Urkunden, Vorgeschichte, Vechte 1
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1 Urkunden, Vorgeschichte, Vechte 1 Die ersten Urkunden von 1209-1664 Gerrit Jan Beuker 1209 Scheerhorn Von allen Orten der Gemeinde Hoogstede ist als erster der Name Scheerhorn schriftlich festgehalten. Er findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1209, in der Graf Baldwin von Bentheim dem Kloster Wietmarschen „die Be- sitzungen … in Scherehorne“ überträgt. In der Rückschrift der Urkunde wird deutlich, dass es hier um „Hertgherinc to Scheerhoern“ geht, heute Hatger. Das Kloster hat dieses Erbe von dem gräflichen Ministerialen (eine Art un- freier gräflicher Verwaltungsbeamter, später niederer Adel, gjb) Rudolf von Ringe gekauft. Das Kloster heißt zu der Zeit „Sancte Marien- Ortsteil Arkel finden Foto der Urkunde rothe“. Der Graf, der keinen Erben hat, über- sich dazu Erläuterungen von 1209 gibt den Besitz in Scheerhorn für immer dem von Ludwig Edel aus Kloster. Harm Kuiper war es, der 2005 über dem Jahr 1954. das Heft Wilhelm Kohl „Regesten aus dem Ar- Danach folgen chiv des Klosters und Stiftes Wietmarschen“ in diesem Kapitel (Nordhorn 1973, S. 8) auf diese Urkunde auf- in zeitlicher merksam machte. (Signatur I Nr. 29, Druck: Reihenfolge die Inv.Nichtstaaatl.Arch S. 254, Nr. 12) R: Ersterwähnung der anderen Hertgherinc to Scheerhoern. – Nr. 6 – L. 2. Ortsteile in verschiedenen Heute trägt diese Urkunde die Nummer 11 und Urkunden und Unterlagen, liegt im Bestand I (Wietmarschen) des Fürst- soweit sie uns bekannt lich Bentheimischen Archivs. geworden sind, sowie Dr. Heinrich Voort erinnerte uns an die Ur- Beiträge von Albert Rötterink über die Vech- kunden, die Albert Rötterink 1970 in der teschifffahrt, von Eckhard Woide über ar- „Chronik der Gemeinde Emlichheim“ veröf- chäologische Funde und von Dr. Heinrich fentlicht hat. Sie handeln über den Verkauf Voort über Grundherrschaft und Hörigkeit. und Rückkauf der Herrlichkeit Emlichheim an Gottfried von Borckelo beziehungsweise die Herren von Gramsbergen in 1324 bezie- hungsweise 1440. Diese Urkunden sind in alter und heutiger Sprache größtenteils auf- genommen. Hoogstede ist hier 1324 erstmals erwähnt als „Honsteden“. Im Beitrag über den 24 DIE ERSTEN URKUNDEN VON 1209-1664 Urkunde 1209. Übersetzter und lateinischer Text In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Quoniam hominum memoria fragilis est et Heiligen Geistes. Weil die Erinnerung der rerum turbini non sufficit, Menschen zerbrechlich ist und dem Wirbel der quoniam etiam generatio preterit et ge- Geschehnisse nicht gewachsen ist, weil eine neratio supervenit, Generation vergeht und eine andere hinzutritt, ea, que aput homines variis ex causis (und weil) diejenigen Dinge, die bei den contrahendo geruntur, nonnumque veni- Menschen aus verschiedenen Gründen durch unt in oblivionem et per maliciam eorum, einen Vertragsabschluss geregelt werden müs- qui libenter alios circumvenire volunt, de- sen, manchmal in Vergessenheit geraten oder ducuntur in questionem, durch die Bosheit derer, die andere gerne täu- contra quem morbum litterarum pro- schen wollen, in Frage gestellt werden, (und vide statutum est remedium, ut per litte- weil) gegen diese Krankheit