die Stadt Essen; damit überschritt die Bevölkerungszahl von Essen erstmalig die Grenze von 600.000 Einwohnern.

Mit dieser Bevölkerungsentwicklung ging selbstverständlich auch ein drastisch steigender Bedarf an Einrichtungen für kranke und alte Bürger der Stadt einher. Man lebte in großen Familienver- bünden unter häufig miserablen hygienischen Bedingungen; die Folgen lagen auf der Hand: Mangelernährung und Seuchen und eine damit einhergehende geringe Lebenserwartung von durchschnitt- lich unter 40 Jahren. Durch den Ausbau der Industrie im 19. Jahrhun- dert kamen zunehmend auch Arbeitsunfälle, die fachgerecht ver- sorgt werden mussten, dazu. 28

Im Mittelalter gab es in Essen sechs Beginenkonvente; außer- halb des Essener Stadtgebietes fanden sich mit der ab 1300 er- bauten ­Klusenkapelle St. Aegidius (heute Essen-Stadtwald) und der Siechenkapelle im heutigen Stadtteil Rüttenscheid (ab 1442 als Gotteshaus benutzt) zwei Leprastationen. 1340 erfolgt erstmalig die urkund­liche Erwähnung des noch heute bestehenden Heilig- Geist-Hospitals in der Nähe des heutigen Kopstadtplatzes, in dem alte und kranke Essener versorgt wurden; diese Einrichtung wurde über mehrere Jahrhunderte auch als Siechenhaus und zeitweilig als ­Leprastation verwendet. Das „Steeler Hospital für Kranke und als Gasthaus für Fremde“ wurde später als Armenhaus genutzt.

Im ehemaligen Kapuzinerkloster Essen wurde 1844 das erste Krankenhaus in der Stadt vom Orden der Barmherzigen Schwestern von der Heiligen Elisabeth eingerichtet, welches heute an anderem Standort (ehemaliger Brünglingshaushof im Stadtteil Huttrop) als Elisabeth-Krankenhaus eines der größten Krankenhäuser der Stadt ist. Im Jahr 1852 schenkte der ehemalige Oberbürgermeister Hein- rich Arnold Huyssen der evangelischen Gemeinde in Essen Baugrund und Geld für die Errichtung eines Krankenhauses, welches unter dem Namen Huyssens-Stift 1854 eröffnet wurde. 1995 fusionierte das Huyssens-Stift mit dem 1924 von der ältesten Sozialversicherung Deutschlands, der Bundesknappschaft, gegründeten Knappschafts- krankenhaus in Essen-Steele zu den Kliniken Essen-Mitte. In Werden wurde 1854 das von der evangelisch-lutherischen Gemeinde betrie- bene Armen- und Waisenhaus um einen Krankentrakt erweitert, das in der Folge durch Spenden der Familien Forstmann und Huffmann zu einem 1888 eröffneten Krankenhaus ausgebaut werden konnte. 1857 wurde das Katholische Krankenhaus in Werden eröffnet. 29

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 wurde von Alfred Krupp in unmittelbarer Nähe der Gussstahlfabrik sowohl ein kleines Krankenhaus in einem Arbeiterwohnheim, als auch ein Barackenlazarett für verwundete Angehörige seiner Fabrik gegrün- det. Aus diesen beiden Einrichtungen entwickelte sich das heute in Rüttenscheid angesiedelte Alfried Krupp-Krankenhaus, welches seit 2008 mit dem offiziell 1925 eingeweihten Lutherhaus in Steele den Krankenhausverbund des Alfried Krupp Klinikums Essen bildet.

1902 entstand die Lungenheilstätte Heidhausen in Trägerschaft des Vereins zur Errichtung von Volksheilstätten der Kreise Essen, Mülheim, Oberhausen und Duisburg; später wurde die Heilstätte von der Landesversicherungsanstalt übernommen. Außerdem gab es einige Wohlfahrtseinrichtungen, wie zum Beispiel ein aus einer Ordensniederlassung der Barmherzigen Brüder von Montabaur ent- standenes späteres Belegkrankenhaus mit insgesamt 55 Betten. In den Jahren 1936 – 1940 wurden hier männliche jüdische Patienten versorgt, da Juden der Zutritt zu „nicht-jüdischen“ Krankenhäusern per Gesetz verboten war.

Das im Jahre 1888 errichtete „Städtische Wöchnerinnenasyl“ wird von Walter Müller als Ausgangseinrichtung der späteren Städ- tischen Krankenanstalten angesehen. Die ärztliche Leitung oblag den sogenannten Armenärzten. Nachdem sich allerdings im Laufe der Zeit die hygienischen und pflegerischen Verhältnisse so dras- tisch verschlechterten, dass an die Aufnahme „ehrbarer Frauen“ nicht mehr zu denken war, brachte der Essener Oberbürgermeister Erich Zweigert 1897 die Debatte über die Errichtung eines Neubaus als geburtshilfliches Heim und einer Kinderverwahranstalt in Gang. 30

Ursprünglicher Plan der Städtischen Krankenanstalten aus dem Jahr 1901. Die vorgegebenen Gebäude hätten das Grundstück an der Grenze von Rütten- scheid zu Holsterhausen vollständig ausgefüllt, wodurch keine Erweiterungs- möglichkeiten bestanden hätten. Der Plan zeigt die Ansicht von Norden in Richtung des ehemaligen Haumannshofes. 31

Diese Einrichtung sollte mit einer ebenfalls geplanten Hebammen- lehranstalt verbunden werden, die jedoch vom Provinziallandtag statt an Essen an die Stadt Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wupper- tal) vergeben wurde. Darauf regte die Armenverwaltung der Stadt Essen 1899 erstmalig an, abzuwägen, ob der Bau eines eigenen städtisch geführten Krankenhauses für kranke Arme für die Stadt nicht rentabler wäre, als diese Patienten auf Kosten der Stadt in den konfessionellen Krankenhäusern unterzubringen. Anfragen an das Huyssens-Stift und das Elisabeth-Krankenhaus, ob deren Rentabili- tät durch die Errichtung einer eigenen Städtischen Krankenanstalt gefährdet wären, wurden vom Huyssens-Stift mit „nein“ und vom Elisabeth-Krankenhaus mit „ja“ beantwortet. Darauf beschloss die Baudeputation der Stadt am 14. November 1899 lediglich die Errich- tung eines Siechenhauses, um die beiden konfessionellen Kranken- häuser vor allem von alten und siechen Patienten zu entlasten.

1900 Die weiter dramatisch steigenden Einwohnerzahlen und der all- gemein immer deutlicher erkennbare Fortschritt in der Medizin führten aber im Mai 1900 in der Städtischen Finanzkommission zum völligen Umdenken und der damit verbundenen Einsicht, ein dringend notwendiges, städtisch geführtes Krankenhaus zu errich- ten. In der Stadtverordnetensitzung vom 7. August 1900 wurde die Einrichtung einer Kommission beschlossen, deren Aufgabe die Ein- holung entsprechender Gutachten zur Bedarfsplanung und der Aus- wahl eines geeigneten Grundstückes für dieses Krankenhaus war. Das Jahr 1900 markiert somit den eigentlichen Beginn der konkre- ten Planung der Essener „Städtischen Krankenanstalten“. 32

1901 In der Kommissionssitzung am 23. Januar wurden die entschei- denden Weichen für die Bauausführung einer Städtischen Kranken- anstalt gestellt. Für den Bau einer unbedingt „städtisch geführten“ Krankenanstalt im Pavillonsystem wurde ein Grundstück in der Größe von 10 – 15 Morgen als notwendig erachtet. Am 3. April wurde festgelegt, ein Kinderkrankenhaus, eine Abteilung für Innere Krank- heiten, eine Abteilung für Chirurgie und ein Wöchnerinnenasyl mit insgesamt 18 Pavillons, eine Leichenhalle mit Seziermöglichkeit so- wie ein Verwaltungsgebäude in Planung zu geben. Bereits im Mai wurde diese insgesamt 900 Betten umfassende Planung auf 300 bis maximal 400 Betten verringert. Die Verringerung wurde einer- seits mit einem geplanten Neubau eines Krankenhauses der Firma Krupp begründet, andererseits betonte die Kommission, dass das geplante Krankenhaus „lediglich zur Entlastung der konfessionel- len Häuser durch Sicherstellung der Aufnahme von Patienten mit ansteckenden Krankheiten und Geisteskrankheiten dienen sollte“ und keineswegs daran gedacht sei, ein Krankenhaus „für alle Arten von Krankheiten einzurichten“. In der ersten Bauphase sollten folg- lich nur die Pavillons für die Innere Medizin unter Einschluss der In- fektionskrankheiten, für Kinderkrankheiten und für Geisteskranke gebaut werden; die Chirurgie und interessanterweise auch die Frau- enklinik, die der Auslöser zu den Überlegungen zur Errichtung einer Städtischen Krankenanstalt war, wurden vorerst zurückgestellt.

1902 Die Wahl des Grundstücks zur Errichtung der Krankenanstalten fiel anfänglich auf das Areal des „Haumannshofes“. Trotz Zukaufs weiterer angrenzender Parzellen wurde bald klar, dass das vorge- sehene Gelände viel zu klein war und auch keine Erweiterungs­ 33

möglichkeiten bestanden. Das Gelände wurde an den Justizfiskus abgegeben, der darauf zwischen 1908 und 1913 das Landgericht und das Gefängnis baute.

1903 In diesem Jahr beschloss der Armenrat, die vorgesehene Anstalt für Wöchnerinnen mit dem geplanten neuen Städtischen Kranken- haus zu verbinden, vorausgesetzt, es würde von Seiten der Stadt- verordnetenversammlung ein passendes Grundstück gefunden. Am 6. Februar erteilte die Baudeputation den Auftrag, ein Grundstück im südlichen Teil des Stadtteils Holsterhausen, der erst 1901 einge- meindet worden war, vorzubereiten. Nach Beschluss der Stadtver- ordnetenversammlung wurden etliche Liegenschaften mit einer Gesamtfläche von 12,3 Hektar für insgesamt 646.314 RM angekauft (entspräche heute einer Kaufkraft von ca. 2,4 Millionen Euro).

Erster Entwurf des Planes für die Städtischen Krankenanstalten durch Heino Schmieden 1904. In diesem Entwurf sind die Haupt- zufahrt und das Verwaltungsge- bäude an der nordöstlichen Ecke des ausgewählten Grundstücks (Ecke Hufelandstraße – spätere Esmarchstraße) vorgesehen. Die unbebaute Hauptachse der Krankenanstalten verläuft in der Ost-West-Richtung. 34

Zweiter 1904 von Heino Schmieden vorgelegter Plan, der auch die weitgehende Grundlage für die Bauplanung und –ausführung des ersten Bauabschnittes der Städtischen Krankenanstalten darstellt. Die unbebaute Hauptachse der Kranken- anstalten verläuft jetzt annähernd in der Nord-Süd-Richtung. Der Plan lässt auch gut die weitläufig geplanten parkähnlichen Grünanlagen mit den angelegten Wegen erkennen. 35

1904 Nach erfolgtem Ankauf des als geeignet befundenen Grund- stücks, was aber schlussendlich zu einer Planungs- und damit auch Bauverzögerung von mindestens drei Jahren geführt hatte, wurde im Februar eine neu besetzte Kommission mit den weiteren Pla- nungsaufgaben betraut. Es wurde auch beträchtlicher Druck auf die Planer ausgeübt, da die Armenverwaltung immer häufiger be- dürftige Patienten aufgrund der Überlastung der konfessionellen Häuser außerhalb Essens unterbringen musste. Oberbürgermeister Erich Zweigert (1849 – 1906) empfahl als Planungsarchitekten den auf Krankenhausplanung und -bau spezialisierten Geheimen Bau- rat Heino Schmieden; dieser hatte unter anderem gemeinsam mit Martin Gropius das Krankenhaus Friedrichshain, die Augen- und Frauenklinik der Charité, die Rudolf-Virchow-Kinderklinik in Berlin und von 1901 – 1907 das für die Zeit für den modernen Kran- kenhausbau als richtungweisend angesehene Städtische Kranken- haus Charlottenburg in Berlin geplant und gebaut. Die von ihm vor- gelegten ersten Pläne sahen dann auch eine Gebäudeanordnung in der Nord-Südachse des Grundstücks mit überdachten Verbindungs- gängen zwischen den Pavillons nach Charlottenburger Vorbild vor.

1905 Grundsteinlegung der Lührmann-Stiftung. Das von Edmund Lührmann 1893 gestiftete Kapital mit 1894 und 1903 erfolgten Auf- stockungen auf insgesamt 320.000 Goldmark verpflichtete in sei- ner Satzung die Stadt, eine Kranken- und Heilanstalt mit einem Erholungsheim für Nervenkranke zu erbauen und zu betreiben. Die Institution mit 30 Betten wurde im Juli 1907 eröffnet, seit 1910 36

wurde sie von den Städtischen Krankenanstalten mitverwaltet. Die Entwicklung der Lührmann-Stiftung zur Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums wird auf den Seiten 250 bis 255 detailliert be- schrieben.

Am 15. Juli beschloss die Stadtverordnetenversammlung endgül- tig, die Städtischen Krankenanstalten nach den Plänen der Kranken- hausarchitekten Heino Schmieden (1835 – 1913) und Julius Boethke (1864 – 1907) zu errichten. In der Sitzung am 20. Juli wurden für den ersten Bauabschnitt 2.700.000 RM (nach heutiger Kaufkraft ca. 10 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt. In diesem ersten Bauab- schnitt waren die Errichtung der Abteilung für Innere Erkrankungen (vier Pavillons), jeweils ein Pavillon für Geisteskranke, Prostituierte, Augenkranke (weitgehend finanziert durch die Albert und Franka- Hirschland-Stiftung), das Wöchnerinnenasyl, jeweils zwei Pavillons für Infektionskranke und Kinderinfektionskrankheiten, ein Beob- achtungspavillon sowie eine Reihe von Nebengebäuden vorgese- hen. In einem Nachtrag wurde beschlossen, aufgrund der positiven Erfahrung anderer Krankenhäuser, den Bau des Verwaltungsgebäu- des ebenfalls in den ersten Bauabschnitt aufzunehmen.

1906 Erst am 3. Oktober erteilte der Regierungspräsident in Düsseldorf die Genehmigung zum Neubau der Städtischen Krankenanstalten. Nach eingehenden Recherchen von Walter Müller dürfte der Bau- beginn mit Ende 1906/Anfang 1907 festzulegen sein. Interessan- terweise gibt es in der lokalen Presse, die üblicherweise breit über Gesundheits- und Krankenhausfragen berichtet hat, keinerlei Hin- 37

weise auf den Baubeginn oder Baufortschritte. Oberbürgermeister Wilhelm Holle (1866 – 1945) berichtet im Stadtrat am 8. März 1907 von in Bau befindlichen Pavillons und dem baldigen Baubeginn wei- terer Gebäude. Bei der Eröffnung der Lührmann-Stiftung am 16. Juli 1907 findet sich in der Lokalpresse lediglich ein indirekter Hinweis auf einen großen Baukomplex der Städtischen Krankenanstalten.

1907 Noch während der Bauphase wurde im Jahre 1907 die Wahl des Chefarztes bzw. des ersten Ärztlichen Direktors der neuen Kranken- anstalten durchgeführt. Die Wahl fiel auf den erst 32 Jahre alten Professor Dr. Julius Grober (1875 – 1971) aus Jena; dessen Lebenslauf wird ab Seite 120 detailliert dargestellt. Ebenfalls im Jahr 1907 ­wurde der Oberstadtsekretär Wilhelm Kuhlmann (1874 – 1952) zum ersten Verwaltungsdirektor bestellt (Abbildung sh. Seite 463).

1908 Ab März nahm der designierte Ärztliche Direktor Grober regel- mäßig an den Sitzungen der Neubaukommission teil. Auf seine ­Initiativen in dieser Zeit gehen eine Reihe wichtiger Entscheidungen zurück; Grober regte zum Beispiel an, unterstützt vom Beigeordne- ten und städtischen Gesundheitsreferenten Driessen, den Bau der Chirurgischen Klinik in den ersten Bauabschnitt vorzuziehen. Die Baukommission lehnte dies ab und empfahl den Abschluss eines doch sehr „kleinstädtisch“ anmutenden Vertrages mit dem in Essen niedergelassenen Chirurgen und Röntgenologen Dr. Niederstein, der an den Städtischen Krankenanstalten die Leitung der Röntgen- abteilung übernehmen und anfallende Notoperationen in einem Operationsraum der Medizinischen Klinik durchführen sollte. 38

Bauplan des vermutlich ab Ende 1906 – 1909 errichteten ersten Bauabschnittes der Städtischen Krankenanstalten. Die auf dem Plan dunkler hervorgehobenen Gebäude wurden im ersten Abschnitt gebaut, die nur umrandeten Gebäude (darunter die Chirurgische Klinik und die Frauenklinik) sollten im zweiten Bauabschnitt errichtet werden. 39

Grober betrieb auch bereits 1908 die Einrichtung eines eigen- ständigen Pathologischen Instituts und verwies als Vorbild auf das Pathologische Institut in Chemnitz. Den Bau einer Pathologie ver- hinderte der Amtsarzt (Königlicher Kreisphysicus) mit dem Hinweis, dass Pathologische Institute überwiegend der wissenschaftlichen Forschung und der Lehre dienen, was aber in einer Städtischen Kran- kenanstalt von untergeordneter Bedeutung wäre; noch dazu wäre größte Sparsamkeit angesagt. Nach dieser Stellungnahme wurde die Entscheidung über die Einrichtung einer Pathologie und der An- stellung eines Prosektors vertagt. Genehmigt wurden zwei Sezierti- sche und ein minimales Instrumentarium. Die hier gezeigte Engstir- nigkeit der Entscheidungsträger legte vermutlich auch schon einen der Grundsteine für Grobers spätere Entscheidung, nach wenigen, prinzipiell aber sehr erfolgreichen Jahren seiner Tätigkeit, Essen wie- der zu verlassen. Titelseite des Essener General-Anzeigers vom 29. Juli 1909 zur Eröffnung der Städtischen Krankenanstalten.

Die Städtischen Kranken­ anstalten wachsen 41

„Salus aegroti suprema lex“ (Das Wohl des Patienten ist oberstes Gesetz)

Als am 29. Juli 1909 der Essener Oberbürgermeister Wilhelm Holle im Rahmen der feierlichen Eröffnung den Schlüssel der Städti­ schen Krankenanstalten symbolisch an den ärztlichen Direktor Prof. Julius Grober übergab, war gerade einmal die Hälfte der geplanten Kliniken gebaut.

In seiner Rede, die mit dem oben aufgeführten lateinischen Sinn­ spruch begann, äußerte Grober den Wunsch, dass die Städtischen Krankenanstalten einerseits der Mittelpunkt des „ärztlichen Le­ bens“ in Essen werden sollen, in dem sich die Essener Ärzteschaft trifft und Rat und Hilfe in schwierigen Fällen geboten wird, in dem

Kolorierte Postkarte mit der Ansicht der Städtischen Krankenanstalten von Südosten. Rechts im Vordergrund das Kesselhaus, dahinter die Waschküche. Links im Vorder- grund das „Leichenhaus“, die spätere Pathologie. In der Mitte sind die Infektions­ pavillons zu erkennen, davor das Desinfektionshaus, dahinter rechts die Hautklinik mit dem Quarantäne-Pavillon, links die Nervenklinik. Im Hintergrund die Medizinische Klinik sowie darüber in der Mitte das Dach des Verwaltungsgebäudes und rechts über der Waschküche das Dach der Augenklinik. 42

andererseits aber auch wissenschaftlich gearbeitet und die dabei gewonnenen Erkenntnisse publiziert werden sollen. Er sprach aber auch an, dass die zum Forschen notwendige Ausstattung zum Zeit­ punkt der Klinikeröffnung noch gegenüber den „allernotwendig­ sten Bedürfnissen“ hatte zurückstehen müssen, „man aber gewiss sein dürfe, dass die Stadt Essen die wissenschaftliche Arbeitsmög­ lichkeit nach Bedarf und Gebühr fördern wolle.“ Gerade beim letz­ ten Punkt dürfte die Realität des politischen Unterstützungswillens durch die Stadt Essen jedoch völlig anders ausgesehen haben. Für einen Teil der geplanten Kliniken konnten aber großzügige Stiftun­ gen Essener Bürger gewonnen werden; die dringend notwendige Chirurgische Klinik war jedoch ebenso wenig wie die von Grober gewünschten Forschungsinvestitionen finanziell gesichert.

Die Festlichkeiten zur Eröffnung beinhalteten ein offizielles Abendessen für geladene Gäste im Krupp-Saal des Saalbaues, für

In der Essener Volkszeitung vom 3. Juli 1909 wird der Entschluss der Stadt- verordnetenversammlung, für die Eröffnungsfeierlichkeiten der Städtischen ­Krankenanstalten 5.000 RM zu genehmigen, scharf kritisiert. Interessant erscheint der Hinweis auf einen wirtschaftlichen Niedergang, der historisch gesehen sich aber nicht nachvollziehen lässt. 43

das die Stadt einen Zuschuss von 5.000 RM gewährte. Das gesamte Ereignis der Eröffnung der Krankenanstalten fand in der regionalen und überregionalen Presse ein ausgiebiges Echo. Zu den Ausgaben des Festbanketts wurde allerdings kritisch vermerkt, dass in wirt­ schaftlich derartig schwierigen Zeiten eine bescheidenere Feier an­ gemessen gewesen wäre.

1909 Zum Zeitpunkt der Eröffnung der Städtischen Krankenanstalten bestanden diese aus der Medizinischen Klinik (Chefarzt Prof. Julius Grober) mit vier in Ziegelbauweise errichteten Pavillons, zwei da­ von getrennten Infektionspavillons, getrennt für Erwachsene und Kinder, der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Chefarzt Dr. Heinrich Schulze-Steinen, 1863 – 1913), mit zwei für Frauen und Männer getrennten Häusern sowie einem Pavillon für Geisteskranke. Als Betriebsgebäude kamen das Verwaltungsge- bäude, in dem auch die Apotheke (Leiter: Dr. Karl Wotzke) untergebracht war, ein Kesselhaus für das klinikeigene Fernheiz- werk, das Verbrennungs- und Desinfektionshaus, jeweils ein Haus für die Wasch- und Kochküche und das sogenannte „Leichenhaus“ dazu; die ursprünglich mit eingeplante Pathologie wurde vorläufig nicht eingerichtet. Neben den überdachten Verbindungsgängen zwischen den Pavillons bestand unterirdisch ein begehbarer Rohrka­ nal; dazu wurde eine großzügige Gartenanlage mit entsprechenden Wegen angelegt, die von einer eigenen Gärtnerei versorgt wurde.

Auf die Ernennung eines Chefarztes des Kinderinfektionspavil­ lons wurde auf Wunsch von Grober verzichtet, der die Leitung dieser Abteilung selber übernahm. 44

Die Augenklinik wurde mit Hilfe der von Franka Hirschland 1902 im Andenken an ihren verstorbenen Mann Albert ein­ gerichteten Hirschland-Stiftung gebaut. In dieser Klinik sollten nach den Satzungen der Stiftung Augenkranke aller Konfessio- nen, sofern sie in Essen wohnhaft waren, behandelt werden. Als Chefarzt der Augen-

Dr. Leopold Hessberg, klinik wurde der seit 1874 in Essen nieder­ Chefarzt der Augenklinik gelassene Augenarzt Dr. Leopold Hessberg von 1909 bis zu seinem Tod 1913. (1845 – 1913) bestellt. Das im nordöstlichen Eck des Geländes der Krankenanstalten errichtete Gebäude der Augenklinik existiert noch heute („Alte Orthopädie“). Nachdem 1908 die Krankenhauskommission den ursprünglichen Beschluss bestätigt hatte, die Chirurgische Klinik im ersten Bauabschnitt nicht zu errichten, wurde 1909 mit dem niedergelassen Chirurgen und Röntgenologen Dr. Niederstein vertraglich vereinbart, dass dieser neben der chefärztlichen Lei­ tung der Röntgenabteilung eventuell anfallende Notoperationen in einem in der medizinischen Klinik dafür eingerichteten Operations­ saal durchführen sollte.

Mit Ausnahme Grobers als Chefarzt der Medizinischen Klinik und Ärztlichem Direktor waren alle Chefärzte an den Städtischen Kran­ kenanstalten nebenamtlich angestellt. Die Haupttätigkeit wurde von den Chefärzten in deren Praxen ausgeübt, die in der Stadt Essen ver­ teilt lagen. Die Stadt Essen versprach sich davon eine vermehrte Zu- weisung von in diesen Praxen behandelten Privatpatienten mit posi­ tivem Einfluss auf das Betriebsergebnis der Städtischen Kliniken. 45

Die Krankenpflege an den Städtischen Krankenanstalten wurde von insgesamt 40 Schwestern und der Oberin des Vaterländischen Frauenvereins Frankfurt übernommen, wobei jedoch bald erkennbar wurde, dass die ständig wachsenden Pflegeaufgaben von diesem Verein nicht zufrieden stellend geschultert werden konnten.

1910 In einem Schreiben an den Oberbürgermeister Wilhelm Holle verwies Grober eindringlich auf den Missstand der fehlenden Chi­ rurgischen Klinik und einer Frauenklinik. Um zumindest eine provi­ sorische Einrichtung einer Chirurgie zu ermöglichen, bot Grober bis auf Widerruf an, die Station 7 der von ihm selbst geleiteten Medizi­ nischen Klinik dafür zur Verfügung zu stellen.

Am 15. März übernahm der Neurologe und Psychiater Dr. Walter Baumann (1881 – 1957) die Leitung der Nervenklinik („Irrenabtei­ lung“) der Städtischen Krankenanstalten; er führte diese Leitung nebenamtlich als Chefarzt der 1907 eröffneten Lührmann-Stiftung für Nervenkranke durch. In den Monaten nach der Eröffnung war die Nervenklinik der Krankenanstalten jeweils kurzzeitig von seinen Chefarztkollegen in der Lührmann-Stiftung Dr. Fels und Dr. Bluth ge­ leitet worden.

In der Fachzeitschrift „Medizinische Klinik“ veröffentlichte Gro­ ber einen Artikel, in dem er die Errichtung der Städtischen Kran­ kenanstalten beschrieb. In den Jahren seiner Tätigkeit in Essen ver­ öffentliche Grober mehrere Beiträge zum Krankenhauswesen und auch nach seinem Weggang aus Essen werden die Planung und der Aufbau von Krankenhäusern eines der Interessensgebiete von Gro­ bers Schaffen bleiben. 46

1911 In Zusammenarbeit mit der Lührmann-Stiftung wurde auf Be­ treiben von Grober im Mühlbachtal am südlichen Rand des Klinik­ geländes ein Luft- und Sonnenbad mit einigen Turngeräten einge­ richtet.

Durch Genehmigung der Regierung wurde den Städtischen Krankenanstalten erlaubt, fünf Medizinalpraktikanten zur Ausbil­ dung einzustellen; diese erhielten freie Kost und Logis und ab dem zweiten Halbjahr eine Entschädigung von 60 RM.

Am 6. Oktober wurde die Hauptstelle der neu gegründeten Städ­ tischen Schulzahnklinik eröffnet.

Grober erhielt einen Lehrauftrag für Physikalische Therapie an der Universität Jena, den er insbesondere aufgrund der nach wie vor schleppenden Entwicklung der Städtischen Krankenanstalten annahm; vermutlich dürften aber auch finanzielle Überlegungen mit eine Rolle gespielt haben, da sich insbesondere seine Privat­ praxis nicht nach seinen Vorstellungen entwickelt haben dürfte. Darüber hinaus waren auch seine bereits seit 1907 betriebenen An­ strengungen, die Städtischen Krankenanstalten nach dem Kölner und Düsseldorfer Vorbild in eine „Akademie für praktische Medizin“ umzuwandeln, erfolglos geblieben (zum Lebenslauf Grobers siehe Seite 120). Zu seinem Nachfolger als Chefarzt der Medizinischen Klinik und auch als Ärztlicher Direktor wurde Prof. Wilhelm Pfeiffer (1875 – 1942) aus Kiel gewählt. 47

Links: Mitteilung im Essener General-Anzeiger vom 29. September 1911 zum Bau- beginn der Frauenklinik, in dem die geplanten Gesamtkosten für den Bau und die Inneneinrichtung sowie die Gartenanlagen mit 550.000 RM angegeben wird. Rechts: Die Frauenklinik kurz vor Beendigung der Bauarbeiten im Jahr 1913.

Mit Stiftungsgeldern in Höhe von 565.000 RM wurde im Sep­ tember der Bau der Frauenklinik begonnen. Diese sollte aus einem Wöchnerinnenheim, in dem auch Frauen von außerhalb Essens auf­ genommen werden können, einer gynäkologischen Klinik und einem Säuglingsheim bestehen und insgesamt 120 Betten aufweisen.

1912 Auf der Nervenklinik wurde ein eigenes Operationszimmer für Dr. Otto Muck (1871 – 1942) eingerichtet, der bereits seit der Eröff­ nung der Krankenanstalten als Belegarzt das Fach Hals-Nasen-Oh­ renerkrankungen an den Städtischen Krankenanstalten vertreten hatte. Das für diese HNO-Operationen notwendige Instrumenta- 48

Links: Dr. Ludwig Gummert, Chefarzt der Frauenklinik von 1913 bis zu seiner Pensionierung 1931. Als Stadtverordneter war er auch maßgeblich an der Ent- wicklung der Städtischen Krankenanstalten beteiligt.

Mitte: Dr. Otto Muck. Ab 1909 als Belegarzt tätig, wurde er 1912 zum Chefarzt der HNO-Klinik ernannt. Muck leitete die Klinik bis zu seiner Pensionierung 1941.

Rechts: Prof. Friedrich Bering, Chefarzt der Klinik für Haut- und Geschlechts- krankheiten von 1913 – 1931. Er folgte einem Ruf auf die Hautklinik der Uni- versität zu Köln.

rium musste Muck allerdings selbst beibringen. Der Chefarzt der Röntgenabteilung Niederstein, der auch für anfallende Notopera­ tionen an den Krankenanstalten zuständig war, schied krankheits­ bedingt aus den Städtischen Krankenanstalten aus.

1913 Nach dem Beschluss, in Essen ein eigenes Mutterhaus zur Ausbil­ dung von Krankenschwestern zu gründen und dieses an das Deut­ sche Rote Kreuz (DRK) anzugliedern, wurde von der Stadt Essen die Stiftung „Rheinisches Mutterhaus vom Roten Kreuz“ eingerichtet. Am 29. Januar erfolgte die Genehmigung des Landes zur Ausbildung eigener Krankenschwestern am neu gegründeten Mutterhaus. Zur ersten Oberin wurde Margot von Bonin gewählt, die aus Kiel auch 49

einige DRK-Schwestern mit nach Essen brachte. Im April wies das neue Mutterhaus einen Stand von 34 Schwestern, 19 Schwestern­ schülerinnen und 4 Hilfsschwestern auf.

In der Stadtverordnetensitzung vom 21. Februar wurde beschlos­ sen, den geplanten zweiten Bauabschnitt der Krankenanstalten in Angriff zu nehmen. Damit war insbesondere die Planung der Chi­ rurgischen Klinik verbunden. Um ihn bereits in die Planungsphase mit einzubinden, wurde als Chefarzt der zukünftigen Chirurgischen Klinik Prof. Rudolf Haecker (1878 – 1957), bisheriger Oberarzt der Chi­ rurgischen Klinik der Universität Königsberg, gewählt; er begann seinen Dienst am 1. November.

Pavillon IV der Medizinischen Klinik mit den Stationen 7 und 8. In diesem Pavillon wurde 1913 provisorisch die Chirurgische Klinik eingerichtet; die Chirurgie verblieb schließlich in den ursprünglichen Gebäuden der Medizinischen Klinik bis zur Eröff- nung des Operativen Zentrums II im Jahr 1989. 50

Am 1. April wurde die neu erbaute Frauenklinik („Königin Luise- Haus“) eröffnet. Als Chefarzt wurde Dr. Ludwig Gummert (1864 – 1932) gewählt, der sich als Stadtverordneter zuvor große Verdienste bei der Entwicklung der Städtischen Kliniken erworben hatte. Mit der Einrichtung einer eigenen Frauenklinik hatte das initiale Ereig­ nis, das zum Entschluss zum Bau der Städtischen Krankenanstalten geführt hatte (die Diskussion im Jahr 1888 um einen notwendig ge­ wordenen Neubau des Wöchnerinnenasyls) nach 25 Jahren endlich seine bauliche Umsetzung gefunden.

In diesem Jahr verstarben die Chefärzte Schulze-Steinen (Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten) und Hessberg (Augenklinik). Die chefärztliche Leitung der Augenklinik wurde dem Sohn des bis­ herigen Chefarztes, Dr. Richard Hessberg (1879 – 1960) übertragen. Zum neuen Chefarzt der Hautklinik wurde am 1. Februar 1914 Prof. Friedrich Bering (1878 – 1950), bisher Oberarzt an der Hautklinik der Universität Kiel, gewählt.

Am 9. November ging durch Erweiterung des ursprünglichen Vorschlags von Grober der gesamte Pavillon IV (Stationen 7 und 8) der Medizinischen Klinik als provisorische Chirurgische Klinik mit 100 Betten in Betrieb. Die Planung der „endgültigen“ Chirurgischen Klinik sollte wie vorgesehen dessen Chefarzt Haecker überwa­ chen, wozu es durch den Kriegsausbruch im August 1914 jedoch nie kommen wird. Als Ersatz für den Pavillon IV übernahm die Medi­ zinische Klinik einen der beiden Pavillons der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten, deren verbleibender Pavillon aufgestockt werden sollte. 51

Blick auf die Städtischen Krankenanstalten von Süden. Im Vordergrund die Infektions­ pavillons, dahinter die Nervenklinik. Im Hintergrund links das Verwaltungsgebäude, davor rechts ist der südlichte der Pavillons der Medizinischen Klinik zu erkennen. Wachmannschaft des Essener Landsturmbataillons im September 1914. Diese waren in der Lazarettabteilung der Städtischen Krankenanstalten zur Bewachung französischer und britischer Kriegsgefangener eingesetzt.

Der 1. Weltkrieg und die Zeit von 1919 – 1932 53

Die erste Phase der Konsolidierung der Städtischen Krankenan- stalten nach der Eröffnung 1909 war abgeschlossen. Der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik, Julius Grober, der zweifelsfrei die treibende Kraft bei der Entwicklung des Kranken- hauses in den ersten Jahren gewesen war, hatte 1912 wegen der nur halbherzigen Unterstützung durch die Stadt (insbesondere auch in der Frage, die Krankenanstalten zur praktischen Ausbildung von Medizinstudenten zu einer „Akademie für praktische Medizin“ nach dem Kölner und Düsseldorfer Vorbild auszubauen) und der daraus resultierenden schleppenden Lösung drängender Probleme Essen verlassen und war nach Jena zurückgekehrt. Trotzdem hatte er unter anderem noch den Bau der Frauenklinik (eröffnet 1913) und die Schaffung einer im ersten Bauabschnitt relativ kleinen Chirur- gischen Klinik (ebenfalls 1913 in Betrieb gegangen) durch Aufgabe eines Pavillons der Medizinischen Klinik initiiert. Noch am 28. Feb- ruar 1914 präsentierte der Beigeordnete und Gesundheitsreferent Driessen in einem Referat die Pläne für die Errichtung einer groß- zügigen modernen Chirurgie sowie einer Reihe weiterer Neu- und Erweiterungsbauten, bei denen aber schon die eindeutige Tendenz zur Abkehr vom Pavillonsystem zu erkennen war. Eine Stellungnah- me der Chefärzte der Städtischen Krankenanstalten beinhaltete eine teilweise beträchtliche Steigerung der Bettenzahlen sowie die Forderung eigener Röntgenabteilungen für alle Kliniken. Am 14. Juni beschloss die Krankenhausdeputation der Stadt den Bau der Chi- rurgischen Klinik, der Kinderklinik, eines Schwesternhauses sowie eines sogenannten „Selbstzahlerhauses“. 54

Am 1. August 1914 brach der 1. Weltkrieg aus. Die daraus entste- henden Aufgaben für die Städtischen Krankenanstalten verhinder- ten nicht nur die geplante kontinuierliche Weiterentwicklung, sie führten im Gegenteil zu einem Rückschritt, der die Bewältigung der schwierigen Jahre nach dem Krieg mit Besetzung des Ruhrgebietes und einer galoppierenden Hyperinflation nicht einfacher machte. Der enorme Bedarf an Krankenhausbetten während des Krieges durch Verwundete, aber auch die dramatische Zunahme von Infek- tionskranken, für die Isolierstationen notwendig waren, führte zur Errichtung von Baracken am Klinikgelände, zu denen ab 1918 ange- mietete Baracken von der Firma Krupp kamen. Diese Kruppschen Baracken an der Papestraße waren auch der Einstieg zu einer Ära der Auslagerung von Kliniken und Klinikteilen, deren Zurückverlage- rung auf das eigentliche Gelände der Städtischen Krankenanstalten erst im Oktober 1938 abgeschlossen sein wird.

1914 Der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Haecker, wurde sofort nach Kriegsbeginn einberufen; ein Ersuchen der Städtischen Krankenan- stalten um Freistellung von der Kriegsverpflichtung blieb erfolglos. Dadurch kam es zur Einstellung aller weiteren Ausbaupläne der Chirurgie. In den ersten Kriegstagen wurden von den 30 Ärzten der Städtischen Krankenanstalten 21 zum Kriegsdienst eingezogen, da- runter auch die Chefärzte Pfeiffer (Medizinische Klinik) und Bering (Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten); die Klinikgesamtlei- tung übernahm kommissarisch der Chefarzt der Frauenklinik, Gum- mert. Als Ersatz für die eingezogenen Ärzte wurden, soweit möglich, Privatärzte aus der Stadt verpflichtet. 55

Von den Städtischen Krankenanstalten während des ersten Weltkriegs betriebenes Lazarett für Kriegsverwundete im Ernst-Moritz-Arndt-Haus in Rüttenscheid.

Im September behandelten die Städtischen Krankenanstalten 359 Kriegsverwundete, darunter auch 35 gefangene Briten und Franzo- sen. Dazu wird in den Akten vermerkt, dass „…Ärzte und Verwaltung keine Unterschiede in der Behandlung machen, man kennt nur Kranke.“ Eine Reihe von Schulen (Barthel-Bruyn-Schule, Christinen- Schule, Gerswidaschule und Bergeschule) und das Ernst-Moritz- Arndt-Haus wurden im Bedarfsfalle zu Lazaretten umgewidmet und an die Städtischen Krankenanstalten angegliedert. Die Lühr- mann-Stiftung wurde ebenfalls zum Lazarett umgewandelt und behandelte naturgemäß bevorzugt Verwundete mit Schädel- und Nervenverletzungen. 56

1915 Ab 1915 stieg die Zahl der in den Städtischen Krankenanstalten behandelten Patienten sprunghaft an, wobei dies sowohl die Zivil- bevölkerung als auch Kriegsverwundete betraf. Zur Bewältigung von täglich manchmal mehr als 1.400 Patienten wurden auf dem Klinikgelände sechs zusätzliche Baracken errichtet. Ein besonderes und offensichtlich kriegsbedingtes Problem waren Geschlechts- krankheiten bei Männern; im alten Amtsgericht wurden im Novem- ber als Außenstelle der Hautklinik 200 (!) Betten geschaffen, die ausschließlich männlichen Patienten mit Geschlechtskrankheiten vorbehalten waren.

Der Leiter der HNO-Klinik, Muck, der bisher als Belegarzt an den Krankenanstalten tätig war, wurde zum Chefarzt ernannt.

1916 Die Klinik für Haut- und Geschlechtskranke richtete eine eigene Beratungsstelle für Geschlechtskranke ein. Die zahlreichen Kriegs- verwundeten mit Schädigungen im HNO-Bereich veranlassten den zuständigen Generalarzt, neben der Unterbringung von 50 HNO-Pa- tienten in der Barthel-Bruyn-Schule die Ausweitung der HNO-Klinik um 38 Betten in das ausgebaute Obergeschoss des Infektionspavil- lons anzuordnen. Die bisher im Untersuchungszimmer der Psychiat- rie durchgeführten HNO-Operationen wurden in das Dachgeschoss des Psychiatrie-Pavillons verlagert, wodurch erstmalig ein eigener OP-Bereich für die HNO-Klinik geschaffen wurde.

1917 Anfang dieses Jahres kam es zu epidemieartig vermehrtem Auf- treten von Typhus- und Ruhrerkrankungen. Die zeitweilig über 100 Ruhrerkrankten und 25 Typhusfälle mussten in besonderen Isolier- stationen behandelt werden. Die Belegungszahlen in den Städti- 57

Feldgottesdienst 1917 auf dem Rasen der Städtischen Krankenanstalten mit Flagge und großer Kennzeichnung durch das Rote Kreuz als Krankenhaus. Im Hintergrund der aufgestockte Infektionspavillon, in dem seit 1916 ein Teil der HNO-Klinik unter- gebracht war.

schen Krankenanstalten waren derartig dramatisch hoch, dass die Krankenhausdeputation auf ihrer Sitzung am 12. Dezember drin- genden Bedarf für deren weiteren Ausbau sah; es wurde sogar die Errichtung eines zweiten Städtischen Krankenhauses in einem an- deren Stadtteil diskutiert.

Der Chefarzt der HNO-Klinik, Muck, hatte sich durch seine Erfol- ge bei der Behandlung von Stimm- und Spracherkrankungen in der Fachwelt einen Namen gemacht. Die HNO-Klinik betrieb für die Be- handlung dieser Patienten in einer nahegelegen Schule eine eigene Station. Die Erfolge der HNO-Klinik auf diesem Gebiet waren auch der Anlass eines in der Presse vielbeachteten Besuches von Kaiserin Auguste Victoria in Essen. 58

1918 Im Krieg wurde entgegen den ursprünglichen Plänen bedarfs- orientiert im ursprünglichen Quarantäne-Pavillon eine eigenstän- dige „Zahnärztliche Abteilung“ unter der Leitung von Dr. Julius Steinkamm (1878 – 1974) an den Städtischen Krankenanstalten ein- gerichtet. Nach einem Bericht vom 25. Juni wurde eine deutliche Zu- nahme der behandelten Patienten durch Zuweisung von Soldaten mit Kieferverletzungen verzeichnet.

Im Oktober 1918 betreuten die Städtischen Krankenanstalten ins- gesamt 800 Lazarettbetten (davon 360 am Gelände der Städtischen Krankenanstalten); die übrigen Betten, die in der Maschinenbau- schule, der Gerswidaschule, im alten Amtsgericht und in der Lühr- mann-Stiftung untergebracht waren, standen aufgrund unbefriedi- gender Heizungsanlagen jedoch nur eingeschränkt zur Verfügung. In den letzten Monaten vor Kriegsende wurden Überlegungen an-

Frauenklinik um 1918 mit einer kleinen Isolierstation links im Vordergrund. 59

gestellt, die außerhalb der Reichsgrenzen befindlichen Lazarette in Institutionen innerhalb des Reiches zu verlegen. Die dabei für die Städtischen Krankenanstalten durchgeführten Planungen ergaben, dass nur mehr eine sehr begrenzte Zahl an Baracken zur Aufnahme von heimkehrenden Verwundeten am Klinikgelände errichtet wer- den könnte; als begrenzender Faktor wurde insbesondere die aus- reichende Versorgung dieser Baracken mit warmem Wasser zum Heizen angesehen. Als Ausweichmöglichkeiten wurde neben Schu- len auch das Schloss Borbeck in Betracht gezogen. Im Zuge dieser Überlegungen wurde vom Ärztlichen Direktor Pfeiffer auch klar aus- gesprochen, dass die zu erwartende katastrophale Wirtschaftslage nach einem Friedensschluss einen weiteren Ausbau der Städtischen Krankenanstalten auf Jahre behindern, wenn nicht vollständig zum Erliegen bringen würde. Im November wurden Teile der Kruppschen Baracken an der Papestraße (von Krupp als Arbeiterunterkünfte ver- wendet) angemietet und am 5. Dezember als Abteilung der Städti- schen Krankenanstalten übernommen. In diese Abteilung wurden die Zivilkranken des alten Amtsgerichtes verlegt; das alte Amtsge- richt wurde nur mehr als reines Militärlazarett geführt.

Der Verwaltungsdirektor Wilhelm Kuhlmann organisierte bereits in den Kriegsjahren und in der noch schwierigeren Nachkriegszeit die Versorgung der Krankenanstalten durch eigene landwirtschaft- liche Betriebe mit Milch- und Schlachtkühen und Schweinemast; in der Umgebung wurden eine Reihe von Höfen, darunter der Ross- kothenhof und der Silberkuhlshof durch die Krankenanstalten be- wirtschaftet. Dazu kamen als Eigenbetriebe eine Metzgerei, eine Bäckerei, eine Wurstfabrik, eine Sauerkrautfabrik sowie eine Getrei- demühle. 60

1919 Der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Haecker*, kam aufgrund des desolaten Zustandes der Städtischen Krankenanstalten nach dem Kriegsende 1918 nicht mehr auf seinen Posten in Essen zurück. Die darauf notwendige Wahl eines neuen Chefarztes fiel auf Prof. Wilhelm Keppler (1878 – 1948), der bis dahin Oberarzt der Chirurgi- schen Universitätsklinik in Berlin war.

Die in den letzten Kriegsjahren so stark geforderte und daher richtigerweise auch stark geförderte HNO-Klinik kam nach Kriegs- ende sofort in Bedrängnis, als die Medizinische Klinik das von der HNO-Klinik benutze Gebäude als Infektionshaus zurückforderte. Auf Intervention des Oberbürgermeisters Hans Luther wurde aller- dings verfügt, dass dieses Gebäude auch zukünftig der HNO-Klinik zur Verfügung stand. Der Chefarzt der HNO-Klinik, Muck, vermerkt: „…durch die Kriegsnot war die HNO-Klinik entstanden, und die sollte sich durch die Wirren der Nachkriegszeit wieder nur unter Kämpfen weiter entwickeln.“

Von besonderer Tragweite für die weitere Entwicklung der Städ- tischen Krankenanstalten war die Anmietung des Kinderheims der evangelischen Kirchengemeinde an der Moltkestraße. Damit wurde eine der Gründungsvoraussetzungen der Städtischen Krankenan- stalten, die Schaffung einer eigenständigen Kinderklinik, realisiert, wenngleich es sich um ein außerhalb des eigentlichen Klinikgelän- des gelegenes Provisorium handelte. Diese Kinder- und Säuglings- klinik umfasste 100 Betten; eine Säuglingspflegeschule wurde an- geschlossen. Der Vertrag mit der Evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt Essen wurde vorläufig auf fünf Jahre abgeschlossen.

* Haecker war von 1918 – 1924 Oberarzt bei Sauerbruch in München, danach Chefarzt in ­Augsburg. 61

Es wurden ausschließlich Kinder auf Einweisung der Stadt aufge- nommen, und die ärztliche Versorgung erfolgte durch die Städti- schen Krankenanstalten, während Verwaltung und Pflege den Kran- kenschwestern der Evangelischen Kirchengemeinde oblag. Zum ersten ärztlichen Leiter dieser Kinderabteilung wurde Dr. Eduard Freise bestellt.

1920 Das „Gesetz über die öffentliche Krüppelfürsorge“ verpflichtete die Städtischen Krankenanstalten, eine entsprechende Fürsorge- stelle einzurichten. Unter der Leitung von Keppler, dem Chefarzt der Chirurgischen Klinik, wurden ein Turnsaal eingerichtet, eine Turn- lehrerin eingestellt und die Station 6 zur orthopädischen Kinder- station (mit bis zu 50 Betten) umgewidmet.

Ab 1919 wurde das Evangelische Kinderheim an der Moltkestraße von den Städtischen Krankenanstalten angemietet. Bis zur Eröffnung der Kinderklinik auf dem Gelände der Krankenanstalten 1931 diente das Kinderheim als provisorische Kinderklinik. 62

Im Juni wurden die Kruppschen Baracken durch einen Großbrand stark in Mitleidenschaft gezogen. Zwei vom Brand nur gering be- schädigte Baracken wurden daraufhin auf das Gelände der Städti- schen Krankenanstalten verlegt.

1921 In diesem und dem folgenden Jahr war die Belegung der Betten in den Städtischen Krankenanstalten derartig gering, dass an eine Verlegung der Kinderabteilung an der Moltkestraße auf das Gelän- de der Städtischen Krankenanstalten und zwar unter Nutzung des Untergeschosses der HNO-Klinik gedacht wurde. Am 16. März starb der Leiter der Kinderabteilung, Freise. Zu seinem Nachfolger wur-

Städtische Krankenanstalten um 1920, Blick von Nordwesten. Vorne links das Verwal- tungsgebäude mit der Wohnung des Verwaltungsdirektors Kuhlmann. Dahinter ist das Dach der Augenklinik erkennbar. Rechts die Medizinische Klinik, im Hintergrund der rauchende Schlot des klinikeigenen Fernheizwerkes. 63

de im November Prof. Rudolf Hess gewählt. Dieser betonte, dass die Probleme der Kinderabteilung nur durch einen Neubau einer eigen- ständigen Kinderklinik auf dem Gelände der Krankenanstalten ge- löst werden könnten.

Die Baracken an der Papestraße wurden nur mehr für den Betrieb von 120 Seuchenbetten mit angeschlossener Desinfektionsanlage genutzt. Der hygienische Zustand dieser Baracken war untragbar; auch unter größten Anstrengungen gelang es nicht, des Ungezie- fers und des Schmutzes Herr zu werden. Da aber keine Ausweich- möglichkeit gegeben war, mussten die Baracken, in denen fast aus- schließlich Patienten mit Geschlechtskrankheiten untergebracht waren, weiter betrieben werden. Aufgrund der miserablen hygieni- schen Verhältnisse kam es zu mehreren Todesfällen bei Salvarsan- behandlungen.

Der nebenamtliche Leiter der Nervenklinik, Baumann, übernahm, nachdem die Lührmann-Stiftung für Nervenkranke in den Knapp- schaftsverein übernommen worden war, nunmehr hauptamtlich die Leitung der Klinik für Geisteskranke der Städtischen Kranken- anstalten.

1922 Der Chefarzt der Kinderabteilung an der Moltkestraße, Hess, er- hielt ein Angebot nach , dem er im Juni auch aufgrund der unbefriedigenden Situation der Kinderklinik in Essen folgte. Ihm folgte Privatdozent Dr. Otto Bossert, bisher Oberarzt an der Univer- sitäts-Kinderklinik in Breslau. Bossert stellte umgehend den Antrag, die Kinderabteilung, die noch immer den Charakter eines Kinder- heimes hatte, nach Düsseldorfer und Dortmunder Vorbild als Kin- 64

derklinik auszustatten. Die Krankenanstalten übernahmen das in der Nähe des Rosskothenhofes gelegene Kinderheim Bethanien als Kindergenesungsheim.

Trotz der heraufziehenden Inflation wurden Planungen zum Bau einer Kinderklinik, der Chirurgischen Klinik, eines Schwesternhau- ses und weiterer Gebäude angestellt, in der Hoffnung „…wenn die Verhältnisse wieder besser geworden wären.“ Andererseits wurde auch wieder eine Zusammenlegung der Augen- und HNO-Klinik in einem Gebäude diskutiert. Der Jahresbericht für 1922 weist für die Städtischen Krankenanstalten inklusive Kinderabteilung in der Moltkestraße und den Baracken in der Papestraße 1.540 Betten bei entsprechend geringer Belegung aus.

In diesem Jahr trat endlich ein spürbarer Rückgang des Bedarfs an Seuchenbetten ein, so dass die Kruppschen Baracken an der Papes- traße einen drastischen Einbruch in der Bettenbelegung zeigten.

1923 Als durch die Streikmaßnahmen im Ruhrgebiet auch noch die Kruppschen Kassenmitglieder als Patienten ausfielen, konnte der Krankenhausbetrieb in den Kruppschen Baracken im Juni 1923 end- gültig eingestellt werden. Die aufgegebene Ansammlung von Ba- racken wurde in der Folge von den französischen Besatzern des Ruhrgebietes beschlagnahmt, die am Klinikgelände bereits am 23. Januar die HNO-Klinik und eine Tuberkulose-Station als Lazarett für ihre Soldaten akquiriert hatten. Nachdem auch die orthopädi- sche Beratungsstelle mit dem Turnsaal von den Franzosen verein- nahmt wurde, konnte die gesetzlich vorgeschriebene „Krüppelfür- sorge“ nicht mehr betrieben werden. Durch die Besetzung musste 65

Essenstransport in den Städtischen Krankenanstalten. Während des ersten Welt- kriegs und den darauf folgenden Jahren der Rezession war die Versorgung der Krankenanstalten mit Lebensmitteln durch ein vom Verwaltungsdirektor Wilhelm Kuhlmann organisiertes System der Selbstversorgung hervorragend gesichert.

die HNO-­Klinik nunmehr tatsächlich in die Augenklinik übersiedeln, was eine starke Einschränkung des HNO-Klinikbetriebes mit sich brachte. Für die Beschlagnahme der Tuberkulose-Station wurden Ende Januar von den Städtischen Krankenanstalten zwei Baracken in den Kruppschen Krankenanstalten angemietet, die allerdings nach der Schließung der Lungenheilstätte Borbeck am 29. Oktober wieder zurückgegeben werden mussten, da die Kruppschen Kran- kenanstalten die Betten wieder selber benötigten. Die ärztliche Ver- sorgung der beiden Baracken erfolgte allerdings weiterhin durch die Städtischen Krankenanstalten.

In der Hautklinik wurde unter Aufgabe aller Krankenbetten der Station 19 eine moderne Röntgen- und Lichttherapie-Abteilung mit den notwendigen angeschlossenen Laboren eingerichtet. Diese Ab- 66

teilung führte bis zur Errichtung einer eigenen Strahlenklinik (ge- gründet 1960, in Betrieb gegangen 1961) alle Strahlenbehandlungen mit Ausnahme der Frauenklinik durch.

Die Inflation steigerte den täglichen Pflegesatz der Städtischen Krankenanstalten bis knapp vor der Währungsreform auf 3 Billionen Mark (zum Vergleich: im Jahr der Eröffnung der Krankenanstalten 1909 betrug der tägliche Pflegesatz für 3. Klasse-Patienten aus Es- sen 2,72 Mark und für auswärtige Patienten 3,25 Mark). Ebenfalls inflationsbedingt konnte das seit August 1908 im Gebäude der Feuerwehr in der Gildehofstraße untergebrachte Laboratorium des Gelsenkirchener Vereins zur Bekämpfung der Volkskrankheiten den Betrieb nur aufrechterhalten, indem es am 1. April von der Stadt Es- sen übernommen wurde. Am 1. August wurde das von Dr. Otto Hohn (1877 – 1957) geleitete Laboratorium als „Bakteriologisches Institut“ in das Obergeschoss des Pathologiegebäudes („Leichenhaus“) der Städtischen Krankenanstalten verlagert; verwaltungsrechtlich wur- de dieses Institut den Städtischen Krankenanstalten angegliedert.

Das bereits 1909 errichtete Pathologie- gebäude wurde bis 1923 ausschließlich als Leichenhalle und für gelegentliche Obduktionen genutzt. 1923 wurde das Obergeschoss als Bakteriologisches Institut eingerichtet. Dadurch waren die räumlichen Gegebenheiten für das In­stitut für Pathologie sehr ein- geschränkt, als dessen Leiter 1925 Prof. Arthur Wilke ernannt wurde. Die Situation verbesserte sich erst 1936 durch die Eröffnung des Robert-Koch- Hauses, in das das Bakteriologische Institut übersiedelte. 67

1924 Im November wurde die Tagung der Rheinisch-Westfälischen Kinderärzte an den Städtischen Krankenanstalten, organisiert vom Chefarzt der Kinderklinik, Bossert, durchgeführt.

1925 Nach dem Inkrafttreten des Dawes-Plans (1. September 1924), in dem die Reparationszahlungen Deutschlands der tatsächlichen Wirtschaftsleistung angepasst wurden, verließen Ende Juli die letz- ten französischen Besatzungstruppen Essen; in den Jahren der Be- setzung hatten die französischen Truppen im Schnitt täglich 150 Betten von den Städtischen Krankenanstalten für sich beansprucht. Am 13. November konnte die HNO-Klinik in das geräumte Gebäude zurückverlagert werden; die Räumlichkeiten benötigten aber zuerst eine Generalsanierung.

Nach der Beendigung der Ruhrkämpfe war wieder Bewegung in die Überlegungen zum Ausbau der Städtischen Krankenanstalten gekommen. Die Stadtverwaltung beschloss den schon so lange not- wendigen Ausbau der Chirurgie, wobei aufgrund der Geldknappheit drei Bauabschnitte vorgesehen waren; der Beginn der Bauarbeiten musste aber offen bleiben. Durch ein vom Chefarzt der Frauenklinik und Stadtverordneten Gummert vermitteltes Angebot der Krupp-

Mitteilung in der Essener Allgemeinen Zeitung vom 19. Juli 1925 zu der vom Chefarzt der Frauenklinik, Prof. Ludwig Gummert, ­initiierten Verlegung der Frauenklinik in das ­Kruppsche Arnoldhaus. 68

schen Krankenanstalten konnte überraschenderweise eine für alle Seiten einigermaßen befriedigende und vor allem rasche Lösung erzielt werden, allerdings zum Preis der Auslagerung der zwölf Jahre zuvor eröffneten Frauenklinik vom Gelände der Städtischen Krankenanstalten. Die Kruppschen Krankenanstalten hatten das Angebot unterbreitet, zur Linderung der Bettennot das Kruppsche Wöchnerinnenheim im Arnoldhaus und Teile der freistehenden Er- holungshäuser in der Agathastraße an die Stadt Essen für die Frau- enklinik zu vermieten. Die Chirurgie konnte dadurch mit dem asep- tischen Operationssaal in das Gebäude der Frauenklinik („Königin Luise-Haus“) übersiedeln. Die bisher von der Medizinischen Klinik abgegebenen Pavillons wurden aber auch weiterhin von der Chirur- gie benutzt; hier verblieb auch der septische Operationssaal. Dazu übersiedelte in diesem Jahr noch eine Station der Medizinischen Kli- nik in die Kruppschen Erholungshäuser.

In der Augenklinik wurde eine augenärztliche Schuluntersu- chungsstelle eingerichtet.

Die Stelle des ursprünglich bereits bei der Eröffnung der Städti- schen Krankenanstalten vorgesehenen Pathologen wurde am 1. Ok- tober mit Prof. Arthur Wilke (1879 – 1953) besetzt, der zuvor Prosektor am Pathologischen Institut der Universität Kiel und danach von 1919 – 1925 am Krankenhaus Bergmannsheil in Bochum gewesen war. Durch die zwei Jahre zuvor erfolgte Einquartierung des städtischen Bakteriologischen Instituts im Obergeschoss des Pathologiegebäu- des waren die Entwicklungsmöglichkeiten der Pathologie allerdings noch auf lange Zeit beträchtlich eingeschränkt (bis zur Eröffnung des Robert-Koch-Hauses im Jahr 1936). 69

1926 Ein „Mobilmachungsplan für Epidemien“ für die Städtischen Krankenanstalten wurde unter Einbeziehung von insgesamt sechs Schulen aufgestellt, blieb dann aber für über ein Jahrzehnt in der weiteren Entwicklung stecken.

Zwei Stationen der Nervenklinik wurden ebenfalls in die Krupp- schen Erholungshäuser verlegt. Nach Abschluss der Anmietung von außerhalb der Städtischen Krankenanstalten gelegenen Räumlich- keiten verfügten die Krankenanstalten insgesamt über 1350 Betten, die auch befriedigend ausgelastet waren.

Das Bakteriologische Institut erhielt die Anerkennung als Medi- zinaluntersuchungsstelle; diese wurde allerdings von der Stadt be- trieben und war damit unabhängig von den Städtischen Kranken- anstalten.

Die Rheinisch-Westfälischen Augenärzte hielten ihre jährliche Tagung in Essen ab.

1927 Die Einrichtung von zwei Krankenhausfürsorgerinnen sollte als soziale Vermittlungsstelle zwischen den in den Städtischen Kran- kenanstalten behandelten Patienten und den für den betreffenden Stadtbezirk zuständigen Fürsorgerinnen dienen. 70

Oben: Bebauungsplan von 1929 zum weiteren Ausbau der Städtischen Krankenanstalten. Die rotgefärbt dargestellten Gebäude (unter ande- rem die Kinderklinik, Hautklinik, ein neues Bade- und Kurhaus sowie ein „Röntgenhaus“) sollen im ersten Bau- abschnitt errichtet werden. Die für den zweiten Abschnitt vorgesehenen Gebäude (unter anderem endlich die Errichtung einer eigenen Chirurgischen Klinik) sind grün gefärbt dargestellt.

Links: Zeitungsmitteilung vom 22. Februar 1929 zum Beschluss der Stadt Essen zum weiteren Ausbau der Städtischen Krankenanstalten. 71

1928 In diesem Jahr wurde ein neuer Generalbebauungsplan erstellt. Dieser spiegelt ein sukzessiv gewachsenes, verändertes Verständnis in der Politik zu den Aufgaben der Städtischen Krankenanstalten wider. Zur Zeit der Gründung sollten die Krankenanstalten nur Teil- gebiete der Medizin abdecken und hauptsächlich die konfessionel- len Häuser von ärmeren Patienten entlasten; der nunmehr erstellte Generalplan hatte den Anspruch, ein zentrales Schwerpunktkran- kenhaus mit modernster Ausstattung für alle Bevölkerungsschich- ten aus Essen und Umland zu schaffen. Oberbürgermeister Franz Bracht (1877 – 1933) stellte in einer Pressemitteilung fest, dass „…die Bedeutung der Städtischen Krankenanstalten weit über den Rah- men der Stadt hinausgeht, und dass die Anstalten in Ermangelung einer Universität der Mittelpunkt fachärztlicher sowie medizinisch- wissenschaftlicher Tätigkeit im Rheinisch-Westfälischen Industrie- gebiet seien.“

Am 3. August erfolgte die von den Krankenanstalten unabhän- gige Gründung des „Hauses für Ärztliche Fortbildung“, das für das gesamte Ruhrgebiet die Verbesserung der ärztlichen Fortbildung unter Mitarbeit der Universitätskliniken in Köln, Bonn und Münster übernehmen sollte. Diese Fortbildungsakademie war mit der Spar- kasse Essen und dem Haus der Technik in einem entsprechend ge- eigneten Gebäude in der Rathenaustraße untergebracht. Die Chef- ärzte der Städtischen Krankenanstalten, besonders hervorgehoben sei der Chefarzt der Augenklinik, Hessberg, trugen von Beginn an die Hauptlast dieser verantwortungsvollen Aufgabe. 72

Die im Bauhaus-Stil ­errichtete Kinderklinik kurz vor der Fertigstellung im Jahr 1931

Die Kinderklinik nach dem Bezug; sie wurde zu dieser Zeit als die schönste Kinderklinik Deutschlands bezeichnet. Die kranken Kinder wurden, so oft es ging, auf die großzügigen, nach Süden gerichteten Balkone gebracht – das Motto der Klinik lautete „Luft, Licht und Sonne“. 73

Da 1928 die zwingende Ausbildungspflicht für medizinisch-tech- nische Assistentinnen gesetzlich in Kraft getreten war, stimmte der Regierungspräsident in Düsseldorf dem schon 1927 gestellten An- trag zur Einrichtung einer MTA-Schule an den Städtischen Kranken- anstalten zu.

1929 Nach seiner Fertigstellung umfasste der Generalbebauungsplan, zu dem auch ein Gutachten des Krankenhausbausachverständigen, Prof. Reinhold Schachner, Technische Hochschule München, einge- holt wurde, zwei Abschnitte: Im ersten Abschnitt war der Neubau einer Kinderklinik zwingend notwendig geworden, da die Evange- lische Kirchengemeinde einer weiteren Verlängerung des Mietver- trages für die Kinderabteilung in der Moltkestraße nicht mehr zu- gestimmt hatte. Daneben waren in diesem Bauabschnitt der Bau eines modernen Kur- und Badehauses, eine Kapazitätserweiterung des Kesselhauses und ein Umbau des alten Badehauses in ein „Rönt- genhaus“ geplant. Für den zweiten Bauabschnitt waren vorrangig die Erweiterung der Hautklinik und der Bau eines Schwesternwohn- heimes vorgesehen; nach deren Fertigstellung sollte ein Neubau der Chirurgischen Klinik, ein Tuberkulosehaus, eine Nervenklinik, ein „Selbstzahlerhaus“, die Erweiterung der Frauenklinik sowie diver- se Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude folgen. Zusätzlich wur- de vom Leiter des Bakteriologischen Instituts, Hohn, beantragt, ein eigenes Gebäude („Robert-Koch-Haus“) zu bauen, in dem zweckmä- ßigerweise das bereits angeschlossene Medizinaluntersuchungs- amt zusätzlich mit dem Nahrungsmitteluntersuchungsamt unter einem Dach vereinigt werden sollte.

Mit dem Bau der Kinderklinik wurde noch 1929 begonnen. 74

Ein unmittelbar neben der Kinderklinik gelegenes öffentlich zugängliches Plansch- becken diente im August 1932 zahlreichen Kindern zur Erfrischung.

1930 Baubeginn des Kur- und Badehauses sowie des Umbaus des al- ten Badehauses in ein modernes Röntgeninstitut. Das vom Land- kreis Essen 1922 in Kettwig nach Plänen von Prof. Georg Metzendorf (1874 – 1934), dem Architekten der Margarethenhöhe, in ein Kinder- krankenhaus umgebaute Ausflugslokal wurde nach Auflösung des Landkreises Essen für einige Monate dessen Rechtsnachfolger, also der Stadt Essen zugesprochen; die Städtischen Krankenanstalten verwalteten dieses Kinderkrankenhaus mit 74 Betten für einige Monate und planten hier eine Station für leichtkranke Kinder. Nach eingehenden Verhandlungen fiel das Kinderkrankenhaus in Kettwig aber dem Kreis Düsseldorf-Mettmann zu. 75

Der Chefarzt der ins Kruppsche Arnoldhaus ausgelagerten Frau- enklinik, Gummert, ging in Pension. Zu seinem Nachfolger wurde Prof. Friedrich-Carl Hilgenberg (1888 – 1947) gewählt, der die Frauen- klinik bis zu seinem Tod leiten sollte.

1931 Bering nahm einen Ruf an die Hautklinik der Universität Köln an. Neuer Chefarzt der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten wurde Prof. Alois Memmesheimer (1894 – 1973).

Prof. Alois Memmesheimer, Chefarzt der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten von 1931 – 1933 und von 1935 – 1960.

Im Juni wurde die neue Kinderklinik mit 140 Betten eröffnet. Der nach Süden terrassenförmig angelegte Bau (Architekt Ernst Bode, der bei der Planung das Leitmotiv „Luft, Licht und Sonne“ umgesetzt hatte) wurde von Geheimrat Arthur Schlossmann (1864 – 1932), emeritierter Professor der Medizinischen Akademie in Düsseldorf und einer der angesehensten Pädiater seiner Zeit, als „die schönste Kinderklinik in Deutschland, vielleicht der gesamten Welt“ bezeich- net. Der Chefarzt der Kinderklinik, Bossert, wurde im August zum Honorarprofessor der Medizinischen Akademie in Düsseldorf er- nannt, wo er noch bis in die 50er-Jahre Vorlesungen hielt. 76

Oben: Luftbild der Städtischen Krankenanstalten 1932 unmittel­ bar nach der Eröffnung der Kinderklinik. Rechts davon liegt das ebenfalls neu gebaute Bade- und Kurhaus. In das Gebäude der Frauenklinik war seit 1925 ein Teil der Chirurgischen Klinik übersiedelt worden; die Frauenklinik war ­zuvor in das Kruppsche Arnold- haus ausgelagert worden.

Links: Aufnahmebedingungen und Kostentarife der Städtischen Kran- kenanstalten im August 1932. 77

Ebenso wurden die Bauarbeiten für das neue Kur- und Heilbad, in dem auch ambulante Patienten behandelt wurden, und das Röntgeninstitut fertig gestellt. Der erste Bauabschnitt des General- bebauungsplans war somit abgeschlossen. Die Wirtschaftsdepres- sion dieser Jahre erlaubte aber nicht, den zweiten Bauabschnitt zu beginnen, womit insbesondere der wichtige Neubau der Chirurgi- schen Klinik weiter aufgeschoben werden musste.

1932 Die Wirtschaftskrise führte zu einem deutlichen Rückgang der Belegungszahlen der Städtischen Krankenanstalten. Jährliche Zu- schüsse in den Jahren der Depression von 800.000 bis 1.000.000 RM bedeuteten, dass ca. 25 % des Etats der Städtischen Krankenan­ stalten bezuschusst werden mussten.

Mit den Kruppschen Krankenanstalten wurde ein neuer Ver- trag zur weiteren Anmietung des Arnoldhauses verhandelt. Nach der Pensionierung Gummerts waren im Arnoldhaus zwei Chefärzte mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen tätig. Der Chefarzt des Kruppschen Wöchnerinnenheimes war nur für Werksangehörige der Firma Krupp zuständig, konnte aber für die gelegentlich not- wendigen Kaiserschnitte den Operationssaal der ausgelagerten Frauenklinik der Städtischen Kliniken benutzen. Verwaltungsgebäude der Städtischen Krankenanstalten mit Hakenkreuzfahnen anlässlich des Hitler-Besuchs am 16. Juli 1938.

Die Jahre des National- sozialismus 1933 – 1945 79

Mit der Machtübernahme durch Hitler am 30. Januar 1933 war auch eine Reihe von einschneidenden Veränderungen an den Städ- tischen Krankenanstalten verbunden. Wie in ganz Deutschland kam es auch an den Städtischen Krankenanstalten zur Entlassung von Mitarbeitern aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und/oder ihrer politischen Einstellung; insgesamt scheint die Zahl der aus diesen Gründen entlassenen Personen in Essen und auch an den Städti- schen Krankenanstalten allerdings geringer als im gesamtdeutschen Schnitt gewesen zu sein*. In den Jahren nach der Machtübernahme wurde insbesondere, aber nicht nur auf leitende Ärzte Druck ausge- übt, in die NSDAP und/oder eine NS-Organisation einzutreten. Ärzte hatten naturgemäß eine tragende Rolle in der NS-Rassen- und Erb- ideologie; damit verbunden waren gutachterliche Tätigkeiten bei Fragen von Erbkrankheiten sowie Zwangssterilisation und Euthana- sie. Auch die medizinische Forschung in Deutschland hat im Zusam- menhang mit der sogenannten Rassen- und Erbhygiene der Nazis traurige Berühmtheit erlangt; in der Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Kölner Universitätsklinikums wird die umfassende Verstrickung von Ärzten und der medizinischen Forschung in die NS-Medizin in eindrücklicher Weise am Beispiel des Direktors der Universitäts- Frauenklinik Prof. Hans C. Naujoks dargestellt. Aus dieser Sicht muss man es sicherlich als einen Segen für die Städtischen Krankenan- stalten in Essen betrachten, in der NS-Zeit eine nicht-universitäre medizinische Einrichtung gewesen zu sein.

* Persönliche Mitteilung von Dr. Klaus Wisotzky (Leiter des Essener Stadtarchivs). 80

Eine besondere Zäsur stellte natürlich der Beginn des 2. Welt- kriegs im September 1939 dar. Ärzte und Pflegepersonal wurden zum Kriegsdienst eingezogen oder meldeten sich freiwillig; Lebensmit- tel und andere Güter wurden rationiert. Die Aufrüstung Deutsch- lands führte aber bereits mehrere Jahre vor Kriegsbeginn auch zu Einschränkungen und Verzögerungen in der baulichen Entwicklung der Städtischen Krankenanstalten. Die Aufrüstungsanstrengungen und dann auch der Krieg führten beispielsweise beim Baubeginn und -fortschritt der Medizinischen Klinik zu beträchtlichen Proble- men, da „kriegswichtiger“ Stahl und Kupfer vorrangig der Rüstungs- industrie zur Verfügung gestellt und dadurch auch dem Kranken- hausbau entzogen wurden.

Das im Dezember 1933 verabschiedete Gemeindeverfassungsge- setz sollte auch in der Verwaltung der Gemeinden das Führerprinzip des nationalsozialistischen Staates durchsetzen. Dadurch wurden die Städtischen Kliniken 1934 zum „Stadtamt 51“, untergliedert in die Bereiche 51.1 „Ärztliche Direktion“ und 51.2 „Verwaltungsdirek- tion“. Diese Änderung führte dazu, dass die nationalsozialistisch ausgerichtete Stadtverwaltung einen sehr hohen Einfluss auf Ent- scheidungen der Städtischen Kliniken bekam; durch entsprechende Verordnungen wurde insbesondere auch in etlichen Bereichen in die ärztliche Tätigkeit eingegriffen. In anderer Trägerschaft geführte Es- sener Krankenhäuser konnten hier deutlich unabhängiger agieren.

Im Folgenden soll auch anhand zweier persönlicher Schicksale gezeigt werden, wie Mitarbeiter der Städtischen Kliniken aufgrund ihrer „nicht-arischen“ Herkunft oder ihrer politischen Einstellung 81

aus dem Dienst entfernt wurden; bei letzterem wurden unterschied- liche Gründe gefunden, um Personen aus dem Dienst zu entfernen, die nicht entsprechend die „nationalsozialistische Sache“ vertraten.

1933 Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler dauert es nur wenige Wochen, bis der Machtübernahme auch die ersten „na- tionalen Taten“ in Essen folgen. Am 1. März trifft eine erste Verhaf- tungswelle die Essener KPD und ihre angeschlossenen Verbände, am 8. März demonstrieren Nationalsozialisten vor jüdischen Ge- schäften in Essen und zwingen die Inhaber zur Schließung der Ge- schäfte. Nach einer Unterredung mit dem Gauleiter der NSDAP Josef Terboven bietet am 6. April Oberbürgermeister Heinrich Schäfer sei- nen Rücktritt an; sein Nachfolger wird Dr. Theodor Reismann-Grone, seit 1930 Mitglied der NSDAP. Aufgrund des „Gesetzes zur Wieder- herstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April werden in Essen 44 Beamte (meist Sozialdemokraten und Zentrumsmitglieder) ihrer Posten enthoben.

An den Städtischen Krankenanstalten wird der jüdische Chef- arzt der Augenklinik Prof. Richard Hessberg gezwungen, seinen Pos- ten bis zum 31. Dezember zu räumen (Lebenslauf ab Seite 128). Am 23. Dezember werden die Chefärzte Prof. Otto Bossert (Kinderklinik; Lebenslauf ab Seite 132) und Prof. Alois Memmesheimer (Hautklinik) wegen Verstoßes gegen die am 21. März durch Reichspräsidenten Hindenburg erlassene „Verordnung zur Abwehr heimtückischer An- griffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung“ verhaftet. 82

Die Machtübernahme durch Hitler 1933 hatte auf die bauliche Entwicklung der Städtischen Krankenanstalten grundsätzlich ne- gativen Einfluss. Anfänglich standen weiterhin nur sehr begrenzte Mittel für den Ausbau zur Verfügung. Bereits ab 1935 waren die ins- besondere in Essen unübersehbaren Anstrengungen bei der Wie- deraufrüstung Deutschlands der wesentlichste Grund, warum ge- plante Baumaßnahmen der Städtischen Krankenanstalten gar nicht oder nur schleppend abgewickelt werden konnten.

Im April wurde der Verwaltungsdirektor Wilhelm Kuhlmann vom Dienst suspendiert; ihm wurde unter anderem Lebensmittelverfäl- schung (Herstellung von Mischbutter durch Zugabe von Margarine) vorgeworfen. Kuhlmann wurde 1934 in den Ruhestand versetzt; in einem Strafprozess wurde er zu acht Monaten Haft verurteilt. Als kommissarischer Verwaltungsdirektor wurde Dr. Bender bestellt. Kuhlmann war seit 1907 Verwaltungsdirektor gewesen und hatte die Versorgung der Städtischen Krankenanstalten insbesondere im ersten Weltkrieg und den schwierigen Jahren danach hervorragend organisiert.

1934 Im Jahr 1934 bestanden die Städtischen Krankenanstalten 25 Jahre; größere Feierlichkeiten zu diesem Anlass fanden offensichtlich nicht statt. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes des General- plans von 1928 in den Jahren bis 1931 erfolgte ein völliger Stillstand bei der Umsetzung der weiteren Bauvorhaben; die einzige Baumaß- nahme in den nachfolgenden Jahren bildete die 1934 südlich der Augenklinik errichtete Notbaracke für die Nachsorge von an Diph- therie erkrankten Kindern. 83

In Nachfolge des Ende 1933 zum Ausscheiden gezwungenen Ri- chard Hessberg wurde Prof. Paul Adolf Jaensch (1891 – 1961) gewählt, der bis 1959 Chefarzt der Augenklinik blieb. Im Herbst wurde Walter Hamann (1905 – 1978) zum neuen Verwaltungsdirektor der Kran- kenanstalten bestellt (Abbildung siehe Seite 463).

Die Personalausstattung erscheint nach heutigem Maßstab geradezu unglaublich niedrig, da 1934 insgesamt nur 38 Ärzte (10 Chef­ärzte, 3 Oberärzte und 25 Assistenzärzte, Volontärärzte und Medizinalpraktikanten), 200 Krankenschwestern und 35 Pfleger im Stellenplan des gesamten Krankenhauses, welches über knapp 1.400 Betten verfügte, aufgeführt wurden. Dazu kam eine nicht näher ge- nannte Zahl medizinisch-technischer Assistentinnen; Recherchen über Entlassungsgründe von Mitarbeitern nach der Machtübernah- me durch die Nationalsozialisten zeigten, dass insbesondere bei der Berufsgruppe der medizinisch-technischen Assistentinnen immer wieder Entlassungen in den Jahren 1933 und 1934 aufgrund „so- zialer“ und nicht politischer oder rassischer Gründe vorgekommen sind. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit wurden die Verlänge- rungsanträge befristeter Verträge lediger Frauen immer wieder mit

Prof. Paul Adolf Jaensch, Chefarzt der Augenklinik von 1934 bis 1959. 84

der Begründung abgelehnt, sie „kämen aus einem Elternhaus mit geregeltem Einkommen, welches für ihre Ernährung aufkommen könne“; die Stellen wurden laut Personalakten bevorzugt an Bewer- berinnen vergeben, die für ihre Existenz selber aufkommen mussten. Soweit aus den eingesehenen Personalakten ersichtlich, scheinen tatsächlich keine anderen Gründe für eine Ablehnung der Verlän- gerung der Dienstverhältnisse ausschlaggebend gewesen zu sein.

1935 Bereits 1928 war von Otto Hohn, dem Leiter des Bakteriologischen Instituts und einem der international anerkannten Pioniere der Kul- tivierung des Tuberkelbakteriums („Hohn’scher Eiernährboden“), zum Generalbebauungsplan der Antrag eingebracht worden, auf- grund der sprunghaft angestiegenen Untersuchungszahlen einen Neubau zu errichten, der das Bakteriologische Institut mit dem angeschlossenen Medizinaluntersuchungsamt gemeinsam mit dem Amt für Nahrungsmitteluntersuchungen beherbergen sollte. Das staatliche Medizinaluntersuchungsamt, zuständig für Hygieneauf- gaben, war offiziell dem Bakteriologischen Institut der Städtischen Krankenanstalten angeschlossen. Der Plan, dieses Vorhaben durch Erweiterung des Pathologischen Instituts (in dem das Bakteriolo- gische Institut untergebracht war) zu erreichen, wurde ebenso wie der Plan eines Anbaus an das Verwaltungsgebäude verworfen,

Prof. Otto Hohn, von 1923 – 1947 Chefarzt des ­Bakteriologischen Instituts. Hohn erlangte ­internationale Bekanntheit durch sein nach ihm benanntes Verfahren zur Züchtung von ­Tuberkulose verursachenden Mykobakterien. 85

da dadurch andere Bauvorhaben, wie die Erweiterung der Apotheke, unmöglich gemacht worden wären. Es wurde sogar eine Auslage- rung des Instituts vom Gelände der Städtischen Krankenanstalten favorisiert, da das Medizinaluntersuchungsamt dem Wohlfahrtsamt unterstellt war und daher nichts mit den Krankenanstalten zu tun hätte. 1930 war auf Betreiben des stellvertretenden Verwaltungs- direktors Heinrich Bruckmann zwar die prinzipielle Entscheidung gefällt, den geplanten Bau am Gelände der Städtischen Krankenan- stalten zu errichten, in den Akten zur Projektplanung wird allerdings im Februar 1932 lapidar der Vermerk „Vorläufig ist nichts zu veran- lassen“ angebracht und im Februar 1934 sogar „Vorerst ist an einen Neubau nicht zu denken“ im Akt angefügt. Insbesondere das Argu- ment, dass vom Medizinaluntersuchungsamt ein beträchtlicher Ge- winn erwirtschaftet wurde, führte im Jahr 1935 dazu, einen Neubau westlich des Verwaltungsgebäudes in Auftrag zu geben; die in den letzten Jahren noch weiter stark gestiegenen Untersuchungszahlen führten zu einer notwendigen Personalaufstockung, die im Patho- logiegebäude nicht zu verwirklichen gewesen wäre.

Neben dem Beschluss zum Neubau des Bakteriologischen Ins- tituts führte 1935 offensichtlich insbesondere die Konkurrenz, die durch die beiden großen, in konfessioneller Trägerschaft stehenden Essener Krankenhäuser auf die Städtischen Krankenanstalten aus- geübt wurde, zur Wiederaufnahme der Ausbauplanungen. Das Eli- sabethkrankenhaus verfügte nunmehr nach einer weit reichenden Sanierung über eine eigene Gynäkologische Abteilung und anstelle großer Krankensäle über Räumlichkeiten mit deutlich verringerter Bettenanzahl; der 1934 begonnene Neubau der Huyssens-Stiftung, der bei seiner Eröffnung 1936 elf Fachabteilungen mit insgesamt 86

475 Betten beherbergen sollte, stand vor seiner Fertigstellung. Wie einer schriftlichen Bestandsaufnahme in den Akten der Städti- schen Krankenanstalten zu entnehmen, waren diese, nachdem sie in den letzten Jahrzehnten einen erstklassigen Ruf in der Bevölkerung genossen hatten, nur mehr „die dritte Adresse“ in Essen. Ob die poli- tische Situation, wodurch die Bevölkerung konfessionellen Häusern gegenüber den direkt der NSDAP-abhängigen Stadtverwaltung un­ terstellten Städtischen Krankenanstalten den Vorzug gab, dabei mit eine Rolle spielt, kann nur spekulativ beantwortet werden. Darüber hinaus mussten die Städtischen Krankenanstalten per Verordnung alle Wohlfahrtspatienten aufnehmen, was ebenfalls ihre Beliebtheit in der Bevölkerung nicht unbedingt gesteigert haben dürfte.

Der Krankenhausdezernent der Stadt Essen, Beigeordneter Dr. Wilhelm Fischer, attestierte 1935 eine Voreingenommenheit der Essener Ärzteschaft gegenüber den Städtischen Krankenanstalten; diese „würde wohl aufhören“, falls die „…(Städtischen) Krankenan- stalten sich kleiner setzten“. Zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit wurden in die Überlegungen der Verwaltung sowohl eine Verringe- rung der Bettenzahl als auch eine Herabsetzung des täglichen Pfle- gesatzes eingeschlossen; demgegenüber sollten die Städtischen Krankenanstalten aber, insbesondere in den Augen ihrer Ärzteschaft, die Funktion eines zentralen Versorgungskrankenhauses mit hohen und höchsten medizinischen Ansprüchen erfüllen. Der Oberbürger- meister Theodor Reismann-Grone ordnete 1935 an, die Bettenzahl von 1.400 auf 1.100 zu reduzieren; es wurde auch überlegt, eine der Kliniken zu schließen. Dabei kam in erster Linie die Gynäkologische Klinik in Betracht; deren Aufgaben sollten von der Frauenklinik des Krupp-Krankenhauses übernommen werden, welche in diesem Falle 87

gleichzeitig als Städtische Frauenklinik dienen sollte. Insbesondere der Oberbürgermeister stellte auch die Auflassung der HNO-Klinik und/oder der Nervenklinik zur Diskussion; entsprechende nieder- gelassene Fachärzte aus dem Essener Stadtgebiet sollten dafür als Konsiliarärzte gewonnen werden.

Schlussendlich setzte sich aber die Meinung durch, dass bereits die Aufgabe einer der Kliniken dem Ruf der Städtischen Kranken- anstalten weiter schaden würde. Von Seite der Krankenhausverwal- tung wurde erklärt, dass „…die Bürgerschaft einer Großstadt wie Essen von ihrer Krankenanstalt schlechterdings verlangen könne, dass sie für alle vorkommenden Krankheiten die bestbegleitende und bestausgerüstete Klinik zur Verfügung stelle“. Trotzdem wurde das Ziel der Bettenreduzierung weiter verfolgt; man vertrat die An- sicht, dass aufgrund der weiterhin zu erwartenden schlechten Wirt- schaftslage die Krankenhäuser in Zukunft im Allgemeinen nur mehr Schwerkranke zur Aufnahme bekommen werden. Walter Müller schloss 1981 daraus, dass die Krankenhausleitung bereits entspre- chende „Schlussfolgerungen“ aus den gerade in Essen offensicht- lich erkennbaren Anstrengungen bei der Aufrüstung Deutschlands gezogen hatte.

Die ärztliche Führung der Städtischen Krankenanstalten und auch die Chefärzte unterstützten jedoch ausdrücklich die Be- mühungen des langjährigen Chefarztes der Chirurgischen Klinik, Keppler, der sich in dieser Zeit besonders für den weiteren Ausbau der Städtischen Krankenanstalten einsetzte. In einem Vierjahres- plan, der einen zusätzlichen Zehnjahresplan erhielt, wurde 1935 als vordringlichstes Projekt der Neubau der Chirurgischen Klinik fest- 88

gelegt; eine hohe Priorität wurde aber auch der Neugestaltung der Frauenklinik und insbesondere dem Bau eines Bettenhauses der Medizinischen Klinik zugewiesen. Langfristig wurde die Errichtung einer Tuberkulose-Station, einer Nervenklinik, die Aufstockung des Infektionspavillons sowie Erweiterungen der Koch- und Waschkü- chengebäude ins Auge gefasst. In diesem Vierjahresplan war auch die Einrichtung eines sogenannten Selbstzahlerhauses sowie zum wiederholten Male seit der Eröffnung der Städtischen Kliniken der Bau eines Schwesternhauses enthalten. Dieser Vierjahresplan wur- de auch im November 1935 vom Rat der Stadt gebilligt; dieser Be- schluss beinhaltete auch die Kündigung der mit der Firma Krupp geschlossenen Mietverträge für das Arnoldhaus, die Nervenklinik (zum 1. Oktober 1937) und das Frauenhaus (zum 1. Oktober 1938).

Die Frage der Auslagerung der Frauenklinik war vermutlich auch direkt mit dem Problem der Durchführung von Zwangssterilisatio- nen verbunden. Aufgrund der direkt NS-gesteuerten übergeordne- ten Verwaltung der Städtischen Krankenanstalten waren diese von allen Essener Krankenhäusern am häufigsten von Zwangssterilisa- tionen betroffen. Bereits 1933 wurde im Rahmen des so genannten Ermächtigungsgesetzes das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ installiert. Es zeichnete sich durch die breite Mög- lichkeit zu Zwangssterilisation und durch die Einbeziehung sehr vieler, oft unklar definierter Gruppen von „Erbkranken“ aus. Die Zwangssterilisation wurde auch in den Essener Krankenhäuser be- sonders häufig in den Jahren 1936 und 1937 angewendet; die von speziell eingerichteten Erbgesundheitsgerichten verfügten Steri- lisationen mussten insbesondere von der Gynäkologischen Klinik (an Frauen) und der Chirurgie (an Männern) ausgeführt werden. 89

Auf dem hier 1935 skiz- zierten Plan des Opera- tionshauses der Chirurgi- schen Klinik ist auch die dem Zeitgeist entspre- chende Namensgebung aufgeführt („August- Bier-Haus“); der Name hatte sich allerdings nie im Sprachgebrauch der Städtischen Krankenan- stalten durchgesetzt.

Spätestens mit Kriegsbeginn 1939 wurden die Zwangssterilisatio- nen auf Anordnung der NS-Machthaber deutlich reduziert, was mehrere Gründe hatte. Einerseits wurde befürchtet, obwohl die Ste- rilisation nur die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigte, dass das Bild einer „Eunuchenarmee“ aufgrund zwangssterilisierter ­Soldaten entstehen könnte, andererseits fehlten im Reich aufgrund der Ein- ziehung zahlreicher Ärzte zum Kriegsdienst diese zur Durchführung von Sterilisationen und letztlich wurden vermehrt Ärzte in den be- setzten Gebieten gebraucht, um dort Zwangssterilisationsmaßnah- men durchzuführen.

Da in der Nervenklinik der Städtischen Krankenanstalten nur „heilbare“ Fälle von „Schwachsinn“ behandelt wurden, blieben den Städtischen Krankenanstalten die gefürchteten Abtransporte nach dem Euthanasie-Ermächtigungsschreiben erspart, welches von Hit- ler vermutlich im Oktober 1939 erlassen und rückwirkend auf den 1. September 1939, den Beginn des 2. Weltkrieges, datiert wurde. 90

Das 1936 eröffnete Robert-Koch-Haus, in dem das Bakteriologische Institut und die Chemische Untersuchungsanstalt untergebracht waren.

Nach Einstellung des Disziplinarverfahrens wegen der 1934 er- folgten Verurteilung zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe we- gen Verstoßes gegen die „Verordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung“ wurde am 18. April Alois Memmesheimer wieder als Chefarzt der Hautklinik eingesetzt; er bekleidete diesen Posten bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1960.

1936 Die im Zuge desselben Disziplinarverfahrens nicht mehr verlän- gerte Chefarztstelle von Otto Bossert (Kinderklinik) wurde mit Prof. Otto Ullrich (1894 – 1957), dem Erstbeschreiber (im Jahr 1929) der Merkmalskombination des nach ihm benannten Ullrich-Turner- Syndroms, dem Fehlen eines X-Geschlechtschromosoms, besetzt. 91

Nach nur einjähriger Bauzeit konnte das neue Gebäude des Bakteriologischen Instituts im Dezember 1936 seiner Bestimmung übergeben werden. In seiner Eröffnungsrede am 19. Dezember 1936 betonte Otto Hohn insbesondere die Forschungsleistungen des Instituts, welche auch dazu beigetragen hätten, die Städtischen Krankenanstalten der Stadt Essen breit in der Medizin bekannt zu machen.

In diesem Jahr wurden die endgültigen Pläne für die Neugestal- tung der Chirurgischen Klinik erarbeitet und mit den Bauarbeiten begonnen. Kernstück dieser Klinik sollte ein modernes Operations- haus sein, für dessen Errichtung 190.000 RM veranschlagt wurden. Statt eines eigenen Neubaus wurde dieses Operationshaus mit je- weils einer aseptischen und septischen Operationsabteilung durch Aufstocken und Umbau des Röntgenhauses realisiert. Dazu soll- ten in den von der Medizinischen Klinik benutzten Pavillons I – IV (Stationen 1 – 8) moderne Dreibettzimmer eingerichtet werden, die dann der Chirurgie zugewiesen werden sollten. Dadurch ­könnte die in von der Firma Krupp gemietete Räumlichkeiten ausgelagerte Frauenklinik wieder in ihr ursprüngliches, bisher von der Chirurgie genutztes Gebäude zurückkehren; diese Rochade würde auch die erwünschte Trennung der Entbindungsabteilung und der gynäko- logischen Operationsabteilung durch entsprechenden Umbau der freigewordenen Frauenklinik ermöglichen. Da der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Keppler, ein Schüler des in Kiel, Greifswald, Bonn und Berlin tätigen hoch angesehenen Chirurgen August Bier (1861 – 1949) war, wurde für die Chirurgische Klinik, dem Zeitgeist entsprechend, der Name „August-Bier-Klinik“ bzw. „August-Bier- Haus“ für das Operationshaus vorgeschlagen und auch genehmigt. 92

Die Namensgebung hat sich aber im Gegensatz zum Gebäude der Bakteriologie (dieses heißt bis heute „Robert-Koch-Haus“) nie rich- tig im Sprachgebrauch der Städtischen Krankenanstalten durchge- setzt und wurde nach dem Kriegsende überhaupt nicht mehr ver- wendet.

Die die Chirurgische Klinik und die Frauenklinik betreffenden Planungen gingen aber aufgrund äußerer Einflüsse eindeutig zu Lasten der Medizinischen Klinik, deren Arbeitsbedingungen in den noch aus der Kriegszeit stammenden Baracken als katastrophal zu bezeichnen waren. Die Nutzung der Stationen 1 – 8 durch die Chirur- gische Klinik machte die Planung eines Neubaus der Medizinischen Klinik notwendig, der nunmehr auf dem ursprünglich für den Neu- bau des Operationshauses vorgesehenen Bereich des Klinikgeländes errichtet werden sollte. Vorgesehen war ein modernes Bettenhaus mit insgesamt 117 Betten.

1937 Die Rüstungsanstrengungen der Nazis machten den angestreb- ten Baubeginn für dieses Bettenhaus im April 1937 aber unmög- lich. Die „Geschäftsgruppe Rohstoffverteilung“, unter anderem auch zuständig für die Aufrüstung im Rahmen des Vierjahresplans („Kanonen statt Butter“), verweigerte dem geplanten Neubau die Zuteilung wichtiger Rohstoffe wie Kupfer und Stahl. Ein sichtlich genervter Wilhelm Pfeiffer, seit 1912 Chefarzt der Medizinischen Kli- nik, drohte in einer Stellungnahme mit dem „Eingehenlassen“ der Medizinischen Klinik, sollte der Neubau an den fehlenden Rohstoff- genehmigungen scheitern. Das „Schicksal der Städtischen Kran- kenanstalten sei dann wohl zur Freude der konfessionellen Häuser besiegelt“, führte er weiter aus. Nur durch massive Bemühungen 93

der Krankenanstalten und der Stadt Essen konnte der Regierungs- präsident in Düsseldorf dazu bewogen werden, dem Neubau des Bettenhauses die entsprechend notwendige Priorität zuzuweisen, um die Freigabe der benötigen Baumaterialien zu erreichen. Im September wurden die angeforderten Metalle durch die Eisen- und Stahlbewirtschaftungsstelle bewilligt, wobei allerdings zur Auflage gemacht wurde, mit 50 Tonnen Stahl beim Neubau auszukommen; für die geplanten Heizungsanlagen wurde zusätzlich verfügt, nur mit Stahlblechen und Keramik das Auslangen zu finden.

Im Juni 1937 wurde das Operationshaus der Chirurgischen Klinik eröffnet; bereits im März wurde vermerkt, dass diese als die mo- dernste OP-Abteilung Westdeutschlands zu bezeichnen ist. Eine ursprünglich vorgesehene kinderchirurgische Station wurde aber kurzfristig doch nicht realisiert, wodurch sich auch die Chirurgische Klinik an der geforderten Reduzierung der Bettenzahl beteiligte.

Operationshaus der Chirurgischen Klinik Anfang der 1940er Jahre. 1936 – 1937 wurde das bestehende „Röntgenhaus“ aufgestockt und umgebaut, so dass in den oberen Geschossen moderne Operationssäle für die Chirurgie eingerichtet werden konnten. Im Erdgeschoss bestand weiterhin eine Röntgenabteilung. 94

1938 Im Januar wurde der Umbau der Frauenklinik („Königin Luise- Haus“) fertig gestellt; damit kehrte nach zwölf Jahren Unterbringung im Kruppschen Arnoldhaus und den Kruppschen Erholungsheimen die Frauenklinik wieder auf das Gelände der Städtischen Krankenan- stalten zurück. Die am 5. Februar eröffnete Klinik war zu dieser Zeit sicherlich eine der modernsten und leistungsfähigsten Frauenklini- ken Deutschlands. Am 1. Juli begann der Neubau der Medizinischen Klinik mit Ausschachtungsarbeiten; im August kommt der Bau aber weitgehend durch Mangel an Zement und Bauziegeln zum Erliegen. Die Grundsteinlegung für den Bau erfolgt mit einem kleinen Fest- akt am 3. Oktober. Vermutlich etwas überoptimistisch vermerkt der Jahresbericht der Krankenanstalten im Januar 1939, dass zum Jahres- ende der Rohbau der Medizinischen Klinik beinahe fertig gestellt ist und mit einer baldigen Eröffnung des Bettenhauses zu rechnen sei (die tatsächliche Eröffnung erfolgt am 15. September 1940).

Grundsteinlegung für den Neubau der Medizinischen Klinik im Juli 1938 durch Prof. Wilhelm Pfeiffer, dem Chefarzt der Klinik. Durch den aufgrund der Rüstungsanstrengungen Deutschlands eingetretenen Baustoffmangel ver- zögert sich die Eröffnung der Medizini- schen Klinik bis September 1940. 95

Adolf Hitler besucht in Begleitung von Heinrich Himmler und Sepp Dietrich am 16. Juli 1938 den bei einem Flugzeugabsturz verunglück- ten NSDAP-Gauleiter Josef Terboven, der in den Städtischen Krankenan- stalten behandelt wird.

Diese Verzögerungen beim Neubau des Bettenhauses der Me- dizinischen Klinik machen in den nachfolgenden zwei Jahren noch eine Reihe von (improvisierten) Maßnahmen notwendig, um den Notstand beim Betrieb der Medizinischen Klinik zu lindern.

Im Juli verunglückte der NSDAP-Gauleiter und begeisterte Flieger Josef Terboven mit seinem Flugzeug; seine Verletzungen wurden an der Chirurgischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten versorgt. Am 16. Juli wurde Terboven von Adolf Hitler und Heinrich Himmler besucht; über den Besuch des Führers wurde am folgenden Tag ins- besondere in der NS-Presse ausführlich berichtet.

Am 1. Oktober übersiedelte auch die bisher im Kinderhaus der Kruppschen Erholungshäuser untergebrachte Nervenklinik in die HNO-Klinik, womit die Räumung der von der Stadt von der Firma Krupp angemieteten Räumlichkeiten als abgeschlossen angesehen werden konnte. Die Aufgabe von angemieteten Räumen führte auch zu einer Bettenreduktion von 1.250 auf 1.192; diese waren mit 81 % Auslastung um 6 % höher ausgelastet als die zu dieser Zeit mit 75 % festgelegte Normalausnutzung eines Krankenhauses. 96

1939 Mit dem Kriegsausbruch im September 1939 kamen auf die Städ- tischen Krankenanstalten besondere Aufgaben und Belastungen zu. Im Rahmen des zivilen Luftschutzes mussten die Krankenanstalten die Aufnahme von durch Luftangriffe Verletzten für bestimmte Stadtteile von Essen sicherstellen. Am 30. und 31. August, also den letzten beiden Tagen vor Kriegsausbruch, mussten auf Anordnung des leitenden Luftschutzarztes 100 Kranke entlassen werden, bei denen durch die Entlassung „keine Gefahr für Gesundheit und Le- ben“ bestand. Die durch diese Maßnahme entstandene Minderbe- legung mit einem täglichen Einnahmenverlust von 600 RM führte aber nach wenigen Tagen zur Aufhebung der Anordnung durch den für das Krankenhauswesen zuständigen Stadtrat.

Bereits 1937 war in einem geheimen Erlass festgelegt worden, im Kriegsfalle in einer Reihe von in der Umgebung der Krankenanstalten gelegenen Schulen (BMV-Schule, Bardelebenschule, Barthel-Bruyn- Schule und im Schulkomplex an der Mülheimerstraße) Hilfskran- kenhäuser einzurichten; tatsächlich wurden mit Kriegsbeginn die BMV-Schule, die Goetheschule, die Schulen an der Mülheimerstraße sowie das Erholungsheim der Landesversicherungsanstalt in Heid- hausen zu diesem Zweck herangezogen. Dadurch sollte die Betten- kapazität der Städtischen Kliniken auf mindestens 3.000 Betten er- höht werden, wobei aber durch sofort verfügbare Notmaßnahmen (z. B. Einbeziehung der im Besitz der Krankenanstalten stehenden Wohnhäuser) der Bettenstand in den Kliniken selbst von ca. 1.200 Betten auf 1.600 Betten angehoben wurde. Nach dem Krankenhaus- bericht waren auch die für diesen Bettenbestand notwendigen Pfle- gekräfte verfügbar, die ärztliche Versorgung wurde aber durch die kriegsbedingte Einziehung klinisch geschulten Personals insbeson- 97

dere in der Chirurgischen Klinik als kritisch betrachtet. Insgesamt wurden bis Ende 1939 26 Ärzte, 20 Schwestern, 8 Krankenpfleger und 15 „sonstige Mitarbeiter“ zum Kriegsdienst eingezogen; so auch am 4. September der Chefarzt der Hautklinik, Memmesheimer, als Marinestabsarzt; sein Oberarzt Dr. Wilde übernahm die Leitung der Klinik.

Da auch zahlreiche Ärzte aus Privatpraxen zum Kriegsdienst eingezogen wurden, was zur umgehenden ärztlichen Minderver- sorgung der Bevölkerung führte, wurden auch die Städtischen Krankenanstalten Anfang September per Anordnung veranlasst Ambulanzen einzurichten; diese Anordnung wurde allerdings Ende September bereits wieder aufgehoben.