vorsorglich das ras memoria repetatur et malignantium Heilmittel der Urkunden geschaffen worden cavillationibus occurratur, ist damit durch Urkunden die Erinnerung wie- Presentis igitur et subsequentis etatis der lebendig wird und den törichten Reden der hominibus attestatione huius pagine le- Böswilligen begegnet wird; gentibus vel audientibus ego Baldwinus (deshalb) möchte ich, Baldwinus Graf von comes de Benethem notum esse desidero, Bentheim, dass den Menschen von heute und quod Rudulfus de Ringe ministerialis den Menschen der kommenden Zeit, die diese meus bona, que a me habuit in Schere- Urkunde lesen oder hören werden, bekannt ist, horne cum omnibus sibi attinentibus in dass Rudulfus von Ringe, mein Diener, manus meas omnino resignavit acceptis (ministerialis = unfreier Diener) die Besitzun- XXXVI marcis a cenobio sororum, quod gen, die er von mir in Scherehorne gehabt hat, dicitur Sanctemarienrothe, priore eiusdem mit allem Zubehör (oder: was ihm zusteht). cenobii Widekino mediante, ganz und gar in meine Hände zurückgegeben et ego eadem bona, cum mea essent hat, nachdem er 36 Mark von dem Schwes - propria et nullum haberem heredem, cuius ternkloster, das Sanctemarienrothe genannt consensum ad hoc requirere deberem, wird, empfangen hat unter Vermittlung des prefato cenobio in perpetuum contradidi, Priors dieses Klosters Widekinus, und ich diese meamqne traditionem, Besitzungen, da sie mein Eigentum sind und ut fortius habeat firmamentum, litteris ich keinen Erben habe, dessen Einverständnis presentis cyrografi muniri et testium no- ich dazu einholen müsste, für immer dem vor- mina feci subscribi. genannten Kloster übergeben habe; und ich Testes hii sunt: Rudolfus Pinguis, Si- habe veranlasst, dass diese Übergabe, damit gerus, Godeschalcus advocatus, Fritheri- sie eine stärkere Bestätigung hat, durch die cus et frater eius Herpo, Everhardus de Urkunde mit vorliegendem Duplikat (wörtlich: Quenethorp, Nicolaus de Turri, Magnus, „durch die Urkunde des vorliegendem Cyro- Eilardus et Hunoldus frater suus, Wilhel- graphs“) bestätigt wird, und dass die Namen mus de Walle, Bernhardus Hert, Hernest der Zeugen hierunter geschrieben werden. de Wengensele et alii quam plures. Actum Diese Zeugen sind Rudolfus Pinguis, Sige- anno incarnationis MCCVllll. rus, Godeschalcus Advokat, Frithericus und sein Bruder Herpo, Everhardus von Quenet- Das Dokument aus: Inventare der nichtstaatlichen horp, Nicolaus de Turri, Magnus, Eilardus und Archive des Kreises Steinfurt von L. Schmitz-Kallenberg (Inv. der nichtstaatlichen Archive Westfalens Reg. Bez. Hunoldus, sein Bruder, Wilhelmus de Walle, Münster) Münster 1907, (Band 1, Heft IV) Bernhardus Hert, Hernest de Wengensele und Übersetzung und Abschrift: Pastor Diddo Wiarda, Neuenhaus, im Januar 2007 mehrere andere (Zeugen). Verhandelt im Jahre 1209 der Fleischwerdung (Christi). 