Im Jahresbericht 1939 werden die organisierte Abhaltung von Heimabenden zur Feierabendgestaltung „insbesondere der weib- lichen Gefolgschaftsmitglieder“, allgemeine sportliche Übungen, zwei Betriebsausflüge anlässlich des „Festes der nationalen Arbeit“ sowie die Weihnachtsfeier in der Kinderklinik für alle Hausangestell- ten („….mit stimmungsvollem Verlauf“) besonders vermerkt. „Die Gefolgschaft erwies sich wie immer, auch nach Beginn des Krieges, als zuverlässig und verständig, und ist von nationalsozialistischem Geist durchdrungen.“

Nach der Fertigstellung eines Anbaus an die Nervenklinik im März, kam es durch den Kriegsausbruch zur Verzögerung des Neu- baus der Medizinischen Klinik, der damit nicht wie geplant 1939 fertig gestellt werden konnte. Zur Versorgung der Krankenanstal- ten mit Wasser, auch für Löschzwecke nach Luftangriffen, wurde die 98

Bohrung eines am Klinikgelände gelegenen Brunnens geplant und voraussichtlich entstehende Kosten von 60.000 RM in den Haus- haltsplan der Krankenanstalten mit eingerechnet. Mit der Begrün- dung, dass ohnehin ein neues Wasserwerk für Essen gebaut werden soll, stoppte der 1937 zum Oberbürgermeister ernannte Just Dill- gardt die Brunnenbaupläne.

1940 Am 15. September wurde der Neubau der Medizinischen Klinik seiner Bestimmung übergeben. Dadurch wurden die von der Medi- zinischen Klinik bisher in anderen Kliniken (Augenklinik, HNO-Klinik, Nervenklinik) genutzten Räumlichkeiten freigegeben und entlaste- ten damit diese Kliniken beträchtlich. Der Oberbürgermeister, der in seiner Ansprache auf den durch den Krieg bedingten Mangel an Baumaterialien und Arbeitskräften als Ursache der Bauverzögerun- gen hinwies, übergab den Schlüssel des Neubaus an den Chefarzt Wilhelm Pfeiffer. Der ursprünglich mit 470.000 RM veranschlagte Neubau des Bettenhauses hatte schlussendlich 552.000 RM gekos- tet. Die Fertigstellung der Medizinischen Klinik sollte die vor dem Krieg erstellte Planung der Neugestaltung der Städtischen Kliniken zum leistungsfähigen Großkrankenhaus abschließen; die Stadtver- waltung betonte aber, dass der Neubau des Bettenhauses nicht das Ende, sondern den Beginn einer neuen Entwicklung an den Städti- schen Krankenanstalten signalisiere. Trotz des Krieges wurde daher bereits 1940 mit der Erstellung eines Generalplanes zum weiteren Ausbau der Krankenanstalten begonnen. Dabei wurde insbesondere der Aufbau einer Spezialklinik für Unfall- und Berufskrankheiten, die an die Städtischen Krankenanstalten angeschlossen werden sollte, 99

Am 15. September 1940 eröffneter Neubau der Medizinischen Klinik. Der beein- druckende Zweckbau wurde am 14. Februar 1942 bei einem massiven Luftangriff schwer beschädigt und war weitgehend unbenutzbar.

planerisch in Angriff genommen. Die Pläne wurden aber verworfen, als bekannt wurde, dass der stellvertretende NS-Reichsärzteführer diese Institution für eine andere Stadt vorgesehen hatte.

Durch das vermehrte Auftreten von Infektionskrankheiten mussten spezielle Räumlichkeiten für Scharlach- bzw. Diphtherie- kranke eingerichtet werden. Die bisherigen Tuberkulosebaracken 41 und 42 wurden aufgrund medizinischer Unzulänglichkeiten auf- gegeben; Tuberkulosekranke wurden nunmehr ausschließlich auf der speziell dafür eingerichteten Station (Station 16) behandelt. 100

Dritte Klasse-Zimmer im Neubau der Medizinischen Klinik. 101

Gegen Ende des Jahres wurde mit dem Beginn der Umbauarbeiten an der Augenklinik begonnen. Neben der Fertigstellung von Luft- schutzkellern für Kranke und das Klinikpersonal wurden mehrere Luftschutzübungen durchgeführt, um dem mit Luftschutzauf­gaben betrauten Personal Gelegenheit zu geben, sich einen Überblick über die umfangreichen Aufgaben im Falle eines Luftangriffs auf die Städtischen Krankenanstalten zu verschaffen. Ende 1940 wurde der gesamte Bettenbestand der Städtischen Krankenanstalten mit 1.333 angegeben; die Auslastung betrug knapp 80 %.

Im Februar wurde in Nachfolge des bereits am 31. Juli 1939 ver- abschiedeten Otto Ullrich (er folgte dem Ruf auf den Lehrstuhl für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Rostock) Dr. Ernst Nedel- mann (1897 – 1972) zum Chefarzt der Kinderklinik berufen. Er trat am 10. Juni 1940 seinen Dienst an.

Im Laufe des Jahres 1940 erhöhte sich die Zahl der zum Kriegs- dienst eingezogenen Mitarbeiter der Krankenanstalten auf 130.

Aus diesem Jahr stammt auch ein Eintrag in den Akten der Kran- kenanstalten, in dem der Gesundheitsdezernent der Stadt Essen, Dr. Schlicht, auf das seit 1935 bestehende Verbot für Juden, öffent- liche Gebäude zu betreten, hinweist. Juden durften daher nur in ausdrücklich jüdischen Krankenhäusern aufgenommen werden; der Dezernent verfügt zusätzlich, offensichtlich aufgrund eines Einzelfalles, dass für abgewiesene jüdische Kranke auch keine Emp- fehlungen für andere nicht-jüdische Krankenhäuser ausgesprochen werden dürfen. 102

Neubau der Medizinischen Klinik vom Verwaltungsgebäude über einen Zierteich gesehen (1940). Im Hintergrund ist die Kinderklinik zu erkennen.

Aufgrund der angeordneten Erhöhung der Bettenkapazitäten durch den Krieg versuchten die Städtischen Krankenanstalten in der Umgebung des Klinikums Wohnraum anzumieten oder zu kau- fen. Dr. Schlicht schickte am 5. Dezember eine ausführliche Stellung- nahme an den Essener Oberbürgermeister, in der er von Problemen der Städtischen Krankenanstalten bei der Suche nach geeigneten Unterbringungen für Ärzte und Schwestern in der Nähe der Kran- 103

kenanstalten berichtet. Dabei schreibt er „…daher wurde Umschau gehalten nach Häusern, die etwa zu kaufen bzw. im Wege der Ari- sierung des Grundbesitzes zu übernehmen wären.“ Dabei hat er of- fensichtlich die Wohnblöcke Hufelandstraße 23 und 25 im Auge; ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, das NSDAP-Mitglied Schwarzlose, forderte das städtische Grundbuchamt auf herauszufinden, ob die jüdischen Besitzer bereit sind zu verkaufen, „…wenn nicht, würde er beim Reichswirtschaftsministerium um ‚Zwangsentjudung’ ansu- chen.“ Die Häuser wurden nach zahlreichen vorangegangenen Schi- kanen im Juli 1941 den Besitzern, der in Essen seit Generationen an- sässigen Familie Strauß, auf der Grundlage des §2 der „Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens“ vom 3. Dezember 1938 „vom Staat abgekauft“.

1941 Der Jahresbericht der Krankenanstalten beginnt mit dem Hin- weis auf einen weiteren, enormen Anstieg an Infektionskranken; dadurch musste auch das Hilfskrankenhaus in der BMV-Schule für Diphtherie- und Scharlachkranke in Anspruch genommen werden. Durch diese Zunahme war auch eine Steigerung der Auslastung der Krankenanstalten von knapp 80% im Vorjahr auf über 87% gegeben. Die Zahl der an den Krankenanstalten beschäftigen Ärzte sank durch Einberufungen zum Kriegsdienst von 53 auf 40, wodurch auf einen Arzt 32,5 Betten entfielen (1940 23,5 Betten pro Arzt). Im Gegensatz zum ärztlichen Personal waren 1941 mehr Schwestern und techni- sches Personal verfügbar (334 gegenüber 315 im Jahr 1940). 104

Die Kiefer- und Zahnklinik erhielt nach entsprechenden Umbau- maßnahmen im Gebäude der Augenklinik ab Februar eigene Kran- kenbetten; bisher waren Operierte aus der Kiefer- und Zahnklinik in Betten der Chirurgischen Klinik untergebracht worden. Die Umbau- maßnahmen in der Augenklinik selbst wurden im Mai abgeschlos- sen, wodurch die Augenklinik, wie im Jahresbericht festgehalten, „mit jeder anderen Augenklinik in Wettbewerb treten kann.“

Im Oktober 1941 „kaufte“ die Stadt Essen für die Städtischen Krankenanstalten die im Zuge der oben beschriebenen Arisierungs- maßnahmen „vom Staat“ übernommenen Häuser Hufelandstraße 23 und 25, die danach als Schwesternwohnheime genutzt wurden. Die bisherigen jüdischen Besitzer wurden noch im Oktober zum Auszug aus den Häusern gezwungen; sie wurden 1943 nach There- sienstadt und später nach Auschwitz deportiert, wo alle Mitglieder der Familie umgebracht wurden. Lediglich der im Jahr 1943 20-jäh- rigen Tochter Marianne Strauß * (1946 verehelichte Ellenbogen) ge- lang unmittelbar vor der Deportation die Flucht. Sie überlebte den Krieg im Untergrund, wobei sie von einer Reihe von Nicht-Juden an ständig wechselnden Orten außerhalb Essens versteckt wurde.

Im Februar wurde der langjährige Chefarzt der HNO-Klinik, Muck, verabschiedet; an seine Stelle trat mit gleichem Datum Prof. Johannes Koch (1901 – 1968), der von der HNO-Klinik des Universi- tätsklinikums in Halle/Saale nach Essen berufen wurde. Für diese Wahl war offensichtlich die mehrheitliche Stellungnahme der Chef- ärzte der Krankenanstalten ausschlaggebend, die sich vehement gegen einen massiv von der SS protegierten Gegenbewerber aus-

* Ihr Schicksal und das ihrer Familie wurde anhand ihrer Erinnerungen im Buch „In einem unbewachten Augenblick“ (Autor: Mark Roseman) beeindruckend beschrieben. 105

gesprochen hatten. Der Chefarzt der Medizinischen Klinik, Pfeiffer, der durch Erlass des Oberbürgermeisters nach Vollendung seines 66. Lebensjahres im Oktober bis zum Ende des Krieges als Chefarzt eingesetzt worden war, erkrankte schwer und konnte seinen Dienst auch nicht mehr antreten; seine Vertretung übernahm der „Kriegs- oberarzt“ Dr. Hubert Mathes.

Auf Anordnung des Gauluftkommandos in Münster wurden die Städtischen Krankenanstalten aufgefordert, einen bomben- und splittersicheren Operationssaal einzurichten, um auch bei Luftan- griffen den Operationsbetrieb aufrechterhalten zu können. Obwohl der Bau dieses Operationssaales unter der Station 7 der Chirurgi- schen Klinik im Juni begonnen wurde, konnte er erst im August des Jahres 1942 fertig gestellt werden. Die weitere Zunahme der Ein- berufungen (Ende 1941 waren 189 Mitarbeiter der Krankenanstal- ten von der Wehrmacht eingezogen worden) machte es notwenig, Ärzte im Bedarfsfall von einer Klinik zur anderen zu versetzen.

1942 Am 4. Februar wurde an den Städtischen Krankenanstalten eine Frauenmilchsammelstelle eröffnet. Die Einrichtung wurde durch eine Spende von 12.500 RM durch die Familie Krupp von Bohlen und Halbach möglich, wodurch im Erdgeschoss der Kinderklinik entspre- chende Räumlichkeiten ausgebaut werden konnten. Der Chefarzt der Kinderklinik Nedelmann erklärte bei der Eröffnung, dass „…man hoffe, durch diese helfende Tat zum Wohle der schwächlichen Säug- linge die Sterblichkeit von 5,8 % zu senken.“ 106

Am frühen Morgen des 14. Februar kam es zu einem massiven Luftangriff auf Essen, bei dem erstmalig auch die Städtischen Kran- kenanstalten schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden; die Kin- derklinik sowie die vor einigen Monaten vollkommen neu ausge- stattete HNO-Klinik wurden dabei vollständig zerstört, wobei in der Kinderklinik zehn Kinder, eine Säuglingsschwester und vier Hausge- hilfinnen nur mehr tot aus den Trümmern des Gebäudes geborgen werden konnten. Die Stadt Essen sollte im Verlauf des Krieges unter anderen aufgrund ihrer kriegswichtigen Industrieanlagen das Ziel von 272 Luftangriffen werden, wovon 30 als schwer eingestuft wur- den. Das wiederholte Bombardement eines Großkrankenhauses wie der Städtischen Krankenanstalten beruht auf der am 14. Februar 1942 vom britischen Luftfahrtministerium herausgegebenen Anwei- sung zum Flächenbombardement („Area Bombing Directive“)*; die Einsätze sollten sich auf die Moral der feindlichen Zivilbevölkerung konzentrieren – insbesondere auf die der Industriearbeiter. Kriegs- historisch begann die Umsetzung dieser Direktive mit dem Flächen- bombardement von Essen in der Nacht vom 8. zum 9. März 1942, bei dem die Städtischen Kliniken noch nicht mitbetroffen waren.

Nach der sofortigen und vollständigen Räumung von Kin- der- und HNO-Klinik wurden diese in die BMV-Schule verlegt; die Säuglingsstation der Kinderklinik wurde in das Erholungsheim der Landesversicherungsanstalt in Heidhausen verlagert. Die durch Flie- gerbomben ebenfalls vollständig unbenutzbar gewordene Tuber- kulose-Station wurde geschlossen; erst im Herbst 1943 wurde die

* „It has been decided that the primary objective of your operations should be focused on the morale of the enemy civil population and in particular the industrial workers“; General Directive No.5 (S.46368/D.C.A.S) 107

Tuberkulose-Station im Evangelischen Krankenhaus Werden wieder eingerichtet, wodurch ein beträchtlicher Mangel an Tuberkulose- betten in Essen auftrat. Durch den Luftangriff wurden noch weitere zehn Gebäude der Städtischen Krankenanstalten in unterschied­ lichem Ausmaß beeinträchtigt; auch Teile der Medizinischen Klinik und der Frauenklinik wurden geräumt und die Kranken verlegt oder aus der Krankenhauspflege entlassen. Erschwerend kam dazu, dass eine Reihe von einstöckigen Pavillons mit Flachdächern „nach den Bestimmungen des Reichsministers der Luftfahrt“ nicht mehr mit Kranken belegt werden durften, da in diesen der Luftschutz nicht gewährleistet war. Nach dem Luftangriff im Februar waren an den Krankenanstalten nur mehr 670 Kranke untergebracht; Ende 1942 standen insgesamt 1.080 Betten zur Verfügung, wobei im Mittel 881 Kranke pro Tag versorgt wurden. Durch den deutlichen Rückgang der Belegungszahlen ergab sich im Vergleich zu 1941 ein um 49 % gestiegener finanzieller Zuschussbedarf für die Städtischen Kran- kenanstalten (pro Pflegetag ein Zuschuss von 3,86 RM gegenüber 2,58 RM für 1941).

Am 11. Juni erlag der Chefarzt der Medizinischen Klinik, Pfeiffer, seiner schweren Erkrankung; er leitete die Medizinische Klinik von 1912 – 1941 und war von 1912 – 1934 auch Ärztlicher Direktor der Krankenanstalten. 108

Die durch den Bombenangriff am Morgen des 14. Februar 1942 schwer zerstörte Kinder­ klinik. In den Trümmern starben zehn Kinder, eine Säuglingsschwester und vier Hausgehilfinnen. DieKinderklinik musste umgehend vollständig ausgelagert werden. 109

1942 waren nur mehr 36 Ärzte an den Städtischen Krankenan- stalten beschäftigt; auch die Anzahl der Krankenschwestern ging leicht zurück (von 255 auf 240). Die Zahl der zum Kriegsdienst ein- gezogenen Mitarbeiter erhöhte sich auf 222, wobei offensichtlich bis auf die 38 eingezogenen Ärzte noch ausreichend qualifizierter Ersatz eingestellt werden konnte.

Interessanterweise wurde 1942 trotz der erheblichen Kriegschä- den durch den Luftangriff vom 14. Februar intensiv die Schaffung eines eigenen, bestens ausgestatteten Röntgeninstitutes unter der Leitung eines Chefarztes betrieben; diese scheiterte an den be- trächtlichen finanziellen Belastungen für die Stadt Essen, die sich außerstande sah, die vorgesehenen umfangreichen Investitionen zu diesem Zeitpunkt schultern zu können. Inwieweit die Vorstellung des für die Leitung vorgesehenen Chefarztes, Prof. Hohlfelder, den „SS-Röntgensturmbann“ dem geplanten Röntgen-Zentralinstitut anzugliedern, diese ablehnende Entscheidung beeinflusst hat, ist nicht abschließend zu klären.

Der Jahresbericht 1942 vermerkt den Baubeginn einer auf Ver- anlassung des Landesarbeitsamtes Rheinland und auf Kosten des Arbeitsamtes am Gelände der Städtischen Krankenanstalten einzu- richtenden Krankenbaracke mit 28 Krankenbetten für ausländische Arbeiterinnen. 110

1943 In diesem Jahr waren die Städtischen Krankenanstalten bei mindestens fünf Luftangriffen auf Essen betroffen. Der Luftangriff am 3. April verursachte gröbere Schäden an der Augenklinik und den Stationen 1 und 2 der Chirurgischen Klinik; die beiden chirur- gischen Stationen mussten vollständig geräumt werden, während die Augenklinik den Betrieb notdürftig aufrecht erhalten konnte. Die Angriffe am 3. und 12. März, 27. Mai und 15. Oktober führten zu Allgemeinschäden an zahlreichen Gebäuden, die jedoch laut Jah- resbericht * der Krankenanstalten keine nennenswerten Ausfälle an Krankenbetten mit sich brachten.

Der Luftangriff vom 3. April betraf auch das Gebäude des Patho- logischen Instituts, welches fortan seinen Obligationen nur mehr eingeschränkt nachkommen konnte; neben der Diagnostik von Biopsien und Operationspräparaten betrafen diese vor allem auch die Identifikation von Opfern von Luftangriffen. Der Chefarzt der Pathologie, Wilke, war seit 1934 Ärztlicher Direktor der Krankenan- stalten (bis 1944) und seit Kriegsbeginn leitender Luftschutzarzt. Wilke und insbesondere sein leitender Mitarbeiter Dr. Schumacher (seit 1937 am Institut tätig; nach dem Krieg wechselte er in die Rönt- genologie und wurde Chefarzt einer großen Röntgenabteilung in Aachen) wurden durch die Arbeit an Bombenangriffsopfern, wie sie nach dem Krieg in persönlichen Gesprächen mit Walter Müller, seit 1947 Nachfolger Wilkes als Chefarzt der Pathologie, darstellten, des öfteren an den Rand ihrer physischen und psychischen Grenzen ge- bracht.

* Dieser wurde anscheinend 1947 rekonstruiert; vermutlich dürfte das Original verloren ge­ gangen sein. 111

Beim Luftangriff am 14. Februar 1942 wurde auch die HNO-Klinik massiv in Mitleidenschaft gezogen; auch diese Klinik musste vollständig ausgelagert werden.

Im März 1943 wurde die in der BMV-Schule behelfsmäßig unter- gebrachte Kinderstation in die ehemalige Gauleiterschule in Mül- heim-Menden verlagert; nachdem auch die HNO-Klinik nach Re- paratur der Bombenschäden am 18. März wieder bezogen werden konnte, stand das Behelfskrankenhaus in der BMV-Schule wieder vollumfänglich der Chirurgischen Klinik für Katastrophenfälle zur Verfügung. Die Umbauarbeiten in der Maria-Wächtler-Schule, die als Behelfskrankenhaus für Infektionskranke vorgesehen war, waren beinahe abgeschlossen, als die Schule beim Luftangriff am 5. März getroffen wurde und die oberen Stockwerke ausbrannten; damit standen keine zusätzlichen und dringend benötigten Betten für In- fektionskranke zur Verfügung.

Am Ende des Jahres standen den Städtischen Krankenanstalten 1.099 reguläre und 400 Behelfsbetten in der BMV-Schule zur Verfü- gung; die Betten in den Krankenanstalten wiesen eine Auslastung von knapp 77 % auf. Die Zuschüsse zu den Krankenpflegetages­ sätzen konnten 1943 mit 2,58 RM wieder auf das Niveau von 1941 abgesenkt werden; erreicht wurde dies zu einem Gutteil durch Erstattung von Nutzungsschäden durch die Landesregierung. 112

Die seit dem Tod Pfeiffers 1942 unbesetzte Chefarztstelle der Me- dizinischen Klinik wurde am 1. März 1943 durch Prof. Adolf Heymer (1902 – 1978; 1959 Rufannahme auf den Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Bonn) besetzt. Die Zahl der zum Kriegsdienst ein- gezogenen Mitarbeiter erhöhte sich auf 239, davon 39 Ärzte und 145 Schwestern. Der Jahresbericht vermerkt nunmehr auch, dass auch der Ersatz des Pflegepersonals immer schwieriger wird. Die in den Kriegsjahren bis 1942 in den Jahresberichten immer breit beschrie- bene „Gemeinschaftspflege“ mit Sportaktivitäten, Betriebsappel- len, Ausflügen und Feiern kommt 1943 weitgehend zum Erliegen. Es finden lediglich noch ein Betriebsausflug und die Weihnachtsfeier (von der auch nicht mehr wie üblich vermerkt wird, dass sie stim- mungsvoll verlaufen sei!) statt; neu im „Programm“ ist allerdings ein monatlicher Filmabend im Lehrsaal der Kinderklinik.

Die Baumaßnahmen in diesem Jahr sind ausschließlich dem Luftschutz sowie der Beseitigung von Bombenschäden gewidmet. Schutzwände gegen Luftdruck und Splitterwirkung wurden an den meisten Gebäuden errichtet. Besonders hebt der Jahresbe- richt die Schaffung von Gleitbahnen von diversen Stationen zu den Luftschutzkellern hervor, die als wesentliche Erleichterung für die manchmal täglich mehrfach notwendigen Transporte der Kranken in die Luftschutzräume gepriesen wurde. Ebenso vermerkt der Jah- resbericht, dass „endlich“ auch im September mit dem Bau eines Luftschutzstollens für die Krankenanstalten begonnen wurde. Wal- ter Müller kommentiert 1981 dazu, dass man in den Städtischen Krankenanstalten die Bedrohung durch Luftangriffe der im Krieg unersetzlichen Krankenhauseinrichtungen offenbar viel zu spät als relevant erkannt und mit den entsprechenden Maßnahmen begon- 113

nen hat. Die heftigen Bombenangriffe auf Essen führen zu starkem Zustrom von Bomben- und Brandverletzten, zu dessen Bewältigung auch mit Lazarettzügen und Großraumkrankenwagen größere Ver- legungen von Patienten in „weniger luftgefährdete Gebiete des üb- rigen Reiches“ durchgeführt werden.

Vermutlich 1943 wurde die 1928 an den Städtischen Krankenan- stalten gegründete Schule für medizinisch-technische Assistentin- nen geschlossen, da kriegsbedingt weder die räumlichen Gegeben- heiten noch das notwendige Lehrpersonal für den Unterricht und die praktischen Kurse zur Verfügung standen. Im Jahresbericht für 1945 wird nach den schweren Luftangriffen im Oktober und Dezem- ber 1944 sowie am 11. März 1945 auch fast die gesamte Ausstattung der Schule für technische Assistentinnen als zerstört vermerkt. Ins- besondere auf Initiative von Walter Müller, ab 1947 Chefarzt der Pa- thologie, wurde die Schule im Jahr 1948 wieder eröffnet.

1944 In diesem Jahr erlebt Essen eine Reihe schwerer und schwerster Luftangriffe, die mehrere Tausend Tote und ein Mehrfaches an Ver- letzten fordern. Bombenangriffe am 23. und 25. Oktober führten zur fast vollständigen Zerstörung der Städtischen Krankenanstal- ten; die vier Jahre zuvor eröffnete Medizinische Klinik erhielt zwei Volltreffer und war dadurch unbenutzbar. Wie durch ein Wunder kam keiner der achtzig Patienten im behelfsmäßigen Luftschutz- keller des Gebäudes bei den Treffern zu Schaden. Die Patienten wurden unverzüglich in das Evangelische Krankenhaus in Werden verlagert; ein von der Wehrmacht dort betriebenes Lazarett muss- te dafür geräumt werden. Bei diesen Luftangriffen wurde auch das 1907 als Heil- und Krankenanstalt für Nervenkranke eingerichtete, 114

zwischenzeitlich als Schwesternheim betriebene Gebäude der Lühr- mann-Stiftung fast vollkommen zerstört, wobei ein Todesopfer zu beklagen war. Lediglich ein kleiner Teil konnte weiter als Notlazarett verwendet werden. Zwei weitere Luftangriffe am 12. und 24. Dezem- ber setzten den Krankenanstalten weiter heftig zu. Das Operations- haus der Chirurgischen Klinik war zerstört, es wurde in Kellerräu- men der Station 7 behelfsmäßig operiert. Unter Aufbietung aller Kräfte konnte auf der ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogenen Frauenklinik ein durchgehender behelfsmäßiger Operationsbetrieb aufrechterhalten werden. Die Hautklinik und die Nervenklinik muss- ten vollständig geräumt werden; die Patienten wurden teilweise im Laufe des Januar 1945 im Knappschaftskrankenhaus in Steele und im Franz-Sales-Haus untergebracht. Das Gebäude der Pathologie war nunmehr ebenfalls völlig unbenutzbar geworden. Am Insti- tut fand keinerlei Tätigkeit mehr statt; fallweise wurde in Werden und Heidhausen obduziert. Wilke als Chefarzt der Pathologie hatte den Verlust des Instituts mit dessen wertvollen Materialsammlun- gen für Forschungszwecke bis zu seinem Tod 1953 nicht verwinden können. Das Verwaltungsgebäude, mehrere Wirtschaftsgebäude sowie das Kesselhaus waren am Jahresende praktisch ebenfalls un- brauchbar.

Am Jahresende 1944 waren auf dem Gelände der Städtischen Krankenanstalten gerade noch 45 Betten einsatzfähig; diese waren fast ausnahmslos im Luftschutzstollen und in einigen Luftschutz- kellern untergebracht. Zum Jahresende waren 34 Ärzte und 240 Schwestern und Pfleger an den Krankenanstalten beschäftigt. Der Zuschuss für den Pflegetag wird mit 3,64 RM angegeben. 115

Der Ärztliche Direktor Wilke musste als Luftschutzarzt Ende 1944 mit der Luftschutzpolizei Essen verlassen; dadurch ernann- te der Oberbürgermeister Just Dillgardt formell den Chefarzt der HNO-Klinik Koch mit der Durchführung der Geschäfte des Ärztlichen Direktors.

1945 Die Städtischen Krankenanstalten erlitten am 11. März, einen Monat vor der vollständigen Besetzung Essens durch die Amerika- ner, ihren letzten Luftangriff. Danach waren praktisch alle Gebäude mehr oder weniger unbenutzbar. Laut Jahresbericht an die Stadt- verwaltung „…durch etwa 216 Bombentreffer, teils schwersten Kali- bers verwüstet und zu 80 % zerstört, befanden sich die Städtischen Krankenanstalten bei Kriegsende in einer geradezu hoffnungslosen Lage: ohne Wasser, Licht; Heizung, Gas und Fernsprecher, überall zer- störte Wege und Abwasserleitungen, kein zur Aufnahme von Kran- ken geeignetes Zimmer, kein unbeschädigter Operationssaal, kein Dach, das Schutz gegen Witterung und Regen bieten konnte, überall Bombentrichter mit übelriechenden und gesundheitsschädigenden Flüssigkeiten, Elendsunterkünfte für Pflege-, Verwaltungspersonal und Arbeiter“ waren die Städtischen Kliniken tatsächlich am Ende.

Trotz dieses trostlosen Zustandes begannen sofort nach Been- digung des Krieges die Aufräumungs- und Wiederinstandsetzungs- maßnahmen. Die Betriebsangehörigen der Städtischen Krankenan- stalten setzten auch durch Ableisten von wöchentlich vier unentgelt- lichen Überstunden in Zusammenarbeit mit meist privaten Firmen, die von der Stadtverwaltung mit den Arbeiten beauftragt wur- den, nach wenigen Tagen die Lichtanlagen provisorisch in Betrieb; 116

von Anfang an wurden die Instandsetzung der Abwasserleitungen und die Beseitigung der Bombentrichter vorangetrieben. Im Juni konnte die Wasserleitung wieder benutzt werden; in den niedriger gelegenen Gebäuden gab es sogar schon wieder Fließwasser. Die Heizungsanlage wurde gerade rechtzeitig vor Eintritt der kalten Jah- reszeit in Teilen wieder funktionsfähig gemacht, um entsprechende Anlagen vor Frost schützen zu können. Am 15. September war die Fernsprechanlage mit einer Amtsleitung und 19 Nebenstellen, im November eine Querverbindung zum Rathaus wieder in Betrieb. Dächer wurden mit Blech, und, soweit vorhanden, mit Dachziegeln neu gedeckt; Fenster und Türen wurden soweit wie möglich aus- gebessert. Wände wurden hochgezogen und noch brauchbare Ge- bäudeteile durch Errichten von Außenwänden wetterfest gemacht. Für die völlig zerstörte Hautklinik wurde mit dem Bau einer neuen Baracke begonnen.

Nationalsozialistische „Gemeinschaftspflege“ mit Turnübungen der­Mitarbeiterinnen auf dem Gelände der Städtischen Krankenanstalten. 117

Als „medizinisches Personal“ waren im Jahr 1945 260 Mitarbei- ter (darunter 31 Ärzte und 151 Schwestern) an den Krankenanstal- ten beschäftigt; 1944 waren es noch 359, darunter 34 Ärzte und 240 Schwestern. Trotzdem vermerkt der Jahresbericht hier eine Rückkehr von sieben Mitarbeitern von der Wehrmacht oder aus der Gefangen- schaft. Die Bettenzahl und deren Auslastung unterliegen im Laufe des Jahres so starken Schwankungen, dass keine verlässlichen Angaben für die einzelnen Kliniken gemacht werden können; am Jahresende stehen im Klinikum aber wieder 588 Betten zur Verfügung. Der be- nötigte Zuschuss für den Pflegtag wird mit 8,63 RM angegeben und wird mit den Kosten für die Behebung der Zerstörungen der Kran- kenanstalten begründet. Erstattungen für die durch Luftangriffe ent- standenen Schäden durch die Landesregierung sind aber nicht mehr zu erwarten, da die Militärregierung derartige Erstattungen unter- sagt hat. Die durch Bombentreffer entstandenen ­Inventarschäden an den Krankenanstalten wurden mit 960.705 RM errechnet, das Hochbauamt bezifferte die Gebäudeschäden mit 5.534.500 RM. Die beiden Summen würden nach heutiger Kaufkraft (als Basiswert wird die Kaufkraft der RM im Jahr 1938 zugrunde gelegt) 2,9 bzw. 16,9 Millionen Euro betragen, was kaum dem tatsächlichen Wert eines vollständig zerstörten Großklinikums entsprechen würde.

Am 1. Oktober tritt der langjährige Chefarzt der Chirurgischen Kliniken Keppler in den Ruhestand; er hatte die Chirurgischen Kli- niken seit 1919 geleitet und war insbesondere die treibende Kraft für den notwendigen Ausbau der Krankenanstalten in den Jahren vor dem Krieg. Die vertretungsweise Leitung der Klinik übernahm sein Oberarzt Dr. Christians. Ende 1945 sind laut Jahresbericht 118

32 Betriebsangehörige (16 Ärzte, 7 Angestellte und 9 Arbeiter) noch nicht vom Wehrdienst bzw. der Gefangenschaft zurückgekehrt. Eine eigentümliche Situation war durch die Rückkehr von Wilke nach Essen entstanden; dieser war nunmehr wieder formell der Ärzt- liche Direktor, während die Geschäfte materiell von Koch geführt wurden. Mehrere Chefärzte legten Wilke den Rücktritt als Ärzt­ licher Direktor nahe, was dieser auch beim Oberbürgermeister nach einigem Druck durch die Krankenhausverwaltung beantragte. Das Verhältnis der Mehrheit der Chefärzte zu Wilke war offensichtlich sehr angespannt, was kaum in der gegebenen Situation für die not- wendige gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Ärztlicher Leitung und Chefärzten besonders dienlich gewesen sein dürfte; dazu dürf- te Wilke 1945 seine bereits sichtbar angeschlagene Gesundheit die Ausübung der Tätigkeiten des Ärztlichen Direktors ohnehin unmög- lich gemacht haben. Um Wilke den Rücktritt zu erleichtern, wurde ihm angeboten, neben seiner Chefarzttätigkeit in der Pathologie weiterhin die Bezüge des Ärztlichen Direktors zu behalten. Für die Städtischen Kliniken entstanden keine zusätzlichen Kosten, da sich Koch bereit erklärte, wie bisher die Tätigkeit des Ärztlichen Direktors unentgeltlich auszuüben.

Im Wege der Entnazifizierung wurden an den Städtischen Kran- kenanstalten laut Jahresbericht für 1945 sieben Beamte und sechs Angestellte entlassen; darunter befanden sich der Verwaltungs- direktor Walter Hamann (der 1949 wieder als Verwaltungsdirektor eingestellt wurde), sein Stellvertreter Heinrich Bruckmann sowie der Leiter der technischen Abteilung. Im Zuge der Wiedergutma- chung wurde Otto Bossert als aus politischen Gründen Geschädig- ter im Juli 1945 wieder als Chefarzt der Kinderklinik eingesetzt (siehe 119

oben). Als Verwaltungsdirektor wurde am 11. Juli der Stadtamtmann Dr. Hans Küper (bis 1949) eingesetzt.

Wie bereits eingangs zu den Jahren 1933 – 1945 gesagt, hat die Herrschaft des Nationalsozialismus für die Städtischen Kranken- anstalten ausschließlich negative Auswirkungen gehabt. Obwohl die Krankenanstalten 1933 nur wenige Mitarbeiter aus politischen oder rassischen Gründen verloren haben, scheint trotz des Drucks, der gerade auch auf führende Ärzte ausgeübt wurde, in die NSDAP einzutreten (was vermutlich auch bei etlichen Ärzten zum Erfolg geführt hat), die Grundhaltung der Chefärzte nicht gerade über- schwänglich für die Sache des Nationalsozialismus gewesen zu sein; dies spiegelte sich auch bei einigen Personalentscheidungen wider, die zuungunsten von der NSDAP oder NS-Organisationen protegierten Bewerbern ausgingen. Naturgemäß konnte die Zeit des Nationalsozialismus auch an den Städtischen Krankenanstalten nicht ohne Verstrickung vorbeigehen; hier wurden, wie allerdings in den anderen Essener Krankenhäusern auch, durch die NS-Rassen- und Erbgesetzgebung verordnete Zwangssterilisationen an Frauen und Männern durchgeführt und die Städtischen Krankenanstalten waren auch Nutznießer von Arisierungsmaßnahmen. Aus den Ak- ten des Stadtarchivs als auch der Städtischen Krankenanstalten ist nicht zu eruieren, wie viele Mitarbeiter der Krankenanstalten durch den Krieg ums Leben gekommen sind oder verletzt wurden. 120

Lebensläufe

Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Julius Grober

Julius Johann August Armin Grober wurde am 27. November 1875 als Sohn eines praktischen Arztes in Laucha a. d. Unstrut (Thüringen) geboren. Aufge- wachsen ist Grober jedoch in Bremen, wo er auch das sehr angesehene huma- nistische Gymnasium Illustre besuchte. Nach seinem Schulabschluss absol- vierte er nach einem kurzen Zoologie- studium das Medizinstudium in Jena, Prof. Julius Grober, Ärztlicher Bonn und Straßburg, wo er 1899 auch Direktor der Städtischen sein Medizinisches Staatsexamen ab- Krankenanstalten und Chefarzt der Medizinischen legte. Noch im selben Jahr promovier- Klinik von 1909 – 1912. te er mit einer experimentellen Arbeit „Über Atmungsinnervation der Vögel“ in Jena. Am 1. Juli 1899 wurde er in der Medizinischen Klinik in Jena As- sistenzarzt und bereits 1901 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin mit einer Arbeit über die „Resorptionskraft der Pleura“. 1904/05 arbei- tete er unter Ludwig Aschoff, einem der namhaftesten deutschen Pa- thologen, am Pathologischen Institut in Marburg, wobei er auch immer wieder Zeit am Tropenmedizinischen Institut in London und Liverpool verbrachte. 1906 wurde ihm in Jena die außerordentliche Professur in Innerer Medizin verliehen.

1907 wurde Grober zum Leitenden Arzt und Chefarzt der Medizi- nischen Klinik der in Bau befindlichen Städtischen Krankenanstalten in Essen gewählt. Der Abfassung des Anstellungsvertrages am 7. März 1908 (Beginn des Dienstverhältnisses war erst der 1. April 1909!) folg- te ein ausgedehnter Schriftverkehr über Fragen der zukünftigen Aus- stattung der Krankenanstalten, aber auch über die Höhe von Grobers Gehalt sowie seinem Ansuchen, den Patienten der 1. und 2. Klasse eige- 121

ne Honorare in Rechnung stellen zu können. In seinem Schreiben vom 5. Mai 1908 an den Gesundheitsdezernenten der Stadt Essen, Driessen, verglich Grober sogar in tabellarischer Form das von der Stadt Essen ge- machte finanzielle Angebot mit dem Gehalt Leitender Ärzte der Städte Mannheim, Hamburg, Bremen, Dortmund und Nürnberg; zumindest im Vergleich mit diesen Städten war das Essener Angebot mit jährlich 7.000 RM (ohne Dienstwohnung, aber mit Pensionsanspruch) beiweiten das ge- ringste. Die in diesem Schriftverkehr geführte Auseinandersetzung führ- te einerseits zu einem Beschwerdeschreiben Grobers an das ­Preußische Kultusministerium* und andererseits zu einer Anfrage der Stadt Essen an dieses Ministerium, welche Ersatzkandidaten für Grober in Frage kämen, da dieser „offensichtlich versuche, aus seinen in Essen einge- gangenen Verpflichtungen herauszukommen.“ Das Ministerium über- mittelte der Stadtverwaltung zwar eine Liste mit mehreren Internis- ten, die „besonders tüchtig und der Aufgabe in Essen in allen Richtungen gewachsen sind“, zeigte aber auch Verständnis für Grobers Forderung bezüglich der Erstellung eigener Honorarnoten und empfahl eine güt- liche Einigung. Die Stadt Essen blieb aber offensichtlich in dieser Frage unnachgiebig.

Wie eine von Grober im Januar 1949 angeforderte Bescheinung der Stadt Essen zeigt, wurde Grober schlussendlich als Leitender Arzt der Krankenanstalten und Chefarzt der Medizinischen Klinik ein jährliches Gehalt von 8.500 RM bezahlt, wobei die Mehrzahlung von 1.500 RM die vertraglich vereinbarte maximale Kompensation darstellte, auf die Grober Anspruch hatte, sofern seine Privatpraxis jährlich nicht mehr als 3.000 RM erwirtschaften würde (d. h. die Praxis ging offensichtlich schlecht). Ab 1. April 1910 wurde Grober vom Leitenden Arzt zum Ärzt- lichen Direktor erhoben und sein Gehalt auf jährlich 10.000 RM erhöht. Grober nahm, vereinbarungsgemäß nach der Unterzeichnung seines Dienstvertrages, ab März 1908 regelmäßig an den Sitzungen der Neu- baukommission für die Städtischen Krankenanstalten teil; dafür wurde vertraglich ein Taggeld von 20 RM sowie die Erstattung der Zugreise in der 1. Klasse vereinbart.

* Das Ministerium der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten wurde 1817 als Kultusministerium des preußischen Staates gegründet. 122

Bereits vor der Eröffnung der Städtischen Krankenanstalten am 27. Juli 1909 erhob Grober die dringliche Forderung zum Bau einer Chi- rurgischen Klinik. Sowohl in seiner Eröffnungsrede als auch bei seiner Tischrede im Rahmen des offiziellen abendlichen Festbanketts zur Er- öffnung wies er auf die Notwendigkeit einer Chirurgischen Klinik hin. Diese Forderung blieb auch sein Kernstück bei den Überlegungen zur weiteren Entwicklung der Krankenanstalten; um die Einrichtung einer Chirurgischen Klinik zu ermöglichen, machte Grober 1910 sogar das An- gebot, eine Station in dem zur Medizinischen Klinik gehörenden Pavil- lon IV bis auf Widerruf zu überlassen. Damit stellte er die Weichen zur Einrichtung einer provisorischen Chirurgischen Klinik im Pavillon IV der Krankenanstalten im November 1913, zum Zeitpunkt der Eröffnung der Chirurgie war Grober aber bereits seit zwei Jahren einem Rückruf nach Jena gefolgt.

Ebenso erfolglos setzte sich Grober für die Einrichtung eines ­Pathologischen Instituts in der ersten Bauphase ein; dabei hat sicher- lich seine Tätigkeit bei Aschoff in Marburg mit eine Rolle gespielt, wo ­Grober den Wert der Pathologie für die Krankenversorgung, aber auch die ­wissenschaftliche Forschung erkannt haben dürfte. Auch hier wurde sein Wunsch abgelehnt mit dem Hinweis auf die Kosten und insbesondere die (politisch gewollte) Grundausrichtung der Kranken­ anstalten, deren Zweck nicht die Durchführung wissenschaftlicher Unter­suchungen sei.

Insgesamt hat Grober aber sicherlich maßgeblich sowohl der Um- setzung der Planungen beim Bau als auch bei der Inbetriebnahme der Städtischen Kliniken seinen Stempel aufgedrückt. Es ist auch da- von auszugehen, dass Grober Einfluss auf die Besetzung der anderen Chefarztpositionen genommen hat. Dazu ist aber ein Zeitungsartikel aus der lokalen Presse zu Grobers Weggang von besonderem ­Interesse, in dem deutliche Kritik an der Personalpolitik der Stadtverwaltung geübt wird. 123

Zeitungsartikel aus der Essener Lokalpresse, in dem deutliche ­Kritik an der Personalpolitik der Stadt Essen geübt wird, sowohl was die Person des Ärztlichen Direktors Grober als auch der ­übrigen Chefarztbesetzungen betrifft.

Dem Briefwechsel anlässlich der Gründungsfeier des Universitäts- klinikums Essen 1963 mit dem Essener Oberbürgermeister Wilhelm Nieswandt und dem Gründungsdekan der Medizinischen Fakultät und Direktor des Pathologischen Instituts, Walter Müller, lässt sich entneh- men, dass Grober von Jena nach Essen mit dem Auftrag des Preußischen Kultusministers Ludwig Holle* (1855 – 1909) ging, die Essener Kranken- anstalten in Verbindung mit den Stadtbehörden zu einer Akademischen Anstalt im Sinne einer Akademie für praktische Medizin zu entwickeln. Eine hervorragende Rolle bei diesen Überlegungen spielte insbesondere der in Dinslaken geborene Ministerialdirektor Friedrich Althoff (1839 – 1908), der Grober 1907 unangemeldet noch in Jena aufsuchte, um als Hochschulreferent des Preußischen Kultusministeriums nach Köln und Düsseldorf die dritte Medizinische Akademie seines Heimatbezirkes zu initiieren; Grober berichtete auch von entsprechenden Gesprächen bis 1912 mit diversen Räten des Preußischen Kultusministeriums. Die Stadt- verordnetenversammlung hatte sich in diesen Jahren jedoch stets ve- hement gegen die Errichtung einer Medizinischen Akademie in Essen ausgesprochen. Walter Müller stellte 1981 die hypothetische Frage, wie

* Ludwig Holle war ein Bruder des damaligen Essener Oberbürgermeisters Wilhelm Holle. 124

sich die Städtischen Krankenanstalten entwickelt hätten, wäre diese In- itiative Althoffs, der im Herbst 1907 aus dem Dienst schied und bereits ein Jahr später verstarb, erfolgreich gewesen.

Der 1839 in Dinslaken geborene Friedrich Althoff beeinflusste als Kulturpolitiker die Entwicklung der Universitäten in ­Preußen am Ende der 19. und Beginn des 20. Jahr- hunderts maßgeblich. Er förderte die Errichtung von Medizinischen Akademien in Köln und Düsseldorf; ebenso wünschte er sich die Entwicklung einer Medizinischen Akademie in Essen, was ­insbesondere an der Haltung der Stadt Essen scheiterte.

Die für Grober aber zweifelsfrei unbefriedigende Entwicklung der Städtischen Krankenanstalten hatte bei ihm zu Überlegungen geführt Essen wieder zu verlassen, wobei jedoch durchaus auch seine persönli- chen beruflichen Umstände mit eine maßgebliche Rolle gespielt haben dürften. In seiner Personalakte im Essener Stadtarchiv findet sich ein vom 20. April 1911 datierter Brief des Magistrats der Stadt Magdeburg zur Besetzung der Chefarztstelle für Innere Medizin am Magdeburger Krankenhaus Altstadt, in dem vertraulich in Essen angefragt wird „aus welchen Gründen der Herr Professor Dr. Grober den dortigen Dienst verlässt und ob er zur Leitung einer Krankenhausabteilung geeignet erscheint.“ Ebenso wurde nachgefragt, wie Grobers Umgang mit der Krankenhausverwaltung und den Privatpraxen der Stadt sei und ob er „den Zweck der Krankenbehandlung in den Vordergrund gestellt hat oder mehr um die wissenschaftliche Verwertung des Krankenmaterials bemüht gewesen war.“ Leider liegt der Akte kein Antwortschreiben der Stadt Essen bei; aus welchen Gründen auch immer, Grober wurde nicht Chefarzt in Magdeburg. 125

Am 12. Juli 1911 teilt Grober dem Essener Oberbürgermeister Holle schriftlich mit, dass er „nach reiflicher Überlegung die Herzogliche Regierung in Braunschweig gebeten habe, von meiner Person bei der Besetzung der Directorstelle am Herzoglichen Krankenhause dort ab- zusehen“. Als Begründung für diese Absage gab Grober die „besseren Aussichten auf die Zukunft“ in Essen gegenüber Braunschweig an. Ne- ben dem nochmaligen dringenden Wunsch zum Ausbau der Chirurgie, erbat Grober in diesem Schreiben die Gewährung einer Dienstwoh- nung in der unmittelbaren Umgebung der Krankenanstalten sowie die neuerliche Überprüfung seines mehrfach vorgebrachten Wunsches, von Patienten der 1. und 2. Klasse ein Honorar verlangen zu dürfen. Er be- gründete dies damit, dass die „Ärzte der Stadt und auch ich selbst An- stoß daran nähmen, sie (d. h. Patienten aus den Praxen; Anm. d. Verfas- ser) in die Anstalt zu schicken und dort von mir kostenlos behandeln zu lassen. Auch das Publikum selbst hat daran Anstoß genommen“. Auch zu diesem Schreiben findet sich in der Akte kein Antwortschreiben des Oberbürgermeisters bzw. der Stadt Essen.

Interessanterweise gab Grober in seinem Schreiben vom Januar 1949 als Zeitraum für seine Tätigkeit als Ärztlicher Direktor der Städtischen Krankenanstalten den 1. April 1909 bis 30. Juni 1911 an, obwohl oben ge- nanntes Schreiben mit der Absage in Braunschweig erst am 11. Juli 1911 verfasst wurde. Die näheren Umstände und auch der genaue Zeitpunkt seiner Kündigung in Essen sind anhand der vorhandenen Unterlagen nicht genau eruierbar; auch verschiedene nach seinem Tod verfasste Nachrufe behandeln seinen Weggang aus Essen sehr ungenau. Nach Angaben von Walther Amelung, einem Schüler Grobers in Jena, hatte Grober in Jena von 1907 – 1911 einen Lehrauftrag für pathologische Phy- siologie und ab 1911 einen Lehrauftrag für physikalische Therapie (einen der ersten auf diesem Gebiet). Wie der weitere universitäre Werdegang von Grober zeigte, könnten auch seine speziellen Forschungsneigungen der Hauptgrund seines Wegganges von Essen gewesen sein und die si- cherlich wenig befriedigenden Umstände in Essen, sowohl was die aus seiner Sicht mangelhafte Entwicklung der Krankenanstalten als auch 126

seine persönliche finanzielle Situation, diesen Weggang nur erleichtert haben. In allen Abhandlungen wird Grober als ein überdurchschnitt- lich intelligenter, hoch gebildeter, äußerst aktiver Mensch und Wissen- schaftler mit besonderer Durchsetzungsfähigkeit beschrieben. Auch über seine Emeritierung im Jahr 1955 hinaus, war Grober offensicht- lich voller Pläne; er spornte seine wissenschaftlichen Mitarbeiter und Freunde ständig zur Mitarbeit an. Zutreffend scheint vor allem die Be- zeichnung „liebenswürdiger Feuerkopf“ zu sein, da es Grober nie schnell genug gehen konnte.

Grobers Tätigkeit in Essen hatte deutlichen Einfluss auf seine Publi- kationsfelder. Hatte er vor 1910 zahlreiche Publikationen zu unterschied- lichsten experimentellen und klinischen Ergebnissen veröffentlicht, so begann er sich in den Jahren 1910 und 1911 mit Fragestellungen zur Ein- richtung und dem wirtschaftlichen Betrieb von größeren Krankenhäu- sern zu beschäftigten; das Sammelwerk „Das Deutsche Krankenhaus“ bot einen umfassenden Überblick über das Krankenhauswesen. Nach seiner Rückkehr nach Jena 1912 dominierten die Themen physikalische Therapie, Ernährung sowie Klima- und Akklimatisierung; es finden sich

Deckblatt eines Sonderdrucks eines 1911 gehaltenen Referats Grobers zur Errichtung von Krankenanstalten. 127

aber auch in späteren Jahren immer wieder Arbeiten, die die Fragen aus diesen Themenkreisen mit dem Bau und Betrieb von Krankenhäusern verbinden.

Im ersten Weltkrieg, der Grober auf einer Forschungsreise in Nordaf- rika überraschte, war er als beratender Internist des deutschen, österrei- chischen und türkischen Heeres in Frankreich, Russland, Rumänien und Syrien. Sein Interesse galt insbesondere der Beobachtung von Krank- heitsverläufen unter anderen klimatischen Bedingungen. 1918 erhielt er einen Ruf als Ordinarius für Innere Medizin an die Deutsche Univer- sität Dorpat (heutiges Tartu, Estland). Er kehrte allerdings bereits nach einem Semester nach Jena zurück, wo er sich die nächsten Jahre der Begutachtung von Kriegsversehrten widmete. Daneben unternahm er seine erste Forschungsreise nach Südamerika. 1925 wurde er zum Direk- tor des physikalisch-therapeutischen Instituts in Jena berufen. In den folgenden Jahren unternahm Grober insgesamt acht Forschungsreisen nach Südamerika, Teneriffa sowie Zentral- und Südafrika, bei denen er sich mit Fragen wie Hitzschlag, Sonnenstich, Anpassung etc. an un- gewohnte klimatische Bedingungen beschäftigte. Grober schuf damit die Grundlage eines bis dahin weitgehend unbeachteten Forschungs- gebietes der physikalischen Therapie unter besonderer Berücksichti- gung klimatischer Einflüsse, über das er auch mehrere Monographien veröffentlichte (u. a. „Die Akklimatisation“ 1936; „Der weiße Mensch in Afrika und Südamerika“ 1939). Grober war auch Mitherausgeber meh- rerer Fachzeitschriften. 1934 veröffentlichte er das „Klinische Lehrbuch der physikalischen Therapie“, von dem noch vier weitere Auflagen er- schienen (1950, 1960, 1963, 1970). Grober wurde 1955 emeritiert und übersiedelte an seinen Alterssitz nach Bad Bodendorf/Rheinland-Pfalz; auch hier war er weiterhin aktiv und arbeitete an einem vierbändigen „Handbuch der physikalischen Therapie“, von dem jeweils zwei Bände vor und nach seinem Tod erschienen sind.

Julius Grober verstarb am 10. November 1971 im 96. Lebensjahr in Bad Bodendorf. 128

Prof. Dr. med. Richard Hessberg – entlassen aufgrund seiner nicht-arischen Herkunft

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste nach 20-jähriger Tätigkeit als Chefarzt der Augenklinik Prof. Richard Joseph Hessberg (1879 – 1960) die Lei- tung der Klinik Ende 1933 aufgeben.

Hessberg besuchte das Gymnasium in Essen und Höxter. Nach dem Abi- tur studierte er Medizin in , Breslau und München. Danach war er Assis­tenzarzt an den Augenkliniken der Universitäten München und Breslau; Prof. Richard Hessberg, ab 1910 war er in der Augenarzt­praxis Chefarzt der Augenklinik von 1913 bis 1933. seines Vaters Dr. Leopold Hessberg (1845 – 1913) in Essen tätig, der zu dieser Zeit auch Chefarzt der Augen­klinik der Städtischen Krankenanstalten war. Nach dem Tod seines ­Vaters wurde er dessen Nachfolger als Chef- arzt der Augenklinik.

In der Weimarer Republik hatte er sich neben dem Beruf als Augen- arzt auch politisch und literarisch betätigt. Er gehörte der Deutschen Volkspartei an und als Mitglied der Gesellschaft der Bibliophilen stif- tete er der Gesellschaft 1925 einen Brief des Schriftstellers Carl Lebe- recht Immermann an Heinrich Heine; 1920 wohnte Thomas Mann in seinem Haus in Essen. Beruflich war Hessberg maßgeblich am Auf- bau der Augenklinik der Städtischen Krankenanstalten beteiligt. 1918 gründete er außerdem den bis heute bestehenden Blindenhilfsverein Essen, dessen Vorsitzender er bis 1933 und danach wieder von 1955 – 1960 war. Neben seiner Praxis und seiner Chefarzttätigkeit gründe- te er 1928 gemeinsam mit dem jungen Lehrer Karl Vatteroth, der an der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten langzeitstationäre 129

Kinder unterrichtete, die „Schule für fast blinde Kinder“ in Essen-Stee- le. Diese Schule blieb die einzige ihrer Art in Deutschland bis 1954. Hessberg war Mitbegründer des „Hauses für Ärztliche Fortbildung“.

Während seiner Ehe mit einer Nichtjüdin, mit der er drei Kinder hat- te, war Hessberg zum Protestantismus konvertiert; die Ehe wurde 1934 geschieden. Die Einnahmen aus seiner Praxis gingen in den Jahren bis 1938 sukzessive zurück, da nicht-jüdische Patienten immer seltener zu ihm kamen und ab 1936 die Behandlung von nicht-jüdischen Patienten vollständig untersagt war. Nachdem ihm wie allen jüdischen Ärzten am 1. Oktober 1938 die Approbation entzogen wurde und er im Zuge der Geschehnisse der Reichspogromnacht vom 8. November bis 12. Dezem- ber 1938 in „Schutzhaft“ genommen worden war, verkaufte Hessberg seine Besitztümer in Deutschland und verließ das Land im Mai 1939. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz, emigrierte er über Spa- nien nach Kuba. Da er dort keine Arbeitserlaubnis als Augenarzt erhielt, wanderte er schließlich in die USA aus, wo er als Augenarzt tätig war

Augenklinik der Städtischen Krankenanstalten (1909). Die Augenklinik wurde mit Hilfe der Hirschland-Stiftung errichtet. Nach der Übersiedlung der Augenklinik im Jahr 1967 in den Neubau der Augen- und HNO-Klinik wurden in dem Gebäude nach entsprechenden Umbaumaßnahmen Teile der Orthopädischen Klinik untergebracht. Das Gebäude ist eines der wenigen Häuser aus der Gründungszeit der Städtischen Krankenan- stalten, die heute noch in relativ ursprünglicher Form am Klinikgelände existieren (sogenannte „Alte Orthopädie“). 130

und auch die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. In den USA heiratete er im Mai 1948 seine ebenfalls wieder nicht-jüdische zweite Frau Erica, geb. Nockher (1899 – 1978); durch einen Beschluss der Hanse- stadt Hamburg wurde diese Ehe rückwirkend vom 15. September 1935 anerkannt.

Hessberg kehrte vermutlich bereits 1948 nach Deutschland zurück; ab 1950 betrieb er seine Wiedereinbürgerung. Nach Essen kehrte er 1952 im Ruhestand zurück; er engagierte sich wieder für „seine“ Schule für sehbehinderte Kinder und beteiligte sich wie vor 1933 wieder sehr in- tensiv an der Arbeit des „Hauses für Ärztliche Fortbildung“. Am 4. März 1953 wurde seinem im November 1952 gestellten Antrag als ‚Verfolgter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft’ anerkannt zu werden, stattgegeben (sh. Seite 131); am 14. August 1954 wurde ihm auch eine finanzielle Entschädigung für die in der NS-Zeit erlittenen materiellen Schäden zuerkannt. Hessberg wurde auch mit dem Bundesverdienst- kreuz ausgezeichnet.

Durch den Rassenwahn des Nationalsozialismus hatten die Städti- schen Krankenanstalten 1933 mit Prof. Richard Hessberg einen ihrer en- gagiertesten und angesehensten Chefärzte verloren. Glücklicherweise erkannte Hessberg 1939 noch rechtzeitig die Zeichen der Zeit und ver- ließ Deutschland. Er kehrte nach dem Krieg als fast 70-jähriger in seine Heimatstadt Essen zurück und begann sich umgehend wieder für die ärztliche Fortbildung, die Blindenschule und den Blindenhilfsverein zu engagieren.

Richard Hessberg verstarb 1960 in Essen. Er hätte allemal ein Denkmal verdient. 131 132

Prof. Dr. med. Otto Bossert – entlassen wegen „politischer Unzuverlässigkeit“

Privat-Dozent Dr. Otto Bossert (1887 – 1968) wurde im Juni 1922 zum Chef- arzt der Kinderklinik berufen. Wie alle Chefärzte der Städtischen Krankenan- stalten war sein Vertrag auf zwölf Jah- re (bis zum 31. Mai 1934) mit der Mög- lichkeit zur Weiterbestellung befristet. Otto Bossert hatte maßgeblich zum Aufbau und zu der hervorragenden Reputation der Kinderklinik in diesen Jahren beigetragen. Aufgrund seiner Prof. Otto Bossert, Chefarzt der Kinderklinik 1922 – 1933 wissenschaftlichen Leistungen wurde und 1945 – 1954. Die Portrait­ er im August 1931 zum Honorarprofes- aufnahme stammt aus dem sor an der Medizinischen Akademie in Jahr 1965. Düsseldorf ernannt.

Prof. Otto Bossert wurde am 23. Dezember 1933 in „Schutzhaft“ ­genommen.

Aus der den Personalakten beiliegenden Anschuldigungsschrift geht hervor, dass Mitte Dezember 1933 ein Mitglied der SA mit Namen Frei- tag eine Unterschlagung begangen hat, was „in der Stadt Essen in der Form eines Gerüchtes bekannt und unter der Bevölkerung besprochen wurde“. Durch einen Patienten wurde dem Chefarzt der Hautklinik, Prof. Alois Memmesheimer am 18. oder 19. Dezember „vertraulich“ mit- geteilt, dass es sich bei diesem Gerücht nicht um einen „unbedeutenden SA-Mann namens Freitag“ (Zitat Anschuldigungsschrift), sondern um den Essener Kreisleiter der NSDAP Hermann Freytag handeln würde, der 60.000 RM unterschlagen und „in unsolider Gesellschaft“ durchge- bracht hatte und deshalb im Konzentrationslager sei. Diese Mitteilung wurde von Memmesheimer unter dem Siegel der Verschwiegenheit an 133

Bossert weitergegeben, der diese allerdings am 22. Dezember der Ober- schwester der Kinderklinik mit der Bemerkung, „was denn wohl die Oberin Overdyck dazu sagen würde“ (laut Anschuldigungsschrift eine begeisterte Anhängerin des Nationalsozialismus, was auch Bossert be- kannt gewesen sein dürfte), anvertraute. Die Schwester der Kinderklinik leitete die Mitteilung jedoch unverzüglich an die Oberin Else Overdyck weiter, die ihrerseits umgehend einen an den Städtischen Krankenan- stalten tätigen SA-Arzt informierte, der Erkundigungen bei der Kreis- leitung der Partei einzog. Die dadurch aufmerksam gewordene Kreis- leitung ließ daraufhin die Professoren Memmesheimer und Bossert am 23. Dezember verhaften.

Unter anderem wurde es in der Anschuldigungsschrift als erwiesen angesehen, dass die beiden Professoren gegen der §3, Absatz 3 der Ver- ordnung des Reichspräsidenten „zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung“ (die Grundlage des 1934 eingeführten sogenannten Heimtücke-Gesetzes) grob fahrlässig ver- stoßen hätten, was mit einer Gefängnisstrafe mit bis zu zwei Jahren geahndet werden konnte. Obwohl von der Staatsanwaltschaft betont wurde, dass es sich bei den beiden Angeschuldigten um verdiente Män- ner handelte (es wurde beispielsweise angeführt, „dass Bossert mehr als 40 Bluttransfusionen an sich selbst vorgenommen hatte,* um Kin- dern mittelloser Eltern zu helfen“), wurde ihnen insbesondere zur Last gelegt, dass „sie bei ihrer Bildungsstufe hätten wissen müssen, dass je- des Gerücht, das sich gegen die Bewegung richtet, zersetzend wirkt“.

Am 6. Januar 1934 fand in Dortmund ein Sondergerichtsverfahren, in dem die beiden Professoren, wie vom Staatsanwalt gefordert, zu drei (Bossert) bzw. vier (Memmesheimer) Monaten Gefängnis verurteilt wurden, statt. Dazu wurde vom Staatsanwalt gefordert, Memmeshei- mer als Chefarzt der Hautklinik zu entlassen und bei Bossert, dessen befristeter Dienstvertrag ohnehin im Mai 1934 enden würde, die Ab- erkennung des Ruhegehaltes, der Hinterbliebenenversorgung und der Amtsbezeichnung Professor im Zuge eines Disziplinarverfahrens zu

* Gemeint ist, dass Bossert sich Blut zur Transfusion bei Kindern hatte abnehmen lassen. Anm. der Verfasser. 134

veranlassen. Bei Memmesheimer wurde in der Urteilsbegründung als straferschwerend angesehen, dass er nach seinem Eintritt in die NSDAP im April 1933 nicht umgehend nach Kenntniserhalt des Gerüchts die entsprechenden Stellen der Partei verständigt hatte; es bleibt offen, ob die Parteizugehörigkeit (mit) ausschlaggebend dafür war, dass Memmesheimer am 18. April 1935 wieder als Chefarzt der Hautklinik der Städtischen Krankenanstalten eingesetzt wurde. Die Verurteilten traten am 1. ­April 1934 (dem Ostersonntag) ihre Gefängnisstrafen an; Bossert wurde nach einem Monat ohne Angabe von Gründen aus dem Gefängnis entlassen. Diese Vorgehensweise war bei Verstößen gegen die genannte Verordnung und auch später beim Heimtücke-Gesetz offensichtlich gebräuchlich, da die abschreckende Wirkung auch eines kurzen Gefängnisaufenthaltes als ausreichend angesehen wurde. Der- artig Verurteilte standen danach „unter genauer Beobachtung“ und vermieden in der Regel ­penibel weitere Verstöße.

Am 31. Januar 1934 wurde gegen Bossert und Memmesheimer beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Dienstentlassung beantragt; in der Begründung dieses Antra- ges wird unter anderem festgestellt, dass „die Dienstentlassung mit- hin keine Benachteiligung darstellt, sondern Beseitigung eines nicht mehr begründeten Vorrechtes (gemeint ist die Ausübung der ­ärztlichen Tätigkeit in einem großen Krankenhaus wie den Städtischen Kranken­ anstalten neben der Praxisausübung; Anm. d. Verf.) und führt die beiden Herren lediglich in den Kreis der allgemeinen Lage der Ärzte- schaft zurück“. Der Einsetzung des Verfahrens wurde am 13. Februar 1934 vom Regierungspräsidenten zugestimmt, als Tag der Disziplinar- voruntersuchungen wurde der 19. und 20. März 1934 mit Vernehmung zahlreicher Zeugen festgelegt. Laut Vernehmungsprotokoll betonen mehrere Zeugen die offensichtliche nationalsozialistische Einstellung von Memmesheimer, während Bossert zwar „als eine streng national eingestellte Persönlichkeit, nicht aber als abgestempelter Parteimann bekannt gewesen sei.“ Bei den Zeugenbefragungen geht es teilweise auch darum, ob die beiden Professoren in früheren Jahren politisch in 135

der Nähe anderer Parteien gewesen wären. Zur seinerzeitigen Bewer- bung Memmesheimers um den Posten des Chefarztes der Hautklinik berichtet sogar ein Zeuge von dem Gerücht (sic!), dass Angehörige der Zentrumspartei sich für Memmesheimer eingesetzt hätten. Im Zuge des Verfahrens musste Bossert Ahnenpässe für sich und seine Frau bei- bringen; dazu stellte er den Antrag, Stellungnahmen der Professoren Bessau (Charité Kinderklinik Berlin) und Stolte (Universitätskinderklinik Breslau) bezüglich seiner wissenschaftlichen Leistungen, seines wissen- schaftlichen Ansehens sowie der ärztlichen und menschlichen Qualitä- ten einzuholen. Am 11. Juni 1934 ging ein Schreiben der Reichsleitung der NSDAP, Sachverständigenbeirat für Volksgesundheit, München, beim Essener Oberbürgermeister Reismann-Grone ein, dass „Dr. Bossert in seiner Angelegenheit ein Gesuch an den Stellvertreter des Führers ge- schickt hat. Nach Prüfung der Sache würden wir Sie bitten, von weiteren Maßnahmen gegen Dr. Bossert abzusehen, bevor Sie nicht das Urteil der Disziplinarkammer in Händen halten“. Das Disziplinarverfahren wurde Ende 1934 eingestellt, möglicherweise auch auf Anweisung höherer NSDAP-Kreise. Bossert wurde aber trotzdem nicht mehr mit der Leitung der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten betraut.

Am 18. Mai 1934 war Bossert bereits von der Krankenhausleitung mitgeteilt worden, dass er, ungeachtet des Ausgangs des anhängigen Disziplinarverfahrens, unter keinen Umständen mit einer Verlängerung seines zum 31. Mai auslaufenden Dienstvertrages rechnen könne. Auf- grund der späteren Einstellung des Disziplinarverfahrens wurde ihm je- doch ein Ruhegehalt ausgezahlt. Aus dem 1945 für die Alliierte Militär- regierung in Deutschland abgegebenen Personalblatt geht hervor, dass Bossert bis zu dessen Auflösung im Juli 1943 Leiter des evangelischen Kinderheimes an der Moltkestraße in Essen war. Von März 1934 bis März 1935 betrieb er auch eine Kinderarztpraxis; daneben hielt er Vor- lesungen an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf. Von ­Feb­ruar 1944 bis zur Besetzung Essens am 11. April 1945 durch die Amerikaner war Bossert Bereitschaftsführer der Sanitätsstelle III der Luftschutz- polizei. In seiner Auskunft an die Militärregierung gab er an, sich nach 136

der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 trotz Aufforderung geweigert zu haben, der NSDAP beizutreten. Aus seiner Ehe mit Dr. med. Luise Bossert, geb. Rollett waren vier Söhne (geboren zwischen 1917 und 1923) hervorgegangen; drei seiner Söhne sind im Krieg gefallen.

Bossert wurde im Zuge der Wiedergutmachung als aus politischen Gründen Geschädigter im Juli 1945 wieder als Chefarzt der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten mit der Amtsbezeichnung „Städti- scher Obermedizinalrat“ eingesetzt. Nach Genehmigung dieser Einset- zung durch die Militärregierung im Dezember 1945 erhielt er einen bis zum 30. November 1953 befristeten Dienstvertrag (bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres). Um Bossert wieder als Chefarzt einsetzen zu kön- nen, musste erst eine gütliche Vereinbarung und der damit verbundene Austritt aus den städtischen Diensten mit dem seit 1940 tätigen Chef- arzt Dr. Ernst Nedelmann getroffen werden. 1947 lehnte Bossert einen Ruf an die Kinderklinik der Universität Halle ab, wofür ihm vom Haupt- ausschuss des Gemeinderates schriftlich der Dank der Stadt Essen aus- gesprochen wurde, in „derartig schwierigen Zeiten den Städtischen Krankenanstalten und der Stadt Essen weiter seine sehr geschätzten Dienste zur Verfügung zu stellen.“

Im März 1952 setzte sich der spätere Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann in einem Schreiben an den Oberstadtdirektor Dr. Hellmuth Greinert dafür ein, Bossert bis zum 68. Lebensjahr zu verlängern. Die- sem Schreiben ist auch zu entnehmen, dass Gustav Heinemann 1934* die anwaltliche Verteidigung Bosserts sowohl vor dem Dortmunder Sondergericht als auch in dem nachfolgenden Disziplinarverfahren übernommen hatte. Der Dienstvertrag Bosserts wurde 1952 und 1953 jeweils für ein Jahr als Chefarzt vom Personalausschuss des Rates der Stadt Essen verlängert. Als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde folgte Bossert 1954 einer Einladung des Präsidenten der Japanischen Gesellschaft für Kinderheilkunde, die ihn durch mehre- re japanische Universitätsstädte führte. In einer Notiz des Stadtamtes wurde von dieser Reise berichtet, dass „Professor Bossert nicht nur die

* Zu dieser Zeit betätigte sich Heinemann nicht politisch; er engagierte sich jedoch ab 1933 gegen staatliche Übergriffe auf die Kirche. 137

Zum 70. Geburtstag wur- de Prof. Otto Bossert mit dem Bundesverdienst- kreuz ausgezeichnet.­ Die Aufnahme zeigt ihn mit seiner Frau Dr. med. Luise Bossert, geb. Rollett bei der offiziellen Ehrung, die er im Kreise seiner ehemaligen Professoren- kollegen entgegennahm.

Interessen seiner japanischen Kollegen, sondern auch ihre Herzen an- zusprechen wusste“ und „sein Japanbesuch hat dazu beigetragen, die traditionellen engen Beziehungen zwischen der deutschen und japani- schen Medizin zu festigen.“

Otto Bossert schied am 31. Dezember 1954 aus den Diensten der Stadt Essen aus. Sein Name ist untrennbar mit dem zweimaligen Auf- bau der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten in Essen verbun- den. Sein Schicksal nach der Machtübernahme Hitlers zeigt aber auch, welche Nichtigkeiten bereits ausreichten, um in dieser Zeit in existen- zielle Schwierigkeiten zu geraten. Der Wahnsinn des Dritten Reiches kostete dazu im 2. Weltkrieg drei seiner vier Söhne das Leben.

Otto Bossert verstarb am 16. April 1968 im 81. Lebensjahr in Essen. Wiederaufbauarbeiten 1946. Ein nicht eindeutig identifizierbares Gebäude (Infektionspavillon?) ist zumindest im Erdgeschoss bereits notdürftig instand gesetzt.

Der Wiederaufbau ab 1945 bis zur Währungsreform 1948 139

Mit Kriegsende waren die Städtischen Krankenanstalten ein weit- gehend unbenutzbares Trümmerfeld. Umso mehr erstaunt es, dass in den wenigen Gebäudeteilen, die nicht vollständig zerstört waren, sogar eine Krankenbetreuung aufrecht erhalten wurde. Die Beleg- schaft der Krankenanstalten leistete enorme Anstrengungen unter Einschluss zahlreicher unbezahlter Stunden, um innerhalb weniger Monate eine notdürftige Instandsetzung von Wasser, Strom und Telefon zu erreichen. Der Einsatz der Mitarbeiter diente aber auch der Schaffung von Wohnraum am Klinikgelände; die Wohnungen nicht weniger Mitarbeiter waren zerstört und die notdürftig her- gerichteten Gebäude dienten in dieser Zeit auch Mitarbeitern mit ihren Familien als „Behausung“.

Das Gelände der Krankenanstalten musste von den Trümmern geräumt werden, Bombentrichter mussten aufgefüllt werden. Man versuchte, alles Verwertbare an Inventar, das unter den Trümmern geborgen wurde, in den ebenfalls improvisiert instand gesetzten eigenen Werkstätten zu reparieren. Zur Verbesserung der Lebens- mittelversorgung wurde der praktisch völlig zerstörte Gruga-Park, der im Süden an das Gelände der Städtischen Krankenanstalten grenzt, als Gemüseanbaufläche von den Krankenanstalten bis 1948 bewirtschaftet.

Erstaunlicherweise ließen sich in relativer kurzer Zeit die behelfs- mäßige Behandlung und Unterbringung von Patienten in der HNO- Klinik, der Augenklinik, der Frauenklinik und in stark begrenztem Umfang in der Chirurgischen Klinik erreichen. Nach Reparatur von Dachschäden und der Laborausstattung konnten das Bakteriolo- gische Institut und das Chemische Untersuchungsamt im Robert- 140

Schwestern des Roten Kreuzes beim Krankentransport im Winter 1946/1947 vor der Chirurgischen Klinik. Im Vordergrund ein notdürftig repariertes Gebäudeteil mit zahlreichen Bombensplittertreffern. Im Hintergrund ein vollständig zerstörter Gebäudeteil sowie das Dach der Augenklinik. 141

Koch-Haus ihren Dienst wieder aufnehmen. Die Medizinische Kli- nik, die Kinderklinik, die Zahnklinik und teilweise die Hautklinik und Nervenklinik mussten ausgelagert werden. Insbesondere die Kin- derklinik, die ins Erholungsheim der Landesversicherungsanstalt auf den Pastoratsberg ausgelagert wurde, hatte mit einer dramatischen Zunahme an Tuberkulosefällen zu kämpfen. In dem von der Kinder- klinik der Städtischen Krankenanstalten seit 1924 ärztlich mitver- sorgten, im Schloss Schellenberg untergebrachten Kinderheim war 1945 eine Krankenstation mit 50 Kinderbetten eingerichtet worden, wofür die Abstellung eines Assistenzarztes der Kinderklinik not- wendig wurde. Für die ausgelagerten Teile der Medizinischen Klinik war im Oktober 1945 der Vertrag mit dem Evangelischen Kranken- haus ­Essen-Werden auf unbestimmte Zeit verlängert worden, da der Amtsarzt verfügt hatte, dass hier ausnahmslos alle Tuberkulose­ fälle bei Erwachsenen der Stadt versorgt werden mussten. Die all- gemeine Station der Medizinischen Klinik war bereits im Juli in das Kamillushaus in Essen-Heidhausen verlegt worden.

Ende 1944 waren am Gelände der Krankenanstalten nur noch 45 Betten verfügbar, Ende 1945 standen in der Chirurgischen Klinik, der Frauenklinik, der Augenklinik und der HNO-Klinik am Gelände bereits wieder 177 Betten zur Verfügung. Mit den Außenstationen verfügten die Städtischen Krankenanstalten über insgesamt 588 Betten. Mit 5.138 behandelten Kranken wurde nicht einmal die Hälfte der Behandlungsfälle von 1944 erreicht (10.423). 142

Die grundsätzlich katastrophalen Bedingungen an den Städti- schen Krankenanstalten sollten sich erst mit der Währungsreform am 21. Juni 1948 mit der Einführung der Deutschen Mark (DM) all- mählich, aber entscheidend zu ändern beginnen.

1946 Der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Keppler, war am 1. Okto- ber 1945 nach 27 Jahren in den Ruhestand getreten; er war vor dem Krieg die treibende Persönlichkeit beim Ausbau der Städtischen Krankenanstalten gewesen. Ihm folgte Ende August 1946 Prof. Fritz Reischauer (1895 – 1961), der seine Facharztausbildung an der Uni- versität Breslau erhalten hatte und danach Chefarzt der Chirurgi- schen Klinik in Gleiwitz war. Die durch die Pensionierung von Julius Steinkamm seit Ende 1944 unbesetzte Chefarztstelle der Kiefer- und Zahnklinik wurde im Januar 1946 mit seinem Sohn, Dr. Werner Stein- kamm (1910 – 1991), als Vertragszahnarzt besetzt.

Im August wurde das alte Wasserschloss Haus Oefte im Ruhrtal bei Kettwig, im Mittelalter ein Lehen der Reichsabtei Werden, von der Hydrierwerk Scholven AG für die Behandlung von an Meningitis erkrankten Kindern langfristig angemietet; es diente aber auch als Mutterhaus für die DRK-Schwesternschaft. Aufgrund Material- und Arbeitskräftemangel ging die Adaptierung für den Krankenhausbe- trieb von Haus Oefte nur sehr schleppend voran, so dass eine hier- her geplante Teilauslagerung der Chirurgischen Klinik schließlich doch nicht realisiert werden konnte.

Als zusätzliche Tuberkulose-Station der Krankenanstalten wurde im Dezember die Werdener Luciusschule gepachtet. Hier wurden insbesondere aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassene, an 143

Prof. Fritz Reischauer, Chefarzt Prof. Florin Laubenthal, Chefarzt der Chirurgischen Klinik von der Nervenklinik von 1947 bis zu 1946 bis 1961. seinem Tod 1964.

Tuberkulose erkrankte Soldaten behandelt, wobei Müller von „kaum vorstellbaren Formen von aktiver Tuberkulose, die auf den Obduk- tionstisch kamen“, berichtet. Bemerkenswert ist sicherlich, dass hier in Zusammenarbeit mit dem in Wuppertal tätigen Nobelpreisträger Gerhard Domagk erste Erfolge bei der Chemotherapie der Tuberku- lose erzielt werden konnten.

Im Laufe des Jahres war die insgesamt zur Verfügung stehende Bettenanzahl von 588 auf 1.195 gesteigert worden, wobei am Ge- lände der Krankenanstalten durch Instandsetzung und Ausweitung von insgesamt 12 Stationen in diversen Kliniken 575 Betten verfüg- bar waren. Es wurden 10.925 Kranke behandelt. Im Jahresbericht wird besonders hervorgehoben, dass in der Entbindungsabteilung der Frauenklinik 429 Kinder gegenüber 126 im Jahr 1944 geboren wurden. 144

Ende des Jahres waren 13 Mitarbeiter der Krankenanstalten (5 Ärzte, 3 Angestellte und 5 Arbeiter) noch nicht aus der Kriegsge- fangenschaft zurückgekehrt.

1947 Als Nachfolger von Otto Hohn als Chefarzt des Bakteriologischen Instituts, dem nach seiner Pensionierung aufgrund seiner Verdiens- te um die „bakteriologische Wissenschaft“ von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens der Professorentitel verliehen wurde, wurde sein langjähriger Mitarbeiter Dr. med. habil. Werner Herrmann (1901 – 1970) gewählt. Im September übernahm Prof. Florin Laubenthal (1903 – 1964) die Chefarztposition der Nervenklinik, nachdem Bau- mann nach 37-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand trat. Im Oktober wurde Prof. Walter Müller (1907 – 1983), der sich in der Folge sowohl beim Wiederaufbau der Krankenanstalten als auch bei der Errich- tung des Universitätsklinikums besondere Verdienste erwerben wird, als Nachfolger von Arthur Wilke neuer Chefarzt des Patho­ logischen Instituts. Dem Lebenslauf Müllers ist eine detaillierte ­Darstellung gewidmet (Seite 174).

Links: Schwer zerstörtes und nur teilweise von Trümmern geräumtes Verwaltungs- gebäude der Städtischen Krankenanstalten im Jahr 1948. Rechts: Nach den Bomben- angriffen von 1943 und 1944 völlig zerstörtes Gebäude des Pathologischen Instituts; dabei wurde auch die umfangreiche wissenschaftliche Sammlung des damaligen Chefarztes Prof. Arthur Wilke vernichtet. Das Bild zeigt den Zustand im Jahr 1951. 145

Im Mai waren sämtliche Bombentrichter auf dem Gelände der Krankenanstalten beseitigt worden. Bis Ende des Jahres waren die Rundfunkanlage sowie alle Personen-, Lasten- und Speiseaufzüge in Gang gesetzt worden.

1948 In der Frauenklinik wurde im Januar mit Dr. med. habil. Theodor Pütz (1905 – 1953) der langjährige Oberarzt der Klinik zum Chef- arzt gewählt, nachdem er bereits 1947 nach dem Tod von Friedrich- Carl Hilgenberg zum kommissarischen Leiter der Klinik ernannt worden war.

Im April wurde die Schule für medizinisch-technische Assisten- tinnen, die 1943 geschlossen werden musste, auf besondere Ini- tiative von Walter Müller wiedereröffnet, der auch die Leitung der Schule übernahm. Im Juni wurde im instand gesetzten Hohlweg- haus („Magdalenenheim“) das bis dahin provisorisch im Gebäude der Medizinischen Klinik befindliche Schwesternschülerinnenheim untergebracht.

Im Jahresbericht wurde der nach wie vor bestehende Mangel an Baumaterial sowie Arbeitskräften für den Wiederaufbau der Kran- kenanstalten beklagt. Zahlreiche Gebäudedächer waren behelfs- mäßig mit Blechen und „einfacher Papplage“ versorgt und mussten dringend mit Ziegeln neu gedeckt werden. Die gesamte Kinderkli- nik und Teile der Medizinischen Klinik mit Tuberkulose-Station und Infektionspavillon, die Nervenklinik, die Chirurgische Klinik und die Frauenklinik sowie die Pathologie, das Desinfektionshaus, das ­Verwaltungsgebäude, das Kesselhaus und das Personalwohnheim warteten auf den dringend benötigten Wiederaufbau. Die völlig zerstörte Medizinische Klinik im Jahr 1950 zu Beginn der Wiederaufbaumaßnahmen. Links im Vordergrund ist ein Teil der bereits wiederaufgebauten Kinderklinik zu erkennen.

Die weitere Entwicklung von 1948 – 1958 147

Trotz aller Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Arbeitskräf- ten, deren Hauptursachen Unterernährung und die Wohnungsnot in Essen waren, gelang es bis Mitte 1948, circa 60.000 Kubikmeter Trümmerschutt zu beseitigen. Die einsetzende Verbesserung der wirtschaftlichen Situation nach der Währungsreform führte zu Pla- nungen, die Medizinische Klinik und die Chirurgie sowie die Augen-, HNO- und Kieferklinik in einem einzigen Großgebäude zusammen- zufassen, wovon man sich Kostensenkungen bei den Betriebsauf- wendungen versprach. Schlussendlich stand aber aufgrund der Fi- nanzierungsschwierigkeiten weiterhin der Wiederaufbau bzw. die Sanierung bestehender Gebäudeeinheiten ganz eindeutig im Vor- dergrund. Wie von Müller ausgeführt, kehrte sich die anfängliche Freude in den Kliniken, die in relativ kurzer Zeit wieder provisorisch in Betrieb genommen werden konnten, in Enttäuschung um, da die geschaffenen Provisorien meist in einen mangelhaften Dauerzu- stand übergingen, während völlig zerstörte Kliniken neu aufgebaut wurden und damit einen Standard aufwiesen, von dem lediglich sanierte Kliniken noch über Jahre weit entfernt blieben.

Im Auftrag des Oberbürgermeisters Gustav Heinemann und des Stadtkämmerers prüfte Ende 1948 das Rechnungsprüfungsamt, ob der weitere Betrieb der Städtischen Krankenanstalten wirtschaft- lich sinnvoll sei. Es wurde überlegt, die Trägerschaft der Krankenan- stalten einer Stiftung oder dem Deutschen Roten Kreuz zu übertra- gen; im Schlussbericht des Rechnungsprüfungsamtes wurde aber 148

festgestellt, dass es äußerst zweifelhaft wäre, den wirtschaftlichen Erfolg der Krankenanstalten durch eine geänderte Rechtsform zu gewährleisten.

Zur Behebung des überwiegend desolaten Zustandes der Gebäu- de und diverser Neubauten am Klinikgelände wurde ein Finanzbe- darf von 12,3 Millionen DM errechnet; die Sanierung der Kranken- anstalten war auch deshalb von höchster Dringlichkeit, weil die meisten ausgelagerten Kliniken und Stationen in (sehr) schlechtem Zustand waren. Insbesondere die vom Amtsarzt forcierte Beschaf- fung von Infektionsbetten führte nach der Währungsreform zur be- vorzugten Bewilligung von Landesmitteln, da der in Deutschland noch immer bestehende Mangel an Antibiotika als eine Gefahr für Infektionsepidemien angesehen wurde.

1949 Das erste völlig neu errichtete Gebäude am Gelände der Kran- kenanstalten war im November daher der Infektionspavillon für Tu- berkulosekranke, der in seiner Ausstattung als vorbildhaft angese- hen wurde. Nach der Inbetriebnahme am 24. Dezember wurden die Kranken aus der Luciusschule in Essen-Werden übernommen, die damit wieder ihrer ursprünglichen Funktion als Schule zugeführt werden konnte.

Der Chefarzt der HNO-Klinik, Johannes Koch, bat aus Über- lastungs- und Gesundheitsgründen um die Entbindung von seinen Geschäften als Ärztlicher Direktor der Krankenanstalten; als neuer Ärztlicher Direktor wurde Walter Müller eingesetzt, der dieses Amt bis zur Wahl zum Gründungsdekan der Medizinischen Fakultät 1963 innehaben sollte. Ebenso wurde Walter Hamann wieder zum Verwal- 149

tungsdirektor bestimmt; Hamann hatte diesen Posten bereits von 1935 – 1945 bekleidet und sollte diesen bis zu seiner Pensionierung 1970 als Verwaltungsdirektor der Krankenanstalten und ab 1963 in Personalunion als Verwalter des Universitätsklinikums ausüben.

1950 Am 15. Februar wurde die von Grund auf sanierte Kinderklinik in Betrieb genommen. Obwohl das Gebäude seit dem Bombenangriff am 14. Februar 1942 nicht mehr als Krankenhaus benutzbar war, war seine eigentliche Bausubstanz mit „nur“ 22,2 % Zerstörung soweit intakt, dass ein Wiederaufbau sinnvoll und relativ kostengünstig er- folgen konnte. Otto Bossert, der bereits den Neubau der Kinderkli- nik in den Jahren 1929 – 1931 als Chefarzt maßgeblich mitbegleitet hatte, war nunmehr wieder ein wertvoller Ratgeber beim Wieder- aufbau der Kinderklinik, die nach ihrer Fertigstellung wiederum zu den modernsten ihrer Art in Deutschland gezählt wurde.

Eine beträchtliche Bauverzögerung wurde durch die Beschaf- fung von Wohnraum für Schwestern und deren Familien verur- sacht, die große Teile der „Kin- derklinikruine“ als Wohnungen in Beschlag genommen hatten; noch im Februar 1949 waren 88 Räume der Kinderklinik auf diese Weise belegt. Die Kinder- klinik wurde wie 1931 mit einem großen Festakt mit zahlreichen Gästen aus Politik und Ärzte- schaft eröffnet. Unmittelbar dar- auf erfolgte die Rückverlagerung 150

der ausgelagerten Kinderklinik aus dem Erholungsheim der Lan- desversicherungsanstalt in Essen-Heidhausen in das wieder aufge- baute Gebäude der Kinderklinik. Zusätzlich errichtete das Deutsche Rote Kreuz am Klinikgelände für die Kinderklinik eine Baracke als Scharlach-Station.

Als weiterer Neubau wurde in diesem Jahr das Desinfektions- und Verbrennungshaus in Betrieb genommen.

1951 Im März wurden neue Stationsbezeichnungen eingeführt, wobei die fortlaufende Nummerierung durch die Bezeichnung der jewei­ ligen Klinik durch einen oder zwei Großbuchstaben und ­fortlaufende Nummern der in dieser Klinik befindlichen Stationen ersetzt ­wurde (z. B. A1 = Augenklinik Station 1). Diese Kennzeichnungsweise für Stationen wird auch heute noch verwendet.

Notdürftig reparierter Pavillon der Chirurgischen Klinik im Jahr 1951 151

Widmung der Assistenten der Chirurgischen Klinik an Prof. Reischauer anlässlich des Beginns der Wiederaufbauarbeiten im September 1951 152

Wiederaufbau des Operationshauses der Chirurgischen Klinik 1952.

Wiederaufbaumaßnahmen der Chirurgischen Klinik 1952. Das Bild zeigt das Ausmaß der Zerstörung des Gebäudes. 153

Ende August erfolgte die Fertigstellung des Infektionshauses für die Kinderklinik, in das die tuberkulosekranken Kinder, deren Zahl glücklicherweise schon deutlich zurückgegangen war, aus dem an- gemieteten Haus Oefte verlegt wurden. Das Kinderinfektionshaus war notwendig geworden, da Haus Oefte aufgrund seiner Baufäl- ligkeit nicht mehr als Krankenhaus verwendet werden konnte; im Haus Oefte verblieben nur pensionierte DRK-Schwestern.

In Essen-Frintrop wurde im April eine bereits 1950 von den Städtischen Krankenanstalten gekaufte und danach ausgebesserte Schweinemastanstalt in Betrieb genommen.

1952 Am 22. März 1952 wurde die wieder aufgebaute Medizinische Kli- nik eröffnet; der Baubeginn Anfang 1950 und die Fertigstellung des Rohbaus im Februar 1951 spiegelte aber noch deutlich den Mangel an Baumaterialien und Arbeitskräften wider. Trotz des hohen Zer- störungsgrades des Gebäudes wurde auch hier entschieden, die Sa- nierung unter Beibehaltung der vorgegebenen Grundmaße anstelle eines völligen Neubaus zu betreiben, da die Fundamente und die beiden Treppenhäuser weitgehend intakt geblieben waren. Verbun- den mit der Eröffnung war die Rückverlagerung der Stationen aus dem Evangelischen Krankenhaus Essen-Werden und dem Kamillus- haus in Essen-Heidhausen.

Im August und September wurden während einer Kinderläh- mungsepidemie erkrankte Kinder im Haus Oefte einquartiert; im ­November erfolgte dessen komplette Räumung. Nach einer auf- wändigen Sanierung werden Gebäude und Gelände seit 1959 vom Essener Golfklub Haus Oefte e. V. genützt. 154

Die Wiederaufbaumaßnahmen der Städtischen Krankenanstalten führten zu einem Mangel an Heizwasser. Dafür wurde bei einem Aufsehen erregenden nächtlichen Schwertransport am 4. De- zember 1952 eine Dampflokomotive der Baureihe DB 55 (frühere preußische G 8.1) angeliefert, um am Klinikgelände Prof. Reischauer, Chefarzt der als zusätzlicher Heißwasserlieferant Chirurgischen Klinik, filmt den auf einem dafür vorbereiteten Gleis- Wiederaufbau seiner Klinik stück an der Virchowstraße zu dienen.

Am 15. August wurde das wieder aufgebaute Gebäude der ehema- ligen Station 12 als Psychiatrische Abteilung der Nervenklinik seiner Bestimmung übergeben. Im November konnten die ebenfalls wie- der aufgebauten Häuser Robert-Koch-Straße 9/11 als Schwestern- wohnungen bezogen werden.

1953 Am 25. Juni wurden das auf erhaltenen Fundamentresten des In- stituts errichtete Gebäude der Pathologie und das ebenfalls an alter Stelle wieder aufgebaute Operationshaus der Chirurgischen Klinik (mit Verbindungsgängen zu vier Stationen) in einer Feierstunde eröff- net. Wie nicht zum ersten Mal in der Baugeschichte der Städtischen Krankenanstalten, war auch nach dem Krieg der Wiederaufbau der Chirurgie zugunsten anderer Bauvorhaben aufgeschoben worden. 155

Dazu hatte auch das weitgehend zerstörte Operationshaus eine zweckentfremdete Verwendung gefunden, da darin einige Hand- werksbetriebe der Krankenanstalten ihre Heimstatt eingerichtet hatten; der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Reischauer, sprach sar- kastisch vom Operationshaus als der „Verschönerungswerkstatt der Krankenanstalten“. Erst Anfang 1951 wurden konkrete Pläne zum Wiederaufbau der Chirurgischen Klinik erarbeitet, wobei mit beson- derer Dringlichkeit das Operationshaus und die daran angeschlosse- ne zentrale Röntgen-Diagnoseabteilung in Angriff genommen wer- den sollten. Erst danach stand die Sanierung der Krankenstationen an; allerdings sollte dabei ein von der Chirurgie genutzter Pavillon für den Neubau der Nervenklinik abgegeben werden. Ursprünglich geplante Abteilungen für Orthopädie und Neurochirurgie im Rah- men der Chirurgischen Klinik konnten zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht realisiert werden. Dafür wurde das wieder aufgebaute Ope- rationshaus als eine der modernsten Einrichtungen in Deutschland erachtet.

Ein als ebenfalls vorbildlich angesehenes Infektionshaus für Er- wachsene wurde im Oktober eingerichtet, welches durch entspre- chende Trenneinrichtungen die isolierte Behandlung mehrerer ver- schiedener Infektionserkrankungen ermöglichte. Dieses Gebäude wurde im Jahr 1979 im Zuge der Errichtung des Operativen Zent- rums II abgerissen (Station M10, sh. Seite 209). 156

Die vollständig wiederauf- gebaute Medizinische Klinik im Jahr 1954. Das Gebäude wurde auf den ursprüng- lichen Fundamenten der 1940 eröffneten Medizini- schen Klinik errichtet.

1954 Prof. Kurt Nordmeyer (1907 – 1999) übernahm am 1. April als neuer Chefarzt die Frauenklinik; die Wahl des ehemaligen Oberarztes der Frauenklinik der Universität Göttingen und damaligen Chefarztes der Frauenklinik des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin wurde notwendig, da der bisherige Chefarzt Theodor Pütz Ende 1953 über- raschend verstorben war. Nordmeyer leitete die Frauenklinik bis zu seiner Emeritierung 1972.

Die völlige Sanierung der Frauenklinik unter Beseitigung noch bestehender Bombenschäden wurde im Laufe des Jahres abge- schlossen.

Am 31. Dezember ging der Chefarzt der Kinderklinik, Otto ­Bossert, im 68. Lebensjahr in Pension; sein Name ist untrennbar mit dem zweimaligen Aufbau der Kinderklinik an den Städtischen Kranken- anstalten verbunden. (sh. Lebenslauf Seite 132) 157

1955 Sein Nachfolger, Prof. Fritz Küster (1909 – 2001), bisheriger Ober- arzt der Kinderklinik der Medizinischen Akademie in Düsseldorf, übernahm am 15. Februar die Leitung der Kinderklinik, die er bis zu seiner Emeritierung 1975 innehatte.

1955 wird das neu errichtete Verwaltungsgebäude er- öffnet. Neben den Räumen der Verwaltung bestanden damals auch Wohnungen sowie ein großer Sitzungs- saal, der ab November 1963 zum Studentenunterricht benutzt wurde.

Der 1954 begonnene Neubau eines modernen Verwaltungs- gebäudes wurde Ende 1955 abgeschlossen. Neben den Räumlich- keiten für die Verwaltung und die Patientenaufnahme im Erdge- schoss befanden sich im Obergeschoss Wohnungen für Schwestern, Haus­personal und Beamte. Daneben bestehen noch heute ein ­Sitzungssaal und ein Vortragssaal für 140 Teilnehmer für verschie- dene Veranstaltungen; letzterer diente nach der Errichtung des Uni- versitätsklinikums 1963 auch als Hörsaal für Vorlesungen.

Der Rat der Stadt Essen beschließt, die Gelder der Lührmann-Stif- tung zum Aufbau der Nervenklinik der Städtischen Krankenanstal- ten umzuwidmen, da das im Krieg zerstörte Haus der Stiftung nicht mehr wiederaufgebaut werden kann. 158

1956 Im Januar wurde der Wiederaufbau der technischen Versorgungs­ gebäude inklusive deren Einrichtungen abgeschlossen. Ebenso wur- de das Verwaltungsgebäude seiner Bestimmung übergeben.

Aufgrund von außerhalb der Krankenanstalten erhobenen Vor- würfen, dass der Wiederaufbau der Städtischen Krankenanstalten zum Bau eines „Luxushotels“ geführt hätte, wurde eine Überprü- fung der Wirtschaftlichkeit durchgeführt. Obwohl mit inzwischen 25,5 Millionen DM – mehr als doppelt so viel wie im Jahr 1948 ­veranschlagt – in den Wiederaufbau der Städtischen Krankenan- stalten investiert worden war, konnte der Vorwurf der mangelnden Sparsamkeit laut Ärztlichem Direktor Walter Müller „entschieden zurückgewiesen werden“.

Neu errichtetes Verwaltungsgebäude mit dem Haupteingang zu den Städtischen Krankenanstalten in der Hufelandstraße. 159

Am 19. September besuchte Königin Frederike von Griechenland im Rahmen eines dreitägigen Staatsbesuches der Bundesrepublik Deutschland die Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten.

Pförtnerloge an der Zu- fahrt zu den Städtischen Kliniken in der Hufeland- straße. Im Hintergrund das Robert-Koch-Haus, vor dem Schaulustige am 19. September 1957 den Besuch der Königin Frederike von Griechen- land erwarten.

Königin Frederike von Griechenland auf der Station K1 der Kinder- klinik.

Prof. Fritz Küster emp- fängt anlässlich ihres Besuches der Kinder­ klinik Königin Frederike von Griechenland. 160

1957 Am 5. September wurde der Wissenschaftsrat gegründet, dessen Träger die Regierungen des Bundes und der Länder sind. Er repräsen- tiert das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland und berät Bund und Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von Forschungseinrichtungen und spricht hierzu Empfehlungen aus.

Am 31. Oktober schied der Oberstadtdirektor und Krankenhaus- dezernent, Dr. med. h. c. Hellmuth Greinert (1906 – 1967), aus den Diensten der Stadt Essen aus; seine maßgebliche Rolle am erfolg- reichen Wiederaufbau der Krankenanstalten von 1950 – 1957 kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dazu ermöglichte er durch seine Personalpolitik, die sich in der Regel an den Vorschlägen des Chefarztkollegiums der Krankenanstalten orientierte, die Besetzung der leitenden Arztstellen durch an Universitätsklinika ausgebildete, wissenschaftlich qualifizierte Bewerber. 161

1958 Zu seinem Nachfolger im Amt des Oberstadtdirektors wurde Dr. Friedrich Wolff (1912 – 1976) gewählt. Auf dringendes Ersuchen der Chefärzte der Krankenanstalten übernahm Wolff auch das Kran- kenhausdezernat, dem er bis 1963 vorstand. Auch die Ära Wolff wird durch hervorragende Unterstützung der Entwicklung der Kranken- anstalten durch die Stadt Essen gekennzeichnet sein.

Blick aus der Medizini- schen Klinik im Winter 1958/1959 auf das Ver- waltungsgebäude, die Hauptzufahrt zu den Städtischen Kranken- anstalten und links das Robert-Koch-Haus. Luftbild der Städtischen Krankenanstalten (1960).

Auf dem Weg zum Universitätsklinikum 1959 – 1963 163

Der Wissenschaftsrat hatte 1959/1960 in den „Empfehlungen zum Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen, Teil I, Wissen- schaftliche Hochschulen“ festgestellt, dass „dringend zusätzliche Ausbildungsstellen in den klinischen Hauptfächern erforderlich sind“, „dem herrschenden Notstand kann durch den lange Zeit in Anspruch nehmenden und kostspieligen Bau neuer Kliniken allein nicht abgeholfen werden“, weshalb „wir die Gründung neuer Me- dizinischer Akademien vorschlagen … zusätzlich werden auf diese Weise zusätzliche, nicht minder notwendige Möglichkeiten für die medizinische Forschung geschaffen“. Insbesondere wurde vorge- schlagen, nach dem Vorbild der Medizinischen Akademie in Düssel- dorf, durch den Ausbau großer, außerhalb von Universitätsstädten gelegener Krankenhäuser die notwendigen Einrichtungen (Hör- und Kurssäle, Laboratorien, theoretische Institute usw.) zu etablieren.

Die Städtischen Krankenanstalten zeigten insbesondere deshalb einen hohen Grad an Übereinstimmung mit diesen Empfehlungen des Wissenschaftsrates, da durch die Entscheidung der Landesregie- rung, die geplante Ruhr-Universität nach Bochum oder Dortmund zu vergeben, die Gründung einer eigenen Universität in Essen für die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte als äußerst unwahrscheinlich erschien. Eine Medizinische Akademie als universitäre Einrichtung auf der Grundlage der Städtischen Krankenanstalten wurde jedoch allgemein als erstrebenswert und realistisch eingeschätzt. 164

Die Initiative der Stadt Essen, die am 7. April 1960 erstmalig dem Ministerpräsidenten vorgetragen wurde, schien jedoch im Sande zu verlaufen. Das im Rheinland gelegene Essen schien in den Überle- gungen keine Rolle mehr zu spielen, da politisch im Land eine zu- sätzliche Universität in Westfalen erwünscht war; die bisher ein- zige Universität in Westfalen bestand in Münster. Eine von Fritz Gummert*, dem langjährigen Schatzmeister des Stifterverbandes arrangierte persönliche Vorsprache des Ärztlichen Direktors, Walter Müller, bei Kultusminister Werner Schütz in Düsseldorf am 10. Mai 1961 führte zu einem inoffiziellen Besuch Schütz’ der Städtischen Krankenanstalten am 23. Mai. Dabei dürfte ein überaus positiver Eindruck beim Minister entstanden sein, der daraufhin feststellte, dass auf Essen nicht verzichtet werden darf, da dort das klinische Medizinstudium sofort beginnen könne.

Als offensichtlicher Kompromiss wurde darauf vorgeschlagen, in Essen sofort mit der Ausbildung von Medizinern zu beginnen und das Klinikum Essen bis zur Errichtung der geplanten Ruhr-Universität der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zuzuordnen, um die politisch erwünschte Universität in Westfalen ins Spiel zu bringen.

Am 4. Juli 1961 verlautete Minister Schütz, dass im Kabinett der Entschluss gefasst worden sei, die vorgesehene Ruhr-Universität Bo- chum und nicht Dortmund zuzusprechen und das Essener Klinikum als zukünftigen zweiten Standort der zu schaffenden Bochumer Medizinischen Fakultät zu führen. Bis dahin war, wie vorgesehen, die Universität in Münster für das Essener Klinikum zuständig. Am 2. August wurde vom Kultusministerium einer Eignungsprüfung der

* 1890 – 1963; Sohn von Dr. Ludwig Gummert, dem ersten Chefarzt der Frauenklinik der Städti- schen Krankenanstalten. 165

Städtischen Krankenanstalten durch den Wissenschaftsrat zuge- stimmt, dessen Besuch in Essen bereits am 4. September stattfand. Nach Beratung am 7. und 10. September stellte der Wissenschaftsrat fest, dass bei einem entsprechend zeitnahen Vertragsabschluss mit der Stadt Essen der Unterrichtsbeginn bereits im Wintersemester 1962/1963 zu realisieren sei.

In den folgenden Verhandlungen erreichten die Vertreter der Städtischen Krankenanstalten Essen bereits Anfang 1962 eine rasche Einigung mit der Münsteraner Universität; so wurde die Essener Fa- kultät als zweite Medizinische Fakultät der Universität Münster ge- schaffen. Aufgrund massiver Kritik sowohl aus Westfalen (die Ent- scheidung, die Ruhr-Universität nach Bochum zu vergeben, wurde ebenso scharf kritisiert wie die Entscheidung, das „rheinische“ ­Essen einer westfälischen Universität zuzuordnen) als auch aus Düssel- dorf (wo mit Argwohn beäugt wurde, dass das nahe gelegene Essen mit einem Universitätsklinikum die Düsseldorfer Ambitionen der Umwandlung ihrer eigenen Medizinischen Akademie in ein Univer- sitätsklinikum gefährden könnte) kamen die weiteren Verhandlun- gen abrupt zum Stillstand.

Im Juli 1962 nahm das Kultusministerium, an dessen Spitze nun- mehr Prof. Paul Mikat stand, jedoch die Verhandlungen wieder auf. Mikat unterstützte die Essener Pläne aber ebenso wie vorher Schütz. Nach der Vorlage eines Staatsvertrages zwischen dem Land Nord- rhein-Westfalen und der Stadt Essen am 14. November 1962 und nachfolgend notwendigen Verhandlungen und Änderungen konnte der entsprechende Vertrag am 21. Juli 1963 vom Kultusministerium 166

und am 9. August 1963 im Auftrag des Rates der Stadt Essen vom Oberstadtdirektor Wolff und dem Verwaltungsdirektor der Städ- tischen Krankenanstalten, Hamann, unterschrieben werden. Der Unterrichtsbetrieb am Klinikum Essen begann somit mit einem Jahr Verspätung im Wintersemester 1963/1964. Elf habilitierten Chefärz- ten der Krankenanstalten wurden nach Einholung von Voten bei den Fachvertretern der deutschen Universitäten am 30. September 1963 in Münster die Ernennungsurkunden zu ordentlichen Profes- soren ausgehändigt. In der anschließend durchgeführten ersten Fakultätssitzung wurde Walter Müller zum Gründungsdekan des „Klinikum Essen der Medizinischen Fakultät der Westfälischen ­Wilhelms-Universität Münster“ gewählt.

Am 30. September 1963 wurden elf Chefärzte der Städtischen Kliniken zu Ordentlichen Professoren der 2. Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ernannt. Von links nach rechts erkennt man den Rektor Prof. Ritter, Prof. Hermann, den Dekan der Medizinischen Fakultät in Münster Prof. Reploh, die Professoren Arnold, Götz, Müller, Koch, Kremer, Scherer, Küster, Laubenthal, Meyer-Schwickerath und Nordmeyer. 167

Die Flotte der Dienstwagen, mit denen die Essener Chefärzte zur Feier der Ernennung zu Universitäts- professoren nach Münster gebracht wurden, steht vor dem Schloss in Münster, dem Sitz der Universität.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird am 28. Oktober 1963 berichtet, dass unter all den geplanten Neugründungen von Medizinischen Fakultäten und Akademien in ganz Westdeutschland der Schritt von den Städtischen Krankenanstalten zum Universitätsklinikum in Essen am 1. November bereits vollzogen sein wird. Das Auswahlverfahren der Professoren wird von der Au- torin allerdings nicht korrekt dargestellt, da zwar Voten bei den Ordinarien der jeweiligen Fachrichtungen der deutschen Universitäten eingeholt, aber keine förmlichen Verfahren mit Berufungslisten durchgeführt wurden. 168

Im Betrieb der Krankenanstalten standen gerade in den Jahren während der Verhandlungen zur Errichtung des Universitätsklini- kums Essen mehrere personelle Veränderungen bei den Chefarzt- positionen an.

1959 Nachfolger von Paul Adolf Jaensch als Chefarzt der Augenklinik wurde Prof. Gerd Meyer-Schwickerath, bisher Oberarzt der Augen- klinik der Universität Bonn, der zuvor weltweit mit der Lichtkoagu- lation der Netzhaut größte Beachtung erfahren hatte und in der Folge für seine herausragenden Forschungsbeiträge mehrfach in der engeren Auswahl für den Medizin-Nobelpreis war. Ihm ist in diesem Buch ein eigener Beitrag gewidmet.

Adolf Heymer, der Chefarzt der Medizinischen Klinik seit 1942, folgte einem Ruf der Universität Bonn zur Übernahme des Lehr- stuhls Innere Medizin seines Lehrers, Prof. Paul Martini. Zu seinem

Einladung zu einer Chefarztsitzung am 20. August 1959 im Hause R. (Prof. Fritz Reischauer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik). Chefarztsit- zungen fanden zu dieser Zeit tradi- tionell bei einem der Chefärzte zu Hause statt. 169

Nachfolger wurde Prof. Otto Heinrich Arnold gewählt, früherer Oberarzt an der Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg und zwischenzeitlich Chefarzt für Innere Medizin am Städtischen Krankenhaus Leverkusen.

Der Leiter des Mikrobiologischen Instituts, Werner Herrmann, wurde aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen zum außer- ordentlichen Professor ernannt.

1960 Der Tuberkulose-Pavillon wurde auf Betreiben von Arnold aufge- geben; zur Versorgung der an Tuberkulose erkrankten Patienten wurde ein Vertrag mit der von der Landesversicherungsanstalt be- triebenen Ruhrlandklinik (1902 vom „Verein zur Errichtung von Volksheilstätten für Lungenkranke“ gegründet) in Essen-Heidhau- sen abgeschlossen.

Zum Chefarzt für die neu gegründete Röntgen- und Strahlen- klinik wurde Privat-Dozent Dr. Eberhard Scherer (1918 – 2007), der bisherige Oberarzt der Strahlenklinik der Universität Marburg, ge- wählt; kurz darauf wurde er zum Professor ernannt. Die bisherige Röntgenabteilung der Chirurgischen Klinik wurde provisorisch in eine eigenständige Klinik für Röntgendiagnostik umgebaut.

Im August ging der Chefarzt der Hautklinik, Alois Memmeshei- mer, in den Ruhestand; er hatte die Klinik von 1931 – 1933 und nach seiner Wiedereinstellung ab April 1935 geleitet. Zu seinem Nachfol- ger wurde Prof. Hans Götz gewählt, bisher Oberarzt an der Hautkli- nik der Universitätsklinik München. 170

1961 Der 1960 freigewordene Tuberkulose-Pavillon wurde für die Strahlentherapie umgebaut und ging 1961 in Betrieb; die hier ange- botene moderne Strahlentherapie entsprach der damals höchsten verfügbaren Qualität, wenngleich die Arbeitsbedingungen sehr be- engt waren. 1967 übersiedelte diese Abteilung in das neu errichtete Gebäude der Tumor- und Strahlenklinik.

Zum Nachfolger des Chefarztes der Chirurgischen Klinik, Fritz Rei- schauer, wurde Privat-Dozent Karl Kremer gewählt, bisher Oberarzt der Chirurgischen Klinik der Düsseldorfer Medizinischen Akademie. Kremer wurde nach kurzer Zeit zum außerplanmäßigen und 1963 zum ordentlichen Professor ernannt; er leitete die Chirurgische Kli- nik bis zu seiner Berufung an die Universität Düsseldorf im Jahr 1970.

Am 15. Mai 1961 wird die moderne Großküche der Städtischen Krankenanstal- ten in Betrieb genommen. In einem Bericht der Essener Stadtnachrichten von diesem Tag wird die Großküche als die modernste in Europa bezeichnet. 171

Ab 1961 erfolgte der über Landesmittel finanzierte Krankenhaus- bau durch die sogenannte Zielplankonferenz, in der Vertreter der drei beteiligten Landesministerien, der Regierungspräsident und die Stadt Essen mit dem Gesundheitsdezernenten, dem Hochbau- amt und den Krankenanstalten vertreten war. Die Zielplankonfe- renz fasste im November den Entschluss zur baulichen Nutzung der südlichen Anteile des Krankenhausgeländes (heute Standort des Operativen Zentrums II) sowie einer südlich im Anschluss an das Ge- lände der Krankenanstalten gelegenen Kleingartenanlage, wo eine Geriatrische Klinik vorgesehen war. Nach der Errichtung des Univer- sitätsklinikums wurde dort die Institutsgruppe I gebaut.

1962 Im November konnte der Bau des gemeinsamen Gebäudes für die Augen- und HNO-Klinik begonnen werden; dieser sollte beiden Kliniken optimale Voraussetzungen für die weitere klinische und wissenschaftliche Entwicklung bieten. Das Gebäude wurde im ­Rahmen eines Wettbewerbs ausgeschrieben und über ein ent- sprechendes Auswahlverfahren nach den Plänen der Architekten Schlemp, Heubel und Meier aus Frankfurt errichtet; die Eröffnung erfolgte im September 1967.

1963 Am 5. November begann der Unterrichtsbetrieb der Medizini- schen Fakultät Essen der Westfälischen Wilhelms-Universität Müns- ter mit insgesamt 70 Studierenden; damit war der Übergang der Städtischen Krankenanstalten in das Universitätsklinikum Essen vollzogen. 172

Die ersten Studenten vor dem zum Hörsaal umfunktionierten Sitzungs- saal im 1. Stock des Verwaltungs- gebäudes.

Im November wurde mit der Erteilung eines Lehrauftrages an Privat-Dozent Hans-Henning Matthiaß (1925 – 2007), Oberarzt und ab 1969 Ordinarius der Orthopädischen Klinik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, der zehn Jahre alte Plan der Ein- richtung einer eigenen Orthopädie in Essen verwirklicht.

Zum Jahresende schied der Oberstadtdirektor und Krankenhaus- dezernent Friedrich Wolff krankheitsbedingt aus dem Dienst aus. Er hatte nicht nur maßgeblichen Anteil an der weiteren Entwicklung der Krankenanstalten; er unterstützte ebenso tatkräftig die Errich- tung des Universitätsklinikums.

Prof. Walter Müller (re.) überreicht Prof. Florin Laubenthal anlässlich dessen 60. Geburtstag den in Essen zu die- sem Anlass üblichen Silberteller, auf dem die Unterschriften der übrigen Chefärzte (nach der Errichtung des Universitätsklinikums der Professoren) eingraviert sind. Diese Tradition wird bis heute gepflegt; es ist aber schon auch einmal vorgekommen, dass der Jubilar seine eigene Unterschrift auf dem ihm überreichten Silberteller entdeckt hat. 173

Der Silberteller

Der Silberteller groß und rund tut Euch der Freunde Namen kund, die mit Euch in dem Klinikum gleichzeitig sind gewesen. Doch nicht nur Freunde sind darum als Unterschrift zu lesen; denn nicht mit allen gleicher Zeit kann man sich freundlich geben. Auch wenn man immer war bereit als Fakultät vereint zu leben, so braucht es doch mal dann und wann ein kräftig Wort von Mann zu Mann.

Nur – wird man sechzig an der Zahl, dann rächt sich manches auf einmal: Man liest jetzt – ob man will ob nicht – all ihre Namen dicht bei dicht. Durch Silberglanz wird Schrift verbrämt, damit es nicht die Eintracht lähmt. Drum wollen wir auch fürderhin den Silberteller – nicht aus Zinn – und jeder schenk ihn mit! – (Habt Acht, dass Einigkeit stets stark gemacht!) Herrn Schmidt sei’s nicht zuletzt getan. Das wünscht sehr herzlich der Dekan.

Das war’n Gedanken zum Bedenken, da wir zum Sechzigsten Herrn Schmidt beschenken.

Anlässlich der traditionellen Überreichung des Silbertellers zum 60. Geburtstag von Prof. C. G. Schmidt (1983) verfasste der damalige Dekan Prof. F. W. Eigler diese Zeilen. 174

Der Promotor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Walter Müller

Walter Müller wurde am 26. Juli 1907 als Sohn eines Bahnbeamten in der dama­ ligen großherzoglichen Resi­ denzstadt Darmstadt geboren. Nach dem Abitur mit 17 Jahren begann er auf der Darmstäd­ ter Technischen Hochschule das Studium der Biologie und Mathematik. Er wechselte je­ doch nach kurzer Zeit zum Medizinstudium; seine vorkli­ Prof. Walter Müller (1907 – 1983); nischen Studien absolvierte er Aufnahme aus dem Jahr 1963. in Frankfurt, danach studierte er in München und in Wien. Das Staatsexamen legte er 1930 in München ab, wo er auch 1931 mit dem Thema „Über polypöse maligne Bronchialtumoren“ promovierte.

Es folgte eine Medizinalpraktikantenzeit in Hamburg und München. In München arbeitete er bereits am Pathologischen Institut des Kran­ kenhauses München-Schwabing bei Siegfried Oberndorfer, dem Be­ gründer des Begriffs „Karzinoid“. Im Herbst 1931 erhielt Müller eine As­ sistenzarztstelle an der Neuropathologischen Abteilung in Berlin-Buch. Hier bestand auch eine enge Beziehung zum Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung unter Oskar Vogt, der durch die Untersuchungen an Le­ nins Gehirn berühmt wurde. Im Städtischen Krankenhaus Berlin-Moa­ bit lernte er 1934 Carl Krauspe kennen, der für Müllers wissenschaftliche Laufbahn prägend sein sollte. Von 1934 – 1936 war Müller Assistenzarzt am Pathologischen Institut der Universität Köln, von wo er als Oberarzt im Frühjahr 1936 dem kurz davor von Berlin an die Albertus-Universität 175

berufenen Krauspe nach Königsberg (Ostpreußen) folgte. 1938 habili­ tierte er sich in Königsberg mit dem Thema „Ergebnisse vergleichender pathologisch-anatomischer Untersuchungen des Gehirns unter beson­ derer Berücksichtigung der Altersveränderungen“.

Durch seine ausgedehnte Autopsietätigkeit außerhalb des Königs­ berger Instituts, die ihn durch ganz Ostpreußen führte, lernte Müller das Land sehr gut kennen und schätzen; er bezeichnete Ostpreußen später immer als seine zweite Heimat. Mit seiner Frau Ilse, die er am Kölner Pathologischen Institut kennen lernte, hatte Müller eine Toch­ ter und drei Söhne; drei seiner Kinder wurden in Königsberg geboren. Seinem Sohn Klaus-Michael Müller (geb. 1940 in Königsberg), von 1983 – 2005 Direktor und Professor am Institut für Pathologie der Kliniken Bergmannsheil der Ruhr-Universität Bochum, verdanken die Heraus­ geber dieser Festschrift wertvolle Hinweise und zahlreiche Bilder.

Von Müller 1945 vor der Flucht aus Ostpreußen aus dem brennenden Pathologischen Institut in Königsberg gerette­ tes Mikroskop. Der Mikroskop­ kasten weist unübersehbare Brandspuren auf. 176

1944 wurde Müller die außerordentliche Professur verliehen. Im selben Jahr wurde Königsberg durch Bombenangriffe weitgehend ver­ wüstet, wobei auch das Pathologische Institut, an dem auch der Ent­ decker der Erythropoese im Knochenmark, Ernst Neumann, von 1866 – 1903 gewirkt hatte, mit dem gesamten wissenschaftlichen Material zerstört wurde. Trotzdem begann im Wintersemester 1944/1945 noch ein regulärer Unterrichtsbetrieb. Müller hielt seine letzte Vorlesung am 23. Januar vor acht Medizinstudentinnen. Am 31. Januar musste er auf Befehl des Heeres-Sanitätsinspekteurs Königsberg verlassen; über Pil­ lau und die Ostsee gelang ihm eine abenteuerliche Flucht (auf der er sein Mikroskop, das er aus dem brennenden Königsberger Institut ret­ ten konnte, mitnahm) nach Berlin, wo er an das Pathologische Institut der Universität Göttingen weiter verwiesen wurde. Prof. Georg Benno Gruber, der Direktor der Göttinger Pathologie, nahm ihn offensichtlich väterlich auf; Müller hielt an manchen Tagen bis zu sechs Stunden Vor­ lesung, was auch durch die drei Semester lange Vertretung des Lehr­ stuhls für Rechtsmedizin in Göttingen bedingt war.

Pathologisches Institut im ehemaligen Quarantäne- ­Pavillon, als Müller im Oktober 1947 die Leitung übernahm. 177

Im Herbst 1947 ging der Chefarzt des Pathologischen Instituts an den Städtischen Krankenanstalten in Essen, Arthur Wilke, in den Ruhe­ stand. Nachdem der aussichtsreichste Bewerber für seine Nachfolge, Edmund Randerath aus Düsseldorf, seine Bewerbung zurückgezogen hatte, da er in Göttingen Nachfolger von Gruber als Ordinarius des Pa­ thologischen Instituts wurde, fiel die Wahl auf Müller, der seinen Dienst am 1. Oktober 1947 antrat.

Müller übernahm das Institut in Essen in einem erbarmungs­ würdigen Zustand, an dem sich auch bis zur Währungsreform 1948 wenig ändern sollte. Von 1943 – 1945 hatte mit Ausnahme einer ge­ ringen Obduktionstätigkeit der Betrieb des Instituts praktisch geruht. Nach Kriegsende wurden im Quarantäne-Pavillon, der relativ geringe Schäden aufwies, ein kleiner Raum als Histologielabor, ein noch klei­ neres Chefzimmer sowie ein winziges Assistentenzimmer eingerichtet; Obduktionen wurden in einem erhalten gebliebenen Kellerraum mit Wasseranschluss in der Gebäuderuine der Medizinischen Klinik durch­ geführt. In den Jahren 1947 und 1948 bestand die Tätigkeit Müllers und seiner Mitarbeiter fast ausschließlich aus Obduktionen, die ganz über­ wiegend in den auswärtigen Häusern der Krankenanstalten in Werden und Heidhausen durchgeführt wurden; aber auch dort waren die Ob­ duktionsmöglichkeiten primitive Notbehelfe. Die Fahrt zu diesen Häu­ sern wurde durch einen städtischen Fahrdienst bewerkstelligt, wobei regelmäßig auch die Ladefläche eines Lieferwagens als Fahrgelegen­ heit dienen musste.

Ende 1948 beschloss die Krankenhausverwaltung, für die Pathologie den gesamten ehemaligen Quarantäne-Pavillon behelfsmäßig herzu­ richten. Dadurch wurde für Müller die Möglichkeit für eine bescheide­ ne Forschungstätigkeit seines Instituts geschaffen; die ersten Arbeiten beschäftigten sich mit morphologischen Änderungen des Krankheits­ bildes der Tuberkulose nach dem versuchsweisen Einsatz der vom ­Nobelpreisträger Gerhard Domagk in Wuppertal hergestellten ­ersten Tuberkulostatika. 178

Die Rattenplage sowie der Einsturz einer Stützmauer im proviso­ rischen Sektionskeller als Folge eines Sturms beschleunigten Müllers Bemühungen, die Verwaltung zu einem Neubau des Pathologischen Instituts zu bewegen. Ein 1949 erstellter Plan wurde zwar stark zusam­ mengekürzt; am 25. Juni 1953 konnte jedoch ein zweieinhalbstöckiger Neubau eröffnet werden, der für die damaligen wirtschaftlichen Ver­ hältnisse in der Öffentlichkeit durchaus als bemerkenswert angesehen wurde. Müller hatte 1949 zusätzlich zu seiner Chefarzttätigkeit den Posten des Ärztlichen Direktors der Krankenanstalten übernommen, was sich vermutlich auch durchaus positiv auf seine Bemühungen be­ züglich eines Pathologieneubaus ausgewirkt haben dürfte.

1951 wurde Müller von Göttingen an die Medizinische Akademie in Düsseldorf umhabilitiert.

Trotz des 1953 eröffneten Neubaus mit den für die Zeit sehr guten Arbeitsbedingungen bestand in den Folgejahren das größte Problem im Mangel an qualifizierten Ärzten und technischen Assistentinnen, die bereit waren, in der Pathologie zu arbeiten. Nach dem Weggang seines langjährigen Mitarbeiters und Göttinger Doktoranden Dr. Harald Kö­ nig, der 1955 in Trier ein Institut für Pathologie begründete, war Müller über viele Jahre der einzige Fachpathologe am Institut. Trotzdem nah­ men die histologischen Untersuchungen am Institut kontinuierlich zu. Das wichtigste Forschungsgebiet waren Untersuchungen zur Patholo­ gie des Bronchialsystems, der Lungen und des Mediastinums, was auch zu einer Reihe von Publikationen führte. Ab Mitte der 60er Jahre waren Assistenzarztstellen in den medizintheoretischen Fächern und damit auch am Essener Institut für Pathologie wieder begehrt. Vom Essener Institut unter Müllers Leitung erfolgten eine Reihe erfolgreicher Be­ werbungen um Chefarztstellen namhafter Pathologie-Institute und Prosekturen in ganz Deutschland sowie der Ruf von Sigurd Blümcke auf den Lehrstuhl für Pathologie der Freien Universität Berlin. 179

Das 1953 eröffnete Pathologische Institut.

Seziersaal im 1953 eröffneten Pathologischen Institut. 180

Mitte der 50er Jahre fasste Müller den Entschluss, neben seiner Tä­ tigkeit als Ärztlicher Direktor der Städtischen Krankenanstalten und Chefarzt der Pathologie, den Ausbau der Krankenanstalten zu einer akademischen Einrichtung zu betreiben. Nach der positiven Stellung­ nahme des Wissenschaftsrats Ende der 50er Jahre war es ­insbesondere Müller mit seinem persönlichen Einsatz, der in Düsseldorf politisch die Weichen für die Errichtung einer Medizinischen Fakultät in Essen ­stellte. 1963 wurde Müller mit zehn weiteren habilitierten ­Chefärzten der Städtischen Krankenanstalten zum ordentlichen Professor der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster ernannt. In der ersten Sitzung der Essener Medizinischen Fakultät wurde Müller für zwei Jah­ re zum Gründungsdekan gewählt. Der Unterrichtsbetrieb begann am 5. November 1963 (um sieben Uhr morgens!) mit einer von Müller ge­ haltenen Vorlesung.

1965 begann Müller mit den Planungen für einen Institutsneubau für die Pathologie, der prinzipiell als Anbau an das bestehende Insti­ tutsgebäude vorgesehen war. Schließlich wurde daraus praktisch ein völliger Neubau, welcher 1973 seiner Bestimmung übergeben wurde; das bisherige Institutsgebäude wurde und wird nach grundlegender Sanierung als Institut für Rechtsmedizin genutzt.

Am 30. September 1975 wurde Müller emeritiert. Auch nach der ­Emeritierung hatte Müller ein breites Betätigungsfeld. 1981 veröffent­ lichte er sein Buch „Vom Wöchnerinnenasyl zum Universitätsklinikum“, dessen umfangreiche historische Recherchen und Aufzeichnungen von Gesprächen und dem Schriftverkehr mit Zeitzeugen eine der wichtig­ sten Grundlagen der vorliegenden Festschrift zum 100-jährigen Be­ stehen der Städtischen Krankenanstalten und des Universitätsklini­ kums Essen bilden. 181

1973 wurde nach vierjähriger Bauzeit der Neubau des Pathologischen Instituts eröffnet. Ursprünglich war dieser Neubau nur als Anbau an das 1953 eröffnete Gebäude der Pathologie gedacht; es entstand jedoch ein für die damaligen Be­ dürfnisse sehr großzügiger Bau, in dem auch das Institut für Neuropathologie untergebracht werden konnte.

Müller gehörte zahlreichen wissenschaftlichen, berufspolitischen und gesellschaftlichen Institutionen, teilweise als langjähriges Vor­ standsmitglied an. Der Deutschen Gesellschaft für Pathologie trat er 1935 bei; ab 1957 gehörte er auch deren Vorstand an. Von 1948 – 1957 war er Geschäftsführer des „Hauses für Ärztliche Fortbildung“ in Essen, von 1957 – 1959 war er dessen Vorsitzender. Im Jahr 1961 wurde er Mit­ glied der International Academy of Pathology (IAP). 1966 wurde Müller Gastsenator an der Ruhr-Universität in Bochum, wo er sich ebenfalls Verdienste am Ausbau der Universität erwarb. Im gleichen Jahr ernann­ te ihn auch das Bayerische Kultusministerium zum Mitglied des Beru­ fungsausschusses der zweiten Medizinischen Fakultät (an der Techni­ schen Hochschule, ab 1970 Technische Universität) in München. 182

1967 erhielt Müller die Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundes­ ärztekammer für seine Verdienste in der ärztlichen Fortbildung. 1968 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen. 1969 erhielt er die Goldene Ehrenplakette der Stadt Essen. 1976 wurde ihm für sei­ ne Verdienste im Gründungsausschuss der Medizinischen Fakultät der Dr. h. c. der Technischen Universität München verliehen. 1983 erhielt er postum die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Pa­ thologie, die Rudolf-Virchow-Medaille.

Sein Publikationsverzeichnis enthält mehrere hundert Originalpub­ likationen, Übersichtsartikel, schriftliche Zusammenfassungen von Vor­ trägen und Bücher zu den unterschiedlichsten Themen der Pathologie, Neuropathologie, dem Krankenhauswesen und der Medizingeschichte. Hervorhebenswert ist auf jeden Fall das 1949 erschienene zweibändige „Taschenbuch für Pathologische Anatomie“. Für einen Pathologen sehr bemerkenswert sind sicherlich auch seine Veröffentlichungen zu Sucht­ krankheiten.

Prof. Walter Müller 1982 bei einer Antrittsvorlesung; links neben Müller sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Pathologie, Prof. Lutz-Dietrich Leder, der das Institut 1975 übernahm, sowie Prof. J. Christoph Reidemeister, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie. 183

Walter Müller hat zweifelsfrei wie kaum ein anderer den Wieder­ aufbau der Städtischen Krankenanstalten und die Errichtung einer Me­ dizinischen Fakultät in Essen maßgeblich mitgestaltet. Er hatte damit auch die Voraussetzungen für ein modernes universitäres Krankenhaus der Maximalversorgung gelegt. Es war für ihn, und vermutlich noch viel mehr für seine Familie, nicht einfach, 1947 aus dem kaum vom Krieg betroffenen Göttingen in das fast völlig zerstörte Essen zu gehen. Dabei dürften es ihm aber sicherlich seine Eindrücke aus dem kriegsgebeutel­ ten Königsberg und seine Flucht über die Ostsee im Februar 1945 leich­ ter gemacht haben, mit der katastrophalen Situation in Essen umge­ hen zu können. Neben seinem enormen beruflichen Engagement liebte Müller die Musik (alle Symphoniekonzerte in Essen waren abonniert), spielte begeistert Hockey (als Student im Tor, davon eine unüberseh­ bare Narbe auf der Nase) und Tennis, hatte als Sohn eines Eisenbahn­ beamten ein besonderes Faible für die Eisenbahn und schätzte seinen jährlichen Familienurlaub an der Nordsee (Baltrum), wo er vor genau 60 Jahren Initiator und danach langjähriger Schiedsrichter eines nach wie vor durchgeführten Gäste-Tennisturniers war. Sein größtes Hobby aber war sicherlich seine Familie; da er von 1955 bis 1966 in der Virchow­ straße in Sichtweite des Instituts wohnte, konnte er nicht nur das Kom­ men und Gehen seiner Kinder vom Arbeitsplatz aus verfolgen, sondern auch regelmäßig mit seiner Familie die Mittagspause verbringen und genießen.

Über allem scheint er aber ein gesuchter Ratgeber mit besonderen fachlichen und menschlichen Qualitäten für viele Kolleginnen und Kol­ legen sowie ein begeisternder Lehrer für Studenten und angehende Pa­ thologen gewesen zu sein.

Walter Müller verstarb am 15. Juni 1983 im 76. Lebensjahr in Essen. Das Universitätsklinikum 1963 – 2009

von K. W. Schmid , G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte 185

Die historische Betrachtung der Entwicklung des Universitäts- klinikums ab 1963 kann nur als Einheit der Krankenversorgung mit den dazugekommenen Aufgaben in Lehre und Forschung erfolgen. Aus diesem Grund wird auch die bisherige strikte chronologische Darstellung der Ereignisse aufgegeben. Anlässlich der 25-Jahr-Feier des Universitätsklinikums im Jahr 1988 erfolgte in der Festschrift „Medizinische Fakultät der Universität-Gesamthochschule-Essen 1963 – 1988“ eine umfassende Darstellung der personellen und bau- lichen Entwicklung aller Kliniken und Institute. In dieser Festschrift werden die Ereignisse der letzten 46 Jahre nunmehr anhand der er- folgten Profilbildung in Bezug auf definierte klinisch-wissenschaft- liche Schwerpunkte betrachtet, wobei jedoch der Aspekt der Kran- kenversorgung im Vordergrund stehen muss: es wird ja schließlich das 100-jährige Bestehen des Krankenhauses gefeiert.

Die weitere Entwicklung der einzelnen Kliniken und Institute kann teilweise nur kursorisch dargestellt werden, ist es doch das er- klärte Ziel dieser Festschrift, vorrangig den historischen Werdegang zu beleuchten; die Beschreibung des Jetztzustands einschließlich des gegenwärtigen Leistungsspektrums wird sich in der Regel auf ein Minimum beschränken. Ausführliche Darstellungen finden sich auf der jeweiligen Homepage der Kliniken und Institute sowie den ­aktuellen Jahresberichten des Universitätsklinikums. 186

Errichtung und strukturelle Weiterent- wicklung des Universitätsklinikums Essen

Seit dem Wintersemester 1963/64 besteht das Universitätsklini- kum Essen aus der Medizinischen Fakultät und den damaligen Städ- tischen Krankenanstalten. Das Universitätsklinikum musste somit unter zweigeteilter Trägerschaft seinen Aufgaben in Forschung, Leh- re und der Versorgung von Patienten nachkommen. Das Land Nord- rhein-Westfalen war für alle Ärzte des Universitätsklinikums sowie die Infrastruktur der Institute inklusive deren nicht-wissenschaft- lichen Personals zuständig. Die bauliche Infrastruktur der Kliniken und die Angelegenheiten des dort tätigen nicht-wissenschaftlichen Personals oblagen noch für die nächsten zehn Jahre der Stadt Essen.

Das Aufrücken in den Kreis ausgewählter Spitzenkrankenhäuser mit universitärem Status bedeutete eine deutlich größere Attrak- tivität für nationale und internationale Spitzenmediziner und -for- scher, sich nach Essen zu bewerben und hierher berufen zu werden. Dieses erzeugte auch in Essen einen ständig wachsenden Bedarf

Der Betrieb am neuen Universitätsklinikum hat begonnen, was auch prompt von der Essener Lokalpresse entsprechend kommentiert wird.

„Entwickeln Sie Ihre Anatomiekenntnisse nicht zu ­einseitig, meine Herren! Unser Blinddarm liegt hier …“ 187

hinsichtlich der räumlichen und personellen Ausstattung, um im Wettbewerb um die Besten in der Spitzenmedizin gegenüber ande- ren Standorten bestehen zu können.

Alma Mater am Standort Essen durch Gründung der Universität-Gesamthoch- schule-Essen

Durch die Gründung der Universität-Gesamthochschule-Essen im Jahr 1972 hatte die Medizinische Fakultät Essen nach den Jahren der Zugehörigkeit zur Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (1963 – 1967) und der Ruhr-Universität Bochum (1967 – 1972) ihre „Alma Mater“ endlich doch am Standort Essen erhalten; neben der Abteilung Essen der Pädagogischen Hochschule Ruhr und der Fach- hochschule für Ingenieurwissenschaften Essen war das Universi- tätsklinikum Essen eines der drei Gründungsmitglieder der Uni- versität-Gesamthochschule-Essen. Im Gegensatz zu anderen Hoch- schulneugründungen im Land Nordrhein-Westfalen war somit mit dem Universitätsklinikum auch eine ehemalige universitäre Einrich- tung an dieser Gründung beteiligt, was zur Schaffung weiterer uni- versitärer Fachbereiche (Chemie, Physik) in Essen führte. Am 1. Januar 1973 übernahm das Land Nordrhein-Westfalen die Städtischen Kran- kenanstalten, wodurch das Universitätsklinikum erstmals in unge- teilter Trägerschaft stand; Eberhard Wolff (1920 – 2009)*, der bereits seit 1970 die Verwaltung des Klinikums Essen als Verwaltungsdirektor geleitet hatte, wurde zum Leitenden Regierungsdirektor bestellt.

*Für seine Verdienste um das Universitätsklinikum in enger Verbindung mit der Medizinischen Fakultät wurde ihm 1985 der erste Ehrenring der Medizinischen Fakultät sowie der Titel „Ehren- senator der Universität-Gesamthochschule-Essen“ verliehen. 188

Änderung der Rechtsform und Fusion der Universitäten Duisburg und Essen

In den frühen 1990er Jahren hatte die Arbeitsgruppe „Hoch- schulmedizin“ der Kultusministerkonferenz (KMK) über die Zukunft der Universitätskliniken unter finanziellen und strukturellen Ge- sichtspunkten beraten. Das 1993 erschienene Gesundheitsstruktur- gesetz zwang geradezu, bestehende Strukturen und Rechtsformen der Universitätsklinika sowie ihre Verflechtung mit den Medizini- schen Fakultäten grundlegend zu überdenken. In der Folge wurde die sogenannte „Neuordnung der Hochschulmedizin“ im Landtag beschlossen. Zum 1. Januar 2001 trat – wie bei allen Universitäts- kliniken des Landes NRW – auch in Essen die Verordnung über die Errichtung des Universitätsklinikums Essen als Anstalt öffentlichen Rechts in Kraft. Die Geschäftsführung oblag fortan dem Vorstand, der von einem Aufsichtsrat kontrolliert wird. Die Einführung kaufmän- nischer Strukturen machte aus dem Universitätsklinikum ein selbst- verantwortliches modernes Unternehmen, dessen Satzung Zustän- digkeiten und Prozessabläufe festlegt; die Zusammenarbeit zwi- schen dem Klinikum und der Universität ist durch einen Koopera- tionsvertrag geregelt.

Auch die Leitungsstrukturen der Medizinischen Fakultät änder- ten sich grundlegend: an die Stelle des Dekans als Vertreter der Fakultät trat nun ein Dekanat, bestehend aus dem Dekan sowie je einem Prodekan für Lehre, Studium und Studienreform (Studiende- kan), Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie für Pla- nung und Finanzen. 189

Zu Beginn des Jahres 2003 wurden durch Beschluss des nord- rhein-westfälischen Landtags die bis dahin selbständigen Hoch- schulstandorte Duisburg und Essen zu einer „Universität Duis- burg-Essen“ fusioniert, der für die betroffenen Fachbereiche einen schwierigen Umstellungsprozess darstellte. Da nur am Standort Essen eine Medizinische Fakultät bestand, war diese von den not- wendigen Umstellungen in geringeren Maßen betroffen. Die so- genannte „Errichtungsphase“ konnte zum Jahresende 2006 erfolg- reich zum Abschluss gebracht werden.

Aufbruch zu einem Krankenhaus mit Spitzenmedizin Etablierung von „Spezialisten“ am Beispiel der Anästhesiologie

Während die deutschsprachigen Länder im 19. Jahrhundert und bis in die Weimarer Zeit führend in den Naturwissenschaften und auch in der Medizin waren, folgte im Dritten Reich eine Periode der Selbstisolation, die insbesondere während des 2. Weltkriegs Deutschland und Österreich von den vor allem in den angelsäch- sischen Ländern geleisteten Fortschritten völlig abschnitt. Erst allmählich ließ sich das angehäufte Defizit beseitigen. Ab den 60er Jahren waren die wichtigsten Errungenschaften in der Breite für die Versorgung der Bevölkerung angekommen. 190

Für die Städtischen Krankenanstalten lässt sich das anhand der Tatsache demonstrieren, dass mit der Einstellung des Fach­ anästhesisten Dr. Ludwig Stöcker 1962 der Grundstein einer selb- ständigen Abteilung gelegt wurde. Stöcker hatte seine anästhesis- tische Weiterbildung an der Landesfrauenklinik in Wuppertal und im Institut für Anästhesie unter Prof. Martin Zindler an der Medizi- nischen Akademie in Düsseldorf absolviert. 1963 erhielt er von der Ärztekammer Nordrhein die Befugnis zur vollen Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesie, 1969 die Venia legendi für sein Fachgebiet, 1972 erfolgte die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Pro- fessor und 1974 die Berufung zum ordentlichen Professor – nach dem üblichem Berufungsverfahren mit Ausschreibung, Listenvor- schlag und externen Gutachten. Diesen persönlichen Werdegang kann man nur würdigen, wenn man bedenkt, dass dies alles pa- rallel zu der enormen Aufbau- leistung verlief, zunächst inner- halb der Chirurgie eine moderne Anästhesie einzuführen und sie schließlich für alle operati- ven Fächer nutzbar zu machen. Nachteilig war allerdings, dass diese Entwicklung sich teilwei- se auf personelle und materielle Kosten der Chirurgie vollzog, ob- wohl diese Spezialisierung eine frühe Verselbständigung ver- Antrittsvorlesung Prof. Stöcker. dient gehabt hätte. 191

Die Atemwegssicherung durch Intubation, die Ruhigstellung durch künstliche Muskelerschlaffung und intravenöse Narkotika er- möglichten nun ausgedehnte Operationen etwa in der Tumorchirur- gie oder bei schweren Verletzungen. Operationen am Herzen unter Verwendung einer Herzlungenmaschine wurden so überhaupt erst möglich. Intensivmedizin mit Langzeitbeatmungen, Betreuung des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes sowie intravenöse künstliche Er- nährung ermöglichten Eingriffe bei Schwerkranken und Hochbe- tagten. In Essen verblieben zwar Intensivstationen in chirurgischer Hand, aber die Zusammenarbeit hinsichtlich notwendiger Lang- zeitbeatmung wurde dank generell guter Kollegialität unter Mithil- fe der Anästhesisten durchgeführt. Erst mit Bezug des Operativen Zentrums II erhielt das Institut für Anästhesie eine eigene Intensiv- station insbesondere für Patienten mit Atmungsproblemen und für Schwerkranke der operativen Fächer ohne eigene Intensivbetten.

Auf jeden Fall wäre die Entwicklung der nun bestehenden Schwerpunkte des Universitätsklinikums ohne diese Grundlagen nicht vorstellbar.

Zentrumsbildung durch Schaffung von spezialisierten Abteilungen

Ein wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung des Universi- tätsklinikums und vermutlich Wegweiser für eine spätere wissen- schaftliche Schwerpunktbildung war die Einrichtung von Zentren, unter deren Dach jeweils mehrere Kliniken/Abteilungen bezie- hungsweise Institute mit ähnlicher fachlicher und/oder apparativer 192

Ausrichtung zusammengefasst wurden. Es war die Idee, durch De- partmentbildung eine universitäre Spezialisierung innerhalb einer Fachrichtung zu ermöglichen, dabei aber durch die verbindende Klammer des Zentrums zu verhindern, dass diese Spezialdisziplinen die Bindung zur Fachrichtung verlieren, aus der sie hervorgegangen sind. Dazu sollten aber auch klinische und wissenschaftliche Syn- ergien gebündelt werden, was auch Kosten sparen helfen sollte. Die Zentrumsstruktur als Grundlage organisatorischer Einheiten be- steht in großen Teilen auch heute noch am Universitätsklinikum; sie dient insbesondere auch der Gewährleistung einheitlicher Facharzt- ausbildung, der Rotation des wissenschaftlichen Nachwuchses im gesamten Fächerspektrum sowie einer optimalen Planung und Ge- staltung der ärztlichen Nacht-, Feiertags- und Bereitschaftsdienste.

Ausgangspunkt der Zentrumsbildung am Essener Universitäts- klinikum war die von Prof. Otto Heinrich Arnold betriebene Auftei- lung der Medizinischen Klinik in Spezialabteilungen; dieses Depart- mentsystem wurde 1968 von den Fakultäten der Abteilungen für Theoretische und Praktische Medizin der Ruhr-Universität Bochum, die zu diesem Zeitpunkt noch für das Universitätsklinikum Essen zu- ständig war, genehmigt und anschließend vom Minister für Wissen- schaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen zustimmend zur Kenntnis genommen.

Die neu gegründeten Abteilungen wurden von den späteren Ab- teilungsdirektoren aufgebaut; diese bildeten das Direktorium des Zentrums für Innere Medizin und wählten aus ihrem Kreis einen Ge- schäftsführenden Direktor auf Zeit. Arnold wurde am 1. Januar 1969 als erster Geschäftsführender Direktor gewählt; er leitete die Ab- 193

teilung für Allgemeine Innere Medizin. Nach Arnolds Emeritierung folgte Prof. Edgar E. Ohnhaus auf diesen Lehrstuhl, der nach Ohn- haus’ Berufung 1986 an die Universität Kiel aufgelöst wurde, da die Aufgaben einer „Allgemeinen Inneren Medizin“ zwischenzeitlich nach Aussage des Direktoriums des Zentrums für Innere Medizin „von den übrigen Spezialabteilungen kompetenter wahrgenom- men“ werden könnten. Als erste Abteilung wurde die Abteilung für Kardiologie geschaffen; mit ihrer Leitung wurde Dr. (später Prof.) Wolfgang Hager betraut; 1993 wurde auf den Lehrstuhl für Kardio- logie Prof. Raimund Erbel berufen. Die Abteilung für Endokrinologie wurde von 1966 bis 1970 von Prof. Gerrit Rausch-Stroomann geleitet. Den Ruf auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Innere Medizin (Endokrinologie) erhielt 1972 Prof. Dankwart Reinwein; nach dessen Emeritierung wurde 1994 Prof. Klaus Mann berufen. Ebenfalls 1966 wurde der neu geschaffene Lehrstuhl für Pathophysiologie mit Prof. Werner Meesmann besetzt; nach seiner Emeritierung wurde 1989 Prof. Gerd Heusch berufen. Für die Leitung der Abteilung für Häma- tologie konnte 1967 Prof. Günter Brittinger gewonnen werden; er wurde 1974 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Innere Medizin (Hämatologie) berufen. Ihm folgte 1998 Prof. Ulrich Dührsen. 1968 wurde die Abteilung für Nieren- und Hochdruckkranke gegründet; sie wurde von dem schon Anfang der 1960er Jahre als Oberarzt in die Medizinische Klinik eingetretenen Dr. (später Prof.) Klaus-Diet- rich Bock geleitet, der 1972 auf den Lehrstuhl für Innere Medizin (Nieren- und Hochdruckkrankheiten) berufen wurde. Nach seiner Emeritierung folgte 1988 Prof. Thomas Philipp auf diesen Lehrstuhl. Nach dessen Pensionierung wurde der Lehrstuhl nicht mehr besetzt; mit der Leitung der Klinik wurde Prof. Andreas Kribben betraut. Als letzte der selbständigen Abteilungen wurde 1975 die Abteilung für 194

Gastroenterologie gegründet. Auf den Lehrstuhl wurde Prof. Harald Goebell berufen. Ihm folgte 1998 Prof. Guido Gerken. Die Abteilung für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik ging aus dem Laboratorium der Medizinischen Klinik hervor und wurde 1962 – 1963 von Dr. Werner Korus und 1964 – 1965 von Dr. Mario Werner geleitet. 1968 übernahm die Leitung Dr. (später Prof.) Dietrich Paar. Er übernahm nach seiner Ernennung zum Professor die Leitung der Abteilung für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik am Zentrum für Innere Medizin. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1998 wurde die Stelle des Abteilungsleiters nicht wieder besetzt. Das Laboratorium wird heute in einem modernen, 2004 bezogenen Zentrallabor (sh. Seite 215) als zentrale Dienstleistungseinrichtung des Universitätsklinikums geführt; das Zentrallabor wird von Dr. ­Lothar Volbracht geleitet. Prof. Klaus Mann ist in Personalunion mit seiner Funktion als Direktor der Klinik für Endokrinologie für Forschung und Lehre im Bereich Laboratoriumsdiagnostik zuständig.

Generationsbedingter Zeitgeist als Auslöser von Strukturveränderungen

Am Beispiel der Geschichte von Frauen- und Kinderklinik lässt sich eindrucksvoll beschreiben, wie auch der generationsbedingte Zeitgeist im Zusammenhang mit wissenschaftlichen und techno- logischen Erkenntnissen und Errungenschaften der Medizin die Strukturen des Essener Universitätsklinikums maßgeblich beein- flussten. So hatte die Medizinische Fakultät 1972 nach der Emeritie- rung von Prof. Kurt Nordmeyer beschlossen, in der Frauenklinik drei Abteilungen einzurichten. Noch im selben Jahr erfolgte der Ruf an 195

Prof. Nordmeyer, Chefarzt und ab 1963 Ordinarius der Frauenklinik. Er leitete die Klinik von 1954 bis zu seiner Emeritierung 1972.

Prof. Hans Ludwig zum Direktor der Abteilung für operative Gynäko- logie, gynäkologische Onkologie und Reproduktionsphysiologie. Er leitete diesen Lehrstuhl bis zu seinem Ruf an das Universitätsspital Basel im Jahr 1983. 1974 wurde Prof. Wolfgang M. Fischer als Leiter der Abteilung für Geburtshilfe und Perinatalmedizin berufen. Die dritte geplante Abteilung für gynäkologische Endokrinologie wurde in der Folge jedoch nie besetzt. 1986 wurde Prof. Adolf E. Schind- ler als Nachfolger von Hans Ludwig nach Essen berufen. Nach der Emeritierung Fischers 1997 und Schindlers 2001 führten Struktur- überlegungen zur Schaffung einer „Kernklinik für Frauenheil­kunde“ verbunden mit der Wiedervereinigung der beiden Abteilungen der Frauenklinik zu einem Lehrstuhl, auf den im Dezember 2001 Prof. Rainer Kimmig berufen wurde. 196

Ab 1973 wurden an der Kinderklinik insgesamt fünf unabhän- gige Abteilungen im Rahmen eines Zentrums für Kinderheilkun- de geschaffen. Diese Entwicklung betrieb Prof. Fritz Küster, der die Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten und des Univer- sitätsklinikums seit 1955 leitete, in Anlehnung an die Bildung von ­Spezialabteilungen an der Medizinischen Klinik. 2007 wurde die- se Zentrumsstruktur für Kinderheilkunde grundlegend neu defi- niert. Die Klinik besteht nunmehr aus drei Lehrstühlen: der Klinik für Kinderheilkunde I, die die Schwerpunkte Neonatologie und Kinderintensivmedizin sowie Neuropädiatrie vereint; der Klinik für Kinderheilkunde II mit der Pädiatrischen Nephrologie sowie der Spezialisierung im Bereich der Pädiatrischen Endokrinologie; und der Klinik für ­Kinderheilkunde III für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie.

Im Rahmen der 1973 geschaffenen Zentrumsstruktur erging im Januar 1973 der Ruf an Prof. Joachim Stoermer als Leiter der Abtei- lung für Pädiatrische Kardiologie; ihm folgte 1989 als Lehrstuhlin- haber Prof. Achim Schmaltz, der 2007 emeritiert wurde. Der Lehr- stuhl für Pädiatrische Kardiologie wurde danach in eine Professur für „Molekulare Kardiologie“ umgewidmet, die dem Herzzentrum zugeordnet ist, allerdings noch nicht besetzt werden konnte. 1975 folgte die Abteilung für Pädiatrische Nephrologie, als deren Leiter Prof. Hermann Olbing berufen wurde. Dieser Lehrstuhl wurde nach der Emeritierung von Olbing im Jahr 1995 für fast drei Jahre kommis- sarisch von Frau Prof. Anna-Margarete Wingen geleitet; 1998 erfolg- te der Ruf an Prof. Peter F. Hoyer (heute Klinik für Kinderheilkunde II). Als Leiter der Abteilung für Pädiatrische Endokrinologie wurde 1976 Prof. Herbert Stolecke berufen. Nach dessen Emeritierung 1995 197

wurde der Lehrstuhl mit der Abteilung für Pädiatrische Hämatolo- gie und Onkologie vereinigt; heute leitet Prof. Berthold Hauffa die Pädiatrische Endokrinologie als Abteilung der Klinik für Kinderheil- kunde II. 1977 erhielt Prof. Ulrich Stephan den Ruf auf den Lehrstuhl für Allgemeine Pädiatrie, der nach der Emeritierung Küsters 1975 für zwei Jahre kommissarisch von Olbing geleitet wurde. Stephan setzte seine in Erlangen begonnene wissenschaftliche und klinische Arbeit über die Mukoviszidose mit großem Engagement in Essen fort. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1995 wurde der Lehrstuhl mit Prof. Thomas Voit, einem ausgewiesenen Spezialisten auf dem

Prof. Ulrich Stephan, Lehrstuhlinhaber der Abteilung für Allge- meine Pädiatrie der Kinderklinik von 1977 – 1995. Stephan war ein ausgewiesener Spezialist auf dem Ge- biet der Mukoviszidose. 198

Gebiet der Neuropädiatrie, besetzt. Voit folgte 2007 einem Ruf an das renommierte Universitätskrankenhaus La Salpêtrière in Paris. Nach seinem Ausscheiden wurde 2008 Frau Prof. Ursula Felderhoff-Müser für Neonatologie und Kinderintensivmedizin berufen (heute Klinik für Kinderheilkunde I); die Neuropädiatrie wird seit 2007 von Frau Privat-Dozentin Ulrike Schara innerhalb der Klinik für Kinderheilkun- de I geleitet. Als letzte Abteilung wurde die Pädiatrische Hämatolo- gie und Onkologie 1986 geschaffen, als deren Leiter der langjährige Oberarzt, Prof. Werner Havers, bestellt wurde. Nach seiner Pensionie- rung 2007 und einem von Prof. Bernhard Kremens geleiteten Kom- missariat wurde 2008 Frau Prof. Angelika Eggert auf den Lehrstuhl berufen (heute Klinik für Kinderheilkunde III); sie ist seit 2009 in Per- sonalunion Direktorin des Westdeutschen Tumorzentrums Essen.

Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät im Jahre 2009

Wie bereits erwähnt, bilden heute definierte Schwerpunkte als herausragende verbindende Klammern (sowohl klinisch als auch wissenschaftlich) die Struktur des Universitätsklinikums, deren Ur- sprünge teilweise in die Zeit vor der Errichtung des Universitäts­ klinikums zurückreichen.

Als Beispiel sei die offensichtliche Spezialisierung verschiede- ner Kliniken der Städtischen Krankenanstalten auf die Therapie von Krebserkrankungen erwähnt: In einer Reihe von Kliniken wur- den bösartige Tumoren operativ behandelt; eine eigene Abtei- lung für Strahlentherapie bestand seit 1923. Mit der Berufung von 199

Prof. C. G. Schmidt und der von ihm betriebenen Gründung des Westdeutschen Tumorzentrums wurde jedoch der Grundstein der heute bestehenden Profilbildung des Essener Universitätsklinikums gelegt: Erforschung und Bekämpfung von Tumorkrankheiten, heute als Schwerpunkt „Onkologie“ definiert. Es folgten die­Schwerpunkte „Transplantation“, „Herz-Kreislauf“ und „Infektiologie und Immu- nologie“.

Die drei erstgenannten Schwerpunkte wurden 1995 von der Medizinischen Fakultät offiziell festgelegt, was auch vom Wissen- schaftsrat, der 1999 das Essener Universitätsklinikum und die Medi- zinische Fakultät begutachtete, in seinem im Jahr 2000 vorgelegten Bericht als vorbildhaft dargestellt wurde; der vierte Schwerpunkt „Infektiologie und Immunologie“ kam 2009 offiziell hinzu.

Rheinische Kliniken Essen (Psychiatrie in Essen)

Die Rheinischen Kliniken Essen sind aus der Psychiatrischen Ab- teilung der Städtischen Krankenanstalten und deren Nachfolgerin, der Psychiatrischen Klinik des Universitätsklinikums hervorgegan- gen. Sie vereinen drei Psychiatrische Kliniken (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit der neu hinzugekommenen Klinik für ab- hängiges Verhalten und Suchtmedizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Klinik für Psychoso- matische Medizin und Psychotherapie) sowie ein Institut (Institut für Forensische Psychiatrie) unter der Trägerschaft des Landschafts- verbands Rheinland (LVR). 200

Eine Vereinbarung über die Nutzung der Rheinischen Kliniken Essen als klinische Ausbildungs- und Forschungsstätte der Medizi- nischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, die auf das Eröff- nungsjahr des Klinikgebäudes 1974 zurückgeht, wurde zwischen Uni- versität, Universitätsklinikum und LVR im Jahre 2007 neu getroffen.

Institut für Rechtsmedizin

Gerade in Ballungsräumen mit sozialen Brennpunkten wie dem Ruhrgebiet sind Institute für Rechtsmedizin mit ihren breit gefä- cherten Aufgaben in der Rechtspflege als unabdingbar anzusehen. Aus diesem Grund wurde auch 1971 der Lehrstuhl für Rechtsmedi- zin am Universitätsklinikum eingerichtet. Nachdem das Institut in den ersten Jahren auf mehrere Institutionen aufgeteilt worden war, konnte 1977 das vollständig renovierte ehemalige Gebäude des Ins- tituts für Pathologie (die Pathologie war 1973 in das neue Instituts- gebäude übersiedelt) bezogen werden. Erster Lehrstuhlinhaber war Prof. Gustav Adebahr; nach dessen Emeritierung im Jahre 1989 über- nahm Prof. Klaus Püschel aus Hamburg kommissarisch die Leitung des Institutes für Rechtsmedizin. Im August 1989 erhielt Püschel ­offiziell den Ruf auf den Lehrstuhl, den er im Januar 1991 ablehnte, um nach Hamburg zurückzugehen. Es folgte ein Intervall strukturel- ler und hochschulpolitischer Überlegungen bezüglich der universi- tären Positionierung der Rechtsmedizin in Deutschland, bevor man sich zur Neuausschreibung der Stelle entschloss. Innerhalb dieser Vakanz führte Prof. Eberhard Lignitz, Leipzig, kommissarisch die Ge- schäfte des Instituts. Er wurde noch 1991 auf die nach dem Ruf von Günter Weiler auf den Lehrstuhl für Rechtsmedizin der Universität 201

Gießen freigewordene C3-Professur für Rechtsmedizin berufen. 1995 folgte Lignitz dem Ruf auf den Lehrstuhl für Rechtsmedizin an der Universität Greifswald. Der vakante Lehrstuhl für Rechtsmedizin in Essen wurde dann aber doch 1993 an Prof. Klaus Henßge vergeben, der diesen bis zu seiner Emeritierung 2003 innehatte. Im Februar 2003 erging der Ruf auf die Nachfolge an Privat-Dozent (heute Prof.) Thomas Bajanowski, der diesen aber erst 2007 annahm.

Apotheke des Universitätsklinikums

Seit Gründung der Städtischen Krankenanstalten wird die Versor- gung durch Arzneimittel von der anstaltseigenen Apotheke durch- geführt. Nachdem die Apotheke ursprünglich im östlichen Anbau des Verwaltungsgebäudes untergebracht war, musste sie im Zwei- ten Weltkrieg in das „Esmarchhaus“ ausgelagert werden. Ab 1954 befand sich die Apotheke im Souterrain des Operativen Zentrums I. Im Februar 2007 konnte nach 16monatiger Bauzeit ein modernes und ­bestausgestattetes Gebäude oberhalb des Patholo­giegebäudes bezogen werden. Die Apotheke wird vom Ltd. Regierungsphar- maziedirektor, Dr. rer. nat. Hubert Schneemann geleitet, der 1984 Regierungspharmaziedirektor Gerd Hickler nachfolgte.

Im Jahr 2007 eröffneter Neubau der Apotheke. 202

Bauprojekte zur Unterbringung neuer Fachdisziplinen

Auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepu- blik Deutschland begünstigt, war das Universitätsklinikum in den Jahren nach der Gründung 1963 in der Lage, neue Kliniken und Ins- titute einzurichten. Dabei handelte es sich teilweise um Fächer, de- ren Schaffung seit Jahrzehnten immer wieder geplant, meist aber aufgrund wirtschaftlicher Zwänge nicht realisiert werden konnte. Neugründungen medizinisch-theoretischer Institute erfolgten in der Regel durch die Notwendigkeit medizinischer Dienstleistungen auf universitärem Niveau nach der Ausweitung oder Neugründung entsprechender Kliniken; dazu wurde von diesen Instituten auch ein hohes Maß an (Grundlagen-) Forschungsleistung erwartet.

Bereits 1964 waren ausgewählte theoretische Fächer (Pharma- kologie, topographische Anatomie, Hygiene und Arbeitsmedizin), die für den Lehrbetrieb notwendig waren, eingerichtet und durch entsprechende Berufungen besetzt worden. Während das Institut für Pharmakologie im „alten Robert-Koch-Haus“ untergebracht werden konnte (der Neubau für das Institut für Mikrobiologie war 1963 als „neues Robert-Koch-Haus“ in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Gebäudes eröffnet worden), konnten für die beiden ande- ren Institute lediglich Provisorien eingerichtet werden. Im Dezem- ber 1965 wurde ein Raumprogramm für diese beiden und weitere theoretische Institute erstellt (sogenannte Institutsgruppe I), das 1970 genehmigt wurde. Dieses Programm bildete in der Folge die Grundlage zum Bau des Gebäudes der Institutsgruppe I auf einem von der Stadt Essen zur Verfügung gestellten Grundstück zwischen 203

Klinikum und Gruga. Dieses Gebäude wurde am 14. April 1975 seiner Bestimmung übergeben. Damit konnte nun auch der Studenten- unterricht für den vorklinischen Studienabschnitt ab dem Winter- semester 1975/76 komplett in Essen erteilt und damit eine medizi- nische Gesamtfakultät etabliert werden.

Neben den Instituten für Anatomie, Medizinische Psychologie, Physiologie und Physiologische Chemie, die die „Klassiker“ des vor- klinischen Studienabschnittes bildeten, fanden im Gebäude der Institutsgruppe I die Institute für Medizinische Informatik und Biomathematik, für Hygiene und Arbeitsmedizin, für Medizinische Strahlenbiologie, Medizinische Strahlenphysik, für Humangenetik sowie einige Jahre später auch das Institut für Immungenetik Platz. Zusätzlich wurden dort das technische Zentrallabor und das Zentra- le Tierlaboratorium untergebracht sowie Forschungsräumlichkeiten für die experimentelle Chirurgie geschaffen.

Institutsgruppe I nach der Eröffnung 1975. Das Gebäude in der Mitte (damals Klinik für Urologie) dient heute als Dekanatsgebäude, links davor ein Teil der Neurochirurgie. 204

Neu-, Aus- und Umbau sowie Umzugs- aktivitäten am Universitätsklinikum

Im folgenden wird der Versuch unternommen, alle größeren Bauprojekte des Universitätsklinikums kurz zu beschreiben. Insbe- sondere in den Beiträgen zu den Schwerpunkten des Klinikums wer- den die Planung, der Bau und die Nutzung einiger dieser Gebäude detailliert beschrieben.

Die Eröffnung des gemeinsamen Gebäudes der HNO- und Augen- klinik sowie des Gebäudes der Strahlen- und Tumorklinik im Jahr 1967 ermöglichte nach Übersiedlung der entsprechenden Kliniken in den folgenden Jahren die Möglichkeit der Neugründung weiterer Kliniken (Klinik für Urologie, Klinik für Orthopädie, Klinik für Neuro- chirurgie), die nach Adaptierung der freigewordenen Gebäude dort eingerichtet werden konnten. So wurde die nach der Eröffnung des gemeinsamen Gebäudes für die HNO- und Augenklinik frei gewor- dene alte HNO-Klinik gründlich saniert; darin wurde 1968 die aus der Chirurgischen Klinik hervorgegangene Klinik für Urologie unter- gebracht.

Die Errichtung der sogenannten Tumor-Strahlenklinik mit ange- schlossenem GBK-Haus (GBK = Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebserkrankungen), in der neben der internistischen Onkologie auch die 1960 gegründete Strahlenklinik untergebracht wurde, wird im „Schwerpunkt Onkologie“ dargestellt. Ebenso werden dort die 1961 gegründete Abteilung für Nuklearmedizin, die 1985 zu einer selbständigen Klinik für Nuklearmedizin wurde, das 1971 gegrün- dete Zentralinstitut für Röntgendiagnostik, die 1960 gegründete 205

Klinik für Strahlentherapie sowie das im Jahr 1975 eröffnete Institut für Medizinische Strahlenbiologie und Medizinische Strahlenphysik und deren weitere Entwicklung behandelt.

Nach Übersiedlung der Strahlenklinik in die 1967 eröffnete Tu- mor-Strahlenklinik wurde der freigewordene ehemalige Infektions- pavillon umgebaut und an die ebenfalls freigewordene alte HNO- Klinik angebunden. Die dadurch geschaffenen Räumlichkeiten wurden für die Einrichtung der Neurochirurgie genutzt. Da bis 1970 jedoch keine eigenen Betten und Operationsräumlichkeiten be- standen, war man auf die Kooperation mit der Klinik für Chirurgie angewiesen. Erst mit dem Bau des Operativen Zentrums II (OZ II) standen für die Klinik für Neurochirurgie entsprechende großzügige Räumlich­keiten zur Verfügung.

Ansichtskarte des Universitätsklinikums aus dem Jahr 1967. Darauf sind neben der Chirurgischen Klinik und dem Verwaltungsgebäude die gerade fertiggestellte HNO- und Augenklinik sowie die Tumor-Strahlenklinik zu sehen. 206

1973 wurde das neue Institutsgebäude der Pathologie eröffnet; im dritten Stockwerk wurde das im gleichen Jahr gegründete Insti- tut für Neuropathologie untergebracht.

Im Jahr 1975 wurde das IFZ [Institut für Zellbiologie (Tumorfor- schung)] gegründet; das IFZ repräsentiert eine der renommiertesten Institutionen für Krebsforschung in Deutschland und wurde neben der prominenten Unterstützung durch die Mildred-Scheel-Stiftung (Deutsche Krebshilfe) unter anderem auch großzügig durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert. 1985 wur- den die Henry-S.-Kaplan-Labore und 1987 das moderne Laborgebäu- de des IFZ in der Virchowstraße eröffnet.

Ein wichtiger baulicher Meilenstein für das Universitätsklinikum Essen war der Neubau des „Operativen Zentrums II“ (OZ II; Bezug im Sommer 1989).

Ursprüngliches Modell des Operativen Zentrums II, auf dem die gigantischen Ausmaße dieser Planung sehr gut ersichtlich sind. 207

Die über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahrzehnten gehen- den Planungen und Baumaßnahmen bis zur Inbetriebnahme des Ge- bäudes rechtfertigen eine detaillierte Darstellung der chronologischen Ereignisse: Bei der Berufung Prof. Friedrich Wilhelm Eiglers auf den Lehrstuhl für Allgemeine Chirurgie im Jahr 1971 war die damals noch für die Gebäude des Universitätsklinikums zuständige Stadt Essen be- reit, die Planung eines Neubaus für die Chirurgischen Kliniken in Angriff zu nehmen; tatsächlich fand noch ein erstes Planungsgespräch mit dem Berufenen vor dessen Amtsantritt statt. Nachdem allerdings 1972 nach der Gründung der Universität-Gesamthochschule-Essen auch die Gebäude des Universitätsklinikums vom Land übernommen wurden, wischte man die bestehenden Planungen vom Tisch und beauftragte das Institut für Funktionsanalyse, Dr. Lohfert, Kopenhagen, einen Gene- ralplan für das gesamte Klinikum zu erstellen. Das Ergebnis bestätigte die Notwendigkeit eines Neubaus der Chirurgie, der vom zuständigen Ministerium auch zugesagt wurde. Diese Zusage war der Anlass für die Medizinische Fakultät, ein Bewerbungsverfahren für einen Lehrstuhl für Unfallchirurgie in Gang zu setzen, um dem künftigen Lehrstuhlinhaber die Gelegenheit zur Mitplanung zu geben. Das Bewerbungsverfahren führte 1975 zur Berufung von Prof. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg auf den ersten Lehrstuhl für Unfallchirurgie in Nordrhein-Westfalen. Die zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersehbare Verzögerung der Eröffnung des Neubaus der Chirurgie bis 1989 brachte für alle im alten Chirurgiebau (OZ I) untergebrachten chirurgischen Disziplinen erhebliche Raumprob- leme mit sich, die die notwendige Kooperation zum Betrieb der Unfall- chirurgie immer wieder auf harte Proben stellte.

1975 übernahm Eigler seine „Baufunktion“, nachdem der bisheri- ge Baubeauftragte der Medizinischen Fakultät, der neurochirurgische Oberarzt Prof. Winfried Bettag die Chefarztstelle seines Faches an den Städtischen Krankenanstalten Duisburg übernommen hatte. Gegen die Vorstellungen der Fakultät hatten die Vertreter der Landesregie- rung den Plänen der Beratergruppe für einen großen Bau zugestimmt, der alle operativen Fächer mit Ausnahme der Augenheilkunde und 208

der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde enthalten sollte; dazu sollten das Institut für Anästhesie, die Röntgendiagnostische Abteilung, die Blutbank und das Nacht- und Bereitschaftslabor kommen. Vorbild für einen so massiven Bau waren die Klinikums-Neubauten in Aachen und Münster und die damit erwarteten ökonomischen Vorteile. Insbesonde- re vom Vertreter der Frauenheilkunde in der Baukommission, Prof. Hans Ludwig, wurden schwere Bedenken erhoben; unter Hinweis, dass sein Fach kein chirurgisches, sondern ein operatives sei, erreichte er jedoch nur, dass das zu errichtende Gebäude nicht mehr als Chirurgisches, son- dern als Operatives Zentrum benannt werden sollte – diese Namens- gebung besteht bis heute, obwohl die Frauenheilkunde aufgrund der späteren Planung nicht mehr in das Gebäude einzog.

Von ministerieller Seite wurde eine „Alles oder Nichts-Politik“ be- trieben. So musste die Fakultät notgedrungen angesichts der prekären baulichen Situationen der chirurgischen Disziplinen den Plänen des

Beitrag aus der Welt am Sonntag zur Baugrube des geplanten Operativen ­Zentrums II. Hervorgehoben wird in dem Beitrag insbesondere die Gefährdung des Gebäudes der Neurochirurgie, das in die Baugrube abzurutschen drohte. 209

Die Baugrube von der Pathologie aus gesehen (1980). Die Baugrube füllte sich mit der Zeit mit Wasser. Der dama- lige Institutsdirektor Prof. Lutz-Dietrich Leder, ein begeisterter Orni- thologe, beobachtete in dem sich entwickeln- den Biotop auch selte- ne Wasservögel.

Großbauwerks zustimmen. Anschließend wurde mit hoher Intensität geplant, der Baubeginn wurde, trotz ministerieller Zusagen vor jeder Bundes- oder Landtagswahl, aber immer wieder aus Kostengründen hinausgeschoben.

1979 begann man schließlich mit den Erdarbeiten. Man trug unter anderem einen teilweise frisch renovierten Pavillon der Medizinischen Klinik ab, in dem sich die Stationen M9 (Gastroenterologie mit Ope- rationsraum) und M10 (Allgemeine Innere Medizin) befanden. Dafür errichtete man Baracken primitivster Bauart vor der Medizinischen Kli- nik. Die für die Patienten damit verbundene Belastung glaubte man für kurze Zeit in Kauf nehmen zu können, da das Gebäude der Frauen- klinik, die schnellstmöglich in das neu errichtete Operative Zentrum II verlegt werden sollte, für die Medizinische Klinik bestimmt war und die adäquate Aufstellung der Betten der Stationen M9 und M10 ermög- licht hätte.

In der Zwischenzeit bestätigten sich die Gerüchte, dass für die an- gestrebte große Baulösung die zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen nicht ausreichten. Daraufhin musste – wieder mit der Fir- ma Lohfert – ein reduziertes Raumprogramm und mit dem Architek- tenbüro Heinle, Wischer und Partner ein kleineres Gebäude geplant werden, das die riesige Grube ausfüllte. Was das bedeutete, kann man an folgenden Zahlen ermessen: Die Nutzfläche wurde von 42.000 auf 210

16.000 Quadratmeter, die Bettenzahl von 625 auf 240 und die Bau­ summe von 333 Millionen auf 175 Millionen DM gesenkt!

Während der anschließenden mehr als 5 Jahre langen Wartezeit auf den Baubeginn drohten nicht nur die am oberen Rand der Baugrube stehenden Bauten, vor allem die Augen- und die HNO-Klinik, abzurut- schen, sondern es entstand auch ein Biotop, dessen Beseitigung schließ- lich zu Diskussionen mit Naturschützern führte.

Im Mai 1985 legte schließlich der damalige Finanzminister Dr. ­Diether Posser den Grundstein, und schon ein Jahr später konnte das Richt- fest mit Wissenschaftsministerin, Frau Anke Brunn, gefeiert werden. Im Sommer 1989 erfolgte die Schlüsselübergabe durch den Leiter des ­Essener Staatshochbauamtes, Friedrich Werkshage; dabei zitierte der Baubeauftragte Goethe mit dem Hinweis, dass man auch mit Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, Schönes bauen könne; und tröstete die Ministerin mit dem Satz eines Bauherrn aus der Weser-Renaissance: „Es gibt keine schönere Art arm zu werden als durch Bauen!“.

Der Neubau des Operativen Zentrums II war ein wichtiger bau- licher Meilenstein für das Universitätsklinikum Essen, da dadurch der Chirurgie seit Mitte der 1930er Jahre erstmals wieder ein ihren Anfor- derungen entsprechendes Gebäude zur Verfügung stand. Es nahm in seiner verkleinerten Form neben den Kliniken für Allgemeine Chirurgie, Neurochirurgie und Unfallchirurgie auch wesentliche Teile der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, das Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, das Institut für Transfusionsmedizin sowie Notfall- und Bereitschaftslabore auf. Wie erwähnt, war die Ab- teilung für Unfallchirurgie bereits 1975 eingerichtet worden; der Lehr- stuhl war der erste seiner Art im Land Nordrhein-Westfalen. Die infolge der Bauvorbereitung des OZ II errichteten Baracken der Medizinischen ­Klinik blieben viele Jahre lang an Ort und Stelle stehen, da die Frauen- klinik wegen der „kleinen“ Lösung des OZ II in ihrem angestammten Gebäude bleiben musste. Der 1975 nach Essen berufene Direktor der 211

Abteilung für Gastroenterologie, Prof. Harald Goebell, verbrachte seine gesamte Amtszeit in dem unzumutbaren baulichen Provisorium. Die Baracken fielen erst vor wenigen Jahren dem Bau des Medizinischen Zentrums zum Opfer. Die im „großen“ OZ II vorgesehene Laborfläche der Abteilung für Hämatologie wurde nie geschaffen.

Abriss der Baracken im Jahre 2007.

Weitere Planungswünsche des Universitätsklinikums konnten neben der Fertigstellung des Operativen Zentrums II jedoch vorerst nicht erfüllt werden. So konnte vor allem auch die Hautklinik und mit ihr die Angiologie nicht aus ihrer problematischen baulichen ­Situation befreit werden. Die Klinik für Angiologie hatte sich 1971 aus der Hautklinik unter dem Gesichtspunkt venös bedingter Unter- schenkelgeschwüre heraus entwickelt. Während der erste Leiter die- ser Einrichtung, Prof. Norbert Klüken, sich den Venenerkrankungen widmete, standen die Arterien im Mittelpunkt des Schaffens seines Nachfolgers Prof. Gottfried Rudofsky. Nach dessen Tod 2006 wird die Klinik von Dr. Franz-Eduard Brock geleitet. Die Hautklinik erhielt erst im Juni 2009 ein neues Gebäude; die Angiologie ist zwischen- zeitlich im OZ I untergebracht. 212

1993 wurde ein eigenes Gebäude für die 1988 gegründete Klinik für Knochenmarktransplantation eröffnet, die zu diesem Zeitpunkt die größte in Europa war.

Im Frühjahr 1999 wurde durch die Eröffnung des Neubaus der Frauenklinik und des Perinatalzentrums die mehr als unbefriedi- gende bauliche Situation der Frauenklinik behoben. Der Frauen­ klinik-Neubau wurde durch einen direkten Übergang mit der Kin- derklinik verbunden; damit konnten ideale Voraussetzungen für die Behandlung von Risikoschwangerschaften als auch für die intensiv- medizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen geschaffen werden. Auch aufgrund der hervorragenden räumlichen Vorausset- zungen konnte sich die Frauenklinik zu einer der führenden Kliniken in Deutschland in der gynäkologischen Onkologie entwickeln.

1999 wird der Neubau der Frauenklinik eröffnet, der durch einen direkten Übergang mit der Kinderklinik verbunden ist. 213

Das kombinierte Gebäude der Küche und der Personal- und Be- sucherkantine wurde nach nur einjähriger Bauzeit im März 2001 fertiggestellt. In der Küche werden täglich bis zu 2.500 Essen für Pa- tienten, Besucher und das Klinikpersonal hergestellt.

Das 2001 fertiggestellte Gebäude der Küche und der Personal- und Besucherkantine. Im Hintergrund ist die „Alte Orthopädie“ zu erkennen. 214

Im September 2003 erfolgte die Eröffnung des Gebäudes des West- deutschen Herzzentrums Essen, in dem die Klinik für Kardiologie und die Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie untergebracht sind. Die Zusammenarbeit der beiden Kliniken unter einem Dach er- möglicht eine in dieser Form wegweisende enge Verflechtung von konservativen, interventionellen und operativen Herzspezialisten.

Nach Bezug des Herzzentrums durch die Klinik für Kardiologie erfolgte eine komplette Sanierung und räumliche Restrukturierung des Gebäudes der Medizinischen Klinik. Dies dient auch zur Über- brückung bis zur im Jahr 2010 vorgesehenen Eröffnung des Medizi- nischen Zentrums.

2010 wird das Medizinische Zentrum eröffnet. 215

Im Jahr 2004 wurde nach knapp zweijähriger Bauzeit das bes- tens ausgestattete Zentrallabor des Universitätsklinikums eröffnet. Damit konnte die bisherige dezentrale Laborlandschaft im Gelände des Universitätsklinikums unter Gesichtspunkten effektiver Perso- nal- und Geräteplanung sowie Gestaltung der Funktionsabläufe auf ein zentrales Routinelabor konzentriert werden.

Der Bau des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE) wurde im Jahr 2006 begonnen. Die Protonentherapie wird insbesondere bei Patienten angewandt, bei denen übliche Bestrah- lungsverfahren nicht ausreichend genutzt werden können, weil der Tumor entweder zu tief im Körper sitzt oder aber von empfindlichen

Neubau des Zentrallabors. 216

Organen (wie Auge oder Gehirn) umgeben ist. Die Therapie der ­ersten Krebspatienten mittels Protonenbestrahlung soll in ­Kürze aufgenommen werden.

2007 wurde die umfassende Modernisierung der Klinik für Strah- lentherapie abgeschlossen.

Im Herbst 2007 wurde das Robert-Koch-Haus III eröffnet, in dem das Institut für Mikrobiologie, das Institut für Virologie sowie das Institut für Immunologie untergebracht sind. Damit verfügt das Universitätsklinikum über eines der modernsten Zentren dieser Art für Forschung, Lehre und Diagnostik in Deutschland. Gleichzeitig wurde in unmittelbarer Umgebung des Robert-Koch-Hauses III ein modernes Parkhaus errichtet, mit dem die bisher sehr unbefriedi- gende Parksituation für Patien- ten, Besucher und Mitarbeiter des Universitätsklinikums gelöst werden konnte.

Nach einer Bauzeit von exakt zwei Jahren konnten im Spät- herbst 2008 das Tumorambulanz- Gebäude (WTZ-Ambulanz) in Be- trieb genommen und die ersten Patienten behandelt werden. In diesem Gebäude wurden sämt-

Westdeutsches Protonentherapie-Zen- liche ambulanten und tagesklini- trum Essen (WPE). Die Behandlung der schen Bereiche der Inneren Klinik ersten Patienten ist für Mitte 2010 vor- gesehen. (Tumorforschung), der Kliniken für 217

Strahlentherapie, für Knochenmarktransplantation und für Hämato- logie zu einer onkologischen Tages- und Poliklinik zusammengefasst.

Am 10. Juni 2009 wurde der Grundstein für das Medizinische Forschungszentrum (FKM-Gebäude) gelegt. Der Laborneubau wird über modernste Laborflächen verfügen, wodurch der seit jeher am Universitätsklinikum herrschende chronische Mangel an Räumlich- keiten für Forschungstätigkeiten zumindest gelindert werden soll.

Am 29. Juni 2009 wurde der in Fertigmodulbauweise in weniger als einem Jahr Bauzeit errichtete Neubau der Hautklinik seiner Bestim- mung übergeben. Der Neubau erfolgte an der Stelle der alten Klinik, die in einem der ältesten Gebäude des Universitätsklinikums unter- gebracht und dementsprechend seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand war. Im Oktober 2009 wurde die Hautklinik in ihrem neuen Gebäude als erste Klinik des Essener Universitätsklinikums vollstän- dig nach „DIN EN ISO 9001:2008“ und „OnkoZert“ zertifiziert.

Die in Modulbauweise errichtete Hautklinik wurde im Juni 2009 eröffnet. Gerd Meyer-Schwickerath, Träger des Ordens POUR LE MÉRITE 219

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gerd Meyer-Schwickerath und sein Werk

Direktor der Essener Augenklinik von 1959 bis 1985

von A. K. H. Wessing

1959 wurde Professor Gerd Meyer-Schwickerath zum Chefarzt der damals noch städtischen Augenklinik Essen gewählt. Dies war auf den ersten Blick eine recht ungewöhnliche Entscheidung; denn Meyer-Schwickerath war ausgewiesener Spezialist für Netzhaut- erkrankungen, einem Gebiet, das bis zu jener Zeit in der Augen- heilkunde nur ein Randdasein fristete. Dennoch war diese Wahl für die Städtischen Krankenanstalten und die spätere Medizinische Fakultät ein wahrer Glücksfall und der Beginn einer unglaublichen ­Erfolgsgeschichte. 220

Die Essener Augenklinik 1909 – 1959

Die Augenklinik wurde zusammen mit den Städtischen Kran- kenanstalten am 29. Juli 1909 eröffnet. Trotz der rasanten Indust- rialisierung und des gewaltigen Bevölkerungsanstiegs war um die Jahrhundertwende die augenärztliche Versorgung in Essen und Umgebung höchst unzureichend. In Essen gab es einige ganz weni- ge niedergelassene Augenärzte und zeitweilig eine private Augen- klinik mit 4 Betten.

Die erste größere Augenklinik in der Region mit 49 Betten ent- stand 1907 in Mülheim an der Ruhr. Planungen für die Essener Klinik liefen seit 1906. Nach dreijähriger Bauzeit wurde sie fertig gestellt. Wie in Mülheim ist auch die Essener Augenklinik einer privaten Stif- tung zu verdanken. Frau Franka Hirschland hatte zur Erinnerung an ihren verstorbenen, früh schon erblindeten Gatten, den Essener Bankier Albert Simon Hirschland, bereits 1902 eine ­gemeinnützige Stiftung eingerichtet. Für den Bau der neuen Klinik wurden aus Mitteln dieser Stiftung zunächst 100.000 und später noch einmal 30.000 Mark zur Verfügung gestellt.

Die im Pavillon-Stil erbaute „alte“ Augenklinik ist trotz schwerer Kriegsschäden an der oberen, nordöstlichen Ecke des Klinikgeländes in ihren Grundstrukturen erhalten geblieben.

Erster Chefarzt der neuen Klinik war von 1909 bis 1913 Dr. Leopold Hessberg. 1874 war er als erster Augenarzt nach Essen gekommen. Er betrieb eine florierende Praxis und war an beiden konfessionel- 221

len Krankenhäusern Essens, dem Elisabeth-Krankenhaus und am ­Huyssens-Stift, operativ tätig. Die neue Klinik hatte zu seiner Zeit 38 Betten. Sprechstunden gab es auch an Sonn- und Feiertagen, um zu verhindern, dass „Werkleute“ bezahlte Arbeitsstunden ver- lören (1). Leopold Hessberg hatte keinen Assistenten, wurde jedoch von seinem Sohn unterstützt.

Nachfolger war von 1913 bis 1933 sein Sohn Dr. Richard ­Hessberg (Lebenslauf S. 128 – 131). Unter seiner Leitung wuchs die Bettenzahl auf 75 an. Die zusätzlichen Betten wurden in einer Baracke auf dem Kran- kenhausgelände untergebracht. 1928 richtete er einen Unterrichts- raum für sehbehinderte Kinder ein und legte damit den Grundstein für die spätere „Sehbehinderten-Schule“ in Essen-Steele. Er engagier- te sich für Aus- und Weiterbildung und war wesentlich beteiligt am Aufbau des „Hauses für Ärztliche Fortbildung“. 1933 musste er sein Amt auf Druck der Nationalsozialisten aufgeben. 1939 ist er in die USA ausgewandert, kehrte aber nach dem Krieg nach Essen zurück.

1934 bis 1958 folgte Prof. Paul Adolf Jaensch. Er war es, der nach den Kriegsereignissen für die Instandsetzung der durch Bomben und eindringendes Wasser schwer beschädigten Klinik sorgte. Im April 1945 gab es gerade noch 6 Patientenbetten, die im Untergeschoß untergebracht waren. Bereits 1947 konnte die Klinik offiziell wieder eröffnet werden. Seiner Herkunft aus der Breslauer Universitäts- Augenklinik unter Alfred Bielschowsky entsprechend widmete sich Jaensch den Motilitätsstörungen des Auges und dem Schielen. Er machte die Essener Klinik zu einem Hort der Schielbehandlung und konnte 1955 eine orthoptische Abteilung („Sehschule“) ­einrichten. 222

Meyer-Schwickerath kommt nach Essen

Im Mai des Jahres 1959 tritt Gerhard Rudolf Edmund Meyer- Schwickerath seinen Dienst als Chefarzt der Essener Augenklinik an und erhält den Titel eines Obermedizinalrats. Mit der Umwandlung der Städtischen Krankenanstalten in ein Universitätsklinikum wird er 1963 von der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms- Universität in Münster zum ordentlichen Professor für Augen­ heilkunde in Essen berufen. Gleichzeitig wird er zum Direktor der Augenklinik bestellt, eine Position, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1985 inne hat.

Meyer-Schwickerath entstammte einer rheinischen, musisch hoch begabten Akademikerfamilie. 1920 in Wuppertal geboren, hat er entgegen der Familientradition nicht Jura studiert, sondern sich für die Medizin entschieden. Nach dem Studium in Bonn, Würzburg und Münster beginnt er 1945 mit Doktorarbeit und ophthalmologi- scher Ausbildung bei Prof. Oswald Marchesani in Münster und folgt seinem Lehrer noch im selben Jahr nach Hamburg. Dort promoviert er zum Dr. med. und beginnt 1946/47 mit seinen bahnbrechenden Arbeiten zur Lichtkoagulation. Nach dem frühen Tod Marchesanis wechselt er zu Prof. Hans-Karl Müller an die Augenklinik Bonn. 1953 habilitiert er sich dort mit einer Arbeit über die Lichtkoagulation und wird 1958 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. 223

Lichtkoagulation, eine Revolution in der Ophthalmochirurgie

Lichtkoagulation ist die faszinierende Möglichkeit, im Augen­ inneren zu operieren, ohne dazu das Auge eröffnen zu müssen. Ein extrem heller Lichtstrahl wird durch die Pupille ins Auge geschickt und auf die Netzhaut fokussiert. Unter Sichtkontrolle mit dem Augenspiegel entsteht dann an der gewünschten Stelle eine Ver- brennung, die später vernarbt und eine feste Verbindung zwischen Netzhaut und ihrer Unterlage schafft. Wenn jemand ohne ausrei- chenden Schutz in die Sonne blickt, geschieht genau das gleiche, nur mit dem Unterschied, dass die Verbrennung nicht dort entsteht, wo sie ­therapeutisch sinnvoll ist. Anlässlich einer Sonnenfinsternis sind derart unkontrollierte Netzhautverbrennungen die Regel und so war es auch 1946 in Hamburg. Von daher kam die erste Idee.

Die Netzhautablösung war bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts eines der ganz großen Probleme der Ophthalmologie. Unbehandelt führte sie fast immer zur Erblindung. Eine interessante Beobachtung war, dass Narben in der Netzhaut, wie sie etwa bei Entzündungen oder Verletzungen entstehen, die Ausbreitung einer Netzhautab­ lösung verhindern können. Die zweite Idee also war, solche Narben gezielt und ohne blutigen Eingriff in der Netzhaut zu setzen.

1946/47 begann Meyer-Schwickerath mit seinen Versuchen. 224

Erster Lichtkoagulator um 1947. Als Lichtquelle diente ein Kohlelichtbogen.

Der erste Koagulator

Der erste Koagulator wurde mit einem einfachen Kohlelichtbo- gen betrieben. Die Koagulate, die man am Kaninchenauge erzeugen konnte, entsprachen ganz den Wunschvorstellungen, doch beim Menschen wollte es nicht funktionieren. Der Grund: Die Pupille des menschlichen Auges hat eine wesentlich kleinere Öffnung als die des Kaninchens; es kam einfach nicht genug Licht ins Auge hinein. Meyer-Schwickerath hat später selbst einmal gesagt, seine Haupt- tätigkeit sei gewesen, hellere Lichtquellen für seinen Koagulator zu finden (2). 225

Sonnen-Koagulator mit Heliostat um 1948.

Der Heliostat

Eine erste Alternative zum simplen Kohlelichtbogen war die Sonne. Auf dem Dach der Hamburger Augenklinik wurde mit Hilfe eines Heliostaten das Sonnenlicht eingefangen und über ein Kon- densorsystem und einen Augenspiegel zu den ersten erfolgreichen Behandlungen eingesetzt.

Den Heliostaten hatte Meyer-Schwickerath übrigens selbst kons- truieren müssen, da in der Nachkriegszeit derartige Instrumente käuflich nicht zu erwerben waren. Bei den relativ wenigen Sonnen- tagen in Hamburg, freilich, war das Verfahren mühsam und zeitauf- wendig. 226

Koagulator mit Beckschem Hochintensitäts-Lichtbogen um 1951.

Der „Becksche Hochintensitäts-Lichtbogen”

Das nächste war der „Becksche Hochintensitäts-Lichtbogen“. Der Beck-Bogen arbeitet mit 100 Ampère und mehr und nutzt kupfer- ummantelte Kohlestäbe. Sein Licht ist von sonnenähnlicher Strahl- kraft. Klaus Schott, seinerzeit Assistenzarzt in Hamburg, beschreibt den Vorgang: „Mit ihm (dem Beck-Bogen) zu arbeiten, hatte so seine Tücken. Immer wenn M-S ... in mühsamer Körperhaltung ... ein ab- gehobenes (Netzhaut-) Loch endlich fixiert hatte, brannten die Koh- lestifte ab, das Licht erlosch, wir Helfer mussten die Stifte neu nach- 227

stellen und die ganze Prozedur begann von neuem“ (3). Dennoch, mit diesem Gerät wurde die Lichtkoagulation zur Routine. Etliche hundert Patienten wurden erfolgreich behandelt und das bereits damals breite Indikationsspektrum untermauert.

Man muss mit Bewunderung zur Kenntnis nehmen, dass diese ersten noch sehr rudimentären Geräte schon alle wesentlichen op- tischen und mechanischen Elemente enthielten, die später in den serienmäßig gebauten Koagulatoren verwendet worden sind. Das Licht verlässt den Koagulator als paralleles Strahlenbündel. Über einen einfachen Augenspiegel wird es ins Auge gelenkt und dort durch die brechenden Medien des Auges selbst auf die Netzhaut fokussiert. Eine Blende, die mit kleinen Bohrungen versehen ist, lässt zunächst nur soviel Licht durch, dass die ophthalmoskopische Orientierung an der Netzhaut möglich ist. Der Koagulator wird in dieser Phase sozusagen als Augenspiegel benutzt. Für die eigent- liche Koagulation wird diese Blende per Bowdenzug und Fußpedal – später elektromagnetisch – ausgeschwenkt, so dass das Licht den Augenhintergrund mit voller Intensität erreicht. 228

Lichtkoagulator mit Xenon-Hochdruck-Lampe der Firma Zeiss 1954. 229

Der Lichtkoagulator

Den entscheidenden Schritt nach vorne macht die Lichtkoagula- tion, als Anfang der 50er Jahre Meyer-Schwickerath auf den konge- nialen Dr. Hans Littmann trifft. Littmann ist Leiter der medizinischen Abteilung der Firma Carl Zeiss, die nach dem Exodus aus Jena in Oberkochem in Württemberg neu gegründet worden war, und ist in dieser Eigenschaft verantwortlich für die gesamte Neuentwicklung augenärztlicher Geräte. In schöpferischer Zusammenarbeit ent­ wickeln sie einen Koagulator, der eine Xenon-Hochdruck-Lampe als Lichtquelle nutzt. Rasch erreicht das Gerät Serienreife und kommt 1954 auf den Markt.

Damit war der Durchbruch geschafft; weit mehr als 1.000 Exem- plare sind im Lauf der Jahre in alle Welt gegangen. Einige sind noch heute in Gebrauch.

Dr. Littmann wurde 1970 für seine Leistung von der Essener Me- dizinischen Fakultät mit dem Ehrendoktor ausgezeichnet. Sonnen- koagulator und Lichtbogengeräte existieren noch und sind im Deut- schen Museum Bonn zu sehen.

Die Entwicklung geht dann weiter zu den Lasern, ohne dass sich wesentliches am Prinzip geändert hätte. Lichtkoagulation mit dem Argon-Ionen-Laser ist, fast sechzig Jahre nach den ersten erfolg­ reichen Therapieversuchen mit Kohlelichtbogen und Sonnenlicht, für viele Netzhauterkrankungen immer noch eine alternativlose Therapie und wird von den Ophthalmologen weltweit genutzt. 230

Lichtkoagulation, Erschließung neuer Therapien

Meyer-Schwickerath bei einer Lichtkoagulation 231

1949 berichtet Meyer-Schwickerath erstmals über seine neue Methode vor der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Die wichtigsten Anwendungsbereiche sind zu dieser Zeit bereits klar. Koa- guliert werden Degenerationen in der Netzhaut, um einer Ablösung vorzubeugen; denn im Bereich der Degenerationen kann die Netz- haut einreißen und sich von dort ausgehend Schritt um Schritt von ihrer Unterlage, der Aderhaut, trennen. Koaguliert werden außerdem „Netzhautlöcher“ nach erfolgreicher, operativer Wiederanlegung einer abgehobenen Netzhaut. Man hat von Verschweißen gesprochen.

Links: Äquatoriale Netzhautdegeneration, mit frischen Koagulationsherden umstellt und abgeriegelt. Rechts: Netzhautforamen nach Wiederanlegungsoperation. Die frischen weiß-gelben Verbrennungsherde werden in etwa 8 Tagen vernarben und dann die Lochränder fest mit der Unterlage verbinden.

Lichtkoagulation eignet sich dazu, Gefäßveränderungen zu besei- tigen, um Blutungen ins Augeninnere zu unterbinden, und schließ- lich ist die Lichtkoagulation eine ideale Methode, Geschwülste von Netz- und Aderhaut zu zerstören. 1959 erscheint die Monographie „Lichtkoagulation“, deren englische Übersetzung ein Jahr später he- raus kommt (4). Von jetzt an ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die neue Methode weltweite Anerkennung findet. 232

Zwei besonders interessante Indikationsgebiete sollen hier he- rausgehoben werden: Das erste sind die Geschwülste des Augen- inneren, wobei es entscheidend darum geht, die erkrankten Augen vor einer operativen Entfernung zu bewahren und nutzbare Sehfä- higkeit zu retten. Bei den gutartigen Gefäßtumoren, wie etwa beim von-Hippel-Lindau-Syndrom, ist das noch relativ einfach, wesentlich schwieriger stellt sich die Situation beim höchst bösartigen Retino- blastom der Neugeborenen und Kleinkinder dar oder beim malig- nen Melanom der Aderhaut.

Die so genannte „konservative“, schrittweise Behandlung eines bösartigen Tumors unter Erhaltung von möglichst viel gesundem Gewebe war in den 1950er Jahren ein unerhörter Angriff auf be- stehende Lehrmeinungen; denn diese forderten grundsätzlich die radikale und sofortige Entfernung einer malignen Geschwulst unter Einschluss umgebender Organteile oder ganzer Organe. In der Au- genheilkunde hieß das Entfernung des erkrankten Auges oder so- gar Ausräumung der gesamten Augenhöhle. So kam es, dass das Meyer-Schwickerathsche Therapiekonzept weltweit heftigste Dis- kussionen auslöste, zugleich aber auch intensive epidemiologische und experimentelle Forschungen stimuliert hat. Meyer-Schwicke- rath hat sich nie beirren lassen und schließlich volle Anerkennung gefunden. Letztendlich hat sein Konzept den Weg freigemacht für die heute übliche Kombination von Chemotherapie oder Strahlen- behandlung mit adjuvanter Lichtkoagulation. 233

Das zweite ist die Lichtkoagulation bei diabetischer Retinopat- hie. Der Diabetes mellitus, und ganz besonders sein juveniler Typ machen schwerste Gefäßschäden in der Netzhaut. Aus wuchern- den Gefäßen kommt es zu immer wiederkehrenden Blutungen, die letztendlich ein Auge komplett zerstören können. Vor der Ära der Lichtkoagulation gab es keine wirklich effektive Therapie. Sir Ste- wart Duke-Elder spricht in seinem „System of Ophthalmology“ noch in den 60er Jahren von einer der „größten Tragödien der modernen Augenheilkunde“ (5).

Nichts lag näher als solche Gefäße zu koagulieren. Das war weit schwieriger als gedacht; denn die Gefäße wuchsen schnell nach und bluteten aufs neue. Meyer-Schwickerath blieb deshalb lange Zeit sehr skeptisch. Erst als er dazu überging, die gesamte Netzhaut bis in die äußersten Randbereiche mit Koagulationen locker zu durch- steppen, – englische Kollegen haben das „peripheral bombing pat- tern“ genannt – trat die Wende ein.

Links: Proliferative diabetische Retinopathie. Man erkennt den Kranz von neu gebil- deten Blutgefäßen rings um den Sehnervenkopf. Rechts: Nach einer „panretinalen“ Lichtkoagulation haben sich die neuen Gefäße vollständig zurückgebildet. 234

Seinen Mitarbeitern aus damaliger Zeit ist noch sehr wohl in Erinnerung, wie er in jenen Wochen und Monaten oft tagelang im Tiefkeller im Photoarchiv verschwand und dann strahlend mit neuen Photoserien von erfolgreich behandelten Patienten wieder ­auftauchte.

Nun, nachdem die Effektivität der Lichtkoagulation gesichert schien, startete er mit unendlich vielen Vorträgen und Publikatio- nen eine weltweite Kampagne zugunsten seiner Methode. Auch das blieb natürlich nicht ohne Widerspruch, hat ihm aber das Verdienst eingetragen, für zwei Jahrzehnte die einschlägige Grundlagen­ forschung in aller Welt in Gang gehalten und die erste randomi- sierte, multizentrische Studie in der Augenheilkunde provoziert zu haben. Das war die „diabetic retinopathy study“ (6), und sie brachte Meyer-Schwickerath eine grandiose Bestätigung. Nach eineinhalb Jahren schon musste die Studie abgebrochen und das Protokoll ge- ändert werden; denn die koagulierten Augen hatten eine wesent- lich bessere Sehschärfe behalten als die unbehandelten Kontrollen. Bis heute ist die Licht- bzw. Laserkoagulation die einzige Möglich- keit zur ­effektiven Behandlung der diabetischen Retinopathie und nach wie vor Methode der Wahl.

Indirekte Ophthalmoskopie und Netzhautphotographie

„Vor jede Behandlung haben die Götter die Diagnose gestellt“, so die alte Medizinerweisheit. Meyer-Schwickerath war zu seiner Zeit gezwungen, zum einen diagnostische Verbesserungen zu finden 235

und zum anderen für eine objektive Dokumentation zu sorgen, um sein Tun beweiskräftig zu belegen. Die um 1950 gängigen Untersu- chungsmethoden waren für die neue Methode kaum ausreichend. Augenärzte benutzten seit langem nur noch den „direkten“ Augen- spiegel. Mit hoher Vergrößerung kann man damit zwar minutiöse Details der Netzhaut sehen, hat aber nur ein verschwindend kleines Gesichtsfeld. Lichtkoagulation aber setzt die Beobachtung großer Netzhautabschnitte voraus. Also entwickelte Meyer-Schwickerath das „Bonnoskop“, einen lichtstarken, leicht zu handhabenden Au- genspiegel, der auf dem Prinzip der „indirekten“ Ophthalmoskopie beruht. Mancherorts wird das Bonnoskop noch heute benutzt. (Bon- noskop übrigens, weil es in Bonn entwickelt wurde, allerdings mit dem unterschwelligen Anklang an „bonus“, gut.)

Netzhautbefunde bieten sich der Photographie geradezu an. Seit etwa 1900 war immer wieder versucht worden, Netzhautphotos zu machen – teilweise mit brillanten Ergebnissen, doch waren die Aufnahmegeräte schwer zu handhaben und lieferten ausnahms- los Schwarzweißbilder. Es scheint so, dass Meyer-Schwickerath der erste war, der um 1952 zusammen mit Peter Niesel, einem Kollegen in der Bonner Augenklinik, einen Elektronenblitz für die Netzhaut- photographie eingesetzt und Farbaufnahmen geschossen hat. Es entstanden Bilder verschiedenster Erkrankungen der Netzhaut, die zu ihrer Zeit nichts Vergleichbares fanden. Unglücklicherweise sind die Photos damals nur einmal und an einer entlegenen Stelle pub- liziert worden (7); Tatsache jedoch ist, dass Meyer-Schwickerath mit seinen Photos die Firma Zeiss dazu bringen konnte, eine neue Fun- duskamera zu bauen, die serienmäßig mit einem Elektronenblitz ausgestattet war. 236

Bei alledem ist man von der technischen Begabung Meyer- Schwickeraths und seinem profunden Wissen in physiologischer Optik tief beeindruckt. Er war mit den Schriften von v. Helmholtz und Gullstrand vertraut und kannte sich in der „Dioptrik“ des Au- ges bestens aus. Es rührt an, wenn er in einer Dankesrede anläss- lich einer Preisverleihung an seinen alten Physiklehrer am Konrad- Schlaun-Gymnasium in Münster erinnert, der ihm das Verständnis für Naturwissenschaften und Technik vermittelt hat (2).

Fluorescein-Angiographie. Dargestellt sind mit dem Augenspiegel nicht sichtbare Gefäßwucherungen unter der Netzhaut bei altersbedingter Makuladegeneration. 237

Meyer-Schwickerath hatte ein Gespür für Neues. 1962 hatte er in Amerika von der damals brandneuen Fluorescein-Angiographie erfahren. Bis in den Kapillarbereich hinein konnte man damit das Gefäßsystem der Netzhaut darstellen. Ihm war die Bedeutung so- fort klar. Was man viele Jahre später als „Angiographie-geführte Lichtkoagulation“ bezeichnete, war hier bereits bei der ersten Be- gegnung vor seinem geistigen Auge entstanden. Er beschaffte sich die gerade erst erschienene Originalarbeit (8) und setzte, nach ­Essen zurückgekehrt, sogleich alle Hebel in Bewegung, an seiner ­Klinik das neue Verfahren zu installieren. Der Autor selbst kommt hier ins Spiel; denn Meyer-Schwickerath vertraute ihm die Leitung des ­Fluorescein-Labors an.

Und um es kurz zu machen, die Essener Klinik wurde zu einem wichtigen Zentrum für die neue Methode und war wesentlich da- ran beteiligt, die Fluorescein-Angiographie in Europa populär zu machen. Essen wurde damit auch zu einem der Ausgangspunkte der sogenannten „medical retina“, die als konservativer, nicht­ chirurgischer bzw. minimalchirurgischer Teil der Retinologie inzwi- schen weltweite Bedeutung hat. 238

Entwicklung der Klinik unter Leitung Meyer-Schwickeraths

Als Meyer-Schwickerath im Jahre 1959 sein Amt in Essen antrat, wurde eine neue Kinderstation für die Augenklinik eingerichtet. Sie war in einer aus Kriegszeiten übrig gebliebenen, gleich hinter der Klinik gelegenen Baracke untergebracht – heute ist ihr Stand- ort vom neuen Herzzentrum überbaut. Die Gesamtzahl der Klinik­ betten stieg damit auf 100.

Bereits 1955, noch unter seinem Vorgänger Jaensch, war der Neubau einer kombinierten Augen- und Ohren-Klinik angedacht worden. Unter Meyer-Schwickerath wurden die Pläne wieder aktu- alisiert. 1962 begann man mit dem Neubau. Das Konzept für sach- gerechte Raumaufteilung, technische Einrichtung und apparative Ausstattung der neuen Klinik hat er weitgehend selbst entworfen, unterstützt nur von seinem damaligen Oberarzt Klaus Schott, dem wir oben schon als Assistenten in Hamburg begegnet sind. Fünf Jahre hat es bis zur Fertigstellung gedauert. Im September 1967 zog man um und kam in eine der modernsten und funktionalsten Au- genkliniken ihrer Zeit, voll klimatisiert und mit nunmehr 120 Betten.

Ein Großteil der klinischen Arbeit lag im operativen Bereich und Meyer-Schwickeraths Schwerpunkt waren die Wiederanlegungs- Operationen bei Netzhautablösung. Die Bedeutung der Klinik lässt sich am besten an den Operationszahlen ablesen. Waren es 1959 gerade einmal 50 Netzhautoperationen, so stieg deren Zahl inner- halb weniger Jahre auf mehr als 800. Hinzu kamen etwa 2.500 Lichtkoagulationen pro Jahr. Das forderte Konsequenzen. Spezielle 239

1967: Die neue Augen- und Hals-Nasen-Ohrenklinik

Arbeitsbereiche entstanden: für Mikrozirkulation der Netzhaut einschließlich der schon erwähnten Fluorescein-Angiographie, für Ophthalmo-Pathologie und Histologie, für Elektronenmikroskopie und experimentelle Retinologie, die Diabetes-Sprechstunde und nicht zuletzt die „Tumor-Abteilung“.