25 1 URKUNDEN, VORGESCHICHTE, VECHTE 1324 Honsteden, Arkel und Tinholt Im Jahre 1324 (4), am 6. März, verkaufte Graf „Wy Johann eyn Edelman Greve van Bent- Johannes II. von Bentheim das Gericht Em- hem, Vor Mechttold Grevinne unse echte lichheim sowie verschiedene Güter in dem wijf, her Boldewijn unse broder, Symon, Kirchspiele als Lehen an Gottfried von Bor - Otto, Johann, Hazeke, Tale, Lise unse Kin- ckelo. Die Verkaufsurkunde (vom 06.03.1324) der, unde alle unse rechte erfgenamen, lautet aus: Jungius, Cod. Dipl., S. 106 (zitiert doen kundig allen den die dezen ieghen- nach Rötterink 1970, 11): werdigen brief sehet ofte horet lesen, dar „Wir Johann Edelmann Graf von Bentheim, wy eindrechtlike unde mit einen menen für Gräfin Mechttold, unsere Ehefrau, Herrn willen hebben verkoft unde upgelaten voer Boldewijn, unseren Bruder, Symon, Otto, Jo- unsen borggraven to Benthem hann, Hazeke, Tale, Liese, unsere Kinder, und unsen hof to Arkelo, dat hues to alle unsere gesetzlichen Erben, verkünden Wer nerinck to Honsteden, dat hues to alle, die diesen ?eigenwertigen? Brief sehen Anebrocke, dat hues to Herverding oder verlesen bekommen, dass wir einträch- mit aller Slachter nutt, also deye gued tig und mit einer Meinung wollen verkauft gelegen sind, alse mit torve mit twige mit haben und aufgelassen für unseren Burggra- vischerye, mit schwanen vlote, alse van fen zu Bentheim Börgerhorde voort up, also dat gerichte unseren Hof zu Arkel, das Haus Wernerinck van Emlichem geht, unde deze vorgenöm- (Warmer) zu Honsteden (Hoogstede), das den goede gewaeret syn, in dem Oster- haus (H)anebrocke, das Haus zu Herverding wolde und in dem Tinholte mit allen ?rechten?, die auf dem Gut gele- Tinholte, also alse sie gewaerd hebbet ge- gen sind, also mit Torf und Zweigen, mit Fi- wesen van oldes, vortmeer dat Kreppes scherei, Schwanenhaltung wie sie von .??.., Kote unde Rutkote met all eren rechte, das Gericht Emlichheim geht, und diese vor- also alse sie van oldes hebbet gewesen, genannten Güter gewährt sind, in dem Oster- unse unde unser older vorderen, all dit walde und in dem Tinholte vorgesegede goed mit torve mit twige mit Tinholte, wie sie von alters her gewährt worden wateren, mit weyde unde mit aller sind, weiterhin dass Kroppes Kotten (Krop- Schlachter nutt, also als idt gelegen is, schott) und Rutkote (Völker Arkel) mit all unde alle unse theinden tho Scherhorne, ihren Rechten, groff unde finall, so wie sie von alters her gewesen sind für also alse sie uns unde unsern Altvor- uns und unsere Altvorderen; all dieses vorge- deren thobehorden, unde dit vorgesegede nannte Gut mit Torf und Zweig, mit Wasser, goede verkofft hebbet GODEVREDE van Weide und mit allen Schlachtrechten, so wie BORCKELO, Liesen siner echten frawen, dies gelegen ist, und alle unsere Zehnten zu unde eren rechten erffgenamen mit torve, Scheerhorn, grob und schmal, mit twige mit watere mit weyde mit lui- so wie sie unseren Altvorderen gehörten, den unde mit aller Schlachter nutt, also und dieses genannte Gut verkauft haben (an) alse hiere vorgeschreven is, Godevrede von Borckelo, Liesen, seiner Ehe- vor eyn recht vry eigen guedt ewelike frau und ihren gesetzlichen Erben mit Torf, unde erfflike to besittene, dat gelegen is in mit Zweig, mit Wasser, mit Weide, mit Men- den Kerspel the Emlichem, schen und allen Schlachtrechten, wie hier vortmer alle unse enckelde luide de wy oben beschrieben, nu hebbet to Emlichem die dar uth dem für ein recht frei eigen Gut ewiglich und Kerspel geboren sindt, sie sindt wer sie erblich zu besitzen, das gelegen ist im Kirch- sindt, uthgesproken