Aus letzterer ging das von Wolfgang Höpping betreute Retino- blastom-Zentrum hervor. Dies ist eine in Deutschland einmalige Einrichtung, die sich dem Kampf gegen das Retinoblastom, einem frühkindlichen, höchst bösartigen Netzhauttumor, widmet. Aus- gehend von den ersten, noch mit dem Sonnenkoagulator erzielten Therapieerfolgen entstanden in enger Zusammenarbeit mit Strah- len- und Kinderklinik sowie dem Institut für Humangenetik neue Therapiekonzepte. Es gab intensive internationale Beziehungen, 240

aus denen ein reger Wissensaustausch mit der Columbia University in New York und anderen internationalen Institutionen herausragt. Das Ergebnis der therapeutischen Bemühungen, an dem die Esse- ner Klinik ganz wesentlich beteiligt war, ist in der Tat beachtlich: Die Mortalität beim Retinoblastom, die ursprünglich noch 95 % be- tragen hatte, konnte auf gerade einmal 5 % reduziert werden.

Höpping wurde 1980 auf Vorschlag der Essener Medizinischen Fakultät zum Honorarprofessor ernannt – Honorar hat in diesem Fall allerdings nichts mit finanzieller Vergütung zu tun, sondern ausschließlich mit Ehre – und erhielt im selben Jahr den Theodor- Axenfeld-Preis der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft.

Zum Bekanntheitsgrad der Augenklinik und ihrer Tumorabteilung noch eine kleine Geschichte: Um 1970 erschien in der Sprechstunde ein Vater mit seiner kleinen Tochter. Das Kind hatte an beiden Augen multiple Retinoblastome. Beide kamen – man höre und staune – aus Aleppo in Syrien und waren wegen fehlender Geldmittel den ganzen weiten Weg durch die Türkei und den Balkan per Anhalter gereist. Die Behandlung war erfolgreich und beide trampten wieder nach Alep- po zurück. Es sei hier angemerkt, dass die Kosten für den Aufenthalt in Essen aus privaten Spenden aufgebracht werden konnten.

Der ungebrochene Zuwachs an Aufgaben und Verpflichtungen führte schließlich dazu, die Klinik in mehrere selbständige Abteilun- gen aufzugliedern: 1972 wurden Lehrstuhl und Abteilung für Mik- rochirurgie und Traumatologie errichtet und Theodor N. Waubke zu deren Leiter berufen; 1978 folgten Lehrstuhl und Abteilung für Reti- nologie unter Leitung des Autors, A. K. H. Wessing. 241

Dank der aufstrebenden Retinologie und zahlreicher anderer Neuerungen hatte die Augenheilkunde der 1960/70er Jahre einen immensen Aufbruch erlebt und den Ruch, ein „Orchideenfach“ zu sein, endgültig abgestreift. So ist es keineswegs verwunderlich, dass das Essener Beispiel Nachahmung fand. In Tübingen und Köln er- fuhren die Augenkliniken eine ähnliche Unterteilung in jeweils drei Abteilungen.

Aus der Schule Meyer-Schwickeraths sind fünf Lehrstuhlinhaber und Klinikdirektoren hervorgegangen: Otto-Erich Lund (München), Theodor N. Waubke (Essen), Achim K.H. Wessing (Tübingen, Essen), Martin Vogel (Göttingen), Manfred Spitznas (Bonn) und mehrere Chefärzte an großen Augenkliniken. In der Folgegeneration kom- men aus der Essener Retinologie noch einmal vier Lehrstuhlinhaber, der Chefarzt einer kommunalen Augenklinik und der Mitbegründer einer überregionalen Klinikambulanz.

Lichtkoagulationskurse und Publikationen

Seinen wohl wichtigsten und für die Verbreitung der Lichtko- agulation höchst folgenreichen Vortrag hat Meyer-Schwickerath 1954 gehalten. Als Mitglied der ersten offiziellen deutschen Delega- tion, die nach dem Krieg in die USA eingeladen wurde, hatte er die Möglichkeit, seine Methode vor dem 17. Weltkongress der Augen- ärzte in New York vorzustellen. Das hat er mit durchschlagendem Erfolg getan, und es gelang ihm, wichtige und dauerhafte Kontakte zu knüpfen. Dorman K. Pischel von der Universitätsaugenklinik in 242

Meyer-Schwickerath (Mitte) 1954 beim Gala­diner im Waldorf Astoria-Hotel in New York anlässlich des 17. Weltkongresses der Augenärzte.

San Francisco und Paul C. Wetzig in Colorado Springs gehörten zu den Ersten, die in den USA einen Lichtkoagulator in Betrieb nahmen. Pischel wurde einer der wichtigsten Förderer Meyer-Schwickeraths in Amerika, und mit Wetzig entstand eine lebenslange Freundschaft.

Alles in allem verdanken wir Meyer-Schwickerath an die 400 Publi- kationen in deutscher, englischer und französischer Sprache. Doch sie befassen sich keineswegs nur mit Lichtkoagulation und reti- nologischen Fragen. 1957 z.B. finden wir seine Erstbeschreibung des oculo-dento-digitalen Syndroms, einer genetisch bedingten System­missbildung an Augen, Zähnen, Fingern und Knochen (9). Das Leiden wird autosomal dominant vererbt. Über 60 Fälle sind bis heute weltweit beschrieben. Die gängige Bezeichnung ist Meyer- Schwickerath-Syndrom.

Von 1974 bis 1986 war Meyer-Schwickerath Herausgeber von „Grae- fes Archiv für klinische und experimentelle Ophthalmologie“. Unter seiner Mitwirkung ist dieses altehrwürdige Journal auf zeitgerechten Standard gehoben und für englischsprachige Artikel geöffnet worden. 243

Als die ersten Lichtkoagulatoren auf den Markt kamen, hat Meyer-Schwickerath Einführungskurse in den praktischen Gebrauch angeboten. Sie wendeten sich an einen internationalen Interessen- tenkreis und boten retinologische Information auf höchstem Niveau. Mehr noch, unter maßgeblicher Beteiligung Meyer-Schwickeraths wurden sie Ausgangspunkt für den Club Jules Gonin, eines der international bedeutendsten Foren für die Diskussion retinologi- scher Fragen. Jules Gonin, Direktor der Augenklinik in Lausanne, war der erste, der in Einrissen in der Netzhaut die Ursache der Netzhaut- ablösung richtig erkannt hatte. Der nach ihm benannte Club wurde in kürzester Zeit zum Treffpunkt der retinologischen Fachelite aus aller Welt und kommt auch heute noch in zweijährigem Rhythmus zusammen. Regelmäßig erschienen in den „Moderne Probleme der Ophthalmologie“ die Kongressberichte in deutsch, französisch und englisch. Meyer-Schwickerath bekam auf diese Weise einen erheb- lichen Einfluss auf die Entwicklungen der Retinologie in aller Welt. Selbst heute noch ist es für einen Spezialisten in ­Sachen Netzhaut essentiell, Mitglied in dieser Vereinigung zu sein.

Nicht weniger bedeutungsvoll war auf nationaler Ebene die von Meyer-Schwickerath ins Leben gerufene „Essener Fortbildung für Augenärzte“. Die „EFA“ war ein einwöchiger Fortbildungs- und Auffrischungskurs nach dem Vorbild der American Academy of ­Ophthalmology und fand im Februar eines jeden Jahres im Essener „Haus der Technik“ statt. Am Morgen gab es Frontalvorträge zu The- men aus der gesamten Augenheilkunde, nachmittags spezialisierte Kurse für kleine Gruppen. Die bis zu zwanzig oder dreißig Dozenten waren in der Regel Universitätsangehörige oder Chefärzte großer Au- genkliniken; die in den 80er Jahren mehr als 1.500 Teilnehmer stamm- 244

ten aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Die „EFA“ hatte ein geradezu sprichwörtliches Ansehen durch ihre hohe fachliche Kompetenz und Qualität. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1985 hat Meyer-Schwickerath sie zusammen mit Prof. Klaus Ullerich aus Dort- mund geleitet. Zu Beginn der 90er Jahre ist aus der „EFA“ die heutige „Augenärztliche Akademie Deutschlands“ (AAD) hervorgegangen.

Zur Person Meyer-Schwickerath

Ein besonderes Ereignis war es für Meyer-Schwickerath, als er 1978 in das Kapitel des Ordens POUR LE MÉRITE für Wissenschaft und Künste gewählt wurde. Abb. 1 zeigt ihn mit den Insignien der Mit- gliedschaft. Der Orden POUR LE MÉRITE war 1842 vom preußischen ­König Friedrich Wilhelm IV. gegründet worden und stellte sozusa- gen den zivilen Gegenpol zum Kriegsorden Friedrichs des Grossen dar. 1952 hat ihn die Bundesrepublik Deutschland als Friedensorden neu belebt. Ihm gehörten gerade einmal 30 Mitglieder aus Geistes- wissenschaften, Naturwissenschaften, Medizin und Künsten an. Die Aufnahme in diesen höchst illustren Kreis bedeutender Persönlich- keiten war für Meyer-Schwickerath zweifellos die größte Ehrung, die ihm je zuteil geworden ist. Sie hat ihn zutiefst erfreut und beglückt.

Meyer-Schwickerath, der in der Mitte der 1960er Jahre den Gip- fel seiner Karriere erklommen hatte, ist mit vielen Preisen und Eh- rentiteln ausgezeichnet worden. Hier nur das Wichtigste: 1960 der von-Graefe-Preis der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft für seine Monographie zur Lichtkoagulation; 1970 die Gonin-Medail- le, die von der Universität Lausanne zuerkannt wird und als höchste 245

Auszeichnung in der internationalen Ophthalmologie gilt; 1986 die zehnte von-Graefe-Medaille der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Diese Medaille wird nur alle 15 Jahre verliehen und ihre Verleihung an Meyer-Schwickerath galt seinem überragenden Le- benswerk. Er erhielt weitere acht Medaillen und Ehrenplaketten, den Ehrendoktor mehrerer europäischer und amerikanischer Universitä- ten, war Ehrenmitglied in mehr als 15 nationalen und internationalen augenärztlichen Gesellschaften und war Mitglied der Akademie der Natur­forscher Leopoldina in Halle. 1981 erhielt er das Große Verdienst- kreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1986 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

1964 Meyer-Schwickerath beim Fackelzug anlässlich der Absage eines Rufs nach ­Würzburg. 246

Es gibt natürlich noch weit mehr, das hierher gehörte, aber nur eines sei noch genannt: Als Meyer-Schwickerath 1964 einen Ruf nach Würzburg ablehnte, ehrten ihn die Studenten des Klinikums mit einem prächtigen Fackelzug. Das Vertrauen seiner Studenten hat ihn zutiefst angerührt und stolz gemacht. Noch in seinen späten Jahren ist er immer wieder einmal darauf zu sprechen gekommen.

Meyer-Schwickerath war ein Mann mit „Fortune“. Lange Jah- re seines Lebens gingen ihm die Dinge leicht von der Hand. Selbst wenn es zunächst gar nicht danach aussah, winkte am Ende doch der Erfolg. Unbändiger Optimismus und eine Zuversicht, die alle Widerstände zu brechen vermochte, Offenheit und rheinische Le- bensfreude, die ihm einen Charme verliehen, dem kaum einer zu widerstehen vermochte, aber auch eine außergewöhnliche Beschei- denheit und das Fehlen jedweder Art von Arroganz waren es, die ihm die Türen öffneten und die Wege ebneten. Gelegentlich war es auch ein bisschen gekonnte Unverfrorenheit.

Als der Autor 1962 in die Essener Augenklinik eintrat, war dort ein denkwürdiges Ereignis, das sich kurz zuvor abgespielt hatte, noch in aller Munde. Die Geschichte ist hundertfach kolportiert worden, ist aber für den jungen Meyer-Schwickerath so charakteristisch, dass sie hier doch wiedergegeben werden soll.

Als die Vereinigung rheinisch-westfälischer Augenärzte Ende 1960 ihre Jahresversammlung im Essener Saalbau abhielt, trat ein älterer Ordinarius aus einer rheinischen Universitätsaugenklinik auf und verdonnerte die Lichtkoagulation in Bausch und Bogen (10). 247

Er habe den für teures Geld erworbenen Koagulator in den Keller stellen lassen und seinen Assistenten den Gebrauch untersagt. Zum Schlusswort gebeten, dankte Meyer-Schwickerath dem Älteren und Erfahreneren für seine Kritik. Ihm sei dabei ein Zitat aus dem „Götz von Berlichingen“ eingefallen – Kunstpause und atemlose Stille – dann: „darin heißt es: … wo viel Licht ist, ist starker Schatten“ (2). Der Applaus war frenetisch.

Für Meyer-Schwickerath waren seine Mitarbeiter „Confratres“, die stets auf seine volle Loyalität vertrauen konnten. Für die Be- schäftigten seiner Klinik bis herab zur letzten Hilfskraft hatte er stets ein offenes Ohr. Seinen Patienten begegnete er freundlich und einfühlsam, und das übertrug sich auf das gesamte Klinikpersonal. Es gelang ihm, in seinem Haus eine Atmosphäre zu schaffen, die alle einband und ihnen ein festes Dazugehörigkeitsgefühl vermittelte. Das war seine immer wieder beschworene „Familie Augenklinik“. Die Patienten profitierten davon und erlebten ein Gefühl der Ge- borgenheit. Das Renommee seines Hauses lag nicht zuletzt darin begründet.

Es ließe sich noch vieles hinzufügen. Dieser unruhige Geist war ein Freund von Sprachspielen, er war begeisterter Leser von „Non- sense-Literatur“, Schüttelreime gingen ihm locker von den Lippen. Er war mit neuer Musik vertraut und kannte sich in zeitgenössischer Malerei aus. Er war ein passionierter Wanderer, dem keine Tour zu lang oder zu weit war. Manch einer seiner Assistenten hat die wun- den Füße noch in schmerzhafter Erinnerung. Und dabei wollen wir es bewenden lassen. 248

Die Klinik nach 1985

Als Meyer-Schwickerath 1985 dem Gesetz folgend mit 65 Jahren die Klinik von einem Tag auf den anderen verlassen musste, war das für ihn ein herber Verlust. Für ein paar Jahre hat er noch eine priva- te Praxis betrieben. Am 20. Januar 1992 ist er verstorben. Es ist gut zu wissen, dass sein Werk von seinen Nachfolgern weitergetragen wird.

Nach der Emeritierung fand noch einmal eine Umstrukturierung der Augenklinik statt. Der Lehrstuhl für allgemeine Ophthalmolo- gie wurde aufgelöst. Die verbleibenden zwei Abteilungen wurden letztendlich umbenannt und firmieren heute als „Abteilung für Er- krankungen des vorderen Augenabschnitts“ und „Abteilung für Er- krankungen des hinteren Augenabschnitts“. Zum Bereich der erste- ren gehören die Schielabteilung und die Sehschule (Strabologie und Orthoptik). Zum Leiter der Abteilung wurde 1993 Klaus-Peter Steuhl aus Tübingen berufen. Der Hinterabschnittsbereich setzt unter an- derem die Tradition von Tumorsprechstunde und Retinoblastom- Zentrum fort. Seit 1998 wird die Abteilung von dem aus Berlin be- rufenen Norbert Bornfeld geführt.

Am Schluss möge noch einmal ein guter Kenner der augenärzt- lichen Szene zu Worte kommen. In seinem Bericht über die Akade- mische Gedenkfeier für Meyer-Schwickerath, die am 22. Januar 1993 in Essen stattfand, schreibt Prof. G. O. H. Naumann, Direktor der Au- genklinik Erlangen und Präsident des Internationalen Ophthalmolo- gen-Komitees (ICO): „Meyer-Schwickerath hat … im 20. Jahrhundert wie kein anderer die deutsche Augenheilkunde und wie nur ganz 249

wenige die internationale Ophthalmologie und darüber hinaus die Medizin unserer Zeit befruchtet“ (11).

Literatur zur Geschichte der Augenklinik: • Borsewisch B von, Hessberg R, Jaensch PA, Meyer-Schwickerath G (1968) Geschichte der Essener Augenklinik. Sitzungsbericht der 117. Versammlung Rheinisch-Westfäli- scher Augenärzte, Essen 14 – 16. • Eigler FW, Grosse-Wilde H, Zöller O (Hrsg) (1988) Medizinische Fakultät der Universi- tät-Gesamthochschule-Essen 1963 – 1988. Bochum: Laupenmühlen Druck. • Küchle HJ (2005) Augenkliniken deutschsprachiger Hochschulen und ihre Lehrstuhl- inhaber im 19. und 20. Jahrhundert. Köln: Biermann. • Müller W (1981) Vom Wöchnerinnenasyl zum Universitätsklinikum. Die Geschichte des Städtischen Krankenhauswesens in Essen. Studien zur Geschichte des Kranken- hauswesens. Band 15. Münster: Murken-Altrogge. Zitate und Literaturhinweise: (1) Zitat Richard Hessberg in: Borsewisch B. von etc. Geschichte der Essener Augen­ klinik, S. 15 und Müller W (1981) Vom Wöchnerinnenasyl zum Universitätsklinikum. S. 75 (s.o.). (2) Meyer-Schwickerath G (1987) Dankrede anlässlich der Verleihung der v. Graefe-Medaille. Fortschr Ophthalmol 84: 215 – 216. (3) Schott K (2002) Vortrag vor der Versammlung Rheinisch-Westfälischer Augenärzte Duisburg. (4) Meyer-Schwickerath G (1959) Lichtkoagulation, Bücherei des Augenarztes Heft 33, Enke Stuttgart, Meyer-Schwickerath G (1960) Light Coagulation, St. Louis: Mosby. (5) Duke-Elder Sir Stewart (1967) Diseases of the Retina. In: System of Ophthalmology, London: Henry Kimpton, Bd. 10: 410. (6) Diabetic Retinopathy Study Research Group (1981) DRS Report No. 8. Invest Ophthal Vis Sci, 88: 583 – 600. (7) Meyer-Schwickerath G, Niesel P (1954) Farbaufnahmen des Augenhintergrundes mit dem Elektronenblitz. Photographie und Forschung 3: 73-77. (8) Novotny HR, Alvis DL (1961) A method of photographing fluorecence in circulating blood of the human retina. Circulation 24: 82-86. (9) Meyer-Schwickerath G, Grüterich E, Weyers H (1957) Mikrophthalmussyndrome. Klin Mbl Augenheilk 131: 18-30. (10) Hofe K vom (1960) Klinische Erfahrungen mit dem als Lichtkoagulation ­bezeichneten Verfahren. Sitzungsbericht der 109. Versammlung Rheinisch- ­Westfälischer Augenärzte Essen. Persönliche Mitteilung. (11) Naumann GOH (1993) Bericht über die Akademische Gedenkfeier. Klin. Mbl. Augenheilkunde: 202: 252. Von der Lührmann-Stiftung zur Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums

von H.-C. Diener, O. Kastrup 251

Die Neurologische Klinik des Universitätsklinikums geht in ihren Ursprüngen auf eine Stiftung eines wohlhabenden Esseners, Ed- mund Lührmann, zurück, geboren 1854 in Essen und verstorben 1909 in Buenos Aires nach einem Unfall während einer Schiffsreise. 1893 spendete er der Stadt 100.000 Goldmark, die ursprünglich für ein Kindererziehungsheim zum Angedenken an seine Eltern vorge- sehen waren. 1894 wurden weitere 70.000 Goldmark eingebracht. Anlässlich einer weiteren Zustiftung von 150.000 Goldmark 1903 wurde vom Rat der Stadt Essen im selben Jahr die Lührmann-Stif- tung ins Leben gerufen. Diese Stiftung verpflichtete die Stadt Essen, das gesamte Kapital für eine Krankenheilanstalt, verbunden mit einem Erholungsheim für Nervenleidende zu verwenden.

Am Stenshofgelände (heutiger Grugapark) erfolgte 1905 die Grundsteinlegung für den Bau, der 1907 als Kranken- und Heilan- stalt mit Erholungsheim für Nervenleidende mit 30 Betten eröffnet wurde. Nach der Satzung des Hauses handelte es sich um eine Ein- richtung für organisch-neurologisch Erkrankte im engeren Sinne, aber nicht für „Geistes- oder Gemütskranke sowie Suchterkrankte“. Die Stadt Essen unterhielt die Institution; ab 1910 wurde sie von den Städtischen Krankenanstalten mitverwaltet. Die ärztliche Leitung lag ab 1910 bei dem Neurologen und Psychiater Dr. Walter Baumann, der in Personalunion ab dem 15. März 1910 auch die Psychiatrische Abteilung (Pavillon für Geisteskranke) der Städtischen Krankenan- stalten mit übernahm.

Historisch war die Einrichtung einer rein neurologischen Betten- abteilung im Jahr 1907 in Deutschland eine ausgesprochene Rarität. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur in Hamburg, Göttingen, Berlin-Zeh- 252

lendorf und in der Schweiz ähnliche Abteilungen. Im ersten Welt- krieg wurde die Klinik als Reservehilfslazarett und für Menschen mit Kopfverletzungen als Rehabilitationseinrichtung genutzt. Nach dem Krieg wurde die Abteilung dann als Neurologisch-Psychiatri- sche Klinik der Krankenanstalten weitergeführt. Naturgemäß do- minierte in dieser Zeit quantitativ die Betreuung psychiatrischer Patienten.

Nach dem ersten Weltkrieg entstanden für die Stiftung immer deutlichere finanzielle Probleme, so dass 1921 ein Vertrag mit dem Knappschaftsverein in Bochum geschlossen werden musste. Das Haus der Lührmann-Stiftung wurde dementsprechend auch ab dem 1. Juli 1921 Knappschaftsnervenkrankenhaus-Lührmann-Stiftung in ­Essen genannt. Nach Ablauf des Pachtvertrags mit dem Knappschaftsver- ein (1933) wurde das Haus durch das Rheinische Mutterhaus vom Roten Kreuz gepachtet, das die Schwesternschaft für die Städtischen Krankenanstalten stellte. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Heim zum Teil als Wohnhaus für Schwesternschülerinnen benutzt.

Am 23. und 25. Oktober 1944 kam es zu schweren Bombenzerstö- rungen des Hauses, wobei auch ein Todesopfer zu beklagen war. In einem Teil des Hauses wurde weiter ein Notlazarett betrieben. Da ein Wiederaufbau des zerstörten Gebäudes jedoch nicht in Frage kam, wurde die Stiftungssatzung am 15. Dezember 1955 rückwirkend zum 26. Juni 1948 aufgehoben. Der Rat der Stadt Essen bestimmte, dass das Stiftungsvermögen zum Wiederaufbau der Neurologischen Ab- teilung der Nervenklinik der Städtischen Krankenanstalten benutzt werden sollte. Gemäß dem Willen des Stifters Edmund Lührmann erfüllte die Stadt Essen somit wieder die seinerzeit eingegangene 253

Verpflichtung, eine Kranken- und Heilanstalt für Nervenleidende einzurichten und zu unterhalten.

Die ebenfalls im Krieg schwer beschädigte und zeitweilig aus- gelagerte Nervenklinik der Städtischen Krankenanstalten wurde ab 1947 von Professor Florin Laubenthal (1903 – 1964) als Chefarzt ge- leitet; die 1952 wieder am Gelände der Städtischen Krankenanstal- ten instand gesetzte Nervenklinik wurde als Klinik für Psychiatrie und Neurologie betrieben. Die Gelder der Lührmann-Stiftung wur- den zum weiteren Ausbau der Nervenklinik verwendet. Laubenthal wurde 1963 im Zuge der Errichtung des Universitätsklinikums als zweite Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universi- tät Münster zum ordentlichen Universitätsprofessor für Neurologie und Psychiatrie berufen.

Anfang der 60er Jahre begann die Tendenz, neurologische Abtei- lungen von den Nervenkliniken abzuspalten, was zu erbittertem Wi- derstand von psychiatrischen Lehrstuhlinhabern führte. Zu diesem Zeitpunkt war nur an zwei Standorten, in Gießen und Göttingen, die Teilung von Universitätskliniken in je einen Lehrstuhl für Neuro- logie und Psychiatrie vollzogen. Auch in Essen kam es nach dem frühen Tod von Laubenthal 1964 fakultäts- und klinikumsintern zu ­rivalisierenden Streitereien, die durch einen raschen Beschluss des Wissenschaftsministeriums, die Trennung durchzuführen, beendet wurden. Die Teilung der Essener Nervenklinik in einen Lehrstuhl für Neurologie einerseits und Psychiatrie andererseits wurde 1965 voll- zogen. Auf den Lehrstuhl für Neurologie wurde Prof. Heinz Gäns- hirt (1919 – 1991) aus Düsseldorf, auf den Lehrstuhl für Psychiatrie Prof. Max-Paul Engelmeier (1921 – 1993) aus Münster berufen. Eine 254

räumliche Trennung beider Kliniken lag zu diesem Zeitpunkt schon vor. Nach der Rufannahme von Gänshirt 1969 an das Universitäts- klinikum Heidelberg wurde die Klinik kommissarisch von Priv.-Doz. Wolfgang Dorndorf (geb. 1929) bis zu dessen Weggang an das Uni- versitätsklinikum Gießen geleitet.

1970 folgte Prof. Hans-Joachim Lehmann (geb. 1922) dem Ruf auf den Lehrstuhl für Neurologie in Essen. Nach der Emeritierung Leh- manns wurde 1989 der jetzige Lehrstuhlinhaber, Prof. Hans-Chris- toph Diener aus Tübingen, berufen. Unter ihm wurde die schon von seinem Vorgänger installierte neurologische Intensivmedizin breit etabliert. 1994 wurde die erste Schlaganfall-Spezialstation (soge- nannte Stroke Unit) an der Neurologischen Universitätsklinik in Es- sen eröffnet; dieses wegweisende Konzept fand rasch allgemeine Akzeptanz, und in der Zwischenzeit gibt es in Deutschland über 200 zertifizierte Stroke Units. Im Jahr 2005 wurde das Westdeutsche Kopfschmerz-Zentrum gegründet, in dem bis zu 4.500 Patienten mit schwierigen und chronischen Kopfschmerzen pro Jahr betreut werden. Im Jahr 2000 wurde auf die Professur für experimentelle Neurologie Frau Prof. Dagmar Timmann-Braun, 2008 auf den Lehr- stuhl für vaskuläre Neurologie und Demenzforschung Prof. Dirk Matthias Hermann berufen.

Bei der Satzungsänderung der Lührmann-Stiftung 1955 wurde auch bestimmt, dass zur Erinnerung an die Stiftung des Edmund Lührmann der Name Edmund-Lührmann-Stiftung an das Gebäude Külshammerweg 40 in Essen gebunden bleibt. In diesem Gebäude sind heute ein Gartenbauzentrum und die Fachschule für Garten- bau der Landwirtschaftskammer Rheinland untergebracht. 255

„Infektionspavillon 5“ nach der Aufstockung eines zweiten Geschosses und des Dachgeschosses. Das Untergeschoss wurde zeitweilig als Nervenklinik genutzt (heutiges Dekanatsgebäude). Die Rotkreuz-Schwestern­ schaft an den Städtischen Krankenanstalten und am Universitätsklinikum Essen

von V. van der Locht, C. Artz, I. Maier 257

Die Gründung des Rheinischen Mutterhauses vom Roten Kreuz Essen

Der Aufbau einer Rotkreuz-Schwesternschaft in Essen war eng mit den Gesamtplanungen des Neubaus der Städtischen Kranken- anstalten verknüpft. Schon 1905 erwähnte das verantwortliche Architekturbüro Schmieden & Boethke den Bau eines Schwestern- heims. Die Architekten prognostizierten eine Schwesternschaft mit 78 Schwestern und einer Oberin bis zur Vollendung des Gesamt- projekts. Der Plan wurde in dieser Form nicht verwirklicht, er unter- streicht aber, dass die Verantwortlichen schon früh die Krankenpfle- ge als wichtige Säule der Krankenanstalten im Blick hatten.

Personell war man bestrebt, eine Schwesternschaft des Roten Kreuzes für die Pflege zu gewinnen. In einem zweiten Schritt soll- ten Frauen aus Essen eine eigene Schwesternschaft bilden, wie der Krankenhausinspektor und spätere Verwaltungsdirektor Kuhlmann zur Sitzung der Kommission für den Krankenhausneubau, auch Krankenhausdeputation genannt, vom 14. März 1908 protokollierte. In enger Abstimmung mit dem „Vaterländischen Frauenverein“ und dem Zweigverein vom Preußischen Landesverein vom Roten Kreuz in Essen hatte man zur Eröffnung der Krankenanstalten 1909 zunächst Schwestern aus dem Vaterländischen Frauenverein in Frankfurt ge- wonnen, das Ziel der Gründung einer eigenständigen Schwestern­ organisation wurde aber zielstrebig weiterverfolgt. Wesentliches leisteten die Frau des Oberbürgermeisters Holle, Vorsitzende des ört­ lichen Vaterländischen Frauenvereins, und der Beigeordnete ­Driessen, stellvertretender Vorsitzender des Essener Rotkreuzvereins. 258

Erstmalig fand 1910 der Name „Rheinisches Mutterhaus vom Ro- ten Kreuz in Essen“ Erwähnung. Die Krankenhausdeputation hat- te am 23. Oktober des Jahres die Gründung desselben beschlossen. Noch war es ein weiter Weg bis zur offiziellen Anerkennung. Erste Erkundigungen führten zu dem Bescheid, die Provinzialbehörde der Rheinprovinz in Koblenz wolle die Verabschiedung einer Satzung und Schwesternordnung, bevor eine staatliche Genehmigung er- teilt werde. Erst im Frühjahr 1912 waren die Vorarbeiten der Essener Rotkreuz-Vereine soweit gediehen, dass die staatliche Anerkennung beantragt werden konnte. Ausgestattet mit befürwortenden Stel- lungnahmen der zuständigen Landes- und Zentralvereine des Roten Kreuzes in Koblenz und Berlin stellten sie am 26. März 1912 beim Regierungspräsidium in Düsseldorf einen Genehmigungsantrag mit zwei Aspekten: Erstens sollte das Essener Mutterhaus als milde, das heißt gemeinnützige Stiftung gegründet werden, und zweitens wurde für die Schwestern das öffentliche Tragen des Roten Kreuzes beantragt. Der zweite Punkt war den Antragstellern, der Frau des Oberbürgermeisters Holle und dem Beigeordneten Driessen, be­ sonders wichtig, „weil die hier bereits tätige Schwesternschaft und mit ihr die Oberin, Fräulein Margot von Bonin, die sämtlich aus anderen Rotkreuz-Mutterhäusern zu uns übergetreten sind, den allergrößten Wert darauf legen, bald wieder das Rote-Kreuz-Ab­ zeichen anlegen zu dürfen.“

Im Folgejahr 1913 fanden die komplizierten und umfangreichen Genehmigungsverfahren ihren Abschluss. Am 29. Januar 1913 ging die königliche Genehmigung zur Errichtung der „Stiftung Rheini- sches Mutterhaus vom Roten Kreuz“ ein. Am 11. August erhielt die 259

Schwesternschaft die Zulassung zum Militär-Sanitäts-Dienst und im gleichen Monat, am 24., wurde sie in den „Verband Deutscher Krankenpflege vom Roten Kreuz“ aufgenommen. Die Erlaubnis zum Führen des Roten Kreuzes folgte schließlich am 27. Oktober 1913.

Am 16. Februar 1914 lud der Oberbürgermeister der Stadt Essen, Wilhelm Holle, zur konstituierenden Sitzung des Gesamtvorstan- des des Rheinischen Mutterhauses. In seiner Festansprache ging er nochmals auf die Gründe ein, warum sich die Stadt für die Rotkreuz- Organisation entschieden hatte. In seiner Ausgabe vom 17. Februar 1917 berichtete der Essener Generalanzeiger: „Bei Prüfung der Frage, welche Schwesternorganisation für unser neues Krankenhaus in Betracht komme, entschied man sich für das ‚Rote Kreuz’, das gleich- zeitig in besonderer Weise dem Vaterlande dient. Es ist uns gelun- gen, mit dem bestehenden Mutterhaus Fühlung zu gewinnen und auch hier eine derartige Pflegestätte aufopfernder Nächstenliebe ins Leben zu rufen.“

Im Anschluss an seine Rede überreichte Oberbürgermeister Holle der Oberin Margot von Bonin ein goldenes Kreuz. 34 Schwestern, 19 Schwesternschülerinnen und vier Hilfs- schwestern waren in dieser Zeit unter ihrer Oberin an den Krankenanstalten tätig. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde ihnen die Rotkreuz-Brosche von der Frau des Oberbür- germeisters Holle überreicht. 260

Erster Weltkrieg 1914 bis 1918

Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg begann, musste das so- eben konstituierte Rheinische Mutterhaus viele Angehörige dem Sanitätswesen der Armee zur Verfügung stellen. 36 Essener Rot- kreuz-Schwestern wurden im Kriegsgebiet in Lazaretten und Laza- rettzügen eingesetzt. 27 gingen an die Westfront, 9 an die Ostfront.

Dazu kam eine erhebliche Ausdehnung der Arbeitsaufgaben in der Heimat. Die Belegungszahlen der Krankenanstalten stiegen in den Berichtsjahren 1913/14 und 1914/15 von 520 auf 730. Die bisher errichteten Gebäude reichten bei weitem nicht mehr zur Versor- gung der Kranken. An der Papestraße wurde eine ganze Baracken- stadt in Betrieb genommen. Für die Behandlung heimgekehrter verletzter Soldaten wurden Kriegslazarette eingerichtet. Sie befan- den sich im Bergschulverein, in der Glückaufloge der jüdischen Ge- meinde, im Ernst-Moritz-Arndt-Haus der Evangelischen Gemeinde Rüttenscheid, im katholischen Schwesternheim Nürnbergerstraße, im Annaheim Sälzerstraße und im Franziskanerinnen-Kloster. Über- all wurden Rotkreuz-Schwestern eingesetzt. Um die gewachsenen Aufgaben zu bewältigen, übernahm das Mutterhaus die Ausbil- dung von 330 Kriegshilfsschwestern. Wie stark die Schwestern in dieser Zeit beansprucht waren, kann nur im Vergleich zu den Rege- lungen der Vorkriegszeit erahnt werden. In einem Informationsheft aus der Gründungsphase der Schwesternschaft schrieb Oberin von Bonin über die Arbeitszeiten: „Der Tagesdienst geht von 6 Uhr früh bis 8 Uhr abends. Außer den 1–2 Stunden Pause für die Mahlzeiten hatte jede Schwester eine Freistunde und wöchentlich einen freien Nachmittag. Der Nachtdienst beginnt um 8 und endigt um 7 Uhr.“ 261

Noch während des Krieges verließ Margot von Bonin das Essener Mutterhaus. Kommissarische Leiterin wurde 1917/18 Oberschwester Marie Möller. In dieser Zeit erhielt die Schwesternschaft ihr erstes Schwesternheim. Der ursprünglich geplante Neubau konnte jedoch aufgrund der kriegsbedingten wirtschaftlichen Verhältnisse nicht realisiert werden. Stattdessen schloss die Verwaltung der Städti- schen Krankenanstalten mit der Evangelischen Synode am 1. Okto- ber 1918 einen Vertrag über die Anmietung des Magdalenenheims im Hohlweg. Die dort bisher untergebrachten, ungewollt schwan- geren jungen Frauen – „gefallene Mädchen“ im damaligen Sprach- gebrauch – wurden in der Rembrandtstraße 68 untergebracht.

Bis dahin hatten die Schwestern Wohnungen bzw. Zimmer in den einzelnen Kliniken gehabt. Das sollte für die Mehrzahl der Schwestern auch weiterhin der Fall sein. In dem neuen Heim wurde jedoch – wie schon zu Beginn des Baus der Krankenanstalten angedacht – ein orga- nisatorischer Mittelpunkt geschaffen, wo alle Schwestern gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen konnten. Hier wohnte die Oberin des Mut- terhauses, deren wichtigste Aufgabe darin bestand, die dort ebenfalls untergebrachten Lehrschwestern anzuleiten und zu beaufsichtigen.

Weimarer Republik

Im Jahr 1919 übernahm Oberin Edith Löbbecke aus dem Mutter- haus Leipzig die Leitung des Rheinischen Mutterhauses. Während ihrer Amtszeit erweiterte sich das Tätigkeitsfeld der Schwesternschaft er- neut. Noch im gleichen Jahr schloss die Stadt mit der evangelischen Kirchengemeinde einen Vertrag über die Anmietung des Kinderheims 262

an der Moltkestraße gegenüber dem Elisabethkrankenhaus, welches der Vorläufer der Städtischen Kinderklinik werden sollte. Für das Mut- terhaus traten damit besonders ab 1925 Veränderungen ein. In diesem Jahr verließen die dort tätigen evangelischen Diakonie-Schwestern das Haus. Sie wurden nicht nur durch Rotkreuz-Schwestern ersetzt, es wur- de auch eine Säuglingspflegeschule eingerichtet, um den steigenden Arbeitskräftebedarf in diesem Zweig der Krankenpflege zu decken.

Weitere Aufgabenfelder für das Rheinische Mutterhaus waren unmittelbare Folge der Versailler Friedensbestimmungen. Nach Ar- tikel 177 und 178 des Versailler Vertrages wurde allen Krieger-, Wan- der- und Sportvereinen die Beschäftigung mit militärischen Dingen verboten. Dies betrifft auch das Rote Kreuz, dessen Einbindung in das Heeressanitätswesen untersagt wurde. Von daher verlagert es in seiner konstituierenden Sitzung am 25. Januar 1921 in Bamberg sein Tätigkeitsgebiet auf zivile Felder der Wohlfahrtspflege in der Unfall- und Krankenpflege. Das war mit ein Grund für das Engage- ment der Schwestern in Einrichtungen außerhalb der Städtischen Krankenanstalten. Sie arbeiteten inzwischen im Erholungsheim der Landesversicherungsanstalt Heidhausen, in der Lungenfürsorge der Stadt Essen, im Nervensanatorium Lührmann-Stiftung und im Kindererholungsheim der Friedrich Wilhelm Funke-Stiftung. Ab 1922 gingen sechs Schwestern und eine Oberschwester in die ­Heilstätte Nassau. Vorübergehende Mehrbelastungen traten 1923 ein. Als im Januar des Jahres die Reparationskommission der Siegermächte feststellte, das Deutsche Reich habe das Liefersoll an Kohle und Holz nicht erfüllt, nahmen dies Frankreich und Belgien zum Anlass, das Ruhrgebiet zu besetzen. 6.000 Franzosen marschierten am 11. ­Januar 1923 in Essen ein. Die HNO-Klinik, eine Tuberkulose-Station und der 263

orthopädische Turnsaal wurden am 18. Januar zugunsten eines Mi- litärlazaretts beschlagnahmt. Zur Versorgung kranker französischer Soldaten wurden auch Rotkreuz-Schwestern eingesetzt.

Den gewachsenen Aufgaben standen nur geringfügige Ent­ lastungen gegenüber. Als infolge der Novemberrevolution gesetz- lich die 48-Stundenwoche mit Achtstundentag eingeführt wurde, erhob sich verbreitet Protest, als das Reichsarbeitsministerium im Juli 1919 mit einem Gesetzentwurf vorschlug, diese Regelung auf die Pflegekräfte in Krankenhäusern auszudehnen. Der Entwurf wurde von Krankenhäusern, Chefärzten, den Mutterhäusern und weiteren Pflegeverbänden mit Schreckensvisionen völlig unterversorgter Pa- tienten abgelehnt. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde schließ- lich 1924 die „Verordnung über die Arbeitszeit in Krankenpflegean- stalten“ erlassen. Sie schrieb eine Arbeitszeit von bis zu 10 Stunden täglich und 60 Stunden wöchentlich vor. Das war unwesentlich weniger als der 11-Stundentag, den Margot von Bonin vor 1914 den angehenden Schwestern empfohlen hatte. Bemerkenswert an der Verordnung von 1924 ist, dass sie jenseits tarifvertraglicher Verbes- serungen bis 1994 gültig geblieben ist.

1927 verließ die Oberin Edith Löbbecke das Rheinische Mutterhaus und kehrte in das Mutterhaus Leipzig zurück. Nachfolgerin wurde ihre Vorgängerin Marie Möller. Während ihrer Amtszeit wurde ein neuer Generalbebauungsplan erstellt und der Ausbau der Kranken- anstalten vorangetrieben. Besonders wichtig für die Schwestern war in diesem Zusammenhang die Eröffnung der ­Kinderklinik 1931. Dort wurde die zuvor in der Moltkestraße begonnene Arbeit der Schule zur Ausbildung von Säuglings- und Kleinkinderschwestern fortge- 264

setzt. Nach den Aufnahmebestimmungen vom 12. Mai 1931 wurden nur Schülerinnen aufgenommen, die das 18. Lebensjahr vollendet hatten. In ihrer zweijährigen Lehrzeit erhielten sie eine Einführung in die Pflege gesunder und kranker Kinder und in die Wochenpflege.

Im ersten Lehrjahr mussten die Schülerinnen ein monatliches Schulgeld von 65 Mark entrichten. Dafür wurde ihnen freie Woh- nung, Beköstigung und Reinigung der Dienstkleidung gewährt. 65 Mark waren zu dieser Zeit viel Geld. Ein Bergmann verdiente 1929, noch vor der Wirtschaftskrise, monatlich 241 Reichsmark. Mit diesen Einkünften musste er seine Familie ernähren.

1932 endete Marie Möllers Amtszeit. Als Nachfolgerin wurde Oberin Else Overdyck berufen. Sie führte die Schwesternschaft fast während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus. Doch bevor es zu dem politischen Wechsel kam, konnte sie eine wichtige Verbesse- rung für das Rheinische Mutterhaus erzielen. In Verhandlungen mit der Stadt erreichte sie, dass das Gebäude der Lührmann-Stiftung, welches bisher Nervenkranken zur Verfügung gestanden hatte, nun als Schwesternheim bezogen werden konnte. 265

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 1933 bis 1945

Bei der nationalsozialistischen Machtübernahme im Januar 1933 war das Schwesternwesen in vielfältige Organisationen zergliedert und noch lange nicht in Gänze für die Zwecke des Regimes verfügbar. Mehr als drei Viertel aller in Deutschland tätigen Krankenschwestern gehörten den großen konfessionellen Wohlfahrtsorganisationen an. Sie standen den neuen Machthabern je nach religiösem oder politi- schem Standpunkt in unterschiedlichem Maße ablehnend, reserviert oder passiv abwartend gegenüber. Letzteres kann wohl auch für die Mehrzahl der einfachen Rotkreuz-Schwestern angenommen werden, obwohl ihr Verband durch die enge Verbindung zum Militär in beson- derer Weise mit der „Nation“ und dem „Vaterland“ identifiziert wurde. Insofern müssen öffentliche Loyalitätsbekundungen von Verbands- funktionären an die neuen Machthaber mit Vorsicht interpretiert werden. So vertrat Cornelie Hoetzsch, Vorsitzende der DRK-Schwes- ternschaften im „Verband Deutscher Mutterhäuser vom Roten Kreuz“, auf der ersten Tagung nach der Machtergreifung vom 13. bis 15. Juni 1933 die Meinung: „Unsere 10.000 Mitglieder (...) brauchen sich nicht erst ‚umzustellen’ zum jetzigen nationalen und sozialen Staat, sie be- kennen sich zu ihm mit heißem, glaubendem und offenem Herzen.“

Für die einzelne Schwester hatte der politische Machtwechsel wohl weniger Bedeutung, zumal ein 10-stündiger Arbeitstag kaum Raum ließ, die eigene (nationale) Gesinnung der Öffentlichkeit zu präsentieren. 266

Den nationalsozialistischen Machthabern war bewusst, dass sie das Schwesternwesen noch nicht vollständig kontrollierten. Von da- her setzten nach der Machtübernahme umfangreiche Gleichschal- tungsmaßnahmen ein. Als im Mai 1933 die Gewerkschaften verboten wurden, mussten auch ihnen nahe stehende Schwesternorganisatio- nen aufgelöst werden. Bis Ende des Jahres stellten die verschiedenen Fachzeitschriften für Krankenpflege ihr Erscheinen ein. Es erschienen lediglich zwei vom NS-Regime genehmigte Zeitschriften: eine für die Schwestern und eine für Krankenpfleger, Masseure und Badebetriebe.

Im Juli 1933 empfahl die Führung der Rotkreuz-Mutterhäuser nach einem zentralen Beschluss, die 57 bestehenden Mutterhäuser sollten sich der Reichsfachschaft Deutscher Schwestern und Pflegerinnen an- schließen. Bei Aufnahme dort unterstanden die Schwesternschaften unmittelbar dem Reichsinnenministerium. Hier ­setzten die Mutter- häuser einen anderen Akzent als die Vaterländischen Frauenvereine vom Roten Kreuz, die sich dem Deutschen Frauenwerk anschlossen.

1934, als die Städtischen Krankenanstalten auf eine 25-jährige Ge- schichte zurückblicken konnten, kam es zur Namensänderung ihrer zentralen Vertretung. Die Bezeichnung „Verband Deutscher Mutter- häuser vom Roten Kreuz e.V.“ wurde geändert in „Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes e.V.“ Die Änderung wurde im August 1934 ins Vereinsregister eingetragen. Die Zentralisierung der Ent- scheidungsstrukturen im Verlauf der Umstellung auf das Führer- prinzip führte in Essen dazu, dass der Gesundheits- und Sozialdezer- nent der Stadt, Beigeordneter Dr. Wilhelm Fischer, neben mehreren lokalen und regionalen Leitungsfunktionen nun auch mit Wirkung ab 1. Januar 1936 zum Vorsitzenden des „Deutschen Roten Kreuzes, 267

Schwesternschaft Rheinisches Mutterhaus in Essen“ berufen wurde. In dieser Eigenschaft lud er zum 3. April 1937 zu einer Feierstunde in den Vortragssaal der Kinderklinik. Anlass war das 25-jährige Bestehen des Rheinischen Mutterhauses, gemäß den Beschlüssen der Stadt von 1912. Einen Tag später berichtete die Essener Allgemeine Zeitung über die Feierstunde: „Mit offenem Blick und Verständnis für die Forderungen und Gesundheitsgesetze des Nationalsozialismus, für Fragen der Bevölkerungspolitik und Rassenpflege, mit einem Herzen voll Liebe für die Kranken und hilfebedürftigen ­Mitmenschen steht die Rotkreuz-Schwester mitten im Leben und übt einen Beruf aus, der wie kein anderer dem Wesen der Frau angepaßt ist.“

Im Jahr 1938 erfolgte die endgültige formale Gleichschaltung der Schwesternschaften. Am 9. Dezember 1937 wurde das „Gesetz über das Rote Kreuz“ verabschiedet. Nach den Regelungen dieses Geset- zes büßten die Schwesternschaften ihre organisatorische Eigen- ständigkeit innerhalb des Roten Kreuzes ein und wurden direkt dem Amt für Schwesternschaften im DRK-Präsidium in Berlin unterstellt. Ebenso gingen ihre Einrichtungen und ihr Vermögen in das Eigen- tum des Roten Kreuzes über.

Am 1. Januar 1938 trat dazu eine neue Satzung des DRK in Kraft, in der die nationale Eigenständigkeit des Deutschen Roten Kreu- zes gegenüber dem Internationalen Roten Kreuz betont wurde. Sie fand sowohl in der Schirmherrschaft Adolf Hitlers über das Rote Kreuz seinen Ausdruck als auch in der Eidesformel, die Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und die Rotkreuz-Schwestern nun zu leisten hat- ten. Der Eid lautete: „Ich schwöre Treue dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler. Ich gelobe Gehorsam und Pflicht- 268

erfüllung in der Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes nach den Be- fehlen meiner Vorgesetzten. So wahr mir Gott helfe.“

Bedeutsamer für die innere Ausrichtung der Krankenpflege war das „Gesetz zur Ordnung der Krankenpflege“ vom 28. September 1938. Erstmals wurde die Krankenpflege für Säuglings- und Kranken­ schwestern sowie Krankenpfleger reichseinheitlich geregelt. Die ­ursprünglich in Preußen zwei Jahre dauernde Ausbildung wurde auf 1,5 Jahre verkürzt, um mehr Personen, insbesondere Frauen, für den Pflegeberuf zu mobilisieren. Leiter einer Krankenpflegeschule muss- te ein deutscher Arzt sein, ebenso konnten nur Personen „arischer“ Abstammung Krankenschwester oder -pfleger werden. „Nichtarier“ durften nur für die Pflege jüdischer Menschen ausgebildet werden, jedoch nur in jüdischen Krankenpflegeschulen.

Die bestehenden Krankenpflegeschulen mussten um eine ­ Aner kennung bei den Staatsbehörden nachsuchen, damit ihre Abschlüsse offiziell anerkannt wurden. Denn bis zum Oktober 1939 sollte die Kran- kenpflegeausbildung so umstrukturiert werden, dass sich niemand mehr als Krankenpfleger oder Krankenschwester bezeichnen durfte, der nicht einen Abschluss nach den neuen Richtlinien hatte oder eine mindestens fünfjährige ununterbrochene Tätigkeit in der Krankenpfle- ge nachweisen konnte. Hinzu kamen Änderungen in der Schwestern- ausbildung. 1938 wurden alle noch im Gebrauch befindlichen Lehrbü- cher zur Krankenpflege, die von jüdischen Autoren stammten, verboten. Verbindlich wurde das im gleichen Jahr vom „Reichsausschuss für Volksgesundheitsdienst“ in 12. Auflage herausgegebene Krankenpfle- gelehrbuch. Dort fand neben den klassischen Fächern der Krankenpfle- ge besonders die Erb- und Rassenpflege Berücksichtigung. Aus dem 269

Vorwort: „Eine wesentliche Erweiterung hat zunächst die Behandlung der Erb- und Rassenpflege erfahren, um der grundlegenden Bedeutung dieses Wissensgebietes für die Für- und Vorsorge für den deutschen Menschen und damit auch für die Arbeit der Krankenschwestern und Krankenpfleger gerecht zu werden. Damit dieser Abschnitt auch den Krankenschwestern und -pflegern zugänglich gemacht wird, die eine der älteren Auflagen des Krankenpflegelehrbuches besitzen, wird die- ser Teil als Sonderheft auch einzeln abgegeben werden.“

Die reichseinheitlichen Regelungen des Krankenpflegegesetzes erleichterten es dem Staat, nach Kriegsbeginn 1939 das gesamte Gesundheitswesen den militärischen Interessen zu unterwerfen. Die Schwesternschaften unterlagen damit der Verpflichtung, die erforderliche Anzahl von qualifizierten Schwestern dem Wehr- machtssanitätsdienst zur Verfügung zu stellen. Der Einsatzort war unterschiedlich. Sie wurden eingesetzt in den Heimatlazaretten oder in Soldatenheimen, an der Front vornehmlich in den rückwär- tigen Kriegslazaretten der Etappe, in Lazarettzügen und -schiffen. Schwestern fanden sich an allen Fronten, und sie wurden auch je nach Einsatzbefehl an jede Front beordert.

Das erhaltene Kriegstagebuch einer Essener Schwester belegt die unterschiedlichen Einsatzorte. Bei ihrer Mobilmachung im Au- gust 1940 kam sie zunächst zum Einsatz in Nancy/Frankreich, am 23. April 1941 Abfahrt in Richtung Saloniki/Griechenland, am 8. ­Juli, kurz nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, begann die Fahrt über den Balkan, Deutschland und Polen nach Russland (siehe Kasten). Die Eintragungen enden im November 1942, einige Wochen vor der deutschen Niederlage bei Stalingrad Anfang Februar 1943. 270

Kriegstagebuch Schwester Helene S. im Jahre 1941 21.07. Abfahrt von Ostrow um 6:00 morgens durch Polen nach Russland. Zu beiden Seiten der Straße Byalistoks reiht sich ein zer- störtes Fahrzeug an dem anderen. Tanks, Geschütze, Feldküchen, Kanonen u.s.w. Zwischendurch Massen- u. Einzelgräber; Deutsche u. Russen. Wir halten Mittagsrast vor einem zerschossenen Russendorf. Am Wegrand liegt ein Heldengrab, 3 blutjunge Soldaten liegen hier begraben, wir haben ihre Ruhestätte mit Blumen geschmückt. Ich schreibe auf einem zerschossenen russischen Tank. Die Wälder sehen wüst aus. Die Felder sehen aus als wären sie extra geschont. 21.07. Abends 8:00 kamen wir in Baranowitschi an. 2/3 der Stadt ist von den Juden u. Bolschewiken in Schutt und Asche gelegt, es ist ein grauenvoller Anblick. Wir mußten die Nacht auf rohen nas- sen Brettern schlafen. Wir sind morgens wie zerschlagen. 22.07. Es regnet u. alles sieht sehr trostlos aus, wir haben jetzt Strohsäcke aber leider nasses Stroh. 23.07. Heute will ich waschen. Wir müssen unser Gepäck redu- zieren wegen der schlechten Transportmöglichkeiten. Käthe u. ich waren im Kino, es war eine kleine Abwechslung. Der Strohsack ist genau so hart wie die Bretter, das Heu klumpt sich zusammen. (…) 24.07. Ein Tag vergeht wie der andere mit warten u. wieder warten: es ist furchtbar eintönig 17.09. Habe heute an Grete ein Glas Honig abgeschickt. Hof- fentlich kommt es heil an. Wir haben viele Schwerkranke. Mein lieber Gertis u. der Oberleutnant sind doch noch gestorben und was hat sich der Oberarzt um die beiden bemüht. So vieles junge Leben, das man mit aller Kraft zurückhalten möchte. Stirbt uns unter den ­Händen. 11.10. Wir bekommen jetzt so allmählich Ordnung in unseren Sälen, die Pat. kommen in saubere Betten, werden entlaust und füh- len sich wohl. Der Steckschuß wird wohl sterben. Er ist ein so lieber dankbarer Kerl. Ich habe sehr viel schwer Verwundete, bei manchen wird wohl alle Mühe umsonst sein. Wenn man doch jedem helfen könnte. Die Ärzte geben sich die größte Mühe. Feldwebel Thoma 271

muß der Arm doch abgenommen werden. Es ist grauenhaft diesen Hünen nur mit Stumpf im Bett liegen zu sehen. Ich spreche ihm Mut zu und ich glaube er schafft es, Gott sei Dank. 28.10. Ich habe heute wieder Läuse gefangen. Ich habe von der Stadt noch nichts gesehen, wir kommen nur zum Essen vor die Tür. Auf dem Wege bis dahin müssen wir Militärschaftstiefel tragen, mit unseren Schuhen würden wir glatt in dem Schlamm stecken bleiben. Die Straßen sind in Russland furchtbar verwahrlost. 19.12. Wir Schwestern haben an den 4 Adventsonntagen ge- sungen, die Soldaten sind doch sehr empfänglich dafür. Heute läuft wieder kein Wasser, es ist etwas, was man doch am meisten vermißt. 25.12. Gretes Weihnachtspäckchen kam pünktlich am 1. Feiertag an. Wir haben im Zimmer ein Bäumchen, aber leider nur 4 Kerzen.

In der Regel musste eine Schwesternschaft 50 Prozent ihrer Schwestern dem Sanitätsdienst zur Verfügung stellen. Da in Essen regulär 95 Prozent der Rotkreuz-Schwestern in den Städtischen Krankenanstalten arbeiteten, bedeutete der Abzug so vieler quali- fizierter Kräfte einen erheblichen Qualitätsverlust in der Pflege. Als Ersatz wurden dem Mutterhaus auf Anforderung Hilfsschwestern und Schwesternhelferinnen zugeteilt. Im Jahr 1944 erreichte die Zahl der Hilfsschwestern die Höchstzahl von 115 Frauen. Zuständig für die Bewilligung der Ersatzkräfte war der „Kommissar für die freiwillige Krankenpflege“ des Wehrkreiskommandos VI in Müns- ter/Westfalen. Die Einberufung erfolgte über den Verwaltungsweg und lautete exemplarisch folgendermaßen: „Die DRK-Schwestern- schaft Rheinisches Mutterhaus hat um Bereitstellung von 4 DRK- Schwesternhelferinnen als Ersatz für zur Wehrmacht einberufene Schwestern für die Städtischen Krankenanstalten in Essen gebe- ten.“ Die betreffenden Frauen mussten sich zu einem genannten 272

Termin in den Krankenanstalten melden und ihren Dienstantritt gegenüber dem Gesundheitsamt schriftlich bestätigen.

Ähnlich wie während des Ersten Weltkriegs wurden auch 1939 Hilfs- und Ausweichkrankenhäuser in Schulen und Kriegslazarette eingerichtet. Als Hilfskrankenhäuser dienten Ausweichkrankenhäu- ser, unter anderem das BMV-Mädchengymnasium. Im Hotel Handels- hof befand sich ein Soldatenheim, wie die Essener Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 18. Oktober 1941 berichtete. Auch dort leisteten Rotkreuz-Schwestern ihren Dienst. Im Gebrandenhof unterhielt das Rheinische Mutterhaus eine Ausbildungsstätte für Schwesternhelfe- rinnen und Helferinnen für die Verpflegungsgemeinschaften.

Selbstverständlich waren die Schwestern auch von den Bomben- angriffen betroffen. Bei der Zerstörung der städtischen Kinderklinik am 13./14. Februar 1942 fand sich unter den 15 Toten auch die Schwes- ter Inge Odermann, die zu diesem Zeitpunkt das zwanzigste Lebens- jahr noch nicht vollendet hatte. Zehn Kinder wurden bei dem Angriff getötet. Die Berichterstattung darüber zeigt, wie das NS-Regime versuchte, trotz schwerster Angriffe die Schicksalsgemeinschaft von Führung und Volk zu beschwören. Der Essener Stadt Anzeiger vom 15. Februar 1942: „Der gewiß bedauerliche Gebäudeschaden und die Zerstörung an Einrichtung vielfacher Art sind zu ersetzen, nicht aber sind die Verluste an Blut und Leben auszugleichen. Säuglinge, die vor wenigen Tagen erst das Licht der Welt erblickt haben mochten, wurden in das Dunkel der Finsternis zurückgerissen.“

Auch eine Anwohnerin der Städtischen Krankenanstalten war – noch in Unkenntnis der genauen Zahl der Getöteten – beein- 273

Vorführung der Bekämp- fung von Brandbomben am 21. Juni 1941 in den Städt. Krankenanstalten. druckt über Verluste unter Kindern. Am 15. Februar schrieb sie an ihren Mann an die Front: „Von Freitag auf Sonnabend zwischen 5 und 6 Uhr morgens besuchten uns die Briten und warfen mehrere Bomben auf die Städtische Kinderklinik. Die armen hilflosen Würm- chen!!! Neun Kinder wurden getötet, auch vier Erwachsene. Ich hör- te die Bomben pfeifen. Der Flieger flog dicht über uns weg.“

Positiv in dieser Zeit war die Einrichtung einer Frauenmilchsam- melstelle im Februar 1942. Sie stellte seither ein wichtiges Tätig- keitsfeld der Schwesternschaft dar.

Bedeutsamer noch waren die Luftangriffe am 23. und 25. Oktober 1944, bei denen die Lührmann-Stiftung und fast die gesamten Kran- kenanstalten zerstört wurden. Mit dem Gebäude der Stiftung verlor das Mutterhaus ihr wichtigstes Domizil. Denn es diente vor allem den 71 Lernschwestern als Heimstatt und Ausbildungsstätte. Mit der Zerstörung der Klinikgebäude fehlten plötzlich Arbeitsmöglich- keiten, da aufgrund fehlender Ausweichkrankenhäuser viele Kran- ke nach Magdeburg, Holstein und nach Süddeutschland evakuiert wurden. Es war die Aufgabe der neuen Oberin, in den kommenden Jahren den Zusammenhalt der Essener Rotkreuz-Schwesternschaft aufrecht zu erhalten. Bereits am 1. Juli 1944 war die bisherige Obe- 274

rin Overdyck von ihrem Amt zurückgetreten. Nachfolgerin wurde die Oberin Hannah Weller, die zuvor als Feldoberin in Frankreich gedient hatte. Zu diesem Zeitpunkt gehörten zum Mutterhaus: 337 Schwestern, 76 Lernschwestern einschließlich Säuglingsschwestern, 122 Hilfsschwestern ohne Examen im Feldeinsatz.

Nach den Luftangriffen konnte Oberin Weller zunächst die wei- tere Ausbildung der Schülerinnen sicherstellen. Durch Vermittlung des DRK-Präsidiums kamen die Lernschwestern in den Thüringi- schen Mutterhäusern Meiningen, Gera und Coburg unter. Einige Es- sener Schwestern konnten Anfang des Jahres 1945 im Mutterhaus der Rotkreuz-Schwestern in Düsseldorf untergebracht werden.

Das Mutterhaus fand von Dezember 1944 bis Februar 1945 vo- rübergehend in Haus Hoch in Kettwig eine Bleibe. Im Rahmen der „Verteidigung des Ruhrkessels“ beanspruchte die für den Bau mi- litärischer Anlagen zuständige Organisation Todt das Gebäude. Veranlasst durch das Rotkreuz-Präsidium zog das Rheinische Mut- terhaus darauf hin in ein leer stehendes Kloster in Lüdinghausen/ Westfalen um. Dort sollte die Schwesternschaft mit 60 Schwestern und einigen Lernschwestern ein Hilfskrankenhaus der Wehrmacht mit 600 Betten für die Städte Gelsenkirchen, Buer, Dülmen und an- dere westfälische Ortschaften einrichten. Bei diesem Umzug wurde die gesamte Mutterhausverwaltung mit umquartiert. „Wir hatten wieder ein Arbeitsfeld als Ersatz für Essen und auch eine Einnahme- quelle“, beschrieb Oberin Weller rückblickend ihren Eindruck über die Arbeitsmöglichkeiten in Lüdinghausen. Es zeigt, dass mit der Zerstörung von Krankenhäusern oder Kündigung von Pflegeverträ- gen mit anderen Einrichtungen nicht nur die Arbeitsmöglichkeiten 275

der einzelnen Schwestern verloren gingen, die ausfallenden finan- ziellen Zuwendungen der jeweiligen Krankenhausträger konnten den Bestand der Schwesternorganisation als Ganzes gefährden. Am Ende des Krieges fällt von daher die Bilanz für die Schwestern- schaft zwiespältig aus. Trotz mancher Entbehrungen an der Front, in Essen und in Gefangenschaft waren die Verluste relativ gering. Drei Schwestern kamen in und auf dem Weg in Luftschutzkeller ums Leben, eine Schwester durch Tieffliegerbeschuss, eine Schwester auf dem Rückmarsch im Osten, eine pensionierte Schwester fand nach einem Fliegerangriff auf Berlin in einem brennenden Haus den Tod. Auf der anderen Seite waren die Organisationsstrukturen des Es- sener Mutterhauses fast zerstört. Der Mittelpunkt ihrer Wirkungs- stätte, die Städtischen Krankenanstalten existierten praktisch nicht mehr. Das Mutterhaus befand sich in Westfalen, die Schwestern fast überall in Deutschland verstreut. Es sollte noch Jahre dauern, bis sich die Schwesternschaft in Essen einigermaßen reorganisiert hatte.

Nachkriegszeit und Wiederaufbau

Im Mai 1945 war die Situation der Rotkreuz-Schwesternschaften höchst ungewiss. Als Sanitätsorganisation der Wehrmacht wurde das Rote Kreuz unmittelbar nach Kriegsende von den Besatzungs- mächten aufgelöst. Das Amt für Schwesternwesen existierte nicht mehr. Am günstigsten gestaltete sich die Lage für die Mutterhäu- ser noch in der britischen Zone, weil hier die Besatzungsbehörde die Arbeit schon 1945 wieder zuließ. Am 12. September wurde der DRK- Landesverband Nord-Rheinprovinz gegründet, dem auch die nord- rheinischen Schwesternschaften angehörten. Erst am 3. Dezember 276

1948 konnte die ursprüngliche zentrale Vertretung der Schwestern- schaften im Roten Kreuz neu gebildet werden. Sie trug nun die Be- zeichnung „Verband Deutscher Mutterhäuser vom Roten Kreuz für Westdeutschland und Berlin“. Diese äußeren Umstände mochten mit einer der Gründe gewesen sein, die es dem Essener Mutterhaus erschwerten, seine Existenz in den Nachkriegsjahren zu sichern. Die Unterbringung im Ausweichkrankenhaus Lüdinghausen war, da durch den Krieg bedingt, nur vorübergehend. Im Mai 1945 teilten die Franziskanerinnen-Nonnen dem Rheinischen Mutterhaus mit, dass ihnen im Zuge der Wiedergutmachung ihr früheres Eigentum zu- rückgegeben werde. Sie wollten die Arbeit in dem Hilfskrankenhaus fortsetzen und später die ursprünglich dort betriebene Schule wieder eröffnen. Erneut stellte sich Oberin Weller die Frage eines Arbeitsfel- des. Nach langwierigen Verhandlungen wurde eine Tätigkeit in dem Barackenkrankenhaus Drangstedt bei Bremerhaven erschlossen. Die dort mit der Arbeit verbundenen Einnahmen bildeten zunächst die Grundlage, um die Existenz des Rheinischen Mutterhauses über- haupt zu sichern. Denn finanziell war die Situation katastrophal. Die Wehrmacht hatte in den letzten Kriegsmonaten kein Geld mehr überwiesen, so dass sie dem Mutterhaus rund 100.000 Mark schul- dete. Den etwa 130 Schwestern und Schülerinnen konnte daher in den Sommermonaten 1945 kein Taschengeld ausgezahlt werden.

In diesem Zusammenhang seien besonders die Schülerinnen er- wähnt. Denn trotz großer Zerstörungen an Klinikgebäuden in Essen und Auslagerung der Schwesternschaft begann schon frühzeitig die Ausbildung neuer Fachkräfte. Nach einer Anfrage des Düsseldorfer Regierungspräsidenten vom September 1945 gehörten zu den Kran- kenanstalten eine Krankenpflegeschule (Leiter Prof. Adolf Heymer) 277

mit 18 und an der Kinderklinik eine Säuglings- und Kinderpflege- schule (Leiter Prof. Otto Bossert) mit 15 Schülerinnen. Zur weiteren Stabilisierung der finanziellen Situation des Mutterhauses trug im Verlauf des Jahres 1946 der erfolgreiche Abschluss von Verträgen mit mehreren Lungenheilstätten der Landesversicherungsanstalt bei. Ab 1. Mai 1946 arbeiteten Essener Schwestern in der Heilstätte Denklingen, ab Juni des Jahres in Waldbreitbach und ab Juni 1947 in Ronsdorf. Dazu konnte das Mutterhaus Schwestern ins Heilig- Geist-Hospital Essen, ins Kindererholungsheim Haus Vogelsang Es- sen-Steele und in die Kreisheilstätte Marl entsenden.

Im September 1946 fand die Schwesternschaft in Haus Oefte bei Kettwig ein neues Unterkommen. Für vier Jahre sollte es die Heim- statt der Oberin, einiger Schülerinnen und eines Teils der pensionier- ten Schwestern werden. Die räumliche Nähe zu den Krankenanstalten hatte auch eine Erhöhung der Zahl der Lernschwestern zur Folge. Im November 1949 bereiteten sich in der Krankenpflegeschule 45 und in der Säuglingspflegeschule 23 Frauen auf ihren Schwesternberuf vor.

In der gleichen Zeit kam es zu einem Wechsel in der Führung der Schwesternschaft. Ende 1949 wurde Oberin Weller aus gesundheit- lichen Gründen pensioniert. Als neue Leiterin war Oberin Marianne Petersen bereits ab 31. Oktober 1949 berufen worden. Ihr oblag es nun, die Schwesternschaft im Verlauf des Wiederaufbaus der Städ- tischen Krankenanstalten in Essen zu konsolidieren.

Wegen der räumlichen Enge in Haus Oefte wurde 1950 ein Antrag an die Stadtverwaltung gestellt, um den Bau eines Mutterhauses zu schaffen. Die Bemühungen, in der Nähe der Krankenanstalten ein 278

Szenen aus dem Bereich der Säuglings- und Kinderstationen.

geeignetes Grundstück zu finden, führten erst 1952 zum Erfolg. Es wur- de ein Grundstück am Hohlweg in Erbpacht erworben, unmittelbar in der Nähe des ersten Mutterhauses im Magdalenenheim. Die Finanzie- rung gelang durch eine großzügige Zuwendung der Stadt Essen. Die Verwaltung, vertreten durch Oberstadtdirektor Dr. Hugo Rosendahl und ab 1950 durch seinen Nachfolger Hellmuth Greinert, erinnerte sich an das durch den Ersten Weltkrieg uneingelöste Versprechen von 1913, den Bau des Hauses am Hohlweg 8 finanziell zu unterstützen.

Die Initiativen zum Bau des Hohlweghauses waren besonders dadurch intensiviert worden, den pensionierten Schwestern eine angenehme Heimstatt für ihren Lebensabend zu bereiten. Der Neu- bau wurde aber auch für weitere Schwestern infolge des Ausbaus der Krankenanstalten notwendig. 1950 kündigte das Mutterhaus das Arbeitsfeld Drangstedt. In den Folgejahren wurden auch die Verträge mit den Heilstätten Denklingen, Waldbreitbach und Ronsdorf gelöst.

Um Wohnmöglichkeiten zu schaffen, kam es von 1957 bis 1975 besonders auf Initiative der Verwaltungsdirektoren der Krankenan­ stalten, Walter Hamann und Eberhard Wolff, zu umfangreichen Neu- 279

bauten für die Schwestern und Schülerinnen am Hohlweg und an- grenzenden Straßen. Eingeweiht wurden: 1957 ein Schülerinnenheim, Hohlweg 22; 1959 Schülerinnenheim, Hohlweg 24; 1966 Schülerinnen- heim und Vorschule, Hohlweg 18; 1970 Hochhaus, Hufelandstraße; 1975 Schwesternwohnheim, Hohlweg 26. Dazu wurden 22 Apartments für pensionierte Schwestern in der Holsterhauserstraße eingerichtet.

Am 29. Januar 1963 feierte das Rheinische Mutterhaus die 50. Wiederkehr der landesherrlichen Genehmigung. Während eines Festaktes überreichte die DRK-Generaloberin von Troschke dem Ver- waltungsdirektor der Krankenanstalten Hamann das Ehrenzeichen des Roten Kreuzes für seine Verdienste um das Essener Mutterhaus. Die Ehrung war von der Schwesternschaft angeregt worden.

In diese Phase fiel ein Wechsel in der Leitung des Mutterhauses. 1968 wurde Oberin Marianne Petersen pensioniert. Als Nachfolgerin wurde Oberin Elisabeth Orlik berufen. Ein wesentliches Ereignis in ihrer Amtszeit war die Umwandlung der Städtischen Kliniken zum Univer- sitätsklinikum Essen des Landes Nordrhein-Westfalen. Damit mussten auch die vertraglichen Beziehungen zwischen der Schwesternschaft und dem Land den neuen Verhältnissen angepasst werden.

Während ihrer Leitungstätigkeit feierte die Schwesternschaft im Jahre 1988 ihr 75-jähriges Bestehen. Unter Vorsitz von Frau Oberin Orlik fanden sich Vorstand, Schwestern und zahlreiche Gäste der Stadt und des Klinikums im Audimax des Universitätsklinikums Essen zusammen.

1991 tritt Oberin Orlik in den Ruhestand. Unter der Leitung von Elisabeth Heimes-Bauer wurden wichtige Umstrukturierungen 280

DRK-Mutterhaus, Hohlweg 8

der Krankenpflege zu einem modernen Pflegemanagement durch- geführt. Zunächst wurde sie zur Zentralen Pflegedienstleitung am Universitätsklinikum Essen bestellt und 1992 gleichzeitig in das Amt der Oberin der DRK Schwesternschaft Essen e. V. berufen. Im Jahr 2000 folgte ihr die bis heute amtierende Oberin Claudia Artz.

Die DRK-Schwesternschaft Essen heute

Als im Januar 1913 – nach 2-jähriger Vorbereitung – die königliche Genehmigung zur Errichtung der Stiftung „Rheinisches Mutterhaus vom Roten Kreuz“ erfolgte und im August 1913 das Mutterhaus in den Verband Deutscher Krankenpflege vom Roten Kreuz aufgenom- men wurde, ahnte niemand, dass 96 Jahre später diese Einrichtung als DRK-Schwesternschaft Essen e. V. mit 1.442 Mitgliedern und 323 Angestellten aus nahezu 40 Nationen die größte Pflegeorganisa- tion der Stadt Essen und des Ruhrgebietes sein würde.

Doch nicht nur zahlenmäßig hat sich viel verändert. Die ursprüng- lich einfache Unterscheidung zwischen Krankenschwester und Kin- derkrankenschwester hat sich zum einen, parallel zur Auffächerung 281

der medizinischen Disziplinen, in vielfältige Spezialzweige des Pfle- geberufes ausdifferenziert. Zum anderen hat die Akademisierung und Professionalisierung des Pflegeberufes dazu beigetragen, dass sich neue Berufsfelder innerhalb der Pflege entwickeln, die nachhal- tig an der Optimierung krankenhausinterner Organisationsstruktu- ren und Versorgungsstrukturen für Patienten arbeiten, wie z.B. das Case Management, Hilfsmittelexperten, Study Nurses u.ä.

Diesen Veränderungen müssen auch die curricularen Konzepte der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Bildungsakademie am Univer- sitätsklinikum Essen Rechnung tragen.

Nachdem im Jahr 2006 aufgrund der sich stark ändernden Anfor- derungen der Gestellungsvertrag der langjährigen Partner den mo- dernen Bedingungen und finanziellen Entwicklungen angepasst und entschieden wurde, dass die Schwesternschaft zukünftig das gesamte Pflegepersonal stellen wird, sind heute 1.390 Kranken- und Kinderkran- kenschwestern und -pfleger, Hebammen, Krankenpflegehelferinnen, Arzthelferinnen sowie rund 220 Auszubildende im Bereich der Gesund- heits- und Krankenpflege und der Gesundheits- und Kinderkranken- pflege für die stationäre Betreuung am Klinikum Essen eingesetzt.

Dabei hat die DRK-Schwesternschaft Essen e. V. – den Verände- rungen folgend – entschieden, zukünftig auch männliche Pflege- kräfte als Mitglieder des Vereins aufzunehmen.

Unter der pflegefachlichen und organisatorischen Führung der Pfle- gedirektorin des Universitätsklinikums Essen, Frau Irene Maier, hat sich der Pflegedienst, der zu 90 % aus DRK-Pflegekräften besteht, zu einer 282

Pflegeorganisation mit modernen, schlanken Führungsstrukturen, wie sie nur vereinzelt an Universitätskliniken zu finden sind, weiter- entwickelt. Das Pflegemanagement des Universitätsklinikums wurde 2007 als erstes und einziges in Nordrhein-Westfalen nach DIN EN ISO zertifiziert. Seit vielen Jahren bilden die Leitideen des Pflegedienstes das Verständnis unserer Arbeit mit den Patienten und Angehörigen und den Umgang mit unseren Mitarbeitern ab. Die Führungsleitlinien des Pflegedienstes beschreiben das geschlossene Handeln in struk- turellen Veränderungsprozessen. Das Personalentwicklungskonzept gibt Aufschluss zu den fortlaufenden und neuen Qualifizierungen, die in der sich verändernden Patientenversorgung erforderlich werden. Das Organisationskonzept trägt den heutigen und zukünftigen An- forderungen eines Universitätsklinikums Rechnung durch den Einsatz neuer Berufsgruppen, die die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter in der direkten Patientenversorgung entlasten und den Komfort für Patienten erhöhen. Die Kooperationen mit anderen Universitäten und Fachhochschulen unterstützen den Weg des evidenzbasierten Pflege- handelns und den Aufbau der pflegewissenschaftlichen Expertise.

Die DRK-Schwesternschaft Essen e. V. hat parallel zu dieser Ent- wicklung unter Führung der Vereinsvorsitzenden, Frau Oberin Artz, komplementäre Arbeitsfelder aufgebaut, die dafür Sorge tragen, dass die am Universitätsklinikum Essen therapierten und versorg- ten Patienten in eine pflegerisch hochwertige nachstationäre Be- treuung und Versorgung gelangen.

Neben dem bereits seit Jahrzehnten bestehenden Gemein- schaftswohnen bietet die DRK-Schwesternschaft Essen e.V. seit dem Jahr 2005 einen ambulanten Pflegedienst an, der insbesondere die 283

Versorgung von Menschen mit spezifischen Erkrankungen und Ver- sorgungsschwerpunkten, wie z.B. die Palliativ-Pflege, in den Vorder- grund stellt und der als einer der wenigen Essener Pflegedienste auch die ambulante Kinderkrankenpflege aufgenommen hat.

Ergänzend wurde im Jahr 2007 ein ambulanter Hospizdienst ins Leben gerufen, der es sich, mit Unterstützung zahlreicher Ehrenamtli- cher, zur Aufgabe gemacht hat, schwerstkranke und sterbende Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihrer letzten Lebensphase in der häus- lichen Umgebung zu begleiten. Darüber hinaus hat der ambulante Hospizdienst die Aufgabe übernommen, interessierte Bürger für die Aufgabe der „ehrenamtlichen Hospizbegleiter“ zu qualifizieren.

Ebenso engagiert sich die DRK-Schwesternschaft Essen e. V. in einer Pflegeberatungsstelle, in der Pflege- und Hilfsbedürftige und deren Angehörige Rat und Hilfestellung bei der Suche nach ge- eigneten Unterstützungs- und Versorgungsmöglichkeiten finden. Schließlich unterhält die DRK-Schwesternschaft Essen e. V. ein Gäs- tehaus im Hohlweg 22. Es bietet nicht nur den pflegerischen Aus- zubildenden eine Wohnmöglichkeit in der Nähe der Klinik. Es steht auch Angehörigen der Klinikpatienten und Freunden der Schwes- ternschaft zur Verfügung.

Die DRK-Schwesternschaft Essen e.V. ist seit dem Jahr 2008 über alle Aufgabenfelder nach DIN ISO 9001:2000 zertifiziert. Sie präsen- tiert sich heute als eine engagierte, starke Gemeinschaft im Essener Gesundheitswesen und bildet dabei mit ihren insgesamt über 1.900 Mitgliedern und Mitarbeitern die 3. größte DRK-Schwesternschaft in der Bundesrepublik. Die Schwerpunkte in Klinik und Forschung

Onkologie · Transplantation · Herz-Kreislauf · Infektiologie

1 2

3 1 Beispiel für Hämatologische Onkologie (Burkitt-Lymphom, Knochenmark). 2 Beispiel für soliden Tumor (Schilddrüsenkarzinom). 3 Operatives Zentrum II mit Zentral- bereich der Organtransplantation. 4 Herzkatheterisierung im Hybridraum im Westdeutschen Herzzentrum Essen. 5 Beispiel für Koronarangiographie. 6 Beispiel für einen Erreger einer Pilzinfektion (Aspergillus terreus).

4 5 6 285

Onkologie

G. Brittinger, F. W. Eigler, R. Kampschulte, K. W. Schmid

In seiner Autobiographie aus dem Jahre 1937 zitiert der Wiener Chirurg Anton Freiherr von Eiselsberg seinen älteren Kollegen, den berühmten Theodor Billroth, mit einem Ausspruch, den dieser am 6. Mai 1889, seinem 60. Geburtstag, getan hat: „Es gibt gewiss dunk- le Wälder, in die unsere Forschung noch nicht vorzudringen vermochte. Ich brauche Ihnen nur das Gebiet der bösartigen Neubildun- gen zu nennen. Hier scheitert unsere Kunst nur allzu oft. Die Mechanik vermag kaum et- was Neues zu erringen. Die Chemie muss die heißersehnte Hilfe bringen. Es müssen Mittel gefunden werden, welche den Neubildungen Theodor Billroth (1829 – 1894), schon bei ihrer Entwicklung Halt gebieten, bedeutender Chirurg, ohne dem Gesamtorganismus zu schaden. Forscher und Hochschul- lehrer. Billroth erhoffte Das halte ich für die wichtigsten Aufgaben sich bereits 1889 von der nächsten Zeit. Bisher erwies sich frei- chemischen Substanzen einen wesentlichen lich alles, was darüber ersonnen wurde, als Fortschritt in der Krebs- fruchtlose Gedankenarbeit, doch hoffentlich behandlung. erreichen wir auch dieses Ziel!“ 286

Als die Städtischen Krankenanstalten Essen 1963 in eine uni- versitäre Einrichtung übergeführt wurden, befand sich die Onko- logie nicht mehr auf dem Niveau der Zeit von Billroth, der seinen ­Patienten noch keine Radiotherapie, sondern nur eine exzellente chirurgische Behandlung anbieten konnte. Die Röntgenstrahlen wurden 1895 entdeckt, und es dauerte einige Jahre, bis der „Strahl“ neben dem „Stahl“ als zweite Waffe gegen den Krebs zur Verfügung stand. Doch auch damit konnte der Kampf nur in einem Teil der Fälle gewonnen werden.

Billroths Hoffnung auf die antitumoröse „Chemie“ begann sich Anfang der 40er Jahre zu erfüllen. Hatten doch 1942 erste Unter- suchungen günstige Wirkungen des Stickstoff-Derivates von Lost, einem Kampfgas aus dem Ersten Weltkrieg, bei Tumorpatienten ge- zeigt. Durch diese Befunde wurden Chemiker und Tumorärzte dazu angeregt, nach anderen, effizienteren und besser verträglichen Che- motherapeutika zu suchen.

Mit den klassischen operativen und radiotherapeutischen Mög- lichkeiten ausgestattet und in der Hoffnung auf eine rasche Weiter- entwicklung der antitumorösen Chemotherapie begannen in den Städtischen Krankenanstalten Essen die Überlegungen, einen Schwerpunkt auf dem Gebiet der Onkologie zu schaffen. 287

Errichtung der „Tumor”- und Strahlenklinik

In Nordrhein-Westfalen war man bereits Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu der Erkenntnis gekommen, dass die Diagnostik und Therapie vieler Tumoren interdisziplinär zu erfolgen hat. Federführend bei der Realisierung dieses damals in Deutschland neuen Konzeptes war der Vorsitzende der Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankhei- ten Nordrhein-Westfalen (GBK) e. V., der Oberhausener Gynäkologe Prof. Wilhelm Flaskamp*. Die GBK hatte ihren Sitz in Düsseldorf und unterhielt dort Zentrallaboratorien und eine große Tumorbibliothek. Sie hatte an größeren Krankenhäusern Außenstellen eingerichtet, denen es oblag, anamnestisches, klinisches und therapeutisches Beobachtungsgut über bestimmte Tumorerkrankungen zu sam- meln und auszuwerten.

In der GBK reifte Ende der fünfziger Jahre die Idee, die genannten Außenstellen zusammenzufassen und in einer zentralen Institution zu vereinigen. Man trug diesen Gedanken der Stadt Essen vor und regte an, eine „Tumorklinik“ zu errichten. Die Chefärzte der Städti- schen Krankenanstalten und die Stadtverwaltung Essen nahmen die Anregung positiv auf, so dass bereits Ende der fünfziger Jahre erste Vorgespräche zwischen der GBK, der Gesundheitsabteilung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in Düsseldorf und dem Ärztlichen Direktor der Städtischen Krankenanstalten Essen statt- fanden, die anschließend von offiziellen Verhandlungen abgelöst wurden. Man sah im Bau einer „Tumorklinik“ nicht nur die ­Chance,

*Für seine richtungweisenden Initiativen bei der Konzeption der Essener „Tumorklinik“ verlieh die Medizinische Fakultät Essen Flaskamp 1971 die Ehrendoktorwürde. 288

die Versorgung der tumorkranken Patienten zu verbessern, son- dern auch die Möglichkeit, kliniknahe Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Onkologie zu etablieren und damit die Akzeptanz des in Essen vorhandenen Willens zu erhöhen, ein Universitätsklini- kum zu gründen.

Die Errichtung der „Tumorklinik“ fand in einer Zeit, in der welt- weit die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinanderset- zung mit dem Krebsproblem begann, viele Befürworter in der Politik, so dass kein Mangel an finanziellen Mitteln für einen Neubau be- stand; dazu waren es die Jahre des „Wirtschaftswunders“ in der Bundesrepublik Deutschland. Die Stadt Essen stellte das notwendi- ge Grundstück zur Verfügung und war Bauträger, die Finanzierung des Baus übernahmen das Land Nordrhein-Westfalen und die Bun- desrepublik Deutschland.

Von links nach rechts: Bau der „Tumor”- und Strahlenklinik. 289

Die Bauplanung lag in Händen des Berliner Architektenbüros Franz Mocken. Die „Tumorklinik“ sollte eine in Essen noch fehlen- de Klinik für Strahlentherapie einschließen. Die Grundsteinlegung erfolgte 1963, im Oktober 1967 konnte der Gesamtkomplex in Betrieb genommen werden.

Die Klinik war großzügig ausgelegt; sie bestand aus einem Flach- bau und einem wie ein Querriegel darübergebauten mehrgeschossi- gen Bettenhaus (insgesamt 177 Betten). Funktionell ließen sich drei Teile abgrenzen: 1. „Tumorklinik“ mit Krankenstationen, Ambulan- zen und klinischen Laboratorien. 2. Strahlenklinik mit Räumen für die stationäre und ambulante Betreuung von Patienten sowie klini- schen und wissenschaftlichen Laboratorien. 3. Ein erst 1969 fertig- gestelltes Laborgebäude für die Forschung, das auch die Laborato- rien und die Tumorbibliothek der GBK aufnahm („GBK-Haus“).

Links: Haupthaus der „Tumor”-Strahlenklinik: Gegenwärtiger Zustand. Rechts: Laborgebäude der „Tumor”-Klinik (Haus der Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten, GBK-Haus): Gegenwärtiger Zustand. Im Hintergrund sieht man das Haupthaus. 290

„Tumorklinik“ (heute: Innere Klinik und Poliklinik-Tumorforschung)

Der Bau der „Tumorklinik“ war die Geburtsstunde der internis- tischen Onkologie in Essen und ein wichtiger Schrittmacher des Faches in Deutschland. Im Gegensatz zur Hämato-Onkologie, die neoplastische Erkrankungen als Leukämien und Lymphome kennt, wendet sich die internistische (medikamentöse) Onkologie den „soliden“ Tumoren, also Karzinomen und Sarkomen mit zytostatisch oder hormonal wirkenden Medikamenten zu, wenn operative und/ oder radiotherapeutische Maßnahmen keine vollständige (kurati- ve) Eliminierung des Tumors erwarten lassen oder wegen der Aus- dehnung der Geschwulst überhaupt nicht mehr oder nicht mehr allein in Betracht kommen. Die internistische Onkologie wurde in ihrer Entwicklung dadurch gehemmt, dass die zunächst vorhande- nen Zytostatika vorwiegend bei hämato-onkologischen Prozessen wirksam waren. Erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren standen Chemotherapeutika zur Verfügung, die auch bei soliden Tumoren zu nennenswerten Erfolgen führten.

Zum Leiter der in Konzeption und Ausführung neuartigen „Tumorklinik“ wurde auf Empfehlung seines Lehrers, Prof. Werner H. Hauß, Prof. Carl Gottfried Schmidt berufen. Hauß war Direktor der Medizinischen Klinik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, an deren Medizinische Fakultät die neue universitäre Ein- richtung in Essen als 2. Medizinische Fakultät angegliedert worden war. C. G. Schmidt hatte zu Beginn seiner beruflichen Tätigkeit neun Jahre lang in den Instituten für Pathologie, Pharmakologie und 291

Prof. Carl Gottfried Schmidt

­Physiologische Chemie in Münster gearbeitet (dort 1955 Habilita- tion für Physiologische Chemie und Pathologische Physiologie) und einen Auslandsaufenthalt am Department of Physiology der Uni- versity of Bristol, England, absolviert. Nach Erweiterung der venia legendi um das Fach „Innere Medizin“ (1961) an der Medizinischen Universitätsklinik Münster hatte er seit 1963 die Leitung der Zen­ trallaboratorien der GBK in Düsseldorf inne. Die Entscheidung, ihn nach Essen zu berufen, erwies sich wegen seines großen Durchset- zungsvermögens, seines ausgezeichneten Organisationstalentes und seiner starken persönlichen Ausstrahlung als richtig. Allerdings ermutigte sein Wahlspruch „Ipse facere!“, den er den Mitarbeitern mitgab, keineswegs zur Kooperation.

C. G. Schmidt wurde 1965 zum außerordentlichen Professor und 1967 zum ordentlichen Professor für Innere Medizin (Tumor- forschung) ernannt. Damit war er der erste Lehrstuhlinhaber für internistische Onkologie in der Bundesrepublik Deutschland. 292

Strahlenklinik

Eine größere Strahlenklinik entstand in Essen erst durch Prof. Eberhard Scherer*, der von der Universität Marburg an der Lahn am 1. Juni 1960 als Direktor der Strahlenklinik, die anfänglich noch die Radiotherapie und die diagnostische Radiologie umfasste, berufen worden war. Scherer realisierte in den folgenden Jahren sein zu- kunftsweisendes Credo, dass die Radiotherapie von der Diagnostik losgelöst werden muss.

Prof. Eberhard Scherer bei einer Vorlesung.

*1970 – 1971 Dekan der Abteilung für Praktische Medizin der Medizinischen Fakultät Essen; 1976 Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft; 1960 Verleihung des Hermann-Holthusen- Rings der Deutschen Röntgengesellschaft. 293

Vor Fertigstellung der neuen Tumor- und Strahlenklinik war das Telecaesium-Bestrahlungsgerät im früheren Tuberkulosebau der Medizinischen Klinik untergebracht. 1967 wurde die Strahlenklinik zusammen mit der „Tumorklinik“ bezogen. Ab 1971 beschränkte Scherer sich auf die Leitung der Strahlenklinik, übernahm allerdings zusätzlich die Geschäftsführung des „Radiologischen Zentrums“, einer institutionellen Zusammenführung aller Einrichtungen der Radiologie (Strahlenklinik, Zentralinstitut für Röntgendiagnostik, seit 1975 Institut für Medizinische Strahlenphysik und Strahlen­ biologie).

Einrichtung einer Hämatologischen Abteilung in der Medizinischen Klinik

In der Medizinischen Klinik waren der Direktor, Prof. Otto Hein- rich Arnold, und sein Oberarzt, Privat-Dozent (seit 1972 Prof.) Klaus- Dietrich Bock, dabei, der starken Zunahme des Wissens auf allen Gebieten der inneren Medizin dadurch Rechnung zu tragen, dass sie ein Department-System unter der Leitung klinisch und wissen- schaftlich unabhängiger Spezialisten der wichtigsten Subdisziplinen aufbauten. Zum Erhalt der Einheit des Faches wurde ein kollegiales Leitungssystem („Direktorium“) entwickelt, das unter anderem die Krankenversorgung und die Lehre zusammenhielt sowie die Aus- und Weiterbildung der Ärzte koordinierte. Da erkennbar wurde, dass C. G. Schmidt sich diesem Department-System verweigerte, entschloss man sich zur Einrichtung einer Abteilung für Hämato- logie in der Medizinischen Klinik und nahm Kontakt zu Dr. Günter Brittinger auf, der sich seit 1966 zu einem Forschungsaufenthalt an 294

Prof. Otto Heinrich Arnold (links) und der Kardiologe Prof. Wolfgang Hager (rechts).

der New York University Medical School bei den Professoren Gerald Weissmann und Kurt Hirschhorn aufhielt, wo er über den Mechanis- mus der Lymphozytentransformation in vitro arbeitete und dabei unter anderem die Existenz von Lysosomen in menschlichen Lym- phozyten bewiesen hatte.*

Nach positivem Abschluss der Verhandlungen nahm er das An- gebot aus Essen an, trat am 1. Oktober 1967 in die Medizinische Uni- versitätsklinik Essen ein und begann mit dem Aufbau einer Abtei- lung für Hämatologie.

* Nach Arbeiten am Max-Planck-Institut für Biochemie bei Prof. Dr. Dr. h c. mult. Adolf Butenandt und Prof. Dr. Dr. Gerhard Ruhenstroth-Bauer sowie in der klinischen Hämatologie bei Prof. Her- bert Begemann in München war er vorher als Assistent zu Prof. H. P. Wolff an die Universität des Saarlandes in Homburg/Saar gegangen. 295

Prof. Klaus-Dietrich Bock Prof. Günter Brittinger

Nachteilig an dieser Lösung war die Tatsache, dass die hämato- onkologischen Erkrankungen fürderhin in zwei voneinander unab- hängigen Kliniken betreut wurden. Diese Situation blieb bis zum Amtsantritt von Prof. Martin Schuler, dem Nachfolger von Prof. Siegfried Seeber, im Jahre 2007 bestehen. Von da an legte das Uni- versitätsklinikum eine klare Trennung fest zwischen den Zuständig- keiten für hämatologische Neoplasien, die in der Abteilung (heute: Klinik) für Hämatologie behandelt werden sollen, und für solide Tu- moren, die in den Aufgabenbereich der „Tumorklinik“ [heute: Inne- re Klinik (Tumorforschung)] fallen. Gleichzeitig wurde die Klinik für Hämatologie aus dem Zentrum für Innere Medizin gelöst und in das Zentrum für Konservative Onkologie, bestehend aus Innerer Klinik (Tumorforschung), Klinik für Hämatologie, Klinik für Knochenmark- transplantation und Klinik für Strahlentherapie, integriert. 296

Die formale, auch namentliche Abgrenzung der Medizinischen Klinik von der „Tumorklinik“ wurde wegen unterschiedlicher Vor- stellungen von C. G. Schmidt und Arnold sowie den übrigen Mit- gliedern des Direktoriums der Medizinischen Klinik in der Fakultät kontrovers diskutiert. Es blieb schließlich keine andere Wahl, als sie 1968 vom damaligen Rektor der Ruhr-Universität in Bochum, Prof. Kurt H. Biedenkopf (nachmaliger Ministerpräsident des Freistaates Sachsen) vornehmen zu lassen, der seit der Angliederung des Uni- versitätsklinikums Essen an die neu gegründete Ruhr-Universität im Jahre 1967 dafür zuständig war. Der Biedenkopfsche Schiedsspruch sah die Klinikbezeichnung „Innere Klinik und Poliklinik (Tumorfor- schung)“ vor. Gleichzeitig wurden die Organisation der Lehrveran- staltungen und der Modus der Facharztweiterbildung in der Inne- ren Medizin geregelt.

Prof. Kurt H. Biedenkopf als Rektor der Ruhr-Universität Bochum von 1967 – 1972 auch für das Universitätsklinikum Essen zuständig 297

Der Aufbau der Abteilung für Hämatologie in der Medizinischen Klinik verlief zügig. Brittinger habilitierte sich 1968, wurde im Jahre 1974 zum ordentlichen Professor berufen und zum Abteilungsdirek- tor bestellt.

Aufbau der Hämato-Onkologie in der Kinderklinik

Bereits in den 70er Jahren gab es in der Kinderklinik der Städ- tischen Krankenanstalten Essen onkologisch-hämatologische Akti- vitäten. Unter der Geschäftsführung des Zentrums für Kinderheil- kunde von Prof. Ulrich Stephan wurde die Abteilung „Pädiatrische Hämatologie und Onkologie“ durch Prof. Werner Havers erfolgreich weiter ausgebaut. Havers wurde 1986 zu deren Direktor ernannt. 2008 erfolgte die Berufung von Frau Prof. Angelika Eggert zu dessen Nachfolgerin.

Prof. Werner Havers 298

Klinische Aktivitäten

Wie dargelegt, hatte sich bereits Ende der 60er und in den 70er Jahren am Universitätsklinikum Essen auf dem Gebiet der Onko- logie eine Situation entwickelt, die in Deutschland ihresgleichen suchte. Die operativen Fächer waren großenteils bereits vorhanden (Kliniken für Chirurgie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Urologie und Frauenheilkunde) und wurden von sehr qualifizierten ­Spezialisten vertreten, oder sie wurden innerhalb weniger Jahre eingerich- tet (­Kliniken für Neurochirurgie, Orthopädie, Unfallchirurgie und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie). Die Strahlenklinik war in einem großzügig angelegten, neuen Gebäude untergebracht und hatte moderne Behandlungskonzepte. Hinzu kamen als Novitäten die internistische Onkologie und die Hämato-Onkologie, die am An- fang ihrer Entwicklung standen. Mit der Verfügbarkeit neuer und wirksamerer Medikamente rekrutierten sie nicht nur eine große eigene Klientel an Patienten, die vorher nicht oder nicht mehr be- handelt werden konnten, sondern sie wurden auch für die operative und radiotherapeutische Onkologie als Partner unentbehrlich.

Zum Fortschritt der Onkologie trug ganz erheblich die außeror- dentliche Verbesserung der Tumordiagnostik bei, die zunächst be- sprochen werden soll. Anschließend wird auf die Entwicklung der Tumortherapie eingegangen. 299

Tumordiagnostik

Als ein klassisches Kernleistungsfach kommt der Pathologie in der Onkologie eine herausragende Stellung zu, da die Therapie der Krebspatienten maßgeblich von der Diagnose abhängt, die der Pathologe gestellt hat. Diese wurde traditionell an Operationsprä- paraten oder in zunehmendem Umfang an Material gestellt, das durch Biopsie gewonnen worden war. Für die Anfärbung der Schnit- te standen anfänglich nur die klassischen Methoden zur Verfügung. Obwohl die Einrichtung eines pathologischen Instituts bereits 1908 in den Planungen für die Städtischen Krankenanstalten von dem Ärztlichen Direktor, Prof. Julius Grober, gefordert worden war, be- stellte man erst 1925 mit Prof. Arthur Wilke einen Prosektor. In der Folgezeit wurden jährlich lediglich einige hundert Biopsate in der Pathologie untersucht. Nach der Zerstörung des Gebäudes durch Bombeneinwirkung kam der Betrieb von 1943 bis 1945 praktisch zum Stillstand. 1947 wurde Prof. Walter Müller zum Chefarzt des Instituts für Pathologie gewählt, der neben der Durchführung der diagnostischen Pathologie und zahlreicher Obduktionen eine maß- gebliche Rolle beim Wiederaufbau der Städtischen Krankenanstal- ten und der Einrichtung des Universitätsklinikums, unter anderem als Gründungsdekan, spielte. 300

Prof. Lutz-Dietrich Leder

Nach der Emeritierung von Müller wurde 1975 Prof. Lutz-Dietrich Leder berufen, der seine Ausbildung bei dem bekannten Hämato- pathologen Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lennert an der Universität Kiel erhalten hatte. Leder war ein glänzender morphologischer Diag- nostiker, stand aber der Entwicklung von Morphologie-basierten Tumorklassifikationen, wie der TNM-Klassifikation, eher skeptisch gegenüber, da er die durch genetische Instabilität zu erwartende He- terogenität der individuellen Neoplasie betonte und daher bei stei- gender Zahl untersuchter Merkmale immer weniger Übereinstim- mung zwischen den Einzelfällen einer gegebenen Tumorklasse sah.

Unter seinem Nachfolger, Prof. Kurt Werner Schmid, wurde ab 1998 das Methodenspektrum des Instituts enorm erweitert, wobei insbesondere die Einführung der Molekularpathologie völlig neue Perspektiven eröffnete. Neben einer breiten morphologischen Dia- gnostik, die praktisch alle Gebiete der Onkologie vor Ort abdeckt, 301

liegt einer der Schwerpunkte des Instituts auf der sogenannten „prädiktiven Pathologie“, bei der durch Analyse bestimmter Bio­ marker mittels morphologischer und/oder molekularpathologischer Methoden individualisierte Therapieentscheidungen – insbeson- dere bei Krebspatienten – ermöglicht werden. Zusätzlich kommt der Pathologie in den im Laufe der letzten Jahre am Universitäts- klinikum Essen etablierten interdisziplinären Tumorzentren (zum Beispiel Brustkrebszentrum, Magen-Darmkrebs-Zentrum, Lungen- krebszentrum) eine maßgebliche Rolle als fächerübergreifendem „Kernleistungserbringer“ zu.

1973 wurde Frau Prof. Lieselotte Gerhard zur Direktorin des neu- geschaffenen Instituts für Neuropathologie berufen, da die äußerst aktive Neurochirurgische Klinik einen diagnostischen Partner vor Ort benötigte. Ihr folgte 1993 Prof. Karl Schwechheimer, der 2004 krank- heitsbedingt in den Ruhestand ging. Im Jahre 2005 fand die Eingliede- rung des Instituts für Neuropathologie in das Institut für Pathologie statt (seit 2006 unter der offiziellen Bezeichnung ­Institut„ für Patho- logie und Neuropathologie“). 2009 wurde Frau Prof. Kathi Keyvani zur Leiterin des „Bereichs Neuropathologie“ ­dieses Instituts berufen.

In den wenigen Fällen, in denen in der Anfangsphase der hämato- onkologischen Diagnostik eine Chromosomenanalyse erforderlich schien, zum Beispiel bei Verdacht auf chronische myeloische Leu­ kämie, konnte Dr. Dieter K. Hossfeld (Innere Klinik-Tumorforschung; 1975 Habilitation; ab 1978 außerplanmäßiger Professor)* konsultiert werden, der die Technik in den USA bei Prof. Dr. Kurt Sandberg in Buffalo erlernt hatte.

* Hossfeld wurde 1980 auf den Lehrstuhl für Innere Medizin II der Universität Hamburg berufen. 302

Die biochemische Labordiagnostik hielt die Abteilung für Klinische Che- mie und Laboratoriumsdiagnostik der Medizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dietrich Paar) auf hohem Niveau vor. Paar sorgte auch für die Etablierung einer qualitativ hochstehenden Hämo­ staseologie und war gleichzeitig an der klinischen Betreuung von Patienten Prof. Dietrich Paar (rechts), Ltd. MTA B. Schaub (links). mit einschlägigen Erkrankungen betei- ligt. Heute ist das Laboratorium als zen- trale Dienstleistungseinrichtung (Zentrallabor Universitätsklinikum Essen) Dr. Lothar Volbracht unterstellt; für die Belange von ­Lehre und Forschung des Faches Laboratoriumsmedizin ist Prof. Klaus Mann (Klinik für Endokrinologie) zuständig. Die Behandlung von Patienten mit Thrombozytenstörungen oder Koagulopathien wird inzwischen vollständig von der Klinik für Hämatologie (Dr. Hannes Müller-Beißenhirtz) durchgeführt.

Nach einer langen, wechselvollen Vorlaufzeit in den Städtischen Krankenanstalten entstand eine eigene diagnostische Radiologie erst wieder nach der Berufung von Scherer, der sie aber schon bald von der Radiotherapie trennte. Seit 1971 war das Fach als eigener Lehrstuhl ausgewiesen, den Prof. Eberhard Löhr inne hatte. Danach folgte man auch an anderen Universitäten diesem Beispiel und rich- tete ebenfalls radiodiagnostische Lehrstühle ein.

Löhr bot alle Methoden (einschließlich der neu entwickelten Mammographie) an, die zu dieser Zeit zur Verfügung standen. In 303

seiner Abteilung wurde auch die Bild- und Textdokumentation „Datenbank Radiologie Essen“ eingeführt, die sich damals in der Lehre bewährte.

Auf Veranlassung von Arnold wechselte der Akademische Ober- rat Dr. Burkhart Messer 1963 von Heidelberg nach Essen, um als diagnostischer Radiologe für die besonderen Belange der Medizini- schen Klinik tätig zu werden.

Nach der Emeritierung von Löhr im Jahre 1993 folgten Frau Prof. Ruth Langer (1994 bis 1997) und Prof. Jörg Felix Debatin (1999 bis 2003). Das Institut trägt jetzt den Namen „Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie“ und wird seit 2004 von Prof. Michael Forsting geleitet.

Der Schwerpunkt der Spezialdiagnostik in diesem Institut liegt auf dem Gebiet der Hirngefäß- und Hirntumorerkrankungen sowie der Gefäßdiagnostik von Tumoren und von Gefäßerkrankungen des Abdomens, der Extremitäten und der Koronargefäße.

Die revolutionierenden modernen bildgebenden Verfahren, die Computer (CT)- und anschließend die Magnetresonanz (MRT)-Tomo- graphie, erhielten im radiologischen Institut nach ihrer Einführung in den 80er Jahren sukzessive einen festen, sehr wichtigen Platz in der onkologisch-hämatologischen Diagnostik. Das Institut ist an der Gründung des „Erwin L. Hahn Institute for Magnetic Resonance Imaging“, einer hochschulübergreifenden Einrichtung der Universi- tät Duisburg-Essen und der Radboud Universiteit Nijmegen (Nieder- lande), maßgeblich beteiligt. Es verfügt über ein besonders starkes 304

7-Tesla-MRT-Gerät (normales MRT-Gerät: 1,5 bis 3 Tesla), das auf dem Essener Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ aufgestellt worden ist.

Parallel zu den CT- und MRT-Verfahren setzte sich im gesamten Universitätsklinikum seit etwa 1980 die neu entwickelte Technik der Ultraschall-Diagnostik (Sonographie) durch, die vor allem die innere Medizin, die Chirurgie und die Frauenheilkunde wegen der Einfach- heit ihrer Durchführung und der fehlenden Belastung des Organis- mus außerordentlich bereicherte.

Nuklearmedizinische Methoden, zum Beispiel zur Untersuchung der Schilddrüse, der Milz und des Skeletts, waren teilweise bereits in den 60er Jahren verfügbar. Die von Scherer 1961 ins Leben geru- fene Abteilung (ab 1985: Klinik) für Nuklearmedizin wurde von ihrer Gründung bis 1984 von Prof. Wilhelm Strötges geleitet. Strötges erweiterte das szintigraphische Repertoire sukzessive, was auch der Onkologie und Hämatologie zugute kam.

Als sein Nachfolger wurde 1985 Prof. Hans Creutzig auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Nuklearmedizin berufen. Nach nur zweijähriger kreativer und dynamischer Tätigkeit verstarb Creutzig am 17. Juli 1987 im Alter von nur 42 Jahren nach schwerer Krankheit. Ihm folgte am 1. August 1987 Prof. Christoph Reiners, der die Nuklearmedizin überwiegend in den Dienst der Onkologie stellte. Zu einem seiner Schwerpunkte wurde die Radio-Jod-The- rapie des Schilddrüsen-Karzinoms, die in engem Kontakt mit den Abteilungen für Endokrinologie der Medizinischen Klinik und der Klinik für Allgemeine Chirurgie stattfand. 305

Reiners baute bereits 1991 die Positronen-Emissions-Tomo­ graphie (PET) auf, ein Verfahren, das die funktionelle Aktivität von Zellen unter Verwendung von Radiotracern erfasst und lokalisiert, z.B. die gesteigerte Glukoseaufnahme in Tumorzellen mit Hilfe des radioaktiv markierten Glukosederivats 18F-2-Fluordesoxyglukose (FDG). Das damals installierte Gerät eignete sich aber noch nicht für die klinische Routinediagnostik.

Reiners wurde 1994 nach Würzburg berufen. Danach leitete Privat-Dozent Joachim Sciuk die Abteilung kommissarisch, bis 1996 Prof. Andreas Bockisch den Lehrstuhl übernahm. Bockisch entwickelte die PET-Methode, die inzwischen große Bedeutung für die ­klinische Diagnostik und die wissenschaftliche Analyse in der gesamten Onko- Hämatologie erlangt hat, zielstrebig weiter. Im Jahre 2001 konnte er

Nachdem 2001 das erste PET/CT-Gerät in Europa im Universitätsklinikum Essen installiert worden war und seither gemeinsam von der Nuklearmedizin und der Radiologie genutzt wird, wurde im Mai 2009 das derzeit modernste PET/CT (Abb.) mit höchster PET-Qualität und einem 128-Zeilen-CT, wiederum als erstes seiner Art in Europa, zusätzlich in der Klinik für Nuklearmedizin in Betrieb genommen. 306

das erste PET/CT in Deutschland in Betrieb nehmen. 2009 folgte ein PET/CT der neuesten Generation, das wiederum als erstes seiner Art in einer deutschen Klinik nach Essen kam. Das Spektrum der PET-Radio- tracer konnte insbesondere für die Anwendung bei neuroendokrinen Tumoren deutlich erweitert werden. Auch die nuklearmedizinische Therapie geht heute weit über die Radiojodbehandlung hinaus und umfasst unter anderem die Gabe von Somatostatinrezeptor-Analoga und die selektive intravasale Radionuklidtherapie.

In den Städtischen Krankenanstalten schon vorhanden war das Bakteriologische Institut (später: Institut für Medizinische Mikrobiologie), das von 1947 bis 1966 Prof. Werner Herrmann, von 1966 bis 1982 Prof. Götz Linzenmeier und nach einem mehrjährigen Kommissariat durch Prof. Linzenmeier von 1987 bis 2007 Prof. Rainer Ansorg leiteten. Seit 2007 steht ihm Prof. Jan Buer vor.

Die Fächer Virologie und Immunologie wurden in den 70er Jah- ren aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie herausgelöst. Prof. Ernst Kuwert wurde 1973 zum Direktor des Instituts für Medi- zinische Virologie und Immunologie ernannt; er verstarb am 1. Juli 1985 im Alter von nur 54 Jahren. Bereits im Jahre 1983 war das In- stitut für Immungenetik (Direktor: Prof. Hans Grosse-Wilde; Beru- fung nach Essen: 1978) als selbständige Einheit aus dem Institut für Medizinische Virologie und Immunologie ausgegliedert worden. Nach einem mehrjährigen Kommissariat wurde 1991 Prof. Michael Roggendorf auf den Lehrstuhl für Virologie berufen. 307

Eine enge Kooperation mit den Instituten für Medizinische Mik- robiologie und Virologie entwickelte sich vor allem in den Kliniken, in denen sich Patienten mit Erkrankungen oder Behandlungen be- fanden, die eine starke Abwehrschwäche gegenüber Bakterien und/ oder Viren verursachten. Von besonderer Relevanz war in der An- fangszeit des Universitätsklinikums die Tuberkulose-Diagnostik, da diese Erkrankung damals noch recht häufig war und in der Onkolo- gie differentialdiagnostisch gelegentlich in Betracht kam.

Im Institut für Immunologie (früher: Institut für Immungenetik) war bisher die für Transplantationen höchst bedeutsame Histo­ kompatibilitätstestung angesiedelt. Mit der Berufung des derzeiti- gen Institutsdirektors, Prof. Peter Horn, ging diese Diagnostik an das Institut für Transfusionsmedizin über.

Mit diesen während der vergangenen Jahrzehnte neu entwickel- ten oder wesentlich verbesserten diagnostischen Methoden konn- ten in zunehmendem Umfang klinische, vor allem therapeutisch relevante Fragen beantwortet werden. Dazu gehören unter ande- rem die Tumorausdehnung, die Festlegung des Tumorstadiums, die Beurteilung des Ansprechens auf therapeutische Maßnahmen (Tu- morfreiheit, Resttumor) und die Rezidivdiagnostik. Mit den neuen molekularbiologischen Verfahren lassen sich zusätzlich wichtige, für die Führung des Patienten relevante Biomarker identifizieren, die eine individualspezifische Therapie in Aussicht stellen. 308

Tumortherapie

Die Therapie onkologischer Patienten beschränkte sich, wie ein- gangs ausgeführt, in der Anfangszeit auf die Operation und/oder die Bestrahlung.

Operation

Wie erwähnt, bestanden an den Städtischen Krankenanstalten Essen schon lange vor der Universitätsgründung wichtige operativ tätige Kliniken. Die Chirurgische Klinik (heute: Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie) war 1913 gegründet worden. Ihr stand 1963, als die Medizinische Fakultät ins Leben gerufen wurde, seit zwei Jahren Prof. Karl Kremer als Direktor vor*. Ihm folgte auf den Lehrstuhl – dann für Allgemeine Chirurgie – 1971 Prof. Friedrich Wilhelm Eigler, dessen Schwerpunkte in der onkologischen Chirur- gie auf den Tumoren des Gastrointestinaltraktes einschließlich des Oesophagus, insbesondere der kontinenzerhaltenden Enddarm- und der Metastasen-Chirurgie, sowie des Endokriniums lagen. Nach der Emeritierung Eiglers wurde 1998 Prof. Christoph E. Broelsch berufen. Unter seiner Leitung erlangte auf dem onkologischen Sektor insbe- sondere die pankreato-hepato-biliäre Chirurgie große Bedeutung.

Eine eigenständige Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren- heilkunde bestand an den Städtischen Krankenanstalten bereits seit dem ersten Weltkrieg; schon zu dieser Zeit wurden auch Operatio- nen an Kopf-Hals-Tumoren durchgeführt. Insbesondere nach dem

*Kremer folgte 1970 einem Ruf an die Chirurgische Klinik der Universität Düsseldorf. 309

Bezug des neuen Gebäudes der Hals-Nasen-Ohren-Augenklinik 1967 unter Prof. Johannes Koch (seit 1941 Chefarzt der Klinik) nahm die chirurgische Therapie dieser Tumoren deutlich zu. Nach Kochs Tod im Januar 1969 und einem anschließenden längeren „Interregnum” ging die Klinik in die Hände von Prof. Bernhard Minnigerode (1971 bis 1988) über, dem Prof. Klaus Jahnke (1989 bis 2006) und im Ok- tober 2006 Prof. Stephan Lang folgten. Insbesondere unter Jahnke und Lang entwickelte sich die Klinik zu einem ausgewiesenen Zentrum für die Behandlung von Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs.

Seit ihrer Gründung im Jahre 1967 wurden an der Klinik für ­Urologie schwerpunktmäßig Tumoren der Niere, der Harnblase, des Hodens und der Prostata operiert. Der erste Lehrstuhlinhaber war Prof. Paul Mellin, der sich 1964 für Chirurgie und ­Urologie habilitiert hatte. Nach dem frühen Tod Mellins 1980 erging 1981 der Ruf an Prof. Rudolf Hartung, der die Klinik bis zu seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Urologie an der Technischen Universität München bis 1986 leitete. Nach einem längeren Kommissariat unter Prof. Hans Behrendt wurde 1989 Prof. Herbert Rübben* nach Essen berufen, der die Klinik bis heute führt.

Eine größere Zahl von Direktoren hatte die Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Prof. Kurt Nordmeyer (1954 bis 1972), dann Prof. Hans Ludwig (1973 bis 1983), später nach Auf- teilung der Klinik in zwei Abteilungen Prof. Wolfgang M. Fischer (Ab- teilung für Geburtshilfe und Perinatale Medizin, 1983 bis 1997) und Prof. Adolf Eduard Schindler (Abteilung für Gynäkologie, insbeson- dere gynäkologische Onkologie, 1986 bis 2001), seit 28. Dezember 2001 Prof. Rainer Kimmig als Direktor der wieder zusammengeführ-

* Prof. Dr. h.c. H. Rübben war von 1998 bis 2007 Vorsitzender des Westdeutschen Tumorzentrums e. V. Außerdem initiierte er vor fast 20 Jahren die Einrichtung einer Tumorbiobank in Essen. 310

ten Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Die Behandlung von Karzinomen der weiblichen Brust und des weiblichen Genitales war immer ein Schwerpunkt dieses Hauses. Unter Kimmig hat sich die Frauenklinik zu einem der führenden onkologischen Zentren Deutschlands entwickelt.

Im März 1970 wurde die Abteilung für Thorax- und Kardiovas­kuläre Chirurgie (heute: Klinik für Herz-Thoraxchirurgie) gegründet. Erster Lehrstuhlinhaber war Prof. Peter Satter. Nach seiner Berufung an die Universität Frankfurt am Main wurde 1973 Prof. Jürgen ­Christoph ­Reidemeister dessen Nachfolger. Ihm folgte auf dem Lehrstuhl 1999 Prof. Heinz Günther Jakob. Im onkologischen Bereich werden Tumo- ren der Lungen, Bronchien und des Mediastinums operiert.

Die Abteilung für Unfallchirurgie (heute: Klinik für Unfall­chirurgie) war bereits 1975 eingerichtet worden; der Lehrstuhl – der ­erste für Unfallchirurgie im Land Nordrhein-Westfalen – wurde mit Prof. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg (1975 bis 1998) besetzt. Nach dessen Emeritierung folgte 1998 Prof. Dieter Nast-Kolb. Das durch die Anbin- dung an das Westdeutsche Tumorzentrum bereits unter Schmit-Neu- erburg eingeführte Operationsprogramm von ­Tumoren des skeleto- muskulären Systems wurde in den letzten Jahren noch beträchtlich ausgeweitet; insbesondere bei den extremitäten­erhaltenden Me- thoden nimmt die Klinik eine Spitzenposition in Deutschland ein.

1968 ist Prof. Wilhelm Grote, bis dahin Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie der Universität Bonn, zum Ordinarius für die neu ge- schaffene Klinik für Neurochirurgie berufen worden. Da die Arbeits- möglichkeiten sehr beschränkt ­waren und bis 1970 keine eigenen 311

Betten und Operationsräumlichkeiten zur Verfügung standen, war Grote auf die Kooperation mit der Klinik für Allgemeine Chirurgie angewiesen. Erst mit dem Bau des Operativen Zentrums II (OZ II) wurden für die Klinik für Neurochirurgie entsprechende großzügige Räume geschaffen. Unter seinem Nachfolger Prof. Dietmar Stolke, der das Haus von 1990 bis 2008 leitete, entwickelte sich die Klinik zu einem Zentrum der Hirn- und Nerventumor-Chirurgie. Im Sep- tember 2008 wurde Prof. Ulrich Sure zu Stolkes Nachfolger berufen; auch Sure ist ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der Tumoren des Nervensystems.

Nachdem bereits 1963 ein Lehrauftrag an Prof. Hans-Henning ­Matthiaß für das Fach Orthopädie ergangen war, erhielt 1969 Prof. Karl-Friedrich Schlegel einen Ruf nach Essen als ordentlicher Professor für Orthopädie und Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie. In den Kellerräumen der bisherigen Augenklinik konnte ab April 1969 provisorisch die Poliklinik der Klinik für Orthopädie untergebracht werden. Nachdem im Evangelischen Krankenhaus Essen-Werden an- fänglich größere Operationen durchgeführt und eine Belegung von 20 Betten vereinbart worden war, wurde noch im selben Jahr ein Ver- trag abgeschlossen, der nach einem Umbau im Jahre 1972 über 100 Betten für orthopädische Patienten in Essen-Werden vorsah. Durch die weitere Sanierung der alten Augenklinik entstanden im Klinikum Essen zwei orthopädische Stationen für Erwachsene und Kinder; nach Einrichtung eines Operationstraktes konnten hier auch sehr umfangreiche Operationen vorgenommen werden. 1990 entschied sich die Fakultät für Prof. Franz Löer als Nachfolger des 1989 emeri- tierten Schlegel; unter dessen Leitung wurde auch das Spektrum der onkologischen Operationen der Klinik beträchtlich ­erweitert. 312

Die Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und ­Gesichtschirurgie hatte ihre Vorläuferin in einer „Zahnärztlichen Abteilung“, die 1918 während des Ersten Weltkrieges an den Städtischen Krankenanstal- ten vor allem zur Behandlung von Soldaten mit Kieferverwundungen eingerichtet und von Dr. Julius Steinkamm bis 1944 geleitet wurde; ab 1946 trat sein Sohn Dr. Werner Steinkamm als Vertragszahn- arzt an die Spitze der Abteilung. 1973 wurde Prof. Dietrich Schettler zum ersten Ordinarius der Klinik berufen. Nach seiner Emeritierung folgte ihm 1998 Prof. Christopher Mohr. Die Klinik, in der Tumoren des Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereiches operiert werden, befin- det sich seit 1998 in der Evangelischen Huyssens-Stiftung (Kliniken ­Essen-Mitte).

Zu den beschriebenen, auf dem Campus operativ tätigen Einrich- tungen gesellte sich als pneumologischer und später thoraxchirur- gischer Partner die Ruhrlandklinik der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz in Essen-Heidhausen unter ihrem damaligen Leiter,

Prof. Werner Maaßen 313

Prof. Werner Maaßen, heute als Zentrum für Pneumologie und Thorax­ chirurgie Teil des Universitätsklinikums Essen. Maaßen hat sich schon sehr früh um die Einführung der Mediastinoskopie als einer diagnos- tischen Maßnahme in die Onkologie, zum Beispiel zur Inspektion und Gewinnung von Gewebe für die histologische Untersuchung bei me- diastinalem Befall durch maligne Lymphome und andere Neoplasien, außerordentlich verdient gemacht. (sh. auch Seite 319)

Die Welt der Chirurgie hatte sich in den 50er und 60er Jahren durch entscheidende Neuentwicklungen grundlegend verändert. Dazu gehörte die Anästhesie, die durch Aufgabe der Masken­ narkose mit Äther und Einführung der Inhalationsnarkose nach intratrachealer Intubation und Muskelrelaxation längere Eingriffe ohne stärkere Belastung des Patienten möglich machte. Diese für alle chirurgischen Fächer höchst bedeutsame Umstellung nahm in den Städtischen Krankenanstalten Essen in den frühen 60er Jahren Dr. Ludwig Stöcker vor, der seit 1962 die heutige Klinik für Anästhe- siologie und Intensivmedizin aufbaute. Stöcker wurde 1974 zum ordentlichen Professor berufen. Von seinem Nachfolger (seit 1996) Prof. Jürgen Peters wurden die Narkoseverfahren der modernen ­Entwicklung des Faches angepasst.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur heutigen Chirurgie war die Schaffung leistungsfähiger Blutspende- und Transfusionsdiens- te. Im heutigen Institut für Transfusionsmedizin des Universitäts­ klinikums Essen begannen die entsprechenden Aktivitäten am 1. September 1965 unter Dr. Werner Luboldt, der ursprünglich aus der Pädiatrie kam. 1979 konnte der erste Zellseparator, vor allem für die Herstellung von Thrombozytenkonzentraten, in Betrieb genom- 314

men werden. Der Nachfolger von Dr. Luboldt, Prof. Norbert Müller, baute von 1992 bis 2006 das Institut weiter aus. 2008 wurde Prof. Peter Horn als Nachfolger berufen.

Dr. Werner Luboldt (links) mit seinem Nachfolger Prof. Norbert Müller (rechts).

Über die Jahre entwickelte sich am Essener Universitätsklinikum eine große Expertise auf allen Gebieten der Onko-Chirurgie, die die Attraktivität des Klinikums erheblich steigerte. In den meisten der operativ tätigen Kliniken machen Tumorkranke heute einen hohen Prozentsatz der behandelten Patienten aus. Naturgemäß verbesser- ten sich schrittweise auch die Techniken der Eingriffe. So wurden in verschiedenen Disziplinen minimal-invasive (endoskopische) Metho- den, zum Beispiel in der Abdominalchirurgie (vor allem durch Privat- Dozent, heute Prof. Martin K. Walz und Dr. Klaus Peitgen) und in der Frauenheilkunde (vor allem durch Dr. Bernd Christensen) eingeführt. Ebenso suchten auch nicht-operative Fächer die systematische Zu- sammenarbeit mit den onkologisch tätigen Chirurgen*.

* So wurde eine größere Studie zum C-Zell-Karzinom der Schilddrüse von der Klinik für Allgemei- ne Chirurgie (Direktor: Prof. Friedrich Wilhelm Eigler), der Abteilung für Endokrinologie (Direktor: Prof. Dankwart Reinwein) der Medizinischen Klinik und der Klinik für Nuklearmedizin (Direktor: Prof. Christoph Reiners) aufgelegt. Die Abteilung für Gastroenterologie (Direktor: Prof. Harald Goebell) der Medizinischen Klinik arbeitete mit der Klink für Allgemeine Chirurgie auf dem Ge- biet der Lasertherapie von Tumoren zusammen. 315

Radiotherapie

Bestand die Notwendigkeit einer Bestrahlung, zum Beispiel wenn wegen der Lokalisation des Tumors eine Operation ausgeschlossen oder die nötige Radikalität des chirurgischen Eingriffs nicht möglich war, kam es selbstverständlich von Anfang an zur Kooperation der operativ tätigen Fächer mit der Strahlenklinik. Wie erwähnt, sorgte Scherer bereits in den ersten Jahren für eine konzeptionell und ap- parativ moderne Bestrahlungstechnik. Die Ausstattung der Klinik mit leistungsfähigen Geräten wurde stetig verbessert: 42 MeV-Be- tatron, Telecaesium-Gerät, Telekobalt-Gerät und später zwei Linear- beschleuniger. Außerdem wurden besondere Verfahren etabliert, zum Beispiel die Brachytherapie mit umschlossenen radioaktiven Substanzen (intrakavitäre und interstitielle Afterloading-Therapie) durch Prof. Manfred Busch und die Gewinnung schneller Neutronen mit dem 1978 in Betrieb genommenen Kompakt-Zyklotron und Ein- satz bei Tumorpatienten durch Prof. Gerd Schmitt in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Strahlenphysik. Die genannten modernen Bestrahlungstechniken machten eine bessere Schonung des gesunden Gewebes als die älteren Methoden möglich.

Das unter der Leitung von Prof. Jürgen Rassow stehende, 1972 bis 1975 eingerichtete und 1985 selbständig gewordene Institut für Medizinische Strahlenphysik erwies sich unter anderem als sehr wichtig für die Bestrahlungsplanung, die Betreuung des Zyklotrons, die Erzeugung kurzlebiger Radionuklide mit dem Zyklotron für die Markierung von Radiopharmaka für neuartige Stoffwechselunter- suchungen, zum Beispiel für die PET, die Gewinnung von Neutronen und die physikalische Betreuung der seit 1986 installierten Hochfre- 316

quenz-Hyperthermie-Geräte. Das Institut wurde nach der Pensionie- rung von Rassow am 30. September 1997 als selbständige Abteilung geschlossen. Die Funktionen des Instituts werden heute weitgehend von der Arbeitsgruppe „Nuklearchemie und Radiopharmazie“ wahr- genommen, die in der Klinik für Nuklearmedizin angesiedelt ist.

Internistische Onkologie

In der medikamentösen Onkologie hatte sich beim Prostata- Karzinom eine Therapie mit gegengeschlechtlichen Hormonen seit langem bewährt. Auch entwickelte sich später die Hormon-/Anti- hormonbehandlung des Mamma-Karzinoms zielstrebig. Der zyto­ statischen Chemotherapie kam aber in den ersten Jahren eine nur geringe Bedeutung zu. Wie erwähnt, verwendete man zwar das zelltoxische Stickstoff-Lost (Mechloräthamin, Mustargen) und in den folgenden Jahren eine Reihe anderer zytostatisch wirkender ­Substanzen in der Tumortherapie*, deren Wirksamkeit war aber vorwiegend auf hämatologische Neoplasien beschränkt. Auch wa- ren die Zytostatika wegen der raschen Resistenzentwicklung der Tumorzellen allein meist nur kurzzeitig anwendbar. Ausnahmen machten Actinomycin D bei Hodentumoren und Methotrexat beim Chorionkarzinom der Frau. Erst durch die Kombination verschiede- ner Medikamente (Polychemotherapie)** ließen sich in den 70er Jahren bei einzelnen hämato-onkologischen und soliden Tumoren stärkere und nachhaltige Wirkungen erzielen.

* Unter anderem Cyclophosphamid, Vincristin, Vinblastin, Amethopterin (Methotrexat), 6- Mer- captopurin, Cytarabin, Daunorubicin, Procarbazin, Busulfan, Chlorambucil, Melphalan, Triäthy- lenmelamin (TEM), Actinomycin D. ** Das MOPP-Schema (Mustargen, Vincristin, Procarbazin, Prednison) erwies sich als wirksam bei Hodgkin- und hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen, die CMF-Kombination (Cyclophospha- mid, Methotrexat, 5-Fluorouracil) beim metastasierten Mamma-Karzinom. 317

Mit den genannten Erfolgen der Kombinationstherapie war ein erster Durchbruch auch in der internistischen Onkologie gelungen. Die meisten Tumorleiden, insbesondere die häufigen Lungen- und gastrointestinalen Geschwülste, Kopf-Hals-Tumoren oder Sarkome, ließen sich allerdings zunächst medikamentös noch nicht wesent- lich beeinflussen.

Dieser erhebliche Mangel veranlasste C. G. Schmidt, die Koope- ration mit dem M. D. Anderson Institute in Houston, Texas, USA, zu ­suchen, wo man sich mit der Frage der Chemotherapie solider Tumo- ren befasste. Aus dieser Zusammenarbeit brachte sein Mitarbeiter, Dr. Siegfried Seeber (sh. Seite 324), im Laufe der 70er und 80er Jahre besondere Behandlungsprotokolle mit. In diese Zeit fielen auch die ersten ­Phase II-Studien mit neu entwickelten Medikamenten.

Bereits 1974/1977 wurden erstmalig in Deutschland aus der Esse- ner Klinik komplette Tumorrückbildungen mit einzelnen Heilungen auch bei metastasierten soliden Tumoren, wie dem kleinzelligen Bronchialkarzinom und dem Ewing-Sarkom, nach der Gabe hochdo- sierter Anthracyclin-haltiger Zytostatika-Kombinationen berichtet.

Die Innere Klinik (Tumorforschung) wurde damit zum wichtigen Motor auf dem Gebiet der sich rasch entwickelnden Zytostatika-Be- handlung, was ihre Attraktivität für Patienten und Ärzte erheblich steigerte. 318

Von großer Bedeutung war jetzt, da immer mehr medikamen- töse Therapieansätze möglich wurden, die Entwicklung der interdis- ziplinären Zusammenarbeit mit den anderen onkologisch aktiven Kliniken auf dem Essener Campus. So entstanden ein intensiver Konsiliardienst und regelmäßige Tumorkonferenzen von internis- tischen Onkologen, Chirurgen und Strahlentherapeuten, bei denen unter anderem die individuelle Therapiestrategie in schwierigen Fällen festgelegt wurde. Diese Besprechungen trugen auch zur Erar- beitung gemeinsamer Behandlungsrichtlinien bei. Weiterhin fanden Fortbildungsveranstaltungen für die Mitarbeiter im Universitäts- klinikum, aber auch für die kooperierenden Kolleginnen und Kolle- gen statt, die in anderen Krankenhäusern oder im niedergelassenen Bereich tätig waren. Wurden doch die für die damalige Zeit ganz außergewöhnlichen Aktivitäten in dem noch jungen Essener Uni- versitätsklinikum regional und überregional stark beachtet. Viele Ärzte waren sofort bereit, sich bei der Nachsorge der im Essener Klinikum behandelten Patienten zu engagieren. Die beschriebenen Strukturen und Funktionen, die sich bereits in den frühen Jahren der Onkologie entwickelten, nahmen die Leitlinien des erst 1977 ge- gründeten Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) zumindest teil- weise vorweg.

Besonders intensiv gestaltete sich die Kooperation der Inneren Klinik (Tumorforschung) mit der Klinik für Strahlentherapie. Scherer und seine Mitarbeiter zeigten sich gegenüber neuen Therapiestra- tegien, die die Chemotherapie mit der Bestrahlung, teilweise auch mit chirurgischen Maßnahmen in unterschiedlicher Weise kom- 319

binierten, sehr aufgeschlossen. So wurde die präoperative Radio­ therapie, eventuell in Kombination mit Chemotherapie, beim lokal fortgeschrittenen Rektum-Karzinom eingeführt.

Als weitere Beispiele für ein interdisziplinäres Vorgehen seien zwei preisgekrönte Studien aus dem Jahre 1982 zum Bronchialkar- zinom und aus dem Jahre 1983 über die sequentielle Therapie von Hodentumoren genannt, in die natürlich auch die Klinik für Urolo- gie eingebunden war.

Ab 1972 entwickelte sich eine erfolgreiche, bis heute bestehen- de Zusammenarbeit der Inneren Klinik (Tumorforschung) und der Strahlenklinik auf dem Gebiet der Bronchialkarzinome mit Maaßen (sh. Seite 312) und Prof. Nikolaus Konietzko sowie deren Nachfolgern (Dr. Dieter Greschuchna, Prof. Georgios Stamatis, Prof. Helmut Tesch- ler) in der Ruhrlandklinik, die im Laufe der Jahre zur Entwicklung innovativer Behandlungsstrategien bei den verschiedenen Formen der Bronchialkarzinome unter Einschluß von Operation, Strahlenbe- handlung und zytostatischer Chemotherapie führte*.

Das Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik (heute: Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epide- miologie) wurde 1974 gegründet; erster Ordinarius war Prof. Hans Georg Schmitt. Ihm folgte 1994 Prof. Karl-Heinz Jöckel, der insbe- sondere auch Studien zur Epidemiologie einiger Tumorentitäten be- treibt. Bereits 1980 hielt das Institut einen Rechner für das „Essener Tumor-Auskunftssystem“ (ETAS) vor, der lange Zeit bei der Nachsorge

* Besondere Verdienste hat sich hierbei auch seit 1990 Dr. Wilfried Eberhardt aus der Inneren Klinik (Tumorforschung) erworben. 320

von Tumorpatienten verwendet wurde. Im Jahre 2002 wurde das Kli- nische Tumorregister des Westdeutschen Tumorzentrums von Prof. Jürgen Stausberg am Institut für Medizinische Informatik, Biomet- rie und Epidemiologie eingerichtet, dessen Ziel es ist, die Patienten- versorgung und die Tumorforschung durch gezielte Analysen und weitere Dienstleistungen zu unterstützen. Darüber hinaus erfüllt es die gesetzliche Aufgabe der Fallmeldung an das „Epidemiologische Krebsregister NRW“.

Die enge Verbindung von Strahlentherapie und internistischer Onkologie blieb auch unter Prof. Horst Sack erhalten, der dem am 31. Oktober 1985 emeritierten Scherer als Klinikchef folgte. Sack hatte seine Laufbahn bei Scherer begonnen und war als Ordinarius für Strahlenheilkunde und Direktor der Strahlenklinik an die Uni- versität zu Köln berufen worden. Er nahm danach den Ruf auf den Lehrstuhl seines Lehrers an und begann die zweite, klinisch und wissenschaftlich wieder sehr fruchtbare Phase seiner Tätigkeit in Essen am 1. November 1985. Seine hohe fachliche Kompetenz und sein ausgleichendes Wesen prädestinierten ihn auch zu Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung und in der Berufspolitik*. Er baute die apparative Ausstattung seiner Klinik weiter aus und er- richtete zusammen mit seinem Mitarbeiter, Privat-Dozent Michael Molls (heute Professor und Direktor der Klinik für Strahlen­therapie

* So war er unter anderem von 1988 bis 1990 Dekan der Medizinischen Fakultät Essen, von 1995 bis 1998 Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen, von 1991 bis 1994 Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft, von 1993 bis 1994 Präsident der European Society for Radiothe- rapy and Oncology und von 1987 bis 1996 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tu- morzentren. 1974 wurde ihm der Hermann-Holthusen-Ring der Deutschen Röntgengesellschaft verliehen. 321

Prof. Horst Sack

und Radiologische Onkologie an der Technischen Universität ­München), eine Einheit für Hyperthermie-Behandlung (Erwärmung der Tumoren auf über 42° C), die sich bei bestimmten bösartigen ­Tumoren im Verbund mit der Strahlentherapie bewährt.*

Als klinische Schwerpunkte, die teilweise in Form von Studien bearbeitet wurden, kristallsierten sich die Behandlung von Augen- tumoren, Hirntumoren, Rektumkarzinomen und niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen, jeweils in Zusammenarbeit mit den überweisenden Kliniken, heraus.

* Unter Leitung von Prof. Wolfgang Sauerwein wurde am Kernforschungszentrum Petten (NL) in einer EORTC-Studie die Entwicklung der Bor-Neutronen-Einfang-Therapie (Boron Neutron Capture Therapy, BNCT) bearbeitet. Dabei werden Bor-Verbindungen in die Tumorzellen ein- geschleust und mit langsamen (thermischen) Neutronen zur Spaltung gebracht. Die dabei freiwerdende Energie und Teilchen (He- und Li-Kerne) sind auf den Radius einer Zelle begrenzt. Studienziel ist es, Bor-Verbindungen zu finden, die untoxisch sind und sich in den Tumorzellen anreichern, um diese dann selektiv durch Neutronenbestrahlung zerstören zu können. 322

Ab 1989/1990 gab die Einrichtung einer Bestrahlungsmöglich- keit in einem Chirurgischen Operationssaal des Operativen Zent- rums ll den Radiotherapeuten die Möglichkeit, zusammen mit den Chirurgen eine intraoperative Strahlenbehandlung, vor allem beim Pankreas-Karzinom, durchzuführen.

Einrichtung eines Bestrahlungsgerätes in einem Operationssaal des ­Operativen Zentrums II. V.l.n.r.: Oberschwester Edith Bauer, Verwaltungsdirektor Dr. Oswald Zöller, Prof., Wilhelm Grote, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Prof. Christian Streffer, Rektor der Universität-Gesamthochschule-Essen, Prof. Friedrich Wilhelm Eigler, Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Prof. Horst Sack, Dekan der Medizinischen Fakultät Essen und Direktor der Klinik für Strahlentherapie. (WAZ, 31. Mai 1989)

Im experimentellen Bereich wurde unter anderem strahlenbio- logisch-präklinisch mit Sarkomen und Hirntumoren gearbeitet, die auf thymusaplastische nackte Mäuse transplantiert wurden.*

Am 30. Juli 2000 wurde Sack emeritiert. Ihm folgte am 1. August 2000 Prof. Martin Stuschke, der seine ersten akademischen Meriten ebenfalls an der Essener Strahlenklinik erworben hatte und 1998 als Professor an die Universitätsklinik für Strahlentherapie der Charité

* Unter Beteiligung von Prof. Michael Bamberg (heute: Direktor der Klinik für Radioonkologie am Universitätsklinikum Tübingen), Privat-Dozent Volker Budach (heute: Professor und Direktor der Klinik für Strahlentherapie der Charité Berlin), ­Privat-Dozent Wilfried Budach (heute: Professor und Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Düs- seldorf) und Privat-Dozent Martin Stuschke (heute Professor und Direktor der Klinik für Strah- lentherapie am Universitätsklinikum Essen; sh. folgender Absatz). 323

in Berlin gewechselt war. Ein Schwerpunkt der aktuellen klinisch- wissenschaftlichen Entwicklung in der Strahlenklinik ist die tumor­ selektive dosisgesteigerte Strahlentherapie. Zur Zeit wird die Teilchen- therapie mit Protonen vorbereitet. Ein eindrucksvoller Neubau mit der gesamten Technik (einschließlich Zyklotron) dieses aufwendigen Verfahrens (Westdeutsches Protonentherapiezentrum) ist so gut wie fertiggestellt, so dass das effiziente, äußerst nebenwirkungsarme Ver- fahren in Kürze eingesetzt werden kann. Es ist vor allem für Patienten bestimmt, deren Tumor sich in der Nähe von strahlenempfind­lichen Strukturen, zum Beispiel von Augen oder Gehirn, befindet.

In der Inneren Klinik (Tumorforschung) wurden die überwiegend klinisch orientierten Forschungsaktivitäten in verschiedenen Be- reichen fortgesetzt. Größeren Raum nahmen die neueren Chemo- therapie-Programme für eine Reihe von Neoplasien, unter anderem testikuläre Tumoren sowie Weichteil- und Osteosarkome ein. Letztere wurden im Rahmen der European Organization for Research on Treat- ment of Cancer (EORTC) untersucht, zu dieser Zeit eine der wenigen Beteiligungen der Inneren Klinik (Tumorforschung) an überregiona- len Verbundstudien. Weiterhin fanden Untersuchungen zur Chemo- und Hormonbehandlung des Mamma-Karzinoms und erste Studien zur Antikörpertherapie gastrointestinaler Tumoren statt*. Die sequen- tiell alternierende Therapie des inoperablen, kleinzelligen Bronchial- karzinoms wurde verbunden mit molekularbiologischen Studien zur Chromosomen-Deletion und der Expression von Onkogenen im Ge- webe dieses Tumors**. Eine Reihe von Vorhaben bezog sich auch auf hämatologische Fragestellungen.

* Unter Beteiligung von Prof. Reinhard Becher † und Prof. Klaus Höffken (heute: Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Jena). ** Unter Beteiligung von Privat-Dozent (heute Prof.) Hans-Joachim Schütte, Privat-Dozent (heute Prof.) Norbert Niederle und dem National Cancer Institute, Bethesda, Md., USA. 324

Nachfolger von C. G. Schmidt

C. G. Schmidt wurde im März 1988 emeritiert. Er verstarb am 20. Dezember 2003 im Alter von 80 Jahren. Prof. Siegfried Seeber trat sein Amt als Direktor der Inneren Klinik (Tumorforschung) am 1. Au- gust 1990 an. Nach einer sehr erfolgreichen klinischen und wissen- schaftlichen Tätigkeit am Universitätsklinikum Essen war er 1984 zum Chefarzt der Medizinischen Klinik III der Städtischen Kran- kenanstalten Leverkusen gewählt worden. Seine Berufung auf den Lehrstuhl seines früheren Chefs gab ihm die Gelegenheit, die in der Inneren Klinik (Tumorforschung) begonnenen klinischen Aktivitä- ten konsequent fortzusetzen, so dass die Klinik ihre Spitzenposition sogar ausbauen konnte.

Prof. Siegfried Seeber

Sein starkes Interesse an der Bereicherung des therapeutischen Repertoires mit neuen Zytostatika führte im Rahmen eines onko- logischen „drug development“ zu einer engen Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie. Dabei wurden der Wirkmechanis- 325

mus, die Pharmakokinetik, die Pharmokodynamik und die Phar- makogenetik (zum Nachweis genetischer Determinanten von Wirksamkeit und Toxizität) selektiver und nicht-selektiver Neusub- stanzen untersucht und zahlreiche Studien durchgeführt. In einer Phase I-Einheit, die Seeber in der Klinik einrichtete, wurden (und werden) die in Betracht kommenden Substanzen bei geeigneten Probanden auf ihre mögliche Eignung als Tumormedikamente getestet. Falls sie die Erwartungen erfüllen, finden Phase II- und Phase III-Studien statt.

Es war ein besonderes Anliegen von Seeber, bei Patienten mit inkurabler Tumormetastasierung eine deutliche Verlängerung des Überlebens herbeizuführen. Er wandte zu diesem Zweck individuell komponierte Therapiesequenzen und eine „metronomische“ Thera- pie an. Der Einsatz von Chemotherapeutika, die noch nicht oder für die in Betracht kommende Erkrankung bisher nicht zugelassen wor- den waren („Off-label“-Pharmaka), spielte dabei eine große Rolle. Seeber betonte immer wieder, dass ohne derartige Medikamente eine adäquate Behandlung vieler Tumorkranker, vor allem die Lang- zeittherapie chronisch verlaufender metastasierter Geschwülste, nicht möglich ist.

In dieser Zeit arbeitete Eigler (Klinik für Allgemeine Chirurgie) mit seinen Mitarbeitern in Studien zu gastrointestinalen Tumoren, insbesondere dem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus, mit der Anfang der 90er Jahre aus der Medizinischen Hochschule Hannover in die Innere Klinik (Tumorforschung) gekommenen Arbeitsgruppe um Priv.-Doz. (heute Prof.) Hansjochen Wilke* zusammen.

* Dr. (heute Prof.) Michael Stahl, Privat-Dozent Andreas Harstrick und Dr. (heute Prof.) Udo Vanhoefer. 326

Wissenschaftlich widmeten sich Seeber und seine Arbeitsgruppe einer großen Palette aktueller Fragestellungen, insbesondere Prob- lemen einer tumorselektiven Therapie und der Therapieresistenz in einer 1995 von der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft (DFG) be- willigten Forschergruppe, an der auch das Institut für Zellbiologie (Tumorforschung) beteiligt war*.

In der ehrenvollen Position des Vorsitzenden der „Deutschen Ge- sellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)“ (2001 – 2004) nahm er sich unter anderem der Anliegen der internistischen On- kologen in Deutschland an.

Seeber beendete seine Tätigkeit am Universitätsklinikum am 30. September 2007. Ihm folgte Prof. Martin Schuler, der vorher als Oberarzt an der Medizinischen Klinik III der Universität Mainz tätig gewesen war, unmittelbar nach. Unter Schuler, der sich insbeson- dere der molekularen Tumorbiologie widmet, werden der Einsatz zielgerichteter und multimodaler Target-Therapien sowie die Suche nach Biomarkern als Prädiktoren für Therapieansprechen und Ver- lauf von Tumorerkrankungen intensiviert.

* Dieses Team konnte einige bemerkenswerte, der klinischen Onkologie nützliche ­Erkenntnisse sichern: 1. Weitgehende Kreuzresistenz verschiedener heterozyklischer Naturverbindungen (An- thracycline, Anthrachinone, Podophyllotoxinderivate, Vinca-Alkaloide), basierend auf dem „Mul- tidrug-Resistenz“-Merkmal (mdr) und dem Multiresistenz-Protein (MRP). Auch konnte für die wichtige Substanz Etoposid ein energieverbrauchendes Pumpensystem nachgewiesen werden. 2. Fehlende Kreuzresistenz obiger Substanzen mit verschiedenen Platinderivaten-Grund­lage des hohen klinischen Stellenwertes von Cisplatin bei verschiedensten zweitlinigen Therapien nach Resistenzentwicklung. 3. Unterschiedliche zellbiologische Wirkung, unterschiedliche Toxizität, aber auch unterschiedliches Resistenzverhalten von Bolusgaben im Vergleich zu Dauerinfusio- nen des für Adenokarzinome noch heute wichtigsten Antimetaboliten 5-Fluorouracil (5-FU). 4. Wirkungsverstärkung von Antimetaboliten durch unterschiedliche Modulatoren. 5. Wirkungs- verstärkung des Topoisomerase I-Inhibitors Irinotecan durch Blockade der Wachstumsfaktor- Rezeptor-1-Kaskade mit Gefitinib (Iressa®) („Bio-Chemotherapie“). 327

Hämato-Onkologie bei Erwachsenen

In der Abteilung (heute: Klinik) für Hämatologie der Medizini- schen Klinik wurde das gesamte diagnostische und therapeutische Repertoire eingeführt, das für die Betreuung von Erwachsenen mit benignen und malignen hämatologischen Erkrankungen erforder- lich ist. Für die Erfassung der malignen Veränderungen der Leukozy- ten bei akuten Leukämien war die mikroskopische Diagnostik pan- optisch und mit verschiedenen zytochemischen Techniken gefärbter Blut- und Knochenmarkausstriche zunächst von entscheidender Be- deutung. Auf diese Weise konnten die, wie wir heute wissen, gene- tisch sehr vielfältigen akuten myeloischen und lymphoblastischen Leukämien jedoch nicht adäquat klassifiziert werden. Nach Ablauf von einigen Jahren standen immunologische Verfahren und erst viel später moderne zyto- und molekulargenetische Methoden zur Verfügung, die das Verständnis von diesen Erkrankungen und deren Einteilung grundlegend verändert haben.

Prof. Günter Brittinger bei Patientenvisite auf der hämatologischen Bettenstation (im Hintergrund: Frau Privat-Dozentin Erika König). 328

Die Behandlung der Patienten mit akuten Leukämien orientierte sich an den international vorgegebenen Richtlinien, wobei für die myeloischen Formen in den ersten Jahren 6-Mercaptopurin und Methotrexat, später ein Anthracyclin-Derivat und Cytarabin, meist zusammen mit einem Corticosteroid, verabreicht wurden. Die The- rapieerfolge blieben aber recht gering. In den 70er Jahren bildete sich am Universitätsklinikum der Westfälischen Wilhelms-Univer- sität Münster eine Therapiestudiengruppe zur akuten myeloischen Leukämie (Leiter: Prof. Thomas Büchner), die Behandlungsprotokolle vorgab; ihr schloss sich auch die Abteilung für Hämatologie in Essen an. Dasselbe war der Fall bei den therapeutisch dankbareren akuten lymphoblastischen Leukämien, für die ebenfalls eine bundesweite Studiengruppe geschaffen wurde (Leiter: Prof. Dieter Hoelzer, Uni- versität Frankfurt am Main)*.

Um die durch die Leukämie und deren Behandlung oft an Abwehrzellen (neutrophilen Granulozyten) extrem verarmten ­Patienten vor gefährlichen Infektionen mit Mikroorganismen zu bewahren, wurden sie in den 70er und 80er Jahren versuchsweise auch in sogenannte „sterile“ Plastikzelte verbracht, die unter ande- rem durch Luftfilterung sowie die Behandlung mit bakterien- und ­pilztötenden Substanzen keimarm gehalten werden konnten. Der Gewinn, den diese Maßnahme dem Patienten brachte, rechtfertig- te leider den damit verbundenen Aufwand und die Belastung von ­Patient und Pflegepersonal nicht.

* Die Therapieprotokolle dieser Gruppe lehnten sich an die Behandlungsrichtlinien der Kinderhä- matologen an, die damit sehr gute Erfahrungen bei den akuten lymphoblastischen Leukämien des Kindesalters gemacht hatten (Leiter der pädiatrischen Studiengruppe: Prof. Hansjörg Riehm, Medizinische Hochschule Hannover). 329

Von großer Bedeutung war der Aufbau der allogenen Knochen- marktransplantation in der Inneren Klinik (Tumorforschung), da sich damit die Quoten an Langzeitremissionen und Heilungen, vor allem bei der akuten myeloischen Leukämie, erhöhen ließen und die Patienten zur Behandlung im Klinikum Essen bleiben konnten.

Die Abteilung für Hämatologie wurde bereits 1972 Mitglied der deutsch-österreichischen Kieler Lymphomgruppe*, der ersten koo- perativen Studiengruppe im Bereich der Hämatologie in Mitteleuro- pa. Das Ziel dieser Vereinigung von Hämatologen und Pathologen war die Erforschung des klinischen Bildes der Non-Hodgkin-Lym- phome (NHL), die von der Kiel-Klassifikation unter Zuhilfenahme immunologischer Methoden und Kriterien zu diesem Zeitpunkt neu

Prof. Karl Lennert und der European Lymphoma Club in London (1983). Von links nach rechts: Y. Kapançi, Olga Mioduszewska, C. Sundström, Anna Tu, A. G. Stansfeld, K. Lennert, F. Rilke, H. Noel, J. Diebold, J. A. M. van Unnik.

* Im Essener Klinikjargon „Kieler Symphoniker“ genannt. 330

definiert worden waren. Die Kiel-Klassifikation war von Lennert, Kiel, erarbeitet und vom European Lymphoma Club akzeptiert worden. 1975 wählte man Brittinger als Nachfolger des Wiener Hämatologen Prof. Alois Stacher zum Vorsitzenden der Kieler Lymphomgruppe*.

Die Kieler Lymphomgruppe und die kurz danach gegründete gro- ße Deutsche Hodgkin-Lymphom-Studiengruppe (Leiter: Prof. Volker Diehl, Universität zu Köln) waren die Schrittmacher für die klinische, teilweise auch theoretische Erforschung der malignen Lymphome in Deutschland und Österreich. In ihrem Gefolge bildeten sich ei- nige weitere größere Studiengruppen über die NHL, unter anderen die „Deutsche Studiengruppe Hochmaligne NHL“ (hervorgegangen aus der Kieler Lymphomgruppe), die „Deutsche Studiengruppe Nied- rigmaligne Lymphome“, die „Deutsche CLL (chronische lymphati- sche Leukämie)-Studiengruppe“ (gegründet 1996 durch Brittinger) und die „Deutsche Studiengruppe Gastrointestinale Lymphome“. Die Essener Patienten mit Hodgkin-Lymphomen werden seit den 70er Jahren in die „Deutsche Hodgkin-Studiengruppe“ eingebracht und nach deren Therapiekonzepten behandelt.

* Eine retrospektive Untersuchung und eine umfangreiche prospektive Beobachtungsstudie der Lymphomgruppe hatten zur klinischen Definition, in einzelnen Fällen auch zur Neubeschreibung von Lymphom-Entitäten, zum Beispiel des centrocytischen (Mantelzell-) Lymphoms und der Im- munozytome, geführt. Daran wurden randomisierte multizentrische Phase III-Therapiestudien über die mit Chemotherapie grundsätzlich heilbaren fortgeschrittenen hochmalignen NHL (Ko- ordination: Dr. Marianne Engelhard) und über das fortgeschrittene, prognostisch sehr ungüns- tige Mantelzell-Lymphom (Koordination: Prof. Peter Meusers) angeschlossen. Centroblastisch- centrocytische (follikuläre) Lymphome in lokalisierten Frühstadien (Stadium I/II und limitiertes Stadium III der Ann-Arbor-Klassifikation) und die seltenen Fälle von Mantelzell-Lymphom im Stadium I oder II wurden zur alleinigen Strahlenbehandlung in multizentrische Studien einge- bracht, deren Koordination die hiesige Strahlenklinik (Sack, Stuschke, Engelhard) übernommen hatte. Aus diesen Untersuchungen ist eine Nachfolge-Pilotstudie hervorgegangen, die die lokale Radiotherapie mit der Gabe des Anti-CD20-Antikörpers Rituximab kombiniert (Koordination: Prof. Klaus Herfarth, Universitäts-Strahlenklinik Heidelberg). 331

Die Protokolle aller Studien, die uni- oder multizentrisch an Pa- tienten zur Therapieoptimierung vorgenommen werden sollten, mussten der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät Essen seit ihrer Gründung im Oktober 1979 zur Begutachtung und Bewilligung vorgelegt werden. Nur wenn sich das Studienvorhaben in Überein- stimmung mit der Deklaration des Weltärztebundes von Helsinki (1964, verschiedene spätere Überarbeitungen) befand, durfte die Stu- die begonnen werden. Nach dem heute gültigen Arzneimittelgesetz ist eine noch viel umfassendere und langwierigere Prüfung eines Studienprotokollls durch verschiedene Institutionen vorgeschrieben.

Als man in der zweiten Hälfte der 90er Jahre nach jahrzehntelan- gen Um- und Irrwegen eine international akzeptierte Neueinteilung der Tumoren der hämatopoetischen und lymphatischen Gewebe in Angriff nahm, die auch die Kiel-Klassifikation berücksichtigte, wurde Brittinger in das „Clinical Advisory Committee“ der World Health Or- ganization (WHO) berufen. Die aus diesen Bemühungen entstandene „WHO Classification of Tumours – Pathology and Genetics of Tumours of Haematopoietic and Lymphoid Tissues” ist 2001 publiziert worden.

Neben den klinischen Studien wurden in der Abteilung für ­Hämatologie verschiedene experimentelle Forschungsarbeiten durchgeführt. Einige Mitarbeiter hatten zuvor in führenden Institu- ten in den USA eine Spezialausbildung erhalten und setzten nach der Rückkehr ihre Arbeiten in Essen erfolgreich fort.*

* Zu den wissenschaftlichen Projekten gehörten unter anderem: Lysosomen und lysosomale En- zyme in unstimulierten und Mitogen-aktivierten Lymphozyten von Gesunden und Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (Priv.-Doz., heute Prof. Georg Cohnen, Priv.-Doz. Erika König, Prof. Peter Meusers), Stimulation der Proliferation neoplastischer B-Lymphozyten durch follikuläre dendritische Zellen (Priv.-Doz., heute Prof. Stephan Petrasch), T-Zell-Rezeptor-Gen- Expression (Priv.-Doz., heute Prof. Michael Uppenkamp), Signaltransduktion in zytotoxischen T-Lymphozyten (Priv.-Doz. Guido Trenn), Bedeutung von Glykosyltransferasen für die Pathophy- siologie und Diagnostik hämatologischer Erkrankungen (Priv.-Doz. Wiprecht Augener). 332

Die Abteilung für Hämatologie war wie die anderen Abteilungen der Inneren Medizin in der alten Medizinischen Klinik angesiedelt, die Anfang der 50er Jahre nach Kriegszerstörung wieder aufgebaut worden war. Mit zunehmender Größe der Abteilungen entstand er- hebliche Raumnot. Im Bereich der Hämatologie fehlte Mitte der 80er Jahre vor allem Raum für die ambulante Therapie von Patienten („Ta- gesklinik“). Als Notlösung wurde ein größeres Krankenzimmer auf der Bettenstation benutzt. Anlässlich einer Besichtigung der Abteilung stellte der flexible, oft spontan entscheidende Verwaltungsdirektor, Ltd. Reg.-Direktor Eberhard Wolff (Ehrensenator der Universität-Ge- samthochschule-Essen, Träger des Ehrenrings der Medizinischen Fa- kultät der Universität-Gesamthochschule-Essen), fest, dass diese Ver- hältnisse inakzeptabel seien und einem „Hauptverbandsplatz an der Front“ glichen. Er versprach rasche Änderung, und, in der Tat, binnen weniger Wochen war eine schöne „Edelbaracke“ als „Tagesklinik“ er- richtet. Den größten Teil der Einrichtung dieses Gebäudes hatte aller- dings die Abteilung selbst „zusammenzubetteln“, wofür einige Geldge- ber gefunden werden konnten. Zum Dank wurde in der „Tagesklinik“ eine Messingplakette angebracht, die an diese bemerkenswerte Aktion erinnerte. Die „Tagesklinik“ ist den früheren Abteilungsmitgliedern

„Haupteingang“ der „Hämatologischen Tagesklinik“ bis zu ihrem Abriss 2006. 333

auch als angenehmer Ort der Begegnung in Erinnerung geblieben. Sie ist inzwischen dem Neubau „Medizinisches Zentrum“ gewichen.

Die Messingplakette war im Eingangsbereich der inzwischen entfernten „Tages­ klinik“ angebracht als Dank für die Errichtung und Ausstattung der „Hämato- logischen Tagesklinik“.

Bei der Behandlung der Patienten mit hämatologischen Neopla- sien in der Inneren Klinik (Tumorforschung) hielt man sich natur- gemäß an die gängigen Therapieschemata, brachte aber auch eige- ne Ideen in die Therapie ein, zum Beispiel bei den hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen. Dem Wahlspruch „Ipse facere!“ von C. G. Schmidt gemäß blieb während seiner Amtszeit eine Kooperation mit der Abteilung für Hämatologie aus. Zusammengearbeitet wurde bei der Therapie der akuten myeloischen Leukämie* – auch unter dem Gesichtspunkt der Behandlungsresistenz – erst, als Seeber die Innere Klinik (Tumorforschung) übernommen hatte.

* Unter Beteiligung von Priv.-Doz. (heute Prof.) Michael Flaßhove und Prof. Max Ernst Scheulen, Innere Klinik (Tumorforschung), sowie Prof. Peter Meusers, Abteilung für Hämatologie. 334

Brittinger blieb nach seiner Emeritierung im Jahre 1996 noch bis August 1998 kommissarisch im Amt, das er am 1. September 1998 Professor Ulrich Dührsen als Nachfolger übergab*.

Dührsen behielt den klinischen und wissenschaftlichen Schwer- punkt auf dem Gebiet der malignen Lymphome bei. Er konnte die Abteilung inzwischen erheblich vergrößern; dabei erhielt er auch Betten und Laborraum in der Inneren Klinik (Tumorforschung). Zu- sammen mit seinen Mitarbeitern betreibt er nicht nur eine weit über die Region hinaus bekannte hämatologische Klinik, sondern auch kreative Wissenschaft**.

Im Bereich der klinischen Forschung wurde unter Federführung der Klinik für Hämatologie jüngst eine bundesweite Studie zur Be- deutung der PET als Therapiesteuerungsinstrument bei hochmalig- nen Non-Hodgkin-Lymphomen (PETAL-Studie) begonnen.

* Anschließend übernahm Brittinger nach Aufforderung durch den Dekan der Georg-August- Universität von 1999 bis 2000 die kommissarische Leitung des Lehrstuhls für Innere Medizin (Hämatologie-Onkologie) in Göttingen. ** Dies wird durch eine enge Kooperation mit theoretischen Instituten, wie den Instituten für Zellbiologie (Tumorforschung), Molekularbiologie (Tumorforschung), Humangenetik, Pharma- kogenetik, Pathologie, Immunologie und Physiologie begünstigt. Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von Priv.-Doz. Jan Dürig und Priv.-Doz. Holger Nückel zur Pathogenese der chro- nischen lymphatischen Leukämie, die murinen Modellsysteme zur Funktion hämatopoetischer Stammzellen, die von Dr. Joachim Göthert im Rahmen einer Nachwuchsgruppe des Kompetenz- netzwerkes Stammzellforschung Nordrhein-Westfalen etabliert und analysiert werden, und die Studien von Dr. Alexander Röth über Telomere bei der Prolymphozytenleukämie vom T-Zell-Typ. 335

Hämato-Onkologie bei Kindern

Der relativ großen Häufigkeit der akuten lymphoblastischen Leu- kämie im Kindesalter entsprechend machten diese Patienten von Anfang an einen hohen Prozentsatz der hämatologisch-onkologi- schen Klientel in der Kinderklinik aus. Diese Erkrankungen sprachen (und sprechen) gut auf die Chemotherapie mit mehreren Zytostati- ka und Corticosteroiden an, die blockweise über Monate appliziert sowie – wegen der Gefahr des zentralnervösen Befalls durch die Leukämie – mit einer Schädelbestrahlung und der intrathekalen Ga- be von Zytostatika kombiniert wurden. Wie erwähnt, wurde diese Entwicklung auf pädiatrischem Gebiet richtungweisend für die Be- handlung der akuten lymphoblastischen Leukämie des Erwachse- nen. Die allogene Knochenmark-Transplantation wurde schon bald nach ihrer Etablierung in der Inneren Klinik (Tumorforschung) als zusätzliche Therapiemöglichkeit der akuten Leukämie bei Kindern aller Altersgruppen eingesetzt.

Die Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (heute: Klinik für Kinderheilkunde III, sh. Seiten 198 u. 297) gehört auch weiterhin zu den größten kinderonkologischen Zentren in Deutsch- land und deckt das gesamte Spektrum von Tumorerkrankungen bei ­Kindern und Jugendlichen ab. Sie nimmt an allen nationalen und europäischen Therapieoptimierungsstudien der Gesellschaft für ­Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (GPOH) teil.

Gemeinsam mit der Klinik für Augenheilkunde, der Klinik für Strahlentherapie und dem Institut für Humangenetik bildet die Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie seit den frühen 336

70er Jahren das nationale Referenzzentrum für die Behandlung des Retinoblastoms, eines malignen Augentumors des Kindesalters (sh. Seiten 232 u. 344). Hierbei werden im Rahmen einer Studie auch Spätfolgen der Therapie einschließlich des Auftretens von Zweit- tumoren verfolgt. Weitere Schwerpunkte sind die Behandlung des Neuroblastoms und von Hirntumoren.

Schwerpunkte der Forschung sind molekularbiologische Analy- sen des Neuroblastoms, Medulloblastoms und Retinoblastoms. Mo- derne Hochdurchsatzverfahren der Genomik und Proteomik werden sowohl zur Verbesserung der Diagnostik und Prognosevorhersage als auch für die Identifizierung neuer Moleküle für zielgerichtete Therapien angewendet.

Knochenmarktransplantation (heute: Stammzell-Transplantation)

In den 70er Jahren zeigte sich, dass Kinder und jüngere Erwach- sene mit akuter myeloischer und lymphoblastischer Leukämie nach remissionsinduzierender Chemotherapie sowie Patienten mit chro- nischer myeloischer Leukämie eine Heilungschance haben, wenn in ihrem Knochenmark durch zytostatische Hochdosisbehandlung und Ganzkörperbestrahlung die leukämischen Zellelemente weitgehend zerstört werden. Diese vorbereitenden Maßnahmen eliminieren aber auch die restlichen normalen blutbildenden Zellen („myeloab- lative“ Konditionierung). Der Schaden kann dadurch behoben wer- 337

den, dass Knochenmarkzellen eines verwandten, immunologisch passenden Spenders („Geschwisterspender“) transplantiert werden, die dank ihres Gehaltes an teilungs- und reifungsfähigen Zellelemen- ten (pluripotente Stammzellen) das Empfängerknochenmark mit gesunden Zellen regenerieren lassen. Als Spender für diese „allo- gene“ Transplantation werden inzwischen auch nicht-verwandte Personen nach eingehender Kompatibilitätstestung eingesetzt („Fremdspender“).

Die transplantierten Stammzellen sind nicht nur in der Lage, die normale Hämatopoese wiederherzustellen, sondern sie stellen auch die Initialzündung für einen permanenten immuntherapeutischen antineoplastischen Prozess dar. Dieser Vorgang ist als „Graft-Versus- Tumor“ („Transplantat-gegen-Tumor“)-Effekt bekannt. Dabei zer- stören die Transplantatzellen auf immunologischem Wege die neo- plastischen Zellen, allerdings ist diese Attacke bei verschiedenen Tumoren unterschiedlich stark.

Neben der myeloablativen Konditionierung werden neuerdings auch „nicht-myeloablative“ Techniken angewandt, wobei nach einer niedriger dosierten zytostatischen Chemotherapie (ohne Ganzkör- perbestrahlung) noch größere Reste des Empfänger-Knochenmarks erhalten bleiben; diese geringere Myelotoxizität schont den Pa- tienten. Nach Transplantation der allogenen Stammzellen wird de- ren Abstoßung durch die Gabe von Immunsuppressiva verhindert (Ausbildung einer „Chimäre“ im Knochenmark aus Empfänger- und Spenderzellen). 338

Die Erkenntnis, daß pluripotente Stammzellen auch im Blut zir- kulieren, hat zu der Möglichkeit geführt, diese Zellen für die Trans- plantation zu benutzen. Die so entwickelte „autologe“ Transplanta- tion mit Stammzellen des jeweiligen Patienten wird vor allem zur Knochenmarkregeneration nach intensiver zytostatischer Chemo- therapie verwendet.

Insgesamt hat sich das Indikationsspektrum für die allogene und autologe Stammzelltransplantation in den letzten Dekaden erheb- lich verbreitert.

Als die allogene Knochenmarktransplantation (KMT) auch in Deutschland Fuß zu fassen begann, richtete C. G. Schmidt in seiner Klinik eine Einheit für dieses Therapieverfahren ein. Die Leitung er- hielt Prof. Ulrich W. Schaefer*. Nach In-vitro-Untersuchungen und tierexperimentellen Studien fand die erste klinische KMT in Essen

Prof. Ulrich W. Schaefer

* Schaefer war von 1970 bis 1972 eine gründliche Ausbildung an der Blutbank der Universität Leiden und am Radiobiologischen Institut der Universität Rijswijk in den Niederlanden bei Prof. Dirk van Bekkum zuteil geworden. Zusammen mit Prof. Karel Dicke hatte er sich dort mit der Se- lektion und Kryokonservierung hämatopoetischer Stammzellen und mit deren experimenteller und klinischer Anwendung bei der KMT befasst. 339

bereits im Dezember 1975 bei einem Leukämie-Patienten statt. In der Folgezeit wurden Kinder und Erwachsene vor allem mit akuter myeloischer und chronischer myeloischer Leukämie sowie mit Kno- chenmarkinsuffizienz (Panmyelopathie) behandelt. Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit vielen hämatologisch aktiven Kliniken inner- und außerhalb des Essener Universitätsklinikums. Einige Institute, besonders die Institute für Medizinische Mikrobio- logie, Virologie und Immungenetik, leisteten umfangreiche Hilfe. Große Bedeutung erlangte die Histokompatibilitätstestung im Rah- men der allogenen Stammzell-Transplantation.

1981 gelang es, auf dem Campus mit privaten Spendenmitteln einen gesonderten Pavillon für die KMT zu errichten.

Durch ihre große Transplantationsaktivität, die sehr guten Ergeb- nisse und die zugewandte Art, mit der das ganze Team in Erschei- nung trat, bekam die Essener KMT-Klinik bald große Ausstrahlung. Dies wurde auch dadurch deutlich, dass Schaefer als Pionier der Stammzell-Transplantation mehrere wissenschaftliche Auszeich- nungen erhielt und Mitglied wichtiger Vereinigungen wurde.

Eine große Rolle spielte bei Schaefer der Gedanke, dass eine star- ke Reduktion der Bakterien im Körper des zu transplantierenden Patienten von Nutzen sei. Diesem „gnotobiotischen“ Ansatz wurde nicht nur eine Reduktion bakterieller Infektionen, sondern auch eine Verminderung des Risikos der akuten „Graft-Versus-Host“-(Trans- plantat-Anti-Wirt-) Reaktion zugesprochen. Bei dieser Komplikation handelt es sich um eine manchmal schwer verlaufende immunolo- gische Reaktion des Organismus auf die transplantierten allogenen 340

Zellen, die verschiedene Organsysteme betreffen kann und die Gabe von Immunsuppressiva erforderlich macht.

So war er langjähriger Vorsitzender der von ihm mitbegründeten „Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Knochenmark- und Blutstamm- zelltransplantation e.V.“ 1988 wurde er zum Mitglied des „Advisory Committee of the International Bone Marrow Transplant Registry“ berufen. Am 13. und 14. Oktober 1993 organisierte er im Anschluß an die Jahrestagung der Deutschen und Österreichischen Gesellschaf- ten für Hämatologie und Onkologie (Tagungspräsident: Brittinger), die in Essen stattfand, das internationale Symposium „Allogeneic Bo- ne Marrow Transplantation – State of the Art and Future Directions“ ebenfalls in Essen. Daran nahmen auch Prof. Dirk van Bekkum, Univer- sität Leiden, Niederlande, einer der früheren wissenschaftlichen Men- toren von Prof. Schaefer, und mehrere bedeutende Stammzellforscher aus dem Arbeitskreis von Prof. Edward Donnall Thomas, Seattle, WA, USA, dem Pionier der KMT und dem Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1990, darunter der gebürtige Essener, Prof. Rainer Storb, teil.

Professor E. D. Thomas aus Seattle, WA, USA, Pionier der KMT und Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1990, bei seinem Besuch im Ruhrgebiet im Jahre 1993. Prof. Edward Donnall Thomas hatte zuvor in der vom „Initiativkreis Ruhrgebiet“ veranstalteten Reihe „Nobelpreisträger im Ruhrgebiet“ gesprochen und dabei auch dem Universitätsklinikum Essen einen Besuch abgestattet.

Prof. Edward D. Thomas 341

Prof. Ulrich W. Schaefer am „sterilen” Plastikzelt, in dem stark infektgefährdete KMT-Patienten behandelt wurden.

Um die Patienten keimarm behandeln zu können, verbrachte sie Schaefer in Plastikzelte; wie sie auch in der Abteilung für Hämato- logie zeitweise benutzt wurden (siehe oben). Diese unpraktischen Konstruktionen wurden überflüssig, als 1993 eine neue, sehr mo- derne Klinik für KMT, die mit allen technischen Einrichtungen zur Abschirmung der stark infektionsgefährdeten Patienten gegen- über pathogenen Mikroorganismen ausgestattet ist, eröffnet wer- den konnte. Die Zahl der Transplantationsbetten in der KMT-Klinik nimmt inzwischen einen Spitzenplatz im nationalen und interna- tionalen Vergleich ein. 342

Neben den Arbeiten zur „Gnotobiotik“ fanden wissenschaft­ liche Aktivitäten noch zu folgenden Themen statt: Optimierung der Konditionierungstherapie vor Transplantationen, Prophylaxe und Therapie der immunologischen, infektiologischen und toxischen Nebenwirkungen der KMT, Untersuchungen zum Chimärismus bei allogener KMT.

Nachdem die Entnahme, Anreicherung und Kryokonservierung von Blutstammzellen weltweit standardisiert war, konnten diese Methoden in der Klinik für Knochenmarktransplantation, der Inne- ren Klinik (Tumorforschung) sowie in den Kliniken für Hämatologie der Medizinischen und der Kinderklinik eingeführt und klinisch an- gewandt werden.

Nach der Emeritierung von C. G. Schmidt 1988 verselbständigte die Fakultät die Abteilung für KMT im Zentrum für Tumorforschung und Tumortherapie. Schaefer wurde am 31. März 1988 zum Direktor des Hauses bestellt. Bei einem Besuch des Universitätsklinikums Es- sen am 8. Februar 1999 sprach der Wissenschaftsrat die Empfehlung aus, die Abteilung für KMT nach Ausscheiden des Klinikdirektors der Klinik für Hämatologie zuzuordnen. Schaefer verstarb am 18. August 2002 im Alter von erst 64 Jahren. Die Fakultät und der Vorstand des Universitätsklinikums folgten dem Vorschlag des Wissenschaftsra- tes nicht. Es wurde stattdessen versucht, die Stelle von außen neu zu besetzen. Als dabei die ersten Schwierigkeiten auftraten, brach man das Berufungsverfahren ab. Prof. Dietrich W. Beelen, der Stell- vertreter des früheren Klinikdirektors, wurde am 1. Dezember 2006 zum Leiter der Klinik für KMT ernannt. 343

Onkologische Aktivitäten in anderen Instituten und Kliniken

Institut für Humangenetik

Dieses Institut wurde am 1. April 1976 gegründet und stand zu- nächst unter Leitung von Prof. Eberhard Passarge, dem 2001 Prof. Bernhard Horsthemke folgte. Der raschen Entwicklung des Faches folgend wurden die diagnostischen Möglichkeiten sukzessive durch immun- und molekulargenetische Methoden ergänzt, so dass die genetischen Beratungsfunktionen deutlich erweitert werden konn- ten. Das Institut ist gleichzeitig sehr forschungsaktiv (unter ande- rem im Rahmen einer Klinischen Forschergruppe zur Genetik und epigenetischen Veränderungen beim Retinoblastom und dem Me- lanom der Aderhaut).

Klinik für Dermatologie

1960 übernahm Prof. Hans Götz die Chefarztfunktion der Haut- klinik, 1963 wurde er zusammen mit den anderen Chefärzten des Universitätsklinikums Essen zum ordentlichen Professor ernannt. Wissenschaftlich befasste er sich überwiegend mit den Dermato- mykosen und den dermatologischen Berufserkrankungen. Er wurde 1983 emeritiert. Seine Nachfolge trat im selben Jahr Prof. ­Manfred Goos von der Universität Kiel an, wo er sich unter anderem im dor- tigen Pathologischen Institut bei Lennert mit der Histologie der 344

Hautlymphome beschäftigt hatte. Bis zu seiner Emeritierung am 30. November 2003 behielt er den klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt der bösartigen Hauttumoren bei. Nach Goos leitete Prof. Stephan Grabbe von 2003 bis zu seiner Berufung als Direktor der Hautklinik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz im Jahre 2007 die Hautklinik. Am 1. Juli 2008 trat Prof. Dirk Schadendorf dessen Nachfolge an. Er ist als klinischer und wissenschaftlicher Spezialist für das maligne Melanom ausgewiesen.

Klinik für Augenheilkunde

1959 wurde Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerd Meyer-Schwickerath zum Chefarzt der Augenklinik gewählt. Er war durch die Erfindung der Lichtkoagulation bei der Netzhautablösung weltbekannt geworden (siehe Biografie Meyer-Schwickerath in dieser Festschrift, S. 218). In seiner Klinik etablierte er eine Einheit für die Behandlung intrao- kulärer Tumoren, die er – im Widerspruch zur damaligen Lehrmei- nung – unter Erhaltung des befallenen Auges einer konservativen Therapie mit Strahlen und/oder Zytostatika sowie adjuvanter Licht- koagulation zuführte. Als besonderer Schwerpunkt entwickelte sich die Behandlung des Retinoblastoms, der von Dr. Wolfgang Höp- ping geleitet wurde. Nahezu alle Neuerkrankungen an kindlichen Retinoblastomen in Deutschland werden seither in Essen behandelt; es besteht eine enge Kooperation mit dem Zentrum für Kinder- heilkunde, der Strahlenklinik und dem Institut für Humangenetik. Die Letalität des Retinoblastoms konnte durch diese Maßnahmen von 95% auf 5% reduziert werden. Höpping wurde wegen seiner hervorragenden Leistungen 1980 zum Honorarprofessor ernannt. 345

Meyer-Schwickerath selbst begann weiterhin Untersuchungen beim malignen Melanom der Aderhaut, das er gleichfalls der Licht-, später der Laserkoagulation zuführte. In Kombination mit der Strah- lentherapie ist dieses Verfahren noch heute in Gebrauch.

Nach der Emeritierung von Meyer-Schwickerath am 31. Juli 1985 wurde der Lehrstuhl für allgemeine Ophthalmologie aufgelöst. Bereits 1970 war die Abteilung für Mikrochirurgie und Traumato- logie als Vorläuferin der Abteilung für Erkrankungen des vorderen Augenabschnittes (Direktor: Prof. Theodor N. Waubke, ab 1994 Prof. Klaus-Peter Steuhl) eingerichtet worden. 1976 folgte die Abteilung für Retinologie, aus der die heutige Abteilung für Erkrankungen des hinteren Augenabschnittes hervorgegangen ist (Direktor: Prof. Achim Wessing von 1978 bis 1996, seit 1998 Prof. Norbert Bornfeld).

C. G. Schmidt und sein Plädoyer für die Internistische Onkologie

C. G. Schmidt war zu Recht von der Eigenständigkeit der internis- tischen Onkologie überzeugt und hat während seiner Tätigkeit in Essen um die Einführung des Faches in der Bundesrepublik Deutsch- land gekämpft. Für ihn war die internistische Onkologie selbstver- ständlich eine Subdisziplin der inneren Medizin, die nach Aneignung umfangreicher Spezialkenntnisse zu einer Teilgebietsbezeichnung führen musste. Der internistische Onkologe sollte die Schlüsselfigur bei der Behandlung von Tumorpatienten sein und an der jeweils er- forderlichen Diagnostik und Therapie entscheidend mitwirken. Zu- sammen mit seinem radiologischen Kollegen Scherer beklagte er 346

noch 1975 in einer Denkschrift die nur schwache Entwicklung der internistischen und auch der radiologischen Onkologie in der Bun- desrepublik Deutschland.

C. G. Schmidt hatte führende Positionen in nationalen und inter- nationalen wissenschaftlichen Vereinigungen inne [1967 – 1978 Prä- sident der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.; 1981 – 1984 Präsident der European Organization for Research on Treatment of ­Cancer (EORTC); 1986 – 1990 Präsident der International Union Against ­Cancer*], die auch seine Bedeutung für die internistische Onkologie widerspiegelten.

Mit seinem Plädoyer für dieses Fach erntete er aber bei den deut- schen Hämatologen, die sich in den 70er bis 80er Jahren noch für die soliden Tumoren zuständig fühlten, nicht nur Zustimmung. Viele Kolleginnen und Kollegen negierten damals in ihrer konservativen Haltung die sich anbahnenden Möglichkeiten der Behandlung fort- geschrittener solider Tumoren. Dazu kam der Anspruch vieler „Or- ganonkologen“ (unter anderen Gastroenterologen, Urologen, Gynä- kologen), ohne exakte Kenntnis der internistischen Onkologie den Therapieplan für „ihre“ Tumoren selbst zu erstellen und umzusetzen. Diese Hemmnisse waren in Schmidts Ära dafür verantwortlich, dass sich die „Internistische Onkologie“ in Deutschland nicht so gut etablieren konnte wie in anderen europäischen Ländern oder im angelsächsischen Raum. Inzwischen hat sich zwar die Denkweise der Hämatologen grundlegend gewandelt, geblieben ist aber der noch weitverbreitete Anspruch der mittlerweile meist onkologisch gut ausgebildeten „Organonkologen“ auf die in „ihren“ Organen

* In dieser Eigenschaft richtete C. G. Schmidt vom 16.-22. August 1990 den 15th International Cancer Congress in Hamburg aus. 347

entstehenden Tumoren. Ein wohltuend anderes Bild bietet die ak- tuelle Therapie solider Tumoren im Universitätsklinikum Essen, wo in der neuerbauten, im Herbst 2008 in Betrieb genommenen und hervorragend ausgestatteten „WTZ-Ambulanz“ die Richtlinien des neuen Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) (siehe unten) bereits angewandt werden und die Patienten eine integrierte Behandlung durch internistische Onkologen, Chirurgen und Strahlentherapeu- ten erhalten.

Neue Ambulanz des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ).

Neue Ambulanz des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ): Behandlungsräume. 348

Theoretische Forschungsinstitute

Im Laufe der Zeit wurde immer deutlicher, dass moderne onko- logische Forschung auf die enge, auch räumliche Kooperation von Klinikern und Theoretikern angewiesen ist. Aus diesem Grunde wur- den auf Beschluss der Medizinischen Fakultät 1975 zwei neue theo- retische Institute gegründet, das Institut für Zellbiologie (Tumorfor- schung) und das Institut für Molekularbiologie (Tumorforschung). Auf den Lehrstuhl für Zellbiologie (Tumorforschung) wurde 1975 Prof. Manfred F. Rajewsky*, auf den Lehrstuhl für Molekularbiologie (Tumorforschung) 1976 Prof. Heinrich Schulte Holthausen berufen. Als Zellbiologe arbeitet außerdem Prof. Gerhart U. Ryffel am Insti-

Prof. Manfred F. Rajewsky

* Unter anderem 1979 Vorsitzender des Hinterzartener Kreises für Krebsforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG); 1980 – 1983 Gründungsvorsitzender, Abteilung Experimentelle Krebsforschung der Deutschen Krebsgesellschaft; 1983 – 1991 Vorsitzender der Senatskommission für Krebsforschung der DFG; 1985 – 1990 Präsident, Deutsche Gesellschaft für Zellbiologie; 1985 – 1990 Board of Directors, International Society of Differentiation; Ehrungen: unter anderem 1970 Gerhard-Domagk-Preis für Krebsforschung; 1985 Princess Takamatsu Cancer Research Fund Lecturer, Japan; 1989 Deutscher Krebspreis (Grundlagenforschung); 1998 International Lecturer, Foundation for the Promotion of Cancer Research, Japan. 349

Prof. Heinrich Schulte Holthausen Prof. Helmut Esche

tut für Zellbiologie (Tumorforschung). Weiterhin befanden sich dort bis zu ihrer Berufung auf auswärtige Lehrstühle Prof. Klaus ­Willecke (1977 – 1987) und Prof. Walter Birchmeier (Lehrstuhl für Zell- und ­Molekularbiologie) (1988 – 1993). Am Institut für Molekularbiologie (Tumorforschung) war von 1984 bis 2007 Prof. Helmut Esche tätig.

Als Nachfolger für den emeritierten Rajewsky konnte im März 2004 Prof. Ralf Küppers gewonnen werden, der bis dahin in der Arbeitsgruppe von Prof. Klaus Rajewsky, dem Bruder von Manfred Rajewsky, an der Universität zu Köln tätig gewesen war. Die Birch- meiersche Stelle erhielt 1996 Prof. Tarik Möröy, der jedoch 2006 einen Ruf als Präsident und wissenschaftlicher Direktor des Institut de Recherches Cliniques de Montreal (IRCM), Kanada, annahm. Frau Prof. Verena Jendrossek folgte ihm im Jahre 2007. Auf den durch die Emeritierung von Schulte Holthausen im Jahre 2001 vakant gewor- denen Lehrstuhl wurde 2002 Prof. Erich Gulbins berufen, der ebenso wie Frau Jendrossek von der Universität Tübingen kam. 350

Prof. Christian Streffer

Ergänzend wurde 1974 ein Institut für Medizinische Strahlen­ biologie geschaffen, das unter Leitung von Prof. Christian Streffer* stand. Streffer wurde 2001 emeritiert. Ihm folgte Prof. George Iliakis.

Forschungsaktivitäten in den theoretischen Instituten

Die vielfältigen Projekte auf dem Gebiet der Tumorentstehung, -progression und -therapie, die von den theoretischen Instituten des Universitätsklinikums erfolgreich bearbeitet wurden, trugen maßgeblich zum hervorragenden nationalen und internationalen Ruf bei, den Essen in der Onkologie genießt. Hervorzuheben ist auch, dass in Essen die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen

* 1976 – 1977 und 1981 – 1983 Dekan des Fachbereichs Theoretische Medizin der Medizinischen Fakultät Essen; 1988 – 1992 Rektor der Universität-Gesamthochschule-Essen; 1979 – 1985 und 1987 – 1995 Mitglied der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung; Ehrungen: unter an- derem 1973 Hermann-Holthusen-Ring der Deutschen Röntgengesellschaft; 1985 Röntgenplaket- te der Stadt Lennep; 1995 Ehrendoktor der Universität Kyoto (Japan). 351

Grundlagenforschern und Klinikern mit besonderen Programmen der Fakultät gefördert und gepflegt wurde und wird*. Aus dieser Forschung gingen viele Publikationen in sehr renommierten Zeit- schriften, die Einwerbung beträchtlicher Drittmittel sowie zahlrei- che Ehrungen und Auszeichnungen hervor.

Bei historischer Betrachtung muss die Weitsicht der Fakultät ge- würdigt werden, die mit der Schaffung einer für die damalige Zeit bemerkenswerten Infrastruktur und der Berufung hervorragender Wissenschafter die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass on- kologische Forschung in Essen auf höchstem Niveau betrieben wer- den konnte und kann. Die Fülle an wichtigen Ergebnissen, zu denen diese Arbeiten geführt haben, ist jedoch auch der Grund dafür, dass im Rahmen der vorliegenden Festschrift nur ausgewählte Vorhaben aus der „Pionierzeit“ (1975 bis etwa 1985) kurz dargestellt werden können.

Institut für Zellbiologie (Tumorforschung)

Rajewsky war bereits in Tübingen, wo er vor seiner Berufung nach Essen gewirkt hatte, mit bedeutenden Arbeiten zur Kanzerogenese durch alkylierende N-Nitroso-Verbindungen weltweit bekannt ge- worden. Im Essener Institut für Zellbiologie (Tumorforschung) setzte er diese Studien erfolgreich fort. Er untersuchte molekulare Mecha- nismen der malignen Transformation und widmete sich dabei den Interaktionen der genannten Kanzerogene mit genomischer DNA

* Die in der Anfangsphase in den theoretischen Instituten durchgeführten Untersuchungen wa- ren zweifellos wissenschaftlich sehr aktuell und wurden in der Fachwelt stark beachtet; wesent- liche Resonanz in der Essener Klinik fanden aber erst die Ende der 80er Jahre neu aufgelegten Projekte. Heute bestehen zwischen den theoretischen Instituten und den onkologisch ausge- richteten Kliniken gute Kooperationen. Sie werden durch ein spezielles Förderungsprogramm der Fakultät erleichtert, das Klinikern Forschungsaufenthalte von ein- bis zweijähriger Dauer in einem theoretischen Institut ermöglicht. 352

von Säugerzellen. Dabei ging er der Entstehung von DNA-Schäden nach und richtete sein besonderes Augenmerk auf die Bedeutung der enzymatischen Reparatur spezifischer Kanzerogen-DNA-Adduk- te für das relative Risiko der Transformation von Zielzellen. Außer- dem studierte er zelluläre Mechanismen der malignen Transforma- tion (unter anderem Neuro-Onkogenese, Zelldifferenzierung und Genexpression bei neuralen Zellsubpopulationen, Zelltyp- und Dif- ferenzierungsstadium-abhängiges Risiko der Transformation durch N-Nitroso-Kanzerogene als Funktion der Gehirnentwicklung, mono- klonale Antikörper gegen neurale Zelloberflächendeterminanten). Weiterhin interessierte ihn die Aufdeckung der molekularen Grund- lagen von Entwicklungs- und Differenzierungsvorgängen in definier- ten Säugerzellsystemen. Im einzelnen wurden positive und negati- ve Kontrollen der Zellproliferation sowie Zell-Zell- und Zell-Matrix- Interaktionen analysiert. Auch wandte er sich der Bedeutung der MHC Klasse I-Genexpression beim Prozess der malignen Transfor- mation und der Tumorprogression sowie differentiellen Funktionen und Kooperationen von Zell-Subpopulationen des Immunsystems, unter anderem der T-Lymphozyten, zu.

Die Gruppe von Willecke beschäftigte sich mit tumorgenetischen Fragestellungen sowie mit Unterschieden der Zell-Zell-Kommunika- tion über interzelluläre Gap-Junction-Kanäle in normalen und ma- lignen Geweben.

Zur Frage des Mechanismus der Invasion und Metastasierung bei Krebserkrankungen untersuchte Birchmeier eine Reihe von Zelloberflächenproteinen (zum Beispiel E-Cadherin und Scatter- 353

Faktor bei Epithelzellen, TGFß-Rezeptor bei Endothelzellen). Diese Eiweißkörper haben bei der Zell-Zell- und Zell-Matrix-Adhäsion so- wie bei der Zellvermehrung eine große Bedeutung. Sie wurden mit Hilfe poly- und monoklonaler Antikörper bei menschlichen Tumoren analysiert.

Ryffel geht der Frage der Steuerung entwicklungsbiologischer Prozesse nach, wobei ihn vor allem Transkriptionsfaktoren interes- sieren, deren Fehlfunktion beim Menschen unter anderem zu Krebs führen kann.

Institut für Molekularbiologie (Tumorforschung)

Schulte Holthausen beschäftigte sich mit den Mechanismen der virusinduzierten malignen Transformation. In diesem Zusammen- hang waren ihm besonders Adenoviren des Serotyps 12 wichtig, die Nagerzellen transformieren und Tumoren erzeugen können.

Esche ging ebenfalls der Kanzerogenese durch Viren nach. Er untersuchte Funktionen Adenovirus-spezifischer Genprodukte, die für die maligne Transformation von Nagerzellen verantwortlich sind. Ziel war es zu verstehen, auf welche Weise diese tumorinduzieren- den Proteine mit Wirtsproteinen (Proto-Onkogenen, Tumorsuppres- sor-Genen) bei der malignen Transformation, unter anderem bei der Zellzyklusderegulierung, der Repression der Apoptose und der On- kogenität, funktionell interagieren. 354

Institut für Medizinische Strahlenbiologie

Grundsätzliche Fragestellungen von Prof. Christian Streffer und Prof. Wolfgang-Ulrich Müller im Institut für Medizinische Strahlen- biologie waren das Ausmaß und die Mechanismen des Strahlen­ risikos. Weiterhin wurden Ansätze zur Verbesserung der Strahlen­ therapie von Tumoren bearbeitet. Heute werden in der Arbeitsgruppe von Iliakis die verschiedenen Wege der Reparatur von DNA-Doppel- strang-Brüchen untersucht mit dem Ziel, daraus Schlussfolgerun- gen zur genomischen Instabilität und damit zur Krebsinduktion ziehen zu können.

Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Verbundforschung

Die bemerkenswerten Forschungsergebnisse der Theoretiker, aber auch der sehr gute wissenschaftliche Ertrag der klinischen Forscher führten dazu, dass die DFG 1979 einen Sonderforschungs- bereich (SFB) mit dem Thema ,,Experimentelle und klinische Leuk- ämie- und Tumorforschung“ (SFB 102) bewilligte. Sprecher wurden Streffer, ab 1982 Rajewsky. Während einer Laufzeit von 12 Jahren beteiligte sich ein Großteil der am Universitätsklinikum Essen wis- senschaftlich aktiven Theoretiker und Kliniker an diesem SFB, der thematisch ungewöhnlich breit war.

Von 1992 bis 1994 förderte die DFG den SFB 1412 ,,Tumorentste- hung und Tumorprogression“, dessen Sprecher Esche war. Ab 1995 355

schloss sich eine weitere, weniger klinisch orientierte Förderperio- de des Sonderforschungsbereichs unter dem veränderten Thema ,,Genetische und biochemische Grundlagen der Kanzerogenese und Metastasierung“ (SFB 354) mit einer Laufzeit bis 1997 an, als dessen Sprecher wieder Esche fungierte.

Die Arbeit in den Sonderforschungsbereichen hatte auch das Ziel, eine „intensivere Verzahnung der Experimentalforschung mit der Klinik und somit eine Verbesserung der Forschungsqualität auf den Grenzgebieten der klinischen und experimentellen Krebs­ forschung“ herbeizuführen (Esche, Rajewsky, Streffer, 1988).

1995 wurde eine Klinische Forschergruppe der DFG über „Tumor- selektive Therapie und Therapieresistenz: Grundlagen und Klinik“ (Sprecher: Rajewsky und Seeber) gegründet; sie bestand bis zum Jahre 2002. Die Gruppe basierte auf Studien von Seeber zur Resis- tenzentwicklung bei Tumorzellen gegenüber dem Zytostatikum An- thracyclin (Doxorubicin und Daunorubicin).

Von 2002 bis 2008 wurde eine Klinische Forschergruppe ,,Oph- thalmologische Onkologie und Genetik“ (KFO 109) (Institut für ­Humangenetik und Augenklinik) unter der Leitung von Prof. Dietmar Lohmann, Institut für Humangenetik, gefördert. 356

Ein onkologisch-hämatologisch orientierter SFB mit dem Thema „Bedeutung des Wirtsorganismus für die Pathogenese und Thera- pie von Krebserkrankungen“ ist unter der Federführung von Gulbins beantragt und vor Ort prinzipiell von der DFG positiv begutachtet worden. Aus Geldmangel bewilligte die DFG auf ihrer abschließen- den Senatssitzung diesen SFB-Antrag ebenso wie eine Reihe weite- rer positiv begutachteter Anträge aus ganz Deutschland nicht.

Aus- und Weiterbildung

Die starke onkologische Spezialisierung im Universitätsklinikum Essen wirkte sich auch auf die Aus- und Weiterbildung der Studie- renden und jüngeren Assistenten/innen aus. In den Hör- und Kurs- sälen, aber auch auf den Krankenstationen und in den Polikliniken erfuhren die Lernenden eine kompetente, wissenschaftliche be- gründete und aktuelle Unterweisung. Neben den rein medizini- schen Gesichtspunkten kamen in allen Disziplinen stets auch sozia- le und ethische Aspekte zur Sprache. Die Resonanz war gut, nicht wenige Kolleginnen und Kollegen wurden dazu angeregt, sich dem Fach ganz zu widmen.

Bereits recht früh wurden Verbindungen mit ausländischen Universitäten hergestellt. So kamen unter anderem Kooperations- abkommen des Universitätsklinikums mit der Beijing Medical Uni- versity in Beijing und dem Tongji Medical College der Universität Wuhan (Volksrepublik China) sowie zwei ägyptischen Universitäten in Kairo und Alexandria zustande. Besonders die Verbindungen mit 357

Prof. Zou Ping, Tongji Medical College, Wuhan, Volksrepublik China

China haben sich fruchtbar ausgewirkt. So leitet eine in der Essener Hämatologie vier Jahre lang ausgebildete und promovierte Kollegin (Frau Prof. Zou Ping) heute als Professorin die große Abteilung für Hämatologie am Tongji Medical College in Wuhan. Aber auch nach Ägypten hat das Universitätsklinikum Essen hineingewirkt, wo ein in der hiesigen Klinik für KMT ausgebildeter und habilitierter Kollege (Prof. Hossam Mohamed Kaamel Mahmoud) in Kairo (Department of Medical Oncology, National Cancer Institute, University of Kairo) der größten Klinik für Stammzelltransplantation im Nahen Osten vor- steht. Der jüngste Kooperationsvertrag wurde mit dem ­University of Pittsburgh Cancer Center in Pittsburgh, USA, ­geschlossen. 358

Westdeutsches Tumorzentrum

Einen starken Impuls erhielt die Onkologie in Deutschland durch die Gründung der Deutschen Krebshilfe, die vor 35 Jahren, am 25. Sep- tember 1974, von der Ehefrau des damaligen Bundespräsidenten, Dr. med. Mildred Scheel, ins Leben gerufen wurde. Das Spendenauf- kommen war binnen kurzer Zeit so groß, dass damit wichtige Pro- jekte finanziert werden konnten. Dazu gehörten „Tumorzentren“, die in mehreren Städten der Bundesrepublik Deutschland entstan- den. Sie hatten die enge Verbindung aller an einem Ort onkologisch Arbeitenden zum Ziel. Von 1987 bis 1996 wurden sie von Sack als Vorsitzendem der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren“ koordiniert.

In Essen schuf man am 3. Mai 1977 mit dem Gründungsrektor der Universität-Gesamthochschule-, Prof. Walter Kröll, das „Westdeut- sche Tumorzentrum“ (WTZ), dessen Vorsitzender C. G. Schmidt wur- de. Mitglieder waren und sind alle Kliniken und Institute mit onko- logischen Aktivitäten.

Die von den Gründern für das WTZ geschaffenen oder postulier- ten Strukturen und Funktionen sind auf der Abbildung „Aufbau und Funktion des Westdeutschen Tumorzentrums im Jahre 1978“ skiz- ziert. Fraglos waren die „klinische“ und die „experimentelle“ Onko- logie vorhanden, fraglos gab es eine „interdisziplinäre“ Onkologie, aber es fehlte eine verbindliche Infrastruktur mit Bestimmungen und Regelungen, an die sich die Mitglieder zu halten hatten. Inso- fern entsprach die von C. G. Schmidt aufgebrachte und später von 359

Aufbau und Funktion des Westdeutschen Tumorzentrums im Jahre 1978. „Medizinische Onkologie“ bedeutet hier: „Internistische Onkologie + Hämato-Onkologie“. Das WTZ wurde in „Die Chronik der Medizin“ 1993 als Beispiel gebend aufgeführt.

anderen Mitgliedern des Vorstandes des WTZ immer wiederholte Behauptung, das WTZ entspreche einem US-amerikanischen „Com- prehensive Cancer Center“ (CCC), zunächst eher einer Wunschvor- stellung als der Realität. Die Auswirkungen dieser Neueinrichtung auf die Versorgung der Tumorpatienten im Universitätsklinikum Essen blieben moderat, da viele der vom Tumorzentrum geforderten Kooperationsschienen schon vorher etabliert worden waren. Sehr willkommen waren die von der Deutschen Krebshilfe von 1978 bis 1982 und anschließend vom Bundesminister für Arbeit und Sozial- ordnung bis 1987 zur Verfügung gestellten Finanzvolumina, die von C. G. Schmidt verteilt und überwiegend für die klinische Forschung verwendet wurden. 360

Nach dem Ausscheiden von C. G. Schmidt übernahmen Brittin- ger, Eigler und im Jahre 1998 Rübben den Vorsitz des WTZ. Alle Vor- sitzenden wurden mit großen finanziellen Problemen konfrontiert, da keine Mittel mehr von außen zuflossen und C. G. Schmidt nicht für eine Kontinuität auf diesem Gebiet gesorgt hatte. Seit Februar 1996 hat das WTZ den Charakter eines eingetragenen Vereins.

Rübben führte unter anderem regelmäßige Vortragsveranstal- tungen ein, bei denen auch der WTZ-Forschungspreis und die 2004 posthum gestiftete „C. G.-Schmidt-Medaille“ an verdiente Onko­ logen verliehen werden.

Im Jahre 1990 wurde der Onkologische Schwerpunkt Ruhr e. V. (OSP) geschaffen, der im Einzugsbereich des WTZ lag. Ziel der Arbeit des OSP war die Kooperation zwischen den niedergelassenen Ärzten, den Krankenhausärzten und dem WTZ. Der OSP sollte sich haupt- sächlich einer qualitativ hochwertigen Nachsorge und der Führung eines Nachsorgeregisters widmen, hat aber inzwischen seine Aktivi- täten eingestellt.

Erst in neuerer Zeit hat die Vorstellung Fuß fassen können, an großen onkologischen Zentren in der Bundesrepublik Deutschland gut geregelte und ausreichend finanzierte Verbundstrukturen zu schaffen, die die Leistungsfähigkeit der ursprünglichen Tumorzen- tren deutlich übertreffen. 361

So wurde im Jahre 2007 das WTZ als umfassende Struktur der onkologischen Patientenbetreuung und Forschung am Universitäts- klinikum Essen neu gegründet. Durch das innovative Konzept nach dem amerikanischen Vorbild eines CCC mit einer festgelegten über- greifenden Infrastruktur soll die komplexe Versorgung krebskranker Patienten in der Region Rhein-Ruhr und darüber hinaus optimiert werden. Das neue WTZ bietet eine enge Verzahnung von stationä- rer und ambulanter Behandlung an. In dieses WTZ-Konzept werden auch die Prävention, die Psycho-Onkologie, die Schmerztherapie und die Palliativbehandlung einbezogen. Die Kooperation von klinischer Versorgung und patientenorientierter Forschung soll den schnellen Einzug neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Behandlungs- konzepte bewirken. Ein Klinisches Tumorregister kann bei der Kran- kenversorgung und der Forschung eingesetzt werden.

Die zahlreichen interdisziplinären Aufgaben werden durch das WTZ-Direktorat koordiniert (Geschäftsführende Direktorin: Angelika Eggert mit sechs Vizedirektoren: Schuler für Medizinische Onkologie und die zentrale WTZ-Ambulanz, Stuschke für die Strahlenonkologie, Prof. Andreas Paul und Priv.-Doz. Georg Taeger für die Chirurgische Onkologie, Dührsen für die translationalen Forschungsaktivitäten und Eberhardt für die Kooperationen mit externen Kliniken sowie niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen).

Das bisherige WTZ wird zukünftig als „Förderverein des WTZ“ (Vor- sitzender: Stephan Lang) fungieren. Der Antrag an die Deutsche Krebs- hilfe auf Finanzierung des neuen WTZ wurde am 1. April 2009­bewilligt. Das WTZ hat am 1. Januar 2010 seinen Betrieb aufgenommen. 362

Regionale und überregionale Bedeutung der Onkologie im Universitätsklinikum Essen

Von der Medizinischen Fakultät der Universität Essen wurde die Onkologie als klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt fest- gelegt. Hinter diesem Qualitätsmerkmal steht die herausragende Leistung, die seit mehr als vier Jahrzehnten in sämtlichen Bereichen erbracht wird. Ausgestattet mit allen modernen Mitteln der Diag- nostik und Therapie – einschließlich eines demnächst zur Verfügung stehenden Protonen-Therapiezentrums – bietet das Universitäts­ klinikum Essen jedem Tumorkranken eine dem aktuellen inter- nationalen Wissen entsprechende Betreuung an. Zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien oder zur Therapieoptimierung wird Patienten mit nahezu allen Tumorerkrankungen die Teilnahme an klinischen Studien angeboten, die auf nationaler oder internationa- ler Ebene multizentrisch durchgeführt oder auch im Universitäts- klinikum Essen selbst konzipiert und koordiniert werden.

Die hier durchgeführte, stark beachtete Forschung hat in den letzten Jahren durch eine gute Personalpolitik von Fakultät und Vor- stand des Klinikums ihr Niveau halten oder in einzelnen Bereichen noch deutlich verbessern können. Das Interesse jüngerer Forscher aus der ganzen Welt zeigt unter anderem die wissenschaftliche Be- deutung des Standortes an. Seit Dekaden zeichnet es kreative und motivierte Mitglieder der Fakultät aus, nicht nur wissenschaftliche Arbeiten in hochrangigen internationalen Zeitschriften und Bü- chern zu publizieren, sondern auch nationale und internationale Kongresse, Symposien und Workshops in Essen abzuhalten. 363

Die dargestellten Faktoren lassen erwarten, dass durch die Schaf- fung des nach dem Muster eines CCC gut strukturierten und finan- zierten neuen WTZ die Onkologie in Essen einen zusätzlichen star- ken Impuls erhalten wird.

Dank Die Autoren sind folgenden Damen und Herren für die kritische Durchsicht des Manuskriptes, wertvolle Hinweise, wichtige Vorschläge, Korrekturen und technische Hilfe zu großem Dank verpflichtet: Prof. Klaus-Dietrich Bock, Kreuth · Dr. Maria Brittinger · Prof. Ulrich Dührsen, Essen Prof. Angelika Eggert, Essen · Prof. Helmut Esche, Essen · Prof. Peter Meusers, Essen Prof. Horst Sack, Essen · Prof. Siegfried Seeber, Essen · Christa Werder, Essen

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Organtransplantation

von F. W. Eigler, G. Brittinger, R. Kampschulte, K. W. Schmid

Einführung

Die größte Errungenschaft der Medizin in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts war zweifellos die Organtransplantation. Damit erfüllte sich ein Menschheitstraum, wie er schon in der Legende von Kosmas und Damian – den Schutzheiligen der Ärzte und ­Apotheker sowie den Patronen der Stadt Essen – mit einer Transplantation eines Beines dokumentiert ist .

Aber auch von Goethe ist überliefert, dass er 1806 anlässlich von Nierenbeschwerden – wahrscheinlich von Nierenkoliken mit Blut- abgang – den Wunsch geäußert hat: „Wenn mir doch der liebe Gott eine von den gesunden Russennieren schenken wollte, die zu Aus- terlitz gefallen sind“.

Die Abbildung aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts aus dem Württembergischen Landesmuseum gibt die in den Legenda aurea von Thomas de Voragine nachzulesen- de Legende der Schutzheiligen Kosmas und Damian der Ärzte und Apotheker wieder. Danach hätten sie einem treu dienenden Küster ihrer Kirche in Rom ein „vom Krebs zerfressenes Bein“ abgenommen und durch das gesunde Bein eines kürzlich ver- storbenen Afrikaners ersetzt. Die Legende zeigt zugleich, dass Organtransplantation früh „geheiligt“ war. 366

Am Beginn des 20. Jahrhunderts gab es verschiedene Versuche, den Ausfall der Nierenfunktion zu kompensieren, unter anderem auch durch tierische Organe. Die Entwicklung sicherer Gefäßnähte war dabei die wichtigste Voraussetzung für das prinzipielle chirur- gische Gelingen von Organtransplantationen. Langfristige Erfolge mussten damals aber wegen der immunologisch verursachten Ab- stoßung zwangsläufig ausbleiben.

Nach der ersten erfolgreichen Nierentransplantation 1954 in Boston bei eineiigen Zwillingen dauerte es wegen der immunologi- schen Abstoßungsproblematik bei genetisch ungleichen Individuen noch einige Jahre bis zum klinischen Durchbruch der Organtrans- plantation. In Deutschland wurden entsprechende Heilversuche in den 60er Jahren nur vereinzelt unternommen (an den Universi- tätsklinika in Berlin, Bonn, Erlangen, München und Halle). In Essen begann die Organtransplantation erst 1972. Dass das Universitäts- klinikum Essen dennoch innerhalb weniger Jahre zu den erfolg- reichsten und erfahrensten Zentren aufrücken konnte, ist den be- sonders glücklichen Umständen vor Ort, aber insbesondere dem unbedingten Willen zur Zusammenarbeit aller Beteiligten zu ver- danken. Damit erklärt sich auch die frühe mitgestaltende Rolle Es- sens in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung als auch bei Eurotransplant. Die Transplantation wurde neben der Onkologie zu einem der definierten Schwerpunkte des Essener Universitäts- klinikums. Im Folgenden soll das Essener Transplantationszentrum von den Anfängen bis zur Gegenwart dargestellt werden. 367

Zentrumsbildung in der Medizin

Der Begriff „Zentrum“ hat in der Medizin einen steten Wandel erfahren. In einer Zeit, in der jede (interdisziplinäre) Zusammen- arbeit um ein Krankheitsbild, ein Organsystem oder ähnliche Thera- pieoptionen als „Zentrum“ bezeichnet und mit großem Aufwand begutachtet wird, sei daran erinnert, dass zwei Zentren in Essen schon vor Jahrzehnten entstanden sind: das Tumor- und das Trans- plantationszentrum.

Transplantationszentren zählen zu den wenigen medizinischen Einrichtungen, die bislang nicht zertifiziert werden, obwohl Initia- tiven mit der Absicht der Qualitätsverbesserung dazu sehr früh aus der Arbeitsgemeinschaft deutscher Transplantationszentren ergrif- fen worden sind. Ehe die Entstehung und Entwicklung des Essener Zentrums zu einem der bedeutendsten Zentren der damaligen und heutigen Bundesrepublik Deutschland geschildert und dabei auf die umfassende Kooperation innerhalb des Klinikums mit den Dialyse­ einrichtungen des Ruhrgebiets und darüber hinaus eingegangen wird, seien einige allgemeine Bemerkungen zur Organtransplanta- tion vorausgeschickt. 368

Die Behandlung des chronischen Nierenversagens

Da das akute oder chronische Versagen der Nierenfunktion auf längere Zeit nicht mit dem Leben vereinbar ist, auch wenn der üb- rige Organismus zunächst nicht beeinträchtigt scheint, hat man versucht, die Nierenfunktion durch eine „Blutwäsche“ (Hämodialy- se) mittels künstlicher Membranen*, gelegentlich auch durch eine Bauchfellspülung zu ersetzen. Das gelang schließlich dem Nieder- länder Willem J. Kolff, der sich seit den 1940er Jahren intensiv dem Problem gewidmet hatte, 1955 mit einem klinisch einsetzbaren Mo- dell an der Cleveland Clinic in Ohio, USA.

Angeregt von den guten Ergebnissen mit Dialysebehandlungen beim akuten Versagen der Nieren nach Schocksituation, begann man mit dieser Behandlungsmethode auch bei Patienten mit chronischem Nierenversagen, das unter anderem durch verschiedene Arten von Nierenentzündungen oder als Hochdruckfolge auftreten kann. Dabei zeigte sich das Problem der Schaffung geeigneter Gefäßzugänge, die auf Dauer für den Anschluss an die künstliche Niere benutzbar wa- ren. Das gelang schließlich durch eine Verbindung am Unterarm von zu- und abführenden Blutgefäßen (Unterarm-Shunt).

Mangel an klinischen Dialyseplätzen führte zur Entwicklung der „Heimdialyse“: Nach Training von Patient und Angehörigen konn- te die Dialyse zu Hause an geliehenen Geräten durchgeführt wer- den. Inzwischen haben Dialysezentren weitgehend die Versorgung übernommen. (sh. Seite 392)

* Sogenannte „Künstliche Niere“. 369

Parallel zur Entwicklung der künstlichen Niere liefen Versuche zur Nierentransplantation. Mit der bahnbrechenden Nierenver- pflanzung 1954 durch den Chirurgen Joseph Murray am Bostoner Peter Bent Brigham Hospital bei eineiigen Zwillingen war das ope- rative Vorgehen etabliert: das Transplantat wird regelhaft in das kleine Becken des Empfängers auf der gegenüber liegenden Seite implantiert, dort an die Beckengefäße angeschlossen und der Harn- leiter auf relativ kurzem Wege in die Blase eingepflanzt, wie es in der Abbildung schematisch dargestellt ist. Modifikationen werden bei Kindern und bei wiederholten Transplantationen angewandt.

Schema der Nierentransplantation: Eine ursprünglich rechtsseitige Niere ist hier an die linksseitigen Beckengefäße des Empfängers angeschlossen; dadurch ergibt sich eine bessere Übersicht über Gefäße und Nierenbecken bzw. Harnleiter im nieren- nahen Bereich. 370

Nach wie vor unzureichend war das Problem der Immunabwehr des Empfängers gelöst, das als akute oder chronische Abstoßungs- reaktion bei genetisch unterschiedlichen Spendern und Empfän- gern regelmäßig auftrat. Die zur Verfügung stehenden Methoden – Kortikosteroide und Röntgenbestrahlung – führten zu erheblichen Nebenwirkungen und gefährdeten die Empfänger zusätzlich. Nicht selten musste das eingepflanzte Organ entfernt werden, um das Leben des Empfängers zu retten. Die Anwendung der Dialyse ermög- lichte ihm ja das Weiterleben. Erstrebenswert blieb aber natürlich, auf Dauer unabhängig von dem Apparat der künstlichen Niere leben zu können. Die Situation für eine erfolgreichere Transplantation besserte sich erst durch die Einführung effektiverer Medikamente zur Unterdrückung der Abstoßungsreaktion (sogenannte Immun- suppressiva), zunächst mit Azathioprin (Imurek)® und später mit Cyclosporin.

Das Essener Transplantationszentrum

Die medizinischen Vorraussetzungen für die Nierentransplan- tation konnten in Essen als ideal bezeichnet werden; es bestanden allerdings beträchtliche personelle, räumliche und finanzielle Ein- schränkungen, die nur durch entsprechend erhöhten persönlichen Einsatz der Beteiligten wettgemacht werden konnten. 371

Die Abteilung für Nieren- und Hochdruckkranke

Die Gründung einer Abteilung für Nieren- und Hochdruck- kranke erfolgte im Department-System der Medizinischen ­Klinik (Geschäftsführender Direktor: Prof. Otto Heinrich Arnold). Die Hochdruckkrankheit ist eines der häufigsten Leiden in unserer Ge- sellschaft. Da Nierenkrankheiten oft mit einem erhöhten Blutdruck einhergehen und umgekehrt beim unbehandelten Hochdruck die Nieren Schaden nehmen, war diese Spezialisierung innerhalb des Faches Innere Medizin sehr sinnvoll. Bereits Anfang der 60er Jahre waren mit dem Eintritt des späteren Abteilungsdirektors (ab 1972) Prof. Klaus-­Dietrich Bock* als Oberarzt in die Medizinische Klinik Vorarbeiten für die Einführung der damals noch in den Anfängen stehenden Dialysetechnik geleistet worden. Die Abbildung zeigt Bock vor einem Dialysegerät aus späterer Zeit.

Prof. K.-D. Bock, Direktor der Abteilung für Nieren- und Hoch- druckkranke, mit einem Dialysegerät im Hinter- grund.

* Bock war 1963 der 1. Habilitand der Essener Fakultät. 372

Während entsprechend der allgemeinen Entwicklung bis Mitte der 60er Jahre auch in Essen nur bei akutem Nierenversagen die künstliche Niere eingesetzt wurde, führte Bock die Hämodialyse auch der Patienten mit chronischem Funktionsausfall der Nieren ein. Die Zahl jährlicher Dialysen stieg schnell auf über 6500. Außer- dem kam das vom „Kuratorium für Heimdialyse (KfH)“ getragene Dialysezentrum in der Eleonorastraße in Essen mit weit über 100 Patienten (vor allem Heimdialyse) unter die ärztliche Verantwor- tung der Abteilung. Der Ausbau der Dialyseabteilung, die Einfüh- rung und klinische Erprobung neuer Blutreinigungsverfahren sowie die Organisation und Betreuung der Heimdialyse ging wesentlich auf Initiativen von Prof. Nikolaus Graben zurück, der 1971 in die Abteilung kam.

Auch wenn die Gründung der Abteilung für Nieren- und Hoch- druckkranke im Jahr 1968 innerhalb der Medizinischen Klinik für die Entwicklung der Transplantation in Essen keine essentielle Voraus- setzung darstellte, war dadurch eine wichtige Struktur geschaffen, um das wünschenswerte Ziel zu erreichen, jeden chronisch Nieren- kranken mit einem Nierentransplantat zu versorgen. Diesem Ziel hatte sich insbesondere der Assistenzarzt Dr. med. Hagen Hartmann (später ein erfolgreicher Dialysearzt in Saarbrücken) verschrieben. Mit zunehmender Zahl Transplantierter wuchsen natürlich auch die Aufgaben in der Nachsorge, die wegen der Immunsuppression zunächst sehr engmaschig erfolgen musste und zur Einrichtung einer Spezialsprechstunde führte. Die für die Nierentransplantation in Betracht kommenden Patienten wurden dort voruntersucht, in einer chirurgisch-nephrologischen Transplantationskonferenz vor- gestellt und nach der Transplantation von der Transplantations- 373

ambulanz langfristig weiterversorgt. Dieses Konzept beinhaltete auch die schrittweise Einbeziehung der einweisenden Dialyseärzte. Prof. Bock wurde 1987 emeritiert. Danach übernahm Graben die kommissarische Leitung bis zur Berufung eines Nachfolgers.

Mit dem Wechsel in der Führung der Abteilung 1988 zu Prof. Tho- mas Philipp wurde der Bereich der Vor- und Nachsorge zur Trans- plantation chronisch Nierenkranker intensiviert. Angeregt von der Vermutung, dass die besseren Ergebnisse nach einer Lebendspende auch durch intensivere Vor- und Nachbetreuung zu erklären seien, wurde bei den bei Eurotransplant zur Transplantation mit Organen Verstorbener angemeldeten Patienten besonders auf Herzkreislauf- probleme geachtet und eine Blutdrucknormalisierung angestrebt. Nach der Transplantation wurde eine engmaschige Überwachung nicht nur drohender Abstoßungen, sondern auch des Einflusses der Medikamente auf den Blutdruck durchgeführt. Mit diesem Regime konnte eine deutliche Verbesserung der Transplantatfunktionszeit erreicht werden. In Essen hat sich so die größte Posttransplanta- tionsambulanz der Bundesrepublik entwickelt, die unter anderem die Möglichkeit zu kontinuierlichen Studien zur Evaluation einer in- dividualisierten Immunsuppression bietet.

Nach der Pensionierung von Philipp führt Prof. Andreas Kribben nunmehr seit 2007 als Chefarzt der „Klinik für Nephrologie“ die in- zwischen angelaufenen klinischen und experimentellen Untersu- chungen zur Überbrückung von Leber- oder Herzkreislaufversagen vergleichbar der künstlichen Niere (Dialyse) fort. 374

Die Abteilung für Allgemeine Chirurgie Heute: Klinik für Allgemeinchirurgie, Viszeral- und Transplantationschirurgie.

Die Nachfolge von Prof. Karl Kremer (1915 – 2009), der die chirurgi- sche Klinik von 1961 an geleitet hatte – seit 1963 als o. Professor – und 1970 einem Ruf auf den Düsseldorfer Lehrstuhl gefolgt war, gestal-

1 tete sich schwierig. Nach 1 ⁄2-jähriger Vakanz erhielt schließlich Prof. Friedrich Wilhelm Eigler, Oberarzt der Chirurgischen Universitäts­ klinik Köln-Lindenthal (damaliger Direktor: Professor Georg Heberer) den Ruf auf den nun „für Allgemeine Chirurgie“ benannten Lehr- stuhl (nach der Ausgründung einer eigenen Abteilung für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie unter Prof. Peter Satter); Eigler nahm den Ruf 1971 nach einer ministeriellen Zusage zur Verbesserung der schwierigen baulichen Situation der Chirurgischen Klinik an.

Tatsächlich war nach langer Interimszeit eine erhebliche perso- nelle Aufbauleistung zu erbringen. Für die Entwicklung eines Trans- plantationszentrums war aber die Tatsache bedeutsam, dass der Be- rufene sich in Köln sowohl mit der chirurgischen Hochdrucktherapie als auch mit dem Aufbau eines Nierentransplantationsprogramms befasst hatte. Die 1. Nierentransplantation in Köln hatte 1968 in ­Zusammenarbeit mit dem Urologen Professor Reinhold ­Nagel* stattgefunden.

* Er hatte in Berlin gemeinsam mit dem Klinikdirektor Prof. Wilhelm Brosig die erste langfristig erfolgreiche Nierentransplantation 1964 in Deutschland durchgeführt. 375

Prof. F. W. Eigler im Operationssaal. WAZ vom 25. August 1984.

Für den Aufbau eines Transplantationszentrums in Essen über- nahm Hartmann von der Abteilung für Nieren- und Hochdruckkran- ke den nephrologischen Part der Patientenbetreuung als auch der organisatorischen Zusammenarbeit mit den umliegenden Dialyse- abteilungen, die geeignete Patienten aussuchten und vorbereiteten. Gleichzeitig musste mit kooperierenden Krankenhäusern die Iden- tifikation und Meldung geeigneter Organspender organisiert wer- den. Nach diesen intensiven Vorbereitungen konnte am 14. Juli 1972 die erste Nierentransplantation in Essen durchgeführt werden. 376

Wegen der beengten Bettenkapazität der Medizinischen Klinik als auch der speziellen Expertise der Chirurgie in der postoperativen Intensivtherapie verblieben die operierten Patienten in der Regel bis zur Entlassung in der Chirurgie, was auch der raschen Behandlung etwaiger postoperativ auftretender Komplikationen zugute kam. Eine „spezifische“ Komplikation der ersten Jahre war beispielswei- se die Ruptur der transplantierten Niere*. Die Komplikation wurde auf die damals gebräuchlichen hohen Dosen von Kortikosteroiden bzw. auf seinerzeit übliche Konservierungsmaßnahmen zurück- geführt. Die Ruptur konnte zu massiven Blutungen und zum Ver- lust des Transplantates führen. Durch die maßgeblich verbesserte Therapie der Transplantatabstoßung wird dieses Phänomen heute nicht mehr beobachtet.

Die Überlegenheit der Transplantation im Vergleich zur Dialyse- ­Behandlung wurde erst allmählich deutlich, da die notwendige medikamentöse Unterdrückung der akuten Abstoßung des Organs mit hohen Kortikosteroidgaben in der Regel mit erheblichen Neben- wirkungen einherging. Die Entscheidung, das transplantierte Organ zu erhalten, musste oft gegen die Gefährdung des Lebens des ­Transplantatempfängers abgewogen werden. Die als Alternative zur Verfügung stehende Dialyse gewährleistete demgegenüber auch nach Transplantatentnahme das Überleben des Patienten. Mit

* Im eigenen Krankengut trat das Ereignis unter 95 Transplantationen 6mal auf, 5mal konnte die Niere erhalten werden. 377

zunehmender Erfahrung in der immunsuppressiven Behandlung besserten sich die Ergebnisse, und es war für die Betroffenen auch schon eine wesentliche Erleichterung, wenn die Abhängigkeit vom Apparat der künstlichen Niere für mehrere Jahre unterbrochen war, was insbesondere jüngeren Patienten in den wichtigen Lebensab- schnitten von Schul- und Berufsausbildung sehr zugute kam.

1974 war der Teilnehmerkreis an den Vorbereitungsgesprächen über die Kriterien der Transplantation chronisch Nierenkranker bereits auf über 20 Dialysezentren angewachsen. Bis zum Auf- bau eigener Transplantationsprogramme wurden zeitweise auch die Dialyse-Zentren in Aachen und Münster von Essen aus mitver- sorgt. Außerdem hatte die überregionale Zusammenarbeit bei der Identifizierung von geeigneten Organspendern und nachfolgender „Nierenverschickung“ konkrete Formen angenommen. Die chirur- gischen Transplantationsmethoden wurden an die erfahreneren Kollegen systematisch weiter gegeben, so dass bald ein ständiger Bereitschaftsdienst für die Nierentransplantation zur Verfügung stand. Dabei war Dr. med Justo Medrano-Heredia, der mit aus Köln nach Essen gekommen war, eine große Hilfe.*

* Nach seiner Habilitation 1975 in Essen kehrte er 1978 in seine Heimat nach Spanien zurück, wurde nach Leitung eines kommunalen Krankenhauses in Elche/Alicante und ordentlichem Berufungsverfahren 1990 als Professor für Chirurgie an die dort neu gegründete Miguel Her- nandez-Universität berufen und initiierte u. a. einen sehr erfolgreichen Studentenaustausch im Rahmen des Erasmus-Programm der EU – damals eine Premiere in der klinischen Medizin. Er war Dekan seiner Fakultät und Prorektor für internationale Beziehungen seiner Universität, bevor er in den Ruhestand ging, in dem er noch zahlreiche Ehrenämter bekleidet. 378

Auf dieser Grundlage entwickelte sich das Zentrum zu einem der fünf größten der Bundesrepublik. 1982 wurde die 500. und 1988 die 1.000. Transplantation durchgeführt. Im Oktober 2008 konnten schließlich die 3.000. Nierentransplantation und die 1.500. Leber- transplantation gefeiert werden.

Berichterstattung zur 1.000. Nierentransplantation. 379

Klinik für Anästhesiologie und Intensiv­ medizin (ehemals Institut für Anästhesiologie)

Die gute Zusammenarbeit mit dem Institut für Anästhesiologie unter Prof. Ludwig Stöcker war bei der Etablierung der Nierentrans- plantation von besonderer Bedeutung. Es musste Rücksicht auf die fehlende Ausgleichsfunktion der Niere für Wasser- und Elektrolyt- haushalt sowie meist auf Vorliegen eines Bluthochdrucks genom- men werden. Auch begann die immunsuppressive Therapie direkt nach Fertigstellen der Gefäßverbindung und der Wiederdurchblu- tung des Transplantates – also noch intraoperativ. Vor der Einfüh- rung des Lebertransplantations-Programms im Jahre 1987 wurden gemeinsam mit der Anästhesiologie tierexperimentelle Vorberei- tungen durchgeführt. Die mit den operativen Schritten einher ge- henden Kreislaufumstellungen während der Lebertransplantation konnten dank dieses eingeübten Vorgehens hervorragend gemeis- tert werden. Dabei sei das besondere Engagement des damaligen Oberarztes Priv.-Doz. Ralf Scherer* gewürdigt.

Nach der Emeritierung Stöckers wurde 1996 Prof. Jürgen Peters als Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin berufen, der mit großem Einsatz die Betreuung der nach wie vor wachsenden Transplantations-Programme fortsetzte.

* Inzwischen Professor und Chefarzt der Zentralen Abteilung für Anästhesiologie, Intensivmedi- zin und Notfallmedizin am Evangelischen und Johanniter Klinikum Niederrhein. 380

Abteilung für pädiatrische Nephrologie mit Kinderdialyse-Zentrum

Unter Prof. Fritz Küster wurde 1975 im Rahmen der Kinderklinik eine Abteilung für nierenkranke Kinder unter der Leitung von Prof. Hermann Olbing errichtet. 1977 konnte dort mit Hilfe des „Kurato- riums für Heimdialyse (KfH)“ die Möglichkeit der Dauerdialyse und damit das erste Kinderdialyse-Zentrum Deutschlands geschaffen werden. Folgerichtig entwickelte sich für diese Abteilung mit der Nierentransplantation eine besonders wichtige Ergänzung.

Prof. H. Olbing, Direktor der Abteilung für pädia- trische Nephrologie und Leiter der ersten Kinder- dialyse-Einrichtung der Bundesrepublik. 381

Im Gegensatz zu den Transplantationen der Erwachsenen lag und liegt die Vorbereitung und Nachsorge der nierenkranken Kinder ganz in pädiatrischer Hand. Es bestand die klare Prämisse, bei Kin- dern die Transplantation gegenüber der Dialyse vorzuziehen, da das chronische Nierenversagen vor Eintritt der Pubertät neben anderen Problemen zu einem erheblichen Minderwuchs führt.

In erster Linie bei fehlendem Leichen-Spenderorgan wurde auch aus den oben genannten Gründen die sogenannte Nieren-Lebend- spende eines Elternteiles in Betracht gezogen. Dieses Vorgehen er- forderte sehr sorgfältige Aufklärungsgespräche mit dem/der mög- lichen Spender/in. Bei allen künftigen Verteilungsregeln von Nieren Verstorbener wurde den Kindern ganz allgemein Vorrang zugebilligt.

Als besonders engagierte Kollegin erwies sich bei dem gesamten Programm die Kindernephrologin Frau Dr. Christa Feldhoff, die in- zwischen leider verstorben ist. Sie hatte sowohl die Vorbereitung der Kinder in der Hand, beteiligte sich kritisch an der Spenderauswahl und widmete sich intensiv der Nachsorge. Dank der erfreulichen Ergebnisse wurden bald auch Kinder aus Münster aus der Obhut

Für alle Beteiligten war der Fall eines 2-jährigen Mädchens besonders eindrucksvoll, bei dem eine Bauchfelldialyse in der Vorstellung begon- nen worden war, dass das Nierenversagen nur vorübergehender Natur sei. Als sich das als Irrtum erwies, entschloss man sich nach langer Dis- kussion zu einer Transplantation, die sehr rasch mit einer Kinderniere möglich wurde. Mit Freuden konnte man das Heranwachsen über mehr als 20 Jahre verfolgen, auch wenn inzwischen eine zweite Transplanta- tion notwendig wurde und eine dritte bevorsteht. 382

von Frau Prof. Monika Bulla zur Durchführung der Transplantation übernommen. Nach der Emeritierung von Olbing am 29.2.1996 übernahm Frau Prof. Anna-Margarete Wingen kommissarisch die Abteilung mit großem Elan und führt auch nach Wiederbesetzung des Lehrstuhles „Pädiatrische Nephrologie“ durch Prof. Peter Hoyer die Betreuung im Dialyse- und Transplantationsbereich weiter.

Seit Übernahme der Klinik durch Hoyer hat sich das Transplan- tationsspektrum weiter fortentwickelt und genießt inzwischen hohes internationales Ansehen. Der Forschungsschwerpunkt im Transplantationsprogramm liegt bei der Pharmakotherapie und Im- munsuppression nach Leber- und Nierentransplantation, dem Ein- fluss genetischer Faktoren auf den Verlauf der Transplantatfunktion und dem Chimärismus nach Organtransplantation. Darüber hinaus wird die Anwendung von Leberersatzverfahren im Kindesalter be- arbeitet.

Insgesamt sind seit den siebziger Jahren 319 Nieren-, 195 Leber- teil- und 15 Simultan-Transplantationen von Leber und Niere in der Chirurgie an Kindern durchgeführt worden. Damit ist dieses Pro- gramm eines der bedeutendsten in Deutschland.

Ethische Fragen zur Organspende

Das völlig neuartige Verfahren der Organtransplantation warf viele Fragen ethisch-ärztlicher Natur auf. In ärztlicher Selbstverwal- tung wurden ethische Grundsätze zur Organspende, Todesfeststel- lung und schließlich Organverteilung zusammen mit Ethikern und 383

Juristen entwickelt, die in wesentlichen Teilen in die spätere Gesetz- gebung einflossen. Einige Überlegungen dazu sollen hier behandelt werden.

Die Herkunft der Organe stellt ein Problem dar, das bis heute kontrovers diskutiert wird. Zwar fand die erste erfolgreiche Nieren- transplantation zwischen eineiigen Zwillingen statt; damals war die Dialyse noch im Entwicklungsstadium und der nierenerkrankte Zwilling wäre an seiner Krankheit ohne Transplantation verstorben. Schließlich kann der Nierengesunde auch mit nur einer Niere gut leben. Dennoch gab es Bedenken, da die Nierenentnahme für den Spender keine Heilmaßnahme, sondern eine körperliche Beeinträch- tigung darstellte. Im ethischen Diskurs argumentierte man deshalb, dass es einen psychischen Schaden für den Spender bedeuten wür- de, wenn man ihm nicht die Chance gäbe, seinem Bruder durch die Spende, das heißt den körperlichen Schaden, das Leben zu retten.

In der weiteren Entwicklung der Organtransplantation gewann die Organentnahme vom Toten – zunächst nach irreversiblem Herz- stillstand, später nach Hirntodfeststellung – wesentliche Bedeu- tung. Dabei wurde im Vorfeld einer Gesetzgebung der Organtrans- plantation das Problem des Hirntodes sehr kontrovers diskutiert.

Demgegenüber schien die Organspende vom Lebenden die Öf- fentlichkeit weniger zu bewegen. Hier stehen sich zwei Positionen gegenüber: Die eine verweist auf das alte ärztliche Gebot: „Nil ­nocere“ (Vor allem nicht schaden!) sowie die Problematik einer wirklich ­altruistischen Spende und hält dies für so gravierend, dass nur unter besonderen Voraussetzungen – etwa bei Eltern für ein Kind – 384

und nur als subsidiär, wenn kein postmortales Organ in vernünf- tiger Zeit gefunden wird, davon Gebrauch gemacht werden sollte. Der andere Standpunkt sieht den Kranken im Mittelpunkt: bei dem gravierenden, noch zunehmenden Organmangel unter der Bedin- gung der völligen Freiwilligkeit und körperlichen Gesundheit des Spenders sollen grundsätzlich keine weiteren Einschränkungen be- stehen. Eine Entschädigung für den Spender über Operations- und Rehabilitationskosten hinaus wird immer wieder diskutiert, vorran- gig sollte aber dafür gesorgt werden, dass der Spender in künftigen Versicherungsfragen einem Gesunden gleichgestellt wird. Diese Positionen werden hier erwähnt, weil sie für das Essener Zentrum nacheinander bestimmend waren und die zweite Version in abge- milderter Form weiter gültig ist. Die Befürwortung einer forcierten Lebendspende gerade auch im Bereich der Lebertransplantation führte zur Einrichtung einer klinischen Forschergruppe, die zu wich- tigen wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt hat und inzwischen in die zweite Förderungsperiode eingetreten ist (sh. Seite 412).

Die Organentnahme vom Toten, anfangs erst nach Kreislaufstill- stand, kommt nur für Organe infrage, die eine gewisse ­Ischämie „er- tragen“. Eine Herzverpflanzung ist aber grundsätzlich nur sinnvoll bei noch intaktem Kreislauf, also auch funktionierendem Herzen. Auch bei der Verpflanzung von Leber, Lunge, Niere und Pankreas sind die Chancen für den Erfolg beim Empfänger ungleich günsti- ger, wenn die Organentnahme bei noch erhaltenem Kreislauf erfol- gen kann. Ein solcher Zustand tritt beim Hirntod ein, der erst mit den modernen Wiederbelebungsmaßnahmen und Entwicklung von Intensivstationen unter künstlicher Beatmung diagnostiziert werden konnte. Diese Situation führte zu dem Dilemma, erkennen 385

zu müssen, dass das Gehirn bereits abgestorben war, obwohl der Betroffene den Eindruck eines Tiefschlafenden machte. Hinzu kam, dass nun auch Philosophen und Juristen über die gültige Todesde- finition mit den Medizinern in Streit gerieten. Erst das schließlich 1997 verabschiedete Transplantationsgesetz (TPG) brachte eine ge- wisse Beruhigung, weil eine sogenannte erweiterte Zustimmungs- lösung als Kompromiss gefunden wurde. Bei dieser Lösung kön- nen Organe vom Verstorbenen nur entnommen werden, wenn er zu Lebzeiten eine Einverständniserklärung abgegeben hat oder seine Angehörigen nach entsprechender Aufklärung zustimmen.

Ein wichtiges Thema ist die Verteilungsgerechtigkeit bei den postmortalen Organspenden, vor allem nachdem sich ein zuneh- mender Organmangel entwickelte. Die Formeln von Erfolgsaussicht und Dringlichkeit als generelle Kriterien umschreiben den Versuch, medizinischen Aspekten ganz den Vorrang zu lassen.

Zur Vermeidung von Interessenkonflikten wurde der Grundsatz entwickelt, dass die Hirntodfeststellung nur von Ärzten erfolgen darf, die in die Organspende und -transplantation nicht involviert sind. Als für diese Aufgabe zuständige Spezialisten ergaben sich Neurologen und Neurochirurgen, da sie in der Regel mit entspre- chenden Situationen nichts zu tun haben. 386

Kliniken für Neurochirurgie und Neurologie

Es war von Anfang an klar, dass die erst seit Einführung der ­Intensivmedizin und effektiver Wiederbelebungsmaßnahmen zu beobachtende Hirntodsituation ein spezielles diagnostisches Vor- gehen erforderte. Ebenso klar war aber auch, dass Neurologen und Neurochirurgen, die die Therapie ihrer Patienten verfolgten und bei erkennbar infauster Prognose ihre Bemühungen einstellten, drin- gend an die Aufgabe der Todesfeststellung bei weiter bestehender Herzkreislauffunktion im Interesse von wartenden Kranken heran- geführt werden mussten. Dass dies gelang, war den Direktoren der Kliniken für Neurochirurgie und für Neurologie, den Professoren Wilhelm Grote und Hans-Joachim Lehmann sowie ihren Oberärzten zu verdanken. Auch ihre Nachfolger, Prof. Dietmar Stolke und Prof. Hans-Christoph Diener erwiesen sich als äußerst kooperative Part- ner. Es war darüber hinaus dringend notwendig, gemeinsame Öf- fentlichkeitsarbeit zu leisten. Dazu dienten sowohl Veranstaltungen für die Ärzteschaft insgesamt wie auch Werbung bei Laien an öf- fentlichen Plätzen oder mit (sportlichen) Aktionstagen. Mit Beginn des Lebertransplantations-Programms wurde die Zusammenarbeit mit den Neurologen intensiviert, da die verschiedenen Stadien des Leberkomas für Indikation und Therapie an Bedeutung gewannen. 387

Das immunologische Problem

Wie bereits oben ausgeführt, waren die Ergebnisse von Dialyse und Transplantation anfänglich nicht vergleichbar. Die Abstoßung eines fremden Gewebes oder implantierten Organs ist die normale Abwehrreaktion des Organismus gegen das Eindringen von Fremd- material, im weitesten Sinne vergleichbar mit der Reaktion des Organismus auf Erreger wie Bakterien, Viren oder Parasiten. Jedes transplantierte Organ wirkt als Antigen, das zur Antikörperbildung im „Wirtsorganismus“ Anlass gibt. In manchen Fällen sind im Emp- fängerorganismus durch frühere Blutgaben oder bei Frauen durch Schwangerschaften bereits Antikörper entstanden, die zum akuten Abstoßen des Transplantates führten – manchmal direkt auf dem Operationstisch bei Wiederdurchblutung des Organs. Vergleichbar einer Kreuzprobe vor einer Blutübertragung musste deshalb immer eine entsprechende Untersuchung kurz vor der Transplantation erfolgen. Nach Entdeckung der Gewebemerkmale (HLA-System) und ihrer Bedeutung für die Organtransplantation hatte Prof. Jan J. van Rood 1967 Eurotransplant in Leiden gegründet, um durch „Organaustausch“* die Ergebnisse der Transplantation zu verbessern.

* Der Organaustausch zielte auf bestmögliche Gewebeübereinstimmung von Transplantat- und Empfänger-Merkmalen. Zur Verwirklichung wurde ein Zentralregister der auf eine Niere war- tenden Kranken in Leiden mit dem Namen „Eurotransplant“ eingerichtet. Zunächst waren die folgenden Länder angeschlossen: Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich und Deutsch- land. Inzwischen gehören Slowenien und Kroatien noch dazu. 388

Schon früh hatten die Essener Transplantationspläne zur Zu- sammenarbeit mit van Rood geführt. Der spätere Oberassistent am In­stitut für Medizinische Virologie und Immunologie Dr. Jörg Bertrams* hospitierte bereits 1968 in Leiden im Vorfeld des eigent- lichen Transplantationsbeginns und vor Gründung des Essener Ins­ titutes (1972). Der Institutsleiter Prof. Ernst Kuwert hatte sich von Anfang an sehr für das Transplantationsprojekt engagiert, obwohl der Schwerpunkt seiner Forschung auf virologischem Gebiet lag (s. Kapitel „­Infektiologie und Immunologie“, Seite 442). Er gründete eine Arbeitsgruppe „Immunologische Genetik“, deren Leitung 1978 Professor Hans Grosse-Wilde übernahm. 1983 wurde daraus das Ins- titut für Immungenetik. Aufgrund der dort gesammelten Erfahrung und der ständigen Bereitschaft des Labors für den immunolo­gischen Spender- und Empfänger-Abgleich entwickelte sich die Abteilung als Zentrum auch für Aachen, Münster und schließlich Bochum. ­Grosse-Wilde nahm auf dieser Grundlage maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung seines Fachgebietes sowohl in Deutschland als auch im übrigen Eurotrans­plantbereich.

Mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an van Rood ehrte die Medizinische Fakultät 1988 anlässlich ihrer 25-Jahr-Feier seine Ver- dienste um die Erforschung der Gewebemerkmale und die prakti- sche Umsetzung seiner Erkenntnisse durch die Gründung von Euro- transplant.

Nach einer Neuordnung im Bereich der Immunologie und der Transfusionsmedizin im Jahre 2008 ist das Gewebetypisierungsla-

* Chefarzt seit 1976 der Abteilung für Laboratoriumsmedizin am Elisabeth-Krankenhaus Essen, seit 1995 des Zentrums für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie des Elisabeth-Kranken­ hauses und der Kliniken Essen-Mitte. 1982 wurde er zum apl. Prof. ernannt. 389

bor dem Institut für Transfusionsmedizin unter der Leitung von Pro- fessor Peter Horn zugeordnet worden. Das dürfte der Entwicklung geschuldet sein, dass die Bestimmung der Gewebemerkmale für die Transplantation dem Blutgruppenabgleich bei Bluttransfusionen gleichgestellt wurde.

Das weitere Umfeld

Aufgrund der bereits mitgebrachten klinischen Erfahrungen von Eigler verzichtete der damalige Direktor der urologischen Klinik Prof. Paul Mellin auf ein eigenes Nierentransplantationspro- gramm. Stattdessen entwickelte sich eine enge Kooperation im Hinblick auf Diagnostik und Therapie bei Beeinträchtigungen der ableitenden Harnwege, die angesichts der Immunsuppression häu- figer zu erwarten waren als beim Nierengesunden. Auf der geschil- derten Grundlage entwickelte sich auch die Zusammenarbeit mit den Nachfolgern von Mellin, den Professoren Rudolf Hartung und Herbert Rübben.

Im Institut für Medizinische Mikrobiologie unter Prof. Götz Lin- zenmeier wurde von Anfang an eine differenzierte und akute Diag- nostik etabliert. Dabei spielte die gezielte Antibiotikatherapie eine wichtige Rolle. Unter seinen Nachfolgern, Prof. Rainer Ansorg und jetzt Prof. Jan Buer, waren mit den weiteren Organtransplantationen erneut Herausforderungen zu bestehen. Das Problem der Absto- ßungsbehandlung führte aufgrund aggressiverer Therapieformen 390

zu häufigeren Infektionen lokaler, aber auch allgemeiner Natur. Da- bei traten seltenere Erreger mit besonderer Virulenz auf. Das bedeu- tete eine entsprechend engmaschige Überwachung durch Virologie und Bakteriologie und jeweils spezifische Beratung.

Das Institut für Medizinische Virologie wurde 1972 formal ge- gründet und stand unter der Leitung von Prof. Kuwert bis zu dessen frühem Tod. Da bei immunsupprimierten Patienten atypische und seltene Virusinfektionen auftreten können, war insbesondere un- mittelbar postoperativ bei allen Transplantierten eine entsprechen- de Überwachung dringend geboten. Nach Übernahme des Institutes durch Prof. Michael Roggendorf wurde eine intensive Bearbeitung der Hepatitis-Viren-Diagnostik und -Therapie fortgeführt. Mit Be- ginn des Lebertransplantationsprogramms nahm die Bedeutung virologischer Befundung und Untersuchung fortbestehender Virus- last bei Patienten mit Leberzirrhose infolge Leberentzündungen zu. Entsprechende therapeutische Ansätze werden auch im Rahmen der klinischen Forschergruppe „Leberlebendspende“ verfolgt.

Das Institut für Pathologie und Neuropathologie

Zur Absicherung einer beginnenden Organabstoßung war letzt- lich die histologische Einordnung maßgebend. Durch das Entgegen- kommen des damaligen Direktors der Pathologie, Prof. Walter Mül- ler, erfolgte über längere Zeit eine parallele Beurteilung durch den Tübinger Pathologen Prof. Adalbert Bohle, mit dem seit der Kölner Transplantationserfahrung Eiglers ein enger Kontakt bestand. Das 391

wurde nach Übernahme des Lehrstuhls durch Prof. Lutz-Dietrich Leder ähnlich gehandhabt. Zur Zeit der Übernahme (1998) des Pa- thologie-Lehrstuhls durch Prof. Kurt Werner Schmid hatten die An- forderungen an die histologischen Befundungen im Rahmen der verschiedenen Transplantationsprogramme sprunghaft zugenom- men, so dass 2002 die Berufung von Prof. Hideo Andreas Baba auf eine Professur für Transplantationspathologie erfolgte; es handelte sich zu diesem Zeitpunkt um die erste in Deutschland geschaffene Professur im Fach Pathologie mit dem Schwerpunkt „Transplanta- tionspathologie“. Am Institut für Pathologie und Neuropathologie besteht dadurch Expertise für alle Fragestellungen der Transplan- tationspathologie; darüber hinaus ist sichergestellt, dass Transplan- tatbiopsate in der Regel am Entnahmetag und gegebenenfalls an Wochenenden befundet werden, was die Voraussetzung für ein schnelles Eingreifen bei Abstoßungskrisen darstellt. Für die Ruhr- landklinik (seit 2009 eine Tochter des Universitätsklinikums) wurden bereits 2003 die Abstoßungsdiagnosen nach Lungentransplantation übernommen.

Institut für Röntgendiagnostik

Über die grundsätzliche Bedeutung radiologischer Diagnostik in der frühen Transplantationsära schon unter Prof. Eberhard Löhr und seinen Nachfolgern hinaus hat sich unter Prof. Michael Forsting im Kontext von Lebertransplantationen ein Schwerpunkt „präope- rativer Evaluation potentieller Leberlebendspender mittels CT und MRT und unter Einsatz neuer Techniken“ herausgebildet. Außerdem ist mit der Stiftungsprofessur für Biomedizinische Bildgebung seit 392

November 2004 unter Prof. Dr. sc. techn. Mark E. Ladd eine inter- national anerkannte Arbeitsgruppe im Bereich der Magnetreso- nanz-Tomographie mit wegweisenden Arbeiten zur Verbesserung der bildgebenden Diagnostik und Stärkung der Forschungsschwer- punkte, insbesondere auch der Transplantationen, entstanden.

Das logistische Problem und seine finanzielle Lösung

Die Zahl der Transplantationen nahm zwar zu, sie blieb dennoch im Vergleich zu den Nachbarländern Deutschlands deutlich zurück.

Zur Bewältigung der Probleme der sich parallel zur Nierentrans- plantation entwickelnden Heimdialyse war 1969 das „Kuratorium für Heimdialyse (KfH)“ gegründet worden. Da das Ziel des KfH die bestmögliche Versorgung chronisch Nierenkranker war, ergriff der Vorstand auch die Initiative für die Nierentransplantation. Auf Ver- mittlung des Münsteraner Internisten und Präsidiumsvorsitzen- den, Prof. Heinz Losse, kam es zu Gesprächen mit den beiden Vor- standsvorsitzenden des KfH, Dr. h. c. Klaus Ketzler und Prof. Wilhelm ­Schoeppe*, und Prof. Eigler in Frankfurt über die Gründe für die deutschen Defizite.

Die völlig neuartige Situation in der Medizin, dass das Schicksal untereinander in der Regel nicht bekannter und örtlich getrennter Menschen, nämlich des postmortalen Organspenders und mindes- tens eines Transplantatempfängers, miteinander verknüpft werden musste, führte zu organisatorischen Problemen, die mit den bisheri-

* Zugleich Gründer des KfH im Jahre 1969. 393

gen Möglichkeiten nur in beschränktem Maße zu bewältigen waren. Die zusätzliche ärztliche und pflegerische Leistung ständiger Bereit- schaft zur notfallmäßigen Organentnahme und -transplantation war mit dem damaligen kameralistischen System nicht in Einklang zu bringen. Im Hinblick auf die Optimierung der Ergebnisse musste nicht nur ein Register für die auf ein Transplantat wartenden Patien- ten zum Abgleich mit dem Zentralregister bei Eurotransplant in Lei- den angelegt werden, sondern jederzeit die Möglichkeit zur Hilfe* bei der Organspende geschaffen und dann der Transport organisiert werden. Das galt besonders dann, wenn Ort der Organspende und -transplantation nicht identisch waren, bzw. beide außerhalb Essens lagen. Was im Anfang vom Kliniksekretariat mit übernommen wur- de, musste mit zunehmendem Umfang auf Dauer institutionalisiert werden.

Eine etwas ungewöhnliche Situation spielte sich in der Anfangszeit ab, als der Transplanteur nach einer Abendeinladung mit seiner Frau im Hause des Urologen Prof. Mellin um Mitternacht nach Hause kam und nach kurzem Tiefschlaf durch das Telefon geweckt wurde: „Grüezi!“ schallte es. Ein Züricher Kollege teilte auf Schwyzerdütsch mit, dass für einen Essener Patienten eine passende Niere in Zürich* zur Verfügung stünde. Sie würde mit dem ersten Linienflug nach Düsseldorf geschickt und man solle für den Weitertransport nach Essen sorgen. Bei solcher Meldung musste der Essener Chirurg zunächst seine Sinne sammeln, ehe er die Botschaft dankbar quittierte. Doch bei dem Versuch, die Klinik zu benachrichtigen, kam mindestens dreimal erneut das „Grüezi“ aus dem Hörer, bis beide Gesprächsteilnehmer beschlossen, mit dem nächs- ten Versuch etwas zu warten. Trotz des Schlafdefizits lief am Morgen in der Klinik alles gut: die Niere konnte erfolgreich transplantiert werden.

* Schon früh hatten die wenigen aktiven Zentren einen internationalen Austausch nach den Gewebemerkmalen organisiert.

* So auch die Vermittlung von neurologischen bzw. neurochirurgischen Konsiliarärzten/innen zur Hirntodfeststellung. 394

Gemeinsam mit dem Verwaltungsdirektor des Universitäts­ klinikums Essen, Eberhard Wolff, dem KfH-Vorsitzenden und der AOK Rheinland kam man überein, dass die Kostenabrechnung für Nie- rentransplantationen gesondert über das KfH erfolgen sollte. Das KfH würde damit in die Lage versetzt werden, je nach Bedarf pfle- gerische, apparative oder bauliche Defizite zu beseitigen. Da Essen sich inzwischen über die Grenze zwischen Rheinland und Westfalen nach Westfalen hin zum Transplantationszentrum auch für den Bo- chumer und Münsteraner Bereich entwickelt hatte, schien es rat- sam, die westfälischen Krankenkassen vertraglich mit einzubinden. Dies scheiterte jedoch an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der westfälischen Seite mit dem Effekt, dass dieses ursprüngliche Essener Modell zuerst im offensichtlich pragmatischeren Bayern als „Münchner Modell“ umgesetzt wurde. Erst später konnte auch Essen von dieser Konstruktion profitieren. Die unbürokratische und situationsgerechte Hilfe durch das KfH hat gerade auch im Essener Zentrum sehr zu einer positiven Entwicklung beigetragen.

So wurde 1975 die personelle Unterstützung zum Aufbau des Transplantationszentrums durch das KfH geschaffen. Ab 1979 kam ein von Studenten geleisteter 24-Stunden-Bereitschaftsdienst hinzu, der ebenfalls vom KfH finanziert wurde. Später wurde außerdem ein studentischer Dienst für die Organperfusion zur Konservierung eta- bliert. Entsprechend der zunehmenden Bedeutung der Gewebetypi- sierung für den Organaustausch über Eurotransplant wurde das im- munologische Labor personell unterstützt. Neben dem pflegerischen Bereich wurden so vor allem die Zusammenarbeit zur Organspende 395

und die Logistik mit Eurotransplant zur Organvermittlung nach Ge- webemerkmalen intensiviert. Das KfH erkannte bald auch die drin- gende Aufgabe der Organspendewerbung und übernahm deshalb die Koordinierung der inzwischen erfolgten zahlreichen Gründun- gen für denselben Zweck im „Arbeitskreis Organspende“. Dafür wur- de ein eigenes „Mobil“ angeschafft, wie es die Abbildung zeigt. Als besondere Errungenschaft erwies sich die Herausgabe eines Organ- spendeausweises mit einer Telefonnummer für Beratung rund um die Uhr von der Zentrale in Neu-Isenburg bei Frankfurt.

Organspende-Aktivität: Dr. h. c. K. Ketzler, Vorstands- vorsitzender des KfH und des Arbeitskreises Organspende, zusammen mit Prof. F. W. Eigler vor einem für die Werbung um Organspende zur Verfügung gestellten Wagen Ende der 70er Jahre. 396

Aufgrund der Kontakte über die Möglichkeiten der Transplanta- tionsverbesserung in Deutschland wurde Eigler bereits 1975 in das Präsidium des Kuratoriums (KfH) berufen, wo er bis 1995 die Belange der Nierentransplantation vertrat. Auf seinen Vorschlag hin wurde das KfH bei inzwischen erweiterter Aufgabenstellung in „Kurato- rium für Dialyse und Transplantation“ umbenannt, bei Beibehal- tung des Kürzels „KfH“.

Die Einführung des effektiveren Ciclosporins als Immunsuppres- sivum Anfang der 80er Jahre ermöglichte nun ebenfalls erfolgrei- che Transplantationen von Herz, Leber und schließlich Pankreas und Lunge. Dadurch nahmen die logistischen Probleme zu. Auch hier gab das KfH Hilfestellung: Da das KfH satzungsgemäß nur für nephro- logische Probleme zuständig war, gründete es 1984 aus sich heraus die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) als seine Tochter. Eigler war von 1984 bis 1996 Mitglied des Stiftungsrats der DSO. Die DSO förderte als bundesweite Koordinierungsstelle Organspende, -entnahme und -transport. In diesem Zusammenhang kamen wei- tere Personalstellen im Klinikum Essen dazu.

Ein nicht unwichtiges Detail der Unterstützung des Essener Zentrums durch das KfH stellt die Fertigstellung der Transplantationszentrale im obersten Geschoss des Operativen Zentrums II (OZ II) dar. Als nämlich mit dem Innenausbau des OZII begonnen war, fiel auf, dass ein Raumbe- reich hinter der Station auf Ebene B 4 in relativ rohem Zustand blieb. Auf Nachfrage erfuhr man von der Bauleitung, dass aus baulichen Gründen die Räumlichkeit zwar erstellt, aber nicht im Raumnutzungsprogramm vorgesehen sei. Sofort nahm sich das KfH des Problems mit vernünfti- gem Ergebnis an: Bis heute arbeitet dort das Transplantationsbüro. 397

Im Juli 1997 wurde nach Verabschiedung des deutschen Trans- plantationsgesetzes die Trennung der Wartelistenführung von der Organisation der Organspende vorgenommen. Das bedeutete, dass die Transplantationszentren die Organisation der Wartelisten mit eigenem Personal weiterführen mussten und die DSO sich ganz der Koordination der Organspende einschließlich Fort- und Weiterbil- dung in den Kliniken widmen sollte. Die Gründung dieser Koordi- nierungsstelle mit 7 bundesweiten Zentralen wurde im Jahre 2000 vollzogen. Im Universitätsklinikum Essen hatte das zur Folge, dass das DSO-Personal ausgegliedert und teilweise in der DSO-Zentra- le in Düsseldorf (heute in Essen) angestellt wurde. Die Führung der Wartelisten und die Organisation der Transplantationen selbst werden seitdem von Angestellten des Universitätsklinikums Essen durchgeführt.

Sehr bald wurde deutlich, dass die Besonderheiten der Trans- plantation nach entsprechenden Regulierungen verlangten. Da eine staatliche Lösung auf absehbare Zeit nicht in Sicht war, ergriffen die interessierten und engagierten Ärzte aus den deutschen Trans- plantationszentren selbst die Initiative und verständigten sich über die einzuhaltenden Maßnahmen bei Organspende, wie Umgang mit den Angehörigen der Spender, Konservierung und vor ­allem Verteilung der Organe. Wesentliche Impulse dazu kamen aus dem ­Hannoveraner Zentrum unter Prof. Rudolf Pichlmayr und von dem Göttinger Juristen, Prof. Hans Ludwig Schreiber, aber angesichts des schnell wachsenden Programms zunehmend auch aus Essen. Die Bundesärztekammer war für die Koordinierung der Aktivitäten ein wichtiger Kristallisationspunkt. 398

Die Nierenverpflanzung als Schrittmacher der Organtransplantation

Bedenkt man, wie viel Pionierarbeit mit der Organtransplan- tation im rein Medizinischen, aber auch im Organisatorischen zu ­leisten war, so kommt man nicht umhin, den Beginn mit der Trans- plantation der Niere – und nicht eines anderen Organs – als glück- lichen Umstand zu bewerten.

Während die Versuche mit anderen Organen an unzureichender Wirkung oder zu großen Nebenwirkungen der früheren immunsup- pressiven Medikamente scheiterten, ergaben sich nach einiger Erfah- rung bei der Nierentransplantation im Verein mit der Beachtung der Gewebemerkmale bald Erfolge, die im Vergleich zur Dialyse gleich- wertig und bald besser waren. Darüber hinaus war das Leben der Empfänger bei Versagen des Transplantates nicht gefährdet, weil sie von der Möglichkeit der Dialyse aufgefangen wurden. So konnte das völlig neuartige Netzwerk von Dialyse-Zentren, Organspende- und medizinischer Vergabe-Organisation und den kooperierenden Trans- plantationszentren entwickelt und eingeübt werden, bevor die übri- gen Organtransplantationen ihre Anfangsschwierigkeiten überwun- den hatten und als Heilmethoden in der Klinik anerkannt wurden.

Die schrittweisen Verbesserungen der Immunsuppression führ- ten dazu, dass Nierentransplantierte nicht stärker belastet wurden als Patienten mit Dauerdialyse. Schon bei der ersten wirklich erprob- ten Therapieform mit dem Zellgift Azathioprin (Imurek)® und der Kortikosteroidunterstützung waren die Langzeitergebnisse besser als mit alleiniger Dialysebehandlung. Ein wirklicher Durchbruch ge- 399

lang aber erst mit dem von dem Schweizer Pharmakologen Jean- Francois Borel entdeckten Cyclosporin (Ciclosporin)®. Die erhebliche Verbesserung der Ergebnisse bei der Nierentransplantation verhalf dem Medikament nicht nur zu einem Siegeszug bei dieser Therapie, sondern ermutigte weltweit zur klinischen Einführung der Trans- plantationen von Leber, Herz, Pankreas und Lunge. ­Inzwischen ste- hen noch weitere verschiedene Immunsuppressiva zur Verfügung.

Schema einer Lebereinpflanzung: Die untere Hohlvene wird ober- und unterhalb der Leber mit dem Hohlvenenstück und den einmündenden Lebervenen (nicht sichtbar) des Transplantates verbunden. Außerdem müssen Leberarterie, Pfortader und Gallen­ wege angeschlossen werden. Die Gallenblase wird vorsorglich entfernt. 400

Lebertransplantation

In Essen konnte man auf die dargestellte große Erfahrung bei der Behandlung chronisch Nierenkranker zurückschauen. Dennoch wurde die Einführung der Lebertransplantation im Hinblick auf die räumliche Beengtheit der Klinik wegen der ständigen Verschiebung eines Neubaus hinaus gezögert. Das Programm wurde mit tier- experimentellen Untersuchungen und Gastaufenthalten in der Pichlmayr’schen Klinik in Hannover und bei Sir Roy Calne in Cam- bridge vorbereitet. Schließlich erfolgte die erste Lebertransplanta- tion in Essen am 28. September 1987.

Dank der eingefahrenen Infrastruktur, der Aktivitäten in der Organspende mit der DSO und der Zusammenarbeit mit Eurotrans- plant konnte sich auch dieses Programm schnell entwickeln. Zu- sätzliche Impulse kamen durch Gastaufenthalte bei Prof. Christoph Broelsch in Chicago, Illinois, USA, und Prof. Paul McMaster in Birming- ham, United Kingdom. Da die Lebertransplantation rein operativ – es müssen unter schwierigen Bedingungen 4 Gefäßanastomosen und ein Gallenwegsanschluss hergestellt werden, wie es die Abbil- dung auf Seite 399 schematisch veranschaulicht – die schwierigste und zeitintensivste unter den gängigen Organtransplantationen ist, forderte das Programm das Operationsteam besonders heraus. Bei der Lebertransplantation spielte sowohl bei der Indikationsstellung wie der Weiterbetreuung die Abteilung für Gastroenterologie unter Prof. Harald Goebell eine wichtige Rolle. In gemeinsamen wöchent- lichen Besprechungen konnten die jeweiligen Erfahrungen schnell in praktisches Handeln umgesetzt werden. Gerinnungsprobleme, die die Lebertransplantation besonders gefährden können, wurden 401

dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Experten und Laborleiter Prof. Dietrich Paar in der Regel schnell bewältigt. Eine weitere Voraussetzung war die stete Bereitschaft des Institutes für Transfusionsmedizin, da die Operationen zeitlich kaum planbar wa- ren und meist nachts erfolgten. Prof. Norbert Müller war nicht nur in der Anfangsphase für die vermehrten Anforderungen ein immer verständnisvoller Ansprechpartner.

Bis Anfang 1998 konnten mehr als 500 Operationen durchge- führt werden. Darunter sind besonders erwähnenswert 30 soge- nannte Leberteilungen (Split-Leber-Technik) in Korrespondenz mit den Programmen in Groningen, Tübingen, Brüssel und Hamburg*.

Außerdem wurden 62 Retransplantationen bei akutem oder chronischem Transplantatversagen und 10 sogenannte auxiliäre Transplantationen durchgeführt. Das letztgenannte Verfahren hat für Patienten mit akutem, aber nur vorübergehendem Totalausfall der Leber den Vorteil, dass nach Erholung der eigenen Leber die bis dahin gegebene Immunsuppression abgesetzt werden kann. Dann wird die hilfsweise transplantierte Teilleber abgestoßen und kann in der Regel dem folgenden Schrumpfungsprozess überlassen werden. Diese Leistungen wurden wesentlich von dem damaligen Oberarzt Privatdozent Jochen Erhard getragen, der 1998 zum apl. Professor ernannt wurde und die Chirurgischen Kliniken des Evangelischen und Johanniter Klinikums Niederrhein in Duisburg-Nord und Dins- laken leitet.

* Bei einer Leberteilung für die Transplantation bei zwei Empfängern in verschiedenen Zentren ist eine Absprache zwischen den jeweils kooperierenden Zentren notwendig, da nicht alle Leber- zentren mit der Methodik vertraut sind. 402

In Kooperation mit der Herzchirurgie wurden zwei kombinierte Lungen- und Leber-Transplantationen durchgeführt, und zweimal waren gleichzeitige Leber-Nieren-Transplantationen notwendig.

Als Prof. Christoph Broelsch am 1. April 1998 die Abteilung für All- gemeine Chirurgie übernahm, konnte er auf dem Geleisteten weiter bauen, zumal ihm eine große personelle Unterstützung gewährt wurde. Er war Schüler von Pichlmayr, dem frühverstorbenen Pionier der Lebertransplantation in Deutschland, und hatte sich insbeson- dere bei der Technik der Teilleberentfernung vom Lebenden für die Transplantation bei Kindern mit Leberinsuffizienz international einen Namen gemacht. Er war Professor für Allgemeine Chirurgie und Leiter

Prof. Dr. h.c. mult. Ch. Broelsch bei einer Lebertransplantation. 403

der gleichnamigen Abteilung mit Schwerpunkt hepato-pankreatiko- biliäre Chirurgie und Transplantation am Department of Surgery der Universität von Chicago und Direktor der Abteilung für Allgemeinchi- rurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, bevor er den Ruf nach Essen annahm. Hier führte er das Verfahren der Teilleberlebendspende nun auch für Erwachsene ein. Trotz der an- gesprochenen Problematik (sh. Seite 383) hat sich gerade durch das Leberlebendspendeprogramm die internationale Anerkennung des Essener Transplantationszentrums verstärkt. Folgerichtig ist für diese Problematik eine Klinische Forschergruppe der DFG eingerichtet wor- den, deren Sprecher derzeit der Direktor der Klinik für Gastroenterolo- gie und Hepatologie (seit 1998), Prof. Guido Gerken, der internistische Partner der Lebertransplantation ist. (sh. Seite 412)

Nach Broelschs Suspendierung 2007 hat sich die Intensität des Transplantationsprogramms unter dem kommissarischen Direktor Prof. Andreas Paul weiter entwickelt. Er hatte sich 1996 in Köln unter Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Troidl habilitiert und wechselte 2002 als Ober- arzt nach Essen, wo er im selben Jahr zum außerplanmäßigen Pro- fessor ernannt wurde.

Pankreas-Nierentransplantation

In einzelnen Fällen von chronischem Nierenversagen bei Diabe- tikern vom Typ I – vor allem bei Jugendlichen – wurden seit 1990 kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantationen vorgenommen. Bei diesen Kranken besteht die Problematik, dass eine Transplantation in aller Regel eine lebenslange immunsuppressive Therapie erfor- 404

dert. Da bei der Insulintherapie inzwischen auch bedeutende Fort- schritte gemacht wurden, ist die alleinige Pankreastransplantation nur bei besonderen Konstellationen streng indiziert. Ist durch den Diabetes aber bereits ein chronisches Nierenversagen eingetreten und deshalb eine Nierenverpflanzung dringend wünschenswert, ist die gleichzeitige Übertragung des Pankreas zur Beseitigung des Diabetes sehr sinnvoll.

Vor Beginn dieses Programms wurden neueste Informationen über Indikation und Nachbehandlung in München bei Prof. Walter Land eingeholt, der damals das größte Programm für simultane Pankreas-Nieren-Transplantationen in Deutschland aufgebaut hat- te. In Essen betreute Prof. Wolfgang Niebel bis zum Leitungswechsel der Klinik 1998 das Programm. Prof. Andreas Paul hat aufgrund sei- ner Kölner Erfahrungen das Programm seit 2007 intensiviert. Ins- gesamt wurden bisher in Essen 65 derartige Transplantationen mit guter Rehabilitation durchgeführt.

Herz- und Lungentransplantation

In der Abteilung für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie unter Prof. J. Christoph Reidemeister begann 1987 nach intensiven Vorbe- reitungen die Herztransplantation. So hospitierte sein damaliger Oberarzt Dr. Hans-Reinhard Zerkowski (heute Prof. in der Schweiz) ein halbes Jahr bei Prof. Sir ­Maghdi Yacoub am Harefield Hospital in London mit praktischer und wissenschaftlicher Ausrichtung. Reide- meister informierte sich in Palo Aalto bei einem der Nestoren der Herztransplantation, Prof. Norman Shumway, und sammelte mit sei- 405

nem Team in Hannover Erfahrung, wo unter Prof. Hans Borst bereits ein großes Programm zur Herz- und Lungentransplantation entstan- den war. Im Rahmen der Essener Vorbereitungen wurde ein Manual für den Operationssaal und für die Intensivstation erstellt; dazu wur- den die notwendigen Kontakte zu den entsprechenden Instituten im Klinikum ausgebaut.

Das erste Herz wurde in Essen am 6. August 1987 transplantiert. Die erste kombinierte Herz-Lungen-Transplantation folgte am 8. De- zember 1988.

Prof. J. Ch. Reidemeister mit einem herztransplantierten Patienten. WAZ 19. September 1991.

Die Lungentransplantation hat insofern eine besondere Proble- matik, als bei dieser Transplantation wesentliche Nahtstellen direkt mit der „Außenwelt“ durch die Atmung in Verbindung stehen und die Infektionsgefahr unter Immunsuppression erhöht ist. 406

Angesichts der großen Erfahrungen der Ruhrlandklinik in Heid- hausen auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen war es selbst- verständlich, dass das Lungentransplantationsprogramm in enger Zusammenarbeit vorbereitet und begonnen wurde: Der Direktor der Ruhrlandklinik, Prof. Nikolaus Konietzko, und Prof. Reidemeister gründeten eine pneumologisch-chirurgische Konferenz, in der die Indikation zur Transplantation und das spezielle Vorgehen bespro- chen wurden. In Fortsetzung der Kooperation mit der Ruhrlandklinik wurde diese 2009 als Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums auch formell integriert. Für den Mukoviszidose-Schwerpunkt in der Kinderklinik stellt die Indikation zur Lungentransplantation bei diesen Kranken eine besondere Herausforderung dar. Noch unter ­Reidemeisters Leitung wurden als Besonderheit Simultantransplan- tionen der Lunge mit Niere (zwei Patienten) und einmal Lunge mit Leber durchgeführt.

Intensiv wurde das Thema Kardioplegie mit der nach dem Göt- tinger Physiologen Prof. Hans Jürgen Bretschneider genannten Lö- sung HTK bearbeitet. Sowohl die intraoperative Verlängerung der Ischämietoleranz als auch die Nutzung für die Konservierung bei der Herztransplantation wurden untersucht. Klinischer Forschungs- schwerpunkt war insgesamt die thorakale Transplantation, ins- besondere zum Reperfusionsschaden der transplantierten Lunge und zu Konservierungsmethoden der Lunge zur Vermeidung dieses Schadens. 407

Auf diesen Erfahrungen aufbauend konnte 1991 ein vom Initiativ- kreis Ruhrgebiet getragenes internationales Symposion zur Trans- plantation thorakaler Organe* in Essen veranstaltet werden. Als Eh- rengast nahm einer der Pioniere der Herztransplantation, Norman Shumway, teil.

Unter Prof. Heinz Jakob, der die Klinik seit 1999 leitet, und in Kooperation mit der Ruhrlandklinik (seit 2004 unter Prof. Helmut Teschler) wurde die Lungentransplantation intensiviert, so dass in- zwischen die im bundesweiten Vergleich beachtliche Zahl von durch- schnittlich jährlich über 30 Transplantationen und damit Platz 3 unter den Lungen-transplantierenden Zentren erreicht wurde. Insgesamt sind seit dem Beginn der Transplantationstätigkeit in der Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie 154 Herzen, 8 Herzen simultan mit Lungen, 14 einseitige Lungenflügel und 226 beidseitige Lungenflügel verpflanzt worden. Wegen des anhalten- den Organmangels in Deutschland hat sich die Klinik in letzter Zeit vermehrt der Anwendung künstlicher Herz- bzw. Unterstützungs- systeme zugewandt. Dabei gelang erstmals die Implantation eines extrathorakalen Minikunstherzens ohne Brustkorberöffnung.

* Im folgenden Jahr ermöglichte der Initiativkreis ein internationales Symposion zur Transplan- tation abdomineller Organe [International Transplantation of Abdominal Organs] (sh. Seite 411). 1993 folgte das ebenfalls vom Initiativkreis unterstützte Symposion „State of the Art and ­Future Direction of Bone Marrow Transplantation“ unter der Leitung von Prof. Ulrich W. Schaefer. (sh. Seite 340) 408

Die Bedeutung der Psychosomatik

War früher schon bei erkennbar schwieriger Verarbeitung chroni- scher Krankheit und nachfolgender Transplantation psychosomati- sche Unterstützung erfolgt, entwickelte sich das psychosomatische Konsil für das Lebertransplantationsprogramm zu einem wichti- gen Bestandteil sowohl in der Vorbereitungs- wie vor allem in der Nachbetreuungsphase. Die Initiative dazu ging auf chirurgischer Seite von dem damaligen Priv.-Doz. Erhard und von psychosoma- tischer Seite von dem inzwischen verstorbenen Oberarzt Dr. Bernd Johann aus, dessen internistische Vorbildung für die Aufgabe von besonderer Bedeutung war. Bald zeigte sich, dass die Kranken sich mit psychischen Problemen eher dem psychosomatischen Kollegen anvertrauten als dem chirurgischen Arzt, weil sie spürten, wie enga- giert die postoperative körperliche Erholung vom Operationsteam verfolgt wurde, und sie sich deshalb mit differenzierteren Proble- men bei den direkt Behandelnden zurückhielten. Aus solchen Erfah- rungen entwickelte sich dann eine besonders enge Kooperation, die zu einer viel beachteten Tagung zur psychischen und psychothera- peutischen Betreuung Organtransplantierter unter der Leitung der Professoren Wolfgang Senf (Direktor der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik) und Eigler führte. Außerdem konnte das nach 1998 ins Leben gerufene Leberlebendspende-Programm und die ent­sprechende klinische Forschergruppe auf dieser bestehenden Kooperation aufbauen. 409

Außenwirkungen der Essener Transplantationsaktivitäten

Das schnelle Wachstum des Zentrums führte zwangsläufig auch zu über das Land Nordrhein-Westfalen hinausreichenden Aktivitäten.

In ärztlicher Selbstverwaltung wurden ethische Grundsätze zur Organspende, Todesfeststellung und schließlich Organverteilung zusammen mit Ethikern und Juristen entwickelt, die in wesentlichen Teilen in die spätere Gesetzgebung einflossen. Beispiele dafür sind die Entwicklung des Transplantationskodex, zu dem Pichlmayr aus Hannover zusammen mit dem Juristen Schreiber, Göttingen, den Anstoß gab, die Verlautbarung der beiden Kirchen in Deutschland wie auch die Diskussion der gesetzlichen Regelungen, der Reformie- rung von Eurotransplant und der Verwirklichung der Selbstkontrolle im Rahmen der Bundesärztekammer.

Bald wurde klar, dass die Abstimmung über das Vorgehen bei den verschiedenen Organtransplantationen eine Notwendigkeit auf lange Sicht sein würde. Aus dem Gremium der Bundesärztekammer heraus kam deshalb die Initiative zur Gründung der Arbeitsgemein- schaft Deutscher Transplantationszentren (ADT), die 1984 unter dem Vorsitz von Pichlmayr vollzogen wurde. Unabhängig von den Dis- kussionen der unterschiedlichen Organprogramme war die Zustim- mung aller Transplantierenden zum erarbeiteten Kodex. Die Bedeu- 410

tung dieser Ausarbeitung lässt sich daran ermessen, dass während der relativ langen „gesetzlosen“ Zeit in Deutschland selbst Juristen der verschiedenen Richtungen auf die Gültigkeit dieses Kodexes hinwiesen.

Im Vorsitz folgten 1988 Land/München und ab 1990 Eigler/Essen bis zur Auflösung der ADT 1994 zugunsten der inzwischen gegrün- deten Deutschen Transplantationsgesellschaft. Bei der Wiederver- einigung waren auch im Transplantationsbereich wichtige Wei- chenstellungen zum Ausgleich der verschiedenen Entwicklungen notwendig. So wurde die Gültigkeit des Kodexes bekräftigt, aber gleichzeitig die Gesetzgebung auf unterschiedlichen Ebenen vor- bereitet. Erst 1997 wurde dann das Transplantationsgesetz (TPG) im Bundestag und Bundesrat verabschiedet. Es gilt seit dem 1. Dezem- ber 1997. Auf dem Wege dahin gab es viele Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit über den Hirntod, denen sich der Vorsitzende der ADT besonders stellen musste. Außerdem musste der Entwick- lung der unterschiedlichen Bedingungen bei den verschiedenen Organprogrammen Rechnung getragen und die Binnenstruktur der ADT entsprechend geändert werden.

Ab 1992 war Eigler Mitglied im Board von Eurotransplant, wo er dazu beitragen konnte, vergleichbare Strukturen wie in Deutschland einzuführen. Im selben Jahr wurde in der vom Initiativkreis Ruhr- gebiet geförderten, internationalen Symposionreihe unter Leitung von Eigler über die Transplantation abdomineller Organe diskutiert. Die Abbildung dokumentiert mit dem Abschlussfoto die Teilnahme bedeutender Transplantationsmediziner aus aller Welt. 411

Im Anschluss an das Symposion fand der 1. Kongress der Deut- schen Transplantationsgesellschaft unter dem Vorsitz von Pichlmayr ebenfalls im Universitätsklinikum Essen statt.

Das vom Initiativkreis getragene Symposion zur Transplantation abdomineller Organe unter dem Patron Klaus Steilmann/Bochum (2009 verstorben) fand großen Anklang. Das Foto zeigt von links: die Professoren F. W. Eigler, G. Kootstra/Maastricht, H. Bismuth/Villejuif b. Paris, L. Stöcker/Essen, D. Snover/Minneapolis, Y. Kang/Pittsburgh, Sir Roy Calne/Cambridge (neben Thomas Starzl/Denver, der Weltpionier der Leber- transplantation) , R. Margreiter/Innsbruck, H. W. Sollinger/Madison, W. Land/München, H. J. Bretschneider/Göttingen, W. Lauchert/Tübingen, G.G. Groth/Stockholm, M. Walz/Essen, P. McMaster/Birmingham, J. Erhard/Essen.

In seiner Funktion als Mitglied der Ethikkommission von Euro- transplant (1997 – 1999) gründete Eigler 1998 die Ethik-Kommis- sion der Deutschen Transplantationsgesellschaft, sein Nachfolger Broelsch übernahm nach ihm deren Vorsitz. Eigler stand von 2001 – 2004 der Überwachungskommission der Bundesärztekammer nach TPG vor. 412

Forschung

Nachdem die rein operativen und organisatorischen Probleme „gelöst“ waren, mussten in klinischen Studien die Einflüsse auf Kurz- und vor allem Langzeitergebnisse geklärt werden. So wurden die Ergebnisse nach Alters-, Geschlechts- und Gewichtsgruppen erstellt. Die erste große deutsche Studie zum Auftreten von Krebs- erkrankungen nach Nierentransplantation, die eine Abhängigkeit von der Intensität der Immunsuppression wahrscheinlich machte, wurde veröffentlicht. Die weltweiten klinischen Studien unter der Leitung von Prof. Gerhard Opelz vom Institut für Transplantations- immunologie der Universität Heidelberg wurden sehr früh mit Zah- lenmaterial unterstützt.

Sowohl bei den Programmen zur Transplantation der Niere als auch der Leber wurde an der Verbesserung der Organkonservierung gearbeitet – zunächst mit dem Physiologischen Institut in Göttin- gen unter Prof. Hans Jürgen Bretschneider*, der sich seit langem mit kardioprotektiven Lösungen befasst hatte, und später mit dem Essener Physiologisch-Chemischen Institut unter Prof. Herbert de Groot.

Seit 2004 läuft eine von der DFG geförderte Klinische Forscher­ gruppe zur Leberlebendspende, zunächst unter dem ­Sprecher ­Broelsch (Leiter der Forschergruppe: Prof. Jörg Schlaak), seit 2008 unter Prof. Gerken (Leiterin der Forschergruppe: Prof. Ursula ­Rauen**).

* Prof. Bretschneider erhielt 1988 die Ehrendoktorwürde der Essener Fakultät. ** Für die Zusammenfassung bisheriger Ergebnisse sei ihr gedankt. 413

Die Klinische Forschergruppe umfasst vier klinische und fünf ex- perimentelle Projekte, beteiligt sind zehn klinische und theoretische Abteilungen des Universitätsklinikums Essen und drei auswärtige Partner. Durch die bisherigen Arbeiten der Klinischen Forschergrup- pe konnte unter anderem über die Entwicklung neuer Bildverarbei- tungsverfahren eine deutlich verbesserte Darstellung der Verläufe und Aufzweigungen der Blutgefäße in der Leber erreicht werden. Diese verbesserte Darstellung ist sowohl für eine optimale Pla- nung der Leberteilung als auch für das Verständnis der biologischen Prozesse bei der Leberregeneration von großer Bedeutung. Zudem konnte erstmals gezeigt werden, dass die Übertragung eines Impf- schutzes gegen Hepatitis B mit dem Transplantat auf den Empfän- ger möglich ist.

Zu diesem Zwecke wird nun mit einem neuen Impfstoff ein ver- bessertes, schnelles Impfverfahren etabliert; eine neue Impfstoff- entwicklung soll außerdem erlauben, das Verfahren auf Hepatitis C auszuweiten. Diese Forschungen dienen der Senkung der Gefahr einer Reinfektion des Transplantats. In tierexperimentellen Model- len konnte der Erfolg neuer Ansätze zur Verminderung der Trans- plantatschädigung bei der Entnahme und der Lagerung sowie zur Verbesserung der Leberregeneration bei Spendern und Empfängern demonstriert werden. Eine neue Protektionslösung für Organtrans- plantate steht inzwischen kurz vor den ersten klinischen Studien. 414

Schließlich wurden, z. T mit aufwändigen molekularbiologischen Verfahren, neue experimentelle Modelle zur gezielten Untersu- chung der Bedeutung verschiedener intrazellulärer Signalwege für die Leberzellschädigung und die Leberregeneration etabliert, die auch in Zukunft weitere interessante Ergebnisse und hochrangige Publikationen erwarten lassen.

Fazit

Das Essener Zentrum hat sich durch gleichsam „organisches“ Wachstum zu einem der größten Transplantationszentren in Deutschland entwickelt und zu einem der wenigen, an dem außer dem Dünndarm alle etablierten Organtransplantationen durchge- führt werden. Die vorhandenen Strukturen mit Spezialsprechstun- den, Nachsorgeeinrichtungen und Forschungsaktivitäten bieten die Gewähr dafür, dass das Universitätsklinikum auch auf dem Trans- plantationsgebiet weiter eine führende Rolle zum Segen der Kran- ken im hiesigen Ballungsraum und darüber hinaus spielen wird.

Dank Die Autoren danken für wertvolle Hinweise Frau Renate Abel, Essen; Prof. Jochen Erhard, Dinslaken/Duisburg; Prof. Peter Hoyer; Priv.-Doz. Markus Kamler; Prof. Andreas Kribben; Prof. Wolfgang Niebel; Prof. Andreas Paul; Prof. Thomas Philipp; Prof. Ursula Rauen; Prof. J. Christoph Reidemeister; Prof. Anna-Margarete Wingen, alle Essen. 415

Siegel der Stadt Essen (13. – 19. Jahrhundert). Die goldene Madonna flankiert von den Stadtpatronen Kosmas und Damian mit Schwert und Salbentopf. Der Neubau des Westdeutschen Herzzentrums, Herbst 2003. 417

Herz-Kreislauf

von R. Erbel, G. Heusch, H.-G. Jakob

Der Schwerpunkt „Herz-Kreislauf“ hat seine Ursprünge in der zunehmenden Spezialisierung der frühen 1960er Jahre sowohl in der Medizinischen als auch der Chirurgischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten (ab 1963 des Universitätsklinikums). Beeinflusst wurde diese Entwicklung sicherlich auch durch die Medizinische Akademie in Düsseldorf, wo die ersten in Essen tätigen „Herz­ spezialisten“ ihre Ausbildung erhalten hatten. Unter der heute in Essen tätigen Generation von Kardiologen, Herz-Thorax-Chirurgen und Grundlagenforschern auf dem Herz-Kreislauf-Gebiet hat sich der offizielle Schwerpunkt „Herz-Kreislauf“ zu einem national und international renommierten Zentrum entwickelt.

Klinik für Kardiologie

Im Zug der vom Chefarzt der Medizinischen Klinik der Städti- schen Krankenanstalten, Prof. Otto Heinrich Arnold, betriebenen Zentrumsbildung mit Einrichtung von spezialisierten Abteilungen übernahm Dr. (später Prof.) Wolfgang Hager 1960 die als erste ein- gerichtete Abteilung für Kardiologie. Er hatte seine kardiologische Ausbildung an der damals sehr anerkannten Medizinischen Klinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf erhalten und war dort ein enger Kooperationspartner von Prof. Franz Loogen, dem ersten Lehr- stuhlinhaber für Kardiologie in Deutschland, gewesen. 418

Hager baute systematisch, soweit die Gegebenheiten es zuließen, die Abteilung für Kardiologie auf und richtete noch im Keller in der Medizinischen Klinik das erste biplane (Zwei-Ebenen-) Herzkatheter- labor ein, in dem auch bis 1993 erste Erfahrungen mit der koronaren Ballondilatation gewonnen wurden. Gemeinsam mit der Klinik für Chirurgie wurde 1962 der erste Herzschrittmacher in Essen implan- tiert. 1963 wurde die erste transseptale Katheterisierung des linken Herzens durch Punktion des Vorhofseptums durchgeführt. Seit Anfang der 1970er Jahre wurde die Darstellung der Herzkranzgefäße ein Rou- tineeingriff. Ebenso erlangte die Abteilung eine hohe Expertise in der Diagnose von erworbenen Herzklappenfehlern. Bis 1993 wurden drei Mitarbeiter der Kardiologischen Abteilung zur Habilitation geführt.

Nach der Pensionierung von Hager im Jahre 1993 folgte Prof. Rai- mund Erbel auf den Lehrstuhl für Kardiologie. Erbel studierte in Köln und Düsseldorf und begann nach der Medizinalassistentenzeit sei- ne wissenschaftliche Tätigkeit im Düsseldorfer Sonderforschungsbe- reich 30 (Thema: Funktionsanalyse des normalen und geschädigten Herzens). Nach einer teilweise im Bundeswehrzentralkrankenhaus ­Koblenz erfolgten Facharztausbildung für Innere Medizin legte er unter Prof. Sven Effert in Aachen wesentliche Grundsteine für seine ­klinisch-wissenschaftliche Arbeit über Echokardiographie und die perkutante transluminale koronare Angioplastie (PTCA). Vor der Ruf- annahme nach Essen war Erbel elf Jahre bei Prof. Jürgen Meyer an der Klinik für Innere Medizin/Kardiologie an der Universität in Mainz.

In enger Kooperation mit der Klinik für Thorax- und Kardiovasku- läre Chirurgie unter Leitung von Prof. Christoph Reidemeister und dem Institut für Pathophysiologie unter der Leitung von Prof. Gerd 419

Prof. Wolfgang ­Hager (links) bei der Röntgen­ besprechung. Dahinter Dr. Burkhart Messer.

Heusch baute Erbel im Zentrum für Innere Medizin die Abteilung für Kardiologie sukzessive weiter aus, wozu insbesondere eine Reihe wichtiger Mitarbeiter beitrugen, die aus Mainz mit nach Essen ge- wechselt waren.*

Die Zahl der Herzkatheteruntersuchungen konnte von 180 auf derzeit 2400 Fälle pro Jahr gesteigert werden. Anfänglich stand der Entwicklung entgegen, dass 1993 nur ein fünfzehn Jahre altes, ledig- lich noch in einer Ebene brauchbares Röntgengerät zur Verfügung stand. Mit tatkräftiger Unterstützung durch den Verwaltungsdi- rektor, Dr. Oswald Zöller, und die Ärztlichen Direktoren, Prof. Ulrich ­Stephan und Prof. Horst Sack, konnte im Bereich des Operativen Zen- trums I (OZ I) in einem früher von der Radiologie genutzten Pavillon ein neues, „biplanes Herzkatheterlabor“ eingerichtet werden. Durch

* Prof. Michael Haude als Leiter des Herzkatheterlabors und jetziger Chefarzt im Lukas-Kranken- haus Neuss, Prof. Günther Görge, Spezialist auf dem Gebiet der intravaskulären Ultraschalldiag- nostik und Lungenembolie, jetzt Chefarzt am Klinikum Saarbrücken, Prof. Stefan Sack, Leiter der Elektrophysiologie, jetzt Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Internistische In- tensivmedizin am Klinikum München Schwabing, Prof. Junbo Ge, jetzt Professor für Kardiologie, ­Fudan-Universität Shanghai, Volksrepublik China, Spezialist auf dem Gebiet der koronaren Athero- sklerose mittels Koronarographie und intravaskulärem Ultraschall, Frank Schön, Spezialist auf dem Gebiet der Echokardiographie und heute Leiter der deutschen Sektion der Firma Aloka GmbH. 420

diese Maßnahme sowie die Nutzung von Nebenräumen, die eine Überwachung der Patienten vor und nach den Untersuchungen er- möglichte, konnte die Zahl der untersuchten Patienten schon 1995 auf 865 erhöht werden. Ebenso ermöglichte die Einrichtung dieses Katheterlabors durch die räumliche Nähe eine deutlich verbesserte Versorgung von Notfallpatienten sowie von Patienten der Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie vor und nach Operationen.

Bereits zwei Jahre später gelang es, eine weitere Herzkatheter- anlage, diesmal monoplan, im OZ I zu installieren. Damit wurde der Kardiologie die Möglichkeit eröffnet, jederzeit, auch ohne Beein- trächtigung des Routineprogramms, Notfälle zu versorgen.

Allerdings wurde die Unterbringung der Patienten im alten Ge- bäude der Medizinischen Klinik als zunehmend untragbar angese- hen. Bei Patientenbefragungen stellte sich immer wieder heraus, dass die Patienten zwar mit der medizinischen Betreuung zufrieden waren, aber über die äußerst desolaten sanitären Einrichtungen klagten (bei 32 Betten war auf der kardiologischen Station lediglich eine Dusche vorhanden). Hilfe kam durch einen langjährigen Patien- ten, Herrn Gerhard Dittmann, der sich als Patientenbeauftragter und somit als juristische Person von anderen Patienten bestätigen ließ. Dieser knüpfte Kontakte zur Politik und nach einer Begehung der Station durch die SPD-Landtagsabgeordnete Jarka Padziora-Merk, bei der die schlechte räumliche Situation der Station eindrücklich zur Darstellung kam, entstand der Plan zur Errichtung eines eigenen Herzzentrums. 421

Als äußerst hilfreich erwiesen sich dabei alte Pläne, die eine Er- weiterung des Operativen Zentrums I nach Norden um einen An- bau vorsahen, um dort die Herzchirurgie, Urologie sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie aufzunehmen, die nicht, wie zunächst geplant, im Neubau des OZ II-Gebäudes untergebracht werden konnten. Durch einen Kooperationsvertrag wurde entschieden, dass die seit einigen Jahren ausgelagerte Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Huyssens-Stift verbleiben sollte, so dass die ur- sprünglich hierfür vorgesehenen Räumlichkeiten für den geplanten Neubau zur Verfügung standen.

Zwischenzeitlich war das bestehende Raumproblem der Kardio- logie über den Landtag auch an das Ministerium herangetragen worden. Aus dem Wissenschaftsministerium kam das Angebot, der Kardiologie die für die Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie vor- gesehenen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Obwohl diese Räumlichkeiten nicht ganz dem Umfang der ursprünglichen Pla- nungen entsprachen, wurde das Angebot angenommen und insbe- sondere von den Ärztlichen Direktoren Sack und Philipp sowie dem zuständigen Verwaltungsdirektor in seiner weiteren Entwicklung unterstützt. Durch eine Ministerialentscheidung der Ministerin für Wissenschaft und Forschung, Anke Brunn, wurde die notwendige finanzielle Ausstattung gewährt, um das Herzzentrum Essen bauen zu können. Das gemäß der wissenschaftlichen Ausrichtung der Kli- nik für Kardiologie und der Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie vorgestellte Konzept der Raumplanung überzeugte den Landtag und den Finanzierungsausschuss. 422

Die Planung sah eine integrierte Klinik – ein Herzzentrum – für die Kliniken für Kardiologie sowie Thorax- und Kardiovaskuläre ­Chirurgie vor, mit gemeinsamer Ambulanz, Notaufnahme, zwei Herz­katheterlaboren, drei OP-Sälen und einem als Hybridraum ­konzipierten Eingriffsraum, in dem neben Herzkatheteruntersu- chungen und -eingriffen auch herzchirurgische Operationen simul- tan durchgeführt werden konnten, was ein neues und innovatives Konzept darstellte. Zusätzlich sollten kurze Wege entstehen, die Intensivstation gemeinsam genutzt und Patienten durch Unter- bringung auf einer Ebene schnell und konsiliarisch einfach betreut werden. Als Alleinstellungsmerkmal des Herzzentrums wurde ein Elektronenstrahltomograph (EBT) beantragt, der auch durch Minis- terbeschluss bewilligt wurde. Am 1. Mai 1997 wurde die endgülti- ge Genehmigung der Raumplanung für den Bau des Herzzentrums erteilt, des ersten Herzzentrums ­innerhalb eines Universitätsklini- kums in ­Deutschland.

In die folgende zweijährige Planungsphase wurden auch die Di- rektoren der Klinik für Kardiologie und Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie intensiv eingebunden, wodurch eine Verbesserung zahl- reicher Details erreicht werden konnte. Ein Mangel an Intensiv- betten ließ sich durch die zusätzliche Bewilligung von 1,5 Millionen Euro zur Einrichtung einer zweiten Intensivstation im vierten Stock des geplanten Gebäudes vermeiden. Bedauerlicherweise konn- te die ursprünglich geplante und beantragte Erweiterung um ein zusätzliches Stockwerk für die Forschung unter Einbeziehung des ­Instituts für Pathophysiologie aus Kostengründen nicht weiter ver- folgt ­werden. 423

Da zwischenzeitlich im Alfried Krupp-Krankenhaus ein EBT auf- gestellt worden war und damit die Auslastung eines eigenen Ge- rätes am Herzzentrum nicht gewährleistet gewesen wäre, wurde nach der Berufung von Prof. Jörg Debatin zum Direktor des Instituts für Diagnostische Radiologie an Stelle des EBT ein Magnetresonanz- Tomograph (MRT) beantragt und beschafft. Die Nähe zu den ande- ren Funktionsstätten im Herzzentrum sollte insbesondere auch die interdisziplinäre Kooperation und Forschung fördern.

Eine wesentliche Stimulation der weiteren Entwicklung brach- te auch die Berufung von Prof. Heinz Jakob auf den Lehrstuhl für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie im Jahr 1999, der mit Erbel bereits in Mainz erfolgreich klinisch und wissenschaftlich zusam- mengearbeitet hatte.

Die Grundsteinlegung für das neue Herzzentrum erfolgte am 22. November 1999 durch die Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung, Frau Gabriele Behler. Der Baubeginn des Herz­zentrums stellte den Anfang einer umfangreichen Bautätigkeit innerhalb des gesamten Klinikums dar. Der anstehende Baubeginn des Herzzent- rums konnte auch dem Wissenschaftsrat, der zu diesem Zeitpunkt noch einen erheblichen baulichen Investitionsbedarf für das Uni- versitätsklinikum attestiert hatte, bei seiner Begehung im Jahr 1999 vorgelegt werden. 424

Die Anbindung des Herzzentrums an das Operative Zentrum I stellte die Architekten und Ingenieure (Dr. Ludes, Scheiper und Fell) vor erhebliche Probleme, da ein gemeinsames Treppenhaus und Aufzug das alte mit dem neuen Gebäude verbinden sollte. Eine zu- sätzliche Anforderung war, dass die Kardiologische und Herzchirur- gische Intensivstation auf ein und der selben Ebene liegen sollten.

Die jahrelange Planungsphase des Herzzentrums hatte zu zahl- reichen Änderungen geführt, was auch in einem Bericht des Lan- desrechnungshofes kritisiert wurde. Die schwierigen, aber in der Regel konstruktiven Diskussionen zwischen Landesbauamt, Univer- sitätsklinikum, Nutzern sowie der Hospitaltechnik führten am Ende aber zu einer optimalen Planung für das Herzzentrum, in die auf der Nutzerseite nicht nur Ärzte, sondern auch Schwestern, Pfleger, Hausangestellte, Transporter und viele mehr eingebunden wurden. So wurde beispielsweise das Musterzimmer dreimal umgebaut, um allen Anforderungen bis hin zum Umweltschutz mit getrennten Ab- fallsammlern gerecht werden zu können.

Dem Patientenbeauftragten Dittmann ist es zu verdanken, dass auch die Kunst im Gebäude des Herzzentrums Einzug hielt. Durch die Initiative der Regierungsbeauftragten, Frau Therese Yserentant, und Frau Renate Ulrich vom Wohnungsbauministerium wurden entsprechende Mittel für eine öffentliche Ausschreibung bereitgestellt. Unter Beteiligung von Museumsdirektoren wurde schließlich ein Werk des Künstlers Camill Leberer ausgewählt. Leberer beschreibt sein 2004 enthülltes Kunstwerk 425

Kunst am Bau: Im Eingangsbereich des Westdeutschen Herzzentrums Essen ausgestelltes Werk (links) von Camill Leberer (rechts)

wie folgt: „Die Grundidee meiner Konzeption ist die Ausdehnung des vorhandenen Raumes. Der Eingangsbereich ist geprägt durch zwei we- sentliche Komponenten: die Publikumsbewegung am Empfangstresen beziehungsweise der Anmeldung sowie den Lichteinfall des Lichthofes. Beides sind dynamische Momente, so dass mein Entwurf durch die Be- tonung der Horizontalen die Vorstellung von Bewegung beinhaltet. Der formale Mittelpunkt meiner Arbeit suggeriert über die Idee des Tores (umschlossenes gelbes Farbfeld) die Bewegung in die Raumtiefe. Die seitlichen Farbbänder beziehungsweise Farbfelder unterstützen die Grundidee des Tores. Gleichzeitig nehmen sie den seitlichen Lichtein- fall des Innenhofes auf und sind als fließendes Lichtband ausformuliert. Durch ihr Pendant auf der linken Bildseite entwickelte sich die zweite Bildidee: Die Vorstellung eines Kreislaufes. Die freibleibenden geschlif- fenen Stahlflächen unterstützen sowohl die Kreislaufbewegung als auch die Raumöffnung in der Betonung der Torsituation. Beide Grund- ideen (Kreislauf, Tor) eröffnen in Zusammenhang mit dem Ort der Arbeit (Herzzentrum) ein breites abstraktes Assoziationsfeld, ohne da- durch narrativ zu sein. Vielmehr wird durch die assoziative Offenheit eine jeweils persönliche Interpretationsmöglichkeit eröffnet.“ 426

Vor der Eröffnung des Herzzentrums ergab sich die Frage nach dessen Namensgebung. Der damalige Dekan, Prof. Hans Grosse- Wilde, schlug vor, den Neubau in Analogie zu dem bereits bestehen- den Westdeutschen Tumorzentrum „Westdeutsches Herzzentrum“ zu nennen. Die Veröffentlichung dieser Benennung führte zu Ein- sprüchen von Seiten anderer Universitätskliniken, so dass der Zu- satz „Essen“ gewünscht und umgesetzt wurde.

Westdeutsches Herzzentrum Essen

Die feierliche Eröffnung des Westdeutschen Herzzentrums Essen er- folgte am 26. September 2003. Grußworte wurden von der ­Ministerin für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Hannelore Kraft, dem ersten Bürgermeister der Stadt Essen, Norbert Kleine-Möllhoff, und von auswärtigen Gästen, Prof. Bijoy Khandheria, Mayo-Clinic, Rochester, Minnesota, USA, und Prof. Junbo Ge, Fudan-Universität Shanghai, Volksrepublik China, gesprochen.

Mit Eröffnung des Herzzentrums ist die Zahl der Herzkatheter- untersuchungen erheblich gestiegen. Gleichzeitig erhöhte sich auch die Zahl der Funktionsuntersuchungen und der Schrittmacher- und Defibrillator-Abfragen enorm. Rechtzeitig mit der Fertigstellung des Herzzentrums entstand in Essen der erste Herzinfarktverbund einer ganzen Stadt in Deutschland. Es war nach dem Schlaganfallverbund in Essen die zweite große städtische Aktion, an die die Universitäts- kliniken angebunden waren und Schrittmacherdienste leisteten. Das Westdeutsche Herzzentrum Essen versorgt ein Viertel der Herz- infarktpatienten der Stadt Essen. Die Einrichtung dieses Herzinfarkt- 427

WAZ-Bericht vom 26. Juni 2003 zum Westdeutschen Herzzentrum Essen. verbundes und die nachfolgenden Ergebnisse werden bundesweit und international als richtungsweisend angesehen. Analysen der Krankenkassen haben zwischenzeitlich gezeigt, dass die Letalität innerhalb des Herzinfarktverbundes der Stadt Essen deutlich nied- riger liegt als in Regionen, in denen entsprechende Einrichtungen nicht vorgehalten werden; diese Erkenntnisse haben auch zu einer Reihe derartiger Verbünde in ganz Deutschland geführt.

Das Westdeutsche Herzzentrum Essen hat zwischenzeitlich eini- ge Nachahmer, wie zum Beispiel in Köln und Hamburg, gefunden. Die Errichtung des Herzzentrums ermöglichte auch die Akkreditie- rung der ersten „Chest Pain Unit“ (CPU) in Deutschland 2008 durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Nach mehrjähriger Vor- 428

Westdeutsches Herzzentrum Essen

bereitungszeit* gelang ebenfalls die Akkreditierung durch die Ame- rican Society of Chest Pain Units im Jahr 2008 als weltweit erste CPU außerhalb der USA. Hervorzuheben ist auch die Einrichtung des Zentrums zur „Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern“ (EMAH), gemeinsam mit der Kinderklinik des Universi- tätsklinikums Essen und der Kinderklinik St. Augustin, die die opti- mierte Versorgung dieser Patienten bis hin zur Herztransplantation ermöglicht.

* Unter der Federführung von Dr. Frank Breuckmann. 429

Durch die gemeinsame Betreuung kardiologischer, pädiat- rischer und kardiochirurgischer Patienten wird eine besonders intensive Lehre für die Studenten erreicht. Unser geduldigster Patient, der Patientensimulator Harvey Cardialis, der erstmalig für den Unterricht in Deutschland mit Mitteln des Ministeriums beschafft wurde, erlaubt einen optimalen Studentenunterricht mit verschiedenen Untersuchungstechniken. Auf Grund einer großzügigen Unterstützung durch die Kulturstiftung der Stadt Essen (Vorsitzender: Dr. Henner Puppel, Vorgänger: Dr. Wolfgang Ziemann) und des Vereins zur Förderung der Herz-Kreislauf-For- schung e.V. wurden die Mittel zur Beschaffung eines Herzkathe- tersimulators bereit gestellt, an dem unter realistischen Bedin- gungen Herzkatheteruntersuchungen trainiert werden können.

Seit mehr als 20 Jahren besteht eine enge Kooperation mit der Mayo-Clinic in Rochester, USA, und damit einem der weltweit re- nommiertesten Zentren für Kardiologie. Mit der Mayo-Clinic wur- den seit 1995 zahlreiche gemeinsame Kongresse als sogenanntes „Essen-Mayo-Symposium“ – zuletzt 2008 – durchgeführt.*

* Forschungsaufenthalte absolvierten Priv.-Doz. Axel Schmermund, Priv.-Doz. Stefan Möhlen- kamp, Dr. Mario Gössl und Dr. Nasser Malyar. Einige Wissenschaftler, Dr. Jörg Herrmann, Dr. Mario Gössl und Dr. Thomas Gerber sind langfristig in die Mayo-Clinic eingebunden. In einem Koopera- tionsprojekt wird vier Studenten ermöglicht, für ein Forschungssemester zur Mayo-Clinic unter Leitung von Prof. Armin Lerman und Dr. Jörg Herrmann zu wechseln und dort zu promovieren. 430

Seit vielen Jahren unterstützt die Gesellschaft zur Förderung der Herz-Kreislauf-Forschung Essen e.V.* die Arbeit der Wissenschaft- ler, die auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Forschung arbeiten. Mit den Spenden der Mitglieder konnte im Herzzentrum eine Reihe von hochrangig publizierten Projekten gefördert werden. Nach außen wurde die Arbeit des Vereins bekannt durch die Vergabe des „Franz- Loogen-Preises“, mit dem zahlreiche bedeutende Wissenschaftler in Deutschland ausgezeichnet wurden.** Seit dem Amtsantritt von Erbel konnten 15 Mitarbeiter der Klinik ihre Habilitation erfolgreich abschließen.

Der Forschungsschwerpunkt „Herz-Kreislauf“ der Medizinischen Fakultät am Universitätsklinikum Essen konnte durch die im Jahre 2003 mit großzügiger Unterstützung der Dr. Heinz-Horst Deich- mann Stiftung eingerichtete Stiftungsprofessur für Atherosklero- seforschung, auf die Prof. Bodo Levkau berufen wurde, nachhaltig gestärkt werden.

1994 wurden die ersten „Essener Kardiologischen Nachrichten“ (EKN) herausgegeben. Diese bibliographisch erfasste, in der Deut- schen Bibliothek in Leipzig registrierte und aus Eigenmitteln getra- gene Zeitschrift, die zweimal jährlich erscheint, vermittelt aktuelle Informationen aus der Wissenschaft, aber auch Informationen für Laien und für Patienten und erreicht eine Auflage von 1.500 Exem- plaren.

* Vorsitzender: Erbel, Stellv. Vorsitzender: Jakob, Geschäftsführer: Heusch. ** Bisherige Preisträger des „Franz-Loogen-Preises“: Prof. Dr. med. A.M. Zeiher (Frankfurt/Main), Prof. Dr. med. O. Hess (Bern), Prof. Dr. med. E. Erdmann (Köln), Prof. Dr. med. K.-H. Kuck (Ham- burg), Prof. Dr. med. H.A. Katus (Heidelberg), Prof. Dr. med. G. Ertl (Würzburg), Priv.-Doz. Dr. med. J. ­Waltenberger (Maastricht), Prof. Dr. med. M. Borggrefe (Mannheim), Prof. Dr. Dr. H. M. Piper (Düsseldorf), Prof. Dr. med. Ch. Bode (Freiburg), Prof. Dr. med. F. Mohr (Leipzig). 431

Institut für Pathophysiologie

Prof. Otto Heinrich Arnold war bereits in den 1960er Jahren so mutig und weitsichtig, die Medizinische Klinik auf ein modernes Department-System umzustellen; dieses Modell ist in der Folge bei- spielhaft für viele Medizinische Fakultäten in Deutschland gewor- den. Integraler Bestandteil des Zentrums für Innere Medizin war nicht nur eine eigenständige Kardiologie, sondern – noch mutiger und weitsichtiger – eine eigenständige experimentelle, aber klinik- nahe Abteilung, das Institut für Pathophysiologie.

Mit Prof. Werner Meesmann, der im April 1966 aus Heidelberg auf den Lehrstuhl für Pathologische Physiologie am Klinikum Essen, damals noch der Medizinischen Fakultät der Universität Münster zugehörig, berufen wurde, wurde ein idealer Gründungsdirektor

Prof. Werner Meesmann, Direktor des Instituts für Pathophysiologie von 1966 – 1989 432

gewonnen; er hatte bei Prof. Hermann Rein in Göttingen und da- nach in Heidelberg eine fundierte physiologische Ausbildung und bei Prof. Karl Matthes in Heidelberg eine breite klinische Weiterbil- dung erhalten. Nach nur partieller Genesung von einer schweren Poliomyelitis hatte er sich überwiegend experimentell orientiert und insbesondere über Herzinsuffizienz und Herzinfarkt gearbeitet. Trotz schwieriger räumlicher und personeller Bedingungen blieb er der Essener Fakultät treu und lehnte einen Ruf auf den Lehrstuhl für Experimentelle Chirurgie an die Universität Giessen ab. Meesmann fokussierte sein wissenschaftliches Interesse in der Folge auf die Koronardurchblutung, insbesondere die Kollateralisierung des is- chämischen Herzens, und auf ischämische Arrhythmien; auf beiden Themengebieten hat er mit seinen Mitarbeitern wichtige Arbeiten veröffentlicht. Sein Mitarbeiter, Dr. Hartmut Gülker, wurde später, nach klinischer Ausbildung in Essen und Münster, Lehrstuhlinhaber für Kardiologie an der Universität Witten-Herdecke. Unter Mees- mann erfolgte auch 1973 nach jahrelangem Arbeiten in verschie- denen Provisorien der Bezug eines modernen Instituts mit ausrei- chendem Laborraum und guter Ausstattung in der Institutsgruppe I. Leider dauerte es dann bis 2008, bis eine erstmalige Renovierung und Instandsetzung der inzwischen völlig veralteten Laborausstat- tung in Angriff genommen werden konnte.

Nach Emeritierung von Meesmann 1989 übernahm mit Prof. Gerd Heusch der auch von ihm gewünschte Nachfolger die Leitung des Instituts für Pathophysiologie. Heusch wurde von Düsseldorf beru- fen, war dort in Physiologie habilitiert, hatte aber als Stipendiat der 433

Deutschen Forschungsgemeinschaft an der University of California, San Diego, USA, bei Prof. John Ross und als Heisenberg-Stipendiat in der Düsseldorfer Kardiologie bei Prof. Franz Loogen auch eine kli- nisch-kardiologische Ausbildung erfahren. Heusch war damit wie Meesmann sowohl experimentell als auch translational-kardiolo- gisch orientiert. Unter Heusch entwickelten sich Fragestellungen zur Koronardurchblutung, Myokardischämie und Reperfusion zu wissenschaftlichen Schwerpunkten des Instituts. Die Ergebnisse seiner Forschung wurden und werden kontinuierlich in den besten internationalen Fachjournalen publiziert; zahlreiche Projekte des Instituts wurden und werden hochrangig durch die Deutsche For- schungsgemeinschaft unterstützt. In den letzten Jahren hat sich als wissenschaftlicher Schwerpunkt die Signaltransduktion kardiopro- tektiver Phänomene wie Hibernation und Prä-/Postkonditionierung entwickelt; die Bedeutung der mitochondrialen Proteine Connexin 43 und STAT 3 für die Kardioprotektion wurde erstmals in Essen be- schrieben.

Das Institut für Pathophysiologie kooperiert seit seiner Einrich- tung 1966 mit einer Reihe von Kliniken und Instituten des Essener Universitätsklinikums. Neben einer besonders engen Beziehung zur Klinik für Kardiologie und der Klinik für Thorax- und Kardiovaskulä- re Chirurgie im Rahmen des Westdeutschen Herzzentrums Essen ist besonders die Zusammenarbeit mit dem Institut für Pharmakoge- netik unter Prof. Winfried Siffert bei der Bestimmung von Gen-Poly- morphismen, die für die koronare Vasomotion von Bedeutung sind, hervorzuheben. 434

Heusch lehnte zwei Rufe in die USA ab (1992 auf den Mayborn Chair for Heart Research, Texas A&M University, College Station, und 2002 auf den Chair of Cardiology, University of South Alabama, Mobile); durch erfolgreiche Bleibeverhandlungen konnte die ap- parative und personelle Infrastruktur des Instituts jeweils deutlich verbessert werden. Im Jahr 1999 wurde das Institut durch die Beru- fung von Prof. Rainer Schulz auf eine C3-Professur für Pathophysio- logie verstärkt; Schulz lehnte 2007 einen Ruf auf die Professur für Experimentelle Anästhesiologie an die Universität Würzburg ab. Im Jahr 2002 konnten sowohl Prof. Bodo Levkau aus dem Institut für Arterioskleroseforschung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster auf die Deichmann-Professur für Atheroskleroseforschung berufen als auch Prof. Otto-Erich Brodde nach Aufgabe des Lehr- stuhls für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Halle für das Essener Institut für Pathophysiologie gewonnen werden. Damit wurde die wissenschaftliche Thematik des Instituts entschei- dend erweitert. Brodde verstarb leider nach langer, tapfer ertrage- ner Krankheit viel zu früh 2007.

Das Institut für Pathophysiologie zählte und zählt zu den we- sentlichen Leistungsträgern der Fakultät mit ausnehmend hoher Publikationsleistung und Drittmitteleinwerbung. Bisher haben sich am Institut sechs Wissenschaftler für das Fach Pathophysiologie ­habilitiert. Ebenso waren zahlreiche Stipendiaten aus dem In- und Ausland hier tätig. Mit zur Zeit drei Professoren und neun wissen- schaftlichen Mitarbeitern ist das Institut für Pathophysiologie zu einem national und international anerkannten Zentrum einer kli- niknahen, translational orientierten experimentellen Kardiologie geworden. 435

Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie

Der Chefarzt (und spätere erste Ordinarius) der Chirurgischen Klinik, Prof. Karl Kremer, der 1961 als Schüler von Prof. Ernst Derra, einem Pionier der deutschen Herzchirurgie, aus Düsseldorf kam, eta- blierte in Essen früh die Herz- und Gefäßchirurgie. 1962 erfolgte in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kardiologie die erste Schritt- macherimplantation in Essen. Am 30. Oktober 1968 führte Kremer die erste Operation mit Herz-Lungen-Maschine am Universitätskli- nikum Essen durch. Hierbei wurde bei einem 10-jährigen Jungen er- folgreich ein Vorhofseptumdefekt verschlossen. Kremer folgte 1970 einem Ruf an die Universitätsklinik in Düsseldorf. Mit der Berufung von Prof. Peter Satter im Jahre 1970 wurde der stürmischen Entwick- lung der Herzchirurgie in Deutschland Rechnung getragen und eine eigenständige Abteilung für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie gegründet; Satter war ebenfalls an der Chirurgischen Klinik der Uni- versität Düsseldorf Schüler von Derra gewesen. Bis 1973 stand die chirurgische Therapie der erworbenen und angeborenen Herzfehler im Mittelpunkt der herzchirurgischen Aktivitäten in Essen.

Im Jahre 1973 folgte Satter einem Ruf an die Klinik für Herz-, Tho- rax- und Thorakale Gefäßchirurgie an der Universität Frankfurt. Zu seinem Nachfolger wurde Prof. Christoph Reidemeister, der zuvor ebenfalls in Düsseldorf tätig war, berufen. Er lenkte bis zu seiner Eme- ritierung im Jahre 1999 über 26 Jahre die Geschicke der Abteilung (später Klinik) für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie am Uni- versitätsklinikum Essen. Unter Reidemeister erfolgte 1973 die erste aorto-koronare Bypassoperation in Essen. Weitere Meilensteine 436

waren die erste Herztransplantation am 6. August 1987, die erste Herz-Lungen-Transplantation am 8. Dezember 1988 und die erste isolierte Lungentransplantation 1992. Ein Jahr zuvor war in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kardiologie erstmalig in Essen ein implantierbarer kardioverter Defibrillator (ICD), mit dem lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erfolgreich behandelt werden können, eingesetzt worden.

Wissenschaftliche Schwerpunkte der Klinik waren zu dieser Zeit die Myokardprotektion zur intraoperativen Verlängerung der Ischä- mietoleranz des Herzens, die Limitierung des Reperfusionsschadens der transplantierten Lunge sowie Arbeiten über Rezeptoren in enger Kooperation mit der Abteilung für Pharmakologie (Frau Prof. Ursula Ravens und später Prof. Karl-Heinz Jakobs) sowie der Abteilung für Nieren- und Hochdruckkranke unter Prof. Klaus-Dietrich Bock und seinem Nachfolger Prof. Thomas Philipp.

Am 01. März 1999 wurde Prof. Heinz Günther Jakob auf den Lehr- stuhl für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie berufen; Jakob er- fuhr seine Ausbildung am Deutschen Herzzentrum in München, an der University of Chicago, dem Kantonsspital in Basel und an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. 1992 wurde er an die Herzchirurgie der Universität Heidelberg berufen*. Nach seinem Amtsantritt in Essen im Jahre 1999 wurde er umgehend in die letzte Planungsphase zur Errichtung des „Westdeutschen Herzzentrums Essen“ miteinbezogen; in enger Kooperation mit dem kardiolo­ gischen Partner, Prof. Raimund Erbel, wurde dabei unter anderem

* Als stellvertretender Klinikdirektor. 437

die „Weltneuheit“ eines kardiologisch/herzchirurgischen Hybrid- raumes zur simultanen diagnostisch/interventionellen und herz- chirurgischen Therapie eingeführt.

Mit Bezug des neuen Herzzentrums im Dezember 2003 wurden ideale räumliche und strukturelle Voraussetzungen für eine opti- mierte Herzmedizin geschaffen.

Parallel hierzu wurden vier klinisch-chirurgische Schwerpunkte und ein herzchirurgisch-forscherischer Komplex vorangetrieben, die auch in der weiteren Zukunft wachsende Bedeutung erlangen werden: die thorakale Organtransplantation, die Implementierung eines Zentrums für minimal-invasive Herzklappenchirurgie (endo- skopische Herzchirurgie, Transkatheter-Herzklappenchirurgie), die Chirurgie / endovaskuläre Chirurgie der thorakalen Aorta sowie die Bypass-Chirurgie ohne Herz-Lungenmaschine („Off-Pump“) / diffe- renzierte Koronarchirurgie.

Die thorakale Organtransplantation und hier in erster Linie die Lungentransplantation wurde zwischenzeitlich in Kooperation mit der Ruhrlandklinik zu einem der großen Transplantationsprogram- me Deutschlands und weltweit (2008 unter den 15 weltweit größten Zentren) ausgebaut. Auch auf dem Sektor der Kunstherzforschung wurde in Kooperation mit der kalifornischen Firma ORQIS weltweit erstmalig am 4. September 2008 ein extrakorporales Minikunstherz ohne Brustkorberöffnung implantiert. Dieses Minikunstherz er- möglicht eine partielle Entlastung des schwer erkrankten Herzens, 438

um so die Zeit zur später durchzuführenden Herztransplantation zu überbrücken ohne die Problematik der Schlaganfallgefährdung, wie sie bei den bisher verwendeten Kunstherzen besteht. Neun Monate nach dem Einsatz des Minikunstherzens wurde der Patient erfolg- reich herztransplantiert.

Seit 2003 erfolgte der systematische Aufbau der endoskopisch- assistierten Herzchirurgie, wodurch insbesondere bei Erkrankungen der Mitralklappe, aber auch der Trikuspidalklappe sowie angebore- nen Kurzschluss-Fehlverbindungen zwischen beiden Herzhälften mit einer Sterblichkeitsrate von unter 1 % atraumatisch operiert werden kann. Dazu kommt, dass durch dieses Verfahren in über 80 % der in der Klinik durchgeführten Klappenoperationen eine er- folgreiche Rekonstruktion der erkrankten Herzklappe und damit der Erhalt der eigenen Herzklappe möglich ist.

In enger Kooperation mit der Klinik für Kardiologie wurde 2005 erstmalig in Deutschland die sogenannte „Transkatheter-Klappen- implantation“ durchgeführt. Inzwischen stellen die transfemorale Aortenklappenimplantation durch den Kardiologen, assistiert vom Herzchirurgen, und die transapikale Aortenklappenimplantation durch den Herzchirurgen, assistiert vom Kardiologen, Musterbei- spiele optimalen Teamworks inmitten des Hybridraums dar, der sich längst auch international bewährt hat. Der national und interna- tional führenden Position des Westdeutschen Herzzentrums Essen auf diesem Gebiet wurde durch die Etablierung eines „Zentrums für minimal-invasive Herzklappenchirurgie“ Rechnung getragen. 439

Ebenso entwickelte sich das Westdeutsche Herzzentrum Essen zu einer der weltweit führenden Institutionen auf dem Sektor der endovaskulären Therapie der thorakalen Aorta. In enger Koopera- tion zwischen Kardiologie und Herzchirurgie wurde 1999 das en- doluminale Stentgrafting bei thorakalen Aortenerkrankungen ein- geführt; auch dieses Verfahren findet seit 2004 im gemeinsamen Hybridraum statt. Aus der Erfahrung mit diesem Verfahren wurde in der Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie erstmals in Deutschland das Konzept der Kombination des klassischen Aor- tenbogeneingriffes mit simultanem antegraden Stentgrafting der descendierenden Aorta eingeführt und seither bei über 70 Patien- ten eingesetzt. Die daraus hervorgegangene Entwicklung der soge- nannten Hybrid-Stentgraftprothese hat weltweit zur Übernahme dieses Therapiekonzeptes geführt; die weltweiten Erfahrungen und Daten mit diesem Konzept werden in einem kürzlich eingerichteten internationalen Register unter Federführung der Essener Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie dokumentiert.

Die „Off-Pump“-Koronarrevaskularisation wurde systematisch über Jahre entwickelt und hat einen wichtigen Stellenwert bei be- stimmten, einfacheren Koronarerkrankungen gefunden. Der Verzicht auf die Herz-Lungen-Maschine ist z. B. bei einer schwerst verkalk- ten thorakalen Aorta mit entsprechender Schlaganfallgefährdung indiziert. Im Regelfall wird jedoch größter Wert auf eine differen- zierte Koronarchirurgie gelegt, um, wann immer möglich, unter Ver- wendung ausschließlich arterieller Bypass-Grafts eine komplette Revaskularisation des Herzens mit möglichst langfristiger Offen- heit des Bypass zu gewährleisten. Gemessen am Schwierigkeitsgrad 440

der zu operierenden Patienten (deutschlandweit liegt das Universi- tätsklinikum Essen hier auf Platz 2), wird von der Bundesqualitäts- sicherungsstelle (BQS) der Klinik attestiert, dass sie in den Bereichen „Koronarrevaskularisation, Aortenklappenersatz und Aortenklap- penersatz in Kombination mit Bypass-Revaskularisation“ in der deutschen Spitzengruppe liegt.

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen bisher in Koopera- tion mit dem Institut für Pathophysiologie in der translationalen Erforschung von Reoxygenierung und Reperfusion des Herzens bei akuter und chronischer Hypoxie und deren klinisch-wissenschaft­ licher Umsetzung in die chirurgische Praxis. Neuartige Hybrid-Ge- fäßprothesen und ein Klappenschneidegerät zur ultraschnellen Entfernung einer verkalkten Herzklappe mit der Möglichkeit eines schnellen, später auch eines perkutanen Herzklappenersatzes ste- hen kurz vor der klinisch-experimentellen Einführung.

Eine seit kurzem bestehende und besonders viel versprechende translationale Forschungskooperation mit Prof. Herbert P. Jennissen vom Institut für Physiologische Chemie hat zum Ziel, grundlegende Erkenntnisse bis hin zur Züchtung neuer Gefäße und Muskelzellen zu gewinnen, zum Beispiel in nach Herzinfarkt abgestorbenen Area- len des Herzens, die dann wieder in den Pumpvorgang des ­Herzens reintegriert werden können. 441

Zusammenfassung und Ausblick

Insgesamt ist der Bereich – Herz-Kreislauf – auf einem sehr gu- ten Weg, den Stellenwert der „Universitären Essener Herzmedizin“ nicht nur loko-regional, sondern auch international weiter zu för- dern und zu mehren. Insbesondere die einzigartige, partnerschaft- liche Zusammenarbeit der Kliniken für Kardiologie, Thorax- und Kar- diovaskuläre Chirurgie und des Instituts für Pathophysiologie stellt eines der höchsten Güter inmitten eines komplexer und älter wer- denden Patientenguts dar, dem man nicht mehr mit der Schablo- ne „internistischer oder herzchirurgischer Patient“ gerecht werden kann, sondern nur durch gemeinsame Anstrengungen eine best- mögliche Herzmedizin mit bestmöglichem Ergebnis zuteil werden lassen kann.

Abgesehen von einer reibungslosen und fruchtbaren Zusam- menarbeit zwischen Kardiologie und Herzchirurgie im klinischen Alltag haben Pathophysiologie, Kardiologie und Herzchirurgie auch eine intensive wissenschaftliche Kooperation insbesondere auf dem Gebiet der koronaren Herzkrankheit begründet. Eine ganze Reihe von Kardiologen und Herzchirurgen wurden in der Pathophysiolo- gie wissenschaftlich ausgebildet oder haben dort zeitweise experi- mentell gearbeitet. Es war daher an der Zeit, der gewachsenen kli- nischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit auch strukturell durch organisatorischen Zusammenschluss in einem gemeinsamen Herz-Kreislaufzentrum, dem „Westdeutschen Herzzentrum Essen“, Rechnung zu tragen. Das 1936 eröffnete Robert-Koch-Haus. Zeitungsausschnitt zur Eröffnung des Robert-Koch-Hauses aus der „Essener Allgemeinen Zeitung“ vom 20. Dezember 1936. 443

Infektiologie und Immunologie

von M. Roggendorf, J. Buer

Die Anfänge und die Zeit der Städtischen Krankenanstalten (1908 – 1963)

Das 20. Jahrhundert war geprägt durch eine rasante Entwicklung in der Charakterisierung und Diagnostik von Infektionskrankheiten. Viele neue Erreger, sowohl Bakterien als auch Viren, wurden ent- deckt, die diagnostischen Möglichkeiten entscheidend verbessert und effiziente Therapien entwickelt. Durch die Entwicklung von Impfstoffen konnten schwere Infektionskrankheiten, wie zum Bei- spiel die Kinderlähmung und die Pocken, nahezu ausgerottet wer- den; neue Infektionen wie AIDS (erworbenes Immundefekt-Syn- drom), Hepatitis C, MRSA (multiresistenter Staphylococcus aureus) oder SARS (schweres akutes respiratorisches Syndrom) stellen aber immer wieder große Herausforderungen dar. Diese Entwicklung der Infektionskrankheiten spiegelt sich in der 100-jährigen Geschichte der Städtischen Krankenanstalten und des Universitätsklinikums Essen durch die Einrichtung und Erweiterung von Laboratorien zur Diagnostik von bakteriellen und viralen Krankheiten wider. 444

Bericht in der „Essener Allgemeinen Zeitung“ vom 20. Dezember 1925 über das von Prof. Otto Hohn entwickelte Verfahren zur Züchtung von Tuberkel-Bakterien („Hohn’scher Eiernährboden“). 445

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten zahlreiche Epidemien an Diphtherie, Typhus, Ruhr und epidemischer Meningitis zur Errich- tung von bakteriologischen Untersuchungsanstalten im gesamten Deutschen Reich; diese entstanden zusätzlich zu den schon vor- handenen Hygiene-Instituten an den wenigen Universitätskliniken. So hat auch eine Typhusepidemie im Herbst 1901 in Gelsenkirchen mit über 3.000 Erkrankungen 1902 zur Gründung des Hygiene-In- stituts des Ruhrgebietes geführt. Robert Koch selbst gab dazu die Initiative, nachdem er in der Stadt einen Vortrag gehalten und die epidemiologisch interessanten Zentren am 27. Oktober 1901 began- gen hatte. Träger des Instituts wurde der „Verein zur Bekämpfung der Volkskrankheiten“ im Ruhrgebiet.

Die Zahl der Einsendungen wuchs in Gelsenkirchen jedoch bald so stark an, dass man wegen des weitgestreuten Einzugsgebietes, eben des Ruhrgebietes, die Tätigkeit in die Nähe der Infektionsherde verlegte. Es wurden 1907/08 Zweigstellen in Duisburg, Dortmund, Bochum, Hagen und auch in Essen zur Entlastung des Hauptinsti- tutes gegründet. Die Auffassung, in der Nähe eines Seuchenherdes schneller diagnostizieren und entsprechende Maßnahmen unver- züglich treffen zu können, hat sich in der Folgezeit bewährt.

Mit der Gründung der Zweigstelle Essen wurde Dr. Otto Hohn beauftragt, der als erster Assistent des Instituts in Gelsenkirchen mit seinem dortigen Direktor Prof. Hajo Bruns gerade über eine Me- ningitis-Epidemie ausführlich berichtet hatte. 1908 wurde in einem Neubau mit sechs Räumen am Gildehofplatz mit der Arbeit begon- nen. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten des Vereins in der Inflationszeit verblieb das Institut dort bis zur Übernahme durch die 446

Stadt Essen am 1. April 1923; bald darauf, am 1. August 1923, wurde es in einen Teil des Pathologischen Instituts der Städtischen Kranken- anstalten verlegt.

1928 betrug die Zahl der Einsendungen 45.000, 1934 bereits 88.000, so dass eine größere Unterkunft angestrebt wurde, mög- lichst in der Nähe der Städtischen Krankenanstalten. Schon in den 1930er Jahren hatten die Aufgaben im damaligen Städtischen Bak- teriologischen Institut stark zugenommen, so dass die 138 m2 im Ge- bäude der Pathologie nicht mehr reichten, um sorgfältig und auch infektionsgefährdungsfrei arbeiten zu können (in dieser Zeit wa- ren Laborinfektionen aufgetreten). 1935/1936 wurde ein mit einem Kostenaufwand von 173.000 RM errichteter Neubau („Robert-Koch- Haus“) bezogen, in dem auch das chemische Untersuchungsamt untergebracht war. Dieser Neubau mit 564 m2 umfasste eine Abtei- lung für Bakteriologie, Serologie und einen Tierstall.

Im Vordergrund der Arbeit des Städtischen Bakteriologischen In- stituts stand die Seuchenbekämpfung und zwar Diphtherie, Typhus und Ruhr. Die ersten Publikationen erschienen 1909 und berichte- ten über eine Ruhrepidemie in Essen. Weitere Publikationen von Hohn befassten sich mit Lues-Serologie, Salmonellosen, vor allem aber mit Tuberkulose. Höhepunkt seiner Arbeiten stellt sicher die Einführung praktikabler Methoden zur Züchtung des Tuberkelbak- teriums auf Eiernährböden dar. Unter seiner Leitung verbesserte Dr. Werner Herrmann die Diphtherie-Diagnostik durch Modifikation des ­Clauberg-Mediums (eine Nährlösung zum Bakterienwachstum) und die mikroskopische Tuberkulosediagnostik durch eine wertvolle Modifikation der fluoreszenzoptischen Darstellung. 447

Weitere Arbeiten Hohns befassten sich mit verschiedenen Ente- ritis-Salmonellen; er versuchte, sie im Gegensatz zu Fritz Kauffmann (1899 – 1978)*, einem der führenden Forscher auf diesem Gebiet, bio- chemisch zu typisieren. Er hat seinen diesbezüglichen Briefwechsel trotz ernsthafter Mahnungen des Reichsgesundheitsamtes, nicht mit einem Juden zu verkehren, weitergeführt. Nach der Pensionie- rung Hohns 1947 wurde Dr. Werner Herrmann zu dessen Nachfolger bestellt. Hohn verstarb 1957 im Alter von 80 Jahren.

Großer Laborraum im 1936 eröffneten Robert-Koch-Haus. Abbildung aus der „Essener Allgemeinen Zeitung“ vom 20. Dezember 1936.

* Kauffmann war von 1923 bis 1932 am Robert Koch-Institut tätig. 1933 Flucht nach Dänemark, später nach Schweden. Er erweiterte von 1933 bis 1978 das vom britischen Bakteriologen Philip Bruce White (1891 – 1949) entwickelte Schema zur Klassifikation von Salmonellen auf serolo­ gischer Basis. Infolgedessen wurde es Kauffmann-White-Schema genannt. 448

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Robert-Koch-Haus stark beschä- digt. Es konnte in überraschend kurzer Zeit repariert werden. Für das in den folgenden Jahren anfallende Untersuchungsmaterial war das Gebäude jedoch bald zu klein, so dass auf Initiative von Herrmann nach ausgedehnten und lange dauernden Planungen ein im April 1960 begonnener, im Anschluss an das bisherige Gebäude gelege- ner Neubau 1963 bezogen werden konnte. In diesem Neubau wur- den neuere Konzepte der Institutsgestaltung entwickelt, auch im Hinblick auf die Errichtung einer Medizinischen Fakultät. So wurden Räume für Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Morpho- logie geschaffen (später Abteilung für Elektronenmikroskopie unter der Leitung von Prof. Karl G. Lickfeld) und für die sich ausweitende Virusforschung (nachmalige Abteilung Virologie unter der Leitung von Prof. Ernst Kuwert).

Mit dem Übergang der Städtischen Krankenanstalten in das Uni- versitätsklinikum Essen 1963 diente das Institut für Medizinische Mikrobiologie neben der Forschung und Diagnostik auch zur Aus- bildung der Medizinstudenten.

Von links nach rechts: Prof. Ernst Kuwert (erster Ordinarius für Virologie), Prof. Götz Linzenmeier (Ordinarius für Mikrobio- logie von 1966 – 1989) und Prof. Karl G. Lickfeld (Leiter der Abteilung für Elektronenmikroskopie). 449

Entwicklung nach Errichtung des Universitätsklinikums 1963

Auf Herrmann, der am 16. August 1963 zum ersten ordentlichen­ Professor für Medizinische Mikrobiologie am Essener Universitäts- klinikum ernannt worden war, folgte 1966 Prof. Götz Linzenmeier auf diesen Lehrstuhl.

Prof. Werner Herrmann, der das Bakteriologische Institut von 1947 – 1966 leitete, mit einem Glas einer bekannten Essener Privatbrauerei in der Hand.

In den 1950er Jahren hat sich Herrmann eingehend mit der Öko- logie der Besiedlung des menschlichen Körpers, insbesondere des menschlichen Darmes, befasst. Aufbauend auf zahlreichen wertvol- len wissenschaftlichen Arbeiten von Hohn und Herrmann zu Fragen der normalen und pathologischen Flora hat sich die entsprechende Diagnostik weiterentwickelt. Bei Patienten mit Leukämie und Pa- tienten mit Transplantationen (Knochenmark oder andere Organe) spielte die Medizinische Mikrobiologie ebenso eine tragende Rolle wie bei der Einführung moderner Verfahren der Infektiologie zur antibakteriellen und antimykotischen Chemotherapie.

450

Nach Linzenmeiers Emeritierung und seinem anschließenden Kommissariat wurde 1987 Prof. Rainer Ansorg als Direktor des Insti- tuts berufen und hatte dieses Amt bis 2007 inne (sh. Seite 306). Unter Ansorg wurde das diagnostische Spektrum des Institutes durch kon- tinuierliche Einführung moderner Methoden erweitert und so an die aktuellen Notwendigkeiten in der Patientenversorgung angepasst. Wissenschaftlich wurden Untersuchungen zum Helicobacter pylori und fakultativ humanpathogenen Pilzen durchgeführt. Während der Zeit Ansorgs entwickelten sich in Essen die großen Transplantations- programme (sh. Seite 389), was auch für das Institut für Medizini- sche Mikrobiologie zu völlig neuen Aufgabenstellungen führte. Kurz vor dem Ausscheiden Ansorgs wurde das Institut in Essen als eine der ersten universitären Einrichtungen in Deutschland offiziell für seine diagnostischen Bereiche akkreditiert. ­Ansorg engagierte sich insbesondere auch in der studentischen Ausbildung durch Einfüh- rung neuer Lehr- und Lernkonzepte und führte früh Studierenden- befragungen zur Verbesserung der Lehre ein. In der Nachfolge von Ansorg wurde 2007 Prof. Jan Buer auf den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobio­logie ­berufen. Unter seiner Federführung wurden 2008

Robert-Koch-Haus II, eröffnet 1963. 451

eine Professur für „Mukosale Immunität“ mit Frau Prof. Astrid Wes- tendorf und 2009 eine weitere für „Regulation pathogenspezifischer Immunität“ mit Prof. Carsten Kirschning besetzt.

Institut für Virologie 1963 – 1990

Aufgrund der zunehmenden Differenzierung in der Diagnostik der Infektionskrankheiten wurde aus der Abteilung Virologie 1972 ein eigenes Institut für Medizinische Virologie und Immunologie geschaffen; auf diesen Lehrstuhl wurde Prof. Ernst Kuwert berufen. Kuwert war Veterinärmediziner; er absolvierte Ende der 1970er Jahre noch zusätzlich das Studium der Humanmedizin. Die wissenschaft- lichen Schwerpunkte am Institut für Medizinische Virologie und Im- munologie waren Forschungen zur Immunprophylaxe der Tollwut und Inaktivierung von Viren, insbesondere des Hepatitis B-Virus.

Das „Essen-Schema“

Die am Institut unter der Leitung von Kuwert durchgeführten Forschungsarbeiten zur Etablierung und Erprobung neuer Zellkultur- impfstoffe gegen das die Tollwut auslösende Rabiesvirus resultier- ten schließlich im sogenannten „Essen-Schema“, das dem Namen der Stadt Essen nicht nur Eingang ins internationale medizinische Schrifttum verschaffte, sondern die damals weltweit anerkannte Ex- pertise des Instituts auf dem Gebiet der Tollwutforschung bleibend dokumentiert. 1982 wurde das Institut zum „WHO Collaborating Cen- ter for Reference and Research on Neurological Zoonoses“ ernannt. 452

Kuwert und seine Mitarbeiter hatten in Kooperation mit ameri- kanischen Forschern das Rabiesvirus in humanen diploiden Zelllinien (HDCS) vermehrt und es später chemisch inaktiviert, konzentriert und gereinigt. Der so gewonnene Ganzvirustotimpfstoff wurde zur prä- und postexpositionellen Prophylaxe bei 880 Personen angewandt, wobei die postexpositionelle Behandlung Impfungen an den Tagen 0, 3, 7, 14, 30 und 90 sowie – nach schweren Expositionen – die simultane Applika- tion von humanem Anti-Rabies-Gammaglobulin (20 IE pro Kilogramm Körpergewicht) einmalig und zeitgleich zur ersten Impfung umfasste. Alle Impflinge entwickelten hohe Konzentrationen neutralisierender Anti-Rabiesvirus-Antikörper, die für mindestens 30 Monate persistier- ten. Bei keinem der 50 Patienten, die von nachweislich tollwutinfizier- ten Tieren gebissen oder gekratzt worden waren, kam es während einer Nachbeobachtungszeit von bis zu drei Jahren zu einer Erkrankung. Da zudem nur allgemeine und damit ebenso leichte wie passagere Impf- reaktionen auftraten, wurde die HDCS-Vakzine zur prä- und postexpo- sitionellen Immunisierung empfohlen und in Deutschland nach ihrer Zulassung offiziell ab Februar 1977 eingesetzt. Auch das „WHO Expert Committee on Rabies“ sprach sich rasch für den HDCS-Impfstoff aus, und so ist das im Kuwertschen Laboratorium entwickelte und später nur leicht modifizierte „Essen-Schema“ der Rabies-Postexpositionspro- phylaxe noch heute der therapeutische Standard, an dem sich die Wirk- samkeit aller neu vorgeschlagenen Verfahren messen lassen muss. 453

Inaktivierung von Hepatitis B-Virus

Aus historischer Sicht ist ein weiteres von Kuwert entwickeltes Verfahren interessant, das zur damaligen Zeit von großer Bedeu- tung war. Eine der häufigsten Ursachen der Übertragung des He- patitis B-Virus (HBV) ist die Infektion durch Blut und Blutprodukte (sogenannte nosokomiale Infektion). Es war daher von größter Be- deutung, HBV-Infizierte von der Blutspende auszuschließen, was mit dem 1969 eingeführten Australia-Antigentest auch beim größten Teil der HBV-infizierten Spender gelang. In den 1970er und 1980er Jahren scheiterte die Desinfektion der Blutprodukte an fehlenden Testverfahren; insbesondere war es nicht möglich, das HBV-Virus zu kultivieren.

Kuwert entwickelte Anfang der 1970er Jahre ein Verfahren mit- tels der Elektronenmikroskopie, um die Destruktion der Virushülle mit Detergenzien zur Inaktivierung des HBV nachzuweisen. Da dies zu dieser Zeit die einzige handhabbare Möglichkeit zur Überprü- fung der Desinfektion war, wurde sie breit angewendet. Inzwischen wurden die Verfahren zur Inaktivierung von HBV so verfeinert, dass diese Methode nicht mehr notwendig ist. Hinzu kommt, dass in den 1990er Jahren Zellkultursysteme für HBV etabliert wurden, mit denen die Inaktivierung exakter bestimmt werden konnte. 454

Einrichtung einer Abteilung für Immunologie

1977 wurde im Institut für Medizinische Virologie eine Arbeits- gruppe für Immungenetik etabliert, die von Prof. Dr. Hans Grosse- Wilde, der 1978 aus München berufen wurde, geleitet wurde. Da in den 1970er und 1980er Jahren die Transplantationsimmunologie zur HLA-Typisierung an Bedeutung gewonnen hat und Essen ein wich- tiges Transplantationszentrum wurde, war diese Abteilung notwen- dig geworden. 1983 wurde daraus die eigenständige Abteilung für Immungenetik (1991 in Institut für Immunologie umbenannt), die von Grosse-Wilde bis zu seiner Emeritierung 2008 geleitet ­wurde.

Nach dem plötzlichen Tod von Kuwert 1985 wurde die Virologie zuerst von Prof. Norbert Scheiermann und danach von Priv.-Doz. Olaf Thraenhart kommissarisch geleitet.

Virologie seit 1991

1991 wurde Prof. Michael Roggendorf auf den Lehrstuhl für ­Virologie berufen. Unter seiner Leitung wurde 1996 eine zweimal ­wöchentlich stattfindende Impfsprechstunde für Reisende und Pa- tienten vor Transplantationen eingeführt. Ebenso wurden am Insti- tut für Virologie 1995 im Zuge der bundesweiten Bemühungen um den Aufbau einer funktionsfähigen Infektionsepidemiologie das nationale Referenzzentrum (NRZ) für das Hepatitis C-Virus (HCV) und das Konsiliarlaboratorium (KL) für Tollwut in der Humanmedi- zin ­angesiedelt. 455

Robert-Koch-Haus III, eröffnet im Herbst 2007.

Am Institut für Virologie wurde 2002 eine Professur für Infek- tionsimmunologie eingerichtet, die mit Prof. Ulf Dittmer besetzt wurde. 2009 wurde Dittmer auf die neu geschaffene Professur für „Experimentelle Virologie“ berufen.

Fachübergreifende Forschungsstrukturen

Durch die Einrichtung eines Graduiertenkollegs und eines Son- derforschungsbereichs wurden Strukturen geschaffen, die durch interdisziplinäre Ausrichtung der Forschung und Lehre von Infek- tionskrankheiten und ihren immunologischen Grundlagen dienen.

Graduiertenkolleg

Zur Stärkung der fachübergreifenden Bedeutung der Infek- tiologie am Universitätsklinikum Essen wurde 2004 ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Gradu- iertenkolleg mit dem Thema „Infektionsimmunologie“ unter Be- 456

teiligung der Institute für Virologie, Medizinische Mikrobiologie, Medizinische Psychologie sowie der Klinik für Unfallchirurgie ein- gerichtet (Sprecher: Prof. Ulf Dittmer). Ziel dieses Kollegs ist es, The- rapien zur Stärkung des Immunsystems zu entwickeln.

Sonderforschungsbereich (SFB) Transregio 60

Im Jahre 2009 wurde ein Sonderforschungsbereich Transregio 60 „Interaktion von Viren mit Zellen des Immunsystems bei persistie- renden Virusinfektionen: Grundlagen für Immuntherapie und Imp- fungen“ in Kollaboration mit der Universität Huazhong, University of Science and Technology (HUST), Wuhan, und der Fudan Universi- ty, Shanghai, beide Volksrepublik China, unter der Federführung des Instituts für Virologie etabliert (Sprecher: Prof. Michael Roggendorf). Weitere Beteiligte sind Mediziner und Proteinforscher der Ruhr-Uni- versität Bochum sowie fünf chinesischer Hochschulen. Für die erste SFB-Förderperiode mit einer Laufzeit von vier Jahren stellt die DFG 5,5 Mio. Euro bereit. Da es immer noch keine Heilmittel gegen HIV sowie das Hepatitis B- und C-Virus gibt, steht das bessere Verständ- nis des Übergangs von akuter Infektion zur chronischen Krankheit dieser drei Viruserkrankungen im Mittelpunkt des international aufgestellten SFB/Transregio 60. Im Vordergrund steht die Entwick- lung von Grundlagen für neue virusspezifische Immuntherapien und Schutzimpfungen, damit Krankheiten wie AIDS oder Hepati- tis künftig wirksam bekämpft werden können. Insgesamt werden 16 Projekte von der DFG gefördert; in Deutschland sind zehn For- schungsprojekte, davon acht an der Universität Duisburg-Essen, die restlichen Projekte in China angesiedelt. 457

Perspektiven für die Zukunft

Die Infektionsforschung am Universitätsklinikum Essen hat da- zu beigetragen, dass wir heute besser verstehen, wie Bakterien, Para­siten, Pilze und Viren übertragen werden und bei unseren Pa- tienten Krankheiten verursachen. Die Diagnostik und Therapie von ­Infektionskrankheiten ist heute hoch komplex, und zunehmende Resistenzen bei Bakterien und Viren sind eines der zentralen Pro- bleme der modernen Medizin. Fähigkeiten von Keimen, sich gegen Antibiotika zur Wehr zu setzen, sind vielfältig. Neue Strategien zur Behandlung von Infektionen sind daher dringend erforderlich. Die Institute für Medizinische Mikrobiologie und Virologie bemühen sich gemeinsam, durch gezielte Beeinflussung des Immunsystems neue Therapieansätze für Infektionskrankheiten zu entwickeln und zu testen. Dabei ist besonders an Patienten nach Knochenmark- oder Organtransplantation oder mit Infektionen durch Hepatitis- ­Viren gedacht. 458

Ärztliche Direktoren an den Städtischen Krankenanstalten Essen sowie am späteren Universitätsklinikum Essen

1909 – 1912 Prof. Dr. med. Dr. h.c. Julius Grober, geboren am 27. November 1875 Innere Medizin

Promotion: 1899; Habilitation: 1901, Jena; seit 1909 Chefarzt der Medizinischen Klinik an den Städtischen Krankenanstalten Essen; verstorben am 10. November 1971

1912 – 1934 Prof. Dr. med. Wilhelm Pfeiffer, geboren am 10. Oktober 1875 Innere Medizin

Promotion; Habilitation; seit 1912 Chefarzt der Medizinischen Klinik an den Städtischen Krankenanstalten Essen; verstorben am 11. Juni 1942 459

1934 – 1944 Prof. Dr. med. Arthur Wilke, geboren am 09. Juli 1879

Promotion; Habilitation; seit 1925 Chefarzt des Pathologischen Institutes an den Städtischen Krankenanstalten Essen; verstorben am 24. Juli 1953

1945 – 1949 Prof. Dr. med. Johannes Koch, geboren am 23. August 1901 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Promotion: 1926, Halle; Habilitation: 1933, Halle; seit 1941 Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenklinik der ­Städtischen Krankenanstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik am Universitäts­ klinikum Essen; verstorben am 17. Januar 1969

1949 – 1963 Prof. Dr. med. Dr. h.c. Walter Müller, geboren am 26. August 1907 Allgemeine und spezielle Pathologie

Promotion: 1931, München; Habilitation: 1938, Königsberg; seit 1947 Chefarzt des Pathologischen Instituts der Städ- tischen Krankenanstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor des Instituts für Pathologie am Universitäts­klinikum Essen; 30.09.1975 emeritiert; verstorben am 15. Juni 1983 460

1964 – 1979 Prof. Dr. med. Otto Heinrich Arnold, geboren am 23. April 1910 Innere Medizin

Promotion: 1934 Heidelberg; Habilitation: 1943, Heidelberg; seit 1959 Chefarzt der Medizinischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Essen; 30.09.1978 emeritiert; verstorben am 10. April 2000

1979 – 1989 Prof. Dr. med. Wilhelm Grote, geboren am 27. September 1923 Neurochirurgie

Promotion: 1949, Bonn; Habilitation: 1960, Bonn; seit 01.07.1968 Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Essen; 30.09.1990 emeritiert; verstorben am 15. Mai 2003

1989 – 1995 Prof. Dr. med. Ulrich Stephan, geboren am 28. November 1929 Allgemeine Kinderheilkunde

Promotion: 1955, Frankfurt/Main; Habilitation 1965, Erlangen; seit 01.05.1977 Direktor der Klinik für ­Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1995 emeritiert; verstorben am 06. Februar 2009 461

1995 – 1998 Prof. Dr. med. Horst Sack, geboren am 01. Mai 1935 Strahlenheilkunde

Promotion: 1961, München; Habilitation: 1969, Essen; seit 01.11.1985 Direktor der Klinik für Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Essen; 30.07.2000 emeritiert.

1998 – 2001 Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thomas Philipp, geboren am 30. April 1942 Innere Medizin, Nieren- und Hochdruckkrankheiten

Promotion: 1973, Mainz; Habilitation: 1978, Mainz; seit 27.09.1988 Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten am Universitätsklinikum Essen; 31.07.2007 emeritiert.

2001 – Errichtung des Klinikums Essen als Anstalt öffentlichen Rechts

2001 – 2005, 2005 – 2007 (hauptamtlich) Prof. Dr. med. Werner Havers, geboren am 13. April 1942 Kinderheilkunde Vorsitzender des Vorstands

Promotion: 1971, Essen; Habilitation: 1981, Essen; seit 07.02.1986 Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, seit 03.02.1977 zusätzlich Pädiatrische Endokrinologie am Universitätsklinikum Essen; 31.07.2007 emeritiert. 462

ab 2007 Prof. Dr. med. Gerald Holtmann, MBA, geboren am 04. September 1960 Innere Medizin Vorsitzender des Vorstands

Promotion: 1985, Essen; Habilitation: 1995, Essen; seit 01.08.2004 bis 31.07.2007 Director, Department of Gastroenterology, Hepatology and General Medicine,­ and Clinical Professor, Royal Adelaide Hospital, ­University of Adelaide, Australia; seit 01.08.2007 hauptamtlicher Ärztlicher Direktor 463

Verwaltungsdirektoren an den Städtischen Krankenanstalten Essen sowie am späteren Universitätsklinikum Essen

Wilhelm Kuhlmann 1907 – 1933

Dr. Bender 1933 – 1934

Walter Hamann 1934 – 1945 464

Dr. Hans Küper 1945 – 1949

Walter Hamann 1949 – 1970

(ab 1963 Universitätsklinikum Essen)

Eberhard Wolff 1970 – 1972

1973 – 1985 als leitender Regierungsdirektor nach Übernahme des Universitätsklinikums durch das Land Nordrhein-Westfalen

Dr. rer. nat. Oswald Zöller 1985 – 1995 465

Johannes Jansen 1996 – 1997 (kommissarisch)

2000 – 2001

Dipl.-Oec. Lutz Sträter 1997 – 2000

Kaufmännischer Direktor* Dipl.-Kfm. Reinhold Keil 2001 – heute

* Bezeichnungsänderung seit der Errichtung des Klinikums Essen als Anstalt öffentlichen Rechts im Jahre 2001. 466

Oberinnen des Deutschen Roten Kreuzes von V. van der Locht

Margot von Bonin Oberin: 1913 bis 1917

Frau Oberin Margot von Bonin war zunächst Johanniter- Schwester aus dem Diakonissenhaus Lutherstift Frank- furt a. d. Oder. Am 21. April 1910 wurde sie zur Oberin der DRK Anschar Schwesternschaft in Kiel berufen. Dort blieb sie bis 1911 und wechselte mit einigen Kieler Schwestern nach Essen. Die wesentlichste Aufgabe während ihrer Zeit als Oberin in Essen bestand in der Gründung des „Rheinischen Mutterhauses vom Roten Kreuz in Essen“ im Jahr 1913. Unter ihrer Leitung wurden auch Schwes- tern an der West- und Ostfront während des Ersten Welt- kriegs eingesetzt. 467

Marie Möller leitende Oberschwester 1917 bis 1918 Oberin 1927 bis 1932

Frau Oberin Marie Möller gehörte mit zu den ersten ­Essener Rotkreuzschwestern. Noch vor Beginn des ­Ersten Weltkriegs trat sie am 15. September 1913 dem ­Essener Mutterhaus bei und bekleidete das Amt der Ober- schwester. Marie Möller übernahm zunächst die Leitung der Essener Schwesternschaft kommissarisch. Während ihrer Amtszeit als Oberin von 1927 bis 1932 leitete sie die Schwesternschaft durch die schwere Phase der Weltwirt- schaftskrise.

Edith Löbbecke Oberin: 1919 bis 1927

Ab 1919 führte Frau Oberin Edith Löbbecke aus dem Mut- terhaus Leipzig die Schwesternschaft durch die schweren Nachkriegsjahre mit Inflation, politischen Unruhen und französischer Besetzung des Ruhrgebietes. 1927 kehrte sie in das Leipziger Mutterhaus zurück. 468

Else Overdyck Oberin 1932 bis 1944

Frau Oberin Else Overdyck trat bereits im Dezember 1914 der Essener Schwesternschaft bei. Sie machte am 28. ­Juni 1916 ihr Staatsexamen und wenige Jahre später das ­Oberinnenexamen. Seit 1932 bekleidete sie das Amt der Oberin. Während ihrer Amtszeit fiel die Gleichschal- tung der Essener Schwesternschaft im Dritten Reich, das heißt die Schwesternschaften büßten ihre organisatori- sche Unabhängigkeit innerhalb des DRK ein und bilde- ten eine weisungsgebundene Abteilung der Rot-Kreuz Organisation. Sie hatte auch die schwere Aufgabe, die Schwesternschaft in den Jahren des Zweiten Weltkrieges zu leiten.

Hannah Weller Oberin: 1944 bis 1949

Frau Oberin Hannah Weller war von 1938 bis Juni 1942 Oberin im DRK-Mutterhaus München. Sie verließ die Münchener Schwesternschaft auf eigenen Wunsch und bekleidete während des Krieges das Amt einer Feldobe- rin an der Front in Frankreich. Nach ihrer Berufung zur Oberin im Rheinischen Mutterhaus in Essen oblag ihr die Aufgabe, den Zusammenhalt der Essener Schwestern- schaft in der Nachkriegszeit zu sichern. Sie gründete die Krankenpflegeschule für die Nachwuchsausbildung der Schwesternschaft. 469

Marianne Petersen Oberin: 1949 bis 1968

Frau Oberin Marianne Petersen gehörte zunächst der DRK-Schwesternschaft Paulinenhaus Berlin an. Während des Zweiten Weltkriegs war sie an verschiedenen Front- abschnitten als Feldoberin tätig – zuletzt im Protektorat Böhmen und Mähren. Mit Kriegsende im Mai 1945 geriet sie in Gefangenschaft und wurde über ein Sammellager in Prag vom 6. Juni 1945 bis 11. Mai 1946 im Gefangenen- lager Theresienstadt interniert. Nach der Rückkehr in die Heimat folgten verschiedene DRK-Einsätze, bis sie im ­Oktober 1949 das Amt der Oberin in der DRK-Schwes- ternschaft Essen übernahm. Unter ihrer Leitung wurde 1952 der Bau der heutigen Schwesternschaft Hohlweg 8 vollendet.

Elisabeth Orlik Oberin 1968 bis 1991

Frau Oberin Elisabeth Orlik trat 1947 als Schwesternschü- lerin in die DRK-Schwesternschaft Wuppertal-Barmen ein und absolvierte 1949 ihr Krankenpflegeexamen. Von 1958 bis 1959 besuchte sie die Schwesternhochschule „Werner Schule“ in Göttingen. Während ihrer Amtszeit als Oberin in Essen wurden 1973 die Städtischen Kliniken Essen zur Universitätsklinik Essen unter der Trägerschaft des Landes Nordrhein-Westfalen umgewandelt und der Gestellungsvertrag 10 Jahre später in eine neue Aktua­ lität geführt. 470

Elisabeth Heimes-Bauer Oberin: 1991 bis 2000

Frau Oberin Elisabeth Heimes-Bauer war von 1961 bis 1968 Mitglied der DRK-Schwesternschaft Bonn und wechselte dann nach Essen. Hier hatte sie bis 1972 das Amt der Sta- tionsleitung in der Klinik für Neurochirurgie des Univer- sitätsklinikums inne, besuchte anschließend die Werner Schule in Göttingen, kehrte 1973 nach Essen zurück und nahm bis 1987 das Amt der Oberschwester in der Klinik für Neurochirurgie wahr. 1991 wurde sie zur Zentralen Pflege- dienstleitung am Universitätsklinikum Essen bestellt und 1992 gleichzeitig in das Amt der Oberin der DRK-Schwes- ternschaft Essen berufen, eine Doppelfunktion, die ihr ins- besondere in den Zeiten des Pflegenotstandes Anfang der 1990er Jahre besondere Kompetenz und Kraft abverlangte.

Claudia Artz Oberin: seit 2000

Frau Oberin Claudia Artz trat 1986 als Schwesternschülerin in die DRK-Schwesternschaft Essen e. V. ein und absolvier- te 1989 ihr Examen als Krankenschwester. Zunächst einge- setzt im Bereich der Inneren Klinik (Tumorforschung) und der Klinik für Knochenmarktransplantation absolvierte sie in der Zeit von 1991 bis 1993 eine 2-jährige Fachweiterbil- dung zur Intensiv- und Anästhesiefachschwester und war anschließend als Stationsleiterin in der Klinik für Neuro- chirurgie tätig. 1994 – 1998 studierte sie an der Katholi- schen Fachhochschule in Köln und beendete das Studium als Dipl. Pflegemanagerin (FH). Sie arbeitete zunächst als Assistentin der Pflegedirektorin mit den Hauptaufgaben- feldern Qualitätssicherung und Öffentlichkeitsarbeit. Im Jahr 2000 wechselte sie in die DRK-Schwesternschaft, der sie seit Juni 2000 als Oberin vorsteht. 471

Pflegedirektorin

Irene Maier 1996 bis heute

Krankenschwester / Studium Akademie DRK Göttingen; Lehrerin für Pflegeberufe / Pflegemanagerin 1992 Pflegedirektorin Universitätsklinik Lübeck / Vorstandsmitglied 1996 Pflegedirektorin Universitätsklinikum Essen / Vorstandsmitglied 472

Dekane der Medizinischen Fakultät des Universitäts­ klinikums Essen

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Walter Müller Allgemeine und spezielle Pathologie Gründungsdekan 1963 – 1964, Dekan 1964 – 1965

geboren am 26. August 1907; Promotion: 1931, München; Habilitation: 1938, Königsberg; seit 1947 Chefarzt des Pathologischen Instituts der Städt. Krankenanstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Essen; 30.09.1975 emeritiert; verstorben am 15. Juni 1983

Prof. Dr. med. Karl Kremer Allgemeine Chirurgie Dekan 1965 – 1966, Dekan 1966 – 1967

geboren am 21. November 1915; Promotion: 1942, München; Habilitation: 1957, Düsseldorf; seit 01.10.1961 Chefarzt der Klinik für Chirurgie an den Städt. Krankenanstalten Essen; seit 16.08.1963 bis zu seinem Ruf nach Düsseldorf am 15.04.1970 Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie am Universitätsklinikum Essen; verstorben am 25. Juli 2009 473

Prof. Dr. med. Hans-Joachim Schümann Pharmakologie und Toxikologie Theoretische Medizin, Dekan 1967 – 1968 geboren am 28. Dezember 1919; Promotion: 1945, Rostock; Habilitation: 1950, Rostock; seit 08.10.1964 Direktor des Instituts für Pharmakologie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1985 emeritiert; verstorben am 05. September 1998

Prof. Dr. med. Hans Götz Dermatologie und Venerologie Praktische Medizin, Dekan 1967 – 1968, 1968 – 1969 geboren am 24. Januar 1915; Promotion: 1940, Halle; Habilitation: 1951, München; seit 01.10.1960 Chefarzt der Hautklinik der Städt. Kranken­ anstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1983 emeritiert; verstorben am 12. Februar 1997

Prof. Dr. med. Herbert Brettschneider Anatomie Theoretische Medizin, Dekan 1968 – 1969 geboren am 18. Januar 1914; Promotion: 1947, Münster; Habilitation: 1954, Münster; seit 26.01.1965 Direktor des Instituts für Topographische Anatomie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1982 emeritiert; verstorben am 03. Juni 2004 474

Prof. Dr. med. Werner Klosterkötter Hygiene und Arbeitsmedizin Theoretische Medizin, Dekan 1969 – 1970, 1970 – 1971

geboren am 01. Januar 1919; Promotion: 1943, Köln; Habilitation: 1957, Münster; seit 01.11.1964 Direktor des Instituts für Hygiene und Arbeitsmedizin am Universitätsklinikum Essen; verstorben am 28. März 1978

Prof. Dr. med. Fritz Küster Kinderheilkunde Praktische Medizin, Dekan 1969 – 1970

geboren am 24. Juli 1909; Promotion: 1935, Königsberg; Habilitation: 1948, Düsseldorf; seit 15.02.1955 Chefarzt der Kinderklinik an den Städt. Krankenanstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Essen; 30.09.1975 emeritiert; verstorben am 04. Februar 2001

Prof. Dr. med. Eberhard Scherer Medizinische Strahlenkunde Praktische Medizin, Dekan 1970 – 1971

geboren am 05. Oktober 1918; Promotion: 1944, München; Habilitation: 1955, Marburg; seit 01.06.1960 Chefarzt des Röntgeninstituts und der Strahlenklinik der Städt. Kranken- anstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor der Röntgeninsti- tuts und der Strahlenklinik am Universitätsklinikum Essen; 29.02.1984 emeritiert; verstorben am 16. November 2007 475

Prof. Dr. med. Götz Linzenmeier Medizinische Mikrobiologie Theoretische Medizin, Dekan 1971 – 1972, 1972 – 1973, 1974 – 1975 geboren am 17. Juli 1917; Promotion: 1941, Heidelberg; Habilitation: 1957, Bonn; seit 01.10.1966 Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Essen; 31.07.1982 emeritiert; verstorben am 01. Dezember 1997

Prof. Dr. med. Paul Mellin Urologie Praktische Medizin, Dekan 1971 – 1972 geboren am 26. Februar 1920; Promotion: 1944, Göttingen; Habilitation: 1964, Essen; seit 14.12.1967 Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Essen; verstorben am 26. März 1980

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Gerd Meyer-Schwickerath Augenheilkunde Praktische Medizin, Dekan 1972 – 1973 geboren am 10. Juli 1920; Promotion: 1946, Hamburg; Habilitation: 1953, Bonn; seit 1959 Chefarzt der Augenklinik der Städt. Kranken­ anstalten Essen; seit 16.08.1963 Direktor der Augenklinik am Universitäts­klinikum Essen; 31.07.1985 emeritiert; verstorben am 20. Januar 1992 476

Prof. Dr. med. Wilhelm Grote Neurochirurgie Praktische Medizin, Dekan 1973 – 1974

geboren am 27. September 1923; Promotion: 1949, Bonn; Habilitation: 1960, Bonn; seit 01.07.1968 Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Essen; 30.09.1990 emeritiert; verstorben am 15. Mai 2003

Prof. Dr. med. Gustav Adebahr Gerichtliche Medizin Theoretische Medizin, Dekan 1973 – 1974

geboren am 03. Juni 1924; Promotion: 1949, Köln; Habilitation: 1959, Köln; seit 19.07.1972 Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Essen; 31.07.1989 emeritiert; verstorben am 09. Dezember 2008

Prof. Dr. med. Hans-Joachim Lehmann Neurologie Praktische Medizin, Dekan 1974 – 1975

geboren am 12. Dezember 1922; Promotion: 1950, Kiel; Habilitation: 1960, Kiel; seit 19.04.1972 Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen; 29.02.1988 emeritiert 477

Prof. Dr. med. vet. Dr. med. Ernst Karl Kuwert Medizinische Virologie und Immunologie Theoretische Medizin, Dekan 1975 – 1976, 1980 – 1981 geboren am 29. Oktober 1931; Promotion: 1956, Leipzig; Habilitation: 1967, Essen; seit 01.01.1973 Direktor des Instituts für Medizinische Viro­ logie und Immunologie am Universitätsklinikum Essen; verstorben am 01. Juli 1985

Prof. Dr. med. Eberhard Löhr Röntgenologie und Strahlenheilkunde Praktische Medizin, Dekan 1975 – 1976 geboren am 25. Mai 1928; Promotion: 1954, Hamburg; Habilitation: 1965, Marburg; seit 21.07.1972 Direktor des Röntgendiagnostischen Zentralinstituts der Radiologischen Klinik am Universitäts­klinikum Essen; 31.07.1993 emeritiert

Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Christian Streffer Medizinische Strahlenbiologie Theoretische Medizin, Dekan 1976 – 1977, 1981 – 1982, 1982 – 1983 geboren am 05. Juli 1934; Promotion: 1963, Freiburg; Habilitation: 1967 Freiburg; seit 1.10.1974 Direktor des Instituts für Medizinische Strahlenbiologie am Universitätsklinikum Essen; 31.07.1999 emeritiert 478

Prof. Dr. med. Karl-Friedrich Schlegel Orthopädie Praktische Medizin, Dekan 1976 – 1977

geboren am 10. Juni 1924; Promotion: 1949, München; Habilitation: 1959, Köln; seit 01.04.1969 Direktor der Klinik für Orthopädie am Universitätsklinikum Essen; 31.07.1989 emeritiert; verstorben am 24. Oktober 1996

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Herbert Schriefers Physiologische Chemie Theoretische Medizin, Dekan 1977 – 1978, 1983 – 1985

geboren am 13. Januar 1924; Promotion: 1951, Bonn; Habilitation: 1960, Ulm; seit 24.10.1974 Direktor des Instituts für Physiologische Chemie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1989 emeritiert

Prof. Dr. med. J. Christoph Reidemeister Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie Praktische Medizin, Dekan 1977 – 1978

geboren am 14. Januar 1934; Promotion: 1959, Freiburg; Habilitation: 1970, Köln; seit 01.05.1973 Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1999 emeritiert 479

Prof. Dr. med. Wolfgang Wiemer Physiologie Theoretische Medizin, Dekan 1978 – 1979 geboren am 21. August 1933; Promotion: 1961, München; Habilitation: 1966, Bochum; seit 18.07.1974 Direktor des Instituts für Physiologie am Universitätsklinikum Essen; 31.08.1998 emeritiert

Prof. Dr. med. Theodor Waubke Augenheilkunde Praktische Medizin, Dekan 1978 – 1979 geboren am 27. April 1928; Promotion: 1952, Tübingen; Habilitation: 1966, Essen; seit 09.10.1972 Direktor der Abteilung für „Mikrochirurgie und Traumatologie“ (2. Lehrstuhl für Augenheilkunde) am Universitätsklinikum Essen; 31.07.1993 emeritiert; verstorben am 03. Januar 2005

Prof. Dr. med. Lutz-Dietrich Leder Allgemeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie Theoretische Medizin, Dekan 1979 – 1980 geboren am 12. Februar 1933; Promotion: 1960, Frankfurt/M; Habilitation: 1967, Kiel; seit 01.10.1975 Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1998 emeritiert 480

Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Dietrich Schettler Kiefer- und Gesichtschirurgie Praktische Medizin, Dekan 1979 – 1980

geboren am 07. September 1932; Promotion: Dr. med. dent. 1958, Düsseldorf, Dr. med. 1960 Düsseldorf; Habilitation: 1970, Düsseldorf; seit 01.08.1973 Direktor der Klinik für Gesichts- und Kieferchirurgie am Universitätsklinikum Essen; 31.12.1997 emeritiert

Prof. Dr. med. Ulrich Stephan Allgemeine Kinderheilkunde Praktische Medizin, Dekan 1980 – 1981

geboren am 28. November 1929; Promotion: 1955 Frankfurt/M.; Habilitation: 1965 Erlangen; seit 01.05.1977 Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1995 emeritiert; verstorben am 06.Februar 2009

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Friedrich Wilhelm Eigler Allgemeine Chirurgie Praktische Medizin, Dekan 1981 – 1982, 1982 – 1983

geboren am 10. Mai 1932; Promotion: 1956, Gießen; Habilitation: 1967, Köln; seit 01.09.1971 Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie am Universitätsklinikum Essen; 31.07.1997 emeritiert; Kommissarischer Direktor der Klinik vom 01.08.1997 bis zum 31.03.1998 481

Prof. Dr. med. Harald Goebell Innere Medizin, Gastroenterologie Dekan 1985 – 1987 geboren am 06. Februar 1933; Promotion: 1959, Marburg; Habilitation: 1970, Marburg; seit 01.11.1975 Direktor der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Essen; 28.02.1998 emeritiert; Kommissarischer Direktor der Klinik vom 01.03.1998 bis zum 30.09.1998

Prof. Dr. med. Hans Grosse-Wilde Immunologische Genetik Dekan 1987 – 1988, 1996 – 1998, 2001 – 2004 geboren am 23. März 1943; Promotion: 1971, München; Habilitation: 1977, München; seit 08.11.1983 Direktor des Instituts für Immungenetik, später Immunologie am Universitätsklinikum Essen; 30.09.2008 emeritiert

Prof. Dr. med. Horst Sack Strahlenheilkunde Dekan 1988 – 1990 geboren am 01. Mai 1935; Promotion: 1961, München; Habilitation: 1969, München; seit 01.11.1985 Direktor der Klinik für Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Essen; 30.07.2000 emeritiert 482

Prof. Dr. med. Wolfgang Maximilian Fischer Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dekan 1990 – 1992, 1992 – 1994

geboren am 09. März 1932; Promotion: 1957, Erlangen; Habilitation: 1967, Hamburg; seit 08.11. 1983 Direktor der Abteilung für Geburtshilfe und Perinatale Medizin; Kommissarischer Direktor der Klinik für Gynäkologie, insbesondere gynäkologische Onkologie am Universitäts­ klinikum Essen vom 01.07.1983 bis zum 31.03.1986; 31.03.1997 emeritiert; verstorben am 26. März 2007

Prof. Dr. med. Hans Christoph Diener Neurologie und Klinische Neurophysiologie Dekan 1994 – 1996

geboren am 19. März 1951; Promotion: 1975, Freiburg i. B.; Habilitation: 1982, Tübingen; seit 01.12.1989 Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen

Prof. Dr. med. Werner Havers Kinderheilkunde Dekan 1998 – 2001

geboren am 13. April 1942; Promotion: 1971, Essen; Habilitation:1981, Essen; seit 07.02.1986 Direktor der Klinik für Pädiatrische Häma­ tologie und Onkologie, seit 03.02.1977 zusätzlich Pädiat­ rische Endokrinologie am Universitätsklinikum Essen; 31.07.2007 emeritiert 483

Prof. Dr. rer. nat. Karl-Heinz Jöckel Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie Dekan 2004 – 2008 geboren am 16. November 1953; Promotion: 1982, Dortmund; Habilitation: 1989, Dortmund; seit 01.03.1994 Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie am Universitätsklinikum Essen

Prof. Dr. med. Michael Forsting Diagnostische Radiologie mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie Dekan ab 1. Oktober 2008 geboren am 07. Dezember 1960; Promotion: 1988, Aachen; Habilitation: 1994, Heidelberg; seit 01. 07 1997 Universitätsprofessur für ­Neuroradiologie; seit 01.07. 2004 Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen 484

Ehrenpromotionen der Medizinischen Fakultät

1970 Littmann, Hans, Dr. phil. † Carl-Zeiss-Werke, Oberkochem

1971 Flaskamp, Wilhelm, Prof. Dr. med. † Evangelisches Krankenhaus Oberhausen

1988 Abe, Mitsuyuki, Prof. Dr. Universität Kyoto, Japan

1988 Bretschneider, Hans-Jürgen, Prof. Dr. med. † Universität Göttingen

1988 van Rood, Johannes Joseph, Prof. Dr. PhD. Universität Leiden, Niederlande

1990 Willenegger, Hans Robert, Prof. Dr. med. † Universität Basel, Schweiz

1993 Setlow, Richard B., Prof. Dr., Ph.D., Dr. sci. h.c. University of Upton, New York, USA 485

1997 Bircks, Wolfgang, Prof. Dr. med. Universität Düsseldorf

1997 Loogen, Franz, Prof. Dr. med. Universität Düsseldorf

2000 German, James Lafayette III, Prof. M.D. New York Blood Centre, New York, N.Y., USA.

2006 Wu, Zhongbi, Prof. Dr. † Tongji Huazhong Universität, Wuhan, VR China

2008 Melchior, Jochen, Dr. rer. pol. Essen

2008 Nutt, Ronald, Dr. University of Tennessee, Knoxville, USA

2009 Wen, Yu-Mei, Prof. Dr. Fudan Universität, Shanghai, VR China 486

Berufungen an das Universitätsklinikum Essen

Arnold, Otto Heinrich Innere Medizin 1963 Götz, Hans Dermatologie und Venerologie 1963 Herrmann, Werner Medizinische Mikrobiologie 1963 Koch, Johannes Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 1963 Kremer, Karl Chirurgie 1963 Küster, Fritz Kinderheilkunde 1963 Laubenthal, Florin Nervenheilkunde 1963 Meyer-Schwickerath, Gerd Augenheilkunde 1963 Müller, Walter Pathologie 1963 Nordmeyer, Kurt Frauenheilkunde 1963 Scherer, Eberhard Röntgen- und Strahlenheilkunde 1963 Schümann, Hans-Joachim Pharmakologie und Toxikologie 1964 Klosterkötter, Werner Hygiene und Arbeitsmedizin 1964 Brettschneider, Herbert Anatomie 1965 Engelmeier, Max-Paul Psychiatrie 1965 Gänshirt, Heinz Neurologie 1965 Meesmann, Werner Pathologische Physiologie 1966 Linzenmeier, Götz Medizinische Mikrobiologie 1966 Mellin, Paul Urologie 1967 Schmidt, Carl Gottfried Innere Medizin (Tumorforschung) 1967 Grote, Wilhelm Neurochirurgie 1968 487

Klüken, Norbert Phlebologie im Rahmen der Dermato-Venerologie 1968 Schlegel, Karl-Friedrich Orthopädie 1969 Lehmann, Hans-Joachim Neurologie 1970 Adebahr, Gustav Rechtsmedizin 1971 Eigler, Friedrich Wilhelm Allgemeine Chirurgie 1971 Löhr, Eberhard Röntgendiagnostik 1971 Minnigerode, Bernhard Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 1971 Stolecke, Herbert Pädiatrische Endokrinologie 1971 Teske, Hans-Jürgen Klinische Radiologie 1971 Wetter, Otto Innere Medizin (Tumorforschung) 1971 Bock, Klaus Dietrich Innere Medizin (Hochdruck- und Nierenkrankheiten) 1972 Hager, Wolfgang Innere Medizin 1972 Kuwert, Ernst Medizinsche Virologie und Immunologie 1972 Ludwig, Hans Geburtshilfe und Frauenheilkunde 1972 Rassow, Jürgen Medizinsche Physik und Strahlenbiophysik 1972 Reichenberger, Margot Dermatologie und Venerologie 1972 Reinwein, Dankwart Innere Medizin 1972 Satter, Peter Herz- und Thoraxchirurgie 1972 Stoermer, Joachim Kinderkardiologie 1972 Strötges, Wilhelm Nuklearmedizin 1972 Waubke, Theodor Ophthalmologische Mikrochirurgie und Traumatologie 1972 Gerhard, Lieselotte Neuropathologie 1973 488

Grohmann, Rolf Medizinische Physik und Biophysik mit dem Schwerpunkt „Experimentelle Labyrinthologie“ 1973 Reidemeister, J. Christoph Kardiovaskuläre Chirurgie 1973 Schettler, Dietrich Kieferchirurgie 1973 Brittinger, Günter Innere Medizin / Klinische Hämatologie 1974 Busch, Manfred Strahlentherapie 1974 Fischer, Wolfgang M. Frauenheilkunde und Geburtshilfe 1974 Schmitt, Hans Georg Biostatistik und Dokumentation 1974 Schriefers, Herbert Physiologische Chemie 1974 Stöcker, Ludwig Anästhesiologie 1974 Streffer, Christian Medizinische Strahlenbiologie 1974 Wiemer, Wolfgang Physiologie 1974 Blank, Manfred Anatomie, insbes. Histochemie 1975 Breipohl, Winrich Anatomie, insbes. Embryologie u. exp. Entwicklungsgeschichte 1975 Goebell, Harald Innere Medizin, insbes. Gastroenterologie 1975 Leder, Lutz-Dietrich Allgemeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie 1975 Olbing, Hermann Kinderheilkunde/Nephrologie 1975 Rajewsky, Manfred Zellbiologie maligner Tumoren 1975 Schmit-Neuerburg, Klaus-Peter Unfallchirurgie 1975 Eysel, Ulf Physiologie 1976 Passarge, Eberhard Humangenetik 1976 Sadony, Volker Herz- und Thoraxchirurgie 1976 Schulte Holthausen, Heinrich Molekularbiologie maligner Tumoren 1976 489

Wagner, Joachim Herz- und Kreislaufpharmakologie 1976 Dermietzel, Rolf Neuroanatomie 1977 Quint, Hans Psychotherapie und Psychosomatik 1977 Stäcker, Karl Heinz Medizinische Psychologie 1977 Willecke, Klaus Zellbiologie (Tumorforschung) 1977 Bruch, Joachim Arbeitsmedizin 1978 Göthert, Manfred Biochemische Pharmakologie 1978 Gros, Gerolf Atmungs- und Kreislaufphysiologie 1978 Grosse-Wilde, Hans Immunologische Genetik 1978 Koob, Ewald Hand- und Rheumachirurgie 1978 Lickfeld, Karl Morphologie der Mikroorganismen 1978 Stephan, Ulrich Kinderheilkunde 1978 Wessing, Achim Augenheilkunde, Retinologie 1978 Eggers, Christian Kinder- und Jugendpsychiatrie 1979 Ohnhaus, Edgar Innere Medizin 1979 Hartung, Rudolf Urologie 1980 Norpoth, Klaus Arbeis- und Sozialmedizin 1982 Paar, Dietrich Klinische Chemie 1982 Goos, Manfred Dermatologie und Venerologie 1983 Esche, Helmut Molekularbiologie 1984 Heß, Wolfgang Anästhesiologie 1984 Ravens, Ursula Herz- und Kreislaufpharmakologie 1984 Creutzig, Hans Nuklearmedizin 1985 Havers, Werner Kinderheilkunde 1985 Sack, Horst Strahlenheilkunde 1985 Schaefer, Ulrich W. Innere Medizin 1985 Schindler, Adolf Eduard Frauenheilkunde und Geburtshilfe 1986 490

Weiler, Günter Rechtsmedizin 1986 Ansorg, Rainer Medizinische Mikrobiologie 1987 Gastpar, Markus Allgemeine Psychiatrie 1987 Reiners, Christoph Nuklearmedizin 1987 Birchmeier, Walter Molekulare Zellbiologie (experimentelle Krebsforschung) 1988 Philipp, Thomas Innere Medizin, insbes. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 1988 Denker, Hans-Werner Anatomie und Reproduktionsbiologie 1989 Bingmann, Dieter Physiologie 1989 Heusch, Gerd Pathophysiologie 1989 Jahnke, Klaus Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 1989 Jennissen, Herbert Peter Physiologische Chemie 1989 Rudofsky, Gottfried Angiologie 1989 Ryffel, Gerhard Zellbiologie 1989 Schmaltz, Achim Kinderkardiologie 1989 Reiners, Christoph Nuklearmedizin 1989 Aktories, Klaus Biochemische Pharmakologie 1989 Diener, Hans-Christoph Neurologie 1989 Rübben, Herbert Urologie 1989 Winterhager, Elke Anatomie 1990 Stolke, Dietmar Neurochirurgie 1990 Seeber, Siegfried Innere Medizin (Tumorforschung) 1990 Löer, Franz Orthopädie 1990 Senf, Wolfgang Psychotherapie und Psychosomatik 1990 Leygraf, Norbert Forensische Psychiatrie 1991 491

Jakobs, Karl-Heinrich Pharmakologie und Toxikologie 1991 Roggendorf, Michael Virologie 1991 Lignitz, Eberhard Rechtsmedizin 1991 Coenen, Heinz Hubert Nuklearchemie und Radiopharmazie 1991 Müller, Norbert Transfusionsmedizin 1992 Kox, Wolfgang Johannes Anästhesiologie 1992 Horsthemke, Bernhard Humangenetik, insbes. molekulare Humangenetik 1992 de Groot, Herbert Physiologische Chemie 1992 Schwechheimer, Karl Neuropathologie 1993 Siffert, Winfried Pharmakologie und Toxikologie mit dem Schwerpunkt Biochemische Pharmakologie 1993 Erbel, Raimund Innere Medizin, insbes. Kardiologie 1993 Henßge, Claus Rechtsmedizin 1993 Jöckel, Karl-Heinz Medizinische Informatik und Biomathematik 1994 Zanella, Friedhelm E. Diagnostische Radiologie mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie 1994 Mann, Klaus Innere Medizin, insbes. Endokrinologie 1994 Langer, Ruth Diagnostische Radiologie 1994 Schade, Fritz Ulrich Klinische Forschergruppe Schock und Multiorganversagen 1994 Steuhl, Klaus-Peter Augenheilkunde, insbes. Erkrankungen des vorderen Augenabschnittes 1994 492

Voit, Thomas Allgemeine Kinderheilkunde 1995 Bockisch, Andreas Nuklearmedizin 1996 Haffner, Thomas Rechtsmedizin 1996 Möröy, Tarik Molekulare Zellbiologie (experimentelle Krebsforschung) 1996 Peters, Jürgen Anästhesiologie und Intensivtherapie 1996 Rettenmeier, Albert Hygiene und Umweltmedizin 1996 Redies, Christoph Anatomie 1997 Forsting, Michael Diagnostische Radiologie mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie 1997 Brandau, Wolfgang Nuklearchemie und Radiopharmazie 1997 Schedlowski, Manfred Medizinische Psychologie 1997 Bornfeld, Norbert Augenheilkunde mit dem Schwerpunkt Retinologie 1998 Broelsch, Christoph E. Allgemeine Chirurgie 1998 Hoyer, Peter F. Kinderheilkunde mit dem Schwerpunkt Nephrologie und Stoffwechselstörungen 1998 Nast-Kolb, Dieter Unfallchirurgie 1998 Dührsen, Ulrich Innere Medizin (Hämatologie) 1998 Gerken, Guido Innere Medizin, insbes. Gastroenterologie 1998 Schmid, Kurt Werner Allgemeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie 1999 Fandrey, Joachim Kurt Physiologie 1999 Jakob, Heinz Günther Herz- und Thoraxchirurgie 1999 Debatin, Jörg Felix Diagnostische Radiologie 1999 Timmann-Braun, Dagmar Experimentelle Neurologie 2000 493

Stuschke, Martin Strahlenheilkunde 2000 Horsthemke, Bernhard Humangenetik, insbes. molekulare Humangenetik 2000 Schulz, Rainer Pathophysiologie 2001 Iliakis, George Strahlenbiologie 2001 Gulbins, Erich Experimentelle Gentherapie 2001 Kimmig, Rainer Frauenheilkunde und Geburtshilfe 2001 Baba, Hideo Andreas Pathologie mit dem Schwerpunkt Transplantationspathologie 2002 Hardt, Cornelia Immunologie 2002 Dittmer, Ulf Virologie 2002 Lohmann, Dietmar Ophthalmologische Onkologie und Genetik 2003 Levkau, Bodo Pathophysiologie und Atheroskleroseforschung 2003 Küppers, Ralf Molekulare Genetik 2004 Hebebrand, Johannes Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie 2004 Ladd, Mark Edward Biomedizinische Bildgebung 2004 Dünker, Nicole Anatomie 2004 Grabbe, Stephan Dermatologie und Venerologie 2004 Scherbaum, Norbert Klinische Suchtforschung 2004 Schlaak, Jörg Friedrich Transplantationshepatologie 2004 Eggert, Angelika Pädiatrisch-Onkologische Forschung 2004 Malagó, Massimo Transplantationschirurgie 2004 Ergün, Süleyman Anatomie 2006 Lang, Stephan Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 2006 Weber, Artur-Aron Pharmakologie und Toxikologie 2006 494

Schedlowski, Manfred Medizinische Psychologie 2007 Bajanowski, Thomas Rechtsmedizin 2007 Buer, Jan Medizinische Mikrobiologie 2007 Jendrossek, Verena Zellbiologie 2007 Wiltfang, Jens Psychiatrie und Psychotherapie 2007 Schuler, Martin Innere Medizin (Tumorforschung) 2007 Palmada, Monica Molekularbiologie 2007 Stahl, Alexander Experimentelle Nuklearmedizin – PET-Forschung 2008 Rauen, Ursula Physiologische Chemie 2008 Hermann, Dirk Demenzforschung 2008 Wanke, Isabel Interventionelle Neuroradiologie 2008 Westendorf, Astrid Mukosale Immunität 2008 Eggert, Angelika Pädiatrie 2008 Schadendorf, Dirk Dermatologie und Venerologie 2008 Metzen, Eric Physiologie 2008 Sure, Ulrich Neurochirurgie 2008 Horn, Peter A. Transfusionsmedizin 2008 Fischer, Jens W. Pharmakologie und Toxikologie 2008 Felderhoff-Müser, Ursula Pädiatrie 2008 Hierner, Robert Plastische Chirurgie 2008 Kirschning, Carsten Regulation pathogen-spezifischer Immunität 2009 Keyvani, Kathy Neuropathologie 2009 Warscheid, Bettina Klinische Proteomics 2009 495

Habilitationen am Universitätsklinikum Essen

Bock, Klaus-Dietrich Innere Medizin 29. 11. 1963 Steinbrecher, Wolfgang Psychiatrie und Neurologie 24. 01. 1964 Gregorcyk, Klaus Dermatologie und Venerologie 28. 07. 1964 Mellin, Paul Chirurgie und Urologie 28. 07. 1964 Hoffmann, Kurt Medizinische Mikrobiologie 01. 12. 1964 Berghaus, Horst Chirurgie und Urologie 27. 07. 1965 Lohmeyer, Heinz Geburtshilfe und Frauenheilkunde 17. 02. 1966 Maaßen, Werner Pneumologie 07. 06. 1966 Waubke, Theodor Augenheilkunde 07. 06. 1966 Kort, Joachim Chirurgie 21. 07. 1966 Strötges, M. Wilhelm Medizinische Radiologie und Nuklearmedizin 21. 07. 1966 Lickfeld, Karl Gerhard Medizinische Elektronen- mikroskopie 19. 01. 1967 Kuwert, Ernst Medizinische Virologie und Immunbiologie 19. 01. 1967 Olbing, Hermann Kinderheilkunde 22. 02. 1967 Jansen, Gerd Arbeitsmedizin 22. 02. 1967 Sturde, Hans Carl Dermatologie und Venerologie 22. 02. 1967 Dorndorf, Wolfgang Neurologie 01. 06. 1967 Halama, Joachim Medizinische Strahlenkunde 28. 07. 1967 496

Stolecke, Herbert Kinderheilkunde 28. 07. 1967 Böhme, Karl Hans Chirurgie 28. 07. 1967 Wessing, Achim Augenheilkunde 28. 07. 1967 Hager, Wolfgang Innere Medizin 08. 02. 1968 Wetter, Otto Innere Medizin 02. 07. 1968 Kaufmann, Horst Klinische Radiologie 02. 05. 1968 Brittinger, Günter Innere Medizin 02. 05. 1968 Reichenberger, Margot Dermatologie und Venerologie 02. 05. 1968 Teske, Hans-Jürgen Medizinische Strahlenkunde 02. 07. 1968 Kochem, Hans-Günter Pathologie 28. 11. 1968 Strohmenger, Paul Urologie 28. 11. 1968 Müller, Erich Chirurgie 06. 02. 1969 Rosenkranz, Karl Adolf Innere Medizin 06. 02. 1969 Merguet, Hans Chirurgie 10. 07. 1969 Kovaciecek, Stjepan Chirurgie 10. 07. 1969 Schramm, Wilfried Chirurgie 10. 07. 1969 Stöcker, Ludwig Anästhesie 10. 07. 1969 Sack, Horst Klinische Radiologie, Nuklearmedizin 10. 07. 1969 Tenhaeff, Dieter Geburtshilfe und Frauenheilkunde 10. 07. 1969 Heitmann, Hans-Joachim Dermatologie und Venerologie 18. 12. 1969 Stalder, Karlheinz Hygiene und Arbeitsmedizin 25. 06. 1970 Loch, Ernst-Gerhard Geburtshilfe und Frauenheilkunde 26. 11. 1970 Jacobs, Giesbert Chirurgie 04. 02. 1971 Starke, Klaus Pharmakologie und Toxikologie 04. 02. 1971 Lauterbach, Fritz Biochemische Pharmakologie 04. 02. 1971 Seling, Andreas Chirurgie 25. 05. 1971 Rassow, Jürgen Medizinische Physik 28. 06. 1971 497

Kierfeld, Gerd Urologie 02. 12. 1971 Delank, Heinz Walter Neurologie 02. 12. 1971 Meng, Karl-August Biochemische Pharmakologie 02. 12. 1971 Magnus, Lothar Klinische Radiologie 02. 12. 1971 Vogel, Martin Augenheilkunde 12. 01. 1972 Wagner, Joachim Pharmakologie und Toxikologie 03. 02. 1972 Heimsoth, Volker-Herwart Innere Medizin 21. 06. 1972 Koob, Ewald Orthopädie 21. 06. 1972 Spitznas, Manfred Augenheilkunde 21. 06. 1972 Göbbeler, Theodor Klinische Radiologie 21. 06. 1972 Gallmeier, Walter Innere Medizin 21. 06. 1972 Bock, Wolfgang Joachim Neurochirurgie 21. 06. 1972 Mauß, Joachim Dermatologie und Venerologie 09. 11. 1972 Merguet, Peter Innere Medizin 09. 11. 1972 Moayer, Mohammed Geburtshilfe und Frauenheilkunde 09. 11. 1972 Hupfauer, Werner Orthopädie 25. 01. 1973 Hierholzer, Günther Unfallchirurgie 31. 10. 1973 Paar, Dietrich Innere Medizin und Klinische Chemie 24. 05. 1973 Schley, Gerhard Innere Medizin 24. 05. 1973 Cohnen, Georg Bernhard Innere Medizin 06. 12. 1973 Hackenberg, Klaus Innere Medizin 31. 10. 1973 Reis, Hans Edgar Innere Medizin 19. 12. 1973 Robock, Klaus Medizinische Physik 14. 02. 1974 Senge, Theodor Urologie 06. 06. 1974 Firusian, Nosrat Innere Medizin 05. 12. 1974 Bertrams, Hans-Jörg Medizinische Virologie und Immunologie 16. 01. 1975 498

Hossfeld, Dieter Innere Medizin 13. 02. 1975 Boettcher, Ivar Chirurgie 12. 06. 1975 Medrano, Justo Chirurgie 12. 06. 1975 König, Erika Innere Medizin 12. 06. 1975 Liesegang, Jürgen Neurochirurgie 11. 12. 1975 Reinhardt, Rolf Pharmakologie und Toxikologie 12. 02. 1976 Schmitt, Gerd Klinische Radiologie 12. 02. 1976 Brehmer, Bernd Urologie 13. 02. 1976 Montel, Heinrich Anästhesiologie und Wiederbelebung 13. 02. 1976 Seeber, Siegfried Innere Medizin 13. 02. 1976 Dermietzel, Rolf Anatomie 11. 05. 1976 Goymann, Volkmer Orthopädie 10. 06. 1976 Schaefer, Ulrich W. Innere Medizin 13. 01. 1977 Ewers, Hans Innere Medizin 13. 01. 1977 Fiebach, Ottmar Klinische Radiologie 13. 01. 1977 Dostal, Gerd Chirurgie 21. 04. 1977 Clar, Hans Erik Neurochirurgie 26. 05. 1977 Höher, Gerhard Medizinische Virologie und Immunologie 24. 11. 1977 Taube, Hans Detlef Anästhesiologie 09. 02. 1978 Eickenberg, Hans-Udo Urologie 27. 04. 1978 Weiler, Günter Rechtsmedizin 01. 06. 1978 Karduck, Axel Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 30. 06. 1978 Anlauf, Manfred Innere Medizin 19. 10. 1978 Lax, Edmund Rodney Physiologische Chemie 16. 11. 1978 Schramm, Georg Chirurgie 16. 11. 1978 Otto, Heinz Klinische Radiologie 11. 01. 1979 499

Beersiek, Friedrich A. Chirurgie 11. 01. 1979 Tauber, Peter Frauenheilkunde 08. 02. 1979 Wilde, Christian D. Unfallchirurgie 31. 05. 1979 Makoski, Hans-Bruno Klinische Radiologie 29. 11. 1979 Götze, Hermann Kinderheilkunde 29. 11. 1979 Maruhn, Dieter Innere Medizin 10. 01. 1980 Bartholomé, Wilfried Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 10. 01. 1980 Andler, Werner Kinderheilkunde 10. 01. 1980 Bremer, Karl Innere Medizin 14. 02. 1980 Gerke, Edmund Augenheilkunde 14. 02. 1980 Brodde, Otto-Erich Pharmakologie 24. 04. 1980 Labitzke, Reiner Unfallchirurgie 24. 04. 1980 Roosen, Klaus Neurochirurgie 24. 04. 1980 Graben, Nikolaus Innere Medizin 27. 05. 1980 Singer, Manfred Innere Medizin 26. 06. 1980 Kleining, Rudolf Unfallchirurgie 23. 10. 1980 Benker, Georg Innere Medizin 27. 11. 1980 Heilmann, Lothar Geburtshilfe und Frauenheilkunde 27. 11. 1980 Höffken, Klaus Innere Medizin 18. 12. 1980 Hartmann, Wolfgang Innere Medizin 18. 12. 1980 Havers, Werner Kinderheilkunde 29. 01. 1981 Kindhäuser, Volker Chirurgie 29. 01. 1981 Bischoff, Karl-Otto Innere Medizin 04. 06. 1981 Bachmann, Hansjörg Kinderheilkunde 04. 06. 1981 Janssen, Paul L. Psychotherapie u. psychosomatische Medizin 09. 07. 1981 Meusers, Peter Innere Medizin 09. 07. 1981 van Beuningen, Dirk Strahlenbiologie 29. 10. 1981 500

Jakubowski, Hans Dieter Chirurgie 10. 12. 1981 Schulz, Ulrich Klinische Radiologie – Strahlentherapie 10. 12. 1981 Heckemann, Reinhold Klinische Radiologie 10. 12. 1981 Osieka, Reinhard Innere Medizin 14. 01. 1982 Tharandt, Lutz Innere Medizin 14. 01. 1982 Thümler, Peter Orthopädie 14. 01. 1982 Zabel, Maria Dermato-Venerologie 14. 01. 1982 El Hifnawi, El Sayed Anatomie 11. 02. 1982 Littmann, Klaus Chirurgie 11. 02. 1982 Richter, Heinrich Joachim Allgemeine pathologische Anatomie und spezielle Pathologie 11. 02. 1982 Nakhosteen, John A. Innere Medizin 29. 04. 1982 Walz, Karl Andreas Frauenheilkunde 29. 04. 1982 Weiß, Helmut Unfallchirurgie 27. 05. 1982 Augener, Wiprecht Innere Medizin 28. 10. 1982 Nau, Heinz-Eugen Neurochirurgie 28. 10. 1982 Hoff, Hans Georg Innere Medizin 02. 12. 1982 Pistor, Klaus Kinderheilkunde 02. 12. 1982 Donhuijsen, Konrad Allgmeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie 13. 01. 1983 Streissle, Gert Medizinische Virologie und Immunologie 13. 01. 1983 Öhl, Siegfried Innere Medizin 10. 02. 1983 Quast, Ulrich Medizinische Physik 09. 06. 1983 Mellin, Karin-Brigitte Augenheilkunde 14. 07. 1983 Pach, Johannes Psychiatrie 14. 07. 1983 Gross, Gerhard Pharmakologie und Toxikologie 17. 11. 1983 501

Kirch, Wilhelm Innere Medizin 17. 11. 1983 Niederle, Norbert Innere Medizin 17. 11. 1983 Haasters, Jörg Orthopädie 15. 12. 1983 Towfigh, Hussein Unfallchirurgie 15. 12. 1983 Schmidt, Angela Humangenetik 15. 12. 1983 Windeck, Rainer Innere Medizin 15. 12. 1983 Molls, Michael Strahlenbiologie und Embryologie 12. 04. 1984 Machulla, Hans-Jürgen Nuklearchemie und Radiopharmazie 17. 05. 1984 Scheiermann, Norbert Medizinische Virologie und Immunologie 17. 05. 1984 Petro, Wolfgang Innere Medizin 28. 06. 1984 Hörster, Gerd Unfallchirurgie 25. 10. 1984 Nowrousian, Mohammed Resa Innere Medizin 29. 11. 1984 Ringert, Rolf-Hermann Urologie 29. 11. 1984 Büchele, Wolfgang Neurologie und Neurophysiologie 20. 12. 1984 Mehdorn, Hubertus M. Neurochirurgie 20. 12. 1984 Hielscher, Horst Neurologie 31. 01. 1985 Becher, Reinhard Innere Medizin 09. 05. 1985 John, Vera Klinische Radiologie 09. 05. 1985 Bamberg, Michael Klinische Radiologie – Strahlentherapie 20. 06. 1985 Hentrich, Frank Kinderheilkunde – Kinderkardiologie 20. 06. 1985 Schäfer, Reinhold Zell- und Molekularbiologie 20. 06. 1985 Behrendt, Hans Urologie 05. 12. 1985 Siekmann, Ulrich Frauenheilkunde und Geburtshilfe 05. 12. 1985 502

Balzer, Klaus Innere Medizin 30. 01. 1986 Hiemke, Christoph Physiologische Chemie 30. 01. 1986 Gross, Eberhard Chirurgie 24. 04. 1986 Mlynek, Maria Lieselotte Spezielle pathologische Anatomie und allgemeine Pathologie 24. 04. 1986 Stürmer, Klaus-Michael Unfallchirurgie 10. 07. 1986 Wissing, Heinz Jürgen Unfallchirurgie 10. 07. 1986 Mahmoud, Mohamed Hossam K. Innere Medizin 11. 12. 1986 Schweisfurth, Hans Innere Medizin 11. 12. 1986 Konermann, Helmut Orthopädie 29. 01. 1987 Kurz, Carl Sylvius Frauenheilkunde und Geburtshilfe 29. 01. 1987 Müller, Rolf Zell- und Molekularbiologie 29. 01. 1987 Sörgel, Fritz Experimentelle Pädologie 29. 01. 1987 Breuer, Norbert Innere Medizin 21. 05. 1987 Cevc, Gregor Medizinische Biophysik 21. 05. 1987 von Melchner, Harald Experimentelle Onkologie 11. 06. 1987 Nehls, Peter Molekulare Krebsforschung 11. 06. 1987 Thraenhart, Olaf Medizinische Virologie 11. 06. 1987 Rohm, Norbert Chirurgie 09. 07. 1987 Scheulen, Max Ernst Innere Medizin 09. 07. 1987 Meßmer, Elmar P. Augenheilkunde 09. 07. 1987 Förster, Michael Augenheilkunde 22. 10. 1987 Galal, Omar Pädiatrie – pädiatrische Kardiologie 26. 11. 1987 Niebel, Wolfgang Chirurgie 26. 11. 1987 Meyer-Schwickerath, Martin Urologie 11. 02. 1988 Militzer, Klaus Versuchstierkunde und Versuchstierkrankheiten 21. 04. 1988 503

Eysselein, Viktor Innere Medizin 26. 05. 1988 Müller, Wolfgang-Ulrich Strahlenbiologie 26. 05. 1988 Neuser, Jürgen Medizinische Psychologie 26. 05. 1988 Layer, Peter Innere Medizin 07. 07. 1988 Metz, Klaus Allgmeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie 20. 10. 1988 Olbricht, Thomas Innere Medizin 20. 10. 1988 Kalff, Rolf Neurochirurgie 24. 11. 1988 Bornfeld, Norbert Augenheilkunde 15. 12. 1988 Doxiadis, Ilias Immunologie 18. 04. 1989 Horsthemke, Bernhard Humangenetik 18. 04. 1989 Knust, Ernst Nuklearchemie und Radiopharmazie 16. 11. 1989 Kröpfl, Darko Urologie 16. 11. 1989 Traub, Otto Zell- und Molekularbiologie 16. 11. 1989 Zerkowski, Hans-Reinhard Chirurgie 16. 11. 1989 Daul, Anton Innere Medizin 14. 12. 1989 Olbrich, Hans Psychiatrie 25. 01. 1990 Budach, Volker Klinische Radiologie 26. 04. 1990 Kreuzfelder, Ernst Immunologie 26. 04. 1990 Bonzel, Klaus-Eugen Kinderheilkunde 31. 05. 1990 Müller, Michael Innere Medizin 31. 05. 1990 Albrecht, Karlheinz Chirurgie 21. 06. 1990 Alberti, Winfried Klinische Radiologie 15. 11. 1990 Schilcher, Rudolf-Burkhart Innere Medizin 15. 11. 1990 Weber, Franci Innere Medizin 15. 11. 1990 Nohtashamipur, Emad Gewerbe-Toxikologie 13. 12. 1990 Joka, Theodor Unfallchirurgie 13. 12. 1990 504

Roesgen, Michael Unfallchirurgie 25. 04. 1991 Schmidt, Ulrich Allgmeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie 25. 04. 1991 Doetsch, Norbert Chirurgie 16. 05. 1991 Gerhard, Horst Neurologie 16. 05. 1991 Konerding, Moritz Anatomie 16. 05. 1991 Müller, Reinhold T. Orthopädie 16. 05. 1991 Michel, Martin C. Pharmakologie und Toxikologie 21. 11. 1991 Schrader, Martin Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 30. 01. 1992 Krause, Ulrich Chirurgie 04. 06. 1992 Esser, Joachim Augenheilkunde 22. 10. 1992 Heitemeyer, Ulf Unfallchirurgie 12. 11. 1992 Mohr, Christopher Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 12. 11. 1992 Pauleikhoff, Daniel Augenheilkunde 10. 12. 1992 Thilmann, Alfred Neurologie 10. 12. 1992 Kölbel, Christian Innere Medizin 21. 01. 1993 Schütte, Hans-Joachim Innere Medizin 21. 01. 1993 Sauerwein, Wolfgang Radiologische Onkologie 22. 04. 1993 Zierold, Karl Experimentelle Zytologie und Histologie 22. 04. 1993 Katschinski, Bettina Innere Medizin 13. 05. 1993 Keidel, Matthias Neurologie 17. 06. 1993 Schaller, Jörg Dermatologie und Venerologie 17. 06. 1993 Stuschke, Martin Radiologische Onkologie 07. 08. 1993 Weiller, Cornelius Sebastian Neurologie 21. 10. 1993 Müller, Ralf-Dietrich Diagnostische Radiologie 25. 11. 1993 Opalka, Bertram Molekularbiologie 25. 11. 1993 505

Kloke, Otto Innere Medizin 16. 12. 1993 Obertacke, Udo Unfallchirurgie 16. 12. 1993 Jähde, Eckhardt Zellbiologie (Tumorforschung) 13. 01. 1994 Klein-Hitpaß, Ludger Molekularbiologie 03. 02. 1994 Sievers, Klaus Diagnostische Radiologie 03. 02. 1994 Brockmeyer, Norbert Dermatologie, Venerologie und Allergologie 21. 04. 1994 Breuer, Hans-Willi Pathophysiologie 05. 05. 1994 Heuft, Gereon Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 05. 05. 1994 Zimmermann, Christoph W. Neurologie 05. 05. 1994 Feldmann, Horst Jürgen Radiologische Onkologie 19. 05. 1994 Petrasch, Stephan Innere Medizin 19. 05. 1994 Uppenkamp, Michael Innere Medizin 19. 05. 1994 Erhard, Jochen Chirurgie 03. 11. 1994 Scherer, Ralf Anästhesiologie 03. 11. 1994 Letsch, Rainer Unfallchirurgie 24. 11. 1994 Trenn, Guido Innere Medizin 24. 11. 1994 Delcker, Andreas Neurologie 02. 02. 1995 Holtmann, Gerald Innere Medizin 02. 02. 1995 Wandl, Ursula Innere Medizin 04. 05. 1995 Budach, Wilfried Radiologische Onkologie 22. 06. 1995 Kremens, Bernhard Kinderheilkunde 13. 07. 1995 Popp, Walter Arbeitsmedizin 13. 07. 1995 Wieland, Thomas Pharmakologie und Toxikologie 16. 11. 1995 Teschler, Helmut Innere Medizin 16. 11. 1995 Recker, Franz Urologie 07. 12. 1995 Schepker, Renate Kinder- und Jugendpsychiatrie 11. 01. 1996 506

Thomale, Jürgen Molekulare Zellbiologie (Experimentelle Krebsforschung) 11. 01. 1996 Günnicker, Michael Anästhesiologie 01. 02. 1996 Wagner, Richard Innere Medizin 01. 02. 1996 Grandt, Kai Daniel Innere Medizin 25. 04. 1996 Heiligenhaus, Arnd Augenheilkunde 04. 07. 1996 Kock, Hans-Jürgen Unfallchirurgie 04. 07. 1996 Lettgen, Bernhard Kinderheilkunde 04. 07. 1996 Hauffa, Berthold P. Kinderheilkunde 11. 07. 1996 Teusch, Ludwig Psychiatrie und Psychotherapie 11. 07. 1996 Guth, Brian D. Pathophysiologie 11. 07. 1996 Schulz, Rainer Physiologie und Pathophysiologie 11. 07. 1996 Hohn, Hans-Peter Anatomie 24. 10. 1996 Otto, Thomas Urologie 21. 11. 1996 Wettwer, Erich Pharmakologie und Toxikologie 21. 11. 1996 Labenz, Joachim Innere Medizin 12. 12. 1996 von Schönfeld, Jürgen Innere Medizin 12. 12. 1996 Zölzer, Friedo Strahlenbiologie 12. 12. 1996 Görge, Günter Innere Medizin 16. 01. 1997 Walz, Martin K. Chirurgie 16. 01. 1997 Rünzi, Michael Innere Medizin 16. 01. 1997 Jussofie, Astrid Physiologische Chemie 23. 04. 1997 Gillessen-Kaesbach, Gabriele Humangenetik 22. 05. 1997 Michiels, Ivo Orthopädie 22. 05. 1997 Wieland, Ilse Zellbiologie (Tumorforschung) 22. 05. 1997 Haude, Michael Innere Medizin 26. 06. 1997 Ratjen, Felix Kinderheilkunde 26. 06. 1997 Beelen, Dietrich Innere Medizin 03. 07. 1997 507

Faustmann, Pedro Neurologie 03. 07. 1997 Ganz, Reinhard E. Medizinische Psychologie 23. 10. 1997 Hanssler, Ludwig Kinderheilkunde 23. 10. 1997 Franke, Gabriele Medizinische Psychologie 20. 11. 1997 von der Ohe, Manfred Innere Medizin 20. 11. 1997 Heemann, Uwe Innere Medizin 11. 12. 1997 Goepel, Mark Urologie 11. 12. 1997 Pospiech, Josef Neurochirurgie 11. 12. 1997 van Koppen, Chris J. Pharmakologie und Toxikologie 15. 01. 1998 Timmann, Dagmar Neurologie 12. 02. 1998 Banger, Markus Psychiatrie 14. 05. 1998 Brockmann, Dieter Molekularbiologie 14. 05. 1998 Winkler, Ulrich H. Frauenheilkunde und Geburtshilfe 14. 05. 1998 Dignaß, Axel Innere Medizin 04. 06. 1998 Kribben, Andreas Innere Medizin 15. 10. 1998 Lohmann, Dietmar Humangenetik 15. 10. 1998 Schirrmacher, Karin Physiologie 15. 10. 1998 Dost, Philipp Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 12. 11. 1998 Stahl, Michael Innere Medizin 12. 11. 1998 Lange, Reinhard Chirurgie 12. 11. 1998 Freitag, Lutz Pneumologie 10. 12. 1998 Hengge, Ulrich R. Dermatologie, Venerologie und Allergologie 10. 12. 1998 Rath, Peter-Michael Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie 14. 01. 1999 Wagner, Stephan Dermatologie, Venerologie und Allergologie 14. 01. 1999 Harstrick, Andreas Innere Medizin 11. 02. 1999 508

Quint, Ulrich Orthopädie 11. 02. 1999 Thie, Michael Anatomie und Entwicklungsbiologie 11. 02. 1999 Wiedemayer, Helmut Neurochirurgie 11. 03. 1999 Schilling, Harald Augenheilkunde 11. 03. 1999 Reinhardt, Walter Innere Medizin 15. 04. 1999 Diehl, Rolf Medizinische Psychologie 15. 04. 1999 Neudeck, Friedrich Chirurgie 06. 05. 1999 Henkes, Hans Neuroradiologie 17. 06. 1999 Weischer, Thomas Oralchirurgie 17. 06. 1999 Stüben, Georg Strahlentherapie 21. 10. 1999 Groeben, Harald Anästhesiologie und Intensivtherapie 04. 11. 1999 Ockenfels. Hans Michael Dermatologie, Venerologie und Allergologie 04. 11. 1999 Regidor, Pedro-Antonio Frauenheilkunde und Geburtshilfe 04. 11. 1999 Jüptner, Markus Neurologie 25. 11. 1999 Voggenreiter, Gregor Chirurgie 16. 12. 1999 Moritz, Thomas Innere Medizin 20. 01. 2000 Grümmer, Ruth Anatomie 20. 01. 2000 Herpertz, Stefan Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 20. 01. 2000 Ruchholtz, Steffen Chirurgie 20. 01. 2000 Baumgart, Dietrich Innere Medizin 10. 02. 2000 Müller, Mark-Roland Innere Medizin 13. 04. 2000 Moog, Rainer Transfusionsmedizin 13. 04. 2000 Wiemann, Martin Innere Medizin 13. 04. 2000 Wolfhard, Fritz Ulrich Chirurgie 13. 04. 2000 509

Schäfers, Rafael F. Innere Medizin 29. 06. 2000 Hertl, Martin Chirurgie 19. 10. 2000 Nikolaizik, Wilfried H. Kinderheilkunde 19. 10. 2000 Bonnet, Udo Psychiatrie 16. 11. 2000 Rauen, Ursula Physiologische Chemie 16. 11. 2000 Giebler, Reiner Anästhesiologie und Intensivtherapie 14. 12. 2000 Schmidt, Martina Pharmakologie und Toxikologie 14. 12. 2000 Wenzel, René R. Innere Medizin 14. 12. 2000 Aufmkolk, Michael Chirurgie 11. 01. 2001 Majetschak, Matthias Chirurgie 11. 01. 2001 Flaßhove, Michael Innere Medizin 08. 02. 2001 Lautermann, Jürgen Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 08. 02. 2001 Stausberg, Jürgen Medizinische Informatik 17. 05. 2001 Eising, Ernst Günter Nuklearmedizin 08. 06. 2001 Kindler-Röhrborn, Andrea Zellbiologie (Tumorforschung) 08. 06. 2001 Schröder, Klaus Jan Innere Medizin 08. 06. 2001 Elmaagacli, Ahmet Hayri Innere Medizin 05. 07. 2001 Lümmen, Gerd-Wilhelm Urologie 05. 07. 2001 Vanhoefer, Udo Joachim Innere Medizin 05. 07. 2001 Ladd, Mark E. Diagnostische Radiologie mit dem Schwerpunkt Magnetresonanzphysik 20. 09. 2001 Exton, Michael Shane Medizinische Psychologie 18. 10. 2001 Pützer, Brigitte Maria Molekularbiologie 18. 10. 2001 Roll, Claudia Kinderheilkunde 15. 11. 2001 Rühm, Stefan Georg Diagnostische Radiologie 15. 11. 2001 Schulte, Claudia Innere Medizin 13. 12. 2001 510

Müller, Karl-Dieter Medizinische Mikrobiologie 10. 01. 2002 von Birgelen, Clemens Innere Medizin 07. 02. 2002 Oberhoff, Carsten Frauenheilkunde und Geburtshilfe 07. 02. 2002 Scherbaum, Norbert Psychiatrie 25. 04. 2002 Sack, Stefan Innere Medizin 23. 05. 2002 Strumberg, Dirk Innere Medizin 23. 05. 2002 Barkhausen, Jörg Diagnostische Radiologie 20. 06. 2002 Dörfler, Arnd Diagnostische Radiologie mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie 20. 06. 2002 Krege, Susanne Urologie 20. 06. 2002 Pogge von Strandmann, Elke Zellbiologie 04. 07. 2002 Stang, Andreas Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie 04. 07. 2002 Buck, Thomas Innere Medizin 11. 07. 2002 Zeeh, Jörg Innere Medizin 11. 07. 2002 Lu, Mengji Virologie 21. 11. 2002 Janßen, Onno Eilard Innere Medizin 21. 11. 2002 Roß, Rudolf Stefan Virologie 21. 11. 2002 Grasemann, Hartmut Kinderheilkunde 12. 12. 2002 Kienbaum, Peter Anästhesiologie und Intensivtherapie 12. 12. 2002 Schmermund, Axel Innere Medizin 12. 12. 2002 Limmroth, Volker Neurologie 16. 01. 2003 Petersenn, Stephan Innere Medizin 16. 01. 2003 Straub, Volker Kinderheilkunde 16. 01. 2003 Nelles, Gereon Neurologie 06. 02. 2003 Fischer, Markus Hals- Nasen- Ohrenheilkunde 06. 02. 2003 511

Busch, Elmar Neurologie 06. 02. 2003 Büscher, Rainer Kinderheilkunde 13. 02. 2003 Sperling, Herbert Urologie 13. 02. 2003 Kröger, Knut Innere Medizin 24. 04. 2003 Olivier, Lucien Chirurgie 24. 04. 2003 Kirsch, Michael Physiologische Chemie 22. 05. 2003 Malagó, Massimo Chirurgie 22. 05. 2003 Wensing, Georg Innere Medizin, Schwerpunkt klinische Pharmakologie 12. 06. 2003 Massoudy-Touiserkan, Parwis Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie 12. 06. 2003 Rosskopf, Dieter Pharmakologie und Toxikologie 12. 06. 2003 Bartel, Thomas Innere Medizin 17. 07. 2003 Klepper, Jörg Kinderheilkunde 17. 07. 2003 Gschossmann, Juergen Innere Medizin 17. 07. 2003 Bald, Martin Kinderheilkunde 23. 10. 2003 Jurklies, Bernhard Augenheilkunde 23. 10. 2003 Eggert, Angelika Kinderheilkunde 20. 11. 2003 Maschke, Matthias Neurologie 20. 11. 2003 Dahmen, Uta Chirurgie 18. 12. 2003 Kasimir-Bauer, Sabine Experimentelle Onkologie 18. 12. 2003 Weimar, Christian Neurologie 18. 12. 2003 Luboldt, Hans-Joachim Urologie 15. 01. 2004 Meller, Daniel Augenheilkunde 15. 01. 2004 Meyer zu Heringdorf, Dagmar Pharmakologie und Toxikologie 15. 01. 2004 Davids, Eugen Psychiatrie und Psychotherapie 05. 02. 2004 Bojko, Peter Innere Medizin 05. 02. 2004 512

Ottinger, Hellmut D. Immunologie 27. 05. 2004 Asgari, Siamak Neurochirurgie 24. 06. 2004 Goyen, Mathias Diagnostische Radiologie 24. 06. 2004 Saller, Bernhard Innere Medizin 22. 07. 2004 Flohé, Sascha Chirurgie 22. 07. 2004 Grünewald, Stephanie Kinderheilkunde 22. 07. 2004 Elsenbruch, Sigrid Medizinische Psychologie 18. 11. 2004 Quick, Harald H. Diagnostische Radiologie mit dem Schwerpunkt Magnetresonanzphysik 18. 11. 2004 Dissemond, Joachim Dermatologie 27. 01. 2005 Herrmann, Burkhard L. Innere Medizin 27. 01. 2005 Leniger, Tobias Neurologie 27. 01. 2005 Witzke, Oliver Innere Medizin 27. 01. 2005 Anastassiou, Gerasimos Augenheilkunde 21. 04. 2005 von Knoch, Marius Orthopädie 21. 04. 2005 Dürig, Jan Innere Medizin 12. 05. 2005 Oberbeck, Reiner Chirurgie 12. 05. 2005 Neumann, Andreas Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 12. 05. 2005 Cario, Elke Innere Medizin 09. 06. 2005 Kremmer, Stephan Augenheilkunde 09. 06. 2005 Eckstein, Anja Augenheilkunde 14. 07. 2005 Leineweber, Kirsten Pathophysiologie und Pharmakologie 14. 07. 2005 Wieczorek, Dagmar Humangenetik 14. 07. 2005 Herget-Rosenthal, Stefan Innere Medizin 14. 07. 2005 Frühauf, Nils Chirurgie 27. 10. 2005 Hudde, Tobias Augenheilkunde 27. 10. 2005 513

Mellies, Uwe Kinderheilkunde 24. 11. 2005 Taeger, Georg Chirurgie 24. 11. 2005 Vester, Udo Kinderheilkunde 24. 11. 2005 Kamler, Markus Herzchirurgie 15. 12. 2005 Laube, Thomas Augenheilkunde 15. 12. 2005 Nürnberger, Jens Innere Medizin 15. 12. 2005 Ragette, Regine Innere Medizin 15. 12. 2005 Richter-Unruh, Annette Kinderheilkunde 15. 12. 2005 Beckebaum, Susanne Innere Medizin 19. 01. 2006 Gasser, Thomas Neurochirurgie 19. 01. 2006 Saxler, Guido Orthopädie 19. 01. 2006 Möhlenkamp, Stefan Innere Medizin 27. 04. 2006 Selbach, Jens Augenheilkunde 27. 04. 2006 Seifert, Dieter Forensische Psychiatrie 27. 04. 2006 Sandalcioglu, Erol Neurochirurgie 27. 04. 2006 Beyer, Thomas Experimentelle Nuklearmedizin – Multimodale Schnittbildgebung 18. 05. 2006 Novotny, Jürgen Innere Medizin 18. 05. 2006 Schneider, Tim Urologie 18. 05. 2006 Wanke, Isabel Diagnostische Radiologie 18. 05. 2006 Ajaj, Waleed Diagnostische Radiologie 22. 06. 2006 Eikermann, Matthias Anästhesiologie und Intensivtherapie 22. 06. 2006 Hilgard, Philip Innere Medizin 22. 06. 2006 Lindemann, Monika Immunologie 22. 06. 2006 Schröder, Tobias Radiologie 22. 06. 2006 Schäfers, Maria Neurologie 06. 07. 2006 Antoch, Gerald Radiologie 06. 07. 2006 514

Görges, Rainer Nuklearmedizin 06. 07. 2006 Katsarava, Zaza Neurologie 06. 07. 2006 Schüler, Andreas Augenheilkunde 06. 07. 2006 Auth, Marcus Kinderheilkunde 26. 10. 2006 Hahn, Susanne Innere Medizin 23. 11. 2006 Zöpf, Thomas Innere Medizin 23. 11. 2006 Gizewski, Elke Ruth Diagnostische Radiologie 14. 12. 2006 Michalsen, Andreas Naturheilkunde 14. 12. 2006 Neumann, Till Innere Medizin 18. 01. 2007 Bender, Stefan Psychiatrie und Psychotherapie 08. 02. 2007 Eggebrecht, Holger Innere Medizin 08. 02. 2007 Hüttmann, Andreas Innere Medizin 12. 04. 2007 Petrat, Frank Physiologische Chemie 12. 04. 2007 Quadbeck, Beate Innere Medizin 12. 04. 2007 Lauenstein, Thomas Diagnostische Radiologie 10. 05. 2007 Canbay, Ali E. Innere Medizin 31. 05. 2007 Naber, Christoph K. Innere Medizin 31. 05. 2007 Nadalin, Silvio Chirurgie 31. 05. 2007 Pietruck, Frank Innere Medizin 31. 05. 2007 Radtke, Arnold Chirurgie 31. 05. 2007 Saner, Fuat Hakan Chirurgie 31. 05. 2007 Mitchell, Anna Innere Medizin 14. 06. 2007 Bockhorn, Maximilian Chirurgie 14. 06. 2007 Nückel, Holger Innere Medizin 14. 06. 2007 Rebmann, Vera Immunologie 14. 06. 2007 Sotiropoulos, Georgios Chirurgie 14. 06. 2007 Wieneke, Heinrich Innere Medizin 14. 06. 2007 Frings, Markus Neurologie 12. 07. 2007 515

Gerwig, Marcus Neurologie 12. 07. 2007 Hauth, Elke Diagnostische Radiologie 12. 07. 2007 Kühne, Christian Chirurgie 12. 07. 2007 Wimberger, Pauline Gynäkologie und Geburtshilfe 18. 10. 2007 Kaiser, Gernot Chirurgie 18. 10. 2007 Bassiouni, Hischam Neurochirurgie 29. 11. 2007 Philipp, Sebastian Innere Medizin 29. 11. 2007 Erim, Yesim Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 13. 12. 2007 Schmitz, Klaus-Jürgen Pathologie 13. 12. 2007 Sievers, Burkhard Innere Medizin 13. 12. 2007 Bruck, Heike Innere Medizin 17. 01. 2008 Ladd, Susanne Diagnostische Radiologie 14. 02. 2008 Schoch, Beate Neurochirurgie 14. 02. 2008 Schürks, Markus Neurologie 14. 02. 2008 Langhorst, Jost Naturheilkunde 24. 04. 2008 Schara, Ulrike Kinder- und Jugendmedizin 24. 04. 2008 Freudenberg, Lutz Nuklearmedizin 15. 05. 2008 Skyschally, Andreas Pathophysiologie 15. 05. 2008 Pleger, Burkhard Neurologie 19. 06. 2008 Kümmel, Sherko Gynäkologie und Geburtshilfe 10. 07. 2008 Schmidt, Markus Gynäkologie und Geburtshilfe 10. 07. 2008 Schütt, Philipp Innere Medizin 10. 07. 2008 Hunold, Peter Diagnostische Radiologie 16. 10. 2008 Jentzen, Walter Experimentelle Nuklearmedizin 16. 10. 2008 Moebus, Susanne Epidemiologie und Medizinische Biometrie 16. 10. 2008 Schlosser, Thomas Diagnostische Radiologie 16. 10. 2008 516

Böngler, Kerstin Pathophysiologie 27. 11. 2008 Kühl, Hilmar Diagnostische Radiologie 27. 11. 2008 Lendemans, Sven Chirurgie 27. 11. 2008 Vogt, Florian Diagnostische Radiologie 27. 11. 2008 Hillen, Uwe Dermatologie und Venerologie 18. 12. 2008 Hinney, Anke Molekulare Genetik im Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie 18. 12. 2008 Schimmelmann, Graf Benno Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 18. 12. 2008 Stattaus, Jörg-Peter Diagnostische Radiologie 18. 12. 2008 Lehnerdt, Götz Frederik Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 07. 05. 2009 Weber, Frank Chirurgie 07. 05. 2009 Adamzik, Michael Anästhesiologie und Intensivmedizin 18. 06. 2009 Kobbe, Philipp Experimentelle Chirurgie 18. 06. 2009 Kottenberg, Eva Anästhesiologie und Intensivmedizin 18. 06. 2009 Hoffmann, Barbara Epidemiologie, Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik 16. 07. 2009 Feldkamp, Thorsten Innere Medizin 16. 07. 2009 Thielmann, Matthias Herzchirurgie 16. 07. 2009 Schramm, Alexander Experimentelle Onkologie 16. 07. 2009 Treckmann, Jürgen Chirurgie 29. 10. 2009 Pöttgen, Christoph Radioonkologie 12. 11. 2009 Cicinnati, Vito Innere Medizin 19. 11. 2009 Bauer, Sebastian Innere Medizin 10. 12. 2009 Möller, Lars Innere Medizin 10. 12. 2009 517

Bibl, Mirko Psychiatrie und Psychotherapie 10. 12. 2009 Wedemeyer, Christian Experimentelle Orthopädie 10. 12. 2009 518

Danksagung

Wir danken

Herrn Prof. Dr. Klaus-Michael Müller, Münster, der uns für die Er- stellung dieser Festschrift die umfangreiche Sammlung an Fotogra- fien und Dokumenten seines Vaters, Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Müller, zur Verfügung gestellt und in vielen Gesprächen seine eigenen Er- innerungen an vergangene Begebenheiten übermittelt hat,

Herrn Dr. Klaus Wisotzky, der uns in seiner Eigenschaft als Leiter des Essener Stadtarchivs während der schwierigen Phase der Um- siedelung und vorübergehenden Schließung des Archivs Zugang zu den für uns wichtigen Akten gewährt sowie wertvolle Hinweise ge- geben hat,

Herrn Dr. Volker van der Locht für seine Recherchen historischer Daten und Fakten, 519

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Kolleginnen und Kollegen des Universitätsklinikums Essen, die durch Hinweise und Korrekturen geholfen und uns zahlreiche, größtenteils private Fotos, Aufzeichnungen und Sammlungen von Pressemitteilungen zur Ver- fügung gestellt haben,

den Vertretern des Verlages Joh. van Acken, Krefeld, Herrn Dipl.- Ing. Ulrich Kaltenmeier und Frau Dipl.-Wirt.-Ing. Anja Kaltenmeier, sowie Frau Anja Kalmann, Diplom Designerin, Essen, die uns mit ihrer fachkundigen Beratung und unendlichen Geduld bei der Er- stellung dieser Festschrift begleitet haben.

Sie alle haben die Herausgeber dieser Schrift mit Sachkenntnis, Engagement und Ermutigung begleitet. Ihnen gebührt unser herz- licher Dank. 520

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Archivalien

Archiv der Städtischen Krankenanstalten Essen

Stadtarchiv Essen: Chronik der Stadt Essen. Unveröffentl. Manuskripte des Stadtarchivs. Essener Chronik – Krankenanstalten Jahresberichte 1938 – 1951. Bestand „Personalakten“ 140-9214 (Prof. Otto Bossert), 140-2097 (Dr. Wilhelm Fischer), 140-2463 (Kläre Gickler), 140-1088 (Prof. Julius Grober), 140-2474 (Lui- se Gummert), 140-1297 (Prof. Wilhelm Keppler), 140-131 (Wilhelm Kuhlmann), 140-7999 (Prof. Arthur Wilke); Bestand Personalakte „Wiedergutmachung“ 158 H 393 (Prof. Richard Hessberg); Bestände 45-34424; 102-121; 103 A I-32; 471-15, 28.

Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland: Bestand: Regierung Düsseldorf Nr. 54488 II, 54496 I, 54757; Bestand: NW (Personalakten Entnazifizierung) 1005 P-491 (Prof. Wilhelm Pfeiffer), 1005 G 32-750 (Prof. Arthur Wilke). 524

Ergänzende Literatur

Kap.: Onkologie Arnold OH (1970) Zwischenbericht des Direktoriums der Medizinischen Klinik und Poliklinik über die Erprobung des neuen Organisationsmodells im Jahr 1969. Archivierung: Archiv des Dekanats der Medizinischen Fakultät, Univer- sität Duisburg-Essen. Beelen DW, Brittinger G (2003) Ulrich Wilhelm Schaefer: in memoriam. Ann Hemat 82: 379 – 380. Biedenkopf KH (1969) Brief des Rektors der Ruhr-Universität Bochum an die Mitglieder der Fakultäten der Abteilungen XVII und XVIII vom 6. Februar 1969. Archivierung: Archiv des Dekanats der Medizinischen Fakultät, Univer- sität Duisburg-Essen. Brittinger G (2005) Aktueller Stand der klinischen Lymphomforschung in Deutschland. Med Welt 56: 83 – 88. Brittinger G (2005) Von Thomas Hodgkin zur WHO-Klassifikation. Zur Ge- schichte der Erforschung der malignen Lymphome. Med Welt 56: 539 – 544. Dennig H (Hrsg) (1969) Lehrbuch der Inneren Medizin (in zwei Bänden). 8. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme. Eiselsberg A, Freiherr von (1940) Lebensweg eines Chirurgen. Innsbruck: Deut- scher Alpenverlag. Jaffe ES, Harris NL, Stein H, Vardiman JW (2001) World Health Organization Classification of Tumours. Pathology and Genetics of Tumours of Haemato- poietic and Lymphoid Tissues. Lyon: IARC Press. Lennert K (2006) History of the European Association for Haematopatho­ logy. Berlin Heidelberg New York: Springer. Löhr E u Mitarb (1993) Radiologische Diagnostik – Universität Essen 1971 – 1993. Röntgendiagnostisches Zentralinstitut. Radiologisches Zentrum des Klinikum der Universität Essen-(GHS). Archivierung: Archiv des Dekanats der Medizinischen Fakultät, Universität Duisburg-Essen. Schmid KW (2008) Molekularpathologische Bestimmung prädiktiver Bio- marker. Eine neue Aufgabe in der diagnostischen Pathologie. Urologe 47: 1298 – 1302. 525

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Kap.: Organtransplantation

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Kap.: Infektiologie und Immunologie

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Linzenmeier G (1983) 75 Jahre Bakteriologie in Essen: Von einem bakterio- logischen Laboratorium zum Universitätsinstitut. Forum Mikrobiologie 5: 256 – 258. 527

Bildnachweis

Bildarchiv des Universitätsklinikums Essen; Günter Brittinger; Friedrich Wilhelm Eigler; Renate Kampschulte, Dave Kittel, Univ. Klinik Essen Medienzentrum; Neue Ruhr Zeitung; Sammlung W. Müller; Sammlung Reischauer; Stadtbibliothek Essen; Stadtbildstelle Essen; Achim K. H. Wessing; Westdeutsche Allgemeine Zeitung, weitere private Bildgeber.

Aus Literatur im Literaturverzeichnis

Dickhoff E (1985) Eigler FW, Grosse-Wilde H, Zöller O (Hrsg) (1988) Müller W (1981) Volz R (1930) 528

Stichwortverzeichnis

A Aachen ...... 377, 388 American Academy of Ophthalmology . . 243 Abel, Renate ...... 414 American Society of Chest Pain Units . . . 428 Abstoßung . . . . . 337, 366, 370, 373, 387, 391 Amtsarzt ...... 39, 141, 148 Abteilung für Erkrankungen des Amtsgericht ...... 56, 58 hinteren Augenabschnitts ...... 248 Anästhesiologie ...... 189, 313, 379 Abteilung für Erkrankungen des Anästhesiologie und Intensivmedizin . . 210 vorderen Augenabschnitts ...... 248 Anatomie ...... 203 Abteilung für Mikrochirurgie und Änderung der Rechtsform ...... 188 Traumatologie ...... 240 Angiologie ...... 211 Abteilung für Retinologie ...... 240 Annaheim Sälzerstraße ...... 260 Abwasserleitungen ...... 116 Ansorg, Rainer ...... 306, 389, 450 Abwehrschwäche ...... 307 Anstalt öffentlichen Rechts ...... 188 Achtstundentag ...... 263 Anthracyclin ...... 317 Adebahr, Gustav ...... 200 Antibiotika ...... 148, 457 Adenoviren ...... 353. Antibiotikatherapie ...... 389 Aderhaut ...... 231 Antigen ...... 387 Afterloading-Therapie ...... 315 Antikörperbildung ...... 387 Agathastraße ...... 68 Antikörpertherapie ...... 323 Ägypten ...... 356, 357 AOK Rheinland ...... 394 Ahnenpässe ...... 135 Apotheke ...... 43, 85, 201 AIDS ...... 443, 456 Arbeitsgemeinschaft Deutscher Akademie der Naturforscher Transplantationszentren (ADT) ...... 409 Leopoldina ...... 245 Arbeitsgemeinschaft Akademie für praktische Medizin . . . 46, 53 Deutscher Tumorzentren ...... 358 Albert und Franka-Hirschland-Stiftung . . 36 Arbeitskreis Organspende ...... 395 Albertus-Universität Königsberg . . . . .174 Arbeitsmedizin ...... 202 Aleppo ...... 240 Area Bombing Directive ...... 106 Alfried Krupp-Krankenhaus ...... 29, 423 Argon-Ionen-Laser ...... 229 Alfried Krupp von Bohlen und Arisierung ...... 103 Halbach-Stiftung ...... 206 Arisierungsmaßnahmen ...... 104, 119 Allgemeine Chirurgie ...... 210, 304 Armenärzte ...... 29 Allgemeine Innere Medizin ...... 209 Armenrat ...... 33 Allgemeine Pädiatrie ...... 197 Arnoldhaus ...... 68, 88 Alliierte Militärregierung ...... 135 Arnold, Otto Heinrich . . . .169, 192, 293, 294, Alma Mater ...... 187 296, 303, 371, 417, 431 Alte Orthopädie ...... 44, 129, 213 Artz, Claudia ...... 280, 282 Althoff, Friedrich ...... 123 Arzneimittelgesetz ...... 331 ambulanter Hospizdienst ...... 283 Ärztliche Direktoren ...... 458 ff . ambulanter Pflegedienst ...... 282 Aschoff, Ludwig ...... 120 Ambulanzen ...... 97 Atemwegssicherung ...... 191 Amelung, Walther ...... 125 Äther ...... 313 529

Atheroskleroseforschung ...... 430 Baumann, Walter ...... 45, 63, 144, 251 Aufräumungs- und Bauprojekte ...... 204 Wiederinstandsetzungsmaßnahmen . . 115 Bayerisches Kultusministerium ...... 181 Aufrüstung ...... 87 Bebauungsplan ...... 70 Aufsichtsrat ...... 188 Becher, Reinhard ...... 323 Augenärztliche Akademie Beckscher Hochintensitäts- Deutschlands (AAD) ...... 244 Lichtbogen ...... 226 Augener, Wiprecht ...... 331 Beelen, Dietrich W ...... 342 Augenheilkunde ...... 335. Begemann, Herbert ...... 294 Augenhintergrund ...... 227 Beginenkonvente ...... 28 Augenklinik . . 41, 44, 62, 101, 128, 139, 220 ff . Behandlungsrichtlinien ...... 318 Augenspiegel ...... 223 Behler, Gabriele ...... 423 Augen- und HNO-Klinik ...... 210 Behrendt, Hans ...... 309 August-Bier-Haus ...... 89, 91 Bekkum, Dirk van ...... 338, 340 Auschwitz ...... 104 Belegarzt ...... 47 ausländische Universitäten ...... 356 Bender, Verwaltungsdirektor ...... 82 Australia-Antigentest ...... 453 Bereitschaftsführer ...... 135 Aus- und Weiterbildung ...... 356 Bergeschule ...... 55 Azathioprin ...... 398 Bergschulverein ...... 260 Bering, Friedrich ...... 48, 50, 54, 75 B Bertrams, Jörg ...... 388 Baba, Hideo Andreas ...... 391 Berufserkrankungen ...... 343 Bäckerei ...... 59 Berufungslisten ...... 167 Bajanowski, Thomas ...... 201 Besetzung ...... 54, 64, 67, 115 Bakterien ...... 339, 443, 457 Bestrahlung ...... 315 ff . Bakteriologie ...... 390 Bestrahlungsplanung ...... 315 Bakteriologisches Institut . . . . 66,. 68, 84, Betatron ...... 315 90, 139, 306 Betriebsappelle ...... 112 Ballondilatation ...... 418 Betriebsausflüge ...... 97 Baltrum ...... 183 Bettag, Winfried ...... 207 Bamberg, Michael ...... 322 Bettenbestand ...... 101 Baracken ...... 54, 116, 209, 210 Bettenhaus ...... 88, 92, 93, 98 Barackenlazarett ...... 29 Bettenkapazität ...... 96 Barackenstadt ...... 260 Bettenreduzierung ...... 87, 95 Bardelebenschule ...... 96 Bettenzahl ...... 117 Barmherzige Brüder von Montabaur . . . 29 Bevölkerungszahl ...... 27. Barthel-Bruyn-Schule ...... 55, 56, 96 Biedenkopf, Kurt H ...... 296 Bauer, Edith ...... 322 Bielschowsky, Alfred ...... 221 Baugrube ...... 208 Bier, August ...... 91 Bauhaus-Stil ...... 72. Bildverarbeitungsverfahren ...... 413 Baukommission ...... 37 Billroth, Theodor ...... 285 ff . 530

Bio-Chemotherapie ...... 326 Bronchialkarzinom ...... 319, 323 Biomarker ...... 301, 307 Bronchien ...... 310 Biopsie ...... 110, 299 Bruckmann, Heinrich ...... 85, 118 Biotop ...... 210 Brünglingshaushof ...... 28 Birchmeier, Walter ...... 349, 352 Brunn, Anke ...... 210, 421 Bismuth, H ...... 411 Brunnen ...... 98 Blindenhilfsverein Essen ...... 128 Bruns, Hajo ...... 445 Blümcke, Sigurd ...... 178 Brustkrebszentrum ...... 301 Blutbank ...... 208 Büchner, Thomas ...... 328 blutbildende Zellen ...... 336 Budach, Volker ...... 322 Blutdruck ...... 373 Budach, Wilfried ...... 322 Bluth, Neurologe ...... 45 Buer, Jan ...... 306, 389, 450 Bluthochdruck ...... 379 Bulla, Monika ...... 382 Blutspendedienste ...... 313 Bundesärztekammer ...... 182, 409 Blutstammzellen ...... 342 Bundesqualitätssicherungsstelle Blut- und Knochenmarkausstrich . . . . 327 (BQS) ...... 440 BMV-Schule ...... 96, 103, 106, 111, 272 Bundesverdienstkreuz ...... 130, 137, 182 Bochum ...... 388, 394, 445 Busch, Manfred ...... 315 Bockisch, Andreas ...... 305 Butenandt, Adolf ...... 294 Bock, Klaus-Dietrich . . . .193, 293, 295, 363, Bypassoperation, aorto-koronar . . . . . 435 371, 373, 436 Boethke, Julius ...... 36, 257 C Bohle, Adalbert ...... 390 Calne, Sir Roy ...... 400, 411 Bombenangriffe ...... 272 Cambridge ...... 400 Bombenschäden ...... 112 C .G .-Schmidt-Medaille ...... 360 Bombentrichter ...... 116, 139, 145 Charité ...... 35 Bonin, Margot von ...... 48, 258, 259, 263 Chefarztsitzung ...... 168 Bonnoskop ...... 235 Chemisches Untersuchungsamt ...... 139 Borel, Jean-Francois ...... 399 Chemische Untersuchungsanstalt . . . . . 90 Bornfeld, Norbert ...... 248, 345 Chemnitz ...... 39 Borst, Hans ...... 405 Chemotherapeutika ...... 286, 290, 325 Bossert, Luise, geb . Rollett ...... 136 Chemotherapie . . . . .143, 232, 317, 337, 449 Bossert, Otto . . 63,. 67, 75, 81, 90, 118, 132 ff ., Chest Pain Unit (CPU) ...... 427 149, 156, 277 Chicago ...... 403 Bracht, Franz ...... 71 Chimäre ...... 337 Brachytherapie ...... 315 Chimärismus ...... 342, 382 Bretschneider, Hans Jürgen . . . 406, 411, 412 China ...... 356, 357, 419, 426, 456 Britisches Luftfahrtministerium . . . . . 106 Chirurgie ...... 298 Brittinger, Günter . . .193, 293, 295, 297, 327, Chirurgische Klinik . . 37, 38, 49, 64, 77, 91, 139 330, 331, 334, 360 chirurgisch-nephrologische Brittinger, Maria ...... 363 Transplantationskonferenz ...... 372 Brock, Franz-Eduard ...... 211 Chorionkarzinom ...... 316 Brodde, Otto-Erich ...... 434 Christensen, Bernd ...... 314 Broelsch, Christoph E ...... 308, 400, 402, Christians, Chirurg ...... 117 403, 411, 412 Christinen-Schule ...... 55 531

Chromosomenanalyse ...... 301 Deutsche Gesellschaft chronisch Nierenkranke ...... 377 für Pathologie ...... 181, 182 Ciclosporin ...... 396, 399 Deutsche Krebsgesellschaft ...... 346 Cleveland Clinic ...... 368 Deutsche Krebshilfe ...... 358, 359, 361 Club Jules Gonin ...... 243 Deutsche Ophthalmologische CMF-Kombination ...... 316 Gesellschaft ...... 240, 244 Cohnen, Georg ...... 331 Deutsche Röntgengesellschaft ...... 320 Columbia University New York ...... 240 Deutsches Frauenwerk ...... 266 Comprehensive Cancer Center (CCC) . 359 ff . Deutsches Herzzentrum Essen . . . . . 436 Computer-Tomographie (CT) ...... 303 Deutsches Museum Bonn ...... 229 Creutzig, Hans ...... 304 Deutsches Rotes Kreuz (DRK) . . . . . 48, 150 C-Zell-Karzinom ...... 314 Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ...... 396, 397, 400 D Deutsche Universität Dorpat ...... 127 Damian ...... 23, 365, 415 Deutsche Volkspartei ...... 128 Dampflokomotive ...... 154 Deutsch-Französischer Krieg ...... 29 Datenbank Radiologie Essen ...... 303 Diabetes-Sprechstunde ...... 239 Dauerdialyse ...... 380 diabetic retinopathy study ...... 234 Dawes-Plan ...... 67 Diabetiker ...... 403 ff . Debatin, Jörg Felix ...... 303, 423 diabetische Retinopathie ...... 233 Degenerationen ...... 231 Diagnostische Radiologie ...... 292, 302 Deichmann-Professur ...... 434 Diagnostische Radiologie Dekan ...... 188 und Neuroradiologie ...... 210 Dekanat ...... 188 Dialyse ...... 373, 376, 381, 382, 383, 387 Dekanatsgebäude ...... 255 Dialyseeinrichtungen ...... 367 Dekane ...... 472 ff . Dialysezentren ...... 377 Deklaration des Weltärztebundes Dicke, Karel ...... 338 von Helsinki ...... 331 Diebold, J ...... 329 Denklingen, Heilstätte ...... 277 Diehl, Volker ...... 330 Departmentbildung ...... 192 Diener, Hans-Christoph ...... 254, 386 Department-System ...... 431 Dietrich, Sepp ...... 95 Deportation ...... 104 Dillgardt, Just ...... 98,. 115 Dermatomykosen ...... 343 Dinslaken ...... 401 Derra, Ernst ...... 435 Dioptrik ...... 236 Desinfektionsanlage ...... 63 Diphtherie ...... 82, 445, 446 Desinfektionshaus ...... 41 Direktorium ...... 293 Desinfektions- und Disziplinarverfahren ...... 90, 133 Verbrennungshaus ...... 150 Dittmann, Gerhard ...... 420, 424 Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Dittmer, Ulf ...... 455, 456 Knochenmark- und DNA-Schäden ...... 352 Blutstammzelltransplantation . . . . 340 Domagk, Gerhard ...... 143, 177 Deutsche Forschungsgemeinschaft Dorndorf, Wolfgang ...... 254 (DFG) ...... 326, 354, 356, 433, 455 Dreibettzimmer ...... 91 Deutsche Gesellschaft für Hämatologie Driessen, Stadtverordneter . . . .53, 121, 257 und Onkologie (DGHO) ...... 326 Dringlichkeit ...... 385 532

DRK-Generaloberin ...... 279 Entnazifizierung ...... 118 DRK-Landesverband EORTC ...... 323, 346 Nord-Rheinprovinz ...... 275 Epidemien ...... 445 DRK-Schwestern ...... 49, 153 Epidemiologie ...... 319 DRK-Schwesternschaft ...... 142 Epidemiologisches Krebsregister NRW . . 320 Dührsen, Ulrich ...... 193, 334, 361, 363 epidemische Meningitis ...... 445 Duisburg-Nord ...... 401 Erasmus-Programm ...... 377 Duke-Elder, Sir Stewart ...... 233 Erbel, Raimund . . . . . 193, 418, 419, 423, 427, Dürig, Jan ...... 334 430, 436 Düsseldorf ...... 435 Erbgesundheitsgerichte ...... 88 Erbkranke ...... 88 E Erbkrankheiten ...... 79 Eberhardt, Wilfried ...... 319, 361 Erb- und Rassenpflege ...... 268 Echokardiographie ...... 418 Erfolgsaussicht ...... 385 Effert, Sven ...... 418 Erhard, Jochen ...... 401,. 408, 411, 414 Eggert, Angelika ...... 198, 297, 361, 363 Erholungsheim der ehrenamtliche Hospizbegleiter . . . . . 283 Landesversicherungsanstalt . . . . 96, 106, Ehrendoktor ...... 229 141, 150, 262 Ehrendoktor der Universität Kyoto . . . 350 Erholungsheim für Nervenleidende . . . .251 Ehrenpromotionen Ermächtigungsgesetz ...... 88 der Medizinischen Fakultät . . . . . 484 ff . Ernennungsurkunden ...... 166 Ehrenring der Medizinischen Fakultät . . .187 Ernst-Moritz-Arndt-Haus ...... 55, 260 Ehrensenator ...... 187 Ernst-von-Bergmann-Plakette ...... 182 Eigler, Friedrich Wilhelm . . . . 173, 207, 308, Eröffnung ...... 41 314, 322, 360, 374, 375, 389, 390, 392, 395, Errichtungsphase ...... 189 396, 408, 410, 411 Erster Weltkrieg . . . . . 52, 54, 55, 252, 260 Einberufungen ...... 105 Erwin L . Hahn Institute Eingemeindungen ...... 27. for Magnetic Resonance Imaging . . . 303 Einverständniserklärung ...... 385 Erythropoese ...... 176 Einwohnerzahlen ...... 27. Esche, Helmut . . . . . 349, 353, 354, 355, 363 Eiselsberg, Anton Freiherr von ...... 285 Esmarchhaus ...... 201 Eisen- und Stahlbewirtschaftungsstelle . . 93 Essener Allgemeine Zeitung . . . 67, 267, 447 Elberfeld ...... 31 Essener Fortbildung für Augenärzte Elche/Alicante ...... 377 (EFA) ...... 243 Elektronenblitz ...... 235 Essener General-Anzeiger ...... 47, 259 Elektronenmikroskopie . . . . 239, 448, 453 Essener Golfklub Haus Öfte e .V ...... 153 Elektronenstrahltomograph (EBT) . . .422 ff . Essener Kardiologische Nachrichten . . . 430 Elisabeth-Krankenhaus Essen . . . .28, 31, 85, Essener KPD ...... 81 221, 262, 388 Essener Landsturmbataillon ...... 52. Enddarm ...... 308 Essener Modell ...... 394 Endokrinologie ...... 193, 302, 304 Essener Rotkreuzverein ...... 257 Engelhard, Marianne ...... 330 Essener Stadtnachrichten ...... 170 Engelmeier, Max-Paul ...... 253 Essener Tumor-Auskunftssystem . . . . .319 Entbindungsabteilung ...... 143 Essener Volkszeitung ...... 42 Enteritis-Salmonellen ...... 447 Essen-Mayo-Symposium ...... 429 533

Essen-Schema ...... 451, 452 Filmabend ...... 112 Essenstransport ...... 65 Fischer, Wilhelm ...... 86, 266 Ethik ...... 383 Fischer, Wolfgang M ...... 195, 309 Ethiker ...... 382, 409 FKM-Gebäude ...... 217 Ethikkommission ...... 331 Flächenbombardement ...... 106 ethische Grundsätze ...... 409 Flaskamp, Wilhelm ...... 287 European Society Flaßhove, Michael ...... 333. for Radiotherapy and Oncology . . . . 320 Fliegerbomben ...... 106 Eurotransplant . . 366, 373, 387, 395, 409, 410 Fließwasser ...... 116 Eurotransplantbereich ...... 388 Fluorescein-Angiographie . . . .236, 237, 239 Euthanasie ...... 79 Förderungsprogramm ...... 351 Euthanasie-Ermächtigungsschreiben . . . 89 Förderverein des WTZ ...... 361 Evangelische Diakonie-Schwestern . . . 262 Forschungsaufenthalte ...... 351 Evangelische Huyssens-Stiftung ...... 312 Forschungsschwerpunkte ...... 198 Evangelische Kirchengemeinde . . 60, 73, 261 Forsting, Michael ...... 303, 391 evangelisches Kinderheim ...... 135 Fortbildungsakademie ...... 71 Evangelisches Krankenhaus Franke, Michael ...... 23. Essen-Werden ...... 107, 113, 141, 153, 311 Frankfurter Allgemeine Zeitung ...... 167 Evangelisches und Johanniter Klinikum Franziskanerinnen-Kloster ...... 260 Niederrhein ...... 379, 401 Franziskanerinnen-Nonnen ...... 276 Evangelische Synode ...... 261 Franz-Loogen-Preis ...... 430 Ewing-Sarkom ...... 317 französische Besatzer ...... 64 experimentelle Chirurgie ...... 203 Franz-Sales-Haus ...... 114 experimentelle Retinologie ...... 239 Frauenhaus ...... 88 Frauenheilkunde ...... 298, 309 F Frauenheilkunde und Geburtshilfe . . . 310 Fachanästhesist ...... 190 Frauenklinik . . . 38,. 47, 58, 86, 139, 209, 212 Facharztweiterbildung ...... 296 Frauenmilchsammelstelle . . . . . 105, 273 Fachbereiche ...... 187 Freise, Eduard ...... 61 ff . Fachhochschule für Fremdspender ...... 337 Ingenieurwissenschaften Essen . . . . .187 Freytag, Hermann ...... 132 Fachschule für Gartenbau ...... 254 Friedensorden ...... 244 Fachvertreter ...... 166 Früh- und Neugeborene ...... 212 Fackelzug ...... 245 ff . Führerprinzip ...... 80, 266 Farbaufnahmen ...... 235 Funduskamera ...... 235 Feierabendgestaltung ...... 97 Fusion ...... 188 Felderhoff-Müser, Ursula ...... 198 Feldhoff, Christa ...... 381 G Fell, Architekt ...... 424 Gänshirt, Heinz ...... 253 Fels, Neurologe ...... 45 Ganzkörperbestrahlung ...... 336 Fernheizwerk ...... 43, 62 Gartenanlage ...... 43 Fernsprechanlage ...... 116 Gärtnerei ...... 43 Fertigmodulbauweise ...... 217 Gästehaus ...... 283 Festbankett ...... 43 Gäste-Tennisturnier ...... 183 Feuerwehr ...... 66 Gastroenterologie ...... 194, 209, 400 534

Gastrointestinaltrakt ...... 308 Gewebeübereinstimmung ...... 387 Gastsenator ...... 181 Gewerkschaften ...... 266 Gauleiter ...... 81 Gildehofplatz ...... 445 Gauleiterschule ...... 111 Gildehofstraße ...... 66 Gauluftkommando ...... 105 Gleichschaltungsmaßnahmen ...... 266 GBK-Haus ...... 204 Gleitbahnen ...... 112 Gebäudeschäden ...... 117 Glückaufloge der jüdischen Gemeinde . . 260 Gebrandenhof ...... 272 Goebell, Harald ...... 194, 211, 314, 400 Geburtshilfe ...... 309 Goethe ...... 365 Gefangenschaft ...... 117, 118 Goetheschule ...... 96 Gefängnis ...... 33 Goldene Ehrenplakette der Stadt Essen . 182 Gefäßdiagnostik ...... 303 Gonin, Jules ...... 243 Gefäßschäden ...... 233 Gonin-Medaille ...... 244 Gefäßtumore ...... 232 Goos, Manfred ...... 343 ff . Ge, Junbo ...... 419, 426 Görge, Günther ...... 419 Gelsenkirchener Verein zur Bekämpfung Göthert, Joachim ...... 334 der Volkskrankheiten ...... 66, 445 Göttingen ...... 334, 432 Gemeindeverfassungsgesetz ...... 80 Götz, Hans ...... 169, 343 Gemeinschaftspflege ...... 112, 116 GPOH ...... 335. Gemüseanbaufläche ...... 139 Grabbe, Stephan ...... 344 Generalarzt ...... 56 Graben, Nikolaus ...... 372 ff . Generalbebauungsplan . . . . . 71, 73, 77, 84 Graduiertenkolleg ...... 455 Generalplan ...... 98 Graefes Archiv für klinische und genetische Instabilität ...... 300 experimentelle Ophthalmologie . . . . 242 Genomik ...... 336 Graft-Versus-Host ...... 339 Gerhard, Lieselotte ...... 301 Graft-Versus-Tumor ...... 337 Geriatrische Klinik ...... 171 Greinert, Hellmuth ...... 136, 160, 278 Gerinnungsprobleme ...... 400 Greschuchna, Dieter ...... 319 Gerken, Guido ...... 194, 403, 412 Grober, Julius . . . 37, 41, 43, 50, 120 ff ,. 299 Gerswidaschule ...... 55, 58 Groot, Herbert de ...... 412 Geschäftsgruppe Rohstoffverteilung . . . 92 Gropius, Martin ...... 35 Geschlechtskrankheiten ...... 56 Großes Verdienstkreuz mit Stern . . . . 245 Geschwisterspender ...... 337 Grosse-Wilde, Hans . . . . 306, 388, 426, 454 Geschwülste des Augeninneren . . . . . 232 Großkrankenhaus ...... 98 Gesellschaft der Bibliophilen ...... 128 Großküche ...... 170 Gesellschaft zur Bekämpfung der Großraumkrankenwagen ...... 113 Krebserkrankungen (GBK) . . . 204, 287 ff . Grote, Wilhelm ...... 310, 311, 322, 386 Gesetzgebung ...... 383, 410 Groth, G .G ...... 411 Gesetz zur Verhütung Gruber, Georg Benno ...... 176 erbkranken Nachwuchses ...... 88 Gruga ...... 139, 203, 251 Gestellungsvertrag ...... 281 Grundsteinlegung ...... 94 Gesundheitsdezernent ...... 101, 121, 171 Gründungsausschuss ...... 182 Gesundheitsstrukturgesetz ...... 188 Gründungsdekan . . . 123, 148, 166, 180, 299 Getreidemühle ...... 59 Gründungsmitglieder ...... 187 Gewebemerkmale ...... 393 Gulbins, Erich ...... 349, 356 535

Gülker, Hartmut ...... 432 Heilmaßnahme ...... 383 Gummert, Fritz ...... 164 Heimabende ...... 97 Gummert, Ludwig . . 48, 50, 54, 67, 75, 77, 164 Heimatlazarette ...... 269 Gussstahlfabrik ...... 29 Heimdialyse ...... 372, 392 Gymnasium Illustre ...... 120 Heimes-Bauer, Elisabeth ...... 279 Heimtücke-Gesetz ...... 133 H Heine, Heinrich ...... 128 Haecker, Rudolf ...... 49, 50, 54, 60 Heinemann, Gustav ...... 136,. 147 Hager, Wolfgang . . . 193, 294, 417, 418, 419 Heinz-Horst Deichmann Stiftung . . . . 430 Hals-Nasen-Ohren-Augenklinik . . . . . 309 Heisenberg-Stipendiat ...... 433 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde . . . . 298, 308 Heißwasserlieferant ...... 154 Hamann, Walter . . 83, 118, 148, 166, 278, 279 Heizungsanlage ...... 93, 116 Hämatologe ...... 346 Helicobacter pylori ...... 450 Hämatologie . . . 193, 293, 294, 297, 327, 328, Heliostat ...... 225 329, 357 Henry-S .-Kaplan-Labore ...... 206 hämatologische Klinik ...... 334 Henßge, Klaus ...... 201 hämatologische Neoplasien ...... 295 Hepatitis B ...... 413 Hämatologische Tagesklinik ...... 332 Hepatitis B-Virus (HBV) ...... 451, 453 Hämato-Onkologie ...... 290, 298 Hepatitis C ...... 443, 454 hämato-onkologische Erkrankungen . . 295 Herfarth, Klaus ...... 330 Hamburg-Eppendorf ...... 403 Hermann, Dirk Matthias ...... 254 Hämodialyse ...... 368 Hermann-Holthusen-Ring der Deutschen Hämostaseologie ...... 302 Röntgengesellschaft . . . . . 292, 320, 350 Harstrick, Andreas ...... 325 Herrmann, Werner . . . 144, 169, 306, 446 ff . Hartmann, Hagen ...... 372, 375 Herzchirurgie ...... 402, 421, 435, 441 Hartung, Rudolf ...... 309, 389 Herzfehler ...... 435 Haude, Michael ...... 419 Herzinfarktpatienten ...... 426 Hauffa, Berthold ...... 197 Herzinfarktverbund ...... 426, 427 Haumannshof ...... 30, 32 Herzinsuffizienz ...... 432 Hauptausschuss des Gemeinderates . . .136 Herzkatheteranlage ...... 420 Haus der Technik ...... 71,. 243 Herzkatheterlabor ...... 418 Haus für Herzkathetersimulator ...... 429 Ärztliche Fortbildung . . . . 71, 129, 181, 221 Herzklappenfehler ...... 418 Haushaltsplan ...... 98 Herzkranzgefäße ...... 418 Haus Hoch ...... 274 Herz-Kreislauf, Schwerpunkt . . . . 199, 417 Haus Oefte ...... 142, 153, 277 Herzlungenmaschine ...... 191 Hauß, Werner H ...... 290 Herz-Lungen-Maschine ...... 435 Hautklinik ...... 41, 141, 211, 217 Herz-Lungen-Transplantation . . . 405, 436 Havers, Werner ...... 198, 297 Herzrhythmusstörungen ...... 436 Hebammenlehranstalt ...... 31 Herzschrittmacher ...... 418 Heberer, Georg ...... 374 Herzspezialisten ...... 214 Heeres-Sanitätsinspekteur ...... 176 Herzstillstand ...... 383 Heeressanitätswesen ...... 262 Herztransplantation ...... 399, 436, 438 Heidelberg ...... 412, 432, 436 Herzverpflanzung ...... 384 Heilig-Geist-Hospital Essen . . . . . 28, 277 Herzzentrum Essen ...... 196, 421 ff . 536

Hessberg, Erica, geb . Nockher ...... 130 Höpping, Wolfgang ...... 239, 344 Hessberg, Leopold ...... 44, 128, 220 Hormon-/Antihormonbehandlung . . . .316 Hessberg, Richard . . . . 50, 71, 81, 128 ff ,. 221 Horn, Peter ...... 307, 314, 389 Hess, Rudolf ...... 63 Hörsaal ...... 172 Heusch, Gerd . . . . . 193, 418, 430, 432, 433 Horsthemke, Bernhard ...... 343 Heymer, Adolf ...... 112, 168, 276 Hossfeld, Dieter K ...... 301 Hickler, Gerd ...... 201 Hotel Handelshof ...... 272 Hilfskrankenhäuser ...... 96 Hoyer, Peter F ...... 196, 382, 414 Hilfsschwestern ...... 271 HTK-Lösung ...... 406 Hilgenberg, Friedrich-Carl ...... 75, 145 Huazhong University of Science Himmler, Heinrich ...... 95 and Technology (HUST), Wuhan . . . . 456 Hindenburg, Reichspräsident ...... 81 Hufelandstraße ...... 104 Hirngefäßerkrankungen ...... 303 Humangenetik . . . . 203, 239, 335, 344, 355 Hirntod ...... 410 Huyssen, Heinrich Arnold ...... 28 Hirntodfeststellung . . . . 383, 385, 386, 393 Huyssens-Stift ...... 28, 31, 221, 421 Hirntumor-Chirurgie ...... 311 Huyssens-Stiftung ...... 85 Hirntumorerkrankungen ...... 303 Hybridraum ...... 422, 437, 438, 439 Hirschhorn, Kurt ...... 294 Hybrid-Stentgraftprothese ...... 439 Hirschland, Albert Simon ...... 44, 220 Hydrierwerk Scholven AG ...... 142 Hirschland, Franka ...... 44, 220 Hygiene ...... 202 Hirschland-Stiftung ...... 44, 129 Hygiene und Arbeitsmedizin ...... 203 Histokompatibilitätstestung . . . . .307, 339 Hyperinflation ...... 54 Hitler, Adolf ...... 79, 81, 95, 267 Hyperthermie-Behandlung ...... 321 HLA-System ...... 387 HLA-Typisierung ...... 454 I HNO-Klinik . . . . 48, 62, 67, 87, 106, 139, 262 Identifikation ...... 110 HNO- und Augenklinik ...... 204 IFZ (Institut für Zellbiologie) ...... 206 Hochbauamt ...... 117, 171 Iliakis, George ...... 350, 354 Hochdruckkrankheit ...... 371 Immermann, Carl Leberecht ...... 128 Hochdrucktherapie ...... 374 Immunabwehr ...... 370 Hochfrequenz-Hyperthermie-Gerät . . . .315 Immungenetik . . . . 203, 307, 339, 388, 454 Hochschulneugründungen ...... 187 Immunität ...... 451 Hodentumore ...... 316, 319 Immunologie ...... 216, 306 Hoelzer, Dieter ...... 328 Immunologische Genetik, Hoetzsch, Cornelie ...... 265 Arbeitsgruppe ...... 388 Höffken, Klaus ...... 323 Immunsuppression . . . . 372, 377, 382, 398 Hohlfelder, Röntgenologe ...... 109 Immunsuppressiva ...... 337, 370, 396, 399 Hohlweghaus ...... 145 Impfstoff ...... 413, 443 Hohn, Otto ...... 66, 84, 91, 144, 444, 445, implantierbarer kardioverter 446, 447, 449 Defibrillator (ICD) ...... 436 Hohn’scher Eiernährboden . . . . . 84,. 444 Indikationsstellung ...... 400 Holle, Ludwig, Indirekte Ophthalmoskopie ...... 234 ff . preußischer Kultusminister ...... 123 individualspezifische Therapie . . . . . 307 Holle, Wilhelm ...... 37, 41, 45, 259 Industriearbeiter ...... 106 Honorarprofessor ...... 75, 132, 240 Infektiologie ...... 449 537

Infektiologie und Immunologie . . . . . 199 Irrenabteilung ...... 45 Infektionen ...... 328, 390 Ischämietoleranz ...... 436 Infektionsbetten ...... 148 Isolierstationen ...... 54 Infektionsepidemien ...... 148 Infektionsepidemiologie ...... 454 J Infektionsforschung ...... 457 Jaensch, Paul Adolf ...... 83, 168, 221, 238 Infektionshaus ...... 153, 155 Jahnke, Klaus ...... 309 Infektionsimmunologie ...... 455 Jahresbericht . . .94, 97, 103, 109, 110, 112, 115, Infektionskrankheiten ...... 99, 443, 457 117, 143, 145 Infektionspavillon . .41, 43, 51, 56, 145, 148, 205 Jakob, Heinz Günther . . . . 310, 407, 423, 436 Inflation ...... 64, 66 Jakobs, Karl-Heinz ...... 436 Inhalationsnarkose ...... 313 Jendrossek, Verena ...... 349 Initiativkreis Ruhrgebiet ...... 407, 410 Jennissen, Herbert P ...... 440 Innere Klinik (Tumorforschung) . . . 324, 334 Jöckel, Karl-Heinz ...... 319 Innere Klinik und Poliklinik Johann, Bernd ...... 408 (Tumorforschung) ...... 296 Johannes-Gutenberg-Universität Innere Medizin ...... 296 Mainz ...... 344, 436 Institut de Recherches Cliniques Juristen ...... 383, 385, 409 de Montreal ...... 349 Justizfiskus ...... 33 Institut für Forensische Psychiatrie . . . 199 Institut für Funktionsanalyse ...... 207 K Institut für Mikrobiologie ...... 202 Kaiserin Auguste Victoria ...... 57 Institut für Rechtsmedizin . . . . . 180, 200 Kaiser-Wilhelm-Institut Institut für Zellbiologie ...... 348 für Hirnforschung ...... 174 Institutsgruppe I ...... 171, 202 Kalmann, Anja ...... 519. Insulintherapie ...... 404 Kaltenmeier, Anja ...... 519. integrierte Behandlung ...... 347 Kaltenmeier, Ulrich ...... 519. Intensivmedizin ...... 191, 254 Kamillushaus ...... 141, 153 intensivmedizinische Versorgung . . . . .212 Kamler, Markus ...... 414 Intensivstation ...... 422, 424 Kang, Y ...... 411 Intensivtherapie ...... 376 Kantonsspital Basel ...... 436 interdisziplinäre Tumorzentren . . . . . 301 Kanzerogenese ...... 351 International Academy Kapançi, Y ...... 329 of Pathology (IAP) ...... 181 Kapuzinerkloster Essen ...... 28 Internationales Ophthalmologen- Kardiologie ...... 193, 214, 417 ff . Komitee (ICO) ...... 248 Kardioplegie ...... 406 International Transplantation Kardioprotektion ...... 433 of Abdominal Organs, Kongress . . . . 407 Karzinome ...... 290 International Union Against Cancer . . . 346 Katheterlabor ...... 420 internistische Onkologie . . . .204, 290, 291, Katholisches Krankenhaus ...... 28 298, 345 katholisches Schwesternheim intraokuläre Tumore ...... 344 Nürnbergerstraße ...... 260 intraoperative Strahlenbehandlung . . . 322 Kauffmann, Fritz ...... 447 Intubation ...... 191 Kauffmann-White-Schema ...... 447 Inventarschäden ...... 117 Keppler, Wilhelm . . . . 60, 61, 87, 91, 117, 142 538

Kernklinik für Frauenheilkunde . . . . . 195. Klinische Chemie ...... 302 Kesselhaus ...... 41, 43, 73, 114 Klinische Forschergruppen ...... 355, 403 Kettwig ...... 74 klinische Studien ...... 362 Ketzler, Klaus ...... 392, 395 Klinisches Tumorregister ...... 361 Keyvani, Kathi ...... 301 Kloster in Lüdinghausen/Westfalen . . . 274 KfH ...... 394, 395 Klüken, Norbert ...... 211 Khandheria, Bijoy ...... 426 Klusenkapelle St . Aegidius ...... 28 Kiefer- und Zahnklinik ...... 104 KMT ...... 338, 340, 341, 342 Kieler Lymphomgruppe ...... 329, 330 Knappschaftskrankenhaus Steele . . .28, 114 Kiel-Klassifikation ...... 330, 331 Knappschaftsnervenkrankenhaus- Kimmig, Rainer ...... 195, 309 Lührmann-Stiftung ...... 252 Kinderdialyse-Zentrum ...... 380 Knappschaftsverein ...... 63, 252 Kindererholungsheim der Knochenmarkregeneration ...... 338 Friedrich Wilhelm Funke-Stiftung . . . 262 Knochenmarktransplantation . . 212, 329, 457 Kindererholungsheim Haus Vogelsang Koagulationen ...... 233 Essen-Steele ...... 277 Koagulopathien ...... 302 Kindergenesungsheim ...... 64 Koch, Johannes . . . . . 104, 115, 118, 148, 309 Kinderhämatologen ...... 328 Kochküche ...... 43 Kinderheim ...... 60 Koch, Robert ...... 445 Kinderheim Bethanien ...... 64 Kodex, Transplantation ...... 410 Kinderinfektionshaus ...... 153 Kohlelichtbogen ...... 224 Kinderinfektionspavillon ...... 43 Kolff, Willem J ...... 368 Kinderintensivmedizin ...... 196 Kombinationstherapie ...... 317 Kinderklinik . . . 60, 72, 118, 132, 141, 380, 406 Kompakt-Zyklotron ...... 315 Kinderlähmung ...... 443 Kondensorsystem ...... 225 Kinderlähmungsepidemie ...... 153 Konietzko, Nikolaus ...... 319, 406 Kinderniere ...... 381 König, Erika ...... 327, 331 Kindesalter ...... 335. König Friedrich Wilhelm IV ...... 244 Kirchliche Stellungnahme ...... 409 König, Harald ...... 178 Kirschning, Carsten ...... 451 Königin Frederike von Griechenland . . . 159. Kleine-Möllhoff, Norbert ...... 426 Königin Luise-Haus ...... 50, 68, 94 Kliniken Bergmannsheil ...... 175 Königlicher Kreisphysicus ...... 39 Kliniken Essen-Mitte ...... 28 Königsberg ...... 175 Klinikeröffnung ...... 42 ff . Konrad-Schlaun-Gymnasium ...... 236 Klinik für abhängiges Verhalten Konservative Onkologie ...... 295 und Suchtmedizin ...... 199 Konservierungsmaßnahmen ...... 376 Klinik für Haut- und Konsiliarärzte ...... 87 Geschlechtskrankheiten ...... 43 Konsiliardienst ...... 318 Klinik für KMT ...... 341 Kooperationsvertrag ...... 188 Klinik für Psychiatrie und Kootstra, G ...... 411 Psychotherapie ...... 199 Kopf-Hals-Tumore ...... 308 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Koronardurchblutung ...... 432, 433 des Kindes- und Jugendalters . . . . . 199 Kortikosteroide ...... 370, 376 Klinik für Psychosomatische Medizin Korus, Werner ...... 194 und Psychotherapie ...... 199 Kosmas ...... 23, 365, 415 539

Kraft, Hannelore ...... 426 Kryokonservierung ...... 338, 342 Krankenhaus Bergmannsheil ...... 68 Küche, Neubau ...... 213 Krankenhaus Berlin Friedrichshain . . . . .35 Kuhlmann, Wilhelm . . 37, 59, 62, 65, 82, 257 Krankenhaus Charlottenburg ...... 35 Kultivierung ...... 84 Krankenhausdeputation ...... 57, 257 Kulturstiftung ...... 429 Krankenhausdezernent ...... 86, 160 Kultusministerkonferenz (KMK) . . . . . 188 Krankenhausfürsorgerin ...... 69 Kunst am Bau ...... 425 Krankenhauskommission ...... 44 Kunstherzforschung ...... 437 Krankenhausverbund Kunst im Gebäude ...... 424 des Alfried Krupp Klinikums Essen . . . 29 künstliche Niere ...... 373, 377 Krankenpflege ...... 45 Küper, Hans ...... 119 Krauspe, Carl ...... 174 Küppers, Ralf ...... 349 Krebserkrankungen ...... 286, 412 Kuratorium für Dialyse Krebspatienten ...... 299 und Transplantation ...... 396 Krebsproblem ...... 288 Kuratorium für Heimdialyse Kreis Düsseldorf-Mettmann ...... 74 (KfH) ...... 372, 380, 392 Kreisheilstätte Marl ...... 277 Kur- und Badehaus ...... 73 Kreisleiter der NSDAP ...... 132 Kur- und Heilbad ...... 77 Kremens, Bernhard ...... 198 Küster, Fritz ...... 157, 159, 196, 380 Kremer, Karl ...... 170, 308, 374, 435 Kuwert, Ernst . 306, 388, 390, 448, 451, 452, 453 Kreuzresistenz ...... 326 Kribben, Andreas ...... 193, 373, 414 L Kriegsausbruch ...... 96 Laboratoriumsdiagnostik ...... 302 Kriegsbeginn ...... 89 Laborgebäude des IFZ ...... 206 Kriegsdienst ...... 80, 97, 101, 109 Ladd, Mark E ...... 392 Kriegsende ...... 139 Landesarbeitsamt Rheinland ...... 109 Kriegsgefangene ...... 52. Landesrechnungshof ...... 424 Kriegsgefangenschaft ...... 144 Landesregierung ...... 163 Kriegshilfsschwestern ...... 260 Landesversicherungsanstalt Kriegslazarette ...... 260, 269 Rheinprovinz ...... 29, 169, 277, 312 Kriegsoberarzt ...... 105 Landkreis Essen ...... 27, 74 Kriegsversehrte ...... 127 Landschaftsverband Rheinland (LVR) . . 199 Kriegsverwundete ...... 55 Landtag ...... 421 Kriegszerstörung ...... 332 Land, Walter ...... 404, 410, 411 Kröll, Walter ...... 358 landwirtschaftliche Betriebe ...... 59 Krupp, Alfred ...... 29 Landwirtschaftskammer Rheinland . . . 254 Krupp-Krankenhaus ...... 86 Langer, Ruth ...... 303 Krupp-Saal ...... 42 Lang, Stephan ...... 309, 361 Kruppsche Baracken ...... 54, 59, 62, 64 Langzeitbeatmungen ...... 191 Kruppsche Erholungshäuser . . . . . 68, 69 La Salpêtrière, Paris ...... 198 Kruppsche Erholungsheime ...... 94 Laser ...... 229 Kruppsche Krankenanstalten ...... 77 Laserkoagulation ...... 345 Kruppsches Arnoldhaus ...... 67, 75, 94 Lasertherapie ...... 314 Kruppsches Wöchnerinnenheim . . . . . 68 Laubenthal, Florin ...... 144, 172, 253 Krupp von Bohlen und Halbach . . . . . 105 Lauchert, W ...... 411 540

Lazarettabteilung ...... 52. Lichtkoagulation, adjuvant ...... 232 Lazarettbetten ...... 58 Lichtkoagulation, angiographie-geführt . . 237 Lazarette ...... 260 Lichtkoagulator ...... 224 Lazarettschiffe ...... 269 Lichttherapie-Abteilung ...... 65 Lazarettzüge ...... 113, 260, 269 Lickfeld, Karl G ...... 448 Lebendspende ...... 373, 384 Lignitz, Eberhard ...... 200 Lebensmittelverfälschung ...... 82 Linearbeschleuniger ...... 315 Leber ...... 382, 384, 399 Linzenmeier, Götz . . 306, 389, 448, 449, 450 Lebereinpflanzung ...... 399 Littmann, Hans ...... 229 Leberer, Camill ...... 424, 425 Löbbecke, Edith ...... 261, 263 Leberersatzverfahren ...... 382 Locht, Volker van der ...... 518 Leberkoma ...... 386 Löer, Franz ...... 311 Leberlebendspende ...... 390, 408 Logistik ...... 395 Leberlebendspender ...... 391 Lohmann, Dietmar ...... 355. Leber-Nieren-Transplantationen . . . . . 402 Löhr, Eberhard ...... 302, 303, 391 Leberregeneration ...... 413, 414 Loogen, Franz ...... 417, 433 Leberteilung ...... 413 Losse, Heinz ...... 392 Lebertransplantation . . . . 384, 400, 402, 403 Löwenstein, Bakteriologe ...... 444 Lebertransplantations-Programm . . . . 379 Luboldt, Werner ...... 313, 314 Leberzellschädigung ...... 414 Luciusschule ...... 142, 148 Leberzirrhose ...... 390 Ludes, Architekt ...... 424 Leder, Lutz-Dietrich . . . . . 182, 209, 300, 391 Ludwig, Hans ...... 195, 208, 309 Lehmann, Hans-Joachim ...... 254, 386 Lues-Serologie ...... 446 Lehre ...... 303, 429 Luftangriffe ...... 96 ff ., 110 ff . Lehrschwestern ...... 261 Luftschutz ...... 107, 112 Leichenhalle ...... 32. Luftschutzarzt ...... 96, 110, 115 Leichenhaus ...... 41, 43, 66 Luftschutzaufgaben ...... 101 Leichen-Spenderorgan ...... 381 Luftschutzkeller ...... 101, 112, 113, 114 Leiden ...... 388 Luftschutzpolizei ...... 115, 135 Leitlinien ...... 318 Luftschutzräume ...... 112 Leitungsstrukturen ...... 188 Luftschutzstollen ...... 112, 114 Lenins Gehirnsektion ...... 174 Luftschutzübungen ...... 101 Lennert, Karl ...... 300, 329, 330, 343 Luft- und Sonnenbad ...... 46 Leprastationen ...... 28 Lührmann, Edmund ...... 35, 251 Letalität ...... 427 Lührmann-Stiftung . . . .35, 37, 45, 46, 55, 58, Leukämie ...... 290, 449 63, 114, 157, 250, 262, 264, 273 Leukämie, akut ...... 327, 328 Lund, Otto-Erich ...... 241 Leukämie, akut myeloisch ...... 329 Lunge ...... 310, 384, 399 Leukämie, chronisch myeloisch . . . . . 301 Lungenfürsorge ...... 262 Leukämie, lymphoblastisch ...... 335. Lungenheilstätte Borbeck ...... 65 Leverkusen ...... 324 Lungenheilstätte Heidhausen ...... 29 Levkau, Bodo ...... 430, 434 Lungenkrebszentrum ...... 301 Lichtanlagen ...... 115 Lungentransplantation . . . . 391, 405, 406, Lichtkoagulation . . . . 168, 222, 223 ff ,. 238, 436, 437 242, 344 Lungen- und Leber-Transplantationen . . 402 541

Luther, Hans ...... 60 Medizinaluntersuchungsamt . . . . . 73, 84 Lutherhaus ...... 29 Medizinaluntersuchungsstelle ...... 69 Lymphome ...... 290 Medizinische Akademie Lymphozytentransformation ...... 294 Düsseldorf ...... 75, 132, 163 Lysosomen ...... 294 Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie . . . . . 320 M Medizinische Informatik Maaßen, Werner ...... 312, 313, 319 und Biomathematik ...... 203, 319 Magdalenenheim ...... 145, 261, 278 Medizinische Klinik . . . .41, 43, 49, 51, 92, 98, Magdeburger Krankenhaus Altstadt . . . .124 141, 153, 214, 296 Magen-Darmkrebs-Zentrum ...... 301 Medizinische Mikrobiologie . . . . 306, 389 Magnetresonanz-Tomographie Medizinische Psychologie ...... 203 (MRT) ...... 303, 392, 423 Medizinisches Forschungszentrum . . . .217 Mahmoud, Hossam Mohamed Kaamel . . 357. Medizinische Strahlenbiologie . . . .203, 350 Maier, Irene ...... 281 Medizinische Strahlenphysik . . . . 203, 315 Mainz ...... 418,. 423, 436 Medizinisches Zentrum ...... 211, 214 maligne Lymphome ...... 334 medizinisch-technische malignes Melanom ...... 344, 345 Assistentinnen ...... 73, 83 malignes Melanom der Aderhaut . . . . 232 Medizin-Nobelpreis ...... 168 maligne Transformation ...... 351 Medrano-Heredia, Justo ...... 377 Mamma-Karzinom ...... 316, 323 Medulloblastom ...... 336 Mammographie ...... 302 Meesmann, Werner ...... 193, 431, 433 Mann, Klaus ...... 193, 194, 302 Melanom der Aderhaut ...... 343 männliche Pflegekräfte ...... 281 Mellin, Paul ...... 309, 389, 393 Mann, Thomas ...... 128 Memmesheimer, Alois . . . . . 75, 81, 90, 97, Marchesani, Oswald ...... 222 132, 169 Margarethenhöhe ...... 74 Meningitis ...... 142 Margreiter, R ...... 411 Messer, Burkhart ...... 303, 419 Maria-Wächtler-Schule ...... 111 Metastasen-Chirurgie ...... 308 Marinestabsarzt ...... 97 Metzendorf, Georg ...... 74 Martini, Paul ...... 168 Metzgerei ...... 59 Maschinenbauschule ...... 58 Meusers, Peter ...... 330, 331, 333, 363 Maskennarkose ...... 313 Meyer, Jürgen ...... 418 Mathes, Hubert ...... 105 Meyer-Schwickerath, Gerd . . . . 168, 219 ff ,. Matthes, Karl ...... 432 344, 345 Matthiaß, Hans-Henning ...... 172, 311 Meyer-Schwickerath-Syndrom . . . . . 242 Mayo-Clinic ...... 426, 429 Miguel Hernandez-Universität ...... 377 McMaster, Paul ...... 400, 411 Mikat, Paul ...... 165. M . D . Anderson Institute, Houston, Texas 317 Mikrobiologie ...... 216, 449, 456 mediastinaler Befall ...... 313 Mikrobiologisches Institut ...... 169 Mediastinoskopie ...... 313 Mikrochirurgie ...... 345 Mediastinum ...... 310 Mikrozirkulation ...... 239 medical retina ...... 237 Milch- und Schlachtkühe ...... 59 Medikamente ...... 298 Mildred-Scheel-Stiftung Medizinalpraktikanten ...... 46, 83 (Deutsche Krebshilfe) ...... 206 542

Militärlazarett ...... 59, 263 Mund-, Kiefer- und Militärregierung ...... 117 Gesichtschirurgie ...... 298, 312, 421 Militär-Sanitäts-Dienst ...... 259 Münster . . . .291, 377, 381, 388, 394, 431, 434 Milz ...... 304 Murray, Joseph ...... 369 Minderbelegung ...... 96 Muskelerschlaffung ...... 191 Minderwuchs ...... 381 Muskelrelaxation ...... 313 Minikunstherz ...... 407, 437, 438 Mutterhaus ...... 48, 142 minimal-invasive myeloablative Konditionierung ...... 337 Herzklappenchirurgie ...... 437, 438 Myokardischämie ...... 433 Ministerpräsident ...... 164 Myokardprotektion ...... 436 Minnigerode, Bernhard ...... 309 Mioduszewska, Olga ...... 329 N Mitralklappe ...... 438 Nachkriegszeit ...... 59, 275 Mobilmachungsplan für Epidemien . . . 69 Nachsorge ...... 318, 372 Mocken, Franz ...... 289 Nacht- und Bereitschaftslabor ...... 208 Mohr, Christopher ...... 312 Nagel, Reinhold ...... 374 Molekularbiologie ...... 348 Nagerzellen ...... 353. Molekulare Kardiologie ...... 196 Nahrungsmitteluntersuchungen . . . . . 84 molekulare Tumorbiologie ...... 326 Nahrungsmitteluntersuchungsamt . . . .73 Molekularpathologie ...... 300 Narkotika ...... 191 Möller, Marie ...... 261, 263, 264 Nassau, Heilstätte ...... 262 Molls, Michael ...... 320 Nast-Kolb, Dieter ...... 310 Moltkestraße . . . . .60, 64, 73, 135, 262, 263 National Cancer Institute, Bethesda . . . 323 MOPP-Schema ...... 316 Nationalsozialismus . . . . 78 ff ., 119, 264, 265 Moral ...... 106 Naturschützer ...... 210 Möröy, Tarik ...... 349 Naujoks, Hans C ...... 79 Morphologie ...... 448 Naumann, G . O . H ...... 248 Motilitätsstörungen ...... 221 Nedelmann, Ernst ...... 101, 105, 136 MRSA ...... 443 Neonatologie ...... 196 MRT-Gerät, 7-Tesla ...... 304 neoplastische Erkrankungen ...... 290 MTA-Schule ...... 73, 113, 145 Nervenklinik . . . . .41, 45, 47, 51, 87, 89, 141 Muck, Otto ...... 47, 48, 56, 57, 60, 104 Nerventumor-Chirurgie ...... 311 Mühlbachtal ...... 46 Netzhaut ...... 168, 223, 231, 233 Mukosale Immunität ...... 451 Netzhautablösung . . . . 223, 238, 243, 344 Mukoviszidose ...... 197 Netzhautbefunde ...... 235 Mukoviszidose-Schwerpunkt ...... 406 Netzhauterkrankungen ...... 219 Müller-Beißenhirtz, Hannes ...... 302 Netzhautlöcher ...... 231 Müller, Hans-Karl ...... 222 Netzhautoperationen ...... 238 Müller, Klaus-Michael ...... 175, 518 Netzhautphotographie ...... 234 ff . Müller, Norbert ...... 314, 401 Netzhauttumor ...... 239 Müller, Walter . . .24, 29, 36, 87, 110, 112, 113, Netzhautverbrennungen ...... 223 123, 143, 144, 145, 148, 158, 164, 166, 172, 174 ff ,. Neubaukommission ...... 121 299, 300, 390 Neumann, Ernst ...... 176 Müller, Wolfgang-Ulrich ...... 354 Neuroblastom ...... 336 Münchner Modell ...... 394 Neurochirurgen ...... 385 543

Neurochirurgie . . .155, 204, 210, 298, 310, 311 O Neurochirurgische Klinik ...... 301 Obduktionen ...... 299 neuroendokrine Tumore ...... 306 Oberinnen des Neurologen ...... 385 Deutschen Roten Kreuzes . . . . . 466 ff . Neurologische Klinik ...... 250 Oberndorfer, Siegfried ...... 174 Neuropädiatrie ...... 196 Oberstadtdirektor ...... 136, 160 Neuropathologie ...... 206, 301 oculo-dento-digitales Syndrom . . . . . 242 Niebel, Wolfgang ...... 404, 414 Odermann, Inge ...... 272 Niederle, Norbert ...... 323 Oesophagus ...... 308 Niederstein, Chirurg ...... 37, 44, 48 Off-Pump-Koronarrevaskularisation . . . 439 Niere ...... 384 Ohnhaus, Edgar E ...... 193 Nierenkranke ...... 400 Olbing, Hermann ...... 196, 380, 382 nierenkranke Kinder ...... 380, 381 Onko-Chirurgie ...... 314 Nieren-Lebendspende ...... 381 Onko-Hämatologie ...... 305 Nierentransplantation . . . . . 369, 372, 375, Onkologie ...... 199, 288, 298, 318, 362 379, 380, 383, 392, 396, 398, 412 Onkologischer Schwerpunkt Ruhr e .V . Nierentransplantationsprogramm . . . 374 (OSP) ...... 360 Nieren- und Hochdruckkranke . . . 371, 375, 436 onkologisch-hämatologische Nierenversagen ...... 368, 372 Diagnostik ...... 303 Niesel, Peter ...... 235 Opelz, Gerhard ...... 412 Nieswandt, Wilhelm ...... 123 Operationshaus ...... 89, 91, 93, 114, 152, 154 Nobelpreisträger ...... 340 Operatives Zentrum I ...... 201, 421 Noel, H ...... 329 Operatives Zentrum II (OZ II) . . . 155, 171, 191, Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) . . . 316, 329 205, 206 ff ,. 284, 396 Nonsense-Literatur ...... 247 Ophthalmologie ...... 345 Nordmeyer, Kurt . . . . . 156, 194, 195, 309 Ophthalmo-Pathologie ...... 239 Notbaracke ...... 82 Orden der Barmherzigen Schwestern Notfallpatienten ...... 420 von der Heiligen Elisabeth ...... 28 Notfall- und Bereitschaftslabore . . . . 210 Organentnahme ...... 383, 384, 393 Notlazarett ...... 252 Organisation Todt ...... 274 Notoperationen ...... 37 Organmangel ...... 407 Novemberrevolution ...... 263 Organonkologen ...... 346 NRZ ...... 454 Organperfusion ...... 394 NSDAP ...... 79, 119, 136 Organspende ...... 394, 397, 409 NS-Medizin ...... 79 Organspendeausweis ...... 395 NS-Organisation ...... 79 Organspender ...... 375, 392 NS-Organisationen ...... 119 Organtransplantation . . . . . 365, 366, 457 NS-Presse ...... 95 Organverteilung ...... 409 NS-Rassen- und Erbgesetzgebung . . . . .119 Orlik, Elisabeth ...... 279 NS-Rassen- und Erbideologie ...... 79 Orthopädie ...... 155, 172, 204, 298, 311 NS-Reichsärzteführer ...... 99 orthopädische Beratungsstelle ...... 64 Nückel, Holger ...... 334 orthopädischer Turnsaal ...... 263 Nuklearchemie und Radiopharmazie . . .316 Orthoptik ...... 248 Nuklearmedizin ...... 204, 304 Ostfront ...... 260 Nuklearmedizinische Methoden . . . . 304 Ostsee ...... 176 544

Overdyck, Else ...... 133, 264, 274 Pfeiffer, Wilhelm . . . 46,. 54, 59, 92, 94, 98, OZ II-Gebäude ...... 421 105, 107, 112 Pflegedirektorin ...... 471 P Pflegesatz ...... 66, 86 Paar, Dietrich ...... 194,. 302, 401 Pharmakogenetik ...... 325, 433 Pädagogische Hochschule Ruhr ...... 187 Pharmakokinetik ...... 325 Pädiatrische Endokrinologie ...... 196 Pharmakologie ...... 202, 436 Pädiatrische Hämatologie pharmazeutische Industrie ...... 324 und Onkologie ...... 196, 297, 335 Phase I-Einheit ...... 325 Pädiatrische Nephrologie ...... 196 Phase III-Studien ...... 325 Pädiatrisch Kardiologie ...... 196 Phase II-Studien ...... 317, 325 Padziora-Merk, Jarka ...... 420 Philipp, Thomas . . . . .193, 373, 414, 421, 436 Palliativbehandlung ...... 361 Philosophen ...... 385 Palliativ-Pflege ...... 283 Physikalische Therapie ...... 46, 125 Pankreas ...... 384, 399, 404 physikalisch-therapeutisches Institut . . .127 Pankreas-Karzinom ...... 322 Physiologie ...... 203 Pankreas-Nieren-Transplantationen . . . 403 Physiologische Chemie ...... 203 Pankreastransplantation ...... 404 physiologische Optik ...... 236 pankreato-hepato-biliäre Chirurgie . . . . 308 Pichlmayr, Rudolf . . . 397, 400, 402, 409, 411 Panmyelopathie ...... 339 Pillau, Ostpreußen ...... 176 Papestraße ...... 54, 59, 64, 260 Pilze ...... 450, 457 Parasiten ...... 457 Ping, Zou ...... 357. Parkhaus ...... 216 Pischel, Dorman K ...... 241 Passarge, Eberhard ...... 343 Pittsburgh Cancer Center ...... 357. Pastoratsberg ...... 141 Planschbecken ...... 74 Pathologie . . . 41, 43, 114, 118, 154, 206, 299 Planungsarchitekt ...... 35 Pathologisches Institut . . 39, 84, 110, 144, 176 pluripotente Stammzellen ...... 337 Pathophysiologie ...... 193, 431, 434, 441 Pneumologie ...... 312, 313 Patientenbeauftragter ...... 420 pneumologisch-chirurgische Konferenz . .406 Patientensimulator ...... 429 Pocken ...... 443 Paul, Andreas ...... 361, 403, 404, 414 Polychemotherapie ...... 316 Pavillon ...... 209 Positronen-Emissions- Pavillonsystem ...... 32. Tomographie (PET) ...... 305 Peitgen, Klaus ...... 314 Posser, Diether ...... 210 Perinatale Medizin ...... 309 POUR LE MÉRITE ...... 218, 244 Perinatalzentrum ...... 212 prädiktive Pathologie ...... 301 peripheral bombing pattern ...... 233 präoperative Radiotherapie ...... 319 Personalakten ...... 84 Präsidium des KfH ...... 396 Personal- und Besucherkantine ...... 213 Prävention ...... 361 PET ...... 334 Preußischer Landesverein PET/CT ...... 306 vom Roten Kreuz ...... 257 Peter Bent Brigham Hospital, Boston . . . 369 Preußisches Kultusministerium . . . . . 121 Petersen, Marianne ...... 277, 279 Prodekan ...... 188 Peters, Jürgen ...... 313, 379 Prosektor ...... 39, 68, 299 Petrasch, Stephan ...... 331 Prostata-Karzinom ...... 316 545

Protektionslösung ...... 413 Rehabilitationseinrichtung ...... 252 Proteomik ...... 336 Reichsabtei Werden ...... 142 Protonen ...... 323 Reichsarbeitsministerium ...... 263 Protonentherapie ...... 215 Reichsfachschaft Deutscher Protonen-Therapiezentrum ...... 362 Schwestern und Pflegerinnen . . . . . 266 Provinziallandtag ...... 31 Reichsgesundheitsamt ...... 447 Psychiatrie ...... 56 Reichsinnenministerium ...... 266 Psychiatrie-Pavillon ...... 56 Reichskanzler ...... 81 Psychologie ...... 456 Reichsleitung der NSDAP ...... 135 Psycho-Onkologie ...... 361 Reichspogromnacht ...... 129 PTCA ...... 418 Reichswirtschaftsministerium . . . . . 103 Pubertät ...... 381 Reidemeister, J . Christoph . . . 182, 310, 404, Pupille ...... 223 405, 406, 414, 418, 435 Puppel, Henner ...... 429 Reiners, Christoph ...... 304, 305, 314 Püschel, Klaus ...... 200 Reinfektion ...... 413 Pütz, Theodor ...... 145, 156 Rein, Hermann ...... 432 Reinwein, Dankwart ...... 193,. 314 Q Reischauer, Fritz ...... 142, 151, 170 Quarantäne-Pavillon ...... 41, 58, 176 Reismann-Grone, Theodor . . . . 81, 86, 135 Rektor ...... 350 R Rektorskette ...... 23. Rabiesvirus ...... 452 Rektum-Karzinom ...... 319 Radboud Universiteit Nijmegen . . . . . 303 Reoxygenierung ...... 440 Radio-Jod-Therapie ...... 304, 306 Reparationskommission ...... 262 Radiologisches Institut ...... 303 Reparationszahlungen ...... 67 Radiologisches Zentrum ...... 293 Reperfusion ...... 440 Radionuklide ...... 315 Reperfusionsschaden ...... 406 Radiopharmaka ...... 315 Reservehilfslazarett ...... 252 Radiotherapie ...... 286, 292 Resistenzen ...... 457 Radiotracer ...... 305 Resistenzentwicklung ...... 355. Rajewsky, Klaus ...... 349 Retinoblastom . . . . . 232, 239, 336, 343, 344 Rajewsky, Manfred F . . . 348, 349, 351, 354, 355 Retinoblastom-Zentrum ...... 239 Randerath, Edmund ...... 177 Retinologie ...... 237, 241, 243, 345 Rassen- und Erbhygiene ...... 79 Retransplantationen ...... 401 Rassow, Jürgen ...... 315, 316 Rheinische Kliniken Essen ...... 199 Rathenaustraße ...... 71 Rheinisches Mutterhaus Rattenplage ...... 178 vom Roten Kreuz ...... 252, 258, 280 Rauen, Ursula ...... 412, 414 Rheinland ...... 164 Rausch-Stroomann, Gerrit ...... 193 Riehm, Hansjörg ...... 328 Ravens, Ursula ...... 436 Rilke, F ...... 329 Rechnungsprüfungsamt ...... 147 Risikoschwangerschaften ...... 212 Referenzzentrum ...... 336 Robert-Koch-Haus . . . . 66, 73, 90, 139, 442, Regierungspräsident . . . . . 36, 93, 134, 171 446, 447, 448 Regierungspräsidium ...... 258 Robert-Koch-Haus III ...... 216 Region Rhein-Ruhr ...... 361 Roggendorf, Michael . . . 306, 390, 454, 456 546

Rohrkanal ...... 43 SARS ...... 443 Rohstoffgenehmigungen ...... 92 Satter, Peter ...... 310, 374, 435 Ronsdorf, Heilstätte ...... 277 Sauerbruch, Ferdinand ...... 60 Röntgenabteilung ...... 37, 93 Sauerkrautfabrik ...... 59 Röntgenbestrahlung ...... 370 Sauerwein, Wolfgang ...... 321 Röntgen-Diagnoseabteilung ...... 155 Säuglingsheim ...... 47 Röntgengesellschaft ...... 292 Säuglingspflegeschule ...... 60, 262 Röntgenhaus ...... 73,. 91 Säuglingsstation ...... 106 Röntgeninstitut ...... 74, 77, 109 Schachner, Reinhold ...... 73 Röntgenplakette der Stadt Lennep . . . 350 Schadendorf, Dirk ...... 344 Röntgenstrahlen ...... 286 Schaefer, Ulrich W ...... 338 ff ., 407 Röntgen- und Strahlenklinik ...... 169 Schäfer, Heinrich ...... 81 Rood, Jan J . van ...... 387, 388 Schara, Ulrike ...... 198 Rosendahl, Hugo ...... 278 Scharlach-Station ...... 150 Ross, John ...... 433 Schaub, B ...... 302 Rosskothenhof ...... 59, 64 Scheel, Mildred ...... 358 Röth, Alexander ...... 334 Scheiermann, Norbert ...... 454 Rotkreuz-Brosche ...... 259 Scheiper, Architekt ...... 424 Rotkreuz-Schwesternschaft ...... 256 ff . Scherer, Eberhard . . . . 169, 292, 302, 304, Rübben, Herbert ...... 309, 360, 389 318, 320, 345 Rudofsky, Gottfried ...... 211 Scherer, Ralf ...... 379 Rudolf-Virchow-Kinderklinik ...... 35 Schettler, Dietrich ...... 312 Rudolf-Virchow-Medaille ...... 182 Scheulen, Max Ernst ...... 333 Ruhenstroth-Bauer, Gerhard ...... 294 Schielabteilung ...... 248 Ruhr ...... 445, 446 Schielbehandlung ...... 221 Ruhrerkrankung ...... 56 Schielen ...... 221 Ruhrkämpfe ...... 67 Schilddrüsen-Karzinom ...... 304 Ruhrlandklinik . . . . 169, 312, 319, 406, 437 Schindler, Adolf Eduard ...... 195, 309 Ruhr-Universität . .163, 164, 181, 187, 192, 456 Schlaak, Jörg ...... 412 Rundfunkanlage ...... 145 Schlaganfallgefährdung ...... 438, 439 Ruptur ...... 376 Schlaganfall-Spezialstation ...... 254 Rüstungsanstrengungen ...... 92 Schlaganfallverbund ...... 426 Ryffel, Gerhart U ...... 348, 353 Schlegel, Karl-Friedrich ...... 311 Schlicht, Gesundheitsdezernent ...... 101 S Schloss Borbeck ...... 59 Saalbau ...... 42 Schlossmann, Arthur ...... 75 Sachverständigenbeirat Schloss Schellenberg ...... 141 für Volksgesundheit ...... 135 Schmaltz, Achim ...... 196 Sack, Horst . . . 320, 321, 322, 330, 358, 363, 421 Schmerztherapie ...... 361 Sack, Stefan ...... 419 Schmid, Kurt Werner ...... 300, 391 Salmonellosen ...... 446 Schmidt, Carl Gottfried . . . . 173, 199, 290, Salvarsanbehandlungen ...... 63 291, 293, 296, 317, 324, 333, 338, 342, 345, 346, Sandberg, Kurt ...... 301 358, 359, 360 Sanitätsdienst ...... 271 Schmieden, Heino ...... 33, 34, 35, 36, 257 Sarkome ...... 290 Schmit-Neuerburg, Klaus-Peter . . . 207, 310 547

Schmitt, Gerd ...... 315 Seziersaal ...... 179 Schmitt, Hans Georg ...... 319 SFB 102 ...... 354 Schneemann, Hubert ...... 201 SFB 354 ...... 355. Schoeppe, Wilhelm ...... 392 SFB 1412 ...... 354 Schön, Frank ...... 419 Shanghai ...... 456 Schott, Klaus ...... 226, 238 Shumway, Norman ...... 404, 407 Schreiber, Hans Ludwig ...... 397, 409 Siechenkapelle ...... 28 Schrittmacherimplantation ...... 435 Siffert, Winfried ...... 433 Schule für fast blinde Kinder ...... 129 Silberkuhlshof ...... 59 Schuler, Martin ...... 295, 326, 361 Silberteller ...... 172 Schulte Holthausen, Heinrich . . .348, 349, 353 Simultan-Transplantationen ...... 382 Schuluntersuchungsstelle ...... 68 Sitzungssaal ...... 157, 172 Schulze-Steinen, Heinrich ...... 43, 50 Skelett ...... 304 Schulz, Rainer ...... 434 Snover, D ...... 411 Schumacher, Pathologe und Radiologe . .110 Soldatenheime ...... 269 Schütte, Hans-Joachim ...... 323 solide Tumore ...... 290, 295 Schüttelreime ...... 247 Sollinger, H . W ...... 411 Schutzpatrone ...... 23. Somatostatinrezeptor-Analoga . . . . . 306 Schutzwände ...... 112 Sonderforschungsbereich Transregio 60 . . 456 Schütz, Werner ...... 164 Sondergerichtsverfahren ...... 133 Schwarzlose, Stadtverwaltung . . . . . 103 Sonnenfinsternis ...... 223 Schwechheimer, Karl ...... 301 Sonnenkoagulator ...... 239 Schweinemast ...... 59 Sparkasse Essen ...... 71 Schweinemastanstalt ...... 153 Spender ...... 383, 384 Schwerpunktbildung ...... 191 Spenderauswahl ...... 381 Schwerpunktkrankenhaus ...... 71 Spezialklinik für Unfall- und Schwesternhaus ...... 64, 88 Berufskrankheiten ...... 98 Schwesternheim ...... 264 Spitznas, Manfred ...... 241 Schwesternhelferinnen ...... 271 Split-Leber-Technik ...... 401 Schwesternschaft des Sportaktivitäten ...... 112 Deutschen Roten Kreuzes e V...... 266 SS-Röntgensturmbann ...... 109 Schwesternschülerinnenheim ...... 145 Staatsbesuch ...... 159. Schwesternwohnheime ...... 104 Staatshochbauamt ...... 210 Sciuk, Joachim ...... 305 Staatspreis des Landes Seeber, Siegfried . . . . . 295, 317, 324, 325, Nordrhein-Westfalen ...... 245 326, 333, 355, 363 Stacher, Alois ...... 330 Sehbehinderten-Schule ...... 221 Stadtamt 51 ...... 80 Sehschule ...... 221, 248 Stadtarchiv ...... 119 Selbstisolation ...... 189 Städtische Schulzahnklinik ...... 46 Selbstkontrolle ...... 409 Städtisches Grundbuchamt ...... 103 Selbstversorgung ...... 65 Städtisches Wöchnerinnenasyl ...... 29 Selbstzahlerhaus ...... 53, 73, 88 Stadtkämmerer ...... 147 Senf, Wolfgang ...... 408 Stadtverordnetenversammlung . . . . 33, 36 Seuchenbekämpfung ...... 446 Stadtverordneter ...... 48 Seuchenbetten ...... 63, 64 Stahl, Michael ...... 325 548

Stamatis, Georgios ...... 319 Studiengruppen ...... 330 Stammzellen ...... 338 Stuschke, Martin ...... 322, 330, 361 Stansfeld, A . G ...... 329 Südamerika ...... 127 Starzl, Thomas ...... 411 Sundströmm, C ...... 329 State of the Art and Future Direction Sure, Ulrich ...... 311 of Bone Marrow Transplantation, Kongress ...... 407 T Stationsbezeichnungen ...... 150 Taeger, Georg ...... 361 Stausberg, Jürgen ...... 320 Tagesklinik ...... 332 Steeler Hospital ...... 28 Tartu, Estland ...... 127 Steilmann, Klaus ...... 411 Technische Hochschule München . . . . .73 Steinkamm, Julius ...... 58, 142, 312 technisches Zentrallabor ...... 203 Steinkamm, Werner ...... 142, 312 Technische Universität München . . . . .321 Stenshofgelände ...... 251 Teilgebietsbezeichnung ...... 345 Stephan, Ulrich ...... 197 Teilleberentfernung ...... 402 sterile Plastikzelte ...... 328 Teilleberlebendspende ...... 403 Sterilisationen ...... 88 Telecaesium-Bestrahlungsgerät . . . 293, 315 Steuhl, Klaus-Peter ...... 345 Telekobalt-Gerät ...... 315 Stickstoff-Derivat ...... 286 Terboven, Josef ...... 81, 95 Stickstoff-Lost ...... 316 Teschler, Helmut ...... 319, 407 Stifterverband ...... 164 testikuläre Tumore ...... 323 Stiftung „Rheinisches Mutterhaus Theodor-Axenfeld-Preis ...... 240 vom Roten Kreuz“ ...... 48, 258 Therapieresistenz ...... 326 Stöcker, Ludwig ...... 190, 313, 379, 411 Therapieschemata ...... 333 Stoermer, Joachim ...... 196 Theresienstadt ...... 104 Stolecke, Herbert ...... 196 Thomas, Edward Donnall ...... 340 Stolke, Dietmar ...... 311,. 386 thorakale Aorta ...... 437 Storb, Rainer ...... 340 thorakale Organtransplantation . . . . 437 Strabologie ...... 248 Thoraxchirurgie ...... 312, 313 Strahlenbehandlung ...... 66, 232 Thorax- und Kardiovaskuläre Strahlenbiologie ...... 354 Chirurgie . . . . 214, 310, 421, 422, 433, 435 Strahlenbündel ...... 227 Thraenhart, Olaf ...... 454 Strahlenklinik ...... 66, 204, 289, 292, Thrombozytenkonzentrate ...... 313 293, 298, 315, 344 Thrombozytenstörungen ...... 302 Strahlenklinik der Universität zu Köln . . 320 Timmann-Braun, Dagmar ...... 254 Strahlenrisiko ...... 354 TNM-Klassifikation ...... 300 Strahlentherapie . . 170, 198, 205, 216, 289, 335 Todesdefinition ...... 385 Strahlen- und Tumorklinik ...... 204 Todesfeststellung ...... 386, 409 Strauß, Familie ...... 103 Tollwut ...... 451 Strauß, Marianne ...... 104 topographische Anatomie ...... 202 Streffer, Christian ...... 322, 350, 354, 355 Trägerschaft ...... 186, 187, 199 Streikmaßnahmen ...... 64 Transformation ...... 352, 353 Stroke Unit ...... 254 Transfusionsdienste ...... 313 Strötges, Wilhelm ...... 304 Transfusionsmedizin . . . 210, 307, 389, 401 Studiendekan ...... 188 Transkatheter-Klappenimplantation . . 438 549

Transplantatabstoßung ...... 376 Tumorprogression ...... 352 Transplantatempfänger ...... 392 Tumorregister ...... 320 Transplantatfunktionszeit ...... 373 tumorselektive dosisgesteigerte Transplantation . . . 199, 307, 338, 376, 378, Strahlentherapie ...... 323 381, 382, 383, 387, 392, 398, 449 Tumortherapie ...... 298 Transplantation, allogen ...... 337 Tumor- und Transplantationsaktivität ...... 339 Strahlenklinik ...... 170, 288, 289, 293 Transplantationsgesetz (TPG) . . . . 397, 410 Tumorzentren ...... 358 Transplantationsimmunologie . . . . . 454 Turnübungen ...... 116 Transplantationskodex ...... 409 Typhus ...... 56, 445, 446 Transplantationspathologie ...... 391 Transplantationsprogramme . . . .437, 450 U Transplantationszentrale ...... 396 Überstunden ...... 115 Transplantationszentrum ...... 367 Ullerich, Klaus ...... 244 Transplantatschädigung ...... 413 Ullrich, Otto ...... 90, 101 Transplantatversagen ...... 401 Ullrich-Turner-Syndrom ...... 90 Transplantierte ...... 372 Ulrich, Renate ...... 424 Trenn, Guido ...... 331 Ultraschall-Diagnostik (Sonographie) . . 304 Trikuspidalklappe ...... 438 Unfallchirurgie . . . . .207, 210, 298, 310, 456 Troidl, Hans ...... 403 Universität Bonn ...... 310 Tropenmedizinisches Institut ...... 120 Universität Duisburg-Essen ...... 189 Troschke, von, DRK-Generaloberin . . . . 279 Universität Düsseldorf ...... 308 Trümmerschutt ...... 147 Universität-Gesamthochschule- Tu, Anna ...... 329 Essen ...... 185, 187, 207 Tuberkelbazillen ...... 444 Universität Kiel ...... 50 Tuberkulose ...... 143, 177, 444, 446 Universität Königsberg ...... 49 Tuberkulosebaracken ...... 99 Universität Mainz ...... 326 Tuberkulose-Diagnostik ...... 307 Universitätsklinikum ...... 184 ff . Tuberkulosekranke ...... 99 Universität zu Köln ...... 48 Tuberkulose-Pavillon ...... 169 University of Chicago ...... 436 Tuberkulose-Station . . . . .64, 88, 106, 142, Unnik, J . A . M . van ...... 329 145, 262 Unterernährung ...... 147 Tuberkulostatika ...... 177 Untergrund ...... 104 Tübingen ...... 349, 351, 401 Unterrichtsbeginn ...... 165. Tumorambulanz-Gebäude ...... 216 Uppenkamp, Michael ...... 331 Tumorausdehnung ...... 307 Urologie ...... 204, 298, 309, 319, 421 Tumorbiobank ...... 309 Tumorchirurgie ...... 191 V Tumordiagnostik ...... 298 Vanhoefer, Udo ...... 325 Tumore des skeletomuskulären Vaterländischer Frauenverein Frankfurt . 45 Systems ...... 310 Vaterländischer Frauenverein Tumorerkrankungen ...... 287 vom Roten Kreuz ...... 257, 266 Tumorklassifikationen ...... 300 Vatteroth, Karl ...... 128 Tumorklinik . . . . . 287, 288, 289, 293, 295 Verband Deutscher Krankenpflege Tumorkonferenzen ...... 318 vom Roten Kreuz ...... 259 550

Verband Deutscher Mutterhäuser Weichteil- und Osteosarkome ...... 323 vom Roten Kreuz ...... 265, 276 Weihnachtsfeier ...... 97, 112 Verbrennungs- und Desinfektionshaus . . 43 Weiler, Günter ...... 200 Verein zur Bekämpfung Weissmann, Gerald ...... 294 der Volkskrankheiten ...... 66, 445 Weller, Hannah ...... 274, 276 Verein zur Errichtung von Welt am Sonntag ...... 208 Volksheilstätten für Lungenkranke . . 169 Weltkongress der Augenärzte ...... 241 Verpflegungsgemeinschaften ...... 272 Werder, Christa ...... 363 Versailler Vertrag ...... 262 Werkshage, Friedrich ...... 210 Versorgungsgebäude ...... 158 Werner, Mario ...... 194 Versorgungskrankenhaus ...... 86 Wessing, Achim K . H ...... 240, 241, 345 Verteilungsgerechtigkeit ...... 385 Westdeutsches Herzzentrum Vertragszahnarzt ...... 142 Essen . . . . . 214, 416, 426, 428, 436, 439 Verwaltungsdirektoren ...... 463. ff . Westdeutsches Kopfschmerz-Zentrum . 254 Verwaltungsgebäude . . . . . 41, 51, 62, 114, Westdeutsches Protonentherapiezentrum 144, 157, 172 Essen (WPE) ...... 215, 323 Vierjahresplan ...... 87, 92 Westdeutsches Tumorzentrum Essen . . 198 Virologie . 216, 306, 339, 390, 451, 454, 455, 456 Westdeutsches Tumorzentrum e .V . . . . 309 Virusforschung ...... 448 Westdeutsches Tumorzentrum Virushülle ...... 453 (WTZ) ...... 318, 358, 359, 360, 361, 363 Vogel, Martin ...... 241 Westendorf, Astrid ...... 451 Vogt, Oskar ...... 174 Westfälische Wilhelms-Universität Voit, Thomas ...... 197 Münster ...... 164, 187, 328 Volbracht, Lothar ...... 194, 302 Westfront ...... 260 Volkszählung ...... 27. Wetzig, Paul C ...... 242 Volontärärzte ...... 83 White, Philip Bruce ...... 447 von-Graefe-Medaille ...... 245 WHO Collaborating Center ...... 451 von-Graefe-Preis ...... 244 Wiederanlegungs-Operationen . . . . . 238 von-Hippel-Lindau-Syndrom ...... 232 Wiederaufbau ...... 138 ff ., 275 Voragine, Thomas de ...... 365 Wiederaufrüstung ...... 82 Vorstand ...... 188 Wiederbelebungsmaßnahmen . . . . . 386 Wiedereinbürgerung ...... 130 W Wiedergutmachung ...... 276 Währungsreform ...... 66, 138 ff ,. 142, 177 Wiedervereinigung ...... 410 Waldbreitbach ...... 277 Wilde, Hautarzt ...... 97 Waldorf Astoria ...... 242 Wilke, Arthur ...... 66, 68, 110, 114, 115, Walz, Martin K ...... 314, 411 118, 144, 177, 299 Wartelistenführung ...... 397 Wilke, Hansjochen ...... 325 Waschküche ...... 41 Willecke, Klaus ...... 349, 352 Wasserleitung ...... 116 Wingen, Anna-Margarete . . . .196, 382, 414 Wasserwerk ...... 98 Wirtschaftsdepression ...... 77 Waubke, Theodor N ...... 240, 241, 345 Wirtschaftskrise ...... 77 WAZ ...... 427 Wisotzky, Klaus ...... 79, 518 Wehrdienst ...... 118 Wissenschaftsrat . 160,. 163, 165, 180, 199, 342 Wehrmacht ...... 113, 117 Witten-Herdecke ...... 432 551

Wöchnerinnenasyl ...... 50 Zeche Zollverein ...... 304 Wöchnerinnenheim ...... 47 Zehnjahresplan ...... 87 Wohlfahrtsamt ...... 85 Zeitgeist ...... 194 Wohlfahrtspatienten ...... 86 Zellbiologie ...... 351 Wohlfahrtspflege ...... 262 Zellproliferation ...... 352 Wohnraum am Klinikgelände ...... 139 Zellseparator ...... 313 Wohnungsnot ...... 147 Zentrales Tierlaboratorium ...... 203 Wolff, Eberhard ...... 187, 278, 332, 394 Zentralinstitut für Röntgendiagnostik . . 204 Wolff, Friedrich ...... 161, 166, 172 Zentrallabor ...... 194, 215, 302 Wolff, H .P ...... 294 Zentralregister ...... 387, 393 World Health Organization (WHO) . . . .331 Zentrum ...... 367 Wotzke, Karl ...... 43 Zentrumspartei ...... 135 WTZ-Ambulanz ...... 216, 347 Zentrumsstruktur ...... 196 WTZ-Forschungspreis ...... 360 Zerkowski, Hans-Reinhard ...... 404 Wuhan, China ...... 357. Zielplankonferenz ...... 171 Wuppertal ...... 31 Ziemann, Wolfgang ...... 429 Wurstfabrik ...... 59 Zindler, Martin ...... 190 Zivilbevölkerung ...... 106 X ziviler Luftschutz ...... 96 Xenon-Hochdruck-Lampe ...... 228, 229 Zöller, Oswald ...... 322 X-Geschlechtschromosom ...... 90 Zwangsentjudung ...... 103 Zwangssterilisation ...... 79, 88, 119 Y Zweigert, Erich ...... 29, 35 Yacoub, Maghdi ...... 404 Zweiter Weltkrieg ...... 80, 189, 265 Yserentant, Therese ...... 424 Zweittumore ...... 336 Zyklotron ...... 315 Z Zytostatika ...... 316, 324 Zahnärztliche Abteilung ...... 58 Zytostatika-Behandlung ...... 317 Zahnklinik ...... 141 zytostatische Hochdosisbehandlung . . 336 Wir danken der Firma Steigerwald für die freundliche Unterstützung dieses Buchprojektes .